2. Sonntag der Osterzeit Lesejahr C

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2. Sonntag der Osterzeit C
Evangelium
2. Sonntag der Osterzeit
Lesejahr C
Evangelium: Joh 20,19-31
1. Einführung (kann auch vor dem Evangelium vorgetragen werden)
Die Jünger und Jüngerinnen werden von Jesus, dem Auferstandenen, ausgesandt, um zu
verkünden, was sie erfahren haben. Sie sollen aber keine ihnen fremde Botschaft verkünden,
sondern ihre Erfahrungen mit Jesus, der Mensch geworden ist und den Tod überwunden hat,
weitersagen.
2. Praktische Tipps zum Vorlesen
a. Der Text im Zusammenhang: Einordnung, Textumfang
Der vorliegende Text umfassgt die zweite und dritte Auferstehungserfahrung im 20. Kapitel
des Johannesevangeliums, V19-23 und V 24-29, und den ursprünglichen Abschluss des
Buches, V 30f.
Während bei der ersten Schilderung von Osterfahrungen die sehr persönlich gestaltete
Begegnung von Maria von Magdala mit dem Auferstandenen und ihr Verkündigungsauftrag
an die Jünger im Mittelpunkt steht, wird hier ein Sendungsauftrag an alle, für alle
ausgesprochen.
In besonderem Gegensatz stehen im ersten Abschnitt die verschlossenen Türen und deren
Öffnung; durch Jesu Sendung aller und durch ihre Geistbegabung wird dieses Bild noch
veranschaulicht und bekräftigt: Die Jünger und Jüngerinnen erhalten Anteil am Leben und
Geist des Auferstandenen und erleben durch die Einhauchung des Atems eine neue
Schöpfung.
Die Begegnung mit Thomas greift ein Problem der frühen Kirche auf, denn der Glaube an die
Auferstehung wurzelt in der Verkündigung derjenigen, die eine persönliche Erfahrung mit
dem Auferstandenen gemacht haben und davon Zeugnis geben. Andere, denen diese
persönliche Erfahrung nicht zuteil wurde, müssen dieses Zeugnis annehmen und glauben was
geschrieben steht oder eben zweifeln.
In dieser Situation ist auch Thomas, dem die Jünger und Jüngerinnen berichten, was ihnen
widerfahren ist. Ihm wird ebenfalls eine persönliche Begegnung zuteil, er stellt aber schon die
Brücke dar zu denjenigen, die nicht sehen und doch glauben. Das Zweifelsmotiv ist Teil
vieler Ostergeschichten.
Ein weiterer wichtiger Aspekt, der im Text angesprochen wird, ist die Einheit vom leidenden
Gekreuzigten und Auferstandenem. Der auferstandene Christus ist mit dem Leidenden
identisch. Gott hat den ins Leid und in den Tod Hinabgestiegenen in der Auferstehung erhöht.
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b. Betonen
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes
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Am Abend dieses ersten Tages der Woche,
als die Jünger aus Furcht vor den Juden die Türen verschlossen hatten,
kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch!
Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite.
Da freuten sich die Jünger, dass sie den Herrn sahen.
Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch!
Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.
Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an
und sprach zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist!
Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben;
wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert.
Thomas, genannt Didymus (Zwilling), einer der Zwölf,
war nicht bei ihnen, als Jesus kam.
Die anderen Jünger sagten zu ihm:
Wir haben den Herrn gesehen.
Er entgegnete ihnen:
Wenn ich nicht die Male der Nägel an seinen Händen sehe
und wenn ich meinen Finger nicht in die Male der Nägel
und meine Hand nicht in seine Seite lege,
glaube ich nicht.
Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder versammelt
und Thomas war dabei.
Die Türen waren verschlossen.
Da kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte:
Friede sei mit euch!
Dann sagte er zu Thomas:
Streck deinen Finger aus - hier sind meine Hände!
Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite
und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!
Thomas antwortete ihm: Mein Herr und mein Gott!
Jesus sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, glaubst du.
Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.
Noch viele andere Zeichen, die in diesem Buch nicht aufgeschrieben sind,
hat Jesus vor den Augen seiner Jünger getan.
Diese aber sind aufgeschrieben,
damit ihr glaubt, dass Jesus der Messias ist, der Sohn Gottes,
und damit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen.
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c. Stimmung, Modulation
Der Text lebt einerseits vom Gegensatz zwischen verschlossen sein und sich öffnen und
andererseits vom sehen und glauben bzw. nicht sehen und nicht glauben. Diese Gegensätze
müssen beim Lesen gut herausgearbeitet werden.
Durch die Einhauchung wird deutlich gemacht, dass in Christus eine neue Schöpfung beginnt
an der die Jünger und Jüngerinnen jetzt durch den Geist Anteil erhalten. Sie erhalten den
Auftrag, in Christi Namen Versöhnung zu stiften. Diese ungeheure Vollmacht sollte im
Bewusstsein sein beim Vortrag des Evangeliums.
d. Besondere Vorleseform
Es kann bei einer besonderen Gottesdienst-Gestaltung der Gegensatz zwischen sehen und
glauben und nicht sehen und nicht glauben aufgegriffen werden, z.B. in dem eine Person vom
Geschehen berichtet, das aber für die anderen nicht sichtbar und deshalb zweifelhaft ist. Es
kann so noch einmal deutlich gemacht werden, dass auch wir heute in der Situation des
Thomas sind, oft nur aufgrund des aufgeschriebenen Zeugnisses anderer glauben und eigener
Glaubenserfahrungen bedürfen.
3. Textauslegung aus der Reihe „Gottes Volk“
Der vorliegende Textzusammenhang fügt sich an die Erzählung vom leeren Grab und die
Erscheinung des Auferstandenen vor Maria Magdalena in Joh 20,1-18 an. Ursprünglich
markierte er auch den Schluss des Johannesevangeliums. Der nachfolgende Text Joh 21,1-25,
der unter anderem von wundersamen Geschehnissen am See von Tiberias erzählt, geht auf das
Konto späterer Redaktion.
Für sich betrachtet, besteht Joh 20,19-31 aus drei Abschnitten:
Die Verse 19-23 erzählen von Christi Erscheinung vor seinen Jüngern.
Im Anschluss berichten die Verse 24-29, wie der Auferstandene vor Thomas erscheint.
Beide Abschnitte sind eng aufeinander bezogen.
Den Epilog des Johannesevangeliums bilden schließlich die Verse 30-31.
Man nimmt an, dass Joh 20,19-23 ursprünglich in der mündlichen Tradition umlief. Es trägt
die Züge einer Erscheinungslegende und besitzt eine deutlich Parallele in Lk 24,36-49. Der
Text ist klar strukturiert:
Am ersten Tag der Woche, dem Sonntag, bzw. dem Herrentag versammeln sich die Jünger
(außer Judas) in Jerusalem oder einem Ort in der näheren Umgebung.
In diese Runde, die sich aus Furcht von der Außenwelt abgeschottet hat, tritt auf wundersame
Weise der Auferstandene und entbietet den Friedensgruß. Von ihm allein geht die Initiative
aus. Dieser Umstand wird auch von der ältesten Bekenntnistradition 1 Kor 15,3-5
herausgestellt. Dieser Text berichtet im Übrigen von Erscheinungen vor einzelnen wie vor
vielen.
Das Vorzeigen der Kreuzigungsmale erweist die Identität des Auferstandenen mit dem
Irdischen.
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Die Furcht der Jünger wandelt sich daraufhin in Freude. Ihren Glauben bringt der Text mit
einem einzigen Wort zum Ausdruck: sie sahen den „Herrn“. Die Jünger empfangen daraufhin
vom Auferstandenen den Geist, sie werden von ihm beauftragt und bevollmächtigt. Das sind
die wesentlichen Punkte, auf die Joh 20,19-23 abzielt. Fragen wie: Auf welche Weise kam der
Auferstandene in ihre Mitte? Wie ist er wieder gegangen? interessieren den Text nicht.
Die Thomasperikope Joh 20,24-29 ist in der ganzen Osterüberlieferung
einzigartig. Im Vorzeigen der Leiblichkeit kommt ihr wiederum Lk 24,39-43 sehr
nahe. Als einziger des engen Jüngerkreises bekommt Thomas seine
Glaubensbedingungen erfüllt (vgl. V 27). Für alle übrigen gilt in der Regel und
bis heute (!): man muss glauben, ohne zu sehen (V 29). In der Tat: Ostern ist für
die allermeisten, abgesehen eben von den Jüngern, nur im Zeugnis dieser Jünger
zugängig. Dieses Zeugnis ist allerdings nicht als eine lapidare menschliche
Mitteilung zu versehen. In ihm offenbart sich nach theologischem Verständnis der
auferstandene Herr selbst und schafft so immer wieder selbst Glauben. Wie V 28
zeigt, kommt es jedoch nicht dazu, dass Thomas den angebotenen Beweis
annimmt. Letztlich schafft auch bei ihm (!) das Wort Jesu den Glauben, so dass
Thomas bekennt: Mein Herr und mein Gott! Danach ist kein Tasten und Fühlen
mehr nötig. Gott hat Thomas, wie jeden, der seine Kunde damals wie heute hört
und annimmt, ins Leben gerufen! Dies stellt der Epilog in V 30-31 noch einmal
mit allem Nachdruck heraus.
(Michael Hartmann: Gottes Volk 4/2007,46-48)
Zusammenfassung wichtiger theologischer Aspekte der Erzählung
Das Thema ist die Beauftragung, Bevollmächtigung und Sendung der Jünger; es geht um die
Fortsetzung des Werkes Jesu Christi und den Übergang von der Zeit des irdischen Jesu zur
Zeit der Kirche.
Die Jüngerschar:
Sie ist am Anfang abgeschlossen, herrenlos, verwaist. Keine Ortsangabe!
Der Herr kommt mitten hinein, und die Angst wandelt sich in Freude.
Erkennen geschieht, indem der Gekreuzigte Hände und Füße zeigt→ Identität. Er ist der
Auferstandene, derselbe.
Die Gaben des Auferstandenen sind: Friede, (Heilsein, Ganzsein), Geist, von da ausgehend
Sendung aller Jünger (nicht Besonderer)→ vom Vater ausgehend Zeugen sein, Vollmacht zur
Sündenvergebung; . Vorbild: Jesu Sendung vom Vater ausgehend. Die Jünger repräsentieren
den Sendenden, nicht sich selbst.
Die Geistbegabung befähigt zum Erfüllen des Auftrags (vgl. Abschiedsreden, nach denen der
Geist lehrt und erinnert an das, was Jesus tut; der Geist sagt und führt in die Wahrheit ein und
bewegt zum Zeugnis (= personale Führung).
Anhauchen: (vgl. Gen 2,7 Lebenshauch, Neuschöpfung, neues Leben) bedeutet Sendung in
die Welt.
Die Vollmacht der Sündenvergebung ist ein Teilaspekt der Sendung der Kirche. Hier wird
sie allen Gläubigen übertragen (keine Sondervollmacht an Priester). Die angesprochenen
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Einschluss- und Ausschlussbedingungen sind nur innerhalb des universalen
Versöhnungsangebots Jesu zu sehen (nicht ein Freibrief, willkürlich zu handeln).
Zweifler: Zu allen Ostergeschichten gehört das Zweifelsmotiv (vgl. Lk und Mt). Die von
Thomas ist eigens aus der Ostererscheinung herausgearbeitet (s. Doppelungen), um dem
Zweifel Gewicht zu geben. Er ist innerhalb der Gemeinde vorhanden. Der Zweifel trennt
Wahrheit und Einbildung (positiv klärend), ist aber auch oft ein Hindernis zum Glauben
(Barriere errichten). Das Verlangen nach handgreiflichen Beweisen ist vielfach in Menschen
da: Jesus geht darauf ein, allerdings mit dem Appell, darüber hinaus zu kommen.
Thomas wagt dies und braucht nicht mehr zuzugreifen (die Kunstbilder geben dieses
Zugreifen meist wieder, das ist aber nicht biblisch). Das Sehen reicht Thomas. Er akzeptiert
die Unverfügbarkeit des Göttlichen. Sein großes Glaubensbekenntnis enthält den höchsten
Würdenamen für Jesus im NT: „Mein Herr und mein Gott“. (vgl. dazu Joh 1,1f und 1,18!)
Am Schluss steht eine Aufforderung an uns Christen: nicht sehen und doch glauben: Sie soll
die Sehnsucht in uns wecken, locken, es zu versuchen. Das Johannesevangelium endet ohne
Abschiedszene des Auferstandenen. Das bedeutet: Der Herr bleibt (nahtlos!) bei seiner
Gemeinde.
Struktur
VV. 24f: Einleitung = Vorbereitung für die Begegnung (vgl. Emmausjünger)
GLAUBENSZWEIFEL
VV. 26f: Begegnung mit dem Auferstandenen – Wende (Peripetie): „sei nicht ungläubig,
sondern gläubig“ (Aufforderung zum Glauben)
ÜBERWINDUNG DER GLAUBENSZWEIFEL
V. 28: Reaktion des Thomas: Verzicht auf Betasten – Glaube aufgrund des Sehens –
christologisches Bekenntnis
GLAUBENSBEKENNTNIS
V: 29: Abschließendes Wort Jesu (des Auferstandenen): Makarismus (Seligpreisung)
Seligpreisung derer, die nicht gesehen haben und doch glauben
(nur auf das Wort, das Zeugnis derer, die gesehen haben).
SELIGPREISUNG
(Anneliese Hecht)
Dr. Ursula Schell
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