Fachbereich Mathematik der Universität Hamburg Prof. Dr. M. Hinze Dr. H. P. Kiani WiSe 2016/17 Differentialgleichungen I für Studierende der Ingenieurwissenschaften Blatt 1, Hausaufgaben Aufgabe 1: Die Geschwindigkeit, mit der ein fester Stoff in einem Lösungsmittel aufgelöst wird, ist proportional zu der noch unaufgelösten Menge des Stoffes S(t) zum Zeitpunkt t und zu der Differenz zwischen Sättigungskonzentration und momentaner Konzentration des schon aufgelösten Stoffes. Es seien V := Volumen K := Sättigungskonzentration, K0 := Anfangskonzentration S(t) := unaufgelöste Menge des Stoffes S zum Zeitpunkt t, S0 := S(0) = unaufgelöste Menge des Stoffes S zum Zeitpunkt Null (Anfangswert), S0 − S(t) K0 + := Konzentration des Stoffes S zum Zeitpunkt t, V γ := Proportionalitätskonstante. a) Beschreiben Sie den Auflösungsprozess durch eine Differentialgleichung. b) Bestimmen Sie die Lösung der Anfangswertaufgabe mit den Daten S0 = 10 kg, V = 100 lit, K = 0.25 kg/lit, K0 = 0 kg/lit, γ = 4 lit/(kg · sek.). Benutzen Sie die aus der Vorlesung für logistisches Wachstum bekannte Substitution u = S −1 . c) (Freiwillige Zusatzaufgabe) Lösen Sie die Aufgabe mit Hilfe des Matlab–Befehls ode45 numerisch. Informieren Sie sich mit Hilfe des Befehls >> help ode45 Vergleichen Sie graphisch Ihre exakte Lösung mit der von Matlab gelieferten Lösung. Lösungshinweise zu Aufgabe 1)(3+7+ 10 Sonderpunkte) a) Nach Aufgabenstellung gilt für die, in der Zeitspanne ∆t aufgelöste Menge: S0 − S(t) ∆t, S(t) − S(t + ∆t) = γ · S(t) K − K0 − V S0 V S(t) S(t) − S(t + ∆t) = γ · S(t) C + ∆t, V wobei γ konstant ist. Also mit C := K − K0 − Differentialgleichungen I, M. Hinze, WiSe 2016/2017, Hausaufgaben 1 2 Der Prozess kann durch die Differentialgleichung S(t) S (t) = −γ · S(t) C + V ′ beschrieben werden. b) Mit den gegebenen Zahlen ergibt sich 10 − S(t) 1 ′ S (t) = −4S(t) 0.25 − = − S(t)(15 + S(t)) 100 25 Wie in der Vorlesung erhalten wir mit u(t) = S −1 (t) u′ (t) = −S −2 (t) · S ′ (t) = −u2 (t)S ′ (t) . Einsetzten von S ′ aus der DGL ergibt: u′ (t) = −u2 (t) − 1 3 1 1 S(t)(15 + S(t)) = −u2 (t) − u−1 (t)(15 + u−1(t)) = u + 25 25 5 25 3 3 u′h = uh =⇒ uh = Ce 5 t 5 Da die Inhomogenität eine Konstante ist, kann man den Ansatz up = K ∈ R machen 1 und erhält up = − 15 . Alternativ: Variation der Konstanten. Insgesamt also: 3 u(t) = Ce 5 t − 1 15 =⇒ S(t) = u(t)−1 = 3 t 15 ce 5 − 1 Aus dem Anfangswert S(0) = 10 erhält man schließlich c = tige Lösung 30 S(t) = 3 5e 5 t − 2 5 2 und damit die eindeu- Differentialgleichungen I, M. Hinze, WiSe 2016/2017, Hausaufgaben 1 3 c) Erstes Programm : eine numerische Lösung function Aufg3i % Einfaches m-file zur Loesung nicht steifer DGL’N % tspan = [Anfangswert , Endwert] der unabhaengigen Variablen ( t oder x) % y0= Anfangsfunktionswert der gesuchten Loesungsfunktion y(t) bzw. y(x) % Zur Kontrolle kann bei den einfachen ersten Aufgaben die exakte Loesung % mit ausgegeben werden. Siehe unten die erste function % Damit fuer die exakte und die numerische Loesung das gleiche "Zeichenpapier" % verwendet wird, benutzt man hold oder hold on. Ohne diesen Befehl % wuerde der erste Plot "uebermalt" werden hold on % Plot of exact solution. g(reen) t= 0:0.1:10 z=exakt(t); plot(t,z,’g:’) % % % % % dottet (:) line t-Vektor exakte Loesung wird fuer jede Komponente von t mittels der function exakt berechnet und im Vektor z gespeichert Plot der exakten Loesung : gr"un, gepunktet % NUMERISCHE LOESUNG %******************* % Einer der Standard-DGL-Loeser von Matlab ist ode45. Eingaben: % tspan, y0 : Zeitintervall, Anfangswert % funk1 : rechte Seite der DGL. y’= funk1(t,y). % Siehe zweite function unten tspan=[0 10]; y0=10; % L"osung wird im Bereich t \in [0,10] berechnet % Es gilt y(0) = 10. Dass hier wieder eine 10 auftaucht ist Zufall!!! [t,y] = ode45(@funk1, tspan, y0); % Plot of numerical solution r(ed) dashed (--) line plot(t,y,’r--’) xlabel(’t’) ylabel(’solution y’) title(’Aufgabe 3, Blatt 1,-- numerisch, ... exakt ’) Differentialgleichungen I, M. Hinze, WiSe 2016/2017, Hausaufgaben 1 Aufgabe 3, Blatt 1,−− numerisch, ... exakt 10 9 8 solution y 7 6 5 4 3 2 1 0 0 2 4 6 8 10 t 10 − y(t) Abbildung 1: y (t) = −4y(t) 0.25 − 100 ′ % Auswertung der exakten L"osung function yex = exakt(t,y) yex = 6.*exp(-0.6.*t)./ ( 1.- 0.4.* exp(-0.6.*t) ) % ode45 benoetigt die rechte Seite der DGL als function. Diese wird hier % ausgewertet function dydt = funk1(t,y) dydt = -4*y*(0.25-(10-y)/100) 4 Differentialgleichungen I, M. Hinze, WiSe 2016/2017, Hausaufgaben 1 Zweites Programm : absoluter Fehler function Aufg3bl1 %Einfaches m-file zur Loesung nicht steifer DGL’N % tspan = Bereich der unabhängigen Variablen ( t oder x) % % % % t-BEREICH: Hier wird ein Vektor von t- Werten explizit festgelegt. Die numerische Loesung wird f"ur die Komponenten des t-Vektors berechnet. Im ersten Programm (s.oben) ueberlaesst man Matlab die Unterteilung des t-Intervalls t= 0:0.0002:2; tspan= t; % y0= Anfangsfunktionswert der gesuchten Loesungsfunktion y(t) bzw. y(x) y0=10; % NUMERISCHE LOESUNG: % ************************************************************ %Einer der Standard-DGL-Loeser von Matlab ist ode45. Eingaben: % tspan, y0 : siehe oben % funk1 : rechte Seite der DGL. y’= funk1(t,y). % Siehe function unten [t,y] = ode45(@funk1, tspan, y0); % % % % % ABSOLUTER FEHLER ********************************************************************** Zur Kontrolle kann bei den einfachen ersten Uebungen die Abweichung von der exakten Loesung plotten. Die exakte Loesung wird in einer function berechnet. (s. oben, function yex) z=exakt(t)-y; plot(t,z,’r’) xlabel(’t’) ylabel(’Fehler ’) title(’Aufgabe 3, Blatt 1, Absoluter Fehler’) 5 Differentialgleichungen I, M. Hinze, WiSe 2016/2017, Hausaufgaben 1 −3 2 Aufgabe 3, Blatt 1, Absoluter Fehler x 10 1.5 1 0.5 Fehler 0 −0.5 −1 −1.5 −2 −2.5 −3 0 2 4 6 8 10 t 10 − y(t) Abbildung 2: y (t) = −4y(t) 0.25 − 100 ′ −6 6 x 10 Aufgabe 3, Blatt 1, Absoluter Fehler 5 4 Fehler 3 2 1 0 −1 −2 0 0.5 1 t 1.5 2 10 − y(t) Abbildung 3: y (t) = −4y(t) 0.25 − 100 ′ 6 Differentialgleichungen I, M. Hinze, WiSe 2016/2017, Hausaufgaben 1 7 Aufgabe 2: Gegeben ist die Differentialgleichung α, β 6= 0 . y ′(t) = α · y(t) + β−y(t) t mit festen reellen Zahlen a) Zeigen Sie, dass die Substitution u(t) := t · y(t) zur Differentialgleichung u′(t) = α · u(t) + β für u führt. b) Lösen Sie die Differentialgleichung y(1) = 1 . y ′ = −2y + 3−y t mit der Anfangsbedingung c) Überprüfen Sie die Richtigkeit der Lösung aus Teil b) durch Einsetzen in die Differentialgleichung und Überprüfung der Anfangsbedingung. Lösung zu 2: a) Mit u(t) := t · y(t) erhalten wir u′ (t) = y(t) + t · y ′(t) . Einsetzen in der rechten Seite der Differentialgleichungfür y ′ ergibt u′ (t) = y(t) + α · x · y(t) + β − y(t) = α · u(t) + β . b) Hier erhalten wir mit α = −2 und β = 3 für u(t) := x · y(t) die Differentialgleichung u′ (t) = −2 · u(t) + 3 . Wie in der Vorlesung erhalten wir uh (t) = k · e−2t . Eine spezielle Lösung der inhomogenen Aufgabe erhält man entweder (wie in der Lösung zur Aufgabe 1) mittels des Ansatzes up (t) = C oder wie folgt mit Variation der Konstanten: up (t) = k(t) · e−2t =⇒ ! u′p (t) = k ′ (t) · e−2t − 2 k(t) · e−2t = −2k(t) · e−2t + 3 ⇐⇒ k ′ (t) = 3e2t Also zum Beispiel k(t) = Insgesamt also Für y = u t 3 2 e2t und damit up (t) = u(t) = uh (t) + up (t) = k · e −2t haben wir also die allgemeine Lösung + 3 2 . 3 2 . y(t) = Die Anfangsbedingung lautet y(1) = Also y(t) = 3 2t − 1 2t · e2−2t . k −2 3 ! e2 ·e + = 1 =⇒ k = − 1 2 2 k t · e−2t + 3 2t . Differentialgleichungen I, M. Hinze, WiSe 2016/2017, Hausaufgaben 1 c) Mit der Funktion y(t) = y ′ (t) = − 2t32 + 1 2t2 3 2t · e2−2t + − 1 t 1 2t · e2−2t aus b) gilt · e2−2t und −2y(t) + 3 1 3 − y(t) = − + · e2−2t + t t t 1 2−2t 3 = ·e − 2 + t 2t = y ′(t) . 3 3 1 − 2 + 2 · e2−2t t 2t 2t 1 2−2t ·e 2t2 Die Anfangsbedingung ist ebenfalls erfüllt, denn es gilt y(1) = 3 2 − Abgabetermine: 1 2 · e2−2 = 3 2 − 1 2 = 1. 31.10.-04.11.2016 bzw. 14.11.-18.11.2016 8