Der Einfluss von Pollenlipasen auf die Tränenflüssigkeit des Auges

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Diplomarbeit
Der Einfluss von Pollenlipasen auf die Tränenflüssigkeit
des Auges im Rahmen des SNAK-Syndroms
eingereicht von
Eva Wimmer
Mat.Nr.: 0533511
zur Erlangung des akademischen Grades
Doktorin der gesamten Heilkunde
(Dr. med. univ.)
an der
Medizinischen Universität Graz
ausgeführt an der
Universitäts-Augenklinik
Auenbruggerplatz 4, A-8036 Graz, Austria
unter der Anleitung von
Univ.-Prof. Mag. Dr. phil. Otto Schmut
Graz, Mai 2010
....................................
(Unterschrift)
Eidesstattliche Erklärung
Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne fremde
Hilfe verfasst habe, andere als die angegebenen Quellen nicht verwendet habe und die den
benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht
habe.
Graz, Mai 2010
....................................
(Unterschrift)
I
Vorwort
Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit – vor allem in Hinblick auf die Vermeidung einer
ausufernden Verwendung von Pronomen – habe ich mich dazu entschlossen, alle
geschlechtsbezogenen Wörter nur in eingeschlechtlicher Form – der deutschen Sprache
gemäß zumeist die männliche – zu verwenden. Selbstredend gelten alle Bezeichnungen
gleichwertig für Frauen.
II
Danksagungen
An erster Stelle möchte ich mich bei Herrn Univ.-Prof. Mag. Dr. Otto Schmut für die
hervorragende Betreuung sowie die sorgfältige Begutachtung meiner Diplomarbeit sehr
herzlich bedanken.
Weiters gilt mein Dank dem Laborteam, insbesondere BA Sieglinde Kirchengast, die mir die
praktische Anwendung biochemischer Methoden näher brachte und mir mit Rat und Tat zur
Seite stand.
Ebenfalls danke ich Herrn Dr. Dieter Rabensteiner für die Zweitbetreuung.
Herrn Dr. Harald Köfeler (Zentrum für Medizinische Grundlagenforschung, Medizinische
Universität Graz) danke ich für die gute Zusammenarbeit.
Nicht zuletzt bin ich auch Klinikvorstand Herrn Univ.-Prof. Dr. Andreas Wedrich für die
Benutzung des Labors zu Dank verpflichtet.
Spezieller Dank gebührt darüber hinaus meinen Eltern, die mir mit ihrer Unterstützung nicht
nur eine unbeschwerte und wunderschöne Studienzeit ermöglicht haben, sondern die mir auch
immer den nötigen emotionalen Rückhalt geboten haben. Ebenso danke ich meinem Freund
Martin für das aufgebrachte Verständnis während stressiger Prüfungszeiten, sowie für die
liebevolle Unterstützung während meines Studiums.
III
Inhaltsverzeichnis
1
Einleitung ................................................................................. 1
1.1 Ziel und Relevanz der Arbeit ............................................................. 1
1.2 Anatomie und Physiologie der Augenoberfläche .............................. 2
1.2.1
Tunica konjunktiva (Bindehaut) ...................................................................... 2
1.2.2
Kornea (Hornhaut) .......................................................................................... 3
1.2.3
Der Tränenapparat ........................................................................................... 4
1.2.4
Der Tränenfilm ................................................................................................ 4
1.2.5
Die Meibom-Drüsen (Glandulae tarsales) ........................................................ 8
1.3 Das Trockene Auge .......................................................................... 10
1.3.1
Epidemiologie ............................................................................................... 10
1.3.2
Klassifikation ................................................................................................ 10
1.3.3
Ursachen ....................................................................................................... 11
1.3.4
Symptome und Diagnostik ............................................................................ 13
1.3.5
Therapie ........................................................................................................ 17
1.4 Pollen ................................................................................................. 18
1.4.1
Allgemeines .................................................................................................. 18
1.4.2
Pollenentwicklung ......................................................................................... 19
1.4.3
Die Aufgabe des Pollenschlauchs und seiner darin enthaltenen Enzyme im
Rahmen der pflanzlichen Befruchtung ........................................................... 20
1.5 Das SNAK-Syndrom ........................................................................ 23
2
1.5.1
Ursachen ....................................................................................................... 23
1.5.2
Diagnostik ..................................................................................................... 24
1.5.3
Therapie ........................................................................................................ 24
Material und Methoden ........................................................ 25
2.1 Tränenflüssigkeit .............................................................................. 25
IV
2.1.1
Allgemeines .................................................................................................. 25
2.1.2
Gewinnung .................................................................................................... 25
2.2 Pollen ................................................................................................. 27
2.2.1
Sammlung ..................................................................................................... 27
2.2.2
Pollenextraktherstellung ................................................................................ 28
2.3 Vitalitätsfärbung .............................................................................. 29
2.3.1
Allgemeines .................................................................................................. 29
2.3.2
Durchführung ................................................................................................ 29
2.4 Enzymfreisetzung ............................................................................. 29
2.4.1
Allgemeines .................................................................................................. 29
2.4.2
Durchführung ................................................................................................ 30
2.5 Lipasenachweis mittels modifiziertem Olivenöl-Rhodamin B-Agar
nach Kouker und Jäger.................................................................... 30
2.5.1
Allgemeines .................................................................................................. 30
2.5.2
Herstellung .................................................................................................... 31
2.5.3
Lipaseaktivitätsnachweis ............................................................................... 32
2.6 Lipidanalyse...................................................................................... 36
3
2.6.1
Allgemeines .................................................................................................. 36
2.6.2
Probenvorbereitung ....................................................................................... 36
2.6.3
Lipidextraktion .............................................................................................. 37
2.6.4
Reversed phase HPLC ................................................................................... 37
2.6.5
Auswertung ................................................................................................... 37
Ergebnisse ..............................................................................39
3.1 Vitalitätsfärbung .............................................................................. 39
3.1.1
Birkenpollen.................................................................................................. 39
3.1.2
Knäuelgras .................................................................................................... 39
3.1.3
Hasel ............................................................................................................. 40
3.1.4
Erle ............................................................................................................... 41
V
3.2 Enzymfreisetzung ............................................................................. 41
3.2.1
Rehydrierung der Pollen ................................................................................ 41
3.2.2
Pollen/Serva-Blue ......................................................................................... 42
3.2.3
Pollen/Serva-Blue/Tränenflüssigkeit.............................................................. 44
3.3 Lipasenachweis mittels modifiziertem Olivenöl-Rhodamin B-Agar
nach Kouker und Jäger.................................................................... 45
3.3.1
Verdünnungsreihe ......................................................................................... 45
3.3.2
Lipaseaktivitätsnachweis - Pollen .................................................................. 49
3.3.3
Lipaseaktivitätsnachweis - Pollen/Tränen ...................................................... 51
3.4 Lipidanalyse...................................................................................... 52
4
Diskussion ..............................................................................55
4.1 Einfluss von Pollenlipasen auf den Tränenfilm .............................. 55
4.2 Antilipasen – Physiologische Schutzfaktoren ................................. 58
4.3 Therapieansätze ................................................................................ 58
5
Literaturverzeichnis ..............................................................61
6
Anhang ................................................................................... 65
7
Curriculum vitae ................................................................... 70
VI
Abkürzungen
Aqua bidest.
Aqua bidestillata
°C
Grad Celsius
Ca2+
Calciumionen
CHCl3
Chloroform
cm
Zentimeter
g
Gramm
HPLC
High Pressure Liquid Chromatography
MeOH
Methanol
mg
Milligramm
ml
Milliliter
mm
Millimeter
nkat
Nanokatal
nm
Nanometer
U/L
Units per liter
U/min
Umdrehungen pro Minute
μl
Mikroliter
μm
Mikrometer
VII
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Dreischichtiger Aufbau des Tränenfilms ...................................................... 5
aus: Wedrich A, Schmut O, Rabensteiner DF. Trockenes Auge - Alles zum Sicca-Syndrom.
Wien: Verlagshaus der Ärzte GmbH 2009.
Abbildung 2: Produktionsstätten der einzelnen Schichten des Tränenfilms ...................... 7
aus: Wedrich A, Schmut O, Rabensteiner DF. Trockenes Auge - Alles zum Sicca-Syndrom.
Wien: Verlagshaus der Ärzte GmbH 2009.
Abbildung 3: Augenlid........................................................................................................ 8
aus: Hartmann M, Pabst MA, Schmied R, Caluba HC, Dohr G. Zytologie, Histologie und
Mikroskopische Anatomie. 4th ed. Wien: Facultas Verlags- und Buchhandels AG 2008.
Abbildung 4: Spaltlampe .................................................................................................... 13
fotografiert von Eva Wimmer.
Abbildung 5: F-BUT........................................................................................................... 14
aus: Wedrich A, Schmut O, Rabensteiner DF. Trockenes Auge - Alles zum Sicca-Syndrom.
Wien: Verlagshaus der Ärzte GmbH 2009.
Abbildung 6: Bengalrosa .................................................................................................... 15
aus: Wedrich A, Schmut O, Rabensteiner DF. Trockenes Auge - Alles zum Sicca-Syndrom.
Wien: Verlagshaus der Ärzte GmbH 2009.
Abbildung 7: Lissamingrün ................................................................................................ 15
aus: Wedrich A, Schmut O, Rabensteiner DF. Trockenes Auge - Alles zum Sicca-Syndrom.
Wien: Verlagshaus der Ärzte GmbH 2009.
VIII
Abbildung 8: Fluoreszein ................................................................................................... 15
aus: Wedrich A, Schmut O, Rabensteiner DF. Trockenes Auge - Alles zum Sicca-Syndrom.
Wien: Verlagshaus der Ärzte GmbH 2009.
Abbildung 9: Schirmer Test ................................................................................................ 16
aus: Wedrich A, Schmut O, Rabensteiner DF. Trockenes Auge - Alles zum Sicca-Syndrom.
Wien: Verlagshaus der Ärzte GmbH 2009.
Abbildung 10: Männlicher und weiblicher Blütenstand eines Haselstrauchs .................... 19
aus: Wedrich A, Schmut O, Rabensteiner DF. Trockenes Auge - Alles zum Sicca-Syndrom.
Wien: Verlagshaus der Ärzte GmbH 2009.
Abbildung 11: Pollen im Elektronenmikroskop ................................................................. 20
aus: Wedrich A, Schmut O, Rabensteiner DF. Trockenes Auge - Alles zum Sicca-Syndrom.
Wien: Verlagshaus der Ärzte GmbH 2009.
Abbildung 12: Schematische Darstellung des Befruchtungsvorgangs ............................... 21
gestaltet von Katharina Meditz.
Abbildung 13: Stark gerötetes, rinnendes Auge ................................................................. 23
fotografiert von Heimo Bauer, Fotolabor der Universitäts-Augenklinik Graz.
Abbildung 14: Tränenabnahme an freiwilliger Probandin ................................................ 25
aus: Wedrich A, Schmut O, Rabensteiner DF. Trockenes Auge - Alles zum Sicca-Syndrom.
Wien: Verlagshaus der Ärzte GmbH 2009.
Abbildung 15: Olivenöl-Rhodamin B-Agar ........................................................................ 32
fotografiert von Heimo Bauer, Fotolabor der Universitäts-Augenklinik Graz.
IX
Abbildung 16: Vitalitätsfärbung – Birke ............................................................................ 39
fotografiert von Heimo Bauer, Fotolabor der Universitäts-Augenklinik Graz.
Abbildung 17: Vitalitätsfärbung – Knäuelgras ................................................................... 40
fotografiert von Heimo Bauer, Fotolabor der Universitäts-Augenklinik Graz.
Abbildung 18: Vitalitätsfärbung – Hasel ............................................................................ 40
fotografiert von Heimo Bauer, Fotolabor der Universitäts-Augenklinik Graz.
Abbildung 19: Vitalitätsfärbung – Erle .............................................................................. 41
fotografiert von Heimo Bauer, Fotolabor der Universitäts-Augenklinik Graz.
Abbildung 20: rehydrierte Pollenkörner ............................................................................. 42
fotografiert von Eva Wimmer.
Abbildung 21: dehydrierte Pollenkörner ............................................................................ 42
fotografiert von Eva Wimmer.
Abbildung 22: Enzymfreisetzung – Haselpollen ................................................................. 43
fotografiert von Eva Wimmer.
Abbildung 23: Enzymfreisetzung – Knäuelgraspollen........................................................ 43
fotografiert von Eva Wimmer.
Abbildung 24: Zellwandzerstörung aufgrund Enzymfreisetzung ....................................... 44
fotografiert von Eva Wimmer.
X
Abbildung 25: Enzymfreisetzung in der Tränenflüssigkeit ................................................ 45
fotografiert von Eva Wimmer.
Abbildung 26: Ergebnis des modifizierten Olivenöl-Rhodamin B-Agars mit aufgetragener
Serum-Verdünnungsreihe .................................................................................................. 46
fotografiert von Heimo Bauer, Fotolabor der Universitäts-Augenklinik Graz.
Abbildung 27: Eichkurve – Lipasekonzentration im Serum ............................................... 48
erstellt von Eva Wimmer.
Abbildung 28: Ergebnis des modifizierten Olivenöl-Rhodamin B-Agars mit aufgetragener
Pollenextrakt-Verdünnungsreihe ....................................................................................... 49
fotografiert von Heimo Bauer, Fotolabor der Universitäts-Augenklinik Graz.
Abbildung 29: Ergebnis des modifizierten Olivenöl-Rhodamin B-Agars mit aufgetragenen
Pollenextrakten................................................................................................................... 50
fotografiert von Heimo Bauer, Fotolabor der Universitäts-Augenklinik Graz.
Abbildung 30: Ergebnis des modifizierten Olivenöl-Rhodamin B-Agars mit aufgetragenen
Pollenextrakten und Tränenflüssigkeit............................................................................... 51
fotografiert von Heimo Bauer, Fotolabor der Universitäts-Augenklinik Graz.
Abbildung 31: Ergebnis der Lipidbestimmung, ZMF ......................................................... 54
erstellt von Dr. Harald Köfeler, Zentrum für Medizinische Grundlagenforschung.
XI
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Serum-Verdünnungsreihe ................................................................................. 33
erstellt von Eva Wimmer.
Tabelle2: Ergebnis der Serum-Verdünnungsreihe ............................................................. 47
erstellt von Eva Wimmer.
Tabelle 3: Lipide und deren Abkürzungen ......................................................................... 52
erstellt von Dr. Harald Köfeler, Zentrum für Medizinische Grundlagenforschung.
Tabelle 4: Ergebnis der Lipidbestimmung, ZMF................................................................ 53
erstellt von Dr. Harald Köfeler, Zentrum für Medizinische Grundlagenforschung.
Tabelle 5: Ergebnisvergleich - Vitalitätsfärbung/Lipaseaktivität ..................................... 56
erstellt von Eva Wimmer.
XII
Zusammenfassung
Hintergrund: Okuläre Reizerscheinungen wie etwa gerötete, tränende und juckende Augen
werden auch bei Nicht-Allergikern während der Pollenflugsaison zunehmend häufiger
beobachtet. Es handelt sich jedoch hier in vielen Fällen nicht um eine allergische Reaktion,
sondern um eine saisonale nicht-allergische Konjunktivitis (SNAK). In einer vorangegangen
Studie wurde bereits nachgewiesen, dass die in Pollen enthaltenen Proteasen die mittlere,
wässrige Schicht des Tränenfilms angreifen und deren Proteine zerstören. Folglich wird der
Tränenfilm instabil. Dies kann für die Entstehung eines Trockenen Auges prädisponierend
sein. Jedoch liegt die Vermutung nahe, dass nicht die Proteasen alleine Auslöser des
SNAK-Syndroms sind, sondern sich unter den Pollenenzymen auch Lipasen befinden, die
eine schädigende Wirkung auf die oberste lipidhältige Schicht des Tränenfilms ausüben
könnten.
Methoden: Verschiedene Pollenarten wurden gesammelt und für die Versuche zu Extrakten
weiterverarbeitet. Weiters wurde freiwilligen Probanden Tränenflüssigkeit abgenommen. Die
Pollenextrakte konnten auf einem speziell hergestellten und modifizierten Olivenöl-Rhodamin
B-Agar (Kouker und Jäger, 1987) auf ihre Lipaseaktivität getestet werden. Um den Austritt
der Pollenenzyme nach Kontakt mit Tränenflüssigkeit beobachten zu können, wurden Pollen
auf einem Objektträger mit Tränenflüssigkeit und Serva-Blue Farblösung, einem
proteinfärbenden Farbstoff versetzt, welcher dazu diente, die Enzyme anzufärben und sichtbar
zu machen. Die Analyse der Lipidzusammensetzung des Tränenfilms vor und nach der
Inkubation mit Pollenextrakten erfolgte mittels reversed phase HPLC in Zusammenarbeit mit
dem Zentrum für Medizinische Grundlagenforschung, Medizinische Universität Graz (ZMF).
Resultate:
Durch
den
Lipaseaktivitätsnachweis
mittels
modifiziertem
Olivenöl-Rhodamin B-Agar konnte bewiesen werden, dass sich unter den Pollenenzymen
Lipasen befinden. Durch den Kontakt mit Tränenflüssigkeit quellen die Pollenkörner auf und
geben ihre Enzyme frei. Die Lipasen verändern die Lipide der Tränenflüssigkeit. Diese
Reaktion
konnte
mit
Hilfe
der
Massenspektroskopie
untersucht
werden,
wobei
Veränderungen im Molekulargewicht feststellbar waren.
XIII
Schlussfolgerungen: Die lipolytische und proteolytische Wirkung der Pollenenzyme erklärt
die bei Nicht-Allergikern immer häufiger auftretenden Reizerscheinungen am Auge. Doch die
verschiedenen Pollenarten unterscheiden sich in ihrer Wirkung. So besitzen Knäuelgraspollen
eine deutlich größere Lipaseaktivität als beispielsweise die Haselpollen. Da die durch das
SNAK-Syndrom auftretenden okulären Reizerscheinungen dem einer allergischen Reaktion
sehr ähnlich sind, werden die meisten Patienten fälschlicherweise mit Antiallergika behandelt.
Diese Medikamente sind bei SNAK-Patienten jedoch wirkungslos, da die Ursache nicht in
einer allergischen Sensibilisierung des Organismus liegt, sondern in einer enzymatischen
Schädigung des Tränenfilms.
Schlüsselwörter: Pollenlipasen, Tränenfilm, SNAK-Syndrom
XIV
Abstract
Background: Ocular irritations like reddened, watery and itchy eyes can be observed more
and more frequently in non-allergic persons during pollen seasons. In some of these cases
there is no allergic reaction behind these symptoms, the irritations are due to a seasonal nonallergic conjunctivitis (SNAC). In a previous study it was detected that pollen contain
proteases, which can attack the middle, aqueous layer of the tear film and destroy the proteins.
Consequently, the tear film becomes unstable which may be a predisposing factor for the
development of dry eye symptom. However, it seems likely that proteases do not alone trigger
the SNAC-syndrome. There might be lipases among the pollen enzymes, which could have
harmful effects on the hydrophobic uppermost layer of the tear film.
Methods: Different types of pollen were collected and processed to extracts. Furthermore,
tear fluid was taken from volunteers. The pollen extracts were tested for lipase activity on a
specially established and modified olive oil-rhodamin B-agar (Kouker and Jäger, 1987). To
observe the outlet of the pollen enzymes after exposure to tear fluid, pollen were placed on a
slide and tear fluid together with serva-blue staining solution was pipetted on it. The staining
solution was used to make the enzymes visible. The lipid analysis of the tear film before and
after incubation with pollen extracts was done by reversed phase HPLC, in cooperation with
the Center for Medical Research, Medical University of Graz (ZMF).
Results:
By
testing
pollen
extracts
for
lipase
activity
using
the
modified
olive oil-rhodamin B-agar, it could be proved that there are lipases among the pollen
enzymes. If pollen grains come in contact with tear fluid, they will swell and release their
enzymes. Lipases alter the lipids of the tear fluid. This reaction could be observed with mass
spectrometry, whereby changes in the molecular weight could be determined.
Conclusion: The lipo- and proteolytic effect of the pollen enzymes explains why non-allergic
people can have eye irritations during pollen season. However, there is a difference among
pollen species. Thus Cock's-foot-grass pollen has a much higher lipase activity than, for
XV
instance, hazel pollen. As the ocular irritations caused by the SNAC-syndrome are similar to
an allergic reaction, most of the patients are incorrectly medicated with antiallergica. These
drugs are ineffective on SNAC-patients, because the reason for the symptoms is not an
allergic sensitization of the organism but an enzymatic degradation of the tear film layer.
Key words: pollen lipases, tear film, SNAC-syndrome
XVI
1 Einleitung
1.1 Ziel und Relevanz der Arbeit
In der Pollenflugsaison leiden viele Menschen an okulären Reizerscheinungen wie etwa
geröteten, tränenden und juckenden Augen. Dies kann auch zur Entstehung einer
Keratokonjunktivitis sicca führen. Diese Personen werden dann meist mit Medikamenten wie
Antihistaminika behandelt. Neueste Erkenntnisse belegen, dass sich bei einigen dieser
Personen gar keine allergische Reaktion hinter diesen Symptomen verbirgt, sondern eine
saisonale nicht-allergische Konjunktivitis (SNAK). Die Verordnung von Antihistaminika ist
in diesen Fällen wirkungslos. Der genaue Mechanismus des SNAK-Syndroms ist jedoch nicht
geklärt. Ebenso ist noch unklar, wieso bei manchen Personen keinerlei Reizerscheinungen
während der Pollenflugsaison auftreten. Man weiß, dass in den Pollen Proteasen enthalten
sind, welche die in der wässrigen Schicht des Tränenfilms enthaltenen Proteine angreifen.
Im Rahmen dieser Diplomarbeit soll geklärt werden, ob in den Pollen nicht auch Lipasen
enthalten sind, welche die Lipidschicht des Tränenfilms teilweise zerstören. Bezogen auf die
in-vivo Vorgänge am pollenexponierten Auge könnten diese Ergebnisse zur Entwicklung
neuer Medikamente führen, die genau an diesem Mechanismus ansetzen. Somit könnte vielen
Menschen geholfen werden, die am SNAK- Syndrom leiden.
Um die Zusammenhänge zwischen den Pollenlipasen und dem Tränenfilm im Rahmen des
SNAK-Syndroms besser zu verstehen, soll in den nächsten Seiten zuerst auf wesentliche
Grundlagen eingegangen werden.
1
1.2 Anatomie und Physiologie der Augenoberfläche
1.2.1 Tunica konjunktiva (Bindehaut)
Die Bindehaut ist eine dünne, glänzende, transparente Schleimhautschicht, in der viele
Blutgefäße verlaufen. Das konjunkivale Epithel zeichnet sich durch ein mehrschichtiges, nicht
verhornendes Plattenepithel aus, welches viele schleimsezernierende Becherzellen enthält.
Durch die Bindehaut werden das Augenlid und der Augenbulbus zu einer beweglichen
Einheit verbunden [1, 2]. Die Konjunktiva hat jedoch auch zahlreiche andere Aufgaben wie
etwa in der immunologischen Abwehr von entzündlichen Prozessen. So finden sich sowohl
Komponenten des angeborenen Immunsystems, wie etwa Immunglobuline, als auch T- und
B-Zellen innerhalb des Konjunktivaepithels [3].
Die Konjunktiva unterteilt man in 3 Abschnitte:
·
Konjunktiva tarsi
·
Konjunktiva fornicis
·
Konjunktiva bulbi
Konjunktiva tarsi:
Dieser Bindehautabschnitt, welcher am mukokutanen Übergang beginnt, ist der Lidinnenseite
angelagert und mit dieser fest verwachsen. Diese Bindehaut besteht aus einer lockeren,
gefäßreichen Bindegewebsschicht (Lamina propria) sowie einem 2-5-schichtigen Epithel. An
der Lidgrenze wechselt das verhornende Plattenepithel der Haut in das nicht verhornende
Plattenepithel der Konjunktiva [1, 2].
Konjunktiva fornicis:
In diesem Bereich (= Fornix konjunktivae) gehen die Konjunktiva palpebralis und die
Konjunktiva bulbi ineinander über. Hier findet man eine besonders hohe Zahl an Becherzellen
[1].
2
Konjunktiva bulbi:
Die bulbäre Bindehaut liegt der Sklera auf und ist mit dieser nur locker verbunden [1]. Am
Limbus cornea geht das Plattenepithel der Konjunktiva in das becherzelllose, nicht
verhornende Plattenepithel der Hornhaut über [2].
1.2.2 Kornea (Hornhaut)
Die Hornhaut hat einen Durchmesser von ca. 11 mm und ist ca. 1 mm dick (in der Mitte
0,8-0,9 mm und am Rand 1,1-1,2 mm). Sie ist wie ein Uhrglas keilförmig in die Sklera
eingesetzt und stellt ein wichtiges lichtbrechendes Medium dar, denn sie übernimmt mit 43
dpt den wesentlichen Anteil der Gesamtbrechkraft des Auges. Die konstante Dicke der
Hornhaut wird unter anderem durch ein funktionsfähiges, pumpfähiges Endothel und Epithel,
dem Augeninnendruck sowie der Verdunstung des präkornealen Tränenfilms gewährleistet.
Die Kornea, deren Ernährung über das Kammerwasser, die Tränenflüssigkeit und über das
Randschlingennetz der Bindehautgefäße erfolgt, ist transparent, zellarm und gefäßfrei. Es
kann jedoch bei Entzündungen oder Infektionen zur Gefäßeinsprossung kommen [1, 2, 4].
Die Kornea besteht aus mehreren Schichten [1, 2]:
·
außen gelegenes Kornealepithel: wird aus einem 5-7-schichtigen nicht verhornenden
Plattenepithel gebildet und sitzt einer Basallamina auf
·
Bowman-Membran (Lamina limitans anterior): eine azelluläre bindegewebige
Schicht, die etwa 10 µm dick ist
·
Substantia propria: bindegewebiges gefäßfreies Stroma, macht 90 % der Hornhaut
aus
·
Descement-Membran (Lamina limitans posterior): 5-10 µm dicke Basallamina
·
innen gelegenes Kornealendothel: besteht aus einer Schicht flacher kuboider Zellen
3
1.2.3 Der Tränenapparat
Aufbau des Tränenapparates [4]:
·
Tränendrüse (Glandula lacrimalis) und akzessorische Drüsen
·
Tränenpunkte (Puncta lacrimalia)
·
Tränenkanälchen (Canaliculi lacrimales) und Ductus lacrimalis communis
·
Tränensack (Saccus lacrimalis)
·
Tränennasengang (Ductus nasolacrimalis)
Die Tränendrüse unterteilt sich in einen orbitalen, dieser macht etwa 2/3 der Gesamtgröße
aus, und einen palpebralen Anteil. Der kleinere palpebrale Teil der Glandula lacrimalis
befindet sich oberhalb des konjunktivalen Fornix, wohingegen sich die Pars orbitalis in einer
Knochenimpression in der vorderen lateral-oberen Orbita befindet. Getrennt werden diese
beiden Teile von der Sehne des M. Levator palpebrae. Die über 10 Ausführungsgänge der
Glandula lacrimalis münden in den oberen Fornix, wo auch die akzessorischen
Tränendrüsen (Krause- und Wolfring-Drüsen) liegen [4].
Der Tränenabfluss beginnt bei den Tränenpünktchen (Punktum lacrimale), geht weiter über
die Canaliculi lacrimales in den Saccus lacrimalis und von dort in den Ductus
nasolacrimalis [4].
1.2.4 Der Tränenfilm
Der präokuläre Tränenfilm bedeckt die Augenoberfläche als transparenter Film und erhält
somit die normale Struktur und Funktion der Oberfläche von Hornhaut und Bindehaut. Durch
Glättung der Oberfläche verbessert der Tränenfilm, welcher mit jedem Lidschlag neu
aufgebaut wird, die optischen Eigenschaften der Hornhaut. Darüber hinaus befeuchtet er das
Bindehaut- und Hornhautepithel und ernährt letzteres. Da die Kornea selbst keine Gefäße
enthält, ist sie somit auf den, in der Tränenflüssigkeit gelösten Sauerstoff angewiesen. Durch
die bakteriziden Eigenschaften des Tränenfilms werden abgeschilferte Zellen, Zelltrümmer
und Fremdkörper eliminiert [3, 4].
4
Der Tränenfilm ist etwa 7-10 µm dick und ist aus drei Schichten aufgebaut (Abbildung 1) [3].
Abbildung 1: Dreischichtiger Aufbau des Tränenfilms
Die äußerste zur Umwelt gerichtete Schicht ist die Fettschicht. Die 0,1 µm dicke
Lipidschicht geht flexibel bei jedem Lidschlag mit, das heißt beim Schließen des Lids wird
sie zusammengedrückt und beim Öffnen wieder gleichmäßig verteilt. Diese oberflächliche
lipidhältige Schicht dient als Verdunstungsschutz für die wässrige Phase sowie zur
Aufrechterhaltung der Tränenfilmstabilität [3, 4].
Gebildet wird die Fettschicht von den Meibom-Drüsen. Es ist lange bekannt, dass das Sekret
der Meibom-Drüsen eine außerordentlich komplexe Mischung verschiedener Lipide darstellt.
Schätzungen besagen, dass es hunderte, wenn nicht sogar tausende Lipidbestandteile sein
dürften [5].
Untersuchungen aus dem Jahr 2007 zufolge sind im Meibom Sekret folgende Fette enthalten
[5]:
·
Cholesterol
·
Ölsäure
·
Wachsester der Molekülformeln CnH2n-2O2, CnH2n-4O2 oder CnH2nO2 mit
o Ölsäure
o Linolsäure
5
o Stearinsäure
als Säurekomponenten und Alkohol-Bausteinen Ketten von C18:0 bis C30:0
·
Cholesterolester
·
Lipide der Diacylglycerid Familie
·
Ölsäureamid (weniger als 0,1 %) Dies kann möglicherweise eine Verunreinigung aus
Plastik-(Eppendorf) Aufbewahrungsgefäßen darstellen [6].
Generell repräsentieren Wachsester und Cholesterolester über 60 % aller Lipide des MeibomSekrets. Eine große Anzahl von Inhaltsstoffen wird durch Hydrolyse freigesetzt. Welche
Kombinationen allerdings in vivo vorkommen, ist noch nicht klar [5].
Im Gegensatz zu früheren Analysen, die oft Jahrzehnte zurückliegen und andere Methoden
verwendeten, waren bei den Untersuchungen im Jahr 2007 folgende Lipide kaum
nachweisbar [5]:
·
Phospholipide, Phosphocholin-Lipide nur in Spuren
·
Ceramide
Probleme bei der Identifizierung gibt es aufgrund methodischer Fehler, falschem Handling
der Proben, Grenzen veralteter Methoden, falscher Identifizierung, Verunreinigung der
Proben (z.B.: durch Hautlipide). Ebenso bestehen Probleme bei der Analyse intakter
Lipidkomplexe, da oft Hydrolyseprodukte entstehen.
Einige Lipide des Meibom Sekrets finden sich in der Lipidschicht der Tränenflüssigkeit
wieder. Allerdings sind zusätzlich noch Phospholipide, Ceramide und Fettsäureamide
enthalten, die von anderen Quellen abstammen müssen. Auch haben Tränen ein größeres
Verhältnis von freiem Cholesterol zu Cholesterolestern als Meibom-Drüsen-Sekret und
weisen generell eine höhere Cholesterolkonzentration auf [5].
Einige Autoren (Tiffany, 1978) aber nicht alle (Joffre, 2008; Souchier, 2008) finden eine
große Variabilität der Fettsäuren bzw. Fettalkohole von Spender zu Spender [7, 8].
Die amphiphilen (sowohl in Wasser auch als in Fetten und Ölen löslich) Lipidkomponenten
[z.B.: (O-Acyl)-ω-hydroxy-Fettsäuren und Diacylglycerine] verbinden die Lipidschicht mit
der darunter liegenden wässrigen Schicht.
6
Die mittlere wässrige Schicht des Tränenfilms ist 7 µm dick und macht somit über 90 % der
Dicke aus. Produziert wird diese Phase von der Glandula lacrimalis und den akzessorischen
Tränendrüsen. Über die Ausführungskanälchen der Haupt- und der akzessorischen
Tränendrüsen gelangt dieses wässrige Sekret in den oberen Fornix und wird von dort über die
Augenoberfläche
verteilt.
Tränenflüssigkeit
von
Der
temporal
Musculus
nach
orbicularis
medial.
oculi
Aufgrund
bewegt
von
die
wässrige
Verdunstung
und
Wiederaufnahme durch die Oberfläche der Konjunktiva geht ein Teil des Sekretes verloren,
jedoch gelangt der größte Teil in der Entspannungsphase nach einem Lidschlag über die
Tränenpünktchen und die Canaliculi lacrimales in den Saccus lacrimalis und folglich in den
Ductus nasolacrimalis [3].
Zu den Inhaltsstoffen der wässrigen Phase zählen Salze, Glucose, Harnstoff und hunderte von
Proteinen, unter ihnen Immunglobuline, Lysozym und Lactoferrin [4, 9].
Die Aufgaben der mittleren Tränenfilmschicht sind die Spülung, Benetzung und Ernährung
der Augenoberfläche sowie deren Pufferung mit neutralem pH-Wert. Ebenso dienen einige in
ihr enthaltenen Proteine zur Bakterienabwehr [4, 9].
Die Schleimschicht, welche der Kornea und der Konjunktiva zugewandt liegt, wird von den
Becherzellen der Bindehaut gebildet. Durch sie wird ein Anhaften des Tränenfilms an der
Kornea
ermöglicht,
da
diese
muzinöse
Phase
dem
hydrophoben
Kornea-
und
Konjunktivaepithel eine hydrophile Oberfläche gibt [4, 9].
Abbildung 2: Produktionsstätten der einzelnen Schichten des Tränenfilms
7
Die Farbcodierung in Abbildung 2 entspricht der in Abbildung 1. Somit kann man sich eine
gute Übersicht verschaffen, welche Produktionsstätte welche Schicht des Tränenfilms
produziert [9].
Da im Rahmen dieser Arbeit besonders die Lipidschicht des Tränenfilms von Relevanz ist,
gehe ich nun auf die Meibom-Drüsen noch etwas näher ein.
1.2.5 Die Meibom-Drüsen (Glandulae tarsales)
Wie bereits erwähnt, sind die Meibom-Drüsen für die Lipidproduktion verantwortlich. Diese
Lipide benötigt der Tränenfilm, um die äußerste obere Schicht, die Lipidschicht,
aufrechtzuerhalten [3].
Die Meibom-Drüsen sind große Talgdrüsen des Augenlids, welche in paralleler Anordnung
innerhalb der ganzen Länge der Tarsalplatte von Ober- und Unterlid liegen (siehe
Abbildung 3). Aus diesem Grund werden sie auch als Glandulae tarsales bezeichnet. Ihren
umgangssprachlichen Namen „Meibom-Drüsen“ verdanken sie Herrn Heinrich Meibom, der
diese Drüsen Ende des 17. Jahrhunderts beschrieb [10].
Meibomdrüsen
Abbildung 3: Augenlid
8
Die Anzahl der Meibom-Drüsen ist je nach Region unterschiedlich. So finden sich im Oberlid
im Mittel etwa 31 einzelne Drüsenstränge, wohingegen es im Unterlid insgesamt nur etwa 26
Drüsenstränge gibt. Ebenso variiert die Länge der einzelnen Drüsenstränge von Ober- und
Unterlid. Zusammenfassend kann man festhalten, dass die Unterschiede in Länge und auch
Volumen (Oberlid: 26 µl, Unterlid: 13 µl) der Meibom-Drüsen unterschiedliche
Sekretionsmengen zur Folge haben. Somit ergibt sich eine unterschiedliche Wertigkeit der
beiden Lider für die Aufrechterhaltung einer intakten Lipidschicht [10].
Innerviert
werden die Glandulae tarsales,
sowie auch die Tränendrüse,
primär
parasympathisch. Jedoch spielt die Regulation durch Hormone, v.a. Geschlechtshormone,
ebenso eine wesentliche Rolle. Es lassen sich Rezeptoren für Androgen und Östrogen in den
Meibom-Drüsen nachweisen. Androgene fördern die Funktion der Drüsen, wohingegen
Östrogene eine negative Auswirkung auf die Drüsenfunktion haben. Demzufolge haben
Männer im Durchschnitt eine höhere Ausschüttung von Lipiden [10].
Das klare Sekret der Glandulae tarsales ist ein Lipidgemisch, welches sich bei
Körpertemperatur verflüssigt und daher auch als Öl bezeichnet wird [11]. Das Meibomöl wir
in Drüsenendstücken durch einen holokrinen (d. h. die ganze Zelle wird zur Sekretbildung
abgegeben und geht damit zugrunde) Sekretionsmodus produziert und über die Öffnungen der
Meibom-Drüsen auf dem freien Lidrand abgegeben. Diese Öffnungen befinden sich noch
innerhalb der Epidermis nahe der inneren Lidkante [10]. Das ausgeschüttete Öl breitet sich als
Streifen entlang des Lidrandes über alle Meibom-Öffnungen aus und wird als „marginales
Reservoir“ bezeichnet [11].
Bei der Öffnung des Auges findet eine Aufwärtsbewegung des Oberlids statt, bei der Lipide
aus dem Reservoir in die Lipidschicht aufgesogen und folglich auf dem Tränenfilm verteilt
werden. Während des Lidschlusses vereinigt sich das Öl des Lidrandreservoirs von Ober- und
Unterlid kurzzeitig und es findet ein Ausgleich der unterschiedlichen Sekretionsmengen statt
[11].
Das Meibomöl entlang des Lidrandes dient aber nicht nur zur Erhaltung der Lipidschicht,
sondern es stellt auch eine Barriere dar. Es soll verhindert werden, dass der Tränenfilm mit
dem Sebum der Haut kontaminiert wird. Dies würde einen Zusammenbruch des Tränenfilms
zur Folge haben. Ebenso hat das marginale Reservoir die Aufgabe, das Überlaufen des
normalen wässrigen Tränenflusses zu verhindern. Die wesentlichste Funktion des Meibomöls
ist jedoch, wie bereits erwähnt, die Verdunstung der wässrigen Phase des Tränenfilms zu
9
reduzieren. Aus der Fülle dieser Aufgaben lässt sich erkennen, dass eine Funktionsstörung der
Glandulae tarsales bedeutsam für verschiedene Erkrankungen der Augenoberfläche, v. a. für
die Entstehung des Trockenen Auges ist [11].
1.3 Das Trockene Auge
1.3.1 Epidemiologie
Die Keratokonjunktivitis sicca ist ein Krankheitsbild, dessen Inzidenz und Prävalenz seit
Jahren zunimmt. Jeder zweite bis dritte Patient, der einen Augenarzt aufsucht, leidet
mittlerweile unter dem Sicca-Syndrom. Betroffen sind vor allem Frauen zwischen dem 40.
und 70. Lebensjahr. Es wird vermutet, dass das Hormon Östrogen für das Auftreten des
Trockenen Auges von großer Bedeutung ist. Daher sind auch zwei Drittel der Patienten, die
an dem Trockenen Auge leiden, Frauen [9].
1.3.2 Klassifikation
Eingeteilt wird das Trockene Auge, hinsichtlich der vorliegenden Krankheitsursache, in zwei
große Gruppen [3, 9]:
1. Tränenfilmdefizit
1.1. bei Sjögren-Syndrom
1.2. Non-Sjögren Tränendefizit
2. vermehrte Tränenverdunstung
2.1. durch interne Einflüsse
2.2. durch externe Einflüsse
Bei der ersten Gruppe spricht man von einem hypovolämisch bedingten Trockenen Auge,
d. h. es herrscht ein Tränenflüssigkeitsmangel. Das Tränenfilmdefizit kann im Rahmen eines
Sjögren-Syndroms (Autoimmunerkrankung, bei der die Immunzellen die Speichel- und
10
Tränendrüsen angreifen) oder aufgrund anderer Ursachen wie etwa Hormonen, Nachlassens
der Tränenproduktion mit zunehmendem Alter etc. entstehen (siehe Kapitel 1.3.3) [9].
In Gruppe zwei werden genug Tränen produziert und die Tränenflüssigkeitssekretion kann
auch (ggf. exzessiv) gesteigert sein. Aufgrund der Zusammensetzung der Tränenflüssigkeit,
Augenoberflächenveränderungen, Lidfunktionsstörungen etc. (siehe Kapitel 1.3.3) verdunstet
der Tränenfilm zu rasch, daher spricht man auch von einem hyperevaporativ bedingten
Trockenen Auge [9].
1.3.3 Ursachen
Das Trockene Auge kann auf zahlreiche Ursachen zurückzuführen sein. Wie bereits in Kapitel
1.3.2 erwähnt, tritt die Keratokonjunktivitis sicca auch im Rahmen des Sjögren-Syndroms
auf. Durch die zunehmende Insuffizienz der Glandula lacrimalis im Rahmen dieser
Autoimmunerkrankung kommt es zu einer verminderten Bildung von Tränenflüssigkeit, was
wiederum Auswirkungen auf die Befeuchtung der Augenoberfläche hat. Betroffen von dieser
Erkrankung sind vor allem Frauen im Klimakterium, in der Menopause und bei
Ovarialinsuffizienz [3].
Neben dem Sjögren-Syndrom können auch andere Systemerkrankungen ein Trockenes
Auge verursachen. Im Rahmen von rheumatoider Arthritis, Lupus erythematodes,
systemischer Sklerose und primär biliärer Sklerose kann die Tränenproduktion vermindert
sein. Auch eine Parkinson-Erkrankung (reduzierte Blinzelfrequenz und Tränensektretion) und
ein Diabetes mellitus (herabgesetzter Reflex bei Reizungen der Augenoberfläche aufgrund
einer Schädigung von Nervenfasern der Hornhaut) können für eine Keratokonjunktivitis sicca
verantwortlich sein. Eine Facialisparese und eine Schädigung des Nervus Trigeminus
(beispielsweise durch eine Herpesinfektion) sind ebenso mögliche Auslöser eines SiccaSyndroms [9].
Ein Mangel an Tränenflüssigkeit kann auch oftmals bei älteren Personen (vor allem Frauen)
beobachtet werden. Mit zunehmendem Alter werden viele Abläufe im Körper langsamer,
davon ist auch die Tränenproduktion nicht ausgenommen [9].
Aus der Tatsache, dass rund zwei Drittel aller Keratokonjunktivitis sicca Patienten Frauen
sind lässt sich schließen, dass Hormone einen Einfluss auf das Trockene Auge haben.
11
Androgene haben einen förderlichen, Östrogene einen dämpfenden Einfluss auf die Aktivität
und Sekretion der Meibom-Drüsen. Eine hohe Konzentration an weiblichen und eine niedrige
an männlichen Sexualhormonen begünstigt somit die Entstehung der Keratokonjunktivitis
sicca. Insbesondere Umstellungen im Hormonhaushalt, wie etwa durch die Anti-Baby-Pille,
Schwangerschaft, Klimakterium und Hormonersatztherapien können das Sicca-Syndrom
auslösen [9, 12].
Die Einnahme von Medikamenten, wie etwa Anticholinergika, Beta-Rezeptorblockern,
Ergotamin, tri- und tetrazyklischen Antidepressiva etc., kann ebenso einen Einfluss auf die
Befeuchtung der Augenoberfläche haben. Hier ist besonders hervorzuheben, dass auch die
Einnahme von Antihistaminika zur Entstehung eines Trockenen Auges beitragen kann. Diese
Tatsache ist insofern von Bedeutung, da zahlreiche Personen, die an Konjunktivitis leiden,
mit Antihistaminika behandelt werden. In Wahrheit leiden aber viele von ihnen nicht an einer
Allergie sondern am SNAK-Syndrom. Die Einnahme von Antihistaminika ist somit nicht nur
wirkungslos, sondern kann ganz im Gegenteil, auch zur Entstehung eines Sicca-Syndroms
beitragen [9].
Weitere
Ursachen
der
Keratokonjunktivis
sicca
können
sein:
Fehlsichtigkeit,
Office-Eye-Syndrom (Verminderung der Blinzelfrequenz), Kosmetika (Make-up kann zu
einer Destabilisierung des Tränenfilms führen), Verletzungen, gestörter Tränenabfluss und
infolgedessen Ansammlung von Bakterien, falsche Ernährung (insbesondere Vitamin
A-Mangel) [9].
Nicht zu unterschätzen sind jedoch auch die Faktoren Stress und psychische Belastung. So
wie wir bei Freude oder Trauer weinen, ist auch denkbar, dass das Trockene Auge
psychischen Einflüssen unterliegt [3].
In Zukunft wird das Thema Umwelt hinsichtlich der Entstehung des Sicca-Syndroms immer
mehr an Relevanz gewinnen. Das umweltinduzierte Trockene Auge kann durch
Zigarettenrauch, Ozon aber auch durch Feinstaub, wie aktuelle Forschungsergebnisse an der
Univ.-Augenklinik Graz belegen, entstehen. Besonders aggressiv auf die Tränenflüssigkeit
wirken diese schädlichen Partikel jedoch erst in Kombination mit UV-Licht. Die Inhaltsstoffe
der Tränen können zerstört werden und trockene Stellen an der Kornea entstehen [9].
12
1.3.4 Symptome und Diagnostik
Die Patienten, die an einem Sicca-Syndrom leiden, klagen in erster Linie über müde Augen,
Augenbrennen, Fremdkörpergefühl, Photophobie, Juckreiz und Sehstörungen [13].
Die Diagnostik beginnt mit einer ausführlichen Anamnese. In diesem Erstgespräch sollte
geklärt werden, seit wann der Patient an diesen Beschwerden leidet und was er bisher
dagegen unternommen hat. Hilfreich bei der Einschätzung des Schweregrads der
Symptomatik sind zwei standardisierte Fragebögen. Der „Ocular Surface Disease Index©“
Fragebogen beinhaltet 12 Fragen, Beschwerden und Lebensstileinschränkungen betreffend,
die der Arzt dem Patienten stellt. Mithilfe einer mathematischen Formel wird ein Wert
errechnet, welcher dann in einer Tabelle eingetragen wird. Mit einer Skala kann dann der
Schweregrad des Sicca-Syndroms bestimmt werden. Der „Symptom Assessment iN Dry
Eye©“ Fragebogen dient dazu, die Veränderungen der Symptomatik des Patienten hinsichtlich
der Häufigkeit der Beschwerden und dem Schweregrad im Vergleich zum letzen Arztbesuch
zu erfassen [9].
Liegt nun, basierend auf der beschriebenen Symptomatik des Patienten und der Anamnese,
der Verdacht auf ein Trockenes Auge vor, ist eine zielgerichtete Diagnostik erforderlich.
Begonnen wird mit einer Spaltlampenuntersuchung. Die Spaltlampe (Abbildung 4), das
wohl wichtigste „Werkzeug“ des Ophthalmologen, ist eine Art Mikroskop mit spezieller
Beleuchtungstechnik. Mit dieser Untersuchungsmethode lassen sich Rötungen, Schwellungen,
Austrocknungsstellen sowie Ansammlungen von verdicktem Sekret und Schleim an der
Augenoberfläche und den Lidkanten nachweisen [9].
Abbildung 4: Spaltlampe
13
Die Augenlider und Lidkanten sollten genauer inspiziert werden. Bei einer Blepharitis
(=Entzündung der Augenlider) können die Augenlider gerötet und verdickt sein. Die
Ausführungsgänge
der
Meibom-Drüsen
können
im
Rahmen
einer
Meibom-Drüsen-Dysfunktion verstopft sein, was zur Folge hat, dass die Stabilität des
Tränenfilms herabgesetzt wird. Ebenso kann der Tränensee über der hinteren Lidkante des
Unterlids (Tränenmeniskus) erniedrigt sein. Das ist ein wichtiger diagnostischer Hinweis für
ein Trockenes Auge [9].
Ein weiteres diagnostisches Kriterium stellen die sogenannten Lid Parallel Conjunctival Folds
(LIPCOF) dar. Leidet ein Patient an der Keratokonjunktivitis sicca, so können aufgrund
erhöhter Reibungskräfte zwischen den Lidern und der Bindehaut diese lidkantenparallelen
Bindehautfalten entstehen und je nach Anzahl und Größe in 4 Grade eingeteilt werden [9].
Bei Patienten, die am Sicca-Syndrom erkrankt sind, kann auch die Fluoreszein-Break Up
Time (F-BUT) verkürzt sein. Um diesen Test durchführen zu können, wird dem Patienten ein
Papierstreifen, getränkt mit Fluoreszein kurz ans Unterlid gehängt. Die Tränenflüssigkeit
nimmt den Farbstoff auf und der Patient wird aufgefordert, einmal zu blinzeln und danach
ohne weiteres Blinzeln geradeaus zu sehen. Mit Hilfe der Spaltlampe kann der
Ophthalmologe nun beobachten, wann die ersten Risse im Tränenfilm, der aufgrund des
Farbstoffes sichtbar ist, auftreten. Als normal wird ein Wert von mehr als zehn Sekunden
eingestuft. In Abbildung 5 ist das Aufreißen des Tränenfilms mit einem Pfeil gekennzeichnet
[9].
Abbildung 5: F-BUT
14
Besonders relevant in Bezug auf das Thema dieser Diplomarbeit ist die Beurteilung der
Lipidinterferenz, mit deren Hilfe Aussagen über die Lipidschicht des Tränenfilms getroffen
werden können. Mit der Spaltlampe wird das zu untersuchende Auge beleuchtet, und
aufgrund des Musters und der Farbe der entstehenden Interferenzen kann man auf die Dicke
der Lipidschicht rückschließen [9].
Ein weiteres diagnostisches Werkzeug zur Erkennung einer Keratokonjunktivitis sicca ist die
Färbung der Augenoberfläche. Fluoreszein wird für die Färbung der Hornhaut (Abbildung 8),
Bengalrosa (Abbildung 6) und Lissamingrün (Abbildung 7) für die Untersuchung der
Bindehaut verwendet. Mit Hilfe dieser Methode können krankhafte Veränderungen der
Augenoberfläche sichtbar gemacht werden, die man ohne Farbstoff eventuell nicht als solche
erkannt hätte [9].
Abbildung 8: Fluoreszein
Abbildung 7: Lissamingrün
Abbildung 6: Bengalrosa
Will man herausfinden, ob die Sekretionsleistung der Tränendrüse ausreichend ist, stellt der
Schirmer Test, der schon 1903 erstmals angewendet wurde, eine gute Methode dar. Wie in
Abbildung 9 ersichtlich, wird auf beiden Seiten jeweils ein Filterpapierstreifen an den äußeren
Augenwinkel eingehängt und der Patient wird gebeten, die Augen für fünf Minuten
geschlossen zu halten. Anschließend wird das Filterpapier wieder entnommen und die
Befeuchtung der Streifen in Millimetern abgemessen. Ein Wert von über zehn Millimeter gilt
als normal [9].
15
Abbildung 9: Schirmer Test
Differentialdiagnostisch (z.B bei einer Herpes-Infektion) stellt die Überprüfung der
Hornhautsensibilität
mithilfe
eines
Nylonfaden-Ästhesiometers
eine
wichtige
Untersuchungstechnik da. Die Sensibilität der Kornea kann jedoch auch bei schweren Formen
des Trockenen Auges herabgesetzt sein [3, 9].
Bei Verdacht auf eine Keratokonjunktivitis sicca sollte auch überprüft werden, ob ein
ungestörter Abfluss der Tränenflüssigkeit über die ableitenden Strukturen (siehe Kapitel
1.2.3) möglich ist. Eine Möglichkeit zur Durchführung dieser Untersuchung stellt der
Fluoreszein-Clearance-Test dar. Hierbei wird Fluoreszein auf die Augenoberfläche
aufgebracht und nach einem Zeitintervall von 1, 10, 20 und 30 Minuten mittels eines
Filterpapierstreifens ermittelt, ob noch Farbstoff nachweisbar ist. Normalerweise sollte sich
binnen 20 Minuten kein Farbstoff mehr auf der Augenoberfläche befinden [9].
Tränenflüssigkeit kann auch, labortechnisch untersucht werden. Im Rahmen dieser
Diplomarbeit haben wir von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht. Näheres dazu im
Kapitel 2.
Die Gefrierkristallisation stellt eine neue Methode da, mit der Tränenflüssigkeit analysiert
werden kann. Hierbei wird ein Mikroliter dieser Flüssigkeit auf einen Objektträger
aufgebracht
und
tiefgefroren.
Nach
24
Stunden
kann
das
gefriergetrocknete
Kristallisationsmuster untersucht und mit Vorlagen von gesunder Tränenflüssigkeit
verglichen werden [9].
Hat man nun die Diagnose „Sicca-Syndrom“ verifiziert, stellt sich die Frage, wie man diese
Erkrankung therapieren kann. Auf die Therapie der Keratokonjunktivitis sicca werde ich nur
16
in groben Grundzügen eingehen, da dies sonst den Rahmen dieser Diplomarbeit überschreiten
würde.
1.3.5 Therapie
Ein Sicca-Syndrom zu therapieren stellt oft eine Herausforderung dar, da diesem
Krankheitsbild meist ein multifaktorieller Prozess zugrunde liegt und die Therapie daher
komplex sein muss [3].
In den meisten Fällen können die Beschwerden eines Patienten mithilfe einer
Substitutionstherapie in Form von Tränenersatzmitteln gemildert werden. Hier stehen
mittlerweile eine Fülle von Produkten mit verschiedenen Inhalts- und Wirkstoffen zur
Auswahl. Die Hyaluronsäure zählt zu den am häufigsten verwendeten Mitteln und findet in
zahlreichen Tränenersatzpräparaten ihre Verwendung. Neben der Hyaluronsäure gibt es aber
noch
zahlreiche
andere
Möglichkeiten,
wie
etwa
Zellulose,
Polyvinylpyrrolidon,
Polyvinylalkohol, Carbomer, lipidhältiger Tränenersatz, Vitamin A und noch einige mehr [9].
Bei der Wahl eines Produktes sollte man jedoch auf darin enthaltene Konservierungsstoffe
achten, welche dazu dienen, eine Kontamination mit Keimen zu verhindern. Diese können bei
regelmäßiger Anwendung zu Augenreizungen und -entzündungen führen. Bei Ein-DosisSystemen ist kein Konservierungsmittel zugesetzt, da der gesamte Inhalt bei einer
Anwendung aufgebraucht wird [9].
Neben Tränenersatzmitteln gibt es jedoch auch noch andere Therapieformen. Liegt der
Keratokonjunktivitis sicca beispielsweise eine Fehlfunktion der Meibom-Drüsen zugrunde, so
können Erwärmung und Massagen der Lidränder sowie entzündungshemmende und
antibakterielle Medikamente Linderung verschaffen. Beim Sjögren-Syndrom stellt die
Anregung der Produktion von Tränenflüssigkeit mithilfe von Parasympathomimetika eine
gute Therapieoption dar [9].
Unterstützend zur Schuldmedizin können auch komplementäre Heilmethoden wie Ayurveda,
Kampo, Homöopathie, Schüßler-Salze, Heilkräuter, Akupunktur eingesetzt werden. Da wie in
Kapitel 1.3.3 besprochen auch psychische Ursachen Auslöser für ein Trockenes Auge sein
können, stellt sich oft eine psychotherapeutische Therapie als hilfreich dar [9].
17
Bei schweren Formen des Trockenen Auges, wo die bisher besprochenen Therapien nicht
mehr den gewünschten Erfolg erzielen, besteht die Möglichkeit eines operativen Eingriffs.
Abhängig von der Ursache des Sicca-Syndroms, stehen verschiedene Operationstechniken zur
Auswahl [9].
Wie in Kapitel 1.3.3 bereits erwähnt, kann die Ursache eines Trockenen Auges
umweltbedingt sein. Um zu verstehen, wieso Pollen Auslöser eines SNAK-Syndroms und
demzufolge, mitverantwortlich für eine Keratokonjunktivitis sicca sein können, werden zuerst
einige Grundlagen erläutert.
1.4 Pollen
1.4.1 Allgemeines
Pollen oder Blütenstaub wird von Samenpflanzen (Spermatophytina, Blütenpflanzen)
gebildet. Für die Entstehung und das Wachstum neuer Sprösslinge sind die männlichen
(Staubblätter mit den Pollen) und weiblichen Fortpflanzungsorgane (Furchtblätter mit der
Eizelle) der Pflanze wichtig. Hier kann man zwischen einhäusigen (monözischen),
zweihäusigen (diözischen) Pflanzen und Zwitterblüten unterscheiden. Bei einhäusigen sind
männliche und weibliche Blüten getrennt voneinander auf einer Pflanze vorhanden
(Abbildung 10). Zweihäusig bedeutet, dass es männliche und weibliche Pflanzen gibt, wobei
die männlichen nur männliche Blüten und die weiblichen nur weibliche Blüten besitzen. Die
meisten Samenpflanzen haben jedoch zweigeschlechtliche Blüten (Zwitterblüten). Das heißt
männliche und weibliche Fortpflanzungsorgane sind auf derselben Blüte vereinigt [14].
18
weiblich
männlich
männlich
Abbildung 10: Männlicher und weiblicher Blütenstand eines Haselstrauchs
1.4.2 Pollenentwicklung
Die Pollenentwicklung beginnt mit der Bildung von Pollensäckchen in den Antheren, das sind
die oberen Teile des Staubblattes. Es entstehen sogenannte Pollenmutterzellen. Die weitere
Entwicklung kann in zwei Phasen, die Mikrosporogenese und die Mikrogametogenese,
unterteilt werden. Während der Mikrosporogenese entstehen aus dem Nukleus der
Pollenmutterzellen durch eine meiotische Teilung vier haploide Nuklei. Diese Mikrosporen
sind durch eine dicke Wand getrennt, jedoch löst sich diese im weiteren Verlauf auf und es
bilden sich große Vakuolen. Nun beginnt die zweite Phase der Pollenentwicklung, die
miotische Teilung des Nukleus der Mikrospore und eine asymmetrische Zellteilung. Durch
diese Mikrogametogenese sind nun eine vegetative und eine generative Zelle entstanden, das
heißt ein Pollenkorn enthält nun zwei Kerne bzw. einige Pollenarten können auch drei Kerne
enthalten. Die Pollenkornentwicklung ist nun abgeschlossen und die dehydrierten reifen
Pollenkörner werden von den Antheren freigegeben [15].
Pollenkörner sind durch eine Zellwand geschützt die sich in eine innere Schicht (Intine) und
eine äußere Schicht (Exine) unterteilt. Die äußere Schicht ist aus Sporopollenin aufgebaut.
Anhand dieses Sporopollenin, das Pollenkörner extrem widerstandfähig gegen extreme
19
Umweltbedingungen macht, kann man verschiedene Pollenarten erkennen und identifizieren
(Abbildung 11) [15]. Die äußere Hülle ist jedoch an einigen Stellen schwächer ausgebildet.
Diese Stellen werden Aperturen genannt. Hier kann die Intine als Pollenschlauch hindurch
wachsen, wenn es zur Bestäubung kommt. Diese Keimöffnungen dienen aber auch dazu,
Proteine auszuschütten, sobald das Pollenkorn hydriert wird [16].
Abbildung 11: Pollen im Elektronenmikroskop
1.4.3 Die Aufgabe des Pollenschlauchs und seiner darin enthaltenen
Enzyme im Rahmen der pflanzlichen Befruchtung
Im Rahmen der pflanzlichen Befruchtung spielen die in Pollen enthaltenen Enzyme eine
wichtige Rolle. Am menschlichen Auge können aber genau diese Substanzen schwere
Reaktionen hervorrufen. Um die Wirkung der Enzyme, speziell der Lipase, am menschlichen
Auge besser verstehen zu können, ist es hilfreich, sich den pflanzlichen Befruchtungsvorgang
näher anzusehen.
20
b
a
c
d
Abbildung 12: Schematische Darstellung des Befruchtungsvorgangs
Die reifen Pollenkörner werden beispielsweise durch den Wind vertragen (Abbildung 12, a).
Trifft das Pollenkorn auf den weiblichen Teil einer geeigneten Blüte, die Narbe, (dieser
Vorgang wird Bestäubung genannt) beginnt der Befruchtungsvorgang (Abbildung 12, b). Das
dehydrierte Pollenkorn schwillt durch Wasseraufnahme an und beginnt innerhalb von 40-60
Minuten mit der Ausbildung eines Pollenschlauchs (Abbildung 12, c) [15].
Dieser Pollenschlauch wächst durch den Griffel bis zur weiblichen Samenanlage (Abbildung
12, d) in sehr raschem Tempo. Je nach Pollenart kann das Pollenschlauchwachstum bis zu
21
1 cm pro Stunde betragen und es kann eine Länge von bis zu 5 cm erreicht werden. Ziel
dieses Vorgangs ist es, den Spermakern in die weibliche Samenanlage zu befördern, damit es
zur Befruchtung kommen kann. Hat der Pollenschlauch die Eizelle erreicht, kommt es zur
Verschmelzung von Spermakern und Eizelle und ein neuer Keimling entsteht [15, 17].
Der Vorgang der Bestäubung, Keimung und des Pollenschlauchwachstums ist an die Aktivität
von zahlreichen Enzymen gebunden. Bereits bei der Hydrierung, am Beginn der Bestäubung,
werden durch die Aperturen viele Proteine freigesetzt. Diese Proteine sind für die Keimung,
Entwicklung und speziell für die Durchdringung des Pollenschlauchs bis zur Eizelle
notwendig [16].
Ein Teil dieser freigesetzten Enzyme sind Proteasen. Das sind Proteine, die eine
proteolytische Aktivität besitzen und somit andere Eiweiße hydrolytisch abbauen können [18,
19].
Auch Lipasen, das sind Enzyme die von Lipiden freie Fettsäuren abspalten, spielen eine Rolle
in der Keimung des Pollenkorns und des Pollenschlauchwachstums. Die Hauptaufgabe von
Lipasen, bei denen es sich um Proteinstrukturen handelt, ist die Produktion von
second-messengern im Pollenschlauch. Eine erhöhte Ca2+-Konzentration im Cytosol des
Pollenschlauchs ist für das Wachstum notwendig. Auch Richtungsänderungen werden durch
diese Calciumionen-Konzentration induziert. Ebenso sind in der Spitze des Schlauchs
sekretorische Vesikel lokalisiert, welche laufend für Nachschub an Zellwandmaterial und
Lipidmembran sorgen. Es gibt noch zahlreiche andere Vorgänge im Pollenschlauch, die für
sein
Wachstum
verantwortlich
sind.
Für
all
diese
Funktionen
sind
Phosphatidylinositol-4,5-bisphosphate (PIP2) und seine Derivate von entscheidender
Bedeutung. PIP2 wird durch Phospholipasen gespalten. Diese Derivate, wie zum Beispiel
Inositol-1,4,5,-trisphophate (IP3) und Diacyl-glycerol (DAG) fungieren als second-messenger
im Pollenschlauch. PIP2 und IP3 sind für die Erhaltung des Ca2+-Gradienten und für die
Vesikelsekretion wichtig [15, 19, 20].
Lipasen sind nicht nur für das Pollenschlauchwachstum wichtig, sondern spielen schon eine
Rolle bei der Hydrierung des Pollenkorns, nachdem sie auf der Narbe, auch Stigma genannt,
gelandet sind. Grundsätzlich kann man zwischen Pflanzen unterscheiden, die eine trockene
oder eine feuchte Narbe haben. Die mit dem feuchten Stigma sind mit einer klebrigen Schicht
überzogen. Pollenkörner, welche für die Bestäubung von Pflanzenarten mit einer trockenen
Narbe bestimmt sind, benötigen das Protein EXL4 (extracelluläre lipase 4), welches sich in
22
der Pollenhülle befindet. EXL4 spielt eine entscheidende Rolle für den Beginn der
Hydratisierung des Pollenkorns. Es ist noch nicht vollständig geklärt, wie die Flüssigkeit
innerhalb der Narbe das Pollenkorn erreicht. Man vermutet jedoch, dass durch die
Lipaseaktivität Lipide an der Oberfläche der Narbe hydrolisiert werden und somit Wasser zur
Hydrierung der Pollen austreten kann [21].
Die pflanzliche Befruchtung wäre ohne Lipasen, Proteasen und anderen Enzymen nicht
möglich. Für den Menschen können aber eben diese Proteine unerwünschte Reaktionen
hervorrufen.
1.5 Das SNAK-Syndrom
In der Pollenflugsaison können gerötete, juckende, tränende und verklebte Augen
(Abbildung 13) aber auch ein Trockenes Auge Symptome einer Allergie oder aber auch einer
saisonalen nicht-allergischen Konjunktivitis (SNAK) sein [18].
Abbildung 13: Stark gerötetes, rinnendes Auge
1.5.1 Ursachen
Es wurde in einer Studie bereits nachgewiesen, dass Pollen Proteasen freisetzen, sobald sie
mit der Augenoberfläche in Kontakt kommen. Diese Proteasen sind in der Lage, Proteine zu
zerstören. Betroffen sind hier vor allem die Eiweiße, welche sich in der wässrigen Schicht des
Tränenfilms befinden. Der Tränenfilm verliert dadurch seine Stabilität. Ebenso werden durch
23
die sezernierten Proteasen Lysozym und Lactoferrin zerstört, die aber für die
Bakterienabwehr notwendig sind. Bindehautzellen werden ebenso durch die Proteasen
angegriffen. Doch nicht jeder Mensch ist gleich betroffen. Physiologisch sind Antiproteasen
in unseren Körperflüssigkeiten vorhanden, jedoch können sich beispielsweise aufgrund einer
unzureichenden Produktion von Tränenflüssigkeit zu wenig Antiproteasen an der
Augenoberfläche befinden. Diese Personen sind den eiweißspaltenden Enzymen somit
schutzlos ausgeliefert [18].
Im Rahmen dieser Diplomarbeit wird untersucht, ob nicht auch die in den Pollen enthaltenen
Lipasen ein SNAK-Syndrom auslösen können. Es ist aber zu vermuten, dass neben Proteasen
und Lipasen noch zahlreiche andere Enzyme zur Entstehung der saisonalen nicht-allergischen
Konjunktivitis beitragen. Die Erforschung dieses Syndroms steht somit erst am Beginn.
1.5.2 Diagnostik
Um abzuklären, ob es sich um ein SNAK-Syndrom handelt, sollte man einen Allergietest
(z.B. Prick-Test) durchführen lassen. Ist dieser negativ, versprechen antiallergische
Medikamente keine Linderung der Symptome, da sich hinter der saisonalen nicht-allergischen
Konjunktivitis nachweislich keine allergische Reaktion verbirgt [18].
1.5.3 Therapie
Zurzeit gibt es noch keine Medikamente, die Menschen mit SNAK-Syndrom helfen, da diese
Erkrankung noch zu wenig erforscht ist. Man kann nur allgemein gültige Ratschläge geben,
wie etwa Fenster erst nach Regenfällen zu öffnen sowie lange Aufenthalte im Freien während
der Pollenflugsaison zu meiden. Ebenso kann man die Beschwerden eines SNAK-Syndroms
wie etwa ein Trockenes Auge mit Tränenersatzmitteln lindern [18].
24
2 Material und Methoden
2.1 Tränenflüssigkeit
2.1.1 Allgemeines
Um Tränenflüssigkeit von freiwilligen Probanden gewinnen zu dürfen, war zuerst die
Genehmigung der Ethikkommission der Medizinischen Universität Graz erforderlich. Jene
Probanden, die sich freiwillig für diese Studie zur Verfügung stellten, erhielten detaillierte
Informationen über das Prozedere und eine Einwilligungserklärung, die sorgfältig
durchgelesen und unterschrieben werden musste (siehe Anhang).
2.1.2 Gewinnung
Um das Auge zu reizen und die Tränenproduktion zu steigern, wurde Chinaöl
(BIO-DIÄT-BERLIN GmbH, Deutschland) auf das rechte bzw. linke Jochbein des Probanden
aufgetragen, abhängig davon ob man am rechten bzw. am linken Auge die Tränen abnahm.
Man führte nun eine sterile 50 µl Glaskapillare (Blaubrand®, Brand GmbH & Co KG,
Wertheim, Deutschland) an die Innenseite des Unterlides heran, und die in der Konjunktiva
fornicis angesammelte Tränenflüssigkeit floss hinein (Abbildung 14).
Abbildung 14: Tränenabnahme an freiwilliger Probandin
25
Für das weitere Vorgehen war entscheidend, für welchen Zweck die Tränen verwendet
werden sollten.
Für die Versuche im Labor der Univ.-Augenklinik Graz wurde die in der Kapillare
gesammelte Flüssigkeit in ein Reaktionsgefäß (Eppendorf-Hütchen) überführt und fünf
Minuten bei 1000 U/min zentrifugiert. Durch Zentrifugation werden unerwünschte
Bestandteile, wie etwa Schleim- oder Epithelablagerungen, aus der Tränenflüssigkeit entfernt.
Jene
Tränen,
die
man
zur
Lipidanalyse
an
das
Zentrum
für
Medizinische
Grundlagenforschung, Medizinische Universität Graz (ZMF) übermittelte (siehe Kapitel 2.6)
wurden nicht in ein Eppendorf-Hütchen überführt, sondern bis zur Weiterverwendung in
einem Kulturröhrchen aus Glas (Pyrex® Kulturröhrchen, SciLabware Limited, Stone,
Großbritannien) gepoolt. Dieses wurde rasch verschlossen, um die Kontaktzeit mit
Luftsauerstoff so kurz wie möglich zu halten, da O2 durch Oxidation der Lipide zu einer
Verfälschung der Ergebnisse beitragen kann. Wie bereits in Kapitel 1.2.4 beschrieben, kann
es durch produktionsbedingte Rückstände in den Wänden von Eppendorf-Hütchen zu einer
Verunreinigung kommen, was die Analyse der Lipide in der Tränenflüssigkeit verfälschen
kann.
Durch das Chinaöl wird der Tränenfluss künstlich stimuliert. Daher ist zu beachten, dass es
möglicherweise Abweichungen in der Konzentration der Träneninhaltsstoffe, im Vergleich zu
nicht künstlich stimulierter Tränenflüssigkeit, geben kann. Ebenso kann durch die
beschriebene Abnahmetechnik keine Standardisierung gewährleistet werden, da die Intensität
des Tränenflusses individuell verschieden ist. Zahlreiche weitere Faktoren, wie etwa
Austrocknung
aufgrund
mangelnder
Flüssigkeitszufuhr,
beeinflussen
ebenfalls
die
Konzentration der Träneninhaltsstoffe.
26
2.2 Pollen
2.2.1 Sammlung
Die für die Versuche benötigten männlichen Blütenstände, welche die Pollen enthalten,
wurden von den Biomedizinischen Analytikerinnen der Universitäts-Augenklinik Graz
gesammelt. Nach der Sammlung wurden diese Blütenstände getrocknet, gesiebt und
anschließend bei Raumtemperatur in Papiertüten gelagert.
Es wurden folgende Pollenarten für die Versuche verwendet:
Hasel (Corylus avellana)
Gesammelt in: Graz, Leibnitz, Deutschlandsberg
Dieser lichtbedürftige Strauch, der vorwiegend an Waldrändern zu finden ist, hat seine
Hauptblütezeit meist im Februar/März. Die Blütezeit ist jedoch stark abhängig von den
Temperaturen (blüht ab etwa 5 ºC). Die Haselpollen zählen zu den mäßig bis starken
Allergenen [22].
Erle (Alnus)
Gesammelt in: Graz und Leibnitz
Die sehr wasserliebenden Erlen findet man bevorzugt an den Ufern von Gewässern. Sie
benötigen etwas höhere Temperaturen als die Hasel zum Stäuben, jedoch deckt sich die
Hauptblütezeit dieser beiden Pflanzen weitgehend. Wie die Haselpollen haben auch die Pollen
der Erle eine mäßig bis starke allergene Potenz [22].
Knäuelgras (Dactylis glomerata)
Gesammelt in: Graz und Leibnitz
Das Knäuelgras, das häufig auf Wiesen, Wegrändern und Waldlichtungen vorkommt, hat
seine Hauptblütezeit von Mai bis Juni. Es können jedoch vereinzelt auch noch Pflanzen im
Juli und August blühen. Gräserpollen zählen zu den starken Allergenen. Selbst wenn die
27
Gräser
durch
regelmäßigen Schnitt
nicht
zur
Blüte
gelangen,
können winzige
Aerosoltröpfchen aus Halmen und Blättern freigesetzt werden, die bei Inhalation zu
allergischen Reaktionen führen [22].
Birke (Betula)
Gesammelt in: Graz
Die Birke, aufgrund ihrer weißen Borke leicht zu erkennen, ist ein lichtliebender Baum und
wird wegen ihres raschen Wuchses und attraktivem Äußeren oft als Zierbaum angepflanzt.
Die Blütezeit ist sehr stark vom Wetter und von den Temperaturen abhängig. Die
Pollenausschüttung beginnt erst ab einer Temperatur von 15 ºC. In Mitteleuropa ist die
Hauptblütezeit der Birke meist im April. Birkenpollen sind sehr stark allergen [22].
2.2.2 Pollenextraktherstellung
Um die Polleninhaltsstoffe für die Versuche verwenden zu können, musste ein Pollenextrakt
hergestellt werden. Es wurden 100 mg Pollen mit 1000 µl physiologischer Kochsalzlösung,
bzw. 20 mg Pollen mit 100 µl Tränen in Eppendorf-Hütchen (für die Versuche im Labor der
Univ.-Augenklinik Graz) bzw. in einem Pyrex Kulturröhrchen (für die Lipidanalyse im ZMF)
vermischt. Man ließ diese Lösungen nun eine Stunde bei Raumtemperatur inkubieren, um die
gewünschten Stoffe aus den Pollen zu extrahieren. Nach Ablauf dieser Zeit wurde das
Gemisch bei 10000 U/min für 4 Minuten zentrifugiert. Der durch die Zentrifugation
entstandene Überstand konnte nun für die Versuche weiterverwendet werden.
28
2.3 Vitalitätsfärbung
2.3.1 Allgemeines
Da die Pollen bereits im Frühjahr gesammelt und getrocknet wurden, war anzunehmen, dass
einige von ihnen aufgrund der langen Lagerzeit und der Lagerbedingungen nicht mehr „vital“
waren. Diese „Vitalität“ wurde mit Hilfe einer Lactophenolblau-Färbung überprüft, bei der
sich die morphologisch intakten Pollenkörner blau anfärben [23].
2.3.2 Durchführung
Für diesen Versuch wurden Hasel-, Erlen-, Knäuelgras- und Birkenpollen mit einer
Pipettenspitze auf je einen Objektträger platziert und unter mikroskopischer Begutachtung mit
je 5 µl Lactophenolblau Farblösung (Anstaltsapotheke, LKH Graz) rehydriert.
2.4 Enzymfreisetzung
2.4.1 Allgemeines
Wie in Kapitel 1.4.3 erläutert, quellen dehydrierte Pollen in vivo durch Hydration auf, sobald
sie auf der Narbe gelandet sind und geben Enzyme frei. Um nun aber auch das Austreten der
Enzyme zu beweisen und sichtbar zu machen, haben wir diese angefärbt. Da es sich bei
diesen um Proteine handelt, wurde ein blauer, proteinfärbender Farbstoff (Serva-Blue)
verwendet, der sich an die basischen Seitenketten der Aminosäuren anlagert und die Proteine
somit blau anfärbt [24].
29
2.4.2 Durchführung
2.4.2.1 Rehydrierung der Pollen
Gesiebte Hasel-, Birken- und Knäuelgraspollen wurden auf einen Objektträger aufgebracht
und 5 µl destilliertes Wasser darauf pipettiert. Man konnte nun die Hydratisierung der Pollen
bei 100-facher Vergrößerung unter dem Mikroskop beobachten.
2.4.2.2 Pollen/Serva-Blue
Mit Hilfe einer Pipettenspitze wurden gesiebte Hasel- und Knäuelgraspollen auf je einen
Objektträger aufgebracht und zuerst mikroskopisch auf ihre Reinheit begutachtet. Man
pipettierte anschließend 5 µl Serva-Blue Farblösung (SERVA Blue R, SERVA
Electrophoresis, Heidelberg, Deutschland) auf die sich am Objektträger befindenden Pollen
und beobachtete die Reaktion bei 200-facher Vergrößerung.
2.4.2.3 Pollen/Serva-Blue/Tränenflüssigkeit
Es wurden wieder Hasel- und Knäuelgraspollen auf je einen Objektträger aufgebracht und
10 µl Tränenflüssigkeit darauf pipettiert. Unter mikroskopischer Beobachtung fügten wir
noch 10 µl Serva-Blue Farblösung hinzu.
2.5 Lipasenachweis mittels modifiziertem Olivenöl-Rhodamin
B-Agar nach Kouker und Jäger
2.5.1 Allgemeines
Um die Pollen bzw. Tränen auf Lipaseaktivität testen zu können, benötigt man einen
besonders aufbereiteten Agar. Der von uns hergestellte und modifizierte Agar basiert auf einer
Anleitung aus dem Jahr 1987 von Kouker und Jäger, die damit bakterielle Lipaseaktivität
nachgewiesen hatten.
30
Die anfängliche Überlegung zur Modifizierung des Agars für unsere Versuche hatte das Ziel,
die Zusammensetzung des Agars so zu verändern, dass dieser nicht mehr als
Wachstumsmedium für Bakterien fungiert. Der modifizierte Agar wurde anschließend
getestet. Es wurde Serum, das mit Sicherheit Lipasen enthält, aufgetragen. Es war jedoch
keine Lipasereaktion auf dem Agar erkennbar. Bei der Herstellung einer neuen Agarplatte
wurde nun Natriumchlorid der Flüssigkeit beigemengt und der saure pH-Wert auf einen leicht
basischen gesenkt. Mit dieser neuen Rezeptur konnte auf den Agarplatten Lipaseaktivität im
Serum nachgewiesen werden.
Durch Lipaseaktivität werden die im Olivenöl enthaltenden Lipide gespalten. Es entstehen
freie Fettsäuren, die mit dem Rhodamin B reagieren. Diese Bereiche fluoreszieren unter
UV-Bestrahlung bei 365 nm. Der genaue molekulare Vorgang, der zu dieser Fluoreszierung
führt, ist noch nicht vollständig geklärt [25].
2.5.2 Herstellung
Für die Herstellung des Agars wurden 1,0 g Agar (Agar reinst, gepulvert, Firma Merck
KGaA, Darmstadt, Deutschland) und 0,4 g Natriumchlorid (NaCl, zur Analyse, Firma Merck
KGaA, Darmstadt, Deutschland) eingewogen und auf 100 ml mit destilliertem Wasser
aufgefüllt. Dieses Gemisch wurde danach für 50 Sekunden bei 600 Watt in der Mikrowelle
erwärmt, geschüttelt und nochmals für 30 Sekunden erhitzt. Danach war die Flüssigkeit klar
und der Agar vollständig gelöst.
Mittels eines Thermometers wurde anschließend die Temperatur der erwärmten Flüssigkeit
überprüft. Ein Weiterverarbeiten war erst bei 60 ºC sinnvoll, um eine optimale Lösung des
Olivenöls im Gemisch zu gewährleisten. Weiters musste der pH-Wert, der mit Hilfe eines pHMeters (Taschen-pH-Meter pH 330, WTW, Weilheim, Deutschland) und einer pH-Elektrode
(Blue Line 23 pH, SCHOTT® Instruments, Mainz, Deutschland) bestimmt wurde, 7,5
betragen. Im Falle eines zu sauren pH Werts konnte man Natriumhydroxid (NaOH, Plätzchen
zur Analyse, Firma Merck KGaA, Darmstadt, Deutschland) beifügen bzw. bei einem pHWert von über 7,5 verdünnte Salzsäure (HCl 25 %, Firma Merck KGaA, Darmstadt,
Deutschland).
31
Das Gefäß mit der Flüssigkeit wurde auf einen Magnetrührer mit integrierter Wärmeplatte
(IKA-Combimag-RCT, IKA® Werke GmbH & Co KG, Staufen, Deutschland) gestellt. Somit
wurde auch eine Konstanthaltung der Temperatur gewährleistet. Unter ständigem Rühren
wurden 3,1 ml handelsübliches, nicht steriles Olivenöl (Natives Olivenöl extra, Iliada) und
1,0 ml Rhodamin B-Stammlösung, bestehend aus 40 mg Rhodamin B (Rhodamin B, R6626,
Sigma-Aldrich Handels GmbH, Wien, Österreich) und 40 ml destilliertem Wasser langsam
hinzu pipettiert.
Das nun rosa gefärbte Gemisch wurde mit einem Handmixer zu einer homogenisierten Masse
weiterverarbeitet. Der dadurch entstehende Schaum an der Oberfläche der Flüssigkeit konnte
durch eine zehnminütige Inkubation bei 60 ºC reduziert werden.
Vier steril verpackte Petrischalen wurden mit je 20 ml der homogenen Masse gefüllt. Der
Agar musste anschließend auskühlen und wurde dadurch fest (Abbildung 15).
Abbildung 15: Olivenöl-Rhodamin B-Agar
2.5.3 Lipaseaktivitätsnachweis
Nachdem die Agarplatten wie in Kapitel 2.5.2 beschrieben hergestellt wurden, konnten sie
nun für die weiteren Versuche verwendet werden. Mit Hilfe einer abgeschnittenen
32
Glaspasteurpipette (Pasteurpipette aus Natron-Kalk-Glas, Brand GmbH & Co KG, Wertheim,
Deutschland) wurden kreisrunde Löcher mit einem Durchmesser von zwei Millimetern
ausgestanzt und der Inhalt der Löcher mit einem kleinen Spatel entfernt.
In diese Löcher wurden nun jeweils die verschiedenen Substanzen, die auf Lipaseaktivität
getestet werden sollten, pipettiert. Bei jedem Versuch dienten zusätzlich 10 µl physiologische
Kochsalzlösung in einem eigenen Loch als Kontrolle, um eine falsch positive Reaktion
ausschließen zu können.
2.5.3.1 Verdünnungsreihe
Um die Lipasereaktionen auf den Agarplatten standardisieren zu können, wurde aus Serum
eine Verdünnungsreihe von 1:2 bis 1:256 hergestellt (Tabelle 1). Die Lipaseaktivität im
Serum wurde mit 30 U/L vom Klinischen Institut für Medizinische und Chemische
Labordiagnostik, LKH Graz bestimmt.
Konzentration
Konzentration
[U/L]
[nkat]
Unverdünnt
30
500,1
1:2
15
250,1
1:4
7,5
125,0
1:8
3,8
62,5
1:16
1,9
31,3
1:32
0,9
15,6
1:64
0,5
7,8
1:128
0,2
3,9
1:256
0,1
1,6
Verdünnung
Tabelle 1: Serum-Verdünnungsreihe
33
Jeweils 10 µl der Verdünnung und des unverdünnten Serums wurden auf den Agarplatten
aufgetragen und für 20 Stunden bei 37 ºC im Brutschrank inkubiert.
Hinsichtlich der Tatsache, dass Kouker und Jäger in ihrer Arbeit den niedrigsten
detektierbaren Lipasewert mit 1 nkat angeben haben, nahmen auch wir eine Umrechnung von
U/L in nkat vor.
Um den Zusammenhang zwischen Lipasekonzentration und Größe der fluoreszierenden Höfe
wie bei der Serum-Verdünnungsreihe ebenso auch bei Pollen beweisen zu können, stellten
wir zwei Verdünnungen (1:2 und 1:4) mit Pollenextrakt des Knäuelgrases her. Die
Pollenextraktherstellung wurde bereits in Kapitel 2.2.2 beschrieben. Der Überstand wurde aus
den Eppendorf-Hütchen mit eine Pipette entnommen und steril filtriert. Die Filtration mit
einer Porengröße von 0,2 µm (Syringe Filters, Nalgene® Labware, Roskilde, Dänemark)
diente der Vermeidung von Kontamination und der Reduktion unerwünschter Bestandteile,
die beim Sieben nicht entfernt werden konnten.
Analog zur Serum-Verdünnungsreihe wurden nun jeweils 10 µl des unverdünnten Extraktes
sowie die Verdünnung am Agar aufgetragen und bei 37 ºC für 20 Stunden inkubiert.
2.5.3.2 Lipaseaktivitätsnachweis – Pollen
Es gibt in der Natur zahlreiche verschiedene Pollenarten, die sich nicht nur durch ihr
Aussehen, sondern auch aufgrund ihrer allergenen Potenz voneinander unterscheiden. Somit
ist zu vermuten, dass auch hinsichtlich der Auslösung des SNAK-Syndroms Unterschiede
zwischen den einzelnen Gattungen bestehen. Um die Lipaseaktivität von verschiedenen
Pollenarten vergleichen zu können, stellen wir eine Agarplatte her, auf die folgende steril
filtrierte Extrakte (Extraktherstellung siehe Kapitel 2.2.2) aufgetragen wurden:
·
10 µl Haselpollenextrakt
·
10 µl Erlenpollenextrakt
·
10 µl Birkenpollenextrakt
·
10 µl Knäuelgraspollenextrakt
Als Negativkontrolle wurde physiologische Kochsalzlösung mitgeführt. Nach dem Auftragen
der Proben auf dem Agar wurde dieser für 20 Stunden bei 37 ºC inkubiert.
34
2.5.3.3 Lipaseaktivitätsnachweis - Pollen/Tränen
Wie bereits in Kapitel 1.5.1 beschrieben ist es notwendig, dass die Pollenkörner an die
Augenoberfläche gelangen, um das SNAK-Syndrom auslösen zu können. Dort kommen sie
mit der Tränenflüssigkeit in Berührung, quellen auf und geben ihre Enzyme frei. Um
herauszufinden, ob sich die Lipaseaktivität bei Kontakt der Pollen mit der Tränenflüssigkeit
verändert, inkubierten wir verschiedene Pollenarten in Tränenflüssigkeit. Um einen direkten
Vergleich zwischen der Lipaseaktivität in den Pollenextrakten und den in Tränen gelösten
Pollen zu haben, trugen wir auch Hasel- und Erlenpollenextrakte, sowie Tränenflüssigkeit
alleine auf den Agar auf. Zur Kontrolle wurde wiederum der Leerwert mitgeführt. Alle
verwendeten Proben wurden nicht steril filtriert, da dafür eine zu große Menge an Tränen
notwendig gewesen wäre. Um jedoch die Vergleichbarkeit zu erhalten, wurden auch die
Pollenextrakte, die für diesen Agar verwendet wurden, keiner Filtration unterzogen.
Es wurden folgende Proben (Herstellung siehe Kapitel 2.2.2) auf die Agarplatte aufgetragen:
·
10 µl Tränen
·
10 µl Haselpollenextrakt
·
10 µl Erlenpollenextrakt
·
10 µl Tränen-Haselpollen-Gemisch
·
10 µl Tränen-Erlenpollen-Gemisch
Nach Auftragen der Proben kam der Agar für 20 Stunden bei 37 °C in den Brutschrank.
35
2.6 Lipidanalyse
2.6.1 Allgemeines
Nach Lipaseaktivitätstestung der Pollen mittels modifiziertem Olivenöl-Rhodamin B-Agar
nach Kouker und Jäger, stellte sich nun die Frage, welche in der Fettschicht des Tränenfilms
enthaltenen Lipide von den Lipasen gespalten werden. Diese Analyse wurde in
Zusammenarbeit mit dem ZMF durchgeführt.
2.6.2 Probenvorbereitung
Die Tränen wurden von freiwilligen Probanden, wie in Kapitel 2.1.2 beschrieben,
abgenommen und in einem Pyrex-Glasgefäß gepoolt. Man benötigte 1 ml Tränenflüssigkeit
für die Analyse. Es sind daher 5 Tränenabnahmen erforderlich gewesen, da pro Proband ca.
200 µl Tränenflüssigkeit gewonnen werden konnte.
500 µl von dieser gepoolten Tränenflüssigkeit wurden bei Raumtemperatur gelagert, die
anderen 500 µl mit 200 µl Pollenextrakt inkubiert.
Es wurden folgende drei Proben an das ZMF geliefert:
·
500 µl Tränenflüssigkeit
·
700 µl Pollen-Tränen-Gemisch
·
500 µl Pollenextrakt
Alle Proben wurden in Glasgefäßen aufbereitet und gelagert, um eine Kontamination der
Flüssigkeiten, wie in Kapitel 2.1.2 beschrieben, zu vermeiden. Nach einer Stunde Inkubation
bei Raumtemperatur wurde die Lipaseaktivität in den Proben mit 500 µl Methanol (Methanol,
zur Analyse EMPARTA®, Firma Merck KGaA, Darmstadt, Deutschland) gestoppt und diese
sofort zur Analyse ins ZMF gebracht.
36
2.6.3 Lipidextraktion
Die Lipidextraktion im ZMF erfolgte nach der Anleitung von Bligh und Dyer (1959). 1,25 ml
MeOH und 1,25 ml CHCl3 wurden der wässrigen Phase beigefügt. Nach Zugabe von
0,625 ml Aqua bidest. erfolgte eine Auftrennung in zwei Phasen, eine organische und eine
wässrige. In der unteren, organischen Phase sammelten sich die Lipide. Diese Phase wurde
getrocknet und in 200 µl CHCl3/MeOH 1:1 resuspendiert.
2.6.4 Reversed phase HPLC
Hochleistungsflüssigkeitschromatographie ist ein Verfahren mit dem man Substanzen trennen
und diese auch über Standards identifizieren und quantifizieren kann. Bei diesen
chromatographischen Trennverfahren wird die zu untersuchende Substanz zusammen mit
einem Laufmittel, der mobilen Phase durch eine Trennsäule gepumpt. Diese Säule enthält die
stationäre Phase. Abhängig von der Stärke der Wechselwirkung zwischen den Bestandteilen
der zu untersuchenden Substanz und der stationären Phase können manche dieser Bestandteile
relativ lange in der Säule verbleiben. Am Ende der Trennsäule werden die zu
unterschiedlichen Zeiten erscheinenden Stoffe mit einem Detektor nachgewiesen. Bei der
reversed phase HPLC weist die stationäre Phase eine geringere Polarität auf als die mobile
Phase [26].
Für die Lipidbestimmung wurde eine Thermo Hypersil GOLD C 18, 100 x 1 mm, 1,9 µm
Säule mit einem Laufmittelgradienten verwendet. Laufmittel A bestand aus Wasser mit
1% Ammoniumacetat und 0,1% Methansäure, Laufmittel B aus Acetonitril/2-Propanol
5:2 und 1% Ammoniumacetat sowie 0,1% Methansäure.
2.6.5 Auswertung
Die Datenerfassung erfolgte mittels Fourier Transformations Ionen Cyclotron Resonanz
Massenspektrometrie (FT-ICR-MS), da dieses Verfahren eine 100-fach höhere
Massenauflösung und Genauigkeit als andere Massenspektrometrie-Methoden besitzt.
Dabei werden ionisierte Teilchen in einem elektrischen Feld beschleunigt und
37
entsprechend ihrer Masse/Ladungsverhältnisse aufgetrennt. Die Identifizierung der
Lipide erfolgte über Retentionszeit, exakte Masse und MS/MS. Die Datenanalyse wurde
mit Hilfe der SIEVE Software durchgeführt.
38
3 Ergebnisse
3.1 Vitalitätsfärbung
3.1.1 Birkenpollen
Nach dem Aufbringen der Lactophenolblau Farblösung auf die sich am Objektträger
befindenden Birkenpollen konnte man unter dem Mikroskop bei 200-facher Vergrößerung
beobachten, dass sich der Großteil der Pollen blau anfärbte (Abbildung 16).
Abbildung 16: Vitalitätsfärbung - Birke
3.1.2 Knäuelgras
Auch die Mehrheit der auf den Objektträger aufgebrachten Knäuelgraspollen färbte sich durch
die Lactophenolblaufärbung an (Abbildung 17).
39
Abbildung 17: Vitalitätsfärbung - Knäuelgras
3.1.3 Hasel
Wie in Abbildung 18 ersichtlich, kam es bei den Haselpollen nur vereinzelt zu einer Färbung
durch die aufgebrachte Farblösung. Diese angefärbten Pollenkörner wiesen ein weit
schwächeres Blau auf, als die bereits beschriebenen Birken- und Knäuelgraspollen.
Abbildung 18: Vitalitätsfärbung - Hasel
40
3.1.4 Erle
Bei den Erlenpollen war im Vergleich zu den sich stark anfärbenden Birken- und
Knäuelgraspollen nur eine leichte Blaufärbung erkennbar (Abbildung 19). Die Intensität der
Blaufärbung war jedoch stärker als bei den Haselpollen.
Abbildung 19: Vitalitätsfärbung - Erle
3.2 Enzymfreisetzung
3.2.1 Rehydrierung der Pollen
Das Aufquellen der Pollenkörner nach Zugabe von destilliertem Wasser konnte unter dem
Mikroskop bei 200-facher Vergrößerung beobachtet werden. Bereits im dehydrierten Zustand
unterschieden sich die Pollenarten in ihrem Aussehen und ihrer Struktur (Abbildung 20).
Durch die Flüssigkeitszugabe nahmen die Pollenkörner eine veränderte Gestalt an und die
Aperturen kamen gut sichtbar zum Vorschein. Man konnte auch im rehydrierten Zustand
Unterschiede zwischen den einzelnen Arten hinsichtlich ihrer Form und der Anzahl der
Aperturen feststellen (Abbildung 21).
41
a
c
a
c
b
b
Abbildung 21: dehydrierte Pollenkörner
Abbildung 20: rehydrierte Pollenkörner
(a) Haselpollenkorn
(b) Birkenpollenkorn
(c) Knäuelgraspollenkorn
3.2.2 Pollen/Serva-Blue
Nach der Zugabe von 5 µl Serva-Blue Farblösung quollen die Pollen auf, und nach dreißig
Sekunden konnten unter dem Mikroskop die ersten sprühnebelartigen, durch die Farblösung
dunkelblau gefärbten Enzyme vor den Pollenaperturen ausgemacht werden (Abbildung 22,
23). In Laufe der nächsten Minuten setzten immer mehr Pollenkörner Enzyme durch ihre
Aperturen frei.
42
Abbildung 22: Enzymfreisetzung - Haselpollen
Abbildung 23: Enzymfreisetzung - Knäuelgraspollen
43
Weiters war interessant zu beobachten, dass durch die Enzymausstoßung bei einigen
Pollenkörnern die Zellwand beschädigt wurde und die Pollen die für ihre Art charakteristische
Form verloren (Abbildung 24).
Abbildung 24: Zellwandzerstörung aufgrund Enzymfreisetzung
3.2.3 Pollen/Serva-Blue/Tränenflüssigkeit
Da in der Tränenflüssigkeit eine Vielzahl von Proteinen enthalten ist, färbte sich auch diese
durch die Serva-Blue Farblösung an. Doch trotz dieser violett-bläulichen Hintergrundfärbung
konnte unter dem Mikroskop die Enzymfreisetzung der Pollenkörner an den Aperturen
beobachtet werden (Abbildung 25).
44
Abbildung 25: Enzymfreisetzung in der Tränenflüssigkeit
3.3 Lipasenachweis mittels modifiziertem Olivenöl-Rhodamin
B-Agar nach Kouker und Jäger
3.3.1 Verdünnungsreihe
Nach 20 Stunden Inkubation im Brutschrank konnten die beiden Agarplatten entnommen
werden.
Auf der Agarplatte der Serum-Verdünnungsreihe entstanden durch die Lipaseaktivität
fluoreszierende Höfe an jenen Stellen, wo das Serum aufgebracht wurde (Abbildung 26). Die
Durchmesser dieser Ringe konnten nun abgemessen werden und der aufgetragenen
Serumkonzentration, die ja bekannt war, gegenübergestellt werden (Tabelle 2). Um das
Ergebnis zu verdeutlichen, erstellten wir eine Eichkurve (Abbildung 27), auf der man
erkennen kann, dass die Größe der fluoreszierenden Höfe proportional zur Serum- und
demnach zur Lipasekonzentration zunimmt.
45
1
2
6
3
4
7
8
5
9
10
Abbildung 26: Ergebnis des modifizierten Olivenöl-Rhodamin B-Agars mit aufgetragener
Serum-Verdünnungsreihe
46
47
Tabelle 2: Ergebnis der Serum-Verdünnungsreihe
48
Abbildung 27: Eichkurve – Lipasekonzentration im Serum
Analog zur Serum-Verdünnungsreihe erhielten wir auch für die KnäuelgraspollenVerdünnungsreihe entsprechende Ergebnisse. Mit Abnahme der Pollenextraktkonzentration
wurden auch die fluoreszierenden Höfe kleiner, d.h. die Lipaseaktivität geringer (Abbildung
28). Bei Position 1 handelt es sich um den Leerwert und bei Position 2 um das unverdünnte
Pollenextrakt. Auf Position 3 wurde die 1:2 und auf Position 4 die 1:4 Verdünnung
aufgetragen.
1
2
3
4
Abbildung 28: Ergebnis des modifizierten Olivenöl-Rhodamin B-Agars mit aufgetragener
Pollenextrakt-Verdünnungsreihe
3.3.2 Lipaseaktivitätsnachweis - Pollen
Nach 20 Stunden Inkubation entnahm man den Agar, auf dem jeweils 10 µl Pollenextrakt der
Hasel, Erle, Birke und des Knäuelgrases aufgebracht worden waren (Abbildung 29). Man
konnte nun die Größe der entstandenen fluoreszierenden Höfe betrachten und somit
Rückschlüsse auf die unterschiedliche Lipaseaktivität der einzelnen Pollenarten schließen.
Auf Position 1 wurde der Leerwert mitgeführt. Bei Position 2 (Haselpollenextrakt) ist
lediglich ein sehr kleiner fluoreszierender Ring erkennbar, wohingegen das Erlenpollenextrakt
auf Position 3 einen etwas größeren Hof hervorrief. Die Birkenpollen zeigten auf Position 4
49
keinerlei Aktivität. Auf Position 5 (Knäuelgraspollenextrakt) war ein großer fluoreszierender
Ring nachweisbar.
1
2
3
4
5
Abbildung 29: Ergebnis des modifizierten Olivenöl-Rhodamin B-Agars mit aufgetragenen
Pollenextrakten
50
3.3.3 Lipaseaktivitätsnachweis - Pollen/Tränen
Der Agar wurde nach 20 Stunden Inkubation bei 37 °C entnommen (Abbildung 30). Position
1 war auch bei dieser Agarplatte der Leerwert. An dieser Stelle war keine Reaktion
ersichtlich, womit wir eine falsch positive Reaktion ausschließen konnten. Durch die
Tränenflüssigkeit auf Position 2 war ein mittelgroßer fluoreszierender Hof entstanden, was
belegt, dass auch in der menschlichen Tränenflüssigkeit Lipasen enthalten sind. Das
Haselpollenextrakt auf Position 3 rief nur einen kleinen Ring hervor, wohingegen das
Pollenextrakt der Erle einen etwas größeren fluoreszierenden Ring bildete. Das
Tränen-Haselpollengemisch auf Position 4 und das Tränen-Erlenpollengemisch auf Position 5
zeigten mittelgroße Ringe, jedoch ist der Hof auf Position 5 etwas größer.
1
2
3
5
4
6
Abbildung 30: Ergebnis des modifizierten Olivenöl-Rhodamin B-Agars mit aufgetragenen
Pollenextrakten und Tränenflüssigkeit
51
3.4 Lipidanalyse
Im ZMF (Zentrum für Medizinische Grundlagenforschung, Medizinische Universität Graz)
wurde mittels reversed Phase HPLC (siehe Kapitel 2.6) die Lipidzusammensetzung von
Tränenflüssigkeit, Pollenextrakten und von in Tränenflüssigkeit gelösten Pollen analysiert
(Tabelle 4).
Die aus Pollen beim Kontakt mit Tränenflüssigkeit austretenden Lipasen veränderten die
Lipide – speziell Glycerophospholipide, Glycerolipide, Sphingolipide und Sterole – der
Tränenflüssigkeit (Abbildung 31). Diese Änderungen waren im Molekulargewicht
feststellbar.
Tabelle 3 bietet eine Übersicht über die detektierten Lipide (Haupt- und Untergruppen) und
deren Abkürzungen.
GPL
Glycerophospholipide
PC
Phosphatidylcholine
PE
Phosphatidylethanolamine
PS
Phosphatidylserine
LyGPL
Lysoglycerophospholipide
LyPC
Lysophosphatidylcholine
GL
Glycerolipide
TG
Triacylglycerol
DG
Diacylglycerol
SM
Sphingomyelin
Cer
Ceramide
CE
Cholesterolesters
SP
ST
Sphingolipide
Sterols
Tabelle 3: Lipide und deren Abkürzungen
52
53
Tabelle 4: Ergebnis der Lipidbestimmung, ZMF
54
Abbildung 31: Ergebnis der Lipidbestimmung, ZMF
4 Diskussion
Kommen Pollenkörner mit Tränenflüssigkeit oder anderen Körperflüssigkeiten in Kontakt,
blähen sie sich auf und verändern ihre Form. Durch Poren in der Pollenwand, auch Aperturen
genannt, geben einige von ihnen ihren Inhalt an die Umgebung ab. Dieses Phänomen kann
auch in-vitro unter dem Mikroskop durch Aufbringen von destilliertem Wasser auf
Pollenkörner beobachtet werden. Um jedoch auch die ausgetretenen Enzyme sichtbar zu
machen, ist es nötig, diese anzufärben. In unseren Versuchen ist es uns mittels eines
proteinfärbenden Farbstoffs (Serva-Blue Farblösung) gelungen, die Enzyme anzufärben und
damit die Freisetzung dieser Proteine beweisen zu können.
Gelangen Pollenkörner in das Auge, rehydrieren sie und stoßen ihren Inhalt aus.
Beobachtungen in-vivo zeigten, dass die Pollen lange Zeit, bis zu 5 Stunden und länger, an
der Augenoberfläche verweilen können [27]. In einer Studie wurde bereits nachgewiesen,
dass sich unter den Enzymen, die von den rehydrierten Pollenkörnern ausgestoßen werden,
Proteasen befinden. Diese Proteasen zerstören die wässrige Schicht des Tränenfilms, indem
sie die darin enthaltenen Proteine schädigen [18].
4.1 Einfluss von Pollenlipasen auf den Tränenfilm
Im Rahmen unserer Versuche haben wir mittels Olivenöl-Rhodamin B-Agar herausgefunden,
dass sich nicht nur Proteasen unter den ausgestoßenen Pollenenzymen befinden, sondern auch
Lipasen, die ebenso an der Schädigung des Tränenfilms und somit an der Entstehung des
Trockenen Auges beteiligt sind.
Durch die Bestimmung der Lipide des Tränenfilms im ZMF vor und nach der Inkubation der
Tränenflüssigkeit mit Pollenextrakten (siehe Kapitel 3.4) konnte bestätigt werden, dass die
Pollenlipasen die Lipidschicht des Tränenfilms verändern. Diese Reaktion konnte mit Hilfe
der Massenspektroskopie untersucht werden, wobei Veränderungen im Molekulargewicht
feststellbar waren.
Es konnten Unterschiede zwischen den verschiedenen Pollenarten hinsichtlich ihrer
Enzymaktivität entdeckt werden. So besitzen Knäuelgraspollen, welche auch allergisch als
55
sehr potent beschrieben werden, eine deutlich größere Lipaseaktivität als die Erlenpollen und
diese wiederum zeigen mehr Lipaseaktivität auf dem Agar als die Haselpollen. Bei den stark
allergen wirkenden Birkenpollen konnte keine Lipaseaktivität nachgewiesen werden.
Allerdings ist schon bei früheren Versuchen an der Universitäts-Augenklinik Graz
aufgefallen, dass die Birkenpollen bei laborexperimentellen Versuchen sehr eigenwillig
reagieren und sich oftmals „anders“ verhalten als erwartet.
Wie bereits im ersten Absatz erwähnt, geben nur einige und nicht alle Pollenkörner nach der
Rehydrierung Enzyme an ihre Umgebung ab. Das wirft die Frage auf, warum es nicht bei
jedem Pollenkorn zu solch einer Enzymausschüttung und infolge dessen zur Initialisierung
des Befruchtungsvorgangs kam. Wahrscheinlich ist, dass nur vitale, d.h. morphologisch
intakte Pollen dazu in der Lage sind.
Da man die Pollen schon einige Monate vor ihrer Verwendung gesammelt und gelagert hatte,
wurde die Vitalität der Pollenkörner mittels einer Lactophenolblau-Färbung überprüft. Hier
konnte klar erkannt werden, dass ein Zusammenhang zwischen der Vitalität der Pollen und
deren Lipaseaktivität bestand. Je stärker die Pollen durch die Farblösung blau angefärbt
wurden, desto vitaler waren sie und eine umso höhere Lipaseaktivität konnte auf den
Agarplatten nachgewiesen werden. Eine Ausnahme bildeten wiederum die Birkenpollen, die
sich genau gegenteilig verhielten, was jedoch wie bereits erwähnt, bei in-vitro Versuchen mit
Birkenpollen nichts Ungewöhnliches ist. Eine detaillierte Übersicht hinsichtlich des
Zusammenhangs zwischen Vitalität und Lipaseaktivität der einzelnen Pollenarten bietet
Tabelle 5.
Pollenart
Vitalitätsfärbung
Lipaseaktivität
Hasel
schwach
gering
Erle
mittel
mittel
Birke
stark
keine
Knäuelgras
stark
hoch
Tabelle 5: Ergebnisvergleich - Vitalitätsfärbung/Lipaseaktivität
56
Nicht nur Pollenextrakte wurden auf dem Olivenöl-Rhodamin B-Agar hinsichtlich
Lipaseaktivität getestet, sondern auch Tränenflüssigkeit alleine sowie nach vorheriger
Inkubation mit Pollen. Es zeigte sich, dass auch Tränenflüssigkeit Lipase enthält. Verglich
man die entstandenen fluoreszierenden Höfe von Pollen, die in Tränenflüssigkeit inkubiert
worden waren und Tränenflüssigkeit alleine, so war ersichtlich, dass die Lipaseaktivität der
inkubierten Pollen im Vergleich zur Lipaseaktivität der Tränenflüssigkeit ohne Inkubation
geringer war. Dies lässt die Vermutung zu, dass die in den Pollen enthaltenen Pollenproteasen
auch die Lipasen der Tränenflüssigkeit angreifen und zerstören.
Die Tatsache, dass in der Tränenflüssigkeit Lipasen enthalten sind, ist jedoch schon seit
längerem bekannt. 2008 konnten Forscher aus New York die Lipase sPLA2-IIa identifizieren,
welche die Augenoberfläche vor mikrobiellen Infektionen, speziell gram-positiven Bakterien,
schützt [28, 29]. Gebildet werden die Lipasen von den Tränendrüsen und den Becherzellen
des Konjunktivaepithels. sPLA2-IIa hydrolysiert Fettsäuren, das zur Entstehung von freier
Arachidonsäure (AA) und Lysophospholipiden führt. Diese Spaltprodukte fungieren
wiederum als Vorläufer von proinflammatorischen Lipidmediatoren wie etwa des
Prostaglandin E2 (PGE2). Neben seiner katalytischen Aktivität dient sPLA2-IIa jedoch auch
als inflammatorischer Mediator bei nicht-entzündlichen Augenerkrankungen, wie zum
Beispiel rheumatoider Arthritis. Im Rahmen der Studie kamen die Forscher zu dem Ergebnis,
dass die sPLA2-IIa-Aktivität in der Tränenflüssigkeit von Patienten, die am Trockenen Auge
leiden, deutlich erhöht ist. Weiters kann eine vermehrte Lipaseaktivität durch Kontaktlinsen,
UV-Licht-Exposition und Augenmedikamente hervorgerufen werden. Zusammenfassend
kann man sagen, dass sPLA2-IIa eine protektive Wirkung bei einer normalen okulären
Oberfläche besitzt. Bei bereits durch diverse Noxen wie etwa UV-Strahlung vorgeschädigten
Zellen kann es jedoch zu einer übermäßigen Lipaseaktivität und folge dessen zu
entzündlichen Vorgängen kommen. Eine weitere Aufgabe der sich in der Tränenflüssigkeit
befindenden physiologischen Lipase ist, die Qualität des Lidöls zu beeinflussen [28, 29].
Die Tatsache, dass es physiologisch ist, eine gewisse Menge an Lipasen in der
Tränenflüssigkeit zu haben, wirft nun die Frage auf, warum diese Lipasen die Lipidschicht
des Tränenfilms im Gegensatz zu den Lipasen der Pollen nicht angreifen und somit nicht zur
Entstehung des SNAK-Syndroms führen. Da es unzählige verschiedene Lipasen gibt, wird
vermutet, dass es sich bei den physiologischen Lipasen in der Tränenflüssigkeit um andere
handelt, als jene, die in den Pollen enthalten sind. Diese Annahme soll in Kürze von
Forschern der Universitäts-Augenklinik Graz mit einem modifizierten Tributyrin–Agar nach
57
der Vorlage von Nack-Shick et al. untersucht werden [30]. Dabei werden die in den
Pollenextrakten enthaltenen Proteine mittels Elektrophorese aufgetrennt und auf den
Tributyrin-Agar aufgebracht [30]. Man kann jedoch auch davon ausgehen, dass aufgrund der
sehr spezifischen Eigenschaften von Enzymen, diese die eigene Lipidschicht erkennen und
nicht angreifen.
4.2 Antilipasen – Physiologische Schutzfaktoren
Viele Menschen leiden während der Pollenflugsaison am SNAK-Syndrom, jedoch gibt es
auch einige, die resistent gegen die in den Pollen enthaltenen Enzyme zu sein scheinen. Die
Erklärung
liefern
die
Abwehrmechanismen,
in
die
humanen
sogenannten
Zellen
und
Körperflüssigkeiten
Proteaseinhibitoren
bzw.
vorhandenen
Antiproteasen.
In
Tränenflüssigkeit und Nasensekret finden sich u.a. α1-Antitrypsin, α1-Antichymotrypsin und
α2-Makroglobulin. Diese bieten ausreichend Schutz vor proteolytischem Abbau [31, 32]. Sind
diese Schutzfaktoren jedoch defekt oder werden zu wenige davon gebildet, so können die
Proteasen ungehindert angreifen. Dies ist auch der Fall, wenn aufgrund einer
Keratokonjunktivitis sicca zu wenig Tränenflüssigkeit gebildet wird und demzufolge zu
wenig Antiproteasen an die Augenoberfläche gelangen [18].
Es wird vermutet, dass sich auch Antilipasen bzw. Lipaseinhibitoren in der Tränenflüssigkeit
befinden. Bis dato ist dieses Gebiet jedoch noch weitgehend unerforscht.
4.3 Therapieansätze
Bei Patienten, die an allergischen Symptomen wie etwa geröteten, juckenden oder tränenden
Augen leiden, sollte ein Allergietest (z.B. Prick-Test) durchgeführt werden, um differenzieren
zu können, ob die Beschwerden auf eine Allergie gegen eine bestimmte Pollenspezies
zurückzuführen sind oder ob es sich um eine nicht-allergische Reaktion, d.h. um das
sogenannte SNAK-Syndrom handelt.
Handelt es sich nachweislich um eine Allergie, so verschaffen antiallergische Medikamente
(z.B.
Antihistaminika,
Cromoglycinsäure-Präparate
etc.)
oder
eine
Hyposensibilisierungstherapie eine gewisse Linderung. Bei Patienten mit allergieähnlichen
58
Beschwerden, bei denen jedoch keine Pollenallergie nachzuweisen ist, sind antiallergische
Therapiemaßnahmen wirkungslos, da die Ursache nicht in einer allergischen Sensibilisierung
des Organismus liegt, sondern in einer enzymatischen Schädigung des Tränenfilms. Es kann
jedoch auch bei Patienten, die nachweislich eine Allergie gegen eine Pollenspezies haben, die
Therapie mit antiallergischen Medikamenten unzureichend effektiv sein. Das könnte ein
Hinweis darauf sein, dass sie zusätzlich zu ihrer Allergie auch noch am SNAK-Syndrom
leiden. Diese beiden Patientengruppen, Nicht-Allergiker und Allergiker, die trotz Medikation
weiterhin an ihren Symptomen leiden, bedürfen einer Therapie, welche gezielt die PollenEnzym-Reaktion hemmt.
Ein Ansatz wäre die Entwicklung von Augentropfen, die Antiproteasen und –lipasen
beinhalten. Hier steht man jedoch vor dem Problem der enormen Enzymvielfalt in Pollen und
der Tatsache, dass ein Großteil der Enzyme noch nicht spezifiziert ist. Weiters ist die
Inhibition von Enzymen insofern problematisch, als dass die körpereigenen Enzyme, die wir
für physiologische Vorgänge benötigen, nicht inaktiviert werden dürfen.
Einen ersten Erfolg zeigten laborexperimentelle Versuche mit Doxycyclin. Forscher fanden
heraus, dass dieses Antibiotikum aus der Klasse der Tetracykline den durch Pollenproteasen
verursachten proteolytischen Abbau von Proteinen des Nasensekrets verhindern kann [32]. Es
blockiert die 30S-Untereinheit und hemmt somit die bakterielle Proteinsynthese [33, 34].
Weiters ist Doxycyclin ein Matrix-Metalloproteasen-Inhibitor und scheint die Expression von
Proteasen und Antiproteasen zu beeinflussen [35, 36]. Ob das Antibiotikum hinsichtlich der
Hemmung von Pollenproteasen am Patienten Wirkung zeigt, wurde bisher noch nicht weiter
untersucht.
Ein weiterer denkbarer Ansatzpunkt in der Therapie des SNAK-Syndroms wäre der Einsatz
von antiretroviralen Proteaseinhibitoren (z.B. Indinavir, Nelfinavir, Ritonavir, etc.). Diese
kommen bereits bei der HIV-Therapie zum Einsatz, um spezifisch die HIV-Proteasen zu
hemmen. In der Reifungsphase der Viruspartikel bewirkt dieses virale Enzym die Spaltung
des viralen Polyproteins in verschiedene Proteine. Dieser für das Virus wichtige Spaltvorgang
kann durch Proteaseinhibitoren verhindert werden und folglich kommt es zur Bildung
defekter Viruspartikel [33, 37]. Ob sich diese Aspertylproteaseinhibitoren jedoch auch zur
Hemmung von Pollenproteasen eignen, ist fraglich und noch nicht bewiesen. Denkbar wäre
auch der Zusatz von körpereigenen Antiproteasen zu Tränenersatzpräparaten, doch auch das
ist noch weitgehend unerforscht.
59
Bis zur Einführung einer effektiven Therapie wird noch einige Zeit vergehen und deshalb ist
es wichtig, dass jene Personen, die am SNAK-Syndrom leiden, Empfehlungen zur Prävention
bekommen. Diese Ratschläge gelten auch für Allergiker und haben zum Ziel, den Kontakt
von Pollen mit der Augenoberfläche so gering bzw. so kurz wie möglich zu halten.
Demzufolge sollten Fenster erst nach Regenfällen geöffnet werden und längere Aufenthalte
im Freien während der Pollenflugsaison vermieden werden [18]. Weiters ist es ratsam, sich
die Augen nach Pollenexposition auszuspülen. Befinden sich im ungespülten Auge auch nach
5 Stunden immer noch Pollen, so sind durch eine viermalige Spülung innerhalb von
10 Minuten kaum mehr Pollen nachweisbar [27]. Allerdings sollte man bei der Haarwäsche
vorsichtig sein, denn die Pollen verfangen sich oft in den Haaren. Bei der Haarwäsche quellen
sie durch die Flüssigkeitsaufnahme auf und können auch in das Auge gespült werden, wo sie
dann ihre Enzyme freigeben.
Zusammenfassend kann man sagen, dass in der Erforschung des SNAK-Syndroms noch viel
Potential steckt. Weiß man bereits aus einer vorangegangen Arbeit, dass in Pollen Proteasen
vorhanden sind, so konnte anhand dieser Studie die Aktivität von Pollenlipasen und deren
schädigende Wirkung auf den Tränenfilm nachgewiesen werden. Doch es ist zu vermuten,
dass Pollen neben Proteasen und Lipasen auch noch andere Enzyme, wie etwa Glykosidasen
enthalten. Die Forschung auf diesem Gebiet steht somit erst am Beginn, doch es ist
abzusehen, dass vielen Menschen, die am SNAK-Syndrom leiden, bislang jedoch
fälschlicherweise mit Antiallergika behandelt worden sind, geholfen werden könnte.
60
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64
6 Anhang
PATIENTENINFORMATION UND EINWILLIGUNGSERKLÄRUNG
ZUR TEILNAHME AN DER STUDIE
Die Bedeutung von Pollenlipasen für das Trockene Auge
Sehr geehrte Teilnehmerin, sehr geehrter Teilnehmer!
Wir laden Sie ein an der oben genannten Studie teilzunehmen. Die Aufklärung darüber erfolgt in
einem ausführlichen ärztlichen Gespräch.
Ihre Teilnahme an dieser Prüfung erfolgt freiwillig. Sie können jederzeit ohne Angabe von
Gründen aus der Studie ausscheiden. Die Ablehnung der Teilnahme oder ein vorzeitiges
Ausscheiden aus dieser Studie hat keine nachteiligen Folgen für Ihre medizinische
Betreuung.
Studien sind notwendig, um verlässliche neue medizinische Forschungsergebnisse zu gewinnen.
Unverzichtbare Voraussetzung für die Durchführung einer Studie ist jedoch, dass Sie Ihr
Einverständnis zur Teilnahme an dieser Studie schriftlich erklären. Bitte lesen Sie den folgenden
Text als Ergänzung zum Informationsgespräch mit Ihrem Arzt sorgfältig durch und zögern Sie
nicht Fragen zu stellen.
Bitte unterschreiben Sie die Einwilligungserklärung nur
-
wenn Sie Art und Ablauf der Studie vollständig verstanden haben,
-
wenn Sie bereit sind, der Teilnahme zuzustimmen und
-
wenn Sie sich über Ihre Rechte als Teilnehmer an dieser Studie im Klaren sind.
Zu dieser Studie, sowie zur Patienteninformation und Einwilligungserklärung wurde von der
zuständigen Ethikkommission eine befürwortende Stellungnahme abgegeben.
1.
WAS IST DER ZWECK DER STUDIE?
Der Zweck dieser Studie ist, erstmals zu klären werden, ob Pollen einen negativen Einfluss
auf die Zusammensetzung der Lipidschichte der menschlichen Tränenflüssigkeit haben
Seite I von V
Unterschrift des Patienten ................................
und somit für die Entstehung des Trockenen Auges bzw. des SNAK(saisonale
nicht-allergische Konjunktivitis)-Syndroms mitverantwotlich sein können.
2.
WIE LÄUFT DIE STUDIE AB?
Diese Studie wird an der Universitäts-Augenklinik Graz durchgeführt, und es werden
insgesamt 6 Personen daran teilnehmen.
Ihre Teilnahme an dieser Studie wird voraussichtlich 1 Tag dauern.
Folgende Maßnahmen werden ausschließlich aus Studiengründen durchgeführt:
Während dieser Studie wird an einem Tag einmalig eine Tränenabnahme (10 - 15 µl)
durch Berühren des Tränensees im nasalen Lidwinkel durch Anlegen einer Glaskapillare
(hohles Glasröhrchen von 20 µl Fassungsvermögen) durchgeführt. Es handelt sich dabei
um eine standardisierte Methode zur Untersuchung der Tränenflüssigkeit. Sie werden
gebeten, hierzu einmal an die Universitäts-Augenklinik Graz zu kommen. Insgesamt ist ein
Besuch notwendig. Die Einhaltung des Besuchstermins, einschließlich der Anweisungen
des Prüfarztes ist von entscheidender Bedeutung für den Erfolg dieser Studie.
3.
WORIN LIEGT DER NUTZEN EINER TEILNAHME AN DER STUDIE ?
Es ist nicht zu erwarten, dass Sie aus Ihrer Teilnahme an dieser Studie gesundheitlichen
Nutzen ziehen werden.
Sie erhalten Informationen über mögliche Veränderungen der Lipidzusammensetzung
Ihrer Tränenflüssigkeit durch Pollen. Die Tränenflüssigkeit enthält zahlreiche Lipide, die
durch Umweltfaktoren in ihrer Struktur verändert werden. Über die Wirkung von Pollen
gibt es noch keine Studienergebnisse.
4.
GIBT ES RISIKEN, B ESCHWERDEN UND BEGLEITERSCHEINUNGEN?
Nach der Tränenabnahme besteht die Möglichkeit einer kurzfristigen leichten Reizung der
Bindehaut. Spätkomplikationen sind nicht zu erwarten.
5.
ZUSÄTZLICHE EINNAHME VON ARZNEIMITTELN?
Die Einnahme von Arzneimitteln beeinflusst diese Studie in keiner Weise.
6.
HAT DIE TEILNAHME AN DER STUDIE SONSTIGE AUSWIRKUNGEN AUF DIE
LEBENSFÜHRUNG UND WELCHE VERPFLICHTUNGEN ERGEBEN SICH DARAUS?
Es sind keine Auswirkungen auf die Lebensführung zu erwarten.
Seite II von V
Unterschrift des Patienten ................................
7.
WAS IST ZU TUN BEIM AUFTRETEN VON SYMPTOMEN, B EGLEITERSCHEINUNGEN
UND/ODER VERLETZUNGEN ?
Sollten nach der Tränenabnahme irgendwelche Symptome (Reizungen und Rötungen der
Bindehaut) auftreten, müssen Sie diese Ihrem Arzt mitteilen, bei schwerwiegenden
Begleiterscheinungen umgehend, ggf. telefonisch (Telefonnummern, etc. siehe unten).
8.
WANN WIRD DIE STUDIE VORZEITIG BEENDET ?
Sie können jederzeit auch ohne Angabe von Gründen, Ihre Teilnahmebereitschaft widerrufen und aus der Studie ausscheiden ohne dass Ihnen dadurch irgendwelche Nachteile für
Ihre weitere medizinische Betreuung entstehen.
Ihr Prüfarzt wird Sie über alle neuen Erkenntnisse, die in Bezug auf diese Studie bekannt
werden, und für Sie wesentlich werden könnten, umgehend informieren. Auf dieser Basis
können Sie dann Ihre Entscheidung zur weiteren Teilnahme an dieser Studie neu
überdenken.
Es ist aber auch möglich, dass Ihr Prüfarzt entscheidet, Ihre Teilnahme an der Studie
vorzeitig zu beenden, ohne vorher Ihr Einverständnis einzuholen. Die Gründe hierfür
können sein:
9.
-
Sie können den Erfordernissen der Studie nicht entsprechen;
-
Ihr behandelnder Arzt hat den Eindruck, dass eine weitere Teilnahme an der Studie
nicht in Ihrem Interesse ist;
IN WELCHER WEISE WERDEN DIE IM RAHMEN DIESER STUDIE GESAMMELTEN
DATEN VERWENDET?
Sofern gesetzlich nicht etwas anderes vorgesehen ist, haben nur die Prüfer und deren
Mitarbeiter Zugang zu den vertraulichen Daten, in denen Sie namentlich genannt werden.
Diese Personen unterliegen der Schweigepflicht.
Die Weitergabe der Daten erfolgt ausschließlich zu statistischen Zwecken und Sie werden
ausnahmslos darin nicht namentlich genannt. Auch in etwaigen Veröffentlichungen der
Daten dieser Studie werden Sie nicht namentlich genannt.
10.
ENTSTEHEN FÜR DIE TEILNEHMER K OSTEN? GIBT ES EINEN KOSTENERSATZ ODER
EINE VERGÜTUNG?
Durch Ihre Teilnahme an dieser Studie entstehen für Sie keine zusätzlichen Kosten.
Allerdings gibt es auch keinen Kostenersatz oder eine Vergütung.
Seite III von V
Unterschrift des Patienten ................................
11.
M ÖGLICHKEIT ZUR DISKUSSION WEITERER FRAGEN
Für weitere Fragen im Zusammenhang mit dieser Studie stehen Ihnen Ihr Prüfarzt und
seine Mitarbeiter gern zur Verfügung. Auch Fragen, die Ihre Rechte als Patient und
Teilnehmer an dieser Studie betreffen, werden Ihnen gerne beantwortet.
Name der Kontaktperson: PD Dr. Jutta Horwath-Winter..............................................
Ständig erreichbar unter:
0316 385 80807...................................................................
Name der Kontaktperson: ......................................................................................
Ständig erreichbar unter:
......................................................................................
Name der Kontaktperson: ......................................................................................
Ständig erreichbar unter:
12.
......................................................................................
SOLLTEN ANDERE BEHANDELNDE ÄRZTE VON DER TEILNAHME AN DER STUDIE
INFORMIERT WERDEN ?
Nein.
13.
EINWILLIGUNGSERKLÄRUNG
Name des Patienten in Druckbuchstaben:
...........................................................................
Geb.Datum: ............................
...........................................................................
Code:
Ich erkläre mich bereit, an der Studie: Bedeutung von Pollenlipasen für das Trockene
Auge teilzunehmen.
Ich bin von Frau PD Dr. Jutta Horwath-Winter ausführlich und verständlich über mögliche
Belastungen und Risiken, sowie über Wesen, Bedeutung und Tragweite der Studie, sich
für mich daraus ergebenden Anforderungen aufgeklärt worden. Ich habe darüber hinaus
den Text dieser Patientenaufklärung und Einwilligungserklärung, die insgesamt 5 Seiten
umfasst, gelesen. Aufgetretene Fragen wurden mir vom Prüfarzt verständlich und
genügend beantwortet. Ich hatte ausreichend Zeit, mich zu entscheiden. Ich habe zur Zeit
keine weiteren Fragen mehr.
Ich werde den ärztlichen Anordnungen, die für die Durchführung der Studie erforderlich
sind, Folge leisten, behalte mir jedoch das Recht vor, meine freiwillige Mitwirkung
jederzeit zu beenden, ohne dass mir daraus Nachteile für meine weitere medizinische
Betreuung entstehen.
Ich bin zugleich damit einverstanden, dass meine im Rahmen dieser Studie ermittelten
Daten aufgezeichnet werden. Um die Richtigkeit der Datenaufzeichnung zu überprüfen,
Seite IV von V
Unterschrift des Patienten ................................
dürfen Beauftragte der zuständigen Behörden beim Prüfarzt Einblick in meine
personenbezogenen Krankheitsdaten nehmen.
Beim Umgang mit den Daten werden die Bestimmungen des Datenschutzgesetzes
beachtet.
Eine Kopie dieser Patienteninformation und Einwilligungserklärung habe ich erhalten. Das
Original verbleibt beim Prüfarzt.
......................................................................................................
(Datum und Unterschrift des Patienten)
......................................................................................................
(Datum, Name und Unterschrift des verantwortlichen Arztes)
(Der Patient erhält eine unterschriebene Kopie der Patienteninformation und
Einwilligungserklärung, das Original verbleibt im Studienordner des Prüfarztes.)
Seite V von V
Unterschrift des Patienten ................................
7 Curriculum Vitae
Persönliche Daten
Name:
Eva Wimmer
Geburtsort:
Linz
Staatsbürgerschaft:
Österreich
Religionsbekenntnis:
römisch-katholisch
Familienstand:
ledig
Wohnadresse:
Vogeltenn 2, 4322 Windhaag bei Perg
E-mail:
[email protected]
Private Interessen:
Reisen, Lesen, Gitarre spielen, Volleyball, Schwimmen
Schulische Ausbildung
1992–1996
Volksschule in Windhaag bei Perg
1996–2000
Hauptschule in Perg
2000–2005
BHAK Fachrichtung „Internationale Wirtschaft“ in Perg
2005
Reifeprüfung mit gutem Erfolg
Universitäre Ausbildung
seit 10/2005
Studium Humanmedizin
Medizinische Universität Graz
03/2009-07/2009
Studienaufenthalt an der Faculty of Health, Medicine and
Life Sciences, Maastricht University
70
Pflichtfamulaturen im Rahmen des 2. Studienabschnitts:
07/2007
Interne Abteilung des LKH Weiz
08/2007-09/2007
Abteilung für Kardiologie Elisabethinen Linz
07/2008
Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie
Landesnervenklinik Sigmund Freud
09/2008
Abteilung für Neurologie Wagner-Jauregg
09/2008
Abteilung für Psychiatrie Wagner-Jauregg
03/2009-04/2009
Department of Surgery
University Hospital Maastricht (NL)
Spezielle Studienmodule
·
Histologie
·
Dermatoonkologie
·
Cased-based learning in Clinical Practice
·
Ageing
·
Cancer and oxygen - friend or foe
Wissenschaftliche Arbeiten
Abstract:
Schmut O, Köfeler H, Knopf A, Kirchengast S, Wimmer E, Meditz K, Rabensteiner DF. Der
Einfluss von Pollenlipasen auf die Tränenflüssigkeit im Rahmen des SNAK (saisonale
nicht-allergische Konjunktivitis)-Syndroms. Spektrum der Augenheilkunde. 2010;24(2):140-1.
Posterpräsentation:
Schmut O, Köfeler H, Knopf A, Kirchengast S, Wimmer E, Meditz K, Rabensteiner DF. Der
Einfluss von Pollenlipasen auf die Tränenflüssigkeit im Rahmen des SNAK (saisonale
nicht-allergische Konjunktivitis)-Syndroms. Posterpräsentation auf der 51. Tagung der
Österreichischen Ophthalmologischen Gesellschaft (ÖOG), Zell am See, Österreich, 13.-15.
Mai 2010
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Sonstiges
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Rettungssanitäterausbildung
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Cambridge First Certificate
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5 Wochen Sprachaufenthalt in Kanada
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Medical-English Kurse
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Niederländisch-Sprachkurs (Level A2)
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Tätigkeit an der Landessanitätsdirektion Steiermark
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Zugehörige Unterlagen
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