14/2005 statistik.info 25 Staat und Politik Kanton Zürich in Zahlen 2005 Die Politik in den Zürcher Köpfen Wie sind die Anhängerschaften der grossen Parteien im Kanton Zürich politisch und ideologisch ausgerichtet? Aus welchen Bevölkerungskreisen stammen sie? Fragen, die nicht nur die Öffentlichkeit interessieren, sondern insbesondere auch Politikerinnen und Politiker sowie die für die Strategie verantwortlichen Parteiführungen. «SELECTS» Im Nachgang zu den Nationalratswahlen 2003 wurden die Stimmberechtigten in der Schweiz umfassend und detailliert zu ihren politischen Einstellungen und Präferenzen befragt, auch im Kanton Zürich. Die wichtigsten Resultate dieser «SELECTS» genannten Umfrage für die Anhängerschaften der vier grossen Parteien SVP, FDP sowie SP und Grüne fassen die beiden Dreiecksdiagramme auf einen Blick zusammen. Die beiden Parteien aus dem linken Lager sind dabei zusammengenommen, weil die Antworten ihrer Wählerinnen und Wähler im Wesentlichen ähnlich sind. Die Parteianhängerschaften und ihre Einstellungen zu politischen Fragen SVP 1 Massnahmen des Staates gegen Arbeitslosigkeit 2 höhere Krankenkassenprämien für besser Verdienende 3 Rentenaltererhöhung 4 Verschärfung der Asylgesetzgebung 5 Abschaffung des Bankgeheimnisses 6 EU-Beitritt 7 Steuererhöhung auf grosse Einkommen 8 Atomenergie pro contra pro Blocher unbestimmt contra Calmy-Rey 6 4 8 5 7 2 3 1 contra Couchepin 8 7 2 1 3 7 pro Couchepin 5 6 pro Calmy-Rey SP/ Grüne 4 6 contra Blocher FDP Staat und Politik Bundesrat Blocher polarisiert Je nach Lage eines Themas oder eines Merkmals im Dreieck unterscheiden sich die Sympathisanten der Parteien bezüglich dieses Elements: Je näher im Zentrum, desto geringer, je näher am Rand, desto grösser sind die Gegensätze. Zum Beispiel die Haltung zu Bundesrat Christoph Blocher: Beinahe alle Befragten, die sich als SVP-Anhängerinnen und Anhänger deklarieren, sympathisieren mit Christoph Blocher, während sich im FDP-Lager und mehr noch unter den SP-Leuten fast ausschliesslich Blocher-Gegner finden. Ideologisch-politische Faktoren ... Was sind nun die wichtigsten Erkenntnisse, die sich aus dieser «geistigen Landkarte» herauslesen lassen? Es kann ein generell sehr starker Zusammenhang zwischen Partei- und Politikersympathie festgestellt werden. Dies lässt auf eine starke parteipolitische Polarisierung schliessen, die sogar den früher eher überparteilichen Bundesrat erfasst hat. Die Antworten auf die SELECTS-Fragen zeigen aber vor allem, wie die ideologischen Gräben zwischen den Parteianhängerschaften verlaufen. Die beiden bürgerlichen Parteien trennen von der Linken primär einmal die Ansichten zur Atomkraft, also das Spannungsfeld der Ökologie. Die Haltung zur Frage, inwieweit der Staat den Einzelnen unterstützen und dazu allenfalls auch Umverteilen soll, eint dagegen tendenziell die SP-Sympathisanten und das SVP-Lager gegen die FDP: Die Wählerinnen und Wähler der Wirtschaftspartei sind die einzigen, bei denen eine Erhöhung des Kanton Zürich in Zahlen 2005 26 AHV-Alters Anklang findet – allerdings auch dort letztlich nicht mehrheitsfähig ist. Besonders stark ist der Gegensatz zwischen den beiden grössten Parteien in der Grundsatzfrage der Öffnung der Schweiz nach aussen: In der Haltung zum EU-Beitritt stehen sich SP und SVP diametral gegenüber, während die Anhängerschaft der FDP diesbezüglich eine unbestimmte Haltung einnimmt. … und soziale Herkunft Soziodemographische Faktoren wie Alter, Ausbildung und Einkommen hängen naturgemäss weniger eng mit der Parteisympathie zusammen als die Einstellungen zu politischen Themen und Persönlichkeiten. Das zeigt sich daran, dass die entsprechenden Merkmale näher beim Dreieckszentrum liegen. Gewisse Tendenzen sind aber auch hier zu erkennen. So sind insbesondere gut ausgebildete Personen mit sehr hohem Einkommen überdurchschnittlich oft bei der FDP zu finden – vielleicht mit ein Grund, warum sie staatlichen Abgaben, insbesondere für die Reichen, nicht sehr positiv gegenübersteht. Einen hohen Bil dungsstand weist auch das sozialdemokratische Lager auf. Öfter als bei den beiden bürgerlichen Parteien sind SP-Anhängerinnen und -Anhänger zudem beim Staat angestellt und den statushohen professionellen Spezialisten zuzuordnen. Im Kontrast dazu sind die Wählerinnen und Wähler der SVP deutlich häufiger unter den weniger gut Ausgebildeten und Verdienenden zu finden. Im Altersaufbau unterscheiden sich die Parteisympathisanten dagegen nur unwesentlich. 27 Staat und Politik Kanton Zürich in Zahlen 2005 Die Parteianhängerschaften und ihre soziale Herkunft SVP Ausbildung: 1 obligatorische Schule/Berufslehre 2 höhere Berufsausbildung 3 DMS/Mittelschule 4 Hochschule Beruf: 1 Angestellte 2 Selbstständigerwerbende 3 Spezialisten (Ingenieur/innen, Lehrer/innen, Mediziner/innen etc.) 4 Management Einkommen in 1 000 Fr. Alter (Jahre) 4–6 1 1 6–8 über 65 Privatwirtschaft 51–65 bis 30 unter 4 3 Öffentlicher Sektor 2 4 31–50 2 über 8 3 4 SP/ Grüne FDP