Roter Faden Geriatrie

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Editorial
Roter Faden Geriatrie
Der demografischer Wandel und die alternde Gesellschaft sind Schlagwörter, die
im Zusammenhang mit der Bevölkerungsentwicklung in Deutschland immer häufiger zu hören sind. Wer jetzt denkt, das liegt
alles noch in der Zukunft – Begriffe wie
„Wandel“ und „altern“ gehen ja doch relativ
langsam von Statten, der täuscht sich. Die
deutsche Gesellschaft ist bereits heute neben der japanischen eine der ältesten der
Welt (1). Die Auswirkungen sind bereits in
vielen Ebenen der Gesellschaft spürbar, sei
es im Berufsleben, den Sozialsystemen
oder im familiären Umfeld.
Mit diesem Heft wollen wir schlaglichtartig einige Aspekte der Geriatrie in den
medizinischen Fachdisziplinen beleuchten.
Der „Rote Faden Geriatrie“ zieht sich
durch die gesamte Heftausgabe und zeigt
auf, wie vielschichtig das Thema ist und in
der täglichen Praxis die verschiedensten
Disziplinen durchzieht.
Viele alte Patienten sind bettlägerig oder
sitzen im Rollstuhl, eine Thromboseprophylaxe je nach individueller Risikolage ist
für sie von Bedeutung (S. 121). Da es jedoch keine generelle Empfehlung für eine
prolongierte bzw. poststationäre VTE-Prophylaxe gibt, ist die Therapie (der häufig
mulitimorbiden Patienten unter Polypharmazie) alles andere als trivial. Auch eine
falsche Zurückhaltung bei Sturzgefährdeten ist nicht angebracht (S. 122).
Demenzerkrankungen sind auch mit einer hohen Prävalenz der Schlafapnoe assoziiert – das ist eine relativ neue Erkenntnis
aus zwei bevölkerungsbasierten Studien (S.
123), deren Konsequenzen Prof. Dirk M.
Hermann, Essen, diskutiert.
Sarkopenie ist ein geriatrisches Syndrom, welches durch eine niedrige Muskelmasse in Kombination mit Funktionseinschränkungen gekennzeichnet ist. Dr. Eva
Kiesswetter zeigt auf, wie dem unter anderem mit einer optimierten angepassten Ernährung entgegengewirkt werden kann (S.
131).
In Deutschland sind heute bereits mehr
als ein Drittel der HIV-Infizierten älter als
50 Jahre, eine stetig wachsende Patientengruppe mit besonderen Therapiebedürfnissen, worauf Dr. Christoph Mayr, Berlin,
im Rahmen der 7. Münchner AIDS- und
Hepatitis-Werkstatt, hinwies (S. 145).
Alte Menschen sind durch Infektionskrankheiten gesundheitlich besonders gefährdet. Das Immunsystem altert (Immunseneszenz), alte chronisch kranke Patienten
können einer akuten Infektion nur schwer
etwas entgegensetzen. Impfungen sind hier
eine gute Möglichkeit, den alternden Menschen vor impfpräventablen Erkrankungen
zu schützen (S. 149).
Dr. Peter Henning
Dr. Peter Henning, Stuttgart
Literatur
1. Bundeszentrale
für
politische
Bildung.
https://www.bpb.de/apuz/153115/alternde-gesells
chaft. Letzter Zugriff 15.5.2017.
© Schattauer 2017
Med Welt 3/2017
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