heuma (Sendung im MDR, BR und HR) Stand vom 30. April 2010 INHALTSVERZEICHNIS: Allgemeines und Übersicht Rheuma bei Kindern Therapie der rheumatoiden Arthritis Ursachenforschung Ernährung und Rheuma Alternative Wege Naturheilmittel Patientenrecht Literatur NACHTRAG (NDR): Frühe Behandlung entscheidend Essen als Medizin Künstl. Gelenk Essensvorschläge (BR) Monographie (HR) Was tun bei Rheuma & Co (RBB 1.9.2010) Richtie Ernährung gegn Rheuma (NDR 26.10.2010) 1 3 3 4 4 5 5 6 6 6 8 9 10 12 18 20 Allgemeines Nahezu 20 Millionen Menschen in Deutschland haben Schmerzen an den Bewegungsorganen, an Muskeln, Sehnen, Gelenken oder im Bindegewebe. Sie leiden an Rheuma. Über 400 verschiedene Einzelerkrankungen fallen unter das Rheuma. Im medizinischen Sinne gibt es "das Rheuma" als eigenständige Krankheit nicht. Unter "Rheuma" werden alle Krankheiten im Bereich des Bewegungsapparates (z.B. Gelenke, Gelenkkapseln, Knochen, Muskulatur oder Sehnen), die nicht durch eine Verletzung oder durch Tumore hervorgerufen worden sind, gezählt. Rheuma ist somit ein Sammelbegriff für über 450 verschiedene Krankheiten. Zu ihnen gehören die verschleißbedingte Arthrose, entzündliche Arthritis, Gicht und Weichteilrheuma. Daneben gibt es jedoch auch rheumatisch bedingte Entzündungen, die nicht nur die Gelenke, sondern auch innere Organe befallen. Der Begriff "Rheuma" kommt aus dem Griechischen und heißt fließender Schmerz. Ursprünglich wurde das Wort benützt, um den fließenden und ziehenden Schmerz, der bei Erkrankungen des Bewegungssystems entsteht, zu beschreiben. Denn allen Rheuma-Erkrankungen ist trotz unterschiedlicher Bezeichnungen und Beschwerdebilder gemeinsam, dass sie starke Schmerzen und Bewegungseinschränkungen verursachen. Rheuma kann in jedem Alter auftreten. Die Wahrscheinlichkeit steigt allerdings mit zunehmendem Alter an. Seite 1 von 21 Vier Hauptgruppen rheumatischer Erkrankungen 1. Gelenkerkrankungen durch Entzündung (Arthritis, z. B. chronische Polyarthritis, Morbus Bechterew und juvenile chronische Arthritis, die bei Kindern- und Jugendlichen auftritt). 2. Verschleißbedingte Gelenkerkrankungen (Arthrose, z.B. am Kniegelenk) 3. Erkrankungen der sog. Weichteile (z.B. Muskeln, Sehnen, Sehnenscheiden) 4. Stoffwechselkrankheiten, die Gelenkentzündungen auslösen (z.B. Gicht, Eisenspeicherkrankheit). Am häufigsten sind Gelenkerkrankungen durch Verschleiß und Erkrankungen der Weichteile. Fast jeder Mensch hat irgendwann im Leben vorübergehend weichteilrheumatische Beschwerden und bekommt im Alter mehr oder weniger ausgeprägte Arthrosen. Sehr viel seltener sind chronische entzündliche Krankheiten, deren typischer Vertreter die sogenannte "chronische Polyarthritis" (lange anhaltende Entzündung vieler Gelenke) ist. Rheumatoide Arthritis (chronische Polyarthritis) Die rheumatoide Arthritis, auch entzündliches Gelenkrheuma genannt, ist die häufigste entzündliche Rheuma-Erkrankung. Dabei handelt es sich um eine chronische entzündliche Erkrankung des Bindegewebes. Das Immunsystem produziert ohne Grund Stoffe, die chronische Entzündungen der Gelenkinnenhaut hervorrufen. Wird diese Entzündung nicht gebremst, werden die Gelenkstrukturen zunehmend abgebaut und die Gelenke zerstört. Zuerst werden die kleinen Gelenke wie Finger und Zehen oder der Halswirbelsäule von Arthritis befallen. Im Laufe von Wochen und Monaten geht der Entzündungsprozess auch auf die großen Gelenke über. Auch die Sehnenscheiden sind davon betroffen und schwellen an. Seltener, vor allem im Spätstadium der Erkrankung, werden Organe wie Lunge, Herz, Augen und Haut befallen. Andere Arten des entzündlichen Gelenkrheumas wie beispielsweise Morbus Bechterew betreffen die Wirbelsäule. Warnsignale: Vor allem nach dem Aufstehen beginnen die Gelenke zu schmerzen und versteifen sich regelmäßig. Die Betroffenen fühlen sich ständig schlapp und müde. Hand und Fingergelenke sind geschwollen und schmerzen. Fieber, Nachtschweiß oder Gewichtsabnahme kommen hinzu. Die Beschwerden sind besonders bei nasskalter Witterung besonders stark. Arthrose (degeneratives Gelenkrheuma) Mit Arthrose wird eine Gruppe von so genannten degenerativen rheumatischen Erkrankungen bezeichnet. Dabei kommt es zur Abnutzung und zu einem Knorpelverschleiß an den Gelenken und der Wirbelsäule. Der Knorpelüberzug der Gelenke wird allmählich zerstört. Fehlt der Knorpel, reiben die Knochen im Gelenk direkt aufeinander und werden ebenfalls angegriffen. Am Ende des Prozesses steht eine Verformung (Deformierung) des Gelenkes. Auch dauerhafte Fehl- und Überlastung tragen zum Entstehen einer Arthrose bei. Bei den so genannten primären Arthrosen können die Ursachen der Erkrankung nicht genau festgestellt und nur allgemein mit Gewebeverschleiß durch Überbeanspruchung des Bewegungsapparates beschrieben werden (z.B. durch Schwerarbeit, Sport, erhöhtes Körpergewicht, Bewegungsmangel, Alterung und Stoffwechselstörungen wie Diabetes mellitus). Bei der sekundären Arthrose ist die Erkrankung die Folge vorangegangener Schädigungen des Hüftgelenks, wie z.B. schlecht oder nicht verheilte Knochenbrüche, Infektionen, rheumatische Erkrankungen (rheumatische Arthritis) und angeborene Hüftgelenkausrenkungen. Auslöser hierfür können aber auch hormonelle Einflüsse und manchmal auch eine vorangegangene Entzündung sein. Warnsignale: Die Arthrose beginnt meist schleichend und verschlimmert sich dann langsam aber stetig. Bewegungen aus der Ruhe fallen besonders schwer (so genannter Anlaufschmerz), eine Besserung tritt erst bei leichter Bewegung ein. Die Betroffenen leiden unter Schmerzen, Muskelverspannungen, Bewegungseinschränkungen und Schwellungen im Bereich der betroffenen Gelenke. Besonders häufig sind Knie- und Hüftgelenk aber auch die Finger befallen. Weichteilrheuma Weichteilrheumatismus ist ein Sammelbegriff für rheumatische Erkrankungen, die die weichen Teile der Gelenkumgebung betreffen - Muskeln, Bändern, Sehnen und/oder Schleimbeutel. Besonders häufig tritt Weichteilrheuma als schmerzende Muskelverspannung im Nacken, Schulteroder Rückenbereich auf. Die Erkrankung wird vor allem durch falsche Belastung der Gelenke bei stetig wiederholten Bewegungen oder auch auf Grund von Entzündungen ausgelöst. Seite 2 von 21 In diese Gruppe der Rheuma-Erkrankungen gehört beispielsweise die Sklerodermie, die eine durch Knotenbildung verursachte Verhärtung der Haut - und in fortgeschrittenem Krankheitsstadium auch der inneren Organe - bewirkt. Gicht Gicht ist eine Stoffwechselerkrankung, deren Ursache ein zu hoher Harnsäurespiegel im Blut ist. Entweder wird die Harnsäure nicht ausgeschieden oder sie wird zuviel im Organismus gebildet. Die Harnsäure lagert sich deshalb in Form von kleinen Kristallen an verschiedenen Körperregionen ab, vor allem in Schleimbeuteln und direkt unter der Haut, an Gelenken, Sehnen und Ohrknorpeln. Akute und sehr schmerzhafte Entzündungen in den Gelenken sind die Folge. Dieser Ablagerungsvorgang kann sich über Jahre hinziehen. Warnsignale: Starke Gelenkschmerzen, meist nachts. Dabei ist zu 80 Prozent das Großzehengrundgelenk betroffen. Es ist extrem geschwollen, gerötet, heiß und hoch empfindlich. Rheuma bei Kindern Nicht nur Erwachsene können an Rheuma erkranken. In Deutschland leiden rund 50.000 Kinder und Jugendliche an ihm und pro Jahr kommen ca. 1000 chronisch erkrankte Kinder dazu. Die rheumatischen Erkrankungen im Kindesalter unterscheiden sich deutlich vom Rheuma des Erwachsenen. Hier stehen entzündliche Erkrankungen im Vordergrund. Verschleiß- und Abbauerscheinungen fehlen meist. Die häufigste Form des Kinderrheumas beginnt als "Wenig-Gelenkrheuma" (Oligo-Arthritis), bei dem nur wenige Gelenke (eins bis vier) entzündet sind. Diese Form tritt am häufigsten am Kniegelenk auf. Die zweite wichtige Form der Oligoarthritis trifft vorwiegend Jungen im Alter von über acht Jahren. Bei ihnen ist neben dem Knie oft der Fuß, die Hüfte oder auch die Wirbelsäule betroffen. Eine wichtige Form des Kinderrheumas ist die juvenile Poly-Arthritis, die von Anfang an fünf und mehr Gelenke befällt. Sie beginnt meist im Kleinkindesalter und verläuft schleichend an großen und kleinen Gelenken. Auch weitere rheumatische Erkrankungen kommen bei Kindern in Betracht. Kollagenosen (Bindegewebserkrankungen wie Lupus erythematodes, Eklerodermie) aber auch weichteil-rheumatische Erkrankungen (Fibromyalgie) können schon bei kleinen Kindern auftreten. Therapie der rheumatoiden Arthritis So unterschiedlich die Formen des entzündlichen Rheumas auch sein mögen, vielfach sind die Behandlungsformen ähnlich. Der Erfolg der Behandlung hängt wesentlich davon ab, die richtige Behandlungskombination für jeden einzelnen zusammenzustellen. Besonders drei unterschiedliche Behandlungsformen ergänzen sich bei der Behandlung der verschieden Rheuma-Erkrankungen: Medikamente, Krankengymnastik und notfalls die Operation. Medikation Im Vordergrund steht oft eine Langzeittherapie mit Medikamenten, vor allem zur Behandlung von Entzündungen und Schmerzen. Das Ziel ist hierbei, die Entzündung der Gelenke so weit wie möglich zu kontrollieren. Eingesetzt werden Präparate mit Cortison. Sie spielen bei der Behandlung des entzündlichen Gelenkrheumas immer noch eine wichtige Rolle, denn Cortison ist der stärkste Entzündungshemmer, den die Medizin kennt. Kortisonfreie Entzündungshemmer haben eine schmerzlindernde und entzündungshemmende Wirkung und werden vor allem bei Arthrose und während eines Gichtanfalls begleitend zu einer Basistherapie verordnet. Langwirksame Antirheumatika sind Basismedikamente, die bei den verschiedenen entzündlichen rheumatischen Erkrankungen eingesetzt werden. Sie wirken der Entzündung und Gelenkzerstörung entgegen. Neben zahlreichen Rheumamitteln zum Einnehmen können einige auch gespritzt werden. Das ist von Vorteil, wenn ein spezielles Gelenk betroffen ist. In solchen Fällen ist mit der Injektion eine gezielte Behandlung möglich. Insgesamt konnte die Wirkung von Rheumamedikamenten sehr verbessert, und die früher oft starken Nebenwirkungen gemindert werden. Seite 3 von 21 Physiotherapie Rheumagelenke müssen trotz Schädigung trainiert werden, um ihre Beweglichkeit zu erhalten. Dies ist auch nach Operationen erforderlich. So können schmerzhafte Versteifungen vermieden werden. Ein geeignetes Übungsprogramm kann die Beweglichkeit der Gelenke erhalten bzw. wiederherstellen, die Stärke und Ausdauer der Muskulatur verbessern und das Wohlbefinden fördern. Die Wirkungsmechanismen reichen über Muskelkräftigungen, Muskelentspannungen bis hin zu Wärme- und Elektrotherapie. Operation Operative Methoden werden zum einen vorbeugend angewendet, zum Beispiel eine Ausschälung der entzündeten Gelenkinnenhaut. Das kranke Gewebe muss entfernt werden, da sonst auch Sehnen, Knorpel und sogar Knochen geschädigt werden. Operationen können aber auch zur Wiederherstellung verlorengegangener Funktionen oder zerstörter Gelenke durchgeführt werden. Trotz aller Therapieverbesserungen ist es wichtig, dass Patienten rheumatische Erkrankungen nicht auf die leichte Schulter nehmen. Zu spät behandelt, kann die Krankheit folgenschwer verlaufen. Manchmal ein Leben lang. Ursachenforschung in Sachen Rheuma Rheumatische Erkrankungen sind bisher nicht heilbar. Weltweit sind Mediziner und Forscher auf der Suche nach den Ursachen. Wissenschaftler der Universität Jena haben bei ihren Forschungen eine interessante und vielversprechende Entdeckung gemacht. In der Abteilung Experimentelle Rheumatologie werden Gewebeproben von entzündeter GelenkInnenhaut untersucht. Die entsprechende Zellkultur wird unter dem Mikroskop beobachtet. Dabei richtet sich das Hauptaugenmerk der Wissenschaftler auf die Zellteilung und das Verhalten der Erbträger, der Chromosomen. Bestimmte Form des Rheumas genetisch bedingt? Die Jenaer Forscher entdeckten bei vielen Rheumapatienten eine Besonderheit. Das Chromosom Nummer 7 tritt nicht wie üblich zwei-, sondern gleich dreimal auf. Das könnte die genetische Ursache von rheumatoider Arthritis sein. Mit dieser Erkenntnis ist eine klare Abgrenzung des entzündlichen Rheuma von anderen Formen möglich. In der Zukunft könnten diese Erkenntnisse dazu führen, nicht nur die Symptome zu behandeln, sondern die Krankheit ursächlich zu heilen. Ernährung und Rheuma Viele Lebensmittel enthalten eine Säure, die entzündliche Prozesse bei Rheuma befördern kann und deshalb vermieden werden sollte. Es ist die Arachidonsäure. Sie ist in allen tierischen Lebensmitteln, allerdings in unterschiedlicher Konzentration enthalten. Mit einer besonders hohen Konzentration an Arachidon gehört Schweineschmalz zu den Spitzenvertretern, gefolgt vom Schweinfleisch und Würstchen. Aber auch Rindfleisch, zum Beispiel Gulasch, enthält diese Säure reichhaltig. In geringen Mengen ist das "Rheumagift" auch in Eiern, Milch und Milchprodukten enthalten. Dazu gehören auch Weichkäsesorten, wie zum Beispiel der Camembert. Rheumapatienten sollten bei der Auswahl ihrer Lebensmittel darauf achten und vor allem jene Lebensmittel meiden, die eine hohe Konzentration dieser Säure haben. Lebensmittel ohne die gefährliche Säure Es gibt aber viele Lebensmittel, die keine Arachidonsäure enthalten und von Rheumapatienten bevorzugt werden sollten. Dazu gehören fast alle Gemüse- und Obstsorten. Vor allem Kartoffeln und Bananen. Ebenso Mohrrüben und Tomaten. Vegetarische Kost ist frei von Arachidon. Das betrifft Nüsse und kalt gepresste pflanzliche Öle, zum Beispiel aus Oliven. Aber auch Sojaprodukte. Einen besonderen Stellenwert hat Fisch. Er enthält zwar die Arachidonsäure, hat aber die gesunden Omega-3-Fettsäuren. In ihnen ist Eicosapentaensäure (EPA) enthalten, die leicht entzündungsSeite 4 von 21 hemmend wirkt und ein Gegenspieler der Arachidonsäure ist. EPA ist auch der Hauptbestandteil in Fischölkapseln, die oft intensiv als Wundermittel beworben werden. Aber es muss nicht unbedingt die teure Variante sein, denn schon mit vergleichsweise preiswerten zwei Lachsteaks oder lediglich 250g Matjeshering deckt man den wöchentlichen EPA-Bedarf. Fisch ist also nicht nur wesentlich preiswerter, er enthält auch noch andere wichtige Substanzen (z.B. hochwertige Eiweiße oder das wichtige Jod) die unserer Gesundheit zuträglich sind. Er gehört also auf jeden Fall in den Einkaufswagen. Alternative Wege aus dem Rheuma Dass ein Leben mit Rheuma nicht das Ende der Mobilität sein muss, beweist die ehemalige Krankenschwester Margot Schaub-Düring. Mit zum Teil ungewöhnlichen Mitteln ging sie gegen ihre Krankheit an. Sie war an schwerstem Weichteilrheuma erkrankt - ohne Aussicht auf Besserung. Das wollte sie so nicht hinnehmen und suchte nach alternativen Wegen aus ihrer Krankheit. Es vergingen rund vier Jahre, in denen sie unermüdlich versuchte, ihre Selbstheilungskräfte zu wecken. Der Weg war lang aber erfolgreich. Trotz aller Qualen wusste sie, worauf es am meisten ankam: Kraft, Zeit und Geduld. Über ihre Erfahrungen hat sie ein Buch geschrieben: "Endlich frei von Rheuma". Jeder sollte seinen eigenen Weg zur Heilung finden Als erstes stellte sie die Ernährung um. Fleisch und Wurst wurden vorerst vom Speiseplan gestrichen. Und vor allem gehörte reichliches Trinken dazu - mindestens zwei Liter täglich. Den leidvollen Alltag überbrückte sie mit Tricks und Kniffen. So hob sie mit einer Grillzange Gegenstände auf. Ein Locher wurde als Buchstütze genützt, denn sie hatte keine Kraft mehr, Bücher selbst zu halten. Eine ihrer nützlichsten Erfahrung war die Anwendung der manuellen Therapie. Mit einer Türkrabbelübung gelang es ihr, Millimeter für Millimeter Hände und Arme wieder beweglich zu machen. Und heute noch schwört Margot Schaub-Düring auf Spülungen mit kalt gepresstem Sonnenblumenöl. Einen Esslöffel davon mehrere Minuten im Mund durchspülen. Täglich und immer wieder. Ein altes, russisches Hausmittel, das ihren Körper entschlackte. Es dauerte, aber half. Margot Schaub-Düring allerdings weiß: was ihr geholfen hat, muss nicht bei anderen helfen. Jeder Rheuma-Kranke sollte seinen eigenen Weg finden, mit der Krankheit umzugehen und ihr zu trotzen. Die heute völlig beschwerdefrei Frau war und ist sich sicher: Kraft gibt es nicht auf Rezept. Naturheilmittel in der Rheumatherapie Es gibt viele bewährte Mittel, die Symptome rheumatischer Beschwerden zu lindern. Die Volksmedizin, aber auch die moderne Rehabilitationsmedizin und die Naturheilkunde bieten ein großes Arsenal an Möglichkeiten. Pflanzen können helfen Phytotherapeutika werden nur ergänzend zur normalen Rheuma-Behandlung eingesetzt. Dabei unterscheidet man zwischen innerer und äußerer Anwendung. Angestrebt werden dabei entzündungshemmende, harntreibende und stoffwechselfördernde Wirkungen Brenn-Nessel als Tee, Mus oder auch Kapselform (drei Wochen lang zwei Kapseln) wirkt harntreibend und entzündungshemmend. Die Brenn-Nessel verbessert nachweislich die Durchblutung und den Stoffwechsel der Gelenke. Ebenfalls harntreibend wirken Birkenblättertees und Goldrute. Die äußere Anwendung von Salben und Bädern soll die Durchblutung fördern. Zu ihnen gehören Arnika-Salbe, Beinwellsalbe oder -tinktur, Fichtennadelbäder und Franzbranntwein. Hydrotherapie/ Wasseranwendungen Zur Hydrotherapie gehört die Anwendung von Wasser in Form von Güssen, Bädern, Waschungen, Wassertreten, Wickeln und Packungen. Wasseranwendungen können einmal kühlend aber auch wärmend eingesetzt werden. Seite 5 von 21 Die kühlenden Anwendungen sind geeignet für akute Beschwerden und zielen auf eine Bekämpfung der Entzündungen. Eine Behandlungsdauer von zehn Minuten sollte aber nicht überschritten werden. Das Wasser bei einer kühlenden Anwendung sollte Zimmertemperatur haben. Packungen, die etwa 2/3 des Körpers bedecken, haben die größte Wirkung, sind aber sehr anstrengend für den Körper. Darum empfehlen sich für ältere Menschen eher die verträglicheren Waschungen. Wärmende Anwendungen bieten sich bei chronischen Schmerzen an. Sie verbessern die Durchblutung der betroffenen Körperregion und dämpfen die Schmerzen. Diese Anwendungen werden ebenfalls mit kaltem Wasser (vier bis zehn Grad) durchgeführt. Die Liegezeit beträgt knapp zwei Stunden. So kann sich der Körper nach dem anfänglichen Kältereiz ausreichend erwärmen. Patientenrecht - Krankengymnastik Bei fast jeder Form von Rheuma ist Krankengymnastik ein unverzichtbarer Teil der Therapie. Denn hier lernt der Rheumatiker, wie er seine kranken Gelenke und Gliedmaßen richtig bewegt, wie er sie kräftigen kann und auch, wie er durch Bewegung seine Schmerzen lindern kann. Krankengymnastik wird daher von den Krankenkassen als Heilmittel anerkannt und bezahlt, wenn sie vom Arzt verordnet wird. Grundsätzlich wird Krankengymnastik vom Arzt verordnet. Der Patient zahlt für die Verordnung eine Gebühr von zehn Euro. Außerdem muss der Patient bei jeder Behandlung zehn Prozent der Kosten übernehmen. Wieviel Anwendungen darf der Arzt verordnen? In der Regel darf der Arzt sechs Anwendungen pro Rezept verordnen. Danach muss er erst überprüfen, ob weitere Krankengymnastik notwendig ist. Nach der Gesundheitsreform darf er einem Patienten insgesamt nur 50 Anwendungen verschreiben. In Ausnahmefällen, bei medizinischer Notwendigkeit, wie chronischen Krankheiten kann der Arzt jedoch diese Gesamtmenge überschreiten. Sollte die Krankenkasse weitere Krankengymnastik ablehnen, kann der Patient vor einem Sozialgericht Widerspruch dagegen einlegen. Literatur Rubin, F., Schutt, K.: HAUPTSACHE GESUND "Volkskrankheiten – wie Medizin und Natur helfen und heilen." Rowohlt Taschenbuch Verlag und VERLAG im KILIAN 2004. ISBN 3 499 61930 X Schaub-Düring, M: Endlich frei von Rheuma. Heidelberg: Karl F. Haug Fachbuchverlag 2000. ISBN: 383042003X Miehle, W.: Entzündliches Gelenkrheuma. Rheumamed-Verlag 2001. ISBN: 3980660788 Olaf Adam: Diät und Rat bei Rheuma und Osteoporose. Walter Hädecke Verlag, Weil der Stadt 2002 Frühe Behandlung entscheidend Der Begriff Rheuma stammt aus dem griechischen und bedeutet "fließender Schmerz". Zum sogenannten Rheumatischen Formenkreis zählen mehr als 400 verschiedene Krankheitsbilder. Dabei werden vier Hauptgruppen unterschieden: entzündlich-rheumatische Erkrankungen wie zum Beispiel die Rheumatoide Arthritis degenerative Gelenkerkrankungen (zum Beispiel Arthrose) Weichteilrheumatismus (Fibromyalgie) Stoffwechselerkrankungen mit rheumatischen Beschwerden (beispielsweise Gicht) . Seite 6 von 21 Die Ursachen der rheumatischen Erkrankung sind noch nicht vollständig geklärt. Eine Rolle scheinen jedoch genetische Veranlagungen, Störungen des Immunsystems, Infektionen und Allergien zu spielen. Grundsätzlich handelt es sich um eine Fehlsteuerung des körpereigenen Abwehrsystems. Dabei wird vor allem ein Botenstoff des Immunsystems, TNF-alpha, in großen Mengen produziert. Er setzt sich an den Zellen der Gelenkinnenhaut fest und signalisiert der körpereigenen Abwehr so eine Entzündung, Fresszellen werden angelockt und zerstören die Gelenke. Experten sprechen dann von einer sogenannten Auto-Immunerkrankung. Es kommt zu schweren Entzündungsreaktionen und zur Zerstörung von körpereigenen Strukturen. Die Rheumatoide Arthritis (chronische Polyarthritis) ist eine der häufigsten Rheuma-Formen. Durch die Entzündungen werden die Gelenke dick und knotig, manche werden unbeweglich oder versteifen sogar ganz. Frühe Behandlung ist wichtig Bei einer frühzeitigen Diagnosestellung kann der Krankheitsverlauf gestoppt werden. Seit einigen Jahren stehen neue, hochwirksame Medikamente zur Verfügung. Die sogenannten TNF-α-Blocker, auch Biologicals genannt, können die Entzündungen stoppen und die Krankheit zum Stillstand bringen. Das bedeutet Hoffnung für Rheumatiker, bei denen Standard-Rheumamittel wie Cortison oder das Zellgift Methotrexat nicht anschlagen. Die Medikamente blockieren gezielt die Entzündungsbotenstoffe. Sie binden sich an die Moleküle, fangen sie ab und machen sie unschädlich. Die Entzündung kommt zum Stillstand. So kann die Therapie Gelenkzerstörungen verhindern - jedoch nicht rückgängig machen. Deshalb ist es wichtig, die Patienten schon im Frühstadium der Erkrankung zu behandeln - nur dann haben sie die Chance, ihre Gelenke lange schmerzfrei und beweglich zu halten. Gute Verträglichkeit der TNF-α-Blocker Obwohl die TNF-α-Blocker ins Immunsystem eingreifen, sind sie erstaunlich gut verträglich. Patienten, die dieses Medikament einnehmen, haben ein leicht erhöhtes Infektrisiko. In den vergangenen Jahren wurden 500.000 Patienten behandelt - dabei gab es keine nennenswerten Langzeitfolgen. Allerdings schließen bestimmte Vorerkrankungen die Verschreibung der neuen Medikamente aus, weil sonst Erkrankungen wie Tuberkulose oder ähnliches wieder aufflammen könnten. Seite 7 von 21 Doch nur etwa drei Prozent der Betroffenen werden hierzulande mit Biologicals behandelt. Denn die Therapie mit einem TNF-α-Blocker kostet in Deutschland bis zu 30.000 Euro im Jahr. Da es sich bei dem Medikament um einen hoch spezifischen Wirkstoff handelt, zu dem keine Alternativen zur Verfügung stehen, können die Hersteller in Deutschland hohe Preise verlangen. Bislang fehlen in Deutschland neutrale Institutionen, die Preisempfehlungen für Medikamente erarbeiten und Höchstgrenzen festlegen. Bei der Rheumaliga können sich Patienten über die modernen, hochwirksamen Therapien, ihre Vorteile und etwaigen Nebenwirkungen beraten lassen. Zurzeit forschen Wissenschaftler bereits an der nächsten Generation der Rheuma-Therapien. Sie hoffen, dass Impfungen, Stammzell- oder Gentherapie das entzündliche Gelenkrheuma eines Tages heilen können. Zu lange Wartezeiten In Deutschland vergehen im Schnitt etwa 18 Monate, bis die Betroffenen zu einem Rheumaspezialisten gelangen. Das liegt zum einen daran, dass zunächst unspezifische Symptome wie Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit, Fieber und Gelenkschmerzen die Diagnosestellung erschweren. Zum anderen gibt es in Deutschland zu wenig Rheumatologen, so dass Betroffene oft monatelang auf einen Termin warten müssen. Das ist besonders problematisch, weil bei einem Therapiebeginn innerhalb der ersten sechs Monate der Erkrankung verhindert werden kann, dass diese chronisch wird. Schon bei Kindern kann die Krankheit ausbrechen. In der Rheumaklinik Bad Bramstedt behandeln Kinderrheumatologen jährlich etwa 300 Kinder stationär und rund 1.200 ambulant: Krankengymnastik, Ergotherapie, optimale medikamentöse Einstellung sowie Eltern-und Patientenschulung haben das Ziel, einen weitgehend schmerzfreien Bewegungsablauf und damit auch ein normales Leben zu ermöglichen. Essen als Medizin gegen Rheuma Das richtige Essen hilft nicht nur gesund zu bleiben. Bei vielen Erkrankungen kann es auch dazu beitragen, Beschwerden zu lindern und das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen. Mittlerweile ist erwiesen, dass die Behandlung von Rheuma durch eine individuelle Ernährungstherapie wirksam ergänzt werden kann. Ziel ist es, die chronische Entzündung, die für die Schmerzen in Gelenken und Muskeln sorgt, abzuschwächen. Dass kann gelingen, indem man dem Körper die Grundbausteine für Entzündungsbotenstoffe entzieht. Dazu zählt vor allem die sogenannte Arachidonsäure. Sie wird vom Organismus zu "Prostaglandinen" verstoffwechselt die die entzündlichen Prozesse ankurbeln. Fisch und helles Fleisch empfehlenswert Enthalten ist sie hauptsächlich in tierischem Eiweiß. Von rotem Fleisch ist Rheumatikern daher abzuraten. Helles Fleisch wie Pute oder Hähnchen enthält hingegen nur sehr wenig der entzündungfördernden Säure. Noch besser ist es, auf Fisch umzusteigen. Er ist reich an Omega-3-Fettsäuren, den Gegenspielern der Arachidonsäure. Mindestens zwei Fischmahlzeiten (zum Beispiel Makrele, Lachs, Thunfisch, Hering) pro Woche werden empfohlen. Wer keinen Fisch mag, kann sich mit Fischölpräparaten behelfen. Daneben sollten in der Küche hochwertige Pflanzenöle verwendet werden. Raps-, Walnuss- und Leinöl sind ebenfalls Lieferanten der Omega-3-Fettsäuren. Antioxidative Substanzen wie Vitamin C und E, Betakarotin und Selen können den Verlauf von Rheuma zusätzlich positiv beeinflussen. Obst und Gemüse sollte daher jeden Tag reichlich verzehrt werden. Ausreichend Kalzium und Vitamin D sind nötig, um dem bei Rheuma erhöhten Osteoporoserisiko entgegen zu wirken. Wichtig ist in jedem Fall, die Nahrungsmittel herauszufiltern, die sich günstig auf die eigenen Beschwerden auswirken. Das kann bei mehr als 400 verschiedenen Erkrankungen, die alle zum rheumatischen Formenkreis gezählt werden, durchaus verschieden sein. Marinierte Makrele und Pute mit gegrilltem Gemüse Seite 8 von 21 Zutaten (für 1 Person): 100 g Makrelenfilet 100 g Putenbrustfilet 1/2 rote Paprika 1/2 gelbe Paprika 80 g Zucchini 80 g Karotten 50 g Staudensellerie 80 g Süßkartoffeln [mehr] 30 g Shiitake-Pilze [mehr] 20 g Rosmarin [mehr] 20 g Thymian [mehr] 1 Zitrone Stein- oder Meersalz Oliven- oder Rapsöl [mehr] Rauke Makrelen- und Putenfilet mit Zitronenscheiben, Rosmarin, Thymian und Olivenöl marinieren. Paprika entkernen und in gleichmäßig große Spalten schneiden. Zucchini und Karotte ebenfalls in gleichmäßig große Scheiben schneiden. Staudensellerie in Stäbchen schneiden. Süßkartoffel schälen und in Scheiben schneiden. Den Stiel von den Shiitake-Pilzen entfernen. Rauke waschen und trocken schleudern. Wenig Öl auf dem Tischgrill verteilen (einpinseln) und das Gemüse, die Süßkartoffeln und die Pilze etwa drei bis vier Minuten bei mäßiger Hitze grillen. Wenn das Gemüse noch bissfest ist, den Fisch auf der Hautseite zuerst - und das Putenfilet auflegen und mit den Kräutern etwa drei bis vier Minuten grillen. Kurz vor dem Anrichten die Rauke kurz grillen. Alle Zutaten auf vorgewärmten Teller anrichten. Dabei zuerst das Gemüse sternförmig platzieren, dann das Fleisch und den Fisch obenauf legen und zum Schluss alles mit der Rauke garnieren. Wichtig: Kein Salz verwenden - wenn überhaupt, dann nur einen Hauch auf Fisch und Fleisch. Künstliche Fingergelenke – Rettung bei Arthrose und Rheuma ? Versagen die Finger ihren Dienst und machen brennende Schmerzen das Greifen, Schreiben oder Festhalten nahezu unmöglich, deutet das auf einen Verschleiß der Fingergelenke (Arthrose) hin. Der Knorpelabbau in den kleinen Gelenken beginnt unmerklich. Mit den Jahren wird dann die schützende Knorpelschicht immer dünner und verschwindet schließlich - bis Knochen auf Knochen reibt. Entzündungen und Gelenkverformungen sind die Folgen. Schmerzfrei mit guten Prothesen War früher die Gelenkversteifung oft die einzige Möglichkeit den Schmerz auszuschalten, erlauben künstliche Fingergelenke heute vielen Betroffenen wieder schmerzfreie Bewegungen, sofern Bandapparat und Knochenstruktur noch intakt sind. Zunächst muss der Arzt klären, ob wirklich eine Arthrose vorliegt, denn auch Gicht oder Rheuma verursachen ähnliche Beschwerden, erfordern aber völlig andere Therapien. Prothesen gibt es sowohl für die einfachen Fingergelenke als auch für das komplizierte Daumensattelgelenk. Die Prothesen bestehen aus biegsamem Silikon, Titan oder kunststoffbeschichtetem Chrom-Kobalt-Molybdän und halten in der Regel etwa zehn bis 15 Jahre. Allerdings kommt es oft schon nach fünf bis zehn Jahren zu einer im Röntgenbild sichtbaren Lockerung der Prothese, die dem Patienten aber noch keine Probleme bereitet. Ein neuer Prothesentyp mit Kopf und Pfanne (ein sogenanntes inverses Gelenk), der bisher nur beim Ersatz des Seite 9 von 21 Schultergelenks eingesetzt wurde, soll künftig einen stabileren Ersatz des Daumensattelgelenkes ermöglichen als die bisher gebräuchlichen nagelähnlichen Modelle. Therapiemöglichkeiten und vorbeugende Maßnahmen Bevor ein künstliches Gelenk eingesetzt wird, sollten alle anderen Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft sein. Dazu gehören Wärme- und Kältebehandlung, der Einsatz von Medikamenten wie Kortison, Bestrahlung (Radiosynoviorthese) und die Entfernung der Gelenk-Innenhaut (Synovektomie). Ist die Gelenkzerstörung noch nicht so weit fortgeschritten, helfen einige Maßnahmen und Übungen, die Entwicklung der Arthrose zu bremsen: 1. Schwere Lasten nur mit Griff tragen. Er bringt Handgelenk und Finger in die richtige Position und vermeidet hohe Druckbelastungen der Gelenke. 2. Putzlappen nicht mit den Händen auswringen, diese Bewegung ist für Gelenke besonders schädlich. Besser mechanische Auswringhilfen benutzen. 3. Statt normaler Wäscheklammern nur Aufsteckklammern verwenden. 4. Griffe von Werkzeugen und Besteck sollten möglichst dick sein, zur Not erleichtert eine über den Griff geschobene Hülse aus festem Schaumstoff das Zugreifen. 5. Ein steifer Daumen lässt sich mobilisieren, indem er mit Daumen, Zeige- und Mittelfinger der anderen Hand umfasst und unter leichtem Schütteln in die Länge gezogen wird. Diese Übung sollte mehrmals täglich für ein bis zwei Minuten durchgeführt werden. Weitere Übungen Gegen steife Fingergelenke helfen zudem Griffübungen mit einem weichen Schaumstoffball: Legen Sie Unterarm und Handkante auf eine Tischplatte und kneten Sie den Ball mit allen Fingern. Umfassen Sie den Ball und drücken Sie ihn abwechselnd mit den einzelnen Fingern zusammen. Legen Sie die Hände gegeneinander (Gebetsstellung) und nehmen Sie den Ball zwischen die Handflächen. Dann drücken Sie mit beiden Daumen kräftig auf den Ball. Besonders häufig entwickeln Menschen mit einer erblich bedingten Überbeweglichkeit der Gelenke eine Arthrose. Sie müssen lernen, ihre Gelenke nicht bis zum Endpunkt zu überstrecken und bestimmte Handgriffe (zum Beispiel das Öffnen einer Wäscheklammer) zu vermeiden . Essen gegen Entzündung Von Florian Danner Stand: 14.04.2009 Dass die richtige Ernährung gesund ist, ist bekannt. Neu ist, dass Essen wirkungsvoll gegen Entzündungen im Körper eingesetzt werden kann. Das ist wichtig für Menschen, die zum Beispiel unter entzündlichem Rheuma leiden. Was kann die neue Ernährungstherapie? Wo hat sie ihre Grenzen ? Im letzten Jahrzehnt ist die Zahl der Rheuma-Erkrankten deutlich gestiegen - auf geschätzte neun Millionen Menschen. Es gibt ungefähr 400 verschiedene Krankheitsbilder aus einem sehr weiten Spektrum. Vom Verschleißrheuma (Arthrose), über Weichteilrheuma (Fibromyalgie), Gicht, Bindegewebserkrankungen (Sklerodermie) bis zum Entzündungsrheuma (Morbus Bechterew). Rheumatoide Arthritis ist die häufigste entzündliche Form von Rheuma. Typisch sind Schmerzen in Fingern und Zehen, die sich oft erst nach einer morgendlichen heißen Dusche so richtig bewegen lassen. Eines ist allen Krankheitsbildern des Rheuma gemein: Linderung bringt meistens nur der Griff zur chemischen Keule. Seite 10 von 21 Heilfasten gegen Rheuma Dabei haben Forschungen ergeben, dass sich mit der richtigen Ernährung die Schmerzen bei Entzündungsrheuma langfristig und auf natürliche Art und Weise senken lassen. Es war bekannt, dass Heilfasten oder vegetarische Ernährung die Beschwerden lindern, doch brachten diese Maßnahmen auch negative Auswirkungen mit sich. So erhöht sich beispielsweise die Osteoporosegefahr. Weniger Fleisch, mehr Fisch Prof. Dr. Olaf Adam vom Walther-Straub-Institut der Ludwig-Maximilians-Universität hat das Konzept des deutlich reduzierten Konsums tierischer Omega-6-Fette (Fleisch, Wurst, Butter, Eier) mit einer erhöhten Zufuhr wertvoller Omega-3-Fettsäuren (Fisch, hochwertige Öle) kombiniert. In seiner Studie hat er ermittelt, dass ein Verhältnis von 4:1 zwischen der entzündungsfördernden Omega-6- und der entzündungshemmenden Omega-3-Säure optimal für Patienten mit Entzündungsrheuma ist. Prof. Dr. Olaf Adam, Walther-Straub-Institut der Ludwig-Maximilians-Universität: "Diese Fettsäuren haben ein unglaubliches Potential, in Entzündungsstoffe umgewandelt zu werden. Die Fettsäuren werden über das gleiche System zu den Entzündungsmediatoren umgewandelt. Und so konkurrieren die beiden immer um den Stoffwechselweg. Wenn wir das Verhältnis günstig gestalten, so kommen mehr von den Omega-3 Fettsäuren zum Zug, und die schlechten Omega-6 haben das Nachsehen." Allerdings: Das natürliche Verhältnis der beiden Fettsäuren in unserem Körper ist 10 bis 15 zu 1 zugunsten der entzündungsfördernden Omega-6-Säure. Um das gewünschte Verhältnis zu erreichen, muss die Ernährung - unter fachärztlicher Aufsicht umgestellt werden. Weniger Fleisch (2 x wöchentlich), dafür deutlich mehr Fisch. Im Einzelfall darf auch auf Fischölkapseln zurückgegriffen werden, das entscheidet aber alleine der Arzt. Achtung vor Mangelerscheinungen Eines darf in Folge der Ernährungsumstellung allerdings nicht geschehen: Es darf nicht zu Mangelernährung und dadurch auftretenden Folgen kommt. Dann muss gegengesteuert werden. Deshalb wird die Therapie immer ärztlich begleitet, wiederholte Blut- und Fettsäureanalysen liefern Aufschluss über den Erfolg. Letzte wird derzeit nicht von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt. Die Ernährungsumstellung verlangt Disziplin. Erfolge stellen sich nicht von heute auf morgen ein. Patientin: "Geholfen hat es vielleicht nach ungefähr einem halben Jahr. Schmerzen ließen nach, die Beweglichkeit wurde besser. Ich würde die Ernährungstherapie jedem empfehlen. Nicht nur vier Wochen, mindestens ein bis zwei Jahre. Dann erst kann man beurteilen, ob es was wird." Bildunterschrift: Durch die richtige Ernährung weniger Tabletten? Seite 11 von 21 Studien haben ergeben, dass die Schmerzmittel-Dosis mit dem richtigen Essen um durchschnittlich ein Drittel gesenkt werden kann. In seltenen Fällen können die Betroffenen sogar gänzlich auf Medikamente verzichten. Eine bemerkenswerte Erleichterung für alle, die an entzündlichem Rheuma leiden. Denn die Medikamente müssen lebenslang eingenommen werden. Kontakt: Prof. Dr. med. Olaf Adam Walther-Straub-Institut der Ludwig-Maximilians-Universität Nussbaumstraße 26 80336 München Tel.+ Fax.: 089 – 2180 75764 E-Mail: [email protected] Wenn Rheuma unser Leben lahm legt Rheuma: Am schlimmsten sind die Schmerzen Der Schmerz kommt meist aus heiterem Himmel. Manche Betroffene können dann plötzlich ihre Finger kaum noch bewegen, keinen Schritt gehen, nicht mehr den Arm heben. Außerdem: Was steckt hinter Fibromyalgie? Etwa 20 Millionen Menschen in Deutschland leiden an rheumatischen Erkrankungen - betroffen sind Menschen in jedem Lebensalter, vom Vorschulkind bis zum Greis. "Rheuma" ist keine Diagnose im engeren Sinne, auch keine einheitliche Krankheit - vielmehr fallen über 400 einzelne Erkrankungen darunter, die sich ähneln, zum Teil aber auch völlig unterschiedlich sind. Einzige Gemeinsamkeit: Eine schmerzhafte Veränderung des Bewegungsapartes! Der Umgang mit den Schmerzen ist ein zentrales Element im Leben der Betroffenen. Auch, weil Rheuma bis heute nicht heilbar ist. Wichtig ist, sich der Krankheit nicht auszuliefern. service: gesundheit klärt, welche Ursachen hinter Rheuma stecken, welche Symptome auf die Krankheit hinweisen und welche unterschiedlichen Behandlungsmethoden helfen können. Kontakt Adressen: Rheuma-Liga Hessen e.V. Elektronstraße 12 a D-65933 Frankfurt am Main Tel.: 069/ 357414 E-Mail: [email protected] Internet: www1.rheuma-liga-hessen.de Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V. Christa Dahm Maximilianstr. 14 53111 Bonn Tel.: 0228/ 76 60 60 Fax: 0228/ 76 60 620 E-Mail: [email protected] Internet: www.rheuma-liga.de Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V. Geschäftsstelle Luisenstraße 41 10117 Berlin Tel.: 030/ 24 04 84 70 Seite 12 von 21 Fax: 030/ 24 04 84 79 E-Mail: [email protected] Internet: www.dgrh.de Berufsverband Deutscher Rheumatologen e.V. Vorstand (1.Vorsitzende) Dr. med. Edmund Edelmann Lindenstraße 2 83043 Bad Aibling E-Mail: [email protected] Internet: www.bdrh.de Rheuma - Zwei Patienten, zwei Krankengeschichten Andreas S. ist 37 Jahre alt und arbeitet als evangelischer Geistlicher. Katja B. ist 40 Jahre alt und Sonderschullehrerin. Beiden gemeinsam ist, dass sie lange Zeit krank waren und ihnen keiner helfen konnte. Ihr Leiden beginnt mit mysteriösen Beschwerden. Andreas S. plagten immer wieder Rückenschmerzen, die über Stunden anhielten, sich anfühlten wie eine Blockade im Rücken, wie ein Hexenschuss. Bei Katja B. schien einen Infekt der Nasennebenhöhlen die Ursache für ihre geschwollene Nase und die Luftnot zu sein. Befindlichkeitsstörungen also, die jeder irgendwann mal hat. Einen Arzt suchten beide deshalb nicht auf. Dann aber bekommt die Sonderschullehrerin plötzlich Probleme mit den Gelenken, mal ist das Handgelenk geschwollen und schmerzt, mal eines ihrer Kniegelenke. Manchmal kommt sie deshalb kaum allein aus dem Bett. Aber meist innerhalb eines Tages verschwinden Schwellung und Schmerz dann von selbst wieder. Ganz ähnlich bei Andreas S. Sein Rücken tut jetzt täglich weh, in den folgenden neun Jahren pendelt er zwischen Orthopäden, Chiropraktikern und, weil sich seine Augen immer wieder entzünden, auch Augenärzten. Zu Hause stapeln sich Röntgen- und Kernspintomografie-Bilder, Listen über Bluttests, er schmiert Salben, bekommt Spritzen und schluckt Schmerzmittel. Doch nichts hilft. Hinzu kommt immer wieder die Enttäuschung, wenn wieder ein neuer Arzt, eine neue Behandlung keinen Erfolg bringt. Auch Katja B. geht es immer schlechter. Sie hat jetzt Fieberattacken, Hautauschläge, Missempfindungen im Gesicht, dazu Augenentzündungen. Innerhalb kurzer Zeit verliert sie über 50 Prozent ihrer Sehkraft, muss eine Brille tragen. Auch sie läuft von Arzt zu Arzt, wird sogar an der Nasenschleimhaut operiert. Den Zusammenhang zwischen all ihren Beschwerden sieht keiner. Erst in einer Rheumaklinik wird der entscheidende Bluttest gemacht. Danach ist klar: Katja B. hat eine Vasculitis, eine RheumaErkrankung der kleinen Blutgefäße. Die Krankheit kann sich im ganzen Körper ausbreiten, die inneren Organe schwer schädigen. Die Nieren der 40-Jährigen sind bereits schwer geschädigt als die Diagnose endlich gestellt wird. Nach neun Jahren steht auch bei Andreas S. die richtige Diagnose fest: Der 37-Jährige hat Morbus Bechterew, eine rheumatische Erkrankung der Wirbelsäule. Beide lernen mit ihrer Krankheit umzugehen, lernen, welche Bewegungstherapien helfen, welche Medikamente helfen, welche äußeren Einflüsse die Krankheit verschlimmern, lernen, wie wichtig Pausen sind, die Vermeidung von Stress. So lässt sich die Krankheit verlangsamen, vielleicht sogar stoppen. Katja B. allerdings muss damit leben, dass ihre Augen und Nieren dauerhaft geschädigt sind. Vielleicht wäre das vermeidbar gewesen, wenn die Diagnose früher gestellt worden wäre. Rheuma - ganz unterschiedliche Symptome Der Schmerz kommt meist aus heiterem Himmel. Manche Betroffene können dann plötzlich ihre Finger kaum noch bewegen, keinen Schritt mehr gehen, plötzlich nicht mehr den Arm heben. Manchmal ist es wie ein Spuk plötzlich wieder vorbei und die Beschwerden verschwinden wieder. Häufiger jedoch nimmt der Schmerz zu, von Tag zu Tag. Manchmal auch langsamer, von Woche zu Woche. Dann wird jeder Schritt zur Qual, wird jede Treppe zum unüberwindlichen Hindernis. Monate, oft Jahre dauert es, bis jemand die Ursache der Beschwerden beim Namen nennt: Rheuma. Information Literatur zum Thema: Ilona Ahrlich "Rheuma kann auch wieder gehen "[/b] 180 Seiten, 14,90 Euro ISBN: 978-3867390309 Balance Buch + Medien Verlag März 2008 Seite 13 von 21 Wolfgang Miehle "Entzündliches Gelenkrheuma" 254 Seiten, 26 Euro ISBN: 978-3981096088 Rheumamed-Verlag Oktober 2007 Friedrich Bohlmann u.a. "Gesund essen bei Rheuma - 100 leckere Rezepte für mehr Lebensgenuss" 128 Seiten, 12,90 Euro ISBN: 978-3833801631 Gräfe & Unzer Verlag März 2006 Eckhard K. Fisseler "Arthrose - Der Weg zur Selbstheilung " 170 Seiten, 25 Euro ISBN: 978-3939570134 Nietsch Verlag September 2007 Rheuma ist nicht, wie viele meinen, eine Krankheit alter Leute, unter Rheuma leiden auch Kinder und Jugendliche. Und schon der Name der Krankheit täuscht, ein "Rheuma" gibt es nicht. Bezeichnet werden so alle Krankheiten im Bereich des Bewegungsapparates, die nicht durch eine Verletzung oder durch einen Tumor verursacht wurden. Ärzte sprechen daher eher von "Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises", dazu gehören immerhin mindestens 40, andere sprechen eher von über 400 teilweise völlig unterschiedlichen Krankheiten. Typisch sind Beschwerden am Stütz- und Bewegungsapparat, die Betroffenen berichten über ziehende, reißende und fließende Schmerzen und können sich kaum bewegen. Knochen, Muskeln, Bindegewebe - Rheuma hat viele Gesichter Generell wird unterschieden zwischen Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen (Arthrosen) und entzündlichem Rheuma, der Rheumatoiden Arthritis und Morbus Bechterew, einer entzündlichen Krankheit, die speziell die Wirbelsäule betrifft. Außerdem fallen unter den Begriff Rheuma auch Stoffwechselerkrankungen wie Gicht und Weichteilrheumatismus, die so genannte Fibromyalgie (s.u.). Die rheumatische Erkrankung kann sich aber auch beispielsweise als chronische Entzündung in großen und kleinen Blutgefäßen fest setzen. Der Entzündungsprozess verengt die Blutgefäße ganz ähnlich wie eine Verkalkung durch eine Arterosklerose. Folgen sind Durchblutungsstörungen, die so schwerwiegend im gesamten Körper auftreten können, dass Organe, Arme oder Beine nicht mehr ausreichend durchblutet werden. Im schlimmsten Fall stirbt das nun ungenügend durchblutete Organ, sogar Finger, Hand oder Unterschenkel ab. Oft am schwersten betroffen sind Patienten mit Rheumatoider Arthritis, auch RA oder chronische Polyarthritis genannt. Etwa 800.000 Menschen leiden an dieser entzündlichen Rheumaerkrankung, leider werden die typischen Anfangssymptome oft unterschätzt und daher zu spät erkannt und behandelt. Zu Beginn der schleichenden Krankheit können eher harmlos erscheinende, morgendliche Schmerzen der Fingergelenke auftreten, die nach einigen Minuten wieder verschwinden und deshalb nicht ernst genommen werden. Werden die Gelenke stärker befallen, kann es mit der Zeit zu Gelenkverformungen kommen, die sehr starke Schmerzen verursachen. Erste ernst zunehmende Warnzeichen für Rheuma: Kurzzeitige morgendliche und abendliche Gelenkschmerzen und Steifheit der Gelenke Schwellung der Gelenke, meistens in den Finger- und Fingermittelgelenken Allgemeines Krankheitsgefühl verbunden mit Müdigkeit und Erschöpfungszuständen Fehlsteuerung im Abwehrsystem "Rheuma" zählt zu den Autoimmunkrankheiten. Ausgangspunkt ist eine Fehlsteuerung im Abwehrsystem, das plötzlich eigene Körperzellen als fremd erkennt und sich gegen sie richtet und diese bekämpft. Das führt zu einer chronischen Entzündung. Der gesamte Prozess zerstört schließlich Zellen und ganze Gewebestrukturen. Wodurch es zu diesem Fehler im Immunsystem kommt ist noch nicht geklärt. Vererbung und frühere Darm- und Harnwegsinfektionen spielen bei einigen rheumatischen Erkrankungen offenbar eine Rolle. Seite 14 von 21 Untersuchungen: Zuhören, Sehen, Tasten - das Arzt-Patient-Gespräch ist wesentlich! Röntgen Erhöhte Entzündungsmarker im Blut, Antikörper und genetische Marker im Blut nachweisbar (landläufig als "Rheumafaktoren" oder "Rheumawerte" bekannt, allerdings nur zusätzliche Information, da nur bei einem Teil der Rheumapatienten nachweisbar) Ultraschall Bei bestimmten Fragestellungen ggf. MRT, Szintigrafie oder CT Erst die Betrachtung aller Untersuchungsergebnisse zusammen durch einen erfahrenen Arzt ergibt die Diagnose! Rheumatologen-Mangel in Hessen (und fast überall in Deutschland) Wer unerträgliche Schmerzen hat, für den ist ein halbes Jahr Wartezeit auf einen Arzttermin eine Katastrophe. Das allerdings ist in Hessen eher die Regel als die Ausnahme, denn in vielen Landkreisen gibt es zu wenig Rheumatologen. Nur knapp 60 Rheumaärzte gibt es in Hessen, viel zu wenig Ärzte für die rund 500.000 Rheumakranken. Große Versorgungslücken bestehen vor allem im Norden, oft müssen niedergelassene Rheumatologen offensichtlich kranke Patienten wieder wegschicken. Ein Notstand, der immer schlimmer wird, bestätigt auch die Rheuma-Liga Hessen. Ihre Mitglieder fordern: Endlich mehr Ärzte zuzulassen! Doch das sieht die Kassenärztliche Vereinigung ganz anders. Denn nach der Bedarfsplanung des Bundesgesundheitsministeriums besteht in Hessen keine Unterversorgung bei den Rheumatologen, sondern im Gegenteil eine Überversorgung! Der Grund: Statistisch zählen zu den Rheumatologen auch Orthopäden mit Rheuma-Schwerpunkt. Die aber können nur einen Teil der Arbeit leisten, denn deren Schwerpunkt aber liegt oft in der Therapie der Gelenkveränderungen. Unspezifische Schmerzen in allen Muskeln, so wie beispielsweise bei einer Fibromyalgie behandeln dagegen vor allem so genannte internistische Rheumatologen. Sie verfügen auch über große Erfahrung beispielsweise mit der Biologika-Therapie, weshalb meist sogar Orthopäden mit Rheumaschwerpunkt ihre Rheumapatienten an diese Kollegen weiter überweisen. Rheumakliniken sind sicher für viele Patienten die beste Anlaufstelle, da in solchen Schwerpunktzentren viele Patienten mit ganz unterschiedlichen Rheumakrankheiten behandelt werden. Die Ärzte dort können auch häufiger seltene Rheumakrankheiten sehen und besser diagnostizieren. Um aber in einer solchen Ambulanz einen Termin zu bekommen, benötigen die Betroffenen eine Überweisung eines niedergelassenen internistischen oder orthopädischen Rheumatologen - und müssen dann trotzdem noch oft monatelang auf einen Termin warten. Rheumatherapie Da es nicht die eine Rheumaerkrankung gibt, ist auch die Behandlung sehr individuell und auf den einzelnen Patienten zugeschnitten. Zunächst steht im Vordergrund dem Patienten die Schmerzen zu nehmen (also Gabe von Schmerzmitteln) und die akute Entzündung schnell zu dämpfen (meist Kortisongabe). Gleichzeitig beginnt man in der Regel mit so genannten Basistherapeutika. Dabei handelt es sich um Arzneimittel aus der Malariabehandlung und Zytostatika aus der Krebstherapie, die die Entzündung abklingen lassen. Bis sie wirken, dauert es allerdings einige Wochen. Biologika - zielgerichtet in den Krankheitsablauf eingreifen Seit wenigen Jahren gibt es eine neue, sehr erfolgreiche aber auch relativ teure Therapiealternative: So genannte Biologika. Das sind biotechnologisch hergestellte Substanzen, die spezifische Entzündungssubstanzen oder Botenstoffe des Körpers hemmen bzw. blockieren. (TNF-alpha- und Interleukin-1-Hemmstoffe). Damit bekämpfen Biologika im Gegensatz zu den herkömmlichen Rheumamitteln ursächlich die Krankheit selbst. Sie sind meist gut verträglich, Fieber, Hautausschlag und Atemnot zählen zu den Nebenwirkungen. Da Biologika direkt in die Abläufe des Immunsystems eingreifen, können Entzündungen und Infektionen unter Biologika-Therapie schwerwiegender verlaufen. Daher sollte die Frage vorbeugender Impfungen oder einer frühzeitigen AntibiotikaTherapie im Krankheitsfall mit dem behandelnden Arzt eingeschätzt und abgeklärt werden. Da die Therapie noch nicht so lange zur Verfügung steht, fehlt die Langzeiterfahrung: Ob es sehr späte Komplikationen gibt, weiß man noch nicht. Deshalb werden Biologika nach den Leitlinien der Rheumagesellschaften nur bei Patienten angewandt, bei denen die bisherigen Medikamente versagten (Therapieversuch mit mindestens zwei bewährten Basistherapeutika, von denen eines Methotrexat sein muss) oder wenn andere Therapieansätze zu schweren Nebenwirkungen führten. Sind diese Bedingungen erfüllt, zahlen die Krankenkassen in der Regel auch die Therapie mit Biologika. Seite 15 von 21 Fibromyalgie - Schmerzen am ganzen Körper Rücken, Beine, Schultern, überall dort spürt Marie-Luise H. höllische Schmerzen. Tag für Tag ein ziehender, beißender, stechender Schmerz. Oft wacht sie wegen der Schmerzen nachts auf, weil sich urplötzlich ein brennender Schmerz in Hüfte und Schulter ausbreitet. Angefangen hat alles vor 17 Jahren. Damals fühlte es sich an, als habe sie eine stake Erkältung. Die heute 64-Jährige war urplötzlich nach kleinsten Anstrengungen erschöpft, sie schleppte sich durch ihren Arbeitsalltag, als habe sie 40 Grad Fieber. Irgendwann, als nichts half, überwies sie ihr Orthopäde in die Rheumatologie der Kerkhoff-Klinik in Bad Nauheim. Dort wurde Weichteilrheuma diagnostiziert. Es begann eine schier unerträgliche Zeit für Marie-Luise H., die damals viel am Schreibtisch gearbeitet hat. Die Schmerzen waren kaum auszuhalten: Sie konnte nie lange sitzen, sich schon nach drei bis vier Stunden nicht mehr konzentrieren, war ständig erschöpft. Sie geht wieder in die Klinik, wird wieder auf den Kopf gestellt. Nach zehn Jahren dann endlich steht fest: Sie hat kein Weichteilrheuma, sondern leidet unter Fibromyalgie. Einer schweren Schmerzerkrankung im Faser-Muskel-Bereich. Ganz typisch ist dabei eine starke Druckschmerzempfindlicheit an genau vorgegeben und definierten Schmerzpunkten. Bei Marie-Luise H. sind alle 18 von insgesamt 18 dieser so genannten "Tenderpoints" belastet - ein eindeutiges Zeichen für diese Krankheit. Deshalb hat sie auch diese sich ausbreitenden Schmerzen in den Muskeln, auch wechseln die Orte ihrer Schmerzen praktisch ständig. Diese Druckschmerzpunkte untersucht ihr Rheumatologe nun auch bei jedem Arztbesuch, sie geben Auskunft über den Verlauf der Erkrankung. Hinzu kommen Ultraschalluntersuchungen der Gelenke mit denen Professor Lange die Beschaffenheit der Gelenkkapsel und eventuelle Gelenkergüsse erkennen kann. Zum Glück scheint die Krankheit nicht weiter fort zu schreiten, ein Erfolg der Behandlung. Regelmäßige Wärmebehandlungen tun Marie-Luise H. gut, ganz wesentlich aber sind auch Entspannungsmethoden. Die 64-Jährige kommt mit der Muskelrelaxation nach Jacobsen ganz gut zurecht. Wesentlich ist es, Behandlungsmethoden zu finden, damit Menschen wie Marie-Luise H. mit dieser Krankheit leben können. Fibromyalgie - das Chamäleon unter den Rheumakrankheiten Kaum eine andere Erkrankung macht so viele, ganz unterschiedliche und oft ganz unspezifische Beschwerden wie die Fibromyalgie. Von einer unerklärlichen Müdigkeit, Darmproblemen, wiederkehrende und von der Lokalisation ständig wechselnde Schmerzen - mal im Rücken, mal in irgendwelchen Muskeln des Körpers - alles ist möglich. Hinzu kommen Begleitsymptome wie Schlafstörungen, Morgensteifigkeit, Konzentrations- und Antriebsschwäche, Wetterfühligkeit, Schwellungen von Händen, Füßen und Gesicht und viele andere Beschwerden mehr. Weil die Krankheit wie ein Chamäleon ständig in ihren Beschwerden wechselt, ist die Diagnose so schwierig. Gelten Fibromyalgie-Patienten bei Ärzten oft als überempfindlich, werden die Beschwerden häufig einer "psychischen Labilität" zugeschrieben. Typische Hinweise auf die Erkrankung gibt es kaum, letztlich ist Fibromyalgie oft eine Ausschlussdiagnose. Wie wird die Diagnose gestellt? Wesentlich ist zunächst die ausführliche Krankengeschichte, die körperliche Untersuchung, der Ausschluss anderer Krankheitsursachen und eine Einschätzung anhand einer von US-amerikanischen Rheumatologen entwickelten Skala, der so genannten ACR-Kriterien (American College of Rheumatology = ACR): Weit verbreitete Schmerzen, die länger als drei Monate anhalten in Verbindung mit der Druckschmerzempfindlichkeit (Tenderpoints), von denen 11 von 18 auf Druckschmerz empfindlich reagieren müssen. Diese Druckschmerzpunkte liegen an genau bezeichneten Sehnenansätzen an verschiedenen Körperstellen. Wodurch wird eine Fibromyalgie verursacht? Bis heute ist die genaue Ursache nicht geklärt. Experten unterscheiden inzwischen eine primäre und sekundäre Form der Fibromyalgie. Bei der primären Form sind die Ursachen noch unbekannt, es gibt jedoch einige Erklärungsansätze. Offenbar spielen genetische Faktoren eine Rolle, denn die Krankheit kommt in bestimmten Familien gehäuft vor. Hinzu kommen Veränderungen in der Hirnfunktion hinzu, denn die Betroffenen haben eine gestörte Schmerzverarbeitung und eine veränderte Schmerzwahrnehmung. Möglich sind auch Hormonstörungen im Hypothalamus-HypophysenNebennierensystem und dem Wachstumshormon-System. Weitere Veränderungen wurden in den Botenstoffsystemen des Gehirns (dopaminerges und serotinerges System) beobachtet. Letztlich scheinen auch Veränderungen im Immunsystem und psychische Faktoren eine auslösende Rolle zu spielen. Bemerkenswert ist auch, dass die Fibromyalgie häufiger bei Menschen vorkommt, die bereits unter einer rheumatischen Erkrankung leiden. Seite 16 von 21 Bei der sekundären Fibromyalgie geht man davon aus, dass andere Krankheiten, z. B. Verletzungen, vorausgegangene Operationen, seelische oder körperliche Traumata und orthopädische Erkrankungen letztlich die Fibromyalgie ausgelöst haben. Wie wird die Fibromyalgie behandelt? Die Behandlung der Fibromyalgie erfordert ein umfassendes und multimodales (auf mehreren Ebenen ansetzendes) Behandlungskonzept. Neben Ärzten kommen Physiotherapeuten eine wesentliche Rolle zu. Wichtig ist die Abstimmung aller Behandelnder untereinander, um dann zusammen mit dem Patienten eine geeignete, individuelle Therapie zur Krankheits- und Schmerzbewältigung zusammenzustellen. In der Regel also eine Kombination aus Bewegungstherapie, Medikamenten und physikalischer Therapie (trockene Wärme- oder wahlweise Kältebehandlung - muss der Betroffene ausprobieren), ggf. Lymphdrainagen bei Schwellungen, Entspannungsverfahren, Psychotherapie. Viele Patienten berichten über Verbesserungen durch Alternative Verfahren wie z. B. TCM, Homöopathie, Ernährungsumstellungen, verschiedene Körpertherapien. An Medikamenten werden überwiegend Antidepressiva und ggf. Schmerzmittel eingesetzt. Hilfreich könnten auch bei gleichzeitigen Verspannungen Medikamente sein, die eine Muskelentspannung bewirken. Kortikoide und andere typische Rheumamittel werden bei der Fibromyalgie nicht eingesetzt. Alternative Rheumatherapie - Radonstollen In einem stillgelegten Quecksilberstollen hat Bad Kreuznach den ersten Stollen der Welt geschaffen, der zur Radontherapie eingesetzt wird. Hierher kommen Menschen mit Schmerzen. Die meisten von ihnen leiden unter Morbus Bechterew, einer schmerzhaften Krümmung der Wirbelsäule und eine der vielen Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis. Der therapeutische Kurzaufenthalt im Heilstollen gleicht einer Reise ins Hochgebirge mit leicht erhöhter Radioaktivität. Die Betroffenen berichten über eine Monate anhaltende Schmerzlinderung. Dadurch können erhebliche Mengen an Medikamenten eingespart werden. Und die Betroffenen berichten über eine deutliche Steigerung ihrer Lebensqualität. In der Luft des Radonstollens ist in geringer, absolut unschädlicher Konzentration das radioaktive Gas Radon enthalten. Etliche Studien belegen die Wirksamkeit dieser unterschätzten Therapieform. Eine Langzeituntersuchung hat insbesondere bei Patienten mit Morbus Bechterew Erfolge bei der Schmerztherapie nachgewiesen. Radonstollen 55545 Bad Kreuznach Internet: www.bad-kreuznach-tourist.de/de/24 Selbsthilfe: Beweglich bleiben Das ist ganz wichtig für Rheumapatienten. Denn so wird verhindert, dass die Gelenke versteifen. Wesentlich ist es, gelenkschonend zu üben. Am besten unter Anleitung eines Physiotherapeuten. Und zu Hause am Ball bleiben, am besten täglich üben. Fingerübungen Besonders betroffen bei Rheuma sind die kleinen Fingergelenke. Mit besonderen Übungen, die vor allem die ulnare Abweichung, also die Krümmung der gesamten Hand in Richtung Kleinfinger vermeiden. Rapstherapie Im feinen Rapssamen beispielsweise lassen sich die Finger besonders gut bewegen. Der Trick dabei: Je nach Patientenwunsch ist der Rapssamen angewärmt oder gekühlt. Das verringert die Schmerzen, die Finger lassen sich besser bewegen. Und es geht zudem auch zu Hause. Kältekammer Der Effekt hält mehrere Stunden an, bei regelmäßiger Anwendung berichten die Patienten über eine insgesamt deutliche Besserung ihrer Beschwerden. Da der Umgang mit den Schmerzen ein zentrales Element im Leben von Rheumatikern ist und es bis heute keine Heilung gibt ist es ebenso wichtig, sich der Krankheit nicht auszuliefern. Schmerzbewältigungstechniken, wie das Autogenes Training und Muskelrelaxationsübungen und Krankheits-Bewältigungsstrategien sind deshalb wichtige Elemente in der Therapie. Ernährung bei Rheuma Omega-3-Fettsäuren Die Fette bestimmter Fischarten sind reich an sogenannten Omega-3-Fettsäuren, insbesondere an Eicosapentaensäure. Wer keinen Fisch mag, sollte auf Fischölkapseln zurückgreifen (täglich 30mg Fischölfettsäuren pro kg Körpergewicht) Seite 17 von 21 alpha-Linolensäure Sie ist in Pflanzenölen wie Leinöl, Rapsöl, Weizenkeimöl, Walnussöl und Sojaöl enthalten. gamma-Linolensäure Sie ist eine Vorstufe der Arachidonsäure und steckt beispielsweise in Nachtkerzenöl, Johannisbeeröl und Borretschöl (erforderliche Dosierung 2-3 g täglich). Sechs Regeln: Möglichst wenig Arachidonsäure (ideal: vegetarische Ernährung) Sehr viel Arachidonsäure enthalten Schweineschmalz und Schweinefleisch, gefolgt von den sogenannten roten Fleischsorten, wie zum Beispiel Rind Tierische Fette reduzieren, stattdessen pflanzliche Öle Mindestens 2 x pro Woche Fisch Reichlich Obst und Gemüse (Antioxidantien!), schonend garen Übergewicht reduzieren Wenig Alkohol, Rauchen aufgeben Hilfsmittel für Rheumatiker Elke W. aus Wiesbaden schwört auf ihre kleinen Helfer im Haushalt. Ohne die wäre die Küchenarbeit für sie kaum möglich. Denn die 68-Jährige hat seit über zehn Jahren Rheuma. Dosen und Flaschen einfach so öffnen - dafür fehlt ihr die Beweglichkeit und Kraft in den Händen. Inzwischen aber gibt es viele Hilfsmittel, die den Betroffenen das Leben erleichtern können: Beispielsweise spezielle Dosenund Flaschenöffner, aber auch Schneideblöcke und Vielfachmesser. Ihre Allzweck-Waffe ist eine Gummimatte, mit der kann sie rutschige Gläser festhalten oder auch Gemüse schneiden, ohne dass es ihr wegrollt. Tipps und Tricks mit denen Rheumatiker ihren Alltag noch besser bewältigen können gibt es auch von Ergotherapeuten wie Sandra Majkic aus Wiesbaden. So fehlt Elke W. beispielsweise oft die Kraft, Türen zu öffnen oder den Knopf am Herd zu drehen. Sandra Maijkic hat da ganz einfachen Tipps: So lassen sich beispielsweise Bauschaum-Isolierung aus dem Baumarkt zum Türöffnen benutzen oder es gibt spezielle Drehhilfen aus Kunststoff für Herd und WaschmaschinenRegler. In Sanitätshäusern oder im Spezialversand gibt es die Rheuma-Hilfsmittel zu kaufen: Knöpfund Reißverschlusshilfen für ca. zwölf Euro, Strumpfanzieher für 15 Euro. Oder auch Schreibhilfen, die einfach über den Stift gestülpt werden für knapp 2 Euro. Vor der Anschaffung lohnt sich die Nachfrage bei der Krankenkasse, die häufig die Kosten übernimmt oder einen Zuschuss leistet. Links im WWW Praxis- und Klinikfinder für Rheumakranke des Kompetenznetzes "Rheuma" Erläuterung der Untergruppen, die zum rheumatischen Formenkreis gehören von der Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V. Aktuelle Nachrichten rund um Rheumakrankheiten der Informationsplattform RheumaOnline Rheumatest auf den Internetseiten des Berufsverbandes Deutscher Internisten Ernährungstipps für Rheumapatienten des deutschen Ernährungsberatungs- und informationsnetz Debinet Rheuma & Co – chron. Entzündungen Infotext: Constanze Löffler Rheuma und Co – was tun bei chronischen Entzündungen? Fünf Prozent aller Deutschen leiden unter einer chronischen Entzündung der Gelenke, der Haut oder des Darms. Dabei scheinen Rheuma, Schuppenflechte und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen ganz unterschiedliche Krankheiten zu sein. Doch sie haben ganz Wesentliches gemeinsam: Alle sind chronische Erkrankungen und bei allen greift das Immunsystem Teile des eigenen Körpers an. Vor knapp anderthalb Jahren wurde die Spezialsprechstunde für chronisch-entzündliche Erkrankungen an der Berliner Charité Campus Mitte etabliert – mit großem Erfolg. Hier werden chronisch kranke Patienten mit Entzündungen der Gelenke (Arthritis), der Haut (Psoriasis) oder des Darms betreut. Die Idee dahinter: Häufig sind Patienten von mehreren chronischen Autoimmunerkrankungen gleichzeitig betroffen, beispielsweise als Psoriasis-Arthritis oder Morbus Seite 18 von 21 Crohn mit Wirbelsäulen-Arthritis. Selbst wenn die eine Erkrankung erfolgreich behandelt wurde, kann die chronische Entzündung immer noch auf die Gelenke übergreifen. So entwickeln bis zu einem Fünftel der betroffenen Patienten im Verlauf ihrer Erkrankung auch Gelenkbeschwerden. Der enge Zusammenhang zwischen den verschiedenen chronisch-entzündlichen Vorgängen wird den Forschern immer klarer, seitdem sie verschiedene Entzündungsmechanismen zunehmend besser verstehen. Die den Entzündungen zugrunde liegenden Vorgänge im Körper ähneln sich, egal, ob sie sich im Darm, an der Haut oder in den Gelenken abspielen. Psoriasis Die Psoriasis vulgaris tritt in der Regel im zweiten Lebensjahrzehnt oder nach dem 50. Lebensjahr erstmalig auf. Die Krankheit betrifft 1 bis 3 Prozent der westlichen Bevölkerung, ein Fünftel davon schwer. Die Ursache ist bislang nicht geklärt; offenbar besteht eine erbliche Komponente sowie ein Einfluss von Umweltfaktoren. Die chronische, schubweise verlaufende Hautkrankheit ist gekennzeichnet durch stark gerötete Hautplaques mit silbrig-weißen Schüppchen. Meist sind die Kniescheiben und Ellenbogen betroffen, aber auch Kreuzbeinregion und Kopfhaut weisen gehäuft Hautveränderungen auf. Die Fingernägel haben oft Grübchen und Verfärbungen; an den Händen und Füßen bilden sich schmerzhafte Risse oder Bläschen. Die Haut ist trocken und juckt. Die typischen klinischen Befunde bei Psoriasis – Schuppung und Rötung – sind die Folgen einer beschleunigten Vermehrung von Hornzellen, von vermehrt aktivierten Entzündungszellen, die in die oberen Hautschichten wandern, sowie Gefäßveränderungen. Verschiedene Wirkstoffe und physikalische Therapien können zu einer Besserung oder Abheilung der Psoriasis-Herde führen. Die Erkrankung kann aber immer wieder auftreten. Seit fünf Jahren ist Nathalie Boos Morbus-Crohn-Patientin Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED) Colitis ulcerosa und Morbus Crohn sind chronisch-entzündliche Erkrankungen des Verdauungstraktes. Die Hauptsymptome beider Krankheiten sind Durchfall, der mit Blut und Schleim vermischt sein kann, Bauchschmerzen, Übelkeit, Gewichtsverlust sowie mitunter ein schlechter körperlicher Zustand. Begleitend können Gelenkschmerzen und Entzündungen der Augen und der Haut auftreten. Bei der Colitis ulcerosa äußern sich die Entzündungen als kleinere oder größere Geschwüre aufsteigend vom Mastdarm im Dickdarm. Beim Morbus Crohn ist vor allem der letzte Teil des Dünndarms betroffen. Die Erkrankung kann sich aber auch auf weitere Teile von Dünndarm und/oder Dickdarm und auch andere Teile des Verdauungstraktes von der Mundhöhle bis zum After erstrecken. In Deutschland sind ca. 300.000 Menschen an Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa erkrankt. Man vermutet, dass eine genetische Veranlagung das körpereigene Immunsystem dazu bringt, auf in der Nahrung enthaltene Bakterien oder andere Nahrungsbestandteile mit einem abnormen, überschießenden Immungeschehen zu reagieren. Zusätzlich spielen Umweltfaktoren eine Rolle. Die CED können konservativ (mit Steroiden und das Immunsystem beeinflussenden Medikamenten, Diäten sowie Verhaltensregeln) oder operativ behandelt werden. Hier beseitigen die Chirurgen Abszesse, Fisteln und Verengungen oder entfernen betroffene Darmabschnitte. Bei der Colitis ulcerosa kann die Entfernung des gesamten Dickdarms notwendig werden, da das entzündliche Gewebe eine erhöhte Gefahr hat, zu entarten. So tritt bei dieser Erkrankung Darmkrebs gehäuft auf. Rheumatoide Arthritis Sprechen Patienten von Rheuma, meinen sie in der Regel die rheumatoide Arthritis. Die rheumatoide Arthritis (auch chronische Polyarthritis) ist die häufigste entzündliche Erkrankung der Gelenke. Sie ist keine typische Alterserscheinung, sondern eine schwerwiegende Krankheit, die jede Altersgruppe treffen kann. Seite 19 von 21 Rheumatische Beschwerden machen sich durch starke, anhaltende Schmerzen insbesondere in den körperfernen Gelenken an Fingern oder Zehen bemerkbar. Sie entstehen durch Entzündungen in den Gelenken. Diese wiederum werden durch eine Fehlsteuerung des Immunsystems ausgelöst. Wissenschaftler vermuten, dass hierbei genetische Faktoren und Umwelteinflüsse eine Rolle spielen. Ohne eine frühzeitige, richtige medikamentöse Therapie zerstört die Krankheit die Gelenke. Bei der medikamentösen Therapie werden vier Hauptgruppen von Medikamenten unterschieden: • Schmerzmittel • nicht-steroidale Antiphlogistika • Glucocorticoide • sog. Basistherapeutika Die verschiedenen Medikamentengruppen haben unterschiedliche Wirkungen und therapeutische Zielsetzungen. Ihre Anwendung erfolgt deshalb oft gleichzeitig. Biologicals Große Hoffnungen setzen Ärzte und Patienten in die Behandlung der chronischen Autoimmunerkrankungen mit so genannten Biologicals. Biologicals sind allerdings nicht für alle Patienten geeignet. Wer andere Erkrankungen hat, bei denen das Immunsystem gefordert ist, bei dem könnte sich jene Erkrankung verschlimmern, da Biologicals das Immunsystem schwächen. Biologicals sind gentechnisch hergestellte Eiweißsubstanzen, die sich gegen bestimmte entzündungsfördernde Botenstoffe des Körpers richten. Im Vergleich z.B. zu den bisherigen Basistherapeutika, die bei Rheuma angesetzt werden, wirken Biologicals schneller und können die Krankheit wirksam aufhalten. Da man noch wenig über mögliche Langzeitwirkungen weiß, sollten diese neuen Medikamente nur dann eingesetzt werden, wenn übliche Therapien nicht ausreichend gewirkt haben. Der Rheuma-Scan zeigt, wie aktiv die Entzündung in den Händen ist Moderne Diagnostik: Rheumascan Bislang müssen Spezialisten bei ihrer Diagnose von Entzündungen in den Gelenken vor allem auf den Ultraschall vertrauen. Die entzündlichen Gelenkveränderungen zu erkennen erfordert ein geübtes Auge. Der moderne Rheuma-Scan zeigt auch weniger Geübten, wie aktiv eine Entzündung gerade in diesem Moment ist. Für die Methode spritzt der Untersucher Kontrastmittel in die Vene. Schon Sekunden später sieht man auf dem Monitor, wie das Kontrastmittel rot in den Blutgefäßen anflutet. Wo das Kontrastmittel besonders schnell sichtbar ist, ist auch die Entzündung aktiv. Die Gründe dafür: In entzündlich veränderten Gelenken bilden sich kleine Gefäße neu. Diese sorgen für Durchblutungsstörungen bzw. eine veränderte Durchblutung, die man im Rheuma-Scan erkennen kann. Richtige Ernährung gegen Rheuma Autorin des Fernsehbeitrags: Kerstin Michaelis Die Ernährung spielt bei Rheuma eine wichtige Rolle, denn einige Lebensmittel können den Rheumaschmerz verstärken. Worauf sollten Betroffene achten? Diese Krankheit hat viele Gesichter: Rheuma. Greift sie die Gelenke an, spricht man von einer Rheumatoiden Arthritis. Rheumatische Entzündungen zerstören die Gelenke, verursachen Schmerzen und schränken die Beweglichkeit ein. Gelenkrheuma entsteht durch eine fehlgeleitete Reaktion der Immunabwehr. Dabei wird vor allem ein Botenstoff des Immunsystems, TNF-alpha, in großen Mengen produziert. Er setzt sich an den Zellen der Gelenkinnenhaut fest und signalisiert der körpereigenen Abwehr so eine Entzündung, Fresszellen werden angelockt und zerstören die Gelenke. Seite 20 von 21 Seit einigen Jahren stehen neue, hochwirksame Medikamente zur Verfügung, die die Entzündungen stoppen und die Krankheit zum Stillstand bringen können. Doch auch die Ernährung spielt bei Rheuma eine wichtige Rolle und sollte nicht vernachlässigt werden, zumal viele Patienten durch Arzneimittel wie Kortison unter Übergewicht leiden, das die Gelenke zusätzlich belastet. Und: Einige Lebensmittel, wie zum Beispiel Schweinefleisch aufgrund seines hohen Arachidonsäuregehalts, verstärken den Rheumaschmerz. Weitgehender Verzicht auf tierische Fette Die wichtigste Ernährungsumstellung ist daher der weitgehende Verzicht auf tierische Fette aus Fleisch und Eiern. Stattdessen gehören viel Fisch, Salat, Obst, Dinkelbrot, grüner Tee und Speiseöle mit einem hohen Anteil von α-Linolensäure auf den Speiseplan der Patienten. Gemüse, Reis und Nudeln sorgen für leckere Abwechslung. Visite Rezepte im Überblick Gedünstetes Lachsfilet, Bohnensalat oder Tomaten-Chutney - die Rezepte aus den Visite Sendungen der letzten 12 Monate finden Sie hier.mehr Die richtige Ernährung kann die medikamentöse Rheumatherapie effektiv ergänzen, indem sie dem Körper weniger Eiweißbausteine für die Entzündungsprozesse zur Verfügung stellt. So hilft sie, die Entzündungen im Gelenk zu reduzieren und Schmerzen zu lindern. Vitaminreiche Kost deckt erhöhten Bedarf Zudem führen die chronischen Entzündungen zu einem erhöhten Vitaminbedarf (Vitamin B, C, D, E) und Verbrauch von Spurenelementen wie Selen und Zink. Rund 40 Prozent der Rheumapatienten sind von einer Mangelernährung betroffen, die gezielt durch vitaminreiche Kost ausgeglichen werden sollte. "Grundsätzlich gibt es keine Verbote" Wie können Rheuma-Patienten ihre Erkrankung positiv beeinflussen? Rheumatologe Prof. Jürgen Wollenhaupt und Koch Erich Häusler haben Ihre Fragen im Chat beantwortet.mehr Seite 21 von 21