106 Editorial Roter Faden Geriatrie Der demografischer Wandel und die alternde Gesellschaft sind Schlagwörter, die im Zusammenhang mit der Bevölkerungsentwicklung in Deutschland immer häufiger zu hören sind. Wer jetzt denkt, das liegt alles noch in der Zukunft – Begriffe wie „Wandel“ und „altern“ gehen ja doch relativ langsam von Statten, der täuscht sich. Die deutsche Gesellschaft ist bereits heute neben der japanischen eine der ältesten der Welt (1). Die Auswirkungen sind bereits in vielen Ebenen der Gesellschaft spürbar, sei es im Berufsleben, den Sozialsystemen oder im familiären Umfeld. Mit diesem Heft wollen wir schlaglichtartig einige Aspekte der Geriatrie in den medizinischen Fachdisziplinen beleuchten. Der „Rote Faden Geriatrie“ zieht sich durch die gesamte Heftausgabe und zeigt auf, wie vielschichtig das Thema ist und in der täglichen Praxis die verschiedensten Disziplinen durchzieht. Viele alte Patienten sind bettlägerig oder sitzen im Rollstuhl, eine Thromboseprophylaxe je nach individueller Risikolage ist für sie von Bedeutung (S. 121). Da es jedoch keine generelle Empfehlung für eine prolongierte bzw. poststationäre VTE-Prophylaxe gibt, ist die Therapie (der häufig mulitimorbiden Patienten unter Polypharmazie) alles andere als trivial. Auch eine falsche Zurückhaltung bei Sturzgefährdeten ist nicht angebracht (S. 122). Demenzerkrankungen sind auch mit einer hohen Prävalenz der Schlafapnoe assoziiert – das ist eine relativ neue Erkenntnis aus zwei bevölkerungsbasierten Studien (S. 123), deren Konsequenzen Prof. Dirk M. Hermann, Essen, diskutiert. Sarkopenie ist ein geriatrisches Syndrom, welches durch eine niedrige Muskelmasse in Kombination mit Funktionseinschränkungen gekennzeichnet ist. Dr. Eva Kiesswetter zeigt auf, wie dem unter anderem mit einer optimierten angepassten Ernährung entgegengewirkt werden kann (S. 131). In Deutschland sind heute bereits mehr als ein Drittel der HIV-Infizierten älter als 50 Jahre, eine stetig wachsende Patientengruppe mit besonderen Therapiebedürfnissen, worauf Dr. Christoph Mayr, Berlin, im Rahmen der 7. Münchner AIDS- und Hepatitis-Werkstatt, hinwies (S. 145). Alte Menschen sind durch Infektionskrankheiten gesundheitlich besonders gefährdet. Das Immunsystem altert (Immunseneszenz), alte chronisch kranke Patienten können einer akuten Infektion nur schwer etwas entgegensetzen. Impfungen sind hier eine gute Möglichkeit, den alternden Menschen vor impfpräventablen Erkrankungen zu schützen (S. 149). Dr. Peter Henning Dr. Peter Henning, Stuttgart Literatur 1. Bundeszentrale für politische Bildung. https://www.bpb.de/apuz/153115/alternde-gesells chaft. Letzter Zugriff 15.5.2017. © Schattauer 2017 Med Welt 3/2017 Downloaded from www.die-medizinische-welt.de on 2017-08-22 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved.