Arbeits‐ und Transaktionsaufwand Prozessphasen im E‐Commerce Mit dem Medium Internet treffen neue Möglichkeiten der Informationsbeschaffung und der Kommunikation auf alte Prozesse. Die Abwicklung des Verkaufs wird im E-Commerce nicht neu definiert. Sie setzt sich noch immer aus den Teilprozessen: • • • • • Interessentengewinnung, Angebot, Bestellung, Übergabe und Zahlung zusammen. Erst mit dem erfolgreichen Durchlauf durch diesen Prozess ist ein Geschäft zwischen beiden Parteien abgewickelt. Sowohl für den stationären Handel, als auch für den Versandhandel und den Handel mit virtuellen oder digitalen Gütern gilt dieser Prozessablauf. In den einzelnen Handelssparten variiert der Aufwand zwischen der physischen Arbeit und der Nutzung und Verarbeitung von Informationen allerdings, weil die Prozesse unterschiedlich ausgeführt werden. Der stationäre Händler präsentiert seine Ware physisch und betreut den Interessenten mit hohem Personaleinsatz. Der Versandhandel hat einen hohen Aufwand für die Erstellung von Katalogen, der durch den Einsatz von Computern optimiert und möglichst effizient erbracht wird. Das Internet ersetzt den persönlichen, direkten Kontakt durch eine Information über die Person, das Unternehmen, die Ware oder den Marktplatz. Das Ergebnis dieses Realitätsersatzes belegt man meist mit dem Adjektiv „virtuell“.1 Die Begriffsbildung „virtuelle Realität“ mutet zwar wie eine contradictio in adjecto an, ihre Teilbereiche finden aber Eingang in die ökonomischen Strukturen des E-Commerce. Ebay, Mercateo und Andere werden oft als „Virtuelle Märkte“ bezeichnet. Dieser Begriff ist ähnlich etabliert, wie „Virtuelle Produkte“ mit denen digitale Güter oder Dienstleistungen beschrieben werden, die anders als physische Güter direkt über das Internet versendet werden. Darunter fallen auch Dienstleistungen, wie das Online-Banking, die Vermittlung von Reisen oder der Download von Musik. „Virtuelle Unternehmen“ sind weniger geläufig, zumal sie im praktischen Umgang nicht mit Nachdruck auf ihre Virtualität hinweisen. Bis die Ökonomie einen eigenständigen Sektor einer „Virtuellen Wirtschaft“ abgebildet hat, ist es allerdings noch ein weiter Weg. Den Web-Surfer kann man bereits als virtuellen Interessenten (als unbekannten Besucher) 1 Definition für virtuell: . bezeichnen. Vor einer vollständigen Abwicklung eines virtuellen Kaufgeschäftes will aber der Umgang mit einer virtuellen Bonität und letztlich mit virtuellem Geld organisiert sein. Auf jeder Prozessstufe des Verkaufs fallen unterschiedliche Aufgaben an, die von dem Medium Internet unterstützt werden. Zur Analyse und Steuerung der Rationalisierungspotenziale separiert man die Teilprozesse in spezielle Aufgabengruppen. Die Arbeitsteilung als ein wesentliches Charakteristikum der modernen Ökonomie zerstückelt die Arbeitspakete und senkt in vielen Teilbereichen das Qualifikationsniveau. Das separiert die Arbeit vom Menschen und erhöht den Koordinationsaufwand. Kleinere Aufgabenpakete werden von speziell ausgebildeten oder angelernten Mitarbeitern bearbeitet und das Ergebnis ihrer Arbeit wird mit einem sogenannten Transaktionsaufwand koordiniert.2 Die Koordinationskosten lassen sich mit fortschreitender Leistungsfähigkeit der Computer und der Software verringern. Ein solchermaßen strukturiertes Unternehmen erhöht die Substitutionsmöglichkeiten zwischen den Einsatzfaktoren Arbeit und Informationsverarbeitung. Das Know-How wird vor allem als Managementwissen eingesetzt, mit dem die Ergebnisse der Teilprozesse zu der kompletten Leistung reintegriert werden. Das neue Medium Internet erleichtert mit der verbesserten Kommunikation die Informationsbeschaffung und Koordination und steigert damit die Produktivität des gesamten Prozesses. Auf der Stufe 1. des Verkaufs im E-Commerce wird ein Interessent mit Marketingmaßnahmen angeworben. Das Marketing kann mit dem Internet sehr fein ausgearbeitet werden. Im Shopmarketing müssen Fragen beantwortet werden zu einer Platzierung der Angebotsseiten in den Suchmaschinen, zum Kauf von Besuchern, zu Affiliate-Programmen, zur Gestaltung von Webseiten und Newslettern und vieles mehr. Das Marketing erstellt in der 2. Stufe ein konkretes Angebot, auf das die Werbung und Kundenakquisition Bezug nehmen kann. Das Angebot wird nach einer Marktbeobachtung und einer Kostenanalyse kalkuliert. Diese Aufgabe wird vom Internet und der Datenverarbeitung im Handelsunternehmen unterstützt und erleichtert. In der 2. Phase werden ebenfalls viele Daten erhoben und ausgewertet. Die 3. Phase der Bestellung wird bei den meisten Shops im Web über einen Warenkorb erfasst. Das ist praktisch und mit sehr geringem Aufwand für den 2 Der Transaktionsaufwand wird im folgenden Abschnitt detailliert besprochen. Kunden und den Händler verbunden. Andere Formen der Bestellung per EMail über das Internet, am Telefon, per Fax oder Brief führen in der Folge zu einem höheren Aufwand bei der Erfassung und Prüfung des Kundenauftrags. Wie bei der Selbstbedienung wird ein Teil der manuellen Arbeit auf den Kunden ausgelagert, der damit auch Transaktionsaufwand für die Abwicklung eines Kaufprozesses hat. Er wählt die Ware aus, legt sie in den Warenkorb und bestimmt weitere Details zur Lieferung, Zahlungsart oder Rechnungsstellung. Im Ergebnis füllt er mit seinen Informationen aber selbst die Datenbank des Händlers und trägt zur Verbesserung der Effizienz bei. In der 4. Phase der Warenübergabe gibt es den wesentlichen Unterschied zwischen physischen und virtuellen Gütern. Ein physisches Gut wird aus dem Lager geholt, verpackt und expediert. Die Auftragsinformationen, Auswahl der Logistikpartners oder der Versandart, die Lieferscheine und Versandpapiere werden aber von Software in Computern zusammengestellt. Ein virtuelles Gut existiert vor der Übergabe noch gar nicht, sondern wird erst mit dem Abruf produziert. Texte, Bilder, Videos oder allgemein digitaler Content wird als Kopie vom Webserver geladen. Ein Gutschein wird ausgefüllt, eine Überweisung weitergeleitet oder eine Auswertung gestartet. Auch der Zugang zu einem Dienst ist ein virtuelles Gut, das erst mit der Lieferung zum Kunden entsteht. Virtuelle Güter haben eine erheblich verkürzte Prozesskette ohne Lagerung, Ausstellung, Verpackung, Transport und Auslieferung. Die Transaktionskosten sind bei virtuellen Gütern mit Abstand der größte Block sowohl beim Anbieter als auch beim Kunden. Der Zahlungsverkehr in der letzten Phase des Kaufprozesses hat im ECommerce einen sehr starken virtuellen Anteil. Das folgt aus der Tatsache, dass Zahlungen im engeren Sinne schon im offline-Handel bargeldlos abgewickelt werden. Diesen Akt hat man in das Internet verlagert. Daneben gibt es eine Vielzahl von manuellen Arbeiten, die Zahlungen begleiten. Das Risikomanagement und die Kundenbetreuung werden in vielen Fällen von Menschen durchgeführt. Entsprechendes gilt für die Arbeiten in der Buchhaltung, im Mahnwesen und beim Inkasso. Transaktionsaufwand So hat jeder Prozess eine eigene Kombination von Arbeitsaufwand und Informationsverarbeitung für den Transaktionsaufwand. Die zugehörigen Kosten werden in der Ökonomie einerseits den Arbeitskosten zugerechnet und andererseits den Transaktionskosten.3 Der Begriff der Transaktionskosten fällt aus dem historischen Rahmen der Produktionskosten im weiteren Sinne heraus. Die klassischen Produktionsfunktionen bilden typischerweise Kapital und Arbeit als Produktionsfaktoren ab. In den 3 Transaktionskosten sind eine Übersetzung der transaction costs und haben nicht die eingeschränkte Bedeutung des Abschlusses eines Geschäftes, sondern bezeichnen die Kosten eines Geschäftsvorfalls im allgemeinen Sinne. Der Terminus Organisationskosten oder Kosten für den Koordinationsaufwand ist treffender. „Transaktionskosten“ wird im Text deshalb durch weniger einschränkende Begriffe ergänzt. tatsächlichen Betriebsabläufen und Kostenrechnungen fällt jedoch Aufwand an, der keinem der beiden Einsatzstoffe zugerechnet werden kann. Wo werden Kosten des Einkaufs mit Informationsbeschaffung, Verhandlungen, Abschluss und Vertragsprüfung erfasst? Wie schlagen sich Kosten für die Marktforschung, die Werbung, den Markenaufbau oder die Kundenbindung in einer Produktionsfunktion nieder? Welchem Produktionsfaktor wird die Logistik, das Vertragswesen, die Rechnungserstellung, Bonitätsprüfung oder der Zahlungsverkehr zugerechnet? An diesen Beispielen sieht man, dass Informationsbeschaffung, -verarbeitung, und -auswertung in einer klassischen Produktions- oder Kostenfunktion nicht ohne weitere Abstraktion abgebildet werden können.4 Im E-Business haben diese Teilbereiche des Informationshandlings aber entscheidenden Einfluss auf die Produktivität einer Unternehmensstrategie. Know How wird über die Weitergabe von Informationen vermittelt. Das Internet hebt das Paradigma der Informationshoheit oder des geistigen Eigentums auf.5 Auf der Suche nach einem Ansatz, die klassische Produktionstheorie um den Einsatzfaktor „Information“ oder „Know How“ zu ergänzen, stößt man auf die Autoren der neuen Institutenökonomik. R.H. Coase war ihr Vorreiter. Er führte in die Ökonomie das Konzept der Transaktionskosten und der Organisationskosten ein. Es sollte hauptsächlich die Rationalisierungsvorteile im organisatorischen Bereich der Ökonomie abbilden. Seit Jahrzehnten wird die Verschiebung der ökonomischen Wertschöpfung von den Produktions- zu den Dienstleistungssektoren beobachtet.6 Dabei werden vornehmlich die bestehenden Geschäftsprozesse auf selbstständige Unternehmen ausgelagert. Mit der Beauftragung eines externen Call-Centers oder der Vergabe der Lohnbuchhaltung entsteht kein neuer Geschäftsprozess, sondern die Teilleistung wird rationeller von externen Unternehmen erstellt und eingekauft. Die Kosten zur Abwicklung des Geschäftsprozesses (transaction costs) ersetzen die Arbeitskosten. Der ausgelagerte Geschäftsvorfall hat eine höhere Effizienz, wenn man ihn allein nach ökonomischen Gesichtspunkten bewertet. Die Kosten sind geringer bei gleichem Output, vorausgesetzt die Qualität bleibt erhalten. Die Transaktionskosten sind schwerer zu quantifizieren, als die Kosten für Einsatzstoffe oder für Arbeit. Transaktionskosten sind im Einzelnen: Such- und Informationskosten mit denen die möglichen Lieferanten der Vorprodukte oder Dienstleister für das Outsourcing identifiziert werden. Preise und Lieferkonditionen sind zu vergleichen und der Eigenleistung gegenüber zu stellen. 4 Die traditionelle Produktionsfunktion bildet Arbeit und Kapital ab. Gerade in der vom Internet unterstützten Ökonomie hat aber das Kapital eine untergeordnete Bedeutung. Das Kapital als investierte Produktionsmittel..... 5 Zitat zum geistigen Eigentum (aus Findability) 6 Die Volkswirte haben dafür den Begriff der Dienstleistungsgesellschaft oder der postindustriellen Gesellschaft geprägt. Verhandlungs- und Entscheidungskosten wenn die möglichen Partner ausgewählt und beauftragt werden. Verträge werden ausgearbeitet und Entscheidungsvorlagen erstellt, nach denen dann die Leistung extern oder intern erbracht wird. Überwachungs- und Durchsetzungskosten nachdem die Leistung erbracht wurde. Die Lieferung oder Leistung muss angenommen und in den betrieblichen Prozess integriert werden. Dazu gehören die Kosten der Qualitätskontrolle und der Reklamation. Der Aufwand verbirgt sich in der Kostenrechnung bei den Sach- und Personalkosten der organisatorischen Bereiche, wie dem Einkauf, der Rechtsabteilung, der Datenverarbeitung, der Logistik oder dem Rechnungswesen. Die Erfassung ist jedoch eine vom Aufwand getrennte Aufgabenstellung. Der Transaktionsaufwand entsteht in jedem Fall unabhängig davon, wie und wo er erfasst wird. Die Rationalisierungsvorteile des Internet schlagen sich in dem Transaktionsaufwand nieder. Die Produktivität der Transaktionskosten ist mit dem neuen Medium merklich gestiegen. Die Kosten der Informationsbeschaffung sind über das Internet in vielen Fällen gleich Null. Was bedeutet das Konzept der Transaktionskosten für die Theorie und Praxis im E-Commerce? Die klassische Ökonomie wird über die Knappheit von Gütern definiert. Rohstoffe, Arbeitskräfte, Kapital, Grundstücke, Zwischenprodukte, kurzum jedes physische Gut und jedes Gut mit ökonomischer Bedeutung ist knapp. Eine andere notwendige Bedingung für die Gültigkeit der meisten ökonomischen Theorien ist die umfassende und sofortige Verfügbarkeit von Informationen. Viele Theorievarianten der Wirtschaftsgeschichte setzen den informierten Teilnehmer am Wirtschaftsgeschehen voraus, bis zu der Kunstfigur des bekannten „homo oeconomicus“, der einfache Entscheidungen rational unter vollständiger Information fällen kann. In der praktischen Ökonomie herrschen aber komplexe Entscheidungen unter unvollständiger Information vor. Das Idealziel wird nur zufällig erreicht. Das neue Medium Internet verbessert die Versorgung mit Informationen, denn sie sind in einem enormen Umfang kostenlos verfügbar. Die Vernetzung der Computer lässt weltweite Kommunikationsnetze entstehen und wachsen. Informationen sind keine knappe Ressource, sondern sie sind jederzeit überall verfügbar. Verschiedene Prinzipien weichen das Konzept des Eigentums an Informationen und Wissen auf. Wissen wird nicht mehr ausgetauscht, sondern geteilt. Es entsteht eine Kopie des Wissens beim Empfänger der diesen Input anreichern und mit seinem Wissen erweitern kann. Ein oft zitiertes Beispiel sind Wissensplattformen, von denen Wikipedia die bekannteste ist. In diesem zielgerichteten Sinne wächst nicht nur die Information, sondern das Wissen. Und es wird nicht wie ein physisches Gut getauscht, bei dem der Verkäufer anschließend das Gut nicht mehr besitzt. Wissen und jedes andere virtuelle Gut wird kopiert, damit hat es anschließend sowohl der Verkäufer, als auch der Käufer.78 7 Damit wird das Prinzip des geistigen Eigentums ad absurdum geführt. Steigende Grenzerträge und Substitutionseffekte Mit Interaktion zwischen den Partnern werden die Möglichkeiten des Internets ausgenutzt. Jeder neue Teilnehmer kann sofort auf das Potenzial der bisherigen Verbindungen im Netzwerk zugreifen. Er profitiert von den Netzeffekten, die ein überproportionales Wachstum der Kommunikationsmöglichkeiten offerieren.9 Alle charakteristischen Eigenschaften des Internets führen zu dem für Ökonomen interessanten Phänomen des steigenden Grenznutzens. Jeder neue Teilnehmer steigert die Attraktivität des Netzwerkes und erhöht damit den Nutzen für alle Partner im Netzwerk. Die traditionelle Ökonomie untersucht Einsatzfaktoren, die fallende Grenzerträge aufweisen. Nach einer Phase steigender Erträge zu Beginn einer Neuerung oder Prozessverbesserung nimmt der Nutzen beim Einsatz eines Faktors ab.10 Für den Einsatz von Information und Wissen gilt das nicht. Bessere Informationen steigern die Produktivität im Prozessablauf. Wissen wird akkumuliert und nicht verbraucht. Der Aufbau von Wissen steigert den Ertrag überproportional. Die Arbeit wird effizienter wenn man sie mit Know How anreichert und im Sinne der Produktionstheorie einen Output durch den optimalen Einsatz zweier Faktoren herstellt. Der Einsatzfaktor Information und Wissen hat steigende Grenzerträge. Da Informationen im Internet einfach und praktisch zum Nulltarif beschafft werden, eröffnet das Medium ein neues Potenzial zur Herstellung von Produkten und Diensten. Wie bei jeder Innovation der Neuzeit, ob Dampfmaschine, Eisenbahn, Anorganische Chemie, Telefone oder Computer, zwingt der Wettbewerb der Unternehmen die Technik in die Herstellungsprozesse.11 Der Unternehmer, der die Entwicklung ignoriert oder bewusst nicht einsetzt, wird das Nachsehen haben, in Wettbewerbsnachteil geraten, Verluste erwirtschaften und vom Markt verschwinden. Ein erheblicher Teil der Management-Literatur sucht Antworten auf die Fragen: „Wie werden neue technische Potenziale erkannt und wie setzt man sie in den Ablauf des Unternehmens ein.“ In der Essenz dieser Beiträge geht es darum, neue Potenziale zur Senkung der Kosten oder zur Steigerung der Erträge auszuschöpfen.12 Dabei wird nie die Grundsatzfrage gestellt, ob der Einsatz neuer Techniken anzuraten ist, sondern lediglich mit welchen Maßnahmen man unter den jeweiligen Randbedingungen möglichst schnell den Anschluss an die Spitze der Technik erzielt. Zur Realisierung der 8 Weit überwiegend wird das Wissen oder die Information kostenlos abgegeben und ein Dritter bezahlt für den Austausch zwischen den beteiligten Parteien zum Beispiel bei werbefinanzierten Webpräsenzen wie Suchmaschinen oder anderen Portalen. 9 Siehe dazu den ausführlichen Beitrag zu den Netzeffekten in Kapitel... 10 Siehe dazu die allgemeine Darstellung des „Ertragsgesetzes“ bei .... 11 Siehe dazu auch die Ausführungen zu den langfristigen Zyklen technischer Innovationen... 12 Das führt auf das einfache ökonomische Prinzip (Minimal- oder Maximalbetrachtung) zurück. Potenziale werden in jedem Unternehmen die Prozesse neu zusammengestellt und optimiert.13 Die allgemein anerkannten Maßstäbe zur Bewertung der Effizienz einer Technik sind die Produktivitäten und das Preisverhältnis zu anderen Einsatzfaktoren.14 In den meisten Fällen geht die Kalkulation zugunsten der Informationstechnik, bzw. des Know-How als Produktionsfaktor aus. Man versucht in den Prozessen die Arbeitskräfte zu spezialisieren. Damit können die Qualifikationen in einigen Bereichen reduziert und die Arbeitskosten auf das Niveau von Hilfskräften gesenkt werden. Unter diesem Niveau liegen die Kosten der Computeranwendungen bzw. der Informationsverarbeitung. Sind die Arbeitsschritte soweit spezialisiert, dass sie von Computern erkannt, entschieden und bearbeitet werden, fällt dieser Arbeitsplatz weg. Das Ergebnis der Informationsverarbeitung wird einer höheren Ebene zur Koordinierung zugeordnet. Damit erhöht sich der Anteil der Informationsverarbeitung an dem Prozessaufwand. Um einen Begriff wieder aufzugreifen sinkt der Transaktionsaufwand. Das Ergebnis des Prozesses wird mit einer Kombination von Arbeits- und Transaktionsaufwand hergestellt und mit der jeder Verringerung der Transaktionskosten steigt die Produktivität. Auch in Handelsunternehmen werden oft mit hohen Investitionen die Spezialisierungen der Arbeitskräfte oder der Abteilungen und Unternehmenseinheiten vorangetrieben. Das wird teilweise nicht nur im Unternehmen selbst neu organisiert, sondern auch auf externe Dienstleister übertragen. Diese Dienstleister realisieren die oben beschriebene optimale Kombination von Arbeits- und Transaktionskosten nicht nur für ein Unternehmen. Deshalb erreichen sie für eine standardisierte Dienstleistung steigende Skalenerträge.15 Das ist ein anderer und zusätzlicher Effekt, den die moderne Kommunikationstechnik, speziell das Internet anbietet. Die Verteilung der Aufgaben auf unabhängige Dienstleister ist möglich, weil die Zusammenfassung der Einzelleistungen über das Netzwerk so einfach ist. Hier dreht sich die Ursachenkette um. Bei der Spezialisierung war man bestrebt, die Arbeitspakete soweit zu reduzieren, dass man später den Arbeitsplatz ganz einsparen konnte. Dabei half die Computertechnik. Die Aufgabe des Managements bestand in der Folge darin, die 13 Hammer und Champy haben dafür den Begriff des Business Reengeneering geprägt. Das ist allerdings eine drastische Form zur Verbesserung der Performance. Aus Japan kommt die Managementmethode Kaizen, mit der die Prozesse kontinuierlich verbessert werden. In jeder Methode zur Verbesserung der Prozesse ersetzen aber neue, produktivere Verfahren die alten eingefahrenen Methoden. Das Internet ist zweifelsohne eine Innovation mit der jeder betriebliche Prozess verbessert werden kann. 14 Mitunter wird die Produktivität mit anderen Techniken verglichen, was dann zu grotesken Aussagen der Art führt, dass die entsprechende Produktivitätsverbesserung der Computerbranche im Fahrzeug zu der Reichweite eines Tropfens Benzin von 10.000 Kilometern führt. 15 Das Konzept der „economies of scale“ gehört zu den Standardeffekten in der Ökonomie. Erst mit der Erbringung einer Leistung für mehrere Abnehmer kann das Unternehmen Erträge erwirtschaften. Transaktionskosten zu reduzieren. Mit dem Internet wird ein neues Potenzial von vielfältigen und effizienten Kommunikationsverbindungen angeboten, die den Transaktionsaufwand erheblich reduzieren. Mitunter generiert die örtliche Unabhängigkeit gar virtuelle Unternehmen. Somit werden komplexere Teilaufgaben wie die Werbung im Web, der Zahlungsverkehr, der Kundensupport oder der Katalog ausgelagert. Aus Sicht des Unternehmens wird der Vorgang als „Outsourcing“ beschrieben. Damit geht nach wie vor ein erhöhter Koordinationsaufwand einher. Wenn die oben beschriebene Prozesskette im E-Commerce auf verschiedene Dienstleister aufgeteilt wird, steigt damit in der Interpretation von Ronald H. Coase der Transaktionsaufwand. Für den E-Commerce kann dieses Konzept durchaus erweitert werden, denn hier ist zusätzlich der Transaktionsaufwand für den Käufer zu berücksichtigen. Er sucht die Bezugsquellen aus, vergleicht die Preise und stellt sich verschiedene Leistungen zusammen, die seinen Nutzen befriedigen. Für eine Urlaubsreise stellt er sich ein Bündel aus Unterkunft, Reisen, Versicherungen, Mietwagen, Verpflegung und Entertainment zusammen. Jede einzelne Position verursacht Transaktionsaufwand und die gesamten Leistungen müssen koordiniert werden. Das Potenzial des Internets wirkt also sowohl auf den Transaktionsaufwand des Anbieters, als auch des Nachfragers. Auf beiden Seiten wird Information verarbeitet und über das Internet ausgetauscht. Beide Partner teilen die Informationen und auch den Aufwand miteinander. Der Anbieter stellt seine Produktinformationen in eine Datenbank ein, die über das Web abgerufen werden kann. Der Nachfrager kann die Daten einsehen und vergleichen. Das ist für beide meist kostenfrei. Der Anbieter lässt eine Datenbank für die Bestellungen programmieren, die der Käufer über den Warenkorb füllt. Beide haben jeweils einen Aufwand, aber praktisch keine Kommunikationskosten. Der Verkäufer stellt über seinen Logistiker aktuelle Daten zum Stand der Versendung bereit die der Kunde selbstständig abruft. Der Kunde hat den Nutzen und einen Teil des Transaktionsaufwands, der Händler spart Betreuungskosten und Arbeitszeit ein. Die Summe des Transaktionsaufwands kann zwischen den Partnern verschoben und aufgeteilt werden. Produktions- und Kostentheorie für den E-Commerce Diese Vorüberlegungen deuten auf eine generelle Bearbeitung der Substitution von Arbeit und Informationsverarbeitung hin. Im gesamten wirtschaftlichen Ablauf von der Erstellung eines Gutes bis zur endgültigen Verwendung beim Käufer stellt sich die Aufgabe, die beiden Einsatzfaktoren in Abhängigkeit von ihrer Produktivität und den relativen Kosten optimal zu kombinieren. Genauer und in mathematischer Terminologie lautet die Aufgabe der Kostenminimierung: „Minimiere die Kosten der Leistungserstellung unter der Nebenbedingung der technischen Möglichkeiten des Internets.“ Gerade das Internet als eine Evolution der Informations- und Kommunikationstechniken hat eine besondere Bedeutung für die Kosten der Information in den Betriebsabläufen. Seine Abbildung in den mikroökonomischen Produktions- und Kostenfunktionen ist eine Herausforderung für die moderne Ökonomie. Im E-Commerce wird das an den Phasen im Kaufprozess besonders deutlich. Auf jeder Ebene vom Marketing bis zum Zahlungsverkehr ist der Unternehmer vor die Herausforderung gestellt, Arbeits- und Transaktionsaufwand optimal zu kombinieren. Dazu vergleicht er jeweils die Produktivität und die relativen Kosten der Einsatzfaktoren mit denen er einen bestimmten Output erzielt. Konkretisiert man zum Beispiel die Optimierungsaufgabe im Marketing, so lautet die oben formulierte Optimierungsaufgabe: „Minimiere die Marketingkosten zur Akquisition eines Interessenten unter der Nebenbedingung der Nutzung des Internets.“ Das ist eine Grenzbetrachtung, weil ein zusätzlicher Interessent angeworben wird. Dabei macht es sehr wohl einen Unterschied, ob der erste Interessent angeworben wird, der tausendste oder der zehntausendste. Die Verteilung des Aufwandes auf Arbeit und Informationsverarbeitung ist jeweils unterschiedlich. In der Abbildung zu der Substitution im E-Commerce wird das veranschaulicht. Die Frage zur Minimierung kann nun weiter konkretisiert werden: „Welchen Anteil von Arbeit setzt man ein und welchen Anteil an Transaktionsaufwand (Informationsverarbeitung oder Nutzung des Internets)?“ Der Aufwand wird durch das geplante Budget begrenzt, das wiederum aus der Kosten- und Ertragsrechnung resultiert. Einer neuer Kunde darf maximal x Prozent des Ertrages des abgeschlossenen Geschäftes kosten, damit das Unternehmen wettbewerbsfähig bleibt. Diesen Wert dürfen die Marketingkosten nicht überschreiten. Verursacht die Arbeit zuviel Kosten, wird sie durch Informationsverarbeitung substituiert. Die Kostenformel dazu ist einfach: K M = E • PE + I • PI 16 . € 16 mit KM als den Marketingkosten, E als Arbeit (Labor), I als Informationsverarbeitung oder Internet und PE und PI als den jeweiligen Preisen zu den Einsatzfaktoren. Wie wird die Substitution aber dargestellt bzw. berechnet? Wenn die Preise zu dem Aufwand jeweils gegeben sind, wie wird aus den Preisen und der Effizienz der Einsatzfaktoren die Menge bestimmt? Die Ökonomen visualisieren diese Aufgabenstellung mit sogenannten Isoquanten.17 Die Funktion zu den Isoquanten wird Produktionsfunktion genannt. Sie beschreibt die Produktionsbedingungen, also die Wahlmöglichkeiten zum Einsatz von Arbeit und Transaktionsaufwand für einen bestimmten Aufwand. Der Unternehmer muss für seine spezielle Aufgabenstellung den kostenminimalen Punkt finden. Und der ist dort erreicht, wo die Kostengerade als Tangente an der konvexen Produktionskurve liegt. Wie in der Zeichnung zu erkennen ist, kommt diese Visualisierung mit zwei Dimensionen aus. Auf der x-Achse wird die Informationsverarbeitung abgetragen und auf der y-Achse der Arbeitseinsatz. Das gilt nur für den Output eines bestimmten Prozesses. Im ersten Teilprozess, dem Marketing, für die Anwerbung einer bestimmten Anzahl von Interessenten. Auf den ECommerce übertragen wird man die Aufgabe auf die Website des Unternehmens beziehen. Zur Anwerbung der ersten 1.000 Besucher braucht man eine Website die in den Suchmaschinen gut platziert ist. Der Webmaster verursacht Personalkosten zur Erstellung und Pflege einer Website und hat dabei außerdem ein Auge auf die gute Findability in den Suchmaschinen. Ein anderer Mitarbeiter erstellt den Content für die Webseiten und sorgt für die Aktualisierung der Preise. Ein Dritter kauft die Besucher von anderen Plattformen ein, verabredet MarketingPartnerschaften oder versendet Newsletter. Das ist für jede Branche und für jede Website unterschiedlich und unterscheidet sich jeweils in der Quote des Arbeitseinsatzes am gesamten Aufwand im Marketing. Hat man diesen Aufwand erbracht wird deutlich, dass für jeden der ersten tausend Besucher eine andere Relation zwischen Arbeit (E) und Internetaufwand (I) realisiert wird, als für den 100.000sten Interessenten. Wenn die Website erstellt ist und die Abläufe erprobt sind, verursachen mehr Besucher keine linear steigenden Kosten. Der Aufwand nimmt ab, oder anders formuliert: Mit dem zunehmenden Einsatz der 17 Die Isoquante ist die Linie gleichen Outputs, die mit unterschiedlichen Kombinationen von E und I erzeugt werden kann. Informationsverarbeitung (des Internets) sinken die Grenzkosten im Marketing. Die Relation zwischen Arbeitseinsatz und Transaktionsaufwand verschiebt sich zugunsten des Internets. Damit kann die Produktionsfunktion nicht mehr unabhängig vom Output dargestellt werden.18 Man braucht eine dritte Dimension für die Abhängigkeit der Kosten vom Output. Die flache Darstellung der Produktionsfunktion als Isoquante weicht der dreidimensionalen Darstellung im sogenannten Produktionsgebirge mit dem Output auf der z-Achse. Alle möglichen Lösungen für die Herstellung der Dienstleistung im ECommerce liegen auf der Schale des Produktionsgebirges. Das ist der Lösungsraum. Die spezielle optimale Lösung für einen Output findet man heraus, indem die Kosten mit diesem Produktionsgebirge kombiniert werden. In der zweidimensionalen Darstellung ist es, wie oben beschrieben, die Tangente der Kostengerade an die Isoquante der Produktionskurve. Das ist praktisch ein waagerechter Schnitt durch das Produktionsgebirge mit einem kostenminimalen Tangentialpunkt für jedes Outputniveau. Auf die dreidimensionale Darstellung übertragen, kann man sich den optimalen Kostenpfad als eine Verbindung dieser Punkte auf der Schale des Produktionsgebirges denken. Dieser sogenannte Expansionspfad19 gibt den kostenminimalen Weg bei einer Steigerung des Outputs an. Reagiert der Unternehmer nicht auf die Änderungen in den Preisrelationen und Produktivitäten seiner möglichen Einsatzfaktoren (hier Arbeit (E) und Internet (I)), dann bleiben seine Einsatzrelationen starr und Veränderungen in den Kosten der Einsatzstoffe schlagen sich anteilsmäßig in den Kosten des Prozesses nieder20. Bei einer flexiblen Reaktion und Substitution zwischen den Einsatzfaktoren verändern sich die Anteile in der Kostenfunktion und gehen mit ihren jeweiligen Kosten und Produktivitäten anteilsmäßig in die Gesamtkosten des Prozesses ein. Ein geschicktes Netzwerkmarketing führt beispielsweise zu einer überproportionalen Steigerung der Produktivität des Faktors Internet.21 Wie bereits besprochen ist der Transaktionsaufwand – im weiteren Sinne die Internetnutzung - ein wesentlicher Einsatzfaktor im Handel sind. Neben diesem Input ist die Arbeitsmenge und –qualität der weitere wichtige Einsatzstoff für die Dienstleistung „Handel“. Es ist zu erwarten, dass diese 18 Der Begriff der „Produktionsfunktion“ suggeriert zwar eine mathematische Darstellung von Handlungsmöglichkeiten als Funktion, umgekehrt wird es aber leichter verständlich. Die Handlungsmöglichkeiten werden durch die Technik des Internets vorgegeben. In diesem Handlungsraum bewegt der Unternehmer sich zur Abwicklung der Arbeitsprozesse. Zeitungswerbung oder Barzahlung gehört zum Beispiel nicht in den Handlungsraum des virtuellen E-Commerce. In der mathematischen Terminologie wird aus dem Handlungsraum der „Lösungsraum“, da er gültige Lösungen für die Produktionsfunktion enthält. 19 In der englischsprachigen Literatur als „scale line“ bezeichnet. 20 Siehe dazu die Kostenformel in der bei starren Einsatzrelationen die Preise nur über den Anteil des jeweiligen Einsatzfaktors in die Kosten des Prozesses eingehen. 21 Siehe dazu die Ausführungen zum Netzwerkmarketing in dem Kapitel...... beiden Faktoren in Grenzen substituierbar sind. Weder kann man sie vollständig substituieren (ohne Arbeit geht es nicht), noch ist das Einsatzverhältnis starr. Der Unternehmer entscheidet relativ autonom, ob er eigenes Personal einsetzt und ausbildet, und zu welchem Anteil jeweils das Internet in den Prozessen genutzt wird. Mit den Substitutionsmöglichkeiten zwischen Arbeit und Internet analysiert man allgemein den Fall zweier, substitutiver Einsatzfaktoren (–bündel). Das ist eine Fragestellung der neoklassischen Produktionstheorie und wird dort genannt „totale Faktorvariation“. Das strategische Ziel lautet: Minimiere die Kosten unter Nutzung des Internets (als Nebenbedingung) und wird formal geschrieben zu: { } min K = pE E + pI I O − aE α I β ≡ 0 mit K:=Kosten, E:=Arbeit/Energie, I:=Information (Know How) und O:=Output € € Die Nebenbedingung sei eine einfache neoklassische Produktionsfunktion: O = E α • I β mit α und β als partielle Produktionselastizitäten (oder einfach als Produktivität) der Inputfaktoren Arbeit und Information. Für eine homogene Produktionsfunktion ist die Skalenelastizität (α+ β) = 1 und beschreibt das lineare Marketing ohne Skaleneffekte. Das Netzwerkmarketing führt zu einer erheblich höheren Produktivität des Einsatzfaktors Information (β). Für (α+ β) > 1 hat die Produktion (der Dienstleistung „Verkauf“) zunehmende Skalenerträge und in der Folge abnehmende Grenzkosten. Verändert sich die Skalenelastizität mit dem Produktionsniveau nicht, nennt man die Produktionsfunktion homogen. Der Wert der Skalenelastizität ist der Homogenitätsgrad. Je nachdem, ob der Homogenitätsgrad größer, gleich oder kleiner 1 ist, erhält man zunehmende, konstante oder abnehmende Skalenerträge. Soweit zu der theoretischen Vorarbeit der Kostenminimierung bei der Herstellung von Produkten und Dienstleistungen. Bevor die mathematische Herleitung besprochen wird, sollen einige Beispiele die Aufgabenstellung im E-Commerce illustrieren. Damit füllt man das theoretische Gerüst mit ökonomischem Leben. An dem konkreten Beispiel ECommerce wird der Erklärungsansatz für die optimale Kombination von Arbeit und Internet illustriert – hier die Nutzung des Internets zur effizienten Bearbeitung des Transaktionsaufwandes. In den einzelnen Phasen zur Abwicklung des E-Commerce wird jeweils eine andere Kombination von Arbeit und Internet optimal sein. Auf jeder der Ebenen 1) Interessentengewinnung (Marketing), 2) Angebot, 3) Bestellung, 4) Übergabe (Logistik) und 5) Zahlung stellt sich eine andere optimale Kombination für Arbeit und Internet ein.22 Die Grafik illustriert lediglich beispielhaft die Anteile der Einsatzfaktoren in den Teilprozessen. Wie sieht aber eine Auswahl der Anteile in der Praxis aus und nach welchen Kriterien oder Kennzahlen wählt der Unternehmer sie aus? Die Antworten liefert ein Kennzahlensystem, das für jedes Unternehmen differenziert aufgestellt wird und mit Managementmethoden analysiert und in die betriebliche Praxis umgesetzt wird.23 Die einzelnen Teilprozesse erfordern unterschiedlichen Aufwand, der mit den ausgearbeiteten Methoden des Web-Controllings quantifiziert wird. Diverse Analyseprogramme oder Dienstleister sammeln Daten auf den Webseiten des Unternehmens und kombinieren sie zu ausgefeilten Statistiken über das 22 Angebot, Bestellung und Übergabe können je nach der Art der Güter separiert und zusammengestellt werden. Die Bestellung und Übergabe virtueller Güter erfordert eine andere „Logistik“ als die Versendung physischer Waren. 23 Der etablierte betriebswirtschaftliche Begriff ist Kostenrechnung. Er wird von dem moderneren und umfassenderen Begriff „Controlling“ abgelöst. Die ManagementMethoden zur strategischen Planung und Umsetzung sind vielfältig. Als ein Beispiel sei „Balanced Score Card“ herangezogen. Die Methodik wird hier nicht besprochen, sondern als ein Werkzeug genannt, mit dem die Erkenntnisse des Controllings in die betriebliche Praxis eingeführt werden. Verhalten der Besucher und Kaufinteressenten.24 Damit lassen sich die Entscheidungen zur Kostenoptimierung im Unternehmen gut vorbereiten. Teilprozess Marketing Bestellung Logistik Zahlungen E-Commerce Zielgröße Besucherzahl Bestellbestätigungen Versendungen Zahlungseingänge Verkäufe Messgrösse Kosten pro Besucher Konversionskosten Kosten pro Bestellung Kosten pro Zahlung Kosten vom Ertrag Die Messgröße ist der Output in dem jeweiligen Teilprozess; der Input sind Arbeits- und Transaktionsaufwand (Internet). Beide Faktoren werden zu einer kostenminimalen Erbringung der Leistung kombiniert. Die letzte Zeile legt nahe, dass die Summe der einzelnen Kostenminima insgesamt das Betriebsoptimum ergibt. Wenn jeder Teilprozess optimiert ist, so ist man einer optimalen Gesamtlösung schon nahe, aber das ist keineswegs gesichert. Die erfassten Daten geben keine qualitativen Aspekte wieder. Ist der Käufer mit dem Einkauf zufrieden und kommt wieder? Wie hoch ist das Ausfallrisiko für Forderungen? Wie gut ist die Beratungsqualität der Website? Die Lösungen für jeden Teilprozess im E-Commerce haben nur eingeschränkte Additivität. Die Kosten pro Besucher können sehr klein sein, wenn aber die falschen Besucher angelockt werden, steigen trotzdem die Konversionskosten und am Ende die Gesamtkosten vom Ertrag. Übergreifende Zielkonflikte verhindern die alleinige Optimierung des OnlineVerkaufs. Der sogenannte Hybrid-Unternehmer hat Bedenken, seinen stationären Handel durch den Webverkauf zu kannibalisieren.25 Das gilt in ähnlicher Form auch für andere Vertriebskonzepte, bei denen die Partner erfolgsabhängig bezahlt werden. Der indirekte Vertrieb hat teilweise eine starke Position erarbeitet und trägt in hohem Maße zum Vertriebs- und Geschäftserfolg bei. Die Einführung eines direkten Vertriebs über das Web artet dann manchmal zu einem Machtkampf der Vertriebskanäle aus. In anderen Fällen schrecken die Unternehmen davor zurück, ihre vertraute CI zu ändern und sich nun als progressiver Online-Anbieter zu positionieren. Es gibt zeitabhängige Präferenzen in den Teilprozessen und im gesamten ECommerce. In der Phase des Markteintritts ist man bereit, einen höheren Kostenanteil zu tragen mit dem neue Kunden, Interessenten und Marktanteile gekauft werden. 24 Es werden Varianten des sogenannten „trackings“ nach ihrer Leistungsfähigkeit und Aktualität unterschieden. Einfache Auswertungen der Logfiles einer Website, die nur eine sehr eingeschränkte Information über die Besucher und ihr Verhalten zulassen. Ausführlicher sind die Auswerteprogramme, die auf jeder Seite eine Markierung hinterlassen und den Besucher (genauer seinen Computer) mit sogenannten Cookies markieren, um seinen Weg durch die website zu verfolgen. Einen ausführlichen Vergleich der Methoden stellt .... zur Verfügung. 25 Das sind oft geäußerte Bedenken, die von unabhängigen Instituten analysiert worden sind. Das Ergebnis fällt aber in vielen Fällen zugunsten der verstärkenden Effekte des E-Commerce aus. Siehe ECC... Und selbst bei positiver Entwicklung aller Module und Teilprozesse kommt es nicht selten zu zeitlichen Verzögerungen, zu Friktionen und unterschiedlichen Fortschritten in den einzelnen Teilschritten. Im Internet ist oft eine rechtzeitige Realisierung wichtiger als eine kostenminimale. Wenn noch nicht alle Zahlungsvarianten realisiert sind, ist das möglicherweise mit einer niedrigeren Akzeptanz der Käufer verbunden. In der Entwicklung des Shops sollte trotzdem das Angebot zusammengestellt und abgebildet sein, die Site für die Suchmaschinen optimiert werden und die Logistik bereit stehen. Ein Shopprojekt wird möglichst gleichmäßig über die Teilprozesse fortentwickelt damit es kontinuierlich mit den Erfahrungen über die Kundengruppe und das Geschäft wachsen kann. Wendet man die Terminologie der traditionellen Ökonomie auf den ECommerce an, so wird dieses gleichmäßige Wachstum als ein Ausgleich der Grenzproduktivitäten der Einsatzfaktoren in den Teilprozessen bezeichnet.26 Jede Arbeitsstunde erbringt einen vergleichbaren Output in den einzelnen Teilprozessen. Dort sind die Grenzproduktivitäten der Einsatzfaktoren Arbeit und Information in ein optimales Verhältnis zu bringen. Das Verhältnis der Grenzproduktivitäten entspricht den relativen Preisen der Faktoren. Wie später bei der Besprechung der Kostenminimierung im Shopmarketing gezeigt wird, führt der Ausgleich der Grenzproduktivitäten in der Praxis des Shopmarketings zu einer Optimierung des Ertrages in einem bestimmten Zeitraum. 26 Damit wird einerseits die Grenzproduktivität des Faktoreinsatzes über die Prozesskette hinweg verglichen, das ist der zusätzliche Output bei Einsatz einer weiteren Einheit des Faktors Arbeit oder Information (Internet). Formal ist die Grenzproduktivität der Arbeit in den einzelnen n=5 Teilprozessen des E-Commerce im Optimum ausgeglichen. Für Arbeit soll die Grenzproduktivität mit α bezeichnet werden. Mit der Darstellung als Differenzenquotient gilt folgende Forderung für das α= Optimum: € ΔO1 ΔO2 ΔOn = = ... = ΔE1 ΔE 2 ΔE n