4.3 Elektrotechnische Systeme - Europa

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4.3 Elektrotechnische Systeme
4.3
Elektrotechnische Systeme
Nach dem Durcharbeiten dieses Abschnitts werden Sie in der Lage sein,
▪▪ e
in komplexes elektrotechnisches System zu
analysieren und dessen Aufbau und Funktionsweise zu erläutern.
▪▪ d
en Aufbau und die grundsätzliche Funktionsweise von Elektromotoren, Akkumulatoren und
deren Steuerungselektronik zu beschreiben.
Die Elektro- und Informationstechnik ist in allen
Bereichen des täglichen Lebens gegenwärtig.
Ohne Elektrizität funktioniert kein Haushaltsgerät
mehr, kein Computer, Tablet oder Smartphone,
kein Flugzeug und kein Auto. Auch die Fertigung
in den Fabriken würde ohne elektrischen Strom
stillstehen und jede Wohnung wäre kalt und
dunkel.
Vorgehensweise
Da wir in diesem Buch nicht alle elektrotechnischen
Systeme analysieren können, wird die Untersuchung exemplarisch an einigen konkreten Beispielen durchgeführt. Wie in der Technik üblich, gehen
wir dabei strukturiert und systematisch vor, so dass
Sie diese Vorgehensweise auf nahezu jedes andere
technische System übertragen können.
295
▪▪ G
lühlampen sind im Betrieb sehr heiß, denn
mehr als 90 % der zugeführten elektrischen
Energie werden nicht in Licht, sondern in
Wärme umgewandelt.
▪▪ D
ie Leuchtwirkung des elektrischen Stroms ist
bei der Glühlampe offensichtlich, obwohl weniger als 10 % der zugeführten elektrischen Energie in Strahlungsenergie umgewandelt werden.
Sie sind als Leuchtmittel also sehr ineffektiv.
Das ist der Grund, warum Standard-Glühlampen in der EU seit 2012 nicht mehr verkauft
werden dürfen.
▪▪ D
ie magnetische Wirkung des elektrischen
Stroms lässt sich beobachten, wenn man in die
Nähe einer eingeschalteten Glühlampe einen
Magneten hält. Der Glühwendel beginnt dann
heftig zu schwingen, was bei ausgeschalteter Lampe nicht der Fall ist. Daraus kann man
schließen, dass die magnetische Wirkung durch
den elektrischen Strom verursacht wird.
Die chemische Wirkung des elektrischen Stromes
wird u. a. in Akkumulatoren genutzt, z. B. in einem Blei-Akkumulator (Bild 2). Bei der Beschreibung der Funktionsweise eines Akkus, muss man
zwei Betriebsfälle unterscheiden:
Trotz der Vielfalt der Anwendungen beruht die
Funktionsweise aller elektrotechnischen Systeme
auf wenigen Wirkungen des elektrischen Stroms.
Wirkungen des elektrischen Stroms
Man unterscheidet im Wesentlichen vier technische Wirkungen des elektrischen Stromes. Auf
diese lässt sich die Funktionsweise aller elektrotechnischen Systeme zurückführen. Die fünfte
Wirkung des elektrischen Stroms ist die physiologische Wirkung und bedeutet, dass der elektrische
Strom für den Menschen und andere Lebewesen
gefährlich ist.
▪▪ Wärmewirkung
▪▪ Leuchtwirkung
Bild 1: Glühlampe
Laden
Entladen
I
▪▪ Magnetische Wirkung
G
I
Altgriechisch von φύσις = phýsis, deutsch ‚Natur‘
und λόγος = lógos, deutsch ‚Lehre‘. Die Lehre von den physikalischen und biochemischen Vorgängen in den Zellen und
Organen von Lebewesen.
1Physiologie:
I
H+
PbO2
An einer mit Wechselstrom betriebenen gewöhnlichen Glühlampe (Bild 1) kann man die ersten drei
Stromwirkungen an einem Beispiel beobachten.
Auflösung
PbSO4
▪▪ Physiologische1 Wirkung
PbSO4
▪▪ Chemische Wirkung
verdünnte
Schwefelsäure
Bleisulfat
H+
I
SO4
Pb
4.3.1
verdünnte
Schwefelsäure
Elektrolyt
Bleioxid
Pb: Blei, PbO2: Bleidioxid, PbSO4: Bleisulfat
Bild 2: Chemische Prozesse im Bleiakkumulator
Blei
296
4 Elektrotechnik
▪▪ Aufladevorgang:
Durch Zufuhr von elektrischer Energie wird der
Ladevorgang in Gang gesetzt:
2 PbSO4 + 2 H2O
→
Pb + 2 H2SO4 + PbO2
▪▪ Entladevorgang:
Schließt man an die beiden Pole des aufgeladenen Blei-Akkus einen Verbraucher an, so findet
ein Stromfluss statt und der Entladevorgang
beginnt:
Pb + 2 H2SO4 + PbO2
→
2 PbSO4 + 2 H2O
Die physiologische Wirkung des elektrischen
Stroms spürt der Mensch schon bei sehr geringen Stromstärken. Wechselströme im Bereich der
Netzfrequenz sind schon ab Stromstärken von
0,5 mA spürbar, ab 10 mA werden sie gefährlich
und können für Kinder unter Umständen bereits
tödlich sein. Gleichströme sind ab 2 mA spürbar
und werden ab 25 mA gefährlich.
Die in Tabelle 1 genannten Werte gelten nur,
wenn sich der Strom über den gesamten Körper
verteilt und sich nicht auf den Herzmuskel konzentriert. Bei Strömen, die direkt auf den Herzmuskel
wirken, können bereits sehr viel geringere Stromstärken Herzkammerflimmern auslösen.
Besondere Vorsicht ist bei Hochspannungen geboten, denn bei diesen kann es ohne direkte Berührung bereits zu Überschlägen und damit zu
tödlichen Stromschlägen kommen.
Alles verstanden?
1. G
eben Sie alle Wirkungen des elektrischen
Stroms wieder!
2. B
eschreiben Sie, was man unter den physiologischen Wirkungen des elektrischen Stroms versteht!
Arbeitsauftrag
1. Auch in klassischen Automobilen mit Otto- oder
Dieselantrieb sind viele elektrische Systeme im
Einsatz. Stellen Sie für alle technischen Wirkungen
des elektrischen Stroms Anwendungsbeispiele
aus diesem Bereich zusammen!
4.3.2Elektrotechnisches System E-Bike
oder Pedelec
Elektromobilität ist eines der großen technischen
Themen unserer Zeit und wird es sicher auch noch
in der ganzen Dekade der 2020 Jahre sein. Die
Bundesregierung hat für die BRD das Ziel vorgegeben, bis zum Jahr 2020 eine Million Elektro-Kfz
auf die Straße zu bringen. Bereits im Jahr 2016 ist
deutlich erkennbar, dass dieses Ziel klar verfehlt
werden wird. Die Technik ist hochkomplex und ein
Elektro-Kfz mit absoluter Alltagstauglichkeit zu
entwickeln ist auch für deutsche Ingenieure eine
riesige Herausforderung.
In einem anderen Bereich des Verkehrswesens
ist die Elektromobilität jedoch bereits weit fortgeschritten. Im Jahr 2005 begann nämlich, durch das
Aufkommen des Lithium-Ionen-Akkumulators begünstigt, ein bis heute ungebrochener Verkaufsboom einer neuen Art von Elektro-Fahrrädern,
nämlich von Pedelecs (Bild 1 folgende Seite).
Allein im Jahr 2015 wurden in Deutschland
520 000 Stück verkauft und die Tendenz ist weiterhin stark steigend.
In diesem Kapitel werden Aufbau und Funktionsweise dieses technischen Systems und seiner
Komponenten schrittweise untersucht. Das Pedelec ist aus mehreren Gründen ein ideales Beispiel
für ein modernes und komplexes elektrotechnisches System. Zum einen, weil es als Nahverkehrsmittel voll im Trend liegt, zum anderen, weil
Tabelle 1: Stromstärken und ihre physiologischen Wirkungen
Stromstärke in mA
Dauer in ms
Physiologische Auswirkungen
< 0,5
beliebig lange
Wahrnehmbarkeitsschwelle:
Unter diesem Wert sind elektrische Wechselströme für den
Menschen nicht wahrnehmbar.
< 10
≤ 2 000
< 200
≤ 10
≤ 100
> 500
≤ 1 000
< 200
> 100
> 500
> 1 000
< 200
Es treten im Allgemeinen keine pathophysiologischen
Wirkungen auf.
Starke unwillkürliche Muskelreaktionen, welche zu dauerhaften Schäden führen können.
Zusätzlich zu starken unwillkürlichen Muskelreaktionen
kann Herzkammerflimmern auftreten.
4.3 Elektrotechnische Systeme
297
in diesem unscheinbaren Gerät modernste Technik aus verschiedenen Bereichen der Elektrotechnik vereinigt ist. Man findet High-Tech-Komponenten aus folgenden Bereichen:
▪▪ Motortechnik
▪▪ Akkumulatortechnik
▪▪ Steuerungs- und Regelungstechnik
▪▪ Sensortechnik
Varianten des Pedelec
Grundsätzlich gibt es drei verschiedene Stellen,
an denen der Motor des Pedelecs platziert werden
kann. Zwar hat sich im Laufe der Entwicklung der
Tretlagermotor bei vielen Herstellern durchgesetzt,
aber auch die Nabenmotoren haben bestimmte
Vorteile. In Tabelle 1 sind Vor- und Nachteile der
verschiedenen Bauformen gegenübergestellt.
▪▪ Digitale und Analoge Schaltungstechnik
Der Begriff Pedelec ist ein Schachtelwort für Pedal-Electric-Cycle und bezeichnet ein Elektrofahrrad, bei dem der Fahrer von einem Elektroantrieb
nur dann unterstützt wird, wenn er gleichzeitig
auch selbst in die Pedale tritt. In der BRD gelten
folgende Bestimmungen:
▪▪ N
ormale Pedelecs: Die Motorunterstützung
muss bei 25 km/h abgeschaltet werden.
▪▪ S
-Pedelecs: Die Motorunterstützung muss bei
40 km/h abgeschaltet werden. Sie benötigen
allerdings wie Mofas ein Versicherungskennzeichen.
Bild 1: High-Tech-Pedelec – Neox-Crosser
Tabelle 1: Vor- und Nachteile der verschiedenen Bauformen
Motortyp
Nabenmotor
im Vorderrad
Vorteile
•
•
•
•
•
•
Einfachste und kostengünstigste Variante
Nachrüstung ist bei fast jedem Fahrrad möglich
Rücktrittbremse möglich
Einfaches ausbauen der Räder möglich
Vorteilhafte Gewichtsverteilung
Rekuperation möglich
Rekuperation bedeutet:
Der Motor wird auf Generatorbetrieb umgeschaltet, das Pedelec wird gebremst und der Akku aufgeladen.
Nachteile
• L
enkung wird durch Zusatzgewicht negativ
beeinflusst
• Schlechtere Kraftübertragung, wg.
geringerem Gewicht auf dem Vorderrad
• Fahrverhalten ist ungewohnt, da Motor das
Rad zieht
• Längere Kabelwege nötig
Kein Nabendynamo möglich
• Starke mechanische Belastung der Fahrradgabel
Nabenmotor
im Hinterrad
• G
ute Traktion, wg. höherem Gewicht auf der
Hinterachse
• Hohe Fahrsicherheit
• Keine Zusatzlast an der Kette, da die Leistung
am Hinterrad produziert wird
• Nabendynamo im Vorderrad möglich
• Problemloser Vorderradwechsel möglich
• Rekuperation möglich
• Hinterradausbau umständlich
• Hecklastig, wenn sich auch der Akku im
Heckbereich befindet
• Keine Rücktrittbremse möglich
• Störungsanfälliger, wg. aufwändiger
Kabelverlegungen und Steckverbindungen
Mittelmotor
am Tretlager
• Kompaktere Bauweise möglich
• Nur ein Kabel zur Bedieneinheit am Lenker
notwendig
• Art der Schaltung an der Hinterachse ist frei
wählbar
• Beide Räder leicht auszubauen
• Tiefer Schwerpunkt und gute Gewichtsverteilung
• Gutes und sicheres Fahrgefühl
• Nabendynamo möglich
• H
oher Kettenverschleiß, wg. höherer
Belastungen
• Kette und Ritzel müssen öfter gewechselt
werden
• Höhere Kosten, da keine Standardrahmen
verwendet werden können
• Keine Rekuperation möglich
298
4 Elektrotechnik
Analyse des Gesamtsystems Pedelec
geübte Drehmoment, die Motordrehzahl und die
Geschwindigkeit gemessen werden. Der Controller ist, obwohl bis auf das Display und die Bedieneinheit im Motor integriert, dennoch ein eigenständiges Subsystem und wird deshalb auch als
solches gezeichnet.
Das Gesamtsystem Pedelec lässt sich als Energiewandlungssystem mit zwei Eingängen darstellen
(Bild 1). Die kinetische Energie Ekin1 wird dem System von dem Fahrer über die Tretkurbel zugeführt
und die elektrische Energie Eel wird vom Akku in
das System eingespeist. Am Systemausgang liegt
die kinetische Energie Ekin2 vor und unter Umständen kommt noch die potentielle Energie Epot hinzu, wenn es sich um eine Bergauffahrt handelt.
Stellt man das Gesamtsystem mit seinen Subsystemen dar, so ergibt sich vereinfacht folgendes
Blockschaltbild (Bild 3):
Die Darstellung des Systems Pedelec als BlackBox genügt für die Untersuchung der elektrotechnischen Komponenten des Systems jedoch nicht.
Es ist daher erforderlich, dass System in seine
Subsysteme zu zerlegen.
Eel
Technisches
System
Pedelec
Ekin1
Die Analyse ergibt, dass in jedem Pedelec insgesamt drei elektrotechnische Komponenten vorhanden sind, nämlich folgende:
Ekin2 (evtl. + Epot)
Bild 1:Allgemeine Darstellung des technischen
Systems Pedelec als Black-Box
▪▪ Akkumulator
▪▪ Motor
▪▪ Controller oder Steuerungseinheit
Die drei verschiedenen Komponenten lassen sich
am besten an einem Pedelec mit Nabenmotor
sichtbar machen (Bild 2). An dem betrachteten
Bausatz sitzt der Motor auf der Nabe des Hinterrads und bildet somit mit diesem eine Einheit. Der
Akku ist die zweite deutlich sichtbare Komponente, die auch ein beträchtliches Gewicht aufweist.
Die gesamte Elektronik des Controllers und auch
alle notwendigen Sensoren sind im Nabenmotor
integriert, nur die Anzeige und die Bedieneinheit
sind am Lenker befestigt.
Nabenmotor
Akkumulator
Display des
Controllers
Zur einwandfreien Funktion des Systems sind eine
ganze Reihe von Sensoren notwendig. Unter anderem muss das vom Fahrer auf die Kurbel aus-
Bild 2:Elektrische Komponenten eines PedelecBausatzes von BionX
E el
Akkumulator
U2
U1
Motor mit
Hinterrad
Controller
Anzeige
E kin1
M D (vom Sensor)
Tretkurbel
E kin2
Energiefluss
Bild 3: Technisches System Pedelec mit Subsystemen
Kette
Informationsfluss
E kin3
E kin4
(Epot)
4.3 Elektrotechnische Systeme
Erläuterung des System-Blockschaltbildes:
Bei Beginn einer Fahrt ist der Akkumulator vollgeladen und vom Netz getrennt, ihm wird also keine elektrische Energie zugeführt. Nur der Fahrer
führt von außen über die Tretkurbel dem System
die kinetische Energie Ekin1 zu und wählt an der
Bedieneinheit am Lenker die gewünschte Unterstützungsstufe U1. Der Controller erhält vom
Drehmomentsensor im Motor das aktuell vom
Fahrer eingespeiste Drehmoment MD und berechnet aus den Größen MD und U1 sowie der aktuellen Geschwindigkeit v das Signal U2, das dem Motor mitteilt, welche zusätzliche kinetische Energie
er liefern muss. Die dazu notwendige elektrische
Energie erhält der Motor vom Akku. Die Summe
aus Motorenergie und der Energie Ekin3 ergibt
schließlich die Nutzenergie Ekin4 plus den potentiellen Energiegewinn bei einer Bergfahrt. Auch
der Ladezustand des Akkus und weitere wichtige
Parameter werden vom Controller überwacht und
gesteuert.
Alles verstanden?
1. N
ennen Sie die Hauptfunktion des technischen
Systems Pedelec!
2. B
egründen Sie, warum sich der Tretlagermotor
weitestgehend durchgesetzt hat!
3. G
eben Sie an, wie viele elektrotechnische Subsysteme das System Pedelec beinhaltet!
4. E
rläutern Sie die Aufgabe des Subsystems „Controller“!
5. E
rklären Sie, warum der Akkumulator im Blockschaltbild keine Eingangsgröße besitzt!
In den folgenden Abschnitten werden der Reihe
nach die verschiedenen Komponenten eines Pedelecs untersucht, ihr Aufbau beschrieben und
ihre Funktionsweise erläutert.
299
Wirkung des elektrischen Stromes, die schon im
Jahr 1819 von dem Dänen Hans Christian Oerstedt
experimentell nachgewiesen wurde (Bild 1).
Auf einen stromdurchflossenen Leiter in einem Magnetfeld wirkt eine Kraft, deren Richtung senkrecht
zum Magnetfeld und senkrecht zum Leiter zeigt
(Bild 1).
Die Richtung der Ablenkkraft hängt einerseits von
der Stromrichtung im Leiter und andererseits von
der Richtung des Magnetfeldes, dem Polfeld ab.
Betrachtet man zunächst nur das Polfeld, so erkennt man ein homogenes Magnetfeld, deren
Feldlinien vom magnetischen Nordpol zum Südpol verlaufen (Bild 1a folgende Seite).
Anschließend wird nur das Magnetfeld um den
stromdurchflossenen Leiter dargestellt (Bild 1b
folgende Seite). Wenn der Strom wie abgebildet
in die Blattebene fließt, so bildet sich um den Leiter ein konzentrisches Magnetfeld im Uhrzeigersinn.
Wirken beide Magnetfelder gleichzeitig, so überlagern sich die Felder und bilden ein gemeinsames resultierendes Feld (Bild 1c folgende Seite).
Auf der Seite des Leiters, auf der die beiden Felder entgegengesetzt gerichtet sind, schwächen
sich die Felder gegenseitig, während sie sich auf
der anderen Seite gegenseitig verstärken. Die Ablenkung des Leiters erfolgt auf die Seite mit dem
geschwächten Magnetfeld.
Wird nur die Stromrichtung vertauscht, so wechselt die Ablenkrichtung (Bild 1d folgende Seite).
Vertauscht man hingegen sowohl die Stromrichtung als auch die Richtung des Polfeldes, so bleibt
die Ablenkrichtung gleich (Bild 1e folgende Seite).
Die Motortechnik
Im Jahr 2016 werden von allen Herstellern nur
noch sogenannte bürstenlose Gleichstrommotoren verbaut. Um jedoch die Funktionsweise von
Elektromotoren grundsätzlich verstehen zu können, muss zunächst das Motorprinzip in allgemeiner Form eingeführt werden.
Alle Erklärungen erfolgen nur qualitativ, d. h. es wird
auf Berechnungsformeln vollständig verzichtet. Interessierte Schüler und Lehrer finden in den Blättern
mit Zusatzaufgaben auch die zugehörigen Formeln
und quantitative Aufgabenstellungen.
Das Funktionsprinzip aller Elektromotoren, gleich
welcher Bauart, beruht auf der magnetischen
I
N
𝛷
I
F
S
Bild 1:Kraft auf einen stromdurchflossenen Leiter im
Magnetfeld
300
4 Elektrotechnik
Die Ablenkrichtung des Leiters lässt sich auch mit
Hilfe der Linken-Hand-Regel (Motorregel) bestimmen (Bild 2).
I
St
ro
m
ric
ht
un
g
N
Linke-Hand-Regel:
Hält man die linke Hand so, dass die magnetischen
Feldlinien vom Nordpol kommend in die Handfläche
treffen und die ausgestreckten Finger in die technische Stromrichtung zeigen, dann deutet der abgespreizte Daumen in die Ablenkrichtung.
Magnetfeld
ft
Ablenkkra
F
Die Kraft, die diese Ablenkung bewirkt, ist die
Kraft des Magnetfeldes auf Ladungsträger, die
sich im Leiter bewegen. Sie wird Lorentzkraft genannt.
S
Bild 2: Linke-Hand-Regel (Motorregel)
Alles verstanden?
1. G
eben Sie an, auf welcher Wirkung des elektrischen Stroms grundsätzlich die Funktionsweise
aller Arten von Elektromotoren beruht!
S
S ist
offen!
F
0,0 N
N
2. E
rläutern Sie, auf welche Weise das resultierende
Magnetfeld von Leiter und Magnetpolen zustande
kommt!
l
3. B
egründen Sie, warum die Ablenkrichtung des
Leiters gleich bleibt, wenn man die Magnetpole
und die Stromrichtung vertauscht!
G
Die stromdurchflossene Spule im Magnetfeld
Polfeld
+ Leiterfeld
(Dauermagnet)
(Leiterstrom)
N
Befindet sich statt eines gestreckten Leiters eine
Spule aus elektrisch leitendem Material in einem
Magnetfeld, so lässt sich diese Spule in eine Drehbewegung versetzen. Damit ist das Grundprinzip
eines Elektromotors vorhanden. Solange der
Schalter S noch nicht geschlossen ist und deshalb
kein Strom fließt, wirkt auch keine Kraft auf die
Spule, weil außer dem Polfeld kein weiteres Magnetfeld vorhanden ist (Bild 3).
N
=
a) Polfeld
Bild 3: Stromlose Spule im Magnetfeld
b) Leiterfeld
S
N
F
F
S
S
Resultierendes
Feld noch nicht
vorhanden
S
= Resultierendes Feld
N
+
S
c) Resultierendes
Feld
Bild 1: Polfeld und Magnetfeld eines stromdurchflossenen Leiters
S
d) Umgekehrte
Stromrichtung
F
N
e) Pole und Stromrichtung vertauscht
4.3 Elektrotechnische Systeme
301
Schließt man den Schalter S
(Bild 1a), so fließt ein Strom durch
die Spule und es bildet sich um die
Leiter der Spule ein weiteres Magnetfeld. Das resultierende Feld, das
sich aufbaut, übt auf die Leiter der
Spule Kräfte aus, welche die Spule
um ihre Aufhängepunkte verdrehen.
–
S
S ist geschlossen!
F
I
0,010 N
N
LeiterPolfeld
feld
(Dauer- + (Leitermagnet) strom)
F
F
S
Die Spule wird in eine Rotationsbewegung versetzt und mit dem
Drehwinkel der Spule verändern
sich sowohl der Betrag als auch die
Richtung der Kräfte, die auf die Leiter der Spule wirken (Bild 1b).
N
l
N
G
+
S
Beträgt die Auslenkung der Spule
aus ihrer ursprünglichen Lage (Ruhelage) 90° (Bild 1c), so hat sich die
Richtung der Kräfte so verändert,
dass sie keine Rotationsbewegung
mehr verursachen, sondern, je
nach Stromrichtung, die Leiter nur
noch versuchen auseinanderzuziehen oder zusammenzudrücken. In
dieser Stellung bleibt die betrachtete Spule nach einem kurzen Einschwingvorgang stehen.
S
= Resultierendes
Feld
a)
–
S
S ist geschlossen!
F
I
N
LeiterPolfeld
feld
(Dauer- +
(Leitermagnet) strom)
F
l
N
S
G
+
S
S
= Resultierendes
Feld
b)
–
S
S ist geschlossen!
F
I
Alles verstanden?
G
+
c)
LeiterPolfeld
feld
(Dauer- + (Leitermagnet) strom)
0,010 N
N
F
F
N
S
l
1. In Bild 1a sind Kraftpfeile eingezeichnet, die eine Kreisbewegung
der Spule andeuten. Korrigieren
Sie die Kraftrichtung, indem Sie
eine eigene Skizze anfertigen und
die Kraftpfeile so eintragen, dass
sie in die tatsächliche Richtung zu
diesem Zeitpunkt zeigen!
2. B
egründen Sie, z. B. mit Hilfe einer Skizze, warum die Spule sich
bei einem Rotationswinkel von
90° (Bild 1c) nicht mehr weiterdrehen kann!
F
N
Das Prinzip des Gleichstrommotors
mit Stromwender, auch Kommutator genannt, beruht darauf, dass
man genau zu diesem Zeitpunkt
die Richtung des Stromes umpolt.
Durch die Massenträgheit der Spule schwingt sie über den 90°-Winkel hinaus und die nun veränderte
Stromrichtung kehrt auch die Richtung der Magnetfelder um die Spulenleiter um. Die Folge ist, dass die
Spule sich ständig weiter dreht.
0,010 N
N
S
S
= Resultierendes
Feld
Bild 1a bis 1c: K
räfte auf eine stromdurchflossene Leiterschleife im
Magnetfeld
302
Der Gleichstrommotor mit Stromwender
(Kommutator)
Ein mechanischer Kommutator besteht aus zwei
elektrisch voneinander isolierten Schleifringhälften, die auf der Rotationsachse der Leiterschleife
angebracht sind. Die Stromzufuhr erfolgt über
sogenannte Kohlebürsten (Bild 1a). Dreht sich die
Leiterschleife in die horizontale Lage, so werden
wie bereits gezeigt, die Kräfte in Rotationsrichtung zu Null. Aufgrund der Massenträgheit dreht
sich die Leiterschleife jedoch ein kleines Stück
weiter. In diesem Moment berühren die Kohlebürsten die andere Hälfte des Schleifrings und
drehen die Stromrichtung durch die Leiterschleife
um. Dadurch wirken die Kräfte weiter in Drehrichtung und die Leiterschleife dreht sich weiter.
In der Praxis ist ein Motor, dessen Rotor, bei
Gleichstrommotoren auch Anker genannt, nur
aus einer Leiterschleife besteht jedoch aus mehreren Gründen nicht sinnvoll. Zum einen wäre das
Drehmoment eines solchen Motors sehr gering,
da dies direkt von der Anzahl der Leiterschleifen
abhängt. Zum anderen würde dieses ohnehin
schon geringe Drehmoment bei jedem Umlauf
zweimal den Wert Null annehmen. Um das Drehmoment zu erhöhen und während eines Umlaufs
möglichst gleichmäßig zu halten, verteilt man viele zusammengeschaltete Wicklungen gleichmäßig
auf den Anker (Bild 1b).
4 Elektrotechnik
Der bürstenlose Gleichstrommotor
Der Standardantrieb von Pedelecs ist der sogenannte bürstenlose Gleichstrommotor. Dieser hat
einen hohen Wirkungsgrad von bis zu 90 % und
ist im Betrieb nahezu verschleißfrei, da er keinen
mechanischen Kommutator besitzt. Für diese
Motorbauart werden verschiedene Bezeichnungen verwendet. Eine davon ist EC-Motor, wobei
das EC für Electronically Commutated steht, eine
andere ist BLDC-Motor für BrushLess-Direct-Current-Motor. Im Folgenden wird in diesem Buch
der Begriff EC-Motor verwendet. Die Bezeichnung
EC-Motor weist schon darauf hin, dass die Stromwendung durch einen elektronischen Kommutator durchgeführt wird. Dadurch ist das Konstruktionsprinzip des mechanisch kommutierten Motors
umgekehrt. Die stromdurchflossenen Spulen sind
auf dem Stator angebracht und damit feststehend,
während der Rotor mit Neodym1-Dauermagneten
bestückt ist (Bild 1, folgende Seite). Dabei unterscheidet man zwei verschiedene Konstruktionsprinzipien:
1
Die
z. Z. stärksten Magnete werden aus einer Legierung aus
Neodym, Eisen und Bor hergestellt. Chem. Formel: Nd2Fe14B
Stromwenderlamellen
(Schleifringhälften)
N
Anker
I
Bild 2 zeigt einen aufgeschnittenen Gleichstrommotor mit mechanischem Stromwender. Die Kohlebürsten, die im Betrieb ständig über die Lamellen des Kommutators gleiten, sind Verschleißteile.
Sie müssen deshalb regelmäßig kontrolliert und
ausgetauscht werden.
Wichtige Anmerkung:
Beim Betrieb eines Gleichstrommotors treten viele
weitere physikalische Phänomene auf, z. B. Induktion einer Ankergegenspannung, die wiederum einen
Ankerstrom bewirkt, der ein Ankerquerfeld verursacht, was wiederum zur sogenannten Ankerrückwirkung führt. Auch gibt es viele verschiedene Möglichkeiten das Erregerfeld (Polfeld) zu erzeugen, was
wiederum Einfluss hat auf die Drehmomentkennlinie eines Motors. All diese Phänomene werden
hier nicht weiter behandelt!
N
n
n
I
S
Kohlebürste
S
Magnetpol
des Ständers
L–
L+
a) Prinzip mit Leiterschleife
b) mit Ankerwicklung
Bild 1: Leiterschleife und Ankerwicklung
Läufer
Stromwender
Alles verstanden?
1. B
eschreiben Sie den Aufbau und die Funktionsweise eines mechanischen Stromwenders!
2. B
egründen Sie, warum es günstig ist, dass man
beim Anker eines Gleichstrommotors viele Windungen gleichmäßig auf den gesamten Ankerumfang verteilt!
Lüfter
Klemmenkasten mit
Klemmbrett
Bild 2: Gleichstrommotor mit Stromwender
Bürstenhalterung
4.3 Elektrotechnische Systeme
303
▪▪ Außenläufer (Bild 1)
Der Stator mit den Spulen ruht innen fest auf
der Achse und die Dauermagneten auf dem Rotor sitzen außen und umschließen den Stator.
fließt, denn die dritte Phase ist von der Stromquelle getrennt. In den beiden angesteuerten Phasen fließt der Strom natürlich immer vom highSignal zum low-Signal oder mit anderen Worten,
er fließt immer vom Pluspol zur Masse.
▪▪ Innenläufer
Der Stator mit den Spulen sitzt außen fest im
Gehäuse und die Dauermagneten sind auf dem
innenliegenden Rotor befestigt.
Stator mit
Kupferwicklungen
Unabhängig von diesem Konstruktionsprinzip
benötigt der EC-Motor eine elektronische Steuerschaltung, welche die Kommutierung durchführt.
Diese Steuerschaltung ist Teil des Controllers und
sorgt dafür, dass die Spulen im Stator so angesteuert werden, dass ein rotierendes Magnetfeld
entsteht. Dieses umlaufende Magnetfeld zwingt
die am Rotor befestigten Dauermagneten durch
die magnetischen Kräfte ihm zu folgen. Die Gleichspannung, die der Akku liefert, wird zu diesem
Zweck in eine pulsierende Rechteckspannung umgeformt. Damit werden die Spulen zu verschiedenen Zeitpunkten mit unterschiedlichen Strömen
versorgt, denn die notwendige Stromrichtung ist
davon abhängig, in welchem Winkel eine Wicklung gerade zu den Magnetfeldern der Dauermagneten ausgerichtet ist.
ControllerElektronik
Rotor mit Neodym-Magneten
Bild 1: Geöffneter EC-Motor von BionX (Außenläufer)
U
high
floating
low
high
Phase B
Bild 3 zeigt schematisch, dass am Umfang des
Stators sechs Spulen angeordnet sind. Die zwei
jeweils gegenüberliegenden Spulen sind in Reihe geschaltet und bilden eine Phase. Eine Seite
dieser Spulenpaare ist im Inneren des Motors
zusammengeschaltet, so dass sich hier alle drei
Phasen sternförmig treffen. Dieser Punkt heißt
Sternpunkt und ist in der schematischen Darstellung von Bild 3 mit com bezeichnet.
floating
Phase C
Phase A
= floating Zustand
floating
low
high
low
1
2
3
4
5
6
1
2
3
Das andere Spulenende wird jeweils als An1 Zyklus
schluss herausgeführt, so dass es für jede der
t
drei Phasen einen Anschluss gibt, die nach dem
in Bild 2 dargestellten Ablauf angesteuert werden. Bild 2: Ansteuerung der drei Phasen eines EC-Motors
Ein vollständiger Zyklus besteht
aus sechs Teilzyklen und dabei gelVerschaltung
ten folgende Regeln:
der Wicklungen
A
com
se C
B
Pha
C
N
Das bedeutet, dass immer nur
durch genau zwei Phasen Strom
a
b
S
→ low-Signal
com
a
b
→ floating
▪▪ Eine Phase liegt auf Masse
S
S
▪▪ E
ine Phase hat keine Verbindung,
d. h. das Signal ist undefiniert
c
N
N
→ high-Signal
A
Phase A
▪▪ A
n einer Phase liegt die Nennspannung an
a
N
S
c
c
com
b
C
com
Pha
se B
Bild 3:Schematische Darstellung der Verschaltung der Wicklungen
B
304
4 Elektrotechnik
Um den Umlaufsinn des entstehenden Magnetfeldes zu verdeutlichen, ist in den Bildern 1 bis 3 der
Rotor vereinfacht als Magnetnadel im Innern der Spulen dargestellt, also das Prinzip eines Innenläufers.
Beschreibung der Vorgänge im
ersten Teilzyklus:
c
A
com
a
N
S
b
a
B
C
N
S
a
1
b
N
S
Somit ergibt sich ein Strompfad
durch die Spulen von Anschluss A
zu Anschluss C:
A → a → com → c → C
S
com
Phase C: low-Signal
N
N
Phase B: floating
A
S
Bild 2 vorherige Seite zeigt, dass
die Spannungen wie folgt anliegen:
Phase A: high-Signal
c
com
C
c
b
B
Bild 1: Stromfluss und Magnetfeld in Teilzyklus 1
Das dadurch entstehende Magnetfeld richtet den Rotor aus wie in Bild 1 dargestellt.
Jetzt erfolgt die Kommutierung,
das System befindet sich im
Teilzyklus 2.
N
Es ergibt sich jetzt der Strompfad
von Anschluss B zu Anschluss C:
B – b – com – c – C
com
a
com
a
N
S
b
b
C
N
Phase C: low-Signal
S
S
Phase B: high-Signal
c
A
N
S
Bild 2 auf der vorherigen Seite zeigt,
dass die Spannungen nun wie folgt
anliegen:
Phase A: floating
A
a
B
N
S
c
c
b
C
com
B
2
Bild 2: Stromfluss und Magnetfeld in Teilzyklus 2
Das durch den Stator erzeugte Magnetfeld hat sich um 60° im Gegenuhrzeigersinn gedreht. Der Rotor
folgt dieser Änderung und erreicht schließlich die Ausrichtung, die in Bild 2 zu sehen ist.
Es erfolgt erneut eine
Kommutierung und das System
befindet sich im Teilzyklus 3.
N
com
a
b
N
S
Es ergibt sich jetzt der Strompfad
von Anschluss B zu Anschluss A:
B – b – com – a – A
A
com
a
b
B
a
N
S
3
C
N
Phase C: floating
S
S
Phase B: high-Signal
c
N
S
Bild 2 auf der vorherigen Seite zeigt,
dass die Spannungen nun wie folgt
anliegen:
Phase A: low-Signal
A
c
com
c
C
b
B
Bild 3: Stromfluss und Magnetfeld in Teilzyklus 3
Das Magnetfeld hat sich um weitere 60° gedreht, der Rotor ist dieser Rotation gefolgt und steht nun
auf der Stellung, die Bild 3 zeigt.
4.3 Elektrotechnische Systeme
Auf die gleiche Weise folgen weitere drei Teilzyklen, bis das Magnetfeld des Stators schließlich
eine komplette Umdrehung durchlaufen hat. Mit
dem umlaufenden Magnetfeld wird auch der Rotor um 360° verdreht. Nach 6 Teilzyklen wiederholt
sich der ganze Ablauf, so dass auf diese Weise
eine kontinuierliche Drehbewegung des Rotors
entsteht.
Anmerkung:
In Wirklichkeit richtet sich der Rotor nicht genau zum
Magnetfeld des Stators aus, sondern er „hinkt“ diesem um 90° versetzt nach, denn in dieser Position
wirkt das maximale Drehmoment auf den Rotor. Es
wurde in diesem Abschnitt schon gezeigt, dass die
Kraft dann maximal ist, wenn die beiden Magnetfelder senkrecht zueinander stehen. Die am Rotor angreifende Kraft ist direkt proportional zum Sinus des
Winkels zwischen den Magnetfeldern und somit bei
einem Winkel von 90° am stärksten.
Der bürstenlose Motor (EC-Motor) wird deshalb
in Pedelecs verwendet, weil er einige Vorteile gegenüber dem herkömmlichen Motor mit mechanischem Kommutator hat, die vor allem beim Einsatz in Pedelecs sehr wichtig sind:
305
Der Controller
Um die Funktionsweise des EC-Motors vollständig verstehen zu können, muss jetzt allerdings
noch die Frage geklärt werden, auf welche Weise
das System erkennt, wann der richtige Zeitpunkt
gekommen ist, die Kommutierung durchzuführen.
Dies ist nicht ganz einfach, denn dazu müssen wir
einen Teil der elektronischen Schaltung des Controllers genauer betrachten.
Zur Ermittlung des optimalen Kommutierungszeitpunktes, benötigt das System die folgenden
zwei Steuersignale (Bild 1):
▪▪ Drehzahlsensor
▪▪ Lagesensor (Drehwinkel)
Beide Steuersignale, die aktuelle Drehzahl und
der momentane Drehwinkel des Rotors, werden
auf den Controller übertragen. Dieser wertet die
Signale aus und sorgt dafür, dass jede Wicklung
zum genau richtigen Zeitpunkt den richtig gepolten Magnetisierungsstrom erhält. Der Controller
muss folglich eine digitale Logikschaltung enthalten, die die Steuersignale auswertet und in Abhängigkeit von dieser Auswertung das Kommutierungssignal auf eine Endstufe überträgt.
▪▪ E
r hat einen höheren Wirkungsgrad, da die ReiDie Steuerschaltung enthält für jede Phase ein
bung der Kohlebürsten und das sogenannte
Transistorpaar, insgesamt also sechs Transistoren
Bürstenfeuer entfallen!
T1 bis T6. In jedem der drei Transistorpaare ist ein
▪▪ Er läuft nahezu völlig geräuschlos!
Transistor dafür zuständig, die jeweilige Phase
▪▪ Er ermöglicht höhere Leistungen und Drehmo- auf die Betriebsspannung zu schalten (T1, T3, T5).
Der zweite Transistor setzt bei Bedarf die jeweilige
mente bei kleinerer und leichterer Bauweise!
Phase auf Masse (T2, T4, T6). Wenn keiner der bei▪▪ Er ist bis auf die Wälzlager des Rotors vollstän- den Transistoren eingeschaltet ist, hat die Spandig wartungsfrei!
nung an dieser Phase keinen definierten Wert, sie
ist „frei schwebend“ (floatend). Die Logikschaltung muss außerdem dafür sorgen, dass niemals
Alles verstanden?
beide Transistoren einer Phase eingeschaltet sind,
1. Geben Sie die verschiedenen Bezeichnungen des
denn dies würde zu einem Kurzschluss führen.
bürstenlosen Gleichstrommotors und deren Bedeutung an!
T1
2. E
rklären Sie den Unterschied zwischen einem
Außenläufer und einem Innenläufer!
3. B
eschreiben Sie, was man bezogen auf einen ECMotor unter einer Phase versteht und wie eine
solche Phase zustande kommt!
4. F
assen Sie die Vorteile des EC-Motors gegenüber
dem klassischen Gleichstrommotor mit mechanischer Kommutierung zusammen!
Arbeitsauftrag
1. Erläutern Sie mit Hilfe einer Skizze, die Vorgänge
im Teilzyklus 4! Gehen Sie dabei auf die Spannungen an den Phasen, den dadurch entstehenden
Strompfad und auf die Ausrichtung des zugehörigen Stator-Magnetfeldes ein!
T3
Steuerschaltung
T5
Motor
A
G
B
C
T2
T4
T6
Elektronischer Kommutator
mit Drehzahlregler
und Steuerlogik
(Controller)
Steuersignal vom
Drehzahlsensor
Steuersignal vom
Lagesensor
Bild 1:Prinzipschaltung eines EC-Motors mit Steuerschaltung der Kommutierung
306
Der Controller (Bild 1) eines Pedelecs hat allerdings neben der elektronischen Kommutierung
noch eine ganze Reihe weiterer Aufgaben. Unter
anderem ist er dafür zuständig,
▪▪ d
en Motorbetrieb zu überwachen und dem
Benutzer auf dem Display stets alle wichtigen
Informationen anzuzeigen.
▪▪ d
afür zu sorgen, dass der Motor aus dem Stand,
d. h. wenn der Drehzahlgeber noch kein Signal
liefert, mit einer komfortablen Drehmomentkennlinie hochfährt.
▪▪ in Abhängigkeit von der vorgegeben Einstellung durch den Fahrer, die „richtige“ Motorunterstützung zu liefern.
▪▪ d
en Motor durch rechtzeitiges Drosseln der
Leistung vor Überlastung zu schützen.
▪▪ d
ie Motorunterstützung abzuschalten, wenn
die für Pedelecs vom Gesetzgeber festgelegte
Höchstgeschwindigkeit überschritten wird.
▪▪ w
enn die verwendete Technik dies zulässt für
eine angenehme Rekuperation zu sorgen.
▪▪ d
ie Akkuspannung zu überwachen und die
maximalen Stromstärken so zu begrenzen, so
dass keine Bauteilschäden auftreten können.
4 Elektrotechnik
Alles verstanden?
1. B
eschreiben Sie, welche Steuersignale benötigt
werden, damit die Spulen des Stators zur richtigen Zeit mit der richtig gepolten Stromrichtung
versorgt werden!
2. E
rläutern Sie die Vorgänge in der Steuerschaltung, wenn die Transistoren T3 und T4 beide
gleichzeitig durchschalten!
3. F
assen Sie alle Aufgaben zusammen, die der Controller eines Pedelecs zu erfüllen hat!
Der Akkumulator
Bei mobilen technischen Systemen, wie Smartphones, Notebooks und Tablets hängt die Alltagstauglichkeit von einer stabilen und ausdauernden
Energieversorgung ab. Ganz besonders gilt dies
bei Systemen der Elektromobilität, also bei Pedelecs und Elektro-Kfz, denn der Energiebedarf solcher Systeme ist um ein Vielfaches höher als bei
Kommunikations- oder Datenverarbeitungssystemen. Der Durchbruch für Elektro-Fahrräder kam
erst mit der Verbreitung der Lithium-Ionen-Akkus
(Bild 1, folgende Seite). Für Elektro-Kfz könnte
die nächste Generation der Akkutechnik den endgültigen Durchbruch bringen.
▪▪ im Fehlerspeicher alle aufgetretenen Fehler
und Warnungen zu sammeln und auf diese
Weise die Wartungsarbeiten zu vereinfachen.
Zur Erledigung all dieser zusätzlichen Aufgaben,
benötigt das System neben dem Drehzahlsensor
und dem Lagesensor mindestens noch zwei weitere Sensoren, nämlich zur ständigen Messung
folgender Größen:
▪▪ Aktuell anliegendes Drehmoment
▪▪ Aktuelle Beschleunigung
Bild 1: Controller-Elektronik eines BionX-Motors
In Bild 2 ist die Achse eines Pedelec Motors dargestellt, auf der die verschiedenen Sensoren angebracht sind. Die Controller aller modernen Pedelecs verfügen zudem über eine ProgrammierSchnittstelle, über die man dem System neue Parameter einprogrammieren kann, z. B. eine neue
Drehzahl-Drehmoment-Kennlinie.
Die vollständige Schaltung eines Pedelec-Controllers ist äußerst komplex und würde den Rahmen
dieses Kapitels vollkommen sprengen, deshalb
wird hier auf deren Darstellung verzichtet. Weitere Untersuchungen bieten sich jedoch für Gruppenprojekte und Referate an.
Sensoren
Sensoren
Bild 2: Motorachse mit Sensoren
4.3 Elektrotechnische Systeme
307
Der Aufbau
Der Entladevorgang
Jede Art von Akkutechnik basiert auf der chemischen Wirkung des elektrischen Stromes. Bei Lithium-Ionen-Zellen besteht die Anode (=negativ
geladene Elektrode) aus einer Lithium-GraphitVerbindung (allgemein: LixCn), wobei Lithium
als positiv geladenes Ion (Kation) vorliegt. Die
Kathode (= positiv geladen Elektrode) ist aus einem Lithium-Metalloxyd gefertigt, welches aus
verschiedenen Metallkomponenten bestehen
kann, z. B. Kobalt (LiCoO2), Nickel (LiNiO2) oder
Mangan (LiMnO2) sein. Die Zusammensetzung
hat Einfluss auf die Eigenschaften des Akkus, z. B.
auf die Zellenspannung, die in Abhängig vom
Elektrodenmaterial zwischen 3,6 und 3,8 Volt liegt.
▪▪ D
ie Lithium-Graphit-Verbindung der Anode
gibt Elektronen e− ab, die über den externen
Stromkreis zur positiven Elektrode, zur Kathode, fließen.
Bild 2 zeigt, dass zwischen den Elektroden ein
Separator angeordnet ist, der häufig aus keramischem Material besteht. Dieser Separator hat zum
einen die Aufgabe die Elektroden räumlich und
elektrisch zu trennen und damit zu verhindern,
dass es zum Kurzschluss kommt. Zum anderen
muss er aber für die Li-Ionen durchlässig sein,
damit diese die Umwandlung der gespeicherten
chemischen Energie in elektrische Energie bewirken können. Als Materialien für Separatoren eignen sich beispielsweise Folien aus mikroporösen
Kunststoffen sowie feine Vliese aus Glasfasern
oder keramischen Materialien. Die gesamte Anordnung befindet sich in einem Elektrolyt.
Da Lithium, das leichteste aller Metalle, sehr
heftig mit Wasser reagiert, können als Elektrolyt
ausschließlich wasserfreie Lösungen verwendet werden. Diese haben allerdings häufig den
Nachteil, dass sie brennbar sind. Aufgrund dieser
brennbaren Lösungsmittel kann es in Verbindung
mit hohen Temperaturen unter bestimmten Umständen zu Akkubränden oder gar Explosionen
kommen. Aufgrund der Vielzahl der möglichen
Elektroden-, Separator- und Elektrolytmaterialien
gibt es, selbst bei gleicher Nennspannung, nicht
den einen Lithium-Ionen-Akku, sondern zahlreiche Varianten.
▪▪ G
leichzeitig wandert die gleiche Anzahl von Li+Ionen innerhalb des Akkus ebenfalls von der
Anode durch den Elektrolyten und den Separator zur Kathode.
▪▪ D
ort werden die Elektronen e−, die über den
externen Stromkreis kommen, nicht von den
Lithium-Ionen aufgenommen, sondern von
den dort vorhandenen Metallen des LithiumMetalloxids. Dies sind je nach Akkumulatortyp
Cobalt-, Nickel- oder Mangan-Ionen, die dadurch natürlich auch ihre Ladung ändern.
Bild 1: Li-Ionen-Gepäckträger-Akku
+
Separator
–
Al
Cu
Die Funktionsweise
Man muss bei der Beschreibung der Funktionsweise eines Akkus zwei verschiedene Betriebszustände unterscheiden:
▪▪ E
ntladevorgang, d. h. der Akku liefert elektrische Energie
▪▪ L
adevorgang, d. h. der Akku bezieht elektrische
Energie aus dem Stromnetz
Kohlenstoff (Graphit)
Metall (z. B. Mangan Mn)
nicht-wässrige
Elektrolytlösung
Lithium
Ladevorgang
Sauerstoff
Entladevorgang
Bild 2: Aufbau eines Li-Ionen-Akkus
308
4 Elektrotechnik
▪▪ D
as Lithium liegt auch im entladenen Zustand
des Akkumulators in der positiven Elektrode weiterhin in Form von Kationen vor. Die Li+-Ionen
haben eine geringe Größe und eine hohe Beweglichkeit, so dass sie sich sowohl in der Molekülstruktur der Graphitelektrode, als auch im
Gitter der Kathode relativ frei bewegen können.
▪▪ A
uch die Elektronen bewegen sich als Elektronengas frei in den Elektroden und können deshalb zu den externen Leitern wandern bzw. aus
den Leitern in die Elektrode eintreten.
Die elektrochemischen Vorgänge in einem Lithium-Ionen-Akkumulator mit einer Kathode aus
einem Lithium-Mangan-Metalloxid lassen sich
durch folgende Reaktionsgleichungen beschreiben:
Negative Elektrode (Entladen):
LixCn
→
Positive Elektrode (Entladen):
Redox-Gleichung:
Li1−x Mn2O4 + LixCn
→
→
Die Energiedichte bei einem Akkumulator gibt an,
wieviel elektrische Energie ein Akku pro kg Masse
speichern kann.
Die Definition lautet damit:
Energiedichte =
gespeicherte elektrische Energie
Masse des Akkus
In Formelschreibweise:
w =
Eel
=
m
U∙𝛪∙t
m
Als Einheitengleichung:
J
[w ] =
(in Basiseinheiten)
kg
Bei Akkumulatoren ist die Angabe der Energiedichte in den Basiseinheiten, also in J/kg, nicht üblich,
sondern man verwendet hier gewöhnlich die Einheit
Wh/kg.
n C + x Li+ + x e−
Li1−x Mn2O4 + x Li+ + x e−
Energiedichte
LiMn2O4
LiMn2O4 + Cn
Der Ladevorgang
Das Laden erfolgt durch das Strom-SpannungsLadeverfahren, d. h. es wird zuerst mit einem
konstanten Strom und dann mit einer konstanten
Spannung aufgeladen.
▪▪ D
urch die außen angelegte Spannung werden
die Li-Ionen zurückgeschoben in die Graphitstruktur der Anode.
Die Umrechnung lautet: 1 Wh/kg = 3600 J/kg
Die Kathode wirkt auf die Li+-Ionen wie ein
Schwamm, d. h. sie kann eine große Zahl von LiIonen aufnehmen. Dies ist der Grund, warum LiIonen-Akkumulatoren die höchste Energiedichte
von allen Akku-Typen haben. Der Hauptfaktor für
die erreichbare Energiedichte ist das verwendete Kathodenmaterial. Die Tendenz in den 2010-er
Jahren geht jedoch dahin, dass man die Energiedichte nicht bis zu den höchsten erreichbaren
Werten von bis zu 240 Wh/kg ausreizt und statt
dessen mehr Wert auf die Langlebigkeit legt, d. h.
dass möglichst viele Lade-Entladezyklen erreicht
werden.
▪▪ D
ort lagern sie sich zwischen die Molekülebenen des Kohlenstoffs ein.
Zur Steuerung der Spannungen beim Lade- und
Entladevorgang hat jeder Lithium-Ionen-Akkupack eine eigene elektronische Überwachungsschaltung (Bild 1), die direkt am Akku angebracht
ist. Diese kontrolliert während des gesamten
Lade- und Entladevorgangs, dass die vom Hersteller angegebenen zulässigen Spannungen weder über- noch unterschritten werden. Sowohl zu
hohe als auch zu niedrige Spannungen führen unweigerlich dazu, dass der Akku zerstört wird. Bei
unzulässiger Handhabung kann es unter Umständen auch zum Akkubrand oder gar zur Explosion
kommen.
Bild 1:Elektronische Überwachungsschaltung am
Li-Io-Akku
4.3 Elektrotechnische Systeme
Spannung, Kapazität und Energieinhalt eines
Akkupacks
Die Zellenspannung einer Li-Ionen-Zelle liegt, wie
schon erwähnt, je nach verwendetem Elektrodenmaterial zwischen 3,6 und 3,8 V. Zur Energieversorgung der verschiedenen mobilen Geräte benötigt man jedoch unterschiedliche Spannungen
und Energievorräte. Deshalb werden von den
Herstellern einzelne Zellen zu sogenannten Akkupacks zusammengeschaltet.
Um die Konfiguration eines Akkupacks auszudrücken, verwendet man eine Kurzschreibweise, die
die Anzahl der in Serie (in Reihe) geschalteten Zellen und die Anzahl der dazu parallel geschalteten
Zellen ausdrückt. So steckt in der Angabe 5s2pKonfiguration folgende Information:
▪▪ Es sind 5 Pakete in Serie (= in Reihe) geschaltet
▪▪ Jedes Paket enthält 2 parallel geschaltete Zellen
Durch die Zusammenschaltung von einzelnen
Zellen kann man verschiedene Parameter des
Akkupacks an die Anforderungen des jeweiligen
Systems anpassen.
▪▪ R
eihenschaltung von Zellen zur Erhöhung der
Nennspannung
▪▪ P
arallelschaltung von Zellen zur Erhöhung der
Kapazität und des Energieinhalts
Die Nennspannung des Akkupacks UNP ergibt
sich aus der Anzahl nS der in Reihe geschalteten
Zellen multipliziert mit der Nennspannung einer
Zelle UNZ.
UNP = n S ∙ UNZ
Die Kapazität eines Akkupacks CP wird bestimmt
durch die Anzahl der parallel geschalteten Zellen
multipliziert mit der Kapazität CZ einer Zelle. Die
Kapazität hat die Einheit Ah und gibt an, welche
Stromstärke für welche Zeitspanne entnommen
werden kann.
309
In Bild 1 ist das vereinfachte Schaltbild einer 5s2pKonfiguration dargestellt, also 5 Pakete in Serie
mit jeweils 2 parallel geschalteten Zellen.
Berechnungsbeispiel für einen Akkupack
Wir betrachten einen Lithium-Ionen-Akkupack in
10s3p-Konfiguration. Die Zellen, aus denen der Akkupack aufgebaut ist, haben folgende Nenndaten:
Nennspannung: UNZ = 3,7 V;
Nennkapazität: KNZ = 2,5 Ah
Lösung:
Die Berechnung der Daten des Akkupacks ergibt folgende Werte:
Nennspannung: U N = n S ∙ U NZ = 10 ∙ 3,7 V = 37 V
Nennkapazität: K N = n P ∙ K NZ = 3 ∙ 2,5 Ah = 7,5 Ah
Energieinhalt:
E N = U N ∙ K N = 37 V ∙ 7,5 Ah
E N = 277,5 VAh = 2,8 ∙ 10 2 Wh
In Tabelle 1 werden die technischen Daten von typischen Lithium-Ionen-Akkupacks für verschiedene Anwendungen verglichen:
Tabelle 1: T
ypische Daten von Akkupacks
(Stand: 2016)
Technisches
System
Spannung U
in V
Energie- Masse m
inhalt Eel
in Wh
in kg
Smartphone
(z. B. Samsung
Galaxy)
3,8
9,0
0,060
Tablet
(z. B. MS Surface)
7,6
42,2
0,320
Laptop
(z. B. Acer Aspire)
14,8
71,0
0,640
Pedelec
(z. B. Bosch
Power Pack)
36
400
2,80
Elektro-Kfz
(z. B. BMW i3)
360
33000
255
CP = n P ∙ C Z
Power 2
Der Energieinhalt des gesamten Akkupacks EP
ergibt sich aus der Multiplikation der Nennspannung mit der Kapazität.
EP = UNP ∙ C P
Wichtig:
Die Kapazität eines Akkumulators ist nicht identisch
mit der Kapazität eines Kondensators. Die Einheiten
beider Größen unterscheiden sich wie folgt:
Kondensator: [C] = As/V = F
Akkumulator: [C] = Ah = 3,6 ∙ 10 3 As
Power 1
G1
–
–
G2
G3
+
–
+
–
G4
G5
+
–
+
–
G6
G7
G9
+
–
+
–
+
+
–
+
–
+
G8
G10
Bild 1:Schaltbild eines Akkupacks mit 5s2pKonfiguration
310
4 Elektrotechnik
Nutzungsdauer und Alterungsprozess
Die meisten Qualitätshersteller garantieren, dass
der Li-Io-Akku mindestens fünfhundert Lade-Entladezyklen durchhält. Dies entspricht allerdings
noch nicht einmal einer Nutzungsdauer von eineinhalb Jahren, wenn eine Person ihr Pedelec täglich benutzt. Aber auch ohne tägliches Aufladen
lässt sich der Alterungsprozess von Lithium-Ionen-Akkus nicht aufhalten, denn dieser wird durch
Zell-Oxidation hervorgerufen. Dabei oxidieren die
Elektroden und verlieren die Fähigkeit LithiumIonen zu speichern. Die Zell-Oxidation hängt von
verschiedenen Faktoren ab, u. a. von der Temperatur und dem Ladezustand des Akkus. Bei hoher
Temperatur und vollgeladenem Akku verläuft die
Zell-Oxidation besonders schnell. Dieser Zustand
kommt bei Notebooks häufig vor, wenn der Akku
vollständig geladen ist und trotzdem im betriebswarmen Gerät eingesetzt ist.
Wird ein Lithium-Ionen-Akku längere Zeit nicht
benötigt, so sollte man folgende Lagerungstipps
beachten:
▪▪ Auf 50 – 70 % der Maximalkapazität aufladen!
▪▪ An einem kühlen und trockenen Platz lagern!
▪▪ A
lle 3 Monate den Ladezustand kontrollieren
und bei Bedarf nachladen!
Beachtet man diese Tipps, dann ist Selbstentladung von 1 % pro Monat relativ gering. Absolut wichtig ist es, eine Tiefentladung zu vermeiden, denn unterhalb einer Zellenspannung
von 2 V ist der Akku irreparabel zerstört.
Alles verstanden?
1. G
eben Sie an, welche Materialien für die Kathode
eines Li-Ionen-Akkus verwendet werden!
2. Beschreiben Sie die Aufgabe des Separators!
3. S
kizzieren Sie den Aufbau eines Li-Ionen-Akkus
und geben Sie die Reaktionsgleichungen an!
4. B
egründen Sie, warum zur Lade- und Entladekontrolle jeder Li-Ionen-Akku eine Überwachungsschaltung benötigt!
5. E
rläutern Sie, durch welche Maßnahmen die ZellOxidation verlangsamt werden kann!
Arbeitsauftrag
1. Analysieren Sie die Daten des in Tabelle 1 auf vor-
heriger Seite angegebenen Akkupacks für das MS
Surface-Tablet und ermitteln Sie daraus die wahrscheinliche Zellen-Konfiguration!
2. Berechnen Sie die Energiedichten der in der
Tabelle zusammengestellten Akkus!
4.3.3Aufgaben zu elektrotechnischen
Systemen
1.Untersuchen Sie das technische System Pedelec
im Hinblick auf seine Tauglichkeit und seinen
Nutzen als individuelles Nahverkehrsmittel auf
seine Vor- und Nachteile!
Stellen Sie dabei wirtschaftliche, ökologische und
individuelle Aspekte (Zeitfaktor, Gesundheit, Fitness, …) in einem Vergleich der Nutzung eines
Mittelklasse-Kfz und des öffentlichen PersonenNahverkehrs ÖPNV gegenüber!
2.Es ist eine Auswahl von verschiedenen elektrotechnischen Systemen gegeben:
• Arbeitsbeleuchtung, z. B. Schreibtischlampe
• Küchengeräte, z. B. Elektroherd, Spülmaschine
• Waschmaschine oder Wäschetrockner
•Handbohrmaschine
•Staubsauger
• Anlasser eines Dieselmotor-Kfz
• Lichtmaschine eines Ottomotor-Kfz
•Photovoltaikanlage
•Windkraftanlage
2.1Wählen Sie eines dieser elektrotechnischen
Systeme aus, und analysieren Sie es in folgenden Arbeitsschritten:
•
Stellen Sie das ausgewählte System als
Black-Box dar, klassifizieren Sie es nach
seiner Hauptfunktion und tragen Sie das
Haupt-Umsatzprodukt als Eingangs- und
Ausgangsgröße ein.
•
Analysieren Sie den inneren Aufbau des
gewählten Systems und gliedern Sie es in
seine Haupt-Funktionsgruppen (Subsysteme). Beschränken Sie sich dabei zunächst
auf maximal 3 bis 4 Subsysteme!
•Erläutern Sie die Funktionsweise des Systems und seiner Subsysteme!
•
Beschreiben Sie die technische Realisierung von einzelnen, exemplarisch ausgewählten Komponenten!
2.2Untersuchen Sie, wie sich das von Ihnen ausgewählte System in den letzten drei Jahrzenten weiterentwickelt und verändert hat! Gehen Sie dabei auf folgende Veränderungen
ein:
•Technische Aspekte wie z. B. Aufbau, Funktionsprinzip, Effektivität, Qualität, …
•Wirtschaftliche Aspekte wie z. B. Preisentwicklung, Nutzungsdauer, …
•
Ökologische Aspekte wie z. B. Umweltwirkungen, Energieverbrauch, …
4.4 Die Vielfalt der Elektrotechnik
4.4
Die Vielfalt der Elektrotechnik
Die aus der geschichtlichen Entwicklung stammende Einteilung in Starkstrom- und Schwachstromtechnik ist längst überholt, denn die Elektrotechnik ist in alle Bereiche des täglichen Lebens
vorgedrungen. Im Motor einer Waschmaschine
steckt sie ebenso wie im Mikrochip eines Computers, in der Steuerung eines Roboters, im Prozessor eines Smartphones oder in den unzähligen
Assistenzsystemen eines modernen Kraftfahrzeugs. Auch klassische Industrieprodukte, wie z. B.
Werkzeugmaschinen und Produktionsanlagen
enthalten zahlreiche elektrotechnische und elektronische Komponenten.
Ebenso vielfältig wie die Anwendungen der Elektrotechnik sind die Technikbereiche, auf die sich
Elektroingenieure spezialisieren können. Kein Ingenieur ist in der Lage, alle Bereiche gleichermaßen zu beherrschen, man muss sich schon im Studium auf wenige Bereiche spezialisieren. Dies gilt
bereits im Bachelor-Studium, Bachelor of Science
(B.Sc.) oder Bachelor of Engineering (B.Eng.) und
ganz besonders, wenn man ein weiterführendes
Studium mit dem Abschluss Master of Science
(M.Sc.) oder Master of Engineering (M.Eng.) absolviert.
311
Forschung und Entwicklung
Innovationen, d. h. neue Ideen, Produkte und
technische Lösungen haben gerade in Deutschland einen besonders hohen Stellenwert. Aber
es ist keine Innovation ohne Forschung möglich.
Deshalb arbeiten Ingenieure in der Grundlagenforschung und bei der Weiterentwicklung und Optimierung bestehender Lösungen, z. B. beim ZAE
Bayern (Bild 1), d.h. beim Zentrum für angewandte Energieforschung.
In diesem bayerischen Forschungszentrum mit
Standorten in Garching bei München, Erlangen,
Nürnberg, Würzburg und Hof arbeiten Ingenieure
und Wissenschaftler an innovativen Lösungen im
Bereich der Energietechnik (Bild 2).
Konstruktion
Konstruktionsingenieure sind am kompletten
Prozess von der Idee bis zur technischen Umsetzung beteiligt. Dabei ist nicht nur Kreativität und
Teamfähigkeit gefragt, sondern auch der versierte
Umgang mit hochkomplexen Softwaresystemen
wie Produktdatenmanagement (PDM), ProductLifecycle-Management (PLM) sowie mit CAD- und
CAE-Programmen.
Einige Technikbereiche, auf die man sich auch
schon während eines Studiums schwerpunktmäßig spezialisieren kann, sind unter anderem:
▪▪ Elektrische Energietechnik
▪▪ Elektrische Maschinen und Leistungselektronik
▪▪ Software Engineering und Technische Informatik
▪▪ Optik, Lasertechnik und Elektrochemie
▪▪ Informations- und Kommunikationstechnik
▪▪ A
utomatisierungstechnik, Steuerungs- und Regelungstechnik
▪▪ Mikroelektronik und Schaltungstechnik
▪▪  …
In jedem der oben genannten Technikbereiche
existieren zusätzlich noch eine ganze Reihe von
verschiedenen Tätigkeitsfeldern, auf die sich Ingenieure im Laufe ihrer Ausbildung und ihres
Berufslebens spezialisieren können.
4.4.1
Die Tätigkeitsfelder von Ingenieuren
Die Bandbreite der verschiedenen Tätigkeitsfelder
von Ingenieuren aller Fachrichtungen ist enorm.
Sie forschen, entwickeln, analysieren, konstruieren, programmieren, produzieren, beraten, prüfen und verkaufen die verschiedensten Produkte
und Dienstleistungen. Einige dieser Tätigkeitsfelder werden im Folgenden erläutert.
Bild 1: Logo des ZAE Bayern
Photovoltaik
Nanomaterialien
Energiespeicher
Energieoptimierte
Gebäude
Energieeffiziente
Prozesse
Systemtechnische
Modellierung
Thermophysik
und Sensorik
Bild 2: Forschungsbereiche das ZAE Bayern
312
Montage und Inbetriebnahme
Ingenieure, die auf diesem Tätigkeitsfeld arbeiten,
sind für den Aufbau und die fristgerechte Inbetriebnahme von Maschinen und Anlagen verantwortlich.
Technischer Service und Kundendienst
Ingenieure im Kundendienst oder Servicebereich
sind verantwortlich für die vertraglich zugesicherte Verfügbarkeit von Maschinen, Anlagen oder
auch Software. Häufig führen sie ein Team von
Servicetechnikern, mit dem sie Instandhaltungsdienste oder Störungsfälle termingerecht und zur
Zufriedenheit des Kunden ausführen (Bild 2).
Einkauf
Im Zeitalter der Globalisierung und weltweiter
Märkte werden Ingenieure immer mehr in die Optimierung des Einkaufs von Unternehmen eingebunden.
Alles verstanden?
1. G
eben Sie mindestens drei Technikbereiche der
Elektrotechnik an, die man schwerpunktmäßig
vertieft studieren kann!
2. B
eschreiben Sie die Aufgaben eines Ingenieurs,
der sich auf das Tätigkeitsfeld des technischen
Service spezialisiert hat!
3. W
elches der genannten Tätigkeitsfelder eines Ingenieurs spricht Sie besonders an? Begründen
Sie Ihre Auswahl!
4.4.2Die Arbeitsbereiche der
Elektrotechnik
Durch die weite Verbreitung der Elektrotechnik
und Elektronik ist auch die Vielfalt der verschiedenen Arbeitsbereiche von Elektroingenieuren
nahezu grenzenlos. Da es den Umfang dieses Buches sprengen würde, die Gesamtheit der Elektrotechnik vorzustellen, werden im Folgenden einige
Technikbereiche exemplarisch ausgewählt und
dargestellt.
Elektrische Energietechnik
Eine zentrale Aufgabe der elektrischen Energietechnik ist es, das ganze Land zuverlässig und
stabil mit elektrischer Energie zu versorgen. Elektrische Energie, umgangssprachlich auch Strom
© Robert Bosch GmbH
Produktion und Instandhaltung
Diese Ingenieure planen und überwachen die gesamte Produktion eines Produkts und die Einhaltung von ökonomischen, qualitativen, sicherheitstechnischen, ergonomischen und ökologischen
Vorgaben (Bild 1).
4 Elektrotechnik
Marketing und Vertrieb
Produkte müssen nicht nur entwickelt, sondern
auch verkauft werden. Dabei ist es sehr nützlich,
wenn der Verkäufer nicht nur die Märkte und Vermarktungsstrategien kennt, sondern auch technisch kompetent ist. Der Vertriebsingenieur ist
außerdem Repräsentant des Unternehmens und
der wichtigste Ansprechpartner für den Kunden.
Bild 1: Sichtprüfung eines Halbleiterwafers
freundlich
geduldig
Produkt- und Projektmanagement
(Systems Engineering)
sachkundig
pünktlich
Produkt- und Projektmanager sind bei einer Produktentwicklung für die Einhaltung des Zeitplans
und des Budgets verantwortlich. Um dies zu erreichen, müssen sie mit diplomatischem Geschick
ihr Entwicklungsteam führen und ihre Mitarbeiter
motivieren.
Auf all diesen Tätigkeitsfeldern sind Ingenieurinnen und Ingenieure der Elektro- und Informationstechnik gesuchte Fach- und Führungskräfte
mit exzellenten Berufsaussichten.
korrekt
höflich
ordentlich
Kunde
Bild 2: Technischer Service und Kundendienst
4.4 Die Vielfalt der Elektrotechnik
oder Elektrizität genannt, muss erzeugt und mittels Hochspannungsverbundnetzen übertragen
und verteilt werden. Dabei wird mit Hochspannungen von bis zu 400 Kilovolt (kV) gearbeitet, bei
künftigen Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungen (HGÜ) sogar bis zu 800 kV und es werden
große bis sehr große Leistungen übertragen, die
im Bereich von Megawatt (MW) oder sogar Gigawatt (GW) liegen.
Energiewandler Kraftwerke
Im Bereich der Energieversorgung sprechen nicht
nur Laien, sondern auch Ingenieure und andere
Fachleute, von der „Erzeugung elektrischer Energie“. Wörtlich genommen ist dieser Begriff falsch,
denn jeder der den Satz von der Erhaltung der
Energie kennt weiß:
Energie kann nicht erzeugt oder vernichtet werden,
sie kann nur in andere Energieformen umgewandelt
werden.
Dies gilt natürlich auch für elektrische Energie,
die in Kraftwerken durch die Umwandlung aus
anderen Energieformen entsteht. Jedes beliebige
Kraftwerk lässt sich somit als ein technisches System betrachten, bei dem eine bestimmte Energieform am Eingang in elektrische Energie am Ausgang umgewandelt wird. In allgemeiner Form als
Black-Box dargestellt sieht also jedes beliebige
Kraftwerk wie folgt aus (Bild 1):
Während des gesamten 20. Jahrhunderts beruhte
die Energieversorgung im Wesentlichen auf Großkraftwerken, die mit fossilen Energieträgern und
mit Wasserkraft betrieben wurden. Ab den 1970er
Jahren kamen die Kernkraftwerke dazu, in denen
die Kernbindungsenergie von Uran 235 und Plutonium in elektrische Energie umgewandelt wird.
Die klassischen Kraftwerksarten sind also:
▪▪ Braunkohle- und Steinkohlekraftwerke
313
Während Laufwasserkraftwerke zu den sogenannten Grundlastkraftwerken zählen, dienen die
Speicher- und Pumpspeicherkraftwerke zur Abdeckung der Lastspitzen.
Die Erzeugung und Verteilung elektrischer Energie befindet sich seit Beginn des 21. Jahrhunderts
in einem beispiellosen Umbruch, denn der Anteil
von kleineren und dezentralen Kraftwerken, die
von regenerativen Energiequellen gespeist werden, steigt sehr schnell. Es handelt sich dabei um
folgende Kraftwerksarten:
▪▪ W
indenergieanlagen (WEA), auch als Windkraftanlagen (WKA) bezeichnet, nutzen die kinetische Energie Ekin des Windes.
▪▪ P
hotovoltaikanlagen (PVA) nutzen die Strahlungsenergie Estr der Sonne.
▪▪ B
iogasanlagen nutzen die gespeicherte chemische Energie von Biomasse.
▪▪ Geothermieanlagen nutzen die Erdwärme.
Eingangsenergie
Elektrische
Energie
Technisches
System
Kraftwerk
Bild 1:Allgemeine Darstellung eines technischen
Systems Kraftwerk als Black-Box
Chemische
Energie Ech
Elektrische
Energie Eel
Technisches
System
Braunkohlekraftwerk
Bild 2: Braunkohlekraftwerk als Black-Box
▪▪ Erdgas- und Mineralölkraftwerke
▪▪ Kernkraftwerke
▪▪ Wasserkraftwerke
In Bild 2 ist als Beispiel das technische System
Braunkohlekraftwerk als Black-Box dargestellt.
Wasserstrom
Bei den Wasserkraftwerken unterscheidet man
nach ihrem Einsatzbereich mehrere unterschiedliche Arten. Gemeinsam ist aber allen, dass sie die
potentielle Energie Epot des aufgestauten Wassers
in elektrische Energie Eel umwandeln. Man unterscheidet:
▪▪ Laufwasserkraftwerke
Kraftwerk
T G
Turbine
Generator
▪▪ Speicherkraftwerke (Bild 3)
▪▪ Pumpspeicherkraftwerke
Bild 3: Prinzip eines Speicherkraftwerkes
314
Auch sogenannte Blockheizkraftwerke (BHKW)
haben in den letzten Jahren einen stetig steigenden Anteil an der Energieversorgung. Der Vorteil
gegenüber den klassischen Wärmekraftwerken ist
der, dass mit ihnen sowohl elektrische Energie als
auch Wärmeenergie erzeugt wird. Dadurch wird
der Energieinhalt des Brennstoffes effektiver genutzt und die Verluste werden verringert. BHKW
können mit verschiedensten Energieträgern betrieben werden, z. B. mit fossilen Brennstoffen
wie Erdgas, Öl oder Kohle, aber auch mit regenerativen Energieträgern wie Biomasse oder Müll1.
Bild 1 zeigt die Black-Box-Darstellung eines mit
Biomasse betriebenen BHKW. Diese Art der Nutzung von elektrischer Energie und Wärme nennt
man Kraft-Wärme-Kopplung.
Auch in Biogas- und Geothermie-Anlagen wird
meist, wie in BHKW, sowohl elektrische Energie
als auch Wärme genutzt, d. h. sie arbeiten ebenfalls nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung.
4 Elektrotechnik
Der Mittellastbereich wird abgedeckt von Kraftwerken, die man innerhalb weniger Stunden
hochfahren und wieder abschalten kann. Dies
sind:
▪▪ Steinkohlekraftwerke
▪▪ Erdgas- und (seltener) Mineralölkraftwerke
Im Spitzenlastbereich setzt man Kraftwerke ein,
die innerhalb von wenigen Minuten oder gar
Sekunden einsatzbereit sind und auch ebenso
schnell wieder abgeschaltet werden können. Dazu
sind in der Lage:
▪▪ Speicherkraftwerke
▪▪ Pumpspeicherkraftwerke
▪▪ Gasturbinenkraftwerke
1
Müll
wird in den Energiestatistiken unter den regenerativen
Energieträgern geführt.
Alles verstanden?
1. B
egründen Sie, warum der Begriff „Erzeugung
elektrischer Energie“ genau genommen falsch ist!
Chemische
Energie Ech
Technisches
System
Blockheizkraftwerk
2. E
rläutern Sie, welche Energiewandlung in einem
Kernkraftwerk abläuft!
3. S
tellen Sie das technische System Laufwasserkraftwerk als Black-Box dar!
4. B
eschreiben anhand einer Biogasanlage, was
man unter dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung versteht und stellen Sie das System als
Black-Box dar!
Grundlastkraftwerke laufen deshalb, bis auf Wartungs- und Revisionszeiten, im Prinzip während des
ganzen Jahres durch. Grundlastkraftwerke sind:
▪▪ Kernkraftwerke
▪▪ Braunkohlekraftwerke
▪▪ Laufwasserkraftwerke
Wärme
Etherm oder Q
Bild 1:BHKW mit Biomasse (z. B. Holzabfälle, Hackschnitzel, …) betrieben
2400
MW
Das Kraftwerksmanagement
100
Spitzenlast
2100
elektrische Leistung P
Die Schwierigkeit bei der Erzeugung und Verteilung elektrischer Energie liegt in der Tatsache
begründet, dass man die elektrische Energie im
gleichen Augenblick erzeugen muss, in dem sie
vom Verbraucher benötigt wird. Die Netzbetreiber,
das sind in der Regel die großen Energieversorgungsunternehmen (EVU), schätzen täglich den
Bedarf des nächsten Tages ab, um den Einsatz von
Kraftwerken zu planen. Bild 2 zeigt ein typisches
Tagesbelastungsdiagramm eines Netzbetreibers.
Daraus ist erkennbar, dass im Laufe von 24 Stunden der Bedarf an elektrischer Energie sehr stark
schwankt. Eine bestimmte Grundlast wird jedoch
immer benötigt.
Elektrische
Energie Eel
%
Grundlast
1800
Spitzenlast
1500
Mittellast
1200
Mittellast
80
60
Pumpspeicherung
40
900
Grundlast
600
20
300
0
0
2
4
6
0
8 10 12 14 16 18 20 Uhr 24
Uhrzeit
an einem Sommertag
an einem Wintertag
Bild 2:Tagesbelastungsdiagramm eines elektrischen
Versorgungsnetzes
4.4 Die Vielfalt der Elektrotechnik
Alles verstanden?
315
kleineren Bundesautobahnen, wie A70, A93 oder
A96.
1. Begründen Sie, warum …
a)der Bedarf an elektrischer Energie im Tagesverlauf so sehr schwankt!
b)der Bedarf an elektrischer Energie im Winter
viel höher ist, als im Sommer!
2. E
rläutern Sie, was man unter der Grundlast versteht und welche Kraftwerkstypen diesen Bereich
abdecken!
3. B
eschreiben Sie, welche Eigenschaften Kraftwerke haben müssen, die den Spitzenlastbereich
abdecken sollen!
Mittelspannungsnetz:
Diese Netzebene dient zur Versorgung von Ortsnetzen, Krankenhäusern und kleineren Industriebetrieben. In diese Spannungsebene, die von
10 kV bis 30 kV reicht, speisen Windenergieanlagen, große Photovoltaikanlagen und städtische
Kraftwerke ein. Verglichen mit dem Straßennetz
entsprechen sie den Bundesstraßen, die von den
Autobahnausfahrten in die Städte und Gemeinden führen.
Spannungsebenen und Stromnetze
Über die Stromnetze müssen von den Kraftwerken zu den verschiedenen Verbrauchern riesige
elektrische Leistungen im Bereich von Megawatt
(MW) oder gar Gigawatt (GW) über große Entfernungen transportiert werden. Dies verursacht
jedoch Leitungsverluste, da die Leitungen durch
hohe Stromstärken erwärmt werden und diese
Wärme an die Umgebung abgestrahlt wird.
Die Leitungsverluste können also bei einer bestimmten Übertragungsleistung nur klein gehalten werden, wenn die Spannung möglichst hoch
ist und dadurch der Strom klein bleibt. Damit
man die erforderlichen elektrischen Leistungen
wirtschaftlich übertragen kann, hat man in der
Stromversorgung mehrere Spannungsebenen
eingeführt (Bild 1). Die Generatoren in den Kraftwerken erzeugen je nach Bauart und nach Kraftwerkstyp Spannungen zwischen 6,0 kV und 30 kV.
Am Ausgang des Kraftwerks wird durch einen
Transformator die Spannung auf die gewünschte
Spannungsebene transformiert. Die Netzstruktur
ist durchaus vergleichbar mit dem Straßennetz in
Deutschland.
Höchstspannungsnetze:
Diese Spannungsebenen von 220 kV und 380 kV
dienen zur Übertragung elektrischer Energie über
große Entfernungen. Auf dieser Spannungsebene
speisen die großen Braunkohle- und Kernkraftwerke ein. Verglichen mit dem Straßennetz entsprechen sie den großen Bundesautobahnen, wie
A3, A7 oder A8.
Höchstspannung
380 kV
Braunkohle- und
Kernkraftwerke
Transformator
Höchstspannung
220 kV
Steinkohle- und
Wasserkraftwerke
Industriekraftwerke
Hochspannung
110 kV
Großindustrie
Mittelspannung
Niederspannung
10 kV bis 30 kV
0,4 kV
Hochspannungsnetz:
Auf dieser Netzebene mit einer Spannung von
110 kV werden mittlere Entfernungen überbrückt
und die Großindustrie versorgt. Kleinere Kraftwerke speisen ihre Energie in dieses Netz ein. Verglichen mit dem Straßennetz entsprechen sie den
Ortsnetz
Kleinindustrie,
Gewerbe
Verwaltung,
Schulen,
Krankenhäuser...
Bild 1: Spannungsebenen der Stromversorgung
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