Eine Gemeinde in falscher Toleranz - Jesus

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Predigt Rüsselsheim, 15. März 2009
Das Sendschreiben an die Gemeinde in Pergamon:
Eine Gemeinde in falscher Toleranz
Offb. 2, 12 - 17
Liebe Gäste, liebe Gemeindeglieder,
was ist Toleranz? Ich habe dafür folgende, wie ich meine, korrekte Definition gefunden:
Toleranz beschreibt die Fähigkeit, eine Form, oder – bis zur jeweiligen
Toleranzschwelle – viele Formen des Andersseins oder Andershandelns,
insbesondere Herkunft, Religion, Neigungen, Moral oder Überzeugungen, zu
dulden, also nicht zu bekämpfen.1
Das ist eine Tugend, die auch uns Christen auszeichnen sollte. Wir werden ja schließlich in
der Bibel dazu aufgefordert, einander anzunehmen2 und, wenn nötig, einander zu ertragen3.
Genau das ist übrigens die wörtliche Bedeutung des Wortes “Toleranz” - es kommt vom
lateinischen tolerare - ertragen, dulden.
Aber im Übermaß kann auch das Beste schädlich sein. Wenn Gesetze übertreten werden
oder wenn Menschen zu Schaden kommen, dann kann das auf keinen Fall toleriert werden dagegen muß man vorgehen. Das ist ebenso der Fall, wenn in der Gemeinde bewußt und
anhaltend gegen Gottes Wort gehandelt wird. Auch dann ist Toleranz unangebracht. Das
war der Mißstand in der Gemeinde in Pergamon:
Offb. 2, 12 - 17
12 Und an den Leiter der Gemeinde in Pergamon schreibe: Dies sagt, der das
zweischneidige, scharfe Schwert hat: 13 Ich weiß, wo du wohnst: da, wo der
Thron des Satans ist; und du hältst an meinem Namen fest und hast den Glauben
an mich nicht verleugnet, auch in den Tagen des Antipas, meines treuen Zeugen,
der getötet worden ist bei euch, wo der Satan wohnt. 14 Aber ich habe eine
kleine Sache gegen dich: Du hast dort solche, die an der Lehre Bileams
festhalten, der den Balak gelehrt hat, die Söhne Israels zu verführen (oder: ihnen
eine Falle zu stellen), Götzenopfer zu essen und sexuelle Unmoral zu begehen.
15 So hast du auch solche, die gleichermaßen an der Lehre der Nikolaiten
festhalten. 16 Darum kehre um! Wenn aber nicht, komme ich dir bald und werde
sie bekriegen mit dem Schwert meines Mundes. 17 Wer ein Ohr hat, der soll
hören, was der Geist den Gemeinden sagt. Dem, der überwindet, dem werde ich
von dem verborgenen Manna geben; und ich werde ihm einen weißen Stein
geben und auf dem Stein einen neuen Namen geschrieben, den niemand kennt
als der, der ihn bekommt.
FOLIE
Grenzenlose Toleranz ist falsche Toleranz.
1) Der Empfänger (V. 12a)
2) Der Absender (V. 12b)
3) Die Nachricht (V. 13 - 17)
a) Ein Lob (V. 13)
b) Ein Tadel (V. 14 - 15)
1
2
3
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Toleranz
Röm. 15, 7
Kol. 3, 13
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Predigt Rüsselsheim, 15. März 2009
c) Eine Aufforderung (V. 16a)
d) Eine Drohung (V. 16b)
e) Eine weitere Aufforderung (V. 17a)
f) Zwei Verheißungen (V. 17b)
1) Der Empfänger
(V. 12a)
12 Und dem Leiter der Gemeinde in Pergamon schreibe
Pergamon war die nördlichste der sieben Gemeinden. Der Ort lag 25 km landeinwärts an der
Westküste der heutigen Türkei. Heute heißt er Bergama. Um 29 wurde dort der erste
Tempel des Kaiserkultes gebaut, zur Ehre Roms und des Kaisers Augustus. Es gab auch
heidnische Kulte der Götter Zeus, Athene, Dionysos, Asklepios und Demeter. Pergamon war
also das religiöse Zentrum der Provinz Asia, so, wie Ephesus das Handelszentrum; es war
aber auch die politische Hauptstadt der Provinz. Wir erfahren später noch mehr über
Situation der Gemeinde selbst.
2) Der Absender
(V. 12b)
Dies sagt, der das zweischneidige, scharfe Schwert hat ...
Das erinnert an Kap. 1, 16:
… und aus seinem Mund ging ein zweischneidiges, scharfes Schwert hervor ...
Auch im Grundtext haben wir hier die gleiche Formulierung. Der Hintergrund: Pergamon galt
als “Stadt des Schwertes”, weil das Schwert das Symbol der Regierungsgewalt war
(Provinzhauptstadt!). Der Prokonsul hatte als oberster Beamter das “Recht des Schwertes”;
er konnte die Todesstrafe verhängen ohne ein Gericht.
Das Wort Gottes erkennt die Autorität menschlicher Regierungen an (Röm. 13). Aber
Regierende stehen, wie alle anderen Menschen auch, unter der höchsten Herrschaft des
Herrn Jesus Christus - Ihm gebührt unsere absolute, uneingeschränkte und vorbehaltlose
Loyalität, selbst, wenn uns das in Konflikte mit menschlichen Autoritäten bringt.
Das Schwert ist aber auch ein Symbol des Gerichtes - siehe die Drohung in V. 16.
3) Die Nachricht
(V. 13 - 17)
Sie beginnt wieder mit anerkennenden Worten:
a) Ein Lob (V. 13)
Ich weiß, wo du wohnst: da, wo der Thron des Satans ist; und du hältst an
meinem Namen fest und hast den Glauben an mich nicht verleugnet, auch in den
Tagen des Antipas, meines treuen Zeugen, der getötet worden ist bei euch, wo
der Satan wohnt.
Der Thron des Satans ist ein Symbol der Zentrale der Herrschergewalt des Teufels. Gemeint
ist wahrscheinlich der römische Kaiserkult, der dort seinen asiatischen Mittelpunkt hatte,
sich von dort aus verbreitete und sich mit dem Heidentum vermischte, aber auch der
Kaisertempel. Vor ihm stand der Altar, auf dem alle Menschen dem Kaiser ihren Weihrauch
opfern mußten.
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Predigt Rüsselsheim, 15. März 2009
Die Römer erlaubten den Menschen in den von ihnen eroberten Gebieten, an ihrer Religion
festzuhalten. Aber sie verlangten zusätzlich die Verehrung des Kaisers als Gott. Christen
mußten das natürlich ablehnen. Aus geistlicher Sicht stand hinter diesem Kult, wie auch
hinter jedem Heidentum, der Teufel. Die Bibel sagt das eindeutig:
1. Kor. 10, 19 - 20
19 Was sage ich nun? Daß das einem Götzen Geopferte etwas sei? Oder daß ein
Götzenbild etwas sei? 20 Nein, sondern daß das, was sie opfern, sie den
Dämonen opfern und nicht Gott.
Am letzten Sonntag haben wir gesehen, daß auch die Juden, die die Gläubigen in Smyrna
verfolgten, (ohne es zu wissen) Handlanger Satans waren; sie werden “Synagoge Satans”
genannt.
Eph. 6, 12
Denn unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Gewalten,
gegen die Mächte, gegen die Weltbeherrscher dieser Finsternis, gegen die
geistigen Mächte der Bosheit in der Himmelswelt …
Ich weiß, wo du wohnst: da, wo der Thron des Satans ist;
Er erkennt an: Die Gemeinde in Pergamon hat es besonders schwer, als Christen zu leben.
Diese Anerkennung war sicher wohltuend für die Gläubigen, als der Brief vorgelesen wurde.
… und du hältst an meinem Namen fest und hast den Glauben an mich nicht
verleugnet …
Wir haben noch volle Religionsfreiheit - und doch fällt es uns manchmal schwer, uns zum
Herrn Jesus zu bekennen. Wir kneifen bisweilen, wenn es darauf ankommt, den Mund
aufzumachen, obwohl wir keine wirklich schlimmen Folgen zu befürchten haben. Wie würden
wir uns verhalten, wenn das Bekenntnis zu Jesus uns das Leben kosten könnte oder man uns
mit dem Tod bedrohen würde, wenn wir uns nicht an irgendwelchen heidnischen
Kulthandlungen beteiligen? Niemand von uns kann das im voraus sagen. Aber wer Ihn in
guten Zeiten verleugnet, der wird es in schlechten Zeiten erst recht tun!
… du hältst an meinem Namen fest und hast den Glauben an mich nicht
verleugnet, auch in den Tagen des Antipas, meines treuen Zeugen, der getötet
worden ist bei euch, wo der Satan wohnt.
Antipas war wegen Seines Bekenntnisses zu seinem Herrn getötet worden. Darum nennt der
Herr Jesus ihn “meinen treuen Zeugen”. Das ist ein Titel, den Er selbst trägt (Kap. 1, 5). Er
gibt dem Antipas damit also eine sehr hohe Ehre.
Einem frühen Bericht zufolge war Antipas Zahnarzt gewesen. Er weigerte sich, dem Kaiser
zu opfern. Deshalb wurde er in einen bronzenen Stier eingeschlossen, der dann bis zur
Rotglut erhitzt wurde. Gerade in Pergamon hat die Weigerung der Christen, am Kaiserkult
teilzunehmen, unter Domitian am Ende des ersten Jahrhunderts eine große Verfolgung
ausgelöst.
b) Ein Tadel (V. 14 - 15)
14 Aber ich habe eine kleine Sache gegen dich: Du hast dort solche, die an der
Lehre Bileams festhalten, der den Balak gelehrt hat, die Söhne Israels zu
verführen (oder: ihnen eine Falle zu stellen), Götzenopfer zu essen und sexuelle
Unmoral zu begehen. 15 So hast du auch solche, die gleichermaßen an der Lehre
der Nikolaiten festhalten.
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Predigt Rüsselsheim, 15. März 2009
Warum ist das “eine kleine Sache”? Weil es offensichtlich nicht die ganze Gemeinde betrifft,
sondern nur einen Teil, was natürlich immer noch schlimm genug ist.
Du hast dort solche, die an der Lehre Bileams festhalten, der den Balak gelehrt
hat, die Söhne Israels zu verführen (oder: ihnen eine Falle zu stellen),
Götzenopfer zu essen und sexuelle Unmoral zu begehen.
Als das Volk Israel sich dem verheißenen Land näherte und bei Jericho lagerte (östlich des
Jordan), da wollte der moabitische König Balak den Propheten Bileam anheuern, um Israel zu
verfluchen. Bileam weigerte sich zunächst, weil Gott es ihm verbot. Er ging dann aber doch
mit, nachdem Gott es ihm schließlich erlaubte. Allerdings stellte Gott eine Bedingung: Er
durfte nur das sagen, was Gott ihm sagen würde.
Das führte dazu, daß der Prophet Israel segnete, anstatt es zu verfluchen4. Nach dem, was
wir hier im Brief an die Gemeinde in Pergamon lesen5, hat Bileam dem Balak aber noch
einen guten Rat gegeben, wie er den Israeliten großen Schaden zufügen konnte:
der den Balak gelehrt hat, die Söhne Israels zu verführen (oder: ihnen eine Falle
zu stellen), Götzenopfer zu essen und sexuelle Unmoral zu begehen.
So ist es dann ja auch gekommen:
4. Ms. 25, 1 - 5
1 Und Israel blieb in Schittim. Und das Volk fing an, Unzucht zu treiben mit den
Töchtern Moabs; 2 und diese luden das Volk zu den Opfern ihrer Götter ein, und
das Volk aß und warf sich nieder vor ihren Göttern. 3 Und Israel hängte sich an
den Baal-Peor. Da entbrannte der Zorn des HERRN gegen Israel. 4 Und der HERR
sprach zu Mose: Nimm alle Häupter des Volkes und hänge sie dem HERRN auf
vor der Sonne, damit die Glut des Zornes des HERRN sich von Israel abwende. 5
Und Mose sagte zu den Richtern Israels: Erschlagt sie, jeder seine Leute, die sich
an den Baal-Peor gehängt haben!
24.000 Menschen sind damals dem Zorngericht Gottes zum Opfer gefallen.
Was hatte das mit der Gemeinde in Pergamon zu tun? Wahrscheinlich gab es dort
Menschen, die lehrten, Christen dürften durchaus an Mahlzeiten zu Ehren von Götzen
teilnehmen und sich mit Tempelprostituierten einlassen. Und sicher sind ihnen so manche
Gemeindeglieder gefolgt.
Was für eine Ironie: Sie hatten dem brutalen Druck standgehalten, der sie dazu hatte
bringen wollen, den Kaiser als Gott zu verehren; aber sie fielen auf die sanfte Verführung zu
heidnischem Verhalten herein. Verführung ist in mancher Hinsicht gefährlicher als
Verfolgung!
Diese Verführung ist heute nicht weniger geworden, sondern viel mehr, gerade auf
sexuellem Gebiet. Denn im Denken unserer Zeitgenossen werden Dinge wie vorehelicher
Geschlechtsverkehr, Ehebruch, Pornografie, z.B. im Internet, und Prostitution mittlerweile
weitgehend nicht mehr unbedingt als etwas Schlechtes, Verdammungswürdiges oder
Schuldhaftes angesehen. Sie sind mehr oder weniger gesellschaftsfähig geworden. Und wir
sollten uns nicht einbilden, daß wir als Christen gegen solche Versuchungen gefeit sind.
1. Kor. 10, 12
Daher, wer zu stehen meint, sehe zu, daß er nicht fällt.
Aber die Kritik des Herrn Jesus trifft nicht die Tatsache, daß es solche Verführer in der
Gemeinde gab und Gläubige, die sich verführen ließen, sondern den Mißstand, daß man
diese Irrlehrer gewähren ließ. Der Gemeindeleiter und die Ältesten hätten eingreifen
4
5
4. Ms. 22 - 24
vgl. 4. Ms. 31, 16
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Predigt Rüsselsheim, 15. März 2009
müssen! Der geistliche Knackpunkt der Gemeinde in Pergamon war diese falsche Toleranz.
Pergamon war also eine sehr moderne Gemeinde!
Die maßlose Überbewertung der Toleranz bei unseren Zeitgenossen hat dazu geführt, daß
es kaum noch Gemeinden gibt, in denen “Gemeindezucht” geübt wird (besser: korrektive
Gemeindeseelsorge). Man meint in scheinheiliger Pseudo-Demut: “Wer bin ich denn, daß ich
anderen vorschreiben kann, was sie zu tun und zu lassen haben?” Wenn das so wäre, dann
müßten wir mindestens drei Verse aus der Bibel streichen:
Mt. 18, 15 - 17
15 Wenn aber dein Bruder sündigt, so geh hin, überführe ihn zwischen dir und
ihm allein! Wenn er auf dich hört, so hast du deinen Bruder gewonnen. 16 Wenn
er aber nicht hört, so nimm noch einen oder zwei mit dir, damit aus zweier oder
dreier Zeugen Mund jede Sache bestätigt werde! 17 Wenn er aber nicht auf sie
hören wird, so sage es der Gemeinde; wenn er aber auch auf die Gemeinde nicht
hören wird, so sei er dir wie der Heide und der Zöllner!
Natürlich ist auf diesem Gebiet viel falsch gemacht worden und viel Schaden angerichtet
worden - aber meines Erachtens entsteht heute viel mehr Unheil dadurch, daß wir uns nicht
mehr an diesen Befehl unseres Herrn halten. Es geht nicht darum, jemand herunterzuputzen
oder bloßzustellen oder unliebsame Gemeindeglieder loszuwerden oder Macht auszuüben,
sondern darum, den Bruder bzw. die Schwester für Jesus zurückzugewinnen.
Grenzenlose Toleranz ist falsche Toleranz.
15 So hast du auch solche, die gleichermaßen an der Lehre der Nikolaiten
festhalten.
Ich sagte bereits in der Predigt über das Sendschreiben an die Gemeinde in Ephesus: Über
dieses Thema kann man viel Interessantes in den Kommentaren lesen - das Problem ist, daß
alles auf Vermutungen, Annahmen und Spekulationen beruht. Ich bin mir nur in einem Punkt
sicher: Die Lehre der Nikolaiten ist nicht, wie viele Ausleger meinen, dasselbe wie die Lehre
Bileams; sonst wäre sie hier nicht separat erwähnt worden.
c) Eine Aufforderung (V. 16a)
Darum kehre um!
wörtlich: “Tue Buße!”
Das griechische Neue Testament hat zwei Wörter für Buße, die zwei verschiedene Aspekte
betonen:
• metanoia - Umdenken
Das ist ein Sinneswandel, ein neues, von Gottes Wort bestimmtes Denken.
Röm. 12, 2
Und seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern laßt euch verwandeln durch die
Erneuerung des Sinnes …
• epistrefeia - Umkehr
Wenn man merkt, daß man in die falsche Richtung geht (weg von Gott), dann muß
man anhalten, sich umdrehen und losgehen in die neue Richtung (zu und mit Gott).
Die Gemeindeverantwortlichen sollen erkennen, daß ihre Toleranz der Irrlehrer ist Sünde (=
Umdenken), und die Konsequenzen daraus ziehen (= Umkehr).
Welche Konsequenzen müssen wir ziehen aus der Gefahr der sexuellen Verführungen?
Erstens eine wilde Entschlossenheit - für die Ledigen: Ich will keusch bleiben bis zur Ehe, und
für die Eheleute: Außereheliche Beziehungen kommen für mich nicht in Frage. Zweitens
beginnt Ehebruch nicht im Bett, sondern im Kopf. Deshalb müssen wir unser Gedankenleben
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Predigt Rüsselsheim, 15. März 2009
beherrschen und keine schmutzigen Fantasien zulassen. Und besonders wir Männer müssen
unsere Blicke beherrschen. Wir können nichts dafür, daß wir aufreizende Anblicke
wahrnehmen; aber dann ist es Zeit, wegzuschauen (das David auch tun sollen, als er
Bathseba baden sah). Drittens ist Disziplin auch bei der Nutzung des Internet notwendig.
Wer pornografische Seiten besucht, der sündigt. Er kann damit auch seine Beziehung zu
seiner Ehefrau belasten und begibt sich in die Gefahr, danach süchtig zu werden (Das gibt
es auch unter Gläubigen!).
d) Eine Drohung (V. 16b)
Wenn aber nicht, komme ich dir bald und werde sie bekriegen mit dem Schwert
meines Mundes.
Ein Ausleger schreibt dazu:
Sollte die Versammlung [Gemeinde] nicht handeln, wären die Folgen ernst.
Christus selbst würde dann handeln. Er würde sie strafend heimsuchen, und zwar
“bald”, ohne Verzug. Das zeigt, daß die Sache dringend ist und eilt. Wir müssen
Sein Handeln als ein gerichtliches Eingreifen wie bei Ananias und Saphira (Apg. 5,
1 - 11) oder in der Gemeinde in Korinth (1. Kor. 11, 30) verstehen [Kranke und
Verstorbene wegen Mißbrauchs der Mahlfeier]. Der HERR würde das Schwert
Seines Mundes, Sein gesprochenes Wort, verwenden, um diese zersetzenden
Lehrer zu richten.6
Ich habe schon erlebt, daß ein Christ, der einem anderen Gemeindeglied jahrelang
absichtlich Schaden zugefügt hat (nicht in unserer Gemeinde!) und damit dem Herrn Jesus
viel Unehre gemacht hat, plötzlich gestorben ist. Ich glaube, das ist gemeint in
Röm. 8, 13
… denn wenn ihr nach dem Fleisch lebt, so müßt ihr unausweichlich sterben ...
Das ist so ungefähr das Schlimmste, was einem Gläubigen passieren kann: Er stirbt plötzlich
und kommt im Himmel an, und Gott sagt zu ihm: “Du hast mir so viel Schande gemacht;
deshalb mußte dich vorzeitig abrufen, weil es einfach nicht mehr so weitergehen konnte mit
dir!”
Grenzenlose Toleranz ist falsche Toleranz.
e) Eine weitere Aufforderung (V. 17a)
Wer ein Ohr hat, der soll hören, was der Geist den Gemeinden sagt.
Diese Aufforderung ist im Grundtext in der Befehlsform. Sie ist also weit mehr als eine bloße
Empfehlung. Und sie steht in allen sieben Sendschreiben. Ich bin bisher nicht darauf
eingegangen. Darum ist es höchste Zeit, dies heute endlich zu tun.
Wer ein Ohr hat, der soll hören, was der Geist den Gemeinden sagt.
Was soll das? Jeder gesunde Mensch hat doch zwei Ohren und kann hören! Genau! Deshalb
gibt es keinen vernünftigen Grund, nicht zu hören und bewußt und aufmerksam
wahrzunehmen, was in diesen Sendschreiben den sieben Gemeinden damals und uns heute
gesagt worden ist. Wir sollten es aber nicht nur in unsere Gehörgänge hereinlassen, sondern
auch tief in unser Herz hinein, indem wir praktische Konsequenzen daraus ziehen.
6
James Allen, Was die Bibel lehrt, Dillenburg: 1999, Band 17, Seite 99
Seite 6
Predigt Rüsselsheim, 15. März 2009
Aber wir müssen auch hier wieder beachten: Es geht nicht nur um jeden Einzelnen, sondern
auch - und sogar in erster Linie - um die Gemeinde als Ganzes. Hören wir als EvangelischFreikirchliche Gemeinde Rüsselsheim noch auf das Wort Gottes - das ganze Wort Gottes,
auch auf das, was unbequem ist, unangenehm ist, uns in Frage stellt und uns Gehorsam
abverlangt?
Deswegen ermahnt die Bibel die Wortverkündiger:
2. Tim. 4, 2 - 3 (Neue Evangelistische Übertragung)
2 Verkündige die Botschaft Gottes! Tritt für sie ein, ob es den Leuten passt oder
nicht. Rede ihnen ins Gewissen, warne und ermahne sie! Verliere dabei aber
nicht die Geduld, unterweise sie gründlich! 3 Denn es wird eine Zeit kommen, da
werden sie die gesunde Lehre unerträglich finden und sich Lehrer nach ihrem
Geschmack aussuchen, die ihnen nur das sagen, was sie gern hören wollen.
Gottes Reden zu uns ist kein Selbstbedienungsladen, in dem wir uns das
aussuchen können, was uns schmeckt, und alles andere einfach liegenlassen.
Wenn wir das Unangenehme nicht mehr hören wollen, dann hört Er irgendwann
ganz auf, zu uns zu reden.
f) Zwei Verheißungen (V. 17b)
Dem, der überwindet, dem werde ich von dem verborgenen Manna geben; und
ich werde ihm einen weißen Stein geben und auf dem Stein einen neuen Namen
geschrieben, den niemand kennt als der, der ihn bekommt.
Manna war die himmlische Speise der Israeliten während der Wüstenwanderung. Nach der
jüdischen Überlieferung hat Jeremia bzw. ein Engel die Bundeslade und das Manna darin
verborgen; es sollte in der Endzeit wiederhergestellt werden.
Das Essen des Manna steht im Kontrast zur Teilnahme an den Götzenopferfesten, die den
Gläubigen nicht möglich ist. Aber im Himmel wartet auf sie ein viel besseres Festmahl: die
Hochzeit des Lammes.
Zum weißen Stein: Seine Bedeutung kann nicht eindeutig bestimmt werden; es gibt
verschiedene Erklärungsversuche. Ich halte nur folgende Deutung für stimmig: Die Sieger
der olympischen Spiele bekamen jeder einen weißen Stein mit ihrem Namen darauf. Er ist
hier also ein Hinweis auf eine besondere Ehrung der geistlichen Überwinder im Himmel (vgl.
das Sendschreiben an Smyrna, wo von einer Ehrung der Märtyrer in der Ewigkeit die Rede
ist).
Ein weiterer Aspekt: Dieser weiße Stein war für die Sportler sozusagen die “Eintrittskarte” zu
einem besonderen Fest. Bei den Gläubigen ist es das Fest der Hochzeit des Lammes.
Aber warum heißt es dann:
einen neuen Namen geschrieben, den niemand kennt als der, der ihn bekommt.
In den Kommentaren findet man dazu viele Vermutungen, z.T. ziemlich weit hergeholt, aber
keiner hat eine schlüssige Erklärung. Hilfreich ist nur der Hinweis darauf, daß Gott im Alten
Testament manchmal Menschen einen neuen Namen gegeben hat, wenn sie eine besondere
Begegnung mit Ihm hatten, so daß sich ihre Beziehung zu Ihm vertiefte. Es geht also um die
persönliche Beziehung zu Ihm im Himmel. Das klingt auch an am Schluß:
den niemand kennt als der, der ihn bekommt.
In diesen Satz wird Vieles hineingeheimnist. Nehmen wir ihn doch einfach so, wie er ist:
Jeder Überwinder bekommt im Himmel neuen Namen, den nur er selbst kennt.
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Predigt Rüsselsheim, 15. März 2009
Dieser Brief lobt uns für unsere Treue zum Herrn Jesus. Aber er warnt auch eindringlich vor
unangebrachten Kompromissen mit unserer nichtchristlichen Umwelt und davor, Sünde in
der Gemeinde zu tolerieren.
Grenzenlose Toleranz ist falsche Toleranz.
AMEN
Copyright © 2009
Detlev Fleischhammel
alle Rechte vorbehalten
Seite 8
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