Die Sparkasse Leipzig vergibt ein Promotionstipendium im Rahmen

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Die Sparkasse Leipzig vergibt ein
Promotionstipendium im Rahmen einer
wissenschaftlichen Mitarbeiterstelle (BAT-IIa Ost, 50 %) am
Institut für Praktische Journalismusforschung in Leipzig
Thema: Aktuelle Nachrichten und Qualitätssicherung
in Internet-Suchmaschinen
Wissenschaftliche Betreuung: Univ.-Prof. Dr. Marcel Machill, MPA (Harvard)
(Professur für Journalistik mit dem Schwerpunkt internationale Mediensysteme, Universität Leipzig)
Gute Nachrichten für Journalisten: Online interessieren sich die Deutschen vor allem für Nachrichten1. Allerdings erleben die traditionellen Massenmedien im Netz einen Bedeutungsverlust.
Sie sind nicht länger nur Informationsvermittler, sondern werden mit ihren Inhalten auch selbst
vermittelt. Suchmaschinen sind die neuen „Gatekeeper“: Sie bündeln und lenken die Aufmerksamkeit der Rezipienten. Über 90 Prozent der Nutzer finden sich nur mit ihrer Hilfe im Netz zurecht. Damit haben Suchmaschinen – ähnlich wie Journalisten – erheblichen Einfluss darauf,
welche Themen auf die Tagesordnung kommen. Aber während sich Journalisten bei ihrer Arbeit
an Regeln wie den Pressekodex halten müssen, gibt es für Suchmaschinen keine einheitlichen
Qualitätsstandards.
Dass Suchmaschinen keine objektiven Filterwerkzeuge sind, zeigt eine aktuelle Studie.2 Zum
einen werden sie zunehmend von außen durch kommerzielle Website-Anbieter manipuliert, die
eine Top-Platzierung ihrer Websites erzielen wollen. Zum anderen gibt es auch interne Manipulationen: Viele Suchmaschinenbetreiber verkaufen Einträge in die Trefferlisten. Diese bezahlten
Treffer sind für die Nutzer oft nur schwer als Werbung erkennbar. Ein weiteres Problem: Eine
einzige Suchmaschine beherrscht den deutschen Markt. Fast 70 Prozent der Nutzer suchen mit
Google, darüber hinaus liefert der US-Anbieter die Suchergebnisse für große Portale wie AOL
oder T-Online.
Damit stellen sich gerade für den Bereich der journalistischen Online-Angebote altbekannte
Fragen, zum Beispiel nach Pressekonzentration oder der Neutralität von Berichterstattung, in
neuem Gewand. So könnten sich große Redaktionen die besten Plätze in den Suchergebnissen
einfach kaufen oder die Betreiber von Suchmaschinen durch ein bestimmtes Ranking unliebsame
Meinungen unterdrücken. Ebenfalls unklar ist, wie journalistische Angebote im Vergleich zu
1
2
Laut ARD/ZDF-Online-Studie 2003, online abrufbar unter: http://www.ard.de/intern/_beitrag/64 [02.10.2003]
Machill, Marcel/Welp, Carsten (Hrsg.): Wegweiser im Netz. Qualität und Nutzung von Suchmaschinen. Verlag Bertelsmann Stiftung, Gütersloh 2003.
Firmeninformationen oder Seiten von Privatpersonen behandelt werden, also ob es eine erkennbare Trennung zwischen Journalismus und PR gibt. Aber es gibt auch ganz praktische
Probleme: Da Suchmaschinen die einzelnen Webseiten nur in Abständen von Tagen oder Wochen aufsuchen und auf Veränderungen überprüfen, könnte es passieren, dass aktuelle Nachrichten erst in den Suchergebnissen auftauchen, wenn sie schon wieder veraltet sind3. Außerdem stellt sich die Frage, ob bestimmte Medien immer wieder ganz oben oder unten in
den Trefferlisten auftauchen, also ob und nach welchen Kriterien die verschiedenen Nachrichtenquellen gerankt werden.
In dem Forschungsprojekt am IPJ und der darin eingebundenen Dissertation soll geklärt werden,
wie Suchmaschinen mit aktuellen Nachrichten umgehen. Insbesondere geht es dabei um die
Frage der Auffindbarkeit von gerade erst erstellten Berichten und darum, ob die strengen Kriterien, die für die journalistische Arbeit gelten, durch die eingangs geschilderten Defizite von
Suchmaschinen möglicherweise unterminiert werden. Gleichzeitig sollen bereits bestehende Lösungsansätze untersucht werden und gegebenenfalls Empfehlungen für einen aktuellen und objektiven Zugang zu Nachrichten im Internet entwickelt werden.
Im Einzelnen soll folgenden Fragen nachgegangen werden:
ƒ Werden aktuelle journalistische Inhalte von Suchmaschinen zeitnah erfasst und angezeigt?
Wie lange dauert es, bis ein neuer Inhalt angezeigt wird?
ƒ Wird in der Suchmaschine und/oder auf der Seite des Anbieters eindeutig gekennzeichnet,
wann eine Nachricht geschrieben wurde? Wird immer die aktuelle Version eines Beitrags angezeigt?
ƒ Welche Sonder-Suchen für journalistische Inhalte gibt es innerhalb und außerhalb der bestehenden Suchmaschinen (z. B. Google News, Paperazzi)? Wie sind diese in das bestehende
Angebot integriert? Werden Nachrichten von anderen Angeboten (insbesondere) PR getrennt?
ƒ Gibt es nachvollziehbare Kriterien für das Ranking der einzelnen Beiträge, zum Beispiel Aktualität, Relevanz oder Verbreitungsgebiet? Welche Anbieter werden erfasst? Werden bestimmte Titel immer wieder bevorzugt, zum Beispiel weil sie Kooperationspartner des Suchmaschinenbetreibers sind?
ƒ Gibt es (technische) Möglichkeiten, mit denen die Anbieter von journalistischen Inhalten sicherstellen können, dass ihre aktuelle Berichterstattung von den Suchmaschinen auch rechtzeitig gefunden und angezeigt wird?
Laufzeit: 2 Jahre
Gehalt: BAT-IIa Ost (50 %)
Reise- und Recherchekosten: bis zu 1.500,- € (auf Antrag)
Bewerbungen inkl. eines Forschungs- und Zeitplanes sowie üblicher Unterlagen werden bis zum
15. Mai 2004 erbeten an Stephan Seeger, Geschäftsführender Vorstand der Medienstiftung der
Sparkasse Leipzig, E-Mail: [email protected].
Das Institut für Praktische Journalismusforschung (IPJ) ist ein Gemeinschaftsprojekt der Universität Leipzig, der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig und der Sparkassenversicherung Sachsen.
3
Vgl. „Handbuch Internet Recherche“, online abrufbar unter: http://www.werle.com/intagent/k6_2.htm [02.10.2003] oder
„Nachrichtensuche“, online abrufbar unter: http://www.at-web.de/suchkonzepte/nachrichtensuche.htm [02.10.2003].
–2–
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