Frauen im Mainstreaming : politische Strategien und Theorien zur Geschlechterfrage Barbara Stiegler Inhalt 1. Fragestellung 2. Geschlechtertheoretische Grundlagen von Politikstrategien oder gibt es eine Frauenpolitik ohne Theorie der Geschlechter? 2.1 Differenztheorie und Identitätspolitik 2.2 Dekonstruktion der Kategorie Geschlecht und Parodie 2.3 Geschlecht als Strukturkategorie im Herrschaftszusammenhang – Analyse und Aufklärung 2.4 Geschlechtertheorien und politische Strategien 3. Strategien der Frauen- und Geschlechterpolitik oder die vier Säulen: Quote, Normierung, Mainstreaming und autonome Praxis 3.1 Egalitäre Repräsentation: Quotierung 3.2 Legalisierung und Normierung 3.3 Initiative und Kontrolle: Mainstreaming 3.4 Orte für Frauen zur Selbstverständigung, Rückbesinnung und autonomen Praxis Fazit Literaturverzeichnis Lesehinweis Zur Autorin Genderorientierung in der Jugendhilfeplanung und Jugendpflege in Niedersachsen www.genderorientierung.de Mit freundlicher Genehmigung der Autorin. Quelle: Barbara Stiegler: Frauen im Mainstreaming : politische Strategien und Theorien zur Geschlechterfrage, Abt. Arbeits- und Sozialforschung der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn 1998. 1 1. Fragestellung Organisationsformen und Strategien zur Frauen- und Geschlechterfrage sind in Bewegung. Es gibt Veränderungen von Ressortzuschnitten auf Bundes- und Landesebene, die Stellung von Gleichstellungsbeauftragten im Reformprozeß von Verwaltungen ist in der Diskussion. Frauenministerien werden aufgelöst, und es ist umstritten, ob das ein Machtverlust der Frauenpolitik bedeutet oder eine Qualitätsverbesserung ist. Große Gewerkschaften schließen sich zusammen, und es steht noch offen, ob diese Zusammenschlüsse eine besondere Form des Frauenausschlusses mit sich bringt. Demgegenüber setzt sich eine neue Strategie immer stärker durch: Mainstreaming. Entwickelt auf internationaler, speziell europäischer Ebene scheint Mainstreaming als eine Möglichkeit, die Geschlechterfrage zu lösen und die Frauen aus ihrer Zweitrangigkeit zu befreien. Da wird Frauenförderpolitik als überholt abgetan, der Querschnittspolitik wird die mangelnde Parteilichkeit für Frauen angekreidet und Mainstreaming gilt als postmoderne Innovation der Frauenpolitik. Andere sehen im Mainstreaming aber auch einen „alten Hut", einen Neuaufguß schon sehr alter Bemühungen, Querschnittspolitik zu betreiben. Und manche halten Mainstreaming sogar deswegen für modern, weil es die längst fällige Anpassung an Männer und männliches Denken bedeutet. Organisatorische Veränderungen, aber auch die Formen konkreter Mittelvergaben geraten ins Kreuzfeuer frauenpolitischer Strategieüberlegungen: Ist die Zeit reif für Integrationspolitik (Mainstreaming), für Bündnisse mit Männern und für die Kürzung von Mitteln für frauenspezifische Projekte, oder ist angesichts der Verschärfung der Geschlechterhierarchie und der Verknappung von öffentlichen Mitteln und damit auch des politischen Spielraumes eher eine konsequente Frauenpolitik angesagt? Geht es gerade jetzt um die Stärkung der Eigenständigkeit der Frauenpolitik, die Stärkung autonomer Projekte und Bewegungen? Macht Mainstreaming gar die Politik der geschlechtergerechten Quotierung von Positionen überflüssig, oder setzt es sie voraus? In welchem Verhältnis stehen diese beiden politischen Strategien zur Frauenförderpolitik? Zur Beantwortung dieser vielfältigen Fragen und zur Beurteilung der Positionen wird im folgenden eine Orientierung in den Geschlechtertheorien gesucht. In diesen neuen Diskursen finden sich ebenfalls sehr verschiedene Perspektiven und Positionen, dennoch können sie zur Selbstaufklärung der Standpunkte beitragen. Denn jede frauenpolitische Strategie läßt sich in einer spezifischen Sicht auf die Geschlechterfrage verankern, sie beantwortet auf ihre Weise die Frage nach dem Selbstverständnis von Frauen und der Bedeutung der Kategorie Geschlecht. Geschlechtertheorien bieten auch eine Erklärung für auf die von vielen bedauerte Tatsache, daß nicht jede Frau feministisch denkt, daß nicht jede Frau sich diskriminiert fühlt und daß nicht jede Frau die Notwendigkeit einer Frauenförderpolitik sieht. Ist dies als Unaufgeklärtheit zu verbuchen, die durch Bildung oder direkte Diskriminierungserfahrung zu verändern ist, oder sind vielleicht nur die Geschlechtertheorien, und besonders die alltäglichen, nicht in der Lage, die Realität zu erfassen? Anknüpfend an die neuen Diskurse um das Mainstreaming und die alten um die Frauenförderung, die Quotierung und die autonome (Projekt-)Praxis soll geklärt werden, welche Theorie der Geschlechter jeweils die eine oder andere Strategie trägt. Es wird der Versuch gemacht, die Theorieentwürfe mit der frauenpolitischen Praxis zu verknüpfen und ein Stück weit aufzuklären. Genderorientierung in der Jugendhilfeplanung und Jugendpflege in Niedersachsen www.genderorientierung.de Mit freundlicher Genehmigung der Autorin. Quelle: Barbara Stiegler: Frauen im Mainstreaming : politische Strategien und Theorien zur Geschlechterfrage, Abt. Arbeits- und Sozialforschung der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn 1998. 2 Zunächst werden dazu geschlechtertheoretische Grundlagen für die verschiedenen politischen Strategien erläutert und in einem zweiten Schritt die verschiedenen Strategien in ihren jeweiligen Legitimationen und Begrenzungen analysiert. 2. Geschlechtertheoretische Grundlagen von Politikstrategien oder gibt es eine Frauenpolitik ohne Theorie der Geschlechter? Im folgenden werden drei geschlechtertheoretische Ansätze vorgestellt und ihre Verknüpfung zu spezifischen frauenpolitischen Strategien aufgezeigt. Die Darstellung bezieht sich auf die Grundideen und kann demzufolge der Komplexität, wie sie in den Texten ihrer VertreterInnen zu finden ist, nicht gerecht werden. 2.1 Differenztheorie und Identitätspolitik DifferenztheoretikerInnen gehen davon aus, daß es zwei Geschlechter gibt. Diese beiden Geschlechter sind in der Natur der Menschen angelegt und die Stereotype und Normen, die die Geschlechterbilder prägen, sind kulturell und gesellschaftlich bestimmt. Das natürlich angelegte Geschlecht wird mit Sex bezeichnet, die kulturellen und gesellschaftlichen Momente, die die Geschlechterbilder und -normen bestimmen, werden als Gender bezeichnet. Die Trennung der Geschlechter wird in ihren Auswirkungen auf Frauen kritisiert: Das den Frauen Zugewiesene wird als gesellschaftlich unterbewertet, als zweitrangig, als weniger mächtig analysiert gegenüber dem, was den Männern zugewiesen ist. Männer bestimmen die politischen Strukturen, Staat und Wirtschaft tragen männliche Züge. Frauen werden andere Qualitäten als Männern zugeschrieben, und die Kritik richtet sich auf die Unsichtbarmachung dieser Qualitäten in der Öffentlichkeit, auf ihre mangelnde Repräsentanz, aber auch auf die institutionellen Strukturen und Mechanismus, die diese Unterdrückung aufrechterhalten. Nicht die Spaltung selber, sondern nur die mangelhafte Ermächtigung des weiblichen Teiles sind Gegenstand für die Geschlechterpolitik, die auf der Differenztheorie basiert. Die konsequenteste politische Strategie aus dieser Sichtweise besteht in dem Aufbau frauenspezifischer Gegenstrukturen. In Beziehungsnetzen, in denen nur Frauen arbeiten und leben, soll ihnen Raum zur Entfaltung ihrer eigenen, geschlechtsspezifischen Vorstellung vom Leben und Arbeiten gegeben werden. Insbesondere ihr doppelter Lebensentwurf, der Privates und Berufliches vereinbart, soll in diesen Räumen realisiert werden. Die Autonomie von männlich geprägten Organisationen wird als Voraussetzung für die Entfaltung der Gegenkultur angesehen – positiviertes Weibliches soll Entwicklungschancen bekommen, die nicht durch männliche Kontrolle beschnitten werden. Die subjektiven Erfahrungen als Frau, also die Ebene der Geschlechterbeziehungen, werden ernst genommen, zum Sprechen gebracht und bilden die Grundlage politischer Handlungen. Die weibliche Subjektivität wird zum Programm erhoben. Das Gemeinsame der Frauen wird in ihrer Geschlechtsidentität gesehen. Die konkreten Formen solcher weiblichen Gegenstrukturen sind sehr Genderorientierung in der Jugendhilfeplanung und Jugendpflege in Niedersachsen www.genderorientierung.de Mit freundlicher Genehmigung der Autorin. Quelle: Barbara Stiegler: Frauen im Mainstreaming : politische Strategien und Theorien zur Geschlechterfrage, Abt. Arbeits- und Sozialforschung der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn 1998. 3 vielfältig: Viele Frauenprojekte, die Mütterzentren, Frauengruppen, einige Konzepte von Frauenuniversitäten begründen sich in der Differenztheorie und machen den spezifisch weiblichen Erfahrungshintergrund zur Grundlage eigenständiger Repräsentationen in der jeweiligen Öffentlichkeit. Das "Müttermanifest" der Grünen von 1987 ist ein Dokument eindeutiger Identitätspolitik, die auf der Differenztheorie der Geschlechter aufbaut. Eine italienische feministische Philosophinnengruppe (Diotima), die eine besondere Form der differenztheoretischen Position vertritt, hat erst in jüngster Zeit eine frauenpolitische Strategie vorgeschlagen, die die Beziehung zwischen Frauen in den Mittelpunkt stellt und diese Beziehung in Form des gegenseitigen Anerkennens von Stärken und Schwächen zum Angelpunkt der Politik von Frauen macht. Ohne dabei eine eigene Definition des "Weiblichen" zu geben, sieht diese Gruppe in dem hauptsächlichen Bezug von Frauen auf Frauen, im "Affidamento", dem Sich-Anvertrauen einer weiblichen Autorität, die Möglichkeit, daß sich die gesellschaftlichen Machtverhältnisse zugunsten von Frauen verändern, daß "Patriarchat in seinem Ende" offenbar wird (Libreria 1996). Die Differenztheorie der Geschlechter bildet auch den theoretischen Rahmen vieler empirischer Untersuchungen über Frauen in der Politik: Während Frauen von männlichen Forschern in den siebziger Jahren unterstellt wurde, sie seien unpolitisch, wird jetzt von überwiegend weiblichen Forscherinnen mit differenztheoretischer Perspektive angenommen, daß Frauen aufgrund ihres Geschlechts eine andere Politik machen, daß sie weibliche Werte und Verhaltensweisen in die Politik einbringen und sie damit reformieren wollen. Als zu Männern komplementäre Wesen wird bei Frauen ein weibliches Politikverständnis und ein spezifisches Verhalten in politischen Zusammenhängen vorausgesetzt bzw. empirisch untersucht und teilweise gefunden, Frauen gelten dann als moralisch besser, weniger verdorben und mit den Alltagserfahrungen mehr verbunden als Männer (z.B. Hoecker 1995, Schöler-Macher 1994, Schaeffer-Hegel u.a. 1995). Nicht immer werden die beschriebenen Andersartigkeiten als reiner Ausdruck von Weiblichkeit interpretiert, es werden auch spezifische Konfliktlagen von Frauen in der Politik gerade aus den unvereinbaren Erwartungen der männlich geprägten Handlungsräume und dem weiblichen Geschlechterbild erklärt. Gemeinsam aber ist diesen Forschungsarbeiten, daß sie nach dem "anderen", das Frauen in die Politik einbringen, fragen. Bereits die Kritik von Feministinnen aus anderen Kulturen hat darauf hingewiesen, daß nicht alle Frauen die Identität einer weißen Mittelschichtsfrau teilen. In der Tat hat westliches feministisches Denken erst durch die Akzeptanz schwarzer feministischer Denktraditionen von der Annahme einer universalen Weiblichkeit im Format der Middle Class White Women Abschied genommen und auch andere Definitionen vom weiblichen Geschlecht akzeptiert. Die essentialistische Sicht auf die Unterschiede zwischen den Geschlechtern, die darauf abhebt, daß alle Frauen anders sind als Männer und alle Frauen im Sinne der Geschlechtsidentität einander ähnlich sind, wird aus empirischer Perspektive kritikwürdig: Die deutlichste Verwerfung dieser essentialistischen Theorie geschieht jedoch durch Theoretikerinnen, die eine dekonstruktivistische Geschlechtertheorie vertreten. Genderorientierung in der Jugendhilfeplanung und Jugendpflege in Niedersachsen www.genderorientierung.de Mit freundlicher Genehmigung der Autorin. Quelle: Barbara Stiegler: Frauen im Mainstreaming : politische Strategien und Theorien zur Geschlechterfrage, Abt. Arbeits- und Sozialforschung der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn 1998. 4 2.2 Dekonstruktion der Kategorie Geschlecht und Parodie Die sogenannten poststrukturellen Geschlechtertheorien und die Queer-Theorien gehen davon aus, daß Geschlecht keine natürliche Seinsform der Körper oder Individuen ist, sondern daß es eine gesellschaftlich kulturelle Existenzweise ist, die sich durch historisch spezifische Denk-, Gefühls- und Körperpraxen herstellt, und die auf der binären Logik dichotomer Opposition beruht. So wie die Kategorien Mann und Frau einander polar gegenübergestellt werden, geschieht es auch mit den Kategorien Kultur – Natur, Körper – Geist, Materie – Bewußtsein. Die Kritik dieser Denkweisen führt zu der Annahme einer potentiellen Vielzahl von Geschlechtern, also verschiedener Weiblichkeiten und Männlichkeiten. Die bekannteste Vertreterin des Dekonstruktivismus in der Geschlechterfrage, Judith Buttler, kritisiert, daß sich auch der Feminismus der Konstruktion des Geschlechts unterwirft und Frauen für ihre Rechte als Frauen kämpfen, nachdem sie die von Männern erdachte Geschlechterdichotomie übernommen und akzeptiert haben. Auch die Unterscheidung im Rahmen der Differenztheorie zwischen Sex (als körperliches Geschlecht) und Gender (als kulturelle Geschlechtsnorm), die zunächst die natürliche Basis bestimmter Geschlechtszuschreibungen in Frage gestellt hat, wird aus dekonstruktivistischer Perspektive als kulturelle Fortschreibung der Geschlechterpolarität kritisiert. Damit wird Sex als Bezeichnung des geschlechtlichen Körpers zum historischen, gesellschaftlichen und kulturellen Phänomen. Die Dichotomie der Geschlechter wird genauso wie die Vorgängigkeit der Natur vor der gesellschaftlichen Formung, besonders durch Bezeichnungen und Sprache, verworfen. Empirisch läßt sich die Konstruktion der Geschlechtlichkeit durch die Untersuchung von Transsexualität belegen. Transsexuelle Menschen sind an der interaktiven Konstruktion in der binären Form der Geschlechter zwar beteiligt, aber die für ihren Körper vorgesehene Definition des Geschlechts lehnen sie ab. Transsexuelle Menschen fühlen sich in dem Geschlecht, das aufgrund ihrer biologischen Geschlechtsmerkmale für sie zutreffen soll, nicht zu Hause und identifizieren sich mit dem je anderen Geschlecht. Das doing gender, also die alltägliche Praxis der zweigeschlechtlichen Wahrnehmung, des Denkens und Handelns, wird seiner "Natürlichkeit" beraubt, wenn Individuen die sozialen Konstruktionen nicht mitmachen, ein Hinweis darauf, daß der Körper eher der Effekt als die Basis sozialer Prozesse ist. Die Travestie ist Ausdruck einer Praxis, die gängige Geschlechterordnung als kulturelles Phänomen umzukehren. Das Spiel mit dem Geschlecht hat provozierende Wirkung, ein Beleg für die Tiefe, mit der die kulturellen Konstruktionen verankert sind. Ohne eine prinzipielle Infragestellung der Natürlichkeit der zweigeschlechtlichen Ordnung, eine Idee, die vielen absurd erscheint, lassen sich jedoch die Herstellungsmodi dieser Zweigeschlechtlichkeit schlecht erkennen. Auf welche Weise die Differenz zwischen den Geschlechtern immer wieder neu reproduziert wird, eröffnet sich nur dann, wenn sie selbst als konstruiert und nicht als überzeitlich, natürlich Gegebenes angenommen wird. Insbesondere die die Zweigeschlechtlichkeit normalisierenden Praktiken, die ständigen Wiederholungen und klaren Ausschließungen, sind Gegenstand dekonstruktivistischer Untersuchungen: Institutionalisierte Heterosexualität und geschlechtshierarchische Arbeitsteilung spielen dabei als materielle Strukturen der sozialen Beziehung eine besondere Rolle. Genderorientierung in der Jugendhilfeplanung und Jugendpflege in Niedersachsen www.genderorientierung.de Mit freundlicher Genehmigung der Autorin. Quelle: Barbara Stiegler: Frauen im Mainstreaming : politische Strategien und Theorien zur Geschlechterfrage, Abt. Arbeits- und Sozialforschung der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn 1998. 5 Die Queer-Theorien, die in subkulturellen Kontexten entwickelt wurden, benutzen keine Identitätskategorien für das Geschlecht. Queer-TheoretikerInnen suchen nach Geschlechterkonzepten, die nicht nur die Hierarchisierung (Mann - Frau), sondern auch die Vereindeutigungen (Homosexuell-heterosexuell) vermeiden und kritisieren (vgl. Hark 1996). Sie bezweifeln ebenfalls die Eindeutigkeit der Zweigeschlechtlichkeit und übertragen das Problem von der Geschlechterdifferenz auf das Problem der Hetero- und Homosexualität. Die Grundannahme dieser Geschlechtertheorien lauten: - Das duale Geschlechtersystem ist ein kulturelles Produkt. - Geschlecht ist eine Konstruktion, die durch ständige Interaktion, aber auch gesellschaftliche Strukturen hergestellt wird. - Das Subjekt wird über ständige Ausgrenzungen des je anderen zum geschlechtlichen Wesen. Wenn nun sowohl Sex als auch Gender der essentialistischen Gültigkeit beraubt sind, die Kategorie Geschlecht dekonstruiert werden kann, eignet sie sich folglich auch nicht als Basis für eine spezielle Politik. Eine prinzipiell so fragile Selbstkonzeptualisierung, eine solche Vieldeutigkeit in der Bestimmung von Geschlecht kann demnach nicht dazu dienen, eine bestimmte Geschlechterpolitik zu legitimieren. Buttler schlägt deswegen auch vor, diese Fragilität zu demonstrieren und durch Parodie die herrschenden Geschlechternormen zu unterlaufen. Die Queertheorien bieten deutlichere Ansatzpunkte für politisches Handeln. Die Basis ist nicht die geschlechtliche Identität sondern der Widerstand und der Widerspruch gegen die hegemoniale heterosexuelle Normalität. Beweggrund für politische Aktivität ist also nicht das authentische Selbst z. B. als Frau, Mutter oder Lesbe, sondern gerade im Gegenzug zu einer solchen universellen Fundierung ist es das je konstruierte Selbst, das in Opposition zu dem jeweiligen sozialen und politischen Gegenüber konstruiert wird. Die dekonstruktivistische Theorie der Geschlechter bietet eine Interpretationsfolie, unter der viele bislang unbequeme und offene Fragen der realen Geschlechterpolitik besser verstanden werden können. Eine Frage, die in der Frauen- und Geschlechterpolitik immer wieder diskutiert wird, nämlich, warum nicht alle Frauen feministische Politik machen wollen, warum es so verschiedene Frauenpolitiken gibt, kann aus der Perspektive der Dekonstruktionstheorie beantwortet werden. Das Problem stellt sich ja nur dann, wenn man davon ausgeht, daß Frau-Sein einen Identitätsbezug hat, der für alle Frauen gleich ist. Die dekonstruktivistische Sichtweise öffnet dagegen den Blick sowohl auf den vielfach gebrochenen Weg, auf dem eine Geschlechtsidentität erworben werden kann und nicht muß und verweist gleichzeitig auf andere, ebenfalls gesellschaftlich konstruierte Identitätsangebote wie ethnische Herkunft, Klassenzugehörigkeit, generative Position oder Alter. Jede dieser Kategorien für sich hat eine kulturelle und subjektive Geschichte und für jede einzelne Person gibt es eine Vielzahl von identitätsformenden Beschränkungen. Darum muß sich nicht jede Frau mit einer spezifischen Definition von Frau identifizieren, denn je nach Lebenslage sind ganz andere Identifikationen für sie bedeutsam. So kann bei einer Frau ihre Herkunft oder ihr Alter, ihre generative Position oder ihre sozio-ökonomische Position viel bedeutsamer sein als ihre Identifikation als Frau. Genderorientierung in der Jugendhilfeplanung und Jugendpflege in Niedersachsen www.genderorientierung.de Mit freundlicher Genehmigung der Autorin. Quelle: Barbara Stiegler: Frauen im Mainstreaming : politische Strategien und Theorien zur Geschlechterfrage, Abt. Arbeits- und Sozialforschung der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn 1998. 6 Die jeweilige Identität ist bestimmt durch ein fragiles Konstrukt verschiedener Identitäten, bei weitem nicht und nicht immer durch die Geschlechterdualität. Es bedarf offenbar einer von sehr vielen Frauen gefühlten Betroffenheit, wie sie etwa die Beschränkung der Selbstbestimmung über den eigenen Körper darstellt, damit sich Frauen als Frauen identifizieren und politisch eindeutig Stellung nehmen. Die alltägliche, strukturelle Diskriminierung des weiblichen Geschlechts muß nicht für jede Frau so erfahrbar sein, daß sie sich aktiv dagegen wehrt. Noch weniger ist es selbstverständlich, daß alle Frauen eine einzige Lösung gegen diese Diskriminierung anstreben. So versucht Young (1995), das Geschlecht als serielle Identität zu deuten. Das bedeutet, daß das Geschlecht erst dann ein politisches Movens wird, wenn bestimmte Strukturen oder Situationen Frauen als Frauen kenntlich machen und die so kenntlichen Subjekte die Diskriminierung als Frauen in ähnlicher Weise erfahren. Erst dann werden sie sich dagegen wehren. Feminismus ist danach ein reflektierter Impuls zur Bildung von Gruppen von Frauen und als Frauen mit dem Ziel, die Strukturen zu verändern, die sie als Frauen identifizieren. Gegen die Dekonstruktionsperspektiven in der Geschlechterfrage wird eingewendet, sie würden entpolitisierend wirken, weil sie das Subjekt der Frauenbewegung zerstören. Wenn es nicht mehr darum gehen kann, definierte Entitäten des Frau-Seins und daraus abgeleitete Interessen zu vertreten, kann sich auch politisches Handeln nicht mehr im Rückgriff auf gemeinsame substantielle Eigenheiten legitimieren. Vielmehr müssen die politischen Ziele stets neu bestimmt und miteinander ausgehandelt werden und im Rahmen wechselnder Bündnisse durchgesetzt werden. Frauenbewegung heißt Frauenbewegung, repräsentiert aber nicht alle Frauen. Selbst beim Kernthema Gewalt und § 218 sind die Frauen nicht einer Meinung: Männergewalt gegen Frauen wird nicht von allen als Element der herrschenden Geschlechterverhältnisse interpretiert, sondern die gemeinsame Empörung hat verschiedene Motive: humanitäre Einstellungen, die sich genauso gegen Gewalt gegen Kinder, Schwächere oder gar Tiere beziehen, sind genauso vertreten wie die Sichtweise, daß sich in der Gewalt gegen Frauen patriarchalische Strukturen zuspitzen. Deswegen ist die Zielbestimmung von Frauenpolitik wichtiger als die konzeptualisierte Motivation. Wenn die Ziele bündnisfähig sind, wird etwas gesellschaftlich sichtbar gemacht und durchsetzbar. Schäfer (1998) interpretiert die feministische Politik in der Zeit der Wende im Sinne der Buttler’schen Dekonstruktion der Geschlechtsidentität. Was die 1.200 Frauen aus der DDR in der Volksbühne 1998 verband und sie im UFV (Unabhängigen Frauenverband) zum politischen Subjekt werden ließ, war nicht ihre Geschlechtsidentität, sondern das Gemeinsame in der Abwehr eines spezifischen Identitätsangebotes und Gebotes der DDR-Kultur und -Politik. Die vielen Frauen wollten sich je an ihrem Ort davon absetzen, sich davon befreien und mit ihren anderen Vorstellungen vom Frau-Sein sichtbar werden. Nicht eine gemeinsame Identität war das politisch Bewegende sondern die geschlechtlich begründete Kritik an der alten DDR-Gesellschaft. Auch hier wird deutlich, daß die Kategorie Geschlecht als potentieller, nicht als wesentlicher und allgegenwärtiger Begründungszusammenhang dient. Während für einige Frauen die Bühne der Politik nur und wesentlich durch die Geschlechterverhältnisse geprägt ist, stehen für andere Frauen Fragen der Humanität und Unterdrückung unabhängig vom Geschlecht im Vordergrund. Die Dekonstruktionsperspektive eröffnet nun ein Verständnis dafür, daß Frauen nicht überall und immer die Geschlechterfrage stellen und unter diesen Gesichtspunkten politisch handeln. Geschlecht ist nur eine unter mehreren potentiellen Betrachtungsperspektiven, die von vielen Frauen in vielen Bereichen benutzt wird, von anderen Frauen aber nicht. Eine solche Argumentation darf nun Genderorientierung in der Jugendhilfeplanung und Jugendpflege in Niedersachsen www.genderorientierung.de Mit freundlicher Genehmigung der Autorin. Quelle: Barbara Stiegler: Frauen im Mainstreaming : politische Strategien und Theorien zur Geschlechterfrage, Abt. Arbeits- und Sozialforschung der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn 1998. 7 nicht dazu benutzt werden, das beharrliche Nachdenken, Nachforschen und politische Handeln der Frauen zu kritisieren, die pointiert nach den Geschlechterverhältnissen fragen, sie anprangern und zu verändern versuchen. Die Denk- und Forschungsarbeit, die die gängigen Theorien und die gesellschaftlichen Verhältnisse daraufhin untersuchen, in welcher Weise und in welcher Tiefe sie durch das Geschlechterverhältnis geprägt sind, stehen erst am Anfang. Kritisiert werden dekonstruktivistische Ansätze in der Geschlechtertheorie aber noch grundsätzlicher, wenn ihnen die Vernachlässigung von gesellschaftlich-historischen Herrschaftszusammenhängen und objektiven Strukturen auch zwischen den Geschlechtern vorgeworfen wird (Knapp 1994). Allerdings schließt der dekonstruktivistische Blick solche Zusammenhänge nicht an sich aus, wenn sie auch bislang keine große Rolle in den Denkanstrengungen dieser Richtung gespielt haben. 2.3 Geschlecht als Strukturkategorie im Herrschaftszusammenhang – Analyse und Aufklärung Nicht die analytisch mögliche Auflösung der Kategorie Geschlecht als subjektiv identitätsstiftende Kategorie, sondern vielmehr die durch sie verursachte Prägung gesellschaftlicher Strukturen, steht im Zentrum feministischer Sichtweisen, die den Anspruch nicht aufgeben wollen, in einer Analyse gesellschaftlicher System die geschlechtsspezifischen Herrschaftsstrukturen zu identifizieren. Bei dieser Betrachtung stellt sich die Frage, wie denn gesellschaftliche Systeme immer wieder neu die Geschlechterdifferenz produzieren, Schließung und Ausschließungsprozesse über die Geschlechtervariable funktionieren und wie die reale Ungleichheit und Hierarchie zwischen Männern und Frauen hergestellt wird. Als besonders wirksamer Mechanismus erweist sich der der Leugnung geschlechtsspezifischer Bezüge. Feministische Politikwissenschaftlerinnen arbeiten sowohl an dem Nachweis des Androzentrismus der geltenden Theorie zu Staat und Politik als auch an der Dechiffrierung staatlicher Institutionen und Politiken als geschlechtsneutral. Der Staat wird als männlichen Normen gemäße Institution analysiert, die nicht nur durch die Geschlechterhierarchie strukturiert ist, sondern die auch auf anderen binären Dualismen beruht: so der Trennung zwischen Öffentlichkeit und Privatheit, zwischen Staat und Familie. Feministische Politiktheorie will die Entstehungsprozesse der Vergeschlechtlichung staatlicher Strukturen aufdecken, feministische Politik die weitere Vergeschlechtlichung seiner Gestaltungsergebnisse stoppen (Kreisky 1995). Wer das Geschlecht als Strukturkategorie zur Analyse geschlechtsspezifischer Herrschaftsverhältnisse benutzt, setzt voraus, daß alle gesellschaftlichen Strukturen in einer bestimmten Weise "vergeschlechtlicht" sind. Die Aufklärung über diese verschiedenen Formen, das Herauslösen geschlechtshierarchischer Formen des Zusammenlebens, der geschlechtshierarchischen Prägung von Institutionen eröffnet gleichzeitig Wege zum Abbau der Geschlechterhierarchie. Allerdings wird bei der Analyse gesellschaftlicher Verhältnisse, als deren Teil das Geschlechterverhältnis angesehen wird, klar, daß die Kategorie Geschlecht nicht in der Lage ist, alle Herrschaftsformen zu begreifen. Spezifische Unterdrückungsformen gibt es auch über Kategorien wie Ethnie, Klasse und Alter. Entscheidend ist, daß diese Formen miteinander verwoben sind und es Genderorientierung in der Jugendhilfeplanung und Jugendpflege in Niedersachsen www.genderorientierung.de Mit freundlicher Genehmigung der Autorin. Quelle: Barbara Stiegler: Frauen im Mainstreaming : politische Strategien und Theorien zur Geschlechterfrage, Abt. Arbeits- und Sozialforschung der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn 1998. 8 einer starken analysierenden Kraft bedarf, gerade diese Verwobenheit zu erkennen, ohne die eine oder andere Kategorie zu vernachlässigen. Erst eine Kontextualisierung, also ganz konkrete Betrachtung definierter Positionen, Situationen und Verhältnisse läßt erkennen, in welcher spezifischen Weise Frauen als Geschlechtsgruppe jeweils in einen Unterdrückungszusammenhang gebracht werden. Während dekonstruktivistische Ansätze versuchen, das Subjekt von den gesellschaftlichen und kulturellen Determinanten des binären Geschlechtscodes zu befreien, indem sie dessen Legitimität in Frage stellen, versuchen Feministinnen, die Geschlecht als Strukturkategorie zur Analyse von Herrschaftsverhältnissen benutzen, überhaupt erst einmal die binäre Geschlechtskodierung und die damit verborgene Beherrschung des weiblichen Geschlechts in gesellschaftlichen und kulturellen Systemen nachzuweisen. Marxistisch orientierte Feministinnen kritisieren einerseits die Geschlechtsblindheit marxistischer Gesellschaftsanalyse, andererseits versuchen sie aber, die analytischen Instrumente dieser Theorie zu verändern und zu erweitern und die Verschränkung von Klassenherrschaft und Geschlechterherrschaft zu bestimmen. Das Geschlechterverhältnis wird dabei immer als objektives Verhältnis zwischen Genusgruppen angesehen, das mit den Klassenverhältnissen verschränkt ist, aber nicht in ihnen aufgeht. Aus dieser Perspektive gibt es eine definierbare Gemeinsamkeit von Frauen, nämlich die Benachteiligungs- und Entwertungsstrukturen, die sich quer durch alle sozialen Bereiche und Klassen vereinheitlichen lassen. Sie bilden die objektiven Erfahrungsbedingungen von Geschlecht, die Frauen treffen. Ob diese Bedingungen den einzelnen Frauen bewußt sind oder nicht, ob Frauen diese Bedingungen akzeptieren oder gegen sie kämpfen, das konkrete Handeln der Frauen ist zunächst nicht ausschlaggebend für die Bestimmung objektiver Geschlechtsdiskriminierungen. Die Strukturen und Mechanismen, die Frauen zu Frauen machen, also die gesellschaftlichen Erfahrungen aufgrund des Geschlechts, sind aber nur einerseits von Diskriminierung und Abwertung gekennzeichnet. Andererseits bieten sie aber auch die Chance, Utopien vom besseren Leben zu entwickeln. In diesem Bild vom besseren Leben sind die positiven Erfahrungen von Sozialität und Gebundenheit menschlicher Existenz aufgehoben. Das heißt die gesellschaftlichen Erfahrungen von Frauen, allerdings nicht von jeder Frau, bieten auch einen spezifischen Zugang zu Visionen und lassen andere und neue entwickeln. Die Besonderheit, in die viele Frauen gestellt werden, ihre Lebensentwürfe und Lebenspraxen, die anders sind als die der meisten Männer, führen auch zu einem anderen gesellschaftlichen Blick: Das privat gehaltene wird zum Politikum gemacht und die Dualität von Privatheit und Öffentlichkeit in Frage gestellt, der Begriff des Politischen kann von Frauen aufgrund ihrer Lebensweise erweitert werden. Solche feministischen Utopien vom guten Leben in Akzeptanz der natürlichen Ressourcen und im friedlichen Miteinander lassen sich nicht nur durch die Aufhebung der Geschlechterdifferenz in der Beteiligung am politischen System durchsetzen, sondern erfordern auch Politikkonzepte, die jenseits der Geschlechterdifferenz angesiedelt sind und die eine Ökologisierung und Demokratisierung sowie Befriedung durchzusetzen versuchen. In diesen utopischen Zielen können Frauen auch mit Männern übereinstimmen (Holland-Cunz 1998). Genderorientierung in der Jugendhilfeplanung und Jugendpflege in Niedersachsen www.genderorientierung.de Mit freundlicher Genehmigung der Autorin. Quelle: Barbara Stiegler: Frauen im Mainstreaming : politische Strategien und Theorien zur Geschlechterfrage, Abt. Arbeits- und Sozialforschung der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn 1998. 9 2.4 Geschlechtertheorien und politische Strategien Die dargestellten und skizzenhaft verkürzten Geschlechtertheorien führen, wie gezeigt in ihrer Reinform zu unterschiedlichen politischen Strategien: Differenztheorien begründen eine autonome, von Männern und Männlichem abgegrenzte Politik. Die Dekonstruktionstheorien legitimieren jede Art von Politik, die geschlechtliche Identitäten nicht ausgrenzt, sondern entgrenzt und die gesellschaftlichen Konstruktionen als solche kenntlich macht, sie delegitimieren jede Form der Geschlechterherrschaft und ermutigen dazu, sich von allen Zuschreibungen aufgrund des Geschlechts zu befreien. Gesellschaftskritische Geschlechtertheorien bieten Analyseraster und Erkenntnisse über die je vorhandenen Formen der Geschlechterhierarchie und Frauendiskriminierung. Aus dem Geschlecht an sich läßt sich direkt kein politisches Programm und keine politische Strategie ableiten, diesen Aspekt betonen die Dekonstruktionstheorien. Dennoch ist die Geschlechtszugehörigkeit oder besser die Zuweisung einer Person im Rahmen einer binären Geschlechterordnung in vielen Bereichen Anlaß zur Diskriminierung oder Privilegierung, diese Verhältnisse werden von den gesellschaftskritischen Geschlechtertheorien hervorgehoben. Der Abbau dieser Diskriminierungen und Privilegierungen ist nur politisch zu erreichen. Für eine Politik des Mainstreaming, die bewußt innerhalb der herrschenden Strukturen ansetzt und diese von innen heraus mit dem Ziel des Abbau der Geschlechterhierarchie verändern will, bieten alle drei Ansätze wichtige Orientierungen. Differenztheoretische Entwürfe und auf ihnen basierende Studien gehen von der bestehenden Geschlechterdifferenz aus und zeichnen sich durch eine Gegenbewegung gegen die herrschende Mißachtung des den Frauen Zugeschriebenen aus. Sie halten daran fest, daß die Werte und Orientierungen, die im Rahmen der Geschlechterpolarisierung den Frauen zugeschrieben werden, nicht verachtenswert sind, sondern vielmehr aufgewertet werden müssen. Damit bieten sie, auch wenn man ihre Identitätstheorie nicht teilt, eine wichtige Hilfe, damit Frauen die Diskriminierung, die ihrem Geschlecht widerfährt, nicht auch selber akzeptieren und in dem männlichen Lebensentwurf und männlichem Verhalten das allgemein Menschliche sehen, dem sie sich anpassen müssen. Dekonstruktionstheorien können die für viele Frauenpolitikerinnen so schmerzhafte Tatsache erklären, warum nicht alle Frauen entschiedene Geschlechterpolitik machen, sich gegen Diskriminierung wehren. Der Abschied von dem Identitätsgedanken, nach dem alle Frauen, weil Sie Frauen sind, auch dieselbe Geschlechtsidentität entwickeln, öffnet Räume zur Entwicklung einer anderen Politik: Nicht mehr die gemeinsame Identität stiftet die politischen Zusammenhänge, sondern die geschlechterpolitischen Ziele sind immer wieder historisch anders und neu im speziellen Kontext zu bestimmen und zu verfolgen. Danach gibt es keine eindeutigen, aus dem Geschlecht ableitbaren politischen Ziele, aber jeweils gültige, die sich auf den momentanen Kontext beziehen. Die oft befürchtete Beliebigkeit dieser Theorie kann durch die jeweilige Kontextsensibilität der politisch Handelnden umgangen werden. Dekonstruktionstheorien können die Akzeptanz unterschiedlicher Positionen in der Geschlechterfrage fördern. Gesellschaftskritische Geschlechtertheorien sagen bewußt wenig über subjektive Identitäten aus. Sie beziehen sich auf die Analyse des Geschlechterverhältnisses. Damit bieten Sie eine Fülle von Erkenntnissen über die Mechanismen, mit denen diese Hierarchien in allen gesellschaftlichen Feldern hergestellt werden. Genderorientierung in der Jugendhilfeplanung und Jugendpflege in Niedersachsen www.genderorientierung.de Mit freundlicher Genehmigung der Autorin. Quelle: Barbara Stiegler: Frauen im Mainstreaming : politische Strategien und Theorien zur Geschlechterfrage, Abt. Arbeits- und Sozialforschung der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn 1998. 10 Die verschiedenen Ansätze der Geschlechtertheorien lassen sich auch auf verschiedene Analyseebenen beziehen. 1. Geschlechtsidentität und Geschlechterbeziehungen 2. Geschlechterverhältnisse 3. Geschlechterpolitik Geschlechtsidentität bezeichnet die eigene Ein- und Zuordnung eines Individuums im Rahmen oder außerhalb der Geschlechterdualität und die Internalisierung entsprechender Normen und Verhaltensweisen. Geschlechterbeziehungen bezeichnen das Miteinander-Umgehen von Männern und Frauen, das private und öffentliche Verhalten konkreter Personen. Geschlechterbeziehungen können – begrenzt – durch individuelles Verhalten verändert werden, sie sind beeinflußt von der Geschlechtsidentität. Die verbreitete Erfahrung aus den Geschlechterbeziehungen ist von großer Bedeutung für die Bündnisstrategien in der Frauen- und Geschlechterpolitik. Ob ein politisches Zusammengehen mit Männern für Frauen überhaupt als politische Strategie denkbar ist oder nicht, hängt im wesentlichen nicht von der Einschätzung der Geschlechterverhältnisse ab, sondern eher von den konkreten Bedingungen der politischen Orte. Geschlechterverhältnisse bezeichnen die gesellschaftlichen Strukturen, Institutionen und Mechanismen, durch die die beiden Geschlechter definiert und einander zugeordnet werden, durch die sie hierarchisiert werden. Geschlechterverhältnisse lassen sich in theoretischer und historischer Perspektive in ihrem Wandel erkennen. Während die Geschlechterbeziehungen kulturell heterogen sind, ist das hierarchische Geschlechterverhältnis weitaus eindeutiger. Erklärte Geschlechterpolitik ist getragen von den individuellen Erfahrungen aus den Geschlechterbeziehungen und den Erkenntnissen über die Geschlechterverhältnisse. Ihr Ziel ist es, die Geschlechterverhältnisse nach einer bestimmten Vorstellung zu gestalten oder sie so zu belassen. Weil das hierarchische Geschlechterverhältnis ein wesentlicher Bestandteil der gesellschaftlichen Verhältnisse ist, betrifft jede Art der politischen Gestaltung oder Veränderung dieser Verhältnisse auch das Geschlechterverhältnis, direkt und ausgewiesen oder indirekt und unausgewiesen. 3. Strategien der Frauen- und Geschlechterpolitik oder die vier Säulen: Quote, Normierung, Mainstreaming und autonome Praxis Jede politische Institution, sei es eine Partei, eine Gewerkschaft oder ein Verband ist ein Ort, in dem ritualisierte und/oder verrechtlichte Handlungsmuster und Denkformen praktiziert werden. In diesen ist die hierarchische Geschlechterdifferenz verankert. Die Strukturen schließen Frauen weitgehend aus, Genderorientierung in der Jugendhilfeplanung und Jugendpflege in Niedersachsen www.genderorientierung.de Mit freundlicher Genehmigung der Autorin. Quelle: Barbara Stiegler: Frauen im Mainstreaming : politische Strategien und Theorien zur Geschlechterfrage, Abt. Arbeits- und Sozialforschung der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn 1998. 11 Verhaltensformen bringen die wenigen oft zum Schweigen, Handlungsziele lassen Fraueninteressen weitgehend unberücksichtigt. Politische Institutionen sind so geformt, daß sie die herrschenden Geschlechterverhältnisse nicht verändern, sondern stabilisieren. Geschlechterpolitik ist nun eine Politik, die 1. die Geschlechtsdiskriminierung innerhalb der Institution aufzeigt und ihre Ursachen benennt 2. die vermeintliche Geschlechtsneutralität der Politik nach außen als indirekte Diskriminierung von Frauen aufzeigt 3. im Innern egalitäre Geschlechterverhältnisse schaffen will 4. die Politik nach außen zum Abbau der Geschlechterhierarchie nutzt. Welche Strategien dazu geeignet erscheinen, wird im folgenden aufgezeigt. 3.1 Egalitäre Repräsentation: Quotierung 3.1.1 Die Quote beendet den Frauenausschluß Es besteht weitgehend Einigkeit darin, daß die im Grundgesetz verankerte Gleichstellung von Frauen noch nicht erreicht ist. Wie sie allerdings inhaltlich gefüllt wird, ist bereits Gegenstand politischer Auseinandersetzungen. Der kleinste gemeinsame Nenner einer Geschlechterpolitik ist vielleicht die Anerkennung der Tatsache, daß Frauen in den politischen Entscheidungsgremien nicht genügend vertreten sind. Dazu werden Statistiken über Frauenanteile in Regierungen und Parlamenten, politischen Funktionen, Ehrenämtern und Entscheidungsorganen erstellt, und fast überall ist eine quantitative Dominanz männlicher Personen zu registrieren. Weil Demokratie nun auf dem Prinzip der vollständigen und gleichen Mitwirkung und Repräsentation aller Mitglieder einer Gesellschaft beruht, widerspricht dieses Phänomen dem Gleichberechtigungsgrundsatz. Die Ursachen für die mangelnde Repräsentation und Beteiligung werden jedoch verschieden gedeutet. Es ist noch gar nicht lange her, da galten in der politikwissenschaftlichen Forschung Frauen als unpolitisch, politisch desinteressiert und eher apathisch, kurz defizitär. Und diese Zuschreibungen wurden auch mit empirischen Forschungsergebnissen aus der Meinungsforschung untermauert. Eine politisch aktive Frau wurde als die typische Ausnahme von der Regel angesehen, die ihrerseits die politische Trägheit aller anderen nur noch bestätigte. Erst Politikwissenschaftlerinnen haben in den letzten zehn Jahren den Mythos von den politisch defizitären Frauen als diskriminierende Zuschreibung kritisiert (Sauer 1998). Sie haben gezeigt, - daß es die Strukturen sind, die Frauen ausgrenzen, Genderorientierung in der Jugendhilfeplanung und Jugendpflege in Niedersachsen www.genderorientierung.de Mit freundlicher Genehmigung der Autorin. Quelle: Barbara Stiegler: Frauen im Mainstreaming : politische Strategien und Theorien zur Geschlechterfrage, Abt. Arbeits- und Sozialforschung der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn 1998. 12 - daß es bei Zugrundelegung eines erweiterten Politikbegriffs durchaus politische Aktivitäten von Frauen gibt, - daß es gerade ein Ausdruck des hierarchischen Geschlechterverhältnisses ist, wenn Frauen als Frauen für defizitär gehalten werden. Um die Unterrepräsentanz von Frauen in politischen Institutionen aufzuheben, ist die Quotierung der Geschlechter eine angemessene Strategie. Sie zielt darauf, formal die Gleichheit der Geschlechter in politischen Entscheidungsgremien herzustellen. Dabei werden Frauen nicht aufgrund dessen, daß ihnen irgendwelche besonderen Merkmale, etwa weibliche Eigenschaften, Sichtweisen oder Einstellung generell zugeschrieben werden, aufgenommen, sondern vielmehr deswegen, weil sie aufgrund ihres Geschlechts quantitativ bislang offensichtlich ausgeschlossen worden sind. Die Tatsache des Ausschlusses qua Geschlecht ist die Begründung für die Geschlechterquote. Die erforderliche und herzustellende vermehrte Beteiligung von Frauen bietet allerdings keinerlei Garantie für irgendeine politische Zielsetzung, das Geschlecht ist keine Garantie für die Vertretung eines bestimmten politischen Programms. Aber, die Geschlechterparität eines Gremiums ist Beleg dafür, daß nicht aufgrund des Geschlechts diskriminiert wird. Frauen werden also nicht aufgrund irgendeiner Bestimmung von Weiblichkeit aufgenommen, sondern nur deshalb, weil das weibliche Geschlecht bislang als weniger bedeutend und damit für ausschließbar gehalten wurde. Diese formale Betrachtung ist die einzige, die die Quote wirklich begründet, jede weitere inhaltliche Begründung darf und kann sich nicht auf das Geschlecht berufen, weil sie Gefahr läuft, ins Gegenteil gewendet zu werden. Wer damit beginnt, Frauen nicht nur wegen ihres bisherigen Ausschlusses qua Geschlecht Plätze in politischen Gremien einzuräumen, wird im Konfliktfall Probleme damit haben, zu begründen, warum eine bestimmte politische Idee oder eine bestimmte politische Einstellung bzw. bestimmte Fähigkeiten nur von Frauen und nicht auch von Männern eingebracht werden können. Eine differenztheoretische Begründung der Quotierungsstrategie führt sehr bald zu empirischen Aporien: genauso wenig wie jedem konkreten männlichen Menschen patriarchale Verhaltensweisen und Sichtweisen unterstellt werden können, können auch nicht jeder weiblichen Person spezifisch weibliche Verhaltens- und Sichtweisen unterstellt werden. Wenn auch die Wahrscheinlichkeit groß ist, daß Frauen in politischen Gremien spezielle Erfahrungen, die durch die Geschlechterhierarchie geprägt sind, einbringen, kann die Begründung für eine Geschlechterparität nicht darin liegen, daß diese Erfahrungen sinnvoll für das Gremium sind. Der Nachweis, daß solche Erfahrungen nur und ausschließlich von Frauen und von jeder Frau einzubringen sind, ist theoretisch und empirisch schwer zu erbringen. Die Begründung für geschlechtsspezifische Quotierungen im politischen Gremium kann also nur im formalen Ausschluß des Geschlechts begründet sein, ansonsten würden Frauen in ihren vielfältigen Differenzen mißachtet. Auch Männern wird ihre Berechtigung, Positionen in der Überzahl zu besetzen, nicht deswegen abgesprochen, weil sie eine spezifische, falsche, nicht gewünschte und vor allen Dingen einheitlich getragene Einstellung besäßen, sondern, weil ihre Überzahl ein Phänomen ist, das auf den Ausschluß von Frauen hinweist. Genderorientierung in der Jugendhilfeplanung und Jugendpflege in Niedersachsen www.genderorientierung.de Mit freundlicher Genehmigung der Autorin. Quelle: Barbara Stiegler: Frauen im Mainstreaming : politische Strategien und Theorien zur Geschlechterfrage, Abt. Arbeits- und Sozialforschung der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn 1998. 13 Die Umsetzungsprobleme von Quotierungsbeschlüssen sind vielfältig: In der Regel sind sie ein Lehrbuch für die Geschlechterhierarchie in dem jeweiligen politischen System und können auch als solches gelesen werden. Drei typische Argumente werden im folgenden widerlegt: "Wir finden keine Frau, die Frauen wollen gar nicht." Mit dieser Frage werden Frauen selbst zu den Schuldigen für ihren Ausschluß qua Geschlecht gemacht und eine Rechtfertigung für den Ausschluß in den einzelnen Personen gesucht. In der Tat sind viele politische Entscheidungsgremien männlich dominiert, sodaß ihre Struktur im Inneren und ihre Produkte als Politik so geschlechtsspezifisch einseitig empfunden werden und Frauen zunächst keinen Zugang haben, selbst wenn er ihnen formal offensteht. In solchen Fällen ausgeprägter männlicher Dominanz ist das Quotierungsverfahren für viele Frauen besonders problematisch, setzt es sie doch einer Paradoxie aus, der sie kaum entrinnen können: Um in einem solchen Gremium mitzubestimmen, müssen sie sich als über Quote hineingekommen wahrnehmen lassen (Quotenfrau). Die Quote wird dabei als Unterstützung für in irgendeiner Weise defizitäre Frauen angesehen und nicht als Wiedergutmachung für diskriminierende Strukturen. Frauen steht es nun frei, sich das ihrem Geschlecht unterstellte Defizit als eigenes anzuziehen, dann sind sie die defizitäre Frau, die das Gremium nun endlich aufnimmt. Oder: Sie wehren sich gegen das unterstellte Defizit, dann sind sie gar nicht die Frau, die gemeint ist. Vor die Wahl gestellt, sich Defizite zuschreiben zu lassen oder die falsche Person zu sein, verzichten Frauen oft lieber auf eine Beteiligung. Die Konsequenz daraus ist allerdings, daß der Ausschluß qua Geschlecht fortgesetzt werden kann. Wenn also keine Frau zur Partizipation bereit ist, ist die Geschlechterkultur dafür verantwortlich und nicht nur die Gruppe der Frauen. Die Geschlechterkultur zu verändern, ist aber Sache beider Geschlechter. "Wir können erfahrene Männer nicht zurückweisen." Die hierarchischen Geschlechterverhältnisse führen in vielen Fällen zu dem Dilemma, daß einzelne Männer ausbaden müssen, was Generationen vor ihnen in die Strukturen hineingelegt worden ist. Am Fall des einzelnen Mannes wird deutlich, was in den unzähligen Fällen von Frauen gerade verdeckt war: Das Geschlecht ist ein Selektionsmerkmal, für Männer ein einschließendes, für Frauen ein ausschließendes. Die Geschlechterdifferenz ist politisiert, und zwar so, daß das Geschlecht von Männern keine Rolle zu spielen scheint, das Geschlecht von Frauen aber ein verdeckter Ausschlußgrund ist. Für Männer gelten spezifische Erfahrungen und Qualifikationen als Einschlußgründe, Merkmale, die viele Frauen in dieser Form gar nicht erwerben können. Ohne einen Traditionsbruch, nämlich den Ausschluß von Männern im Einzelfall, läßt sich diese Geschlechterungleichheit in politischen Gremien nicht aufheben. Die jeweils berufene oder gewählte Frau ist dann nicht als Person mit dem nicht zum Zuge kommenden Mann zu vergleichen, sondern sie ist als Stellvertreterin für das bisher ausgeschlossene Geschlecht zu sehen, und je nachdem, welchen politischen Stellenwert die Geschlechterdiskriminierung bereits hat, wird das Einzelschicksal eines Mannes auch in Kauf genommen. Frauen sind weder herzlos noch dumm, wenn sie trotz eines männlichen Einzelschicksals auf ihren Platz Wert legen, sondern sie vertreten konsequent eine Geschlechterparität. Genderorientierung in der Jugendhilfeplanung und Jugendpflege in Niedersachsen www.genderorientierung.de Mit freundlicher Genehmigung der Autorin. Quelle: Barbara Stiegler: Frauen im Mainstreaming : politische Strategien und Theorien zur Geschlechterfrage, Abt. Arbeits- und Sozialforschung der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn 1998. 14 "Frauen fehlen die Voraussetzungen, um berufen zu werden." Beteiligung in politischen Gremien basiert oft auf dem Innehaben bestimmter anderer Positionen, auf dem Vorliegen von Voraussetzungen. Wenn zu einer bestimmten Zeit keine Frau solche Voraussetzungen mitbringt, so ist das zunächst ein wichtiger Indikator für Frauendiskriminierungen in anderen, den politischen Gremien vorgelagerten Bereichen. Die Gründe sind genau zu erheben und durch neue Maßnahmen zu beheben. Ebenso ist es aber auch möglich, die Berechtigung der Gesetze und Voraussetzungen zu hinterfragen. Wenn sie auch nur den Anschein von Tradition und Gewohnheit haben, sind sie, weil frauenausschließend, zu revidieren, das gilt häufig für geborene Mitgliedschaften. 3.1.2 Effekte erhöhter Beteiligung von Frauen in Entscheidungsgremien Wer von einer essentiellen Differenz zwischen Männern und Frauen ausgeht und sie zur Grundlage der Betrachtung macht, sieht Weiblichkeit als Ressource zur Verbesserung der Politik an und setzt darauf, daß Frauen in ihrem Anderssein neue Impulse und andere Werte in die bislang männlich geprägten Strukturen und Inhalte einbringen. Nicht zuletzt die Theorien über eine weibliche Moral (Gilligan 1982) bestärkten Hoffnungen, daß mehr Frauen in der Politik auch eine andere Politik machen. Frauen werden als weniger verdorben, emotionaler, moralisch besser angesehen und als komplementäre Wesen zu Männern definiert, die endlich, wenn sie in den Entscheidungsgremien partizipieren, den von Männern bisher verdrängten Werten Gewicht verleihen können. Die Frage, wie eine weibliche Politik aussieht und ob es einen weiblichen Politikstil gibt, ist Gegenstand vieler Studien, die sich auf Frauen in der Politik beziehen. Ob Frauen ein anderes Selbstbild in ihrer politischen Arbeit haben als Männer, ist empirisch mit "Jain" zu beantworten (Sauer 1994). Eine bei allen Frauen gleiche weibliche Geschlechtsidentität läßt sich nicht finden, nicht alle Politikerinnen verhalten sich gleich, haben dieselben Vorstellungen von sich als Frau, ja wollen aufgrund ihres Geschlechts etwas besonderes, anderes sein. Längst nicht alle leiten aus einem weiblichen Geschlechterstereotyp ihre politischen Verhaltensweisen oder spezifischen Orientierungen ab. Viele fühlen sich eher ihren Vätern und deren Werten, also den männlichen Orientierungen, verbunden. Die Befunde sind keinesfalls eindeutig. Mit Recht wird auch der Ansatz, nach dem geschlechtsspezifisch Anderen zu suchen, kritisiert und gegen die Differenztheorie aufgeführt, daß Geschlecht keine Kategorie zur Beschreibung von Wesen und Identität sein kann, sondern eine Strukturkategorie zur Analyse von Besonderheiten, die gesellschaftlich hergestellt werden und mit denen sich Individuen auseinanderzusetzen haben. Wann, wo und auf welche Weise das Geschlecht im politischen Beteiligungsprozeß welche Bedeutung bekommt, ist nun kulturell-historisch je verschieden. Schon der Vergleich zwischen Bundesrepublik Deutschland und DDR zeigt, daß sehr verschiedenartige Erfahrungen vorhanden sind. Während für politisch handelnde Frauen in der DDR ihr Geschlecht beim Eintritt in die Politik keine große Rolle spielte und sie sich als 16- bis 18 jährige nicht als „besonderes" Geschlecht fühlten, ist politische Beteiligung für Frauen in der Bundesrepublik viel stärker von der Balance zwischen Frau-Bleiben und Politik-Machen geprägt. Sie fühlen sich eher fremd (Penrose 1994, Schöler-Macher 1994). Andererseits gibt es auch in der Bundesrepublik jüngere Frauen, die Genderorientierung in der Jugendhilfeplanung und Jugendpflege in Niedersachsen www.genderorientierung.de Mit freundlicher Genehmigung der Autorin. Quelle: Barbara Stiegler: Frauen im Mainstreaming : politische Strategien und Theorien zur Geschlechterfrage, Abt. Arbeits- und Sozialforschung der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn 1998. 15 sich in Institutionen eher als Mitspielerinnen mit hohem Kapital fühlen, die lernen, die Regeln für sich zu nutzen und sich nicht als Fremde zu verstehen versuchen (Hasenjürgen 1996). Es kommt demnach auf den historischen und kulturellen Kontext an, ob Weiblichkeit als Identitätsproblem im Widerspruch zum politischen Kontext erlebt wird. So wenig, wie die Geschlechterdifferenz die Begründung für die Quote hergeben kann, sondern die Geschlechterhierarchie herangezogen werden muß, so wenig darf aus der Tatsache, daß nicht alle Frauen, die in politischer Verantwortung stehen, die Geschlechterhierarchie in Frage stellen und Frauenpolitik machen oder machen wollen, geschlossen werden, daß dann auch ihre Beteiligung nicht unbedingt erforderlich ist. Die empirischen Studien über Politikerinnen zeigen sehr eindeutig, daß Frauen die Zweitrangigkeit ihres Geschlechts zu spüren bekommen und auch selber spüren. Auf der Ebene der Geschlechterbeziehungen erfahren alle die Selbstverständlichkeit, mit der Männer über Frauen hinwegreden, die Verantwortung an sich ziehen, indem sie Ritterlichkeit ausüben, Frauen in ihre Obhut nehmen, kurz, das ganze Spielfeld der geschlechtsspezifischen Interaktionsformen in Gruppen und Gremien und deren Umfeld. Selbst wenn sie nicht diese direkt diskriminierenden Erfahrungen thematisieren, ist die Kritik der politisch verantwortlichen Frauen an Umgangsformen in der Politik sehr verbreitet. Die individuelle Reaktion darauf ist jedoch nicht bei allen gleich: Einige versuchen, die Erfahrungen zu vergessen, und gehen bewußt darüber hinweg. Manche Frauen in männlich dominierten Organisationen identifizieren sich gerade mit der traditionellen Geschlechterrolle, nutzen weibliche Attribute wie Schmuck, bestimmte Kleidung und vermeiden es, männliches Dominanzverhalten zu kritisieren. Das ist nicht immer Ausdruck „weiblicher Schwäche", sondern oft das Ergebnis eines bestimmten Abwägungsprozesses, den Frauen immer wieder neu vollziehen müssen: Befunde aus der Frauenforschung belegen, daß Frauen in männlichen Berufspositionen die Männer in denselben Positionen irritieren und diese Irritation männlichen Denkens und Fühlens aushalten müssen. Wenn diese Frauen dann ihre Identität nicht in traditionellen Geschlechtsrollenattributen unterstreichen, verstärkt sich die Irritation, weil dann auch die traditionell männliche Identität in Frage gestellt wird, die sich ja gerade aus der Andersartigkeit gegen Frauen konstituiert. Diese Infragestellung gängiger Repräsentations- und Interaktionsformen ist für viele Männer eine enorme Provokation, auf die sie mit vernichtender Mißachtung reagieren. Sie sprechen diesen Frauen, die so etwas auslösen, einfach das Geschlecht ab. "Das ist keine Frau mehr." Frauen, die sich in männlich geprägten Institutionen durchsetzen wollen, müssen kalkulieren, wie viel Provokation sie sich und anderen zumuten können. Für Frauen in der Politik kommt erschwerend hinzu, daß sie mit den Männern der je eigenen Fraktion auch über gemeinsame politische Ziele verbunden sind, die durchzusetzen sie sich gegenseitig brauchen. Andere Frauen bemühen sich, gegen männliches Dominanzverhalten anzugehen und durch Selbstbehauptung die geschlechtsspezifischen Unterdrückungsversuche außer Kraft zu setzen. Diese Frauen wollen einen Beitrag zur Veränderung von Umgangsformen zwischen Männern und Frauen leisten. Sie sehen diese Umgangsformen als Ausdruck der Geschlechterhierarchie und versuchen, sie zu verändern. Sie nehmen ihre persönlichen Erfahrungen nicht als private, sondern als Indikator eines Strukturmerkmals genau der gesellschaftlichen Strukturen, in denen sie politisch handelnd tätig sind. Genderorientierung in der Jugendhilfeplanung und Jugendpflege in Niedersachsen www.genderorientierung.de Mit freundlicher Genehmigung der Autorin. Quelle: Barbara Stiegler: Frauen im Mainstreaming : politische Strategien und Theorien zur Geschlechterfrage, Abt. Arbeits- und Sozialforschung der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn 1998. 16 Die Einbindung einzelner Frauen in politischen Gremien ist also keine Garantie für eine andere Kultur des Umgangs, für eine andere Politik nach außen. Dennoch zeigen Erfahrungen und Studien aus den nordischen Ländern, daß es so etwas wie das Gesetz der kritischen Masse gibt: sind in einem Gremium mindestens 30% Frauen, so steigt die Wahrscheinlichkeit, daß Umgangsformen und Regularien in Frage gestellt und verändert werden. So gelang es Frauen in Skandinavien, sowohl die Umgangsformen innerhalb der politischen Institutionen als auch die Argumente im politischen Diskurs zu verändern, als sie mehr als 30% der Sitze inne hatten (Dahlerup 1991). Die Europäische Kommission setzt ebenso darauf, daß eine erhöhte Beteiligung von Frauen eine höhere GenderSensibilität des Outputs politischer Gremien bewirkt (Euro. Kom. 1997, S. 4). Nicht zuletzt werden die Rahmenbedingungen, unter denen politische Gremien zu arbeiten gewohnt sind, berührt, wenn Frauen, nicht qua Geschlecht, aber aufgrund ihrer geschlechtsspezifisch zugewiesenen Lebenssituation den politischen Normalarbeitstag in Frage stellen. Um die Vereinbarkeit politischer Arbeit mit der Betreuung von Kindern und Hilfebedürftigen herzustellen, drängen sie auf kürzere Sitzungen, andere Sitzungszeiten und effektivere Formen der politischen Präsentation. Je mehr Frauen vertreten sind, desto eher wird eine von ihnen diese Vereinbarkeit einfordern und so eher werden wiederum andere Frauen dies unterstützen. An dieser Stelle scheint die quantitative Besetzung von Positionen mit der Chance der Durchsetzung spezifischer inhaltlicher Positionen verknüpft: Gerade da, wo die Umstände voll und ganz auf die Lebenssituation von Männern ohne Verpflichtung zu privater unbezahlter Arbeit abgestellt sind, werden Frauen gar nicht anders können als neue Bedingungen zu fordern, um mitmachen zu können, – es sei denn, sie führen ein ähnliches Leben wie die Männer. Die skandinavischen Erfahrungen zeigen aber auch, daß die Durchsetzung der von Frauen eingebrachten Themen und Vorstellungen mit der Quote noch nicht garantiert ist. Erst über die konsequente Rekrutierung von Frauen, die auch ein Gender-Bewußtsein haben, das sich auf die politischen Ziele ihrer Organisation und auf deren Strukturen bezieht, und über Bündnispolitik kann dies erreicht werden. Ein weiterer Beleg für eine Schnittstelle von quantitativer Beteiligung von Frauen und der inhaltlichen Gestaltung von Politik ist die Bündnispolitik der Frauen. Daß sie auch quer durch Parteien hindurchgehen kann und erfolgreich ist, beweist in der Bundesrepublik Deutschland die parlamentarische Entscheidung über Vergewaltigung in der Ehe und den Schwangerschaftsabbruch. In diesen Fragen haben Parlamentarierinnen ihre Loyalität gegenüber der eigenen Partei teilweise aufgegeben und die Bedeutung des Geschlechts an erste Stelle gestellt. Sie haben primär als Frauen aus der Betroffenheit durch eine spezielle Form der Geschlechterhierarchie entschieden. Ohne die berechtigte Hoffnung, daß das Frauenbündnis seine Position auch mehrheitlich durchsetzen wird, wäre es wohl kaum zu diesem Bündnis gekommen. Das zeigt, daß erst die reale Mehrheit der Frauen solche Entscheidungen zustande bringt. Genderorientierung in der Jugendhilfeplanung und Jugendpflege in Niedersachsen www.genderorientierung.de Mit freundlicher Genehmigung der Autorin. Quelle: Barbara Stiegler: Frauen im Mainstreaming : politische Strategien und Theorien zur Geschlechterfrage, Abt. Arbeits- und Sozialforschung der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn 1998. 17 3.2 Legalisierung und Normierung Geschlechterverhältnisse spiegeln sich auch in Gesetzen und Normen wider. Sie zu verändern, ist immer schon eine Strategie von Frauen gewesen. Das formale Prinzip der geschlechterbezogenen Chancengleichheit oder das Verbot der Diskriminierung aufgrund des Geschlechts ist im Grundgesetz verankert. In politischen Organisationen und in Gremien, die geschlechterparitätisch besetzt werden sollen, sowie in Institutionen, in denen Diskriminierung abgebaut werden soll, kann dieser Grundsatz aufgegriffen und konkretisiert werden. In den je spezifischen Regelwerken, Satzungen, Richtlinien, Leitbildern oder Vereinbarungen ist er hineinzunehmen, damit die geschlechtsbezogene Chancengleichheit eine Zielgröße ist, der sich die Organisation selbst verpflichtet fühlt. Ob es sich um eine zu reformierende Verwaltung, um eine Partei oder eine Gewerkschaft handelt: die Erfahrung zeigt, daß es meist ein langwieriger Prozeß ist, eine solche Selbstverpflichtung nach innen und außen herzustellen. In der Regel ist allerdings die Diskussion um die Verankerung geschlechtsbezogener Chancengleichheit im normativen Regelwerk auch ein wichtiger Teil der Verankerung des Ziels in der Organisationskultur. Diese Diskussion dient der Sensibilisierung aller Beteiligten für die Geschlechterfrage an dem je spezifischen Ort. Im Rahmen dieser Diskussionen wird über Begriffe diskutiert werden müssen. Es ist zu entscheiden, welcher Begriff benutzt werden soll: - die Durchsetzung des Gleichheitsgrundsatzes von Mann und Frau, - die Chancengleichheit der Frau, - die Gleichberechtigung der Frau, - die Gleichstellung von Frau und Mann, - die Geschlechtergerechtigkeit, - die Geschlechterdemokratie, - die emanzipatorische Geschlechterdemokratie. Jeder dieser Begriffe muß im Kontext einer politischen Organisation genau definiert werden, und nur die Beteiligten können letztlich vereinbaren, was es nun konkret bedeuten soll. Allerdings sind die gewählten Begriffe für die Zielsetzung nicht beliebig. Das Bewußtsein von der Geschlechterfrage und die Geschlechtertheorie, unter der sie gesehen wird, spiegeln sich nämlich in den Begriffen wider: Wer z. B. Frauenpolitik sagt, will Politik für Frauen machen, Antidiskriminierungspolitik benennt dagegen, worum es geht, wer Lesben- und Schwulenpolitik sagt, will Politik für diese Gruppen machen, Antiheterosexismuspolitik sagt demgegenüber, was es zu verändern gilt. Die traditionelle begriffliche Zieltrias der Frauenpolitik - Chancengleichheit in der Lebensgestaltung, Genderorientierung in der Jugendhilfeplanung und Jugendpflege in Niedersachsen www.genderorientierung.de Mit freundlicher Genehmigung der Autorin. Quelle: Barbara Stiegler: Frauen im Mainstreaming : politische Strategien und Theorien zur Geschlechterfrage, Abt. Arbeits- und Sozialforschung der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn 1998. 18 - Partnerschaft von Mann und Frau, - Frauenförderung, basiert auf der Annahme einer Geschlechterdifferenz und will sie auch nur teilweise verändern: Chancengleichheit muß nicht von jedem und jeder genutzt werden, Partnerschaft verträgt sich auch mit dem Ernährermodell und Frauenförderung kann sich vor allem auf die Erleichterung der traditionellen Arbeitsteilung der Geschlechter für die Frauen beziehen. Demgegenüber setzt der Begriff der Gleichstellung auf einen Zustand, in dem keine ungleichen Positionen aufgrund des Geschlechts zulässig sein sollen. Geschlechterdemokratie spricht von der Ermächtigung beider Geschlechter zur Aushandlung von Normen und politischen Zielsetzungen und emanzipatorische Geschlechterdemokratie betont die Veränderungen, die für beide Geschlechter anstehen. Normen und Leitbegriffe sind sehr abstrakt, dennoch bieten sie Voraussetzungen für konkrete Politik. Die Entwicklung einer Politik des Mainstreaming ist ohne die Verankerung von Chancengleichheit in den Vertragstexten der europäischen Staaten nicht denkbar. Politische Aktivitäten können sich auf solche Normen berufen, von ihnen legitimiert werden und nicht zuletzt bieten sie auch einzelnen Frauen, die sich diskriminiert fühlen, eine Bezugsgröße und ermutigen sie, sich gegen Diskriminierung zu wehren. Normative Festlegungen sind, wenn sie gültig gemacht worden sind, allerdings nicht automatisch auch wirksam, wie die vielen Studien zum Rechtsbewußtsein zeigen (vgl. Lautmann 1986). Wenn aber die Umsetzung von Normen und Leitbildern nicht automatisch funktioniert, stellt sich die Frage nach den geeigneten Strategien der Umsetzung. 3.3 Initiative und Kontrolle: Mainstreaming 3.3.1 Definition von Mainstreaming Der Mainstreaming-Ansatz der Frauen- und Geschlechterpolitik ist auf EU-Ebene am klarsten ausgearbeitet. Um ihn richtig zu begreifen, müssen die dort gegebenen Rahmenbedingungen genau betrachtet werden. Vorschnell wird nämlich Mainstreaming als neueste, modernste Form gegenüber einer als veraltet angesehenen Frauenförderung gelobt, nicht selten, um der als Frauenförderung mißachteten Strategie dann die Ressourcen und Machtmittel nehmen zu können. Mainstreaming setzt voraus, 1. daß die Geschlechterfrage als politische Frage gesehen wird, 2. daß politische Interventionen dem Ziel der Geschlechtergerechtigkeit und Chancengleichheit und dem Durchsetzen der Menschenrechte auch für Frauen zu dienen haben, 3. daß bisherige Strategien als ergänzungsbedürftig angesehen werden. Genderorientierung in der Jugendhilfeplanung und Jugendpflege in Niedersachsen www.genderorientierung.de Mit freundlicher Genehmigung der Autorin. Quelle: Barbara Stiegler: Frauen im Mainstreaming : politische Strategien und Theorien zur Geschlechterfrage, Abt. Arbeits- und Sozialforschung der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn 1998. 19 Mainstreaming bedeutet dann konkret die Aktivierung aller Potentiale zur Herstellung der Chancengleichheit. Auf europäischer Ebene sind dies besonders - die rechtlichen Instrumentarien, - die Finanzmittel, - die Analysemittel, - die Moderationspotentiale. Zur Herstellung der Chancengleichheit werden verschiedene Ansätze genutzt: - die Förderung von Frauen als diskriminierter Gruppe, - die Herstellung gesellschaftlicher Rahmenbedingungen, damit Chancengleichheit möglich wird, - die Bewußtseinsbildung über die Geschlechterfrage, insbesondere bei männlichen Akteuren. Eine wichtige Aktivität im Rahmen von Mainstreaming ist das Gender-Controlling, also die Analyse jeder politischen Aktivität unter der Fragestellung, welchen Beitrag sie zur Chancengleichheit leistet: - Aktionsprogramme werden bereits im Entwurf und Planungsstadium unter der Geschlechterfrage analysiert und verändert. - Politische Konzepte werden unter der Geschlechterfrage analysiert, evaluiert und neu entworfen. - Der Zugang zu Programmen und Finanzmitteln für Frauen wird geprüft und verbessert. Entscheidend ist die Idee, die das Mainstreaming trägt: Die Geschlechterfrage wird als ein wesentliches Kriterium bei der Lösung sozialer, wirtschaftlicher und umweltpolitischer Probleme angesehen. Die scheinbare Geschlechtsneutralität vieler Problemstellungen wird als solche erkannt und die Geschlechterbezüge werden deutlich gemacht bzw. erarbeitet. Das hat zur Konsequenz, daß nicht Frauen spezielle Sitzungen zu ihren Problemen abhalten, sondern daß in allen Sitzungen das spezielle Problem der Geschlechter behandelt wird. Ein solcher Anspruch ist der Tragweite geschlechtshierarchischer Verhältnisse in allen Teilbereichen der Gesellschaft angemessen, das Einlösen dieses Anspruchs jedoch ist ein Prozeß. Im Idealfall - sind vielfältige Methoden zur spezifischen Analyse des Geschlechterverhältnisses in allen Sachfragen vorhanden, - sind politischen Akteure gendersensibel, und zwar sowohl im persönlichen Verhalten als auch in ihrer Problemsicht, - werden die Geschlechterverhältnisse als selbstverständliche Elemente komplexer Problemlösungen betrachtet und bereits im Planungsstadium berücksichtigt, Genderorientierung in der Jugendhilfeplanung und Jugendpflege in Niedersachsen www.genderorientierung.de Mit freundlicher Genehmigung der Autorin. Quelle: Barbara Stiegler: Frauen im Mainstreaming : politische Strategien und Theorien zur Geschlechterfrage, Abt. Arbeits- und Sozialforschung der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn 1998. 20 - werden Effekte politischer Maßnahmen in ihren Auswirkungen auf das Geschlechterverhältnis evaluiert und Maßnahmen, die es nicht enthierarchisieren, ausgeschieden, - erübrigt sich die Kontrolle, ob die Gender-Perspektive integrierter Bestandteil aller politischer Aktivitäten ist. 3.3.2 3.3.2 Voraussetzungen von Mainstreaming Mainstreaming ist eine Strategie, die das Einlassen auf Institutionen und das Mitmachen innerhalb dieser Institutionen voraussetzt, eine nicht ganz unumstrittene Voraussetzung, denn die Frauenbewegung als starke politische Kraft lebte gerade von der kritischen Distanz zur etablierten Politik und ihren Institutionen. Sie kämpft um Freiräume und die Erweiterung des Politischen, um das, was bislang privat gehalten wurde. Eine feministische Gegenöffentlichkeit ist durch Frauen in den Institutionen sicher nicht herzustellen. Mainstreaming paßt sich einerseits also den vorgegebenen Lösungskalkülen an und ist dadurch auch immer beschränkt, andererseits nutzt es die gegebenen Kalküle für die Geschlechterfrage. Und diese Nutzung kann neue Potentiale eröffnen. Gerade wenn die vorhandenen Kalküle daraufhin geprüft werden, an welchen Stellen sie geschlechtsspezifische Auswirkungen produzieren, dann werden Veränderungen sichtbar, die sonst im Nebel des "Normalen" gar nicht zur Debatte stehen. Solche Analyse des "Gendering-Prozesses" ist höchst anspruchsvoll und keine einfache Aufgabe. Mainstreaming ist eine Strategie der Geschlechterpolitik. Diese Strategie entlastet keineswegs von der politischen Debatte und Entscheidung über die Art der Veränderung des Geschlechterverhältnisses. Die quantitative Gleichstellung der Geschlechtergruppen ist dabei in vielen Fällen noch kein Beleg für reale Chancengleichheit. Wer Geschlecht als Strukturkategorie zur Analyse von geschlechtsspezifischen Herrschaftsverhältnissen benutzt, muß über den Nachweis statistischer Ungleichheit der Geschlechter weit hinausgehen. Ohne eine ausgewiesene Gesellschaftstheorie und eine Theorie der Geschlechterverhältnisse lassen sich nämlich die ausgewiesenen Geschlechterdifferenzen in Arbeitsmarkt-, Gesundheits-, Wohlfahrtsstatistiken nicht interpretieren. Die schlichte Forderung, daß Männer- und Frauenanteile in jeder zählbaren Weise gleichzumachen sind, trägt nicht weit. Selbst wenn z. B. genauso viele Frauen wie Männer Top-Positionen innehätten, sich aber gleichzeitig der bereits absehbare Trend verstärkt, daß diese Frauen auf Kinder verzichten, während Männer durchaus Väter sind, ist der Männer-Frauen-Vergleich unzureichend: Er müßte durch einen Vergleich von Vätern und Müttern vertieft werden. Ebenso zeigen die mangelhaften Erfolge aller Bemühungen, junge Frauen in sogenannten Männerberufen zu fördern, daß die korrespondierende Strategie, nämlich junge Männer in traditionellen Frauenberufen zu fördern, bislang fehlt. Auch in den nordischen Ländern ist diese Strategie bislang fehlgeschlagen. Es ist allerdings logisch, daß die quantitativ stärkere Besetzung von Männerplätzen durch Frauen nur möglich ist, wenn Männer auch Frauenplätze besetzen. Dies aber sind politische Entscheidungen, zu deren Durchsetzung Mainstreaming als Strategie geeignet ist, die aber keineswegs durch Mainstreaming ersetzt werden können: Wenn Verfahren kontrolliert und Zielgrößen ermittelt werden, müssen die Kriterien der Kontrolle bereits gegeben sein, diese lassen sich allerdings nur aus einer Genderorientierung in der Jugendhilfeplanung und Jugendpflege in Niedersachsen www.genderorientierung.de Mit freundlicher Genehmigung der Autorin. Quelle: Barbara Stiegler: Frauen im Mainstreaming : politische Strategien und Theorien zur Geschlechterfrage, Abt. Arbeits- und Sozialforschung der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn 1998. 21 klaren Analyse der Geschlechterverhältnisse und einer visionären Geschlechterperspektive entwickeln. Ein wirksamer Mainstreamingprozeß hat darüberhinaus drei wichtige Voraussetzungen. Er erfordert - Fachwissen, - Gender-Kompetenz, - Macht, und zwar bei allen an Entscheidungen und Prozessen Beteiligten. Fachwissen Das Problem der Differenz von Experten und Laien, das sich nicht zuletzt auch am Problem der Fachsprache zeigt, wird im Mainstreaming sehr deutlich: Die Querschnittsaufgabe Gleichstellung erfordert das Allround-Wissen in allen Fachbereichen und das je spezifische und detaillierte Wissen aus der Geschlechterforschung. Je mehr Fachwissen da ist, desto leichter kann es in Verbindung mit den Gender-Kenntnissen zur kritischen Analyse beitragen. Fachwissen innerhalb der verschiedensten Bereiche ist für die Gleichstellungsarbeit im Mainstreaming unerläßlich, und es ist nicht selbstverständlich, daß dieses Wissen in einer Person vereint ist. Gleichstellungsbeauftragte z. B. müssen sich oft einer Übermacht an Experten gegenüber behaupten. Einerseits muß die Gleichstellungsbeauftragte Expertinnen hinzuziehen dürfen, um das Ungleichgewicht etwas auszugleichen, andererseits muß sich auch das Expertenwissen öffnen und transparent werden bzw. die Defizite erkennen, die im Bereich der Geschlechterfrage bestehen. Neben dem Fachwissen ist auch ein anderes Wissen erforderlich, nämlich das Prozeß- oder Verfahrenswissen. Die Bewegung der Frauen in den Institutionen zeigt deutlich, daß Frauen das schon seit Jahrzehnten erkannt haben. So haben Gewerkschafterinnen zunächst ihre Erfahrungen und Kenntnisse mit der Organisationsstruktur ihrer Gewerkschaft ausgetauscht, sich darin gegenseitig fit gemacht und bestärkt, um dann ihre Anliegen entsprechend durchzusetzen (Pilwousek 1998). Die Gewerkschafterinnen, die aus den Anfängen der Bewegung erzählen, kannten die Spielregeln ihrer Organisation, die Antragshandhabung, das Lobbying und die vielen kleinen taktischen Züge, die dazugehören. Beides haben sie gebraucht: einerseits den Prozeß des gegenseitigen Austauschens und der Zielformulierung ihrer Interessen innerhalb der Gewerkschaft, zum anderen die Kenntnisse der Organisation, der Spielregeln und der taktischen Züge. Gender-Kompetenz Wie jedes Ressort über Fachwissen verfügt, gibt es auch die Verfügung über Gender-Kenntnisse: Die Erkenntnisse über die geschlechtshierarchischen Verhältnisse werden immer umfangreicher und erschöpfen sich nicht in der Kenntnis von Ergebnissen aus Umfragen über das, was Frauen wollen. Gender-Studies an Universitäten haben ein umfangreiches Curriculum und sind in anderen Ländern viel weiter entwickelt als in der Bundesrepublik Deutschland. Daß die herrschenden Wissenschaften Genderorientierung in der Jugendhilfeplanung und Jugendpflege in Niedersachsen www.genderorientierung.de Mit freundlicher Genehmigung der Autorin. Quelle: Barbara Stiegler: Frauen im Mainstreaming : politische Strategien und Theorien zur Geschlechterfrage, Abt. Arbeits- und Sozialforschung der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn 1998. 22 androzentrische Blickweisen haben, also die Lebenssituation von Frauen ausblenden und die von Männern zur Norm erheben, kann als erwiesen gelten, und es gibt bereits eine Fülle von Erkenntnissen, die auf einer feministischen kritischen Perspektive basieren. Gender-Kompetenz ist also die Fähigkeit zum Umgang mit den vielfältigen Erkenntnissen aus der Frauen- und Geschlechterforschung und mit den Erfahrungen von Frauen. Die Nutzung dieses Wissens setzt allerdings das Bewußtsein voraus, daß das Geschlechterverhältnis ein politisches Problem ist, das der gesellschaftlichen Lösung und nicht der privaten, individuellen bedarf. Gender muß als Strukturkategorie verstanden werden, die alle gesellschaftlichen Verhältnisse durchzieht. GenderKompetenz in Mainstreaming-Verfahren bedeutet aber auch, daß bestehende Erkenntnislücken ausgewiesen werden. Je mehr der kritische Geschlechterblick in allen Bereichen geschärft wird, desto deutlicher kommt auch zum Vorschein, wie wenig detailspezifische Erkenntnisse vorhanden sind. In diesen Fällen müssen neue Erhebungsfragen formuliert werden, Datenanalysen gefordert werden und vorhandenes Wissen unter veränderten Fragestellungen analysiert werden. Der Ausweis solcher Wissenslücken oder Hinweis auf die fehlenden Daten im Mainstreaming-Prozeß heißt jedoch nicht, daß die Frauen in den entsprechenden Gremien diese Daten beizubringen haben. Vielmehr ist es Aufgabe der jeweiligen Institutionen, der Abteilungen oder der Verwaltungseinheiten, die das infrage stehende Projekt zu verantworten haben. Zur Gender-Kompetenz im Mainstreaming-Prozeß gehört jedoch nicht nur die Präsenz von Erkenntnissen und die Fähigkeit, Lücken zu finden, sondern auch die Kompetenz im Umgang mit den Geschlechterbeziehungen. Wer in gemischtgeschlechtlichen Gruppen arbeitet, braucht sowohl das Wissen um geschlechtshierarchische Beziehungsmuster, frauendiskriminierende Redeweisen und verbale wie nonverbale Umgangsformen als auch die Fähigkeit, sich diesen gegenüber zu behaupten und sie zu verändern. Wenn zum Beispiel die Geschlechterproblematik an den letzten Tagesordnungspunkt zurückgestellt wird, korrespondiert das häufig mit der Zurückweisung der Argumente, die Frauen generell und speziell zu Geschlechterfragen einbringen oder mit der demonstrativen Protektion von anderen Frauen, die gerade dies nicht tun. Wenn männliche Mitglieder eines Gremiums eine solche geballte Gegenmacht aufbauen, so müssen Frauen ihr standhalten, sie durchschauen und ihr entgegenwirken. Gleichzeitig geht es darum, männlichen Mitgliedern ihre eigenen Verhaltensweisen transparent zu machen, damit sie begreifen, daß sie mit ihrem Verhalten auch die Politik eines Gremiums beeinflussen. Frauen brauchen darüber hinaus die Fähigkeit, die Abwertungen, die ihnen als Geschlecht gelten, nicht als Abwertung der eigenen Person zu erfahren. Macht Mainstreaming braucht die Unterstützung von Frauenzusammenhängen. Auf EG-Ebene bedeutet Mainstreaming unter anderem, die Koordinierungspotentiale dieser Ebene zu nutzen. Damit ist genau benannt, wovon Mainstreaming leben kann: von der Sensibilität der Frauen für ihre jeweilige Situation und der Stärkung ihrer Netzwerke. Es gibt viele Formen, ein solches Networking zu betreiben, entscheidend ist, daß Frauen die Orte, die Zeit und die Mittel bekommen, sich zu einer bestimmten frauen- und geschlechtsspezifischen Problematik auszutauschen und daran zu arbeiten. Ohne einen Ort, ohne die Zeit und die organisatorischen Mittel für die Arbeit an der Geschlechterfrage in der jeweiligen Organisation bleiben sowohl Mainstreaming-Politik ohne legitimierenden Unterbau als auch Gleichstellungsbeauftragte einsame Kämpferinnen. Die Definitionsmacht von Problemen ist im Genderorientierung in der Jugendhilfeplanung und Jugendpflege in Niedersachsen www.genderorientierung.de Mit freundlicher Genehmigung der Autorin. Quelle: Barbara Stiegler: Frauen im Mainstreaming : politische Strategien und Theorien zur Geschlechterfrage, Abt. Arbeits- und Sozialforschung der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn 1998. 23 Mainstreaming-Prozeß nicht automatisch gegeben. Dazu brauchen die dort arbeitenden Frauen und Männer politisch legitimierte Vorgaben, die wiederum durch andere Prozesse herbeigeführt werden müssen als durch den Mainstreaming-Prozeß selber. Mainstreaming heißt dann, daß allen Operationen im politischen Raum der "Zwangsgedanke": Was bedeutet dieses für das Geschlechterverhältnis? eingegeben wird. In diesem Zwang liegt bereits eine gewisse Macht, allerdings nicht in dem Sinne, daß dadurch die Gleichstellung der Geschlechter oder die Aufhebung der geschlechtshierarchischen Verhältnisse gesichert wäre. 3.3.3 Ansätze zu einer Realisierung von Mainstreaming Die Voraussetzungen für den Idealfall einer Mainstreamingpolitik sind jedoch noch lange keine politische Realität, weder auf der EU-Ebene noch in den nordischen Ländern, die in der Gleichstellungspolitik bereits seit längerer Zeit nach dem Mainstreaming-Prinzip verfahren (Laxén 1997). So werden in Schweden und Dänemark zur Zeit Projekte entwickelt, deren Ziel es ist, Methoden des Mainstreaming zu erarbeiten. Die systematische Analyse der Gleichstellungsimplikation ist ohne Instrumente, die dem jeweiligen Feld angepaßt sind, nicht möglich. Spezielle Datenerhebungen, Mittelflußanalysen, Analysen von Entscheidungsverläufen, Tests, Checklisten und Seminarkonzepte sind immer auf die jeweilige politische Maßnahme abzustimmen. In der Bundesrepublik gibt es für den Bereich der betrieblichen Personalentwicklung bereits Ansätze, die dem Mainstreaming-Prinzip entsprechen, und zwar im Rahmen des Total-E-Quality. Das Ziel ist klar: Frauen sollen in dem Umfang an allen Stellen im betrieblichen System präsent sein können wie Männer. Bereits ein scheinbar so simples Ziel ist nicht mit einer Maßnahme oder einem speziellen Schritt zu erreichen, es erfordert vielmehr die detaillierte Analyse von vielen Prozessen, Verfahren und Vorgehensweisen, die wiederum betrieblich sehr heterogen sind. Eine spezifische Gestaltung von Personalauswahl und Stellenbesetzungsverfahren, die Frauen fördern soll, wird hier entwickelt. Diese Praktiken sind vielfältig und verändern die üblichen, geschlechtsunsensiblen Verfahren (Krell 1998). Mainstreaming oder Gender-Controlling in der Mittelvergabe bedeutet, daß geprüft wird, ob die Hälfte der verfügbaren Mittel an Frauen fließt, eine statistisch erfaßbare Größe. Stimmt das Ergebnis nicht mit dem Ziel überein, müssen in einem weiteren Schritt Förderkriterien und Vergabepraktiken überprüft und verändert werden, solange sie Frauen daran hindern, an den Mitteln zu partizipieren. Auch das Vorhalten von Sondertöpfen nur für Frauen, wie es bei europäischen Fonds mit 15% der Mittel angestrebt wird, ist eine Maßnahme im Sinne des Mainstreaming, die dazu führen soll, daß Frauen gleichgestellt werden. Positive Aktionen für Frauen haben in der Mainstreaming-Strategie ihren Platz, wenn ihr Stellenwert in der Gleichstellungspolitik klar ist. So erfordert beispielsweise die Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewaltverhältnisse sowohl die Veränderung von Rahmenbedingungen wie etwa die finanzielle Abhängigkeit von Ehefrauen, als auch konkrete Hilfen für die von Männergewalt betroffenen Frauen und ihre Kinder bis hin zur Therapie der Täter. Genderorientierung in der Jugendhilfeplanung und Jugendpflege in Niedersachsen www.genderorientierung.de Mit freundlicher Genehmigung der Autorin. Quelle: Barbara Stiegler: Frauen im Mainstreaming : politische Strategien und Theorien zur Geschlechterfrage, Abt. Arbeits- und Sozialforschung der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn 1998. 24 Formal gibt es Gender-Control-Maßnahmen bereits seit langem in vielen Kommunen und Ländern. Dort haben Frauen durchgesetzt, daß in Gesetzesentwürfen, Kabinettsvorlagen oder Verordnungen obligatorisch die Frage zu beantworten ist, welche Auswirkungen das Vorhaben auf Frauen hat. Auf den ersten Blick ist dies eine konkrete Form des Gender-Controlling. Allerdings zeigt die Praxis, daß es viel zu wenig greift: Die Frauenbeauftragten müssen erfahren, daß in 99% der Fälle die Frage mit "keine Auswirkungen" beantwortet wird (vgl. Senatsverwaltung Berlin 1998, S. 71). Damit ist der formalen Pflicht Genüge getan. Es besteht, wie diese formale Pflichterfüllung zeigt, ein hohes Maß an Unwissen über die Gendering-Prozesse, über die verborgenen Mechanismen geschlechtsspezifischer Diskriminierung. Auch die Idee, mit Checklisten, in denen potentielle Diskriminierungsmechanismen aufgelistet sind, die Beantwortung der Frage zu erleichtern, ist zwischen den Frauenbeauftragten umstritten. Die Befürchtung, daß eine erneute Formalisierung wiederum die gleichen formalen Reaktionen hervorruft, liegt auf der Hand. Jung (1998) analysiert die Versuche von Verwaltungen, das "Fremde" – in diesem Falle die Problematik geschlechtshierarchischer Verhältnisse – zu integrieren, und sie nennt die Mechanismen der Formalisierung und Verrechtlichung. Gleichstellungsstrategien wie die Aufstellung von Meßgrößen und Standards, die Forderung nach Berichterstattung und die Kontrolle von Rechtsverstößen passen sich genau diesem Mechanismus an. Bleiben sie die einzigen, werden sie kaum durchschlagende Erfolge haben. Um keine "zahnlose Tigerin" (a.a.O., S. 202) zu bleiben, muß die Gleichstellungspolitik die Systemgrenzen der Verwaltungen sprengen können: Momente der Unberechenbarkeit und Innovation, der Präsentation des ganz anderen sind erforderlich, um die männlich geprägten Institutionen zu verändern und um der anderen Hälfte der Bürgerinnen Raum zur Gestaltung zu eröffnen. In der Position der Frauenbeauftragten wird damit noch einmal dieses Dilemma der herrschenden Gleichstellungspolitik deutlich: Ursprünglich als Kontrollinstanz für ein weitgehendes Antidiskriminierungsgesetz vorgesehen, verblieb die Position, obschon das Gesetz nicht durchgesetzt werden konnte. Dadurch erhielt die Gleichstellungsbeauftragte eine doppelte Funktion: die der Kontrolle der - bisher unzulänglichen - Gleichstellungsnormen und die der Initiative, mit der sie etwas erreichen soll, wenn die Normen nicht greifen. Persönlicher Einsatz der Gleichstellungsbeauftragten bleibt damit der entscheidende Faktor, denn das Gesamtsystem der Verwaltung hat sich die Gleichstellungsidee nicht zu eigen gemacht. So wird die Kontrolleurin leicht zur Verantwortlichen und anstelle derjenigen, die gegen Regeln verstoßen, selber angeprangert. Als Teil der Verwaltung spielt sie die Rolle des schlechten Gewissens, als Person ist sie ein sichtbares Zeichen für ein demokratisches Defizit innerhalb der Institution. Sie bleibt so lange eine notwendige Mahnerin, bis die Systeme der Verwaltung die Geschlechterproblematik wirklich als handlungsleitende Idee integriert haben - Mainstreaming-Strategien können diesen Integrationsprozeß tragen. 3.4 Orte für Frauen zur Selbstverständigung, Rückbesinnung und autonomen Praxis Die Frauenbewegung als die gesellschaftliche Praxis der Schaffung autonomer Räume für Frauen ist der sichtbare Beweis dafür, daß von Frauen Gedachtes und Gefühltes unsichtbar gehalten wurde und Genderorientierung in der Jugendhilfeplanung und Jugendpflege in Niedersachsen www.genderorientierung.de Mit freundlicher Genehmigung der Autorin. Quelle: Barbara Stiegler: Frauen im Mainstreaming : politische Strategien und Theorien zur Geschlechterfrage, Abt. Arbeits- und Sozialforschung der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn 1998. 25 daß die Bezugnahme von Frauen aufeinander produktiv und innovativ ist. Sie hat ein Muster geschaffen, das auch für Frauen, die nicht dazugehören, zum kritischen Impuls wird. In Organisationen und Institutionen haben Frauen ihre eigenen Gruppen, Abteilungen oder Gremien gegründet, um sich über ihre Interessen zu verständigen und um von dort aus Einfluß zu nehmen. Ihre Kritik richtet sich immer nicht nur auf die Diskriminierung ihrer Interessen, sondern auch auf die politische Kultur der jeweiligen Organisation, wenn sie frauenausschließende und frauenverachtende Züge trägt. Von männlich geprägten Organisationen Verdrängtes ans Tageslicht zu bringen, die hierarchischen Geschlechterverhältnisse zu verdeutlichen, das ist das Anliegen der Frauen, die sich an eigenen Orten zusammentun. Sie kehren sich dabei nicht verbittert von patriarchalen Institutionen ab, sondern ziehen vielmehr die Energie aus ihren eigenen Zusammenhängen und verfolgen mit langem Atem antipatriarchalische Strategien. Wie die neuen Geschlechtertheorien nun nahelegen, ist das Frau-Sein nun keine hinreichende Basis für die Formulierung frauen- oder geschlechterpolitischer Ziele. Diese lassen sich nicht einfach aus einem globalen und einheitlichen Fraueninteresse ableiten. Eine solche Vorstellung herrschte eher in Köpfen von Männern, die sich selbst zu Frauenpolitikern ernannten. Vielmehr sind Diskriminierungen des Geschlechts und die geschlechtsspezifischen Innovationen sehr vielfältig, teils verborgen, teils unterschiedlich individuell erfahren. Darin liegt der Grund, daß es Räume für Frauen und gegebenenfalls für Männer geben muß, in denen ein je spezifischer Konsens untereinander gefunden werden kann. Das bedeutet, daß unter den je gegebenen Bedingungen und mit den je vorhandenen Erfahrungen der handelnden Frauen die Verständigung über Ziele ihrer Politik erfolgen muß. Ein solcher Ort ersetzt nicht ein quotiertes Gremium, er ist keine Alternative zum Mainstreaming, vielmehr bietet er den Rückhalt und die Rückkoppelung für die frauen- und geschlechterpolitischen Handlungen an anderen Stellen. Eigenständige Frauengremien dienen darüber hinaus der Diskussion um die Evaluation der Strategien der Durchsetzung gemeinsam gefundener Ziele. Sie bilden eine Unterstützung, aber auch ein kritisches Forum für die Frauen, die in quotierten Gremien oder in Mainstreaming-Prozessen arbeiten. Sie können deren Wirkungsmacht ergänzen, wenn sie eigene Ressourcen haben oder mobilisieren. Die Frauen in den quotierten Gremien müssen sich mit den Regeln der dortigen Politik auseinandersetzen, ihre Grenzen zu Innovationen sind enger. Die Phantasie in den Frauengruppen ist demgegenüber weiter, und wenn sie eigenständig über Mittel wie Öffentlichkeit und finanzielle Ressourcen verfügen, können sie auch eine autonome politische Praxis verfolgen. Fazit Mainstreaming ist ein Durchsickern der Geschlechterfrage in bislang männerzentrierte Denkweisen, Organisationsformen und Verfahrensweisen, als solche eine neue, aussichtsreiche Strategie. Sie darf jedoch nicht als einzige sinnvolle und treffsichere dazu benutzt werden, andere erprobte Strategien nun als überflüssig zu bezeichnen. Ebensowenig, wie sie ein Ersatz für Quotierung, normative Festlegungen oder autonome Frauenräume sein kann, ist sie eine Reaktion auf die Erfolge, die Frauen in der Geschlechterfrage erzielt haben. Im Gegenteil, sie setzt an der Erfahrung an, daß die Umsetzung der geschlechtlichen Antidiskriminierung ein viel gewaltigeres und tiefgreifenderen Vorhaben sein muß als bislang geglaubt. Solange die Verästelungen politischer und administrativer Genderorientierung in der Jugendhilfeplanung und Jugendpflege in Niedersachsen www.genderorientierung.de Mit freundlicher Genehmigung der Autorin. Quelle: Barbara Stiegler: Frauen im Mainstreaming : politische Strategien und Theorien zur Geschlechterfrage, Abt. Arbeits- und Sozialforschung der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn 1998. 26 Entscheidungsprozesse, Verfahrensweisen und Gestaltungsformen nicht gründlich auf ihren diskriminierenden Kern durchgearbeitet sind, solange wird es bei der oft gehörten Klage über die mangelhafte Umsetzung des Gleichstellungsparagraphen im Grundgesetz bleiben. Literaturverzeichnis Biester, Elke; Holland-Cunz, Barbara; Sauer, Birgit (Hrsg.) (1994): Demokratie oder Androkratie? Theorie und Praxis demokratischer Herrschaft in der feministischen Diskussion, Frankfurt Dahlerup, Drude (1991): Strategien auf dem Weg von einer kleinen zu einer großen Minderheit. Frauen in der skandinavischen Politik. In: Schaeffer-Hegel, Barbara; Kopp-Degethoff, Heidi (Hrsg.): Vater Staat und seine Frauen. Studien zur politischen Kultur, Pfaffenweiler, S. 71-88 Diemer, Susanne (1996): Frauen-Streit-Kultur: Warum Frauen Streit brauchen. In: Herlt, Sachs, a.a.O., S. 91-105 Fischer, Ute Luise; Kampshoff, Marita; Keil, Susanne; Schmitt, Mathilde (1996): Kategorie: Geschlecht, Opladen Gerschner, Petra; Koch, Angela (1996): Alte Zöpfe neu geflochten. Wider die Entpolitisierung feministischer Theorie und Praxis. In: Herlt, Sachs, a.a.O., S. 189-201 Giligan, Carol (1982/dtsch 1984): Die andere Stimme. Lebenskonflikte und Moral der Frau. München Hasenjürgen, Brigitte (1996): Winners and Losers. Sozialwissenschaftlerinnen an der Hochschule. In: Fischer, Ute Luise u.a., a.a.O. Haug, Frigga (1996): Frauen-Politiken, Hamburg Herlt, Kerstin; Sachs, Anne (Hrsg.) (1996): ReVision Perspektiven feministischer Theorie und Politik in den 90er Jahren, Jenior + Pressler Verlag Hoecker, Beate (1995): Politische Partizipation von Frauen. Kontinuität und Wandel des Geschlechterverhältnisses in der Politik, Opladen Dies. (1998): Frauen, Männer und die Politik, Bonn Holland-Cunz, Barbara (1998): Feministische Demokratietheorie. Thesen zu einem Projekt, Opladen Holland-Cunz, Barbara (1998): Demokratietheorie und feministische Bündnispolitik. In: Wrangel, Ute von u.a., a.a.O., S. 57-80 Genderorientierung in der Jugendhilfeplanung und Jugendpflege in Niedersachsen www.genderorientierung.de Mit freundlicher Genehmigung der Autorin. Quelle: Barbara Stiegler: Frauen im Mainstreaming : politische Strategien und Theorien zur Geschlechterfrage, Abt. Arbeits- und Sozialforschung der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn 1998. 27 Institut für Sozialforschung Frankfurt (Hrsg.) (1994): Geschlechterverhältnisse und Politik, Frankfurt Jansen, Mechtild (1998): Neubewertung und Neuverteilung von Erwerbs- und Familienarbeit zwischen den Geschlechtern. In: Kritische Interventionen (2), a.a.O., S. 47-64 Jung, Dörte (1998): Kommunale Frauenbeauftragte im Spagat zwischen Verrechtlichung und Mainstreaming. In: Wrangel, Ute von u.a., a.a.O., S. 197-211 Keil, Susanne (1996): 'Affidamento' im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Chancen eines Bezugs von Frauen auf Frauen in den Medien. In: Fischer, Ute Luise u.a., a.a.O., S. 57-81 Kemnitz, Heidemarie (1998): Mädchen und Militär. Weiblichkeit im Diskurs um nationale Frauendienste, Wehrerziehung für Mädchen und Frauen in der Bundeswehr. In: Feministische Studien, 1, S. 69-86. Knapp, Gudrun-Axeli (1994): Politik der Unterscheidung. In: Institut für Sozialforschung, a.a.O., S. 262-288 Knaup, Bettina (1998): Frauen und politische Entscheidungsmacht: Von fernen Zielen und drohenden Rückschritten. In: Klingebiel, Ruth, Randiera, Shalini (Hrsg.): Globalisierung aus Frauensicht, Bonn Kommission der Europäischen Gemeinschaften (1997): Chancengleichheit für Frauen und Männer in der Europäischen Union. Jahresbericht der Kommission, Brüssel Kontos, Sylvia (1990): Zum Verhältnis von Autonomie und Partizipation in der Politik der neuen Frauenbewegung. In: Schaeffer-Hegel, Barbara, a.a.O., S. 50-64 Krautkrämer-Wagner, Uta (1989): Die Verstaatlichung der Frauenfrage. Gleichstellungsinstitutionen der Bundesländer – Möglichkeiten und Grenzen staatlicher Frauenpolitik, Bielefeld Kreisky, Eva (1995): Der Staat ohne Geschlecht. In: Kreisky, Eva; Sauer, Birgit (Hrsg.), a.a.O., S. 203223 Kreisky, Eva; Sauer, Birgit (Hrsg.) (1995): Feministische Standpunkte in der Politikwissenschaft, Frankfurt Krell, Gertraude (Hrsg.) (1997): Chancengleichheit durch Personalpolitik, Wiesbaden Kritische Interventionen (2) (1998): Weniger Arbeit – weniger Demokratie, Hannover Lang, Sabine (1996): Politische Öffentlichkeit und Geschlechterverhältnis. Überlegungen zu einer Politologie der öffentlichen Sphäre. In: Zentrum für interdisziplinäre Frauenforschung, a.a.O., S. 27-51 Genderorientierung in der Jugendhilfeplanung und Jugendpflege in Niedersachsen www.genderorientierung.de Mit freundlicher Genehmigung der Autorin. Quelle: Barbara Stiegler: Frauen im Mainstreaming : politische Strategien und Theorien zur Geschlechterfrage, Abt. Arbeits- und Sozialforschung der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn 1998. 28 Lautmann, Rüdiger (1989): Die Gleichheit der Geschlechter und die Wirklichkeit des Rechts. Opladen Laxén, Marianne (1997): Mainstreaming der Gleichberechtigung – ein neues nordisches Produkt. In: MFJWS des Landes Schleswig-Holstein (Hrsg.): Dokumentation Baltic Sea Women’s Conference, S. 48-50 Libreria delle donne di Milano (1996): Das Patriarchat ist zu Ende, Rüsselsheim Lorber, Judith (1998): Kontinuitäten, Diskontinuitäten und Konvergenzen in neueren feministischen Theorien und in feministischer Politik. In: Feministische Studien, 1, S. 39-54 Macha, Hildegard (1998): Frauen und Macht – die andere Stimme in der Wissenschaft. In: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 22-23, S. 12-21 Maihofer, Andrea (19949: Geschlecht als Existenzweise. Einige kritische Anmerkungen zu aktuellen Versuchen zu einem neuen Verständnis von "Geschlecht". In: Institut für Sozialforschung (Hrsg.), a.a.O., S. 168-188 Penrose, Virginia (1994): Differenzen im Demokratieverständnis ost- und westdeutscher Politikerinnen. In: Biester, Elke, a.a.O., S. 19-35 Phillips, Anne (1995): Geschlechts und Demokratie, Hamburg Pilwousek, Ingelore (Hrsg.) (1998): Wir lassen und nicht alles gefallen. 18 Münchener Gewerkschafterinnen erzählen aus ihrem Leben, München Rodriguez, Encarnación Gutiérrez (1996): Frau ist nicht gleich Frau, nicht gleich Frau, nicht gleich Frau … Über die Notwendigkeit einer kritischen Dekonstruktion in der feministischen Forschung. In: Fischer, Ute Luise, a.a.O., S. 163-191 Rudolph, Clarissa (1996): Zur Gestaltbarkeit frauenpolitischer Prozesse am Beispiel der Verfassungsdiskussion. In: Penrose, Virginia, a.a.O., S. 199-219 Sauer, Birgit (1994): Was heißt und zu welchem Zweck partizipieren wir? Kritische Anmerkungen zur Partizipationsforschung. In: Biester, Elke u.a. (Hrsg.,), a.a.O., S. 99-131 Dies. (1995): Geschlecht als Variable oder Strukturkategorie? "Political Culture Revisited". In: Kreisky, Sauer, a.a.O., S. 161-203 Dies. (1996): Immer noch unbeschreiblich – Weibliches Politikverständnis: Gibt es das? In: Herlt, Sachs, a.a.O., S. 21-49 Genderorientierung in der Jugendhilfeplanung und Jugendpflege in Niedersachsen www.genderorientierung.de Mit freundlicher Genehmigung der Autorin. Quelle: Barbara Stiegler: Frauen im Mainstreaming : politische Strategien und Theorien zur Geschlechterfrage, Abt. Arbeits- und Sozialforschung der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn 1998. 29 Schaeffer-Hegel, Barbara u.a. (1990): Vater Staat und seine Frauen, Pfaffenweiler Schaeffer-Hegel, Barbara u.a. (1995): Frauen mit Macht. Zum Wandel der politischen Kultur durch die Präsenz von Frauen in Führungspositionen, Pfaffenweiler Schäfer, Eva (1998): Postmoderne Implikationen im Feminismus – der ostdeutsche Kontext. In: Feministische Studien, 1, S. 95-106 Schmiedhofer, Martina (1998): Und wo bleibt die Schwesternschaft, die trägt? Frankfurter Rundschau, Dokumentation, 4. September 1998 Schöler-Macher, Bärbel (1994): Die Fremdheit der Politik. Erfahrungen von Frauen in Parteien und Parlamenten, Weinheim Senatsverwaltung für Arbeit, Berufliche Bildung und Frauen (1997): Gleichstellungsgesetzgebung – Bilanz und Fortentwicklung. Dokumentation der Fachtagung zu den Gleichstellungsgesetzen der Länder und des Bundes vom 10.–12. September 1997, Berlin Wartenpfuhl, Birgit (1996): Destruktion – Konstruktion – Dekonstruktion. Perspektiven für die feministische Theorieentwicklung. In: Fischer, Ute Luise, a.a.O., S. 191-211 Weber, Ulla; Esch, Marion, Schaeffer-Hegel, Barbara (1998): Politikerin als Beruf. Ergebnisse einer Untersuchung zur politischen Bildung und Professionalisierung von Frauen für die Politik. In: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 22-23, S. 3-11 Wilde, Gabriele (1995): Geschlecht und das Prinzip der Ungleichheit. Zur Problematik der Gleichheit in demokratietheoretischen Ansätzen. In: Kreisky, Sauer, a.a.O., S. 122-161 Wrangell, Ute von u.a. (Hrsg.) (1998): Frauenbeauftragte. Zu Ethos, Theorie und Praxis eines jungen Berufes, Königstein Young, Brigitte (1995): Staat, Ökonomie und Geschlecht. In: Kreisky, Sauer (Hrsg.), a.a.O., S. 255281 Young, Iris Marion (1994): Geschlecht als serielle Kollektivität: Frauen als soziales Kollektiv. In: Institut für Sozialforschung, a.a.O., S. 221-262 Zentrum für Interdisziplinäre Frauenforschung der Humboldt-Universität in Berlin (Hrsg.) (1996): Politische Kultur – Demokratie – Geschlechterverhältnis. Frauenpolitische Schriften, Bd. 2, Berlin Genderorientierung in der Jugendhilfeplanung und Jugendpflege in Niedersachsen www.genderorientierung.de Mit freundlicher Genehmigung der Autorin. Quelle: Barbara Stiegler: Frauen im Mainstreaming : politische Strategien und Theorien zur Geschlechterfrage, Abt. Arbeits- und Sozialforschung der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn 1998. 30 Lesehinweis: Stiegler, B.: Zur Aufhebung des Eheprivilegs im Grundgesetz, herausgegeben vom Forschungsinstitut der Friedrich-Ebert-Stiftung, Abt. Arbeits- und Sozialforschung, Juni 1992 Stiegler, B.: Vom gesellschaftlichen Umgang mit den Qualifikationen von Frauen – eine Kritik des herrschenden Qualifikationskonzeptes, herausgegeben vom Forschungsinstitut der Friedrich-EbertStiftung, Abt. Arbeit und Sozialforschung, November 1992 Stiegler, B.: Zur Zukunft der Hausarbeit, herausgegeben vom Forschungsinstitut der Friedrich-EbertStiftung, Abt. Arbeits- und Sozialforschung, März 1993 Stiegler, B.: In Zukunft wieder Reservearmee? – Frauen und demographischer Wandel, herausgegeben vom Forschungsinstitut der Friedrich-Ebert-Stiftung, Abt. Arbeits- und Sozialforschung, August 1993 Stiegler, B.: Die Doppelverdienerin – Zur geschlechtshierarchischen Verdienstdifferenz, herausgegeben vom Forschungsinstitut der Friedrich-Ebert-Stiftung, Abt. Arbeits- und Sozialforschung, Dezember 1993 Stiegler, B.: Berufe brauchen kein Geschlecht – Zur Aufwertung sozialer Kompetenzen in Dienstleistungsberufen, herausgegeben vom Forschungsinstitut der Friedrich-Ebert-Stiftung, Abt. Arbeits- und Sozialforschung, Dezember 1994 Stiegler, B.: Der Tauschwert sozialer Qualifikation. Die Tarifierung einer vermeintlich weiblichen Kompetenz, herausgegeben vom Forschungsinstitut der Friedrich-Ebert-Stiftung, Abt. Arbeits- und Sozialforschung, Juli 1996 Stiegler, B.: Das Geschlecht als Bremse? Lebenswirklichkeiten junger Frauen und gewerkschaftliche Organisation, herausgegeben vom Forschungsinstitut der Friedrich-Ebert-Stiftung, Abt. Arbeits- und Sozialforschung, September 1996 Stiegler, B.: Das 654-Milliarden-Paket. Über den Wert der in privaten Haushalten geleisteten hauswirtschaftlichen Arbeit und deren gesellschaftliche Organisation, herausgegeben vom Forschungsinstitut der Friedrich-Ebert-Stiftung, Abt. Arbeits-und Sozialforschung, Mai 1997 Stiegler, B.: Die verborgene Armut der Frauen, Friedrich-Ebert-Stiftung, Abt. Arbeits- und Sozialforschung, Januar 1998. Stiegler, B.: Die verborgenen Schätze der Frauen Über die Aufwertung der Qualifikationen aus der Familienarbeit in der Erwerbsarbeit, Friedrich-Ebert-Stiftung, Abt. Arbeits- und Sozialforschung, Februar 1998 Genderorientierung in der Jugendhilfeplanung und Jugendpflege in Niedersachsen www.genderorientierung.de Mit freundlicher Genehmigung der Autorin. Quelle: Barbara Stiegler: Frauen im Mainstreaming : politische Strategien und Theorien zur Geschlechterfrage, Abt. Arbeits- und Sozialforschung der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn 1998. 31 Stiegler, B.: Heim zur Arbeit. Telearbeit und Geschlechterverhältnis, Friedrich-Ebert-Stiftung, Abt. Arbeits-und Sozialforschung, November 1998 Zur Autorin: Dr. Barbara Stiegler, Dipl.-Psychologin, Dipl.-Pädagogin, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Arbeits- und Sozialforschung der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn. Arbeitsschwerpunkt: Frauenforschung Genderorientierung in der Jugendhilfeplanung und Jugendpflege in Niedersachsen www.genderorientierung.de Mit freundlicher Genehmigung der Autorin. Quelle: Barbara Stiegler: Frauen im Mainstreaming : politische Strategien und Theorien zur Geschlechterfrage, Abt. Arbeits- und Sozialforschung der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn 1998. 32