SAP-PARTNER | LEAN SUPPLY CHAIN MANAGEMENT Bild: Camelot IT Lab Die Produktion an der Nachfrage ausrichten Der ständige Marktwandel macht es für Hersteller immer schwieriger, ihre Produktion bedarfsgerecht zu planen − dies gilt insbesondere für Unternehmen der Prozessindustrie. Der globale Lean Supply Chain Management-Ansatz von Camelot soll hier Abhilfe schaffen, indem die gesamte Lieferkette softwaregestützt an schwankende Nachfragesituationen angepasst wird. D as einst aus dem Militärbereich stammende Akronym ‘Vuca’ − zusammengesetzt aus den englischen Begriffen ‘Volatility‘, ‘Uncertainty‘, ‘Complexity‘ und ‘Ambiguity‘, frei übersetzt ‘Schwankungsfreudigkeit’, ’Unsicherheit’, ’Komplexität’ und ‘Unklarheit’ − wird längst auch dafür genutzt, die zentralen Herausforderungen in der modernen Geschäftswelt zu beschreiben. So sehen sich Hersteller sowohl mit zunehmender Volatilität und Unsicherheit der Nachfrage als auch Komplexität und Zweideutigkeit von Produktportfolios und Lieferkettennetzwerken konfrontiert. Gerade Unternehmen aus der Prozessindustrie stehen vor dem Problem, ihre oft langwierigen Produktionsprozesse kurzfristig an heftige Marktschwankungen anpassen zu müssen. Gesamte Wertschöpfungskette im Blick Für immer mehr Hersteller hat das klassische Konzept, ihre Produkte auf Basis fester Pläne auf den Markt zu bringen, daher ausgedient: Sie setzen stattdessen auf Lean Supply Chain-Planung. Dabei beschränkten sich ursprüngliche Lean Production-Ansätze auf die Herstellung in einzelnen Werken. Die Berater von Camelot Management Consultants und der Schwesterfirma Camelot IT Lab dehnen das Konzept nun auf die gesamte Wertschöpfungskette aus − über alle Produktionsstufen und Ländergrenzen hinweg: In Zusammenarbeit mit Unternehmen aus der Chemie-, Pharma- und Konsumgüterindustrie entstand ein durchgängiges Lean SCM-Konzept, um Planungspro- zesse für Hersteller zu vereinfachen sowie Synchronisation und Variabilitätsmanagement globaler Lieferketten zu verbessern. Als Brückenschlag zwischen Lean-Konzepten und speziellen IT-Lösungen stellt die Unternehmensgruppe dazu die Camelot Lean Suite zur Verfügung. Das erste zertifizierte Lean-Add-on zum Modul ‘SAP SCM’ erweitert den Standard um Lean-Komponenten wie beispielsweise die ‘Rhythm Wheel’-Heuristik. Die Komponenten der Softwaresuite dienen insbesondere dazu, eine hohe Variabilität abzubilden. Diese Aufgabe stellt viele Planungssysteme vor Herausforderungen − insbesondere, wenn diese selbst zu komplex sind, um auf eine hohe Anzahl von Planabweichungen zu reagieren. Entsprechende Lösungen können daher nur dann einwandfrei arbeiten, Auszug aus IT&Production, Fachzeitschrift für erfolgreiche Produktion, Ausgabe 5/2014. Digitales Belegexemplar mit freundlicher Genehmigung des Fachmagazins IT&Production. Dieses Dokument ist ausschließlich zur elektronischen Speicherung durch den Autor sowie zur Weitergabe per E-Mail bestimmt. Abweichende Verwendung nur mit Zustimmung des Verlages. Bild: Camelot IT Lab LEAN SUPPLY CHAIN MANAGEMENT | SAP-PARTNER Die Camelot Lean Suite 3.0 wurde als ‘SAP Certified – Powered by SAP Netweaver’ zertifiziert. Das Zertifikat bescheinigt dem Systemanbieter, dass sich die Software in die Anwendung SAP Supply Chain Management (SAP SCM) des Walldorfer Softwarekonzerns integrieren lässt. wenn äußerst zuverlässige Prognosen oder Forecasts zu Marktentwicklungen und Kundennachfragen verfügbar sind. Add-on ergänzt SAP Supply Chain Management-Standard Vor diesem Hintergrund stellt das Softwareund Beratungshaus mit dem Add-on ‘Stock Parameter Optimization’ (SPO) für die Komponente ‘Supply Network Planning’ (SNP) im SAP ‘Advanced Planner & Optimizer’ (APO) ene Lösung zur Verfügung, um auch sehr komplexe Meldebestände von Produkten berechnen und verwalten zu können. Selbst wenn es sich um tausende Produkte und weit verzweigte mehrstufige Netzwerke handelt, macht es das Add-on möglich, die Meldebestände in den Lagern aktuellen Nachfragesignalen anzupassen. Dazu nutzt die Software-Suite die schnelle Datenbanktechnologie SAP Hana, um auch komplexe Berechnungen innerhalb weniger Sekunden zur Verfügung zu stellen. ximalen Auslastung der Anlagen ordnet der Rhythm Wheel Designer die Produkte in der bestmöglichen Reihenfolge an. Die Größe der Speichen des Rades − und damit die Produktionsmenge − werden gemäß einer Pull-Logik mit den vorhandenen Beständen und Kundenaufträgen laufend abgeglichen. Dies ist gerade für Unternehmen aus der Prozessindustrie von großem Vorteil, weil sie ihre Produktion so auch bei wechselnden Marktanforderungen gezielt am Kunden ausrichten sowie die Rüstvorgänge und Kampagnengrößen gezielt gestalten können. Entsprechend kann der Ansatz dazu beitragen, softwaregestützt Bestände zu senken, die Auslastung kapitalintensiver Anlagen zu steigern sowie gleichzeitig die Kapazitätsbelastung zu glätten, um Produktionsspitzen zu vermeiden. 2. End-to-End-Synchronisation Ein Kernstück der Anwendungssuite stellt die Rhythm Wheel-Heuristik dar, welche in die operative Produktions- und Feinplanungsfunktionalität (PP/DS) von des APO-Moduls integriert ist. Die Lösung unterstützt Planungs- und Managementkonzepte, die der Anbieter zentrale Elemente seines Lean-Ansatzes entwickelt hat. Zur Umsetzung eines übergreifenden Lean Supply Chain-Konzepts ist es notwendig, sämtliche Produktionsstufen und -stätten eines Unternehmens in die Planung einzubeziehen: Nur durch eine effektive End-to-EndSynchronisation lassen sich Wartezeiten und Produktionsausfälle vermeiden und die Reaktionsfähigkeit steigern. Für diese Aufgabe unterstützt die Lösung eine Taktung der Produktionsprozesse über alle Glieder einer internationalen Lieferkette hinweg. Im Fokus des Planungskonzepts steht insbesondere, diese Taktung mit vor- oder nachgelagerten Produktionsstufen zu synchronisieren. 1. Zyklische Planung 3. Variabilitätsmanagement Eine zentrale Funktion dieses Heuristik-Ansatzes besteht darin, eine ständig wiederkehrende Produktionssequenz vorzugeben: Jede ‘Radspeiche’ symbolisiert dabei die Produktion eines bestimmten Produkts. Zur ma- Viele Unternehmen in der Prozessindustrie versuchen Nachfrageschwankungen in erster Linie dadurch auszugleichen, dass sie ihre Produktionspläne anpassen. Die Bestände bleiben dagegen unangetastet − und steigen Kernkonzepte für schlankes Produktionsmanagement in Folge dieser Strategie kostenintensiv immer weiter an. Die Lean Supply Chain Suite unterstützt Hersteller hingegen dabei, mit Variabilität effizienter umzugehen und die Produktionskapazitäten und Bestände aufeinander abzustimmen. Infolge dessen können durch Anpassung der Zykluszeiten in der Produktion die Kapazitäten gleichmäßiger ausgelastet und Produktionsspitzen vermieden werden. Übersteigt die Nachfrage dann doch deutlich die Erwartungen, werden die vorhandenen Bestände in der Planung genutzt. Enge Zusammenarbeit mit Anwenderbetrieben Seit über fünf Jahren entwickeln die Management- und IT-Berater der Unternehmensgruppe ihre Lean SCM-Planungsansätze laufend weiter; dabei richtet sich der Lösungsanbieter an den speziellen Bedürfnissen der Prozessindustrie aus. Vorreiter bei der Entwicklung von Software und Methodik waren Anwender aus der Chemieindustrie, darunter BASF, Dow Chemical und Du Pont. Diese Unternehmen setzen heute alle auf die zyklische Planung mit festgelegten Produktionsreihenfolgen, um neben einer einfacheren Planung ihre oft sehr komplexen globalen Produktionsprozesse zu synchronisieren. Vor ähnlichen Herausforderungen stehen auch Pharmahersteller wie Novartis und Astrazeneca oder Unternehmen aus der Konsumgüterindustrie, zum Beispiel von Procter & Gamble, Coca Cola und Nestlé. Sie alle nutzen Lean Supply ChainPlanungskonzepte, um die Herausforderungen der ‘Vuca-Welt’ zu meistern. ■ Der Autor Steffen Joswig ist Managing Partner bei Camelot IT Lab. www.camelot-itlab.com IT&Production 5/2014 39