Diplomarbeit Physiologisches Kieferknochengewebe unter

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Diplomarbeit
Physiologisches Kieferknochengewebe unter Einwirkung
verschiedener Kräfte
Eine aktuelle Literaturrecherche
eingereicht von
Lukas Christoph Klapetz
zur Erlangung des akademischen Grades
Doktor der Zahnheilkunde
(Dr. med. dent.)
an der
Medizinischen Universität Graz
ausgeführt an der
klinischen Abteilung für Kieferorthopädie
Unter der Anleitung von
OA. Dr. A. Muchitsch
PD. Dr. in Brigitte Wendl
Graz, 27. August 2014
Eidesstattliche Erklärung
Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne fremde
Hilfe verfasst habe, andere als die angegebenen Quellen nicht verwendet habe und die den
benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht
habe.
Graz, 27. August 2014
Lukas Klapetz e.h.
II
Genderklausel: Zur leichteren Lesbarkeit wurde auf eine geschlechtergerechte
Schreibweise unter Verwendung sowohl des weiblichen als auch des männlichen
Substantives verzichtet – es fand lediglich das männliche Substantiv Verwendung.
Sofern keine geschlechtsspezifischen Unterschiede explizit erwähnt werden, gelten die
Resultate sowohl für Frauen als auch für Männer.
III
Danksagung
Mein Dank gebührt vor allem OA. Dr. Alfred Peter Muchitsch für die Betreuung und
Unterstützung beim Erstellen dieser Arbeit. Des Weiteren gilt mein Dank PD. Dr. in
Brigitte Wendl für die Bereitstellung der Betreuung bei diesem Thema. Mein ganz
besonderer Dank geht an meine Eltern, die immer an mich glaubten und mir dieses
Studium ermöglichten. Zudem gebührt mein Dank meiner Familie, Sophie und Jakob
die mir viel Geduld entgegenbrachten. Besonders möchte ich mich auch bei meinen
Studienkollegen bedanken die über die Jahre zu guten Freunden geworden sind.
IV
Zusammenfassung
Die Frage nach den Auswirkungen unterschiedlicher Kräfte auf Knochenstrukturen ist
von grundlegender Bedeutung in der Zahnmedizin. In der vorliegenden Arbeit
wurden mittels Literaturrecherche die Reaktionen des Kieferknochengewebes auf
physiologische und artifizielle mechanische Belastungen untersucht, Messmethoden
verschiedener Art
erläutert und
die Ergebnisse
der Publikationen
kritisch
gegenübergestellt. Folgen direkter und indirekter Kraftapplikationen unterschiedlicher
Größe auf Kieferknochen und Parodont wurden analysiert. Dies ist von Bedeutung,
da die physiologische Struktur und Belastbarkeit des Kieferknochengewebes sowohl
Konsequenzen für die therapeutische Planung und das klinisches Vorgehen, als
auch auf die Resistenz gegenüber traumatischen Krafteinwirkungen hat. Zur
besseren Übersicht wurden die auf das Kieferknochengewebe einwirkenden Kräfte in
physiologische, traumatische und iatrogen/therapeutische unterteilt. Tierversuche in
diesem Zusammenhang und die Übertragung der Ergebnisse auf den Menschen,
werden kontrovers diskutiert. Die Unterschiede in der Physiologie und Morphologie
der verschiedenen Arten bedürfen im Einzelfall einer genauen Abschätzung. Heute
nutzt man für die biomechanische Simulation von Knochenstrukturen immer öfter die
Erfahrungen aus dem modernen Ingenieurswesen. So wird versucht, das individuelle
Verhalten von Kieferknochengewebe mit Hilfe der Finite-Elemente-Methode zu
beurteilen.
V
Abstract
The question of the effects of various forces on bone structures is significant in the
dental medicine. Through literature research this thesis examined the reaction of
jawbone tissue on physiological and artificial mechanical stress and furthermore
methods of measurements have been illustrated and outcomes have been critically
compared. Moreover consequences of direct and indirect power applications in
different sizes have been analyzed on jaw bones and periodontium. These points are
essential due to the fact that physiological structure and load capacity of the jaw
bone tissue effects on the therapeutic planning and clinical approach as well as the
resistance against the traumatic application of a force. In order to obtain a better
overview the acting forces on the jaw bow tissue have been split up into
physiological, traumatic and therapeutic ones. Towards animal testing in this context
it should be noted that the transmission of their results to human individuals is
controversially discussed. The differences in physiology and morphology of various
forms require in individual cases an exact estimation. Nowadays for the
biomechanical simulation of skeletal structures more often experiences of the
modern engineering are used. So it is tried to asses that individual behavior of
jawbone tissue with help of the finite-element-method.
VI
Inhaltsverzeichnis
DANKSAGUNG ................................................................................................................... IV
ZUSAMMENFASSUNG ........................................................................................................ V
ABSTRACT ......................................................................................................................... VI
INHALTSVERZEICHNIS ..................................................................................................... VII
ABBILDUNGSVERZEICHNIS.............................................................................................. IX
1
EINLEITUNG ....................................................................................................10
2
ZIELSETZUNG .................................................................................................12
3
GRUNDLAGEN ................................................................................................13
3.1
HISTOLOGISCHE UND ANATOMISCHE GRUNDLAGEN ...................................... 13
3.1.1
Aufbau von Knochengewebe ........................................................................................... 13
3.1.2
Knochenwachstum .......................................................................................................... 13
3.1.3
Der Einfluss mechanischer Faktoren auf Wachstum und Form ...................................... 15
3.1.4
Ober und Unterkieferwachstum ....................................................................................... 15
3.1.5
Maxilla-Oberkiefer ............................................................................................................ 17
3.1.6
Mandibula-Unterkiefer ..................................................................................................... 19
3.1.7
Kaumuskulatur ................................................................................................................. 21
3.1.8
Anatomie des Parodonts ................................................................................................. 21
3.1.9
Knochenqualität ............................................................................................................... 22
3.2
PHYSIKALISCHE GRUNDLAGEN ................................................................... 24
3.2.1
Mechanische Eigenschaften von Knochengewebe ......................................................... 24
3.2.2
Äußere Kraftgrößen ......................................................................................................... 25
3.2.3
Innere Kraftgrößen ........................................................................................................... 26
4
MATERIAL UND METHODE ............................................................................27
4.1
5
Literaturrecherche ............................................................................................................ 27
ERGEBNISSE ..................................................................................................28
5.1
KIEFERKNOCHENGEWEBE UNTER PHYSIOLOGISCHER BELASTUNG ................. 28
5.1.1
Die dynamische Verformung der Kieferknochen. ............................................................ 28
5.1.2
Kraft der Zunge ................................................................................................................ 29
5.1.3
Kaukräfte.......................................................................................................................... 30
5.1.4
Trajektorien ...................................................................................................................... 30
5.1.5
Trajektorien des Schädels ............................................................................................... 31
5.1.6
Trajektorien des Unterkiefers........................................................................................... 32
5.1.7
Inhomogenität und Anisotropie des Kieferknochens ....................................................... 33
VII
5.2
KIEFERKNOCHENGEWEBE UNTER THERAPEUTISCHER UND IATROGENER
KRAFTEINWIRKUNG .................................................................................................. 35
5.2.1
Therapeutische Kräfte in der Kieferorthopädie ................................................................ 35
5.2.2
Kräfte für die therapeutische Zahnbewegung .................................................................. 36
5.2.3
Histologische Veränderungen bei therapeutischer und physiologischer Zahnbewegung.
......................................................................................................................................... 38
5.2.4
Kieferorthopädisch induzierte Zahnbewegungen und ihre Messung an humanen
Präparaten und lebenden Tieren. .................................................................................... 39
5.2.5
Distraktionsosteogenese in der craniofazialen Medizin .................................................. 40
5.2.6
Einfluss von Pharmaka auf Knochen und Zahnbewegung. ............................................. 41
5.2.7
Iatrogene Kräfte im Bereich der Implantologie ................................................................ 44
5.2.8
Druckatrophie im Bereich der Kieferknochen .................................................................. 44
5.3
MAXIMALBELASTUNG VON KIEFERKNOCHENGEWEBE (TRAUMATA) ................ 45
5.3.1
Unterkieferfrakturen ......................................................................................................... 45
5.3.2
Mittelgesichtsfrakturen ..................................................................................................... 46
5.4
MESSMETHODEN UND BILDGEBENDE VERFAHREN ........................................ 48
5.4.1
Röntgenographie ............................................................................................................. 48
5.4.2
Computertomographie ..................................................................................................... 48
5.4.3
Ultraschall ........................................................................................................................ 48
5.4.4
Die Finite-Elemente-Methode .......................................................................................... 49
5.4.5
Piezoelektrische Druckmessung...................................................................................... 49
6
DISKUSSION....................................................................................................50
7
KONKLUSION ..................................................................................................55
8
LITERATURVERZEICHNIS ..............................................................................56
VIII
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Osteoid Verkalkung [16] ...................................................................... 14
Abbildung 2: Maxilla von außen betrachtet [20]. ....................................................... 18
Abbildung 3: Maxilla von der nasalen Fläche aus betrachtet [20]. ............................ 18
Abbildung 4: Mandibula von rechts vorne betrachtet [20]. ........................................ 20
Abbildung 5: Mandibula von dorsal betrachtet [20] ................................................... 20
Abbildung 6: Anatomie des Parodonts [24]............................................................... 22
Abbildung 7: Knochenqualität nach Lekholm und Zarb. [30] .................................... 23
Abbildung 8: Einteilung der Knochendichte nach Hounsfield-Einheiten HE und ihr
prozentualer Durschnittsanteil im Kieferbereich. [31] ............................................... 23
Abbildung 9 :Verstärkunspfeiler des Schädels [46] .................................................. 32
Abbildung 10: Trajektorien der Mandibula [47] ......................................................... 33
Abbildung 11: Kaare Reitan [52] ............................................................................... 35
Abbildung 12: Häufigkeit von Unterkieferfrakturen nach ihrer Lokalisation [6] .......... 46
Abbildung 13: Röntgenbild eines Unterkiefers mit beidseitiger Fraktur im Bereich des
Kieferwinkels [63]. .................................................................................................... 46
Abbildung 14: Typische Frakturlinien bei Mittelgesichtsfrakturen nach der Einteilung
von Le Fort. [13] ....................................................................................................... 47
IX
1
Einleitung
Die Reaktion von Kieferknochengewebe auf Belastung durch unterschiedliche Kräfte
spielt in allen Bereichen der Zahnmedizin eine wichtige Rolle.
Knochengewebe ist ein inhomogenes und anisotropes Material. Ort und Richtung der
Beanspruchung spielen bei einer mechanischen Materialbeschreibung eine wichtige
Rolle [1]. Bildgebende Verfahren, wie Röntgen und Computertomographie sind
unerlässliche Hilfsmittel zahnmedizinischer Planung und Diagnostik. Für eine
mechanische
Materialbeschreibung
sind
sie
jedoch
ungeeignet,
da
die
richtungsabhängigen Eigenschaften des Materials nicht berücksichtigt werden [2].
In dieser Arbeit werden physiologische, therapeutische und iatrogen induzierte
Kräfte, die auf den Kieferknochen einwirken, beschrieben, und die Reaktion
desselben auf diese Belastungen erörtert. Dabei zählen die Kaukräfte mit
gemessenen Maximalwerten von 847N zu den stärksten [3]. Eine weitere
physiologische Belastung entsteht durch Muskelzug an Maxilla und Mandibula.
Hierbei kommt es zu dynamischen Verformungen der genannten Strukturen. Die
größten Werte werden dabei im Zuge der Protrusion und der maximalen
Mundöffnung beschrieben [4], [5].
Auf die oben genannten physiologischen Belastungen reagiert der Knochen mit der
Bildung von Trajektorien und wird erst dadurch widerstandsfähig gegenüber
Frakturen [6], [7], [2]. Außerdem passt sich Knochen durch Remodelling an die
individuellen Bedürfnisse des Menschen an. Nur durch diesen individuellen
trabekulären Aufbau ist
es dem Knochen auch möglich, mit geringstem
Materialaufwand Kräfte aufzufangen und zu übertragen.
Den physiologischen Belastungen werden iatrogene und therapeutisch übertragene
Kräfte und ihre Auswirkungen auf Kieferknochengewebe gegenübergestellt. So kann
es
bei
statischer
Belastung
von
Implantaten
zu
periimplantären
Knochenresorptionen, oder durch Druck von Totalprothesen auf ihre Basis, den
Kieferkamm, zu Druckatrophien kommen [4], [8]. Bei der Betrachtung von
therapeutisch induzierten Kräften für die kieferorthopädische Zahnbewegung erkennt
man deutlich, dass es an der Zugseite zu einer Knochenneubildung und an der
Druckseite zu einer Resorption kommt [9], [10]. Größere Kräfte führen aber nicht zu
10
einer Beschleunigung der Zahnbewegung, da sie keinen Einfluss auf die
Umbauprozesse des Knochens haben [11]. Pharmaka und körpereigene Substanzen
hingegen
können
Zahnbewegungen
indirekt
über
Veränderungen
an
Alveolarknochen, Desmodont und den Zahn selbst beschleunigen oder auch
verlangsamen. Sie sollten daher in einem kieferorthopädischen Behandlungsplan
anamnestisch berücksichtigt werden [12].
Unphysiologisch große Belastungen, denen meist Traumata verschiedener Art,
(Verkehrsunfälle,
Körperverletzung,
Arbeitsunfälle,
etc.)
vorausgehen,
lassen
Kieferknochen frakturieren. Wie bereits erwähnt, findet man Widerstand gegen
Frakturen nur dort, wo Knochen auch physiologisch belastet wird. Zu den Zonen mit
der höchsten Frakturgefahr zählen im Unterkiefer die Gelenksfortsätze, die
Kieferwinkel und die Symphyse, sowie Regionen, die durch andere anatomischen
Strukturen geschwächt werden [6]. Da der Oberkiefer in direkter Verbindung mit dem
Schädel steht, lassen sich hier typische Frakturverläufe wie zum Beispiel jene nach
Le Fort beschreiben [13].
11
2
Zielsetzung
Im Rahmen dieser Literaturrecherche soll dargestellt werden, welche Kräfte
funktionell, zahnmedizinisch und traumatisch im Bereich der Kieferknochen auftreten,
welche Reaktionen sie am physiologischen Kieferknochengewebe hervorrufen und
mit welchen Methoden sie gemessen werden können. Darüber hinaus wird die
Bedeutung
von
Tierversuchen
für
die
Erforschung
von
therapeutischen
Kraftapplikationen behandelt. Auch werden unterschiedliche Aussagen in der
Literatur einander gegenübergestellt. Bei den therapeutisch induzierten Kräften in der
Zahnmedizin, wird ein gewisses Ausmaß an Übereinstimmung ihrer Größen erwartet.
Diese Fragen sind von Bedeutung, da die physiologische Struktur und Belastbarkeit
des Kieferknochengewebes sowohl Konsequenzen für Planung und Therapie als
auch für den Widerstand gegenüber unphysiologischen Kraftapplikationen hat.
Fragestellung und Zielsetzungen dieser Arbeit sind für beide Geschlechter von
gleicher Bedeutung, da ihnen dieselben mechanischen Prinzipien zugrunde liegen.
12
3
Grundlagen
3.1
Histologische und anatomische Grundlagen
3.1.1 Aufbau von Knochengewebe
Die wichtigsten Bestandteile für den Aufbau von Knochengewebe sind die
Knochenzellen/Osteozyten, Grundsubstanz u. kollagene Fibrillen, eine Kittsubstanz
sowie verschiedene Salze. Die Fibrillen zählen zu den organischen Anteilen des
Knochens und deren Reduktion führt zu einer erhöhten Brüchigkeit. Hingegen zählen
die Salze (Calziumphosphat, Magnesiumphosphat, Calziumcarbonat) zu den
anorganischen Bestandteilen des Knochens und ein Mangel (Entkalkung) führt zu
einer erhöhten Biegsamkeit desselben [14].
3.1.2 Knochenwachstum
Verantwortlich für Wachstum und Strukturveränderung des Knochens sind drei Arten
von Zellen (Abb. 1) [15].
1. Osteoblasten
Osteoblasten generieren das Knochengewebe. Sie befinden sich auf der Oberfläche
von wachsendem Knochen und erzeugen die Knochenmatrix.
2. Osteozyten
Osteozyten befinden sich in den knöchernen Krypten und Lakunen des verkalkten
Knochens. Über Fortsätze in die Kanalikuli stehen benachbarte Osteozyten in
Verbindung. Sie reagieren auf mechanische Belastung und halten die extrazelluläre
Matrix aufrecht
3. Osteoklasten
Osteoklasten sind große bewegliche Zellen, die mineralisierten Knochen resorbieren.
Sie gehören zum mononukleären Phagozytensystem, deren Vorläuferzellen
Monozyten sind [7]
13
Abbildung 1: Osteoid Verkalkung [16]
Wachstum und Umbau des Knochens sind Folgen von Spannung und Druck in
diesem Gewebe. Dabei unterscheidet man verschiedene Formen des Wachstums.
Epiphysäres Wachstum: das epiphysäre oder auch enchondrale Wachstum ist das
Wachstum der langen Skelettknochen. Die Längenzunahme erfolgt in der
Epiphysenfuge. Wenn der Knorpel wächst, werden seine distalen Enden durch
Knochen ersetzt.
Suturales Wachstum: dieses erfolgt in den Nähten, wenn benachbarte, miteinander
verzahnte Plattenknochen durch Wachstumskräfte getrennt werden, die in anderen
Geweben erzeugt werden, z.B. durch die Vergrößerung der Gehirnmasse.
Appositionelles Wachstum: hierbei wird Knochen durch Apposition an der
Außenfläche gebildet, während an der Innenfläche Abbau (Resorption) stattfindet.
Knochen kann durch appositionelles Wachstum an Größe zunehmen und seine Form
ändern.
Translatorisches Wachstum: darunter versteht man die Verschiebung eines
Knochens ohne Größenzunahme. Das eigentliche Wachstum findet hier in einem
anderen Bereich statt. Als Beispiel sei das Wachstum in der Synchondrosis sphenooccipitalis
genannt.
Dieses
verursacht
eine
Vorverlagerung
des
gesamten
frontomaxillären Komplexes.
14
Remodellation:
Remodellation
ist
ein
kontinuierlicher,
kompensatorischer
Umbauprozess.
Kortikale Drift: unter der kortikalen Drift versteht man den Umbau an der endostalen
inneren und der periostalen äußeren Oberfläche des kortikalen Knochens. Dabei
erfolgt an der einen Seite Apposition und an der anderen Seite Reposition. Ein
interessantes Beispiel ist das Wachstum des horizontalen Unterkieferastes. Die
Verlängerung des horizontalen Astes und die Vergrößerung des retromolaren
Raumes werden durch Apposition am posterioren Rand und durch Resorption am
Vorderrand des aufsteigenden Astes erreicht [15].
3.1.3 Der Einfluss mechanischer Faktoren auf Wachstum und Form
Kompakte und trabekuläre Knochenmuster sind biomechanisch bestimmt. Der
Knochen passt sich den mechanischen Kräften an, die auf ihn einwirken. Dieses
Adaptionsvermögen des Knochengewebes ist dafür verantwortlich, dass die Masse
des Knochens in Richtung des funktionellen Drucks vergrößert oder verkleinert wird
[15]. Der Knochen wird unter anderem in seiner inneren Struktur und äußeren
Gestalt
von
mechanischen
Belastungen
geformt
[17].
Kieferorthopädische
Umbauvorgänge am Kieferknochen sind bereits nach 24 Stunden an den Zug und
Druckseiten der Zahnwurzeln histologisch sichtbar. Einige Areale zeigen nach dieser
Zeit hyalinisierte Zonen [11].
3.1.4 Ober und Unterkieferwachstum
Die Wachstumsmechanismen des Oberkiefers werden durch die Schädelbasis
beeinflusst, da diese mit dem nasomaxillären Komplex in Verbindung steht [10].
Nach Auffassung von Enlow bildet die Schädelbasis eine Schablone für den Aufbau
der Gesichtsstrukturen, da sie mit diesen über Suturen und Kondylen in Verbindung
steht und somit das Wachstum indirekt leiten kann [18]. Postnatal ist der
nasomaxilläre Komplex erst geringfügig entwickelt. Beim Durchbruch der Milchzähne
dominiert die Größenzunahme in der Vertikalen durch Knochenapposition. Lediglich
im Bereich des Nasenbodens und der Nasenhöhle kommt es zu resorptiven
Vorgängen, die wesentlich an Gestaltung und Größe dieser Struktur beteiligt sind.
Am Gaumendach erfolgt Knochenwachstum durch Apposition in kaudaler Richtung.
Gleichzeitig kommt es im Bereich der Tubera maxillae zu einer Verlängerung des
Palatum durum und der Alveolarfortsätze nach dorsal. Ebenfalls zu beachten ist das
15
Wachstum durch Knochenappositon in den zahlreichen Suturen des Oberkiefers. Ihr
Schluss ist nach dem 4.Lebensjahr funktionsabhängig und sie stellen keinen aktiven
Wachstumsbeitrag mehr da. Im Bereich des kieferorthopädisch definierten A-Punktes
der Maxilla treffen Apposition und Resorption an der vestibulären Seite aufeinander.
Während dessen kommt es zu einer Verschiebung des A-Punktes in dorsokaudaler
Richtung. Durch das Höhenwachstum des Alveolarfortsatzes im Oberkiefer kommt
es zu einer Zunahme der Vertikaldimension. Zugleich findet aber auch eine
Verbreiterung des Processus alveolaris statt. Man spricht hier von einem Wachstum
nach
dem
V-Prinzip.
Postpubertär
kommt
es
zu
einer
Abnahme
dieser
Umbauvorgänge. Es folgt eine Größenzunahme der mittleren Schädelgrube. Damit
verbunden ist eine Verschiebung der Maxilla, der vorderen Schädelbasis, der Stirn
und der Jochbögen nach ventral. Man spricht hier von einem sekundären
Displacement. Die Maxilla wird aufgrund von expansiven Vorgängen passiv im Raum
versetzt. Zur gleichen Zeit findet durch resorptive Vorgänge und Apposition an der
Gegenseite ein primäres Displacement statt, das nach mesial und kaudal gerichtet
ist.
Bei dem postnatalen Wachstum der Mandibula werden vier Wachstumsvorgänge
beschrieben: Remodelling, primäres Displacement, sekundäres Displacement, und
Wachstum des Ramus ascendens in der Horizontalen.
Postnatal besitzt die Mandibula kurze Rami ascendentes mit großem Kieferwinkel.
Den initialen Gelenkfortsätzen stehen prominente Muskelfortsätze gegenüber. Zu
Beginn wird die Mandibula durch zwei Knochenspangen gebildet, die durch eine
Synarthrose in Verbindung stehen. Im 1. Lebensjahr kommt es jedoch zu einer
Ossifikation
und
eine
synostotische
Verbindung
entsteht.
Im
Laufe
der
Weiterentwicklung kann man eine Abnahme der Kieferwinkel beobachten. Die
Längszunahme übertrifft zu diesem Zeitpunkt die Breitenentwicklung, es kommt zu
einer morphologischen Ausreifung der Articulatio temporomandibularis und zu einer
Höhenzunahme des gesamten Corpus mandibulae. Die Zunahme der Vertikalen
beider
Rami
ascendentes
erklärt
sich
durch
das
große
Wachstum
der
Gelenkfortsätze, womit auch eine Verlagerung der Mandibula nach kaudoventral
vonstatten geht. Gleichzeitig bestimmt die Wachstumsrichtung der Kondylen die
Rotation des Unterkiefers. Bei einer brachyfazialen Wachstumstendenz entwickeln
sich die Gelenkfortsätze vermehrt nach kranioventral. Damit verbunden ist eine
Rotation der gesamten Mandibula nach kranial und ventral. Ist das Wachstum
16
dolichofazial, rotiert die Mandibula nach dorsal und kaudal. Früheren Vermutungen
zufolge wurden die Kondylen als übergeordnete Wachstumszentren der Mandibula
angesehen [10]. Einige Autoren beschrieben die Kondylen fälschlicherweise sogar
als einziges Wachstumszentrum, das für das gesamte Wachstum des Unterkiefers
verantwortlich sein sollte [19]. Heute weiß man, dass sie hier nur lokale Funktionen
erfüllen. Experimente widerlegten die damalige Auffassung, dass der Druck der
wachsenden Kondylen auf die Gelenkspfannen der Grund für die Verlagerung des
Unterkiefer nach kranioventral sei. Dem Displacement der Mandibula liegt die
Expansion von Weichteilen in ihrer Umgebung zugrunde. Nach der Autorotation
erfolgt Wachstum in den Kondylen um die Relationen in der Articulatio temporo
mandibularis nach Verlagerung des Unterkiefers nach ventral wiederherzustellen.
Remodelling bewirkt, dass sich der Unterkieferkörper nach posterior verlängert, wie
es gleichermaßen in den Oberkieferbasalbögen zu beobachten ist. Wie schon im
Oberkiefer wird auch der Unterkiefer durch das Wachstum der mittleren
Schädelgrube nach vorne und unten versetzt. Das sekundäre Displacement ist hier
jedoch nicht so ausgeprägt wie im Oberkiefer, da das Wachstum der mittleren
Schädelgrube größtenteils vor dem der Kondylen stattfindet [10].
3.1.5 Maxilla-Oberkiefer
Die Maxilla (Abb 2, 3) besteht aus einem stark pneumatisierten Corpus
maxillae, und 4 Fortsätzen: - Processus frontalis
- Processus palatinus
- Processus alveolaris (zahntragend)
- Processus zygomaticus
Am Corpus selbst unterscheiden wir eine Facies nasalis, Facies orbitalis, Facies
infratemporalis und eine Facies anterior [20].
Die Maxilla steht mit allen Knochen des Gesichtsschädels mit Ausnahme der
Mandibula in direkter Verbindung. Sie stellt den Boden der Orbita sowie etwa zwei
Drittel des harten Gaumens und begrenzt weite Teile der Nasenhöhle. Durch ihre
Form, Größe und Stellung bestimmt sie wesentlich die optischen Eigenschaften des
Mittelgesichtes [20], [21].
17
Abbildung 2: Maxilla von außen betrachtet [20].
Abbildung 3: Maxilla von der nasalen Fläche aus betrachtet [20].
18
3.1.6 Mandibula-Unterkiefer
Vom Corpus mandibulae steigen mit einem je nach Alter unterschiedlichen Winkel
die Rami mandibulae auf. Der Angulus mandibulae ist der Winkel zwischen den
Tangenten an den Unterkieferköper und den Unterkieferast. Das Corpus mandibulae
gliedert sich in einen unteren starken Knochenanteil, den Basalbogen (Basis
mandibulae), dem oben der zahntragende Teil (Pars alveolaris) aufsitzt. Dessen
freier Rand wird als Arcus alveolaris bezeichnet. Die Basis mandibulae zeigt an
ihrem vorderen Umfang einen Kinnvorsprung, der cranial als unpaare Protuberantia
mentalis, caudal als paariges Tuberculum mentale imponiert. Auf jeder Außenseite
der Basis öffnet sich ein Foramen mentale trichterförmig nach dorsal, oben
annähernd in einem Winkel von 45o. Dieses ist in der Mehrzahl der Fälle kaudal des
zweiten Prämolaren oder etwas mesial davon gelegen. Der vordere Rand des
Unterkieferastes setzt sich als Linea obliqua der Außenfläche des Unterkiefers fort.
An der Unterfläche der Basis befindet sich beiderseits der Medianen eine flache,
ovale, nach dorsal unten gerichtete Grube, die Fossa digastrica. Die Pars alveolaris
der Mandibula als zahntragender Teil entspricht dem Processus alveolaris der
Maxilla. Auch hier bestehen durch Septa interalveolaria getrennte Alveoli dentales,
die bei mehrwurzeligen Zähnen durch Septa interradicularia in einzelne Wurzelfächer
untergliedert sind. Der Ramus mandibulae bildet gegen das Corpus mandibulae den
Kieferwinkel und spaltet sich nach oben in den Processus coronoideus und den
Processus condylaris auf. Zwischen beiden befindet sich die Incisura mandibulae.
Am Processus condylaris befinden sich das Caput mandibulae, das Collum
mandibulae und die Fovea pterygoidea (Abb. 4, 5) [21].
19
Abbildung 4: Mandibula von rechts vorne betrachtet [20].
Abbildung 5: Mandibula von dorsal betrachtet [20]
20
3.1.7 Kaumuskulatur
Der Mensch besitzt vier paarig angelegte Kaumuskeln, die durch den fünften
Hirnnerv (N. trigeminus) innerviert werden.
Zu den Kaumuskeln im engeren Sinn zählen:
-
der M. masseter
-
der M. temporalis
-
der M. pterygoideus medialis
-
der M. pterygoideus lateralis
Der Musculus masseter hat seinen Ursprung am Arcus zygomaticus und seinen
Ansatz an der Außenseite des Angulus mandibulae. Seine Funktion ist der
Kieferschluss und sein pars superficialis zieht die Mandibula etwas nach vorne. Der
Musculus temporalis findet seinen Ursprung am Planum temporale und zieht mit
einer kräftigen Sehne zum Processus coronoideus wo er ansetzt. Er ist der stärkste
Kaumuskel und dient dem Kieferschluss und der Retraktion der Mandibula bei
Mahlbewegungen. Der Musculus pterygoideus medialis entspringt in der Fossa
pterygoidea und zieht zum Angulus mandibulae, wo er an der Tuberositas
pterygoidea inseriert. Seine Funktion ist der Kieferschluss. Der Musculus
pterygoideus
lateralis
gilt
als
Führungsmuskel
für
die
Articulatio
temporomandibularis und er dient nicht zum Kieferschluss. Er besteht aus zwei
Anteilen, wobei sein Caput inferius an der Außenfläche der Lamina lateralis des
Processus pterygoideus entspringt. Sein Caput superius hat den Ursprung an der
Facies infratemporalis und der Crista infratemporalis der großen Keilbeinflügel.
Ansatz des Caput superius ist der Discus articularis des Kiefergelenkes, während
sein Caput inferius in der Fovea pterygoidea ansetzt [22], [23].
Darüber hinaus sei angemerkt, dass zum Kauen im engeren Sinne weitaus mehr
Muskeln notwendig sind als die in anatomischen Lehrbüchern bezeichneten
Kaumuskeln [23]
3.1.8 Anatomie des Parodonts
Das Parodont, auch Zahnhalteapparat genannt, wird durch Gingiva, Wurzelzement,
Desmodont und den knöchernen Alveolarfortsatz gebildet. Die substanziellen
Aufgaben dieser Struktur/Strukturen ist die desmodontale Aufhängung des Zahnes in
21
der Alveole und die damit verbundene Überleitung und Abpufferung von Kaukräften
im Kieferknochen sowie der Schutz vor äußeren Noxen durch Barrierenbildng
zwischen Cavum oris und Zahnwurzel (Abb. 6) [24].
Abbildung 6: Anatomie des Parodonts [24]
3.1.9 Knochenqualität
Häufig stößt man in der Literatur auf den Begriff “Knochenqualität“. Jedoch weist
dieser Terminus eine gewisse Definitionsvarianz auf und es gibt dafür bis heute
keine allgemein anerkannte Begriffsbestimmung [25], [26]. Standardmäßig wird
jedoch meist die Klassifikation nach Lekholm und Zarb genannt [27].
Im Jahre 1985 teilten Lekholm und Zarb die Qualität des Knochens mit Hilfe von
Hounsfield-Einheiten (HE) radiologisch in vier Klassen ein (Abb. 7). Seltener findet
man auch bei manchen Autoren eine fünfte Klasse beschrieben (Abb. 8), die wenig
mineralisierten, frisch augmentierten Knochen bezeichnet [28]. Definitionsgemäß
errechnet sich die Houndsfield-Einheit aus dem linearen Schwächungskoeffizienten
und ist ein Maß für die Dichte. Als Bezugsgröße gilt Wasser mit einer HE von 0.
Spongiosa hat einen Wert von 300 HE und Kompakta über 1000 HE [29].
22
Abbildung 7: Knochenqualität nach Lekholm und Zarb. [30]
Abbildung 8: Einteilung der Knochendichte nach Hounsfield-Einheiten HE und ihr prozentualer
Durschnittsanteil im Kieferbereich. [31]
Im Jahre 2006 berichteten die Autoren Hernandez et. al. von zwei unterschiedlichen
Definitionen der Knochenqualität.
Die erste Definition berichtet über den Widerstand gegenüber Knochenfrakturen und
integriert dabei die Summe aller Knochencharakteristika, die darauf einen Einfluss
haben können.
In der zweiten Definition bezieht man sich auf Faktoren, die eine Rolle bei der
Knochenfraktur spielen, man rechnet jedoch nicht die Knochenquantität mit ein [26]
23
Es gibt eine Vielzahl an Faktoren, die die Knochenqualität beeinflussen können.
Zu diesen Faktoren zählt man den strukturellen Aufbau, die Mineralisation des
Knochens, Eigenschaften des Kollagens, die Heterogenität des Knochengewebes,
den kortikalen Durchmesser, die Knochengeometrie, die Anzahl der Trabekel, die
Trabekeldicke, und die trabekuläre Konnektivität [25].
Die Knochenqualität- und Quantität hat einen wichtigen Einfluss auf die Belastbarkeit
von orthodontischen Mini-Implantaten sowie auf Implantate zur Überbrückung von
Unterkieferdefekten. Hier spielt vor allem die Kortikalis und die mit ihr verbundene
hohe Primärstabilität eine entscheidende Rolle [32], [27]. Bei Implantaten für die
prothetische Versorgung hat sich eine Knochenqualität von D2 als optimal erwiesen.
Die Dimension der Kortikalis fällt hier etwas geringer aus als bei D1. Aufgrund der
besseren Durchblutung besteht jedoch eine ideale Situation für die Einheilung von
Implantaten [28].
In der Kieferorthopädie spielt die Knochenqualität hauptsächlich bei orthodontisch
durchgeführten Zahnbewegungen eine Rolle. Hier gilt, je jünger und besser
durchblutet der Knochen eines Patienten ist, desto geringer ist die Wahrscheinlich
einer Wurzelresorption des bewegten Zahnes [33].
3.2
Physikalische Grundlagen
3.2.1 Mechanische Eigenschaften von Knochengewebe
Im Jahre 2011 beschrieb Bartl, dass die Belastbarkeit (Festigkeit) des Knochens von
mehreren Faktoren abhängt:
- Knochenmasse (dual energy X-ray absorptiometry/DXA‑Messung)
- Knochengeometrie (z. B. Länge des Oberschenkelhalses)
- Knochenarchitektur (Spongiosa- und Kompaktastruktur)
- Knochenumbau (Resorptionslakunen sind potenzielle Frakturstellen)
- Knochenmineralisation (Osteomalazie) und
- Knochenmatrix (Störung der Lamellierung bei Osteogenesis imperfecta) [34].
24
Das Maß für die Festigkeit eines Knochens ist die Bruchlast pro Flächeneinheit
(N/mm²).
Diese beruht auf dem Gehalt an Mineralien und auf der Menge und Anordnung
seiner kollagenen Fibrillen. Des Weiteren spielt die histologische Struktur des
Knochengewebes (Strukturfestigkeit) eine wichtige Rolle.
In der Literatur publizierte Einzelwerte sind oft sehr unterschiedlich. Häufig haben
solche Daten wenig Aussagekraft, da die Festigkeitsmessungen unter Bedingungen
durchgeführt wurden, die der Beanspruchung des Knochens in vivo nicht
entsprechen [35].
Fest steht jedoch, dass die Druckfestigkeit (N/mm²) des Knochengewebes grösser ist
als die Zugfestigkeit (N/mm²). Diese Festigkeitseigenschaft wird in der Literatur mit
einem Verhältnis von 3:2 angegeben [7].
Um zu verstehen, welche Belastungsarten auf Knochengewebe einwirken können,
und wann es nach Überschreiten kritischer Werte zu Frakturen kommen kann, sind
einige Begriffe aus der Mechanik notwendig [7].
3.2.2 Äußere Kraftgrößen
Kraft: ist eine Ursache für eine Bewegungsänderung (Beschleunigung) eines
Körpers. Die Einheit der Kraft ist Newton (N). 1 N ist die Kraft, die notwendig ist, um
einen Körper von der Masse 1kg in 1 Sekunde (s) um 1m zu beschleunigen. Wirkt
eine Kraft auf einen Körper (=Aktionskraft), so muss eine gleich große
entgegengesetzt
gerichtete
Kraft
(=
Reaktionskraft),
dieser
entgegenwirken
(=Kräftegleichgewicht), damit der Körper nicht bewegt (beschleunigt) wird. Da die
Erdbeschleunigung 9,81 m/s2 beträgt, übt eine Masse von 1kg auf eine horizontale
Unterlage eine Kraft von 9,81 N aus [7]. Die Summe aller auf einen Körper
einwirkenden Kräfte ist entscheidend für seine Bewegung [36].
Drehmoment: Unter einem Drehmoment (M) versteht man das Produkt aus einer
Kraft (F) und der Länge (r) eines senkrecht (normal) zur Richtung der Kraft
stehenden Hebelarms (Abstand zur Drehachse), über den die Kraft an einem Körper
angreift [7]. Kommt es zu Einwirkung von mehreren Drehmomenten auf einen
Körper, so wirkt deren Summe. Die SI-Einheit für das Drehmoment sind die
Newtonmeter [36].
25
Axialkräfte: Diese wirken axial (in Richtung der Längsachse), also senkrecht auf den
Querschnitt eines langen Knochens bzw. Zahnes (axiale Kaubelastung).
Die Summe aller Axialkräfte (Aktions und Reaktionskräfte) muss 0 sein, damit keine
axiale Beschleunigung stattfindet [7].
Querkräfte: Diese wirken im rechten Winkel zu Längsachse des Knochens, also in
der Querschnittsebene. Für ein Gleichgewicht muss auch die Summe der Querkräfte
null sein [7]
Biegemomente: Wirkt auf einen langen Knochen (Balken) ein Drehmoment und
ist die Drehachse senkrecht zur Längsachse des Knochens, so spricht man von
einem Biegemoment. Der Knochen wird gebogen [7]. Eine wichtige
Rolle spielt hier der E-Modul eines Materials, der mit dem Widerstand
gegenüber der Verformung an Größe zunimmt [36].
Torsionsmomente: Wirkt auf einen langen Knochen ein Drehmoment
(M) und ist die Drehachse identisch mit der Längsachse des Knochens,
so spricht man von einem Torsionsmoment. Der Knochen wird torquiert
oder verdrillt. [7]
3.2.3 Innere Kraftgrößen
Wirken auf einen Knochen äußere Kraftgrößen, so rufen diese als Reaktion innere
Kraftgrößen hervor. Bezieht man diese auf eine Flächeneinheit, so ergibt sich
hieraus die Spannung, die in Kraft pro Flächeneinheit (z.B. N/cm2) angegeben wird.
Nach ihrer Richtung im Körper unterscheidet man Normalspannungen, Sigma (Ϭ)Spannungen,
die
senkrecht
zum
Knochenquerschnitt
wirken
(Zug-oder
Druckspannung), von Querspannungen, Tau (τ)-Spannungen, die parallel zur
Querschnittsfläche wirken (Schub-oder Torsionsspannung) [7].
26
4
Material und Methode
4.1
Literaturrecherche
Die Inhalte der vorliegenden Arbeit wurden von mir mittels Literraturrecherche in
Internetforen wie, Pubmed oder Medline eruiert. Außerdem wurden medizinische und
speziell zahnmedizinische Publikationen aus meinem Privatbesitz verwendet, sowie
geeignete wissenschaftliche Arbeiten an den Bibliotheken der medizinischen
Universität Wien und Graz eruiert. In Einzelfällen wurden auch Fachartikel von
Internetseiten verwendet. Das Erscheinungsdatum der recherchierten Literatur
unterlag keiner zeitlichen Beschränkung.
27
5
Ergebnisse
5.1
Kieferknochengewebe unter physiologischer Belastung
5.1.1 Die dynamische Verformung der Kieferknochen.
Die dynamische Verformung der Mandibula in ist aufgrund der komplexen Anatomie
sowie der unterschiedlich starken Belastung der Kaumuskulatur und der Anisotropie
des Knochens nur schwer zu beschreiben. Besondere Bedeutung haben die Studien
über dynamische Verformungen im Bereich der Implantologie, wo osseointegrierte
Implantate mit einem starren Aufbau verbunden sind. Kommt es zu Verformungen,
treten Spannungen im Knochen auf, die weitreichende Folgen haben können.
Obwohl die Implantologie im Unterkiefer generell betrachtet eine hohe Erfolgsquote
aufweist,
ist
die
klinische
Bedeutung
von
Unterkieferverformungen
bei
physiologischen Bewegungsmustern, vermessen über lange Zeiträume, noch relativ
unbekannt [5].
Dynamische Belastungen sind jene, die auf ein Implantat wirken, während es
seinen Funktionen ausgesetzt ist. Darunter versteht man sowohl Kräfte, welche sich
über die Suprakonstruktionen auf Implantate übertragen, als auch die elastischen
Verformungen eines Knochens, die auf das Implantat einwirken. Erfahrungsgemäß
sind diese Belastungen im Unterkiefer höher als im Oberkiefer. Dies wird schon bei
Betrachtung der Biomechanik der physiologischen maximalen Mundöffnung deutlich.
Im Bereich der Maxilla wird durch Anspannung der Kaumuskulatur der obere
Zahnbogen im Molarenbereich um bis zu 0,2 mm verengt. In der Mandibula hingegen
können diese Verformungen bei maximaler Mundöffnung 0,7 mm betragen und bei
der Protrusion sogar Werte bis zu 1 mm erreichen [4].
Besondere Bedeutung hat die dynamische Verformung der Mandibula auch bei der
festsitzenden
Prothetik
unter
Einbeziehung
endständiger
Kronen
und
bei
mehrstelligen, ungeteilten Unterkieferbrücken-Versorgungen. Hier kann es zu einer
Dezementage der prothetischen Arbeiten kommen. Im Bereich der abnehmbaren
Prothetik sollte die Verformung in die Gestaltung und Flexibilität der UnterkieferVersorgung einbezogen werden [37].
J. Al-Sukhun et al. beschrieben in einer Studie aus dem Jahre 2006 drei
Bewegungsmuster (körperliche Annäherung, körperliche Rotation und dorsoventrale
28
Scherung)
der
Kieferverformung,
die
initial
und
gleichzeitig
bei
einer
Unterkieferbewegung einsetzen. Die höchsten Werte der Kieferverformung wurden
auch hier bei der Protrusion beschrieben. Sie lagen jedoch mit Werten zwischen
11,0µm und 57,8µm deutlich unter den zuvor postulierten 1mm. Alle zwölf Probanden
dieser Studie waren Frauen zwischen 47 und 65 Jahren [5]. Andere Werte in Bezug
auf die Verformung der Unterkieferspange bei dynamischer Belastung zeigt E.
Piehslinger. So kommt es zu 100µm Kompression bei maximaler Mundöffnung. Bei
maximaler Protrusion hingegen wurde eine anfängliche Zunahme der Distanz auf
500µm beschrieben, die dann jedoch auf 100µm zurückging. Als Grund nannte man
die Zugrichtung der Mm. Pterygoidei lateralis und medialis sowie den Mm. Masseter
[37]. Eine uniforme Angabe über Deformationen der Mandibula unter Bewegung
steht bis heute noch aus. In einer Studie von Richter 1999 wurde erläutert, dass die
Untersuchungsergebnisse bei Mundöffnung mit Werten zwischen 0,0mm und 1,5mm
differierten. Bei der Protrusionsbewegung lagen die Werte zwischen 0,1mm und
1,5mm und wiesen somit eine ähnliche Schwankungsbreite auf wie in der Literatur
angegeben [38].
Meijer et. al. beschrieb 1993 einen direkten Zusammenhang zwischen der
Deformation des Kieferknochens unter Bewegung und dessen Atrophie. Durch die
Finite-Elemente Methode wurden prothetische Versorgungen auf zwei interforaminal
gesetzten Implantaten in der Mandibula mit jeweils unterschiedlicher vertikaler
Knochenhöhe untersucht. Man erkannte, dass die Reduktion der vertikalen
Knochenhöhe von 15mm auf 7mm neben einer erhöhten Deformation des
Unterkiefers auch die Spannungswerte von verblockten Implantaten bis auf das
Dreifache ansteigen lassen kann [39].
5.1.2 Kraft der Zunge
Nimmt die Zunge ihre natürliche Ruheposition ein, liegt sie hinter den oberen
Schneidezähnen am harten Gaumen. Während des Schluckens erzeugt sie eine
Kraft von etwa 20 bis 30 Newton. Die knöcherne Struktur des Gaumens hat keine
Schwierigkeit
diesem
Druck
standzuhalten.
Kommt
es
jedoch
zu
einer
unphysiologischen Lage der Zunge, oder treten falsche Schluckmuster auf und
drückt die Zunge gegen die Zähne, so sind Zahnfehlstellungen das Resultat. [40].
29
5.1.3 Kaukräfte
Als Kaukräfte bezeichnen wir jene muskulären Kräfte, die zwischen den
Okklusionsflächen der Ober und Unterkieferzähne auftreten und messbar sind.
Physiologische Kaukräfte sind geringer als maximale Kaukräfte, die sich an
parodontalen Schmerzgrenzen orientieren [41]. In der Literatur findet man Werte zu
physiologischen und maximalen Kaukräften. Dabei sind physiologische Kaukräfte
jene, die üblicherweise bei der Zerkleinerung von Nahrung auftreten, und mit Werten
zwischen 20-70N deutlich geringer sind als jene der maximalen Kaukräfte. Diese
können in der Front Werte von ca. 250N, im Seitenzahnbereich 500N bis 750N
erreichen und sind bei Männern in der Regel höher als bei Frauen [8]. Eine
theoretisch durch die Kaumuskulatur zu erreichende maximale vertikale Kaukraft
liegt bei 1500 bis 2000N [23]. Im Jahre 2006 wurden für eine Studie von Maurer P.
und
Pistner
H.
et
al.
zur
Unterkieferkontinuitätsresektionen
Kaukraftanalyse
Kontrollwerte
von
bei
Patienten
gesunden
mit
Probanden
herangezogen. Als mittlere Kaukräfte wurden im Frontzahnbereich Werte von 105N
(± 48N) und im Bereich der Molaren Werte von 340N (±154N) gemessen. Als
Messapparatur diente hierbei ein Piezokraftmesselement [42]. Waltimo und Könönen
postulierten in einer Studie aus dem Jahre 1993 eine mittlere maximale Kaukraft.
Diese betrug bei jungen gesunden Männern 847N und bei Frauen 597N [3].
5.1.4 Trajektorien
Die innere Struktur sowie die äußere Gestalt knöcherner Organe werden unter
anderem von mechanischen Belastungen bestimmt, die auf sie einwirken. Kommt es
im Kieferknochen also zu Einwirkungen von äußeren oder inneren Kraftgrößen,
werden sogenannte Trajektorien ausgebildet [7], [2].
Im Jahr 2010 beschrieb der Autor Géza Pap im Lexikon für Orthopädie und
Unfallchirurgie, (Hrsg.) Engelhardt die Trajektorien so: “Bei Trajektorien handelt es
sich um graphisch (z.B. auch radiologisch) darstellbare Linien der größten Druck und
Zugbelastung im Knochen. Die Spongiosabälkchen (Trabekel) des Knochens sind
diesen Hauptspannungslinien entsprechend angeordnet, die bei Belastung des
Knochens entstehen. Sinn dieses trabekulären Knochenaufbaus ist es, dass der
Knochen mit dem geringsten Materialaufwand die auftretenden Kräfte bestmöglich
auffangen und übertragen kann (Leichtbauweise nach Pauwels). Entsprechend dem
Wolff-Transformationsgesetz
kann
sich
ein
Knochen
unter
abnormaler
30
Beanspruchung (z.B. Fehlstellung) über längere Zeit umbauen, bis sich seine
Struktur wieder genau der neuen Beanspruchung angepasst hat“ [43].
Nach Meyers-Gesetz, decken sich die Trajektorien mit den größten Zug- und
Drucklinien
des
Knochens.
Nur
so
kann
größtmögliche
Belastung
bei
kleinstmöglicher Materialmenge gewährleistet sein [44].
Bei einer Kaukrafteinwirkung unter einer Sekunde, ist die physiologische Reaktion
eine geringfügige Auslenkung des Zahnes in seiner Alveole. Im parodontalen Spalt,
werden die Kräfte durch Stoßdämpferwirkung nicht komprimierbarer Flüssigkeit und
eine Verformung des Alveolarfortsatzes aufgenommen. Durch piezoelektrische
Effekte im parodontalen Ligament und Weiterleitung in den alveolären Knochen,
kommt es so zu einer Ionenverschiebung. Diese regt den trabekulären Knochen zum
Umbau der Spongiosa an. Es kommt somit zu einer Anpassung des spongiösen
Knochens an die Funktion. Kaukrafteinwirkungen von 3-5 Sekunden bewirken
hingegen das Auspressen der Flüssigkeit im parodontalen Ligament. Bei starkem
Druck treten Schmerzreaktionen auf. Kommt es aber zu lang anhaltenden oder
wiederholten Krafteinwirkungen in geringen zeitlichen Abständen, ist die parodontale
Verformung irreversibel. Die Gewebsreaktionen der Gefäße, der Fasern im
Parodontium sowie der alveolären Kortikalis und Spongiosa folgen. Dies macht man
sich besonders bei der orthodontischen Zahnbewegung zu Nutze [45].
5.1.5 Trajektorien des Schädels
Bei Belastungen des Oberkiefers durch Kaudruck beziehunsweise Zugkräfte der
Kaumuskulatur kommt es zur Ausbildung von Trajektorien (Abb. 9), die nicht allein
auf den Kieferknochen beschränkt sind [46]. Bei größeren Verformungen, wirkt selbst
die harte Hirnhaut (Dura mater cranialis) über ihre, in der Schädelhöhle vernetzten
Scheidewände entgegen [22].
Über den Processus frontalis, der senkrecht zwischen Tränenbein und Nasenbein
nach
oben
zum
Stirnbein
steigt,
besteht
eine
Knochenverbindung
zum
Neurocranium, die so unter Umgehung der Nasen und Augenhöhle eine Übertragung
der Kaukraft zur festen Hirnschale ermöglicht.
Der Processus zygomaticus ist ein kurzer Fortsatz mit dreieckigen Querschnitt und
zieht seitlich zum Jochbein wo er den Kaudruck sowohl senkrecht zur Hirnschale als
auch seitlich über den Jochbogen zum Schläfenbein überträgt.
31
Ein Processus alveolaris, der die Zähne trägt und daher dem Zahnbogen
entsprechend gleich geformt ist, ist ein stark funktionell ausgerichteter Fortsatz, der
bei Zahnverlust atrophiert.
Diese so genannte Inaktivitätsatrophie ist irreversibel. Der Kieferkamm schrumpft
und das Gewebe wird durch Osteoklasten abgebaut [46].
Abbildung 9 :Verstärkunspfeiler des Schädels [46]
5.1.6 Trajektorien des Unterkiefers
In der Anatomie wird die Mandibula als Rahmenkonstruktion beschrieben die durch
Trajektorien gebildet wird, die sich im rechten Winkel schneiden und in
dreidimensionaler Anordnung verlaufen (Abb. 10).
Ein Trajektorium dentale durchzieht den Alveolarteil und trifft im Processus
condylaris auf das Trajektorium basilare das im Basalbogen des Unterkiefers liegt.
Das Trajektorium posticum verstärkt den hinteren Rand des Unterkieferastes, dem
sich das Trajektorium marginale am Kieferwinkel anschließt.
Das Trajektorium pracceps beginnt am Processus coronoideus und zieht von dort
am vorderen Rand des Kieferastes abwärts zum Basalbogen. Auf der Außenseite
läuft es in der Linea obliqua und auf der Innenseite in der Linea mylohoidea aus.
Dieser Verstärkungszug resultiert aus der Zugwirkung des Musculus temporalis.
Ein Trajektorium copolans verstärkt die Incisura mandibulae zwischen Gelenk und
Muskelfortsatz. Das Trajektorum transversum zieht in einer S- Bogenform vom
Processus coronoideus zum Kieferwinkel. Ein Druckkegel unter jedem Zahn wird
durch das Trajektorium radiatum dargestellt [20].
32
Die weitere Spongiosastruktur ist individuell auf die Zugwirkung der Kaumuskulatur
sowie auf den Kaudruck abgestimmt. Wie auch im Oberkiefer schwindet die
individuelle Spongiosastruktur des Pars alveolaris im Unterkiefer, nach Zahnverlust
(der Alveolarfortsatz atrophiert) [46].
Abbildung 10: Trajektorien der Mandibula [47]
5.1.7 Inhomogenität und Anisotropie des Kieferknochens
Der Kieferknochen ist durch seine individuelle Belastung und der daraus
resultierenden inneren Struktur und äußeren Gestalt in seinem Aufbau für jeden
Menschen einzigartig. Auch wenn gewisse Grundzüge von Trajektorien sich
gleichen, sind sie doch jedem Menschen und seinen funktionellen Bedürfnissen
individuell angepasst [43].
Ein spongiöser Knochen wird aufgrund seiner Knochenbälkchen und der dazwischen
liegenden Hohlräume als inhomogen bezeichnet. Dazu kommt noch, dass diese
Knochenbälkchen eine Vorzugsrichtung besitzen, die diesen aus mechanischer Sicht
anisotrope Eigenschaften zukommen lassen.
Es gilt zu bedenken, dass bei einem inhomogenen und anisotropen Material sowohl
der Ort als auch die Orientierung maßgeblich an dessen mechanischen
Eigenschaften beteiligt sind [1].
33
Im Jahre 2001 wurde am Konrad-Zuse-Zentrum für Informationstechnik durch Kober
C. et al. eine Arbeit im Zuge des Workshops „ Die Methode der Finiten Elemente in
der Biomedizin, Biomechanik und angrenzenden Gebieten " vorgestellt, die sich mit
der anisotropen Materialmodellierung für den menschlichen Unterkiefer beschäftigt.
Man kam unter anderem zum Ergebnis, dass computertomographische Datensätze
eine räumliche Verteilung der Röntgendichte und damit eine gute Darstellung der
individuellen Geometrie ermöglichen und damit Knochen auch in Spongiosa und
Kortikalis unterteilt werden kann. Die richtungsabhängigen Informationen gehen
dabei jedoch verloren.
Die
Erkenntnis,
individuellen
dass
aufgrund
elastomechanischen
fehlender
Forschungsdaten
Eigenschaften
knöcherner
bezüglich
Strukturen
der
viele
Simulationen mit der Finite-Elemente-Methode von einem homogenen und isotropen
Material ausgehen, wurde in dieser Arbeit kritisiert. Der Fehler kann in diesem Fall
beträchtlich sein und bis zu 45% betragen [2].
Im Journal of Orofacial Orthopedics wurde im Jahre 2009 der Frage nachgegangen,
ob es einen Zusammenhang zwischen der Behandlungszeit und dem zurückgelegten
Weg einer Eckzahnkronenspitze bei der Einordnung gibt und ob daraus eine
Behandlungszeitprognose abgeleitet werden kann.
Dabei wurde bei 57 jugendlichen Patienten, deren Alter unter 18 Jahren lag,
mindestens
ein
palatinal
verlagerter
Eckzahn
mittels
Orthopantogrammen
ausgewertet. Neben der Position des palatinal verlagerten Eckzahnes zu seinen
Nachbarzähnen wurden auch seine Achsenneigung und der Abstand zur
Okklusionsebene ermittelt. Zusätzlich wurde noch eine Messstrecke eingeführt, die
den zurückgelegten Weg der Eckzahnkronenspitze während der Einordnung
darstellte.
Man kam zu dem Ergebnis, dass es zonale Unterschiede in der Eckzahneinstellung
gab und dass Patienten mit einer beidseitigen Verlagerung gegenüber Patienten mit
einseitiger Verlagerung für die Einstellung mehr Zeit benötigten. Dies sei
möglicherweise auf Stoffwechselvorgänge, Knochendichte und auf die Anisotropie
des Knochens zurückführen. Als Schlussfolgerung müsse man, um genauere
Behandlungszeitprognosen erstellen zu können, diese Variablen mit einbeziehen. Es
wurde die Frage in den Raum gestellt, ob die Messung der Knochendichte mit Hilfe
der Volumentomographie eine exaktere Prognose ergeben würde [17].
34
Die Variable Anisotropie würde aber auch mit Hilfe der Volumentomografie nicht
berücksichtigt werden können [2].
5.2
Kieferknochengewebe unter therapeutischer und iatrogener
Krafteinwirkung
5.2.1 Therapeutische Kräfte in der Kieferorthopädie
Die Belastung von Knochen über Muskeln, Sehnen und Bänder und die damit
verbundenen physiologischen Adaptionsvorgänge sind uns heute bekannt [15].
In der Kieferorthopädie macht man sich unter anderem dieses Wissen zu Nutze und
korrigiert Zahn u. Kieferfehlstellungen mit Hilfe von therapeutisch induzierten Kräften.
Allein die Tatsache, dass die Kräfte und die damit verbundenen Adaptionsvorgänge
von einem Arzt herbeigeführt werden, macht diesen Vorgang hochsensibel. Hier sind
genaue Studien und Untersuchungen der angewandten Kräfte und ihrer Einwirkung
auf das Gewebe des parodontalen Halteapparates erforderlich. Dadurch kann
festgestellt werden, wann es zu pathologischen, irreversiblen Schäden kommt und
welche Kraftgrößen schnellstens und für den Patienten am annehmbarsten zum
Erfolg führen [48].
Ein Pionier auf diesem Gebiet war der im Jahre 2000
verstorbene norwegische Kieferorthopäde „Kaare Reitan“.
Kaare Reitan absolvierte das Studium der Zahnmedizin in
Paris, welches er 1928 beendete. Anschließend kehrte er nach
Sandefjord, Norwegen zurück, um als Zahnarzt zu praktizieren.
Die
dort
gesehenen
Malokklusionen
veranlassten
ihn
schließlich 1937 an der Northwestern Universität von Chicago
Abbildung 11: Kaare
ein
zweijähriges
postgraduelles
Masterstudium
der
Reitan [52]
Kieferorthopädie zu absolvieren. Dort begann er auch mit
seinen histologischen Forschungen, ehe er 1940 wieder nach Oslo zurückkehrte und
als Kieferorthopäde arbeitete. Dank Reitan, der in seiner Praxis die Edgewise
Technik einführte und durchaus gewillt war, sein Wissen an Kollegen weiterzugeben,
war Norwegen zu dieser Zeit eines der führenden Länder Europas, in Bezug auf die
35
kieferorthopädische
Behandlung
mit
festsitzenden
Apparaturen.
Mit
einem
Stipendium der Universität von Oslo im Jahre 1946 untersuchte er die Morphologie
des Gewebes rund um den Zahnhalteapparat und erforschte dessen Veränderung
bei kieferorthopädischer Zahnbewegung. Seine Puplikation aus dem Jahre 1951
„The initial tissue reaction incident to orthodontic tooth movement“. brachte viele
neue Erkenntnisse und zählt bis heute noch zu den Klassikern auf diesem Gebiet. Es
folgten über 50 weitere Publikationen, die viele klinisch relevante Fragen aufdeckten
und beantworten konnten [49].
5.2.2 Kräfte für die therapeutische Zahnbewegung
Bei der kieferorthopädischen Behandlung ist die Applikation von Kräften notwendig,
um orthodontische (Zahnbewegungen) oder orthopädische (skelettale) Umstellungen
zu erreichen. Hierbei werden bei den orthopädischen Behandlungen weitaus höhere
Kräfte appliziert als sie bei den Zahnbewegungen erforderlich sind [9]. Weiters findet
man Aussagen darüber, dass schon geringe Kräfte eine Zahnbewegung bewirken
und zu große Kräfte diese vermindern können, wobei zusätzlich das Risiko einer
Schädigung des Zahnes und Zahnhalteapparates besteht [50]. Darüber hinaus wird
beschrieben, dass die Größe der ausgeübten Kräfte keinen Einfluss auf die
durchgeführte Geschwindigkeit der Zahnbewegung hat [11]. Allgemein gültig ist,
dass es bei den kieferorthopädischen Zahnbewegungen an der Zugseite zu einer
Knochenneubildung und an der Druckseite zu einer Resorption des Knochens
kommt. Durch eine größere Kraftapplikation kann dieser Umbauprozess nicht
beschleunigt werden [11], [51]. Bei der Beschreibung idealer Kraftwerte für die
Orthodontie bewegen sich die Angaben in relativ ähnlichen Bereichen (siehe Tab.
1+2) [9], [45].
36
Tabelle 1: Empfohlene Kräfte für kieferorthopädische Zahnbewegungen nach Bock J. [9].
Art der Bewegung
Frontzähne, Prämolaren
Eckzähne, Molaren
Kippung
0,1-0,3N
0,5-0,75
körperliche Bewegung
0,4-0,5N
1,5-2,5
Intrusion u. Extrusion
0,15-0,3
0,15-0,3
Tabelle 2: Empfohlene Kräfte für kieferorthopädische Zahnbewegungen nach Harzer W. [45]
Art der Bewegung
Optimale
Kraft
(der
untere
Grenzwert gilt für Schneidezähne,
der obere für Molaren)
unkontrollierte Kippung
0,35-0,6N
körperliche Bewegung (Translation)
0,7-1,2N
Wurzelaufrichtung
0,5-1N
Rotation
0,35-0,6N
Extrusion
0,35-0,6N
Intrusion
0,1-0,2N
Schopf P. beschreibt im Zusammenhang mit den für die Zahnbewegungen
erforderlichen
Kräften,
dass
sie
im
Wesentlichen
von
der
Größe
der
Wurzeloberfläche sowie von Art und Richtung der Zahnbewegung abhängig sind.
Besonders schonend sind hier kontinuierliche Kräfte die die Größe von 0,2 bis 0,3
N/cm² nicht überschreiten, da in diesem Fall der applizierte Druck den kapillären
Blutdruck nicht übertrifft. Des Weiteren wird beschrieben, dass für Intrusion und
Extrusion die geringsten Kräfte erforderlich sind. Dem gegenüber werden für
kippende Zahnbewegungen Kräfte von mittlerer Größe und für körperliche
Zahnbewegungen und Torquebewegungen die größten Kräfte benötigt. [15]
37
5.2.3 Histologische
Veränderungen
bei
therapeutischer
und
physiologischer
Zahnbewegung.
Histologische Veränderungen während der therapeutischen Zahnbewegung können
Aufschluss über die Größe der Kräfte liefern. Wir unterscheiden hier zwischen einer
frontalen Resorption und einer unterminierenden Resorption. Werden Kraft und
Drehmoment so dosiert, dass es an der Druckseite zu einer Knochenresorption
durch Osteoklasten, und an der Zugseite zu einem Knochenanbau kommt, sprechen
wir von einer frontalen Resorption. Sind hingegen die therapeutischen Kräfte zu hoch
angesetzt, kommt es zu einer Hyalinisierung des Knochens. Dieser Zustand ist
vorerst reversibel. Aus dem umgebenden spongiösen Knochen kommt es zur
Einsprossung von Gefäßen. Eine unterminierende Resorption ist die Folge. Wirken
die zu hoch angesetzten Kräfte jedoch über einen längeren Zeitraum, kann dies
sekundär zu Knochennekrosen führen [33]. Wird die Zahnbewegung rein
therapeutisch induziert, ist die Rolle der Osteoklasten eine Reaktion auf
mechanische Kräfte [52].
Eine Studie aus dem Jahre 2004 konnte keinen Zusammenhang zwischen Größe der
Kraft und der Geschwindigkeit der Zahnbewegung feststellen. An Versuchstieren der
Hunderasse Beagle wurden kieferorthopädische Apparaturen appliziert, die mit
unterschiedlich hohen aber kontinuierlichen reziproken Kräften aktiviert wurden. In
einer Kieferhälfte betrug die Kraft 25cN, in der anderen 300cN. Die Umbauvorgänge
im Knochen setzten bereits nach 24 Stunden ein. Bei Zähnen, die einer Kraft von
300cN ausgesetzt waren, fand sich eine geringfügige Häufung von Hyalinisationen.
Man konnte jedoch keine Auswirkung auf die Geschwindigkeit erkennen. Dies ist ein
Hinweis darauf, dass die Umbauvorgänge im Knochen mit einer bestimmten
Geschwindigkeit von statten gehen und nicht mit den einwirkenden Kraftgrößen in
Zusammenhang stehen [11].
Während des physiologischen Zahndurchbruchs kommt es zu einer Bewegung von
Zähnen, die noch nicht ausgereift sind. Diese wird durch einen von Osteoklasten
induzierten
Knochenabbau
bewirkt.
Durch
diese
Dynamik
werden
die
Platzverhältnisse geschaffen, die für die endgültige Entwicklung des Zahnes
notwendig sind. Die Osteoklasten zeigen hier also eine initiierende Wirkung und die
Bildung der Zahnwurzeln ist direkt mit einem Knochenumbau verbunden [52].
38
5.2.4 Kieferorthopädisch induzierte Zahnbewegungen und ihre Messung an
humanen Präparaten und lebenden Tieren.
Veränderungen durch kieferorthopädische Behandlungen und Messungen von Hartund Weichgewebsschäden am Zahnhalteapparat werden meist an Hand von
Tiermodellen untersucht. Ob die Ergebnisse dieser Forschungen jedoch auf
Menschen übertragbar sind, wird kontrovers diskutiert [53].
So ist bekannt, dass bei Ratten (Nagetieren) eine stetige Eruption der Frontzähne
stattfindet und bei den Molaren ein kontinuierlicher physiologischer Drift nach distal.
Würden nun die Zähne, die eine stetige Eruption zeigen, als Verankerung
herangezogen, so könnten diese die Richtung der applizierten orthodontischen
Kräfte verändern. Darüber hinaus werden durch den oben genannten Distaldrift
Messergebnisse verfälscht. Hinzu kommt noch, dass der Molar einer Ratte im Mittel
ungefähr 60-mal kleiner ist als der eines Menschen [11].
Die Auffassung nach Reitan, dass durch einen dichten Lamellenknochen die
Zahnbewegung
verzögert
wird,
wurde
durch
zahlreiche
klinische
und
tierexperimentelle Untersuchungen unter anderem an Macaca mulatta Affen
bestätigt. Es gilt jedoch auch hier zu beachten, dass zahlreiche dieser Studien zwar
teilweise wichtige Ergebnisse, aber trotzdem keine endgültige Antwort bringen
konnten, weil die Alveolareknochenstruktur und das Wachstum der Kiefer von
Mensch und Macaca mulatta verschieden sind [54].
Umso wichtiger erscheinen Studien, wie sie im Jahre 2000 und 2004 in
Zusammenarbeit der Universitäten München und Aachen publiziert wurden. Unter
den Titeln‚ ‘‘Orthodontic Tooth Movement in the Mixed Dentition‘‘ und “Light
Microscopic and SEM Findings after Orthodontic Treatment-Analysis of a Human
Specimen‘‘ wurden Arbeiten vorgestellt, die mittels Trenn-Dünnschliff-Technik nach
Donath und Färbung mit Toluidinblau Patienten post mortem untersuchten, die sich
zum Zeitpunkt ihres Ablebens in kieferorthopädischer Behandlung befanden [53],
[55].
Als Beispiel sei hier der Ober- und Unterkiefer eines 9 Jahre und 3 Monate alten
Patienten angeführt, der sich zum Zeitpunkt seines Exitus 6 Monate in
kieferorthopädischer
Behandlung
befand.
Die
elektronenmikroskopische
Untersuchung seiner histologischen Präparate brachte wichtige Erkentnisse. Als
39
Apparatur wurden nach Applikation von Bändern und Brackets für die anfängliche
Nivellierung Twist-Flex-Bögen unterschiedlicher Stärke verwendet. In den Zug und
Druckzonen fand man die für die Kieferorthopädie üblichen desmodontalen
Reaktionen von appositionellen und resorptiven Umbauvorgängen. Nebeneffekte,
wie desmodontale Nekrosen und Wurzelresorptionen, wurden als gering angegeben.
Es wurde jedoch bei einem durchbrechenden oberen Eckzahn beschrieben, dass
dieser aufgrund seiner Nahebeziehung zum ersten Prämolaren, diesen durch seinen
resorptiv tätigen Follikel alterierte. Sowohl deutliche Arrosionen des interradikulären
Knochens als auch Wurzelresorptionen wurden in dieser Region beschrieben. Man
kam zu der Schlussfolgerung, dass solche kritischen topographischen Zonen in
therapeutische Überlegungen mit einbezogen werden sollten [55].
Untersuchungen des Oberkiefers eines 24-jährigen Patienten, der sich zum Zeitpunkt
seines Todes seit 18 Monaten in kieferorthopädischer Behandlung mit einer StraightWire-Apparatur und superelastischen Materialien befand, brachten mit der TrennDünnschliff-Technik nach Donath und rasterelektronenoptischen Untersuchung
folgende Ergebnisse: An neun Seitenzähnen traten 170 laterale Wurzelresorptionen
auf. Hierbei waren besonders die Bereiche betroffen, an denen die Druckzonen mit
der bukkalen und anteralen Kortikalis interferierten. Initial erschien die Anzahl der
gemessenen Wurzelresorptionen sehr hoch. Dieses wurde jedoch durch die geringe
mittlere Länge (979 ± 766 µm) und mittlere Tiefe (208 ± 133 µm) ihrer Lakunen,
sowie
das hohe
Resorptionspotential nicht
als ausschlaggebend
für eine
Beeinträchtigung angesehen. Eine mikromorphologische Untersuchung konnte bei
dieser Arbeit resorptionskritische Zonen bestätigen. Als solche wurden desmodontale
Druckzonen, sowie ein Naheverhältnis der Wurzeloberfläche zur bukkalen Lamelle
und zur Sinuskortikalis angegeben. 43,1% der Wurzelresorptionen fanden sich in
Druckzonen, 24% standen im Zusammenhang mit einer engen Wurzelbeziehung
zum Antrum und 14,3% gingen mit einer Kortikalisinterferenz mit bukkalen Wurzeln
einher. Lediglich 9,4 % waren in Zugzonen zu finden und 9,2 % konnten nicht
eindeutig zugeordnet werden [53].
5.2.5 Distraktionsosteogenese in der craniofazialen Medizin
Bereits im Jahre 1728 wurde von Pierre Fauchard ein Expansionsbogen für die
Maxilla beschrieben. Eine Metallplatte die den Zähnen anlag, löste den Engstand
auf. Dies beruhte allerdings hauptsächlich auf dentalen Ursachen und weniger auf
40
skelettalen. 1859 wurde von Wescott die Auswirkung von mechanischen Kräften auf
den Oberkiefer beschrieben. Bei einem jugendlichen Patienten konnte dank einer
Apparatur mit zwei Doppelklammern und einem Teleskopbalken ein Kreuzbiss
überstellt werden. Diese Behandlung nahm jedoch leider viel Zeit in Anspruch. Angell
nahm für ein ähnliches Vorgehen Schrauben mit gegenläufiger Drehrichtung. Diese
wurden
zwischen
den
palatinalen
Kronenflächen
der
gegenüberliegenden
Prämolaren eingeklemmt. Die zu behandelte Person wurde angehalten, mittels eines
Schraubenschlüssels die Apparatur täglich zu betätigen und so sehr rasch Kräfte auf
die Maxilla zu übertragen. Bei Kontrolluntersuchungen nach zwei Wochen konnte ein
Diastema zwischen den beiden zentralen Schneidezähnen nachgewiesen werden.
Dies galt als Beweis dafür, dass sich die beiden knöchernen Teile der Maxilla
voneinander getrennt hatten. Angell gilt seit damals als Begründer der forcierten
Gaumennahterweiterung. Goddard kam 1893 zu neuen Erkenntnissen in der
Gaumennahtdehnung. In einem Zeitraum von drei Wochen, schraubte er zweimal am
Tag weiter um eine höhere Kraftapplikation zu erreichen. Danach folgte eine
Stabilisierungsphase, die dazu diente, die entstandene Lücke mit Knochen zu füllen
[56]. Es dauerte über 60 Jahre bis Korkhaus auf die Studien von Angell aufmerksam
wurde und sich Forschungen in Richtung der forcierten Gaumennahterweiterung
etablierten [57].
5.2.6 Einfluss von Pharmaka auf Knochen und Zahnbewegung.
Ein weiterer Faktor, der in der Kieferorthopädie immer mehr an Bedeutung gewinnt,
sind
die
Nebenwirkungen
Wurzelzement
und
den
von
Zahn
Pharmaka
selbst
[12].
auf
Kieferknochen,
Damit
in
Desmodont,
Verbindung
stehen
Beobachtungen der letzten Jahre die deutlich zeigten, dass es zu einem Anstieg des
durchschnittlichen Alters erwachsener Patienten in deutschen kieferorthopädischen
Praxen kam. Lag dieses wenige Jahre vor Beginn einer Studie aus dem Jahre 2010
noch zwischen 18-25 Jahren, so war im Jahre 2010 ein Anstieg des
Durchschnittsalter auf 35-50 Jahre zu beobachten [58].
Damit erklärt sich die steigende Bedeutung pharmakologischer Nebenwirkungen in
der Kieferorthopädie. Tatsache ist aber auch, dass die Zahl jüngerer Patienten mit
Multimedikation zunimmt. Als Ziel der vorliegenden Arbeit von Bekto et. al setzte
man sich, pharmakologische Substanzen, Medikamente und körpereigene Stoffe, die
sich positiv oder negativ auf kieferorthopädisch induzierte Kraftapplikationen und
41
damit
auf
Knochen
und
Zahnbewegungen
auswirken
können,
tabellarisch
zusammenzufassen und zu ordnen (Tab. 3) [12].
Tabelle 3: Pharmakologische Präparate und ihre Wirkung auf Knochen und Zahnbewegung
[12].
Pharmakologische
Präparate
und Auswirkung
auf
Knochen
und
gängige Handelsnamen
Zahnbewegung
Wachstumshormonpräparate
hemmen die Knochenresorption und die
(Genotropin®,
Norditropin®,
Saizen®. Zahnbewegung
Omnitrope®)
Vitamin D₃ und Derivate (Vigantol®, hemmt bei entsprechender Dosierung
Dedrogyl®, Doss®, Rocaltrol®)
die Zahnbewegung
Cacitonin Präparate (Karil®)
unterdrücken
die
Knochenresorption
hemmen die Zahnbewegung
Östrogen
Präparate
(Estrifam®, stimulieren
die
Knochenbildung,
die
Knochenresorption,
Progynova®,
Evista®,
Novaldex®, unterdrücken
Fareston®,
Eve®,
Miranova®, hemmen die Zahnbewegung
Gravistat®)
Androgen
Präparate
(Androtop®, stimulieren die Knochenbildung, erhöhen
Testogel®, Andriol®, Deca-Durabolin®)
die Knochendichte, unterdrücken die
Knochenresorption,
hemmen
die
Knochen
und
Zahnbewegung
Insulin Präparate (Orabet®, Euglucon®, stabilisieren
den
Starlix®, Glucophage®, Avandia®)
verlangsamt die Zahnbewegung
Glukagon Präparate (GlucaGen®)
relative
Verlangsamung
Zahnbewegung
bei
der
entsprechender
Dosierung
42
Bisphosphonat
Actonel®,
Präparate
Skelid®,
(Diphos®, hemmen
die
Bonefos®, hemmen
Forsamax®, Aredia®)
Knochenmineralisation,
die
Knochenresorption,
hemmen die Zahnbewegung
NSAR Präparate (Aspirin®, Proxen®, hemmen die Knochenresorption und
Voltarent®,
Dolormin®,
Mobilat®, Zahnbewegung
Celebrex®, Araxia®)
Kortikosteroid
Präparate
Urbason®,
(Decortin®, fördern
die
Zahnbewegung
und
Duraprednisolon®, erschweren die Retention durch instabile
Celestamine®,
Ultralan®,
Flutide®, Knochenverhältnisse
Alvesco®)
Schilddrüsenhormon
Präparate erhöht das Bone-remodeling, erhöht die
(Euthyrox®, Thevier®, Thybon®)
Knochenresorption,
erniedrigt
die
Knochendichte,
fördert
die
Zahnbewegung
Prostagladin
Ganfort®,
Präparate
Travatan®,
(Lumigan®, stimulieren die Osteoklasten, erhöhen
Prostavasin®, die
Knochenresorption,
Nalador®, Prepidil®)
Zahnbewegung
Leukotrin Präparate
erhöhen
(Acolate®,Singulair®)
Parathormon
Mimpara®)
Präparate
die
fördern
die
Knochenresorption
und
fördern die Zahnbewegung
(Forsteo®, erhöht
die
Knochenresorption
und
fördern die Zahnbewegung
Die Erhebung einer genauen, allgemeinmedizinischen Anamnese, ist auch in der
Kieferorthopädie von größter Bedeutung. Dazu gehört eine exakte Auflistung der
vom Patienten konsumierten Pharmaka. Auf diese Weise kann die Therapie genau
und individuell jedem Patienten angepasst werden [12].
Die Bedeutung der oben genannten Tabellen, wird durch Studien aus dem Jahr 2013
hervorgehoben. Hier konnte mittels Tierversuchen an Ratten nachgewiesen werden,
dass es bei Hemmung der Prostaglandinproduktion zu einer deutlichen Abnahme der
43
Geschwindigkeit kieferorthopädisch induzierter Zahnbewegungen kommt. Hierfür
wurde bei den Tieren mittels subperiostaler Injektion selektiver COX-2-Hemmer die
Prostaglandin Produktion gehemmt [59].
5.2.7 Iatrogene Kräfte im Bereich der Implantologie
Der dynamischen Belastung von Implantaten steht die statische Belastung
gegenüber. Diese tritt auf bei Divergenzen in Suprakonstruktionen, welche durch
Ungenauigkeit bei der Abformung, der Modellherstellung, oder als Fehler von
Gießverfahren und Keramikbrennverfahren in der Zahntechnik in Erscheinung treten.
Solche Divergenzen würde ein Zahn durch seine physiologische Mobilität in der
Alveole ausgleichen. Da ein Implantat, soweit es ordnungsgemäß einheilt, aber
osseointegriert ist, kann es diese Divergenzen nicht ausgleichen. Es kommt über die
Suprakonstruktionen zu einer permanenten Spannung im System, die sich neben der
Lockerung von Schrauben, mit denen die Suprakonstruktionen auf den Implantaten
befestigt ist, auch direkt auf den Kieferknochen auswirken kann und in diesem Fall
eine periimplantäre Knochenresorption verursachen würde [4].
Auch bei kieferorthopädischen Verankerungen, die Kräften ausgesetzt werden,
entstehen statische Belastungen [60]. Hier gilt die Quantität und Qualität des
Kieferknochens als wichtiger Faktor für die Effizienz einer Verankerung wie sie z.B.
durch orthodontische Mini-implantate bereit gestellt wird [32]. Es kann sich aber auch
bei guten Knochenverhältnissen eine laterale Belastung auf sofortbelastete
Implantate negativ auswirken und zu einem erhöhten marginalen Knochenverlust
führen [60].
Eine besondere Bedeutung für die Stabilität von Mini-Implantaten ist der
Kortikalisdicke zuzuschreiben. Ist diese reduziert, erhöht sich die Beweglichkeit von
orthodontischen Implantaten deutlich. Einen weiteren wichtigen Faktor für die
Implantatbeweglichkeit stellt der E-Modul der Spongiosa dar. Es gilt generell, dass
bei einer geringen Dicke der Kortikalis und einem niedrigen E-Modul die höchsten
Spannungswerte in belasteten Kieferknochen zu erwarten sind [32].
5.2.8 Druckatrophie im Bereich der Kieferknochen
Unter Atrophie versteht man allgemein eine Reduktion der Größe eines vorher zu
normaler Größe entwickelten Organes oder Gewebes. Wir unterscheiden eine
einfache Atrophie, bei der es zu einer Abnahme der Zellgröße kommt, von einer
44
numerischen Atrophie, bei der es zu einer Abnahme der Zellzahl kommt. Des
Weiteren unterscheiden wir zwischen einer physiologischen und pathologischen
Ausprägungsform der Atrophie [61].
In den alveolären Bereichen des Kieferknochens lassen sich nach Zahnverlust
morphologische Veränderungen beobachten. Neben den physiologisch- resorptiven
Vorgängen nach Zahnverlust, kommt es bei Totalprothesenträgern zu einem
weiteren Abbau des Kieferknochens. Dieser wird durch den Druck der Prothese auf
ihre Basis, den Kieferkamm verursacht [8]. Bei der sogenannten Druckatrophie
kommt es zu einer Minderdurchblutung des betroffenen Gewebes. Es wird nach lang
anhaltender
Druckeinwirkung
auch
eine
vollständige
Resorption
von
Knochengewebe beobachtet [61].
5.3
Maximalbelastung von Kieferknochengewebe (Traumata)
Kommt es zu ungewöhnlich großen Belastungen der Kieferknochen, so können diese
durch
direkte
oder
indirekte
Krafteinwirkung
frakturieren.
Einen
effizienten
Widerstand gegen Frakturen findet man nur dort, wo physiologische Belastungen
auftreten. Dies ist auf die Leichtbauweise des Knochengewebes zurückzuführen [6].
Bei einer durch Kraft induzierten Verformung des Knochens setzt dieser einen
inneren Widerstand entgegen. Dieser lässt sich durch die Parameter Zug-, Druck-,
Schub-, und Biegespannungen verifizieren [62].
5.3.1 Unterkieferfrakturen
Frakturen treten gehäuft an Stellen auf, wo eine grazile knöcherne Struktur
vorzufinden
ist.
Mit absteigender
Häufigkeit sind
die
Gelenkfortsätze,
die
Kieferwinkel, die Symphyse, sowie die Eckzahn-, Prämolaren- und Molarenregion
betroffen (Abb. 12). Anatomische Schwachstellen wie retinierte Zähne oder Zähne
mit langen Wurzeln, können hier zu einer zusätzlichen Schwächung des Unterkiefers
beitragen
[62].
Weiter
Schwachstellen
finden
sich
dort,
wo
nur
geringe
physiologische Belastungen auftreten [6].
45
Abbildung 12: Häufigkeit von Unterkieferfrakturen nach ihrer Lokalisation [6]
Abbildung 13: Röntgenbild eines Unterkiefers mit beidseitiger Fraktur im Bereich des
Kieferwinkels [63].
5.3.2 Mittelgesichtsfrakturen
Bei Frakturen des Mittelgesichtes lassen sich typische Bruchlinien beobachten (Abb.
14). Die Einteilungen der Mittelgesichtsfrakturen erfolgen nach deren Lokalisation. Es
werden zentrale und laterale Mittelgesichtsfrakturen sowie Kombinationsfrakturen,
zentrolaterale Frakturen und Frakturen der Schädelbasis beschrieben [47].
46
Isolierte Frakturen des dentoalveolären, nasomaxillären und naso-orbito-ethmoidalen
Komplexes sowie die Frakturen nach Typ Le Fort I und II (Abb. 14), zählen zu den
zentralen Mittelgesichtsfrakturen [64].
Bei den Frakturen des lateralen Mittelgesichtes zählt die einfache Jochbeinfraktur
mit Dislokation zu den häufigsten. Kommt es zu einer größeren Krafteinwirkung,
findet man Frakturen des zygomaticomaxillären Komplexes [47].
Unter zentrolateralen Frakturen versteht man einem typischen Bruchlinienverlauf
nach Le Fort III (Abb.14). Es kommt hierbei zu einem kompletten Abriss des
Mittelgesichtes von der Schädelbasis [65].
Abbildung 14: Typische Frakturlinien bei Mittelgesichtsfrakturen nach der Einteilung von Le
Fort. [13]
Bei komplexen frontobasalen Frakturen kommt es zu einer Absprengung des
gesamten
Mittelgesichtes
mit
der
Frontobasis
und
einer
kranial-horizontal
verlaufenden Frakturlinie, die durch das Os frontale und das Orbitadach bis in das
Os sphenoidale verläuft. Hierbei handelt es sich um schwerste Traumata mit großer
Krafteinwirkung, wie sie z. B. bei Verkehrsunfällen ohne Verwendung des
Sicherheitsgurtes vorkommen [47].
47
5.4
Messmethoden und bildgebende Verfahren
5.4.1 Röntgenographie
Das bildgebende röntgenologische Verfahren kommt nicht wie sonst in der Optik
üblich durch Abbildung zustande, sondern durch unterschiedlich stark absorbierende
Gewebe. Das Bild entsteht durch einen sogenannten Schattenwurf. Voraussetzung
für die Bildgebung in der klassischen Röntgenographie sind Gewebe und Strukturen,
mit unterschiedlichen Schwächungskoeffizienten [66].
5.4.2 Computertomographie
Die Computertomographie, auch kurz CT genannt, ist ein röntgenologisches
Verfahren zur Herstellung von transversalen Schnittbildern des menschlichen
Körpers. Das aus mehreren Projektionen ermittelte Bild zeigt im Vergleich zu
konventionellen Röntgenbildern eine geringere Auflösung von Strukturen. Was
jedoch ein CT-Bild auszeichnet, ist seine hohe Kontrast- und Tiefenauflösung. Dies
ermöglicht eine sehr gute Weichteilunterscheidung [66]. Eine Messung der
Knochenschichtdicke und der Knochendichte ist dank HU (Houndsfield-Units) und
einer entsprechenden Zuordnung der differenzierbaren Grauwerte problemlos
möglich [27].
5.4.3 Ultraschall
Als Ultraschall bezeichnet man mechanische Wellen in einem Frequenzbereich von
ca. 20 bis 100 kHz. In der modernen Medizin gewinnt die US-Methode immer mehr
an Bedeutung. Zum einem ist sie im Gegensatz zur Röntgenstrahlung völlig
gefahrlos, zum anderen bietet sie in mancher Hinsicht vergleichbare oder bessere
Ergebnisse [36]. Im Jahre 2008 wurde eine Studie veröffentlicht, die sich zum Ziel
setzte, mechanische Eigenschaften und Defekte im Bereich des Kieferknochens
anhand von Ultraschall zu detektieren. Als Motiv für diese Arbeit, wurde das Fehlen
bildgebender Verfahren zur Vorhersage von mechanischen Eigenschaften und
Mängeln im Bereich der Kieferknochen genannt. Eine Beurteilung der Knochendichte
wurde dabei aber nicht erstrebt. Der Weg für die Entwicklung der nichtinvasiven USMethode zur Vorhersage mechanischer Eigenschaften und Defekte im Bereich der
Kieferknochen wurde damit geebnet [67].
48
5.4.4 Die Finite-Elemente-Methode
Die FEM (Finite-Element-Methode) ist die Zerlegung einer Struktur in endlich große
(finite) Elemente. Jedes Teilchen verhält sich dann wie ein ihm zugeordnetes
Element (zum Beispiel Knochen oder Zahnhartsubstanz) [68]. Die Finite-ElementeMethode ist als numerisches Verfahren zur Lösung partieller Differentialgleichungen
bekannt. Im modernen Ingenieurswesen, wie es beispielsweise in der Autoindustrie
zum Einsatz kommt, wird die FEM für die Simulationen von Festkörpern eingesetzt.
Mit ihrer Hilfe können mechanische Festigkeitsberechnungen von einzelnen Teilen,
oder kompletten Fahrzeug- und Karosseriestrukturen durchgeführt werden [69].
In der Medizin ist die FEM bei biomechanischen Simulationen von großem Nutzen
um eine bessere Materialbeschreibung zu erlangen [17]. Dabei besteht bei der
Beschreibung medizinischer Modelle eine spezielle Herausforderung, da biologische
Modelle meist komplexere Geometrien und ein komplexeres Materialverhalten
aufweisen als die üblichen technischen Werkstoffe [70]. Ansätze für anisotrope
Materialbeschreibungen wurden von Kober et. al beschrieben [17].
5.4.5 Piezoelektrische Druckmessung
Für die Messung von Kaukräften verwendet man unter anderem die Piezoelektrische
Druckmessung [3]. Durch Zug- oder Druckbelastung kann die Polarisation eines
piezoelektrischen Kristalls verändert werden. Das Prinzip hinter der piezoelektrischen
Druckmessung beruht auf einem physikalischen Effekt, der nur bei wenigen
elektrisch nicht leitenden Kristallen wie zum Beispiel bei Quarz vorkommt. Wird auf
einen Quarzkristall eine Druck- oder Zugkraft in eine definierte Richtung ausgeübt,
laden sich bestimmte entgegengesetzt orientierte Flächen des Kristalls positiv oder
negativ auf. Durch die Verschiebung der elektrisch geladenen Gitterbausteine
entsteht ein elektrisches Dipolmoment, das sich im Auftreten der (scheinbaren)
Oberflächenladung zeigt. Die Ladungsmenge ist proportional zum Betrag der Kraft,
und ihre Polarität hängt von der Kraftrichtung ab. [71].
49
6
Diskussion
In der vorliegenden Arbeit wurden wissenschaftliche Studien über das Verhalten des
physiologischen Kieferknochengewebes unter Belastung durch mechanische Kräfte
einander gegenübergestellt. Dargelegt wurde, welche Kräfte in welchen Bereichen
auftreten und wie sie sich auf physiologisches Kieferknochengewebe auswirken.
Dabei wurden sowohl physiologische als auch therapeutisch angewandte Kräfte
berücksichtigt.
Unter Belastung durch physiologische Kräfte reagiert Knochengewebe mit der
Ausbildung von Trajektorien. Es handelt sich hierbei um radiologisch darstellbare
Linien, die die größte Zug- und Druckbelastung des jeweiligen Knochens
widerspiegeln.
Nur
so
kann
die
größtmögliche
Beanspruchung
bei
der
kleinstmöglichen Materialmenge gewährleistet werden [7], [2], [43], [44]. Bei
Belastung des Oberkiefers durch Druck und Zugkräfte über die Kaumuskulatur ist die
Bildung der Trajektorien nicht alleine auf den Kieferknochen beschränkt, sondern es
erfolgt über die Oberkieferfortsätze die Verteilung der Kräfte auch im Cranium. Bei
größeren Verformungen ist selbst die Dura mater cranialis über ihre in der
Schädelhöhle vernetzten Scheidewände noch mitbeteiligt [46], [22]. Als eine durch
Trajektorien gebildete Rahmenkonstruktion wird der Unterkiefer beschrieben [20].
Auch wenn gewisse Grundprinzipien wie Kraftlinien immer zu beobachten sind, sind
die Knochen jedes Menschen an ihre Funktionen angepasst und individuell
ausgerichtet [43]. Als eine physiologische Reaktion auf Kaukräfte mit einer
Einwirkungsdauer von unter einer Sekunde gilt der Umbau von spongiösem Knochen
durch piezoelektrische Effekte im parodontalen Ligament. [45].
Kieferknochengewebe ist aufgrund seines spongiösen Anteiles inhomogen. Hinzu
kommt, dass die Knochenbälkchen zwischen den Hohlräumen eine Vorzugsrichtung
besitzen. Aus mechanischer Sicht der auf Kieferknochen einwirkenden Kräfte, gilt es
zu bedenken, dass bei einem inhomogenen und anisotropen Material sowohl der Ort
als auch die Orientierung beziehungsweise die Richtung der Belastung eine
maßgebliche Rolle spielen [1]. Viele Simulationen gehen heute noch von einem
homogenen und isotropen Materialgesetz aus. Die Abweichungen hierbei können
jedoch beträchtlich sein [2].
50
Die Verformung der Mandibula unter Bewegung ist als Teil der dynamischen
Belastung
in
der
Implantologie
Brückenversorgung
von
Verformungsgrößen
ist
und
bei
besonderer
jedoch
der
festsitzenden
Bedeutung.
aufgrund
der
Eine
Kronen-
und
Vorhersage
der
Anatomie,
der
komplexen
unterschiedliche Stärke der Kaumuskulatur und der Anisotropie des Knochens nur
schwer möglich [5]. Erfahrungsgemäß sind die dynamischen Verformungen im
Unterkiefer größer als im Oberkiefer [4]. Die größten Verformungen der Mandibula
entstehen dabei während der Protrusion, gefolgt von der maximalen Mundöffnung
[5], [4], [37]. Ein direkter Zusammenhang zwischen Atrophie und Größe der
Deformation unter Bewegung ist gegeben. So kann die Reduktion der vertikalen
Knochenhöhe von 15mm auf 7mm eine Verdreifachung der Spannungswerte von
interforaminal gesetzten und verblockten Implantaten bewirken [39].
Eine andere Form der Belastung des Kieferknochens, die in der Implantologie
auftreten kann, ist die iatrogen herbeigeführte statische Belastung. Diese entsteht
durch Divergenzen in Suprakonstruktionen, welche durch Ungenauigkeiten bei
Abformung, Modellherstellung, Gießverfahren oder bei dem Keramikbrennverfahren
auftreten können. Es kommt hier zu einer permanenten Spannung, die sich neben
einer Lockerung der Schrauben zwischen Suprastruktur und Implantat auch direkt
auf den Kieferknochen auswirken und hier eine periimplantäre Knochenresorption
verursachen kann [4]. Auch jene Kräfte, die auf kieferorthopädische Implantate
einwirken, zählen zu den statischen Belastungen [60]. Laterale Belastungen
bewirken hier marginalen Knochenverlust. Besondere Bedeutung kommt hier der
Kortikalisdicke
und
dem
Elastizitätsmodul
der
Spongiosa
zu.
Höchste
Spannungskurven und Verzerrungen werden bei einer geringen Kortikalisdicke und
einem niedrigen Elastizitätsmodul verzeichnet [32], [60].
Eine weitere Reaktion des Kieferknochengewebes auf iatrogen/therapeutisch
erzeugte
Kräfte
ist
die
Druckatrophie
bei
Prothesenträgern.
Neben
den
morphologischen Veränderungen durch physiologische und resorptive Vorgänge
nach
Zahnverlust,
treten
bei
schleimhautgetragenen
Prothesen
weitere
Knochenverluste durch Druck auf das darunter liegende Gewebe auf. Zur
sogenannten
Druckatrophie
des
Kieferknochens
kommt
es
durch
Minderdurchblutung des betroffenen Gewebes [61].
51
In der Kieferorthopädie nützt man das Wissen über Knochen und Parodont und
dessen Reaktion auf Kräfte, um damit Zahn und Kieferfehlstellungen zu korrigieren
[48]. Bei orthopädischen Umstellungen werden weitaus größere Kräfte appliziert, als
bei orthodontischen Zahnbewegungen [9]. Bei den vorgeschriebenen Kraftwerten
bezüglich therapeutischer Zahnbewegung sind die Abweichungen in der Literatur
relativ gering [45], [9], [15]. M. von Böhl et al. stellte fest, dass die Umbauvorgänge
im Knochen nach dem Einsetzen der Zahnbewegung mit einer bestimmten
Geschwindigkeit vonstatten gehen. Diese sind unabhängig von der Größe der
ausgeübten Kräfte. Es gibt hier jedoch eine große individuelle Schwankungsbreite.
Diese wird auf die individuellen Unterschiede im Knochenstoffwechsel, der
Knochendichte, der Morphologie sowie auf genetische Dispositionen zurückgeführt
[11]. In diesem Zusammenhang konnte dargestellt werden, dass bei der Erforschung
von kieferorthopädisch induzierten Zahnbewegungen häufig Tierversuche angewandt
werden. Ob diese Ergebnisse jedoch auf den Menschen übertragbar sind wird
kontrovers diskutiert [53]. Neben unterschiedlichen Alveolarknochenstrukturen,
spielen hierbei auch noch andere physiologische und morphologische Eigenschaften
eine wichtige Rolle [11], [54]. In diesem Bereich sind daher post mortem Studien an
Humanpräparaten, wie sie in den Jahren 2000 und 2004 an den Universitäten
München und Achen erschienen sind von umso größerer Bedeutung. Es wurden
Arbeiten vorgestellt, bei denen sich Patienten zum Zeitpunkt ihres Ablebens in
kieferorthopädischer Behandlung befanden. Resorptionskritische Areale wurden
erkannt, und es wurde empfohlen, diese Erkenntnisse künftig in kieferorthopädische
Planungen einfließen zu lassen [53], [55]. Histologische Untersuchungen bei
therapeutisch
induzierter
und
physiologischer
Zahnbewegung
während
des
Zahndurchbruchs machen deutlich, dass Osteoklasten während des Durchbruchs
eine
initiierende
Wirkung
übernehmen,
während
sie
bei
therapeutischer
Zahnbewegung nur reaktiv nach Belastung durch mechanische Kräfte auftreten [52].
Aufgrund der Tatsache, dass die Zahl der Patienten mit Multimedikationen in jungen
Jahren im Steigen ist und, dass Patienten die sich in kieferorthopädischer
Behandlung befinden immer älter werden, ist der Einfluss von Pharmaka auf
Knochen und Zahnbewegung ein an Bedeutung zunehmendes Thema [12], [58]. Als
Konsequenz wird auch hier empfohlen, Medikationen von Patienten, die Einfluss auf
Knochen, Desmodont und Zahnbewegung haben in der kieferorthopädischen
52
Planung mit zu erfassen um gegebenenfalls. Kräfte und Therapie individuell
anpassen zu können [12].
Ein weiteres Verfahren, bei dem therapeutisch induzierte Kräfte auf den
Kieferknochen einwirken, ist die Distraktionsosteogenese. Bereits 1728 wurde ein
Expansionsbogen
für
die
Maxilla
beschrieben.
Bis
heute
ist
die
Distraktionsosteogenese ein wissenschaftlich aktuelles Thema [47].
Wirken unphysiologisch große Kräfte auf den Kieferknochen ein, so frakturiert dieser.
Wirklichen Widerstand gegenüber Frakturen findet man nur dort, wo auch
physiologische Belastungen auf den Knochen einwirken (Leichtbauweise des
Knochens) [6]. Kommt es durch Krafteinwirkung zu einer Verformung des Knochens,
so können Zug-, Druck-, beziehungsweise Biegespannungen entstehen. Im
Unterkiefer
treten
die
Frakturen
mit
absteigender
Häufigkeit
in
den
Gelenksfortsätzen, Kieferwinkeln, der Symphyse sowie den Eckzahn-, Prämolarenund Molarenregionen auf [62]. Da die Maxilla fix mit dem Schädel verbunden ist,
findet man hier typische Frakturverläufe im Bereich des Mittelgesichtes. Eine
Einteilung
in
zentrale
und
laterale
Mittelgesichtsfrakturen
sowie
Kombinationsfrakturen, zentrolaterale Frakturen und Frakturen der Schädelbasis wird
hier vorgenommen [47].
Als Messmethode in der täglich angewandten Zahnmedizin sind die bildgebenden
Verfahren
Röntgenographie
und
Computertomographie
ausreichend.
In
der
Implantologie ist die perfekte Planung einer Arbeit ein wichtiges Erfolgskriterium. Die
Beurteilung der Knochenqualität spielt hier eine wesentliche Rolle da es einer
gewissen
Primärstabilität
bedarf
um
die
erfolgreiche
Osseointegration
zu
gewährleisten [28]. Derzeit erfolgt die Beurteilung der Knochendichte meist über
Anfertigung einer computertomographischen Aufnahme, beziehungsweise einer
dentalen
Volumentomographie.
Grobe
Einschätzungen
sind
mittels
Ortopantomogramm möglich. Eine intraoperative Einschätzung durch die Erfassung
des Bohrwiderstandes, ist rein subjektiv und vom Geschick des Behandlers abhängig
[72], [73]. Bis dato gibt es aber keine einheitliche Definition der Knochenqualität was
auch deren Bestimmung nicht vereinfacht [25], [26].
Bei der biomechanischen Simulation von menschlichem Knochengewebe sind noch
viele Fragen offen. Computertomographische Datensätze geben Aufschluss über
53
Röntgenopazität und Dichte des organischen Materials. Eine genaue Darstellung der
Geometrie ist dadurch ebenso möglich wie eine genaue und problemlose
Differenzierung von Spongiosa und Kortikalis. Richtungsabhängige Informationen
des anisotropen Materials gehen hier jedoch verloren [27]. Um eine mechanisch
aussagekräftige Materialbeschreibung zu erlangen, nutzt man in der Medizin immer
häufiger die Finite-Elemente-Methode. Die FEM ist eine aus dem Ingenieurwesen
bekannte Technik zur Simulation von Festkörpern. In der Autoindustrie wird sie zur
Berechnung
der
mechanischen
Festigkeit
einzelner
Teile
oder
kompletter
Fahrzeugstrukturen eingesetzt [17], [69]. Die Beschreibung medizinischer Modelle ist
jedoch aufgrund wesentlich komplexerer Geometrien und eines ebensolchen
Materialverhaltens eine spezielle Herausforderung [70].
54
7
Die
Konklusion
Anpassungsfähigkeit von
Kieferknochen
respektive
Knochengewebe
im
Allgemeinen auf die an ihm einwirkenden Kräfte ist einzigartig. Eine Einteilung in
physiologische, therapeutische und iatrogen induzierte Kräfte zeigt deutliche
Unterschiede in der Reaktionsweise auf. Nur durch physiologische Belastung wird
Knochen widerstandsfähig gegenüber Frakturen, während iatrogen verursachte
Kräfte meist Druckbelastungen darstellen, die zur Atrophie oder gar Resorption des
Knochens führen können. Eine besondere Rolle bei der funktionellen Simulation von
knöchernen Organen, nimmt die Finite-Elemente-Methode ein. So sollte bei jeglichen
Studien, die sich mit der Kraftübertragung auf knöcherne Organe beschäftigen daran
gedacht werden, dass Knochen ein inhomogenes und anisotropes Material darstellt,
bei dem Ort und Richtung der Belastung eine wichtige Rolle spielen. Bei
röntgenologischen
oder
computertomographischen
Verfahren
gehen
diese
richtungsabhängigen Informationen verloren. Tierversuche brachten besonders im
Bereich der therapeutischen Zahnbewegung wichtige Erkenntnisse, sollten heute
jedoch bis auf wenige begründete Ausnahmen obsolet sein. Vorhandene
Forschungsergebnisse erlauben eine weitgehende Information aus der Literatur,
wodurch unnötiges Leid von Lebewesen verhindert werden kann. Aufgrund der
Vielzahl
von
Kräften,
die
physiologisch,
iatrogen
oder
therapeutisch
auf
Kieferknochen einwirken können, erhebt diese Arbeit keinen Anspruch auf
Vollständigkeit.
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