November 2010 58. Ausgabe

Werbung
Österreichische Gesellschaft
zur Hilfe an das Tibetische Volk
Weihnachtsmärkte
SAVE TIBET
Siehe Seite 8
November 2010
58. Ausgabe
Save Tibet Büro
Inhalt
Lobenhauerngasse 5/1, A-1170 Wien,
Tel. und Fax: +43 - 1 - 484 90 87, E-Mail: [email protected],
Internet: www.tibet.at
Teestunde, Reiseberatung, Gelegenheit zu neugierigen Besuchen:
jeden Montag 16-18 Uhr
Bürodienste: Montag: 16-18 Uhr; Mittwoch: 15-18 Uhr;
Donnerstag: 18-20 Uhr; Freitag: 10-12 Uhr
Während der Bürodienste und der Teestunde besteht die Möglichkeit,
Bücher, Video- und Tonbandkassetten, DVDs und CDs zu entlehnen.
Da bei uns ausschließlich ehrenamtliche MitarbeiterInnen tätig sind, können sich
die Bürozeiten ändern - daher vorher kurz anrufen!
Informationen zu aktuellen Veranstaltungen können auch auf unserem Tonband
abgehört oder dem Internet auf www.tibet.at entnommen werden.
SPENDEN und MITGLIEDSBEITRÄGE
bitte auf Konto 610.741.803, BLZ 12.000 (Bank Austria)
vom Ausland: IBAN: AT 46 1200 000 610 741 803, SWIFT BKAUATWW
Mitgliedsbeitrag: € 48, ermäßigt: € 24
PATENSCHAFTSBEITRÄGE
bitte ausschließlich auf Konto 610.741.811, BLZ 12.000 (Bank Austria)
vom Ausland: IBAN: AT 24 1200 000 610 741 811, SWIFT: BKAUATWW
ANLAUFSTELLE FÜR PATEN UND INTERESSIERTE
SAVE TIBET KAPFENBERG
Fr. Mag. Edith Karl und Hr. Rudolf Pusterhofer,
Tel.: 03862/22580, Fax: 03862/22580-4,
E-mail: [email protected]
SAVE TIBET BLUDENZ
Hr. Erich Gantner, Tel.: 0664/2807811,
E-mail: [email protected]
SAVE TIBET LINZ
Fr. Bernadette Kranzl, Tel.: 0699/11598815,
E-Mail: [email protected];
Fr. Gerlinde Sailer, E-mail: [email protected];
Fr. Elisabeth Maier, Tel.: 0699/11339079,
E-mail: [email protected]
SAVE TIBET AMSTETTEN
Fr. Elfriede und Hr. Gerhard Schillhuber,
Tel.: 07472/65121, E-mail: [email protected]
SAVE TIBET SALZBURG
Fr. Heidi Löffl, Tel.: 0664/4743801,
E-mail: [email protected];
Fr. Karoline Udvarhelyi, Tel.: 0662/828531,
E-mail: [email protected]
2
SAVE TIBET KÄRNTEN
Fr. Elisabeth Himmel,
Tel.: 0680/2142028
SAVE TIBET INNSBRUCK
Fr. Atussa Sadri, Tel.: 0650/3473716,
E-mail: [email protected]
Bitte
4
Editorial
5
In
8
Weihnachtsmärkte
9
Nachrichten
eigener
Sache
28
Spendenaktion
29
Erfolgreiche Projekte
33
Nachrichten
41
Patenecke
48
Bilderbogen Dharamsala 2010
50
Einführung
52
Barkhor
54
Buchbesprechung
55
Termine / Ankündigungen
unterstützen
Sie
die
in den
Buddhismus
Herausgabe dieser Zeitschrift
Spende!
mit einer kleinen
Impressum
Offenlegung gem. Mediengesetz: Eigentümer Gesellschaft Save Tibet,
Lobenhauerngasse 5/1, A-1170 Wien, Anschrift der Redaktion: wie oben
Mitglieder des Vorstands: E. Zimmermann und L. Gyalpo
Grundlegende Richtung: Information über Tibet
Druck: Druckerei Eigner, Neulengbach
3
Editorial
Liebe Tibet-Freundinnen,
liebe Tibet-Freunde,
Diesmal habe ich zum ersten Mal beinahe
täglich aus Dharamsala auf www.facebook.
com/savetibet.austria berichtet - es ist eine
Art Tagebuch geworden, mit Fotos und
Kommentaren, aber natürlich konnte dies
auch nicht jede Einzelheit unseres Besuches und die Vielfalt unserer Arbeit vor Ort
darstellen. Demnächst wird eine Fotogalerie
mit den mitgebrachten Fotos auf unserer
Homepage und flickr zu sehen sein, die ein
bunter Bilderbogen über unseren Aufenthalt
sein wird.
Heute habe ich daher keinen langen Bericht
über meine Reise geschrieben, ich hoffe, dass
viele von Ihnen die facebook-Eintragungen
sehen können. Bitte sehr weit hinunter
scrollen, bis 11. Oktober. Diejenigen, die
kein Internet besitzen oder keinen Bekannten/Verwandten/Freund haben, der ihnen
Zugang verschaffen kann, finden auf einer
Doppelseite in diesem Heft eine kleine Auswahl an Bildern, die ihnen hoffentlich einen
Eindruck vermitteln können.
Ein besonderer Höhepunkt war natürlich
die Anwesenheit S.H. des Dalai Lama am
50. Gründungsfest des ersten Kinderdorfes,
und die Ehrung, die ich im Namen von
SAVE TIBET von ihm entgegennehmen
durfte (siehe Seite 5). Daran haben Sie alle
einen Anteil!
S.H. der Dalai Lama kam gerade am Tag
davor von einer Reise aus den USA zurück,
wo er u.a. mit Neurologen über Neuroethik
4
konferierte und mit ihnen auf wissenschaftlicher und spiritueller Ebene zu ergründen versuchte, warum bei weltweit zunehmendem
Wohlstand die spirituellen Werte abnehmen.
Er hielt eine ungemein fesselnde Rede (die
uns auf seinen Wunsch hin übersetzt wurde),
und ich habe bereits die Erlaubnis, diese
Rede in der kommenden SAVE TIBET INFO
im Frühjahr 2011 zu veröffentlichen.
Noch während unseres Aufenthaltes in
Dharamsala ging die Nachricht über die „Unfreiheit der Sprache“ in Tibet um die Welt,
siehe Seite 33. Es gab eine Versammlung in
McLeodGanj und eine Lichterprozession
bis zum Namgyal Tempel des Dalai Lama.
Jemandem die Muttersprache zu nehmen bedeutet, seine Identität zu zerstören. Ich bitte
Sie, dieses extrem wichtige Anliegen durch
die von uns auf der Homepage vorgeschlagenen Appellbriefe zu unterstützen!
Nun sind die Vorbereitungen für die Weihnachtsmärkte bereits im Gange und wir
hoffen, dass viele von Ihnen uns besuchen
kommen. Erstmals wird in der Lobenhauerngasse auch eine weihnachtliche Lesung der bekannten Moderatorin Claudia
Stöckl als besonderes „Weihnachtszuckerl“
geboten.
Vergessen Sie nicht, sich rechtzeitig unseren
neuen SAVE TIBET-Bildkalender zu besorgen oder zu bestellen! Letztes Jahr war er
schneller ausverkauft als gedacht und ich
muss sagen, dass ich den Kalender für 2011
als den schönsten empfinde, den wir jemals
gemacht haben! (Siehe auch Seite 53.)
Editorial / In
Mit meinen herzlichen Wünschen an Sie
für ein gesegnetes Weihnachtsfest und
ein gutes Neues Jahr 2011 schließe ich
eigener
Sache
dieses letzte Heft des heurigen Jahres,
Ihre Elisabeth Zimmermann
Ehrung für SAVE TIBET Austria
Anlässlich des 50. Jahrestag der Gründung
des ersten Kinderdorfes Upper Dharamsala
wurde mir unter wenigen Auserwählten die
große Ehre zuteil, aus den Händen S.H.
des Dalai Lama eine Auszeichnung für die
Unterstützung der Tibetischen Kinderdörfer
durch SAVE TIBET AUSTRIA entgegennehmen zu dürfen.
Auch von der TIPA (Tibetan Institute of
Performing Arts) wurde SAVE TIBET für
die jahrelange Unterstützung gedankt.
Ich möchte diese Ehre mit Ihnen allen
und mit meinen Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern teilen, denn alleine und ohne
Sie alle könnte ich nicht viel bewirken!
SAVE TIBET AUSTRIA rangiert weltweit
gesehen bereits an dritter Stelle aller TCVUnterstützer.
Elisabeth Zimmermann
5
In
eigener
Sache
Die SAVE TIBET INFO braucht Ihre Unterstützung!
Liebe Leserin, lieber Leser!
Die SAVE TIBET INFO versorgt Sie 4x
jährlich mit den neuesten Informationen.
Alle Redakteure, die Grafikerin und die
Lektoren arbeiten ehrenamtlich, doch Druck
und Versand kosten viel Geld. Eben wurden
die Postgebühren wiederum erhöht.
Daher unsere Bitte:
Unterstützen Sie die Save Tibet Info mit
Ihrer Spende zur Deckung der Druck- und
Portokosten!
Kontonummer: 610.741.803, BLZ 12.000
Herzlichen Dank!
Appell an alle Tibetfreunde
Um in der Tibetfrage bei Regierungen und Parlamentariern weltweit mehr
Gewicht zu bekommen bzw. um sich besser Gehör zu verschaffen, brauchen die
Tibetunterstützungsgruppen viele registrierte Mitglieder. Auch SAVE TIBET
braucht Sie! Schließen Sie sich uns an, werden Sie Mitglied*) für eine gute Sache.
Überzeugen Sie Ihre Freunde, Bekannten, Kollegen. Für Tibet!
Wir freuen uns über Ihren Besuch an Montagen (16-18 Uhr).
Ihr SAVE TIBET-Team
*)
Mitgliedsbeitrag: EUR 48,-- jährlich (EUR 24,-- ermäßigt)
Wir gratulieren den Gewinnern
Aus Ihren Einsendungen der ausgefüllten
Fragebögen haben wir folgende drei Gewinner gezogen und jeweils ein kleines
tibetisches Geschenk abeschickt:
Herrn Helmut Röder
Frau Elfriede Strigl
6
Frau Gerhild Eminger
Wir bedanken uns nochmals bei allen Leserinnen und Lesern, die bei der FragbogenAktion mitgemacht und viele wertvolle
Hinweise gegeben haben!
e.z.
In
eigener
Sache
Einladung zum Momo-Kochkurs
Auf vielfachen Wunsch haben wir uns
entschlossen, einen Momo-Kochkurs anzubieten!
Unser bekannter Momo-Koch, Herr Tsechung Tsering Gyatso, hat sich bereit erklärt,
Sie in die Geheimnisse seiner guten Momos
einzuweihen.
Sie hatten z.B. schon beim letzten Patentreffen in der Unterkirche von St. Gertrud
in Wien-Währing Gelegenheit, ein wenig
zuzusehen und seine Momos zu verkosten.
Diesmal habe ich den schönen, kürzlich
renovierten Pfarrsaal unserer Kalavarienbergkirche mit seiner großen Küche
reservieren können. Da gibt es viel Platz für
experimentierfreudige Momoköche!
Es werden zwei Termine angeboten, einerseits um Ihnen eine Auswahl zu bieten
oder aber andererseits, um sich bei beiden
Terminen vervollkommnen zu können!
Außer einer Schürze zum Schutz Ihrer Bekleidung brauchen Sie nichts mitzubringen,
alles notwendige Material wird zur Verfügung gestellt.
Wann? Freitag, 4. Februar 2011 und
Freitag, 11. Februar 2011
Wo? Pfarrsaal Wien 1170, St. Bartholomäusplatz
Uhrzeit?
17.30 Uhr bis 20.30 Uhr inkl. Vorbereitungszeit und gemeinsamem Verspeisen
Kursbeitrag
15 Euro (pro Abend)
Anmeldung unbedingt erforderlich!
PS: Falls Sie einmal eine Momo-Party bei
sich zu Hause veranstalten möchten, dann
können Sie sich gerne mit Herrn Tsering
Gyatso in Verbindung setzen: 0676/9216544
oder per Email: [email protected].
7
Weihnachtsmärkte
Alle Jahre wieder...
laden wir Sie ein:
3. bis 5. Dezember, jeweils 10 bis 20 Uhr
Karitativer Weihnachtsmarkt
in Wien Innenstadt; auf der Freyung
Wir zeigen Ihnen eine Auswahl von tibetischen Produkten,
die von Exiltibetern angefertigt worden sind.
sowie am
11. und 12. Dezember, jeweils 10 bis 18 Uhr
Großer Weihnachtsmarkt bei SAVE TIBET
in 1170 Wien, Lobenhauerngasse 5
(zwischen Rosensteing. und Tauberg.), Straßenbahnlinien 9, 43 und 44
Hier haben Sie Gelegenheit, bei tibetischen Spezialitäten und Buttertee
sowie bei den bekannt guten hausgemachten Mehlspeisen angenehme Stunden
in gemütlicher und weihnachtlicher Atmosphäre zu verbringen. Aus dem reichhaltigen Angebot tibetischer Handwerkskunst sowie an Büchern und CDs mit
tibetischer Musik können Sie Ihre besonderen Weihnachtsgeschenke auswählen.
Gleichzeitig unterstützen Sie durch den Kauf dieser Produkte
Projekte, die zur Gänze tibetischen Flüchtlingen zugute kommen.
Nützen Sie auch die Gelegenheit, sich bei den Veranstaltungen über die
aktuelle Lage in Tibet, über Land und Leute, über
Reisemöglichkeiten und Patenschaften zu informieren.
Nachrichten
4. Treffen der deutschsprachigen
Tibetorganisationen (TSG)
SAVE TIBET hat vom 20. bis 22. August
Vertreter der Tibet-Unterstützungsgruppen
TID (Tibet Initiative Deutchland), VTD
(Verein der Tibeter in Deutschland), VJTE
(Verein Tibeter Jugend in Europa), der GSTF
(Gesellschaft Schweizerisch-Tibetische
Freundschaft) und der TGÖ (Tibetergemeinschaft Österreich) zu einem Treffen in
Wien im Albert-Schweitzer-Haus eingeladen. Es fanden sich insgesamt 14 Vertreter
dieser Organisationen zusammen, um Ideen
auszutauschen sowie um Strategien und Synergien für eine künftig noch intensivere und
sinnvolle Zusammenarbeit zu entwickeln.
Als Schwerpunkt für die kommenden Jahre
wurde die Umweltzerstörung in Tibet erachtet, was nicht nur durch die schrecklichen
Nachrichten in diesem Jahr ausgelöst wurde.
Die Zwangsansiedlung der tibetischen Nomaden und die Wasserpolitik Chinas sollen
durch die Vertreter der deutschsprachigen
Tibet-Unterstützungsgruppen bei der 6. Internationalen Konferenz der Tibet-SupportGroups in Indien im November 2010 dort
vorgestellt werden.
Die Bedeutung solch eines Treffens wurde
durch einen Besuch des Vertreters S.H. des
Dalai Lama, Herrn Tseten Samdup Chhoekyapa, unterstrichen, der eigens aus Genf
nach Wien angereist kam. Er betonte die
Wichtigkeit gerade der deutschsprachigen
Gruppen in Europa und hielt einen Vortrag
über die aktuelle Lage in Tibet (siehe unseren Artikel auf Seite 11) und die Hoffnungen
der etwa 150.000 im Exil lebenden Tibeter.
Die tibetische Exilregierung betrachtet die
Aufklärung von Chinesen betreffend Umwelt- und Entwicklungspolitik in der VR
China als wichtiges Mittel zur Veränderung
der Situation auch in Tibet.
Als besonderes „Zuckerl“ freuen wir uns, Ihnen dabei eine
Lesung mit Claudia Stöckl
ankündigen zu dürfen!
Weitere Details werden in Kürze auf unserer
Homepage veröffentlicht oder können
bei SAVE TIBET erfragt werden.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch!
Ihr Save Tibet Team
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Nachrichten
Nachrichten
Auszug der Rede von Tseten Samdup
Chhoekyapa,
Repräsentant S.H.D.L., Tibet Bureau Genf anlässlich des
4. Treffens der deutschsprachigen TSGs (Tibet Support Groups)
in Wien vom 20. bis 22. August 2010
Herr Chhoekyapa bedankte sich für die
Einladung und hat zu folgenden Themen
Stellung genommen:
Als Gastreferent durften wir den Umweltethik-Professor Dr. Peter Weish von
der Universität Wien begrüßen. Er führte in
einem interessanten Vortrag in die wesentlichen Grundlagen zum Thema Umweltschutz ein. Er unterstrich die Endlichkeit
der Erdölvorräte und die Verknappung der
Wasservorräte in der Welt. Hier sei auf Tibet verwiesen, wo die fünf größten Flüsse
Asiens entspringen. Durch die Verkleinerung
des ökologischen Fußabdruckes, durch
Wiederbewaldungsprogramme und eine
Änderung der menschlichen Lebensweise,
besonders der reichen Länder, sollten die
dringend erforderlichen Veränderungen für
eine Verbesserung der globalen Umweltsituation erreicht werden. Sein besonderes
Anliegen ist die Überzeugung der Jugend,
sich dafür einzusetzen.
Das nächste Treffen der deutschsprachigen
Tibetorganisationen wird zwischen Herbst
2011 und Frühling 2012 in Deutschland
stattfinden.
e.z.
Laufend aktualisierte Informationen zum Thema Tibet
auch auf unserer Homepage www.tibet.at!
Abonnieren Sie unseren E-mail-Newsletter auf www.tibet.at!
10
Gegenwärtige Situation in Tibet
Sie alle von den Tibetunterstützungsgruppen
wissen Bescheid über die gegenwärtige Lage
in Tibet. Es ist schwierig, nur kurz über die
Situation zu sprechen, da in Tibet momentan
sehr viel passiert. Ein springender Punkt
ist, dass die Chinesen ihre Anstrengungen
forcieren, tibetische Musterbeispiele an
Unternehmen auf den Gebieten Wirtschaft
(business), Umwelt wie auch auf dem Kultur- und Bildungssektor zu durchsuchen.
Es werden dabei Tibeter verhaftet und
eingesperrt. Man erfährt davon erst, wenn
deren Urteil verlautbart wird. Derzeit haben
wir eine Liste von über 30 Tibetern, die
entweder gekündigt wurden oder sich im
Gefängnis befinden. Wir sehen dies als eine
raffinierte Politik der Chinesen, Tibeter, die
erfolgreich in Wirtschaft, Kultur, Bildung
tätig sind, sukzessive zu eliminieren. Das
macht uns Angst.
Unsere größte Sorge ist die Umsiedlung.
Wir verfolgen diese Angelegenheit genau.
Wir befürchten, dass die chinesische Regie-
rung wirklich glaubt, die tibetische Kultur,
die Religion, den Buddhismus ausrotten und
damit den tibetischen Widerstand gegen die
chinesische Herrschaft brechen zu können.
Bereits jetzt müssen tibetische Lamas
oder Rinpoches vor ihrer Einsetzung von
der chinesischen Regierung genehmigt
werden. Tibetische Mönche in den Klöstern werden zu chinesischer Linientreue
verpflichtet und dürfen ausländischen Journalisten oder Touristen keinerlei religiöse
Auskünfte geben. Das war erst kürzlich
anlässlich eines Journalistenbesuches offensichtlich.
Wie Sie wissen, gab es in Tibet in letzter Zeit
viele von Menschenhand verursachte Katastrophen, wie z.B. der Erdrutsch in Osttibet.
Eine Tibeterin aus dem Gebiet kontaktierte
Woeser und gab dem im Bau befindlichen
Wasserkraftwerk die Schuld an der Katastrophe. Wir sind sehr stolz, dass die Tibeter
in dieser traurigen Situation trotzdem stark
und nicht unterzukriegen sind. Erst kürzlich
gab es eine spontane Demo von Tibetern, die
sich bei Sympathisanten verstecken konnten,
um nicht von den Chinesen entdeckt zu
werden. Seit dem vergangenen Jahr soll es
in Kanze, der Wiege des Widerstandes, ein
ungeschriebenes Gesetz geben: jeder Tibeter
11
Nachrichten
soll auf seine Art demonstrieren – einmal
dieser, einmal jener. Sie machen einfach
weiter. Ein klares Beispiel, dass die Tibeter
sich nicht unterdrücken lassen, auch wenn
sie bei Verhaftung streng bestraft werden.
Sie lassen sich nicht abschrecken. Sie haben
vielleicht von den 3 Brüdern gehört, die zu
3 bis 15 Jahre Gefängnis verurteilt wurden.
Sie haben vielleicht vom Tibeter Tseten Yak
gehört; er ist der Besitzer des Restaurants
„Yak“ und ist 450 Mio. Dollar schwer. Er
hat seine Finger in allem, was in Lhasa mit
Tourismus verbunden ist. Wie schon anfangs
erwähnt zerstören die Chinesen aber jedes
solche tibetische Musterbeispiel – ein Beispiel, das ein Vorbild, ein Impuls für andere
Tibeter sein könnte.
Auch hat sich der tibetische Flüchtlingsstrom nach Indien/Nepal seit März 2008
dramatisch verringert. Anlässlich meiner
Reise nach Nepal im Juli/August 2008 kamen gerade noch 10 Leute – früher waren es
Tausende. Ich traf ein 11-jähriges Mädchen.
Es hatte sich auf einem Lastwagen versteckt und kam nach 8 Tagen an. Auf meine
Frage, warum sie ihre Familie verlassen
hatte, antwortete sie, dass sie in Indien eine
Ausbildung bekommen möchte. Ihre Eltern
hatten viel Geld an die tibetischen Schlepper
bezahlt. Es kommen noch immer Flüchtlinge, wenn auch weniger.
Ebenso verringert hat sich die Anzahl der
Mönche in den Klöstern. Jene Mönche, die
zurück nach Tibet gehen, werden verhaftet
oder sie dürfen keine Teachings (Beleh-
12
rungen) mehr abhalten. Um Teachings
durchführen zu können, benötigen sie eine
Genehmigung von den chinesischen Behörden. Kürzlich waren 2 Söhne von Sakya
Trichen in Tibet. Die Chinesen brachten sie
um Mitternacht ins Sakya Zentrum. (...) Viele Tibeter kehren nach Tibet zurück, jedoch
unter strengen Bedingungen. Die Chinesen
versuchen auch, unter den Tibetern Unruhe
zu stiften. Diese lassen sich allerdings nicht
erschüttern.
Die Rolle der TSGs
Seit ich 1985 für die tibetische Exilregierung zu arbeiten begonnen habe – zuerst
3 Jahre im Gesundheitsbereich, dann im
Amt für Information und Internationale
Beziehungen – wurde mir bewusst, wie
wichtig TSGs sind. Tatsächlich war ich
1989 schon bei der ersten TSG-Konferenz in
Dharamsala dabei. Ich betrachte die Arbeit
der TSGs als außerordentlich wichtig. Die
Menschen unterstützen uns, weil sie an die
Sache glauben und sie mitverfolgen, sie sind
Zeugen des Leidens der Tibeter. Abhängig
oder unabhängig – ich habe immer gesagt,
dass TSGs unabhängige Organisationen
sind, aber die Motivation der TSGs gilt, den
Tibetern zu helfen.
Unter den TSGs gibt es Gruppen, die mit ihren vielen Mitgliedern daher auch finanziell
besonders erfolgreich sind, es gibt aber auch
nur Ein-Mann-Teams! Weiters gibt es TSGs,
die zusätzlich als Sponsorship-Funktion
agieren, oder andere, die Sozialhilfe leisten.
Nachrichten
Manchmal verschwimmen die Grenzen und
man weiß nicht, was eine TSG wirklich
ausmacht. Das Hauptprinzip einer TSG
ist es, den Tibetern zu helfen, die Wahrheit
über das tibetische Volk in China zu verbreiten, eine Art unabhängiger „Botendienst“.
Das 6. (Internationale) TSG-Meeting findet
im November in Indien statt, es beginnt
am 6./7. November. Sie sind herzlich eingeladen (Kost/Logis frei) zu einem regen
Meinungsaustausch.
Antwort auf unsere Fragen
1. Umwelt
Darüber möchte ich nicht sprechen, da ich
kein Umweltspezialist bin. Was wir wissen
sollten ist, dass die Gletscher auf dem tibetischen Hochplateau schneller schmelzen
als vermutet. Es gibt genügend Fotos, die
genau vermitteln, wie es vor 50 Jahren aussah, verglichen mit heute. Ich habe mit S.H.
dem Dalai Lama in den letzten 21/2 Jahren
oft darüber gesprochen. Er nennt Tibet den
Dritten Pol, gemeinsam mit Nord- und Südpol. Am Dritten Pol schmelzen die riesigen
Eisreserven schnell. Viele Flüsse entspringen auf dem tibetischen Hochplateau und
fließen durch China, Indien, Pakistan. Es
gibt immer mehr Überschwemmungen.
Wenn wir nichts dagegen tun, werden
die Konsequenzen katastrophal sein, denn
2/3 der Weltbevölkerung leben in diesen
Regionen.
2. Wir haben den Menschenrechtsexperten
der tibetischen Exilregierung, Herrn Tenzin
Norbu nach Europa eingeladen und werden eine Podiumsdiskussion bei der UN
Menschenrechtskonferenz im September
gemeinsam mit der Swiss Tibetan Friendship
Organisation abhalten, auch die Tibetan
Youth Association (Jugendorganisation)
wird eine Diskussionsplattform organisieren. Auch Sie haben die Möglichkeit, ihn
einzuladen, vorausgesetzt er bekommt das
notwendige Visum. An der Veranstaltung
wird noch gearbeitet.
Ich möchte kurz den Sino-Tibetischen Dialog ansprechen. Nichts hat sich geändert
seit dem letzten Besuch des Abgesandten
Seiner Heiligkeit Kalsang Gyaltsen in
China. Es wurde allerdings diesmal eine
Note überreicht. Das war alles, was man
tun konnte. Was inzwischen geschehen ist:
China beruft alle 5 Jahre ein „Arbeitsforum
Tibet“ mit den ranghöchsten Beamten ein,
wo über die Entwicklung in Tibet gesprochen wird. Immer wieder hat unser Team in
China darauf gedrängt, dass die Tibetisch
sprechende Bevölkerung in den 3 Provinzen
Amdo, Kham und Utsang nur einer einzigen
Administration unterstellt werden sollte und
nicht auf die vielen unterschiedlichen Arten
von Präfekturen/Autonomien aufgeteilt ist.
Wenn die Chinesen „Tibet“ sagen, meinen
sie die Autonome Region Tibet, wenn wir
uns auf Tibet beziehen, meinen wir die 3
Provinzen. Grundsätzlich sind wir für den
Mittleren Pfad S.H. des Dalai Lama; wir
13
Nachrichten
verlangen nicht die Unabhängigkeit sondern
eine echte Autonomie, welche alle Tibetisch
sprechenden Gebiete vereint. Die Chinesen
behaupten immer, dass wir damit meinen,
mehr Unabhängigkeit erlangen zu können,
dabei wollen wir aber nur das ehemalige
Tibet zurück. Auffallend beim letzten 5.
Arbeitsforum war, dass auch Beamte des
historischen Tibets nach Peking gekommen
waren. Wir können jedoch nicht beurteilen,
ob die Chinesen sie als Druckmittel benutzt
haben.
In den letzten 21/2 Jahren bin ich viel in
Europa inklusive Osteuropa gereist und
habe registriert, dass hier Deutsch eine
sehr wichtige Sprache ist, vermutlich von
vielen Menschen in Europa die am meisten
gesprochene. Wenn wir (in Europa) über
Tibet sprechen, sollten wir es vielleicht auf
Deutsch tun, die Reichweite wäre größer. Es
wäre zu überlegen.
Ein weiterer Punkt sind die Mitgliedschaften. Welche Mitgliederzahlen können Sie
den Parlamentariern, Medien, Regierungen
nennen? Wir müssen daran arbeiten, unsere
Zahlen zu verbessern: je mehr Mitglieder,
desto mehr (Stimm-)Gewicht.
Vor meiner 9-jährigen Arbeit für S.H. hatte
ich einen Job als Verkäufer im Telefonvertrieb, wo wir bei größeren Kampagnen gelegentlich bestimmte Zielgruppen
ansprachen. Wir sollten versuchen, wie
Geschäftsleute zu agieren. Wenn Geld
vorhanden ist, zum Beispiel Adressen einkaufen und anschreiben. Es heißt, dass von
14
1000 angeschriebenen Personen 500-600
Personen antworten. Am Ende des Tages
könnten wir mehr Mitglieder, mehr finanzielle Mittel, mehr Unterstützung erreicht
haben. Wir können nicht mit dem Status
quo zufrieden sein, wir müssen wachsen.
Wenn wir wachsen, würden wir von Regierungen, Parlamentariern und Medien
ernster genommen werden. Daran sollten
wir arbeiten. Es ist nicht leicht, aber es sollte
unser Ziel sein.
Wir alle wissen, das S.H. riesigen Zulauf hat,
wohin auch immer er kommt. Man erinnere
sich an die Kundgebung der TID (Anm.:
Tibet Initiative Deutschland) und anderen
Tibetorganisationen am 19. Mai 2008 in
Berlin. Es kamen ungefähr 25.000 Leute
zum Brandenburgertor. Die Unterstützer für
Tibet sind also da! Wir müssen nur Wege
finden, sie zu Mitgliedern machen. Es wird
immer aktive, aber auch passive Mitglieder
geben. Trotzdem brauchen wir sie, um das
Interesse an Tibet aufrechtzuerhalten und um
mehr Druck auf die Regierungen in Sachen
Tibet ausüben zu können.
3. Die dritte Sache sind Kampagnen (campaign), die wohl wichtigste Arbeit der TSGs.
Wir müssen ständig Kontakt mit unseren
Mitgliedern halten und sie über unsere
Ziele informieren, denn wir brauchen ihre
Spenden. Wir müssen das Interesse an Tibet weiter aufrechterhalten. Campaigning
ist ein Vehikel, Interessenten zu gewinnen.
Campaigning könnte zum Beispiel sowohl
Nachrichten
von Parlamentariern und Regierungen als
auch von NGOs wie zum Beispiel Amnesty
International, Human Rights Watch, Greenpeace gemacht werden.
Oft wenn wir eine Kampagne organisieren,
machen wir zu wenig Reklame dafür. Wir
sollten daher die Werbeziele für vorher
und nachher genau definieren. Viele Leute
wissen oft gar nicht, dass bzw. warum
diese oder jene Kampagne stattfindet. Wir
könnten Rundfunk, Fernsehen, Printmedien, die Tibetan News benützen. Ich kann
eine Adressenliste zur Verfügung stellen.
Wir müssen diese Möglichkeiten nützen.
Als ich im Juni in Washington Radio Free
Asia und die Voice of America besuchte,
wurde mir gesagt, dass es zu wenig Nachrichten aus/von Tibet gäbe. Ich denke, wir
können sie liefern. Je mehr News, desto
mehr Interesse. Auch die Menschen in
Tibet können erfahren, was sich außerhalb
tut und das ist eine große Motivation für
sie. Wir müssen deshalb mehr in diese
Richtung tun.
In Ländern wie die Schweiz und Deutschland haben wir eine Parlamentariergruppe
für Tibet, nicht aber in Österreich. Wir
können dort allerdings über die Grünen Kontakte knüpfen. In Österreich sollte versucht
werden, Wege zu Personen zu finden, und sei
es nur eine einzige Person als österreichische
„Parlamentariergruppe“. Damit könnten wir
noch mehr bewegen. Je mehr Mitglieder
wir haben, desto mehr Einfluss können wir
gewinnen.
Voriges Jahr in der Slowakei traf S.H. mit 6
Oppositionsparteien anlässlich eines Round
Table-Gesprächs zusammen. Sie fragten
S.H., was man denn für Tibet tun könnte.
S.H. sagte: „Nun, Sie sind alle Parlamentarier und Sie haben keine Gruppe für Tibet.
Wenn Sie eine einführen könnten, wäre das
gut.“ Weiters meinte er: „Das heißt nicht,
dass Sie deshalb keine guten Beziehungen
zu China haben können. Das ist sehr wichtig. Denn wenn Sie eine offizielle Gruppe
einsetzen, können Sie mit den chinesischen
Botschaften und den verschiedensten chinesischen Organisationen reden und ihnen die
Wahrheit über Tibet vermitteln. Gleichzeitig
pflegen Sie aber auch gute Beziehungen zu
China.“ Ich meine, dass die Gründung einer
Parlamentariergruppe für Tibet in Österreich
wirklich wichtig wäre.
Schlussendlich, als deutschsprachige TSGs
sollten Sie für die gemeinsame KampagnenArbeit Ihre gemeinsame deutsche Sprache
verwenden. Es würde die Arbeit mit den
sozialen Netzwerken untereinander vereinfachen. Starten Sie z.B. in Deutschland
eine Kampagne, dann verteilen Sie die Information an die anderen deutschsprachigen
Gruppen. In Zeiten des Internets ist das am
billigsten und effektivsten. Wir brauchen
aktive und fähige Mitarbeiter.
Die nächste Gelegenheit für ein Treffen bietet sich beim Besuch der bereits erwähnten 6.
TSG Konferenz in Delhi im November.
(frei übersetzt)
15
Nachrichten
Der „Dritte Pol“
Tibet war nicht immer das ‘Dach der Welt’.
Vor Millionen Jahren befand sich der Grund
des Plateaus tief unter dem sogenannten
Tethys Meer bis er langsam durch den nach
Norden rückenden indischen Subkontinent
tausende Meter in die Höhe geschoben wurde. An der Nahtstelle entstand der Himalaya.
Tibet wurde eine Anomalie in tropischen
Breiten, da die Region wegen der Höhe sehr
viel kälter ist als die umliegenden Länder.
Während der letzten Eiszeit bildete sich
über Tibet eine dicke Eisschicht, ähnlich
wie heute in Grönland. Damit entstand ein
‘Dritter Pol’, der, wie die zwei ‘richtigen’
Pole, Kälte global speicherte.
Am Ende der Eiszeit verschwand auch in
Tibet das meiste Eis, jedoch beschränkte
die Höhenlage den Schmelzprozess. Somit
blieb Tibet eine kalte Insel mitten in einer
eigentlich warmen Zone. Der Einfluss des
globalen Klimas auf Tibet mag heute viel
größer sein als umgekehrt, aber für die umliegenden Regionen Asiens, die auch die meist
bevölkerten Regionen der Welt sind, bleibt
Tibet ein wichtiger Klimaregulator. Tibet
kühlt die umliegenden Regionen, es versorgt
sie mit ungeheuren Massen an Wasser (daher
der Ausdruck vom ‘Wassertank’Asiens), und
wegen den brutalen Temperaturschwankungen entstehen über Tibet besondere atmosphärische Bedingungen, die Monsunregen in
Südasien, China und Südostasien antreiben.
Über Fragen des Klimawandels streiten die
Gelehrten. Es ist noch unklar, inwiefern die
16
gegenwärtige Erderwärmung schlimmer ist
als frühere, und in welchem Umfang sie von
Menschen gemacht ist. Vor kurzem musste
die weitverbreitete Meinung revidiert werden, nach der die Gletscher des Himalayas
in zwei Jahrzehnten verschwunden sein
werden. Der Zustand der Umwelt in Tibet
bleibt jedoch wichtig für die Teile Asiens,
die von dort ihr Wasser beziehen.
Die Erwärmung Tibets und der Gletscherschwund haben schon seit vielen Jahren die
Gemüter erregt. Interessanterweise fand
diese Diskussion auch in der chinesischen
Presse statt und der Staatsapparat beteiligt
sich regelmäßig daran. Dabei wird immer
wieder eine große Angst vor Katastrophen,
Fluten etc. deutlich. Diese spiegeln eine
in China weitverbreitete Einstellung zur
Natur als eine gefährliche Größe, die entweder gebändigt oder, wenn nicht möglich,
wenigstens unter Kontrolle gehalten und
‘korrigiert’ werden muss. So müssen Wüsten
‘grün’ werden, und Flüße hinter Dämmen
verschwinden. Tibet wird als eine Einöde
wahrgenommen, wo beides, Wüsten und ungebändigte Flüsse zuhause sind und die man
am besten nur mit einer Sauerstoffmaske
betreten soll. Tibet und Tibeter faszinieren
und beängstigen zugleich.
Selbst an sich kompetente chinesische
Wissenschaftler, tragen solche vorgeprägten
Denkweisen mit sich. So publizierten vor
einigen Jahren Klimatologen eine Untersuchung, in der sie die Präsenz einer bestimm-
Nachrichten
ten Rußart in der Atmosphäre über Tibet
feststellten, welche im Verdacht steht, zum
Treibhauseffekt beizutragen. Für den Ruß
machten sie ‘unwissenschaftliche’ - sprich,
traditionelle - tibetische Öfen verantwortlich, offenbar ohne lange darüber nachzudenken, dass jener Ruß, wenn überhaupt,
nur sehr peripher das Weltklima beeinflusst
(jedenfalls weitaus weniger als die notorischen Kohlekraftwerke Chinas).
Anderseits sind auch am ‘grünen Tibeter’
Zweifel angebracht. Genauso wie das
Abendland Nächstenliebe öfter predigte als
praktizierte, mögen Tibeter naturnah gelebt
haben, aber die Umwelt haben sie nicht mehr
oder weniger gestört als vergleichbare, vorindustrielle Gesellschaften. Umweltzerstörung hat es auch im alten Tibet gegeben. Die
fortschreitende Wüstenbildung in Westtibet,
beispielsweise, ist an sich ein natürlicher
Prozess. Er wurde aber durch die Abholzung
der Wacholderwälder beschleunigt. Ein
krasseres Beispiel findet man in Kham, wo
die alpinen Wälder an fast sämtlichen Südhängen durch Übergrasung verschwanden,
lange bevor die Chinesen kamen.
Fakt ist aber auch, dass die industrielle Abholzung, die Übergrasung der Steppe und die
Quasi-Eliminierung vieler Tierarten sowie
der wilde Bergbau die gravierendsten Umweltzerstörungen sind und einzig und allein
das Resultat chinesischer Präsenz in Tibet.
Wenigstens gelten heute diese Probleme
als gelöst oder auf dem besten Weg dazu.
Die traditionelle tibetische Lebensweise
war vor allem wenig umweltbelastend, weil
die Bevölkerung klein war und großräumig
verteilt und keine Industrie betrieb. Tibeter
von heute wollen aber auch Autos, Fernseher
und Zentralheizung, wenn ihnen diese erstmal
zugänglich sind. Jedweden Eingriff in die tibetische Natur zu verbieten, wäre wohl kaum
durchsetzbar, auch in einem freien Tibet. Modernisierung und eine vernünftige Industrie
müssen kein Problem sein, wenn grundsätzliche Regeln eingehalten werden, d.h. wenn
die Belastung der Umwelt möglichst klein
bleibt und unvermeidbare Schäden verbindlich wiedergutzumachen sind. Jedoch eine
no-footprint Entwicklung gibt es nicht, nicht
in Tibet und auch nirgendwo sonst.
Nun wollen wir die wichtigsten Umwelt ‘hot
spots’ des heutigen Tibets analysieren.
Die Ansiedlung von Nomaden ist ökologisch
völlig unsinnig. Gerade die Wirtschaftsweise
der Nomaden trug zum ökologischen Gleichgewicht des Hochplateaus bei. Ihre erzwungene Sesshaftwerdung in festen Siedlungen
schafft im Gegenteil potentielle Umweltprobleme. Allerdings bleibt der Schaden sehr
begrenzt, solange die Siedlungen klein sind.
Schon seit den 50er Jahren betreiben die
chinesischen Behörden Aufforstungskampagnen, welche gerne als ökologische
Großtaten publiziert werden. Man spricht
hier gerne von ‘ökologischem Aufbau’,
ein Widerspruch in sich. Der Kahlschlag
der 80er Jahre in Osttibet könnte damit
wiedergutgemacht werden. Doch anstatt
die Originalvielfalt wiederherzustellen, wird
17
Nachrichten
vorwiegend Monokultur mit ortsfremden
Spezien betrieben. Der Sinn von Aufforstung
in anderen Gebieten ist fraglich und Statistiken darüber sind mit Vorsicht zu genießen,
weil sie nur die Setzlingszahlen erfassen. Es
ist aber unklar, wie viele davon tatsächlich
in die Erde gesetzt werden. Bewässerung
findet oft nicht statt, und spätere Kontrolle
ist inexistent. Somit sind solche Aufforstungskampagnen nur Potemkinsche Dörfer.
Das ist vielleicht auch besser so.
Tibets Reichtum an Mineralien macht Bergbau zu einem Schwerpunkt offizieller Entwicklungspläne. Bergbau kann ökologisch
erträglich betrieben werden und die entsprechenden chinesischen Gesetze sind an sich
fortschrittlich. Das Problem ist, dass sie oft
nicht angewandt werden. Was die Umweltverträglichkeit von Bergbau angeht, so gelten
größere Minen als sinnvoller. Eine große
Mine verbraucht weniger Energie als zwei
kleine mit demselben Ertrag. Es ist weniger
Infrastrukturaufbau nötig, Probleme und potentielle Unfälle sind leichter einzugrenzen,
schließlich ist auch Überwachung leichter.
Größere Minen generieren auch höhere
Gewinne mit weniger Kosten, womit das
Management weniger in Versuchung kommt,
Sicherheitsbestimmungen zu missachten. Erinnern wir daran, dass genau dieses Problem
hinter den meisten Bergbauproblemen steckt,
die die Volksrepublik China plagen.
Die Eisenbahnstrecke zwischen Golmud und
Lhasa mag politisch dubios sein, ihr ökologischer Impakt ist dennoch minimal. Mit der
18
globalen Erwärmung ist es sogar eher umgekehrt, dass die Umwelt eine zunehmende Belastung für die Bahn darstellt, da weite Teile
der Strecke auf Permafrostboden liegen, dieser wird aber immer weicher, und bereitet so
den Ingenieuren Kopfzerbrechen. Bedenken,
dass die Bahn Migrationswege der Wilds
stören, haben sich in Untersuchungen nicht
bewahrheitet. Völlige Entwarnung wird hier
allerdings erst nach einigen Erfahrungsjahren
möglich sein. Die Eisenbahnstrecke hat aber,
bedauerlicherweise, von der Betrachtung
weitaus größere Gefährdungspotentiale abgelenkt. Ein Unfall entlang der Pipeline, die
Zentraltibet von Golmud aus mit Mineralöl
versorgt, wäre zum Beispiel eine Katastrophe
ungeheueren Ausmaßes. Megalomanische
Pläne, die Flüsse Osttibets zur Stromgewinnung einzudämmen wären, wenn verwirklicht, auch höchst problematisch.
Das derzeit größte Umweltproblem in Tibet
ist die Müllentsorgung bzw. das NichtVorhandensein davon. So gut wie alle Flüsse
Tibets dienen schon jetzt als Ersatz für nicht
vorhandene Kläranlagen und entwickeln
sich immer mehr zu Kloaken. Verpackungsmüll, Bauschutt und die völlig unkontrollierte Entsorgung von Öl, Chemikalien und
anderen Umweltgiften in die Flüsse sind an
der Tagesordnung. Hier braut sich kaum bemerkt eine Umweltkatastrophe zusammen,
die größte Aufmerksamkeit verdient.
Tierry Dodin, Direktor TibetInfoNet &
Forscher an der Universität Bonn
Quelle: tibetfocus.com
Nachrichten
50 Jahre tibetische Demokratie
Im vorliegenden Artikel zeigt der Volkswirtschafter Tsewang Baru die Struktur der
exil-tibetischen Demokratie sowie deren
kritischen Aspekte auf. Der Artikel ist
anlässlich eines Referats am ersten Tibetischen Europa-Jugendparlament in Zürich
entstanden.
Die Einführung der Demokratie in der tibetischen Exilgemeinschaft durch den 14.
Dalai Lama jährt sich dieses Jahr zum fünfzigsten Mal. Zudem stehen im kommenden
Jahr die Erneuerungswahlen des tibetischen
Exil-Parlaments und der tibetischen ExilRegierung an. Deshalb soll an dieser Stelle
ein grober Überblick über das demokratische
System der Exil-Gemeinschaft gegeben werden. Kurz nach der Flucht ins indische Exil
gründete der 14. Dalai Lama in Mussoorie
die offizielle Tibetische Exil-Regierung
(Central Tibetan Administration – CTA),
welche später nach Dharamsala verlegt
wurde. Das ursprüngliche Ziel dieser ExilRegierung war es, einerseits die Weiterführung der Regierung eines unabhängigen
Tibets sicherzustellen und andererseits den
legitimen Anspruch dieser Exil-Regierung
auf das historische Tibet aufrecht zu erhalten. Bis heute wird diese Regierung von der
Mehrheit der Tibeter im Exil und in Tibet als
die einzige legitime Vertretung des tibetischen Volkes angesehen. Nach der offiziellen
Gründung der CTA nahm das Tibetische
Exil-Parlament (Droetsog – Commission
of Tibetan People’s Deputies) nach seiner
ersten offiziellen demokratischen Wahl am
2. September 1960 die Arbeit auf. Als weiterer Meilenstein wurde im Jahr 1960 das
Tibetische Exil-Parlament ermächtigt, das
Kabinett (Kashag) zu wählen. Im Jahr 2001
kam die direkte Wahl des Premierministers
durch das tibetische Stimmvolk hinzu.
Exekutive und Legislative
Betrachtet man die aktuelle Struktur der
tibetischen Demokratie, dann wird die
urdemokratische Forderung der Gewaltentrennung erfüllt. Die Einführung einer
Judikative erfolgte am 11. März 1992. Die
Exekutive setzt sich aus sieben Ministern
zusammen, wobei ein Minister gleichzeitig
auch als Regierungschef amtet. Dieser wird
direkt vom Volk für eine Amtsdauer von fünf
Jahren gewählt. Er nominiert wiederum die
Minister, welche vom Parlament bestätigt
werden müssen. Das Parlament setzt sich
aus 46 Volksvertretern zusammen, die direkt
vom Volk für fünf Jahre gewählt werden. Die
Sitzverteilung sieht wie folgt aus:
- Die drei Provinzen verfügen über jeweils
zehn Sitze.
- Die vier buddhistischen Hauptschulen und
die Naturreligion Bön sind mit jeweils 2
Sitzen vertreten (Doppelstimme).
- Die Exilgemeinschaft in Europa verfügt
über zwei Sitze.
19
Nachrichten
- Die Exilgemeinschaft in Nordamerika
verfügt über einen Sitz.
- Zusätzlich kann der Dalai Lama ein bis
drei Mitglieder nominieren.
Das Parlament tagt an zwei Sessionen
(Frühling und Herbst). Außerhalb dieser
zwei Sitzungen besteht das Parlament aus
elf permanenten Mitgliedern.
Kritik am aktuellen System
Die Zusammensetzung des Parlamentes hat
sich seit seiner Gründung nur geringfügig
verändert und die Frage ist berechtigt,
inwiefern diese noch der gegenwärtigen
Situation im Exil entspricht. Die Ablösung
dieser Struktur durch ein parteipolitisches
System, das sich primär an der Verteilung der tibetischen Bevölkerung im Exil
orientieren sollte, steht im Raum. Das
aktuelle System hat seinen Ursprung im
historischen Tibet und der starken Verwurzelung in der buddhistischen Religion und
widerspiegelt den damaligen Anspruch der
Exil-Regierung auf das Gebiet bestehend
aus den drei Provinzen Amdo, Kham und
Ü-Tsang. Aus dieser Überlegung ist die
aktuelle Struktur nachvollziehbar und mit
Blick auf die Gegenwart insofern aktuell,
als dass die Tibetische Exil-Regierung diesen Anspruch weiter aufrecht erhält, indem
sie eine Lösung für alle tibetischen Gebiete
sucht. Die Gefahr besteht sonst, dass eine
Lösung der Tibet-Frage letztlich nur auf die
Autonome Region Tibet reduziert wird. Aus
20
der Säkularisierungsperspektive wird auch
die Quotenregelung für die Vertreter aus
den buddhistischen Hauptschulen und der
Naturreligion Bön stark kritisiert. Hauptkritikpunkt ist das doppelte Stimmrecht für die
Vertreter des Klerus, die einerseits einen Vertreter ihrer buddhistischen Schule und andererseits einen Vertreter ihrer Provinz wählen
können. Ein solches doppeltes Stimmrecht
widerspricht dem demokratischen Grundsatz
„one person, one vote“. Als Alternative wäre
ein Zweikammersystem denkbar, wobei eine
Kammer das historische Tibet repräsentieren
und die zweite Kammer die Aufgaben des
aktuellen Parlamentes wahrnehmen würde.
Die Sitzverteilung der zweiten Kammer würde sich dann nach der Bevölkerungsgröße
der geographischen Regionen richten, wo
die rund 140.000 Exil-Tibeter leben (Europa, Nordamerika, Asien-Pazifik, Indien
inklusive Nepal).
Nachrichten
partizipieren, ist insbesondere auch ein
Problem für die Exil-Regierung, welche
für sich proklamiert, die einzige legitime
Vertretung des tibetischen Volkes zu sein.
Eine tiefe Wahlbeteiligung unterminiert
diesen Anspruch einerseits gegenüber der
internationalen Staatengemeinschaft und
andererseits gegenüber China. Das tibetische
Wahlprozedere bietet viele Ansatzpunkte für
Verbesserungen. Leser, die sich tiefer mit
dieser Frage auseinandersetzen möchten,
sei der sehr aufschlussreiche Artikel von
Dr. Lobsang Sangey „Kalon Tripa Election
Reform“ empfohlen. Zu den Wahlen im
Jahr 2011 ist zu bemerken, dass diese in
der tibetischen Exil-Gemeinschaft eine
deutlich größere Resonanz gefunden haben
als frühere Wahlen, zumindest in medialer
Form. Vor allem das Internet fungiert hier
als ein wichtiger Faktor, der insbesondere
jüngere Wählerschichten mobilisieren könnte. Internetseiten wie www.kalontripa.org
und Podiumsdiskussionen mit potentiellen
Kandidaten sind hilfreiche Mittel, leisten
einen fruchtbaren Beitrag zur Diskussion
und führen damit nicht zuletzt zu einer
breiter abgestützten Demokratie und einem
tieferen Demokratieverständnis in der Exilgemeinschaft.
von Tsewang Baru
Quelle: tibetfocus.com
Tiefe Wahlbeteiligung und
Wählermobilsierung
Doch bevor strukturelle Reformen angeschoben werden, muss sich das demokratische Verhalten auf der individuellen Ebene
verändern. In diesem Zusammenhang stellt
primär die Wahlabstinenz ein großes Problem in der Exil-Gemeinschaft dar, wie sich
bei den letzten Erneuerungswahlen herausstellte. Die Wahlbeteiligung betrug knapp 30
Prozent, was im internationalen Vergleich
ein sehr tiefer Wert ist. Das geringe Interesse, an der politischen Willensbildung zu
21
Nachrichten
Leserbrief (Op-ed) von Lodi Gyaltsen Gyari,
South China Morning Post
Die letzten 30 Jahre habe ich S.H. den Dalai
Lama bei den Gesprächen mit der chinesischen Regierung vertreten. In diesen vielen
Jahren des periodischen Dialogs habe ich
versucht, dass die chinesische Führung den
Wunsch des tibetischen Volkes und die Vision S.H. begreift, einen gemeinsamen Weg
zu Frieden und Versöhnung zu finden.
Über die Jahre habe ich auch eine drastische
Veränderung in der Natur und Struktur der
chinesischen Führung beobachtet – von der
Durchschlagskraft eines Deng Xiaoping zur
Toleranz eines Hu Yaobang bis hin zu den institutionellen Zwängen und einem Mangel an
Durchsetzungskraft in den letzten Jahren.
Wenn es eine visionäre Führung gab, konnte
man sehen, dass China fähig war, die Einheit und Integrität des Landes zu erhalten,
dabei die Interessen aller Bürger zu fördern
und ein positives internationales Image zu
schaffen.
Die Haltung der chinesischen Führung in
der Tibetfrage hat einen direkten Einfluss
auf die Bildung einer harmonischen Gesellschaft in China und seines Image auf
der Weltbühne.
Als Teil meiner Arbeit habe ich versucht, die
derzeitige Haltung der chinesischen Führung
zu verstehen, und kann mir 3 mögliche
Gründe vorstellen.
Der erste ist, dass China einen Aufschwung
verzeichnet und sich alle ethnischen Grup-
22
pen in ihren individuellen Ansprüchen dieser
neuen Identität anzupassen haben.
Die chinesischen Verfechter dieser These
scheinen die unterschiedliche Identität des
tibetischen Volkes zu ignorieren. Peking
macht den Fehler, die künstliche Stabilität
in den tibetischen Gebieten als ein Zeichen
von Zustimmung der Tibeter zu sehen. Diese
ist jedoch nicht das Schweigen der Zustimmung oder Zufriedenheit. Es ist eher das
Schweigen einer wachsenden Verzweiflung
und Bitterkeit – eine Art Schweigen, das sich
unter repressiven Bedingungen noch vervielfacht. Offen gesagt, es birgt den Samen für
künftige Gewalttätigkeit und Instabilität.
Der zweite Grund meiner Ansicht ist, dass
mit einer erfolgreichen Verbesserung der
wirtschaftlichen Bedingungen in den tibetischen Gebieten die Anliegen der Tibeter
erfüllt sein werden und die ganze Angelegenheit damit für die chinesische Regierung
vom Tisch sein würde.
Auch das ist aber nur ein dürftiger Versuch,
das tibetische Problem zu lösen. Die wirtschaftliche Marginalisierung des tibetischen
Volkes ist real und die chinesische Führung
muss sich aufgrund der offiziellen Statistik
mit diesem Problem beschäftigen.
Chinesische Gelehrte und Experten in der
Tibetfrage wissen jedoch, dass die Tibeter
höchste Achtung gegenüber ihrer ausgeprägten Kultur haben, ein Umstand, der einen
Nachrichten
positiven Beitrag zu einem neuen China
geleistet hat.
Die kulturelle und spirituelle Identität benötigt Raum, um unter den Tibetern zu blühen
und zu gedeihen. Dies kann aber nicht nur
durch wirtschaftliche Entwicklung erreicht
werden, auch wenn es gut gemeint ist.
Wirtschaftliche Integration ohne Respekt
und Sensibilität für ihre Kultur wird die Tibeter noch mehr verärgern. Das war auch die
klare Botschaft an China in allen tibetischen
Gebieten anlässlich der 2008-Proteste.
Der dritte Grund ist, dass China auf den Tod
des Dalai Lama wartet und die Tibetfrage
damit auf natürliche Weise verschwinden
würde. Diese Denkweise begründet sich
auf dem Glauben, dass eine führer- und
orientierungslose Bewegung zersplittern und
schließlich irrelevant wird.
Diese Auffassung ist aus vielen Gründen
fehl am Platz und kontraproduktiv für Chinas eigene Zukunft. Diejenigen, die diese
Ansicht unterschreiben, verstehen nicht,
dass Fragmentierung heutzutage nicht mehr
irrelevant ist, sondern radikale Unberechenbarkeit und ein wesentlich größeres Risiko
bedeutet. Weit entfernt von Auflösung wird
sich die tibetische politische Bewegung auch
in Abwesenheit des derzeitigen 14. Dalai
Lama wieder erfinden und zwar noch weit
komplexer und widerspenstiger.
Es ist entmutigend, wie Chinas Führung sich
von den frühen Tagen der kühnen Reformen
entfernt hat. Die Führer, die ich in den frühen
80er Jahren kennen gelernt habe, teilten die
Überzeugung über ihre historische Rolle,
den schwierigen Übergangsprozess nach
Mao herbeizuführen. Führer wie Hu Yaobang verstanden, dass die Größe von Chinas
Zukunft in verantwortungsvollen Aktionen
lag, um den Grundstein für echte Stabilität
zu legen. Hu wollte eine mutige Politik für
Tibet. Weil er offen und ehrlich war, sich
getraute zu handeln, sich der Realität zu
stellen und Verantwortung zu tragen, hatte
er die Herzen der Tibeter gewonnen.
Ich hoffe, dass die heutige Führung die
Gelegenheit ergreift und den Mut aufbringt,
sich den schwierigen Tatsachen des gegenwärtigen Tibet zu stellen und die
mutigen Visionen von Deng und Hu aufzugreifen.
Von Seiten unserer Regierung haben wir
die Position S.H. formell im Memorandum
on Genuine Autonomy for the Tibetan People (Memorandum betreffend eine echte
Autonomie für das tibetische Volk) im November 2008 in der achten Gesprächsrunde
präsentiert. Mit der damit in Verbindung
stehenden Note, die im Jänner dieses Jahres
präsentiert wurde, haben wir ein klares und
endgültiges Statement abgegeben, dass wir
nur eine echte Autonomie innerhalb des
Rahmens der VRC, ihrer Verfassung und
ihrer Gesetze wünschen.
Wir haben es bis zum Überfluss klar gemacht, dass wir Chinas Kerninteressen
betreffend Souveränität und territoriale Integrität einschließlich der Autorität der Zentralregierung respektieren und das regionale,
23
Nachrichten
nationale Autonomiesystem entsprechend
befolgen werden.
Unser Kerninteresse liegt darin, dass auch
die Zentralregierung die legitimen Rechte
des tibetischen Volkes auf Erhaltung seiner
ausgeprägten und einmaligen Identität respektieren muss.
Die chinesische Führung muss Verantwortung übernehmen und ein ernsthaftes
Zugeständnis machen, um eine reale Lösung
der Tibetfrage zu finden. Die Dringlichkeit
dieser Verantwortung wird aufgrund des
momentanen einmaligen Zeitfensters umso
deutlicher. Nie zuvor hat es einen tibetischen
Führer wie S.H. gegeben, der so standhaft
und hartnäckig einen so herausfordernden
und gefahrvollen Weg verfolgt hat, um
eine visionäre Veränderung für Tibeter und
Chinesen zu erreichen.
Die VRC nennt sich selbst einen multiethnischen Staat, in dem für alle Nationalitäten gleiche Macht und gleiche Rechte
gelten, und nicht einen Staat, in dem eine
Minderheit von einer Mehrheit politisch
dominiert wird.
Chinas Führung muss eine historische Wahl
treffen: wird sie China in eine friedliche
Zukunft steuern, in der die Tibeter endlich
eine bleibende Heimat in einem solchen
modernen China finden? Oder in die andere
Richtung gehen und den Samen der Entfremdung mit all ihren negativen Konsequenzen
säen?
Ich weiß, dass S.H. der Dalai Lama die richtige Seite der Geschichte gewählt hat. Ich
kann nur hoffen, dass auch Chinas Führung
bereit ist, das gleiche zu tun.
10. September 2010
Lodi Gyaltsen Gyari ist Sonderbeauftragter
des Dalai Lama und leitet das tibetische
Verhandlungsteam in den Gesprächen mit
der chinesischen Führung. Ursprünglich
erschienen als Op-ed in der South China
Morning Post (http://www.scmp.com , http://
www.scmp.com)
(Unautorisierte Übersetzung aus dem
Englischen)
IN KÜRZE
*** Neuankömmlinge aus Tibet - Seit
den Unruhen 2008 wird es besonders den
Kindern erschwert, ins Exil zu flüchten, um
hier eine Schulbildung zu erhalten. Obwohl
die Anzahl sich verringert hat, gibt es noch
24
immer Kinder, die ihr Leben riskieren, was
ein Beweis für die ernste Situation in Tibet
ist. Bis Mitte Juli 2010 kamen heuer 138
neue Kinder in die TCV Schulen.
(Metok, Summer 2010)
Nachrichten
Der Dalai-Lama-Effekt
Ein Treffen mit dem Dalai Lama hat seinen Preis, behauptet
eine Studie: Die Exporte der Gastländer nach China schrumpfen im Nachhinein durchschnittlich um 12,5 Prozent.
Wenn auch die Politik der Volksrepublik
China manchmal Rätsel aufgibt, in gewissen
Fragen ist ihre Führung sehr berechenbar.
Als im Oktober dem chinesischen Dissidenten Liu Xiaobo der Friedensnobelpreis
verliehen wurde, verurteilten die Behörden
dies wie erwartet als Einmischung in innere
Angelegenheiten. Wenn der Dalai Lama
aus seinem indischen Exil ins Ausland
reist – was er oft tut – und dort von einem
Staatsoberhaupt empfangen wird, empfindet
dies die chinesische Regierung stets als
Provokation und droht den betreffenden
Ländern mit wirtschaftlichen Vergeltungsmaßnahmen.
Weil eine totale Verweigerung aufgrund
seiner großen Popularität innenpolitisch
heikel ist, versuchen viele Staatschefs, wenigstens allzu offizielle Begegnungen mit
dem Dalai Lama zu vermeiden. Als er 2008
die Schweiz besuchte, betonte der damalige
Bundesrat Pascal Couchepin, den religiösen
Führer in seiner Funktion als Kulturminister
zu empfangen und nicht als Bundespräsident
(was Couchepin damals auch war). Kein
exportorientiertes Land will die Beziehungen zur zweitgrößten Volkswirtschaft der
Welt leichtfertig aufs Spiel setzen. Doch
wie ernst ist es den Chinesen wirklich mit
ihren Drohungen? Müssen Länder, die dem
hohen tibetischen Gast den roten Teppich
ausrollen, tatsächlich Handelssanktionen
befürchten? Zwei Ökonomen sind diesen
Fragen nachgegangen und zu einem klaren
Ergebnis gekommen.
China stritt selbstbewusster auf
In ihrer Studie behaupten Andreas Fuchs
and Nils-Hendrik Klann von der Universität
Göttingen, statistische Beweise für chinesische Vergeltungsmassnahmen gefunden zu
haben. „Wir haben herausgefunden, dass
nach Treffen mit dem Dalai Lama die Exporte nach China um 12,5 Prozent abnehmen“,
schreiben die beiden Wissenschaftler. Dieser
Effekt soll rund zwei Jahre anhalten und
vor allem Exportgüter der Maschinen- und
Transportindustrie umfassen. Diese sind oft
Gegenstand von Verhandlungen zwischen
Handelsdelegationen. Und offenbar beschränken sich die statistischen Belege auf
die Amtszeit von Hu Jintao, der seit 2002
Staatspräsident ist. Nicht zufällig begann
das Land in dieser Periode, international
selbstbewusster aufzutreten.
„Gemäß unserer Daten spielen bilaterale
politische Beziehungen eine wichtige Rolle
im Handel mit China“, kommen die beiden
Wissenschaftler zum Schluss. „Chinesische
Handelsdelegationen sind nicht frei von
25
Nachrichten
politischer Einflussnahme und das Land
nutzt Handelsbeziehungen offenbar als
außenpolitisches Werkzeug.“ Auch für China haben solche Vergeltungsaktionen einen
Preis, denn sie schaden ebenso der eigenen
Wirtschaft. Die Regierung ist bereit ihn zu
zahlen und zeigt damit, dass wirtschaftliche
Interessen hintanstehen müssen, wenn sie
die innere Stabilität bedroht sieht.
Obama blieb standhaft
Erklärungen von offiziellen chinesischen
Stellen tun ein übriges. Im Februar warnte
ein Funktionär der Kommunistischen Partei
vor Konsequenzen, sollte US-Präsident
Obama den Dalai Lama treffen: „Dann wür-
den das Vertrauen und die Zusammenarbeit
zwischen unseren Ländern Schaden nehmen.
Wie würde das den USA helfen, ihre aktuelle
Wirtschaftskrise zu überwinden?“ sagte Zhu
Weiqun an einer Pressekonferenz. „Wir
werden entsprechende Maßnahmen ergreifen, damit sich diese Länder ihrer Fehler
bewusst werden.“
Für die größte Volkswirtschaft der Welt gilt
der „Dalai-Lama-Effekt“ jedoch offenbar
nicht. Obama ließ sich nicht beirren und
traf den religiösen Führer im Februar. Die
US-Exporte nach China stiegen im August
um 31,5 Prozent.
(kri)
Quelle: 20 minuten Online, 5.11.2010
Nachrichten
Das große Schweigen
Wo es um Wirtschaftsinteressen geht, müssen sich die
Prinzipien hinten anstellen
Chinas Forderung an europäische Regierungen, der Verleihung des Friedensnobelpreises
an den chinesischen Dissidenten Liu Xiaobo
in Oslo fernzubleiben, ist eine Unverschämtheit, die sich das Land leider leisten kann.
Das beweist der französische Präsident
Nicolas Sarkozy derzeit eindrucksvoll.
Angesichts von Wirtschaftsverträgen in
Milliardenhöhe, die beim Besuch von
Chinas Staatschef Hu Jintao in Paris unterzeichnet werden, und dem anstehenden
G20-Vorsitz verzichtet Sarkozy darauf, den
Nobelpreis offiziell anzusprechen. Wo es um
Wirtschaftsinteressen geht, müssen sich die
Prinzipien hinten anstellen. China weiß das und spielt seine Macht ganz undiplomatisch
aus. Wer sich bei den „drei Ts“ gegen die
chinesische Linie stellt, läuft Gefahr, sich
eine schwere diplomatische Krise einzuhan-
deln: Tibet, Taiwan - und Tiananmen, sprich
Menschenrechte.
Angesichts dessen wäre es gerade für UnoGeneralsekretär Ban Ki-moon eine Paradeaufgabe gewesen, frei von wirtschaftlichen
Überlegungen für die Menschenrechte
einzustehen. Doch anders als viele europäische Staaten und die USA, die für ihre
Grenzüberschreitung nun die Rechnung
präsentiert bekommen, schaffte er es bei der
Nobelpreis-Bekanntgabe nicht, die Freilassung Liu Xiaobos zu fordern - und wird dies
auch bei seinem Chinabesuch diese Woche
nicht tun. Bans Wiederwahl steht nächstes
Jahr an - und China ist eine Veto-Macht im
Sicherheitsrat.
von Julia Raabe
DER STANDARD, Printausgabe,
5.11.2010
Wir gehen
einen anderen Weg.
Gratis Katalog bestellen und Wanderreise nach Nepal gewinnen!
T.: 0316/583504-0, www.weltweitwandern.at
26
27
Spendenaktion
308 Kinder brauchen dringend neue Matratzen!
Mein jährlicher Besuch in Dharamsala
(heuer bereits zum 17. Mal(!) und sicherheitshalber möchte ich betonen, dass ich
stets auf eigene Kosten hinreise) gibt vor
allem immer die Gelegenheit, vor Ort über
akute Bedürfnisse
zu sprechen.
Mit der Projektkoordinatorin der Tibetischen Kinderdörfer, Frau Lobsang
Tsomo, vertiefe ich
mich dann in die
aufliegenden Listen aller von allen
Kinderdorfleitern
deponierten Wünsche und dringenden
Bedürfnisse. Jeder Wunsch ist mit einer Bemerkung versehen, woraus etwa die Dringlichkeit hervorgeht, oder was nochmals zu
überprüfen ist, etc. Hier rangiert alles, was
irgendwie ersetzt oder neu angeschafft werden muss. Das kann vom Schuhkasten bis
zum Computer oder Sprachlabor alles sein,
was eben in einem täglichen Schul- oder
Heimbetrieb so anfällt.
Heuer liegt uns ein besonders dringendes
Projekt am Herzen: die Matratzen der Kinder
im Kinderdorf TCV Chauntra haben völlig
ausgedient und sind nunmehr auch irreparabel
geworden. Man darf sich da keine dicken
Federkernmatratzen vorstellen. Die Betten
der Kinder (aber auch aller anderen Personen)
28
sind hier Bretter mit relativ dünnen Auflagen.
Ich kenne das aus eigener Erfahrung aus dem
Gästehaus schon seit vielen Jahren.
Obwohl das Kinderdorf in Chauntra das
jüngste ist (es wurde erst im Juli 2004 bezogen), wurden aus
Einsparungsgründen die alten Matratzen der vorherigen Bleibe, nämlich
in Patlikul, mitgenommen. Nun sind
sie völlig durchgelegen und können
keinen erholsamen
Schlaf mehr für die
Kinder bieten.
Als Hintergrundwissen: anders als in den
übrigen Kinderdörfern hat in Chauntra jedes
Heimgebäude zwei Schlafsäle, jeder beherbergt durchschnittlich 45 – 50 Kinder in den
Altersgruppen von 7 bis 15 Jahren, also rund
100 Kinder. Da es 8 solcher Gebäude gibt,
ergibt dies 16 Heime. Die größeren Kinder
übersiedeln dann in 2 Hostels (280 ältere
Schüler) mit kleineren Schlafeinheiten.
Wenn man sich nun die Kinderschlafsäle
vorstellt, die unbeheizt sind, keine Kopfkissen haben (man legt sich die Schuluniform und Bettlaken zusammengefaltet
unter den Kopf), dann möchte man ihnen
wenigstens gute Matratzen wünschen. Aus
verschiedenen Angeboten wurden nun die
Spendenaktion / Erfolgreiche Projekte
günstigsten herausgesucht, und nun bitte ich
Sie dringend um Ihre Mithilfe, den Kinden
im kommenden Winter neue Matratzen zur
Verfügung stellen zu können.
Bitte verwenden Sie den beigehefteten Erlagschein, oder überweisen Sie auf unser
Spendenkonto 00610 741 803, BLZ 12000,
bei der Bank Austria, unter dem Kennwort:
„Matratzen für Kinder in Chauntra“.
Herzlichen Dank im Namen der vielen
Kinder!
e.z.
Gewächshäuser in den entlegensten Gebieten
Die Schulen im Jangthang Gebiet sind ab
dem Monat November bis Mai durch den
heftigen Schneefall und ihre Abgelegenheit
völlig vom Rest der Welt abgeschnitten.
Grundlebensmittel und Gemüse können
kaum dorthin gelangen. Das „Green House
Project“ war ein Geschenk für die Kinder,
da sie nun genügend Gemüse erhalten. In
ihrer Freizeit helfen die Kinder auch gerne
bei der Betreuung mit. SAVE TIBET hat mit
Ihrer Hilfe vom Beginn dieses Projektes an
mitgeholfen!
e.z.
Frische Kuhmilch für Kinderdorfkinder in Ladakh
DSie können sich vielleicht an unseren
Spendenaufruf für dieses Projekt erinnern
(Heft Nr. 47 im Februar 2008). Wir freuen
uns, Ihnen berichten zu können, dass dieses
Projekt sehr gut läuft. Zur Zeit gibt es 3 Kühe
und vier Kälber. Die Kühe liefern derzeit
täglich 10 bis 15 Flaschen Milch, die an die
untergewichtigen und zu klein gewachsenen
Kinder in der TCV-Schule in Hanley ausgeteilt wird. Der Leiter dieses Kinderdorfes
meint, dass es ein sehr hilfreiches Projekt für
die physisch schwächeren Kinder ist.
Wenn Sie weiter für dieses Projekt eine
Spende geben wollen, dann bitte auf unser
Spendenkonto 00610 741 803 unter dem
Kennwort „Kühe Ladakh“.
e.z.
29
Erfolgreiche Projekte
Der neue Ambulanzwagen in Chandigarh
Ich habe diesmal bei meiner Anreise nach
Dharamsala einen Umweg über Chandigarh
gemacht. In dieser Stadt (die 1950 von
dem berühmten französischen Architeken
Le Corbusier geplant und erbaut wurde)
befindet sich eine große und bekannte Universitätsklinik. Hierher müssen besonders
schwierige Fälle transferiert werden, die
im Krankenhaus von Dharamsala oder im
tibeitschen Delek-Hospital nicht behandelt
werden können. Um die teuren Spitalskosten
pro Tag einzusparen (und um die extrem
langen Wartelisten zu umgehen), wurde
von Tibet Charity ein Haus am Stadtrand
angemietet (weil billliger), in welchem die
Patienten (von ihren Angehörigen betreut,
so vorhanden) untergebracht werden können. Es hat sich jedoch bald herausgestellt,
dass für eine ambulante Behandlung in der
Kinik ein Ambulanzwagen nötig ist, um
die Patienten liegend dorthin transportieren
zu können.
Wir arbeiten schon seit etlichen Jahren mit
der Organisation Tibet Charity zusammen,
kennen die exakte Handhabung unserer
Spenden und haben daher dem Ankauf eines
solchen Wagens zugestimmt. Zur offiziellen
Inbetriebnahme habe ich mich mit dem
Leiter von Tibet Charity, Herrn Tsering
Thundup, in Dhandigarh getroffen und dem
Leiter des Sangye-Menla Heimes, Herrn
Lobsang Dhondup Bhutia, den Schlüssel für
den neuen Ambulanzwagen überreicht.
e.z.
Erfolgreiche Projekte
Renovierte Häuser in Ladakh
Auch dieses Projekt konnte SAVE TIBET
großzügig unterstützen. Wir freuen uns,
Ihnen Bilder der erfolgreichen Renovierungsarbeiten zeigen zu können.
In Bezug auf die Flutkatastrophe möchten
wir darauf hinweisen, dass diese Häuser
gerade wegen der Verbesserungen der Katastrophe besser standhalten konnten. Weiters
war dieses Gebiet generell nicht so sehr
betroffen wie so manch andere.
Wir danken allen Spendern von Herzen für ihre Überweisungen. Sollte die Gesamtsumme der Spenden den für das Projekt erforderlichen Betrag übersteigen,
wird dieser Überschuss selbstverständlich anderen wohltätigen Zwecken für tibetische Flüchtlinge oder dem folgenden anstehenden Projekt zugeführt.
30
31
Erfolgreiche Projekte
Nachrichten
Unfreiheit der Sprache: Chinesische Bildungspolitik für die tibetische Sprache tödlich
Bestätigung des tibetischen Innenministeriums (Welfare Dept.) über den
Erhalt von 7.000 Euro für die Flutkatastropohe in Ladakh, sowie 2.200 Euro für den
„Austria Day“ im Altenheim Jampaling und 300 Euro für den im Altenheim Chauntra.
EINZIGES TIBETISCHES RESTAURANT
IN GANZ ÖSTERREICH
Öffnungszeiten
Währinger Gürtel 102, 1090 Wien
Di. - Fr. 11:30 - 15:00, 17:30 - 24:00
(neben der Volksoper / U6)
Sa. und So. 12:30 - 15:00, 17:00 - 23:00
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Von Tibetern - mit Tibetern - für Sie!
Eine geschmackvolle, natürliche Küche mit vor allem frischen Kräutern,
die Ihr Wohlbefinden steigern.
32
Die Regierungspläne zur Änderung der
zweisprachigen Bildungspolitik riefen in
mehreren tibetischen Gegenden der heutigen Provinz Qinghai Protestaktionen von
Schülern und Studenten hervor, denn diese
fürchten, dass Tibetisch im Unterricht nun
gänzlich verdrängt wird. Die Schüler und
Studenten fertigten Plakate und Spruchbänder an und veranstalteten friedliche Protestmärsche in der gesamten Provinz.
Die von der Provinzregierung von Qinghai für die Änderung der zweisprachigen
Bildungspolitik und der Einsetzung von
Chinesisch als Unterrichtssprache genannten
Gründe sind folgende:
1. Wenn Tibetisch als Unterrichtssprache
beibehalten wird, werden die Tibeter für
immer rückständig bleiben.
2. Die Tibeter ziehen keinen Nutzen aus
dem neuen Stellenangebot, das Chinas wirtschaftliche Entwicklung mit sich gebracht
hat.
3. Außerdem haben die tibetischen Schüler
keinen Gewinn von den besseren Ausbildungsmöglichkeiten, denn die Studiengänge
sind alle auf Chinesisch.
4. Letztendlich wird die Einführung von
Chinesisch als Unterrichtssprache auf lange
Sicht allen Tibetern zugute kommen.
Zudem habe die Regierung zugesichert,
dass diese Politik nur schrittweise realisiert
würde.
Und nun die Gründe, warum die tibetischen
Schüler und Studenten gegen Chinesisch als
alleiniger Unterrichtssprache protestieren:
1. Die tibetische Sprache wird im Handumdrehen zu einer zweitrangigen Sprache
verkommen, weil dann alle anderen Fächer
auf Chinesisch gelehrt werden.
2. Weil die Berufsaussichten für Absolventen der tibetischen Studiengänge immer geringer werden, wird es, selbst wenn Tibetisch
noch als zweite Sprache gelehrt würde, kaum
mehr Interesse geben, eine Sprache, die von
wenig praktischem Wert ist, zu erlernen.
3. Und das Wichtigste: Zu einer Zeit, in der
das tibetische Volk so sehr darum kämpft,
seine Kultur zu bewahren, könnte die
Abschaffung von Tibetisch als Unterrichtssprache das Schicksal der tibetischen Kultur
besiegeln, denn es ist die Muttersprache,
welche ein Volk eint und seiner Kultur eine
Identität verschafft.
Aus den genannten Gründen drängen die tibetischen Schüler und Studenten die chinesische Regierung, ihre Rechte auf die Freiheit
der Sprache und Kultur zu respektieren, so
wie sie in der Verfassung Chinas verankert
sind. In der Tat ist das, was die tibetischen
Studenten fordern, ja nur, dass die Regierung
sich an die Bestimmungen der Verfassung
hält und die Rechte der Minderheiten auf die
Beibehaltung ihrer eigenen Sprache, Kultur
und Identität achtet.
33
Nachrichten
Das Tibetische Zentrum für Menschenrechte und Demokratie (TCHRD) bittet die
zuständigen lokalen Regierungsvertreter
dringend, von der Einführung der „EinSprachen-Politik“ Abstand zu nehmen, auf
die Wünsche der Studenten einzugehen und
die derzeitige „Zwei-Sprachen-Politik“, die
so gut funktioniert, beizubehalten.
Darüber hinaus garantiert nicht nur die
Verfassung dieses Recht, auch in dem
zeitlich später verfassten Weißbuch hat die
chinesische Regierung deutlich gemacht,
dass sie das Recht der Minderheiten auf
die Erhaltung ihrer Sprache, Kultur und
Identität anerkennt. Und das gilt nicht nur
für die Tibeter, sondern auch für die Völker
Ostturkestans, der Inneren Mongolei und
der Mandschurei.
Und vor allem appelliert das TCHRD an
die Staatsführung in Peking, sich an die
eigene Verfassung zu halten sowie an die
einschlägigen Gesetze, die alle das Recht
der Minderheiten auf die Erhaltung ihrer
jeweiligen Sprache, Kultur und Identität
anerkennen, und den Behörden in den
betreffenden Gebieten die notwendigen
Anweisungen zu geben, damit der Friede
wiederhergestellt werde, und die Tibeter in
diesen Gegenden ihre Sprache und Kultur
frei von Angst weiter pflegen können.
Quelle: Tibetan Centre for
Human Rights and Democracy (TCHRD)
5. November 2010
Übersetzung: Adelheid Dönges,
Revision: Angelika Oppenheimer
Tschuk-Pa-Heilmassagen - traditionelle tibetische Heilmethoden
Herr Karma Kunka Tsering lebt seit vielen Jahren in Österreich, davor hat er in
Tibet 11 Jahre lang als Mönch praktiziert. Er kehrte für ein halbes Jahr nach Dharamsala/Nordindien zurück, um dort die traditionellen tibetischen Heilmethoden, die
sogenannten Tschuk-Pa-Heilmassagen vom Leibarzt
Seiner Heiligkeit, des 14. Dalai Lama, Dr. Lobsang Wangyal, zu erlernen.
Was ist Tschuk-Pa?
Gesundheit ist Ordnung, Krankheit ist Unordnung.
Ordnung ist, wenn der Körper mit den Elementen im Ausgleich ist.
Durch die vielen Arten der tibetischen Heilmassage kann bei psychischen und körperlichen
Beschwerden unterschiedlichster Herkunft und Wirkung geholfen werden. Um einige Beispiele zu nennen: Tschukpa hilft bei Wirbelsäulen-Problemen, Rheuma, Migräne, aber auch bei
psychischen Beschwerden wie Angstzuständen oder Schlaflosigkeit. Die Massage verbessert
die Durchblutung, wirkt entspannend auf die Muskulatur und beeinflusst positiv die Funktion
der inneren Organe.
Wenn Sie Interesse haben, dann rufen Sie bitte Herrn Karma Kunka Tsering
unter der Tel.-Nr. 0676/618 42 26 an.
Wir wünschen Ihnen guten Behandlungserfolg!
34
Nachrichten
Was ein einzelner Mensch - eine einzelne Frau - erreichen und leisten kann. Einfach
bewundernswert!
Woesers Rede zur Verleihung des Preises Courage in Journalismus 2010 von der International
Women‘s Media Foundation
High Peaks Pure Earth veröffentlichte
Woesers Dankschreiben anlässlich ihrer
Auszeichnung mit dem Preis für mutige Berichterstattung 2010, das sie am 20. Oktober,
einen Tag nach der Preisverleihungszeremonie in New York, in ihren Blog einstellte. Woeser konnte selbst nicht daran teilnehmen,
weil ihr die chinesische Regierung den Pass
verweigert hatte. Woesers geplante Rede
wurde von A. E. Clark von Ragged Banner
ins Englische übersetzt.
Sehr geehrte Damen und Herren,
Ich danke der „Internationalen Medienstiftung für Frauen“ von ganzem Herzen für den
mir verliehenen Preis „Courage in Journalismus“. Da die chinesische Regierung mir
keinen Pass ausstellen ließ, kann ich leider
nicht kommen und die Ehrung persönlich
entgegennehmen. Aber meinen Geist können
sie nicht wegsperren, und ich fühle, dass ich
jetzt bei Ihnen bin, ich bin zutiefst berührt
von Ihrem liebenswürdigen Zuspruch.
Eigentlich bin ich keine Journalistin oder
Medienperson im gängigen Sinne. In diesem
Zeitalter des Internets nahm ich einfach
meine Bücher, meinen Blog, meine regelmäßigen Kommentare für Radio, Twitter
und Facebook, sowie meine Kamera, meinen Camcorder und die Interviews, die ich
Reportern gab, und kombinierte sie alle zu
einem neuen Medium: Ein Ein-PersonenMedium.
Mit dieser Methode begann ich ganz bewusst im März 2008. Damals wurden die
Protestaktionen, die sich über ganz Tibet
ausbreiteten, gewaltsam niedergeschlagen,
und die chinesische Regierung, die meint,
das Informationsmonopol zu besitzen, sorgte
dafür, dass die Welt mit ihren entstellten,
massenhaft produzierten Berichten bombardiert wurde. Dieses System war so mächtig,
dass es sich über die Tatsachen hinwegsetzen
konnte. Mir wurde klar: Wenn ich nicht
einen Weg finden und ganz alleine arbeiten
könnte, um das, was tatsächlich geschieht,
aufzuzeichnen und die Berichte nach außen
Woeser in ihrer Wohnung (Archivbild)
35
Nachrichten
zu bringen, dann würde die Angst und Pein
eines ganzen Volkes für immer hinter einem
finstern, schwarzen Vorhang verschwinden.
Die Geschichte würde umgeschrieben, die
Erinnerung begraben werden, und diejenigen, die nach uns kommen, würden nie etwas
von den großen Opfern, die ihre Vorfahren
erbrachten, erfahren.
Ich war damals in Peking, der kaiserlichen
Hauptstadt. Unter Verwendung von traditionellen und neuen Kommunikationsmitteln
kontaktierte ich Leute am Schauplatz des
Geschehens und knüpfte ein Netz, das alle tibetischen Gebiete umspannte. Einige meiner
Quellen waren gute Bekannte, andere hatte
ich noch nie getroffen. Mit ihrer Hilfe sammelte ich Tatsachenberichte darüber, was
wirklich vor sich ging, und jeden Tag stellte
ich die Informationen in meinen Blog ein,
damit die Welt in Echtzeit erfahren konnte,
wie Tibet in Blut und Feuer eingehüllt wird
und versinkt (1). Damals war ich der einzige
Kanal, durch den die Tibeter in der VR China
ihre Stimme hörbar machen konnten, und
mein Blog verzeichnete mehrere Millionen
Zugriffe. Das Werk einer einzigen Person
stand gegen die mächtige Propagandamaschine eines gigantischen Staates.
Ich möchte all jenen meinen Freunden
danken, obwohl ich ihre Namen nicht nennen darf. Wir unterstützten und ermutigten
uns gegenseitig in diesen schweren Tagen.
Obwohl wir uns an verschiedenen Orten aufhielten, waren wir alle in diesem epochalen
Augenblick unserer Geschichte zu Zeugen
36
und zu Reportern geworden. Ich erinnere
mich, was ein junger Tibeter mir eines
Nachts aus Lhasa mitteilte, kurz nachdem
die Demonstrationen losgebrochen waren:
„Wir führen zwar oft die Worte Nationalität
und Tibet in unserem Munde, wenn es aber
hart auf hart kommt, dann sind es für gewöhnlich die einfachen Leute, die das Risiko
auf sich nehmen und in vorderster Front
kämpfen. Es gibt viele, die weitaus tapferer
sind als wir“. In der Tat wurde dieser junge
Mann verhaftet, weil er fotografiert hatte,
und blieb fast zwei Monate inhaftiert.
Mein Blog wurde von Hackern zerstört und
mein Skype-Account wurde geknackt (2).
Jeder Tag war wieder eine neue Schlacht, die
Ereignisse in ständigem Fluss, es ging zu wie
auf einem Schlachtfeld. Und immer wieder
halfen mir meine Freunde, damit ich weitermachen konnte. Angesichts der beständigen
Drohungen der politischen Polizei packte
ich eine kleine Tasche mit Dingen, die ich
im Gefängnis brauchen würde, und behielt
diese immer in Reichweite.
Später reiste ich durch die tibetische Region
und machte Bilder und Notizen. Während
der gesamten Reise wurde ich verfolgt und
wiederholt angehalten und befragt. Die Polizei schränkte meine Kontakte mit Tibetern
ein und stellte jeden zur Rede, der mit mir
zu tun hatte. Sie wollten eine Person aus mir
machen, mit der niemand mehr zu sprechen
wagen würde. Als ich in Lhasa war, durchsuchte eine Polizei-Staffel die Wohnung
meiner Mutter und brachte mich weg, nach-
Nachrichten
dem sie meine Sachen konfisziert hatten (3).
Das war wegen der Olympiade, die gerade in
Peking stattfand. Schließlich ließen sie mich
wieder frei. So eine Erfahrung ist für die
unter einem diktatorischen Regime lebenden
Tibeter nichts Ungewöhnliches.
Auch jetzt noch werden in Tibet Unmenschlichkeit und Ungerechtigkeit jeder nur
erdenklichen Art angetroffen. Viele hervorragende Menschen, alles unschuldige Leute,
wurden verhaftet und verurteilt und leiden
nun unbeschreibliche Qualen.
Ich werde meinen Ein-Personen-Mediendienst aufrechterhalten, denn er ist die
Waffe der Machtlosen. Um es deutlich zu
machen, diese Waffe ist das geschriebene
Wort: Es orientiert sich an den Grundsätzen
des gewaltlosen Widerstandes und der NichtKooperation. Es schöpft seine Energie aus
unserer Religion, unseren Traditionen und
unserer Kultur, wie aus den schwierigen
Verhältnissen, unter denen zu leben wir
gezwungen sind. Diese geben uns die Kraft,
mit der wir der Unterdrückung standhalten,
und sie sind der Grund, warum ich niemals
aufgeben oder Kompromisse schließen
werde. Die Unterstützung, die mir von allen
Seiten zuteil wird, auch von Ihnen, ist eine
ständige Quelle der Ermutigung für mich.
Tashi Delek
Peking, am 28. August 2010
(1) Diese Berichte von Woeser wurden ins Deutsche
übersetzt und von der Tibet-Initiative Deutschland
Buchform „Ihr habt die Gewehre, ich einen Stift“
veröffentlicht.
Teil 1 und 2 dieser Einträge gibt es auch online unter
„Tsering Woesers Blog: Chronologie der Ereignisse
in Tibet vom 10. März bis 14. April“.
(2) 28. Mai 2008 „Seite einer berühmten tibetischen
Schriftstellerin wurde von Hackern zerstört“
(3) 26. August 2008 „Die berühmte tibetische Bloggerin Woeser von der Polizei verhaftet“
Quelle: High Peaks Pure Earth, http://
www.highpeakspureearth.com, 25.10.2010
37
Eine Frau kämpft um ihren Mann
nach dem Artikel von Amir Mustedanagic - Ihr Mann sitzt im
Gefängnis wegen eines Films über Missstände in Tibet. „Er gab den
Tibetern eine Stimme, nun braucht er selbst eine“, sagt seine Frau.
Lhamo Tso, die Gattin von Dhundup Wengchen, der den Film „Leaving Fear Behind“
gedreht hatte, tritt nun in der Öffentlichkeit
für ihren Mann ein: im Rahmen des „Tibet
Film Festival“ am 29. Oktober 2010 in
Zürich und am 3. November 2010 im Aki
(beim Central) in Zürich.
Irgendwann im März 2008 stoppte eine
chinesische Patrouille den Bus, in dem der
36-Jährige saß. Sie nahmen ihn fest und er
verschwand für Monate spurlos. Der Autodidakt hatte gerade seinen Film „Leaving Fear
Behind“ abgeschlossen und die Kassetten
einem Mittelsmann übergeben. Während
sein Film um die Welt ging und in über
30 Ländern gezeigt wurde, blieb Dhundup
Wengchen verschollen. Vorher hatte er sie
mit der jüngsten Tochter noch nach Indien
geschickt, wo die anderen drei Kinder bereits
eingeschult waren. Warum er das tat, erfuhr
seine Frau erst, als es zu spät war. Sie ahnte
nicht, wie die Wut und der Frust - über die
immer wiederkehrenden Menschenrechtsverletzungen der chinesischen Regierung - in
ihrem Mann wucherten und immer größer
wurden. Sie ahnte nichts vom Plan ihres Mannes, ein Dokument der chinesischen Willkür
zu drehen, von der Angst der Tibeter und vom
Elend, in welchem sein Volk lebte. Sie ahnte
nichts vom Film „Leaving Fear Behind“.
38
Mit einer kleinen Videokamera zog Dhundup Wengchen durch die tibetischen Hochebenen und interviewte Mönche, Yak-Hirten
und Studenten über ihr Leben. Aus 108 Interviews und über 40 Stunden Filmmaterial
entstand der 25-minütige Dokumentarfilm.
„Leaving Fear Behind“ ist eine schmucklose
Anklage der chinesischen Regierung – ein
Hilfeschrei von ganz unten: Sowohl Lhamo Tso als auch Dhundup Wengchen sind
Analphabeten.
Bis zu 18 Stunden täglich schuftet sich Dhundup nun als Strafe für sein Zeitdokument ab.
Nachdem er Monate lang verschollen war,
wurde er im Oktober 2008 zu sechs Jahren
Gefängnis verurteilt. Einen Prozess gab es
nicht, das Urteil hat die Familie aus einem
heimlichen Brief erfahren, der sie erreichte.
Trotz allem ist sie auf ihrem Mann stolz,
obwohl sie keinen Kontakt zu ihm haben
kann. Über Verwandte in der Schweiz erhält
sich manchmal Kunde von Dhundup – Gutes
ist dabei selten. „Er hat ein Leberleiden und
Hepatitis – aber eine ärztliche Versorgung
gibt es nicht.“ Dennoch gehe es ihm besser
als vielen anderen. „Er hat durch die Medien
eine Stimme erhalten – man kennt ihn.“ Jede
Schlagzeile, jede Frage bei der Regierung
nach ihm von außen steigere die Hoffnung,
dass er ein bisschen besser behandelt wird,
Nachrichten
dass er nicht einfach verschwindet oder
noch länger in Haft bleibt. Sie tut deshalb,
alles, was sie kann: „Ich erzähle die Geschichte von Dhundup und verschaffe ihm
so Gehör.“
Obwohl sich die USA für ihn eingesetzt
haben, und die Schweizer Bundesrätin
Eveline Widmer-Schlumpf sich bei ihrem
China-Besuch im Herbst 2009 sogar persönlich nach ihm erkundigt hat, ist ein Jahr
später noch immer keine Antwort aus China
gekommen.
Nun hofft Lhamo Tso, dass eine Delegation nach China reist und sich ein Bild der
scheinbaren Weltmacht macht. „China ist
keine Weltmacht, China ist arm dran, nicht
nur die Tibeter, auch das chinesische Volk“,
sagt die 37-Jährige, „es gibt kein Gesetz,
sondern nur Willkür, das gebührt einer
Weltmacht nicht.“ Es sind nicht die Worte
einer Studierten, einer Politikerin, es sind
die Worte einer Frau, die Nacht für Nacht
aufsteht, Brot backt und es Tag für Tag an
einer Straßenecke in Dharamsala verkauft,
um ihre Familie zu ernähren.
Im Moment tourt sie durch Europa und
erzählt immer und immer wieder seine
Geschichte. Die Anteilnahme der Menschen
in Belgien, in Frankreich, in Deutschland, in
Holland und auch in der Schweiz an ihrer
Erzählung geben ihr Kraft und motivieren
sie weiterzumachen.
„Ich kämpfe nicht nur für Dhundup“, sagt
sie, „er ist eines von vielen Beispielen: Seit
2008 sind viele andere Männer und Frauen
verschwunden und eingesperrt worden,
vielen Familien geht es wie uns und das darf
nicht so bleiben.“
Quelle: 20 minuten online, 31.10.2010
(gekürzt)
Dagri Rinpoche
9.12.-12.12.2010 - Vortrag & Seminar
Wege zu Glückseligkeit und Weisheit
Rinpoche nimmt den Text: LAMRIM DELAM „der angenehme Weg“ von Panchen Losang Chogyen (16 Jhdt.)
als Grundlage, da hier alle Lehren Buddhas kompakt und
leicht verständlich zusammengefasst sind.
Einweihung: 21 Taras, 12.12. 18h
Foto: Hanspeter Lutz
Nachrichten
Dagri Rinpoche: ist vielfacher Linienhalter und steht, im
Namgyal Kloster (Dharamsala) lebend, in sehr enger Verbindung mit S.H. dem
Dalai Lama. Rinpoche wird ins Deutsche übersetzt.
Panchen Losang Chogyen Gelug Zentrum, 1090, Servitengasse 15
www.fpmt-plc.at
39
Nachrichten
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Am 17. Oktober wurden 7 Welpen
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geboren.
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40
Patenecke
WICHTIG!!! WICHTIG!!! WICHITG!!!
Liebe Patinnen, liebe Paten!
Aus gegebenem Anlass müssen wir Sie leider dringend bitten, ihre Daueraufträge und
Überweisungen zu kontrollieren.
Wir bekommen immer wieder Patengeldbelege, aus denen nicht klar hervorgeht
wer für wen das Patengeld und ggf. auch
warum (extra Taschengeld, Geschenkgeld,
Studiengeld) einzahlt.
Es müssen unbedingt Ihr vollständiger
Name, der Name des Patenkindes und die
Rollnummer des Kindes/der Patenperson
angegeben sein.
Achtung: es muss immer dieselbe Person
als Einzahlende auf dem Beleg angegeben
sein.
(Wir können keinen Überblick haben, wenn
nicht immer dieselbe Person als Einzahler
angegeben ist!)
Wir haben in unserer Excel-Liste 1199
Zeilen und 42 Spalten... Bitte ermöglichen
Sie uns einen reibungslosen Ablauf unserer ehrenamtlichen Arbeit, indem Sie die
Angaben wie oben angeführt vollständig
notieren.
Sagen Sie bitte nicht, ich habe ohenhin alles
wunschgemäß ausgefüllt, sondern kontrollieren Sie bitte die Angaben auf Ihrem
Bankauftrag, es kann sich ja aus irgendeinem
Grund ein Fehler eingeschlichen haben.
Wir können sonst nicht mehr für einen
ordnungsgemäße Zuordnung Ihrer Einzahlungen garantieren!
Danke für Ihr Verständnis!
(Wir haben schon sehr oft diesen Wunsch
formuliert, glauben Sie uns, es geschieht
aus reiner Verzweiflung, es immer wieder
tun zu müssen!)
41
Patenecke
Nachfolgepatenschaften gesucht!
Wieder einmal gibt es aus den verschiedensten Gründen Rücktritte von Patenschaften.
Dies bedeutet für die Paten einen schweren
Entschluss, für die betroffenen Kinder und
Jugendlichen ein schwerverständliches
Ereignis und für uns die Pflicht, Nachfolgepaten zu finden.
1. Ein fleißiger Student am Central
Institute of Higher Tibetan Studies in
Varanasi.
Das Studium dauert 8 Jahre und es wäre
sehr schade, wenn er seine Studien nicht
fortsetzen könnte.
2. Ein Junge, 1992 geboren und seit 2006
im Kinderdorf.
3. Ein Mädchen, 1987 geboren und seit
2006 im Kinderdorf.
4. Ein Mädchen, 1990 geboren und seit
1996 im Kinderdorf. Das Patengeld wird
noch bis Ende 2010 bezahlt. Im Anschluss wäre aber eine neue Patenschaft
sehr notwendig.
5. Ein Geschwisterpaar wartet ab 2011 auf
neue Paten.
Vielleicht finden sich Freunde oder Ehepaare, die dem Jungen, geboren 1990,
und seiner Schwester, geboren 1997,
neue Paten sein möchten.
Bitte helfen Sie uns, damit wir auch für diese
Kinder Paten finden und ihnen damit eine
Zukunft schenken können.
In unserem Büro gibt es Lebensläufe von
Jugendlichen (Jungen und Mädchen), die
schon lange auf Paten warten.
Wir betreuen über 1.000 Patenschaften, aber
wir haben große Probleme, für ältere Jungen
und Mädchen Paten zu finden. Diese Jugendlichen kamen spät in die Kinderdörfer,
haben jetzt endlich die Chance zu lernen
und benötigen daher dringend Patinnen
oder Paten!
e.i.
NEUERÖFFNUNG!
Frau Tseten Zöchbauer, vielen bekannt aus den Medien und als
ehemalige Besitzerin des TIBET RESTAURANTS in Wien, hat eine
Galerie im ersten Bezirk, in der Färbergasse 6, eröffnet! Dort findet auch ein Weihnachtsmarkt im gemütlich warmen Lokal
von 24. November bis 24. Dezember 2010
statt. Besuchen Sie dort auch unseren Stand von SAVE TIBET!
Informationen unter:
Tel: +43 / 664 4156450 * [email protected]
42
Patenecke
Ein Überblick über die verschiedenen tibetischen
Kinderdörfer
TCV Upper Dharamsala
Heuer wurde das 50. Gründungsjahr dieses
Kinderdorfes begangen. Es war die erste
unter allen TCV-Schulen und wurde zu
Beginn für die Kinder eingerichtet, deren
Eltern beim Straßenbau in den Hügeln des
Himalaya beschäftigt waren, unmittelbar
nach der Ankunft im Exil. Heute ist es eine
erstklassige Schuleinrichtung mit 1.947
Studenten und 258 Belegschaftsmitgliedern.
Das Hauptbüro aller Kinderdörfer befindet
sich ebenfalls hier.
TCV Gopalpur
1996 begann man hier mit dem regulären
Unterricht von 100 neu angekommenen
Kindern und 14 Personalmitgliedern. Das
Schulareal erstreckt sich über etwa 18 ha in
schöner grüner Umgebung in der Nähe von
Dharamsala (ca. 40 km entfernt). Der jetzige
Stand beträgt 1.175 Schülerinnen und Schüler, sowie 141 Personen der Belegschaft.
TCV Bylakuppe
Zwei große Siedlungen in Bylakuppe in
Südindien ergeben die größte Anzahl von
Exiltibetern in einer zusammengefassten
Ansiedlung. Das Kinderdorf in Bylakuppe
wurde 1984 für Kinder aus armen Familien,
abgesehen von Neuankömmlingen aus Tibet,
gegründet. Heute beherbergt die Schule
1.390 Schülerinnen und Schüler, neben 15
Personen an regulärem Personal. Die Schule
hat sich für den „commercial stream“ in den
letzten beiden Schuljahren spezialisiert.
TCV Suja
Dieses Kinderdorf wurde ursprünglich
von der tibetischen Exilregierung als eine
Institution gegründet, die besondere Unterrichtsmöglichkeiten für Neuankömmlinge
aus Tibet bot, die in keinen normalen Schulbetrieb eingegliedert werden konnten. Am
13. November 1990 wurde die Verwaltung
dem TCV übergeben. Damals gab es wenig
mehr als 400 SchülerInnen und 20 Personen
der Belegschaft. Die Studenten kommen
alle aus verschiedenen Teilen Tibets und
mit verschiedenem familiärem Hintergrund
und Bildungsstand. Heute weist die Schule
einen Stand von über 1.700 Kindern bei 160
Personen regulärer Belegschaft auf.
TCV Chauntra
Zunächst wurde einen Kinderdorfschule in
Patlikul gegründet, die jedoch immer wieder von Überschwemmungen heimgesucht
wurde. Da die SchülerInnen alle sehr jung
waren, entschloss man sich, die Schule an
einen neuen Platz in Bir zu verlegen. Der
Dalai Lama eröffnete die neue Schule am
21. November 2004 und zu dieser Zeit gab
es bereits 751 SchülerInnen und 54 Mitglieder an Personal. Heute befinden sich
43
Patenecke
973 SchülerInnen und 91 Belegschaftsmitglieder hier.
TCV Selakui
Hierher kommen die besten und begabtesten Schüler aus allen TCV-Schulen. TCV
Selakui wurde erst 2004 gegründet mit 193
SchülerInnen und 29 Belegschaftsmitgliedern gegründet. Die guten Prüfungsresultate
seit damals sind ermutigend und die Schule
hat zur Zeit 362 StudentInnen und 48 Personalmitglieder.
TCV Ladakh
Um die Bedürfnisse der in Ladakh lebenden
Tibeter und die große Weite des JangthangAreals abzudecken, wurde das Kinderdorf
in Ladakh 1976 mit 15 Schülern begonnen.
Heute betreut das TCV Ladakh mit den
Schulen in Choglamsar, Hanley, Sumdo,
Nyuma und Jangthang über 2.500 Schülerinnen und Schüler.
e.z.
Quelle: Metok Summer 2010
Hilfe bei Patenbriefen
Frau Caroline Handler freut sich Ihnen helfen zu können, falls Sie für Ihre Patenbrief (einlangende oder zu versendende) Hilfe benötigen.
Schreiben Sie bitte per Post an: Beethovenstr. 30, 2380 Perchtoldsdorf, oder per
email an [email protected] oder rufen Sie an: 0676/844 513 228.
44
Patenecke
Die Geschichte einer österreichischen Patenmutter auf der Suche nach ihrem tibetischen Patenkind mit „Happy End“
„Es war eine Entscheidung des Herzens“,
sagt Frau B. aus Wien über die Auswahl
ihres Patenkindes vor 10 Jahren. „Ich wollte
einem Kind helfen und hatte bei Save Tibet
die Möglichkeit, einige Beschreibungen verschiedener tibetischer Kinder zu lesen. Bei
einem Text und Foto spürte ich etwas ganz
Besonderes, und die Wahl war klar.“
Das Mädchen Dolma (Name von der Redaktion geändert) war fünf Jahre alt und erst
kurze Zeit im Kinderdorf TCV, Dharamsala.
Viele Jahre lang gingen Zeichnungen, Briefe
und Fotos hin und her. Es war ein intensiver
Kontakt, trotz der großen Entfernung. Ein
Bild von Dolma hat einen Ehrenplatz in der
Wohnung.
Nach der Geburt ihres Sohnes fehlte Fr. B. die
Zeit für viele Briefe, doch der Kontakt blieb.
Kennengelernt hat Frau B. ihr Patenkind bei
einem Besuch zusammen mit ihrem Sohn
in Dharamsala, eine unvergessliche Zeit mit
vielen wunderbaren Erinnerungen.
„Mein Sohn war damals wenige Monate
alt“, erzählt Frau B. „Dolma war so lieb
zu meinen kleinen Sohn, hat ihn ständig
herumgetragen und seine Blicke folgten ihr
immer nach .“
Fr. B. schildert, dass ihr Sohn Dolma schon
als Kleinkind „sehr verehrte“. Er hat einen
Fotorahmen mit ihrem Bild auf den Boden
des Badezimmers gestellt, erinnert sie sich.
„So wollte er sie beim Baden in seiner Höhe
gut sehen.“
Doch Ende 2009 plötzlich der Schock: Frau
B. erhielt eine E-Mail aus dem Kinderdorf,
Subject: „Depature of Dolma“ und die
Tatsache, dass Dolma vom TCV Richtung
Nepal abgereist ist. Frau B. war verzweifelt
und fürchtete, dass Dolma zurück nach Tibet
musste. Nach wiederholtem Nachfragen
im Kinderdorf – mit Hilfe von Elisabeth
Zimmermann – bekam Fr. B. eine Telefonnummer in Nepal.
Frau B. hatte mehrfach Glück: Sie wusste,
dass Dolma in den Ferien öfter in Nepal bei
einer Verwandten war, und rief an. Eine junge Stimme meldete sich, Fr. B. hoffte, dass es
Dolma sei, aber sie verstand kein Englisch.
So bat sie Lobsang Gyalpo von Save Tibet,
in Nepal anzurufen. Diesem gelang es, den
Verbleib von Dolma herauszufinden, und er
bekam eine Telefonnummer in Amerika.
Dolma konnte nach Amerika, erfuhr Frau
B., und Dolmas Eltern seien ebenfalls dort.
Glücklich, dass Dolma mit ihrer Familie
vereint ist, hat Frau B. im Internet nach der
Nummer gesucht und wurde fündig – ein
tibetisches Geschäft.
Klopfenden Herzens wählte Frau B. die
Nummer, stellte sich vor und fragte vorsichtig nach Dolma. Eine leise Stimme
am anderen Ende der Leitung sagte: „I am
45
Patenecke
Dolma‘s mother.“ Und dann mit schluchzender Stimme: „But you are Dolma’s mother.“
Die Gerührtheit war groß, Tränen der Freude, sich gefunden zu haben und Ausdruck
unendlicher Dankbarkeit.
Vor einem Jahr hatte Dolma ihrer Patin aus
dem TCV geschrieben: „Ich wünschte, dass
meine Mutter dich einmal küssen kann – für
alles, was du für mich machst.“
Während des tibetischen Losar-Festes im
Februar 2010 erhielt Fr. B. einen Anruf
mit unbekanntem Teilnehmer: ein Anruf von Dolma aus Amerika! Sie war so
glücklich, mit ihrer Patin zu sprechen und
Patenecke
beide wünschten sich „Happy Losar!“
Im Sommer 2010 ist ein großer Wunsch
in Erfüllung gegangen: Frau B. hat Dolma
und ihre Mutter nach Österreich eingeladen
– ein glückliches Wiedersehen nach einer
aufregenden Suche.
Die Worte beim Abschied am Flughafen
von Dolma’s Mutter: „Bitte lass’ uns in
Kontakt bleiben, bis an unser Lebensende,
das ist Karma“.
Fr. B. sagte uns: „Durch Zufall erfuhr ich vor
10 Jahren von Save Tibet – oder doch kein
Zufall?“ - „Auf alle Fälle eine wunderbare
Bereicherung und Freude für uns alle!“
Kontakt über das Kinderdorf hinaus Wichtige Information für alle Paten
Viele Paten möchten auch dann Kontakt
zu Ihren Patenkindern halten, nachdem
diese das Kinderdorf verlassen haben.
Bisher wurde den Kindern die Adresse
des Paten nicht ausgehändigt – aus Angst
vor Missbrauch und weil manche Paten
das auch nicht wollen.
Nun wurde mit den TCVs eine Vereinbarung getroffen, dass Paten eine Erklärung
abgeben können, dass ihre Adresse weitergegeben werden darf.
Künftige Paten können diese Erklärung
bei der Übernahme einer Patenschaft
unterschreiben.
Bestehende Paten erhalten diese Unterstützungserklärung in den nächsten
Wochen per E-Mail. Sollten Sie keinen
E-Mail-Anschluss haben können Sie
die Erklärung im Büro von Save Tibet
unterschreiben.
Wichtig: die Adresse wird dem Kind/Jugendlichen erst dann ausgehändigt, wenn
es das Kinderdorf dauerhaft verlässt.
Privatunterricht in Tibetisch, Wort und Schrift
sowie Übersetzungen Tibetisch-Deutsch, Deutsch-Tibetisch:
Thupten, Tel.: 0699/81549597 bzw.
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Nähere Informationen erhalten Sie im Restaurant Yak & Yeti
(Adresse und Telefonnummer siehe unten.)
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Essen, Trinken und Unterhalten in einem außergewöhnlichen Ambiente aus
dem traditionellen Nepal.
Jedes nepalesische Gericht wird in unserem Raum der Sinne ‚lebendig‘.
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Hofmühlgasse 21, 1060 Wien, Tel. 595 54 52
Um Reservierung wird gebeten.
Wir freuen uns auf Ihr Kommen!
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TCV-Gründung vor 50
Jahren, Dalai Lama
mit seiner Mutter
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Die Dharamsala-Reise unserer Obfrau kann
auch auf www.facebook.com/savetibet.austria
49
mit Bildern und Text nachvollzogen werden.
Einführung
in den
Buddhismus
Einführung in den Buddhismus – Teil 2
von Geshe Tenzin Dhargye
Buddha Shakyamuni legte seine Lehre in
drei Zyklen dar. Seine Nachfolger, jene,
die die buddhistische Lehre studieren und
praktizieren, können auf verschiedene Arten eingeteilt werden: Zunächst gibt es die
Unterscheidung gemäß der verschiedenen
Fahrzeuge: Die 1. Gruppe, die Anhänger
des Hörer- bzw. Sravaka-Fahrzeugs,
und die 2. Gruppe, die Praktizierenden des
Alleinverwirklicher- bzw. Pratyekabuddha-Fahrzeugs, folgen hauptsächlich den
Lehren des Ersten Rades der Lehre (Vier
Edle Wahrheiten). Diese ersten beiden
Fahrzeuge werden manchmal auch Hinayana
genannt. Ziel ihrer Praxis ist Nirwana, die
Erlangung der Arhatschaft, die Befreiung
aus Samsara, dem Daseinskreislauf.
Die 3. Gruppe, die Anhänger des Bodhisattva-Fahrzeugs, hält die Unterweisungen des
Zweiten bzw. Dritten Rades der Lehre für definitiv und Ziel ihrer Praxis ist die Erlangung
der höchsten Erleuchtung, der Buddhaschaft.
Innerhalb des Bodhisattva-Fahrzeugs, auch
Mahayana genannt, gibt es das Vajrayana
oder Tantra-Fahrzeug. Die tantrischen
Übungen sind jedoch nicht losgelöst von
den Lehren des Buddha, sondern in völliger
Übereinstimmung mit den Grundsätzen, wie
sie der Buddha in den Drei Rädern der Lehre
dargelegt hat. Sie alle basieren auf den Vier
Wahrheiten mit ihren 16 Aspekten, den 37
für die Erleuchtung förderlichen Faktoren
usw. und unterscheiden sich lediglich in
50
Bezug auf die Methode.
Weiters kann man die Anhänger des Buddha
nach ihren philosophischen Sichtweisen
einteilen: Die Vaibashikas (1.) und die
Sautrantikas (2.) halten die Lehren des
Ersten Rades der Lehre für definitiv, d.h. für
nicht weiter interpretierbar. Die Anhänger
der Cittamatra-Philosophie (3.), auch NurGeist-Schule und Yogacarin genannt, sehen
das Dritte Rad der Lehre als definitiv. Die
Madhyamikas (4.) nehmen das Zweite Rad
der Lehre für definitiv und halten die anderen
beiden Räder der Lehre für interpretierbar.
Weiters kann man die Lehre des Buddha
in die Drei Sammlungen von Schriften,
manchmal auch drei Schriftkörbe (Pitakas)
genannt, einteilen: 1. Die Lehrreden (Sutras), 2. die Ordensregeln (Vinaya) und
3. das Manifeste Wissen (Abhidharma).
In der ersten Schriftsammlung werden die
Lehre und ihre Bedeutung dargelegt. Mittels der zweiten Schriftsammlung soll die
Lehre im Alltag verankert werden und die
Abhidharma-Schriften geben Werkzeuge
zu logischem Denken in die Hand, die dazu
befähigen, die Lehren in ihrer Weite und
Tiefe zu erfassen.
Der Tibetische Buddhismus hat seine Wurzeln im indischen Buddhismus und sieht sich
als Fortführung der sogenannten NalandaTradition. Nalanda war eine der größten
und wichtigsten Klosteruniversitäten in der
Blütezeit des indischen Buddhismus, aus
Einführung
in den
der herausragende buddhistische Meister
hervorgingen.
Alle Lehrreden des Buddha, Sutras genannt,
die jemals ins Tibetische übersetzt wurden,
sind heute noch in rund 100 Bänden im
sogenannten Kangyur, einem Teil des Tibetisch-Buddhistischen Kanons, vorhanden.
Hierbei handelt es sich um Übersetzungen
der Mahayana-Sutras und Tantras aus dem
Sanskrit ins Tibetische. Obwohl der Tibetisch-Buddhistische Kanon nicht vollständig
ist in Bezug auf die Lehrreden, so kann man
doch sagen, dass er vollständig ist in Bezug
auf den buddhistischen Pfad.
Ausgehend von der Nalanda-Tradition haben
sich in Tibet vier buddhistische Schulen
formiert, die bis heute fortbestehen: 1. Nyingma, 2. Kagyu, 3. Sakya und 4. Gelug.
Sie alle stützen sich auf die Sutras und
Buddhismus
bringen auch die tantrischen Lehren zur Anwendung. Alle vier Tibetischen Schulen sind
sich darin einig, dass es keine Diskrepanz
gibt zwischen den grundlegenden Lehren des
Buddha, wie sie in den Sutras dargelegt sind
und der Methode des Tantra. Wer anderes
behauptet, der irrt und unterliegt dem Fehler
der Übertreibung.
>>> Fortsetzung folgt in der nächsten
Ausgabe!
Geshe Tenzin Dhargye ist buddhistischer
Mönch und Gelehrter, Direktor des Tibetzentrums Hüttenberg und spiritueller Leiter
des Tibetisch-Buddhistischen Zentrums TDCThekchen Dho-ngag Choeling Salzburg
Infos über das Tibetzentrum finden Sie unter
www.tibetcenter.at
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51
Barkhor
cultures-connect.com
BUDDHISMUS | PFLANZENWELT | HIMALAYAÜBERQUERUNG
MODUL 1: Ladakh – buddhistische Klöster, tibetische Medizin + 3 Tage Wanderung zur Himalaya Pflanzenwelt, 13 Tage: 13. – 25. Juni 2011, Gesamtpreis: 1575,- € im DZ, 175,- € EZ Zuschlag (ohne Flüge)
MODUL 2: Jeepsafari über die Himalayapässe nach Kyelong und Manali, 8 Tage: 25. Juni –
2. Juli 2011, Gesamtpreis 980,- € im DZ, 165,- € EZ Zuschlag (ohne Flüge)
Gelebte buddhistische Kultur + Naturerlebnis
In Ladakh begegnet uns die buddhistische Religion auf Schritt und Tritt. Wie ist sie, wenn man sie dort
erlebt, wo sie zum Alltag gehört und kulturbildend geworden ist?
Das ist die Idee des Reiseprogramms: Aus direkten Begegnungen und Erfahrungen gewinnen wir einen
Einblick in die tibetische Lebensweise, Lehren Buddhas und tibetische Medizin. Die Reise beginnt in der
Hauptstadt Leh. Wir unternehmen gemeinsam mit einem tibetischen Arzt, Amchi Tsewang von Nurla,
eine 3-tägige Wanderung (nicht schwer, aber auf 4000m Höhe!) durch abgelegene Dörfer und üppige
Täler auf der Suche nach Pflanzen. Wer möchte setzt die Reise mit der Jeepsafari über den Himalaya nach
Kyelong und Manali fort.
Anmeldeschluss: 25. April 2011
MANALI | SPITI | KINNAUR | SHIMLA
Eine Reise zur tibetischen Lebensweise und Architektur, 18 Tage / 17 Übernachtungen, 3. – 20. September 2011, Gesamtkosten: 1890,- € im DZ, 389,- € EZ Zuschlag (ohne Flüge)
Auf Wunsch organisieren wir für Sie eine individuelle Verlängerung in Ladakh oder Neu Delhi, den
Flug von Europa nach Neu Delhi und von Neu Delhi nach Leh! Im Preis.
Die Reise beginnt in Delhi mit einer Fahrt durch die schönsten Landschaften N-Indiens nach Manali und
Lahul. Sie fahren über hohe Himalayapässe nach Spiti, einmal Teil von W-Tibet, heute in NW-Indien. Über
das spektakuläre Sutlej Tal fahren Sie zur alten britischen Sommerhauptstadt Shimla. Auf der Reise lernen
Sie über den tibetischen Buddhismus und erleben die noch einzig lebendige alte tibetische Kultur.
Anmeldeschluss: 8. August 2011
Nähere Informationen zu den Reisen
www.cultures-connect.net und
[email protected]
1. INFORMATIONSANBEND am
Montag 24. Jänner 2011;
weitere werden noch bekannt gegeben.
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Barkhor
Der neue SAVE TIBET Kalender 2011!
Rechtzeitig vor dem Jahresende gibt es
wieder einen neuen SAVE TIBET Kalender. Bezaubernde Kinderfotos und weise
Aussagen Seiner Heiligkeit des 14. Dalai
Lama begleiten Sie durch das Jahr 2011, die
übersichtlichen Monatsblätter unterstützen
Sie bei Ihrer Terminplanung.
Bei SAVE TIBET um EUR 11,-WeihnachtsGeschenk-Tipp
Gesundheitsberatung nach Trad.
Tibetischen Prinzipien
Ernährungs- und Lebensberatung
nach trad. tibetischen Prinzipien.
Tibetische Entspannungs-, Energiemassage.
Information und Anmeldung:
Dr.tib.med. D. Emchi
Tel.: 0676-944 29 05
oder E-mail: tibetmedizin.emchi@
bluewin.ch
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1180 Wien
Homepage: www.tibetmedizin.org
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Seit kurzem gibt es einen österreichischen
Bio-Honig, mit dessen Kauf Sie SAVE
TIBET unterstützen können!
Der Landschaftsökologe Wolfgang Marthe
stellt in seinem Familienbetrieb im südlichen
Mühlviertel hochwertigen Bio-Honig her
und ist Partner bei Genussland OÖ. Der
SAVE TIBET-Honig, der aus dem Europaschutzgebiet Waldais-Naarn stammt, trägt
das Honig-OÖ-Qualitätssiegel. Erhältlich im
500g-Glas bei SAVE TIBET um EUR 6,50
Für den von Dr. Emchi
gegründeten Verein
„Yuthok-Spital“
suchen wir freiwillige Mitarbeiter,
die ihr bei der organisatorischen
Arbeit helfen!
www.yuthok-spital.org
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Buchbesprechung
Ich bin das Orakel des Dalai Lama
Autobiografie
von Thubten Ngodup
Verlag Goldmann-Arkana; April 2010; ca. 304 Seiten; EUR 20,60;
ISBN: 978-3-442-33870-2
„Ich bin nur ein einfacher Mönch und
kann daher nichts ´Außergewöhnliches´
berichten“, sagt der Autor, der seit 1987
als Medium für das Staatsorakel von
Tibet (tib. Kuten) und den Dalai
Lama fungiert. Ein zweites
großes Staatsorakel gehört
dem Gadong Kloster an,
wo Thubten Ngodup seine
Schulung als Mönch begann.
Die vorliegende Autobiografie
kam auf Wunsch Seiner Heiligkeit
zustande, denn es gilt, die tibetische
Kultur und Religion außerhalb Tibets
zu retten.
Thubten Ngodup wurde unter der Knute
der chinesischen Herrschaft 1958 in Phari,
im Süden Tibets an der Grenze zu Bhutan
geboren. 1966 flüchtet die Familie nach Bhutan und gelangt nach längerem Aufenthalt
über Sikkim Anfang 1969 nach Dharamsala,
dem Sitz der Exilregierung in Indien. 1971
legt Thubten Ngodup im Kloster Nechung
das Novizengelübde ab. Am 31.März 1987
offenbart sich erstmals die Nechung Schutz-
gottheit in Ngodup. Am 4.September 1987
wird er als 17. Nechung Kuten inthronisiert. Er ist somit spirituelle Autorität und
Abt des Klosters Nechung und hat eine
verantwortungsvolle Position in der
Regierung inne.
Das Buch ist weit mehr als nur
eine Autobiografie. In gewissem
Sinne ist es auch die Biografie
des Orakels, das durch den
Autor spricht. Was der Kuten
Thubten Ngodup in Trance
aussagt, beeinflusst die Geschicke des tibetischen Volkes.
Nach wie vor befragt der Dalai Lama das
Orakel vor schwierigen Entscheidungen.
Das Buch ist ein wertvolles Dokument
einer bedrohten Kultur. Es bietet einzigartige Einblicke in die Jahrhunderte alte
Glaubenswelt des tibetischen Buddhismus
und die mystischen Traditionen Tibets und
deren komplizierte Rituale. Nichts Außergewöhnliches? Urteilen Sie selbst!
h.s.
Anmerkung: Die persönlichen Daten Thubten Ngodups im Klappentext sind inkorrekt.
Thubten Ngodup wurde am 13.Juli 1958 in Phari geboren, ist mit den Eltern 1966 (Kulturrevolution)
nach Bhutan geflüchtet und kam 1969 nach Dharamsala, Indien.
Quelle: www.tibet.com
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Termine / Ankündigungen
Mittwoch, 24. November bis Freitag, 24. Dezember 2010
Weihnachtsmarkt in der Galerie von Tseten Zöchbauer, mit Info- und Verkaufstisch von SAVE TIBET
Galerie, Färbergasse 6, 1010 Wien, siehe auch Seite 42
Freitag, 3. bis Sonntag, 5 Dezember 2010, jeweils 10 - 20 Uhr
Stand von SAVE TIBET beim karitativen Weihnachtsmarkt
Freyung, 1010 Wien, siehe auch Seite 8
Donnerstag, 9. bis Sonntag, 12. Dezember 2010
Wege zu Glückseligkeit und Weisheit - Vortrag und Seminar von und mit Dagri Rinpoche - Einweihung:
21 Taras am 12. Dezember, 18 Uhr
Nächere Infos: Panchen Losang Chogyen Gelug Zentrum, 1090 Wien, Servitengase 15, www.fpmt-plc.at,
siehe auch Seite 39
Samstag, 11. und Sonntag, 12. Dezember 2010, jeweils 10 - 18 Uhr
Großer Weihnachtsmarkt im SAVE TIBET-Büro. Hier haben Sie Gelegenheit, bei tibetischen und Wiener
Schmankerln angenehme Stunden in gemütlicher und weihnachtlicher Atmosphäre zu verbringen und aus dem
reichhaltigen Angebot tibetischer Handwerkskunst sowie an Büchern und CDs mit tibetischer Musik zu wählen.
In diesem Jahr Lesung mit Claudia Stöckl
Lobenhauerngasse 5, 1170 Wien, siehe auch Seite 8
Donnerstag, 20. Jänner 2011 bis Samstag, 22. Jänner 2011
Vortrag und Seminar von und mit Oliver Petersen, Buddhistischer Lehrer und Psychotherapeut;
20. Jänner, 19 Uhr, Wien: Vortrag „Weites Herz, friedlicher Geist - der Umgang mit destruktiven Emotionen“;
21. Jänner, Wien / 22. Jänner, Klagenfurt; jeweils 10 - 17 Uhr: Seminar „Weites Herz, friedlicher Geist - wie
wir unser Herz öffnen und unseren Geist transformieren“
Wien: Mandalahof, Fleischmarkt 16, 1010 Wien; Klagenfurt: Gemeindezentrum St. Ruprecht, Kinoplatz 3,
Klagenfurt; nähere Infos und Anmeldung auf http://www.tibetcenter.at/index.php?id=147, siehe auch Seite 7
Freitag, 21. Jänner 2011, ab 19 Uhr, Samstag, 22. Jänner 2010, 19.30 Uhr
Das Erbe Tibets - Ladakh - Auf der Suche nach dem Glück - Multivisionsreportage von Dieter Glogowski - Gegenüberstellung seiner Erfahrungen und Erlebnisse im „Land der hohen Pässe“ mit unserer westichen
Welt, mit Info- und Verkaufstisch von SAVE TIBET; 21. Jänner, Wien: 19 Uhr: tibetisches Buffet, 19.30 Uhr:
traditionelle tibetische Musik mit Tsewang, 20 Uhr: Vortrag; 22. Jänner, Hartberg: 19.30 Vortrag
Wien: Universität - Audimax, 1010 Wien; Hartberg: Maxoom - Ökopark Hartberg, Am Ökopark 10,
8230 Hartberg; nähere Infos auf www.dieter-glogowski.de, www. allesleinwand.at (Wien) und
www.nomadeaufzeit.at/images/Diafestival2011.pdf (Hartberg)
Freitag, 4. bis Sonntag, 6. März 2011, jeweils 10 - 19 Uhr; Freitag, 11. bis Sonntag, 13. März 2011
Buddhas Reliquien - Herz-Schrein-Reliquien-Tour ist im Rahmen einer weltweiten Wanderausstellung www.
maitreyaproject.org in Wien und Graz zu Gast; 4. bis 6. März in Wien, 11. bis 13. März in Graz
Wien: Museum für Volkskunde, Laudongasse 15, 1080 Wien, nähere Infos unter www.fpmt-plc.at,
[email protected]; Graz: Nähere Infos unter www.shedrupling.at, [email protected]; siehe auch Seite 31
Vorschau: Samstag, 5. März 2011
LOSAR, das tibetische Neujahr
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Falls Sie an der Zusendung dieser Info nicht mehr
interessiert sind, streichen Sie einfach Ihre Adresse durch
und werfen Sie das Heft mit dem Vermerk "ZURÜCK" in den
nächsten Briefkasten.
Wenn Sie Empfänger der SAVE TIBET INFO, aber noch kein
Mitglied des Vereins oder Teilnehmer des Patenschaftsprogrammes sind, bitten wir Sie um eine Spende zur Deckung
der Herstellungs- und Portokosten.
Wir ersuchen um Ihr Verständnis!
Bei Unzustellbarkeit bitte zurück an:
SAVE TIBET
Lobenhauerngasse 5/1
1170 Wien
Bitte geben Sie uns Adressänderungen bekannt, da sonst bei
Rücksendung der INFO (Vermerk "verzogen") Ihr Name aus
unserer Kartei gelöscht wird!
SAVE TIBET INFO Nr. 58
Ausgabedatum: November 2010
P.b.b. "Österreichische Post AG/Sponsoring Post", Verlagspostamt 1170 Wien
Zulassungsnummer: GZ 02Z031914
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