Citrus Pflegetipps für Sonnenkinder

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Gartenakademie
Bayerische Landesanstalt für
Weinbau und Gartenbau
Zitruspflanzen - Pflegetipps für Sonnenkinder
Geschichte der Gattung Citrus als Kübelpflanze
Schon mehrere hundert Jahre vor unserer Zeitrechnung entstanden in China und
Indien Aufzeichnungen über verschiedene Zitrusarten und deren Verwendung.
Nach Europa gelangten die Zitruspflanzen über verschiedene Handelswege im Mittelalter. Durch ihren hohen Vitamingehalt und die lange Lagerzeit wurden die
Früchte schnell bekannt und als Heilmittel gegen Skorbut eingesetzt. Ab dem späten 17. Jahrhundert brach eine Sammelleidenschaft beim Hochadel aus. Es entstanden viele Sammlungen, die den Sommer über als Kübelpflanzen die Gärten
schmückten. Die Überwinterung in unseren Breitengraden war und ist bis heute
sehr schwierig. Damals wurden bewegliche Bauteile entworfen, die im Winter die
Zitruspflanzen schützten und im Sommer abgebaut wurden. Die zweite Art der
Überwinterung war der Bau eines mit vielen Fenstern versehenen Raumes an eine
südlich gelegene Hauswand – die Orangerien. Diese nutzte der Adel als Aufenthaltsräume, um auch im Winter die Zitruspflanzen bewundern zu können. Aus
dieser Zeit sind Aufzeichnungen erhalten, welche die genaue Pflege und Sortenvielfalt der Pflanzen beschreiben.
Während des Krieges wurden viele der Orangerien beschädigt oder zweckentfremdet, wodurch viele der Sammlungen verloren gingen. Nach dem Krieg war das Geld
zu knapp, um die Sammlungen wieder aufzustocken. Heute werden viele der alten
Überwinterungsbauten als Galerien oder Café genutzt, nur sehr wenige beherbergen wieder Zitruspflanzen.
Standort im Sommer
Alle Vertreter der Gattung Citrus brauchen es warm und sonnig. Kälte und Frost
bekommt ihnen nicht. Deshalb sollten die Pflanzen von Mitte Mai bis Mitte Oktober
einen warmen, windgeschützten Standort auf der Südseite von Balkon oder Terrasse erhalten. Stehen Zitruspflanzen vor einer Hauswand, fühlen sie sich besonders
wohl. Denn die Wand gibt die Wärme, die sie tagsüber speichert, nachts wieder ab.
Direkt nach dem Ausräumen aus dem Winterquartier müssen die Pflanzen zunächst etwas schattig stehen, um sich an die starke Sonneneinstrahlung zu gewöhnen. Nach einer Woche kann ein sonniger Platz gewählt werden, da die Pflanze sich an die Einstrahlung gewöhnt haben. Beachtet man dies nicht, kommt es zu
Verbrennungen der Blätter, die nicht mehr verwachsen.
Überwinterung
Eingeräumt werden sollte so spät wie möglich, allerdings noch vor den ersten Frösten. Zum Überwintern der Zitruspflanzen gibt es verschiedene Möglichkeiten.
Die erste Möglichkeit ist die sehr helle und temperierte Überwinterung bei 10 bis
15 °C. Bei dieser Art der Überwinterung wächst die Pflanze auch im Winter weiter
und muss dementsprechend gepflegt werden. Einmal in der Woche sollte der Wasserbedarf kontrolliert werden. Gedüngt wird alle vier Wochen (siehe Kapitel Düngung). Meist kommt für diese Art der Überwinterung nur ein Wintergarten in
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Betracht. Wohnzimmer eignen sich nicht, da sie normalerweise auf über 15 °C geheizt werden.
Eine weitere Variante ist die mäßig helle und kühle Überwinterung (z. B. an einem
Fenster). Hier kommen die Garage, der Flur oder ungeheizte Zimmer in Frage. Die
Temperatur liegt bei 5 bis 10 °C. Gegossen werden muss nur alle zwei bis drei Wochen und zwar sparsam, mit der Düngung wird ausgesetzt. Der Topf sollte auf eine
Styroporplatte gestellt werden, damit es der Pflanze an den Wurzeln nicht zu kalt
wird.
Die einfachste und für die Pflanze vorteilhafteste Form ist die Überwinterung in einer Gärtnerei. Viele Gärtner bieten mittlerweile diese Dienstleistung an. Die Pflanze
wird über den Winter fachmännisch betreut und kann im Frühjahr wieder abgeholt
werden.
Schnitt
Ein Schnitt ist bei Citrus generell nicht notwendig. Allerdings kann man einen
leichten Form- oder Rückschnitt durchführen, unabhängig von der Jahreszeit. Dabei werden störende oder abgestorbene Zweige ganz entfernt oder auf ein nach
außen zeigendes, gesundes Auge eingekürzt. Ist der Austrieb im Frühjahr zu dünn
oder verkahlen die Äste nach und nach, kann die Pflanze auch stark zurückgeschnitten werden. Dabei kürzt man die Zweige bis auf zwei Augen nach der ersten
Astgabelung ein. Vorsicht beim Stutzen (Abschneiden der vordersten Triebspitzen),
denn viele der Zitruspflanzen blühen an eben diesen Spitzen. Schneidet man alle
Triebe zurück, kann es sein, dass in diesem Jahr keine oder erst sehr spät Blüten
und Früchte ansetzen.
Düngung und Wasserbedarf
Im Sommer ist der Bedarf an Wasser und Nährstoffen groß, es wird aber keine
Staunässe vertragen. Gerade Zitruspflanzen reagieren sehr empfindlich auf dauerhaft „nasse Füße“. Deshalb sollte vor dem Gießen immer zuerst mit dem Finger
getestet werden, ob das Pflanzsubstrat trocken ist. Spürt man in circa drei Zentimetern Tiefe keinerlei Feuchtigkeit, muss durchdringend gegossen werden. Anschließend leert man überschüssiges Wasser aus dem Untersetzer wieder aus. Ist die
Erde noch leicht feucht, wird nicht gegossen. Zum Gießen kann Regenwasser verwendet werden, es ist sehr weich und hält den pH-Wert konstant niedrig. Ein geringerer pH-Wert fördert die Aufnahme des Spurenelements Eisen, die Blätter bleiben
dunkelgrün. Leitungswasser kann ebenfalls verwendet werden, allerdings müssen
dann spezielle Eisendünger gegeben werden, da sonst Mangelerscheinungen auftreten.
Gedüngt wird jede Woche einmal mit einem handelsüblichen Flüssigdünger, der
Spurenelemente enthält. Spezielle Flüssigdünger für Citrus sind nicht unbedingt
notwendig.
Langzeitdünger können bei Citrus ebenfalls verwendet werden. Allerdings sollte
man beim Kauf darauf achten, dass er Spurenelemente enthält. Gibt man den
Langzeitdünger zu Beginn der Balkonsaison, muss spätestens ab August mit einem
handelsüblichen Flüssigdünger nachgedüngt werden.
Sehr helle, fast gelbe Blätter, mit dunkelgrünen Blattadern sind keine Krankheit,
sondern weisen auf den oben bereits erwähnten Eisenmangel hin. Dieser lässt sich
verhindern bzw. verringern indem man alle vier Wochen zusätzlich einen Eisendünger verabreicht (z.B. Fetrilon, Optifer, Sequestren).
Nicht vergessen: Bei einer temperierten Überwinterung sollte alle vier Wochen gedüngt werden, da Citrus auch den Winter über Nährstoffe verbrauchen.
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Krankheiten und Schädlinge
Da die Früchte von Zitruspflanzen meist für den menschlichen Verzehr gedacht
sind, sollte man nur Pflanzenschutzmittel auf natürlicher Basis verwenden – also
Rapsöl oder Kaliseifenpräparate. Andere Pflanzenschutzmittel können in den
Früchten eingelagert werden und so Rückstände bilden.
Spinnmilben
Dieser Schädling befällt Citrus meist im Winterquartier. Besonders bei trockener
Luft breitet er sich schnell aus. Erste Alarmzeichen sind silbrige Punkte auf der
Blattoberseite, sie weisen auf eine Saugtätigkeit von Schädlingen hin. Sind die
Spitzen der Pflanze bereits mit einem Netz eingewoben, sollten diese Befallsnester
weggeschnitten werden. Zur Bekämpfung kann man handelsübliche Pflanzenschutzmittel auf Rapsöl- oder Kaliseifenbasis verwenden. Die Anwendung muss
drei- bis viermal wiederholt werden, um alle Schädlinge zu vernichten.
Schildläuse
Schildläuse sitzen gut getarnt meist an den Blattadern an der Unterseite der Blätter.
Sie sind geschützt durch ihre meist braunen, drei bis vier Millimeter großen Schildchen. Bei geringem Befall können die Schildläuse mit einem feuchten Tuch abgewischt werden. Danach muss man die Pflanze regelmäßig kontrollieren, damit beim
Auftreten neuer Lauspopulationen sofort gehandelt werden kann. Wird ein starker
Befall an der Pflanze festgestellt, kann mit im Handel erhältlichen und zugelassenen Mitteln gespritzt werden. Die Behandlung sollte man drei- bis viermal wiederholen, damit auch junge Tiere abgetötet werden.
Blattläuse
Sie treten meist nur im Frühjahr an den Spitzen der Neutriebe auf. Hier hilft am
Besten das Abspritzen der ganzen Pflanze mit einem starkem Wasserstrahl. Sind
es nur einzelne Tiere, kann man diese mit den Fingern zerdrücken. Nach einem
Befall sollte häufiger kontrolliert werden, damit die Lauspopulation sich nicht wieder
erholt.
Woll- und Schmierläuse
Aufmerksam auf diesen Schädling wird man meist erst durch einen klebrigen Belag
am Boden und an den Blättern. Dieser sogenannte Honigtau ist die Ausscheidung
der Läuse und weist auf einen starken Befall hin. Findet man also klebrige Stellen
an der Pflanze, sollte diese auf versteckt sitzende Läuse kontrolliert werden, besonders auf Wollläuse und auch Schildläuse. Die Bekämpfung der Woll- und
Schmierläuse erfolgt wie bei den Schildläusen.
Rußtau
Die Blätter sind erst mit einem klebrigen Belag überzogen und färben sich dann
schwarz. Dabei handelt es sich um einen Pilz, der sich auf den klebrigen Ausscheidungen der Läuse ausbreitet. Rußtau ist also immer ein Zeichen, dass Läuse auf
der Pflanze sind. Der Belag kann mit einem nassen Tuch abgewischt werden.
Umtopfen
Bei Citrus reicht es, alle drei Jahre umzutopfen, wenn der Topf vollständig durchwurzelt ist. Beim Umtopfen werden alte, abgestorbene Wurzeln und altes Substrat
entfernt. Der Ballen wird mit den Fingern oder einer kleinen Hacke vorsichtig gelockert. Anschließend wird die Pflanze genauso tief, wie sie im vorherigem Topf
stand, in einen zwei Nummern größeren Topf eingepflanzt. Als Erde kann eine
hochwertige Kübelpflanzenerde verwendet werden oder eine spezielle Zitruserde.
Erfahrungsgemäß sind Erden aus dem preislich höherem Segment besser als
günstige Angebotserden. Man kann die Erde auch selbst mischen. Als Grundlage
wird Rindenkompost (ca. 40 %) und Gartenerde (ca. 40 %) verwendet , die mit
Splitt, Sand oder Tongranulat (zusammen 20 %) aufgelockert und durchlässig
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gemacht wird. Eigener Gartenkompost eignet sich nicht als Zuschlagstoff, da er zu
salzreich ist und einen zu hohen pH-Wert hat.
Als Töpfe eignen sich Gefäße aus Kunststoff, da diese kein Wasser verdunsten und
somit der Wurzelbereich nicht abgekühlt wird. Dies ist besonders im Winterquartier
von Vorteil, da hier die Wärme im Topf gehalten werden muss.
Vermehrung
Citrus kann man aus Samen von Früchten selbst ziehen. Sie sind dann meist
wüchsiger und robuster als gekaufte und veredelte Pflanzen. Allerdings haben sie
den großen Nachteil, dass sie meist erst nach vielen Jahren anfangen zu blühen
und zu fruchten. Unter Umständen werden solche Pflanzen 20 Jahre und älter, ohne Blüten anzusetzen. Zudem haben viele Sämlinge Dornen, die vor allem bei Pflegearbeiten lästig sein können. Die gekauften Pflanzen sind meist veredelt, d. h. sie
bestehen aus einer robusten Unterlage und einem früh früchtetragendem Edelreis.
Diese Pflanzen tragen meist schon Blüten und Früchte, wenn sie erworben werden.
Teilweise lassen sich Citrus über Stecklinge vermehren. Dabei werden von früchtetragenden Zitruspflanzen circa 10 cm lange Triebspitzen abgeschnitten und in ein
Torf-Sand-Gemisch gesetzt. Anschließend stülpt man eine Plastikfolie über den
Topf und fixiert sie mit einem Gummiband. Die Folie sorgt für eine hohe Luftfeuchtigkeit, so dass der Steckling nicht zuviel Wasser verdunstet. Die Bewurzlung
dauert sehr lange und verläuft nicht immer erfolgreich. Für diese Art der Vermehrung braucht man viel Geduld und etwas Geschick.
Verschiedene Citrus-Arten
Citrus limon – Zitrone
Blüten meist an den Spitzen der Triebe, meist reich blühend und fruchtend. Verschiedene Sorten, teilweise skurrile Formen, z.B. `Buddhas Hand`. Straff aufrecht
wachsende Zweige, die sich schlecht verzweigen. Zitronen kann man sehr stark
zurückschneiden, sie treiben danach kompakter und gleichmäßiger aus als nach
einem schwachen Rückschnitt.
Citrus fortunella – Kumquat
Überreich blühend und fruchtend zur gleichen Zeit. Früchte sind mit Schale essbar.
Allerdings sind sie sehr bitter im Geschmack. Sehr buschiger, kompakter Wuchs,
die Verzweigung ist sehr gut.
Citrus reticulata - Mandarine
Kleine essbare Mandarinen, die geschält verzehrt werden. Trägt meist nur einzelne
Früchte.
Citrus paradisi – Grapefruit
Sehr große Früchte an sehr kleinen Zweige. Sehr große, intensiv duftende Blüten.
Aufrecht wachsende Zweige, werden aber durch die schweren Früchte nach unten
gezogen.
Citrus aurantifolia – Limette
Wuchs und Frucht wie bei der Zitrone.
August 2007
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