Kanton Uri, Justizdirektion Raumentwicklung Unteres Reusstal Vorzugsoption zur künftigen Siedlungs-, Infrastruktur- und Landschaftsentwicklung Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung ........................................................................................................................ 1 2 Gesamtkonzept................................................................................................................ 1 2.1 Grundideen ........................................................................................................... 1 2.2 Leitgedanke ........................................................................................................... 2 2.3 Annahmen............................................................................................................. 2 2.4 Entwicklungsziele und Leitsätze .............................................................................. 3 3 Themen: Grundsätze und Schlüsselelemente..................................................................... 4 3.1 Naturgefahren ....................................................................................................... 4 3.2 Zwischenlandschaft................................................................................................ 5 3.3 Siedlung und Innere Landschaften .......................................................................... 5 3.4 Verkehr ................................................................................................................. 6 3.5 Wirtschaft und Tourismus....................................................................................... 7 3.6 Schwerpunkt Erstfeld ............................................................................................. 8 3.7 Schwerpunkt Kantonalbahnhof Altdorf................................................................... 8 4 Umsetzungsprozess.......................................................................................................... 9 5 Organisation und Strukturen ............................................................................................ 9 6 Bild "Unteres Reusstal 2030" ......................................................................................... 10 Ernst Basler + Partner AG Internet www.ebp.ch Mühlebachstrasse 11 8032 Zürich 6. Juli 2006 Telefon 044 395 16 16 Fax 044 395 16 17 Wilhelm Natrup, Andi Erni, Jürg Elsener Metz, Valentin Delb, Patrick Ruggli, E-Mail [email protected] Simon Schmid, Christof Abegg 1 1 Einleitung Die Vielfältigkeit und Komplexität der räumlichen Fragestellungen im Kanton Uri lässt die Ausgangslage verzwickt erscheinen. Die Unsicherheiten in Bezug auf die Linienführung der NEAT haben die Entwicklungen und Planungen während Jahren verzögert und gehemmt. Umso drängender und umfassender sind nun die politischen und planerischen Herausforderungen für den Kanton Uri: Wie soll das untere Reusstal im Jahre 2030 aussehen? Wie kann in Politik und Planung auf den gewünschten Zustand hingearbeitet werden? Die von Ernst Basler + Partner AG ausgearbeitete Vorzugsoption skizziert ein Konzept zur räumlichen Entwicklung des unteren Reusstals bis ins Jahr 2030 als Grundlage für das weitere raumbedeutsame Handeln und Entscheiden. 2 Gesamtkonzept 2.1 Grundideen Die Entwicklung und Umsetzung einer Langfristperspektive für das untere Reusstal kann nur in einem Zusammenspiel von Massnahmen und Projekten, einem politisch getragenen Umsetzungsprozess und adäquaten institutionellen Strukturen gelingen. Massnahmen und Projekte → Chancen und Konflikte aktiv angehen Durch die Überlagerung unterschiedlicher Nutzungen auf engstem Raum konzentrieren sich im unteren Reusstal vielfältige Konflikte. Der Raum birgt jedoch auch noch ungenutzte Potenziale. Mit konkreten Projekten sind diese Herausforderungen im Spannungsfeld von Naturgefahren, Infrastrukturbau und Siedlungs- und Landschaftsentwicklung aktiv anzugehen. → Auf reine Infrastrukturlösungen verzichten Allein mit dem Vertrauen auf weitere Infrastrukturbauten lassen sich die Probleme des unteren Reusstals nicht lösen. Kostenintensive Investitionen als Ausgangspunkte der Entwicklung sind dementsprechend kritisch zu prüfen. Umsetzungsprozess → Mut zur Entscheidung zeigen Knappe Ressourcen erfordern eine Konzentration der Kräfte. Notwendig ist eine Bestimmung von inhaltlichen und räumlichen Schwerpunkten, gekoppelt mit einem gezielten Einsatz der Finanzmittel. 2 → Raumentwicklung als langfristigen, politisch getragenen Prozess verankern Die Entwicklung und Umsetzung einer räumlichen Perspektive kann nur gelingen, wenn sie politisch verankert und breit abgestützt ist. Die Perspektive soll jedoch nicht auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner basieren, sondern als gemeinsam getragene Vision wirken können. Organisation und Strukturen → Aufgabenteilung und Ergänzung im Gesamtraum anstreben Das untere Reusstal als funktional eng verflochtener Raum kann nur in einer ganzheitlichen Perspektive betrachtet und entwickelt werden. Im Vordergrund steht die Funktionsfähigkeit des Gesamtraumes. → Die interkommunale Zusammenarbeit vertiefen Eine funktionale Aufgabenteilung im Gesamtraum bedingt eine vertiefte Zusammenarbeit von Gemeinden, Kanton und Korporation und angepasste institutionelle Kooperationsformen. 2.2 Leitgedanke „Bewährtes managen statt Unbekanntes bauen“ Die Ausgangslage für den Kanton Uri gestaltet sich schwierig. In vielen Bereichen sind jedoch Potenziale vorhanden, auf denen aufgebaut werden kann. Das Konzept basiert auf einer Strategie vieler kleiner, aber mutiger Schritte, mit denen der Weg zur angestrebten räumlichen Entwicklung beschritten wird. 2.3 Annahmen Dem Konzept liegen die folgenden Annahmen zu Grunde. • NEAT: Angesichts knapper Kassen im Infrastrukturbau bleiben die Realisierung weiterer Ausbauwünsche unsicher. Die Variante „Berg Lang“ wird, wenn sie denn überhaupt realisiert wird, bis 2030 nicht in Betrieb sein. Dementsprechend ist anzustreben, möglichst wenige Abhängigkeiten zu schaffen und eine optimale Lösung für den Talboden zu entwickeln. • Demographischer Wandel: Die demographische Zukunft des Kantons Uri sieht düster aus. Die Prognosen gehen von einem Bevölkerungsverlust für den Gesamtkanton sowie einer starken Überalterung aus. Innerhalb des Kantons ist eine weitere Konzentration im Unteren Reusstal zu erwarten. 3 2.4 Entwicklungsziele und Leitsätze Gesamtziel Uri ist auf ein starkes unteres Reusstal angewiesen, in diesem Raum entscheidet sich die Zukunftsfähigkeit des Kantons. Ein starkes Zentrum mit attraktiven Wohn- und Wirtschaftsstandorten schafft die Voraussetzung zur Anbindung an die dynamischen Räume der Schweiz und strahlt auf den gesamten Kanton aus. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen zukunftsfähige Raumstrukturen geschaffen werden, welche auch den künftigen Generationen noch Handlungsspielräume und Entwicklungsoptionen offen lassen. Leitsätze der Entwicklung • Die Naturgefahren werden als integraler Bestandteil in die Raumentwicklung einbezogen. • Im Gebiet Schächen werden an die Hochwassergefahren angepasste Raumnutzungen geschaffen. • Die Kantonsstrasse Flüelen – Erstfeld wird als Rückgrat der regionalen und lokalen Verkehrsströme genutzt. • Der Kantonalbahnhof Altdorf wird als Kernpunkt des öffentlichen Verkehrs ausgebaut. • Die Zwischenlandschaft „Unteres Reusstal“ wird aufgewertet. • Die Attraktivität siedlungsnaher Freiflächen („Innere Landschaften“) wird gestärkt. • Die Siedlungsentwicklung wird auf das Rückgrat Flüelen-Altdorf-Schattdorf konzentriert. • Die Arbeitsplätze werden auf verkehrsgünstige Industrie- und Gewerbeflächen konzentriert. • Die Tourismusangebote des Kantons werden vernetzt und gesamthaft vermarktet. Der Konzeptplan vereint diese Leitsätze im Raum. 4 3 Themen: Grundsätze und Schlüsselelemente 3.1 Naturgefahren Die Natur ruft sich in regelmässigen Abständen in Erinnerung und zeigt die Verletzlichkeit des Raumes. Der Umgang mit Naturgefahren ist im Kanton Uri seit Jahrhunderten eine zentrale Aufgabe. → Die Naturgefahren werden als integraler Bestandteil in die Raumentwicklung einbezogen Das untere Reusstal ist immer wieder von Überschwemmungen an Schächen und Reuss betroffen. Mit einer Strategie, die ausschliesslich auf einen technischen Hochwasserschutz setzt, wird man Schäden, wie sie zuletzt im Sommer 2005 eingetreten sind, nicht verhindern können. Beim Umgang mit Naturgefahren ist künftig verstärkt der Präventionsgedanke in den Vordergrund zu stellen. Mit der Erstellung und Aktualisierung von Gefahren- und Risikokarten, in denen differenzierte Schutzziele festgehalten werden, sind die Naturgefahren als integraler Bestandteil in die Raumentwicklung einzubeziehen. → Im Gebiet Schächen werden an die Hochwassergefahren angepasste Raumnutzungen geschaffen Zur Verminderung von Schadensereignissen ist den Flüssen künftig mehr Platz beizumessen. Im Umgang mit den Hochwassergefahren im Schächenraum werden dazu zwei Räume definiert. Der "Gewässerraum“ dient zur Gestaltung des Flusslaufes. Nutzungen in diesem Perimeter sind mittel- bis langfristig zurückzubauen. Im „Entwicklungsraum" sind weiterhin Investitionen möglich. Die Nutzungen sind jedoch mit Schutzauflagen oder Objektschutzmassnahmen den möglichen Gefährdungslagen anzupassen. Schlüsselelemente • Das Konzept "Gewässer- / Entwicklungsraum Schächen" verfeinern • Technische Wasserbaumassnahmen • Rückbau und Anpassung der Nutzungen im Schächenraum • Erstellung und Aktualisierung von Schutz- und Risikokarten 5 3.2 Zwischenlandschaft Die Landschaft ist keine „Restfläche“ der Entwicklung. Sie übernimmt als Natur-, Landwirtschafts- und Landschaftsraum vielfältige Funktionen im Gesamtkonzept. → Die Zwischenlandschaft „Unteres Reusstal“ wird aufgewertet Die Landschaft zwischen Bahnlinie und Reuss ist von weiterer Besiedlung und Wirtschaftsaktivitäten freizuhalten. Insbesondere dürfen keine baulichen Investitionen getätigt werden. Deinvestitionen sollen jedoch erst in einer langfristigen Perspektive erfolgen. Die Zwischenlandschaft bietet Raum für vielfältige Nutzungen, die Landwirtschaft nimmt weiterhin eine zentrale Stellung ein. Mit Einzelinterventionen wie „Föhnbrechern“, der landschaftsplanerischen Gestaltung von Infrastrukturbauwerken oder landwirtschaftlichen Spezialkulturen kann die Landschaft ökologisch und gestalterisch aufgewertet und die langfristige Strategie schrittweise umgesetzt werden. Schlüsselelemente • Strategie „Zwischenlandschaft“ vertiefen • Einzelinterventionen (Föhnbrecher etc.) anpacken • Landschaftsplanerische Konzepte und Gestaltungsmassnahmen 3.3 Siedlung und Innere Landschaften Der Wohnstandort Uri gewinnt angesichts einer zunehmenden Zahl von Arbeitspendlern an Bedeutung. Attraktive Wohnlagen sind, in Konkurrenz zu benachbarten Regionen, zu einem wichtigen Standortfaktor geworden. → Die Siedlungsentwicklung wird auf das Rückgrat Flüelen-Altdorf-Schattdorf konzentriert Aufgrund der natürlichen Bevölkerungsentwicklung und des negativen Wanderungssaldos ist im unteren Reusstal nicht mit einer Bevölkerungszunahme zu rechnen. Durch den zunehmenden Flächenverbrauch pro Kopf wird jedoch weiterhin ein Wachstum der Siedlungsfläche stattfinden. Die Entwicklung ist dabei auf das Siedlungsrückgrat zwischen Flüelen, Altdorf und Schattdorf zu konzentrieren. Mit einer Innenentwicklung und Verdichtung wird der Siedlungsschwerpunkt gestärkt. In Verbindung mit einer Aufwertung der Zentrumsfunktionen von Altdorf entstehen in bestehenden Reservegebieten attraktive Wohnlagen mit einer fussläufigen Anbindung an zentrale Versorgungs- und Dienstleistungsangebote. In den übri- 6 gen Gemeinden wie Attinghausen und Seedorf wird die weitere Zersiedlung eingeschränkt und auf die Innen- und Bestandsentwicklung reduziert. → Die Attraktivität siedlungsnaher Freiflächen (Innere Landschaften) wird gestärkt Siedlungsnahe Freiflächen bilden eine der wesentlichen Qualitäten im Siedlungsraum des unteren Reusstals. Diese landwirtschaftlich genutzten Flächen sollen stärker in Wert gesetzt werden. Durch gezielte landschaftsplanerische Eingriffe entstehen attraktive und hochwertige Siedlungs-Randlagen. Die landwirtschaftlichen Nutzungen und Spezialkulturen sollen weiterhin möglich sein. Schlüsselelemente • Revision der kommunalen Zonenpläne in enger Abstimmung zwischen den Gemeinden • Städtebauliche und landschaftsplanerische Konzepte für Teilgebiete 3.4 Verkehr Die Verkehrssituation, mit all ihren Vor- und Nachteilen, hat die Entwicklung des Kantons Uri über Jahrhunderte geprägt, und wird sie auch weiterhin bestimmen. Eine gute Anbindung an die schweizerischen Zentren ist für den Gesamtraum von elementarer Bedeutung. → Der Kantonalbahnhof Altdorf wird als Kernpunkt des öffentlichen Verkehrs ausgebaut Der neue Kantonalbahnhof in Altdorf bildet den zentralen Knotenpunkt im System des öffentlichen Verkehrs. Als Haltepunkt an der NEAT sichert er die nationale und internationale Erreichbarkeit. Ein Schnellbus verbessert die Erreichbarkeit in den Raum Nidwalden / Luzern. Die Anbindung von Flüelen und Erstfeld erfolgt über die S-Bahn Zentralschweiz. Das Busnetz wird auf den Kantonalbahnhof ausgerichtet. Mit einem zweiten Knotenpunkt im Zentrum von Altdorf und einer Verdichtung der Taktfrequenz können die Siedlungsschwerpunkte optimal angebunden und vernetzt werden. Die Gotthard-Bergstrecke sichert die Erschliessung des Urserntals und steigert die touristische Attraktivität des Gotthardraumes. → Die Kantonsstrasse Flüelen – Erstfeld wird als Rückgrat der regionalen und lokalen Verkehrsströme genutzt Die Kantonsstrasse zwischen Flüelen und Erstfeld bleibt weiterhin das Rückgrat der regionalen und lokalen Erschliessung. Eine Umfahrung von Altdorf ist im Hinblick auf ihre Entlastungs- und Erschliessungswirkungen für das Zentrum von Altdorf näher zu prüfen. 7 Schlüsselelemente • Neukonzeption des ÖV-Systems mit Ausrichtung auf den Kantonalbahnhof • Sicherung der Erhaltung der Gotthard-Bergstrecke mit einem Nutzungs- und Finanzierungskonzept. 3.5 Wirtschaft und Tourismus Der Kanton Uri steht in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld. Arbeitsplatzverluste bei den ehemals bundeseigenen Betrieben konnten nicht kompensiert werden. Im Tourismus sind hingegen noch ungenutzte Potenziale auszumachen. → Die Arbeitsplätze werden auf verkehrsgünstige Industrie- und Gewerbeflächen konzentriert Neben dem Industrie- und Gewerbegebiet in Schattdorf ist Erstfeld als Arbeitsplatzschwerpunkt zu stärken. Mit optimaler Verkehrsanbindung an die A2 ist ein Nutzungskonzept für eine interkommunale Industrie- und Gewerbezone zu entwickeln. Nach Abschluss der Bauarbeiten am Gotthard-Basistunnel können zudem die Installationsplätze im Raum Erstfeld, längerfristig auch in Amsteg, als Gewerbezonen genutzt werden. Die Baulandpolitik soll dabei nicht auf die Möglichkeit zur Ansiedlung eines Grossbetriebs ausgerichtet werden. Die industriellen und gewerblichen Nutzungen im Schächenraum werden langfristig an die Hochwassergefährdungen angepasst („Entwicklungsraum“) bzw. zurückgebaut („Gewässerraum“). → Die Tourismusangebote des Kantons werden vernetzt und gesamthaft vermarktet Der Kanton Uri verfügt vom Urnersee bis zur Bergwelt des Gotthardmassivs über vielfältige landschaftliche und kulturelle Attraktionspunkte im Tourismus. Diese sind jedoch besser zu vernetzen und gesamthaft zu vermarkten. Kernpunkte einer solchen Tourismuskette sind Flüelen als Seegemeinde, Altdorf mit seiner Zentrumsfunktion und Erstfeld als „Eisenbahnerlebnis“ und Eingangstor zur Urner Bergwelt. Über das untere Reusstal hinaus bestehen Verbindungen zum Tourismusgebiet „Vierwaldstättersee“ sowie in den Raum Andermatt / Gotthard. Schlüsselelemente • Nutzungskonzept für eine interkommunale Industrie- und Gewerbezone in Erstfeld • Stärkere Vernetzung der Tourismusangebote 8 3.6 Schwerpunkt Erstfeld Die Gemeinde Erstfeld steht an einem kritischen Punkt ihrer Entwicklung. Die wirtschaftlichen Problemen mit Basis der schwindende als Bedeutung Eisenbahnerdorf baulichen Substanz der führt zu und der Sozialstruktur in der Gemeinde. Eine Anpassung der Gemeindestrukturen an die wirtschaftliche Tragfähigkeit erfordert einen Umbau in drei Bereichen: • Erstfeld als Tourismuszentrum Inwertsetzung des bahnhistorischen Erbes in einem „Erlebniszentrum alpenquerender Verkehr“ mit Anbindung an die Gotthard-Bergstrecke Tourismus-Informationszentrum und Eingangstor zum "Naturerlebnis Alpen" mit Anbindung an einen Regionalpark „Maderanertal – Urner Oberland“ Ausgangspunkt für das „Wildwasserland Urner Reuss“. • Erstfeld als Arbeitsplatzschwerpunkt Warmwassernutzung aus dem Gotthard-Basistunnel für Intensivkulturen Einrichtung einer interkommunalen Industrie- und Gewerbezone mit Anbindung an die A2, Nutzung der Installationsplätze • Erstfeld als umgebaute Siedlung Umbau der Siedlungsstrukturen mit einer Konzentration der Entwicklung auf Vorzugslagen 3.7 Schwerpunkt Kantonalbahnhof Altdorf Als zentrale Drehscheibe des öffentlichen Verkehrs bildet der Kantonalbahnhof Altdorf einen wichtigen Fokuspunkt und Impulsgeber für die künftige Entwicklung im unteren Reusstal. Durch die hochzentrale Lage lassen sich attraktive Standorte für hochwertige Dienstleistungen entwickeln. Dazu sind die Achsen in Richtung Altdorf zu verdichten. Auf eine weitere Entwicklung im Gebiet Eyschachen ist zu verzichten. Der Kantonalbahnhof soll als wichtiges Eingangstor über eine hohe städtebauliche Qualität verfügen. Mit einem „Masterplan Kantonalbahnhof“ sind die entsprechenden Nutzungs- und Verkehrsplanungen frühzeitig in Angriff zu nehmen. 9 4 Umsetzungsprozess Das Gesamtkonzept und die einzelnen Massnahmen müssen in einen kohärenten und politisch breit abgestützten Umsetzungsprozess eingebettet werden. Nach einer Vertiefung und Verabschiedung der Entwicklungsstrategie sind die Projekte im Sinne eines Arbeitsprogrammes zu verabschieden und in die Legislatur- und Finanzplanung zu integrieren. Die räumlichen Schwerpunkte sind in einem revidierten Richtplan festzuhalten. → Den Prozess starten Auch wenn viele Fragen zur Linienführung und den verschiedenen Ausbauten der NEAT weiterhin offen bleiben, kann der Umsetzungsprozess umgehend gestartet werden. Im Hinblick auf die Inbetriebnahme des Gotthard-Basistunnels können Abhängigkeiten geprüft und eine Neubeurteilung der Umsetzung vorgenommen werden. → Prioritäten setzen Die verschiedenen Massnahmen sind gemäss ihres Beitrags zum Gesamtkonzept mit unterschiedlichen Prioritäten zu versehen. Schlüsselmassnahmen bilden die unabdingbaren Eckpfeiler zur Umsetzung des Konzeptes, ergänzende Massnahmen können unterstützend wirken. → Die Umsetzung beobachten und überprüfen Die Umsetzung des Entwicklungskonzeptes ist zu beobachten und in regelmässigen Abständen zu überprüfen. Dabei ist insbesondere das Gesamtbild im Auge zu behalten und die Entwicklung aus einer integralen Perspektive zu betrachten. 5 Organisation und Strukturen Bei den Überlegungen zu den Strukturen für eine Umsetzung des Entwicklungskonzeptes muss die Funktionsfähigkeit des unteren Reusstals als Ganzes im Zentrum stehen. Eine Aufgabenteilung und Ergänzung im Gesamtraum setzt eine vertieftere und verbindlichere Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteuren voraus. → Die Zusammenarbeit schrittweise vertiefen Kooperation kann nur beschränkt „von oben“ verordnet werden. Sie muss von unten wachsen und anhand von konkreten Projekten eingeübt werden. Durch die Stärkung des Gemeinschaftsgefühls und das Bewusstsein für die Probleme des Gesamtraumes kann eine gemeinsame Basis aufgebaut werden. 10 → Kooperationsformen situativ prüfen Ein Patentrezept für einfache institutionelle Lösungen ist nicht zu erwarten. Weitergehende Modelle bis hin zu Gemeindefusionen sind anzustreben, sie dürfen jedoch nicht zum Ausgangspunkt für die räumliche Entwicklung gemacht werden. Neben einem weiteren Ausbau der informellen Abstimmung zwischen den Gemeinden kommt dem Kanton eine wichtige Funktion zu. Mit Anreizen und Auflagen für eine verstärkte Zusammenarbeit in einzelnen Aufgabenfeldern kann und muss er steuernd in die Gestaltung der interkommunalen Zusammenarbeit eingreifen. So kann er in der Richtplanung Gebiete wie beispielsweise den Schächenraum mit der Auflage einer gemeinsamen Nutzungsplanung versehen. Neben den Gemeinden ist auch die Korporation Uri stärker in die Gestaltung der räumlichen Entwicklung einzubeziehen. Einzweck-Gemeindeverbände sind im Sinne der demokratischen Transparenz kritisch zu überprüfen, ihre Zusammenführung in einem Planungsverband ins Auge zu fassen. 6 Bild "Unteres Reusstal 2030" Eine Entwicklungsperspektive benötigt eine räumliche Idee, eine gemeinsame Vorstellung über die Zukunft des unteren Reusstals. Das Bild „Unteres Reusstal 2030“ soll signalisieren, welcher Zustand letztlich erreicht werden soll. Dieses Bild der Zukunft dient als Richtschnur, zur Orientierung in den langwierigen und oft schwierigen Planungsprozessen. Es gibt die Richtung für die politischen Entscheide der nächsten Jahre vor. Auf einer solchen Basis kann es gelingen, dass alle Beteiligten an einem Strick und in die gleiche Richtung ziehen.