Asteroidengürtel 29. Ausgabe 27. Juni 2012 Mitteilungsblatt der AVT Jugendgruppe Tübinger Sternchen Lieber Sternfreund, im Jahr 1800 wurde eine eigene Polizeiabteilung zur Suche nach einem Vermissten gegründet. Das Besondere an dieser Truppe war nicht nur deren Name: „Die Himmelspolizey“, sondern auch deren Aufgabe. Gesucht wurde ein Planet unseres Sonnensystems. Einen Kometen kann man auf seiner weitreichenden Bahn sicher auch einmal verlieren, aber einen ganzen Planeten? Um etwas richtig zu stellen. Niemand hatte den Verschollenen zuvor schon einmal gesehen, er hat sich also nicht verlaufen oder wurde geklaut. Nur wegen des ungewöhnlich großen Abstandes zwischen der Mars- und der Jupiterbahn glaubte man, hier fehlt doch noch einer! Der Verdacht war nicht ganz neu. Schon der geniale Astronom „Johannes Kepler“ behauptete: „Ich bin kühner geworden und setzte zwischen Mars und Jupiter einen neuen Planeten“. Seit dem letzten „Tübinger Sternchen“ mit den Erlebnissen der Wissenschaftler zu den beiden Venustransits im 18.Jahrhundert wissen wir, wie tapfer und kühn Astronomen sein können. Der gesuchte Planet war jedoch auch 200 Jahre nach Keplers mutiger Behauptung noch immer nicht entdeckt. So wurde im Jahr 1800 auf einer Versammlung europäischer Astronomen eine organisierte Suche nach dem Verschollenen beschlossen. Der Erfolg stellte sich überraschend schnell ein. Nachdem für den italienischen Astronomen und Priester „Giuseppe Piazzi“ die arbeitsreiche Weihnachtszeit vorüber war, wollte er an seinem Sternenkatalog weiterarbeiten. Dabei entdeckte er durch Zufall in der Neujahrsnacht von 1800/1801 ein lichtschwaches Objekt, welches sich langsam vor dem Sternenhintergrund bewegte. Die Zusammenarbeit mit der „Himmelspolizey“ funktionierte hervorragend, so dass durch gemeinsame Beobachtungen der Abstand zu dem neuentdeckten Himmelskörper schnell festgestellt werden konnte. Zur Freude der Astronomen befand er sich genau in der vorhergesagten Entfernung zur Sonne, damit war der Vermisste endlich entdeckt. Von seinem Entdecker Piazzi erhielt der neue Planet den Namen „Ceres“, nach der römischen Göttin für das Wachsen von Pflanzen. Doch es folgten noch weitere Überraschungen. Schon im nächsten Jahr fand Wilhelm Olbers aus Bremen zwei weitere Kandidaten, welche „Pallas“ und „Vesta“ genannt wurden. Damit nicht genug, es wurden immer neue Planeten gefunden. Langsam wurden es zu viele - und für richtige Planeten waren sie eigentlich auch zu klein. Die neuen Mitglieder des Sonnensystems wurden zur Klasse der Kleinplaneten, Planetoiden bzw. Asteroiden degradiert (der Name Asteroid kommt aus dem griechischen, was zu Deutsch „Sternähnlich“ bedeutet). Bis heute wurden ca. 600.000 Kleinplaneten entdeckt, die Mehrzahl davon in der Lücke zwischen Mars und Jupiter, dem Asteroidengürtel. Ihre Größe reicht von wenigen Metern bis zu knapp 1.000km. Selbst die Erdbahn kreuzen einige und könnten bei einer Kollision zur Gefahr für uns werden. Zum Glück sind es meistens Winzlinge, welche in der Erdatmosphäre verglühen. Vorsichtshalber wird der Himmel ständig mit automatischen Suchprogrammen überwacht, sozusagen unsere moderne „Himmelspolizey“. Solange uns die kühnen Astronomen gut bewachen, können wir beruhigt sein, dass uns der Himmel nicht (unvorbereitet) auf den Kopf fällt. Dein Ludwig. Inhalt Seite 3 Der Mond im Juli 2012. 3 Besondere Ereignisse im Juli 2012. 3 Planeten im Juli 2012. 4 Der fehlende Planet. 4 Die Titus-Bode Reihe. 5 Asteroiden, Planetoiden oder Kleinplaneten. 6 Hinweise. Der Mond im Juli 2012. 03.07.2012 11.07.2012 19.07.2012 26.07.2012 Vollmond abnehmender Halbmond Neumond zunehmender Halbmond Besondere Ereignisse im Juli 2012. Am 5. Juli ist die Erde auf ihrer Bahn am weitesten von der Sonne entfernt. Am 15. Juli wir Jupiter von dem Mond bedeckt. Früh aufstehen ist angesagt! Beginn der Bedeckung um 3:40 Uhr MESZ Ende der Bedeckung um 4:15 Uhr MESZ Kallisto taucht als letzter der vier hellsten Jupitermonde um 4:40 Uhr MESZ wieder auf. Planeten im Juni 2012. Merkur ist zu nahe der Sonne und kann nicht beobachtet werden. Nachdem sich Venus zum ihrem wichtigen Termin im Vormonat für die meisten Beobachter hinter einer dicken Wolkenschicht versteckte, strahlt sie jetzt am Morgenhimmel. Am 12. Juli erreicht sie schon wieder ihre größte Helligkeit Am 15. Juli befindet sich Jupiter und Mond nahe bei Venus. Mars hält sich nur noch in der ersten Nachthälfte auf. Er wird immer leuchtschwächer und sein Durchmesser im Teleskop kleiner. Jupiter ist am Morgenhimmel zu sehen. Am 15. Juli wird er von dem Mond bedeckt, siehe Oben. Am 1. Juli ist sein Abstand zur Venus, welche ihn locker an Helligkeit übertrumpft, am geringsten. Saturn ist am Abendhimmel zu sehen. Uranus geht um die Mitternachtsstunden auf und ist im Sternbild Wahlfisch zu finden. Auch Neptun lässt sich wieder blicken. Sein Aufgang verlagert sich in die erste Nachthälfte. Der fehlende Planet. Diagramm1 20 19 Vielleicht ist dir schon einmal die große Lücke zwischen Mars und Jupiter aufgefallen. Im Jahre 1766 machte sich auch Herr „Johann Daniel Titus“ darüber Gedanken und entdeckte eine einfache mathematische Formel mit welcher die Abstände der bis dahin bekannten Planeten ziemlich genau darstellt werden können. Der Astronom „Johann Elert Bode” machte diese Formel bekannt. Uranus 18 17 16 15 14 13 12 11 AE 10 9 Saturn 8 7 6 5 Jupiter 4 ? 3 2 1 0 0 1 Merkur 2 Venus 3 Erde 4 5 6 7 8 Berechnung: Titus Bode Reihe d = 0,3 x k +0,4 9 Mars Die Titus-Bode Reihe. Unter dem Namen „Titus-Bode Reihe“ ist das Ergebnis dieser Formel auch den heutigen Astronomen noch ein Begriff. Auch hier fehlt in der schon von Kepler erwähnten Lücke ein Planet (siehe Diagramm1). Die Formel ist recht einfach. 0,3 mit „k“ multipliziert und noch 0,4 dazu addiert, schon haben wir es - das Ergebnis. Dabei ist der Wert „k“ für Merkur 0, Venus 1 und für die nächsten Planeten immer der doppelte Wert des Vorhergehenden. Also für die Erde:02, Mars: 4, Planet X: 8, Jupiter: 16, Saturn: 32. Das Ergebnis ist die Entfernung der Planeten in „Astronomischer Einheit“ (AE). Beispiel Jupiter: 0,3 x 16 = 4,8 und jetzt wird es schwierig! 4,8 + 0,4 = 5,2; Na, war doch machbar, du Zahlenzauberer! Sicher bist du nun auf den Geschmack gekommen, darum darfst du noch die restlichen Bahnradien der Planeten der Titus-Bode-Reihe ausrechnen. Wenn nicht, guckst du einfach in der unteren Tabelle und glaubst mir die Ergebnisse! Merkur Venus Erde Mars Planet X Jupiter Saturn Uranus Neptun Abstand nach Titus-Bode Reihe 0,4 Wirklicher Abstand 0,39 0,7 0,72 1 1 1,6 1,52 2,8 2,77 5,2 5,2 10 9,54 19,6 64 19,19 30,06 Lustig, keiner weiß warum die Rechnung so gut bis zum Planeten Uranus funktioniert. Wen es in der Mathematik Zufälle gibt, liegt hier einer vor. Doch bei Neptun stimmt das Ergebnis nicht mehr. Uranus und Neptun waren aber 1766, als „Johann Daniel Titus“ die Formel entwickelte, noch nicht entdeckt. Somit sei Herrn Titus verziehen! So, und da ich weiß wie beliebt diese lustigen Rechnungen bei euch sind, wollen wir noch schnell den Masseverlust der Sonne über ihre gesamte Lebenszeit berechnen, oder hatten wir das schon? Asteroiden, Planetoiden oder Kleinplaneten. Bis zum 17. Juni 2012 wurden 587.271 Asteroiden im Sonnensystem entdeckt (lt. Wikipedia), vermutlich gibt es mehrere Millionen. Die Gesamtmasse aller Planetoiden im Asteroidengürtel wird auf etwa 0,002 Erdmassen geschätzt, zu wenig für einen großen Planeten. Möglicherweise verhinderte der dicke Jupiter sein Wachstum, bevor sich die einzelnen Gesteinsbrocken in der Nachbarschaft des Gasriesen zu einem größeren Gebilde verbinden konnten. Die meisten Asteroiden finden wir zwischen Mars und Jupiter im Asteroidengürtel. Doch nicht nur dort sind diese Kleinplaneten (nicht mit Zwergplaneten verwechseln!) zu finden. Sie ziehen ihre Bahnen durch das ganze Sonnensystem. Auch einige Planetenmonde sehen verdächtig nach Asteroiden aus. Auf ihren lockeren Streifzügen durch das Sonnensystem wurden sie wahrscheinlich von den Planeten eingefangen und zu einem anständigen Lebenswandel gezwungen, sozusagen wie ein Junggeselle der zur falschen Zeit am falschen Ort ist. Auch die Erde hat neben dem Mond zwei weitere dauerhafte Begleiter. Der „Asteroid 2002 AA“ (50m bis 100m Durchmesser) und der etwa 300 m große „2010 SO”. Diese kommen auf ihren komplizierten Bahnen jedoch nie unseren Planeten bedrohlich nahe, für Amateurastronomen ist es daher nicht möglich sie zu beobachten. Doch nahe Begegnungen mit Asteroiden sind durchaus möglich. Diese Erdbahnkreuzer gehören zur Gruppe der Apollo-Familie. So wird am 13. April 2019 ein größerer Asteroid mit 270 Metern Durchmesser die Erde in ca. 30.000 km passieren. Hört sich nach einer Menge Abstand an und mit dem Fahrrad wären wir da auch einige Jahre unterwegs, doch ist das nur der 2,5fache Erddurchmesser. Für zwei Gestirne im sonst dünn besiedelten Weltraum ist das fast ein Streifschuss, unser Mond ist über das 10fache weiter entfernt. Solche Begegnungen mit großen Asteroiden könnten auch einmal schief gehen und geschehen glücklicherweise sehr, sehr selten. Stürzen kleinere Planetoiden auf die Erde, sehen wir sie in der oberen Luftschicht als Sternschnuppen, Meteore oder Boliden verglühen. Nur wenige Objekte schaffen es bis zur Erdoberfläche, sie werden dann Meteorit genannt. Im Schnitt verglüht einmal jährlich in der Atmosphäre ein Meteor, bei der eine Sprengkraft, die etwa einem Viertel der Hiroshima Atombombe entspricht, freigesetzt wird. Das erzeugt zwar einen lauten Donnerknall, doch keine Zerstörung auf der Erdoberfläche. Die Atmosphäre beschützt das Leben unseres Heimatplaneten, eine tolle Einrichtung. Hier ist doch einmal der richtige Zeitpunkt, sich beim Erschaffer der Erde zu bedanken. DANKE! Der von Giuseppe Piazzi entdeckte „Ceres“ mit etwa 950km Durchmesser ist der größte bekannte Asteroid, gefolgt von „Vesta“ und „Pallas“ mit etwas über 500km. „Ceres“ hat eine fast exakte Kugelform, „Vesta“ und „Pallas“ erinnern schon mehr an eine Kartoffel. Noch kleinere Planetoiden sind durchwegs unregelmäßig geformt. Asteroiden mit Durchmesser von über 100km sind nur wenige Hundert bekannt. Die kleinen Planetoiden überwiegen und gehen in die Hunderttausende. Eine festgelegte Untergrenze gibt es nicht, jedoch werden Objekte unter 50m meist nicht mehr als Asteroid, sondern als Meteoroid bezeichnet. Im Unterschied zu den Kometen, bestehen die Kleinplaneten nicht aus schmutzigen Eis, sondern aus Gestein, EisenNickel oder Stein-Eisen. Einige erdnahe Asteroiden wurden schon von Raumsonden besucht. So konnte die NASA Sonde „Galileo“ auf ihrem Weg zum Jupiter, Bilder des unförmigen Asteroiden „Gaspra“ zur Erde funken. Würde es so in deinem Zimmer aussehen, bräuchtest du viel Zeit zum Aufräumen. Eine Kraterlandschaft umgeben von Trümmermaterial. Astronomische Vereinigung Tübingen: www.sternwarte-tuebingen.de Projekt Sternenpark Schwäbische Alb: www.sternenpark-schwaebische-alb.de Hilfe für Einsteiger und Fortgeschrittene www.astronomie.de VDS (Vereinigung der Sternfreunde e.V.) www.vds-astro.de Das Das nächste Treffen der AVT Jugendgruppe, von 17:30Uhr bis 19Uhr am: 16.05.2012 Mittwoch 11.07.2012 Mittwoch 25.07.2012 Mittwoch Ludwig und Katharina Dein Jugendgruppenteam Ludwig und Katharina