Script „Entwicklungspsychologie“ I. WS 05/06 Vagt Danusch Merrikh-Yazdi Grundlegende Konzepte, Fragestellungen und Theorien 1. Die Entwicklungspsychologie beschäftigt sich mit Veränderungen des Erlebens und Verhaltens, die auf die Zeitdimension Lebensalter bezogen werden können. Im Grunde ist jedoch das Lebensalter als Bezugssystem solche Veränderungen unzureichend. a) In Wiefern? - Alter nicht die Ursache der Veränderung! Prozesse und Ereignisse dessen Eintreten z.T. mit dem Alter korrelieren beeinflussen Veränderung Æ Alter nur Indikator aber nicht Erklärung für Veränderungen. - Alter ist keine primäre Bedingungsvariable, Veränderung ist auch von anderen Faktoren (Entwicklungsschritte) abhängig. - Altersangaben geben keine Information darüber, wie Veränderungen bewirkt werden können. - Veränderungen unterliegen großer interindividueller Variationsbreite. - Rascher gesellschaftlicher Wandel: Selbst nah aufeinander folgende Geburtsjahrgänge unterscheiden sich in ihrer Entwicklung. b) Machen Sie anhand eines Beispieles klar, wie die entwicklungspsychologische Forschung mit diesem Problem umgehen kann! - Beispiel: Ermittlung der Schulreife: Es wird nicht nur das Alter des Kindes zur Ermittlung der Schulreife verwendet, sondern auch Tests die den individuellen Entwicklungsstand des Kindes feststellen sollen. 2. Die moderne Entwicklungspsychologie interessiert sich nicht ausschließlich für die ersten 20 Lebensjahre, sondern bezieht die gesamte Lebensspanne in ihre Betrachtung ein und sieht dabei das Erwachsenenalter auch nicht als eine Zeit des zwangsläufigen Abbaus und Verlusts an. Skizzieren Sie die wesentlichen Leitlinien der Entwicklungspsychologie der Lebensspanne! - Traditionelle entwicklungspsychologische Konzepte unterteilen die Entwicklung in die drei Phasen: Wachstum/Aufbau, Erhalt, Altern/Abbau Moderne Konzepte zeichnen sich durch folgende Leitlinien aus: i. Keine Gleichsetzung von Altern und Abbau. Es wird davon ausgegangen, dass die Entwicklung über die gesamte Lebensspanne gleichzeitig die Aspekte Wachstum/Aufbau und Verlust/Abbau beinhaltet. Z.B. treten mit höherem Lebensalter eine Vielzahl von Verlusten auf (z.B. Intelligenz, Kraft, Aufgaben (Arbeit), Selbstständigkeit) aber es treten auch Gewinne auf (z.B. Weisheit, Lebenserfahrung, Expertenwissen) ii. Verschiedene Dimensionen einer Eigenschaft haben unterschiedliche Entwicklungsverläufe (z.B. Kristaline Intelligenz (Erfahrungswissen) bleibt mit steigenden Alter (oder steigt sogar) während Fluide Intelligenz (Aufnahme und Verarbeitungsgeschwindigkeit) abnimmt) iii. Es gibt Spielräume und Grenzen für eine Entwicklungsförderung: 2 Hypothesen: 1. Abfall aufgrund neurobiologische Funktionsverluste 2. Abfall aufgrund mangelnder Übung Jegliche Haftung ausgeschlossen! Keine Garantie für Richtigkeit und Vollständigkeit Seite 1 von 50 Script „Entwicklungspsychologie“ WS 05/06 Vagt Danusch Merrikh-Yazdi iv. Ausgleich von Verlusten möglich (z.B. Gleichbleibende Abtippgeschwindigkeit trotz motorisch langsamerer Reaktionsgeschwindigkeit durch optimierte Fähigkeit des Vorauslesens) v. Entwicklung ist Generationsspezifisch: Durch gesellschaftlichen Wandel verläuft die Entwicklung in unterschiedlichen Jahrgängen anders. Dies macht Querschnittuntersuchungen z.B. zur Ermittlung der Veränderung der Intelligenz im Alter oft unzulässig 3. Entwicklungspsychologische Kenntnisse oder Meinungen fließen in viele Entscheidungen wichtiger Lebensfragen einzelner Menschen ein, z.B. bei der Zusprechung des Sorgerechts, bei Versetzungsfragen in der Schule oder bei der Ahndung eines Vergehens. Erläutern Sie diesen Sachverhalt an Hand eines der genannten Beispiele und begründen Sie, warum bei jeder Entscheidung ein erhebliches Irrtumsrisiko bleibt. - Beispiel: Versetzung in der Schule: Hierbei müssen eine Vielzahl von Faktoren beachtet werden: 1. Welche Kompetenzen können von dem Kind in welchem Alter erwartet werden? Spielt das Geschlecht des Kindes hier eine Rolle? 2. Woran könnte das verfehlen des Klassenzieles liegen? Ist das Kind wirklich nicht leistungsfähig genug oder nur zu unmotiviert? 3. Ist Schutz / Schonung angebracht? Ist ein Nichtversetzen evtl. schlimmer, da das Kind z.B. durch die Änderung des sozialen Umfeldes in seiner Entwicklung stärker beeinträchtigt wird als durch das nichtvorhandene Wissen? 4. In welchen Entwicklungsstadien kann man mit welchen typischen Krisen rechnen? (z.B. Ist pubertäre Phase Grund für Vernachlässigung der Schule?) 5. Welches Alter ist für Schulreife sinnvoll? Wurde das Kind evtl. zu früh eingeschult und konnte daher den Erwartungen nicht gerecht werden? - Es bleibt immer ein hohes Irrtumsrisiko, da: • Es sind nicht alle Einflussfaktoren bekannt • Es sind nicht alle individuell wirkenden Einflüsse vorhersehbar. • Es existieren Freiheiten zur Selbstgestaltung der eigenen Entwicklung Æ Entwicklung ist in vielen Bereichen „Plastisch“, also nicht durch Anlagen und vorausgegangene Entwicklungsschritte vollständig determiniert sondern beeinflussbar und gestaltbar. 4. Der Mensch verändert sich im Laufe seines Lebens ständig; die Veränderungen können dabei quantitativer und/oder qualitativer Art sein. a) Machen Sie anhand eines Beispieles aus dem Bereich der Intelligenzentwicklung deutlich, was man unter quantitativen und was unter qualitativen Veränderungen versteht! - Qualitativ: Beschreibung der Intelligenz anhand der Zunahme der lösbaren Aufgaben / Abnahme für die Lösung einer Aufgabe benötigte Zeit - Quantitativ: Beschreibung der Veränderung der Denk- und Problemlösungsstrukturen. b) Gibt es beide Arten der Veränderung auch im Bereich der körperlichen Entwicklung? - Auch hier gibt es qualitative und quantitative Veränderungen: z.B. - Quantitativ: Kind kann mit steigendem Alter durch Längerwerden der Beine und Aufbau des Muskeln schneller Laufen. Jegliche Haftung ausgeschlossen! Keine Garantie für Richtigkeit und Vollständigkeit Seite 2 von 50 Script „Entwicklungspsychologie“ WS 05/06 Vagt Danusch Merrikh-Yazdi - Qualitativ: Die Gehtechnik verbessert sich mit steigendem Alter 5. Bei dem Versuch, Entwicklungsvorgänge zu erklären, lassen sich vier theoretische Grundkonzeptionen unterscheiden: der endogenistische, der exogenistische, der organismische (selbstgestalltungstheoretische) und der interaktionistisch Ansatz. Stellen Sie die Kernaussagen dieser Positionen gegenüber! - - - - Endogenistischer Ansatz: Umwelt passiv, Person passiv Entwicklung durch biologische Wirkungsmechanismen im Organismus (Anlagen / Reifung). Dabei erwirbt der Mensch auf Entwicklungsweg alterspezifische Fähigkeiten nach einem genetischen Entwicklungsprogramm, welches nur in bestimmten sensiblen Perioden offen für äußere Einflüsse ist. Die Entwicklungsmerkmale sind dabei universal. Exogenistischer Ansatz: Umwelt aktiv, Person passiv Hierbei löst die Umwelt die Entwicklungsprozesse aus. Der Organismus reagiert dabei auf externe Stimulation welche das Verhalten / Die Entwicklung beeinflussen. Entwicklung des Menschen (z.B. zum Bettler oder Rechtsanwalt) nur von der Umwelt / dessen Reizen abhängig. Organismische Theorie: Umwelt passiv, Person aktiv Entwicklungsprozesse werden vom Menschen selber mitgesteuert. Dies geschieht durch die Verfolgung von Zielen und durch Erkundung der Umwelt und Erfahrungssammlung. Interaktionistische Theorie: Umwelt aktiv, Person aktiv Umwelt und Person haben Einfluss auf Entwicklung und bilden ein Gesamtsystem. Veränderung eines der beiden Teile verändert auch den anderen Teil. DH. Nicht nur hat die Familie Einflüsse auf das Kind, sondern auch das Kind auf die Familie. Bzw. nicht nur die Scheidung auf das Kind, sondern auch das Kind auf die Zufriedenheit in der Ehe. 6. Der Volksmund hält eine Reihe „Weisheiten“ parat, z.B. die folgenden: „Wie der Vater, so der Sohn“, „Jeder ist seines Glückes Schmied“, „Zeige mir deine Freunde, und ich sage Dir, wer du bist“, „Der Mensch denkt, Gott lenkt“, „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.“. Jeder dieser Sinnsprüche lässt sich einer oder mehreren der vier theoretischen Grundkonzeptionen (endogenistischer, exogenistischer, organismischer (selbstgestalltungstheoretischer), interaktionistischer Ansatz) zuordnen, die Entwicklungsvorgänge zu erklären versuchen. Nehmen Sie diese Zuordnung vor, und begründen Sie sie jeweils. - - „Wie der Vater, so der Sohn“ lässt sich der exogenistischen Theorie zuordnen, da die Umwelt (Hier der Vater) Einfluss auf die Entwicklung des Sohnes ausübt. Außerdem lässt sich dieser Spruch auch der endogenistischer Theorie zuordnen, da der Vater auch durch das Erbgut biologische Einflüsse auf seinen Sohn ausüben könnte. „Jeder ist seines Glückes Schmied“ lässt sich der organismischen Theorie zuordnen, da hier die Person selbst aktiv über ihr Schicksal / ihre Entwicklung entscheidet. „Zeige mir deine Freunde, und ich sage dir, wer du bist“ lässt sich der interaktionistischen Theorie zuordnen, da die Person hier einerseits Einflüsse auf ihre Umwelt hat (Durch Wahl der Freunde) und andererseits die Umwelt in Form der Freunde sich auf die Entwicklung der Person auswirken. Sowohl Person als auch Umwelt spielen bei der Entwicklung eine aktive Rolle. Jegliche Haftung ausgeschlossen! Keine Garantie für Richtigkeit und Vollständigkeit Seite 3 von 50 Script „Entwicklungspsychologie“ WS 05/06 Vagt Danusch Merrikh-Yazdi - „Der Mensch denkt, Gott lenkt“: Dieser Satz lässt sich dem exogenistischen Ansatz zuordnen, da die Umwelt (in Form von Gott) aktiv auf de Denkweise der Person auswirkt (Die Gedanken der Person lenkt). Alternativ käme auch der interaktionistische Ansatz in Betracht, da Gott die Umgebung schafft und hierdurch lenkt, der Mensch aber durch eigenes Denken (Welches Bezug auf die Gottgegebene Umgebung hat) auch einen Anteil auf die Entwicklung hat. - „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“ lässt sich dem endogenistischen Ansatz zuordnen, nachdem ein „Programm“ den Ablauf der Entwicklung steuert, in das nur in besonderen seniblen Phasen eingegriffen werden kann. Ist hier ein Eingriff nicht erfolgt, kann der Verlauf des Programms nachträglich nicht geändert werden. 7. Zur Klärung des sog. Erbe-Umwelt-Problems werden häufig populationsgenetische Analysen herangezogen. a) Skizzieren Sie die Grundidee dieses Ansatzes! - Beim Umwelt-Erbe-Problem geht es darum, dass Ähnlichkeiten von Phänotypen (Erscheinung nach Außen) sowohl auf Ähnlichkeiten der Genotype (genetischen Merkmale) als auch auf durch ähnliche umweltbezogene Faktoren erklärbar sind. - Dabei versuchen populationsgenetische Analysen Anlage- (auf unterschiedlichen Genotyp basierenden) und Umweltunterschieden zu trennen. (Dh. Zu ermitteln wie viel der Varianz der Phänotypen auf den Genotypen, und wie viel auf Umweltspezifischen Faktoren beruht). - Da in einer normalen Familie die Unterschiede sowohl auf das Ähnlichkeiten im Erbgut als auch auf die gemeinsame Umwelt zurückführen lassen, werden oft Zwillings- und Adoptivstudien verwendet. Eineiige Zwillinge die getrennt aufwuchsen haben einen identischen Genotyp. Unterschiede des Phänotyps lassen sich also durch die Unterschiede der Umwelt erklären. Bei Adoptivstudien verhält es sich umgekehrt. Hier besteht keine genetische Abhängigkeit zwischen Eltern und Kind, so dass sich Gemeinsamkeiten mit der gemeinsamen Umwelt erklären lassen. b) Welches sind, bezogen auf das Beispiel „Intelligenz“, die wesentlichen Ergebnisse vorliegender populationsgenetischer Studien? - Je größer die Ähnlichkeiten der Genotype, desto höher die IQ-Ähnlichkeit. Dies gilt auch bei Aufwachsen in getrennter Umwelt. ÆGetrennt aufgewachsene EZ höhere IQ Ähnlichkeit als gemeinsame normale Geschwister und ZZ - Auch getrennte normale Geschwister haben hohe Ähnlichkeit, während Adoptivkinder eher Ähnlichkeiten mit biologischen Eltern als mit Adoptiveltern haben. Æ Ähnlichkeiten im IQ scheinen hauptsächlich auf Ähnlichkeiten der Genotype zu basieren. 8. Das Erbe-Umwelt-Problem hat die Wissenschaft schon immer beschäftigt. a) Wie ist die „Erblichkeit“ eines phänotypischen Merkmals ganz allgemein definiert? - Erblichkeit ist der durch Analageunterschiede in der Population (Genotypunterschiede) erklärbare Anteil an der Gesamtvarianz eines phänotypischen Merkmals in einer Population. r −r - Für einfache Schätzungen: E 2 = EZ ZZ in der selben Umwelt. 1− rZZ Jegliche Haftung ausgeschlossen! Keine Garantie für Richtigkeit und Vollständigkeit Seite 4 von 50 Script „Entwicklungspsychologie“ WS 05/06 Vagt Danusch Merrikh-Yazdi b) Welche Erblichkeitsschätzungen haben sich typischerweise in Bezug auf das Merkmal Intelligenz ergeben? - Bei der Intelligenz kommt es meist zu Schätzungen des Erblichkeitskoeffizienten zwischen 0,60 und 0,80. Damit liegt dieser höher als die Werte für die Schulleistungen und die meisten anderen Persönlichkeitsmerkmale (0,40 – 0,50). c) Was besagen diese Werte, und was besagen sie nicht? Erläutern Sie außer den korrekten Interpretationen auch die typischen Fehlinterpretationen dieser Werte! - Korrekte Interpretationsmöglichkeiten: Beschreibung der Verhältnisse in der untersuchten Population. Da in jeder Population bestimmte Anlangen- und Umweltunterschiede unterschiedlich häufig vorhanden sind, können sich bei einer Veränderung der Häufigkeit (Also bei einer anderen Population) andere Schlüsse für die Varianzverteilung ergeben. - Mögliche Fehlinterpretationen: • Gleichsetzung von Varianzanteilen mit Merkmalsanteilen: Der Varianzanteil der Intelligenz in einer Population sagt nichts über den Anteil der Erblichkeit bei einer einzelnen Person aus. Erblichkeit ist allgemein eine Populationsstatistik und niemals auf eine einzelne Person anwendbar! (Eine einzelne Messung hat keine Varianz!) • Hoher Erblichkeitskoeffizient bedeutet nicht Determination durch Anlagen: Erblichkeitskoeffizient sagt nichts über die Möglichkeit der Umweltwirkung aus. Nur wenn trotz Umweltänderungen in verschiedenen Richtungen der Koeffizient identisch = relativ Umweltunabhängig • Erblichkeit bezieht sich immer nur auf eine bestimmte Population und einen bestimmten Zeitpunkt, genetische Faktoren wirken sich in verschiedenen Umwelten unterschiedlich stark aus. • Erblichkeit bedeutet nicht Unbeeinflussbarkeit! 9. Eine eher traditionelle Theorie erklärt Entwicklungsphänomene als Resultate von Reifungsprozessen. Diskutieren Sie die Frage, ob diese Theorie angemessen und überzeugend ist, wenn es um die Erklärung a) Des frühkindlichen Trotzes - Klassische Reifungstheorie: Auftreten ist notwendig für die Entfaltung des eigenen Willens und der Erprobung der Durchsetzungsfähigkeit. Auslöser ist endogen (Bereitschaft zur Entdeckung des Ichs) - Einwände (Empirisch): Bei 80% der Trotzausbrüche waren Umweltauslöser im Spiel (z.B. übertriebene Forderungen oder Eingriffe von Erwachsenen) Æ Trotz keine notwendige Erscheinung; Trotz nicht Vorrausetzung für Willensbildung! b) Der Schulfähigkeit - Klassische Reifungstheorie: Schulreife entsteht durch endogenes Programm. Daher Zurückstellung wenn noch nicht Schulreif. Wird durch Eigenschaft des Kindes (wie z.B. Anpassungsfähigkeit, Leistungswille und Einfügsamkeit) charakterisiert. - Einwände (Empirisch): Leistungsmotivation und Arbeitshaltung durch Umwelteinflüsse modifizierbar! Kognitive Fähigkeiten trainierbar und aufholbar! c) Der psychischen Probleme der Pubertät geht? - Klassische Reifungstheorie: Negative psychische Begleiterscheinungen der Pubertät (z.B. Krisenhaftigkeit, Ideologiesuche, Weltschmerz) wurden als reifungsbedingt, da mit hormonellen Veränderungen korrelierend angesehen. Jegliche Haftung ausgeschlossen! Keine Garantie für Richtigkeit und Vollständigkeit Seite 5 von 50 Script „Entwicklungspsychologie“ WS 05/06 Vagt Danusch Merrikh-Yazdi - Einwände: Beach: hormonelle Veränderungen haben nur sensibilisierende Wirkung, akute Auseinandersetzung ist für Auslösung notwendig! Bedingungen sind nach LUCHINS auch Ungewissheit über eigenen Status sowie Kluft zwischen angestrebten und erreichbaren Zielen. 10. Das Eltern die Entwicklung ihrer Kinder ganz wesentlich beeinflussen, steht außer Frage. Aber vielen wird der Gedanke weniger vertraut sein, dass auch Kinder einen Einfluss auf die Entwicklung ihrer Eltern haben. Diese neue Sichtweise ist Grundlage der „child effect“-Forschung. a) Welche grundsätzlichen methodischen Schwierigkeiten hat diese Forschungsrichtung zu bewältigen? - Korrelationen zwischen Verhalten von Kindern und ihren Eltern können verschiedene Ursachen haben. Die Kinder können einerseits die Eltern beeinflussen, aber auch die Eltern die Kinder. Um zu determinieren wer auf wen Einfluss nimmt sind Längsschnittuntersuchungen notwendig. b) Skizzieren Sie exemplarisch einige ihrer Befunde! • Rheingold: Anpassung der Eltern: Babys steuern durch Weinen und Lächeln die Gefühle der Eltern. Später verlangen kindliche Ansprüche (Freizeitinteressen, Mode, Freunde, Pflege bei Krankheiten) Anpassungsverhalten von Seiten der Eltern! • Wurzbacher: Kinder konfrontieren Eltern mit neuen Ansichten, z.B. über Politik, Sexualität, Mode, Medienkonsum • Pauls und Johann: Untersuchung von Methoden der Kinder zur Beeinflussung der Eltern. Beispiele: logisches Argumentieren, Bestrafen (Nerven, peinliches Verhalten in Öffentlichkeit, Schreien), Drohung und Erpressung, Verlangen von Begründungen (Welches Reflexion erzwingt und oft zur Revision führt). • Angress: 60% der Mütter gaben an, durch ihre Töchter in Bezug auf Geschlechterrollen- und Sexualverhalten beeinflusst worden zu sein. 11. Jeder Mensch steht in seinem Leben vor unzähligen kleineren und größeren „Entwicklungsaufgaben“. Ein Kind steht z.B. vor der Entwicklungsaufgabe, die Sprache zu erwerben, so wie Sie momentan vor der Entwicklungsaufgabe stehen, berufliche Kompetenzen zu erwerben. HAVINGHURST hat den Lebenslauf als eine Folge solche Entwicklungsaufgaben strukturiert. Stellen Sie die Grundzüge seines Modells dar! - Dialektische Position: Verbindung von biologischen, soziologischen und psychologischen Perspektiven. - Lebenslauf als Folge von Entwicklungsaufgaben / Problemen (z.B. Einschulung, Berufseinstieg, Ausziehen der Kinder). Bewältigung dieser führt zur Entwicklung. - Aufgaben gelten dabei für mehr oder weniger enge Altersperioden und sind z.T. geschlechtsspezifisch. - Aufgaben sind als Mischung aus normativen und deskriptiven Elementen beschrieben. - Entwicklungsaufgaben haben 3 Quellen: • Biologische Veränderungen (z.B. Pubertät) • Gesellschaftliche Aufgaben (z.B. Bildung, Berufsfindung) • Selbstgestellte Werte und Ziele (Leisten von Entwicklungshilfe, Reich werden) - Zur Erfüllung dieser Aufgaben sind individuelle und soziale Ressourcen und Gelegenheiten von Bedeutung. Es erfolgt eine starke gegenseitige Beeinflussung von Individuen, Gesellschaft, und Kultur, wobei die Person seine Entwicklung selbst aktiv mitgestaltet. Jegliche Haftung ausgeschlossen! Keine Garantie für Richtigkeit und Vollständigkeit Seite 6 von 50 Script „Entwicklungspsychologie“ WS 05/06 Vagt Danusch Merrikh-Yazdi - Da zwischen Personen und Lebenskontexten große Unterschiede: Keine Annahme von universellen Sequenzen 12. Erik ERIKSON hat eine umfassende Theorie der Persönlichkeitsentwicklung aufgestellt, die den Lebenslauf als Folge von acht Krisen betrachtet. Benennen Sie diese Krisen, und beschreiben Sie zwei von ihnen etwas genauer! - Urvertrauen vs. Urmisstrauen - Autonomie vs. Scham/Zweifel - Initiative vs. Schuldgefühl - Kompetenz vs. Minderwertigkeit - Identität vs. Rollendiffusion: • Pubertät und Adoleszenz • Findung der Identität • Aufbau eines Selbstkonzeptes/Identität, so das verschiedene Merkmale der Persönlichkeit (z.B. Geschlecht, Familienherkunft, Religion, moralischen Werten, Bildung und Fähigkeiten) rein passen. Wenn die Integration nicht gelingt kommt es zu einer Rollendiffusion (Unverträglichkeit und Unausgewogenheit von Haltungen und Werten, Instabilität von Zielen, häufig oberflächliches und instabiles Engagement, nicht selten Drogengebrauch und Delinquenz). - Intimität vs. Isolierung - Generativität vs. Stagnation: • mittleres Erwachsenenalter • Ziel der Phase: Generativität (Förderung der nächsten Generation; außerdem berufliches, soziales und politisches Engagement) • Wenn dies fehlt, kommt es zu Stagnation, Selbstabsorption und/oder Langeweile - Ich-Integrität vs. Verzweiflung 13. Skizzieren Sie die Entwicklungstheorie von Erik ERIKSON, und diskutieren Sie die Kritik, die man an ihr üben kann! - - - Die Entwicklungstheorie von Erikson basiert auf dem psychoanalytischen Grundmodell von Freud. Lebenslauf besteht aus Folge von acht Hauptstadien (Krisen) Bei Nichtbewältigung einer Krise: bleibende Persönlichkeitsstörungen (Vgl. Freud) Psychodynamischer Ansatz bleibt, unbewusste Prozesse treten zurück, da Erikson davon ausgeht, dass die Konfliktbewältigung in der aktiven Auseinandersetzung der Person mit der Umwelt stattfindet. Teilaspekte konnten empirisch belegt werden., die Universalität des Modells aber nicht. Kritische Aspekte: Universalität zweifelhaft, obwohl Bestandteil des Modells Beschreibung erfolgt nicht mit für empirische Forschung leicht operationalsierbaren Konzepten Beschränkung auf 8 Krisen/Lebensaufgaben (Unwahrscheinlich dass es nur genau diese 8 gibt). Keine empirische Fundierung über: Jegliche Haftung ausgeschlossen! Keine Garantie für Richtigkeit und Vollständigkeit Seite 7 von 50 Script „Entwicklungspsychologie“ WS 05/06 Vagt Danusch Merrikh-Yazdi • Häufigkeit des Vorkommens der Krisen • Häufigkeit der Bewältigung der Krisen • Welche Faktoren für die Frage wie gut und schnell eine Krise bewältigt wird, eine Rolle spielen 14. Einzelne Lebensereignisse (wie Heirat, Scheidung, Unfall, Erkrankung, Arbeitslosigkeit, u.a.) können das Leben eines Menschen ganz erheblich verändern. Die Bewältigung solcher „kritischen Lebensereignisse“ hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab, so z.B. davon, wie das Ereignis interpretiert und bewertet wird. Erläutern Sie anhand von Beispielen die Bedeutung solcher Interpretations- und Bewertungsvorgänge und skizzieren Sie, ganz allgemein, verschiedene Strategien, die bei der Bewältigung kritischer Lebensereignisse eingesetzt werden können. - Kritische Lebensereignisse können als Herausforderung mit Chance zur positiven Entwicklung wahrgenommen werden, aber auch Risikohaft für Fehlanpassungen und Störungen wirken. - Dabei sind nicht die Ereignisse (mit ihren objektiven Folgen) ansich ausschlaggebend, sondern die subjektive Bewertung der mit den Ereignissen verbundenen Gewinne und Verluste. • Bsp.: Schwangerschaft: Behinderung in der Berufskarriere oder das langersehnte Kinderglück • Tod des Ehepartners: Tragischer Verlust oder Befreiung - Bewertungen sind auch davon abhängig, ob man alleine oder viele (z.B. bei Krieg und Naturkatastrophen) betroffen ist. Im ersteren Fall kommt die belastende Fragestellung, warum gerade man selbst betroffen wurde, dazu (Der Sachverhalt wird als ungerechter empfunden). Im letzteren Fall ist die Gesellschaft eher zu Hilfestellungen geneigt und neigt auch nicht dazu der Person Selbstverschuldung vorzuwerfen. - Hierbei spielt die Altersperiode, in der das kritische Ereignis eintritt oft eine große Rolle auf das Risiko (Bsp.: Schwangerschaften + Jobverlust (Rente)) - Auch eine große Rolle spielen die Ansichten über Verantwortlichkeit. Diese kann z.B. auf sich selber, eine andere Person, dass Schicksal oder Gott geschoben werden. Erlebt der Betroffene Ärger über sich selbst oder einen dritten, oder ein besonders ungerechtes Schicksal, können diese Gefühle eine zusätzliche Belastung darstellen. Interpretation als Schicksal kann je nach Persönlichkeit zu Erhöhung oder Reduzierung des Risikos führen. Allgemeine Strategien zur Bewältigung kritischer Lebensereignisse: - Suche nach Sinn: Als Zufall oder Pech interpretierte Verluste bringen keinen Sinn. Sinnlose Verluste sind schwerer zu ertragen als sinnvolle. Daher versuchen Menschen oft einen Sinn für die Verluste zu finden. (z.B. in Form einer Rechtfertigung, warum man sich auf ein Risiko eingelassen hat) - Positive Sichtweise: Menschen versuchen sich mit noch schlimmeren Szenarien oder Menschen die noch mehr Verluste hinnehmen mussten zu Vergleichen, um eine positive Sichtweise zu bekommen, welche die Verarbeitung erleichtert. Auch versuchen Menschen auch die Gewinne zu beachten, die ein kritisches Lebensereignis mit sich bringt (z.B. hat eine Kündigung vom Job auch das positive Ergebnis dass mehr Zeit für Hobbys vorhanden ist). Jegliche Haftung ausgeschlossen! Keine Garantie für Richtigkeit und Vollständigkeit Seite 8 von 50 Script „Entwicklungspsychologie“ WS 05/06 Vagt Danusch Merrikh-Yazdi - Flexibles Selbstbild: Wenn die aktuelle Situation nicht mehr zum Selbstbild passt, kann das Selbstbild verändert werden. - Konstruktive Problemlösung (z.B. Fortbildung um Chancen für neuen Job zu erhöhen): Ist eine sinnvolle Strategie, wenn der Ressourcenverbrauch nicht zu hoch. 15. Nicht nur die Alltagspsychologie, sondern auch die wissenschaftliche Psychologie geht in der Regel davon aus, dass sich die Entwicklung der Persönlichkeit durch eine gewisse Stabilität auszeichnet. Dabei lassen sich verschiedene Formen der Stabilität unterscheiden, z.B. die absolute Stabilität und die normative Stabilität. Beschreiben Sie diese beiden Formen an Hand von Beispielen, und erörtern Sie, welche Arten von Veränderungen mit dem jeweiligen Stabilitäts-Konzept vereinbar sind! - Absolute Stabilität: • Gegeben wenn keine Veränderungen feststellbar (Nicht vorhanden oder messbar) • Hängt daher von Messmethode ab (Grobheit der Skala). • Wenn dichotom gemessen wird, lässt sich bei Fähigkeiten wie Radfahren, Schreiben oder logisches Schließen eine absolute Stabilität feststellen, da diese Fähigkeiten zwar mit steigendem Alter oder nachlassender Übung nachlassen, aber nie gänzlich verlernt werden. (Ausnahmen bei Erkrankungen) • Absolute Stabilität kann für einzelne Individuen oder für den Durchschnitt einer Population erfasst werden. In diesem Fall können sich die einzelnen Individuen verändern, solange sie sich wieder ausgleichen. • Vereinbar sind Veränderungen also: Wenn mit einer Ordinalskala gemessen wird, und die Veränderungen den Skalenbereich nicht beeinflussen. Wenn der Durchschnitt einer Population erfasst wird, und sich die Veränderungen der einzelnen Individuen ausgleichen. - Normative Stabilität: • Gegeben, wenn die Position der Individuen in der Vergleichsgruppe (z.B. Alterskohorte) identisch bleiben. Veränderungen der Individuumswerte sind zulässig, wenn sie alle Individuen gleichermaßen betreffen. • Beispiel: Intelligenz verändert sich über die Lebensspanne stark (z.B. nimmt sie in den ersten 20 Lebensjahren stark zu). Eine absolute Stabilität ist also nicht gegegeben. Trotzdem kann eine normative Stabilität gegeben sein, wenn die Kinder, die mit 10 zu den intelligentesten Gehören, mit 20 immer noch (relativ zu den anderen 20 Jährigen) als besonders Intelligent hervorstechen, obwohl sich die Intelligenz aller einzelnen Individuen in den 10 Jahren dramatisch erhöht hat. • Vereinbar sind also absolute Veränderungen, solange die interindividuellen Unterschiede erhalten bleiben. 16. GERGEN vertritt die These von der Zufälligkeit in der Entwicklung und widerspricht damit deutlich der in der Psychologie vorherrschenden Meinung, Entwicklung zeichne sich durch hohes Maß an Kontinuität aus. Welche Argumente lassen sich für die Zufälligkeits-These anführen, welche für die Kontinuitäts-These? - Zufalls-These: Entwicklung basiert auf Zufällen (z.B. Kombination von Erbanlagen, Familie, Gesellschaft, historischer Zeit), aber auch welche Ereignisse erlebt werden, welche Menschen wir kennen lernen. Jegliche Haftung ausgeschlossen! Keine Garantie für Richtigkeit und Vollständigkeit Seite 9 von 50 Script „Entwicklungspsychologie“ WS 05/06 Vagt Danusch Merrikh-Yazdi • Zufälle müssen nicht das Handeln determinieren, sondern können auch nur Möglichkeiten und Barrieren hervorrufen, auf welche die individuelle Person nach ihren Dispositionen individuell reagieren kann. • Mit steigendem Zeitintervall werden Ergebnisse von Längsschnittstudien ungenauer. • GERGEN: Selbstbild schwangt je nach (zufälligem) Kontext, z.B. ob man sich über oder unterlegen fühlt. • Schließt Kontinuitätseinflüsse nicht aus: z.B. kann in der selben Situation (identischer Kontext) Kontinuität nachgewiesen werden. - Kontinuitäts-These: Entwicklung erfolgt nach bestimmten Regeln, Kausale zusammenhänge zwischen früheren und späteren Zuständen • Meist nur unbewiesene Behauptungen. • Bsp.: Gut informierter Schüler kann mehr Infos aus Lehrbuch ziehen. • Empirisch schwer zu beweisen. (Längsschnittstudien notwendig). • Studie erbrachte Nachweis, dass sicher an Eltern gebundene Kinder in der Schule besser abschnitten! II. Forschungsmethoden 17. Zu den ältesten und nach wie vor wichtigsten Methoden der entwicklungspsychologischen Forschung zählt die Verhaltensbeobachtung. Erläutern Sie, was unter „systematischer“ Beobachtung zu verstehen ist, und gehen Sie auf Fehlerquellen ein, die bei Beobachtungsverfahren generell zu berücksichtigen sind! - Von unwissenschaftlichen Formen der Beobachtung unterscheidet sich die systematische Beobachtung durch 2 Merkmale: 1. Einhaltung von Beobachtungsplänen: • Festlegung welche Verhaltensaspekte beobachtet werden sollen. • Angaben über Beginn und Dauer der Beobachtungsintervalle 2. Verwenden von Registrierungstechniken • Protokollbögen, Interaktionsrecorder oder Videoaufnahmen • Der Beobachter kann selber teilnehmen oder nicht. • Die Beobachtung kann offen oder verdeckt stattfinden. ÆDie Objektivität und Zuverlässigkeit der Beobachtungsdaten wird durch systematische Beobachtung erheblich verbessert! - Mögliche Fehlerquellen: • Die Anwesenheit eines Beobachters / Registriergeräten (Kamera) kann die Situation / Verhalten unkontrollierbar verändern! • Mängel im Beobachtungssystem können dazu führen, dass relevante Ereignisse nicht erfasst werden. • Fehler bei der Registrierung / mangelnde Aufmerksamkeit kann Zuverlässigkeit beeinträchtigen • Fehlinterpretation durch mangelndes Verständnis für Geschehen möglich • Typische Beurteilungsfehler wie der „Halo-Effekt“ (Eine einzelne Wahrnehmung erzeugt Gesamteindruck, die weitere Wahrnehmung überstrahlt), die Tatsache, dass Beobachter mittlere Skalenpositionen bevorzugen sowie die Neigung zur Identifikation mit dem Beobachter verzerren die Wahrnehmung. Jegliche Haftung ausgeschlossen! Keine Garantie für Richtigkeit und Vollständigkeit Seite 10 von 50 Script „Entwicklungspsychologie“ WS 05/06 Vagt Danusch Merrikh-Yazdi 18. In der gesamten psychologischen Forschung spielen Befragungsmethoden eine zentrale Rolle. Dabei sind sie keineswegs frei von Problemen. So ist ihre Anwendung an bestimmte Voraussetzungen auf Seiten der Versuchspersonen gebunden. Außerdem hängt die Brauchbarkeit von Befragungsdaten vom Einfluss bestimmter Fehlerquellen ab. Erläutern Sie diese Probleme, und benutzen sie dabei Beispiele zur Veranschaulichung! - Voraussetzungen: • Generell: Bereitschaft und Fähigkeit mitzuarbeiten und über sich Auskunft zu geben. • Mündliche Befragungen erfordern nur geringe Voraussetzungen an die Fähigkeiten, es lassen sich sogar sehr junge Kinder untersuchen (z.B. mit Hilfe von Spielzeug). Außerdem Möglichkeit flexibel auf die Person einzugehen. • Schriftliche Befragungen: Versuchspersonen müssen über hinreichende Leseund Schreibfähigkeiten verfügen. Außerdem muss der Fragebogen so konzipiert sein, dass Menschen mit unterschiedlicher Bildung ihn richtig ausfüllen können. (z.B. Verwendung von Fachwörtern oder Anglizismen vermeiden) - Fehlerquellen: • Fragen können nicht oder falsch verstanden werden. Sie sollten daher nicht mehrdeutig sein. Außerdem schafft doppelte Verneinung oft Verständnisprobleme. • Die Form der Fragestellung darf keine Antwort nahe legen (Keine suggestiven Fragen) (z.B. „Haben Sie wirklich Nein gesagt?“) • Fragen sollten so formuliert und angeordnet sein, dass bestimmtes Antwortverhalten (z.B. ja-sage-Tendenz) vorgebeugt wird. • Es gibt eine Tendenz, sich selber in Antworten besonders positiv darzustellen. Lösungsmöglichkeiten: Anonymität, möglichst wertgleiche Antwortalternativen, Appel an Ehrlichkeit („Es gibt keine falschen Antworten“) • Fragen dürfen nicht kausal Verknüpft sein: z.B. „Lesen Sie Tageszeitung um in der Politik auf dem Laufenden zu bleiben“: Bei Nein: Unklarheit! 19. Untersuchungen zur Intelligenzentwicklung im höheren Lebensalter werden sehr häufig als Querschnittstudien angelegt. Diskutieren Sie an diesem Beispiel die Vor- und Nachteile der Querschnittmethode! - Vorteile: • Untersuchung ist nicht so zeitintensiv, da sie zu einem Zeitpunkt komplett vorgenommen werden kann. (Ökonomisches Verfahren) • Es können keine Verzerrungen durch das Aussteigen von Versuchspersonen auftreten (z.B. wenn weniger Intelligente Personen durch die Überforderung der Tests frustriert sind), da jede Person nur einmal erfasst wird. • Es kann leicht eine relativ große, und damit repräsentative Stichprobe verwendet werden. - Nachteile: • Keine Erfassung individueller Veränderungen: Da nur die Gruppenmittelwerte mit einander verglichen werden, lässt sich keine Aussage über die Richtung und Art der individuellen Veränderung machen. • Kohorteneffekt: Möglicherweise haben unterschiedliche Jahrgänge unterschiedliche Grundvorrausetzungen (Schulbildung, Ernährung, Erziehung) Jegliche Haftung ausgeschlossen! Keine Garantie für Richtigkeit und Vollständigkeit Seite 11 von 50 Script „Entwicklungspsychologie“ WS 05/06 Vagt Danusch Merrikh-Yazdi die sich auf die Intelligenz auswirken. (Konfundierung von Alter und Generation) Æ Keine Generalisierung möglich • Es kann eine selektive Populationsveränderung vorliegen, z.B. wenn intelligentere Menschen eher überleben (z.B. im Krieg), so dass die weniger Intelligenten aussterben und so in höheren Altersstufen nicht mehr erfasst werden können. • Unterschiedlicher Effekt der Messinstrumente auf die Generationen: z.B. kann ein Computertest auf ältere Generationen abschreckend wirken. • Altersspezifische Validität der Messinstrumente: z.B. kann die Intelligenz im Alter von 1-10 noch nicht so vollständig erfasst werden wie bei älteren Menschen 20. Die Längsschnittmethode hat gegenüber der Querschnittmethode viele Vorteile beim Studium entwicklungspsychologischer Vorgänge. Warum wird sie dennoch so selten verwendet, und welche besonderen Probleme hat sie zu bewältigen? Erläutern Sie Probleme von Längsschnittstudien! - Längsschnittstudien sind wesentlich Zeitintensiver, da dass „altern“ der Versuchspersonen abgewartet werden muss, können vom Beginn bis zum Abschluss einer Studie viele Jahr(zehnt)e vergehen. Dies führt dazu dass sie generell aufwendiger und kostspieliger durchzuführen sind. Auch kann die lange Dauer dazu führen, dass der Interessent (Forscher oder Investor) die Ergebnisse nicht mehr erfahren kann. - Bei Längsschnittstudien kommt es häufiger zu einem Aussteigen der Teilnehmer. Dies ist insbesondere dann problematisch, wenn das Aussteigen der Teilnehmer von der untersuchten Variable abhängig ist (z.B. wenn der Intelligenzverlauf untersucht werden soll, und weniger Intelligente Testpersonen durch die Frustration mit den Tests aussteigen). - Selektive Teilnahme: Oft hängen Teilnahmebereitschaft von der Eigenschaft des Teilnehmers in der zu testenden Variable ab. (z.B. sind intelligente Menschen eher bereit, an einer Langzeituntersuchung zum Intelligenzverlauf teilzunehmen) - Inflexibilität bei der Methodenauswahl: Um die Vergleichbarkeit zu gewährleisten müssen immer identische Messinstrumente Verwendet werden, auch wenn es zwischenzeitlich wesentlich besser gibt. - Testungseffekte: Wenn Personen schon einmal getestet wurden kann sich dass auf Folgetests auswirken. Durch Routine kann die Leistung steigen, oder durch Langeweile sinken. - Generalisierbarkeit fraglich: Studienuntersuchungen gelten zunächst nur für die untersuchte Generation! 21. In der entwicklungspsychologischen Forschung ergeben sich sowohl bei Querschnittstudien als auch bei Längsschnittstudien ernsthafte Interpretationsprobleme. Sequenzielle Versuchspläne scheinen eine Lösung dieser Probleme zu bieten. SCHAIE hat dazu ein Modell entwickelt, das einerseits eine Anleitung zur Datensammlung, andererseits ein Konzept zur Ergebnis-Interpretation enthält. Erläutern Sie dieses Modell! - Im Gegensatz zu klassischen Modellen wird bei Schaie’s Modell nicht nur das Lebensalter (A) [Reifungs/Biologisch Bedingt] als Prädiktor für das Lebensalter Jegliche Haftung ausgeschlossen! Keine Garantie für Richtigkeit und Vollständigkeit Seite 12 von 50 Script „Entwicklungspsychologie“ WS 05/06 Vagt Danusch Merrikh-Yazdi angesehen, sondern auch Kohorte (K) [Generationseinflüsse] und Testzeitpunkt (T) [Gesellschaftlicher/Kultureller Zustand zu dem Zeitpunkt] Æ V = f(A,K,T) - Bei Querschnittuntersuchungen sind Alterseffekte mit Kohorteneffekten konfundiert, bei Längsschnittuntersuchungen sind Alterseffekte mit Testzeitpunktseffekten konfundiert. Die Zeitwandelmethode erfasst die Kohorteneffekte zusammen mit den Testzeitpunktseffekten. (Evtl. Zeichnung) - Zur Datensammlung werden immer je zwei Methoden kombiniert, somit lassen sich, unter der Vorraussetzung dass eine der drei Variablen (A,K,T) keine Effekte verursacht, die anderen beiden unabhängig bestimmen. - Schaie empfiehlt daher zwei verschiedene Methodenkombinationen zu verwenden. III. Frühe Kindheit 22. Es wird oft behauptet, dass prä-, peri- und postnatale Komplikationen und Belastungen sich auch langfristig schädlich auf die kindliche Entwicklung auswirken. Diskutieren Sie diese Behauptung an Hand vorliegender Forschungsbefunde! Vergleichen Sie dabei auch die Bedeutung biologischer und psychosozialer Belastungsfaktoren für die weitere Entwicklung des Kindes! (Pränatal: Vor der Geburt; Perinatal: Bei der Geburt; Postnatal: nach der Geburt) - Belastungen / Komplikationen: • Genetische Fehler (Besonders bei extremes Alter der Mutter) • Infektions- und chronische Krankheiten der Mutter. • Ungünstige Einflüsse wie Medikamenten und Drogengebrauch sowie Strahlen und Umweltgifte in der Schwangerschaft. • Psychische Belastungen treten insbesondere auf, wenn Schwangerschaft auf völlige Ablehnung durch Umwelt stößt, wenn Partner stirbt, wenn Lebensumstände ausweglos erscheinen. • In den letzten Monaten häufigstes Risiko: Plazentare Mangelversorgung führt oft zu Frühgeburten. • XXXX Überhaupt nicht vollständig, momentan kein Nerv dazu 23. Das Femdeln ist nach der Meinung von Laien und Experten eine charakteristische Verhaltensweise in der frühen Kindheit. Beschreiben Sie, was vom entwicklungspsychologischen Standpunkt aus unter dieser Verhaltensweise zu verstehen ist, und erläutern Sie kurz verschiedene Theorien zur Erklärung des Fremdelns! - - Unter Fremdeln ist eine starke emotionale Reaktion beim Anblick einer fremden Person zu verstehen. Fremdeln tritt bei fast allen Kindern (Aber unterschiedlich Intensiv) etwa um den 8. Lebensmonat auf (Erst Anzeichen z.T. ab 6. Monat) und hat einen kulturunabhängigen Höhepunkt zwischen 8. und 12. Lebensmonat. Es lassen sich folgende Symptome beobachten: • Anstarren der Fremden Person, den Blick aber immer wieder abwenden • Fest an ein Elternteil klammern • Eine Maximalreaktion kann in Form des Aufschreiens und Versteifens auftreten. Jegliche Haftung ausgeschlossen! Keine Garantie für Richtigkeit und Vollständigkeit Seite 13 von 50 Script „Entwicklungspsychologie“ WS 05/06 Vagt Danusch Merrikh-Yazdi • Insbesondere rasche Annäherung und Berührungen des Kindes lösen Fremdelreaktion aus - Stärke des Fremdelns kann Situationsspezifisch (In unvertrauter oder bereits verunsicherter Situation reichen schwächere Reize) sein, hängt aber auch vom angeborenen Temperament und Gewöhnung an Besucher ab. - Theorien zur Erklärung des Fremdelns: • Konditionierte Angst vor Verlassenwerden (Historisch): Kinder haben Angst von der Mutter verlassen und fremder Person überlassen zu werden, und daher zu verhungern. • Fremdeln als kognitives Diskrepanzerlebnis: Ab etwa 6 Monaten kann sich das Kind aktiv an Vorstellungsschemata erinnern und diese als gleich oder verschieden klassifizieren. Für bekannte Gesichter verfügt Kind über Vorstellungsschemata und weiß welche Reaktion auf Erkennen angebracht ist, bei fremden Gesichtern ist dies nicht der Fall, es kommt zum Fremdeln. Wenn das Kind über seine Handlungsmöglichkeiten für fremde Gesichter kompetenter wird, nimmt Fremdeln ab. • Fremdeln als Versagen vorsprachlicher Kommunikation: Kinder bauen vor Erwerb der Sprachlichen Kommunikation mit vertrauten Personen (wie den Eltern) eine personenspezifische vorsprachliche Kommunikation auf. Kind merkt, dass der Fremde von dem mit vertrauten Personen gelernten Verhalten abweicht, kann das Problem aber noch nicht lösen (Da es die universelle Sprache noch nicht beherrscht). Kinder mit intensiver vorsprachlicher Kommunikation sollten stärker Fremdeln und die Fremdelphase umso schneller überwinden, umso schnelle sie die Sprache erlernen. • Fremdeln als misslingendes Wiedererkennen der gestischen Signatur: Schon ab einem Alter von 6 Wochen können Kinder Personen an ihrer gestischen Signatur (Verhalten) erkennen. Fremdeln tritt auf, wenn die „gestische Signatur“ ausbleibt der von den Erwartungen des Kindes abweicht. Höhepunkt bei 8 Monaten da hier schon Repertoire an Erwartungen aufgebaut, sprachliche Kommunikation aber noch nicht möglich. 24. Die meisten Eltern scheinen recht gut zu wissen, was ihr Baby wann braucht, und verhalten sich entsprechend. a) Was versteht man unter intuitiven Elternverhalten? - Unter intuitiven Elternverhalten versteht man, dass sich die Eltern (oder sonstige Betreuungsperson) bei dem Umgang mit dem Baby intuitiv optimal an Lernbedürfnisse und Kompetenzen des Babys angepasst verhalten, ohne dies bewusst zu steuern. - Diese Verhaltensweisen lassen sich kulturübergreifend beobachten und bestehen z.B. aus: • Langsamerer, mit stärkerer Mimik betonter vereinfachter Sprache + Wiederholung der Wörter. • Vereinfachung von Handlungen. • Dabei reagiert die Erwachsene Person so schnell, dass eine bewusste Verhaltensplanung unmöglich ist. b) Welche Faktoren beeinflussen den Grad dieser elterlichen Kompetenz? Jegliche Haftung ausgeschlossen! Keine Garantie für Richtigkeit und Vollständigkeit Seite 14 von 50 Script „Entwicklungspsychologie“ WS 05/06 Vagt Danusch Merrikh-Yazdi - Es gibt die Überzeugung dass intuitives Elternverhalten nicht gelehrt werden kann, sondern sich nur durch emotional offener Interaktion mit dem Kind entfalten kann. Problematisch für die Analyse des intuitiven Elternverhalten ist, dass eine optimal gelingende Interaktion sowohl von dem Erwachsenen als auch von dem Kind abhängt. - Merkmale des Kindes: Kinder, die meist guter Stimmung sind, sich interessiert der Umwelt zuwenden und selten überempfindlich-negativ reagieren, rufen intuitives Elternverhalten leichter hervor. Frühgeborene Kinder (Welche später lächeln und reizempfindlicher reagieren), Kinder die oft Krank sind und Kinder mit autistischen Zügen machen es den Eltern dagegen viel schwerer. - Merkmale der Eltern: Bei Eltern mit ambivalenter Einstellung zum Kind oder ihren Kompetenzen als Eltern ist die Fähigkeit zum intuitiven Elternverhalten eingeschränkt. Eltern mit erheblichen Belastungen oder Depressionen sind oft zu gehemmt oder verkrampft um sich dem intuitiven Elternverhalten hinzugeben. 25. Eltern sind sozial-emotionale Bezugspersonen für ihre Kinder. Die Qualität der dabei entstehenden Bindung lässt sich mit Hilfe des „Fremde-Situation“-Tests von AINSWORTH diagnostisch erfassen. Beschreiben Sie das Testverfahren und die mit ihm ermittelten Typen von Bindungsbeziehungen! - - - Bei dem Test handelt es sich um ein standardisiertes Verfahren zur Untersuchung des Bindungsverhaltens von Kindern im Alter von 12 bis 24 Monaten. Er besteht aus Acht 3 Minuten Episoden. Zu beginn sind Mutter in und Kind zusammen in einem Raum mit Spielzeug. In den verschiedenen Episoden erfährt das Kind Unvertrautheit, Neuheit und Trennung (z.B. durch das hinzukommen einer weiteren Person sowie dass zweifache verschwinden und wiederauftauchen der Mutter). Die validesten Informationen über die Qualität der Bindungsbeziehung lassen sich durch die Art ermitteln, wie das Kind die Mutter nach kurzer Abwesenheit empfängt, insbesondere waren hier die 4 Strategien Nähesuchen, Kontakthalten, Widerstand gegen Körperkontakt und Vermeidungsverhalten beobachtbar. Aus diesen Werten und dem Gesamteindruck des Kindes bildete AINSWORTH 3 Bindungsstile: • A: Unsicher-vermeidend: Kinder zeigen bei der Rückkehr wenig Emotion, suchen keine Nähe sondern beschäftigen sich weiter mit Spielzeug. Ainsworth hielt dieses verhalten ursprünglich für besonders reif. In Untersuchungen zeigte sich aber, dass diese Kinder nur wenig sensitive Führsorge erfahren hatten, auch mochten ihre Mütter keine starken Emotionsausbrüche und reagierten darauf oft Feindselig. Æ Kinder haben gelernt, ihren Gefühlsausdruck zu minimieren, um Beziehung zur Mutter zu behalten. In weiteren Forschungen zeigte sich, dass die A Kinder, welche nach außen eine „coole“ Reaktion zeigten, beim Verschwinden der Mutter den höchsten Stresshormonanstieg zeigten. • B: Sicher Balanciert: Diese sicher gebundenen Kinder zeigen beim Verlassen der Mutter mehr oder weniger intensiven Kummer. Wenn die Mutter wieder auftaucht wirken sie wie erlöst, suchen manchmal kurzen Kuschelkontakt und spielen dann fröhlich weiter. Diese Kinder waren einerseits schon von Geburt an emotional eher stabil oder hatten emotional sehr einfühlsame, verlässliche, Jegliche Haftung ausgeschlossen! Keine Garantie für Richtigkeit und Vollständigkeit Seite 15 von 50 Script „Entwicklungspsychologie“ WS 05/06 Vagt Danusch Merrikh-Yazdi offene und Freundliche Mütter. Daher können Sie es sich auch mit steigenden Alter noch leisten, ihre Gefühle offen zu zeigen. • C: Ambivalent-unsicher: Werden oft schon beim Eintritt der fremden Person empfindlich und zeigen deutlichen, lautstark und zum Teil auch wütend Kummer wenn Sie alleingelassen werden. Bei Rückkehr der Mutter Verhalten Ambivalent, suchen Kontakt aber widersetzen sich auch ihren Kontaktversuchen. Ainsworth: Kinder haben Mutter mal als überschwänglich herzlich und mal als unerreichbar erlebt, ohne dass es sinnvolles Muster erkennbar. Daher Strategie Kummer übertreiben um wahrgenommen zu werden. - Bindungstyp nicht nur mit Mutter (sondern z.B. auch mit Vater) messbar. - Dabei müssen diese nicht identisch sein (Æ Bindungstyp keine Persönlichkeitseigenschaft des Kindes sondern Eigenschaft spezifischer personengebundenen Beziehungen des Kindes. 26. Die Qualität der Bindungsbeziehung zwischen Eltern und ihrem Kind ist von großer Bedeutung für die psychische Entwicklung des Kindes. a) Welche empirischen Befunde stützen diese Auffassung? - Durch Entwicklung von Bindungsstilmessmethoden für verschiedene Altersstufen wurde in Längsschnittuntersuchungen festgestellt, dass es sich bei der Bindungsqualität um ein relativ stabiles Merkmal handelt. Frühkindliche Bindung zur Mutter mit einem Jahr hat hohe Stabilität zur Bindungsklassifikation mit 6 Jahren. Diese wiederum zu der mit 16 Jahren (Insbesondere bei Beobachtung des konkreten Verhalten von Jugendlichen mit Bezugsperson). - Kinder, die als Einjährige sicher gebunden klassifiziert wurden, fanden sich in der Grundschule besser zurecht und konnten Konfliktsituationen besser meistern. Auch zeigten sie weniger Feindseligkeiten und Verhaltensprobleme. - Fünfjährige Kinder unterschieden sich bindungsstilspezifisch in der Art der Konfliktregulierung beim Puppenspiel, aber auch in der Offenheit und Kontrolle ihrer Emotionen beim Puppenspiel. b) Welche Befunde liegen zur Frage der Stabilität bzw. Instabilität des Bindungsstils vor? - Bei einer Trennung der Eltern wechselt der Bindungsstil oft deutlich von sicher zu unsicher. - Wechsel von unsicheren zu sicheren Bindungsstilen lassen sich schwerer mit äußeren Einflüssen erklären. Evtl. bietet Identitätserarbeitung m Jugendalter eine Chance, ein stabiles Bindungsmodell aufzubauen. - Krippenbesuch und Zeitpunkt der Einkrippung hat keine direkte Bedeutung für die Bindungsqualität. Allerdings ist die Art der Eingewöhnung von Belang: Kinder die erst gegen ende des ersten Lebensjahres in die Krippe kommen, und eine sehr abrupte Eingewöhnung erfahren, reagieren oft mit einem Wechsel von sicherer zur unsicherer Bindung. IV. Kognitive Entwicklung, Sprachliche Entwicklung 27. PIAGET bezeichnet die sensumotorische Entwicklung in frühester Kindheit auch als „Erwachen der Intelligenz“, denn bei der Entwicklung der sensumotorischen Intelligenz handelt es sich gewissermaßen um eine sensumotorische Vorbereitung der geistigen Auseinandersetzung mit der Welt. Beschreiben Sie Jegliche Haftung ausgeschlossen! Keine Garantie für Richtigkeit und Vollständigkeit Seite 16 von 50 Script „Entwicklungspsychologie“ WS 05/06 Vagt Danusch Merrikh-Yazdi die Marksteine der senumotorischen Entwicklung an Hand des Sechs-Stufen-Modells von PIAGET und führen Sie entsprechende Verhaltensbeispiele für den jeweiligen Entwicklungsfortschritt an! - 1. Stufe: Übung angeborener Reflexmechanismen: Kind verfügt von Geburt an über Reflexfunktionen (z.B. Saugen, Greifen, Gucken). Es kann Dinge anschauen, nach ihnen Greifen, an ihnen Saugen. Diese Übung führt zur Anpassung an die jeweiligen Gegebenheiten. So unterscheidet sich z.B. das Saugen an der Brust der Mutter von dem am Daumen, dass Kind lernt also z.B. das Saugen zur Nahrungsaufnahme vom spielerischen Saugen zu unterscheiden. - 2. Stufe: Primäre Kreisreaktionen: Handlungen, die zu angenehmen oder interessanten Ereignissen geführt haben, werden verstärkt. Es kommt zur Gewohnheitsbildung. (Beispiel: Wenn Baby Effekt einer Rassel herausgefunden hat, wird es diese häufiger rasseln) Handlungsschemata (z.B. Saugen, Greifen, Angucken) werden auf immer mehr Gegenstände angewandt. - 3. Stufe: Sekundäre Kreisreaktionen: Differenzierung von Mittel und Zweck: Baby entdeckt, dass bestimmte Handlungsweisen immer wieder zum selben Ergebnis führen. Handlung wird als Mittel zu einem Zweck gesehen. (Beispiel: Kind strampelt, um am Bett befestigte Glocken zum Ertönen zu bringen) - 4. Stufe: Koordinierung der erworbenen Handlungsschemata und Anwendung auf neue Situationen: Anwendung mehrerer Handlungsschemata auf den gleichen Gegenstand: Bsp.: Rassel wird geschüttelt, geworfen, in den Mund gesteckt, usw. Kind verhält sich, als wolle es alle Handlungsmöglichkeiten eines Gegenstandes ausprobieren. Dies führt zu einer weiteren Differenzierung der Handlungsschemata, die nun an Gegenstände angepasst werden. Außerdem werden nun mehrere Schemata kombiniert (z.B. Greifen und dann Werfen oder Hinkrabbeln, Greifen, in den Mund nehmen und Beißen). - 5. Stufe: Tertiäre Kreisreaktionen: Entdeckung neuer Handlungsschemata durch aktives Experimentieren. Kind findet durch Koordination von Handlungsschemata originelle Möglichkeiten um Ziel zu erreichen (z.B. Tischdecke ziehen um Rassel zu erreichen). Kind probiert systematisch verschiedene Möglichkeiten aus. - 6. Stufe: Übergang vom sensumotorischen Intelligenzakt zur Vorstellung: Spätestens Mitte des zweiten Lebensjahres: Praktisches Probieren ist nun nicht mehr notwendig, dass Kind kann den Effekt einer Handlung antizipieren und diese Handlung innerlich vollziehen. Übergang zum Denken. Z.B. kann Kind Stock benutzen um Gegenstände durch ein Gitter zu berühren, ohne das vorher ein praktisches Ausprobieren nötig ist. 28. PIAGETs Theorie der Kognitiven Entwicklung bildet einen eigenständigen Ansatz zur Erklärung der Intelligenz. Erläutern Sie bitte, inwiefern dieser Ansatz verschiedene wissenschaftliche Disziplinen zu verbinden sucht, - Die Theorie der Kognitiven Entwicklung übergreift, durch den Versuch, biologische und erkenntnistheoretische Auffassungen mit der Grundlage der empirischen Psychologie zu verbinden, verschiedene wissenschaftliche Disziplinen. - Biologische Ausrichtung: • Intelligenz nur in Beziehung vom Organismus verständlich Jegliche Haftung ausgeschlossen! Keine Garantie für Richtigkeit und Vollständigkeit Seite 17 von 50 Script „Entwicklungspsychologie“ WS 05/06 Vagt Danusch Merrikh-Yazdi • Unterliegt wie auch der Organismus der Tendenz zur Anpassung und bildet auch Strukturen aus. • Geht in den Ursprüngen auf angeborene Reflexmechanismen zurück, und bleibt bis etwa zum Ende des zweiten Lebensjahres an den Elementaren Funktionen der Motorik und Wahrnehmung gebunden. - Erkenntnistheoretische Ausrichtung: • Höhere Formen des Denkens (z.B. Deduktionsschluss) lassen sich nicht ohne weiteres biologisch begründen. • Diese höheren Formen des Denkens setzten ein System voraus, wie es von der Erkenntnistheorie aufgebaut ist. - Piaget führt nun die höheren Formen des Denkens schrittweise auf die ursprünglichen Reflexstrukturen zurück und schafft so eine Verbindung zwischen den biologischen und erkenntnistheoretischen Ansätzen. Komplexe Organisationsformen setzten dabei auf weniger komplexen auf. und skizzieren Sie ferner die wesentlichen Bestimmungsstücke, an Hand derer PIAGET definiert, was Intelligenz ihrem Wesen nach ist! - Bestimmungsstücke zur Definition der Intelligenz: • Intelligenz ist ein Sonderfall der biologischen Anpassung (Austauschprozess von Organismus und Umwelt) Anpassung vollzieht sich kontinuierlich, indem der Organismus eine Reihe von Strukturen bildet, die auseinander hervorgehen und aufeinander aufbauen. Z.B. bauen die Gewohnheiten auf Reflexen auf, welche wiederum Grundlage für sensomotorische Intelligenz sind. • Intelligenz ist Gleichgewichtsform, zu der alle Strukturen streben. Jede Intelligenzstruktur bildet Form des Gleichgewichts zwischen Organismus und Umwelt, welcher einen unterschiedlichen Stabilitätsgrad haben kann. Entwicklung: Gelangen von instabilen in mehr stabile Zustände. • Intelligent ist System von lebendigen und aktiven Operationen: (Gegenposition zum Behaviorismus) Aktivität ist Voraussetzung für das Erreichen von Gleichgewicht. Struktur nur im Gleichgewicht, wenn Individuum hinlänglich aktiv, um alle Störungen kompensieren zu können. Störungen können durch Denken vorweggenommen werden. 29. Vom biologischen Standpunkt aus gesehen, unterliegt auch die Entwicklung der Intelligenz der Tendenz zur Anpassung. Nach PIAGET lässt sich diese Tendenz durch die Prozesse Assimilation und Akkomodation beschreiben. a) Erklären Sie diese beiden komplementären Prozesse und deren Zusammenspiel! - Assimilation: Anwendung einer Struktur auf einen Gegenstand. (Einverliebung des Gegenstandes in die Struktur). Z.B. wird, wenn Rassel gegriffen wird, Rassel in Greifschema assimiliert. - Akkomodation: Anpassung eines Schemas an die Anforderungen der Umwelt z.B. muss Greifstruktur je nach Situation und Gegenstand angepasst werden. - Zusammenspiel erklärt den Entwicklungsverlauf der Anpassung: die Grundsätzliche Tendenz sich die Umwelt vollständig anzueignen, führt dazu, dass immer wieder Umwelteinflüsse auftauchen, die nicht mit zur Verfügung stehenden Möglichkeiten erfasst werden können. Hier setzt die Akkomodation ein, welche zum Aufbau der Jegliche Haftung ausgeschlossen! Keine Garantie für Richtigkeit und Vollständigkeit Seite 18 von 50 Script „Entwicklungspsychologie“ WS 05/06 Vagt Danusch Merrikh-Yazdi notwendigen neuer Strukturen führt. Es kommt so zum Aufbau immer differenzierterer Strukturen nach dem Muster einer Spirale. b) Geben Sie bitte zudem ein Beispiel für fehlerhafte Assimilation, und beschreiben Sie den Unterschied zwischen fehlerhafter Assimilation bei Kindern (im voroperatorischen, anschaulichen Stadium) und bei Erwachsenen! - Kinder erklären die Entstehung eines riesigen Felsens damit, dass dieser zuerst klein war und dann wuchs. Erklärung: Kind verfügt über Konzept des Wachsens und verwendet diesen zur Erklärung der Entstehung des Felsens. Hierbei kommt es zu einer fehlerhaften Assimilation, da Steine allgemein nicht wachsen. Wenn Kind über die Fehlerhaftigkeit der Assimilation aufgeklärt wird, kommt es zu einer Differenzierung des Weltbildes in lebendige Objekte (welche Wachsen) und nicht lebendige Objekte (welche nicht wachsen). Diese Anpassung an die Wirklichkeit ist wieder eine Akkomodation. - Kinder: Um fehlerhafte Assimilation handelt es sich, wenn die Existenz von Naturerscheinungen (z.B. Steine oder Bäume) aus ihrem Zweck erklärt wird. DH. Bäume sind da, damit man Früchte pflücken kann, Steine damit Häuser gebaut werden können. Kinder überprüfen dabei nicht mehrere Assimilationsschemata sondern nehmen an, dass ihre aktuelle Deutung der Wirklichkeit entspricht. - Erwachsene: Sofern Sie sich sachlich und unvoreingenommen um Erkenntnis bemühen, prüfen Sie mehrere Möglichkeiten / Assimilationsschemata. Fehlerhafte Assimilationen = Denkfehler. 30. PIAGET hat ganz sicher eine sehr interessante und differenzierte Theorie der kognitiven Entwicklung vorgelegt. Eignet sich diese Theorie Ihrer Meinung nach auch als Grundlage und Richtschnur pädagogischer Bemühungen zur Förderung kognitiver Prozesse beim Kind? Bitte, skizzieren und diskutieren Sie mögliche pädagogische Implikationen der Theorie von PIAGETs! - Piaget: Zum Lernen bedarf es handelnder und denkender Aktivität und nicht bloßer Aufnahme passiven Wissens. - Kognitive Entwicklung ist Konstruktion von neuer Strukturierung und Organisation, diese kann nicht gelehrt, sondern nur durch aktives nachvollziehen oder selbstständige Entdeckung passieren. - - Es ergeben sich folgende pädagogische Implikationen: Lernende müssen die Unzulänglichkeiten und Widersprüche ihrer Auseinandersetzung mit dem Problem oder Gegenstand selber begreifen, um sich weiterzuentwickeln. Lehrer müssen die Erkenntnismöglichkeit richtig einschätzen und selber versteh- und lösbare Probleme darbieten. Es soll keine einfache Übernahme der Erkenntnisse des Lehrers erfolgen. Es müssen eigene Erkenntnisse entwickelt, und nicht Fremdentwickelte auswendig gelernt werden. Idealer Unterricht erfüllt folgende Vorraussetzungen: • Das Wissen muss selbstständig entdeckt werden. • Offener Unterricht, bei dem Kinder viel mit gleichaltrigen zusammenarbeiten. (So wird eigene Erarbeitung des Wissens gefördert und blinde Übernahme vom Lehrer vermieden) • Es sollen Fragestellungen gegeben werden, die zu selbstständigen Lösungsversuchen führen. Jegliche Haftung ausgeschlossen! Keine Garantie für Richtigkeit und Vollständigkeit Seite 19 von 50 Script „Entwicklungspsychologie“ WS 05/06 Vagt Danusch Merrikh-Yazdi • Lernende sollten auch mit Alternativen / gegenteiligen Meinungen konfrontiert werden. - Meine Meinung/Beobachtung: • Eigene Beobachtung, dass sich Dinge viel leichter und auch mit viel mehr Spaß lernen lassen, wenn man sie verstehen und nachvollziehen kann. Stupides Auswendiglernen von für mich keinen Sinn machenden Inhalten ist einerseits schwer andererseits ist die Motivation viel geringer. • Andererseits ist die Umsetzung bisher noch nicht weit genug. In der Schule wurde zum Teil noch häufig auf passive Wissensaufnahme gesetzt. • Erfreuliche Tendenz: Die meisten Referendare setzten besonders Stark auf Gruppenarbeiten und eigene Wissensaneignung. Daher ist eine längerfristige Veränderung in Sicht. • Art des Lernens liegt aber nicht nur an den Lehrenden sondern auch an den Schülern. Z.B. ist für diese Klausur eigentlich die aktive Durcharbeitung der 76 Fragen incl. Drüber Nachdenken vorgesehen. Nun weiß ich aber von manchen Kommilitonen, dass sie aus „Faulheit“ auf ein stupides Auswendiglernen vorgefertigter Skripte setzten. 31. Sowohl behavioristische als auch nativistische Theorien versuchen eine Antwort auf die Frage nach dem WIE des Spracherwerbs zu bieten. Umreißen Sie kurz die Grundannahmen dieser konträren Ansätze an Hand einer Gegenüberstellung. - - Behavioristische Theorien: • Sprache: Wörter, mit denen Personen, Tätigkeiten und Objekte benannt und Relationen dargestellt werden. Fragestellung: Wie werden motorische Fähigkeiten zur Lautbildung gelernt und mit der Bedeutung verbunden? • Lernprinzipien: • Opperante Konditionierung: Säugling erzeugt spontan alle möglichen Laute. Laute, die der Erwachsenensprache ähneln, werden verstärkt, für die Sprache unübliche Laute fallen mit der Zeit weg. Æ Es werden erste Wörter geformt und es entstehen Sprachgewohnheiten • Imitation: Kinder ahmen Sprache der Umwelt nach und Eltern korrigieren Fehler. Dabei werden gehörte Sprachmuster nicht vorbildgetreu übernommen sondern vereinfacht (z.B. durch das Weglassen von Funktionswörtern). Durch dass Koregieren der Eltern kommt es dazu, dass sich Kinder dem Sprachverhalten ihrer Eltern allmählich annähern. Nativistische Theorien: (Inside-out) • Kind wird mit hochabstraktem grammatischem Wissen und spezialisiertem sprachbezogenen Verarbeitungssystem geboren. Dieses ist zum Erwerb der Umweltsprache notwendig. [Vorraussetzung: Alle Sprachen basieren auf identischem Grundkonzept] Jegliche Haftung ausgeschlossen! Keine Garantie für Richtigkeit und Vollständigkeit Seite 20 von 50 Script „Entwicklungspsychologie“ WS 05/06 Vagt Danusch Merrikh-Yazdi • Beides stellt die Basis für den Spracherwerb dar, Umweltsprache und Lernfähigkeit eher unbedeutende Rolle wie der Festlegung der Parameter der Umweltsprache für die angeborene abstrakte Basis. • Es gibt abgeschwächte Versionen, wo nicht mehr von einer Angeborenheit der Universalgrammatik ausgegangen wird, sondern z.B. die Annahme universeller Spracherwerbsstrategien. 32. Erwachsene sprechen mit kleinen Kindern in der Regel „anders“, d.h. auf eine andere Art und Weise, als sie es mit Erwachsenen tun. a) Bitte, skizzieren Sie die entsprechenden Unterschiede - Phonologisch: Tonhöhe, langsamer, Klare Aussprache, größere Pause, Vereinfachungen - Syntaktisch: Gute und verständliche Ausformung der Sätze, Weniger Verben pro Äußerung, mehr Inhaltswörter und weniger Funktionswörter - Semantisch: Begrenzung des Vokabulars, Referenz zum aktuellen Zustand, wenig Referenz zur Vergangenheit - Pragmatisch: Mehr Direktive, Imperative und Fragen; mehr demonstrative (deiktische) Äußerungen b) Welchen Sinn ist darin zu sehen, dass Erwachsene mit Kindern auf diese besondere Weise sprechen? - Kinder scheinen auf diese Art der Sprache mit gesteigerter Aufmerksamkeit zu reagieren. Maximale Attraktivität der Kindgerechten Sprache liegt mit 4 Monaten vor, sie wird aber auch mit 14 Monaten noch bevorzugt. - Hohe Stimme besser an Hörfähigkeit des Säuglings angepasst - Vereinfachung hilft, linguistische Segmente zu Identifizieren und zu organisieren. 33. Als kritische Perioden werden Entwicklungsabschnitte bezeichnet, in denen spezifische Erfahrungen eine maximale Wirkung haben. LENNEBERG wendet das Konzept der kritischen Periode auch zur Erklärung des Spracherwerbs an. Ist das Ihrer Meinung nach gerechtfertigt? Welche Beobachtungen stützen seine Auffassung, welche Kritikpunkte können angebracht werden? - Nach Lenneberg kann der Spracherwerb erst beginnen, nachdem eine bestimmte Stufe des physischen Wachstums erreicht wurde. Zwischen 2-3 Lebensjahr Individuum besonders sensibel für Reize und flexibel für Spracherwerb. - Nach der Pubertät nimmt Fähigkeit zur Selbstorganisation und Anpassung schnell ab. - Grundlegende Sprachfertigkeiten, die bis dahin nicht erworben wurden bleiben während des gesamten restlichen Lebens unzugänglich. PRO: - Bei Hirnverletzungen entscheidet der Zeitpunkt des Eintretens, über die Auswirkung auf die Sprachfähigkeit. - Ab dem 14. Lebensjahr konnten Kinder mit Down-Syndrom keine Sprachfortschritte mehr vollbringen. - Hörbehinderte Kinder sind in der Entwicklung gesprochener Sprache behindert. Wenn sie aber früh Hörhilfe bekommen kann die Beeinträchtigung weitgehend aufgehoben werden. Bekommen sie die Hörhilfe zu spät (z.B. Weil Hörbehinderung zu spät entdeckt) sind dauerhafte sprachliche Beeinträchtigungen nicht auszuschließen. Jegliche Haftung ausgeschlossen! Keine Garantie für Richtigkeit und Vollständigkeit Seite 21 von 50 Script „Entwicklungspsychologie“ WS 05/06 Vagt Danusch Merrikh-Yazdi - Erlernen neuromuskularer Anpassungen an zweite Sprache geht im frühen Alter deutlich besser, da Organismus noch nicht auf Artikulationsbasis festgelegt. Kritik: - Obige Beispiele mit anderen Faktoren konfundiert (z.B. Retardation, Fremdesprache). Zur Untersuchung müsste ein Kind bis zum erreichen der Pubertät sprachlich isoliert werden (Ethnisch nicht vereinbar) - Es gibt keine biologischen Grundlagen für kritische Perioden. Eher vorstellbar sind „sensible Perioden“ - Mädchen „Genie“ wurde von Eltern im Zimmer isoliert ohne Sprache großgezogen. Auch wurde es für dass von sich geben von Lauten bestraft. Erst nach der Pubertät versuchten Forscher ihr Sprache beizubringen • Phonologie: Erhebliche Probleme bei Artikulation: auch nach 5 Jahren noch schwer beeinträchtigt. Aber: Phonologische Entwicklung ähnelte normalem Kind (z.B. gleiche Vereinfachungen) • Æ Sprachentwicklung nach Pubertät möglich aber deutlich erschwert und wahrscheinlich auch nie so gut wie normal. • Æ Sensible statt kritische Perioden sinnvoll V. Kindheit 34. Wer – im Vergleich zu seinen gleichaltrigen Mitmenschen – relativ intelligent ist, bleibt es auch in Zukunft, wer – in diesem Sinne weniger intelligent ist, gehört auch in Zukunft zu den weniger Intelligenten. Ist dies tatsächlich so? Skizzieren Sie die Befundlage zur Stabilität der Intelligenz, und denken Sie über Faktoren nach, die einer höheren Stabilität möglicherweise im Wege stehen! - Im Erwachsenenalter ist der IQ sehr konstant (Auch bei mehreren Jahren zwischen Testungen: Reliabilitätskoeffizient über 0,80). - Mit zunehmendem Alter steigt die Korrelation des aktuellen IQs mit dem Endwert (Erfasst mit 40 Jahren). Ab einem Alter von etwa 10 Jahren ergibt sich keine große Veränderung der Korrelation mehr, dh. es kommt zu einer Stabilisierung des Intelligenzniveaus. Ab diesem Zeitpunkt herrscht eine Positionsstabilität, dh. die relative Intelligenz (zu der Bezugsgruppe im gleichen Alter) ändert sich nicht mehr. - Stabilität spiegelt drei Sachverhalte wieder: • Ein (genetisch mitdeterminiertes) Ausgangspotential wird durch aktive Auseinandersetzung mit der Umwelt (insbesondere Förderungen wie Schule) mit steigendem Alter entfaltet. Zuwachs Proportional zum Ausgangsniveau / interindividuell stabil. • Ein (genetisch mitbedingtes) Ausgangspotential wird durch Risikofaktoren in Entfaltung beeinträchtigt. Ausmaß der Beeinträchtigung geht in Positionsstabilität der Intelligenzunterschiede ein, wenn Risikofaktor konstant bleibt. • Stabilitätskoeffizienten nie =1, es gibt immer Restvarianz die eine Positionsänderung widerspiegelt. Chance bei günstigen Umweltbedingungen, Gefahr bei beeinträchtigenden Bedingungen. Jegliche Haftung ausgeschlossen! Keine Garantie für Richtigkeit und Vollständigkeit Seite 22 von 50 Script „Entwicklungspsychologie“ WS 05/06 Vagt Danusch Merrikh-Yazdi Gründe für die Instabilität: - Schwankungen der geistigen Entwicklung durch Umweltbedingte Faktoren, welche durch die Schule stabilisiert werden. - Intelligenztests messen auf verschiedenen Altersstufen unterschiedliche Fähigkeiten. - Reliabilität der Tests steigt mit Lebensalter, Tests für kleine Kinder nicht so sehr standardisierbar. - Intelligenztests sind für die Zeit des Schulalters falsch geeicht. 35. Elternhaus und Schule haben zweifellos einen Einfluss auf die Kreativität von Kindern. a) Welche Verhaltensmaximen sollten dabei beachtet werden, wenn das Ziel eine Förderung der Kreativität ist? - Kinder sollten dazu erzogen werden, ungeniert Fragen zu stellen und sich offen und frei mit ihrer Umgebung auseinanderzusetzen. - Freiheiten in der Erziehung (Autonomie), Förderung der Neugierde - Fordernde Aktivität der Eltern - Problemorientierte Kommunikation, Gemeinsames Problemlösen Für die Schule: - Wichtig ist, dass Kinder, die von Haus aus zu Kreativität ermutigt werden, in der Schule nicht wegen ihrer Kreativität (Welche sich z.B. in dem stellen vieler „komisch“ wirkender Fragen und Spekulation zeigen kann) von dem Lehrer abgelehnt (Ablenkung vom Lehrplan, Zeitverschwendung, Störer)) werden, da sonst die Gefahr zu einem Problemkind zu werden recht groß ist. Lehrer sollten: • Toleranz für neue Ideen zeigen • Keine festgelegten Muster aufzwängen (Beispiel Mathe) • Kind ermutigen, eigener Kreativität Wert beizumessen. • Lernen aus eigener Initiative fördern und Wert beimessen • Fächerübergreifend Lehren • Konstruktiv Kritisieren und Selbstbewertung unterstützen b) Welche Erziehungshaltung hingegen führen eher zu einer Blockade der kindlichen Kreativität? - Torrance: Konformitäts-Zwängen • Orientierung am schnellen Erfolg • Orientierung an Altersgenossen • Verbot zu fragen und die Welt zu erkunden • Bestehung auf rigiden, stereotypen Geschlechtsrollen • Gleichsetzung von „Divergenz“ und „Abnormität“ • Strikte Trennung von Arbeit und Spiel. - Permissives Erziehungsverhalten - Autorität und Überwachung der Kinder - Zu einseitiges Erziehungsverhalten 36. Die Entwicklung der Geschlechtsidentität kann auf sehr unterschiedliche Art und Weise erklärt werden. Skizzieren Sie die vorliegenden Erklärungsansätze! - Freud’s Theorie der psychosexuellen Identifikation: Jegliche Haftung ausgeschlossen! Keine Garantie für Richtigkeit und Vollständigkeit Seite 23 von 50 Script „Entwicklungspsychologie“ WS 05/06 Vagt Danusch Merrikh-Yazdi • Aufgrund fehlender empirischer Belege nur historische Bedeutung • Beschreibt Aufbau der heterosexuellen Orientierung, nicht aber der Aufbau der psychischen Geschlechtsidentität und Rolle. - 3 Moderne Ansätze, die jeweils unterschiedliche Aspekte erklären: - Biologische Ansätze: 2 Unterteile: • Genetische, hormonelle und neuronale Grundlagen: Chromosome Æ Gonaden Æ Hormone Æ primäre Geschlechtsmerkmale Æ Erziehungsgeschlecht Bewirken biologische Unterschiede nur physische oder auch Persönlichkeits- und Verhaltensunterschiede? Da im Normalfall alles überein stimmt: Schwer zu überprüfen Æ Untersuchung an Fällen Intersexualität Pränatale Sexualhormone haben Auswirkung auf Verhalten. Insbesondere Androgen auf Aggressivität. • Evolutionäre Ansätze: Unterschiede sind da zu erwarten, wo unterschiedliche Anpassungen sinnvoll waren, um biologische Imperative (Überleben, fortpflanzen, Nachwuchs aufzugehen) zu erfüllen. Aufgrund unterschiedlicher Fortpflanzungsfunktion (Anzahl der Nachkommen, Unsicherheit über Vaterschaft, Kosten einer Geburt und der Kinderaufzucht) bildet sich unterschiedliches (optimales) verhalten heraus. Dieses sollte Kulturübergreifend eintreten. • Biologische Faktoren und Verhalten beeinflussen sich Wechselseitig (Hormonausschüttung auch von Verhalten abhängig) • Biologische Faktoren durch soziale Einflüsse überlagerbar - Sozialisationstheoretische Ansätze: 2 Unterteile • Bekräftigungstheorie: Geschlechtstypische Eigenschaften werden von Eltern, Lehrern oder sonstigen Personen bekräftigt. • Imitationstheorie: Menschen des gleichen Geschlechts werden bevorzugt als Modell gewählt, Modell muss keine reale Person sein. - Kognitive Ansätze: Kinder zeigen bereits in den ersten Lebensjahren Wissen über Geschlechterkategorien. Dieses Wissen wächst weiter an und wird zu einem zunehmenden Verständnis für biologische, soziale und psychische Geschlechterdifferenzierung. Dieses wird die treibende Kraft für eigenes Geschlecht typische Merkmale zu übernehmen und positiv zu bewerten. 37. Die Theorie des sozialen Lernens spielt eine wichtige Rolle bei dem Versuch, die Entwicklung der Geschlechtsidentität bzw. der Übernahme der Geschlechtsrolle zu erklären. Erläutern Sie die beiden Hauptstränge dieser Theorie und illustrieren Sie sie an Hand einiger Beispiele aus dem Alltag! - Sozialisationstheoretische Ansätze: 2 Unterteile • Bekräftigungstheorie: Geschlechtstypische Eigenschaften werden von Eltern, Lehrern oder sonstigen Personen bekräftigt. Drei Hypothesen: • Es gibt (u.A. von Seiten der Eltern) unterschiedliche Erwartungen an Mädchen und Jungen. Bedeutet aber nicht, dass sie (all)diese in der Erziehung auch begünstigen. Jegliche Haftung ausgeschlossen! Keine Garantie für Richtigkeit und Vollständigkeit Seite 24 von 50 Script „Entwicklungspsychologie“ • WS 05/06 Vagt Danusch Merrikh-Yazdi Eltern bekräftigen Jungen und Mädchen für unterschiedliche Verhaltensweisen. • Die Geschlechtstypisierung nimmt aufgrund der unterschiedlichen Bekräftigungsmuster zu. Differentielle Erwartungen und Reaktionen in Studien nachgewiesen. Z.B. Gestehen Eltern Jungen mehr Unabhängigkeit zu und verstärken eher Leistungs- und Wettbewerbsverhalten. Bei Mädchen wird dagegen eher das Verhalten zur Sauberkeit unterstützt, wilde Spiele werden nicht so gerne gesehen. • Imitationstheorie: Menschen des gleichen Geschlechts werden bevorzugt als Modell gewählt, Modell muss keine reale Person sein. 3 Hypothesen: Beobachtungshäufigkeit: Es gibt mehr Gelegenheit gleichgeschlechtliche Modelle zu beobachten. ABER: In westlichen Nationen nicht gegeben Selektive Nachahmung: Wenn gleich- und gegengeschlechtliche Objekte beobachtet werden können, werden eher gleichgeschlechtliche Modelle imitiert. ABER: Es kommt eher auf Geschlechtsangemessenheit des Verhaltens als auf das Geschlecht des Durchführers an (Beispiel Mädchen/Junge Kriegerisch Bemutternd) Es Erfolgt eher eine Identifikation mit dem gleichgeschlechtlichen Elternteil. ABER: Söhne nicht den Vätern ähnlicher als den Müttern und umgekehrt. 38. So gravierend seine Folgen für die Betroffenen in der Regel sind, so schwierig kann es im Einzellfall sein, den sexuellen Missbrauch von Kindern zu erkennen. Welche Signale können ein Hinweis darauf sein, dass ein Kind sexuell missbraucht worden ist bzw. immer noch wird, und welche Probleme stellen sich bei der Diagnose? - Die zuverlässigste Quelle stellen spontane Berichte der Kinder da. - Im Vergleich lassen sich folgende Auffälligkeiten bei missbrauchten Kindern häufiger beobachten: • Ängste, Aggressionen, Alpträume • Sexualisiertes Verhalten (z.B. Puppen in beischlafähnliche Positionen bringen, exzessives Masturbieren, verführerisches Verhalten sowie Altersunangemessenes Sexuelles Wissen) • Im Jugendalter (ab 13) zeigen sich oft auch Drogenmissbrauch, Promiskuität, Depressionen und Suizidneigungen - Bei der Diagnose stellen sich viele Probleme: • Aussagen von kleinen Kinder durch suggestive Fragestellungen beeinflussbar. • Die Symptome sind nicht eindeutig. • Das Wissen über die normale sexuelle Entwicklung und die Entwicklung ihres sexuellen Wissens ist mangelhaft, dies wäre aber notwendig um „sexualisiertes Verhalten“ zu bewerten. • Auch „normale“ Kinder neigen dazu Puppen in beischlafähnliche Positionen zu bringen und Finger in Genitalien zu stecken. • Auch die Interpretation von Kinderzeichnungen misslingt erfahrenen Klinikern. • Oft werden realer Missbrauchserfahrungen aus Scham und Furcht verschwiegen. Jegliche Haftung ausgeschlossen! Keine Garantie für Richtigkeit und Vollständigkeit Seite 25 von 50 Script „Entwicklungspsychologie“ WS 05/06 Vagt Danusch Merrikh-Yazdi • Oft werden Symptome erst spät nach dem Missbrauch (z.B. bei Aufnahme einer Partnerschaftsbeziehung) gezeigt. 39. Wann spricht man von „sexuellem Missbrauch“ und welche Informationen liegen zur Häufigkeit seines Vorkommens vor? Gehen Sie in Ihrer Antwort auch auf Probleme ein, mit denen die Forschung in diesem Bereich konfrontiert ist! - Kempe: Beteiligung nicht ausgereifter Kinder und Jugendlicher an sexuellen Aktivitäten, denen sie noch nicht verantwortlich zustimmen konnten, da für sie die Tragweite nicht erfassbar ist. • Probleme: Altersbegrenzung und Gefälle unklar. Sexuelle Übergriffe erfolgen oft Tätern ähnlichen Alters. - Feministische Definition: Verwendung von Frauen gegen ihren willen zur sexuellen Befriedigung. Missbrauch ist durch Uneinverständnis der Frau definiert. Daher kann bereits ein anzüglicher Blick Missbrauch darstellen. • Probleme: Schwammige Definition, da Frau sehr wahllos entscheiden kann. • Jungen werden als Opfer sexueller Gewalt nicht berücksichtigt. - Bei beiden: Altersdifferenz und meist gegen Willen - Häufigkeit: • Kriminalstatistik: 1998 etwa 16.000 Fälle. 1965 – 1985 fast halbiert (10.000). Steigung und Stagnation können aber auch mit Anzeigeverhalten begründet werden. Nur 25% bei Verwandtschaft. • sozialwissenschaftlichen Studien: Sie hängt stark von der Definition (z.B. ob auch körperkontaktfreier Missbrauch mitgezählt wird, welche kritischen Alterswerte verwendet wurden) ab. W:6-25% M:2-8%. Missbrauch mit Penetration findet in einer starken Minderheit der Fälle statt. • Probleme: Hohe Dunkelziffer (Da vieles nicht angegeben/angezeigt wird), Definitionsprobleme, bei Retrospektiven Studien: mangelnde Erinnerung 40. Sexuell missbrauchte Kinder haben auch langfristig unter dem Missbrauch zu leiden. Welche Symptome haben sich diesbezüglich in empirischen Studien nachweisen lassen? Gehen Sie in Ihrer Antwort auch auf Faktoren ein, die eine Bewältigung von Missbrauchserfahrungen erleichtern! - Beim Vergleich höhere Symptombelastung (Metaanalyse): • Ängste, Depressionen, Aggressionen • Sexualisiertes Verhalten (siehe oben) • Höchste Varianzaufklärung für Aggressivität und sexualisiertes Verhalten • Bei Vergleich mit anderen klinischen Kindern außer sexualisiertes Verhalten fast keine Auffälligkeiten Feststellbar. - Altersabhängigkeit: • Vorschulkinder (0-6): Ängste, Alpträume, sexualisiertes Verhalten • Schulalter (7-12): + Hyperaktives / Aggressives Verhalten, Schulprobleme • Jugendalter (13-18): Depression, sozialer Rückzug, Suizidneigung, Weglaufen, Promiskuität, Drogenmissbrauch - Viele Kinder zeigten zum Testzeitpunkt gar keine Symptome. • Einerseits nehmen manche Symptome mit der Zeit ab • In einigen Fällen tauchen Symptome auch erst zu späteren Zeitpunkten (z.B. bei Aufnahme einer Partnerschaftsbeziehung) auf - Faktoren die Bewältigung der Missbrauchserfahrung erleichtern: Jegliche Haftung ausgeschlossen! Keine Garantie für Richtigkeit und Vollständigkeit Seite 26 von 50 Script „Entwicklungspsychologie“ WS 05/06 Vagt Danusch Merrikh-Yazdi • Familiäre Schutzfaktoren: Liebevolle, unterstützende Familie Sexuelle Aufklärung Umgang mit Körperlichkeit offen und liberal (bei klarer Grenzziehung) • Opfer sollte sich nicht am Missbrauch mitschuld sehen. • Keine emotionale Beziehung zum Täter (Bei Familienangehörigen und „Freunden“ nicht gegeben). 41. Wer als Kind oft geschlagen oder auf andere Art misshandelt wurde, neigt später als Vater bzw. Mutter auch selbst dazu, seine Kinder zu misshandeln. Wie beurteilen Sie diese These auf der Basis der vorliegenden empirischen Befunde? Gehen Sie in Ihrer Antwort auch auf Faktoren ein, die den beschriebenen Zusammenhang moderieren! - Studie von Kaufman: Nur 30% der misshandelten Eltern „geben“ verhalten an Kinder „weiter“ - Andere Forscher halten 30% für Unterschätzung, da Gewalterfahrungen in der Kindheit entscheidender Risikofaktor für Gewaltbereitschaft - Kontroverses Thema, viele verschiedene Befunde. Problem auch die Definition von „Elterlicher Gewalt“. - Moderationsfaktoren: • Schutzfaktoren: Misshandelte Kinder können durch tragfähige Beziehung zu anderer Person (anderes Elternteil, Therapeut, Lebenspartner, etc). die Gewalterfahrung bewältigen. • Gute Begabung und damit verbundener Erfolg in Schule und Beruf kann vor Weitergabe der erfahrenen Gewalt bewahren. • Depressivität und andere Formen von Labilität können geduldigen Umgang mit Kind erschweren. - Ich denke, dass aus auf jeden Fall einen Zusammenhang zwischen erlebter und weitergegebener Gewalt gibt, insbesondere wenn keine von den oben genannten positiven Umstände vorhanden sind. Andererseits bin überzeugt, dass es auch Eltern gibt, die trotz entsprechender Erfahrungen und negativer Umstände ihrer Elternschaft relativ gut gerecht werden. 42. Elterngewalt gegen Kinder ist leider gar nicht so selten. Welche Ursachen kommen als Erklärung dieses Verhaltens in Frage? Bitte, führen Sie auch empirische Belege Ihrer Aussagen an! - Mehrgenerationale Weitergabe: Eltern die in Kindheit selber Gewalt erfuhren, neigen dazu Kinder ähnlich zu behandeln. Eine empirische Studie wies einen Zusammenhang von 30%. Allerdings ist der Zusammenhang eine kontrovers diskutierte Angelegenheit. - Soziologische Erklärungsansätze: 3 Bedingungen sind für Gewalt gegen Kinder verantwortlich: • Gesellschaftliche (Mis)billigung körperlicher Bestrafung als Erziehungsmaßnahme: Gesellschaftliche Billigung von Gewalt als Erziehungsmethode nimmt ab (vgl. BGB Änderung 2000). Bei Befragung von Kindern, ob sie von Eltern geschlagen werden, sinkt „ja“ antworten mit kognitiver Reife (Evtl. Selbstzensur der Kinder (Aber vielleicht werden ältere Kinder auch weniger oft geschlagen?)) Jegliche Haftung ausgeschlossen! Keine Garantie für Richtigkeit und Vollständigkeit Seite 27 von 50 Script „Entwicklungspsychologie“ WS 05/06 Vagt Danusch Merrikh-Yazdi Eltern, die Strafen gutheißen sind häufig gewalttätig gegenüber ihren Kindern. • Lebensbelastungen: Lebensbelastungen in vielen gewalttätigen Familien nachweisbar, ihr Beitrag ist aber anderen Faktoren (wie z.B. Persönliche Ressourcen der Eltern) untergeordnet. Insbesondere Partnerschaftskonflikte und schwierige Situation allein erziehender Mütter erhöhen Misshandlungsrisiko. [Empirie: Gewalt in Partnerbeziehung Verachtfach Risiko dass Kinder geschlagen werden] • Mangel an sozialer Unterstützung - Sozial-Situationales Erklärungsmodell: Kindesmisshandlung entsteht durch Ärger und Ohnmacht der Eltern, wenn andere pädagogischen Maßnahmen fehlschlagen. Æ kindliche Verhaltensprobleme Auslöser für aggressives Verhalten. • Querschnitt- und retrospektive Studien ermitteln kindliche Verhaltensprobleme als Hauptanlass für Misshandlungen. ABER: Untersuchungen zeigen, dass später misshandelte Kinder mit 3 Monaten noch keine Verhaltensauffälligkeiten zeigen. Die Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern, welche aggressives Elternverhalten auslösen sind wiederum mit Persönlichkeitsproblemen und einem unoptimalen Betreuungsverhalten verknüpft. Manche Verhaltensauffälligkeiten nicht von denen, die als Auswirkungen von Kindesmisshanglung beschriebenen unterscheidbar. • Für behinderte sowie verhaltensauffällige Kinder besteht ein dreifaches Risiko misshandelt zu werden. Insbesondere auch Kombination verschiedener Gewaltformen. Dabei werden Jungen eher vernachlässigt und körperlich misshandelt, Mädchen eher sexuell Missbraucht. 43. Einige Erziehungsberechtigte halten es für ratsam oder gar notwendig, ihren Anforderungen an Kinder und Jugendliche betreffs Übernahme moralischer Normen durchaus auch autoritär Nachdruck zu verleihen. Nehmen Sie hierzu – unter Beachtung einschlägiger Forschungsergebnisse – Stellung, indem Sie auch andere Möglichkeiten elterlichen Verhaltens in die Überlegung mit einbeziehen! Welches elterliche Verhalten führt am ehesten dazu, dass ein Kind moralische Normen auch wirklich „verinnerlich“? - Macht ausübender Erziehungsstil ist eher kontraproduktiv! • Verinnerlichung von Normen wird eher entgegen gewirkt als gefördert. • Ergebnis ist höchstens Angst vor Strafe, wenn sich Kind unbeobachtet fühlt wird es Norm nicht beachten. • Empirie: Hoffmann: Neigung der Mutter zur Machtausübung korreliert stark negativ (-0,68) mit erreichen der Erziehungsziele, Machtverzicht dagegen positiv (0,75) mit Erziehungszielerreichung. • Machtausübende Erziehung ist, insbesondere bei inkonsistenter Aufsicht, ein Prädiktor für antisoziale Verhaltensprobleme. - Erziehung durch Strafe in Form von Liebesentzug • Abweisung des Kontaktbedürfnisses des Kindes als Strafe für unerwünschtes verhalten. • Wirkung hängt von Kontaktbedürfnis des Kindes und von dessen Möglichkeiten zur Wiedergewinnung des Kontaktes ab. • Da diese Fragen ungeklärt: Wirkung auf Verinnerlichung von Normen ungeklärt. Jegliche Haftung ausgeschlossen! Keine Garantie für Richtigkeit und Vollständigkeit Seite 28 von 50 Script „Entwicklungspsychologie“ WS 05/06 Vagt Danusch Merrikh-Yazdi • Aber: Liebesentzug nicht unproblematisch: Wenn er zur Verinnerlichung einer moralischen Norm führt, dann eher zur ängstlich-rigiden Moral. Ergebnis Angst vor eigenen Bedürfnissen und Angst vor moralischem Versagen. Führt zu einer ängstlichen Vermeidung von Verantwortung und Kritik. - Induktiver Erziehungsstil • Gilt als idealer Erziehungsstil • Darbietung von argumentativen Erläuterungen welche Sinn der Forderung erklärt. • Es werden Ausnahmen durchdacht und Lösungsmöglichkeiten erwogen. • Verzicht auf Zwang und Zurechtweisung • Gabe von Spielraum für eigene Entscheidungen • Æ Beachtung der Norm wird Teil der eigenen Identität 44. Kinder bis zum Vorschulalter zeigen so etwas wie bedingungslosen Gehorsam (oder auch nicht). Sie stellen vorgegebene Normen jedenfalls nicht in Frage, d.h. sie akzeptieren grundsätzlich als berechtigt, was Eltern und andere Autoritäten sagen. Einige Eltern hegen die Erwartung, dass dies auch in den folgenden Jahren so bleiben wird. Wie stellt sich nun die tatsächliche Entwicklung der Autoritätsauffassung von Kindern dar? PIAGET hat untersucht, wie Kinder in unterschiedlichen Entwicklungsstadien die Herkunft von Vorschriften, deren Verfehlung und die Bestrafung von Verfehlungen beurteilen. Welche Entwicklungs-Sequenz hat er dabei beobachtet? - - In der ersten Stufe (bis 4 Jahre) verfügt das Kind über kein Bewusstsein für soziale Verpflichtung. Zweiten Stufe (Heteronomie, 4-10 Jahre): • Kind nimmt soziale Regeln von anderen auf. Dabei werden die Regeln als absolut gültig und unantastbar angesehen. (Beispiel: Regeländerungen beim Spiel sind undenkbar, auch wenn alleine gespielt wird). • Die Regeln werden als durch eine nicht zu hinterfragende Autorität (Erwachsene, Gott) gegeben angesehen und gelten ewig. • Als Verfehlungen gelten: objektive Verletzung der wörtlichen Regel, ungehorsam gegenüber Autoritäten • Als Bestrafungen werden willkürliche sühne Strafen gefordert (Keine Beziehung zwischen Strafe und Vergehen). Oft ohne Verhältnismäßigkeit. Ansehen der Strafe bei vergehen als moralisch notwendig. • Autorität geht vor Gerechtigkeit (Beispiel mit Mutter und zwei Kindern) Dritte Stufe (Autonomie; ab 10 Jahren): • Regel als Ergebnis freien Entschlusses, der auf gegenseitigem Übereinkommen beruht. Eigenes entscheiden, was gut und richtig ist. • Änderungen von Regeln möglich, wenn allgemeine Zustimmung vorhanden • Als Verfehlung gelten: Verletzung des Vertrauens, der gegenseitigen Achtung, der auf Vereinbarung beruhenden Ansprüche der Partner. Bezug nicht auf den Wortlaut sondern Sinn. Jegliche Haftung ausgeschlossen! Keine Garantie für Richtigkeit und Vollständigkeit Seite 29 von 50 Script „Entwicklungspsychologie“ WS 05/06 Vagt Danusch Merrikh-Yazdi • Bei Regelverstößen soll eine sinnvolle und gerechte Bestrafung erfolgen, die einen Bezug zu dem Verstoß hat (z.B. Lügner keinen Glauben mehr schenken). Oft wird Wiedergutmachung vorgeschlagen. • Gerechtigkeit beruht auf Gleichheit und geht vor Autorität (Gleichheit wird verteidigt, auch wenn gegen Autorität). Mit steigendem Alter kommt neben reiner Gleichheit auch Billigkeit dazu (z.B. sind kleinere Kinder nachsichtiger zu behandeln als große) 45. Täglich müssen große und kleine moralische Probleme (Dilemmata) gelöst werden. Die Orientierung bei der Lösungssuche erfolgt auf qualitativ unterschiedlichen Niveaus der Argumentation; KOHLBERG unterscheidet 3 Niveaus mit jeweils 2 Stufen. Stellen sie die Entwicklung moralbezogener Argumentation an Hand des KOHLBERGschen Modells dar! - - - Interesse an Entwicklung und Begründung von Urteilen in moralischen Dilemmata (Beispiel: Medikament Apotheke). Mit steigendem Alter neigen Personen zu höheren Niveaus. Vormoralisches Niveau: • Stufe 1: Moralische Entscheidungen werden durch drohende Strafen und mächtige Autoritäten begründet. (Nicht stehlen, da sonst ins Gefängnis) • Stufe 2: Moralische Entscheidungen werden durch eigenes Interesse begründet (Stehlen, da Frau behalten wichtiger als Freiheit, bei Freund anders) Niveau der konventionellen Moral: Erhaltung wichtiger Sozialbeziehungen • Stufe 3: Orientierung auf Familie und Primärgruppe beschränkt (Stehlen, Leben der Frau und Liebe zu ihr hat keinen Preis) • Stufe 4: Erweiterung auf Staat und Religionsgemeinschaft. Das gesamte System wichtig, nicht nur konkrete soziale Beziehungen. Erfüllung eines Systems, dass Rechte, Pflichten und Ansprüchen alle regelt ist oberstes Gebot (Heirat: Schwur von Liebe und Treue. Ehe ist Verpflichtung wie gesetzlicher Vertrag) Niveau der postkonventionellen Moral: System nicht mehr fraglos als richtig und verteidigenswert angesehen. Bemühen Prinzipien und Werte zu finden, die unabhängig von Autorität einzelner Personen und Gruppen gelten. • Stufe 5: System Gesellschaftsvertrag, der zwischen Beteiligten veränderbar. Ziele: Maximierung des Gewinns für möglichst viele. Wichtig: Gerechtigkeit bei Entscheidungsfindung (z.B. nach Demokratiemodell). Menschenrechte werden oft als nicht verhandelbar angesehen und haben immer das höchste Gewicht (Das Recht auf Leben steht über den finanziellen Interessen) • Stufe 6: (Tritt selten auf) Suche nach allgemeingültigen abstrakten ethnischen Prinzipien. Z.B. Mitsprache aller von einer Entscheidung betroffenen, Unparteilichkeit. Jede Ordnung kann jederzeit in Frage gestellt werden, wenn gelten gemacht wird dass sie nicht Fair ist. (Beispiel Sterbehilfe: Jeder hat selbstständig selber über seinen Tod zu entscheiden) 46. KOHLBERGs Stufenmodell der Entwicklung des moralischen Urteils wirkt zunächst ein wenig abstrakt. Bitte, versuchen Sie, die einzelnen Stufen dieses Modells konkreter darzustellen, indem Sie Jegliche Haftung ausgeschlossen! Keine Garantie für Richtigkeit und Vollständigkeit Seite 30 von 50 Script „Entwicklungspsychologie“ WS 05/06 Vagt Danusch Merrikh-Yazdi kurze Lösungsbeispiele in Bezug auf ein – von Ihnen selbst gewähltes oder erfundenes – moralisches Dilemma formulieren! Siehe oben 47. Gibt es eine „männliche“ und eine „weibliche“ Moral? a) Stellen Sie GILLIGANs Überlegung zu dieser Frage dar. - Gilligan unterscheidet zwischen einer an Gerechtigkeit orientierten männlichen, und einer an Führsorge orientierten weiblichen Moral. Nach Gillian entspricht die an der Gerechtigkeit orientierte männliche Moral der von Kohlberg beschriebenen. - Es gibt verschiedene Prinzipchen, nach denen sich Gerechtigkeit ableiten lässt (z.B. Gleichheit, Leistungsproportionalität, Bedürftigkeit) • Führsorge bedeutet nicht, Bedürftigkeit anderen Prinzipien vorzuziehen, sondern das Motiv zu haben, für andere zu sorgen, ihnen gutes zutun usw. - Unterschied in der Handlungsmotivation aber auch schon im Problemverständnis: Handeln aus altruistischer Motivation, Mitleid, Liebe ist anders als pflichtgemäßes Handeln aus erlebter moralischer Verantwortung für andere. Nur letztere kann als moralisch motiviert klassifiziert werden. b) Können Sie sich eine Situation vorstellen, in der die „männliche“ und die „weibliche“ Moral (im Sinne GILLIGANs) miteinander in Konflikt geraten können? Entwickeln Sie dazu ein Beispiel! - Wenn beide eine andere Handlung vorsehen. Beispiel: Die männliche Moral kann zu dem Schluss kommen, dass jeder Mensch gleich behandelt werden sollte. Wenn ein Dieb, welcher kurz vor dem Verhungern ist, nun Nahrung klaut, soll er genauso wie ein Dieb, welcher sich einen Vergnügungsartikel gleichen Wertes klaut behandelt werden. Die weibliche Moral würde hier eher den Dieb in Schutz nehmen. Hierbei muss natürlich beachtet werden, dass in diesem Fall evtl. auch höhere Stufen Kohlbergs Modell eher zur Nachsicht tendieren würden. ´ - Kind erfüllt seine Pflichtaufgaben im Haushalt nicht. Männliche Moral könnte darauf mit Entzug der Rechte reagieren (Gerechtigkeit = Rechte bekommt nur der, der Pflichten erfüllt) und dem Kind das Abendessen verweigern. Die führsorgliche weibliche Moral würde trotz der Pflichtnichterfüllung das Kind mit Essen versorgen. . 48. Wer hat sich nicht schon einmal gewünscht, extrem intelligent zu sein (z.B. anlässlich einer Vordiplomsprüfung)! Merkwürdigerweise kann Hochbegabung jedoch auch Probleme für die Betroffenen schaffen, vor allem im Kindesalter. a) Beschreiben Sie einige dieser möglichen Schwierigkeiten - Kind neigt durch Neugierde zu vielen Fragen, wobei es auf befriedigende Antwort besteht. - Kind entwickelt einen fanatischen Gerechtigkeitssinn - Kind wendet sich nur älteren Kindern oder Erwachsenen zu - emotionale und soziale Probleme entstehen z.B. dadurch, dass sich Kinder schon früh mit Themen wie Notstand und Gerechtigkeit auf der Erde beschäftigen, während Altersgenossen ein leichtes Kinderleben führen können. - Kind findet oft an den Freizeitaktivitäten gleichaltriger kein Interesse, Kind kann sich in Gruppe gleichaltriger nicht einbringen und wird so zum Außenseiter. - Kind steht oft vor dem Dilemma seine sensiblen Denkfähigkeiten aufzugeben um von anderen akzeptiert zu werden oder seine Begabung zu entwickeln und dafür alleine zu Jegliche Haftung ausgeschlossen! Keine Garantie für Richtigkeit und Vollständigkeit Seite 31 von 50 Script „Entwicklungspsychologie“ WS 05/06 Vagt Danusch Merrikh-Yazdi sein. Kind muss Balance zwischen seinen Anforderungen an seine Fähigkeiten und Individualität sowie Beliebtheit und Anpassung lernen. Diese Anforderung übersteigen oft den Fähigkeiten im jungen Lebensalter. b) welche Empfehlungen würden Sie Eltern hochbegabter Kinder geben? - Eltern sollten „Anderssein“ akzeptieren und dass Kind nicht „bremsen“, aber auch Isolation und Segregation entgegenwirken. - Eltern sollten Kind für sine besonderen Fähigkeiten oft Loben (Da andere Altersgenossen es dafür oft negativ behandeln) aber auch zum gemeinsamen Spiel mit anderen ermutigen. - Ich würde Eltern empfehlen Kontakte zu Vereinen zur Förderung von hochbegabten Kindern aufzunehmen (wie z.B. der Deutschen Gesellschaft für das hochbegabte Kind, diese bieten Förderkurse an die den Eigenschaften des Kindes gerecht werden und vor die Chance zu einem Kontakt zu ebenso hochbegabten Kindern in der gleichen Altersstufe.) 49. Die Leistungsgruppierung in der Schule, z.B. die Zuweisung von Schülerinnen und Schülern zur Hauptschule, Realschule oder zum Gymnasium, kann sich auf die Leistungsentwicklung der Betroffenen auswirken. a) Welche empirischen Befunde liegen dazu vor? - Studie in Hongkong zeigt, dass sich Schulleistungen in der 7. Klasse guter Schüler unabhängig von der Güte der Schule positiver entwickeln als die in der 7. Klasse nicht so guten Schüler. - Deutsche Studien: Zur Untersuchung der Leistungsaufwirkungen der Differenzierung wurden die Hauptfächerleistung von Gymnasiasten in der 7. Klasse zwischen Bundesländer mit Differenzierung nach der 4. mit denen nach der 6. Klasse verglichen. - Dabei schnitten die Gymnasiasten in Bundesländern mit Differenzierung nach der 4. Klasse signifikant besser ab, dh. Frühe Differenzierung führt zur Förderung leistungsstarker Kinder. - Persönlich: Leider Einfluss auf Hauptschüler nicht untersucht. Meine Hypothese: Hauptschüler erreichen durch späte Differenzierung bessere Leistungen. - Leistungsverlauf von Mathematik 7-10. Klasse: individuelle Ausgangsleistung sowie Schulform haben starken Einfluss auf Leistungsentwicklung. Interessanter Weise hat das Leistungsniveau der individuellen Schule (Welches zwischen verschiedenen Gymnasien stark unterscheidet) einen nur sehr schwachen Einfluss. - Æ Leistungsförderung eher durch Instruktionsstruktur am Gymnasium (z.B. durch andere Ausbildung der Lehrer) als durch Leistungsniveau determiniert. - Æ Leistungsstarke Schüler profitieren von Differenzierung! b) Welche Auswirkungen kann die Leistungsgruppierung auf das Fähigkeitsselbstkonzept der Betroffenen haben? - Für leistungsstarke Schüler: Übergang zum Gymnasium für Entwicklung selbst wahrgenommener Fähigkeiten negative Einflüsse, da sie nun nicht mehr zu den besten gehören Æ Absinken fähigkeitsbezogener Selbstkonzepte und Selbstwertgefühl - Leistungsschwache Schüler erleben auf de Hauptschule, dass sie nicht mehr die schlechtesten sind, was zu einem Anstieg ihres Fähigkeitsselbstkonzeptes führt. Æ Fähigkeitsselbstkonzepte konvergieren Jegliche Haftung ausgeschlossen! Keine Garantie für Richtigkeit und Vollständigkeit Seite 32 von 50 Script „Entwicklungspsychologie“ WS 05/06 Vagt Danusch Merrikh-Yazdi Æ Bei Betrachtung zweier leistungsidentischen Schüler, einer auf der Hauptschule und einer auf dem Gymnasium, hat der auf der Hauptschule ein wesentlich höheres Fähigkeitsselbstkonzept. Æ Fischteicheffekt 50. Kinder aus Scheidungsfamilien zeigen oft schon lange vor der Scheidung ihrer Eltern problematische Verhaltensweisen und eine Reihe von Belastungsmerkmalen. a) Erläutern Sie diesen Sachverhalt an Hand der Ergebnisse empirischer Studien. - Prospektive Längsschnittstudien fangen bei der Untersuchung der Kinder zu einem Zeitpunkt an, an dem die Familien äußerlich noch intakt sind und dokumentieren die Änderung der Verhaltensweisen der Kinder. - Nach Abschluss der Studie können die Daten zwischen Familien deren Eltern sich im Laufe der Studie getrennt haben mit denen die zusammen geblieben sind verglichen werden. Æ Effekte können schon 8-12 Jahre vor der Scheidung auftreten. - Æ Jungen von Familien in denen es später zu Scheidungen kam, verhielten sich im 3-7 Lebensjahr konsistent ruheloser, aggressiver und unkooperativer. Es gab mehr Konflikte zwischen Eltern und Sohn. Bei Mädchen waren die Charakterisierungen weniger negativ und unkonsistenter. - Æ Im Kindesalter scheinen Auswirkungen eher Jungen zu betreffen - Im Jugendalter wird durch eine bevorstehende Scheidung dagegen eher die Elternbeziehung von Mädchen belastet. - Generell scheinen Jungen eher von Vorscheidungseffekten belastet zu sein, während Mädchen eher von der Scheidung selbst beeinträchtigt werden. Im Jugendalter werden dagegen auch Jungen eher durch die Scheidung selbst beeinträchtigt. - Begründung für die interindividuellen Unterschiede steht noch aus! b) Welche theoretischen Möglichkeiten gibt es, diesen Befund zu erklären? - Genetische Einflüsse: Hohes Scheidungsrisiko ist, wie Zwillingsuntersuchung ergeben haben, vererblich. Es könnte auch mit den Problemen im Kindesalter zusammenhängen. - Problematische Kinder können Ehe gefährden. (Kinder Ursache für Scheidung) - Kinder werden durch Stress in der Vorscheidungsphase (Streitereinen, unangemessenes Erziehungsverhalten, ) beeinträchtigt. 51. Nicht alle Scheidungskinder sind „Verlierer“. Welche Faktoren haben Einfluss darauf, ob bzw. in welchem Ausmaß die Trennung der Eltern Nachteile und Probleme für die Kinder schafft? - Geschlecht des Kindes: Mädchen haben bei Alleinerziehung durch Mutter die Chance eine enge, positive Beziehung aufzubauen, und früh Verantwortungen (z.B. für kleinere Geschwister) zu übernehmen und so von der Scheidung zu profitieren. Mädchen allein erziehender Mütter gehören oft zu den fürsorglich sozial Kompetenten Kindern mit stabilen Freundschaften. Söhne allein erziehender Mütter werden eher zu aggressivunsicheren Kindern. - Neuer Partner der Mutter kann dazu führen, dass die Auswirkungen der Mädchen sich eher denen der Jungen anpassen (aggressiv- unsicheres Verhalten) - Problematisch für Kinder sind: • Beschuldigungen, dass es für die Trennung verantwortlich sei. • Streit zwischen den Eltern, insbesondere wenn er auch nach der Trennung weitergeht und das Kind in den Streit eingebunden wird • Körperliche Auseinandersetzungen zwischen den Eltern • Abwertungen der Mutter durch negative Bemerkungen des Vaters Jegliche Haftung ausgeschlossen! Keine Garantie für Richtigkeit und Vollständigkeit Seite 33 von 50 Script „Entwicklungspsychologie“ WS 05/06 Vagt Danusch Merrikh-Yazdi • Wenn der erziehende Elternteil selber Probleme wie Depressivität hat und dem Kind wenig Zuwendung gibt und es inkonsistent oder sehr streng erzieht. • Finanzielle Knappheit (Ungünstige Wohnlage, eingeschränkte Freizeitmöglichkeiten, usw.) • Trennung im Vor- und Grundschulalter • Stressreiche Veränderungen wie Umzug und Schulwechsel - Unterstützung durch Verwandte und Freunde oder Therapien können die Verarbeitung der Trennung unterstützen. VI. Jugendalter 52. In jedem Lebensabschnitt stellen sich Menschen zahlreiche Entwicklungsaufgaben. a) Welches sind die Entwicklungsaufgaben der Adoleszenz nach HAVIGHURST? - Neue und reife Beziehungen zu Altersgenossen beiderlei Geschlechts aufbauen - Übernahme der entsprechenden Geschlechterrolle - Akzeptieren der eigenen Aussehens - Emotionale Unabhängigkeit von Eltern und anderen Erwachsenen - Vorbereitung auf Ehe und Familienleben - Vorbereitung auf berufliche Karriere - Werte und Weltanschauung entwickeln - Sozial verantwortliches Verhalten anstreben und erreichen. b) Welche Einwände lassen sich gegen diesen Katalog von Entwicklungsaufgaben einwenden? - Diskussionen mit Jugendlichen ergaben: • Werteentwicklung und sozial verantwortliches Verhalten werden eher als eine integrierte Aufgabe angesehen. • Es fehlen wichtige Aspekte wie Partnerbeziehung und Zukunftsplanung. - Es werden keine geschlechtsspezifischen Unterschiede berücksichtigt, diese wurden aber empirisch gezeigt. - Entwicklungsaufgaben sind an normative Standards gebunden. Es gibt Änderungen in Kultur und Zeit. Modell wurde dabei für Mittelschicht amerikanische Gesellschaft zur damaligen Zeit aufgestellt. - Entwicklungsverlauf immer individuell. Modell daher keineswegs allgemeingültig anwendbar. 53. Das Bild, das ein Mensch von seinem eigenen Körper hat, spielt im Jugendalter eine besonders wichtige Rolle. Sehen Sie Indizien dafür, dass weibliche Jugendliche in vielen Fällen ein negativeres Körperselbstbild haben als männliche? Welche? Diskutieren Sie mögliche Ursachen! - Kulturell wird bei weiblichen Menschen viel stärker auf das Aussehen geachtet. Dies sieht man auch daran, dass für männliche Menschen das Aussehen ein viel wichtigeres Partnerwahlkriterium ist als für Weibliche Menschen. - Das Schönheitsideal ist dabei neben extremer Schlankheit auch ein Mädchenhaftes aussehen. Mit steigendem Alter und zunehmendem Gewicht vergrößert sich der Abstand zu diesem Bild immer mehr. Bei Jungen ist, das ideal dagegen ein männliches, erwachsenes Aussehen, welches mit steigendem Alter immer eher erreicht wird. Jegliche Haftung ausgeschlossen! Keine Garantie für Richtigkeit und Vollständigkeit Seite 34 von 50 Script „Entwicklungspsychologie“ WS 05/06 Vagt Danusch Merrikh-Yazdi Daher haben Jugendliche Jungen eher ein positives und mit dem Alter steigendes Körperselbstbild. - Mehrere Studien entsprechen diesen Befunden: Mädchen beschäftigen sich eher mit ihrem Äußeren und sind damit auch eher unzufrieden. Auch sinkt ihre Zufriedenheit mit dem Alter während sie bei Jungen eher steigt. 54. Körperliche Reifungsvorgänge stehen im Zentrum des Entwicklungsgeschehens im Jugendalter. Sie können den einzelnen Jugendlichen, im Vergleich zu seinen Altersgenossen, relativ früh oder auch relativ spät (be-)treffen. Man weiß heute, dass die individuelle Akzeleration oder Retardation der körperlichen Entwicklung für die betroffenen Jugendlichen psychologisch recht bedeutsam ist. Welche Auswirkungen sind bekannt? Bitte, skizzieren Sie kurzfristige und langfristige Effekte der individuellen Akzeleration und Retardation, und berücksichtigen Sie dabei auch Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Jugendlichen. - Retardation und Akzeleration können zu einem Auseinanderfall von körperlicher, sozialer, kognitiver und emotionaler Reife führen. Von einem körperlich akzeleriertem Jugendlichen wird aber automatisch auch mehr kognitive und soziale Reife erwartet, und umgekehrt wird einem retardiertem Jugendlichem weniger kognitive und soziale Reife zugestanden, als ihm gerecht wäre. - Auswirkungen Kurzfristig: Unausgeglichenheit, Unzufriedenheit sowie negatives Selbstkonzept Geringeres Verantwortungsbewusstsein sowie Selbstsicherheit. Akzeleration: • Größeres Risiko für Drogenkonsum und Devianz, da eher Kontakt mit älterer Peergruppe. • Weiblich: • weniger beliebt, größere Zurückgezogenheit und Unterordnung. • (US DE, !DE) Geringes Selbstwertgefühl, da Abweichung von kultureller Norm für Weiblichkeit (Mädchenhaftigkeit und Schlankheit) da Körpergröße und Gewicht früher zunehmen. • Wenn weitere Risikofaktoren dazukommen: Besonders gefährdet für psychische Störungen, Drogengebrauch und frühes Sexualverhalten. - Langfristig: • Akzeleration: Eher übernommene Identität (frühe, unreflektierte Anpassung an Erwachsene) Männlich: Im Erwachsenenalter verantwortungsbewusster, kooperativer, selbstbewusster, sozial angepasster. Aber auch konventioneller, konformistischer und humorloser. • Retardation: Mehr Zeit Æ Eher erarbeitete Identität (MARICA) Männlich: Impulsiver, unausgeglichener; Aber auch: selbstsicherer, erfinderischer, spielerischer - Retardation und Akzeleration mit Risiken verbunden, die aber durch Schule und Familie leicht auffangbar sind. Jegliche Haftung ausgeschlossen! Keine Garantie für Richtigkeit und Vollständigkeit Seite 35 von 50 Script „Entwicklungspsychologie“ WS 05/06 Vagt Danusch Merrikh-Yazdi 55. MARCIA hat bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen unterschiedliche Identitätszustände beobachtet, nämlich die „diffuse Identität“, das „Moratorium“, die „übernommene Identität“ und die „erarbeitete Identität“. Skizzieren Sie diese Identitätszustände! - Identität unterscheidet sich insbesondere in drei Dimensionen: • Krise: Unsicherheit, Beunruhigung, Rebellion • Verpflichtung: Engagement und Bindung an Lebensbereich • Exploration: Ausmaß der Erkundung des Lebensbereiches für bessere Orientierung und Entscheidungsfindung Typ Diffuse Identität Beschreibung Keine Festlegung auf Beruf oder Werte Selbstwertgefühl Niedrig Autonomie Kognitiver Stil Intimität Soziale Interaktion Extern Kontrolliert Impulsiv, extrem komplex Stereotype Beziehungen Zurückgezogen, fühlen sich von Eltern nicht verstanden, hären auf Peers Moratorium Übernommene Identität Festlegung auf Gegenwärtige Auseinandersetzung Beruf und Werte durch mit Beruf und Eltern Werten Hoch M: Niedrig W:Hoch Internale Kontrolle autoritär Reflexiv, komplex Fähig zu tiefen Beziehungen Frei, streben intensive Beziehungen an Erarbeitete Identität Festlegung auf Beruf und Werte durch eigene Wahl Hoch Internale Kontrolle Impulsiv, wenig Reflexiv, komplex komplex Stereotype Beziehungen Ruhig, wohlerzogen, glücklich Fähig zu tiefen Beziehungen Zeigen nichtdefensive Stärke, können sich für andere ohne Eigennutz durchsetzen Es werden nicht zwangsweise alle 4 Stufen durchlaufen und auch endet jeder Verlauf nicht bei der erarbeiteten Identität (XXX reicht Tabelle, oben welche Zuordnung?) 56. Eine besonders interessante und zugleich problematische Form der Identität ist die „diffuse Identität“. Neueren empirische Studien zufolge lassen sic nun noch wiederum einige „moderne“ Varianten dieser „diffusen Identität“ unterscheiden! Welche? Bitte, beschrieben Sie die wesentlichen Kennzeichen dieser Varianten! - 4 Varianten: - Entwicklungsdiffusion: • Entspricht am ehesten der ursprünglichen diffusen Identität. • Übergangsform zum Moratorium oder zur erarbeiteten Identität - Sorgenfreie Diffusion: • Unauffällig: Person scheint angepasst und sozial kontaktfreudig. Jegliche Haftung ausgeschlossen! Keine Garantie für Richtigkeit und Vollständigkeit Seite 36 von 50 Script „Entwicklungspsychologie“ WS 05/06 Vagt Danusch Merrikh-Yazdi • Soziale Kontakte aber oberflächlich und von kurzer Dauer. • Keine Existenz von verbindlichen Werten - Störungsdiffusion: • Folge von Trauma oder unbewältigtem kritischem Lebensereignis. • Mangel an inneren und äußeren Ressourcen. • Häufige Isolation - Kulturell adaptive Diffusion: • Bildet sich, wenn Unverbindlichkeit, Offenheit und Flexibilität gefordert sind. • Es erscheint beruflich und privat nicht optimal sich festzulegen. Man wird den soziokulturellen Anforderungen durch Flexibilität eher gerecht. • Unterunterteilung in 4 Typen möglich: Traditioneller Typ: Übernahme von Eltern. Da es aber zu keiner tieferen Verpflichtung kommt: Unterschied zur übernommenen Identität. Surfer: Ständige Veränderung und Anpassung, viele kurzfristige und oberflächliche Kontakte (Erfolgreich in schneller Kontaktherstellung). Keine tiefere Verpflichtung. Isolierte: Konflikt in Herkunftsfamilie. Mangel an Ressourcen. Strebt Normalität an, kann diese aber schwer erreichen. Patchworkidentität: Kein Identitätskern. Werte und Gewohnheiten können sich widersprechen. Person kann aber Erfolg haben, grade weil besseres zurecht kommen mit Unvereinbarkeit verschiedener Lebensbereiche (z.B. Aktivität bei Greenpeace, Arbeit in einer umweltunfreundlichen Fabrik) möglich. 57. Mädchen und Jungen bzw. Frauen und Männer verfolgen evolutionspsychologischen Theorien zufolge unterschiedliche Strategien bei der Partnersuche. A) Skizzieren Sie diese Strategien und diskutieren Sie –kurz- den theoretischen Ansatz! - Kurzzeitstrategien für Männer wesentlich attraktiver als für Frauen, da Männer so den größten Fortpflanzungseffekt erreichen. • Frauen achten eher auf Hinweise die auf einen Verlässlichen, langfristigen Partner schließen lassen (Vertrauen, Zärtlichkeit, Rücksichtnahme). Sex ist fest an Beziehung gebunden. • Jungen achten dagegen insbesondere auf dass Aussehen. Sex existiert unabhängig von Beziehung. Versuchen Anzahl der sexuellen Kontakte und unterschiedlichen Sexualpartnerinnen zu maximieren. - Bei Langzeitstrategien kommt es zu einer größeren Übereinkunft. Hier spielen Verlässlichkeit, Treue, Intimität und Liebe eine große Rolle - Nach der Evolutionspsychologie versucht der Mensch den auf seinen Genen basierenden Nachwuchs zu optimieren. Hierbei spielen folgende Faktoren eine Rolle: • Anzahl der erzeugten Kinder • Qualität der Gene des Zeugungspartners • Investition in die Kinder (Aufwand (z.B. Nahrungsbeschaffung, Erziehung usw.)) Männer: • Können sich (Evolutionär betrachtet) aus dem Aufziehen der Kinder zurückziehen und haben so weniger Kosten. Je mehr Sexualkontakte sie haben, Jegliche Haftung ausgeschlossen! Keine Garantie für Richtigkeit und Vollständigkeit Seite 37 von 50 Script „Entwicklungspsychologie“ WS 05/06 Vagt Danusch Merrikh-Yazdi desto mehr werden ihre Gene weitergegebenen, wobei versucht wird, von dem Aussehen der Partnerin auf die Qualität ihrer Gene zu schließen. • Bei Langzeitstrategien, wo sich der Mann auch an der Aufzucht der Kinder beteiligen will, ist dass achten auf die Genqualität besonders wichtig, da sich der Aufwand nur lohnt, wenn dass Kind auch genetisch „hochwertig“ ist. Außerdem muss sich der Mann hier auf die Treue der Partnerin verlassen können, um sicher zu sein, dass er auch der Vater der Kinder ist (Um auszuschließen, dass er in fremde Gene investiert.) - Frauen: • Haben große Kosten pro Kind (Lange Schwangerschaft sowie Aufzucht des Kindes). Auch können Sie nur ein Kind pro Jahr bekommen. Es macht daher keinen Sinn einfach nur die Anzahl der Sexualkontakte zu maximieren, sondern es muss stark auf die Genqualität geachtet werden und es muss versucht werden vorherzusehen, ob der Partner sich an der Aufzucht der Kinder beteiligen wird. 58. Daryl BEM hat eine entwicklungspsychologische Theorie zur Erklärung der sexuellen Ausrichtung einer Person vorgelegt, in der die Aktivitäten und Erfahrungen im Kindes- und Jugendalter eine erhebliche Rolle spielen. Erläutern Sie diese Theorie! Welche Einwände könnten Sie ihr gegenüber vorbringen? - Biologische Unterschiede (Gene, Hormone) prägen nicht direkt die sexuelle Orientierung sondern wirken sich auf das kindliche Temperament aus. - Dieses führt zur Bevorzugung bestimmter Spiele (M: Kampfspiele, Sport; W: Pflege, ruhige Beschäftigungen), wobei Freunde mit gleichen Vorlieben bevorzugt werden. - Æ Im Normalfall werden geschlechtsidentische peers bevorzugt. Das andere wird zunehmend unähnlich und unvertraut und fremdartig. - Nicht geschlechtskonforme Kinder (Temperament) erleben dagegen dass eigene Geschlecht als fremdartig und fühlen sich zum anderen Geschlecht hingezogen. - Gefühl von Fremdheit führt zur erhöhten Erregung des autonomen Systems. (z.B. Unbehangen oder Furcht beim Kontakt mit anderem (bzw. bei nicht geschlechtskonformen Kindern wegen Ablehnung und Hänseleien mit gleichem) Geschlecht. - Diese erhöhte Erregung wird später in erotische Attraktion umgewandelt. Hiermit kann sowohl Hetero als auch Homosexualität erklärt werden. • Verschiedene Erklärungen: • Extrinsischer Erregungseffekt: In Zuständen starker, nicht mit sexueller Stimulation zutun habender, Erregung wird Begegnung mit Sexualpartnern erregend. Laut Sagen sich diesen Effekt schon Männer im alten Rom zunutze gemacht, in dem sie die gewünschte Sexualpartnerin zu erregenden Gladiatorspielen einluden, um sie sexuell zu erregen. • Gegenläufigen Prozess: negative Emotion wird durch eine positive Abgefangen und ungekehrt. • Prägung - Das Modell ist interessant, da Homo- und Heterosexualität durch gleiche Prozesse erklärt wird und auf einen direkter biologischer Einfluss verzichtet wird. - Einwände: Jegliche Haftung ausgeschlossen! Keine Garantie für Richtigkeit und Vollständigkeit Seite 38 von 50 Script „Entwicklungspsychologie“ WS 05/06 Vagt Danusch Merrikh-Yazdi • Es gibt viele Fälle, in denen Mädchen die vorwiegend weibliche Spielkameraden hatten, lesbisch wurden. • Oft wird die Homosexualität erst recht spät und nach Erfahrungen mit dem Gegengeschlecht wahrgenommen. • Modell erklärt nicht die unterschiedlichen Sexualstrategien von Männern und Frauen (z.B. Männer eher Interesse an Kurzzeitstrategien, Frauen eher an Langzeitstrategien). • Eigene persönliche Erfahrung: Ich hatte gerade in der Grundschulzeit fast ausschließlich weibliche Freundinnen, trotzdem bin ich nicht schwul. 59. Suizide und Suizidversuche kommen im Jugendalter besonders häufig vor. a) Können Sie sich erklären, warum dies so ist? - Suizide im Jugendalter werden vorwiegend aus sozialen Konflikten (oft mit den Eltern) begangen. In eine Vielzahl der Fälle liegt eine disharmonische, gespannte und Feindselige Beziehung zur Familie vor. - Die zweithäufigste Ursache sind Liebeskummer und Partnerprobleme. - Suizidhandlungen können durch Identitätsstörungen begünstigt werden, Diskrepanztheorie: Wenn der Widerspruch zwischen Selbstgesetzten und Selbsterreichten Standart sehr gravierend wirkt, führt dies zu Suizidneigungen. Im Jugendalter ist man stark mit der eigenen Identität konfrontiert, so dass es hier Störungen leichter entstehen können (Wenn dies auch in der Mehrheit der Fälle nicht passiert). b) Was macht die Suizidforschung so schwierig? - Es gibt eine große Anzahl am „Maskierten Suiziden“, also Suizide, die nicht als solche erkannt werden (z.B. Verkehrstote, Drogentote, Tote aus fahrlässigem Verhalten) - Nach einem vollzogenen Suizid steht die Person nicht mehr für die aktive Forschung zur Verfügung; Forschung nur mit Aussagen von Familie und Freunden und ggf. Tagebüchern durchführbar. c) Welche Informationen über die Häufigkeit suizidaler Handlungen bei Jugendlichen hat sie zu Tage gefördert? Beachten Sie bei Ihrer Antwort Geschlechterunterschiede! - Suizid bei deutschen Jugendlichen 2. Häufigste Todesursache. - Im Jahr 2000 etwa 1500 Suizide von 5-25 Jährigen. - 80 % vorherige Ankündigung; 25% Suizidversuchswiederholung innerhalb 2 Jahre - Mädchen vollziehen mehr Suizidversuche als Jungen, Jungen ziehen dagegen mehr Suizide erfolgreich durch. Gilt auch in EU und USA • Verhältnis DE: Erfolg 3:2; Versuch: 1,5:3 60. Das Thema Sucht ist sicher für unsere gesamte Gesellschaft von großer Bedeutung. Besonders problematisch kann es sein, wenn schon Jugendliche oder gar Kinder damit beginnen, Alkohol, Cannabis oder Marihuana zu konsumieren. Dabei lassen sich auf Grund empirischer Untersuchungen bestimmte Bedingungen und Risikofaktoren angeben, die den Konsum und insbesondere den übermäßigen Konsum solcher Substanzen wahrscheinlich werden lassen. Welche sind das? - Eltern: • Familiäre Häufung von Alkoholismus könnte genetisch bedingt sein. • Erziehungsstile: Wichtig ist der aktuelle, nicht der im Kindesalter: Autoritativ: Negative Korrelation; unengagiert: Positive Korrelation • Negative Korrelation mit der aktuellen emotionalen Wärme der Mutter Jegliche Haftung ausgeschlossen! Keine Garantie für Richtigkeit und Vollständigkeit Seite 39 von 50 Script „Entwicklungspsychologie“ WS 05/06 Vagt Danusch Merrikh-Yazdi • Vernachlässigung, geringe Überwachung, • Positive Einstellung gegenüber Alkohol/Drogen und eigener Konsum. - Kindliche Faktoren: • Folgende Persönlichkeitseigenschaften können zu späterem Alkoholkonsum führen: Hyperaktivität, Impulsivität, Sensation-seeking • Freundeskreis der Alkohol / Drogen konsumiert. • Lebensprobleme, denen man durch den Alkohol entfliehen will. • Akzeleration im Reifungsvorgang führt zu einem früheren, aber nicht unbedingt längerfristig intensiveren Konsum • Ansicht über Geschlechterrolle: Klassische Männliche und untraditionelle Weibliche - Allerdings müssen Korrelationen nicht Auslösern sein, es könnte sich auch um Begleiterscheinungen handeln. 61. Ist der Konsum von Alkohol, Cannabis, Marihuana, etc. im Jugendalter in jedem Fall als Vorstufe des Missbrauchs dieser Substanzen zu betrachten? Diskutieren Sie diese Frage im Lichte vorliegender empirischer Befunde! - Studien zeigten keinen Linearen Zusammenhang zwischen THC/Alkoholkonsum und psychischen sowie sozialen Problemen. Stattdessen wiesen zwar die Gruppe der Dauerkonsumenten die ungünstigsten Problemwerte auf, aber die Gruppe der Gelegenheitskonsumenten erzielte bessere Werte als die Gruppe der ganz abstinenten. Gemäßigter Alkohol / Marihuana Konsum muss also nicht kritisch sein. Auch die Eltern der Gelegenheitskonsumenten wiesen z.T. günstigere Werte für das Erziehungsverhalten (weniger Lieblosigkeit und Kälte) als die der beiden anderen Gruppen auf. - Korrelate und Prädiktoren für Alkoholkonsum sind nicht mit denen für Alkholmissbrauch identisch. Z.B. korrelieren Erwartung des leichteren Kontakts und der gehobenen Stimmung mit einem höheren Konsum; Erwartung des Vergessens von Kummer dagegen mit Alkoholmissbrauch. - Folgende Faktoren begünstigen Alkoholmissbrauch: • Vernachlässigende, nicht unterstützende selber viel Alkohol trinkende Eltern., • Peer-Gruppen in denen viel Alkohol konsumiert wird. • Weitere Problemverhaltensweisen (z.B. Konsum anderer Drogen (auch Tabak), Delinquenz, früher Geschlechtsverkehr, und sonstige Persönlichkeitsprobleme. 62. Man kann Deutschland heutzutage sicherlich als ein bedeutsames Einwanderungsland bezeichnen. Dabei sind insbesondere jugendliche Immigranten mit erheblichen Schwierigkeiten bei der Bewältigung anstehender Entwicklungsaufgaben konfrontiert. Bitte, erläutern Sie die Bedeutung von Faktoren, die den Erfolg dieses Bewältigungsprozesses beeinflussen! - Herkunft des Immigranten und dessen Aufenthaltsdauer in Deutschland scheinen Rolle zuspielen. - Individuelle hilfreiche Vorraussetzungen: • Kultur- und Sprachkenntnisse des neuen Landes. Fähigkeiten leicht sprachen zu lernen. • Bereits im neuen Land lebende Freunde und Verwandte. • Keine überzogenen Erwartungen • Eigener Wunsch nach Auswanderung Jegliche Haftung ausgeschlossen! Keine Garantie für Richtigkeit und Vollständigkeit Seite 40 von 50 Script „Entwicklungspsychologie“ WS 05/06 Vagt Danusch Merrikh-Yazdi • Hohe Selbstwirksamkeitserwartung (Also das Gefühl haben, dass man sich gut an dass neue Leben gewöhnen wird) • Geringe soziale Ängstlichkeit • Flexibilität • Gute Ausbildung und hoher sozioökonomischer Status. - Faktoren der Umgebung: • Möglichkeit die Sprache zu leicht lernen und Kontakte zu deutschen zu erlangen (z.B. durch Schule) Æ Integration. Allerdings besagt eine Studie dass es sinnvoller ist, wenn der Immigrant erst nach einiger Zeit engere Kontakte zu Einheimischen aufbaut. • Keine Diskriminierung durch die Umgebung (z.B. in der Schule). • Familiärer Zusammenhalt und Liberale Erziehungsweise der Eltern wirkt sich positiv auf Wohlbefinden aus. (z.B. sind meines Erachtens strenge türkische Eltern, die ihrer Kindern die Teilnahme am Schwimmunterricht verbieten, sicher alles andere als Integrationsförderlich) - Ausbildung • Ausländer haben tendenziell eine geringere Schulbildung und Berufsausbildung, dies führt zu erhöhter Arbeitslosigkeit und damit auch Unzufriedenheit. • Niedrigere Bildung der ausländischen Jugendlichen liegt meist nicht an Diskriminierung, da es mit folgenden Faktoren korreliert: Wenige Geschwister sowie gut ins Land integrierte Eltern (z.B. welche die vorwiegend deutsches Fernsehen sehen, viele deutsche Freunde haben, deutsches Essen mögen) sowie Deutschkenntnisse der Eltern korrelieren mit höherer Schulbildung der Kinder. Auch negative Auswirkungen haben schlechte Bildung der Eltern sowie hohes Einreisealter. Der Freundeskreis des Jugendlichen hat positive auch Auswirkungen, wenn Schulbildung hier einen hohen Wert hat und gegenseitige Unterstützung möglich ist. - Diskriminierung und geringere Chancen auf soziale und kulturelle Teilhabe zusammen mit dem Gefühl der kulturellen Überlegenheit kann Erfolg des Einlebens verhindern. Gute Sprachkenntnisse und Anpassung (Verhalten und Freunde) haben positive Auswirkungen. VI. Erwachsenenalter 63. Die Wahl eines Partners oder einer Partnerin ist für junge Menschen in der Regel ein zentrales Lebensthema. Untersuchungen und theoretischen Vorstellungen zufolge spielen dabei die physische Attraktivität und der sozio-ökonomische Status einer Person sowie die Prinzipien der Endogamie, der Homogamie und der Heterogamie eine herausragende Rolle. Erläutern Sie die Bedeutung dieser Variablen bzw. Prinzipien vor dem Hintergrund vorliegender empirischer Befunde! - Physische Attraktivität stellt den ersten Eindruck dar. Menschen neigen dazu, physisch attraktiven Menschen auch positive Persönlichkeitsmerkmale zuzuschreiben. Daher begünstigt diese die Kontaktinitiierung. Evolutionspsychologische Theorien zufolge wird physische Attraktivität auch mit Gesundheit und hochwertigen Genen Jegliche Haftung ausgeschlossen! Keine Garantie für Richtigkeit und Vollständigkeit Seite 41 von 50 Script „Entwicklungspsychologie“ WS 05/06 Vagt Danusch Merrikh-Yazdi assoziiert (was für unsere Reproduktion förderlich ist). Empirisch scheint für Männer die physische Attraktivität bei der Partnerwahl besonders wichtig zu sein. - Der Sozio-ökonomischer Status scheint dagegen für Frauen ein wichtigeres Kriterium zu sein. Eine Metaanalyse amerikanischer Studien ergab dass Frauen den sozioökonomischen Status, die Intelligenz, den Charakter und das Leistungsstreben bei der Partnerwahl eher betrachten als Männer, denen hauptsächlich die physische Attraktivität wichtig zu sein scheint. - Endogamie ist ein Prinzip nach dem die Verfügbarkeit von potentiellen Partnern beachtet wird, dabei begünstigen Ähnlichkeiten in Merkmalen wie Alter, Wohngegend, sozioökonomischen Status, Freizeitinteressen und Bildungsstand diese Verfügbarkeit (z.B. haben altersgleiche Menschen mit gleichem Bildungsniveau die Chance sich in der Schule kennen zu lernen. Genauso verhält es sich mit Freizeitinteressen. - Homogamie erweitert dass Endogamieprinzip um Ähnlichkeiten in der psychologischen Ebene, wobei Faktoren wie z.B. für Einstellungen, Wertorientierungen, Lebensziele und Interessen empirisch eher dem Motto „Gleich und Gleich gesellt sich gerne" gerecht werden als etwa Persönlichkeitsmerkmale bei denen empirisch keine Korrelation zwischen Partnern festgestellt werden konnte. Ob dies einen Beleg dafür ist, dass bei Persönlichkeitsmerkmalen in Partnerschaften die Hetrogamie (Nach dem Motte „Gegensätze ziehen sich an“) gilt oder ob dies damit zu begründen ist, dass in der Kennenlernphase Persönlichkeitsmerkmale schwerer zu determinieren sind ist unklar. 64. Jeder Mensch weiß aus eigener Erfahrung oder Beobachtung, dass es sehr verschiedene Arten der Liebe gibt. STERNBERG hat versucht, diese Verschiedenheit mit Hilfe einer systematischen Taxinomie zu beschreiben und darzustellen. Erläutern Sie diese Taxonomie! Unterscheidung von 3 Komponenten: • Intimität: Enge und persönliche und emotionale Nähe einer Beziehung • Passion: motivationale Eigenschaften der Beziehung: Sexuelle Erregung und Anziehung aber auch Befriedigung von Selbstwert. • Entscheidung/Commitment: Kognitive Facette die den kurz- und längerfristigen Beziehungsverlauf betrifft. Kurzfristig: Mehr oder weniger bewusste Entscheidung mit einem Menschen zusammen zu sein Langfristig: Commitment eine Partnerschaft aufrechtzuerhalten und zu pflegen. - Aus der Kombination der 3 Aspekten lassen sich (Mathematisch 2^3=8) 8 Typen der Liebe ableiten. Sind keine der 3 Merkmale vorhanden herrscht keine Liebe, sind alle vorhanden herrscht vollendete Liebe. - Ausgewählte Beispiele: • Kameradschaftliche Liebe (Keine Passion) • Romantische Liebe (Keine Entscheidung / Commitment) • Sich mögen: nur Intimität 65. Zur Charakterisierung unterschiedlicher Beziehungstypen hat LEE sechs verschiedene Liebesstile postuliert. Bitte, beschreiben Sie diese und stellen Sie –begründete- Vermutungen Jegliche Haftung ausgeschlossen! Keine Garantie für Richtigkeit und Vollständigkeit Seite 42 von 50 Script „Entwicklungspsychologie“ WS 05/06 Vagt Danusch Merrikh-Yazdi darüber an, welche Probleme in Partnerschaften auftreten könnten, die durch den jeweiligen Liebesstil gekennzeichnet sind! - Storge (Anhaltend): Freundschaftsartige Liebe. Enge, intime und tiefe Beziehung. [Beziehungsform könnte durch Auseinanderleben bzw. Persönlichkeitsveränderung der Partner / eines Partners (z.B. durch Einstellungsänderungen) beendet werden, da hierdurch die Grundlage der engen geistigen Beziehen gefährdet werden könnte] - Ludus (kurzfristig): Liebe als Spiel, welches man gewinnen will [Ist nur Spannend, solange das Spiel besteht. Wurde es eindeutig gewonnen ist der Reiz der Beziehung weg] - Mania (schwankend): Wechsel zwischen Liebe und starker Eifersucht [Die starke Eifersucht könnte zu Gefühlen der Eingeengtheit führen, die die eingeengte Person dazu veranlassen könnte die Beziehung zu beenden] - Agape (Anhaltend, solange Grund zur Sorge): Selbstlose Liebe: Sorge um eine Person [Wenn eine Liebe nur auf Agape basiert und die umsorgte Person aus der problematischen Situation hinaus ist, kann die Grundlage der Liebe wegfallen. Beispiel: Eine Schülerin, welche von ihrem Freund viel Unterstützung für die Schule erfährt. Ist Sie aus der Schulzeit raus benötigt sie die Unterstützung nicht mehr] - Eros (Anhalten, solange sex. Attraktion): physische Liebe, welche auf sexueller Attraktion und Akt basiert. [Da diese Liebe auf der sexuellen Attraktion basiert, kann die Beziehung leicht durch eine Person, welche für den einen Partner attraktiver ist gefährdet werden. Außerdem ist die sexuelle Attraktion meist am Anfang einer Beziehung besonders wichtig, so dass die Beziehung längerfristig, wenn Sie nur auf Eros als Liebesform basiert, keinen Bestand haben könnte] - Pragma (anhalten, solange Vorteile fürs Leben): Praktische Liebe, deren Beziehung den Alltag erleichtert. [Kann z.B. auf gemeinsamen Kindern basieren, deren Erziehung zu zweit leichter ist. Sind Kinder aus dem Haus ist Liebesbasis weg] 66. Wie verändert ein Kind die Qualität der elterlichen Paarbeziehung? a) Wie sieht der typische, der durchschnittliche Verlauf aus? - Typischer Weise kommt es zu einem mehr oder weniger flachen u-förmigen Verlauf. DH anfangs nimmt Sie ab, bleibt eine Weile auf einen niedrigen Punkt um dann wieder anzusteigen. Es gibt aber auch viele andere Verläufe (z.B. reine Anstiege oder konstante Verläufe). b) Wie kommt es zu unterschiedlichen Verläufen? Nennen Sie wichtige Faktoren, die den Verlauf beeinflussen! - Faktoren die negative Auswirkungen haben: • Ungeplantheit der Schwangerschaft • Kurze Partnerschaftsdauer, niedriges Lebensalter, niedriger Sozialstatus • Schon vor der Geburt eine niedrige Partnerschaftszufriedenheit • Umfassende Erwerbstätigkeit der Mutter bei geringer Unterstützung durch Partner • Knappe soziale und materielle Ressourcen • Wenig soziale Unterstützung der Mutter • Wahrnehmung des Kindes als schwierig • Aufgabenaufteilung: Frauen wünschen sich eine gleichmäßige Aufteilung, praktiziert wird aber meist eine traditionelle Aufteilung (Sprich: Die Frau Jegliche Haftung ausgeschlossen! Keine Garantie für Richtigkeit und Vollständigkeit Seite 43 von 50 Script „Entwicklungspsychologie“ WS 05/06 Vagt Danusch Merrikh-Yazdi übernimmt fast die ganze durch das Kind entstehende Arbeit) Æ Frauen leben eher als Männer unter ihnen unbefriedigenden Aufgabenverteilungen, was die Zufriedenheit der Frauen beeinträchtigt. • Männer mit traditionell eingestellten Partnerinnen sind zufriedener als mit Emanzipierten. • Nach einer Studie sind Männer, die die traditionelle Frauenrolle ablehnen und Verantwortlichkeit für das Kind zeigen mit ihrer Partnerschaft unzufriedener. (Persönliche Anmerkung: Ich finde diesen Sachverhalt etwas merkwürdig, da es mir eher so scheint dass es in einem solchen Fall zu einer Überschneidung der Interessen von Mutter und Vater kommen sollte, da die Arbeit nicht allein an der Mutter hängen bleiben würde) - Ungünstige Persönlichkeitsmerkmale: • Allgemein: Geringes Einfühlungsvermögen Hohe Verletzlichkeit Geringes Selbstvertrauen • Für Frauen: Geringe soziale Orientierung Geringe Extraversion • Bei Männern: Geringe Selbstempfundene Aggressivität Geringe Selbstkritik Geringe Sensibilität für Gefühle anderer - Das Übergeben von Verantwortung für empfundene Einschränkungen oder für Ärger und Wut kann zu Streit und Rückzug führen und ist ein Prädiktor für eine folgende Scheidung. 67. Partnerschaftsverläufe und Berufsbiografien weisen oft einen Zusammenhang auf. MERRIAM und CLARK konnten drei unterschiedliche Verlaufsmuster für „work and love“ identifizieren. Beschrieben Sie diese drei Muster und entwickeln Sie für jedes ein möglichst konkretes, anschauliches Beispiel! - Datenerhebung: Qualität von Partnerschaftsbeziehung (Love) und Berufstätigkeit (Work). 1. 40%: Paralleles Verlaufsmuster: Qualität privater und beruflicher Ereignisse Kovariieren. Bemühen in beiden Lebensbereichen Balance zu halten. • Beispiel: Wenn die Beziehung gut läuft ist der Vater gut gelaunt und kann auch im Beruf erfolgreicher sein. Gibt es Beziehungskrisen ziehen diese ihn so runter, dass er sich nicht mehr so auf den Beruf einlassen kann. 2. 25%: Unterschiedlicher Verlauf, einer anhaltend positiv, der andere Schwankend. In einen Bereich wurde Sicherheit gefunden, die es ermöglicht die Schwankungen des anderen Teils zu tolerieren. • Beispiel: Die Frau ist beruflich sehr erfolgreich. Dadurch kann sie es sich leisten, in Krisenzeiten sich in eine eigene Wohnung zurückzuziehen und unabhängig vom Partner zu leben. 3. 35%: Divergentes Verlaufsmuster, häufige zum Teil kompensatorische Wechsel der Qualitäten von Work und Love. Versuch Verluste in einem Bereich durch Gewinne im anderen auszugleichen. Jegliche Haftung ausgeschlossen! Keine Garantie für Richtigkeit und Vollständigkeit Seite 44 von 50 Script „Entwicklungspsychologie“ WS 05/06 Vagt Danusch Merrikh-Yazdi • Beispiel: Vater ist selbstständig tätig und kann daher die Anzahl der Aufträge regulieren. Wenn die Beziehung gut läuft, nimmt er sich gerne mehr Zeit für Mutter und ggf. Kinder, und nimmt damit Berufliche einbußen in Kauf. In einer Beziehungskrise investiert er viel Zeit um mehr Aufträge zu erhalten und durchzuführen. 68. Junge Frauen unterscheiden sich in ihren Schulabschlüssen heute nicht mehr von ihren männlichen Artgenossen, sind tendenziell sogar etwas besser. Dennoch sind sie in ihrer Berufswahl stärker eingeschränkt und haben im Durchschnitt weniger Erfolg im Beruf. Erläutern Sie diesen Sachverhalt an Hand vorliegender empirischer Daten und gehen Sie dabei auch auf Faktoren ein, die diese Ungleichheit aufgeben können! - Eingeschränkte Berufswahl: • Ergibt sich durch situative Faktoren wie z.B. Widerstände der Eltern oder Sexismus bei Arbeitgebern • Aber auch gelernte soziale und Familienorientierung. • Bewerbungen von Mädchen werden trotz höherer Berufsausbildung seltener berücksichtigt. • Sind, bei akademischen Abschluss, häufiger Unterbeschäftigt - Eingeschränkter Erfolg: • Frauen sind nicht nur in Berufen mit geringerem Einkommen tätig, sondern erhalten auch im gleichen Beruf und unter identischen Voraussetzungen ein geringeres Gehalt als Männer. • Außerdem leisten Frauen meist mehr Haushaltarbeit und Kinderbetreuung. DH. Insgesamt arbeiten Frauen bei geringerem Gehalt wesentlich mehr. Zudem die Haushalts- und Kinderaufzuchtsarbeit nicht für ihre Karriere angerechnet wird. - Faktoren, die Ungleichheit aufheben können: Chancen auf Beruflichen Erfolg steigen mit • Begabung • Liberalität der eigenen Geschlechterrollenorientierung • Androgyne Erziehung • Hoher Selbstwert • Hohe Schulbildung • Mathe LK • Erwerbstätigkeit der eigenen Mutter • Ehe- und Kindlosigkeit • Besuch von Mädchenschule / Uni 69. Erfolgreiche Entwicklung im Erwachsenenalter lässt sich unter anderem mit den Begriffen Selektion, Optimierung und Kompensation kennzeichnen. Erläutern Sie diese Begriffe und machen Sie an Beispielen klar, was sie konkret bedeuten. - Selektion: Es geht um die Auswahl von Bereichen, auf die sich zu dem aktuellen Zeitpunkt die Ressourcen konzentrieren. Ermöglicht Spezialisierung. Elektive Selektion: Wahl eines von vielen Handlungszielen, dass eigenen Fähigkeiten und Interessen besonders entspricht. • Beispiel für aktive Selektion: „Auswahl eines Studienfaches, welches den eigenen Fähigkeiten und Interessen gerecht wird“ Jegliche Haftung ausgeschlossen! Keine Garantie für Richtigkeit und Vollständigkeit Seite 45 von 50 Script „Entwicklungspsychologie“ WS 05/06 Vagt Danusch Merrikh-Yazdi • Beispiel für passive Selektion: „Wahl“ eines Faches wenn der NC nur dieses eine zulassen würde (Also erfolgt die Selektion durch die Umwelt, eine Wahl finde eigentlich gar nicht statt) - Optimierung: Produktion von Entwicklungsgewinnen. Erwerb, Verfeinerung und Anwendung von Ressourcen zum Erreichen des Entwicklungszieles. • Beispiel für bewusste Optimierung: Aktive Übung von Klavierspielen um Spielfertigkeiten zu verbessern. • Beispiel für unbewusste Optimierung: Spracherwerb durch beruflichen Aufenthalt im Ausland - Kompensation: Bei Verlusten werden alternative Ressourcen erworben und verfeinert, um dass Funktionsniveau aufrecht zu erhalten. • Beispiel für externe Kompensation: Rollstuhlfahrer kompensiert seine durch die fehlende Gehfähigkeit eingeschränkte Mobilität durch Rollstuhl. 70. Nicht alle intellektuellen Fähigkeiten nehmen im Verlauf des mittleren und höheren Erwachsenenalters ab. Erläutern Sie diesen Sachverhalt, indem Sie auch auf das Zweikomponentenmodell der intellektuellen Entwicklung eingehen, das zwischen der Mechanik und der Pragmatik der Kognition unterscheidet! - Historisch existiert ein Zweikomponentenmodell welches zwischen absoluten und relativen Vermögen unterschied. • Mechanik der Kognition (Altersanfällig): Biologische Komponente der kognitiven Leistungsfähigkeit. Schnelligkeit, Genauigkeit, Koordination. Beispiele: Denkvermögen (Induktion und Deduktion) bei geringem Vorwissen, räumliches Vorstellungsvermögen, Wahrnehmungsgeschwindigkeit und Merkfähigkeit Ursachen für Zunahme in jungen Jahren: interaktiver Aufbau neuronaler Strukturen. Ursache für Abnahme im Alter: nachlassen des phylogenetischer Selektionsdrucks. Dabei lassen mechanische Leistungen deren Grundlegende neuronale Struktur relativ spät ausreifen auch relativ früh nach. Begründung: Diese auch evolutionär spät entstandenen Leistungen basieren auf komplexen Verarbeitungswegen und sind daher störanfälliger! • Pragmatik der Kognition Kulturelle Dimension der kognitiven Leistungsfähigkeit, kulturelles Wissen kann dabei Internal (im Gedächtnis) oder External (z.B. in Büchern oder elektronischen Datenträgern) gespeichert sein. Entwicklungsveränderungen: Erwerb kulturellem deklarativen (Bewusstes semantisches Wissen) oder prozeduralen (z.B. Golfspielen) Wissen. Dies ist auch noch im Alter möglich. Kulturell unterschiedlich, wobei zwischen normativen (z.B. Dem Umgang mit dem Straßenverkehr in einer Großstadt) und universellen (z.B. Dem Erlernen einer Form der Sprache) Wissensarten unterscheiden kann Des Weiteren ist Unterscheidet man zwischen normativpragmatischen sowie personenspezifischen pragmatischem Wissen: Jegliche Haftung ausgeschlossen! Keine Garantie für Richtigkeit und Vollständigkeit Seite 46 von 50 Script „Entwicklungspsychologie“ • WS 05/06 Vagt Danusch Merrikh-Yazdi Normativ-pragmatisches Wissen: Erwerb von allgemeine Wissensbereichen. (z.B. Sprache, Grundrechenarten, Grundlegende Landeskunde) • Personenspezifisches Pragmatisches Wissen: Von den normalen Lernpfaden abweichendem Wissen (Expertenwissen): z.B. besondere Golfspiel oder Computerfähigkeiten. • Normalerweise sind für die erfolgreiche Durchführung von Tätigkeiten sowohl die Pragmatik und die Mechanik wichtig. Das Verhältnis ist dabei allerdings variablen. Beispiel: Beim Turnierschach (3 Min pro Zug) sind die besten Spieler um die 30 Jahre (Die bessere Mechanik ermöglicht schnelles Handeln), beim Korrespondenzschach (3 Tage pro Zug) sind es 46 Jährige (Die mehr Zeit hatten pragmatisches Wissen aufzubauen, welches die Verluste der Mechanik durch die Lange Denkzeit mehr als auszugleichen scheint.) 71. Auch im Alter können kognitive Interventionen noch effektiv sein. Wie empirische Untersuchungen gezeigt haben, sind ihre Wirksamkeit jedoch auch Grenzen gesetzt. Bitte, stellen Sie die wesentlichen Befunde zusammen, die diese Forschung zur kognitiven Intervention im Alter zu Tage gefördert hat. - 2 Inhaltsbereiche: fluide Intelligenz (Denkvermögen, Induktion/Deduktion) und episodisches Gedächtnis. - Prätest, Intervention, Posttest - Auch ältere Erwachsene zeigen deutliche Leistungsgewinne Æ kognitive Plastizität bleibt bestehen. - Leistungssteigerung in beiden Bereichen auch bei älteren gesunden (! Z.B. Alzheimer) Erwachsenen, wobei bei fluider Intelligenz Selbstgesteuertes Üben wirkt dabei genauso gut wie dem folgen von angeleitetes ÜbenÆ Mögliche Schlussfolgerung: Bei Älteren erwachsenen erfolgt eher eine Reaktivierung vorhandener Strategien anstatt einer Lernung neuer. - Üben bringen nur in der geübten Aufgabe oder sehr ähnlichen Aufgaben vorteile. Ein Transfer der geübten Leistungen ist nur sehr gering! (Es werden Fertigkeiten und nicht Fähigkeiten trainiert) - Durch Üben verursachte Leistungsgewinne des episodischen Gedächtnisses bleiben oft über einen längeren Zeitraum (Jahre) erhalten - Im hohen Alter nimmt durch Übung mögliche Leistungssteigerung ab. - Insbesondere die Obergrenze (maximale Leistung) wird durch das Alter beeinträchtigt (Wie man an einem Limittest durch dass Erinnern von Wortlisten feststellen konnte; Keiner der älteren Erwachsenen erreichte die mittlere Leistung der jüngeren). - Insbesondere die Koordination mehrerer Wahrnehmungs- und Handlungsvorgänge ist für ältere Erwachsene besonders schwierig. - Æ Leistungsverbesserungen durch Training im Erwachsenenalter scheinen durch pragmatische Aspekten der Kognition zurückführbar. Da positiver Transfer nicht oder nur gering erfolgt sollten genau die Fertigkeiten trainiert werden, die im Alltag von Nöten sind. - Jegliche Haftung ausgeschlossen! Keine Garantie für Richtigkeit und Vollständigkeit Seite 47 von 50 Script „Entwicklungspsychologie“ WS 05/06 Vagt Danusch Merrikh-Yazdi 72. Altersbedingte Verluste der Intelligenz scheinen insbesondere die Mechanik des Denkens zu betreffen. Aber was heißt das? Welche Komponenten und Prozesse spielen dabei vermutlich eine wichtige Rolle? Bitte, erläutern Sie diese und führen Sie dabei auch, soweit vorhanden, empirische Belege an! - Ressourcentheorie: Mit steigendem Alter sinken Ressourcen, die für die Verarbeitung notwendig sind. • Verarbeitungsgeschwindigkeit Scheint stärkster Prädiktor von Altersunterschieden zu sein. Wahrnehmungsgeschwindigkeit keine einheitliche Ursache von Altersveränderung sondern setzt sich z.B. auch mit dem Arbeitsgedächtnis zusammen. • Fähigkeit zur Infospeicherung im Arbeitsgedächtnis • Inhibition (Fähigkeit zur Hemmung automatischer Prozesse / irrelevanter Informationen) Erfassung durch Stroop Test oder Aufgabenveränderung (Kartensortieren) möglich. Leistung lässt empirisch mit steigendem Alter nach. Problematisch aber, da Alterseffekte auf Hemmung schwer von denen auf Aktivierung abgrenzbar (Beispiel Stroop) - Kognitive Neurowissenschaften des Alterns • Abnahme von Dopaminrezeptoren wirken sich negativ auf Intelligenzleistung aus. • Veränderungen des Stirnhirns Insbesondere Regulation und Koordination von Verhalten Æ Negative Altersunterschiede bei Kognitive Kontrolle Beispiele: Koordination von Handlung und Wahrnehmung, Unterdrückung von automatischen Handlungstendenzen, gleichzeitige Bearbeitung mehrerer Aufgaben 73. In der Persönlichkeitsforschung spielen die „Big Five“ eine große Rolle. Entwicklungspsychologisch ist interessant, ob diese Big Five im Laufe des mittleren und höheren Erwachsenenalters eine gewisse Stabilität zeigen. Dabei können vier Arten der Stabilität unterschieden werden, nämlich die strukturelle, die relative, die Niveau- und die Profilstabilität. a) Was bedeuten diese Begriffe? - Big Five: Neurotizismus, Extraversion, Offenheit, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit - Strukturelle Stabilität: In verschiedenen Altersabschnitten sind Persönlichkeitsdimensionen vergleichbare Konstrukte. Vorraussetzung für andere Stabilitätsformen. - Relative Stabilität: Stabilität der Ausprägungsunterschiede zwischen Personen. - Niveaustabilität: Stabilität des Niveaus von Persönlichkeitseigenschaften (Längsschnittliche Erfassung: Korrelation von Alter mit Ausprägungsstärke) - Profilstabilität: Stabilität des Ausprägungsmusters (Relationen der Persönlichkeitseigenschaften) einer Person mit sich selbst und anderen Personen desselben Alters (Längsschnittliche Erfassung) b) Welche Ergebnisse haben sich bei der Untersuchung dieser Stabilitätsarten gezeigt? - Strukturelle Stabilität: Ab dem 10 Lebensjahr recht stabil. - Relative Stabilität: Mittlere Korrelation: r=0,65 bei Zeitabständen von 6 bis 30 Jahren (Je größer der Zeitabstand desto geringer r). Allerdings selektiver Jegliche Haftung ausgeschlossen! Keine Garantie für Richtigkeit und Vollständigkeit Seite 48 von 50 Script „Entwicklungspsychologie“ WS 05/06 Vagt Danusch Merrikh-Yazdi Stichprobenausfall (Personen mit großen Veränderungen werden nur einmal Erfasst) möglich. Es sind keine größeren Geschlechtsspezifischen oder kulturellen Einflüsse erkennbar. - Niveaustabilität: Generell nur 3 % der Varianz durch Alter erklärbar. schwach positiv: Verträglichkeit (~0,18), Gewissenhaftigkeit (0,05) die restlichen 3 schwach Negativ (~-0,15) - Profilstabilität: Setzt relative Stabilität aller 5 Persönlichkeitseigenschaften voraus, kann daher nur geringer oder gleichgroß wie diese sein. Ganzes Profil aber weniger Stabil als einzelne Eigenschaften. 74. Persönlichkeitsfaktoren und Selbstkonzept stehen in einem bedeutsamen Zusammenhang mit verschiedenen Aspekten erfolgreicher Entwicklung. Bitte, führen Sie empirische Belege für diese Aussage an, skizzieren Sie einige Forschungsbefunde! - Persönlichkeitsfaktoren: • Probleme: Relevante Daten meist nur aus Selbstauskünften, Itemähnlichkeit • Personen mit hoher Extraversion neigen dazu, ihre eigene Befindlichkeit eher mit positiven Gefühlen zu beschreiben. Sie berichten auch eher von positiven Erlebnissen aus ihrem Leben. Bei Personen mit hohen Neurozitismuswerten verhält es sich genau umgekehrt. • Positive Korrelation von Offenheit für Neues und Verhaltensflexibilität mit vielen Kognitiven Leistungen. (Z.B. Hohe Offenheit hohe Alltagskompetenz) Selbstkonzept: • Plurale Struktur des Selbstkonzeptes (z.B. als Partnerin, Lehrerin, Mutter und Hobbymalerin) erleichtert Anpassung und korreliert positiv mit geistiger Gesundheit. • Ältere Erwachsene, die sich durch eine Vielzahl positiv eingeschätzter mit einander verbundener Selbstkonzepte definieren können mit negativen gesundheitlichen Veränderungen besser umgehen. 75. Das Bild des alten Menschen ist in unserer Gesellschaft im Allgemeinen recht negativ und steht dabei nicht selten in deutlichen Kontrast zu wissenschaftlichen Erkenntnissen. a) Erläutern Sie diese Tatsache an Hand von Beispielen! - Der öffentlichen Meinung nach sind alte Menschen durch körperliche Gebrechlichkeit, hohe Kosten verursachende Pflegebedürftigkeit, und nachlassende ökonomische Produktivität (Durchschnittsalter wird sogar als Indikator der Unternehmensproduktivität verwendet) gekennzeichnet. - Umfragen ergeben hohe Unterschiede zwischen allgemeinen Ansichten und wissenschaftlichen Erkenntnissen. • Beispielfragen: Die meisten Menschen über 65 Jahre sind Senil (dh. Mangelndes Gedächtnis und geistige Verwirrung) • Ältere Autofahrer haben pro Person weniger Unfälle als Fahrer unter 65. • Die meisten alten Menschen wollen oder können keine Sexuelle Beziehung. b) Skizzieren Sie Ihre Ideen zu Ursachen und Folgen des negativen Bildes von alten Menschen! - Mögliche Ursachen: • Man sieht meist dass negative Bild von alten Leuten (z.B. tauchen ältere Menschen im Fernsehen generell seltener auf, und wenn dann oft in Zusammenhang mit negativen Merkmalen (z.B. bei der Treppenlift Werbung). Jegliche Haftung ausgeschlossen! Keine Garantie für Richtigkeit und Vollständigkeit Seite 49 von 50 Script „Entwicklungspsychologie“ WS 05/06 Vagt Danusch Merrikh-Yazdi • Bei der aktuellen Diskussion um Renten machen die „vielen Alten“ Probleme. • Die negativen („spektakulären“) Eigenschaften werden eher weitererzählt / behalten als die positiven. (z.B. meine Oma erzählt dauernd Stuss ist einprägsamer als meine Oma hat keine Krankheiten. • Geringe Interaktion von alten und jungen Menschen - Folgen: • Lebensqualität von älteren Menschen wird beeinträchtigt, sie leiden unter Diskriminierung und Minderwertigkeitskomplexen. • Auch jüngere oder mittel Alte Menschen werden durch die Angst vorm Altern beeinträchtigt. • Es kann zu einem Schönheitswahn kommen, in dem man versucht die Effekte des Alterns (Graue Haare, Falten) zu verdecken, statt zu ihnen zu stehen. 76. Zu den positiven Eigenschaften, die man eher bei älteren als bei jüngeren Personen vermutet, gehört sicherlich eine Fähigkeit, die sich mit dem Begriff der Weisheit beschreiben oder vielleicht auch nur umschreiben lässt. Eine Forschungsgruppe um BALTES hat versucht, diesen Begriff, das Konstrukt Weisheit, zu operationalisieren und der empirischen Beforschung zugänglich zu machen. Beschreiben Sie diesen Ansatz! - Vorlegen schwieriger Lebensprobleme (Bsp. Guter Freund ruft an und Kündigt Suizid an, wie sollte man sich verhalten) und Einschätzung der Antwort nach 5 Kriterien! • Reiches Faktenwissen in grundlegenden Fragen des Lebens (Zeigt Wissen um Lebensprobleme und der menschlichen Grundsituation?) • Reiches Strategiewissen in grundlegenden Fragen des Lebens (Werden Strategien der Entscheidungsfindung, Selbstregulation, Lebensbewertung und Planung deutlich? [z.B. Freund erst seinen Standpunkt vollständig erklären lassen, bevor man Ratschläge gibt]) • Lifespan-Kontextualismus (Werden Aspekte der zeitlichen Einbettung und Rahmenumstände berücksichtigt) • Wert-Relativismus (Berücksichtigt Antwort, dass Vielzahl von Werten und Lebensziele existieren und dass Person innerhalb ihres Wertsystems zu sehen ist ohne kleine Anzahl universeller Werte zu vernachlässigen?) • Erkennen von und Umgehen mit Ungewissheit (Wird die im Leben immer vorhandene Ungewissheit (Man weiß nie genau, was das Beste wäre) berücksichtigt) - Erkenntnisse: • Weisheit zeigt, im Gegensatz zu klassischen Intelligenzaufgaben keinen Abbau im Alter, sondern Stabilität und unter Umständen sogar Zuwachs. • Es gibt aber erhebliche interindividuellen Unterschiede, Jegliche Haftung ausgeschlossen! Keine Garantie für Richtigkeit und Vollständigkeit Seite 50 von 50