Druckversion Mehr Wissen: Behandlung von Nierensteinen Kleine Nierensteine gehen oft von selbst ab und erfordern keinen Eingriff, solange sie keine starken Beschwerden oder Komplikationen auslösen. Größere Steine müssen oft entfernt werden. Je nach Lage und Größe werden sie zertrümmert, endoskopisch entfernt oder operiert. Nierensteine mit einem Durchmesser von weniger als 5 Millimeter gehen zu etwa 70 % von allein ab, Steine zwischen 5 und 10 Millimeter zu etwa 50 %. Wie lange dies dauert, ist unterschiedlich. Kleine Steine werden oft nach ein bis zwei Wochen mit dem Urin ausgeschieden. Wenn absehbar ist, dass ein Stein von selbst mit dem Urin ausgespült wird, wartet man in der Regel ab. Sollten Beschwerden auftreten, während der Stein durch den Harnleiter wandert, können entzündungshemmende Schmerzmittel wie Diclofenac helfen. Größere Steine müssen meist zertrümmert oder durch einen Eingriff entfernt werden. Dies ist erforderlich, wenn ein Stein nicht innerhalb von vier Wochen ausgeschieden wird, es zu Komplikationen kommt, starke Koliken auftreten oder der Stein mehr als 10 Millimeter groß ist. Harnsäuresteine können manchmal durch Medikamente aufgelöst werden. Helfen Medikamente, Nierensteine zu entfernen? Medikamente aus der Gruppe der Alphablocker sollen das Ausscheiden von Nierensteinen erleichtern. Sie wirken, indem sie die Muskeln im unteren Bereich der Blase entspannen. Alphablocker sind Medikamente zur Behandlung einer gutartigen Prostatavergrößerung. Zur Behandlung von Nierensteinen sind sie nicht zugelassen. Insbesondere der Alphablocker Tamsulosin wird aber manchmal im Off-Label-Use eingesetzt, um Nierensteine zu behandeln. Nach aktuellem Forschungsstand können Alphablocker das Ausscheiden von Steinen im Harnleiter unterstützen. Dies zeigte sich in einer Auswertung von 55 Studien für Harnsteine mit einer Größe von etwa 5 bis 10 Millimeter: Ohne Alphablocker gingen die Steine bei etwa 50 von 100 Personen innerhalb von vier Wochen ab. Mit Alphablocker gingen die Steine bei etwa 75 von 100 Personen innerhalb von vier Wochen ab. Vorübergehende Nebenwirkungen von Alphablockern sind ein niedriger Blutdruck, Schwindel und Müdigkeit. In einer großen Studie brachen 4 von 100 Personen die Behandlung wegen solcher Nebenwirkungen ab. Bei 5 von 100 Männern führten die Mittel außerdem vorübergehend zu einem „trockenen Samenerguss“ (retrograde Ejakulation). Dabei wird die Samenflüssigkeit in die Harnblase abgegeben und nicht oder kaum nach außen. Auflösung von Harnsäuresteinen Im Gegensatz zu anderen Steinen können bei Harnsäuresteinen Medikamente dabei helfen, die Steine wieder aufzulösen. Eingesetzt werden Alkalicitrate oder Natriumcarbonat, manchmal auch Allopurinol. Alkalicitrate und Natriumcarbonat heben den pH-Wert des Urins an, Allopurinol senkt den Harnsäurespiegel. Um die Wirkung der Medikamente zu unterstützen, soll man viel trinken, sodass mehr Urin gebildet wird und sich die Harnsäure lösen kann. Eine medikamentöse Behandlung von Harnsäuresteinen ist nicht möglich, wenn gleichzeitig eine Harnwegsinfektion besteht. Wenn die Behandlung gelingt, erspart sie einen Eingriff zur Entfernung der Harnsäuresteine. Allerdings ist unklar, wie oft Harnsäuresteine erfolgreich aufgelöst werden, da es hierzu bislang keine ausreichend aussagekräftigen Studien gibt. Wie werden Nierensteine entfernt? Nierensteine, die nicht von selbst ausgeschieden werden, behandelt man entweder durch eine Stoßwellentherapie oder einen Eingriff. Bei einer Stoßwellentherapie werden die Nierensteine durch Schallwellen in kleine Teile zertrümmert, die dann mit dem Urin ausgeschieden werden. Die Behandlung wird auch als extrakorporale Stoßwellenlithotripsie (ESWL) bezeichnet. Dabei wird eine Schallsonde auf die Haut aufgesetzt. Die Schallwellen wirken durch die Haut, sodass kein Schnitt wie bei einem operativen Eingriff notwendig ist. Bei unkomplizierten Nierensteinen dauert eine Stoßwellentherapie etwa 30 bis 60 Minuten und kann oft ambulant durchgeführt werden. Der Erfolg der Behandlung wird mit einer Ultraschalluntersuchung oder einer Röntgenaufnahme überprüft. Während einer Stoßwellentherapie Nierensteine mit einem Durchmesser von mehr als 2 Zentimetern müssen oft operiert werden, da eine Stoßwellenbehandlung sie nicht klein genug zertrümmert. Das gilt auch für sogenannte Ausguss-Steine. Von einem Ausguss-Stein spricht man, wenn ein Stein größere Teile des Nierenbeckens oder einen oder mehrere Nierenkelche ausfüllt. Meist handelt es sich dabei um Struvitsteine. Zur Entfernung von Nieren- oder Harnleitersteinen werden feine Instrumente mithilfe eines Endoskops über die Harnröhre und Blase hoch in den Harnleiter bis zum Stein geführt. Dort wird der Stein mechanisch oder per Laser so zerkleinert, dass die Trümmer ausgeschieden oder endoskopisch entfernt werden können. Der Fachbegriff für die endoskopische Behandlung ist Uretero-Renoskopie (URS). Seltener müssen Nierensteine direkt im Nierenbecken entfernt werden. Dazu wird das Endoskop durch einen Schnitt im Rückenbereich in das Nierenbecken oder in die Hohlräume der Niere eingeführt. Dort werden die Steine ebenfalls mechanisch oder per Laser zerkleinert und dann mit einer kleinen Zange entfernt. Diese kleine endoskopische Operation wird perkutane Nephrolithotripsie (PCNL) genannt. Sie erfordert eine Vollnarkose und einen Krankenhausaufenthalt. Eine offene Operation ist zur Entfernung von Nierensteinen heute nur noch selten nötig. Welche Vor- und Nachteile haben Stoßwellentherapie und endoskopische Entfernung bei Nierensteinen? Nierensteine werden, je nach Größe, mit einer Stoßwellentherapie (ESWL), durch eine endoskopische Behandlung (URS) oder durch eine endoskopische Operation (PCNL) entfernt. Bislang gibt es nur kleine Studien, die ESWL und PCNL direkt miteinander verglichen haben. Dort hatte die Operation bessere Erfolgsraten als eine Stoßwellentherapie. Drei Monate nach der Behandlung zeigte sich: 44 von 100 Personen, die eine Stoßwellentherapie bekamen, waren frei von Nierensteinen. 95 von 100 Personen, die operiert wurden, waren frei von Nierensteinen. Die Erfolgschancen einer Stoßwellentherapie hängen aber auch von der Größe, Lage und Zusammensetzung der Nierensteine ab: Steine mit einem Durchmesser von weniger als 10 Millimeter lassen sich leichter zertrümmern. Bei größeren oder härteren Steinen gelingt dies seltener. Auch Steine, die sich im unteren Nierenkelch befinden, lassen sich weniger gut mit einer Stoßwellentherapie behandeln. Bei einer Stoßwellentherapie besteht das Risiko, dass die Steintrümmer zu groß bleiben und auf dem Weg zur Blase im Harnleiter stecken bleiben. Dann ist eine weitere Behandlung erforderlich. Durch die Stoßwellen kann auch das Nierengewebe verletzt werden, was zum Beispiel zu Blutungen führen kann. Ernsthafte Komplikationen sind aber selten. Eine endoskopische Operation kann ebenfalls zu Blutungen führen, die manchmal eine Bluttransfusion erforderlich machen. Nach der Operation können außerdem Fieber und Wundinfektionen auftreten. Da es sich um einen größeren Eingriff handelt, können selten auch andere Organe verletzt werden. Zudem ist ein Krankenhausaufenthalt von mehreren Tagen erforderlich. Da es nur wenige kleine Studien zum Vergleich dieser beiden Behandlungen gibt, lässt sich die Häufigkeit von Komplikationen nicht gut beziffern. Eine Stoßwellentherapie gilt aber grundsätzlich als die schonendere Behandlung. Welche Vor- und Nachteile haben Stoßwellentherapie und endoskopische Behandlung bei Harnleitersteinen? Wenn Nierensteine in den Harnleiter gewandert sind, behandelt man sie in der Regel mit einer Stoßwellentherapie oder endoskopisch über Blase und Harnleiter. Mehrere Studien haben die Erfolgsraten dieser Methoden bei Harnleitersteinen miteinander verglichen. Dabei hat sich gezeigt, dass die meisten Steine durch eine Stoßwellentherapie erfolgreich behandelt werden können. Bei der endoskopischen Entfernung der Steine ist die Erfolgsrate allerdings etwas höher: 78 von 100 Personen, die eine Stoßwellentherapie bekamen, waren frei von Harnleitersteinen. 93 von 100 Personen, die endoskopisch behandelt wurden, waren frei von Harnleitersteinen. Nach einer Stoßwellentherapie ist also häufiger ein zweiter Eingriff nötig. Der Vorteil der Stoßwellentherapie ist, dass sie seltener zu Komplikationen führt als eine endoskopische Behandlung oder Operation: So traten nach 19 von 100 endoskopischen Behandlungen Komplikationen auf, aber nur nach 10 von 100 Stoßwellentherapien. Mögliche Komplikationen der Behandlungen sind Blutungen und Harnwegsinfektionen. Bei einer endoskopischen Behandlung kann außerdem die Harnröhre verletzt werden. Schwerwiegende Komplikationen treten aber insgesamt selten auf. Auch unterstützende Behandlungen wie ein Harnleiterstent oder ein vorübergehender künstlicher Nierenausgang waren nach einer Stoßwellentherapie deutlich seltener nötig. Ein Harnleiterstent ist ein dünnes Kunststoffröhrchen, das dafür sorgt, dass der Harnleiter offen bleibt. Zu Schmerzen während und nach der Behandlung kam es allerdings häufiger bei einer Stoßwellentherapie. Außerdem kommt es nach einer Stoßwellentherapie anscheinend häufiger zu Nachblutungen und Infektionen. Welche Behandlung eignet sich bei mir? Welche Behandlung sich eignet, hängt von der Art, Größe und Lage der Steine ab. Kleine Steine unter 5 Millimeter gehen oft von selbst ab. Bei mittelgroßen Steinen zwischen 5 und 10 Millimeter kann es sinnvoll sein, eine Behandlung mit einem Alphablocker auszuprobieren. Sie können den Abgang der Steine begünstigen. Eine aufwendigere Behandlung ist dann oft nicht mehr nötig. Harnsäuresteine lassen sich manchmal mit Medikamenten auflösen. Die meisten größeren Steine, die nicht von selbst abgehen, müssen jedoch durch eine Stoßwellentherapie, einen endoskopischen Eingriff oder eine Operation entfernt werden. Dies gilt vor allem für Steine mit einer Größe von über 10 Millimeter. Nierensteine mit einem Durchmesser unter 2 Zentimetern werden bevorzugt mit einer Stoßwellentherapie behandelt. Bei einem Durchmesser von mehr als 2 Zentimetern entfernt man sie in der Regel mit einem Endoskop. Steine im oberen Harnleiter werden auch oft mit einer Stoßwellentherapie zertrümmert. Größere Harnleitersteine und Steine im unteren Abschnitt des Harnleiters werden meist über die Harnröhre endoskopisch entfernt. Die Entscheidung für eine Behandlung ist aber individuell und hängt etwa davon ab, ob eine Narkose möglich ist oder ob es anatomische Besonderheiten gibt. Quellen Aboumarzouk OM, Kata SG, Keeley FX, McClinton S, Nabi G. Extracorporeal shock wave lithotripsy (ESWL) versus ureteroscopic management for ureteric calculi. Cochrane Database Syst Rev 2012; (5): CD006029. Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU). Urolithiasis: Diagnostik, Therapie und Metaphylaxe. 03.2015 (AWMF-Leitlinien; Band 043 - 025). Hollingsworth JM, Canales BK, Rogers MA, Sukumar S, Yan P, Kuntz GM et al. Alpha blockers for treatment of ureteric stones: systematic review and meta-analysis. BMJ 2016; 355: i6112. IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vorund Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen. Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Wir bieten keine individuelle Beratung. Unsere Informationen beruhen auf den Ergebnissen hochwertiger Studien. Sie sind von einem Team aus Medizin, Wissenschaft und Redaktion erstellt und von Expertinnen und Experten außerhalb des IQWiG begutachtet. Wie wir unsere Texte erarbeiten und aktuell halten, beschreiben wir ausführlich in unseren Methoden. BIG direkt gesund 2017 - 0800 54565456 Kostenloser 24h-Direktservice