Dittrich, J.: Erster Zwischenbericht, März 2003

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Institut Technik + Bildung
Abt. Berufspädagogik/Elektrotechnik
Prof. Dr. Felix Rauner
1. Zwischenbericht
des Institut Technik und Bildung (ITB) zum Projekt ZARM
Projekttitel
EcoSol II: Solaroptimierter Neubau ECOTEC 5: Evaluation, Optimierung, Dokumentation und
Know-how-Transfer im Bauhandwerk (ZARM 3).
Laufzeit des Vorhabens:
Berichtszeitraum:
Förderkennzeichen:
1.10.2001 – 30.9.2004
1.10.2001 – 31.12.2002
0335007K
Projektnehmer
Institut Technik und Bildung (ITB), Universität Bremen
Prof. Dr. Felix Rauner
Ansprechpartner: Dr.-Ing. Joachim Dittrich
Am Fallturm 1
28359 Bremen
Bremen, im März 2003
Zusammenfassung
Für dieses Projekt wurde die integrale Planung nicht gefördert, daher gibt es keine erste Projektphase sondern lediglich die Evaluation. An der Planung war das Evaluationsteam nicht
beteiligt.
Trotz anfänglicher organisationsbedingter Verzögerungen befindet sich das Projekt mittlerweile wieder im vorgesehen Zeitplan. Die Messdatenaufzeichnung konnte Anfang Juli 2002
gestartet werden, damit stehen Messdaten für ein halbes Jahr zur Verfügung. Schon innerhalb dieses halben Jahres wurden die Zielwerte des Solarbauprogramms für den jährlichen
Primärenergiebedarf von 100 kWh/(m2a) deutlich überschritten. Die bislang festgestellten
Optimierungspotentiale lassen eine maximale Reduzierung des Primärenergiebedarf auf
150% der Solarbau-Zielwerte erwarten.
Die Öffentlichkeitsarbeit war bisher durchaus erfolgreich. Anfang 2002 fand in dem Gebäude
im Rahmen des Projekts eine Tagung zur rationellen Energienutzung in Gebäuden statt. Das
Gebäude wurde von mehreren Gruppen aus der Region und aus internationalen Projektzusammenhängen des ITB besichtigt und es sind laufend Studierende der Bremer Hochschulen in die Projektarbeiten eingebunden.
Erweiterte Untersuchungen zur Nutzerakzeptanz wurden noch nicht durchgeführt, jedoch
wurde in Zusammenarbeit mit dem Betriebsarzt der Universität Bremen im Institut Technik
und Bildung eine Umfrage zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen während der ersten Nutzungsmonate durchgeführt.
Es wäre zu überlegen, ob dem Projekt nicht eine andere Ausrichtung gegeben werden sollte.
Während die Öffentlichkeitsarbeit durchaus positiv zu bewerten ist, auch mit den entsprechenden Lerneffekten in der akademischen Bildung Bremens, eignet sich das Objekt nicht
als ein Beispiel von „Best Practice“. Denkbar wäre eine Neuausrichtung des Projekts auf
Öffentlichkeitsarbeit für das ganze Solarbauprogramm im Hinblick auf Entscheidungsträger
oder auf berufliche Bildung oder auf den Themenkomplex der Nutzerakzeptanz. Für alle drei
Themen verfügt das Institut Technik und Bildung über fundierte Erfahrungen.
2/28
Inhalt
1
ERSTE E RGEBNISSE
4
1.1
Flächen und Gebäudebelegung
4
1.2
Gebäudehülle
6
1.2.1
Fensterelemente
6
1.2.2
Ganzglasfassade
6
1.2.3
Zur thermischen Gebäudehülle
6
1.3
Installierte Techniken
7
1.3.1
Wärmerückgewinnung aus Rechenzentrum
7
1.3.2
Atriumverglasung
7
1.3.3
Erdwärmetauscher zur Kühlungsunterstützung
9
1.3.4
Photovoltaikanlage
9
1.3.5
Außen liegender Sonnenschutz
9
1.3.6
Künstliche Beleuchtung
10
1.3.7
Alarmanlage und automatische Freischaltung von Stromkreisen
11
1.3.8
Tageslichtnutzung
12
1.3.9
Lüftungsgeräte
15
1.4
Energiekonzept
19
1.5
Energieverbrauch
20
1.5.1
Verbrauch elektrischer Energie
20
1.5.2
Heizwärme
20
1.5.3
Primärenergieverbrauch
21
1.5.4
Betrachtungen zum Energieverbrauch
22
2
STAND DES VORHABENS
23
2.1
Arbeits- und Zeitplanung
23
2.2
Ausgabenplanung
24
3
AUSSICHTEN AUF E RREICHUNG DER VORHABENZIELE
24
4
ERGEBNISSE DRITTER, DIE FÜR DIE DURCHFÜHRUNG RELEVANT SIND
25
5
NOTWENDIGE ÄNDERUNGEN IN DER ZIELSETZUNG
26
6
ERFINDUNGEN, S CHUTZRECHTE UND SONSTIGE E RKENNTNISSE
26
7
ANHANG
26
7.1
Technische Daten der Lüftungsgeräte
26
7.2
Öffentlichkeitsarbeit
28
7.3
Studentische Beteiligung am Projekt
28
7.4
Lehrveranstaltungen
28
3/28
1 Erste Ergebnisse
1.1
Flächen und Gebäudebelegung
Das Gebäude besteht aus 2 L-förmigen, 4-geschossigen Baukörpern, die einen mit Glas
überdachten Innenhof umschließen. Jeder der Baukörper besteht aus 2 Bauteilen (vgl.
Abbildung 1). Gegenüber dem Zeitpunkt der Antragstellung wurden die Raumaufteilungen
zum Teil geändert, so dass sich Abweichungen in den auszuweisenden Flächen ergeben.
Die Flächen nach Tabelle 1 geben den Stand von Ende 2002 wieder und sind den revidierten Bauzeichnungen entnommen.
Bauteil
Geschoss
1
0
1
2
3
0
1
2
3
514,68
453,55
460,92
442,64
632,70
592,13
688,39
687,15
0
1
2
3
0
1
2
3
1
2
3
434,85
437,33
450,09
450,09
504,14
492,51
510,15
499,71
15,54
15,54
15,54
2
3
4
†
41
NGF
Summe
†
Summe
NGF
1871,79
2600,37
1772,36
2006,51
46,62
8297,65
beheizte NGF
514,68
453,55
460,92
442,64
543,43
523,99
621,26
620,02
345,22
418,28
419,98
419,98
446,88
449,16
480,34
460,54
Summe
beh. NGF
1871,79
2308,7
1603,46
1836,92
7620,87
Hierbei handelt es sich um die Überwegungen zwischen den Bauteilen 1 und 4
Tabelle 1: Nettogrundfläche
4/28
Abbildung 1: Gebäudegrundriss (2.OG)
Das Gebäude ist ein Investorenobjekt. Der Bauherr betreibt das Gebäude, nutzt es aber
nicht selbst. Die Flächen werden an unterschiedliche Nutzer vermietet. Über den Prozess
der Belegung sowie über Leerstände gibt Tabelle 2 Auskunft.
Geschoss
Bauteil
0
1 und 2
1
3 und 4
1
2
3 und 4
2
1 und 2
3 und 4
3
1 und 2
3
4
Nutzer
Einzug
Institut für Wissenstransfer an der Universität September
Bremen GmbH (IfW)
2001
Leerstand
Institut Technik und Bildung, Universität Bremen Oktober 2001
(ITB)
Institut für Wissenstransfer an der Universität September
Bremen GmbH (IfW)
2001
DFG-Schwerpunkt Ozeanränder
Mitte 2002
Institut Technik und Bildung, Universität Bremen Oktober 2001
(ITB)
DFG-Schwerpunkt Ozeanränder
Mitte 2002
MATERNA GmbH Information & Communicati- September
ons
2001
Der Technologiebeauftragte der Freien Hanse- September
stadt Bremen,
2002
Informatik-Institute Universität Bremen
Februar 2003
Tabelle 2: Gebäudebelegung
5/28
1.2
Gebäudehülle
Aufgrund der Geometrie des Gebäudes, der Existenz des überdachten Atriums und der
Übergänge zwischen Bauteil 1 und 4 ist eine detaillierte und differenzierte Betrachtung der
Gebäudehülle notwendig. In diesem Zwischenbericht erfolgt zunächst nur die Betrachtung
der nach außen gerichteten Fassaden, die weiteren Teile der Gebäudehülle werden zu
einem späteren Zeitpunkt genauer betrachtet.
In der Außenhülle des Gebäudes gibt es 3 verschiedene Fassadentypen:
• opake Flächen, die aus Beton, Mineralfaserisolierung und einer hinterlüfteten Keramikfassade bestehen,
• Fensterelemente aus Aluminiumrahmen mit Jalousiekasten und 3-ScheibenWärmeschutzverglasung, die in die opake Lochfassade eingebaut sind, und
• eine Ganzglasfassade aus 3-Scheiben-Wärmeschutzverglasung, die in einem
Rahmensystem aus Aluminium montiert ist.
Die 3-Scheiben-Wärmeschutzverglasung weist laut Hersteller einen u-Wert von 0,8 W/(m2 K)
auf (vgl. Tabelle 6). Die Rahmen der Fensterelemente wie die Rahmen der Ganzglasfassade
erfüllen laut Fassadenbauer die Spezifikationen nach Rahmengruppe 2.1 entsprechend DIN
4108 Teil 4, weisen also einen u-Wert < 2,0 W/(m2 K) auf. Die opaken Teile der Gebäudehülle besitzen gemäß ihrem Aufbau u-Werte zwischen 0,31 und 0,47 W/(m 2 K), das Dach einen
u-Wert von 0,15 W/(m 2 K). Diese Werte sind Planungsdaten und nicht messtechnisch verifiziert.
1.2.1 Fensterelemente
Im 1. bis 3. Obergeschoss sind fast durchgängig1 identische Fensterelemente eingesetzt. Die
Maße sind aus Abbildung 4 und Tabelle 5 zu entnehmen. Für diese Fensterelemente ergibt
sich unter Annahme des in Rahmengruppe 2.1 maximal zulässigen Wärmedurchgangskoeffizienten von U = 2,0 W/(m2 K) und eines Glasanteils von 36,4% rein rechnerisch ein mittlerer
U-Wert von 1,56 W/(m2 K). Bei einem U-Wert der Rahmen von 1,3 W/(m2 K), der aber utopisch erscheint, ergäbe sich ein mittlerer U-Wert der Fensterelemente von 1,12 W/(m2 K).
Bei den Fensterelementen im Erdgeschoss und an der nördlichen Stirnseite von Bauteil 3
liegt der U-Wert aufgrund des höheren Glasanteils etwas niedriger.
1.2.2 Ganzglasfassade
Die Ganzglasfassade an der Südseite von Bauteil 2 weist einen Rahmenanteil von lediglich
23,7% auf, damit ergibt sich der mittlere U-Wert rechnerisch zu U < 1,08 W/(m2 K).
1.2.3 Zur thermischen Gebäudehülle
Unglücklicherweise weist die thermische Gebäudehülle diverse Lücken auf: Zur Abtrennung
der Treppenhäuser zur Außenluft wurde zwar das gleiche Fassadensystem wie an der Südfassade verwendet, jedoch sind die an die Büroräume angrenzenden Betonwände nicht isoliert. Da der Zugang zum Gebäude durch die Treppenhäuser erfolgt, entsteht hier ein relativ
1
Mit Ausnahme der nördlichen Stirnseite von Bauteil 1.
6/28
hoher Luftwechsel, der in der kalten Jahreszeit zu gegenüber dem Innenbereich merklich
abgesenkten Temperaturen führt. Das wiederum verursacht eine Auskühlung der nicht isolierten Betonwände, die im Inneren der angrenzenden Büros zu fühlen ist. Eine Abschätzung
des Einflusses auf den Heizenergieverbrauch des Gebäudes steht noch aus.
Im Sommerfall sind die Auswirkungen der fehlenden Isolation weniger gravierend, da dann
meist die Fenster in den Treppenhäusern geöffnet und damit die Temperaturunterschiede
geringer sind.
1.3
Installierte Techniken
1.3.1 Wärmerückgewinnung aus Rechenzentrum
Bei Projektbeantragung waren die Vermietungsgespräche zwischen dem Zentrum für angewandte Raumfahrttechnik und Mikrogravitation (ZARM) und dem Bauherrn ECOTEC schon
so weit fortgeschritten, dass die beiden unteren Geschosse in den Bauteilen 3 und 4 nach
den Bedürfnissen des ZARM gebaut wurden (extensive Vorbereitungen für Laborbetrieb,
Doppelboden, Lastenaufzug, Kühlgerät usw.). Zusätzlich wurden die technischen Aggregate
installiert, die eine Nutzung der Abwärme eines vom ZARM einzubringenden Hochleistungscomputers für die Gebäudebeheizung ermöglichen sollten.
Aus von Projektseite nicht nachvollziehbaren Gründen kam der Mietvertrag zwischen ZARM
und ECOTEC nicht zustande, so dass nun auch kein Hochleistungscomputer vorhanden ist,
dessen Abwärme für die Gebäudebeheizung genutzt werden könnte.
1.3.2 Atriumverglasung
Die elektrochrome Atriumverglasung wurde Anfang 2002 installiert. Nach anfänglichen
schwerwiegenden Problemen mit Glasbruch und Funktionsunfähigkeit eines beträchtlichen
Anteils der Einheiten aus Scheiben und Controller ist die elektrochrome Verglasung immer
noch nicht abgenommen, geschweige denn bezahlt, da immer noch keine einwandfreie
Funktion aller rund 1200 Scheiben hergestellt werden konnte.
Tabelle 3 zeigt die strahlungsphysikalischen Kennwerte elektrochromer Verglasungen im
Standardaufbau. Die Daten der eingesetzten Verglasung weichen davon ab, da sie zusätzliche Schichten von Verbundsicherheitsglas aufweist, um die Sicherheitsvorschriften für Überkopfverglasungen einzuhalten und die Verglasung betretbar zu machen. Die exakten strahlungsphysikalischen Daten liegen leider noch nicht vor, die Werte für Lichttransmission und
Gesamtenergiedurchlass dürften aus oben genannten Gründen aber deutlich niedriger liegen
als in der Tabelle angegeben.
Die Betriebserfahrungen aus dem Sommer 2002 zeigen, dass selbst während einer Folge
sehr heißer Tage keine Verdunklung der Scheiben notwendig war, um das Atrium vor Überhitzung zu schützen. Die Klappenlüftung reichte aus, um eine größere Überhitzung des Atriums bis 3 m unter der Verglasung zu vermeiden.
7/28
(Quelle: Flabeg)
Tabelle 3: Kennwerte elektrochromer Verglasungen
Abbildung 2: Atriumtemperaturen an heißen Tagen
Aus energetischer Sicht erscheint der Einsatz dieser kostspieligen Verglasung daher nicht
sinnvoll. Dies liegt hauptsächlich an dem für diese Einbausituation ungünstig gelegenen dynamischen Bereich der Verglasung. Es wäre günstiger, wenn der Gesamtenergiedurchlassgrad bzw. die Lichttransmission auf höhere Werte eingestellt werden könnte.
8/28
1.3.3 Erdwärmetauscher zur Kühlungsunterstützung
Der flüssig-EWT zur Kühlungsunterstützung ist installiert und arbeitet. Während seines Betriebs hat er, vorbehaltlich einer detaillierteren Analyse, weniger als 120 MWh Kälte in den
Kältespeicher für die Betonkernaktivierung geliefert.
1.3.4 Photovoltaikanlage
Die PV-Anlage ist vor der Süd-Süd-West-Fassade an einem repräsentativen Edelstahlgestell
montiert.
Die PV-Anlage besteht aus 192 Panels mit jeweils PSTC = 64,5 Watt. Daraus ergibt sich eine
Gesamtleistung für die ganze Anlage von PSTC = 12,384 kW. (PSTC = Peakleistung)
Die Panels haben eine gegenüber der Südrichtung um 20° nach Westen abweichende Ausrichtung. Gegen die Horizontale sind die Panels um 30° geneigt. Die Spezifikationen der Panels sind Tabelle 4 zu entnehmen. Die Panels sind in 8 Feldern à 3 Spalten und 8 Reihen
angeordnet. Die 24 Panels eines Feldes sind jeweils zu einem String zusammengeschaltet.
Während des Betriebs wurden im Laufe des Jahres 2002 bis zum 8.1.2003 insgesamt etwa
10 MWh elektrische Energie ins öffentliche Netz eingespeist.
Typ
SCC PROSOL
Hersteller
Saint Gobain Glass Solar
Fläche pro Panel
535 mm * 1555 mm = 0,831925 m 2
Fläche gesamt
192 * 0,831925 m 2 = 159,73 m 2
Belegung)*
64,4 %
)* Jedes Panel ist mit einzelnen Solarzellen belegt (siehe Abbildung 3).
Tabelle 4: Spezifikationen der Photovoltaik-Panels
Die Funktion als Sonnenschutz hält sich allerdings in Grenzen. Das ergibt sich aus Konstruktion und Anordnung der Panels. Etwa 103 m2 Solarzellen sorgen bei Sonnenschein für eine
gewisse Verschattung der etwa 600 m2 betragenden Fensterfläche mit Südausrichtung. Die
Verschattung durch die verbleibenden 57 m2 Solarglas kann wegen der hohen Lichttransmission vernachlässigt werden.
1.3.5 Außen liegender Sonnenschutz
Sämtliche Fassaden sind mit außenliegendem Sonnenschutz ausgestattet. Aus ästhetischen
in Zusammenhang mit Platzgründen wurde an der südlichen Ganzglasfassade ein textiler
Sonnenschutz verwendet. An allen anderen Fassaden, auch den zum Atrium gelegenen,
sind Metalljalousien installiert.
Der außenliegende Sonnenschutz wird je nach Außenhelligkeit von der Gebäudeleittechnik
automatisch gefahren, wobei der Nutzer nach einem automatischen Fahrbefehl den Sonnenschutz wieder manuell auf seine persönlichen Bedürfnisse einstellen kann.
9/28
Abbildung 3: Ansicht der Photovoltaikanlage
Der textile Sonnenschutz unterliegt den bekannten Einschränkungen. Bei Regen wie bei
Windstärken über 5 m/s wird er zur Vermeidung von Beschädigungen eingefahren und die
manuelle Bedienmöglichkeit wird verriegelt. Weil dies wegen des bremischen tendenziell
windigen Wetters häufig zu Blendungen in den südlich ausgerichteten Räumen führte, wurde
auf Wunsch der Mieter an der Südseite ein innen liegender Blendschutz nachgerüstet.
1.3.6 Künstliche Beleuchtung
Büros und Seminarräume
Die künstliche Beleuchtung der Büros erfolgt über Stehleuchten, die eine gemischte direkte
und indirekte Beleuchtung bieten. Jede Stehleuchte ist mit 4 T5-Leuchtmitteln ausgestattet
und hat so eine Anschlussleistung von 220 W.
Je nach persönlichem Bedürfnis der Mitarbeiter sind die Arbeitsplätze zusätzlich mit Schreibtischleuchten ausgestattet, die jedoch zur Ausstattung der Mieter zu zählen sind. Etwa die
Hälfte der Schreibtischleuchten hat eine Anschlussleistung von 11 W, die andere Hälfte 50
bis 60 W.
Die Seminarräume sind mit abgehängten Deckenleuchen ausgestattet. Eine Ausnahme bildet ein Seminarraum im 1. Obergeschoss. Da hier mehrere Büros erst nach Fertigstellung
des Gebäudes zu einem Seminarraum zusammengefasst wurden, existiert keine Stromversorgung in der nackten Betondecke, so dass auch hier Stehleuchten zum Einsatz kommen.
10/28
Je nach Raumgröße ergibt sich durch dieses Beleuchtungskonzept eine installierte elektrische Leistung zwischen 11 und 22 W/m 2 (teilweise plus Schreibtischbeleuchtung) in Büros
und Seminarräumen.
In diesen Räumen sind kombinierte Helligkeits- und Präsenzsensoren installiert, die über EIB
eine tageslichtabhängige Leistungsregelung und eine präsenzabhängige Beleuchtungssteuerung realisieren.
Flure
Die Flure werden durch mit Energiesparlampen ausgestattete Wandleuchten beleuchtet. Die
installierte Leistung beträgt durchschnittlich 4,3 W/m 2. Die Flurbeleuchtung ist von Hand einund aus zu schalten. Von Seiten des Monitoring wurde angeregt, die Flurbeleuchtung außerhalb der Kernarbeitszeit einmal stündlich automatisch auszuschalten, um unnötig lange
Brenndauern der Flurbeleuchtung zu vermeiden. Diese Verbesserung wurde allerdings noch
nicht realisiert.
Teeküchen und Sanitärbereiche
Hier findet sich eine gemischte Beleuchtung aus Halogenstrahlern und Leuchtstofflampen.
Die mittlere installierte Leistung beträgt etwa 22 W/m 2. In diesen Bereichen ist die Beleuchtung komplett präsenzgesteuert, d.h. das Licht wird automatisch angeschaltet, wenn eine
Person einen der Räume betritt und wenige Minuten, nachdem keine Bewegung mehr registriert wurde, wieder automatisch ausgeschaltet. Das Toilettenproblem (längere, bewegungsarme Sitzungen) ist durch das Vorhandensein von Tastern gelöst, mit denen die Beleuchtung
manuell eingeschaltet werden kann.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das Gebäude über ein energetisch sinnvolles
Konzept zur künstlichen Beleuchtung verfügt. Bei den Nutzern trifft die Stehleuchtenlösung
jedoch auf geteilte Resonanz. Teilweise wird beklagt, dass die Leuchten grundsätzlich immer
im Weg stehen oder dass das Versorgungskabel der Leuchte häufig eine Stolperfalle darstellt.
1.3.7 Alarmanlage und automatische Freischaltung von Stromkreisen
Jede einzelne Zone kann durch eine Alarmanlage gesichert werden. Wenn abends der letzte
Mitarbeiter einen Bereich verlässt, kann er die Alarmanlage scharf schalten. Es ertönt dann
für etwa 3 Minuten ein durchdringender Signalton. Dies soll es eventuell noch anwesenden
Personen ermöglichen, die Alarmanlage zu deaktivieren bevor sie wirksam wird.
Mit der Scharfschaltung der Alarmanlage wird sämtliche Beleuchtung in der Zone ausgeschaltet und bestimmte Stromkreise werden freigeschaltet. Dadurch werden nächtliche
Stand-By-Verbrauche von an diesen Kreisen angeschlossenen Geräten wie Drucker, nicht
ausgeschaltete Bildschirme, Kaffeemaschinen, etc. vermieden.
11/28
1.3.8 Tageslichtnutzung
Räume nach Osten Westen, Norden
Diese Räume sind mit Fassaden ausgestattet, wie sie in Abbildung 4 skizziert sind (siehe
auch Abbildung 5). In Ost- und Westfassade ist das Layout vom Erdgeschoss bis zum 3.
Obergeschoss gleich, im Erdgeschoss der Nordfassade reicht die Verglasung bis fast auf
den Raumboden, wie rechts in der Abbildung dargestellt. In den Oberlichtern sind auch an
der Nordfassade Lichtleitelemente eingesetzt, die das Tageslicht an die weiß gestrichene
Decke umlenken. Dadurch wird bei großer äußerer Helligkeit zumindest an der Ost- und
Westfassade die Eindringtiefe des Tageslichts vergrößert. Bei hellem Wetter ist die Tageslichtsituation durchaus angenehm und ohne künstliche Beleuchtung ausreichend. Bei trübem
Wetter, auch im Sommer, ist die Tageslichtsituation jedoch unzureichend. Die Lichtleitelemente wirken eher verschattend und der Riegel, der knapp unter 2 m Höhe beginnt und hinter dem sich der Jalousiekasten befindet schirmt einen großen Teil der vom diffusen Himmel
kommenden Strahlung ab. Dies alles sind subjektive Beurteilungen, da bisher weder Tageslichtkoeffizienten bestimmt, noch Tageslichtsimulationen durchgeführt wurden.
Räume an der Ganzglas-Südfassade
Hinter der Ganzglasfassade ist tagsüber immer genügend Licht vorhanden, um die ganze
Raumtiefe von etwa 5 m auszuleuchten. Hier besteht mehr die Problematik der Blendung,
wenn der Blendschutz wetter- und systembedingt nicht herunter gefahren werden kann (siehe oben im Abschnitt über den außen liegenden Sonnenschutz).
Räume zum Atrium
Die Tageslichtsituation in den Räumen, die zum Atrium hin liegen, ist, schlicht gesagt, katastrophal.
Selbst während der Endphase der Planungen war anscheinend noch nicht klar, welche Art
von Überdachung das Atrium erhalten sollte, und augenscheinlich wurde selbst die Option
offen gelassen, das Atrium nicht mit einem Dach auszustatten.
Für diese Interpretation spricht, dass im Atriumbereich ein ähnliches Fassadensystem Verwendung fand, wie an der Ost-, West- und Nordfassade. Ebenso wurden Oberlichter mit
Lichtleittechnik sowie Jalousien eingebaut. Der Glasanteil wurde allerdings durch Verlängerung der Fensterfläche bis in Bodennähe vergrößert (siehe Abbildung 4 und Tabelle 5).
12/28
355 mm
Decke
355 mm
Decke
Mauer
685 mm
580 mm
3080 mm
1735 mm
3080 mm
1100 mm
Mauer
685 mm
685 mm
685 mm
2200 mm
580 mm
2200 mm
Fußboden
Fußboden
Abbildung 4: Layout der Außenfassade (links) und der Innenfassade (rechts)
Breite [m]
Höhe [m]
Anzahl [-]
Fläche [m 2]
Wand
Fassadenelement
Glas (Lichtleitung)
2,78
2,20
0,69
3,08
2,48
0,36
1
1
2
8,56
5,46
0,49
Glas (ohne)
0,69
1,10
2
1,51
Außenfassade
1,99
23,28%
Glas (gesamt)
Öffnungsverhältnis
Innenfassade
Wand
Fassadenelement
Glas (Lichtleitung)
2,78
2,20
0,69
3,08
2,88
0,36
1
1
2
8,56
6,34
0,49
Glas (ohne)
0,69
1,74
2
2,38
Glas (gesamt)
Öffnungsverhältnis
2,86
33,44%
Tabelle 5: Maße der Fassaden nach außen (Ost, West, Nord) und nach innen (Atrium)
Zum Atrium hin wurde anstatt der Drei-Scheiben-Wärmeschutzverglasung der Außenfassaden eine Zwei-Scheiben-Wärmeschutzverglasung eingesetzt. Die technischen Daten sind in
Tabelle 6 angegeben. Durch die umliegenden Baukörper im Atriumbereich ist der Lichteinfall
in die inneren Büros natürlich zusätzlich reduziert.
13/28
Außenfassade
Innenfassade
Lichttransmission
[%]
40
58
Lichtreflexion
[%]
36
31
g-Wert
[%]
35
44
u-Wert
[W/(m 2 K)]
0,8
1,2
Tabelle 6: Technische Daten der Fensterverglasungen
Abgesehen von den reinen technischen Daten ergeben sich zum Atrium hin ungünstigere
Lichtverhältnisse, da hier die Lichtleitelemente in den Oberlichtern aufgrund der vorherrschenden diffusen Lichtverhältnisse weniger lichtleitende als vielmehr verschattende Funktion aufweisen.
Abbildung 5: Fassade eines außen liegenden Büros (Ost, West, Nord) und eines zum
Atrium gelegenen Büros (rechts).
Die elektrochrome Atriumverglasung hat im hellsten Zustand laut Hersteller einen Lichttransmissionskoeffizienten von TL< 50%. Für den Standardglasaufbau (3 x 4mm Floatglas,
1mm elektrochrome Schicht, 16mm Scheibenzwischenraum gilt TL= 50%. Durch zusätzliche
Lagen von Verbundsicherheitsglas (VSG, insgesamt 26 mm), die die Einhaltung von Sicherheitsvorschriften für Überkopfverglasungen und die Betretbarkeit für Wartungs- und Reinigungszwecke sicher stellen, erhöht sich die Scheibenstärke auf 55 mm. Dadurch reduziert
sich TL noch weiter. Eine Verbundsicherheitsscheibe von 13mm Dicke (2* 6mm Floatglas +
1mm Folie oder Polymer) hat typischerweise eine Lichtdurchlässigkeit von etwa 60%, damit
dürfte die Lichtdurchlässigkeit des Scheibenverbunds im hellsten Zustand deutlich unter 30%
14/28
liegen 2. Eine weitere Reduktion von TL ergibt sich durch die Verschmutzung der nur schwach
geneigten Glasfläche (Das Glasdach wurde seit seiner Erstellung im Januar 2002 noch nicht
gereinigt).
Einem wohl deutlich über 70%igen Helligkeitsverlust an der Wandaußenseite steht also nur
eine Verdopplung der Solarapertur (von 9,3% auf 19,4%) gegenüber. Alles in allem führt dies
dazu, dass die künstliche Beleuchtung in den Büros im Innenbereich praktisch immer eingeschaltet ist, wenn sie genutzt werden, selbst bei sommerlichem, wolkenlosem Himmel zur
Mittagszeit.
1.3.9 Lüftungsgeräte
Für die kontrollierte Belüftung des Gebäudes sind 3 Lüftungsgeräte mit Wärmerückgewinnung und integrierter Wärmepumpe des Hersteller Interklima auf dem Dach des Gebäudes
installiert. Die Zuordnung der verschiedenen Geräte zu den einzelnen Gebäudeteilen kann
Tabelle 7 entnommen werden.
Gebäudebereich
EG BT 1+2
1.-3. OG BT 1+2
BT 3+4 gesamt
Anlagentyp
Recovery-Line MD 16
Recovery-Line MD 16
Recovery-Line MD 20
Interne Bezeichnung
TABL02
TABL01
ZR3L01
Tabelle 7: Zuordnung der Lüftungsgeräte zu Gebäudebereichen
Die Geräte sind, abgesehen von ihrer unterschiedlichen Luftmengenleistung, identisch aufgebaut. Jedes der Geräte besteht aus einem Zuluftgerät und einem Abluftgerät, die miteinander gekoppelt sind. Den Aufbau zeigt Abbildung 6.
(Quelle: Interklima)
Abbildung 6: Aufbau eines Lüftungsgeräts
2
Die genauen Daten vom Hersteller liegen z.Zt. leider nicht vor. Eine Berechnung kann auch nicht
durchgeführt werden, da dazu die Transmissionsspektren der einzelnen Lagen vorliegen müssten.
Eine Abschätzung anhand einer Multiplikation der einzelnen Transmissionsspektren ergäbe TL =
0,5*0,6*0,6 = 0,18. Dieser Wert liegt jedoch deutlich unter dem tatsächlichen Wert, da die Transmissionsspektren typischerweise ein Maximum im grün-blauen Bereich aufweisen, wo das menschliche
Auge ein Empfindlichkeitsmaximum besitzt.
15/28
Auf eine detaillierte textuelle Funktionsbeschreibung wird hier verzichtet, das Funktionsprinzip kann aber dem Mollier-Diagramm (Abbildung 8) und dem Funktionsschema (Abbildung 7)
für den Sommerfall entnommen werden. Beide Darstellungen entstammen der Dokumentation des Herstellers.
(Quelle: Interklima)
Abbildung 7: Funktionsschema eines Lüftungsgeräts (Kühlbetrieb)
Die technischen Daten der Lüftungsgeräte sind im Anhang wiedergegeben. Die elektrische
Leistungsaufnahme im Nennbetrieb bei Nennkühlleistung (also bei einem Zuluftstrom von
zusammen 54900 m 3/h und Außentemperaturen von >32°C) beträgt 165,7 kW.
An Sonntagen sind die Lüftungsgeräte normalerweise nicht bzw. in einem abgesenkten Betrieb. Der Betrieb der Anlagen erstreckt sich montags von 6:00 Uhr bis 19:00 Uhr, dienstags
bis samstags sind die Anlagen normalerweise von 7:00 bis 19:00 in Betrieb.
Regelung
Eine bedarfsabhängige Regelung der Luftmengen erfolgt nicht. Die Lüfter werden auf einen
festen Gegendruck geregelt, die Abluftvolumenströme für die verschiedenen Bereiche werden durch die GLT über Klappen auf fest eingestellte Werte geregelt. Von der GLT werden
Sollwerte für die Zulufttemperatur an die in den Lüftungsgeräten integrierten Regler weiter
gegeben. Der Betreiber hat (leider) keinen Einfluss auf die Regelung der Teilsysteme der
Lüftungsgeräte.
Luftmengen und Luftwechselraten
Die Anlage TABL01 läuft im Jahr 2002 tagsüber mit einer Abluftmenge von etwa 13000 m3/h
(etwa 94% der Nennluftmenge), nachts mit etwa 300 m3/h. Bei der Anlage TABL02 sind es
tagsüber etwa 14000 m3/h (etwa 85% der Nennluftmenge), nachts etwa 1000 m3/h. Die An16/28
lage ZR3 kommt tagsüber auf etwa 12700 m3/h (etwa 65% der Nennluftmenge), nachts auf
etwa 300 m3/h. Tagsüber läuft die Anlage TABL01 annähernd im Volllastbereich, die beiden
anderen Anlagen laufen im Teillastbereich.
Dadurch ergeben sich die in Tabelle 8 aufgeführten gemittelten, auf die Nutzfläche bezogenen Luftwechselraten im Tagesbetrieb.
(Quelle: Interklima)
Abbildung 8: h-x-Diagramm des Wärmeprozesses eines Lüftungsgeräts (Kühlbetrieb)
Gerät
Bereich
TABL01
TABL02
ZR3L01
BT 1+2, 1.-3-OG
BT 1+2, EG
BT 3+4, EG-3.OG
Volumen
[m 3]
9367
3174
10590
NF Volumenstrom
[m 3/h]
13000
14000
12700
Luftwechselrate
[1/h]
1,4
4,4
1,2
Tabelle 8: Luftwechselraten im Normalbetrieb, bezogen auf die Nutzfläche
Die Luftwechselrate für das Gerät TABL02 wurden höher als für die anderen Geräte gewählt,
da es unter anderem mehrere Schulungsräume versorgt. Besonders die Luftwechselraten
der Geräte TABL01 und TABL02 erscheinen etwas zu hoch, was aus Tabelle 9 hervorgeht.
17/28
Dort sind die Volumenströme auf das Volumen der Hauptnutzfläche (HNF nach DIN277)
bezogen.
Gerät
Bereich
TABL01
TABL02
ZR3L01
BT 1+2, 1.-3-OG
BT 1+2, EG
BT 2+4, EG-3.OG
Volumen HNF Volumenstrom
[m 3]
[m 3/h]
6604
13000
1999
14000
7911
12700
Luftwechselrate
[1/h]
2,0
7,0
1,6
Tabelle 9: Luftwechselraten im Normalbetrieb, bezogen auf die Hauptnutzfläche
Wärmemengen
Gegen Ende des Jahres 2002 wurde eine erste Analyse der dem Zuluftstrom zugeführten
Wärme durchgeführt. Es wurde der Zeitraum vom 5.7.2002 bis 17.11.2002 berücksichtigt.
Die erste Auswertung beruht auf den folgenden vereinfachenden Annahmen und Fakten:
1. Es werden lediglich Abluftvolumenströme gemessen. Diese werden den Berechnungen
zugrunde gelegt, obwohl klar ist, dass die durch die Klimageräte zugeführte Luftmenge
von dieser Grundlage abweichen dürfte. Das System wird mit leichtem Überdruck gefahren, man muss davon ausgehen, dass Fenster geöffnet sind und dass Asymmetrien zwischen Zuluft- und Abluftsystem bestehen.
2. Zunächst wird die relative Feuchte der zugeführten Luft nicht berücksichtigt. Es wird mit
einer konstanten spezifischen Wärmekapazität von 1,2 kJ/(m3 K) gerechnet.
3. Es wird diejenige Menge an Energie berechnet, die notwendig ist, die dem Abluftvolumen
entsprechende Menge von Außenluft auf die Temperatur zu bringen, die die Klimageräte
als Zulufttemperatur ausgeben.
4. Die Wärmerückgewinnung in den Klimageräten wird zunächst nicht berücksichtigt.
Die folgende Tabelle zeigt die den Zuluftströmen unter den obigen Voraussetzungen im genannten Zeitraum zugeführte (heizen) bzw. entzogene (kühlen) Energie in MWh.
TABL01_E
heizen
108,0
TABL01_E
kühlen
-1,6
TABL02_E
heizen
TABL02_E
kühlen
98,5
-6,0
ZR3L01_E
heizen
108,2
ZR3L01_E
kühlen
-4,1
Tabelle 10: Dem Zuluftstrom zugeführte Energie
Das heißt, der Zuluft wurde in dem betreffenden Zeitraum über die Wärmerückgewinnung
und die Wärmepumpen insgesamt 314,7 MWh Wärme und 11,7 MWh Kälte zugeführt.
Die in diesem Zeitraum verbrauchte Menge an elektrischer Energie legt die Vermutung nahe,
dass die vom Gerätehersteller versprochene Wärmerückgewinnung von 90% nicht realisiert
werden konnte. Vielmehr liegt die Vermutung nahe, dass die Temperierung fast ausschließ18/28
lich über die Wärmepumpe mit einer mittleren Leistungszahl von 6 im Heizfall und von 1 im
Kühlfall erfolgte.
Die Vermutung einer fehlerhaften Funktion der Wärmerückgewinnung wird dadurch gestützt,
dass die Lüftungsgeräte ab Mitte Dezember 2002 offensichtlich fehlerhaft arbeiteten. Bei
Außentemperaturen unter 0°C konnte die geforderte Zulufttemperatur von über 20°C bei
weitem nicht erreicht werden. Da die Zulufttemperatur an kalten Tagen teilweise bei 12°C
lag, mussten die Lüftungsgeräte abgeschaltet werden. Die Ursachen der Fehlfunktion konnten bislang (Stand 5.3.2003) vom Hersteller nicht ermittelt werden. Wegen des eingeschränkten Zugangs zu den Regelungsfunktionen und der Gewährleistungsfrage konnte das
Problem weder vom Betreiber noch vom Monitoring-Team näher untersucht werden.
1.4
Energiekonzept
Aus Abbildung 9 ist das Energiekonzept des Gebäudes zu ersehen. Eine vor der Südfassade
angebrachte Photovoltaikanlage mit einer Gesamtleistung von PSTC = 12,384 kW speist ihren Ertrag ins öffentliche Netz. Aus dem öffentlichen Netz wird Strom bezogen für den nutzungsspezifischen Verbrauch, für die Beleuchtung, für die Erwärmung von Trinkwasser sowie für den Betrieb der Anlagen der technischen Gebäudeausrüstung. Als Großverbraucher
sind zwei elektrisch betriebene Kältemaschinen sowie 3 Lüftungsgeräte zu nennen. Zusätzlich gibt es zahlreiche Pumpen, einige Abluftventilatoren für die Sanitärbereiche sowie die
Gebäudeleittechnik.
PV-Generator
Netzstrom
Strom
Elektr.
Kältemaschine
Erdwärmetauscher
Kälte
Klimagerät
Wärmepumpe
Fernwärme
Wärmerückgewinnung
Wärme
Abbildung 9: Energiekonzept des Gebäudes
19/28
Eine der elektrischen Kältemaschinen ist für die Kühlung eines Hochleistungsrechenzentrums vorgehen, das allerdings nicht installiert ist. Dieses Rechenzentrum sollte in der Heizperiode Wärme für die Beheizung des Gebäudes zur Verfügung stellen. Die zweite Kältemaschine ist zur Unterstützung der Kühlung mittels Betonkernaktivierung gedacht, wenn die
Leistung des Erdwärmetauschers an heißen Sommertagen nicht ausreicht.
Die Lüftungsgeräte sorgen für eine kontrollierte Belüftung des Gebäudes und verfügen über
Wärmerückgewinnung sowie über integrierte, elektrisch betriebene Wärmepumpen zur Temperierung der Zuluft im Kühlfall wie im Heizfall.
Fehlender Heizwärmebedarf wird durch Fernwärme aus einer nahe gelegenen Müllverbrennungsanlage abgedeckt. Ein Fernwärmeanschluss ist obligatorisch für sämtliche Gebäude
im Technologiepark der Universität Bremen.
1.5
Energieverbrauch
1.5.1 Verbrauch elektrischer Energie
Falls im Folgenden nicht ausdrücklich etwas anderes gesagt wird, beziehen sich die genannten Zahlen auf den Zeitraum vom 6.7.2002 bis 5.1.2003, also auf ein halbes Jahr von Anfang Juli bis Anfang Januar.
In diesem Zeitraum wurden insgesamt 391,4 MWh elektrische Energie verbraucht. Davon
sind 262,6 MWh der technischen Gebäudeausrüstung und 128,8 MWh der Beleuchtung und
dem nutzerspezifischen Verbrauch zuzurechnen. Eine separate Ausweisung des Energieverbrauchs für Beleuchtung ist derzeit noch nicht möglich, da wegen der Versorgungstopologie keine separaten Zähler für die Beleuchtung installiert sind.
Der flächenbezogene Verbrauch ergibt sich aus Tabelle 11.
Zeitraum
6.7.2002-5.1.2003
E-Verbrauch
TGA
Gesamt
Bezugsfläche
pro Fläche
262,6
7621
34,45
E-Verbrauch
Nutzer + Beleuchtung
128,8
15,90
E-Verbrauch
Einheit
TGA + Nutzer +
Beleuchtung
391,4
MWh
m2
51,35
kWh/m 2
Tabelle 11: Verbrauch elektrischer Energie vom 6.7.2002 bis 5.1.2003
1.5.2 Heizwärme
Beheizt wird das Gebäude zum einen über Fernwärme aus einer nahe gelegenen Müllverbrennungsanlage. Diese Wärme wird über die Heizkreise (hauptsächlich Fußbodenheizung, im EG von Bauteil 3 und 4 auch statische Heizflächen) und über die Betonkernaktivierung ins Gebäude eingebracht. Zum anderen wird aber auch über die Lüftung Wärme einge20/28
bracht, indem im Winterbetrieb die eingebrachte Außenluft über integrierte Lüftungsgeräte
mit Wärmetauschern und elektrischen Wärmepumpen etwa auf Raumtemperatur vorgewärmt wird. Der energetische Aufwand hierfür ist in dem Verbrauch elektrischer Energie enthalten. Wie weiter oben schon dargelegt, steht die projektierte Abwärme aus einem Rechenzentrum nicht zur Beheizung des Gebäudes zur Verfügung.
Der Verbrauch von Fernwärme während des betrachteten Zeitraums ist in Tabelle 12 dargestellt.
Zeitraum
6.7.2002-5.1.2003
Gesamt
Bezugsfläche
pro Fläche
Heizwärme
(Fernwärme)
227,1
7621
29,8
Einheit
MWh
m2
kWh/m 2
Tabelle 12: Verbrauch von Fernwärme vom 6.7.2002 bis 5.1.2003
1.5.3 Primärenergieverbrauch
Zur Berechnung des Primärenergieverbrauchs wird die bezogene elektrische Energiemenge
mit dem Primärenergiefaktor 2,8 multipliziert. Die Fernwärme erhält den Faktor 1. Die so errechneten Primärenergiemengen sind in Tabelle 13 angegeben. Die technische Gebäudeausrüstung (TGA) umfasst die Lüftungsgeräte, die Kältemaschinen, die Abluftventilatoren für
die Sanitärbereiche, sämtliche elektrischen Komponenten der Fußbodenheizung und der
Betonkerntemperierung (Pumpen etc.), die Gebäudeleittechnik und die Aufzüge. Auch die
äußere Gebäudebeleuchtung, die Beleuchtung des Atriums, der Betrieb von Teich und Wasserlauf im Atrium sowie die Beleuchtung der Treppenhäuser sind in diesem Posten enthalten. Unter die Position Nutzer fallen die nutzerspezifischen Verbrauche und die elektrische
Warmwasserbereitung. Diese Verbräuche werden aufgrund der Versorgungsstruktur zusammen mit den Verbräuchen für die Beleuchtung der Räume und der Flure erfasst.
Es sei, um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, darauf hingewiesen, dass die
dargestellten Energiemengen innerhalb eines halben Jahres (von Anfang Juli bis Anfang
Januar) verbraucht wurden. In dieser Zeit ist etwa eine halbe Heizperiode enthalten.
Schon für dieses halbe Jahr liegt der gebäudebezogene Primärenergieverbrauch ohne die
Berücksichtigung des Energieverbrauchs für die Beleuchtung fast 30% über den jährlichen
Zielwerten des Solarbauprogramms.
21/28
Zeitraum
6.7.2002-5.1.2003
Bezugsfläche
7621 m 2
Endenergie
Primärenergie
(Faktor 2,8 für el. Energie)
Summe
spez.
[MWh]
[kWh/m 2]
Summe
[MWh]
spez.
[kWh/m 2]
Fernwärme
227,1
29,8
227,1
29,8
Elektro, TGA
Elektro, Licht + Nutzer
262,6
128,8
34,45
15,90
735,3
360,6
96,5
47,3
962,4
1323,0
126,3
173,6
Summe FW + TGA
Summe FW + TGA + Licht
+ Nutzer
Tabelle 13: Primärenergieverbrauch
1.5.4 Betrachtungen zum Energieverbrauch
Der hohe Energieverbrauch kann derzeit auf 5 hauptsächliche Aspekte zurückgeführt werden, die Nebenaspekte werden in einem späteren Bericht erläutert werden.
Undichtigkeit der Gebäudehülle
Da die erste Phase des Bauprojekts (Planung und Errichtung) nicht im Solarbau-Programm
gefördert wurde, hatte der Bauherr die Möglichkeit, auf eine Dichtigkeitsprüfung der Gebäudehülle zu verzichten. Dies rächte sich bitterlich: Während einiger kalter Tage im Dezember
2002, an denen zusätzlich eine Lüftungsanlage ausgefallen war, bemerkte das MonitoringTeam unangenehme Zugerschienungen nahe der Fenster in Räumen an der Ostfassade.
Normalerweise arbeitet die Lüftungsanlage mit einem leichten Überdruck, d.h. es wird mehr
Luft in das Gebäude eingebracht, als abgesogen wird. Dies war an besagten Tagen nicht der
Fall, so dass Undichtigkeiten der Fassade aufgrund eindringender Kaltluft entdeckt werden
konnten. Die Undichtigkeiten im Bereich der in den Fensterrahmen integrierten Rollladenelemente dürfte auf fehlerhafte Montage zurückzuführen sein. Nach Intervention des Monitoring-Teams wurden diese Undichtigkeiten an Ost-, West- und Nordfassade vom Fassadenbauer auf Garantiebasis beseitigt. Die Südfassade ist von diesen Undichtigkeiten nicht betroffen, da hier ein anderes Fassadensystem eingesetzt ist.
Hohe Luftwechselraten
Insbesondere für das Gerät TABL02 erscheint der energetische Aufwand deutlich zu hoch.
Die Schulungsräume werden keineswegs 6 Tage in der Woche 12 Stunden lang genutzt.
Außerdem befinden sich in dem von diesem Gerät versorgten Bereich auch Büroräume, die
eine niedrigere Luftwechselrate benötigen. Eine bedarfsabhängige Regelung dieses Geräts
könnte einen beträchtlich geringeren Energieverbrauch und eine beträchtliche Reduzierung
der Betriebskosten zur Folge haben.
An Sonntagen oder an Tagen, als die Lüftungsgeräte ausgefallen waren (dies war z.B. im
Januar 2003 der Fall), beträgt der tägliche elektrische Energieverbrauch für die TGA nur etwa 200 kWh/d. Lediglich an heißen Tagen steigt der Energieverbrauch (ohne Lüftungsgeräte) bis auf etwa 700 kWh/d, da dann die Kühlung über die Betonkernaktivierung erfolgt. Geht
man daher als grobe Abschätzung von einem mittleren Energieverbrauch von etwa 350
22/28
kWh/d für die TGA ohne Lüftungsgeräte für den betrachteten Zeitraum aus (350 kWh/d * 182
d = 63,7 MWh), kann man den Energieverbrauch der Lüftungsgeräte im betrachteten Zeitraum auf etwa 199 MWh bzw. auf etwa 26 kWh/m 2 abschätzen. Dieser Wert ist allerdings
relativ unsicher, da auch in den Sommermonaten nicht unbedingt von einer korrekten Funktion der Lüftungsgeräte ausgegangen werden kann (vgl. Abschnitt 1.3.9).
Fehlende Abwärmenutzung
Der nun doch nicht installierte Hochleistungscomputer hätte laut Auskunft von ECOTEC eine
annähernd konstante Wärmeleistung von 104 kW abgegeben. Pro Tag ist das eine Energiemenge von 2496 kWh. Bei einem angenommenen Wirkungsgrad von 80% stünden 2000
kWh/d Wärme zur Beheizung des Gebäudes zur Verfügung. Nimmt man an, dass alle täglichen Heizlasten von < 2000 kWh/d durch die Abwärmenutzung gedeckt würden, ergäbe sich
auf der Basis der Messwerte für den betrachteten Zeitraum ein Nachheizbedarf von etwa 30
MWh, oder etwa 4 kWh/m 2 gegenüber den vorliegenden rund 30 kWh/m 2, wenn keine längeren Pufferzeiten als ein Tag berücksichtigt werden.
Tageslichtnutzung im Atriumbereich
Die schlechte Tageslichtsituation in den an das Atrium angrenzenden Räumen erzwingt eine
längere Betriebsdauer der künstlichen Beleuchtung. Der Mehrverbrauch hierfür dürfte deutlich unter 10 kWh/(m2 a) liegen, eine detaillierte Analyse steht jedoch aus. Dieser Grenzwert
ergibt sich bei einer zusätzlichen Einschaltdauer von 8 Stunden an 260 Tagen im Jahr mit
einer installierten mittleren Leistung von 15 W/m 2 (siehe Abschnitt künstliche Beleuchtung)
und einem Flächenanteil der zum Atrium liegenden Räume von 1/3 der beheizten NGF. Er ist
sehr hoch gegriffen, da weder die präsenzabhängige Abschaltung des Lichts berücksichtigt
ist, noch die Tatsache, dass nicht alle Räume 8 Stunden täglich besetzt sind.
Eintrag von solarer Energie über die Südfassade
Auch hier steht die detaillierte Analyse noch aus. Es ist aber davon auszugehen, dass die im
Sommer notwendige Kühlung der Räume an der Südfassade ihren Beitrag zu dem hohen
Verbrauch elektrischer Energie liefert, da jede nicht von dem Erdkollektor gelieferte Kilowattstunde Kälte entweder über die Lüftungsgeräte oder für die Betonkernaktivierung elektrisch
erzeugt werden muss.
2 Stand des Vorhabens
2.1
Arbeits- und Zeitplanung
Vom Mittelgeber wurde eine Projektlaufzeit vom 1.10.2001 bis 30.9.2004 bewilligt. Da der
Bewilligungsbescheid jedoch erst Mitte November 2001 beim Zuwendungsempfänger eingegangen ist und für die Bearbeitung ein Mitarbeiter eingestellt werden musste, konnte mit der
intensiven Bearbeitung des Projekts erst zum 1.3.2002 begonnen werden.
Wegen dieser zeitlichen Verzögerung konnte das Messprogramm nicht wie ursprünglich geplant zu Anfang Februar, sondern in vollem Umfang erst zu Anfang Juli 2002 gestartet werden. Einzelne Messungen liegen dagegen schon ab Mitte Mai 2002 vor. Trotzdem ist sicher23/28
gestellt, dass bis Ende der Projektlaufzeit zwei volle Betriebsjahre erfasst und ausgewertet
werden können.
Die Projekt-Homepage ging Anfang Mai 2002 online, die Online-Messdatendarstellung für
ausgewählte Messwerte ist seit Ende Mai 2002 realisiert.
Auf eine erste allgemeine Nutzerbefragung kurz nach Bezug wurde verzichtet, da in der Wissenschaft allgemein von einer Befragung während der ersten 12 Monate des Gebäudebetriebs abgeraten wird. Aufgrund seitens der Nutzer häufig geäußerter Klagen über gesundheitliche Belastungen wurde jedoch im Juni 2002 in Zusammenarbeit mit dem Betriebsarzt
der Universität Bremen eine Befragung zum gesundheitlichen Befinden bei den Mitarbeitern
des Institut Technik und Bildung durchgeführt.
2.2
Ausgabenplanung
Die Ausgaben sind bislang weitgehend wie geplant getätigt worden. Der zahlenmäßige
Nachweis wird von den Mitarbeitern der Drittmittelverwaltung der Universität Bremen erstellt.
Abweichungen gegenüber den Planungen ergaben sich dadurch, dass der Projektmitarbeiter
erst im März 2002 eingestellt werden konnte. Dadurch konnte für die restliche Laufzeit des
Vorhabens eine ganze Stelle realisiert werden.
Eine weitere Abweichung ist vorauszusehen, da der Bauherr und Gebäudebetreiber gegenüber dem ursprünglichen Ansatz einen höheren Betrag für notwendige Installationsarbeiten
sowie Informations- und Datenlieferung fordert. Dies wird jedoch nicht zu höheren Projektkosten führen, da bei der Realisierung der Datenübertragung zwischen Gebäudeleittechnik
und Monitoring Investitionskosten eingespart werden konnten. Dem Projektträger ist dieser
Vorgang bereits bekannt. Zu gegebener Zeit wird ein Änderungsantrag gestellt werden.
3 Aussichten auf Erreichung der Vorhabenziele
Derzeit liegen die Verbrauchsdaten deutlich über den Zielwerten des Solarbauprogramms.
Während 6 Monaten wurden insgesamt 1323 MWh Primärenergie verbraucht. Das entspricht einem auf die beheizte Nettogrundfläche bezogenen Verbrauch von 173,6 kWh/m2
(siehe Tabelle 13). Dieser Wert reduziert sich nicht wesentlich, wenn die in diesem Zeitraum
durch Photovoltaik produzierte Energie von etwa 5 MWh berücksichtigt wird.
Eine detaillierte Analyse der nutzungsspezifischen Verbrauche liegt zwar noch nicht vor,
selbst wenn der nutzungsspezifischen Endverbrauch großzügig mit 14 kWh/(m2 a) (7 kWh/m 2
für den betrachteten Zeitraum, 20 kWh/m 2 primärenergetisch) nach oben abgeschätzt wird3,
3
Der zugrunde gelegte Erfahrungswert beruht aus Erkenntnissen aus dem Solarbauprojekt ECOTEC
1+2. Die Nutzung des Gebäudes ZARM3 weicht nicht wesentlich von der des ECOTEC 1-Gebäudes
ab. Im Unterschied zu ECOTEC 1 wird Warmwasser jedoch nicht über eine solarthermische Anlage,
24/28
ergibt sich für den gebäudebezogenen Primärenergieverbrauch im betrachteten Zeitraum
immer noch ein Wert von rund 155 kWh/m 2.
Stellt man in Rechnung, dass in dem vorliegenden Messzeitraum etwa eine halbe Heizperiode und fast eine ganze Kühlperiode enthalten ist, der elektrische Energieverbrauch der TGA
sich zwischen Sommer- und Wintermonaten aber nicht gravierend unterscheidet, ist davon
auszugehen, dass der jährliche spezifische Primärenergieverbrauch in der Nähe von 300
kWh/(m2 a) liegen dürfte.
Um die Zielwerte des Solarbau-Programms einzuhalten, müsste also durch Optimierung etwa 2/3 des Primärenergieverbrauchs eingespart werden.
Zur Zeit sind keine Optimierungspotentiale dieser Größenordnung absehbar. Selbst wenn die
Lüftungsgeräte komplett abgeschaltet würden, ergäbe sich nur eine Einsparung elektrischer
Energie von schätzungsweise 400 MWh/a bzw. 52 kWh/(m2a) (145,6 kWh/(m 2a) primärenergetisch). Dem gegenüber stände jedoch ein höherer energetischer Aufwand für die sommerliche Kühlung des Gebäudes. Außerdem dürfte der Betreiber und Bauherr nicht bereit sein,
diese Maßnahme durchzuführen, da dann größere Konflikte mit den Mietparteien abzusehen
wären.
Falls die elektrochrome Atriumverglasung auf absehbare Zeit nicht zufriedenstellend arbeitet,
ist der Glaslieferant laut Auskunft des Bauherrn verpflichtet, die elektrochromen Scheiben
durch normale Isolierglasscheiben zu ersetzen. Dies könnte zu einer wesentlichen Verbesserung der Tageslichtsituation in den zum Atrium liegenden Räumen führen. Die dadurch erzielbare Verminderung des spezifischen elektrischen Energieverbrauchs dürfte aber im unteren einstelligen Bereich liegen und damit keinen großen Beitrag leisten.
Wenn die geplante, aber nicht realisierte Abwärmenutzung mit in die Rechnung einbezogen
würde, könnten noch einmal maximal 26 kWh/(m 2 a) (siehe oben) von dem Primärenergieverbrauch abgezogen werden. Diese Zahl ist jedoch eine äußerst positive Abschätzung, da
bei der Berechnung der Wirkungsgrad der Abwärmenutzung nicht berücksichtigt ist.
Selbst bei Abschaltung der Lüftungsgeräte dürfte der spezifische Primärenergieverbrauch
des Gebäudes bei etwa 150 kWh/(m2a) (130 kWh/(m 2a) bei fiktiver Anrechnung der Wärmerückgewinnung) liegen 4.
4 Ergebnisse Dritter, die für die Durchführung relevant sind
Hier sind derzeit keine Ergebnisse bekannt.
sondern über elektrische Warmwasserbereiter erzeugt (vgl. Endbericht zum Solarbauprojekt ECOTEC
1+2).
4
Diese Zahlen sind mit äußerster Vorsicht zu genießen, da sie auf groben Abschätzungen und nicht
auf systemtheoretisch fundierten Berechnungen beruhen. Ein erhöhter Energieverbrauch für die Betonkernaktivierung ist genauso wenig berücksichtigt wie Betriebsenergie für die Wärmerückgewinnung.
25/28
5 Notwendige Änderungen in der Zielsetzung
Von Seiten des Monitoring wird empfohlen, in Zusammenarbeit mit dem Solarbau:MonitorTeam und dem Projektträger die Zielsetzung des Projekts zu überdenken. Die Gründe dafür
sind:
•
•
•
Die Energieverbrauchswerte liegen entgegen den Ankündigungen des Bauherrn deutlich
über den Zielwerten des Solarbau-Programms, so dass sich das Gebäude nicht als BestPractice-Beispiel eignet.
Die in der Förderzusage geforderte detaillierte Untersuchung der Abwärmenutzung aus
einem Rechenzentrum kann nicht durchgeführt werden, da das Rechenzentrum aus weder vom Projektnehmer noch vom Bauherrn zu verantwortenden Gründen nicht realisiert
wurde.
Die in der Förderzusage geforderte detaillierte Untersuchung des Einflusses des Atriums
auf den Energieverbrauch erscheint wegen Fehlern in der Tageslichtplanung nur eingeschränkt sinnvoll. Diese Untersuchung müsste sich auf die Verminderung des Wärmeverlusts durch das Atrium beschränken. Die lichttechnischen Aspekte sind zu weit von einer
annehmbaren Lösung entfernt, als dass bei deren Untersuchung lernförderliche Erkenntnisse zu erwarten wären.
6 Erfindungen, Schutzrechte und sonstige Erkenntnisse
In dem Projekt sind keine Erfindungen, Schutzrechte oder sonstige wirtschaftlich vermarktbare Erkenntnisse entstanden.
7 Anhang
7.1
Technische Daten der Lüftungsgeräte
In Tabelle 14 sind die technischen Daten der Lüftungsgeräte zusammengefasst. Sie sind den
Revisionsunterlagen entnommen. Grün unterlegte Werte wurden in diesen Unterlagen nicht
ausgewiesen, rot unterlegte Werte sollten überprüft werden.
Bezeichnung
REC
16 REC
16 REC
TABL02
TABL01
ZR3
20
Einheit
Gesamtanlage
Luftmenge Zuluft (nenn)
Luftmenge Abluft (nenn)
u-Wert Gehäuse
Zuluftgerät
Ventilator
Wellenleistung
Wirkungsgrad
Drehzahl
Ventilatormotoren
17100
16400
0,46
15800
13800
0,46
22000
19600
0,46
m 3/h
m 3/h
W/(m 2K)
10,68
0,73
2120
9,85
0,71
2062
13,72
0,73
1890
kW
1/min
26/28
Leistung
Drehzahl, nenn
Strom, nenn
Strom, anlauf/max
Spannung
Erhitzer
Eintrittstemperatur Luft
Austrittstemperatur Luft
Eintrittstemperatur Wasser
Austrittstemperatur Wasser
Volumenstrom Wasser
Druckverlust Wasser
Leistung
Verdampfer
Eintrittstemperatur Luft
Eintrittsfeuchte Luft
Austrittstemperatur Luft
Austrittsfeuchte Luft
Verdampfungstemperatur Kältemittel
Leistung
Abluftgerät
Kondensator
Eintrittstemperatur Luft
Austrittstemperatur Luft
Kondensationstemperatur Kältemittel
Druckverlust
Ventilator
Wellenleistung
Wirkungsgrad
Drehzahl
Ventilatormotoren
Leistung
Drehzahl, nenn
Strom, nenn
Strom, anlauf/max
Spannung
Kälteeinschub
Kälteleistung, nenn
Verdampfungstemperatur Kältemittel
Kondensationstemperatur Kältemittel
Leistungsaufnahme
Strom nenn/betrieb
15
1455
28,5
171,0
400
15
1455
28,5
171,0
400
15
1455
28,5
171
400
kW
1/min
A
A
V
15
25
70
50
2455
6
57,285
15
25
70
50
2268
6
52,930
15
25
70
50
3159
7
73,700
°C
°C
°C
°C
l/h
kPa
kW
28
30
17
61
7
63,084
28
30
17
61
7
69,480
28
30
17
61
7
87,677
°C
rel %
°C
rel %
°C
kW
42
65
68
0
42
65
68
0
42
65
68
0
°C
°C
°C
kPa
10,22
0,72
2088
8,75
0,68
1983
12,19
0,71
1816
kW
1/min
15
1455
28,5
171,0
400
15
1440
22,0
132,00
400
15
1455
28,5
171
400
kW
1/min
A
A
V
65
5
52
22,6
35,1
65
5
52
22,6
35,1
80
7
62
30,5
50,4
kW
°C
°C
kW
A
27/28
Spannung
400
400
400
V
el. Leistungsaufnahme im Nennbe- 52,6
trieb
bei Nennkühlleistung
52,6
60,5
kW
Tabelle 14 : Technische Daten der Lüftungsgeräte
7.2
•
•
•
•
7.3
Öffentlichkeitsarbeit
Die Homepage kann unter http://www.ecosol.uni-bremen.de/zarm3 aufgerufen werden.
Dort stehen unter anderem mit einem Tag Verzug ausgewählte Messwerte des Gebäudebetriebs zur Verfügung.
Am 21. und 22. Februar 2002 fand im Gebäude in den Räumen des Institut Technik und
Bildung im Rahmen der Einweihungstagung ein Workshop mit dem Titel „Qualifizieren für
technologische Innovation in der Gebäudesystemtechnik“ statt. Teilnehmende waren regionale Experten aus Bausektor, Universität, Fachhochschule und beruflicher Bildung.
Im Jahr 2002 wurden etwa 15 Gebäudeführungen mit interessierten Gruppen durchgeführt, darunter auch Gruppen aus dem Bereich berufliche Bildung und aus den bremischen Fachhochschulen.
Es wurde ein Projektflyer im Institutslayout erstellt.
Studentische Beteiligung am Projekt
Wissenschaftliche Hilfskräfte arbeiten an Themen wie Gebäudesimulation, Analyse der nutzerspezifischen Verbrauche, Analyse der Lüftungsgeräte. Studien- oder Diplomarbeiten wurden noch keine vergeben.
7.4
Lehrveranstaltungen
Im Sommersemester 2002 und im Wintersemester 2002/2003 wurden insgesamt 3 Lehrveranstaltungen mit Projektbezug durchgeführt:
• Messtechnik in Gebäuden (SS 02)
• Technisches Facility Management mit praktischen Übungen (SS 02)
• Gebäudesystemtechnik (WS 02/03)
28/28
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