A. Trinh – Royal Observatory of Belgium / SuW-Grafik Blick in die Forschung: Nachrichten Dichtewellen in der Scheibe Einschlag System mit mehreren Monden Trümmerscheibe Phobos Deimos kurzlebiger Mond Sind die beiden Marsmonde letzte Überlebende? S eit langer Zeit vermuten die Pla­ den Nordpol des Planeten einnimmt. der erste Mond immer dichter an seinen netenforscher, dass es sich bei den Noch heute liegt das Bodenniveau auf der Mutterplaneten heran. Schließlich wurde beiden kleinen Marsmonden Phobos Nordhalbkugel mehrere Kilometer unter­ er von dessen Schwerkraft zerrissen, und und Deimos um eingefangene Asteroi­ halb demjenigen der stark zerkraterten die Trümmer fielen nach und nach auf den handelt, die ursprünglich aus dem Südhalbkugel. Bei dem Einschlag wurden den Mars herab. Hauptgürtel zwischen den Bahnen von große Mengen an Gesteinsmaterial so­ Mars und Jupiter stammen. Eine alterna­ wohl vom Impaktor als auch vom Mars in mos (17 Kilometer) könnte es eine ganze tive Theorie zur Entstehung der beiden den umgebenden Weltraum geschleudert, Gruppe von Monden gegeben haben, die natürlichen Marssatelliten schlagen nun die sich in einer Scheibe um den Planeten nach und nach auf den Roten Planeten Wissenschaftler um Pascal Rosenblatt am anordneten. gestürzt sind. Diesem Schicksal geht nun Königlichen Observatorium von Belgien In dieser Scheibe bildete sich nach kur­ Neben Phobos (27 Kilometer) und Dei­ Phobos entgegen, dessen Abstand zum in Brüssel vor: Ihrer Ansicht nach sind zer Zeit dicht am Mars ein erster Mond. Mars jedes Jahr um zwei Zentimeter ab­ Phobos und Deimos die letzten Überres­ Dieser könnte durchaus mehrere 100 Ki­ nimmt. In rund 20 bis 40 Millionen Jahren te eines gigantischen Einschlags in der lometer groß gewesen sein und umlief wird er dem Roten Planeten so nahe ge­ Frühzeit des Mars. Kurz nach der Entstehung des Roten den Planeten mit einer Umlaufperiode, kommen sein, dass dessen Gezeitenkräfte die kleiner war als dessen Rotations­dauer. die Festigkeit des Gesteinsmaterials von Planeten schlug vor mehr als 4,5 Milliar­ Die Schwerkraft dieses ersten Mondes Phobos übersteigen. Dann wird Phobos den Jahren ein etwa 2000 Kilometer erzeugte in der Materiescheibe Dichte­ auseinandergerissen und seine Trümmer großer Himmelskörper auf dem Mars wellen, wodurch sich zusätzliche kleine bilden einen kurzlebigen Ring um den Pla­ ein und schuf dabei das Borealis-Becken, Monde weiter außen bildeten (siehe neten, bis sie nach und nach auf den Mars das praktisch die gesamte Halbkugel um Grafik oben). Durch Gezeitenkräfte rückte stürzen. Die Theorie von Rosenblatt und R und 80 Millionen Licht­ die eher in einem gelblichen jahre von uns entfernt oder rötlichen Licht leuchten. im Sternbild Kleiner Löwe In ihnen bilden sich schon befindet sich die Zwergga­ seit vielen Milliarden Jahren laxie LEDA 36252. Wegen kaum noch neue Sterne, so ihres Aussehens in kleineren dass solche Zwerggalaxien Teleskopen – ein dicker Kopf auch als kosmische Fossilien mit einem langen, dünnen gelten. Schwanz – wird sie auch als NASA / ESA / D. Elmegreen (Vassar College) / B. Elmegreen (IBM’s Thomas J. Watson Research Center) / J. Almeida, C. Munoz-Tunon, M. Filho (IAC) / J. Mendez-Abreu (Univ. of St. Andrews) / J. Gallagher (Univ. of WisconsinMadison) / M. Rafelski (NASA, GSFC) / D. Ceverino (ZAH) Eine galaktische Kaulquappe Überrascht waren die Kaulquappe bezeichnet. Das Forscher daher von den Weltraumteleskop Hubble zahlreichen jungen und fotografierte LEDA 36252 kürz­ massereichen Sternen, die lich im Detail, so dass man in sie vor allem im Kopf der den Bildern Einzelsterne und Kaulquappe entdeckten. Ihre Sternhaufen erkennt. Norma­ gemeinsame Masse liegt bei lerweise bestehen derartige rund 10 000 Sonnenmassen. Zwerggalaxien aus massear­ Sie müssen erst vor Kurzem Die Kaulquappen-Galaxie LEDA 36252 im Sternbild Kleiner Löwe men, langlebigen Sternen, entstanden sein: Massereiche zeigt überraschend hohe Aktivität bei der Sternentstehung. 12 November 2016 12 Bogenminuten 5000 Lichtjahre Sterne und Weltraum heutiger Zustand Deimos Phobos Phobos Deimos Möglicherweise schlug vor mehr als 4,5 Milliarden Jahren ein rund 2000 Kilometer großer Himmelskörper auf dem jungen Mars ein und schleuderte dabei große Mengen an Gesteinsmaterial ins All, das sich in einer Scheibe um den Planeten ansammelte. In diesem Szenario entstanden dabei mehrere Monde, darunter auch die heutigen Mars­ trabanten Phobos und Deimos. ESA / Rosetta / MPS for OSIRIS Team MPS / UPD / LAM / IAA / SSO / INTA / UPM / DASP / IDA kurzlebiger Mond seinen Koautoren ist aber nicht unum­ stritten, denn beispielsweise ist nicht ab­ Am 2. September 2016 spürte Rosetta ihre Tochter- schließend geklärt, ob die Nordhalbkugel sonde Philae auf der Oberfläche des Kometen 67P/ des Mars wirklich aus einem gigantischen Tschurjumow-Gerasimenko auf. In der Ausschnittver- Einschlag hervorgegangen ist. Wirklichen größerung zeigen sich Einzelheiten der auf der Seite Aufschluss über die Herkunft der beiden liegenden Sonde, wie zum Beispiel die Landebeine. Marsmonde wird wohl erst die Analyse von Gesteinsproben geben können, die mittels Raumsonden von den beiden Tra­ banten zur Erde gebracht werden. Bislang sind derartige Versuche aber gescheitert. Rosenblatt, P. et al., Nature Geoscience, doi: 10.1038/ NGEO2742, 2016 Philae entdeckt! K urz vor dem Ende ihrer Mis­sion gelang es der Kometensonde Rosetta doch noch, ihre Landesonde Philae auf der Oberfläche des Kerns des Kometen 67P/ Tschurjumow-Gerasimenko aufzuspüren. Bislang war der Landeplatz nur auf wenige dutzend Meter genau bekannt gewesen. Auf Bildern, die am 2. September 2016 bei einer Annäherung auf 2700 Meter zur Oberfläche des extrem zerklüfteten Kometenkerns entstanden, ließ sich Philae in einer dunklen schattigen Höhlung auf der Oberfläche klar und deutlich erkennen. Sterne sind im Vergleich zu sonnenähn­ Sie zeigen, dass Philae, wie bereits kurz nach der Landung am 12. November 2014 lichen sehr kurzlebig und leuchten nur vermutet, auf der Seite liegt und dass kaum ein Sonnenstrahl zu ihr vordringen wenige Millionen bis wenige dutzend Mil­ konnte. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Sonde nicht genug Energie lionen Jahre, bis sie sich zu Roten Riesen mit ihren Solarzellen aufsammeln konnte, um mit ihrer Muttersonde in einen aufblähen und schließlich in heftigen Su­ dauerhaften Funkkontakt zu treten. Im Sommer 2015 hatte es mehrmals kurze pernova-Explosionen vergehen. Tatsäch­ instabile Verbindungen zu Rosetta gegeben, bei denen aber nur technische Daten, lich finden sich in LEDA 36252 zahlreiche den Zustand des Landers betreffend, übertragen wurden. Spuren von Supernovae. Möglicherweise Die Entdeckung von Philae hat wichtige Auswirkungen auf die Interpretation hatte der Ausbruch an Sternentstehung der von ihr übermittelten Messdaten. Nun ist es möglich, beispielsweise die Ergeb­ seinen Ursprung in intergalaktischem nisse der Radiowellen-Experimente im Detail auszuwerten, bei denen der Kome­ Gas, das die Zwerggalaxie aus ihrer Umge­ tenkern mittels langwelliger Radiosignale regelrecht durchleuchtet wurde. Dabei bung an sich zog. Es ballte sich unter sei­ waren sowohl Philae als auch Rosetta wechselweise Sender und Empfänger und ner eigenen Schwerkraft zusammen und konnten so Informationen über den inneren Aufbau des Kerns von 67P gewinnen. kollabierte schließlich zu neuen Sternen. Nun lassen sich die daraus gewonnenen Modelle noch deutlich verfeinern. Im Schwanz der Kaulquappe zeigen sich Die Entdeckung von Philae erfolgte exakt vier Wochen vor dem geplanten Mis­ weitere Haufen jüngerer Sterne, die aber sionsende von Rosetta, die am 30. September 2016 gezielt auf der Oberfläche des nicht so jung sind wie diejenigen in der Kometenkerns aufsetzte (mehr dazu in der nächsten Ausgabe). Kopfregion. www.sterne-und-weltraum.de ESA, 5. September 2016 NASA-STScI November 2016 13 KURZ & Bündig Der galaktische Halo rotiert rasend schnell Kohlensäure in den Kernen von Uranus und Neptun? Durch die extremen Drücke und Tempe­ raturen im Innern der beiden Gasplane­ ten Uranus und Neptun könnten sich in deren Kernen exotische Verbindungen aus Wasserstoff, Sauerstoff und Kohlen­ stoff befinden, darunter feste Kohlen­ säure, H2CO3. Junger Stern statt alter Roter Riese Der Stern IRAS 19312+1950 ist kein alter Roter Überriese, sondern wohl das genaue Gegenteil: Es dürfte sich um einen sehr jungen massereichen Protostern handeln, der noch dabei ist, Materie an sich zu ziehen. Dabei zeigt er Eigenschaften, wie sie sonst nur bei alten Sternen zu finden sind. Eisvulkan auf Ceres entdeckt Der Ahuna Mons, ein rund vier Kilome­ ter hoher Kegel mit stumpfen Gipfel, ist das Produkt von Kryovulkanismus auf dem Zwergplaneten Ceres. Der Berg besteht überwiegend aus Wassereis, und das Material trat als eine zähflüssige Masse aus dem Innern von Ceres aus. U nser Milchstraßensystem ist von ist aus dem Innern unserer Galaxis einer riesigen Blase aus sehr dün­ schwierig zu beobachten. Deshalb wen­ nem und heißem Gas umgeben, die als deten Hodges-Kluck und seine Kollegen »galaktischer Halo« bezeichnet wird. ein besonderes Verfahren an, um ihn Sie erstreckt sich in alle Richtungen nachweisen zu können. Sie nutzten die über mehrere Millionen Lichtjahre, und Doppler-Verschiebungen der Spektral­ ihr Gas lässt sich nur im Röntgenlicht linien des sechsfach ionisierten Sauer­ nachweisen, da es rund zwei Millionen stoffs O VII von hellen Röntgenquellen Grad Celsius heiß ist. Nun konnten außerhalb unserer Galaxis. Darunter Forscher um Edmund J. Hodges-Kluck befinden sich die Kerne von aktiven von der University of Michigan in Ann Galaxien sowie Röntgendoppelsterne im Arbor nachweisen, dass der galaktische galaktischen Halo und in den Magel­ Halo nicht ruht, sondern ähnlich schnell lanschen Wolken – nahen Begleitern rotiert wie die galaktische Scheibe aus unseres Milchstraßensystems. Insge­ Sternen, Gas und Staub, und zwar in samt wurden 37 Röntgenquellen für die die gleiche Richtung. Hodges-Kluck und seine Koautoren bestimmten eine Auswertung genutzt. Es zeigte sich, dass der ionisierte Sau­ mittlere Rotationsgeschwindigkeit von erstoff im Halo nicht stillsteht, sondern 181 ± 41 Kilometern pro Sekunde. Die sich relativ zu den Hintergrundobjekten galaktische Scheibe, in der sich auch bewegt. Da der Sauerstoff die Strahlung unser Sonnensystem befindet, rotiert teilweise absorbiert, kommt es zu feinen im Mittel mit rund 240 Kilometern pro Verschiebungen der O VII-Linie durch Sekunde. Für ihre Untersuchungen griffen den Dopplereffekt, aus denen die For­ die Astronomen auf Archivdaten des die Bewegungsrichtungen im galakti­ europäi­schen Röntgensatelliten XMM- schen Halo ermitteln konnten. Newton zurück. Der galaktische Halo scher dann die Geschwindigkeiten und Hodges-Kluck, E. J. et al., The Astrophysical Journal 822:21, 2016 Falcon-9-Rakete explodiert Illustration: NASA / CXC / M. Weiss / Ohio State / A. Gupta. et al. Pech für die private Raumfahrtfir­ ma SpaceX: Am 1. September 2016 explodierte eine Falcon-9-Rakete beim Betanken auf der Startrampe in Cape Canaveral. Dabei wurden Nutzlast und Rakete völlig zerstört, die Schäden an der Startrampe sind beträchtlich. Wieder Kontakt zu STEREO-B Seit Oktober 2014 war der Funkkontakt zur Sonnensonde STEREO-B abgebro­ chen, nun wurden Ende August 2016 wieder Funksignale aufgefangen. STEREO-B reagiert auf Funkbefehle von der Erde und könnte bald wieder mit der systematischen Sonnenbeobach­ tung beginnen. Weitere aktuelle Meldungen aus Astronomie und Raumfahrt finden Sie auf www.spektrum.de/astronomie und www.sterne-und-weltraum.de/twitter Eine riesige kugelförmige Blase aus sehr heißem Gas umgibt unser Milchstraßensystem (in der Bildmitte), das trotz seiner Ausdehnung von rund 150 000 Lichtjahren im Vergleich dazu winzig erscheint (künstlerische Darstellung). Sie wird als galaktischer Halo bezeichnet, deren Gas rund zwei Millionen Grad Celsius heiß ist. Die beiden Flecken links unterhalb der Milchstraße sind die beiden Magellanschen Wolken, Begleiter unserer Galaxis. 14 November 2016 Sterne und Weltraum THEMEN AUF DEN PUNKT GEBRACHT Ob A wie Astronomie oder Z wie Zellbiologie: Unsere Spektrum KOMPAKT-Digitalpublikationen stellen Ihnen alle wichtigen Fakten zu ausgesuchten Themen als PDF-Download zur Verfügung – schnell, verständlich und informativ! € 4,99 ISTOCK_54081980_LONELY__ je Ausgabe Bestellmöglichkeit und weitere Ausgaben: www.spektrum.de/kompakt OSIRIS-REx ist auf dem Weg zum Asteroiden Bennu inen Bilderbuchstart legte am 9. Sep­ E bevor: Die Entnahme einer Bodenprobe auf wenige dutzend Zentimeter an die tember 2016 eine Atlas-V-Rakete von von der Oberfläche des Asteroiden. Oberfläche des Himmelskörpers heran. Cape Canaveral aus hin. An Bord befand Sollte dies gelingen, tritt OSIRIS-REx Dann fährt er einen rund drei Meter sich die Asteroidensonde OSIRIS-REx, im März 2021 den Rückflug zur Erde an, langen Roboterarm zur Probenentnah­ die zu dem nur rund 500 Meter großen die sie im Jahr 2023 erreichen wird. Der me aus. Sobald dieser mit seiner Spitze Himmelskörper (101955) Bennu fliegt. Ankunftstermin steht schon fest, es ist sanft auf dem Asteroiden aufsetzt, stößt Dort wird sie im August 2018 eintreffen der 24. September 2023. An diesem Tag er einen Schwall Stickstoffgas aus, der und sich dort für mehr als zweieinhalb wird die Sonde eine Rückkehrkapsel Material von der Oberfläche aufwirbelt Jahre in dessen unmittelbaren Umfeld abstoßen, die von einem Hitzeschild und in einen speziellen Probenbehälter aufhalten. OSIRIS-REx steht für »Ori­ geschützt in die Erdatmosphäre eintritt hineinbläst. Sollte bereits der erste Ent­ gins, Spectral Interpretation, Resource und nach erfolgter Abbremsung an nahmeversuch erfolgreich sein, so wird Identification and Security-Regolith einem Fallschirm auf der Erdoberflä­ es keine weiteren geben, um das Risiko Explorer«, zu Deutsch etwa »Raumson­ che niedergeht. Der Landeplatz ist ein für die Sonde zu minimieren. Läuft es de zur Erkundung des Ursprungs, der Militärstützpunkt in der Wüste des US- besonders gut für die Forscher, könnte spektralen Eigenschaften, Rohstoffvor­ Bundesstaats Utah. OSIRIS-REx bis zu zwei Kilogramm an Zum Aufsammeln des Probenmate­ kommen und potenziellen Gefährlich­ Gesteinsmaterial aufsammeln und zur keit eines Asteroiden«. Im Sommer 2020 steht der Höhe­ rials – die NASA-Forscher hoffen auf eine Erde transportieren, wo die wertvolle Mindestmenge von 60 Gramm Gesteins­ Fracht dann sehnlichst erwartet wird. punkt und das Hauptziel der Mission material und Staub – fliegt OSIRIS-REx NASA, 8. September 2016 Im August 2018 wird die Raumsonde OSIRIS-REx in eine Umlaufbahn um den rund 500 Meter großen Asteroiden Bennu eintreten und ihn eingehend erkunden. Der Höhepunkt der Mission ist die Entnahme einer Bodenprobe und deren Rücktransport zur Erde. NASA Die Raumsonde OSIRIS-REx auf dem Weg zum Asteroiden Bennu: goo.gl/G2tmH6 »Sterne und Weltraum«-Gewinnspiel M it etwas Glück können Sie ein Exemplar des informativen Sachbuchs »Die perfekte Senden Sie die Ziffern der Fragen und den jeweils zugehörigen Buchstaben der richtigen Welle – Mit Neutrinos an die Grenzen von Raum Lösung bis zum 3. November 2016 per E-Mail mit und Zeit« aus dem Piper-Verlag in München der Betreffzeile »Kepler« an: gewinnen. [email protected] Frage 1: In den Daten des Tele­ Frage 2: Kepler spürt Frage 3: Unter den neuen skops Kepler fanden sich: Exoplaneten auf mit: Exoplaneten befinden sich: a) 1284 neue Exoplaneten a) gravitativem Microlensing a) 350 erdgroße Welten b) 1384 neue Exoplaneten b) Radialgeschwindigkeiten b) 450 erdgroße Welten c) 1484 neue Exoplaneten c) Transits vor dem Stern c) 550 erdgroße Welten Teilnahmebedingungen: Alle »Sterne und Weltraum«-Leser, die bis zum 3. November 2016 die richtigen Lösungen an die genannte E-Mail-Adresse senden, nehmen an der Verlosung teil. Bitte dabei unbedingt die Postanschrift angeben. Maßgebend ist der Tag des Eingangs. Ausgeschlossen von der Teilnahme sind die Mitarbeiter der Spektrum der Wissenschaft 16 November 2016 Verlagsgesellschaft mbH und deren Angehörige. Die Preise sind wie beschrieben. Ein Tausch der Gewinne, eine Auszahlung in bar oder in Sachwerten ist nicht möglich. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Mit der Teilnahme am Gewinnspiel erkennt der Einsender diese Teilnahmebedingungen an. Sterne und Weltraum Eine Galaxie aus Dunkler Materie Vor 50 Jahren ber Jahrzehnte entging Ü die hohe Rotationsgeschwin­ die Galaxie Dragonfly 44 digkeit sie zerreißen. Entdeckt wurde Dragon­ Maser-Effekte im interstellaren Raum Astronomen – Pieter van fly 44 im Jahr 2014 mit Hilfe »Das Wort MASER ist eine Abkürzung Dokkum von der Yale Uni­ des Keck-Observatoriums und für ›Microwave Amplification by versity und sein Team legen des Gemini-North-Teleskops Stimulated Emission of Radiation‹. dafür in den »Astrophysical auf Hawaii im Coma-Galaxien­ In … LASER ist lediglich ›Microwave‹ Journal Letters« die Erklärung haufen im Sternbild Haar der vor: Das rund 300 Millionen Berenike. Über die gemesse­ rikanische Physiker TOWNES sowie die russischen Physiker Lichtjahre entfernte Objekt nen Geschwindigkeiten der PROKHOROV und BASSOW erhielten 1964 den Nobelpreis für gehört zu den so genannten wenigen Sterne des Objekts die Entdeckung des Maser-[Laser]-Prinzips. … In den vergange- dunklen Galaxien und besteht konnten die Forscher dann nen Monaten fanden Radioastronomen nun zum ersten Mal … zu 99,99 Prozent aus Dunkler berechnen, welche Masse Hinweise dafür, daß das Maser-Prinzip auch bei der Entstehung Materie, jenem geheimnis­ die Galaxie ungefähr hat. kosmischer Radio-Spektrallinien wirksam ist. … Beobachtungen vollen Stoff, dessen direkter Sie kamen dabei auf einen der 18-cm-Linien des interstellaren Hydroxyl-(OH)-Radikals in Nachweis bislang noch nicht Gesamtwert von etwa einer Emission … zeigten eindeutig, daß eine thermische Anregung geglückt ist. Sie macht sich Billion Sonnenmassen. Diese dieser Emissionslinien ausgeschlossen ist. … OH-Wolken mit nur indirekt über ihre gravi­ Masse kann nicht von den nichtthermischer Emission [treten] immer nur in der Nähe von tative Wirkung bemerkbar, vorhandenen Sternen allein H II-Regionen auf, … in denen der interstellare Wasserstoff durch obwohl laut dem Standardmo­ über ihre Gravitation zusam­ dell der Kosmologie normaler­ mengehalten werden. Daraus die Ultraviolett(UV)-Strahlung junger Sterne … ionisiert ist.« (SuW, November 1966, S. 256) weise fünfmal so viel Dunkle kalkulierten sie letztlich die wie normale Materie im All vorhandene Dunkle Materie. vorhanden ist. Unklar ist allerdings, wie sich den Nachforschungen der Dragonfly 44 weist unge­ Dragonfly 44 überhaupt entwi­ durch ›Light‹ ersetzt. … Der ame- P eter Mezger, ab 1969 Direktor am Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn, berichtet hier über den Beginn einer aufregenden Zeit in der Radioastronomie, den er fähr die Masse und Größe ckeln konnte. Bisherige dunkle hautnah am National Radio Astronomy Observatory in Green unserer Milchstraße auf, doch Galaxien waren deutlich Bank, USA, miterlebte: die Entdeckung von Molekülen im in- lassen sich nur 0,01 Prozent kleiner; Dragonfly 44 stellt das terstellaren Raum. Schon in den 1950er Jahren hatte Charles davon auf Sterne zurückfüh­ bislang mit Abstand größte H. Townes Moleküle daraufhin untersucht, ob sie radio­astro­ ren. Ihren Zusammenhalt und massereichste derartige nomisch nachzuweisen wären. Besonders erfolgversprechend verdankt die Galaxie daher der Objekt dar. schien das Hydroxyl-Radikal (OH). Tatsächlich wurde es auch Dunklen Materie, sonst würde The Astrophysical Journal Letters 828, doi:10.3847/2041 – 8205/828/1/L6, 2016 1963 als Erstes gefunden, und zwar durch seine Absorptionen im Radio­spektrum eines Supernova-Überrests. Wichtige Stoffe wie Ammoniak, Wasser und Kohlenmonoxid folgten. Nach zehn Jahren war die Liste schon auf 27 Moleküle angewachsen. Zunächst aber gab es bei OH eine große Überraschung: Neben den erwarteten Absorptionslinien traten unerklärlicherweise bei manchen Objekten noch starke Emissionslini- Pieter van Dokkum, Roberto Abraham, Gemini Observatory / AURA en auf. In der Ankündigung dieses Befunds wurden sie einem geheimnisvollen Stoff »Mysterium« zugeschrieben. Selbst die Möglichkeit, dass es sich um Botschaften ferner Zivilisationen handeln könnte, wurde erwogen. Aber bald war klar, dass hier in Wolken interstellarer OH-Moleküle genau jenes Maserprinzip wirkte, dessen Entdeckung im Jahr zuvor mit dem Nobelpreis geehrt worden war. Maserverstärkung zeigt sich auch bei anderen Molekülen, besonders intensiv bei Wasser. Maserstrahlung tritt oft bei der Entstehung von Sternen auf, aber auch in Spätphasen, in denen ein Stern große Teile seiner Masse abstößt. In beiden Fällen herrscht intensive Infrarotstrahlung, die offenbar zur Anregung und Bildung 30 000 Lichtjahre der außerordentlich starken Maserlinien erforderlich ist. Mit deren Hilfe kann die Bewegung solcher Gebiete erfasst und ihre Entfernung auf Prozente genau bestimmt werden – im Extremfall der »Megamaser« sogar für eine Galaxie in 25 Mil- Die Galaxie Dragonfly 44 besteht wohl fast völlig aus Dunkler Ma- lionen Lichtjahren Entfernung. Christoph Leinert terie: Nur 0,01 Prozent ihrer Masse gehen auf Sterne zurück. www.sterne-und-weltraum.de November 2016 17