Metallcluster in Kontakt mit Edelgassubstraten Nichtlineare Clusterdynamik in einem hierarchischen DFT-Molekulardynamikmodell Den Naturwissenschaftlichen Fakultäten der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg zur Erlangung des Doktorgrades vorgelegt von Frank Fehrer aus Nürnberg Als Dissertation genehmigt von den Naturwissenschaftlichen Fakultäten der Universität Erlangen-Nürnberg Tag der mündlichen Prüfung: 25. Juli 2006 Vorsitzender der Promotionskommission: Prof. Dr. D.-P. Häder Erstberichterstatter: Prof. Dr. Dr. h.c. P.-G. Reinhard Zweitberichterstatter: Prof. Dr. S. Kümmel Abstract The present work deals with small sodium clusters embedded in a raregas substrate or deposited on its surface. Although the effect of this environment is generally considered as small, there arise new and interesting aspects as to the influence of the embedding material, after the cluster has been excited in a strong laserfield. The identification and quantification of the underlying coupling between cluster and its surrounding is the main purpose of this work and tackled by computer simulations of the complete system composed of cluster and raregas substrate. This is achieved in a combined model describing the valence electrons of the cluster at the level of Time-Dependent Density Functional Theory and employing simple molecular dynamics at the side of the substrate. While standard atom-potentials can be used for the interaction between raregas atoms a more careful modeling is necessary for the coupling of the quantum mechanically treated electrons to the substrate. Here pseudopotentials are introduced, that take the polarizability into account. This is done by adding an explicit dipolemoment to each raregas atom as internal degree of freedom. By propagation in time one arrives at a dynamical description of the polarizability. The pseudopotential is completed by a term taking the van-der-Waals interaction into account. In a first step structural properties of Na8 embedded in a finite sized raregas medium are determined. These structures are then used as starting-point for a comprehensive analysis of optical properties. Next stronger laser excitations are considered, studying the effect of ionic vibrations and – at even higher laser intensities – coulomb explosion of the cluster. It is found, that the substrate delays the explosion process depending on the actual matrix-size over several picoseconds. In a final chapter it is shown, that the model is appropriate for a dynamic description of cluster deposit on raregas surfaces. The simulations carried out for Na6 indicate, that impinging with moderate velocities (≈ 1 km/s) proceeds very soft with only weak excitation of the cluster. Abstract Gegenstand der vorliegenden Arbeit sind kleine Metallcluster, die in ein Edelgassubstrat eingebettet sind oder sich auf dessen Oberfläche befinden. Obwohl der Einfluss dieser Umgebung im allgemeinen als schwach erachtet wird, treten doch neue, interessante Aspekte auf, wenn die Cluster in starken Laserfeldern angeregt werden. Die Ermittlung und Quantifizierung der zugrunde liegenden Kopplung zwischen Cluster und Substrat ist das eigentliche Ziel dieser Arbeit und erfolgt anhand von Computersimulationen des vollständigen Systems aus Cluster und Edelgasumgebung. Die Beschreibung gelingt in einem kombinierten Modell, in dem die Clustervalenzelektronen in zeitabhängiger Dichtefunktional-Theorie behandelt werden, jedoch molekulardynamische Methoden auf seiten des Edelgases verwendet werden. Während die Beschreibung der Wechselwirkung zwischen Edelgasatomen durch Standard- AtomPotentiale möglich ist, erfordert die Ankopplung des quantenmechanischen Teils größere Sorgfalt. An dieser Stelle werden Pseudopotentiale eingeführt, die die Polarisierbarkeit des Edelgases berücksichtigen. Zum einen werden die Edelgasatome mit einem expliziten Dipolmoment als inneren Freiheitsgrad versehen. Bei einer dynamischen Propagation sind daher dynamische Polarisationseffekte im Modell enthalten. Zum anderen enthält das Pseudopotential einen Term, der die van-der-Waals Wechselwirkung modelliert und in Störungstheorie abgeleitet wird. In einem ersten Schritt werden die strukturellen Eigenschaften eines Na8 -Clusters bestimmt, der in ein Edelgas-Medium endlicher Ausdehnung eingebettet ist. Diese Strukturen dienen dann als Ausgangspunkt für eine umfassende Untersuchung des optischen Response. Anschließend werden stärkere Laseranregungen betrachtet und der Einfluss ionischer Schwingungen studiert. Bei weiterer Erhöhung der Laserintensität kommt es zur Coulombexplosion des Clusters, die allerdings durch die Edelgasumgebung – abhängig von der Matrixgröße – um mehrere Pikosekunden verzögert wird. In einem abschließenden Kapitel wird demonstriert, dass in dem Modell auch der “Deposit” eines Clusters auf einer Edelgasoberfläche beschrieben werden kann. Die Simulationen, die beispielhaft an Na6 durchgeführt wurden, zeigen bei moderaten Auftreffgeschwindigkeiten (≈ 1 km/s) einen “soft-landing”-Prozess mit einer nur schwachen Anregung des Clusters. Inhaltsverzeichnis 1 Einführung 2 Näherungen 2.1 Behandlung der elektronischen Freiheitsgrade 2.1.1 Hohenberg-Kohn Theorem . . . . . . . 2.1.2 Kohn-Sham Schema . . . . . . . . . . . 2.1.3 Selbstwechselwirkungskorrektur . . . . 2.1.4 Runge-Gross Theorem . . . . . . . . . 2.2 Behandlung der ionischen Freiheitsgrade . . . 2.3 Pseudopotentiale . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4 Beschreibung des Lasers . . . . . . . . . . . . 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 5 5 6 7 8 9 9 12 3 Modell des Edelgases 13 3.1 Dipolmodell des Edelgases . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 3.2 Modellierung der Van-der-Waals-Wechselwirkung . . . . . . . . . . . . . 18 3.3 Feinanpassung der NaEg-Potentiale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 4 Numerik 4.1 Konfigurationsraum und CAPS Modell . . . . . . 4.2 Lösung der stationären Kohn-Sham-Gleichungen 4.3 Propagation der Kohn-Sham-Gleichungen . . . . 4.4 Propagation der klassischen Punktteilchen . . . . 4.5 Spektralanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 24 25 26 27 27 5 Na-Atom in Kontakt mit Argon 29 5.1 Kühlungsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 5.2 Kleine NaArN -Komplexe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 5.3 Na-Atom in Ar fcc-Strukturen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 6 Grundlegende Eigenschaften von eingebettetem 6.1 Konfigurationen . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.2 Optischer Response . . . . . . . . . . . . . . . 6.3 Systematik unterschiedlicher Edelgase . . . . Na8 37 . . . . . . . . . . . . . . . 37 . . . . . . . . . . . . . . . 42 . . . . . . . . . . . . . . . 46 7 Dynamik von eingebettetem Na8 7.1 Trends mit Laserparametern . . . . . . . . 7.2 Systematik zur Anregungsenergie . . . . . 7.3 Analyse einer starken Anregung . . . . . . 7.4 Kopplung von Plasmon und Ionbewegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 51 55 57 60 8 Verzögerte Coulombexplosion in Ar-Matrizen 64 8.1 Beispiel einer starken Laseranregung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 8.2 Systematik zu Anregungsenergie und Matrixgröße . . . . . . . . . . . . . 73 9 Na 9.1 9.2 9.3 Cluster auf Oberflächen 77 Modell zur Beschreibung der Deposition . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78 Auftreffen mit unterschiedlicher Geschwindigkeit . . . . . . . . . . . . . 80 Einfluss der Oberflächen-/ Clusterstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 10 Zusammenfassung und Ausblick A Das A.1 A.2 A.3 88 Modell 90 Die Energie des Clusters ECl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90 Die Energie des Edelgases ERg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 Die Kopplung zwischen Edelgas und Cluster EWW . . . . . . . . . . . . 93 B Propagations-Algorithmus 95 C Bemerkungen zur CAPS-Beschreibung 97 D Gültigkeit des Dipolmodells 99 Kapitel 1 Einführung Das Gebiet der Clusterphysik hat in den vergangenen Jahren eine rasante und äußerst vielfältige Entwicklung erfahren. Dieser Erfolg liegt zum einen daran, dass die Clusterphysik ein interdisziplinäres Gebiet der Chemie und Physik darstellt und auf bestehende Methoden und Erkenntnisse der beiden Fachrichtungen zurückgegriffen werden konnte. Auch innerhalb der Physik nimmt die Forschung an Clustern eine Zwischenstellung ein zwischen der Atom- und Molekülphysik einerseits, die den Grenzfall sehr kleiner Cluster beschreibt, und der Festkörperphysik andererseits. In der Tat besteht eine zentrale Frage darin, wie sich Festkörpereigenschaften aus den Eigenschaften einzelner Atome entwickeln [Jor92]. Die zahlreichen interessanten Eigenschaften, die Cluster zeigen, führen zu einer zunehmenden Zahl von Arbeiten auf diesem Gebiet. Zu Beginn waren vorwiegend optische Eigenschaften Gegenstand der Forschung [Mie08, Hee87]. Seither hat sich das Verständnis des optischen Response deutlich verbessert und zählt heute zu den am besten erforschten Clustereigenschaften überhaupt [Kre95, Kue01, Rei03]. Ermöglicht wurde dies vor allem durch die Fortschritte auf dem Gebiet der Laserspektroskopie. Weitere aktuelle Forschungsschwerpunkte sind die Untersuchung thermischer [Hab05] und magnetischer [Lau02] Eigenschaften. Mögliche technische Anwendungen der Clusterphysik fallen in den Bereich der Nano-Technologie. Als vielversprechend sind Anwendungen im Bereich der Optoelektronik zu nennen [Bim03]. Ein weiteres technologisches Potenzial bieten die katalytischen Eigenschaften von Clustern. So wurde großer Fortschritt im Verständnis der CO → CO2 Oxidation mit kleinen Goldcluster-Ionen als Katalysator erzielt [Ber05]. Die Experimente zu den genannten Fragestellungen werden entweder an freien Clustern in der Gasphase oder in Gegenwart eines Mediums durchgeführt, dessen Wechselwirkung mit dem Cluster als schwach erachtet wird. Während zahlreiche experimentelle Methoden gut auf freie Cluster anwendbar sind, erfordern andere Techniken, wie die Rastertunnelmikroskopie [Nil00] oder die Untersuchung magnetischer Eigenschaften [Lau02] die Deponierung auf einem Substrat. Ein weiteres Beispiel, in dem durch eine Stabilisierung in einem Substrat spektroskopische Untersuchungen erst möglich wurden, ist die Einbettung von Silizium-Clustern in N2 [Hon93]. Andererseits existieren Fälle, in denen das Substrat signifikanten Einfluss hat oder die Wechselwirkung gerade Gegenstand des Interesses ist. Genannt seien hier die katalytischen Eigenschaf- 2 Kapitel 1. Einführung ten kleiner Goldcluster auf Oxidoberflächen [San99]. In jedem Fall eröffnen Cluster im Kontakt mit einem umgebenden Substrat völlig neue Fragestellungen aufgrund der größeren Komplexität des Systems. Eine große Klasse von Experimenten an Metallclustern werden in Gegenwart von flüssigem Helium durchgeführt [Sche93,Call00]. Das ultrakalte Helium bietet hier wohldefinierte Versuchsbedingungen und erlaubt hochauflösende Spektroskopie. Experimente mit kleinen Metallclustern wurden in [Vil01] durchgeführt. Abhängig von der Größe des Clusters befindet sich das Metall hier auf der Oberfläche [Sti04] oder im Inneren eines He-Tröpfchens [Die02]. In [Sti04] wird zur Erklärung des Fluoreszensspektrums von Na@Hedrop die Bildung eines Exciplex-Zustandes angenommen. Weiterhin sind Edelgase als sehr weiche Substrate bekannt, die ein sehr sanftes Auftreffen und zerstörungsfreies Auflagern von Clustern auf einer Oberfläche gestatten. Um zum Beispiel Cluster auf eher harten Substraten wie Metalloberflächen abzulagern, erfolgt daher die Deposition zunächst auf einer Edelgasschicht, die in einem zweiten Schritt desorbiert wird [Lau03, Scha01]. In der vorliegenden theoretischen Arbeit soll anhand eines geeigneten Modells die Wechselwirkung eines Natrium-Clusters mit einem polarisierbaren Medium bestehend aus den Edelgasen Neon, Argon oder Krypton untersucht werden. Neben der Klärung von strukturellen Fragen und der Bestimmung von Bindungsenergien, besteht das vorrangige Ziel in der Untersuchung der Laser induzierten Dynamik eines eingebetteten Na-Clusters. Das Clustermaterial Natrium wurde gewählt, da freie Na-Cluster bereits vielfach theoretisch untersucht wurden [Pav02,Rei03] und die Methoden Ergebnisse in guter Übereinstimmung mit dem Experiment liefern [Wri02]. Vom theoretischen Standpunkt aus stellen Cluster im Kontakt mit einem Substrat eine besondere Herausforderung dar. Während gut erprobte Methoden zur Beschreibung freier Cluster existieren, erfordern eingebettete Systeme die Entwicklung neuer Modelle. Zunächst besteht die Möglichkeit, das umgebende Medium durch seine dielektrische Funktion ε(ω) zu berücksichtigen [Rub93]. In Kombination mit einer Dichtefunktionalbeschreibung der Clusterelektronen liefert dies gute Ergebnisse für den optischen Response. Allerdings wird die atomare Struktur des Substrates hierbei vollkommen vernachlässigt. Eine Rückwirkung auf den Cluster, die über den dielektrischen Response hinausgeht, kann in einem solchen Modell nicht beschrieben werden. Für nicht allzu große Systeme kann man zu einer voll quantenmechanischen Beschreibung von Cluster und Substrat übergehen. Dies bietet den Vorteil, dass auch die elektronischen Eigenschaften des Substrats wie Modifikationen seiner Bandstruktur im Modell mit einbezogen sind. Das Problem besteht in dem hohen rechentechnischen Aufwand, der entsteht, wenn die Dynamik des vollen Systems zeitaufgelöst simuliert werden soll. In dieser Arbeit wird daher ein Modell gewählt, das die mikroskopische Struktur des Substrates enthält, seine detaillierten elektronischen Eigenschaften aber unberücksichtigt lässt. Der wichtige (dynamische) Polarisationseffekt wird durch eine explizite Beschreibung der Dipolmomente und eine Näherung für die van-der-Waals Wechsel- 3 wirkung modelliert. Die Arbeit setzt sich wie folgt zusammen: Zunächst werden in Kapitel 2 in einem etwas allgemeineren Rahmen die Grundlagen zur Beschreibung der Clustervalenzelektronen gelegt. Dies umfasst vor allem eine kurze Darstellung der Grundzüge der Dichtefunktionaltheorie und Allgemeines zum Konzept der Pseudopotentiale. Anschließend wird das Modell für das Edelgas vorgestellt. Große Sorgfalt ist auf die korrekte Kopplung dieses klassisch beschriebenen Substrats an den quantenmechanischen Teil, d.h. den Cluster aufzuwenden. Diese Wechselwirkung wird durch ein Pseudopotential modelliert, dessen Konstruktion Inhalt von Kapitel 3 ist. Nach einer kurzen Beschreibung der numerischen Simulationstechniken in Kapitel 4 wird im darauffolgenden Abschnitt das Modell an einem einzelnen Na-Atom im Kontakt mit einer Argon-Umgebung erprobt. Die betrachteten Systemgrößen reichen dabei von NaAr6 bis NaAr446 . In Kapitel 6 erfolgt dann der Übergang zu einem eingebetteten Na8 Cluster. Anhand dieses einfachen Systems lassen sich beispielhaft die Einflüsse der Edelgasumgebung auf die Struktur und den optischen Response eines eingebetteten Na-Clusters demonstrieren. Ebenso werden hier systematisch die Trends in der Reihe der Edelgase Ne, Ar und Kr gezeigt. Kapitel 7 ist der Untersuchung von Laseranregungen des eingebetteten Clusters gewidmet. Die Anregunsstärken sind hierbei so gewählt, dass es zu einer Ionisation von bis zu zwei Elektronen des Na8 Clusters kommt. Im Anschluss werden dann in Kapitel 8 Laseranregungen betrachtet, die zur Coulombexplosion führen. Abweichend von den vorangehenden Abschnitten behandelt Kapitel 9 einen Na6 Cluster auf einem Ausschnitt einer Argon-Oberfläche. Ziel ist die dynamische Beschreibung von Cluster und Oberfläche während des Auftreffens. Eine zentrale Frage ist dabei der Energietransfer auf das Substrat sowie die Auswirkungen auf die Clusterstruktur. Soweit nicht anders angegeben wird in der Arbeit das natürliche Einheitensystem verwendet. Hierbei wird ~ = 1, die Elektronmasse me = 1/2 und die Elementarladung √ e = 2 gesetzt. Längen werden in Einheiten des Bohrschen Radius a0 und Energien in Ry angegeben. Die Zeit trägt die Einheit Ry−1 und besitzt den Wert 1 Ry−1 ≈ 4.837768 · 10−17 s in SI-Einheiten. Kapitel 2 Näherungen Ganz allgemein handelt es sich bei einem eingebetteten Cluster zunächst um ein komplexes Vielteilchensystem. Eine erste Vereinfachung des Vielteilchenproblems wird durch die Verwendung unterschiedlicher Modelle bei der Beschreibung von Metallcluster und Edelgassubstrat erzielt. Begründet ist diese Aufteilung durch die grundlegend verschiedene elektronische Struktur von Alkalimetall- und Edelgasatomen. Die chemischen Eigenschaften des Natriums werden durch das einzelne 3s-Valenzelektron mit seiner relativ niedrigen Bindungsenergie bestimmt. Zur Untersuchung struktureller Eigenschaften ebenso wie von elektronischen Anregungen ist daher eine quantenmechanische Behandlung der Clustervalenzelektronen notwendig. Anregungen der stärker gebundenen Schalen können für die hier betrachteten Anregungsstärken vernachlässigt werden, so dass die Berücksichtigung der Na+ -Ionen durch ein Pseudopotential ausreichend ist. Um die Dynamik des Clusters vollständig zu simulieren, ist es jedoch notwendig, eine Behandlung der Ionen auf molekulardynamischer Ebene vorzunehmen. Hierzu werden ionische und (valenz-) elektronische Freiheitsgrade im Rahmen einer Born-Oppenheimer (BO) Approximation von einander abgetrennt. Im Unterschied zum Natrium sind Edelgase aufgrund ihrer abgeschlossenen Schalenstruktur chemisch relativ inert, so dass an dieser Stelle Näherungen möglich sind. Das hierfür verwendete Modell wird detailliert im nächsten Abschnitt diskutiert und besteht in der Verwendung eines Pseudopotentials für das gesamte Edelgasatom. Dadurch gehen die elektronischen Zustände des Edelgassubstrats nicht in expliziter Form in die weitere Beschreibung des Systems ein. Hier wird im folgenden die quantenmechanische Behandlung der für die Clusterdynamik wichtigen Na-Valenzelektronen erläutert. Prinzipiell existieren hier auf der einen Seite ab initio Ansätze, wie das Hartree-Fock Verfahren und sehr detaillierte quantenchemische Methoden zur Einbeziehung von Korrelationen (“configuration interaction-” (CI-) Verfahren [Sza89]). Auf der anderen Seite hat sich mit der Dichtefunktionaltheorie (DFT) eine andere Meanfield Beschreibung entwickelt, die hohe Genauigkeit mit überschaubarem Rechenzeiteinsatz verbindet. Obwohl es sich auch hier aufgrund seiner Konstruktion zunächst um ein ab initio Verfahren handelt, sind Näherungen bei der Wahl des Dichtefunktionals notwendig. Wegen dieser Effizienz und weil sich die DFT-Beschreibung im Fall freier Metallcluster bereits bewährt hat, wird sie auch in dieser Arbeit verwendet. Die wesentlichen 2.1 Behandlung der elektronischen Freiheitsgrade 5 Konzepte der DFT werden im folgenden kurz dargestellt. Hierbei steht die Anwendung auf den zeitabhängigen Fall im Vordergrund. Für eine ausführliche Beschreibung der DFT sei auf die umfangreicheren Darstellungen [Fio03, Dre90] verwiesen. Im zweiten Teil des Abschnitts folgen einige allgemeine Bemerkungen zu Pseudopotentialen, da die Bestimmung eines geeigneten Pseudopotentials der zentrale Punkt bei der Modellierung der Edelgas-Cluster-Wechselwirkung ist. 2.1 Behandlung der elektronischen Freiheitsgrade Das elektronische Vielteilchenproblem besteht in der Lösung der zeitabhängigen Schrödingergleichung für die Valenzelektronen des Clusters ı∂t Ψ(r1 , r2 , . . . , rN ) = Ĥ(t) Ψ(r1 , r2 , . . . , rN ) , (2.1) wobei Ψ die N -Teilchen Wellenfunktion und Ĥ(t) der Vielteilchen-Hamiltonoperator ist: Ĥ(t) = T̂ + W + V0 (t) (2.2) P 1 2 Wie üblich bezeichnet T̂ den Operator der kinetischen Energie und W = 2 i6=j |rie−rj | die Coulombwechselwirkung der Elektronen. Die gesamte äußere Zeitabhängigkeit rührt von dem externen Potential V0 (t), das neben dem äußeren Laserfeld auch das Potential der Ionen enthält. In Glg. 2.1 wurden bereits die Spinfreiheitsgrade der Elektronen vernachlässigt und angenommen, dass die beiden Spinkomponenten entartet sind. Der Spin geht daher nur über die Besetzung der Zustände mit Elektronen unterschiedlicher Spinrichtung in die weiteren Betrachtungen mit ein und N bezeichnet die Zahl der (zweifach entarteten) Zustände. Da in dieser Arbeit ausschließlich Systeme mit gerader Elektronzahl betrachtet werden, stellt diese Annahme keine große Einschränkung dar. Ein Ansatz in Form eines antisymmetrisierten Produkts aus Einteilchen-Wellenfunktionen zur Lösung von (2.1) führt auf das Hartree-Fock Verfahren. Im Gegensatz dazu schlägt man im Rahmen der DFT einen anderen Weg ein, der zunächst gar keinen Gebrauch von Einteilchen-Zuständen macht, sondern das Problem der Glg. 2.1 allein unter Verwendung der Elektrondichte n(r) umformuliert. Dieses Vorgehen liegt nahe, da man in den meisten Fällen ja gar nicht so sehr an der Wellenfunktion als vielmehr an Observablen interessiert ist, die sich schon allein aus der Elektrondichte berechnen lassen. Allerdings kehrt man aus technischen Gründen im Rahmen des Kohn-Sham Schemas doch wieder zu effektiven Einteilchen-Wellenfunktionen zurück. Die formale Grundlage der DFT wurde zunächst für den stationären Fall der Glg. 2.1 gelegt und ist durch das Hohenberg-Kohn Theorem gegeben [Hoh64]. Für die Anwendung wichtig ist das Kohn-Sham Schema [Koh65], zu dem mit dem Runge-Gross Theorem [Run84] eine Erweiterung auf den zeitabhängigen Fall existiert. 2.1.1 Hohenberg-Kohn Theorem Das Hohenberg-Kohn (HK)-Theorem enthält mehrere Aussagen, die vor allem den Grundzustand des Systems betreffen und es rechtfertigen, die elektronische Dichte 6 Kapitel 2. Näherungen als fundamentale Größe zu betrachten. Es wird die Existenz eines Energiefunktionals EV0 [n] bewiesen, das parametrisch vom externen Potential V0 abhängt und im Falle der wahren Grundzustandsdichte n0 die korrekte Grundzustandsenergie E0 liefert: E0 = EV0 [n0 ] (2.3) Wäre das Funktional EV0 [n] bekannt, ließe sich die Grundzustandsenergie einfach durch Minimierung bezüglich der Elektrondichte bestimmen E0 = min EV0 [n]. Daneben folgt n aus dem HK-Theorem auch, dass das Energiefunktional universell für alle Coulombsysteme ist. Der Unterschied zwischen verschiedenen elektronischen Systemen liegt daher allein in anderen äußeren Potentialen begründet. Das Hohenberg-Kohn Theorem enthält lediglich eine Existenzaussage und gibt keine Auskunft über die Form des Funktionals. Eine mögliche Aufteilung der Energiebeiträge, bei der der Anteil der kinetischen Energie T [n] abgetrennt wird, ist durch Z 1 E[n] = T [n] + dr VHa (r) + V0 (r) n(r) + Exc [n] (2.4) 2 Z ′ ′ n(r ) 2 dr VHa (r) = e |r − r′ | gegeben. Vernachlässigt man hier den Austausch-Korrelationsanteil Exc und verwendet die kinetische Energiedichte des wechselwirkungsfreien Elektronengases für T [n], so gelangt man zurück zum Thomas-Fermi Ansatz [Tho27, Fer28]. Im Fall wechselwirkender Teilchen ist T [n] unbekannt. Durch eine Umformulierung des Problems in die Form eines effektiven Systems, in dem die Teilchen nicht wechselwirken, kann man das Funktional der kinetischen Energie jedoch umgehen. Dies wurde in [Koh65] eingeführt. 2.1.2 Kohn-Sham Schema Im Rahmen des Kohn-Sham (KS)-Formalismus vollzieht man den Übergang vom System wechselwirkender Teilchen in Glg. 2.1 in ein effektives, nichtwechselwirkendes. Dies ist möglich unter der Voraussetzung, dass jede physikalische (wechselwirkende) Dichte auch von einem effektiven Potential VKS erzeugt wird, wobei dann die Teilchen wechselwirkungsfrei sind. Die Frage dieser sogenannten V-Representabilität wurde für nichtnegative, differenzierbare Dichten von Gilbert [Gil75] geklärt. Das System wechselwirkungsfreier Teilchen wird durch einen Satz von Einteilchen-Wellenfunktionen {ϕi , i = 1, . . . , N} beschrieben, die den Einteilchen-Schrödinger-Gleichungen genügen: T̂ + VKS [n] ϕi (r) = ǫi ϕi (r) i = 1, . . . , N (2.5) n(r) = N X i=1 |ϕi(r)|2 (2.6) Sie werden als Kohn-Sham-Orbitale bezeichnet und bei (2.5) handelt es sich um die stationären KS-Gleichungen. Die Gesamtwellenfunktion ergibt sich als antisymmetrisiertes Produkt dieser KS-Orbitale: N X Y Φ(r1 , r2 , . . . , rN ) = sgn(P) ϕP(i) (ri ) , (2.7) P i=1 2.1 Behandlung der elektronischen Freiheitsgrade 7 wobei die Summe über alle Permutationen P läuft. Um das Potential VKS näher zu bestimmen, trifft man ähnlich wie für die Energie in Glg. 2.4 folgende Aufteilung, in die bekannten Beiträge des direkten Terms VHa und des externen Potentials V0 , sowie einen noch unbekannten Austausch-Korrelationsanteil Vxc . Z e2 VKS = VHa [n] + V0 + Vxc [n] = dr′ n(r′ ) + V0 + Vxc [n] (2.8) |r − r′ | Dies definiert das Austausch-Korrelations-Potential Vxc , für das geeignete Näherungen gefunden werden müssen. Hierzu kann man auf die Energie des homogenen Elektrongases und speziell dessen Austausch-Korrelations-Energiedichte ehom zurückgreixc fen. Der Beitrag der Austauschwechselwirkung zur Gesamtenergie des Elektrongases wurde erstmals in [Dir30] angegeben und lautet 1/3 1/3 3 9π 3 εx [n] = − mit dem Wigner-Seitz Radius rs = . (2.9) 4πrs 4 4π n Für die Korrelationsenergie wird in dieser Arbeit eine Näherung von Perdew und Wang verwendet [Per92]. Die dort gewählte Parametrisierung lässt sich für den Fall einer gemeinsamen Spindichte wie folgt angeben: 1 (2.10) εc [n] = −2A(1 + α1 rs ) ln 1 + 1/2 3/2 2 2A β1 rs + β2 rs + β3 rs + β4 rs A = 0.062182 Ry β1 = 3.79785 Ry−1 β3 = 0.8191 Ry−1 α1 = 0.21370 β2 = 1.7938 Ry−1 β4 = 0.24647 Ry−1 R δ Das Austausch-Korrelations-Potential ergibt sich aus Vxc = δEδnxc = δn dr εxc [n]n(r). Es erweist sich nun, dass man selbst für inhomogene Systeme, wie einzelne Atome, sehr gut Ergebnisse erzielt, wenn man die sogenannte Lokale-Dichte-Approximation (LDA) verwendet. Hierbei wird die homogene Energiedichte εhom als Näherung für die lokale xc Energiedichte des inhomogenen Systems herangezogen. Der Erfolg dieser Näherung liegt vor allem daran, dass die Austausch-Korrelationsenergie eine über die Umgebung eines jeden Elektrons, das sogenannte Austausch-Korrelations Loch, gemittelte Größe ist [Fio03]. Schließlich sei noch der Zusammenhang der Gesamtenergie mit den im KS-Formalismus berechneten Einteilchenenergien angegeben. Es ergibt sich: Z Z N X 1 εi − E0 = dr VHa (r)n(r) + dr (εxc [n] − Vxc [n]) n(r) (2.11) 2 i=1 2.1.3 Selbstwechselwirkungskorrektur Ein Problem der LDA besteht darin, dass das erhaltene Meanfield-Potential für ein neutrales System exponentiell abfällt und nicht die korrekte Asymptotik ∼ −e2 /r besitzt. Dies liegt daran, dass zur Berechnung die gesamte Dichte Glg. 2.6 verwendet 8 Kapitel 2. Näherungen wird und deshalb die unphysikalische Wechselwirkung eines Zustands mit der eigenen Dichte enthalten ist. Eine unmittelbare Folge ist, dass das Ionisationspotential unterschätzt und in der zeitabhängigen DFT der Ionisationsgrad nicht korrekt beschrieben wird. Dies lässt sich korrigieren, indem man zu einem zustandsabhängigen Potential übergeht und für jeden Zustand den Selbstwechselwirkungsbeitrag explizit subtrahiert [Per81]. Dies hat zur Folge, dass die Einteilchen-Orbitale nicht mehr orthogonal sind. Dieses Problem wird durch die Einführung sogenannter “Optimierter Effektiver” Potentiale (OEP) umgangen [Tal76], wo man a priori ein gemeinsames Meanfield fordert. Bei gegebenem Energiefunktional ergibt sich das OEP aus der Bedingung, dass die Orbitale die Einteilchen-Schrödingergleichung 2.5 erfüllen, in der jetzt VKS durch VOEP ersetzt wurde. Dieses Verfahren ist ähnlich wie das Hartree-Fock Verfahren per se wechselwirkungsfrei und daher bestens geeignet, um im Vergleich mit anderen Methoden den Einfluss der Selbstwechselwirkung zu quantifizieren. Eine sehr gute Näherung für das OEP wurde in [Kri92] vorgeschlagen. Geht es vor allem um die Richtigstellung der Asymptotik und um eine eher qualitative Beschreibung des elektronischen Systems, kann man sich auf eine global gemittelte Selbstwechselwirkungskorrektur beschränken: 1 1 VKS,SIC [n] = VKS [n] − VHa [n] − Vxc [n] (2.12) N N Diese wäre exakt für den, natürlich rein fiktiven, Fall, dass alle Orbitale dieselbe Dichteverteilung besäßen. Da für die Alkali-Metalle die Zustände stark delokalisiert sind, ist zu erwarten, dass der Fehler dieser Approximation nicht übermäßig groß ist. Weil sich diese Selbstwechselwirkungskorrektur als sehr zuverlässig erweist, was die Ergebnisse an Na-Clustern anbelangt [Ull00], wird sie hier uneingeschränkt verwendet. 2.1.4 Runge-Gross Theorem In dieser Arbeit soll vor allem die Dynamik der Elektronen infolge einer äußeren Anregung untersucht werden. Hierzu wäre ein Analogon zum Hohenberg-Kohn und zum Kohn-Sham Formalismus für den zeitabhängigen Fall wünschenswert. Eine solche Verallgemeinerung existiert in der Tat in Form des Runge-Gross Theorems [Run84]. Es sagt aus, dass Potentiale, die sich um mehr als eine zeitabhängige Konstante unterscheiden, zu unterschiedlichen Dichten führen. V (r, t) 6= V ′ (r, t) + c(t) =⇒ n(r, t) 6= n′ (r, t) (2.13) Dabei wird angenommen, dass die Dichten zu einem gegebenen Zeitpunkt identisch sind n(r, t0 ) = n′ (r, t0 ). Ganz ähnlich zum statischen Fall wird hier also eine Abbildung auf dem Raum der Potentiale in den Raum der Dichten betrachtet, die durch Lösung der zeitabhängigen Schrödinger-Glg. 2.1 entstehen. Das Runge-Gross Theorem zeigt die Injektivität dieser Abbildung, so dass ein zeitabhängiges, für alle Systeme gemeinsames Funktional wohldefiniert ist. Unter der Annahme, dass die physikalischen Dichten auch Einteilchen-repräsentabel sind, d.h. dass es ein System unabhängiger Teilchen gibt, das dieselbe Vielteilchendichte erzeugt, lässt sich ein zeitabhängiger KS-Formalismus konstruieren. Die relevanten 2.2 Behandlung der ionischen Freiheitsgrade Einteilchen-Gleichungen lauten: ı∂t ϕi (r, t) = T̂ + VKS [n](r, t) ϕi (r, t) i = 1, . . . , N Z e2 VKS [n](r, t) = dr′ n(r, t) + V0 (r, t) + Vxc (r, t) |r − r′ | N X n(r, t) = |ϕi (r, t)|2 9 (2.14) i=1 Das eigentliche Problem besteht nun wiederum darin, geeignete Näherungen für Vxc zu finden. Diese Aufgabe ist jedoch verglichen mit dem statischen Fall deutlich komplizierter. So lässt sich zeigen, dass das Funktional nichtlokal in Ort und Zeit sein muss [Vig95]. Dies lässt sich qualitativ verstehen, wenn man bedenkt, dass es an einem gegebenen Punkt Informationen über den Zustand des Systems zu allen vorangegangenen Zeiten und allen Raumpunkten enthalten muss. Die Nicht-Lokalität entspricht daher in gewisser Weise dem “Gedächtnis” des Vielteilchensystems. Die Entwicklung solcher Funktionale ist Gegenstand der aktuellen Forschung [Vig97,Tok01]. Im Gegensatz hierzu wird in dieser Arbeit eine einfache Näherung verwendet, die obige Effekte vernachlässigt. Sie ergibt sich, wenn das (lokale) Vxc der statischen LDA (Glg. 2.10) verwendet und die zeitabhängige Dichte eingesetzt wird. Diese Näherung ist gut für den Fall, dass sich Dichte und damit das Potential nur langsam mit der Zeit verändern und wird als adiabatische LDA (ALDA) bezeichnet [Zan81]. 2.2 Behandlung der ionischen Freiheitsgrade Neben den genannten Methoden zur Beschreibung der Elektrondynamik, ist es für eine vollständige Erfassung des gesamten Vielteilchenproblems auch notwendig, die Dynamik der Ionen miteinzubeziehen. Wegen der sehr viel größeren Masse der Kerne im Vergleich zur Elektronmasse ist hierfür jedoch eine klassische Beschreibung ausreichend. Dies geschieht durch die Beschreibung der ionischen Freiheitsgrade im Rahmen einer Molekulardynamik (MD). In Kombination mit einer TDLDA-Beschreibung der Elektronen gelangt man zu einem Verfahren, das als TDLDA-MD bezeichnet wird. Die Kopplung an die (quantenmechanischen) Valenzelektronen erfolgt hierbei über Pseudopotentiale, denen der nächste Abschnitt gewidmet ist. Es ist zu berücksichtigen, dass die BO-Approximation nur benötigt wird, um die Abtrennung von den Valenzelektronen vornehmen zu können. Indem die Ionen voll dynamisch, d.h. mit den momentanen Kräften von Seiten des elektronischen Systems propagiert werden, ist es möglich, auch stark nicht-adiabatische Situationen zwischen ionischem und elektronischem System zu erfassen. 2.3 Pseudopotentiale Ein wichtiges Hilfsmittel zur Beschreibung elektronischer Vielteilchensysteme stellen Pseudopotentiale (PsP) dar. Durch ihre Einführung gelingt es, das Vielteilchenpro- 10 Kapitel 2. Näherungen blem auf die schwach gebundenen Valenzelektronen zu reduzieren. Eine solche Einschränkung ist möglich, soweit man nur an chemischen Eigenschaften oder an dynamischen Prozessen interessiert ist, die Energien in der Größenordnung der Bindungsenergien der Valenzschale involvieren. In einer derartigen Situation können die stark gebundenen Rumpfelektronen mit den Kernen zu einem sogenannten Core zusammengefasst werden, der dann als inertes Objekt betrachtet wird. Die Aufteilung in Valenz- und Core-Elektronen ist natürlich nicht immer eindeutig und hängt von der jeweiligen Fragestellung und den Anforderungen an die Genauigkeit ab. Für die Alkalimetalle ist die Situation erfreulich klar, da hier mit dem einzelnen Zustand jenseits des Schalenabschlusses eine deutliche energetische Abtrennung vorgegeben ist. Einen gewissen Kompromiss hinsichtlich der Beschreibung des Cores stellen sogenannte Core-Polarisations-Potentiale (CPP) dar, die die Polarisation des Cores durch die umgebenden Valenzelektronen berücksichtigen. In dieser Arbeit wird ein solches Polarisationspotential verwendet, um der Polarisation der Edelgasatome durch die Clusterelektronen Rechnung zu tragen. Hier soll zunächst in allgemeinem Rahmen das Konzept eines PsP erläutert werden. energy 0 Psp −e/r core state pseudo−state val. state distance Abbildung 2.1: Veranschaulichung der Wirkung eines Pseudopotentials auf die elektronischen Zustände: Core-Zustände sind implizit im PsP enthalten. Valenzzustände sind für große Abstände mit den wahren Wellenfunktionen identisch. In Abb. 2.1 ist in schematischer Weise dargestellt, wie durch Einführung eines PsP das “all-electron”-Problem auf die Valenzzustände eingeschränkt wird. Bei kleinen Abständen beseitigt das PsP die Divergenz des reinen Coulombpotentials des Kerns. Für große Abstände ist die Pseudowellenfunktion mit der wahren Wellenfunktion identisch und im Core-Bereich besitzt die Pseudofunktion im Gegensatz zur echten Wellenfunktion weniger Knoten. Zur Konstruktion eines PsP ist zu berücksichtigen, dass es den Effekt der nun nicht 2.3 Pseudopotentiale 11 mehr explizit beschriebenen Core-Elektronen kompensieren muss. Betrachtet man das “all-electron”-Problem als gelöst, so lässt sich ein expliziter Ausdruck für das PsP angeben [Sza85]. VPsP = V̂ + Nc X c |ϕc ) (ε − εc ) (ϕc | (2.15) Leider treten hier Projektoren auf die einzelnen Corezustände ϕc auf, so dass diese Form stark nichtlokal und daher in der Praxis wenig hilfreich ist. Deshalb werden die Potentiale meist empirisch unter Verwendung einer möglichst allgemeinen Parametrisierung angepasst. Als Anpasskriterien dienen natürlich primär die exakten Einteilchenenergien. PsP, die genaueren Anforderungen genügen, werden so konstruiert, dass die Pseudo-Wellenfunktionen außerhalb der Coreregion mit den echten Zuständen übereinstimmen und die Ladungsdichten im Corebereich reproduziert werden. Diese zweite Eigenschaft wird als “Normerhaltung” bezeichnet. Ist diese erfüllt, sind wichtige Voraussetzungen für die Übertragbarkeit des PsP auf die verschiedenen molekularen Umgebungen gegeben [Bat82]. Da die Potentiale für das freie Atom konstruiert werden, ist dies nicht a priori klar. Zahlreiche Methoden zur expliziten Konstruktion von PsP wurden entwickelt und auf die einzelnen Atome angewandt [Tro91, Goe98]. In jedem Fall hängen die erhaltenen Parametrisierungen vom verwendeten Konfigurationsraum ab, so dass sie immer wieder neu getestet werden müssen. Derartige PsP sind zumeist aus Projektoren auf die einzelnen Drehimpulskomponenten aufgebaut und daher nichtlokal im Winkelanteil. Für Natrium ist es jedoch möglich, eine rein lokale Parametrisierung anzugeben, so dass Anregungsenergien des Atoms und Bindungseigenschaften des Volumenkristalls näherungsweise richtig beschrieben werden [Kue00]. Die lokale Form vereinfacht die numerische Auswertung beträchtlich und macht dynamische Simulationen über mehrere Pikosekunden erst möglich. Die entsprechende Parametrisierung findet sich in A.4. Auch im Falle des Edelgases wird ein empirisches Potential herangezogen, dessen Parameter angepasst werden. Allerdings ist in den zu untersuchenden Systemen die Polarisation des Edelgases dafür verantwortlich, dass es überhaupt zur Bindung kommt. Daher ist in diesem Fall die Polarisations-Wechselwirkung besonders sorgfältig zu modellieren. PsP, die diesem Polarisationseffekt Rechnung tragen wurden erstmals in der Arbeit [Mue84] untersucht. Hierbei führt man eine parametrische Abhängigkeit der Corewellenfunktionen von den Valenzzuständen ein. Durch ein Umformulierung in Form einer Ladungsdichte und deren Multipolmomente ergeben sich Potentiale, die die Rückwirkung der Corepolarisation auf die Valenzzustände enthalten. Sie wurden intensiv in [Mue84] angewandt. In einer ersten Näherung kann man sich auf die Dipolpolarisierbarkeit beschränken, und im Fall eines einzelnen Cores ist der Polarisationsbeitrag durch VCPP (r) = − αd C(r) 2 r4 (2.16) gegeben. C(r) bezeichnet hier eine cut-off Funktion, die die Divergenz im Ursprung 12 Kapitel 2. Näherungen behebt. Für den Fall mehrerer wechselwirkender Cores ergibt sich αd X VCPP (r) = − fc · fc 2 c fc = N X C(rci ) i rci X Rc′ c − Zc ′ 3 3 rci Rc′ c ′ , (2.17) c 6=c wobei fc das elektrische Feld am Ort des Cores c ist, das von allen anderen Cores, an der relativen Position Rc′c , und den Elektronen an den Positionen rci erzeugt wird. Glg. 2.16 enthält insbesondere die van-der-Waals-Wechselwirkung, die zum führenden Betrag wird, falls die Valenzelektronen jeweils die Ladung Zc des Cores kompensieren und keine permanenten Dipolmomente vorliegen. Daher stellt das obige Core-PolarisationsPotential den Ausgangspunkt für die Modellierung der van-der-Waals-Wechselwirkung zwischen Na-Cluster und Edelgas dar. 2.4 Beschreibung des Lasers Als äußere Anregung wird in dieser Arbeit vor allem ein Laserfeld betrachtet. Die Ankoppelung erfolgt über den Term Vlas in Glg. A.3. Ganz allgemein wird die Dynamik eines freien Elektrons durch 2 e (2.18) Hlas = p̂ − Alas − Vlas c beschrieben. Zwei Annahmen werden an dieser Stelle getroffen: 1) Zum einen erfolgt die Beschreibung durch klassische Potentiale, d.h. ohne Quantisierung des Laserfeldes. Dies ist gerechtfertigt, soweit der Laser ausreichend intensiv ist und die Photonmoden so stark besetzt sind, dass die Absorption eines einzelnen Photons unbedeutend für deren Statistik ist. Insbesondere wird durch die Näherung die Rückwirkung der Absorption auf das Laserfeld vernachlässigt. Ebenso bleibt in der gesamten Arbeit die Abstrahlung des fermionischen Systems unberücksichtigt. 2) Ist die Ausdehnung des Clusters klein gegenüber der Wellenlänge, kann die Dipolnäherung verwendet und das Feld als konstant über den Cluster angenommen werden. Da hier kleine Cluster untersucht werden sollen, die eine Ausdehnung von wenigen 10 a0 haben, ist dies bis in den Bereich von UV-Frequenzen erfüllt. Unter diesen Annahmen und unter Ausnutzung der Eichfreiheit, die es gestattet, das Vektorpotential zu eliminieren, ergibt sich dann einfach Vlas = −e r · E (t) = −e z E(t) . (2.19) Im letzten Schritt wurde hier angenommen, dass der Laser in z-Richtung polarisiert ist, sich also in die hierzu senkrechte Richtung (z.B. in x-Richtung) ausbreitet. Für das Pulsprofil des elektrischen Feldes wird hier ausschließlich eine sin2 -Form verwendet, πt 2 sin(ωlas t) , (2.20) E(t) = E0 sin T wobei T die Pulsdauer bezeichnet. Kapitel 3 Modell des Edelgases In diesem Abschnitt wird das Modell zur Beschreibung der Edelgasmatrix dargestellt. Es besteht in einer molekulardynamischen Behandlung der Edelgasatome mit einem expliziten Dipolmoment als inneren Freiheitsgrad. Besondere Sorgfalt ist bei der Kopplung dieses klassisch beschriebenen Substrats an den Metallcluster aufzuwenden, für den ein voll quantenmechanisches Modell im Rahmen der (TD)LDA verwendet wird. Grundsätzlich bestehen mehrere Möglichkeiten, die Wechselwirkung eines Metallclusters mit einem umgebenden Medium zu modellieren. Die verwendeten Ansätze richten sich nach der Art des Materials und den zu untersuchenden Fragestellungen. In [Rub93, Kur96] wurden Beschreibungen gewählt, die das Substrat allein durch die Abschirmung der Elektron-Elektron-Wechselwirkung, d.h. durch die Einführung einer Dielektrizitätskonstante außerhalb des Clusters berücksichtigen. In einem solchen Modell lässt sich eine Rotverschiebung der Plasmonresonanz quantifizieren. Die detaillierte mikroskopische Struktur des Substrates bleibt hierbei völlig außer Acht. Einen Fortschritt in dieser Richtung erzielt man durch die Verwendung statischer “Interface”Potentiale [Koh98]. Sie setzen eine genaue Kenntnis der Substratstruktur voraus und sind für sehr starre, z.B. ionisch gebundene Materialien angemessen. Darüberhinaus existieren Ansätze [Hae05], die auch das Substrat zumindest in der unmittelbaren Umgebung des Clusters auf quantenmechanischer Ebene einbinden. Der Vorteil besteht hier in der sehr vollständigen Modellierung des Gesamtsystems, die insbesondere auch die elektronischen Zustände im Substrat umfasst. Eine solche Beschreibung wird zwingend notwendig, wenn ein Ladungstransfer zwischen Cluster und Einbettungsmaterial zu erwarten ist. Das Problem einer solch vollständigen Modellierung besteht in dem hohen numerischen Aufwand, der eine dynamische Simulation des Systems aufgrund der großen Zahl elektronischer Zustände verhindert. In der vorliegenden Arbeit besteht das vornehmliche Interesse in dem Einfluss der Edelgasumgebung auf den Cluster, so dass bei der Modellierung Abstriche auf Seiten des Substrates möglich sind. Dennoch soll dieses auf mikroskopischer Ebene beschrieben werden, so dass strukturelle Eigenschaften wenigstens näherungsweise untersucht werden können. Insbesondere ist die Veränderung der Substratstruktur infolge einer nichtlinearen Clusteranregung eine interessante Fragestellung. Diese Effekte werden in einem Modell erfasst, in dem die Atome des Edelgases als klassische Punktteilchen betrachtet werden und über atomare Potentiale wechselwirken. Durch Einführung ei- 14 Kapitel 3. Modell des Edelgases nes Dipolmoments für jedes Atom kann die wichtige Polarisations-Wechselwirkung zwischen Cluster und Edelgas miteinbezogen werden. Einer Behandlung der Edelgaselektronen auf quantenmechanischem Level stehen neben dem untragbar hohen numerischen Aufwand auch prinzipielle Defizite der DFT entgegen, wenn es um die Erfassung der van-der-Waals Bindung geht. Heute gebräuchliche Dichtefunktionale haben generell Probleme bei der Beschreibung von Systemen, in denen sich die elektronische Dichte um weit entfernte Zentren konzentriert [Koh99]. Eine Beschreibung der Edelgase als klassische Dipole bleibt natürlich nur gerechtfertigt, solange die inneren Anregungen vernachlässigt werden können. An dieser Stelle ist die elektronische Struktur aus abgeschlossenen Schalen entscheidend für die Anwendbarkeit des Modells. So liegt der erste angeregte Zustand eines einzelnen Ar-Atoms bei 0.85 Ry. Das Ionisationspotential beträgt 1.25 Ry und wird im Festkörper auf 1.05 Ry reduziert. Alle diese Energien liegen weit oberhalb der Anregungsenergien der Clustervalenzelektronen, so dass die genannte Beschreibung im Fall linearer Anregungen sicherlich zulässig ist. Umgekehrt ist bei der Untersuchung starker Anregungen jedoch zu prüfen, ob solche Energien erreicht werden (vgl. Anh. D). Für einen möglichen Ladungstransfer auf das Edelgas ist die Größe der Bandlücke ausschlaggebend. Für Argon beträgt diese 1.04 Ry und liegt daher jenseits der Vakuumenergie, so dass ein Ladungstransfer auszuschließen ist. Die Kopplung an den quantenmechanisch beschriebenen Metallcluster erfolgt über ein Pseudopotential, das die Wechselwirkung eines Elektrons mit dem Edelgas modelliert. In der Praxis wird hierzu direkt das (3s-)Valenzelektron des Natriums herangezogen und ein Potential für das NaEg-Molekül1 entwickelt. Dies ist notwendig, da die Edelgas-Anionen nur sehr schwach oder überhaupt nicht gebunden sind, was eine numerische Behandlung erheblich erschwert. Ähnliche Ansätze, die die Alkali-Eg-Wechselwirkung durch ein effektives PsP beschreiben, wurden in [Tso90] und [Gro98] gewählt. Die dort verwendeten Potentiale zeichnen sich dadurch aus, dass sie die Polarisation des Cores berücksichtigen, die einen wesentlichen Beitrag zur Bindung in einem NaEg-Komplex liefert. In Anlehnung an diese Arbeiten soll diesem Polarisationseffekt auch in dem hier zu entwickelnden PsP Rechnung getragen werden. Während die Potentiale dort jedoch von semi-lokaler Form sind, d.h. eine Projektion auf Kugelflächenfunktionen vorgenommen wird, soll das Potential hier in einer möglichst einfachen, lokalen Form modelliert werden. Durch die Verwendung lokaler Potentiale reduziert sich der numerische Aufwand erheblich, so dass eine Beschreibung dynamischer Prozesse erst möglich wird. Explizit soll das PsP zur Beschreibung der Elektron-Edelgas-Wechselwirkung in der Form VRg,el (r, dRg ) = V dip (r, dRg ) + V vdW (r) + V cor (r) (3.1) konstruiert werden. Der oben erwähnte Polarisationsanteil wurde hier in die Beiträge V dip und V vdW aufgetrennt. Der Anteil V dip beschreibt hierbei den Polarisationseffekt, der mit dem momentanen Dipolmoment dRg des Eg-Atoms verbunden ist. Dagegen 1 Eg bezeichnet im folgenden eines der Edelgase Neon, Argon oder Krypton 3.1 Dipolmodell des Edelgases 15 handelt es sich bei V vdW um den Van-der-Waals (vdW)-Beitrag, der durch eine Korrelation der Dipolmomente von Edelgas und Elektrondichte zustande kommt und nur quantenmechanisch zu beschreiben ist. Schließlich existiert noch ein Term V cor im PsP, der sämtliche kurzreichweitige Effekte der Wechselwirkung berücksichtigt, die nicht von der Dipol-Dipol Form sind. Dies ist vor allem die Pauli-Repulsion von Seiten der nicht aktiv beschriebenen Eg-Elektronen. In den folgenden Abschnitten werden die drei Terme in Glg. 3.1 nun jeweils ausführlich diskutiert. Eine kompakte Darstellung des Gesamtmodells findet sich auch in [Mun05]. 3.1 Dipolmodell des Edelgases Der Term V dip ist der Beitrag, der die Asymptotik in Glg. 3.1 bestimmt. Er beschreibt die Attraktion des Elektrons, die durch die Polarisation des Edelgases zustande kommt. Die Abstandsabhängigkeit einer solchen statischen Wechselwirkung eines induzierten Dipols mit dem geladenen Elektron ist V dip ∼ − α2rRg4 (siehe Glg. 2.16), wobei αRg die Dipol-Polarisierbarkeit des Edelgases darstellt. Statt diesen Term direkt in das PsP zu übernehmen, wird hier ein anderer Weg beschritten, bei dem jedem Edelgasatom sein individuelles Dipolmoment als innerer Freiheitsgrad zugeschrieben wird. Der Polarisationeffekt wird also dadurch modelliert, dass dem Potential eine explizite Dipolabhängigkeit gegeben wird: V dip = V dip (r, dRg ). Dies hat zwei entscheidende Vorteile: • Durch die explizite Beschreibung der Eg-Dipolmomente wird in der dynamischen Rechnung automatisch eine frequenzabhängige Polarisierbarkeit berücksichtigt. Somit geht das Modell über Ansätze hinaus, die die Polarisierbarkeit lediglich durch die statische Dielektrizitätskonstante beschreiben. • Die Einführung der Dipolmomente erlaubt es in einfacher Weise, die PolarisationsWechselwirkung zwischen unterschiedlichen Eg-Atomen zu erfassen, so dass der gesamte Polarisationseffekt der Matrix korrekt wiedergegeben werden kann. Der auch als Schalenmodell bezeichnete Ansatz wurde zuerst in [Dic58] verwendet, um die Polarisation in ionischen Kristallen zu behandeln. In [Cat82] wurde er auf eine dynamische Modellierung der Polarisation erweitert. Um die Dipolabhängigkeit des Potentials konkret zu beschreiben, kann man sich von der folgenden Vorstellung leiten lassen: Das Dipolmoment des Edelgases entsteht durch die gegenseitige Verschiebung der Ladungsschwerpunkte der äußeren Valenzschale und des verbleibenden Cores. In einer ersten Approximation lassen sich Valenzwolke und Core jeweils durch eine in sich undeformierbare Ladungsverteilung beschreiben. Eine Möglichkeit besteht darin, Gaußsche Ladungsverteilungen anzunehmen: 2 qRg,cor cor exp − |r − R |/σRg,cor , (3.2) ρcor (r) = 3 σRg,cor π 3/2 2 qRg,val val exp − |r − R |/σRg,val , (3.3) ρval (r) = 3 π 3/2 σRg,val 16 Kapitel 3. Modell des Edelgases die um die Schwerpunkte von Core Rcor bzw. Valenzwolke Rval zentriert sind. In dieser Darstellung wählt man: qRg,val = −qRg,cor =: qRg (3.4) σRg,val = σRg,cor =: σRg (3.5) Da das Edelgasatom insgesamt neutral ist, ist die erste Bedingung 3.4 klar. Die Forderung 3.5, dass die Breiten der Ladungsverteilungen gleich sind, ist in der Realität sicher nicht korrekt erfüllt. Sie stellt aber dennoch eine Näherung dar, mit der es gelingt, ein brauchbares Pseudopotential zu modellieren. Man berücksichtige, dass durch die Breiten der Ladungsverteilungen ebenso wie durch die prinzipielle analytische Form lediglich das Nahfeld des Atoms festgelegt wird, die wichtige Asymptotik jedoch durch die Wahl der Ladung qRg bestimmt wird. Andererseits muss der kurzreichweitige Anteil des PsP ohnehin durch den extra Anteil V cor angepasst werden, so dass Details bei der Modellierung von V dip ausgeglichen werden können. Prinzipiell wäre es auch vorstellbar, die Dipole durch verschiebbare Punktladungen zu beschreiben. Allerdings tritt dann eine unphysikalische Divergenz im Dipolpotential bei kleinen Dipolmomenten auf. In diesem Sinn wird durch die Verwendung ausgedehnter Ladungsverteilungen ein “cut-off” im Dipolpotential eingeführt, der diese Divergenz vermeidet und durch die physikalische Vorstellung motiviert ist, nach der die Polarisation eines Atoms durch die Verschiebung von Valenzelektronen gegen einen ionischen Core entsteht. Das Dipolmoment des Edelgases dRg ergibt sich zu dRg = eqRg (Rval − Rcor ) . (3.6) Bei gegebenen Positionen Rcor und Rval lässt sich nun das gesuchte Dipolpotential V dip als Lösung der Poisson-Gleichung unmittelbar aus der gemeinsamen Ladungsdichte von Core und Valenzelektronen ρdip = ρcor + ρval bestimmen. Als Kopplung zwischen Valenzschale und Core wird nun noch ein harmonisches Potential mit Kraftkonstante kRg angenommen. Insgesamt existieren somit zunächst drei Modellparameter qRg , kRg und σRg , die herangezogen werden, um den optischen Response eines einzelnen Edelgasatoms an experimentelle Daten anzupassen. Hierzu kann man sich beispielsweise an den Ergebnissen von Elektron-Streuexperimenten [Cha91,Cha92] orientieren. Prinzipiell existieren dabei zwei Strategien. Zum einen kann man versuchen, die gesamte Oszillatorstärke in einer einzigen mittleren Resonanz ωRg zusammenzufassen. Dies ist sinnvoll, soweit diese in einem relativ engen Spektralbereich konzentriert ist. Da dies bei den Edelgasen Argon und Krypton der Fall ist, wurde hier dieser Weg beschritten. Explizit wird ein “cut-off” bei Anregungsenergien von 50 eV angenommen, um die mittlere Anregungsenergie festzulegen. Unter Ausnutzung der optischen Summenregel lässt sich in einem zweiten Schritt die Valenzladung qRg direkt aus der integrierten Oszillatorstärke bestimmen [Feh03]. Im Gegensatz hierzu tragen für Neon die Kontinuumszustände sehr stark zum Response bei, so dass die Näherung einer einzelnen Resonanz schwer zu rechtfertigen ist. Andererseits liegt die Resonanz aller Edelgase wie bereits erwähnt weit oberhalb der zu untersuchenden Clusteranregungen, so dass es ausreicht, den niederfrequenten 3.1 Dipolmodell des Edelgases qRg opt. Summenregel, α(ω)|ω=0 kRg αRg = σRg kRg = mRg ωRg 2 e2 qRg kRg √ 2 e2 2 qRg 3π 1/2 1 3 σRg 17 Tabelle 3.1: Parameter des Dipolmodells und deren Beziehung zu experimentellen Daten, an die die Anpassung erfolgt. Eine Ableitung der Beziehungen für kRg und σRg findet sich, zusammen mit den letztendlich verwendeten numerischen Werten im Anhang A. Response des Edelgases korrekt zu modellieren. Dies entspricht der Anpassung der Modellparameter an die dynamische Polarisierbarkeit im Limes niedriger Frequenzen, explizit αRg (ω) = αRg 2 αRg (0) ≈ α + ω Rg 2 2 1 − ω 2 /ωRg ωRg . (3.7) Für Neon wird daher die Resonanz ωNe aus der experimentell bekannten [Kis00] dynamischen Polarisierbarkeit im Limes ω → 0 bestimmt. Die Kraftkonstante kRg ist mit der statischen Polarisierbarkeit αRg des Edelgases verknüpft, wie direkt aus der Energie des Dipols abgeleitet werden kann: d2Rg d2Rg 1 1 = kRg Edip = αRg E 2 = 2 2αRg 2 (eqRg )2 =⇒ kRg = (eqRg )2 αRg (3.8) Die Breite σRg lässt sich so festlegen, dass bei gegebenem kRg und kleinen Auslenkungen R der Ladungsverteilungen gerade die harmonische Rückstellkraft kRg dRg /(eqRg ) wirkt: √ 2 2 √ e q 2 Rg 2 = √ 3 kRg = −e2 qRg ∂R2 Vsoft (R, 2σRg ) , (3.9) R=0 3 π σRg wobei das Potential Vsoft der um R = dRg /eqRg verschobenen Gaußdichten (A.9) verwendet wurde. Bei einer dynamischen Beschreibung der Dipolmomente existiert mit der Masse mRg , die der Eg-Valenzwolke zugeschrieben wird, ein weiterer Parameter, der zwei unterschiedliche Modelle für den Response des Edelgases in einem äußeren Feld erlaubt: • Die Wahl mRg = 0 entspricht einer instantanen Reaktion des Dipolmoments auf ein äußeres Feld. Diese Näherung wird im Folgenden auch als adiabatisch bezeichnet. • Die Wahl mRg >q0 weist dem Edelgasatom einen inneren Anregungsmode der zu. Eine solche Beschreibungsweise ist also insbesondere Frequenz ωRg = mkRg Rg auch in der Lage, eine echte dynamische Kopplung der Dipolanregungen von Edelgas und Cluster wiederzugeben. 18 3.2 Kapitel 3. Modell des Edelgases Modellierung der Van-der-Waals-Wechselwirkung Wie zuvor bereits beschrieben, geht es bei der Bestimmung des PsP (3.1) um die Beschreibung der Wechselwirkung eines an ein Na+ -Ion gebundenes Elektron mit dem Edelgas. Letztendlich wird also das NaEg- Molekül zur Anpassung des Potentials herangezogen. Solche Alkali-Edelgas Systeme sind sehr schwach vdW gebunden, weshalb eine korrekte Beschreibung der vdW-Kraft unabdingbar ist. Eine Näherung, die diese Wechselwirkung zwischen den Eg-Atomen und der Elektrondichte des Natriums beinhaltet, beruht auf der Einführung von Core-Polarisations-Potentialen (CPP) und geht auf einen Ansatz von [Mue84] zurück. Die CPP wurden dort zunächst verwendet, um die Polarisierbarkeit von Alkaliatom-Cores zu berücksichtigen. Später wurde das Modell auch auf Edelgasatome angewandt [Ker95] und in verschiedenen Modifikationen in zahlreichen Arbeiten benutzt [Tso90, Dur97, Gro98]. Zur Ableitung des CPP wird zunächst ein NaEg-Molekül betrachtet, wobei das Alkali-Atom als ein Ein-Elektronsystem behandelt wird. Die Energie des induzierten Eg-Dipols dRg im Feld fNa des Na-Elektrons ist durch Glg. 2.16 gegeben. Betrachtet man die Gesamtenergie, so ergibt sich E dip,dip = −dRg · fNa . (3.10) Die vdW-Energie ist als Energieverschiebung des Grundzustands in 2. Ordnung gegeben: X hnNa nRg |E dip,dip |0Rg 0Na i2 vdW (3.11) E = − ǫNa + ǫRg n 6=0 Na nRg 6=0 nNa und nRg stehen hier jeweils für die elektronischen Zustände der Atome und ǫNa , ǫRg sind die Anregungsenergien relativ zum Grundzustand (GZ). Unter Ausnutzung der sphärischen Symmetrie der ungestörten Atome lässt sich der Ausdruck auswerten. E vdW = − ≈ − X |hnRg |dx,Rg | 0Rg ihnNa | 3fx,Na |0Na i|2 ǫNa + ǫAr n 6=0 (3.12) Na nRg 6=0 X |hnRg |dx,Rg |0Rg i|2 X |hnNa |fNa |0Na i|2 ǫRg nRg 6=0 nNa 6=0 | {z } (3.13) αRg /2 = − αRg 2 X nNa 6=0 |hnNa |fNa |0Nai|2 (3.14) Hierbei wurden die Anregungsenergien des Natriums gegenüber denen des Edelgases vernachlässigt (ǫRg ≫ ǫNa ), so dass die Summen separieren, und die Definition der Dipolpolarisierbarkeit αRg verwendet. Der erhaltene Ausdruck kann schließlich noch in den Erwartungswert der Varianz des Operators fNa umgeformt werden. αRg αRg 2 2 vdW h0Na |fNa |0Na i − |h0Na |fNa |0Na i| = − h0Na |∆2 fNa |0Nai (3.15) E ≈ − 2 2 3.2 Modellierung der Van-der-Waals-Wechselwirkung 19 Das Ergebnis stellt eine Näherung für die Verschiebung der Grundzustandsenergie im NaEg-Molekül dar und ist zunächst nicht auf den Fall angeregter Partner anwendbar. In der Tat wird die vdW-Wechselwirkung bei der Modellierung des PsP vor allem berücksichtigt, um den elektronischen Grundzustand und damit strukturelle Fragestellungen richtig beschreiben zu können. Dennoch wird die abgeleitete Approximation auch für das angeregte System verwendet. Das Ergebnis (3.15) muss nun auf den Fall eines Mehr-Elektron Systems verallgemeinert werden. Hierzu wird der Grundzustand durch eine Slaterdeterminante approximiert und das Feld f erhält Beiträge von allen Clusterelektronen: N Y 1 X |0i = ψ0 (r1 , r2 , . . . , rN ) = √ sign(P) ϕP (i) (ri ) N! P i=1 f = N X fNa (ri ) (3.16) (3.17) i=1 Damit erhält man für die vdW-Energie: E2 E D X X αRg D X vdW 2 E ≈ − f(ri ) 0 f(ri ) + 0 f(ri )f(rj ) 0 − 0 2 i,j i i i6=j " Z XZ αRg X 2 dri f(ri ) n1 (ri ) + dridrj f(ri )f(rj )n2 (ri , rj ) = − 2 i,j i (3.18) i6=j − XZ i dri f(ri )n1 (ri ) !2 # " Z Z αRg 2 = − N dr f(r) n1 (r) + N(N − 1) drdr′ f(r)f(r′ )n2 (r, r′) 2 Z 2 # dr f(r)n1 (r) −N 2 Hierbei wurden die Ein- und Zweiteilchen-Dichten Z 2 ′ n2 (r, r ) = dr3 dr4 . . . drN |ψ0 (r, r′, r3 . . . , rN )| Z n1 (r) = dr′ n2 (r, r′) (3.19) (3.20) eingeführt. In einer Näherung, die Korrelationen vernachlässigt, wird nun n2 (r, r′ ) ≈ n1 (r1 )n1 (r2 ) gesetzt. Berücksichtigt man noch den Zusammenhang nel (r) = Nn1 (r) mit der lokalen Teilchendichte nel , ergibt sich letztlich als Näherung für die vdW-Energie "Z Z 2 # 1 α Rg dr f(r)2 nel (r) − dr f(r)nel (r) . (3.21) E vdW ≈ − 2 N Für das Feld f wird die (regularisierte) Coulombwechselwirkung f = −∇ Vsoft verwendet und der Beitrag V vdW im PsP wird durch Variation dieser Energie (3.21) nach der Dichte erhalten. 20 3.3 Kapitel 3. Modell des Edelgases Feinanpassung der NaEg-Potentiale Mit dem vdW-Beitrag zum Pseudopotential 3.1 ist es prinzipiell möglich, die schwach vdW-gebundenen Alkali-Edelgas Moleküle zu beschreiben. Der letzte Schritt besteht nun noch darin, eine geeignete Parametrisierung des kurzreichweitigen, repulsiven Teils V cor zu finden. Ziel ist es, vor allem die Grundzustandseigenschaften, d.h. Bindungslänge und Bindungsabstand, der NaEg-Moleküle richtig wiederzugeben. r0 [a0 ] E0 [Ry · 10−3 ] NaNe 10.00 [Lap80] 0.0746 NaAr 9.47 [Schw03] 0.379 NaKr 9.29 [Bru91] 0.624 Tabelle 3.2: Experimentell bestimmte Bindungslänge und Bindungsenergie der NaEgMoleküle im Grundzustand. Die Daten stammen aus den hochauflösenden spektroskopischen Messungen [Lap80, Schw03, Bru91]. Die Einführung freier Parameter ist an dieser Stelle unausweichlich, da die geringen Bindungsenergien, vgl. Tab. 3.2, hohe Anforderungen an die Genauigkeit des Modells stellen. Weiterhin liegt mit dem vdW- und Dipolanteil schon ein Teil des PsP fest, so dass es auch nicht möglich ist, ein “Standardpotential” aus der Literatur zu übernehmen. Solche Potentiale sind zudem meist nichtlokal, was voll dynamische Simulationen über längere Zeiträume wegen des höheren numerischen Aufwands unmöglich macht. Aus diesen Gründen wird für das Potential folgende lokale Form gewählt, die durch drei Parameter beschrieben wird: V cor (r) = e2 Ac exp{βc (r − rc )} + 1 (3.22) Die Anpassung des Grundzustands erfolgt an experimentelle Daten aus hochauflösenden laserspektroskopischen Messungen der NaEg-Moleküle [Schw03, Schw00]. Bei der dort verwendeten Methode werden die Potentiale direkt aus einer Messung der Vibrationszustände extrahiert. Mit Hilfe der drei Parameter Ac , βc und rc in (3.22) gelingt die Anpassung des Grundzustandes im Falle der hier betrachteten Edelgase Ar, Kr und Ne sehr gut, wie man dem unteren Teil der Abb. 3.1, 3.2 und 3.3 entnimmt. Dabei erweist es sich, dass sich die gewünschten Bindungseigenschaften über einen relativ weiten Bereich des Core-Radius rc einstellen lassen, indem Core-Höhe Ac und Core-Breite βc angepasst werden. Hierbei kann eine geringere Corehöhe durch einen größeren Coreradius ausgeglichen werden. Neben dem Grundzustand ist es wünschenswert, auch die angeregten Zustände des Moleküls anzupassen, um den optischen Response untersuchen zu können. Einen dominanten Beitrag in der Oszillatorstärke des freien Na-Atom liefert der 3s → 3p Übergang. Im NaEg spaltet der 3p-Zustand in einen A2 Π und einen B 2 Σ+ Zustand auf. Da in der axialsymmetrischen Behandlung der elektronischen Zustände nur der Übergang X 2 Σ+ → B 2 Σ+ zu beobachten ist, wird der B 2 Σ+ -Zustand als weiteres Anpasskriterium herangezogen. Für die angeregten Zustände existieren leider sehr 3.3 Feinanpassung der NaEg-Potentiale 21 30.0 B2Σ+ Saxon (CI) Laskowski A2Π exp energy [Ry 10-3] 25.0 20.0 15.0 10.0 5.0 0.0 energy [Ry 10-3] -5.0 X2Σ+ exp Saxon (CI) 2.2 1.7 1.2 0.7 0.2 -0.3 -0.8 5 6 7 8 9 10 Na-Ar dist [a0] 11 12 13 Abbildung 3.1: Potentialenergieflächen des Grundzustandes (unten) und der beiden ersten angeregten Zustände (oben) in NaAr. Das Ergebnis dieser Arbeit (durchgezogen) wird mit dem Experiment [Schw00] und mit anderen theoretischen Arbeiten (CI) [Sax77, Las81] verglichen. Die Energien sind jeweils relativ zum 3s- bzw. 3p-Zustand des Na-Atoms angegeben. viel weniger Messungen als für den Grundzustand. Zwar wurden in [Schw00] auch die Potentialkurven der ersten angeregten Zustände in NaAr vermessen, jedoch ist die Methode auf Schwingungszustände angewiesen. Da das Potential nur ein sehr schwaches Minimum mit wenigen Vibrationszuständen aufweist, kann das Potential nicht zuverlässig in den Bereich von r ≤ 7 a0 extrapoliert werden. Gerade bei diesen geringen Abständen ist es aber notwendig, dass das Potential gut beschrieben wird, da die typischen Na-Eg-Abstände im Fall eines eingebetteten Clusters bei etwa 7 a0 liegen. Als Ausweg bleibt, quantenchemische Rechnungen als Referenz zu nehmen. Für das NaAr Molekül existiert eine relativ alte ab initio Arbeit von Saxon [Sax77] und eine CI-Rechnung von Laskowski, die ein effektives Potential für die Core-Potentiale verwendet [Las81]. Die Ergebnisse stimmen jeweils gut überein und können daher gleichermaßen als Referenz dienen. Durch Wahl einer Corehöhe von Ac = 2.34 Ry und eines Radius von rc = 1.5 a0 erhält man auch für den angeregten Σ-Zustand zufriedenstellende Ergebnisse. Insgesamt ist der Potentialverlauf etwas zu wenig repulsiv. Prinzipiell erhält man ein repulsiveres Potential, indem der Coreradius zu Gunsten einer größeren Corehöhe reduziert wird. Allerdings sind hier einer besseren Anpassung durch kleinere Coreradien Grenzen gesetzt, da die numerische Darstellung der sich dann ergebenden steilen Potentiale mit Schwierigkeiten verbunden ist. Die verwendete Parametrisierung 22 Kapitel 3. Modell des Edelgases stellt daher einen gewissen Kompromiss dar. Für die beiden anderen Alkali-Edelgas Moleküle NaNe und NaKr ist die Zahl der verfügbaren experimentellen wie theoretischen Arbeiten recht begrenzt. Vor allem gibt es keine aktuellen Rechnungen zum B 2 Σ+ -Zustand im repulsiven Core-Bereich. Es bleibt somit zu hoffen, dass die Anpassung des Grundzustands, die in beiden Fällen in sehr guter Übereinstimmung mit dem Experiment ist, zu einem Großteil auch die angeregten Zustände richtig beschreibt. Wie schon bei NaAr ist auch für die beiden anderen Edelgase die erhaltene Energiefläche des Grundzustands gegenüber dem Experiment im Core-Bereich etwas zu flach. Zur Anpassung der Corepotentiale sei noch bemerkt, dass es sehr wichtig ist, auch die Na+ Eg-Wechselwirkung exakt zu modellieren. Der entsprechende Energiebeitrag ist explizit in den Potentialenergieflächen Abb. 3.1, 3.2 und 3.3 enthalten und bestimmt maßgeblich den Potentialverlauf im repulsiven Bereich. Dies lässt sich durch einen sorgfältigen “Fit“ der Parametrisierung Glg. A.17 an experimentelle Daten [Ahm95, Vie03] erreichen. energy [Ry 10-3] 2.0 B2Σ+ A2Π 2 A Π Kerner 1.0 0.0 -1.0 X2Σ+ exp Kerner energy [Ry 10-5] 4.0 2.0 0.0 -2.0 -4.0 -6.0 4 6 8 10 Na-Ne dist [a0] 12 14 Abbildung 3.2: Potentialenergieflächen des NaNe-Moleküls. Die experimentellen Daten stammen aus [Lap80]. 3.3 Feinanpassung der NaEg-Potentiale 23 30.0 B2Σ+ Hliwa A2Π exp energy [Ry 10-3] 25.0 20.0 15.0 10.0 5.0 0.0 -5.0 X2Σ+ exp energy [Ry 10-3] 2.5 2.0 1.5 1.0 0.5 0.0 -0.5 -1.0 4 5 6 7 8 9 Na-Kr dist [a0] 10 11 12 13 Abbildung 3.3: Potentialenergiefläche des NaKr-Moleküls. Die experimentellen Potentialkurven sind [Bru91] entnommen. Die hier verwendete Anpassung des B2 Σ+ zeigt gute Übereinstimmung mit einer CI-Rechnung [Hli85]. Kapitel 4 Numerik 4.1 Konfigurationsraum und CAPS Modell Im Rahmen der DFT-Beschreibung reduziert sich das quantenmechanische Vielteilchenproblem auf die Lösung der Ein-Teilchen-Schrödingergleichung 2.14 für die besetzten Zustände in einem gemeinsamen Meanfield-Potential. Diese erfolgt hier auf einem Ortsraumgitter. Die Verwendung einer Ortsraumbasis hat neben der unmittelbar möglichen Interpretation der Wellenfunktionen mehrere Vorteile: Zum einen ist es möglich, sehr delokalisierte Zustände, wie sie gerade in Metallclustern auftreten, gut zu beschreiben. Solch stark ausgedehnte Zustände treten insbesondere auch in stark angeregten Systemen auf, denen ein besonderes Interesse gilt. In solchen Fällen ist es wichtig, auch Kontinuumszustände zu berücksichtigen. Dies ist aufgrund der endlichen Ausdehnung der Simulationsbox natürlich nur bedingt möglich, aber bei einer genügend großen Ausdehnung des Gitters und unter Verwendung absorbierender Randbedingungen können die Zustände als “quasikontinuierlich” betrachtet werden. Bei allen hier gezeigten Ergebnissen wurde eine Box mit einer Ausdehnung von etwa 90 a0 gewählt. Weiterhin bietet die Ortsraumbasis Vorteile, wenn sie mit einer molekulardynamischen Beschreibung der Metallionen kombiniert werden soll. Im Gegensatz zu Basissätzen, die aus Orbitalen der einzelnen Atome aufgebaut sind, etwa bei einem Tight-Binding-Ansatz, bleibt hier die Basis bei Bewegung der Ionrümpfe unverändert. Um den Rechenaufwand zu reduzieren, kann man für axialsymmetrische Systeme den Konfigurationsraum weiter auf Zustände mit entsprechender Symmetrie einschränken. Dies hat zur Folge, dass die Projektion des Drehimpulses auf die Symmetrieachse lz eine Erhaltungsgröße ist. Die Abhängigkeit vom Polarwinkel ϕ in Zylinderkoordinaten ist somit gegeben durch ϕn,m (r⊥ , z, ϕ) = ϕ̃(r⊥ , z) eılz ϕ lz = 0, ±1, ±2, . . . . (4.1) Diese ϕ-Abhängigkeit braucht explizit nur bei der Bestimmung der kinetischen Energie und der Entartung berücksichtigt zu werden. Da ferner Spinentartung der Zustände angenommen wird, sind Zustände mit lz = 0 zweifach und solche mit |lz | > 0 vierfach entartet. Natürlich bricht die Ionenstruktur selbst für axialsymmetrische Cluster die Zylindersymmetrie und es ist notwendig, alle PsP auf einem Kreis zu mitteln, um das 4.2 Lösung der stationären Kohn-Sham-Gleichungen 25 Potential VCAPS zu erhalten, das neben der z-Koordinate nur noch von dem Abstand r⊥ von der Symmetrieachse abhängt und in die 2D-Beschreibung eingeht: Z 2π 1 Psp VCAPS (r⊥ , z) = dϕ V Psp (|r − R|) (4.2) 2π 0 1/2 2 2 |r − R| = r⊥ + R⊥ − 2r⊥ R⊥ cos(ϕ) + (z − Rz )2 Obwohl das CAPS-Modell vorwiegend für größere axialsymmetrische Cluster geeignet ist, liefert es doch auch für kleinere Systeme Ergebnisse in guter Übereinstimmung mit voll dreidimensional aufgelösten Rechnungen [Mon94, Mon95]. Schließlich sei noch ein technisches Detail zur praktischen Umsetzung der PsPBeschreibung erwähnt, das den numerischen Aufwand in Verbindung mit einer Darstellung der Zustände auf einem Ortsraumgitter und einer dynamischen Beschreibung der Cores erheblich reduziert. Da die Potentiale der einzelnen Atom-Cores, wie etwa von Metallionen, zumeist recht langreichweitig sind, muss in einem solchen Fall das Feld in jedem Zeitschritt auf dem gesamten Ortsraumgitter aktualisiert werden. Im Fall großer Systeme bestehend aus mehreren hundert Konstituenten, wird dies zum aufwendigsten Teil der Simulation. Eine Beschleunigung lässt sich erreichen, wenn es gelingt, eine Pseudoladungsdichte zu finden, die das gewünschte Pseudopotential über die Lösung der Poisson-Gleichung generiert und schneller als das Potential abfällt. Diese Ladungsdichte kann dann bei einem relativ kleinen Radius abgeschnitten werden, so dass sich der numerische Aufwand auf das Aufbringen der Ladungsdichte in der unmittelbaren Umgebung des Ions beschränkt. Das gemeinsame Potential aller Cores ergibt sich aus der Summe der Ladungsdichten mit Hilfe effizienter Verfahren zur Lösung des Coulombproblems. 4.2 Lösung der stationären Kohn-Sham-Gleichungen Bei gegebener ionischer Struktur ergibt sich der elektronische Grundzustand aus der Lösung der stationären KS-Gleichungen 2.5. Die Lösung hat selbstkonsistent zu erfolgen, d.h. dass veränderte Zustände ein anderes Meanfield-Potential bedingen. Da die Zustände niedrigster Energie zu bestimmen sind und das Spektrum nach unten beschränkt ist, bietet sich ein iteratives Gradienten-Verfahren an. Es lautet: N +1 N (4.3) ϕN = Ô 1 − D̂ ( Ĥ − ε ) ϕN i i KS i ! Z 1/2 i−1 Z X 1 ∗ ∗ Ôϕi = 1− dr ϕj (r)ϕi (r) N = dr ϕi (r)ϕi (r) N j=1 Die notwendige Orthonormierung der Zustände wird hier durch den Operator Ô beschrieben. D̂ legt die Schrittweite des Gradientenschritts fest und kann im einfachsten Fall als Konstante gewählt werden D̂ = δ < 2/(εmax − ε1 ). Effizientere Verfahren erhält man, wenn man die Schrittweite mit der inversen kinetischen Energie wichtet: D̂ = δ T̂ + Einv 0 < Einv . |Vmax | (4.4) 26 Kapitel 4. Numerik Hier ist Einv zur Stabilisierung der Inversion von T̂ notwendig und von der Größenordnung des maximalen Potentials Vmax . Eine ausführliche Diskussion findet sich in [Blu92]. 4.3 Propagation der Kohn-Sham-Gleichungen Zur Propagation der KS-Zustände gemäß Glg. 2.14 unter dem Einfluss eines äußeren Feldes kommt ein modifiziertes TV-Splitting Verfahren zur Anwendung, wobei der Anteil, der den Operator der kinetischen Energie enthält, durch einen Crank-Nicholson Schritt [Pre92] ersetzt wurde. δt ϕ(t + δt) = exp −ı VKS (t + δt) 2 1 − ıδtT̂ 1 + ıδtT̂ ! δt exp −ı VKS (t) 2 ϕ(t) (4.5) Die Zeitabhängigkeit im Meanfield-Potential VKS kommt dabei sowohl explizit durch das externe Feld als auch implizit durch die zeitabhängige Dichte zustande. Die Tatsache, dass in Glg. 4.5 auf der rechten Seite das Potential zu den propagierten Zuständen auftritt stellt kein Problem dar, da sich die lokale Dichte, und damit das neue MeanfieldPotential bereits bestimmen lassen, nachdem der Crank-Nicholson Schritt ausgeführt δt wurde. Dies ist möglich, da der Operator exp −ı 2 VKS nur die lokale Phase der Wellenfunktion modifiziert. Beim Propagationsalgorithmus 4.5 handelt es sich um ein Verfahren zweiter Ordnung im Zeitschritt δt, wie im Anhang B gezeigt wird. Da in der Simulation starke elektronische Anregungen untersucht werden, ist es notwendig, die Ionisation korrekt zu beschreiben. Dies geschieht durch die Verwendung absorbierender Randbedingungen. Diese können entweder durch ein imaginäres, optisches Potential oder alternativ durch die Anwendung einer Maskenfunktion M(r) in jedem Zeitschritt realisiert werden. Für eine detaillierte Diskussion sei auf [Rei06] verwiesen. Die Funktion M wirkt multiplikativ und reduziert die Norm der Wellenfunktion. Sie ist so beschaffen, dass sie eine möglichst geringe Reflexion des auslaufenden Elektronstromes verursacht. Sie hat die explizite Form M(r) = ( cos1/4 0 π (r 2σb b − r) r ≥ rb − σb sonst , (4.6) wobei r der Abstand zum Zentrum der Simulationsbox, rb deren Radius und σb die Breite des Randes bezeichnet. Als Ionisationsgrad wird die über die gesamte Dauer der Simulation im Randbereich absorbierte Norm der Wellenfunktion betrachtet. Diese Größe kann im Unterschied zu einem realistischen Ionisationsprozess in einem abgeschlossenen System wie einem Cluster natürlich nichtganzzahlige Werte annehmen. Sie lässt sich jedoch leicht als Erwartungswert der Ionisation in einem Cluster-Ensemble interpretieren, wie es in einer experimentellen Situation ohnehin vorliegt. 4.4 Propagation der klassischen Punktteilchen 4.4 27 Propagation der klassischen Punktteilchen Wie im vorangehenden Kapitel dargestellt, werden die Edelgasatome als klassische Teilchen mit einem Dipolmoment als inneren Freiheitsgrad beschrieben. Ebenso werden die Na+ -Ionen als klassische Teilchen behandelt. Die Wechselwirkung untereinander ist jeweils durch Atom-Atom Potentiale modelliert, womit man zu einer molekulardynamischen Beschreibung gelangt. Die Kopplung an die quantenmechanisch beschriebenen Elektronen des Clusters erfolgt über die zuvor eingeführten und gemäß Glg. 4.3 gemittelten Pseudopotentiale. Die Bewegungsgleichungen ergeben sich durch Gradientenbildung bzgl. der Teilchenkoordinaten im Ausdruck A.1 für die Gesamtenergie. Zur Propagation eines Teilchens der Masse m wird der folgende Velocity-Verlet Algorithmus [Swo82]verwendet. δt δt2 P(t) + F(t) m 2m δt P(t + δt) = P(t) + F(t + δt) + F(t) 2 R(t + δt) = R(t) + . (4.7) R und P stehen hier gleichermaßen für die Koordinaten bzw. Impulse von Na+ -Ionen, Edelgasatomen und die Schwerpunkte der Valenzladungsverteilungen im Dipolmodell. Da für die quantenmechanische Propagation ohnehin ein recht feiner Zeitschritt von δt ≈ 0.1 Ry−1 gewählt werden muss, ist der Fehler im Velocity-Schritt mit O(δt3 ) akzeptabel. Entscheidend ist, dass die Kraftberechnung konsistent mit Glg. 4.5 und der korrekten Elektrondichte erfolgt, und dass für die Berechnung des neuen Potentials VKS (t + δt) die propagierten Positionen R(t + δt) verwendet werden. Zur Einsparung von Rechenzeit ist es schließlich möglich, für die Propagation der relativ schweren Eg-Atome und Na+ -Ionen einen größeren Zeitschritt als für die der Elektronen zu verwenden. Da die Dipolmomente der Eg-Atome durch eine Ladungsverteilung mit einer Masse in der Größenordnung der Elektronmasse beschrieben werden, scheidet für diese ein solches Vorgehen aus. 4.5 Spektralanalyse Die wichtigsten Anregungsmoden des Metallclusters tragen ein Dipolmoment. Daher erhält man wertvolle Information durch Fourier-Analyse des Dipolsignals. Hierzu wird das Dipolmoment D(t) während der dynamischen Simulation protokolliert. Aufgrund der CAPS-Symmetrie kann hierbei nur eine Komponente in axialer Richtung auftreten. Z Dz (t) = dr z nel (r, t) (4.8) Das Dipolspektrum ergibt sich durch Fourier-Transformation, nachdem das Signal gefiltert wurde, um Artefakte vom plötzlichen Abschneiden zu vermeiden. Z ∞ −ct2 ıωt D̃z (ω) = e Dz (t) (4.9) dt e 0 28 Kapitel 4. Numerik 1/2 Im folgenden wird stets das normierte Powerspektrum P(ω) = D̃z∗ D̃z betrachtet. Für lineare Anregungen enthält es dieselbe Information wie die Dipolstärke. Bei stärkeren Anregungen, wenn zunehmend nichtlineare Prozesse wichtig werden, gibt das Powerspektrum Auskunft über die Stärke der stochastischen Fluktuationen im Dipolsignal und bietet somit ein Maß für die Nicht-Linearität [Cal97]. Durch eine Propagation der TDLDA Gleichungen bei schwacher Anregung und durch anschließende Fourier-Analyse lässt sich das Anregungsspektrum im Limit kleiner Amplituden, d.h. der RPA-Response gewinnen [Rei96]. Dies bietet die Möglichkeit, die Restwechselwirkung, also den Beitrag jenseits des Meanfields im Spektrum zu berücksichtigen, ohne explizit die RPA-Gleichungen zu diagonalisieren. Hierbei ist lediglich zu berücksichtigen, dass zu Beginn alle Dipolmoden angeregt werden. In der Simulation lässt sich dies durch einen sehr kurzen Laserpuls erreichen, der im Frequenzraum entsprechend sehr ausgedehnt ist. Weitgehend äquivalent hierzu ist eine Anregung durch einen “Boost”, bei der die Elektronen eine instantane Verschiebung b im Impulsraum erfahren. ϕi (r) → ϕi (r, t = 0) = eıbz ϕi (r) E∗ = Nel b2 2me (4.10) E ∗ ist die hierbei insgesamt transferierte Anregungsenergie, die möglichst klein sein soll, um den Bereich des linearen Regimes nicht zu verlassen. Kapitel 5 Na-Atom in Kontakt mit Argon In diesem Abschnitt werden erste Ergebnisse für ein einzelnes Na-Atom im Kontakt mit Argon präsentiert. Dabei werden speziell strukturelle Eigenschaften näher betrachtet. Zwar stehen diese sehr einfachen Systeme nicht im unmittelbaren Interesse dieser Arbeit, aber sie bieten vielfältige Testmöglichkeiten für die Güte des verwendeten Modells. Vor allem existieren zahlreiche theoretische Arbeiten zu kleinen AlkaliEdelgas-Komplexen, die zum Vergleich herangezogen werden können. Daneben lassen sich auch anhand eines einzelnen Natriums bereits einige wesentliche Eigenschaften der Alkali-Edelgas-Wechselwirkung beobachten, die in ähnlicher Form auch an NaClustern auftreten. Nachdem kurz die Methoden zur Strukturoptimierung erwähnt worden sind, werden die Systeme NaAr6 und NaAr20 , bei denen das Metall bevorzugt eine Konfiguration auf der Oberfläche einnimmt, betrachtet und anschließend Ar-Konfigurationen untersucht, die das Na-Atom einschließen. 5.1 Kühlungsverfahren Prinzipiell werden in dieser Arbeit zwei Verfahren verwendet, um die atomaren Strukturen von Cluster und Edelgasmatrix zu bestimmen. Zum einen lässt sich das gesamte System in der TDLDA-MD-Beschreibung ausgehend von einer geeignet gewählten Ausgangskonfiguration propagieren. Man gelangt zu einer relaxierten Struktur, indem die Impulse der Punktteilchen reduziert werden, sobald ihre kinetische Energie ein Maximum erreicht hat. Dieses unmittelbar verständliche Kühlungverfahren ist vor allem geeignet, wenn bereits Vorkenntnisse über die Struktur des Grundzustands existieren, und man daher die Startkonfiguration günstig wählen kann. Das Verfahren entspricht mit geringen Modifikationen dem in [Car85] vorgeschlagenen. Sein Nachteil besteht darin, dass es immer nur zum nächsten lokalen Minimum der Born-OppenheimerFläche führt und keine Aussage über den globalen Grundzustand zulässt. Eine Methode, die diesen Mangel nicht aufweist, da sie Barrieren der Energiefläche überwinden kann, ist die Kühlung im Rahmen einer Monte-Carlo (MC)-Simulation. Generell werden MC-Simulationen dazu verwendet, um Ensemble-Mittelwerte im thermischen Gleichgewicht bei vorgegebener Temperatur, d.h. in der kanonischen Vertei- 30 Kapitel 5. Na-Atom in Kontakt mit Argon lung zu bestimmen. Der hier verwendete Metropolis-Algorithmus, der auf [Met53] zurückgeht, ist ausführlich in [All87] beschrieben und soll hier nicht weiter dargestellt werden. Als Freiheitsgrade werden nur die der Na+ -Ionen und Ar-Atome betrachtet. Für die quantenmechanisch beschriebenen Clusterelektronen wird hingegen in jedem MC-Schritt eine KS-Iteration durchgeführt, so dass in die Metropolis-Entscheidung immer die Energie der Konfiguration im elektronischen Grundzustand eingeht. Man erhält ein Kühlungsverfahren, das die Konfiguration niedrigster Energie liefert, indem man die Temperatur des Systems langsam reduziert. 5.2 Kleine NaArN -Komplexe Das kleinste hier untersuchte System ist der NaAr6 -Komplex. Mit Hilfe des MCVerfahrens werden die in Abb. 5.1 dargestellten Isomere mit den Energien in Tab. 5.1 gefunden. Diese Ergebnisse entsprechen qualitativ den Resultaten in [Tso92], allerdings weichen die Energiedifferenzen zwischen den einzelnen Isomeren doch erheblich voneinander ab. So sind die Energien der beiden am stärksten gebundenen Isomere praktisch gleich im Gegensatz zu den Ergebnissen von [Tso92]. Eine genauere Analyse zeigt, dass die Energiedifferenz der Strukturen (b) und (c) in guter Übereinstimmung ist. Dagegen fällt die Struktur (a) etwas aus dem Rahmen. Es handelt sich hier um eine pentagonale Bipyramide, bei der sich das Na-Atom an einer pentagonalen Position befindet. Somit besitzt die Struktur eine zweizählige Drehachse (C2v ). Im Gegensatz dazu besitzen die Substrukturen bestehend aus dem Na und seinen drei nächsten ArNachbarn in den Konfigurationen (b) und (c) eine dreizählige Symmetrie. Da nun die axialsymmetrische Approximation umso besser wird, je höher die Symmetrie um die Zylinderachse ist, lässt sich qualitativ verstehen, weshalb die Struktur (a) weniger gut beschrieben wird. Zur Bestimmung der echten Grundzustandsstrukturen und ihrer energetischen Abfolge sind somit voll dreidimensional aufgelöste Rechnungen zwingend erforderlich. Dennoch zeigt dieses sehr einfache Beispiel, dass auch in der 2D-Approximation strukturelle Eigenschaften erstaunlich gut wiedergegeben werden können. Das liegt vor allem auch daran, dass die Bindung zwischen den Ar-Atomen untereinander stärker ist als die Na-Ar-Bindung. Da die 2D-Einschränkung nur für die Na-Ar-Wechselwirkung besteht, wird der größere Beitrag zur Bindungsenergie korrekt beschrieben. Um der Frage nachzugehen, ob das Na-Atom eine Konfiguration im Inneren einer Ar-Matrix einnimmt oder auf der Oberfläche des Edelgases verbleibt, werden auch größere Konfigurationen mit NAr = 12, 20 und 24 betrachtet. Der erste vielversprechende Kandidat für einen eingebetteten Zustand des Natriums ist der Komplex NaAr12 , da er zum ikosaedrischen Ar13 korrespondiert und daher besonders stabil sein sollte. In der Tat verbleibt hier das Na-Atom bei niedrigen Temperaturen im Inneren des Argons, wenn eine MC-Kühlung ausgehend von der Ar13 -Konfiguration, bei der das Natrium das zentrale Ar-Atom substituiert, durchgeführt wird. Bei ausreichend hoher Temperatur ergibt sich jedoch eine Oberflächenkonfiguration des Alkali-Atoms mit niedrigerer Gesamtenergie, die eine C5v -Symmetrie besitzt. Dieses Ergebnis stimmt 5.2 Kleine NaArN -Komplexe a) 31 b) c) Abbildung 5.1: Die drei Isomere NaAr6 in der Reihenfolge abnehmender Bindungsenergie. Hier wie im Folgenden werden Na+ -Ionen schwarz und Ar-Atome als graue Kugeln dargestellt. NaAr6 a NaAr6 b NaAr6 c NaAr12 Referenz hier [Tso92] [Faj91] hier [Tso92] hier [Tso92] hier [Faj91] 1NN [a0 ] 9.43 2NN [a0 ] 9.54 E0 [Ry] -0.395194 -0.388894 9.52 9.41 14.9 9.30 9.42 9.38 9.39 9.63 -0.395167 -0.388722 -0.394920 -0.388478 -0.413702 Tabelle 5.1: Vergleich der Ergebnisse zu kleinen NaArN -Komplexen mit anderen Arbeiten. Für N =6,12 werden jeweils Strukturen derselben Geometrie erhalten. Die dritte und vierte Spalte enthält den Abstand nächster bzw. zweit nächster Nachbarn zum Na-Atom. mit den Ergebnissen in [Gro98, Tso90] überein. Als kleinste Struktur mit eingebettetem Na-Atom wird in [Gro98] NaAr20 in einer dodekaederförmigen Struktur betrachtet. Dies ist im Widerspruch zu den hier erhaltenen Ergebnissen. Zwar existiert wiederum ein lokal stabiler Zustand in einer Ar-Hülle, die aber statt einer Dodekaeder-Struktur eine kompliziertere Konfiguration aufweist, bei der die Ar-Atome jeweils 3 oder 4 nächste Nachbarn besitzen. Dennoch liefert das MC-Verfahren auch hier einen globalen Grundzustand mit dem Natrium außerhalb des Ar-Clusters. Die Situation ist ähnlich für den geringfügig größeren Komplex NaAr24 . Die Konfiguration niedrigster Energie, die mit dem MC-Verfahren erhalten wird, ist in Abb. 5.2 rechts gezeigt. Generell ist es trotz des MC-Verfahrens sehr schwer, den strukturellen Grundzustand zu bestimmen. Dies liegt vor allem daran, dass zahlreiche verschiedene Positionen des Na-Atoms auf der Oberfläche mit nur geringfügig verschiedenen Bindungsenergien existieren. Da solche verschiedenen Oberflächenkonfigurationen aber im Konfigurationsraum weit voneinander entfernt sind, erschwert dies die Minimumsuche. 32 Kapitel 5. Na-Atom in Kontakt mit Argon Abbildung 5.2: Konfigurationen von NaAr24 im eingebetteten bzw. im Oberflächenzustand. Die Stabilität der einzelnen Konfigurationen lässt sich anhand der Energiedifferenz Eins = Etot (NaArN ) − E(ArN ) − E(Na) (5.1) beurteilen, die auch als Einbettungsenergie bezeichnet wird und dem Gewinn an Bindungsenergie entspricht, wenn das System aus einem freien ArN und einem NaAtom aufgebaut wird. E(ArN ) ist hier die Grundzustandenergie des ArN -Clusters und E(Na) = 0.38358 Ry in der hier verwendeten LDA Beschreibung. In Abb. 5.3 ist Eins gleichermaßen für die Oberflächen wie für die eingebetteten Zustände dargestellt. In allen Fällen gibt es eine klare Präferenz für den Oberflächenzustand. Die Energiedifferenz für die Bildung des Matrixzustands ist beträchtlich. Ursache hierfür ist, dass die Ar-Ar Bindung stärker als die Na-Ar Bindung ist (vgl. auch Tab. 5.2). Deshalb sind Konfigurationen, die eine möglichst große Anzahl von Ar-Bindungen aufweisen, energetisch bevorzugt. Hierbei handelt es sich aber gerade um Strukturen mit dem Natrium außerhalb des Edelgases. 5.3 Na-Atom in Ar fcc-Strukturen Obwohl die vorangehenden Untersuchungen gezeigt haben, dass ein einzelnes Na-Atom bevorzugt an der Oberfläche des Ar-Clusters gebunden bleibt, statt eine Konfiguration im Inneren des Argon einzunehmen, ist es dennoch sinnvoll, zumindest die größeren Edelgas-Cluster mit einem eingebetteten Na-Atom genauer zu betrachten. Man berücksichtige, dass das Auftreten solcher Fehlstellen in Ar-Clustern oder -Kristallen von den experimentellen Bedingungen abhängt, die bei der Entstehung des AlkaliEdelgas-Komplexes vorherrschen. Nur in einem vollkommen adiabatischen Kondensationsprozess wird das System den echten thermodynamischen Grundzustand einnehmen. Werden die Na-Atome aber in Gegenwart eines großen Ar-Überschusses von 5.3 Na-Atom in Ar fcc-Strukturen 33 embedded surface 0.016 Eins [Ry] 0.012 0.008 0.004 0 -0.004 6 12 20 24 nr. Ar atoms Abbildung 5.3: Vergleich der Energien von Oberflächen- und eingebetteten Konfigurationen eines einzelnen Na-Atoms und kleine Ar-Cluster. Edelgaströpfchen aufgesammelt [Die02], oder kondensiert das Metall mit einem großen Ar-Überschuss auf einem Substrat [Faj91], sollte es dennoch möglich sein, einzelne eingebettete Metallatome oder ganze Cluster in einem Nicht-Gleichgewichtsprozess zu erzeugen. Eine systematische Untersuchung möglicher “trapping-sites” von Na-Fehlstellen wurde von [Boa94] durchgeführt mit dem Ziel, eine spektroskopisch beobachtete Aufspaltung des 3s → 3p Übergangs zu erklären. Solch detaillierte Untersuchungen, die eine Jahn-Teller-Instabilität der Fehlstellen vorhersagen, erfordern eine voll dreidimensionale Beschreibung der Na-Zustände und liegen daher nicht im Anwendungsbereich des CAPS-Modells. Deshalb soll hier beispielhaft nur eine substitutionelle Fehlstelle betrachtet werden, d.h. ein Ar-Atom wird durch ein Na-Atom ersetzt. Die Größe der untersuchten Ar-Matrizen reicht dabei von NAr = 54 bis NAr = 446, so dass sich systematisch der Übergang von mittelgroßen Ar-Clustern zum Ar-Kristall studieren lässt. Die Ar-Konfigurationen werden gewonnen, indem aus der fcc-Struktur des reinen Kristalls Atome ausgeschnitten werden, die innerhalb eines gewissen cut-off Radius (rcut = 14.2 . . . 30.1 a0 ) liegen. Somit ergeben sich Ar-Matrizen, die aus Schalen nächster Nachbarn zentriert um ein Zentralatom aufgebaut sind. Die Konfigurationen werden anschließend in einem Kühlungsverfahren relaxiert. Die sich dabei ergebenden Veränderungen sind zum einen auf das eingebettete Na-Atom zurückzuführen, zum anderen aber auch darauf, dass nur ein endlicher Ausschnitt des Ar-Kristalls betrachtet wird und sich daher Oberflächeneffekte ergeben. Um diese beiden Effekte unterscheiden zu können, wird auch jeweils der reine Ar-Cluster ArN+1 mit einem zusätzlichen Argon anstelle des Natriums betrachtet. Die Ergebnisse sind in Abb. 5.4 zusammengestellt. Zur Analyse der resultierenden Strukturen eignen sich globale Formparameter wie der rms-Radius und der Deformationsparameter β2 , der ein umskaliertes Quadrupolmoment darstellt und eine oblate (β2 < 0) bzw. prolate (β2 > 0) Verformung charakterisiert. 34 Kapitel 5. Na-Atom in Kontakt mit Argon 2.6 E3s [Ry] ω3s → 3p [eV] -0.28 2.5 2.4 2.3 -0.31 -0.34 -0.37 4.3 -0.1 4.2 -0.13 E3p [Ry] rmsel [a0] 2.2 4.1 4 -0.16 pz px,y -0.19 3.9 -0.22 4.0 7.6 β2Ar [10-3] dist. 1st shell [a0] 3.8 Na in ArN pure ArN+1 7.4 7.2 3.0 2.0 1.0 0.0 7 0 54 140 320 446 nr. Ar atoms 0 54 140 320 446 nr. Ar atoms Abbildung 5.4: Ergebnisse zur substitutionellen Na-Fehlstelle in Ar-Matrizen verschiedener Größe. Die vier oberen Abbildungen zeigen die elektronischen Eigenschaften das Na-Atoms, die beiden unteren die Kompression und Deformation der Ar-Matrix. Rms 1/2 NRg X 1 = r2 N i=1 i β2 = r NRg X π 1 (3zi2 − ri2 ) 2 5 NRms i=1 (5.2) (5.3) Die Größen lassen sich analog für die Elektronverteilung berechnen, wobei dann die Summe durch ein Integral über die Elektrondichte zu ersetzen ist. Betrachtet man zunächst die kleinste reine Ar-Matrix Ar55 , so findet sich aufgrund des genannten Oberflächeneffekts eine minimale Zunahme des Bindungsabstands zwischen dem Zentralatom und der innersten Ar-Schale (links unten in Abb. 5.4; die horizontale Linie kennzeichnet die Position der innersten Schale im Volumenkristall). 5.3 Na-Atom in Ar fcc-Strukturen 35 Ar2 [Azi77] NaAr [Schw03] r0 [a0 ] 7.10 9.47 E0 [Ry · 10−3 ] 0.907 0.379 Tabelle 5.2: Vergleich der Bindungslänge und Bindungsenergie von Ar2 und NaAr. Dies liegt daran, dass durch das Ausschneiden eines endlichen Anteils aus dem Kristall für die Randatome der repulsive Anteil der Wechselwirkung mit der ersten entfernten Ar-Schale entfällt. Der Effekt wirkt sich bis auf die innerste Schale aus, und Anlagern weiterer Eg-Atome verschiebt die Ar-Positionen zurück in Richtung der BulkKonfiguration. Wird das zentrale Ar-Atom durch das Natrium ersetzt, erfahren die 12 nächsten Nachbarn eine deutliche Verschiebung nach außen. Dies ist in qualitativer Übereinstimmung mit den Verhältnissen, die man aufgrund der unterschiedlichen Bindungslängen von Ar2 -Dimer und NaAr-Molekül erwartet (vgl. Tab. 5.2). Das Na-Atom erfährt durch die Edelgasumgebung eine deutliche Kompression seines 3s-Grundzustands, wie direkt aus dem elektronischen rms-Radius abzulesen ist. Hierin zeigt sich bereits eine der wesentlichen Wechselwirkungen des Edelgases mit dem Valenzelektron des Natriums: Aufgrund der Pauli-Repulsion von Seiten der Ar-Elektronen kommt es zu einer stark repulsiven Wechselwirkung mit dem Na-Valenzelektron. Dieser Effekt ist auch die Ursache für die geringere Bindungsenergie des 3s-Zustands, da durch das “Confinement” der umgebenden Ar-Atome die kinetische Energie angehoben wird. Das Argument lässt sich ebenso auf die 3p-Zustände anwenden und erklärt auch die Blau-Verschiebung des 3s → 3p Übergangs. Da die 3p-Zustände nämlich weiter in die Edelgasumgebung ausgedehnt sind, erfahren sie durch die Repulsion eine stärkere Energieanhebung. Die Verschiebung beträgt 0.319 eV und ist in Tab. 5.3 mit den Ergebnissen anderer Arbeiten verglichen. Das hier erhaltene Resultat liegt zwischen dem der beiden anderen Arbeitsgruppen. Jedoch ist der Na-Ar-Abstand deutlich größer und die kompaktere Spiegelmann-Konfiguration kann die größere Blau-Verschiebung erklären. Die Verschiebung in [Boa94] wird besonders in Verbindung mit dem geringen Na-Ar-Abstand als zu gering erachtet. nr. Ar-atoms dist. 1st shell [a0 ] shift ω3s→3p [eV] diese Arbeit Spiegelmann [Gro98] Boatz [Boa94] 86 7.71 0.319 63 7.59 0.529 108 7.43 0.099 Tabelle 5.3: Vergleich der Ergebnisse zur substitutionellen Na-Fehlstelle in ArN Matrizen Weiterhin beobachtet man in Abb. 5.4 eine geringe Aufspaltung der 3p-Zustände von etwa 0.027 eV (≈ 220 cm−1 ). Diese kann durch die Deformation der Matrix erklärt werden, da aufgrund der prolaten Matrixdeformation (unten rechts) und des Repulsionseffekts der pz -Zustand weniger stark angehoben wird. Somit sagt das Modell eine Jahn-Teller-Aufspaltung des 3p-Zustands von der Größenordnung wie in [Boa94] voraus. Die Frage ist, ob in der CAPS-Approximation Details in Bindungsverhältnissen genau genug beschrieben werden, um eine endgültige Entscheidung treffen zu können. 36 Kapitel 5. Na-Atom in Kontakt mit Argon 0.060 Ecor [Ry] 0.058 0.056 0.054 0.052 0.050 EvdW [Ry] -0.046 -0.048 -0.050 -0.052 Eins [Ry] Abbildung 5.5: Einschlussenergie eines einzelnen Na-Atoms in Ar-Matrizen unterschiedlicher Größe (unten). Darüber sind die vdW-Energie (Glg. 3.21) und Core-Energie (Glg. 5.4) gezeigt, die für die Einbettungsenergie entscheidend sind und einander kompensieren. 0.022 0.021 0.020 0 54 140 320 446 nr. Ar atoms Voll dreidimensional aufgelöste Rechnungen erscheinen hier zwingend notwendig. Abschließend sei nochmals kurz auf die Abhängigkeit der Einschlussenergie (Glg. 5.1) von der Matrixgröße eingegangen. Diese ist in Abb. 5.5 unten dargestellt und nahezu unabhängig von der Zahl der umgebenden Ar-Atome. Diese Einschlussenergie setzt sich aus mehreren Anteilen zusammen. Als wichtigste Beiträge sind die kinetische Energie des Na-Elektrons, die vdW-Wechselwirkung mit dem Edelgas und die Effekte der Pauli-Repulsion von Seiten der Ar-Elektronen zu nennen. Der letztere Anteil lässt sich durch die Energie Ecor quantifizieren: Z Ecor = dr nel (r)V cor (r) (5.4) Der Energiebeitrag der Polarisationswechselwirkung, der durch explizite Dipolmomente des Argon entsteht, ist im hier betrachteten Fall sehr gering und kann vernachlässigt werden. Somit verbleibt allein die vdW-Energie (Glg. 3.21), die als einzige attraktive Wechselwirkung die – durch die Einbettung erhöhte – kinetische Energie kompensieren und zu einer insgesamt negativen Einbettungsenergie führen könnte. Es zeigt sich nun aber, dass diese großteils von dem repulsiven Beitrag Ecor ausgeglichen wird (Abb. 5.5 oben). Dies ist zunächst etwas erstaunlich, da die vdW-Kraft ja eine sehr viel größere Reichweite aufweist als die repulsiven Effekte der Ar-Cores. Zur Erklärung berücksichtige man jedoch, dass sich beim Vergrößern der Matrix der Bindungsabstand der innersten Ar-Schale zum Na-Atom verringert (Abb. 5.4 unten links), so dass die CoreEnergie Ecor zunimmt. Zusammenfassend ist also zu folgern, dass die Pauli-Repulsion die Einbettung eines Na-Atoms erheblich erschwert. Die Situation verändert sich grundlegend im Fall der im folgenden zu untersuchenden Na-Cluster. Diese sind aufgrund ihrer ausgedehnteren Elektronverteilung leichter polarisierbar, so dass die vdW-Wechselwirkung an Bedeutung gewinnt. Kapitel 6 Grundlegende Eigenschaften von eingebettetem Na8 In diesem Kapitel werden die Effekte, die bei der Einbettung eines Na-Clusters in eine Edelgasmatrix auftreten, untersucht. Hierbei geht es neben dem Einfluss des Substrates auf die Clusterstruktur vor allem um den optischen Response. Als typischer Cluster wird hierzu Na8 mit einer D4d -Konfiguration betrachtet. Bei dieser Struktur handelt es sich um den Grundzustand im CAPS-Modell. Sie wird gewählt, da für diesen nahezu sphärischen Cluster nur geringe Einschränkungen in der 2D-Beschreibung zu erwarten sind. Der echte Grundzustand in einer LDA-Beschreibung weist eine leichte Verzerrung (D2d) auf [Mar85]. Etwas abweichend liefern CI-Rechnungen die niedrigste Energie für eine Struktur mit Td -Symmetrie [Kou88]. 6.1 Konfigurationen Der Ausgangspunkt für alle weiteren Untersuchungen der Clusterdynamik ist der Grundzustand von Matrix und Cluster. Für eine gegebene Konfiguration von Na+ -Ionen und Edelgasatomen lässt sich durch die selbstkonsistente Lösung der Kohn-Sham Gleichungen relativ einfach der elektronische Grundzustand auffinden. Um den echten Grundzustand der Ion- und Atomkonfiguration zu bestimmen, existieren die im vorangehenden Kapitel beschriebenen Verfahren des “simulated annealing”. Wie sich dort gezeigt hat, stößt allerdings das Monte-Carlo Verfahren schon bei relativ kleinen Systemen wie NaAr12 an seine Grenzen. Für die hier zu untersuchenden Matrizen mit mehreren hundert Atomen wäre eine Strukturbestimmung ausgehend von einer völlig willkürlich gewählten Ausgangskonfiguration aussichtslos. Nun ist jedoch die Wechselwirkung des Edelgases mit dem Cluster eher schwach, so dass keinesfalls eine vollständige Änderung der Konfiguration der Ionenstruktur des Metallclusters zu erwarten ist und die Struktur des freien Clusters sicherlich eine gute Startkonfiguration für ein Kühlungsverfahren darstellt. Da das Interesse vor allem größeren Matrizen gilt, kann man sich bei der Wahl der Startkonfiguration für die EgAtome an der Struktur des Volumenkristalls orientieren. In der Praxis wird die Matrix, 38 Kapitel 6. Grundlegende Eigenschaften von eingebettetem Na8 IP [eV] wie schon bei der Untersuchung der Na-Fehlstelle, aus der fcc-Struktur des Kristalls durch Ausschneiden endlicher Schalen nächster Nachbarn aufgebaut. Wie im vorigen Abschnitt wird hier an erster Stelle Argon als Edelgassubstrat untersucht. Für dieses Edelgas erscheint die Potentialanpassung in Kap. 3 am zuverlässigsten und es existieren zahlreiche experimentelle wie theoretische Arbeiten. Die 13 innersten Atome (das Zentralatom einschließlich seiner 12 nächsten Nachbarn) des Volumenkristalls werden durch den Na8 -Cluster in D4d -Konfiguration ersetzt. Die Gesamtzahl der Ar-Atome für die in dieser Arbeit untersuchten Matrizen sind NRg = 30, 42, 74, 128, 164, 212, 308 und 434, wobei der Abschneideradius für diese größte Matrix 30 a0 beträgt. Die so gewonnene Struktur wird unter Verwendung des dynamischen Kühlungsalgorithmus’ relaxiert. 4.40 4.20 rmsel [a0] 4.00 6.45 6.40 6.35 rmsNa [a0] 5.40 5.35 5.30 0 74 164 308 434 nr. Ar atoms Abbildung 6.1: Abhängigkeit des Ionisationspotentials (oben) und des elektronischen (Mitte) sowie ionischen (unten) Clusterradius von der Größe der Ar-Matrix für einen Na8 -Cluster. Wie erwartet bleibt die D4d -Konfiguration des freien Na8 bei der Relaxation bestehen, so dass die globalen Formparameter Glg. 5.2 und 5.3 zur Analyse der Strukturen ausreichen. Im unteren Teil der Abb. 6.1 sind die Radien des Clusters dargestellt. Elektronischer wie ionischer Radius folgen qualitativ demselben Trend: Eine deutliche Kompression bei Anlagerung der ersten Ar-Schale und eine sukzessive Ausdehnung, wenn weitere Edelgasatome hinzugefügt werden. An diesen Effekten kann man bereits die beiden wesentlichen Wechselwirkungen des Edelgases mit dem Cluster ablesen. • Zum einen die bereits erwähnte Repulsion der Clusterelektronen, die auf die Pauli-Repulsion von Seiten der Elektronen des Edelgases zurückzuführen ist. Dass es sich hierbei um eine kurzreichweitige, elektronische Wechselwirkung handelt, zeigt sich auch darin, dass der elektronische Radius deutlich stärker als der ionische beeinflusst wird. 6.1 Konfigurationen 39 • Der zweite Effekt ist die Dipolattraktion des Edelgases. Sie wirkt gleichermaßen auf Na+ -Ionen und Elektronen und führt zu einer Ausdehnung des Clusters. Da es sich hierbei um eine langreichweitige Wechselwirkung handelt, ist selbst für sehr große Matrizen der Trend im Clusterradius noch deutlich erkennbar. Ecore [Ry] 0.19 0.17 0.15 0.13 EvdW [Ry] -0.22 -0.24 -0.26 Eins [Ry] -0.28 -0.01 -0.02 -0.03 -0.04 0 74 164 308 434 nr. Ar atoms Abbildung 6.2: Einschlussenergie Eins von Na8 in Ar-Matrizen (unten). Darüber sind die einander weitgehend kompensierenden Beiträge des repulsiven Cores (oben) und der attraktiven vdW-Energie (Mitte) gezeigt. Diese Interpretation wird auch durch eine detaillierte Untersuchung der einzelnen Energiebeiträge in der Na-Ar-Wechselwirkung erhärtet. Die Ergebnisse sind direkt mit denen in Kapitel 5 für ein einzelnes Na-Atom zu vergleichen. Für die erst genannte Repulsion aufgrund des Pauli-Prinzips ist im hier verwendeten Modell das CorepotenR tial V cor verantwortlich. Die zugehörige Wechselwirkungs-Energie Ecor = dr nel (r)V cor wurde in Glg. 5.4 definiert und ist in Abb. 6.2 oben dargestellt. Die Dipol-DipolWechselwirkung liefert in Form der vdW-Energie (Glg. 3.21) einen attraktiven Beitrag. Beide Anteile kompensieren sich großteils, aber deutlich ist zu erkennen, dass die vdW-Wechselwirkung langreichweitiger ist. Dies erklärt, weshalb die Einschlussenergie selbst für sehr große Ar-Matrizen noch abnimmt. Diese Einschlussenergie ist hier ganz ähnlich wie in Glg. 5.1 definiert als Eins = Etot (Na8 ArN ) − E(ArN+13 ) − E(Na8 ) + E(Ar13 ) . (6.1) Im Gegensatz zum einzelnen Na-Atom ist diese Energie hier negativ, d.h. der Einschlussprozess ist energetisch begünstigt. Wie ein Vergleich mit Abb. 5.5 zeigt, ist 40 Kapitel 6. Grundlegende Eigenschaften von eingebettetem Na8 die Ursache die sehr viel höhere vdW-Energie des ausgedehnteren und damit besser zu polarisierenden Na8 -Clusters. Der Vergleich mit einer Oberflächenkonfiguration des Na8 war hier wegen der immensen Zahl der möglichen Strukturen leider nicht durchzuführen. Neben der Relaxation des Clusterradius ergibt sich eine minimale Veränderung der Deformation im Fall kleiner Ar-Matrizen. Diese ist in Abb. 6.3 oben dargestellt. Der freie Na8 -Cluster weist eine leicht oblate Verformung auf. Dabei wird die Elektrondichte weniger stark beeinflusst als die Na+ -Ionen, da die “weichere” Elektronverteilung die Verzerrung der Ionenstruktur auszugleichen versucht. Dieser Effekt bleibt für alle eingebetteten Systeme unabhängig von der Matrixgröße in derselben Stärke bestehen. Als experimentell relativ einfach zugängliche Größe ist in Abb. 6.1 auch das Ionisationspotential angegeben. Es wird durch die Edelgasumgebung um über 0.2 eV reduziert, hängt darüberhinaus aber nur wenig von der Größe der Matrix ab. Dies zeigt, dass es vor allem von den Atomen in der unmittelbaren Umgebung des Clusters bestimmt wird. 0.00 Na el β2 -0.02 -0.04 -0.06 β2Ar -0.08 0.05 0.00 -0.05 -0.10 -0.15 -0.20 -0.25 0 74 164 308 434 nr. Ar atoms Abbildung 6.3: Deformation der Ar-Matrix (unten) und des Na8 -Clusters (oben). Im Gegensatz zum Na-Cluster ergeben sich in der Struktur der Ar-Matrix deutliche Veränderungen gegenüber der Ausgangskonfiguration. Um diese zu quantifizieren, reicht eine Analyse durch globale Formparameter nicht aus. Deshalb ist in Abb. 6.4 die radiale Dichteverteilung in der Ar-Matrix gezeigt. Hierzu wird den Ar-Atomen zur besseren Darstellung eine Gaußförmige Dichte zugewiesen und die folgende radiale Verteilungsfunktion betrachtet: 2 ! NRg X r − Ri (6.2) RVF(r) = exp − σ i=1 Die radialen Abstände Ri sind hier in Bezug auf den Schwerpunkt des Na-Clusters angegeben. Um Effekte, die von der endlichen Oberfläche herrühren, von solchen, die aufgrund des eingebetteten Clusters auftreten, unterscheiden zu können, sind in der 6.1 Konfigurationen 41 Abbildung auch die Konfigurationen gezeigt, die sich ergeben, wenn die reinen Matrizen relaxiert werden ohne zuvor die zentralen Atome durch den Na-Cluster zu ersetzen. Wie schon im vorigen Kapitel erklärt, ergibt sich in diesem Fall eine leichte Auswärts-Bewegung der äußeren Schalen, die durch die fehlende Repulsion der Atome des unendlichen Kristalls zu erklären ist. 30 20 N=74 Na8ArN pure Ar RVF 10 0 40 30 20 10 0 40 30 20 10 0 50 40 30 20 10 0 N=164 N=212 N=434 10 13 16 19 22 distance [a0] 25 28 31 Abbildung 6.4: Radiale Verteilung der Ar-Atome in einer Matrix bestehend aus N Atomen; Die vertikalen Linien entsprechen den Positionen im Ar-Kristall. Zum Vergleich ist die Konfiguration des reinen Ar-Clusters ohne entfernte Zentralatome gezeigt (gestrichelt). Werden nun die zentralen Atome durch den Cluster ersetzt, so bleibt die Anordnung der Atome in Schalen bestehen. Somit ist dieses Ordnungsschema nach radialen Schalen nach wie vor sinnvoll. Es kommt jedoch zu einer deutlichen Aufspaltung der Schalen, die bis an den Rand der Matrix reicht. Eine genauere Analyse zeigt, dass es sich um eine leicht oblate Deformation des Edelgases handelt. Da auch das freie Na8 eine solche Verformung aufweist, liegt die Vermutung nahe, dass diese sich auf die Matrix überträgt. Fügt man weitere Atome hinzu, so stabilisiert sich die Konfiguration in etwa um die des Kristalls aber die durch den Cluster induzierte oblate Aufspaltung 42 Kapitel 6. Grundlegende Eigenschaften von eingebettetem Na8 bleibt bestehen. Dagegen unterscheiden sich gerade die kleinen Matrizen mit NAr ≤ 74 erheblich von der Kristallkonfiguration. Auch sind für diese kleinen Ar-Konfigurationen die Strukturen sehr stark von den Details der Bindung an den Na-Cluster dominiert und das Hinzufügen einzelner Ar-Atome kann erheblichen Einfluss auf die Struktur der Matrix haben. Eine Bestimmung der echten Grundzustand-Konfiguration stellt hier extreme Anforderungen an das Verfahren zur Strukturbestimmung. Je nach Wahl der Startkonfigurationen erhält man mehr oder minder verzerrte fcc-Strukturen. Ausgehend von den Ergebnissen zu sehr kleinen Matrizen in Kap. 5 sind aber eher IkosaederStrukturen für den Grundzustand zu erwarten. Deshalb werden im folgenden vorwiegend die größeren Systeme mit NAr ≥ 74 diskutiert, die dem Kristalllimes in kubischer Symmetrie näher kommen. 6.2 Optischer Response Ein wichtiger Aspekt, der auch für das weitere Verständnis stärkerer Laseranregungen eine wichtige Rolle spielt, ist der optische Response, d.h. die Reaktion des elektronischen Systems auf eine schwache äußere Anregung. Im Fall von Metallclustern wird der Dipol-Response durch das Mie-Plasmon dominiert [Eka99], auf das der Großteil der optischen Osziallatorstärke entfällt. Hierbei handelt es sich um eine Plasmonanregung, die mit einem Dipolmoment verknüpft ist und durch die kollektive Oszillation der Cluster-Valenzelektronen gegen den ionischen Hintergrund zustande kommt. Die korrekte Bezeichnung ist daher Plasmon-Polariton [Kre95]. In einer Meanfield Beschreibung lässt sich der kollektive Mode als kohärente Kombination von TeilchenLoch (TL) -Anregungen mit Restwechselwirkung verstehen. Eine Näherung, die diese Anregung beschreiben kann, ist die Random Phase Approximation (RPA), zu der die hier verwendete TDLDA im Limit kleiner Amplituden äquivalent ist. Darüberhinaus existieren im Spektrum Übergänge, die den durch die Restwechselwirkung verschobenen TL-Anregungen zuzuschreiben sind und um wenigstens eine Größenordnung unterdrückt sind. Zur Untersuchung des optischen Response werden die in Kap. 4 beschriebenen Methoden der Spektralanalyse verwendet. Im Fall von Na8 ist das Mie-Plasmon besonders klar ausgeprägt, wie man dem oberen Teil von Abb. 6.5 entnimmt. Betrachtet man das Spektrum des eingebetteten Clusters Na8 Ar74 , so findet sich neben einer globalen Verschiebung der Plasmonenergie, die später diskutiert wird, eine Aufspaltung in mehrere Sub-Peaks. Eine Vergrößerung der Matrix zu Na8 Ar164 resultiert wieder in einer sehr reinen Resonanz, die der des freien Na8 sehr ähnlich ist. Die beobachtete Aufspaltung beruht auf einer Überlagerung von TL-Anregungen mit dem kollektiven Mode und ist als Landaudämpfung bekannt [Rei96]. Zur Verdeutlichung wurden in den Spektren die Energien der TL-Anregungen ohne Restwechselwirkung als vertikale Linien mit eingezeichnet. Die Höhe entspricht dabei dem Übergangsmatrixelement |hϕi|ẑ|ϕj i|2 zwischen besetzten und unbesetzten Zuständen. Klar ist zu erkennen, dass sich die EinteilchenAnregungen bei Einbettung verschieben und im Fall von Na8 Ar74 im Bereich nahe der Resonanz liegen. Eine Vergrößerung der Matrix zu Ar164 bewirkt eine “Kompression” 6.2 Optischer Response 43 Na8 free 100 1 P(ω) [eV−1] 1e−2 Na8Ar74 100 1 1e−2 Na8Ar164 100 1 1e−2 0 1 2 3 4 5 energy [eV] Abbildung 6.5: Dipolspektra des freien und eingebetteten Na8 . Die vertikalen Linien stellen die Energien der TL-Übergänge ohne Rest-Wechselwirkung dar. Neben einer Blauverschiebung der Plasmonenergie ist eine deutliche Fragmentierung der Plasmonresonanz im Fall Na8 Ar74 zu erkennen. der TL-Anregungen deutlich oberhalb der Plasmonenergie, so dass keine Interferenz mit dem Plasmon mehr gegeben ist. Entsprechend ist die Landaudämpfung in diesem Fall wieder reduziert. Der zweite Effekt, der sich im Spektrum ablesen lässt, ist eine globale Verschiebung der Plasmonresonanz. In Abb. 6.6 ist die im Intervall [1.9 eV, 2.9 eV] gemittelte Plasmonenergie und ihre Varianz, die als Maß für die Breite der Resonanz dient, gezeigt. Z ω Mie = dω ωP (ω) (6.3) Z ∆ω 2 = dω (ω − ω Mie )2 P (ω) (6.4) Für alle hier betrachteten Systeme ergibt sich eine Blauverschiebung der Resonanz in der Ar-Matrix. Weiterhin lassen sich aus dem Trend dieser Plasmonenergie ω Mie mit der Matrixgröße einige interessante Schlüsse hinsichtlich der Wechselwirkung von Cluster und Edelgas ziehen. Die kleinste Matrix NAr = 30 zeigt eine starke Blauverschiebung der Resonanzenergie um über 0.2 eV bezüglich des freien Na8 . Das Anlagern weiterer Ar-Schalen kehrt den Trend um und die Plasmonenergie sinkt. Die Rotverschiebung nimmt sehr langsam ab und selbst für NAr = 434 ist noch keine Konvergenz gegen einen Kristall-Limes 44 Kapitel 6. Grundlegende Eigenschaften von eingebettetem Na8 ωMie [eV] 2.80 2.70 1.00 0.90 dist1st shell [a0] 2 ( ∆ω )1/2 [eV] 2.60 0.80 10.7 10.5 10.3 10.1 9.9 0 74 164 308 434 nr. Ar atoms Abbildung 6.6: Mittlere Energie (oben) und Breite (Mitte) des Mie-Plasmons für unterschiedliche Matrixgrößen. Darunter ist der Abstand der innersten Ar-Schale zum Cluster dargestellt. abzulesen. Die Blauverschiebung wurde bereits im Fall eines einzelnen eingebetteten Na-Atoms gefunden und dort als Effekt der Pauli-Repulsion der Ar-Atome identifiziert. Dem unteren Teil der Abb. 6.6 entnimmt man, dass die nächsten Ar-Atome näher an den Cluster rücken, wenn die Matrix vergrößert wird. Aufgrund dessen erwartet man zunächst eine weitere Erhöhung der Plasmonenergie, aber der Effekt wird bereits für NAr = 42 von der Rotverschiebung kompensiert. Diese ist ein Ergebnis der attraktiven Dipol-Dipol Kopplung zwischen dem Plasmon und den Ar-Dipolen. Dabei kommen gleichermaßen Beiträge der oszillierenden Ar-Dipole im Dipolmodell, die zu einem dynamischen Stark-Shift führen, als auch Beiträge der vdW-Wechselwirkung in Betracht. Um die Stärke beider Effekte separat abschätzen zu können, werden folgende Fälle betrachtet: 1. Die Polarisierbarkeit des Edelgases wird rein statisch behandelt. Dies lässt sich erreichen, indem die Dipolmomente im nicht angeregten Zustand fixiert werden. Ebenso wird für das dichteabhängige vdW-Potential, das des Grundzustands beibehalten. 2. Die Dipole werden wie oben fixiert, aber die vdW-Wechselwirkung wird voll dynamisch beschrieben. Die Testrechnungen, die an Na8 Ar164 durchgeführt wurden und deren Ergebnisse in 6.2 Optischer Response 45 Abb. 6.7 dargestellt sind, lassen nun folgende Interpretation zu. Durch das Einschließen des Clusters in die Matrix kommt es zu einer starken Blauverschiebung der Resonanz von etwa 0.4 eV, wie man aus der Rechnung ohne dynamische Beiträge zur Polarisierbarkeit folgert. Vorwiegend ist dies der Effekt der Pauli-Repulsion, aber natürlich existieren auch (gegenläufige) Effekte des statischen Beitrags der vdW-Wechselwirkung. Durch die dynamische Polarisationswechselwirkung ergibt sich dann eine Rotverschiebung von ≈ 0.2 eV, so dass im hier betrachteten Fall eine Netto-Blauverschiebung von 0.2 eV verbleibt. Aus dem Vergleich der Testfälle 1 und 2 entnimmt man, dass ungefähr ein drittel der Dipol-Dipol Kopplung auf den vdW-Beitrag zurückzuführen ist. Im Unterschied zu den Ergebnissen am eingebetteten Na-Atom liefert der Dipoleffekt eine deutliche Rotverschiebung und kompensiert einen Großteil der Repulsion. Dies liegt daran, dass das Dipolmoment im Na8 -Cluster sehr viel größer als im relativ kleinen Na-Atom ist. Die in Abb. 6.6 ersichtliche langsame Konvergenz der Plasmonenergie ist ein weiteres Indiz der Dipol-Dipol Attraktion aufgrund deren Langreichweitigkeit. Na8 free P(ω) [a.u.] Na8Ar164 no vdW, no dip Na8Ar164 full vdW, no dip Na8Ar164 all included 2.4 2.6 2.8 3 3.2 energy [eV] 3.4 3.6 Abbildung 6.7: Optischer Response des eingebetteten Na8 Ar164 Clusters berechnet mit verschiedenen Beschreibungen der Elektron-Ar-Wechselwirkung. Um den Effekt der dynamischen Polarisations- und vdW-Wechselwirkung zu demonstrieren, wurden die ArDipolmomente im Grundzustand fixiert (strichpunktiert) bzw. auch das dichteabhängige Fluktuationspotential Glg. 3.15 in der dynamischen Rechnung unverändert gelassen (punktiert). 46 6.3 Kapitel 6. Grundlegende Eigenschaften von eingebettetem Na8 Systematik unterschiedlicher Edelgase Das Modell der Ar-Matrix lässt sich mit entsprechend modifizierten Parametern auch auf die Edelgase Neon und Krypton anwenden. Als elementare Systeme zur Anpassung der Alkali-Edelgas-Wechselwirkung werden die schwach gebundenen Moleküle NaNe und NaKr herangezogen. Die sich ergebenden Potentiale wurden bereits in Kap. 3 gezeigt. Ne Ar Kr Eg-Atom αRg [a−3 0 ] 2.67 11.08 16.79 IP [Ry] 1.585 1.158 1.029 NaEg d0 [a0 ] 10.01 9.47 9.29 E0 [10 0.746 3.793 6.238 −4 Ry] Eg bulk r0 [a0 ] Ecoh [10−4 Ry] 5.915 -0.272 7.086 -1.088 7.540 -1.497 Tabelle 6.1: Vergleich atomarer Größen und der Bindungseigenschaften im NaEg-Molekül und Eg-Kristall für die hier betrachteten Edelgase Ne, Ar und Kr. Wie im Fall von Argon wird auch hier die Matrix-Konfiguration aus der fcc-Struktur des Edelgaskristalls gewonnen. In dem endlichen Kr-Cluster werden wiederum 13 zentrale Atome durch den Na8 -Cluster ersetzt. Bei der anschließenden Kühlung verhält sich die Struktur sehr ähnlich zum Argon, d.h. es bleibt bei einer Anordnung der Atome in Schalen mit einer leicht oblaten Deformation. Wird für Neon die gleiche Anzahl von Atomen entfernt, ist die entstandene Höhlung zu klein für den Na-Cluster. Dies liegt zum einen an der kleineren Gitterkonstanten als auch an der größeren Bindungslänge des NaNe. Deshalb wird eine weitere innere Schale bestehend aus sechs Atomen entfernt. Abb. 6.8 zeigt die nach Relaxation erhaltenen Neonstrukturen. Hier finden sich deutliche Unterschiede im Vergleich zu den schwereren Edelgasen, die vor allem in der niedrigeren Bindungsenergie der Natrium-Neon-Bindung aber auch der schwächeren Bindung des Neonkristalls begründet liegen (vgl. Ecoh in Tab. 6.1). So findet bei allen Matrixgrößen eine beträchtliche Veränderung der Ausgangskonfiguration statt. In allen Fällen wird die innerste Ne-Schale weit nach außen bis nahe der nächsten Schale bei 12 a0 verschoben, was darauf hinweist, dass die Höhlung immer noch zu klein für den Cluster ist. An diesem Ergebnis kann man ersehen, dass die Wechselwirkung des Neon mit dem Cluster offenbar viel stärker durch die Pauli-Repulsion als den attraktiven vdW-Anteil bestimmt wird. Dies ist natürlich eine unmittelbare Folge der geringen Polarisierbarkeit des Neons. Weiterhin zeigt die Konfiguration Na8 Ar206 eine völlig veränderte, amorphe Struktur mit kaum mehr erkennbaren Schalen. Dies demonstriert das prinzipielle Problem bei der Strukturbestimmung der Ne-Matrizen: Begünstigt durch die niedrige Bindungsenergie ist eine Umstrukturierung der gesamten Matrix leicht möglich und die Zahl der Isomere beträchtlich. Das verwendete Kühlungsverfahren wird daher noch anfälliger für lokale Minima der BO-Fläche. Eine gewisse Stabilisierung tritt erst in der großen Konfiguration mit 428 Atomen auf, wo dann auch wieder die einzelnen Schalen der Ausgangskonfiguration, allerdings an stark verschobenen Positionen, zu identifizieren sind. 6.3 Systematik unterschiedlicher Edelgase 30 47 N=68 20 Na8NeN pure Ne RVF 10 0 40 30 20 10 0 40 30 20 10 0 50 40 30 20 10 0 N=158 N=206 N=428 10 13 16 19 distance [a0] 22 25 Abbildung 6.8: Radiale Struktur der Neon-Matrizen in Na8 ArN in einer Darstellung gemäß Glg. 6.2. Man beachte die starke Verschiebung der innersten Schale. 18 Ne-Atome wurden durch den Cluster ersetzt. Werden an die Neon-Matrizen weitere Atome angelagert, komprimieren sich die inneren Schalen viel stärker als dies für Argon beobachtet wurde. Eine Ursache hierfür ist das Verhältnis der Bindungsenergien der Na-Eg- und Eg-Eg-Bindung, das für Neon etwas geringer ist. Dadurch wirken sich Veränderungen der Neonstruktur, wie das Hinzufügen weiterer Randatome, stärker auf die Ne-Cluster Bindungen aus. Sind die Konfigurationen der Edelgasmatrizen bekannt, lassen sich als nächstes systematisch statische Eigenschaften wie die Einschlussenergie und die Auswirkung der Edelgasumgebung auf den Na8 -Cluster untersuchen. Die erhaltenen Ergebnisse in Abb. 6.9 stimmen sehr gut mit den Effekten überein, die man aufgrund der unterschiedlichen Polarisierbarkeiten der verschiedenen Edelgase erwartet. Die Einschlussenergie nimmt von Neon über Argon zu Krypton stark ab. Dies bestätigt die Bedeutung des Polarisationseffekts, wenn es um den möglichen Einschluss eines Clusters in das Edelgas geht. Die Einschlussenergien in Neon sind durchweg Kapitel 6. Grundlegende Eigenschaften von eingebettetem Na8 energyins [Ry] 48 0.02 0 -0.02 -0.04 Ne Ar Kr rmsNa [a0] rmsel [a0] IP [Ry] 0.33 0.32 0.31 0.3 6.5 6.4 6.3 5.4 5.3 5.2 0 68 158 302 428 0 74 164 308 434 0 74 164 308 434 nr. of Rg-atoms Abbildung 6.9: Vergleich einiger statischer Obervabler bei der Einbettung von Na8 in unterschiedliche Edelgasmatrizen. positiv, was zeigt, dass die Einbettung von Na8 in Neon kein energetisch bevorzugter Prozess ist. Weiterhin ist diese Energie anders als bei Argon nahezu unabhängig von der Matrixgröße – eine direkte Folge der geringen Polarisierbarkeit. Alle Edelgase reduzieren das Ionisationspotential (IP) des Clusters. Der Effekt ist für Neon und Krypton etwas schwächer als in Argon, so dass sich hier der Trend in der Reihe der Edelgase nicht fortsetzt. Dies liegt daran, dass das IP in komplexer Weise durch das repulsive Core-Potential und die Konfiguration des Edelgases in der unmittelbaren Umgebung des Clusters bestimmt wird. Anhand der entgegengesetzten Wirkung des kurzreichweitigen Eg-Corepotentials und der Dipolpolarisation lassen sich auch die – durchweg geringen – Veränderungen des elektronischen Clusterradius in den verschiedenen Matrizen erklären. Bei der Einbettung in Neon und Argon verringert sich der Radius, da die Pauli-Repulsion in Form des Corepotentials insgesamt die Polarisation überwiegt. Während es in Neon mit zunehmender Matrixgröße zu einer Kompression der Elektrondichte kommt, zeigt Argon den umgekehrten Trend. Für Neon ist dies eine direkte Folge der näher an den 6.3 Systematik unterschiedlicher Edelgase 49 Cluster rückenden innersten Schale nächster Ne-Nachbarn (Abb. 6.8). In Argon ist dieser Abstand dagegen konstant und die beobachtete Ausdehnung mit der attraktiven vdW-Wechselwirkung der zusätzlichen äußeren Schalen zu begründen. Diese Attraktion ist im leicht polarisierbaren Krypton sogar so stark, dass sie zu einer Vergrößerung des elektronischen Radius im Vergleich zum freien Cluster führt. Der ionische Clusterradius wird generell schwächer von der Edelgasumgebung beeinflusst, verhält sich aber qualitativ gleich wie der elektronische. 3 Ar Ne Kr ωMie [eV] 2.9 2.8 2.7 2.6 2.5 0 74 164 308 434 nr. Rg-atoms Abbildung 6.10: Plasmonenergie des in verschiedene Edelgasmatrizen eingebetteten Na8 Clusters. Klar ist der Einfluss der unterschiedlichen Polarisierbarkeiten zu erkennen. Die wichtigste Eigenschaft, weil sie experimentell am einfachsten zugänglich ist, ist natürlich die Plasmonenergie. Wie schon aufgrund der Cluster-rms-Radien zu erwarten, zeigt Neon eine deutliche Blauverschiebung von etwa 0.3 eV, die wegen der geringen Polarisierbarkeit fast unabhängig von der Matrixgröße ist. Dagegen führt der Polarisationseffekt zu einer Reduktion der Plasmonenergie, wenn jenseits von NRg ≈ 74 weitere Atome hinzugefügt werden. Krypton-Matrizen liefern für NKr ≥ 128 insgesamt eine Rotverschiebung, die bei Vergrößerung der Matrix noch stärker als in Argon ausfällt. Die Verschiebung beträgt, wenn die Matrix von 164 auf 434 Atome vergrößert wird, 0.026 eV für Argon und 0.036 eV für Krypton. Das entspricht im Verhältnis in etwa den unterschiedlichen Polarisierbarkeiten der beiden Edelgase. Ein interessantes Detail zeigt sich im Fall der Na8 Ne206 Konfiguration, die, wie zuvor erwähnt, eine amorphe Struktur aufweist. Hinsichtlich der Plasmonenergie zeigt diese eine geringfügige Abweichung von den anderen Konfigurationen. Ohne näher auf die konkreten Effekte einzugehen, demonstriert dies, dass strukturelle Einzelheiten sich nur schwach auf die Energie der Plasmonanregung auswirken. Dies relativiert die prinzipiellen Unsicherheiten bei der Bestimmung der genauen Matrixstruktur, wenn man an Fragestellungen des optischen Response interessiert ist. 50 Kapitel 6. Grundlegende Eigenschaften von eingebettetem Na8 4.02 Ag8 experiment 4.01 Ne Ar Kr ωMie [eV] 4 Abbildung 6.11: Experimentell gemessenes Spektrum von Ag8 in verschiedenen Edelgasmatrizen. Die Daten sind [Die02] entnommen. 3.99 3.98 3.97 3.96 3.95 3.94 0 20 40 60 80 100 120 140 nr. of raregas atoms Vergleich mit experimentellen Ergebnissen für Ag8 Leider existieren keine Experimente, in denen die optischen Eigenschaften eines eingebetteten Na8 -Clusters untersucht wurden. Allerdings wurden spektroskopische Untersuchungen an massenselektierten Clustern und speziell an Ag8 in He-Tröpfchen [Die02] durchgeführt. Dort war es auch möglich, den Einfluss schwererer Edelgase zu studieren, indem die He-Tröpfchen entsprechend dotiert wurden. Bei der Interpretation wird hierbei angenommen, dass sich das Edelgas in Form einer Matrix um den Metallcluster anlagert. Zusammen mit der niedrigen Temperatur des ultrakalten Heliums (0.4 K) sind die experimentellen Bedingungen den hier durchgeführten Simulationen erfreulich ähnlich. Ein gravierender Unterschied besteht natürlich in der Verwendung von Silber als Clustermaterial. Als Übergangsmetall weist dieses ein sehr viel komplizierteres Anregungsspektrum auf als das vergleichsweise einfache Natrium. Die Plasmonenergie wird stark von der Polarisation der d-Elektronen beeinflusst und liegt im freien Cluster bei etwa 3.5 eV. Eine ausführliche Diskussion findet sich in [Yab99]. Trotz der qualitativen Unterschiede beim Zustandekommen der Plasmonanregung ist es dennoch interessant, den in [Die02] gemessenen Effekt der Edelgasumgebungen mit den hier für Natrium erhaltenen Ergebnissen zu vergleichen. Prinzipiell zeigt das Experiment eine Blauverschiebung in Neonmatrizen, eine fast unveränderte Plasmonenergie in Argon und eine Rotverschiebung in Krypton, d.h. der qualitative Trend in der Reihe der Edelgase wird auch experimentell bestätigt. Generell sind die Veränderungen der Plasmonenergie jedoch kleiner als die hier erhaltenen Ergebnisse für Natrium. Allerdings beschränken sich die experimentellen Daten für Argon und Krypton auf sehr kleine Matrixgrößen, für die wegen der strukturellen Unsicherheiten hier keine umfassenden Untersuchungen durchgeführt wurden. Verglichen mit den Ergebnissen für Na8 zeigt der Ag8 -Cluster eine stärker rotverschobene Plasmonresonanz, was durch die stärkere Polarisierbarkeit des Silberclusters zu erklären ist. Kapitel 7 Dynamik von eingebettetem Na8 Ein Großteil der experimentellen Untersuchungsmethoden für Metallcluster beruht auf der Verwendung von Laseranregungen. Dabei reichen die typischen benutzten Intensitäten von 109 bis 1015 W/cm2 und mehr. Der Bereich niedriger Feldstärken dient vor allem der Untersuchung elektronischer Eigenschaften, wie sie in Form des optischen Response im vorangehenden Abschnitt diskutiert wurden. Zahlreiche Beispiele finden sich in [Kre95, Hab94]. Besonders zu erwähnen ist die Methode der Photoelektronenspektroskopie, die einen direkten Zugang zur Bestimmung der elektronischen Zustandsdichte bietet [Wri02]. Mit Hilfe der “Pump-Probe”-Technik, bei der ein zweiter, verzögerter Laserpuls die Besetzung der Zustände abbildet, ist es sogar möglich, die Veränderung der Zustände zeitaufgelöst zu verfolgen [Pon03]. Um die Dynamik der Elektronen zeitlich aufzulösen, sind hierfür möglichst kurze Laserpulse mit einer Pulsdauer von wenigen Femtosekunden notwendig. Die Möglichkeit, Deformationen der Ionenstruktur mit Hilfe der “Pump-Probe”-Methode abzubilden, wurde am Beispiel von Na-Clustern in [And04] demonstriert. Im gesamten folgenden Abschnitt werden nun Laseranregungen des Na8 -Clusters betrachtet, der in eine Ar-Matrix eingebettet ist. Meist erfolgt der direkte Vergleich mit dem freien Cluster. Als Einstieg in das sehr umfangreiche Gebiet der laserinduzierten Dynamik werden zunächst beispielhaft einige grundlegende Trends mit den verschiedenen Laserparametern vorgestellt. Hierzu wird einmal bei fester Intensität die Laserfrequenz ωlas variiert und zum anderen bei festem ωlas die Pulslänge und Feldstärke verändert. Der Emissionsgrad erweist sich als Größe, die experimentell am einfachsten zugänglich ist und deshalb auch hier primär untersucht wird. 7.1 Trends mit Laserparametern An erster Stelle steht hier die Abhängigkeit der Ionisation von der Laserfrequenz ωlas . Sie wurde für Na+ 9 im Bereich um die Plasmonresonanz für unterschiedliche Laserintensitäten bereits in [Ull97] untersucht. Hier ist in Abb. 7.1 die Elektronemission im Fall einer moderaten Feldstärke gezeigt. Betrachtet man Anregungen unterhalb der Ionisationsschwelle, erkennt man eine sehr gute Übereinstimmung mit dem Dipolspektrum des Clusters, das unmittelbar darunter abgebildet ist. Die Plasmonanregung ist 52 Kapitel 7. Dynamik von eingebettetem Na8 Nesc 0 10 -1 10 -2 10 -3 10 Na8 free I0=4.3 1010 W/cm2 Na8Ar164 P(ω) [a.u.] 100 10 1 0.1 2 3 4 ω [eV] 5 2 3 4 5 ω [eV] Abbildung 7.1: Abhängigkeit der Elektronemission von der Laserfrequenz (oben) im freien und eingebetteten Na8 . Das IP ist durch die vertikale Linie gekennzeichnet. Darunter ist zum Vergleich jeweils das Dipolspektrum (bei linearer Anregung) gezeigt. gleichermaßen wie die viel schwächeren Einteilchenanregungen direkt in einer Zunahme der Ionisation bei der jeweiligen Anregungsfrequenz abzulesen. Dabei spiegeln sich die relativen Oszillatorstärken der einzelnen Anregungsmoden auch direkt in einem entsprechenden Verhältnis der Elektronausbeuten wieder, egal ob es sich um Emission aufgrund einer kollektiven oder einer Einteilchenanregung handelt. Somit liegt eine Interpretation nahe, wonach der Laser das System entsprechend des Response P(ω) antreibt, die eigentliche Stärke der Emission aber weitgehend unabhängig vom Charakter der Anregung ist. Im Bereich der Ionisationsschwelle würde man zunächst eine starke Zunahme der Emission erwarten, da hier erstmals eine direkte Anregung (in einem Ein-Photonprozess) in das Kontinuum erfolgen kann. Statt dessen findet man eher eine allgemeine Zunahme der Ionisation in einem relativ weiten Bereich um das IP (verglichen mit dem hier stärker abfallenden Dipolresponse). Dieses Verhalten deutet auf einen komplizierteren, nichtlinearen Emissionsmechanismus unter Beteiligung der Zustände an der Kontinuumskante hin. Trotz der eher geringen Laserintensität scheinen solche Nicht-Linearitäten schon hier aufzutreten. Zu berücksichtigen ist auch, dass die Verwendung absorbierender Randbedingungen zwar prinzipiell die Beschreibung ungebundener Zustände erlaubt, wegen der endlichen Simulationsbox jedoch zusätzlich 7.1 Trends mit Laserparametern 53 auch quasi-gebundene Zustände existieren, wie sie ausschließlich bei reflektierenden Randbedingungen auftreten würden. Diese modifizieren die Zustandsdichte des Kontinuums in künstlicher Weise abhängig von der Größe des Simulationsgitters. Jenseits der Ionisationsschwelle wird die Emission noch viel stärker von dieser artifiziellen Zustandsdichte des “Quasi”-Kontinuums dominiert. Dies wurde explizit durch Simulationen bei unterschiedlichen Boxgrößen getestet und zeigt, dass hier eine sehr vorsichtige Interpretation der Ergebnisse notwendig ist. Da im folgenden jedoch immer Laserfrequenzen weit unterhalb des IP untersucht werden, ist die Problematik im weiteren ohne Bedeutung. Beim Vergleich der Ergebnisse für den freien und eingebetteten Cluster finden sich keine qualitativen Unterschiede, die über die verschobene Plasmonenergie und die veränderte Einteilchenstruktur hinausgehen. Erwähnt sei noch, dass eine direkte Umsetzung der obigen Untersuchung ins Experiment die Verwendung eines über einen riesigen Bereich durchstimmbaren Lasers erforderte, so dass die Diskussion hier nur zur Demonstration des prinzipiellen Einflusses der Laserfrequenz dient. 5 Nesc 1 10-1 Na8Ar164 Na8 free ωlas=0.16 Ry ωlas=0.16 Ry ∼I2 -2 10 1011 230 164 41 20.5 10.2 5.1 Ws/cm2 2 Ws/cm ∼I2 Ws/cm2 Ws/cm2 Ws/cm2 Ws/cm2 1012 1013 Imax [W/cm2] 1011 1012 1013 Imax [W/cm2] Abbildung 7.2: Elektronemission infolge Laseranregung im eingebetteten (links) und freien Na8 -Cluster (rechts). Punkte gleicher Fluenz sind durch Linien verbunden. Die Länge des sin2 -Laserpulses nimmt von links nach rechts jeweils von 600, 400, 200, 100, 50 bis 25 fs ab. Nicht eingezeichnete Punkte weisen so hohe Feldstärken auf, dass sie zur Explosion und vollkommenen Ionisation des Clusters führen. Eine andere interessante Fragestellung ist die Abhängigkeit der Emission von der Laserintensität. In Abb. 7.2 ist diese für verschiedene Intensitäten und Pulslängen dargestellt. Die Laserfrequenz wird für diese Untersuchung zu 0.16 Ry, also unterhalb der Plasmonfrequenz gewählt. Ferner sind die Datenpunkte nach der Fluenz F des Lasers 54 Kapitel 7. Dynamik von eingebettetem Na8 gruppiert. Hierbei handelt es sich um die über das Laserprofil integrierte Flussdichte: Z T c 3 F = ε0 Imax T , (7.1) dt E 2 (t) = 2 16 0 wobei die letzte Identität für das hier verwendete sin2 -Profil und lange Laserpulse mit mehreren Oszillationen des Feldes gilt. In Abb. 7.2 entsprechen also Punkte mit gegebener Fluenz und niedrigerer Intensität einer längeren Pulsdauer T . Im freien wie eingebetteten Fall zeigt sich eine recht komplizierte Abhängigkeit von Intensität und Pulsdauer. Am ehesten lassen sich im perturbativen Bereich qualitative Aussagen machen. In diesem Regime kommt es zu Multi-Photon-Absorption. Da das IP im eingebetteten Na8 0.29 Ry beträgt, kann Ionisation hier in einem 2-Photon-Prozess erfolgen. Eine 2 Multi-Photon Störungsentwicklung sagt hierfür ein Nesc ∝ Imax Verhalten der Ionisation bei konstanter Pulslänge voraus [Gav92]. Dies wird durch die Ergebnisse hier bestätigt, wie an der Übereinstimmung der Emission mit dem I 2 Gesetz bei einer Pulsdauer von 600 fs (strichpunktierte Gerade in Abb. 7.2) abzulesen ist. Andererseits zeigt sich bei geringer Anregung eine Abhängigkeit Nesc ∝ Imax bei gegebener Fluenz (F = 5.1 Ws/cm2 ). Unter Berücksichtigung von Glg. 7.1 schließt man daher auf ein Ver2 halten Nesc ∝ Imax T der Ionisation im linearen Bereich. Das IP des freien Clusters liegt etwas höher bei 0.32 Ry, d.h. genau an der Schwelle zur 3-Photonabsorption. Dennoch scheint hier noch ein 2-Photonprozess zur Ionisation ausreichend, da sich qualitativ dieselben Gesetzmäßigkeiten wie im eingebetteten Cluster finden. Verlässt man den Bereich der linearen Anregungen, so weicht die Emission von dem genannten Potenzgesetz ab und die Ionisation wird demgegenüber reduziert. Dieser Effekt tritt im freien Cluster sehr viel deutlicher auf als in Na8 Ar164 . Hierfür wird eine Interpretation unter Berücksichtigung der Plasmonresonanz gegeben. Die vorangehende Untersuchung hat bereits gezeigt, dass der Ionisationsgrad stark von der relativen Position von Plasmon- und Laserfrequenz abhängt. Im Vorgriff auf ein späteres Ergebnis (Abb. 7.4) sei ferner erwähnt, dass die Energie des Plasmons bei Ionisation eine Blau-Verschiebung erfährt. Somit verschlechtert die bei stärkeren Intensitäten einsetzende Ionisation die Resonanz des Clusters mit dem Laser und erschwert eine weitere Elektronemission. Das Argument wird dadurch gestützt, dass eine nennenswerte Plasmonverschiebung im freien Na8 bei einer Emission von etwa 0.05 Elektronen beginnt. Genau dort zeigt sich in Abb. 7.2 die Unterdrückung der Ionisation. Da sich die Plasmonenergie im eingebetteten Cluster bei Anregung weniger verändert, findet sich für diesen Fall kein solch ausgeprägtes Plateau in der Emission. Betrachtet man noch stärkere Anregungen, so werden Effekte der Ionbewegung wichtig. In einem solchen Fall dehnt sich der Cluster aufgrund des Coulombdrucks der Ionen aus, so dass die Plasmonenergie zurück zu kleineren Energien verschoben wird und sogar unterhalb des ursprünglichen Wertes in direkte Resonanz mit dem Laser gelangen kann [And02] . Hierdurch lässt sich verstehen, weshalb höhere Intensitäten bei fester Fluenz nicht notwendig zu einer stärkeren Ionisation führen, wie dies in Abb. 7.2 im Fall von Na8 Ar164 für F ≥ 164 Ws/cm2 beobachtet wird. Ausgedrückt durch die Pulsdauer bedeutet dies, dass längere Pulse zu höheren Ladungszuständen 7.2 Systematik zur Anregungsenergie 55 führen. In einer Resonanzsituation wird die aus dem Laserfeld absorbierte Energie zunächst in die innere Anregung des Plasmons umgesetzt und führt nicht zur instantanen Elektronemission [Cal00]. Das bedeutet, dass das System länger in Resonanz mit dem Laser bleibt und die absorbierte Energie stärker von der Pulsdauer als der Intensität bestimmt wird. Die derart transferierte Energie führt dann auf einer längeren Zeitskala zu einer erhöhten Elektronemission. Schließlich sei erwähnt, dass im eingebetteten Cluster das umgebende Substrat die Coulombexplosion verzögert (vgl. Kap. 8). Hierdurch kann die Ionkonfiguration, die einer Resonanzsituation entspricht, länger stabilisiert werden, so dass ein Zweischrittprozess vorstellbar ist: Zunächst wird in einer off-resonanten Anregung der Cluster ionisiert, so dass er sich ausdehnt und das Plasmon in Resonanz mit dem Laser gelangt. Im zweiten Schritt sollte dann soviel Energie absorbiert werden, dass es letztendlich zur Explosion kommt. Nachdem hier beispielhaft der prinzipielle Einfluss von Laserfrequenz und -intensität demonstriert wurde, soll nun im nächsten Schritt detaillierter betrachtet werden, wie sich eine stärkere Anregung auf das Mie-Plasmon auswirkt und welche Rolle hierbei das Edelgassubstrat spielt. Im Anschluss wird die Dynamik des kombinierten Systems aus Na-Cluster und Ar-Matrix bei moderater Anregung, d.h. unterhalb der Schwelle zur Coulombexplosion, untersucht. 7.2 Systematik zur Anregungsenergie Die vorangehenden Untersuchungen haben gezeigt, dass schon bei relativ niedrigen Anregungsenergien durchaus Details der Laserdauer von Bedeutung sind, was eine systematische Untersuchung dieser Anregungen anhand eines einzelnen Parameters, etwa der Laserintensität, erheblich erschwert. Deshalb wird hier zunächst der Grenzfall sehr kurzer Pulse betrachtet und der in Glg. 4.10 beschriebene “Boost” als Anregungsmechanismus verwendet. Dieser erzeugt eine spektral sehr ausgedehnte Anregung aller Dipolmoden. Die Energien reichen von 0.2 Ry, was mit einer Ionisation von durchschnittlich 0.05 Elektronen noch als linear eingestuft werden kann, bis knapp unterhalb der Schwelle, wo für den freien Cluster Coulombexplosion zu erwarten ist. Das hauptsächliche Interesse gilt wieder dem Dipol-Response, der in Abb. 7.3 dargestellt ist. Der auffälligste Effekt bei Erhöhung der Anregungsenergie ist eine Verbreiterung der Plasmonresonanz. Dies drückt sich in Abb. 7.3 vor allem durch eine niedrigere maximale Oszillatorstärke in Übereinstimmung mit der optischen Summenregel aus. Entscheidend ist, dass sich der eingebettete Cluster unter diesem Aspekt völlig gleich wie der freie Cluster verhält. Somit lässt sich folgern, dass das polarisierbare EdelgasSubstrat, wie beim optischen Response festgestellt, zwar einen deutlichen Einfluss auf die energetische Position des Plasmons hat, aber auch bei stärkerer Anregung die kollektive Struktur erhalten bleibt. Quantitativ bestätigt wird dies durch das zweite Moment der gemittelten Dipolstärke (∆ω 2 )1/2 (Glg. 6.4), das im mittleren Teil von Abb. 7.4 dargestellt ist und für den freien wie eingebetteten Cluster dieselbe Abhängigkeit von der Anregungsstärke zeigt. Bei genauerer Betrachtung der Spektren 7.3 finden 56 Kapitel 7. Dynamik von eingebettetem Na8 1500 Na8Ar164 Na8 free E*=0.4 Ry 1000 500 0 1500 E*=0.2 Ry |P(ω)| [eV-1] 1000 500 0 1500 E*=0.08 Ry 1000 500 0 1500 E*=0.02 Ry 1000 500 0 2.4 2.6 2.8 3 3.2 energy [eV] Abbildung 7.3: Entwicklung des Dipolspektrums bei Erhöhung der Anregungsenergie. Gezeigt ist das Spektrum in einem relativ schmalen Bereich um die Plasmonenergie. Dabei wird jeweils der Fall des freien mit dem eingebetteten Na8 Ar164 verglichen. sich auf der niederenergetischen Seite des Plasmons Sub-Peaks, die ihre Ursache in der Kopplung an die Ionenbewegung des Clusters haben und im folgenden Abschnitt ausführlich diskutiert werden. Zuvor soll noch ein Blick auf die gemittelte Plasmonenergie ω̄Mie geworfen werden. Bereits Abb. 7.3 ist zu entnehmen, dass es infolge der Ionisation zu einer Blauverschiebung kommt. Dies ist eine umittelbare Folge der stärkeren Bindung der verbleibenden Elektronen und des dadurch reduzierten elektronischen Radius. Explizit lässt sich der Trend dem oberen Teil in Abb. 7.4 entnehmen. Zum Vergleich ist auch der Ionisationsgrad mit angegeben. Er ist geringfügig höher für den eingebetteten Cluster, wie sich qualitativ anhand des niedrigeren IP verstehen lässt. Wegen der höheren Ionisation ist zunächst auch eine größere Blauverschiebung zu erwarten. Jedoch ist das Gegenteil der Fall. Während der freie Cluster eine starke Verschiebung zeigt, ist der Shift für Na8 Ar164 sehr viel schwächer und nahezu konstant für alle Anregungsenergien. Hierbei handelt es sich um einen Effekt, der sehr sensibel vom Corepotential Glg. 3.22 abhängt. So wurde in [Feh06a] mit einem geringfügig modifizierten Corepotential ein qualitativ 7.3 Analyse einer starken Anregung 57 ( ∆ω2)1/2 [eV] ωMie [eV] unterschiedliches Verhalten des eingebetteten Clusters gefunden. Die hier beobachtete geringere Verschiebung stimmt jedoch mit einer geringeren Kompression des elektronischen Clusterradius überein, wenn man zum geladenen Na+ 8 übergeht (Abb. 7.5). Da die Plasmonenergie in einer einfachen Abschätzung direkt mit dem Clusterradius −3/2 verknüpft ist, ωMie ∝ Rms , ist das hier erhaltene Ergebnis konsistent. 2.9 2.85 2.8 2.75 2.7 2.65 2.6 2.55 Na8Ar164 Na8 free 3 2.5 2 1.5 1 2 Nesc 1.5 1 0.5 0 0 0.2 0.4 0.6 0.8 1 * E [Ry] Abbildung 7.4: Abhängigkeit der Plasmonanregung von der Stärke der Anregung. Verglichen wird die gemittelte Plasmonenergie (oben) und die spektrale Breite (Mitte) für den freien und eingebetteten Cluster. Unten ist die Zahl der emittierten Elektronen dargestellt. Insgesamt ist zu beachten, dass die Veränderungen der Plasmonenergie im Bereich von 0.1 eV recht gering sind und, wie schon bei der Diskussion der Plasmonenergie festgestellt, hart an der Auflösungsgrenze des Modells liegen. Dies gilt besonders, da die Ar-Corepotentiale die Wellenfunktionen im Außenbereich des Clusters, d.h. den “Spillout” modifizieren. Gerade dieser Bereich kann aber bei kleinen Clustern erheblichen Einfluss auf die Plasmonenergie haben. 7.3 Analyse einer starken Anregung Im folgenden wird die gekoppelte Dynamik von Cluster und Ar-Matrix initiiert durch einen kräftigen “Boost” der Energie 0.7 Ry anhand verschiedenster Größen detailliert 58 Kapitel 7. Dynamik von eingebettetem Na8 6.6 Na8 free Na8Ar164 Abbildung 7.5: Verringerung des elektronischen rms-Radius bei Ionisation von Na8 (Ionenstruktur bleibt fixiert). Die geringere Kompression des eingebetteten Na8 bestätigt die geringere Verschiebung der Plasmonenergie in Abb. 7.4. rmsel [a0] 6.5 6.4 6.3 Na8 Na8+ 6.2 6.1 6 0 1 charge state untersucht. Als typisches System wird hier wieder Na8 Ar164 gewählt, da es unter den mittelgroßen Matrizen am ehesten als Modell für einen Ar-Kristall dienen kann. Für größere Matrizen wurden bei dieser Anregungsenergie keine grundsätzlich verschiedenen Effekte beobachtet. In Abb. 7.6 sind in der linken Spalte die wichtigsten Observablen des Clusters dargestellt, während rechts die Matrix analysiert wird. Auf Seiten des Clusters kommt es durch den “Boost” zu einer instantanen Anregung des Plasmons. Gleichzeitig setzt eine starke Ionisation ein, die nach etwa 50 fs abgeschlossen ist und im Mittel 1.5 Clusterelektronen emittiert. Zum Vergleich ist in Abb. 7.6 auch das Verhalten des freien Na8 nach einer Anregung derselben Stärke mit eingezeichnet. Diese resultiert in einer deutlich geringeren Elektronemission und wird wiederum dem höheren IP zugeschrieben. Als Folge der Ionisation und des sich daraus ergebenden Coulombdrucks dehnt sich die Ionenstruktur massiv aus. Allerdings ist hier die Ladung noch nicht ausreichend, um eine Coulombexplosion herbeizuführen, so dass es zu Oszillationen der Na+ -Ionen kommt, wie dem ionischen rms-Radius zu entnehmen ist. Zwar wird in der CAPS-Beschreibung und insbesondere in Verbindung mit der ADSIC-Näherung die Schwelle zur Coulombexplosion deutlich überschätzt, aber 3D KLI-Rechnungen, die in dieser Hinsicht sehr zuverlässig sind, zeigen, dass Na2+ 8 gerade einen kritischen Grenzfall darstellt. Nun soll ein Blick auf die Ar-Matrix geworfen werden. Unmittelbar nach Anregung der Dipoloszillation im Cluster wird diese auch auf die Dipole der Ar-Matrix übertragen (nicht dargestellt in Abb. 7.6). Die Schwingung erfolgt mit der Frequenz des Plasmons, also weit unterhalb der Resonanzenergie (≈ 1.7 Ry) eines einzelnen ArAtoms im Dipolmodell. Daher folgen die Dipole weitgehend adiabatisch dem Dipolfeld des Plasmons. Dies wurde zum einen durch eine vergleichende Rechnung bestätigt, bei der explizit nur eine solche adiabatische Kopplung, wie in Kap. 3 beschrieben, zugelassen wurde. Zum anderen ist die kinetische Energie der Eg-Dipole sehr gering und klingt mit der Dämpfung des Plasmons ab (Abb. 7.6 oben). Zusammengenommen zeigt dies, dass praktisch kein Energietransfer vom Cluster auf die Umgebung aufgrund der dynamischen Polarisationswechselwirkung stattfindet, und dieser Mechanismus insbesondere nicht zu einem Aufheizen der Matrix beitragen kann. Obwohl die Dipole in diesem Sinn keinen dynamischen Beitrag liefern, ist es den- 1.6 Nesc 1.2 0.8 E*=0.7 Ry Na8Ar164 free Na8 0 1 0.5 0 -0.5 -1 6.2 ∆ rms(Ar) [a0] rms(Na) [a0] el. dipol [ea0] 0.4 59 DR(Ar) [ 10-2 ea0] Ekin,dip [ 10-3 Ry] 7.3 Analyse einer starken Anregung 5.9 5.6 5.3 β2(Ar) [ ⋅10-3] β2(Na) 0 -0.1 -0.2 2.0 1.5 1.0 0.5 0.0 0.9 0.6 0.3 0.0 0 -0.2 -0.4 inner shell outer shell tot. matrix -0.6 -0.8 3.2 3.0 2.8 ≈ 0.0 -0.5 -1.0 Ekin(Ar) [Ry] Ekin(Na) [Ry] -0.3 0.01 0 0.01 0 0 0.5 1 1.5 2 2.5 3 3.5 4 time [ps] 0 0.5 1 1.5 2 2.5 3 3.5 4 time [ps] Abbildung 7.6: Zeitliche Entwicklung verschiedenster Größen in Na8 Ar164 nach Anregung mit 0.7 Ry. Links sind Eigenschaften des Na8 -Clusters gezeigt: die Elektronemission, das Dipolmoment, der ionische Clusterradius und die Verformung sowie die kinetische Energie der Na+ -Ionen. Zum Vergleich sind die entsprechenden Größen für den freien Cluster gestrichelt mit eingezeichnet. Die rechte Spalte enthält Informationen zur Ar-Matrix: die kinetische Energie der Ar-Dipole, eine schalenweise Analyse der Polarisation gemäß Glg. 7.2, die Veränderung des Radius und der Verformung bezüglich der Ausgangskonfiguration und die kinetische Energie der Ar-Atome. 60 Kapitel 7. Dynamik von eingebettetem Na8 noch interessant, die Polarisation genauer zu betrachten. Diese geschieht anhand der radialen Komponente der Ar-Dipolmomente, die über einzelne Schalen der Matrix gemittelt wurde DR = 1 Nshell N shell X i ∈ shell Ri · di Ri 2 !1/2 . (7.2) Hierbei bezeichnet Ri die Position der Ar-Cores. Die Analyse ist in Abb. 7.6 oben rechts für die innerste und äußerste Schale, sowie für die gesamte Matrix dargestellt. Die Polarisation steigt instantan, sobald die Ionisation einsetzt aufgrund des entstehenden Coulombfeldes und bleibt anschließend weitgehend konstant. Die zuvor diskutierten Oszillationen mit der Plasmonfrequenz sind hier wegen ihrer kleinen Amplituden nicht zu erkennen. Dagegen sind die niederfrequenten Veränderungen der Polarisation besonders der innersten Schale eine Ursache des aufgrund der Ionenbewegung variierenden Feldes. Eine ähnliche schalenweise Analyse wie für die Polarisation lässt sich auch für den rms-Radius und die Deformation durchführen. Man findet eine leichte Kontraktion der Matrix innerhalb etwa einer Pikosekunde, die durch die Attraktion der Ar-Dipole im Feld des geladenen Clusters zustandekommt und wenig Veränderungen danach. Hinsichtlich der Deformation ist festzustellen, dass schon im Grundzustand die Schalen nicht völlig sphärisch sind. Nach der Anregung gibt es einen minimalen Trend zu einer oblaten Deformation, jedoch verhalten sich einzelne Schalen auch hier qualitativ verschieden. Die nur geringfügig abfallende kinetische Energie der ionischen Clusteroszillation (Fig. 7.6 unten) zeigt, dass es nur zu einem geringen Energieübertrag auf die Matrix kommt. Entsprechend bleibt die Energie des Edelgases sehr gering. Dies lässt sich dahingehend interpretieren, dass die Cavity der Matrix größer als der Na8 -Cluster ist und diesem genügend Platz zu seiner “breathing”-Oszillation verbleibt. 7.4 Kopplung von Plasmon und Ionbewegung Bisher wurden die Plasmonresonanz und die ionischen Schwingungen infolge der Ionisation jeweils getrennt betrachtet. Eine interessante Fragestellung ist, welchen gegenseitigen Einfluss diese beiden Anregungen besitzen. Da die Ionbewegung hier klassisch beschrieben wird, ist die Quantisierung der Schwingungen nur in ihrer Wirkung auf das elektronische System berücksichtigt. Die Ergebnisse sind im Limes starker ionischer Anregungen zu interpretieren, wo die Absorption eines einzelnen Phonons die Dynamik nicht grundlegend verändert. Die Situation ist hier ganz analog zur Wechselwirkung der Photonen des Lasers mit dem Cluster zu verstehen. Für den Fall schwach perturbativer Anregungen (< 0.1 eV) wurden ionische Schwingungen detailliert in [Rei02] untersucht. Die hier betrachteten ionischen Energien sind um ein Vielfaches größer. Gegenüber der letzten Studie wird hier die Boostenergie auf 0.3 Ry reduziert, da dies zu einer gut zu analysierenden, lang anhaltenden Plasmonoszillation führt. P(ω) [a.u.] 7.4 Kopplung von Plasmon und Ionbewegung 600 Na8Ar164 zext=5.6 a0 zext=6.4 a0 61 Na8 free zext=5.678 a0 zext=6.0 a0 400 200 P(ω) [a.u.] 0 ionmd ions fixed 600 400 200 0 2.4 2.5 2.6 2.7 2.8 energy [eV] 2.9 2.5 2.6 2.7 2.8 2.9 3 energy [eV] Abbildung 7.7: Spektrum des eingebetteten (links) und freien (rechts) Na8 -Clusters im Bereich der Plasmonenergie nach Boost-Anregung mit 0.3 Ry. Unten ist das über einen langen Zeitbereich (3 ps) Fourier-transformierte Signal zu sehen und mit dem Spektrum (gestrichelt), das ohne Ionbewegung berechnet wurde, verglichen. Die oberen Abbildungen zeigen die Spektren in den Umkehrpunkten der Ionenbewegung. In Abb. 7.7 ist das Dipolspektrum in einem engen Bereich um die Plasmonenergie dargestellt (durchgezogene Linie). Es wurde aus dem Dipolsignal über den gesamten Zeitbereich der Simulation gewonnen. Dieses Ergebnis wird nun mit einer Rechnung ohne Iondynamik, die in der Abbildung gestrichelt dargestellt ist, verglichen. Es sind zwei Auffälligkeiten festzustellen: Zum einen eine Konzentration der Oszillatorstärke in den Randbereichen des Plasmons (“Doppel-Höckerstruktur”). Zum anderen eine Fragmentation des gesamten Spektrums in kleine “Sub-Peaks” mit einem Abstand von etwa 10 meV. Zur Erklärung des ersten Effekts berücksichtige man, dass die Plasmonenergie mit dem Clusterradius über ωMie ∝ R−3/2 verknüpft ist [Rei96]. Da hier nur die z-Komponente des Dipolmoments analysiert wird, ist die Plasmonenergie in etwa −3/2 durch die Ausdehnung des Clusters in z-Richtung bestimmt: ωMie ∝ zext . Jede momentane ionische Konfiguration besitzt somit eine zugehörige Plasmonenergie ωMie. Dies ist in Abb. 7.7 oben gezeigt, wo das Plasmon für die extremalen Konfigurationen der Ionenstruktur berechnet wurde. Deutlich ist zu erkennen, dass die Plasmonenergien, die diesen Umkehrpunkten der ionischen Oszillation entsprechen, einen besonders großen Teil zum vollständigen Response beisteuern. Dies ist als eine Folge der 62 Kapitel 7. Dynamik von eingebettetem Na8 Abbildung 7.8: Verweildauer des Clusters in einer Konfiguration mit gegebener Ausdehnung in zRichtung. Die Verteilung wurde aus einer Anregung mit 0.3 Ry gewonnen. P(zext) Na8 free Na8Ar164 5 5.5 6 zext [a0] 6.5 7 (inkohärenten) Überlagerung der verschiedenen Plasmonenergien zu verstehen, wobei die einzelnen Energien mit der Verweildauer des Systems in der jeweiligen Konfiguration zu gewichten sind. Diese Verweildauer ist in Abb. 7.8 gezeigt und keineswegs konstant. Vielmehr besitzt die Verteilung ausgeprägte Maxima in den klassischen Umkehrpunkten der Monopol-Schwingung. Somit tragen die Plasmonenergien, die diesen extremalen Konfigurationen entsprechen, besonders zur gemittelten Dipolstärke bei, was die Doppel-Höckerstruktur des Plasmons erklärt. Es verbleibt, den Ursprung der “Sub-Peaks” zu erklären. Hierzu wird eine Spektralanalyse der Ionenbewegung durchgeführt. Explizit lässt sich das ionische Spektrum anhand des fouriertransformierten rms-Radius und Quadrupolmoments Glg. 5.2, 5.3 der Ionenstruktur charakterisieren. Der rms-Radius entspricht dabei dem dominierenden “breathing”-Mode, das Quadrupolmoment einer Schwingung, die den Cluster deformiert. Die Auswertung in Abb. 7.9 zeigt, dass beide Moden praktisch entartet sind. Entscheidend für die Erklärung der Plasmonstruktur ist nun, dass die Energien der Cluster-Phononen im Bereich von etwa 14 meV liegen. Die regelmäßigen Teil-Peaks in Abb. 7.7 treten gerade mit einem Abstand von dieser Energie auf. Deshalb erscheint eine Interpretation als Multi-Phonon-Prozess naheliegend. Qualitativ lässt sich die Situation in zeitabhängiger Störungstheorie verstehen, wo jeder weitere Peak einer höheren Ordnung der Störungsreihe zuzuordnen ist. Aus der großen Zahl von erkennbaren Sub-Strukturen lässt sich folgern, dass hier sehr hohe Multi-Phonon-Ordnungen auftreten, was anzeigt, dass die Plasmon-Phonon Kopplung hier hochgradig nichtlinear ist. In der Struktur des Plasmons werden somit zweierlei Kopplungen an die ionischen Schwingungen sichtbar. Zum einen kommt es zu einer inkohärenten Überlagerung von Plasmonenergien, die den unterschiedlichen ionischen Konfigurationen zuzuordnen sind. Zum anderen ist aber auch die kohärente Kopplung an die Phononen im Spektrum zu erkennen. Die hier präsentierten Ergebnisse zur Iondynamik wurden auch in [Feh06b] publiziert. 7.4 Kopplung von Plasmon und Ionbewegung 63 1e+06 P(ω) [a.u.] Na8 free monop quadrup 1e+04 1e+02 1e+06 P(ω) [a.u.] Na8Ar164 1e+04 1e+02 0 5 10 15 20 25 energy [meV] 30 35 40 Abbildung 7.9: Spektren der Ionenbewegung des freien (oben) und eingebetteten (unten) Na8 -Clusters. Kapitel 8 Verzögerte Coulombexplosion in Ar-Matrizen Eine interessante Fragestellung ist, wie sich der eingebettete Na8 -Cluster bei noch stärkeren Anregungen verhält, als sie im vorangehenden Abschnitt betrachtet wurden. Höhere Laserintensitäten führen zu einer starken Ionisation des Clusters und lassen die Prozesse der Elektrondynamik in den Hintergrund treten. Die unmittelbare Folge solch heftiger Anregungen ist die Coulombexplosion des Clusters und die Emission geladener Atome und Fragmente. Sie wurde experimentell zunächst an Edelgasclustern untersucht [Sny96]. Ähnlich wie zur Aufklärung der Elektrondynamik gestattet es die “Pump-Probe”-Technik, die Dynamik der Explosion zu verfolgen, wobei hier anstelle der Photoelektronen zumeist die emittierten Ionen detektiert werden. Beispiele, in denen die Coulombexplosion von Metallclustern derart untersucht wurde, sind die Arbeiten von [Schr96, Döp05]. Ein besonders spektakulärer Fall, der die Höhe der teilweise beteiligten Energie demonstriert, aber natürlich weit stärkere Anregungen erfordert und die Dynamik der Core-Elektronen involviert, ist die Erzeugung von Röntgenstrahlung und Neutronen bei einer Anregung von Deuteriumclustern im intensiven Laserfeld [Dit97]. Allerdings stößt das hier verwendete Modell schon bei moderaten Anregungen in mehrfacher Hinsicht an seine Grenzen. Zum einen ist die DFT nicht in der Lage, starke Elektron-Korrelationen zu beschreiben, wie sie in Elektron-Elektronstößen auftreten. Diese spielen aber gerade im stark angeregten System, etwa für die Thermalisierung der Elektronen, eine wichtige Rolle. Ebenso wird die Lebensdauer der Plasmonanregung in der TDLDA überschätzt. Eine Verbesserung stellen unter diesem Aspekt quasiklassische Molekulardynamik-Beschreibungen der Elektronen und Ionen dar [Saa03]. Eine Zwischenstellung nimmt eine Modellierung im Rahmen einer Vlasov-Dynamik ein, die so erweitert werden kann, dass sie Elektronstöße enthält [Dom00]. Für eingebettete Systeme wurde dies in [Mun05] erprobt. Als Problem erweist sich hierbei, dass die Na-Ar-Wechselwirkung, und insbesondere der vdW-Beitrag, sehr schwache quantenmechanische Effekte sind, die mit der semiklassischen Methode nicht ausreichend genau wiedergegeben werden, um beispielsweise denselben Grundzustand wie in der DFT zu erhalten. Eine weitere Einschränkung betrifft die Beschreibung der Edelgasmatrix im Di- 8.1 Beispiel einer starken Laseranregung 65 polmodell, das keine Ionisation der Ar-Atome zulässt. Zwar liegen die Laserfrequenzen immer deutlich unterhalb des Ionisationspotentials EIP , aber bei hohen Feldstärken kann es zur Tunnelionisation des Argon kommen. Umgekehrt ist aber eine entsprechende Laserintensität notwendig, um den Na-Cluster in den erwünschten Ladungszustand zu bringen. Die relative Bedeutung des Tunnel-Prozesses im Vergleich zur Multiphoton-Ionisation kann durch den Keldysh- (oder Adiabatizitäts-) Parameter γ= p ωlas 2EIP E0 (8.1) abgeschätzt werden [Kel65]. Hier bedeutet γ ≤ 1, dass Tunnelionisation auftritt, γ ≫ 1 charakterisiert das hier erwünschte Regime der Multiphoton-Absorption. Um vier Elektronen des Na8 -Clusters zu emittieren ist bei der hier verwendeten Laserfrequenz von ωlas = 0.14 Ry eine Feldstärke von E0 = 0.0245 Ry/a0 notwendig. Dies resultiert in einem Keldysh-Parameter von γ ≈ 8, d.h. gerade im Grenzbereich, wo Tunnelionisation nicht auszuschließen ist. Eine detailliertere Abschätzung im Anhang D, bei der direkt die Ionisationswahrscheinlichkeit für ein freies Ar-Atom berechnet wird, ergibt, dass Ionisation für Feldstärken ≤ 0.02 Ry/a0 zu vernachlässigen ist. Etwas erschwerend kommt nun noch hinzu, dass durch die Wechselwirkung der Edelgasatome in der Matrix das IP etwas abgesenkt wird (von 1.16 Ry auf 1.05 Ry im Ar-Kristall). Dennoch kann der genannte kritische Wert zur groben Orientierung dienen. Da bei der Propagation die Dipolmomente ohnehin in jedem Zeitschritt neu zu berechnen sind, lässt sich die lokale Feldstärke leicht protokollieren und mit dem kritischen Wert vergleichen. Es zeigt sich, dass die kritische Schwelle im vorliegenden Fall knapp erreicht wird. Schließlich treten prinzipielle Probleme auf, wenn eine Coulombexplosion in CAPSSymmetrie beschrieben werden soll. Hierbei wird die Bindung durch die Elektronen in der Ebene senkrecht zur Symmetrieachse umso mehr überschätzt, je weiter die Ionen von der Achse entfernt sind. Dies liegt daran, dass der Elektrondichte eine radiale Symmetrie aufgezwungen wird, was offensichtlich unphysikalisch ist, da diese sich in Wirklichkeit um die Ionen konzentrieren würde. Eine ausführliche Diskussion der Problematik findet sich im Anhang C. Insgesamt sind die folgenden Ergebnisse daher sehr vorsichtig zu interpretieren und als “first guess” aufzufassen. 8.1 Beispiel einer starken Laseranregung Der Laser mit den oben genannten Parametern wird nun auf den freien Na8 -Cluster und das eingebettete System Na8 Ar164 eingestrahlt. Die Anfangstemperatur der Matrix wird dabei zu 10 K gewählt. Eine solche Startkonfiguration bei endlicher Temperatur entspricht eher einer experimentellen Situation und verhindert eine unrealistische axiale Symmetrieerhaltung der Matrixstruktur, die sich über die gesamte Dauer der Simulation zeigt, wenn diese bei T = 0 startet. Die Trajektorien der Punktteilchen sind Abb. 8.1 zu entnehmen. Die Coulombexplosion des freien Clusters startet nach etwa 100 fs und treibt die Ionen innerhalb der 66 Kapitel 8. Verzögerte Coulombexplosion in Ar-Matrizen Na ions Ar atoms 30 z [a0] rad. dist. [a0] 40 20 ωlas=0.14 Ry 10 I= 2.1 1014 W/cm2 0 -10 10 -20 0 40 20 30 10 z [a0] rad. dist. [a0] 20 20 0 -10 10 -20 0 0 1 2 3 4 5 6 time [ps] 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 time [ps] 7 8 9 Abbildung 8.1: Vergleich der Coulombexplosion im freien Na8 (oben) und in Na8 Ar164 (unten) nach einer off-resonanten (ωlas = 0.14 Ry), starken Laseranregung. Die Temperatur der ArMatrix beträgt zu Beginn 10 K. Trajektorien der Na+ -Ionen sind als dicke Linien, die der Ar-Atome gestrichelt dargestellt. ersten Pikosekunde weit auseinander. In Na8 Ar164 kommt es durch den Laser, abgesehen von der möglichen, aber im Modell nicht zu beschreibenden Ionisation, zu keinerlei innerer Anregung der Matrix. Dies wurde überprüft, indem der Laser auf einen reinen Ar-Cluster angewendet wurde. Die Expansion des Na-Clusters im eingebetteten System wird abrupt von der innersten Schale der Ar-Matrix gestoppt und der Impuls auf die Ar-Atome übertragen. In Abb. 8.4 ist dies als vollständiger Transfer der kinetischen Energie der Na+ -Ionen auf die Ar-Matrix sichtbar. Die derart erzeugte Anregung des Argon ist hochgradig anisotrop und breitet sich in Form einer Stoßwelle, die in Abb. 8.1 besonders deutlich in den z-Koordinaten zu erkennen ist, in radialer Richtung aus. Die Ausbreitungsgeschwindigkeit beträgt 110 a0 /ps (≈ 5.8 km/s) und liegt damit weit über der Schallgeschwindigkeit in einem festen Ar-Cluster. Diese wurde für einen etwas größeren reinen Ar-Cluster (Ar447 ) zu 24 a0 /ps abgeschätzt. Bei der Propagation wird die Welle nur wenig gedämpft, so dass der gesamte Impuls bis an die Oberfläche der Matrix gelangt und dort zur Emission von Randatomen führt. Dass hierbei ein beträchtlicher Energieanteil der Coulombexplosion abgeführt wird, wird deutlich, wenn man den Beitrag der emittierten Atome von der gesamten kinetischen Energie subtrahiert. In Abb. 8.4 ist daher auch die Energie des Argons dargestellt, die in dem gebundenen Teil der Matrix verbleibt. Für diese Analyse werden Atome als gebunden betrachtet, solange sie sich innerhalb einer Kugel vom 2.5-fachen rms-Radius 8.1 Beispiel einer starken Laseranregung 67 der Ausgangskonfiguration befinden. Nur etwa ein fünftel der anfangs durch den Stoß auf die Matrix transferierten Energie (≈ 0.4 Ry) verbleibt nach dem Entweichen der Randatome in der Matrix. Im vorliegenden Fall tritt der Emissions-Prozess sogar zweimal auf: Zuerst deutlich ausgeprägt infolge des ersten Stoßes durch den Na-Cluster mit einer Emission von 8 Atomen in der xy-Ebene und ein weiteres mal weniger heftig, ausgelöst von einem zweiten Stoß des Clusters, der weitere 8 Atome, diesmal nahezu in Richtung der z-Achse emittiert. Diesen beiden Phänomenen – Erzeugung einer Schockwelle und Emission von Ar-Atomen – wird anschließend eine genauere Analyse gewidmet. Um den Vorgang genauer zu illustrieren, sind in Abb. 8.2, 8.3 Momentaufnahmen des Systems dargestellt. Der obere Teil zeigt jeweils einen Schnitt durch die xy-Ebene. Darunter findet sich ein Schnitt durch eine hierzu senkrechte Ebene, die von der Symmetrieachse (z-Achse) und der momentanen Position eines Na+ -Ions aufgespannt wird. Die Positionen von Ionen und Ar-Atomen sind mit eingezeichnet, wenn ihr Abstand von der Schnittebene weniger als 4.5 a0 beträgt. Dieser Bereich ist im oberen Teil der Abbildungen durch einen Rahmen markiert. Nach T = 1 ps sind bereits 8 Randatome emittiert, wie man dem Vergleich mit der Ausgangskonfiguration entnimmt. Die Darstellung der xy-Ebene zeigt, dass es sich gerade um solche Atome handelt, die anfangs etwa in derselben Richtung wie die Na+ -Ionen liegen. Betrachtet man nun erneut die Clusterdynamik, so entnimmt man Abb. 8.1, dass alle Ionen bis zu etwa 1.5 ps dasselbe Verhalten zeigen (im wesentlichen die Explosion und ein gemeinsames, leichtes Zurückfedern). Danach kommt es zu einer qualitativ unterschiedlichen Dynamik für die unteren (z < 0) und oberen Na+ -Ionen. Während erstere in der Matrix gebunden bleiben, zeigen die oberen vier eine langsame Drift mit einer Expansion in radialer Richtung, die durch die Coulombabstoßung getrieben und durch wiederholte Stöße mit Ar-Atomen gebremst wird. Aus Abb. 8.3 ersieht man, dass sich die Elektrondichte nach etwa 1.6 ps um die unteren vier Ionen konzentriert, was das unterschiedliche Expansionsverhalten der Ionen erklärt. Es ist interessant, dass die einzige Symmetriebrechung in z-Richtung durch die Laser-Anregung des elektronischen Systems sich hier auf die Iondynamik zu einem viel späteren Zeitpunkt auswirkt. Auf den ersten Blick erscheint selbst die Elektronverteilung recht symmetrisch, sobald die Plasmonanregung abgeklungen ist und bevor es zu den Unterschieden in der Iondynamik kommt (T = 1.2 ps in Abb. 8.2). Die Darstellung liefert auch eine Begründung für die Expansion der oberen Ionen in radiale Richtung, die nach der eingangs erwähnten Überschätzung der Bindung im CAPS-Modell unterdrückt sein sollte. Die Ursache ist die Struktur der Ar-Matrix im Innenbereich, die eine Expansion in z-Richtung blockiert, umgekehrt aber eine Bewegung in radiale Richtung wegen der dort reduzierten Ar-Dichte zulässt. Dies ist natürlich eine unmittelbare Folge dessen, dass die Ar-Struktur aus dem fcc-Kristall aufgebaut wurde. Andere, stärker sphärische Strukturen würden sich hier qualitativ anders verhalten. Umgekehrt ist offenbar vorwiegend die Struktur in der direkten Umgebung für das Expansionsverhalten entscheidend, denn in der größeren Matrix Ar434 zeigt sich ein 68 Kapitel 8. Verzögerte Coulombexplosion in Ar-Matrizen 100 100 T=1.2 ps z coord. [a0 ] y coord. [a0 ] T=0 ps 0 0 −27.2 −27.2 −30 −20 −10 0 10 20 radial coord. [a0 ] 30 −30 −20 −10 0 10 20 30 radial coord. [a0 ] Abbildung 8.2: Momentaufnahmen des Systems Na8 Ar164 nach Ionisation in den Ladungszustand 4+ . Gezeigt ist im oberen Bild jeweils ein Schnitt durch die z=0 Ebene. Die hierzu senkrechte Schnittebene im unteren Teil wird jeweils durch die Symmetrieachse und die momentane Position eines der emittierten Na+ -Ionen bestimmt. qualitativ gleicher Ablauf der Explosion. Im weiteren Verlauf kommt es zu einer weiteren Expansion des Rings aus Na+ Ionen, die immer wieder durch Stöße mit Ar-Atomen unterbrochen wird. Der Vorgang lässt sich treffend als “Coulomb-Drift” beschreiben. Wie dem Vergleich der kinetischen Energien von Na+ -Ionen und Matrix zu entnehmen ist (Fig. 8.4), wird die bei den Kollisionen mit Ar-Atomen freigesetzte Energie vollständig auf die Matrix übertragen, was zu einer beständigen Aufheizung des Argon führt. Das beschriebene Verhalten von Cluster und Matrix lässt sich auch anhand der in Abb. 8.4 unten gezeigten globalen Formparameter rms-Radius und Deformation ablesen. Da die emittierten Ar-Atome die Größen dominieren würden, wurden sie, wie schon bei der kinetischen Energie, nicht mehr berücksichtigt, sobald sie die “Analyse-Kugel” verlassen haben. Klar ist die stark oblate Deformation des Clusters während der Explosion zu identifizieren. Diese Verformung überträgt sich unmittelbar auf die Struktur des Argon. Nach etwa 3 ps erreichen die expandierenden Ionen den Außenbereich der Matrix. 8.1 Beispiel einer starken Laseranregung 69 100 100 T=3.2 ps z coord. [a0 ] y coord. [a0 ] T=1.6 ps 0 0 −27.2 −27.2 −30 −20 −10 0 10 20 radial coord. [a0 ] 30 −30 −20 −10 0 10 20 30 radial coord. [a0 ] Abbildung 8.3: Fortsetzung der Abb. 8.2. Punktteilchen werden mit eingezeichnet, sofern Sie in dem oben gekennzeichneten Rahmen der Breite 8 a0 liegen. Na+ -Ionen sind als Kreise, Ar-Atome als Quadrate dargestellt. Deutlich ist die Konzentration der Elektrondichte um die unteren Ionen nach 1.6 ps zu erkennen. In dieser Phase nimmt auch die Geschwindigkeit der Na+ -Ionen merklich zu (vgl. die kinetische Energie in Abb. 8.4 oben), da die weitere Explosion nun nicht mehr durch das Argon verhindert wird. Indem die entweichenden Ionen einige Edelgasatome an sich binden (T = 3.2 ps in Abb. 8.3), führen sie zu einer weiteren Zerstörung der Matrix. Insgesamt verbleibt nach etwa 8 ps ein praktisch neutraler Na4 -Cluster in einer stark oblat deformierten, angeregten Ar-Matrix. Die Temperatur des Clusters, die sich direkt aus der kinetischen Energie abschätzen lässt, beträgt etwa 80 K – ein bemerkenswert niedriger Wert, wenn man die Stärke der ursprünglichen Anregung bedenkt. Um die Diskussion des Beispiels abzuschließen, soll noch ein Blick auf die thermische Entwicklung der Argon-Matrix während des gesamten Explosionsprozesses geworfen werden. Obwohl Temperaturen strenggenommen nur im thermodynamischen Limes definiert sind, lässt sich dennoch eine momentane Temperatur angeben, die durch die Kapitel 8. Verzögerte Coulombexplosion in Ar-Matrizen all Ar atoms Na+ Ions without emitted Ar Ekin [Ry] 70 0.6 0.5 0.4 0.3 0.2 0.1 0 0 0.2 0.4 0 1 2 3 4 5 6 7 8 time [ps] 25 20 β rms [a0] 30 15 10 5 0 1 2 3 4 5 6 7 8 time [ps] 0.4 0.2 0 -0.2 -0.4 -0.6 -0.8 0 1 2 3 4 5 6 7 8 time [ps] Abbildung 8.4: Kinetische Energien von Na-Cluster und Ar-Matrix (oben) und globale Formparameter (unten). Der Deutlichkeit halber ist die Energie in der Phase kurz nach der Anregung getrennt dargestellt. Im Fall des Argon sind die Größen auch nach Entfernen der Atome angegeben, die eine Analyse-Kugel vom 2.5-fachen rms-Radius der Ausgangskonfiguration verlassen haben. auf die einzelnen Freiheitsgrade normierte kinetische Energie gegeben ist. TAr = hEkin i 3NAr − 6 kB 2 (8.2) Sie würde der “echten” Temperatur entsprechen, falls das thermische Gleichgewicht erreicht wäre und Gleichverteilung der kinetischen Energie vorliegen würde. <> bezeichnet hier die Mittelung über alle Atome des Ensembles und über ein Zeitintervall der Länge 250 fs. Für das folgende ist es instruktiv, diese Größe getrennt für zwei unterschiedliche Teilmengen des Ar-Ensembles zu untersuchen. Betrachtet wird zum einen die Menge der Atome, die am Ende der Simulation noch gebunden sind. Daneben wird in Abb. 8.5 eine momentane Temperatur unter Berücksichtigung der Atome gezeigt, die zum entsprechenden Zeitpunkt noch gebunden sind. Diese Temperatur entspricht genau der kinetischen Energie in Abb. 8.4. Bei der Temperatur handelt es sich letztlich um das erste Moment in der Verteilung der kinetischen Energie. Um eine Abweichung vom Gleichgewicht quantifizieren zu können, wird auch die Standardabweichung 1/2 5 2 2 σ(E) = hEkin i − hEkin i (8.3) 3NAr 8.1 Beispiel einer starken Laseranregung σ [Ry] TAr [K] NAr bound 160 71 Na8Ar164 150 Ι= 2.1 1014 W/cm2 140 130 presently bound bound at 10 ps 240 200 160 120 80 40 0 0.05 0.04 0.03 0.02 0.01 0 0 2 4 6 time [ps] 8 10 Abbildung 8.5: Thermische Entwicklung der Matrix in Na8 Ar164 . Gezeigt ist oben die Zahl der in der Matrix gebundenen Ar-Atome, darunter die Temperatur des Edelgases. Sie wird einmal für die Atome angegeben, die am Ende der Simulation noch gebunden sind und zum anderen als Temperatur des Ensembles, das aus allen momentan noch gebundenen Atomen besteht. Unten ist die Varianz der kinetischen Energie (Glg. 8.3) dargestellt. betrachtet. Es handelt sich um die Abweichung des zweiten Moments der Energie 2 hEkin i vom Wert, der sich im Gleichgewicht ergeben würde. Der zeitliche Verlauf beider Größen ist in Abb. 8.5 dargestellt. Weiterhin wird in Abb. 8.6 auch direkt die Verteilung der kinetischen Energie zu ausgewählten Zeitpunkten betrachtet. Dies erfolgt anhand von Histogrammen der Energieverteilung. Die starke Anregung durch den explodierenden Cluster resultiert in einer kurzzeitig sehr hohen “Temperatur” der inneren Ar-Schalen. Aufgrund des sehr schnellen Energietransfers in Form der Stoßwelle auf die Randatome, äußert sich dieser Effekt nicht so deutlich in der Temperatur des End-Ensembles. Hier kommt es lediglich zu einem Temperaturanstieg auf etwa 80 K. Dennoch liegt dieser Wert oberhalb der Schmelztemperatur des Argons, die für einen reinen Ar177 Cluster bei etwa 50 K gefunden wurde. Dieses Schmelzen ist verbunden mit einer Zunahme der potentiellen Energie, die gerade der latenten Wärme des Phasenübergangs entspricht. Sie ist in Abb. 8.5, 8.4 in einer Abnahme der kinetischen Energie innerhalb der ersten Pikosekunde zu erkennen, noch bevor es zur Emission von Atomen kommt. Spätestens zu diesem Zeitpunkt befindet sich die gesamte Matrix in einem flüssigen Zustand. Die sich verringernde Varianz der kinetischen Energie zeigt, dass sich das System in dieser Phase schnell thermalisiert. Dies ist auch unmittelbar aus den Verteilungen der kinetischen Energien in Abb. 8.6 ersichtlich. Während kurz nach dem Stoß (0.5 ps) zahlreiche Atome übermäßig hohe Energien besitzen, scheint die Verteilung nach 1 ps bereits deutlich näher am Gleichgewicht. Man beachte, dass die emittierten Atome in dieser Darstellung nicht enthalten nr. Ar atoms Kapitel 8. Verzögerte Coulombexplosion in Ar-Matrizen 14 12 10 8 6 4 2 0 nr. Ar atoms 72 14 12 10 8 6 4 2 0 14 12 10 8 6 4 2 0 0.5 ps TAr=80 K 14 12 10 8 6 4 2 0 3 ps TAr=87 K 0 1 2 3 4 -3 Ekin [ 10 Ry] 5 1 ps TAr=53 K 6 8 ps TAr=96 K 0 1 2 3 4 -3 Ekin [ 10 Ry] 5 6 Abbildung 8.6: Verteilung der kinetischen Energie der Ar-Atome zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Betrachtet wird jeweils die Teilmenge der am Ende der Simulation (10 ps) noch gebundenen Atome. Die durchgezogene Kurve stellt die Gleichgewichtsverteilung dar, die der momentanen, angegebenen Temperatur entspricht. sind und viel höhere Energien bis zu 0.09 Ry aufweisen. Anschließend setzt der Driftprozess der Na+ -Ionen ein, der durch wiederholte Stöße mit dem Edelgas eine weitere Thermalisierung verhindert. Die Temperatur steigt hierbei langsam an. Der Aufheizung wirkt ein Abdampfen von Randatomen entgegen, das nach etwa 4 ps einsetzt (vgl. Abb. 8.5 oben) und unterstützt wird von der Attraktion der entweichenden Ionen. Die Verteilung der kinetischen Energie in Abb. 8.6 stimmt am Ende der Simulation bereits recht gut mit der Maxwellverteilung überein, was darauf hinweist, dass sich die Matrix bereits nahe am thermischen Gleichgewicht befindet. Die letztendlich erreichte Temperatur beträgt 80 K, was genau der Temperatur des verbleibenden Na4 -Clusters entspricht und die Thermalisierung des gesamten Systems anzeigt. rms [a0] rms [a0] rms [a0] 8.2 Systematik zu Anregungsenergie und Matrixgröße NAr=1048 35 30 25 20 15 10 5 35 30 25 20 15 10 5 35 30 25 20 15 10 5 73 Nesc=3 Nesc=5 Nesc=4.2 all Ar atoms without emitted Ar Na ions NAr=434 NAr=164 0 1 2 3 4 time [ps] 5 6 0 1 2 3 4 time [ps] 5 6 0 1 2 3 4 5 6 time [ps] Abbildung 8.7: rms-Radien von Na8 -Cluster und Ar-Matrizen unterschiedlicher Größe nach Emission der angezeigten Anzahl Elektronen. Die Matrizen stabilisieren den Ladungszustand 3+ und verzögern die Coulombexplosion bei stärkeren Anregungen. 8.2 Systematik zu Anregungsenergie und Matrixgröße Das zuvor diskutierte Beispiel stellt einen Fall dar, in dem der Cluster trotz Einbettung explodiert. Es soll nun untersucht werden, welchen Einfluss Matrixgröße und der Ladungszustand Q nach der Anregung haben. Hierzu werden Rechnungen mit Ar-Matrizen bestehend aus 164, 434 und 1048 Atomen und Ladungszuständen von 3+ bis 5+ durchgeführt. Man findet, dass bei weniger starker Ionisation die Matrix den Explosionsprozess vollkommen verhindern kann. So bleibt Na8 nach Emission von 3 Elektronen in Matrizen mit mehr als 164 Atomen generell noch gebunden. Dies ist unmittelbar Abb. 8.7 zu entnehmen, wo die Radien von Cluster und Matrix für die verschiedenen Systemgrößen dargestellt sind. Die Schwelle, von der an eine Explosion stattfindet, liegt für alle drei betrachteten Matrizen geringfügig oberhalb des 4-fach geladenen Systems. Die Cluster Na4+ 8 bleiben im Rahmen dieser Simulationen durchweg gebunden. Der Einfluss der Matrixgröße äußert sich vor allem in einer unterschiedlich starken Verzögerung der Explosion. Einen qualitativen Einblick in die Dynamik der verschiedenen Systeme gewinnt man auch durch Betrachtung der kinetischen Energien von Cluster und Matrix in Abb. 8.8. Kapitel 8. Verzögerte Coulombexplosion in Ar-Matrizen Ekin [Ry] 74 NAr=1048 0.6 Nesc=3 Nesc=4.2 Nesc=5 0.4 all Ar atoms without emitted Ar Na ions 0.2 Ekin [Ry] 0 NAr=434 0.6 0.4 0.2 Ekin [Ry] 0 NAr=164 0.6 0.4 0.2 0 0 1 2 3 4 time [ps] 5 6 0 1 2 3 4 time [ps] 5 6 0 1 2 3 4 5 6 time [ps] Abbildung 8.8: Kinetische Energien von Na+ -Ionen und Ar-Matrix für unterschiedliche Systeme und Anregungsenergien. Die Energie aller Ar-Atome ist punktiert, die der gebundenen gestrichelt dargestellt. Die Energie der Ionen ist maximal kurz vor dem Stoß mit dem Substrat. Sie hängt allein von der Stärke der Clusteranregung ab und ist gleich für die unterschiedlichen Matrixgrößen. Die maximale Iongeschwindigkeit ist in Abhängigkeit des erreichten Ladungszustands, ebenso wie die weiteren, im folgenden diskutierten Größen, in Abb. 8.9 dargestellt. In allen Fällen wird der Na-Cluster abrupt durch den Stoß mit dem Edelgas abgebremst. Danach trägt die Ionenbewegung nur noch einen geringen Anteil zur kinetischen Energie bei. Im gebundenen Fall handelt es sich um eine oszillatorische Bewegung des ionischen Clusterradius, ähnlich wie in Abschnitt 7.4 beschrieben, im Explosionfall um die zuvor genannte langsame “Coulomb-Drift”. Die Anregungsstärke der Matrix wird vorwiegend durch die Explosionsgeschwindigkeit des Clusters bestimmt und ist daher wie diese in guter Näherung unabhängig von der Zahl der Ar-Atome. Zu einer Emission von Ar-Atomen kommt es schon bei Anregungen, die noch keine Explosion zur Folge haben. Die kritische Schwelle für diesen Prozess liegt bei der Ionisation von mehr als drei Elektronen. Im dreifach geladenen System wird ein Teil der Randatome zwar stark beschleunigt, letztendlich bleiben sie jedoch in der Matrix 8.2 Systematik zu Anregungsenergie und Matrixgröße 75 gebunden. Offenbar ist hier die Energie der Stoßwelle, die ja für den Impulstransfer verantwortlich ist, nicht ausreichend, um eine Emission herbeizuführen. Ein erster, schwacher Einfluss der Matrixgröße zeigt sich nun in der Energie der emittierten Atome, die in Ar1048 und Ar434 kleiner als in Ar164 ist. Dies lässt sich als Folge einer Dissipation der Schockwelle interpretieren, die in den größeren Matrizen eine weitere Distanz zur Oberfläche zurücklegen muss. In den stärker angeregten Systemen Q ≥ 4.2 ist anhand der sukzessiven Abnahme der kinetischen Energie in der Phase nach dem Stoß direkt das Schmelzen der Matrix zu identifizieren. Dieser Schmelzprozess erstreckt sich in den größeren Matrizen über einen längeren Zeitraum (etwa 1.8 ps in Ar1048 gegenüber 1 ps in Ar164 ). Umgekehrt folgert man, dass das Edelgas in den Fällen mit Q ≈ 3 durchweg in einem festen Zustand bleibt. In den instabilen Systemen setzt anschließend der “Drift”-Prozess der Ionen durch das Edelgas ein. Er ist direkt an der zunehmenden kinetischen Energie der Ar-Atome ablesbar. Da in den kleinen Matrizen weniger Freiheitsgrade zur Verfügung stehen, schreitet die Aufheizung dort schneller voran, was wiederum eine schnellere Expansion der Ionen begünstigt und die unterschiedlichen Zeitskalen der Explosion erklärt. In Abb. 8.9 ist schließlich die momentane Temperatur der Matrix nach 4 ps angegeben. Für die gebundenen Fälle entspricht diese ungefähr der Energie, die durch den Stoß mit dem Cluster übertragen und auf die einzelnen Atome verteilt wurde. Eine Interpretation der stärker angeregten Systeme ist schwieriger, da die Energien der emittierten Atome und auch die beim “Drift”-Prozess übertragene Energie von der Systemgröße abhängt. Außerdem ist der Vorgang bei den großen Matrizen nach 4 ps noch nicht abgeschlossen. Tatsache ist, dass die Temperatur in Ar164 dramatisch ansteigt, wenn es zur Explosion kommt. Kapitel 8. Verzögerte Coulombexplosion in Ar-Matrizen 150 Ar164 Ar434 Ar1048 temp [K] 33 30 27 24 21 18 15 120 90 60 30 0 60 vshock [a0/ps] vNa,max [a0/ps] vAr,emitt [a0/ps] 76 50 40 30 110 90 70 50 3 4 5 final charge state 3 4 5 final charge state Abbildung 8.9: Einige wichtige Größen in der Dynamik eines stark ionisierten eingebetteten Na8 -Clusters. Die Abbildungen zeigen in Abhängigkeit des letztlich erreichten Ladungszustands die Geschwindigkeiten der emittierten Ar-Atome (oben links) und der Na+ -Ionen vor dem Stoß mit der Matrix (unten links), die Temperatur der Matrix nach 4 ps (oben rechts) und die Geschwindigkeit der Schockwelle im Argon (unten rechts). Kapitel 9 Na Cluster auf Oberflächen Wurden im vorangehenden Abschnitt ausschließlich Cluster betrachtet, die in ein Edelgas eingebettet sind, so soll hier ein Na-Cluster studiert werden, der sich auf der Oberfläche des Substrats befindet. Das Modell der Edelgas-Cluster-Wechselwirkung lässt sich mit geringfügigen Modifikationen direkt auf diesen Fall übertragen. Solche auf Oberflächen deponierte Cluster sind sehr viel häufiger Gegenstand experimenteller Untersuchungen als eingebettete. Zum einen sind diese Systeme von großem technologischen Interesse, wie vor allem die zahlreichen Arbeiten zur Nanostrukturierung von Oberflächen beweisen [Gle95,Cos04]. Hierbei sollen auf die jeweilige Anwendung zugeschnittene Materialeigenschaften erzielt werden [Ret04]. Zum anderen können bestimmte Experimente nur an deponierten Clustern durchgeführt werden. Dies betrifft zuallererst die Methode der Rastertunnelmikroskopie aber auch die Untersuchung magnetischer Eigenschaften [Lau02]. Eine theoretische Beschreibung des gesamten Systems aus Cluster und Substrat im Rahmen der DFT ist in letzter Zeit möglich geworden, soweit man sich auf einen nicht zu großen Ausschnitt der Oberfläche und strukturelle Untersuchungen beschränkt [Mav06, Ryt04]. Eine für Experimente mit deponierten Clustern wichtige Fragestellung ist, wie der dynamische Prozess des Auftreffens auf der Substratoberfläche abläuft. Je nach Auftreffgeschwindigkeit, Bindungsenergie des Clusters und Art des Substrates treten unterschiedliche Szenarien auf: eine Reflexion des Clusters, eine Bindung an die Oberfläche oder ein Eindringen in das Substrat. Hierbei wird der Cluster mehr oder minder thermisch angeregt, so dass die möglichen Prozesse von einem “soft-landing” bis hin zur Clusterfragmentation reichen. Edelgase sind besonders “weiche” Substrate, die selbst bei relativ hohen Auftreffgeschwindigkeiten ein zerstörungsfreies Auftreffen des Clusters ermöglichen. Tatsächlich werden Edelgasschichten gerade aus diesem Grund als Substrat verwendet. Deposition kleiner Silber-Cluster auf Edelgasschichten wurde experimentell in [Fed98] untersucht. Theoretische Studien zur Clusterdeposition wurden bisher zumeist unter Verwendung empirischer Atompotentiale in MD-Simulationen durchgeführt [Hab95]. Die in Anlehnung an das oben genannte Experiment durchgeführten Rechnungen [Rat99] zeigen ein Eindringen von Cu2 in einen Ar-Film. Zur Erklärung der experimentell beobachteten, relativ niedrigen Fragmentationsraten wird ein Modell vorgeschlagen, in dem es 78 Kapitel 9. Na Cluster auf Oberflächen zu einer Rekombination der Fragmente kommt. Die Zahl der Arbeiten, die über eine solch klassische Beschreibung hinausgehen, ist bislang sehr gering. Erwähnt sei das voll quantenmechanische Modell zur Deposition von Pd-Clustern auf Mg0 in [Mos02]. 9.1 Modell zur Beschreibung der Deposition 30 dynamic Ar min. image fixed Ar Na ions z [a0] 20 10 0 -10 -20 -60 -40 -20 0 x [a0] 20 40 60 Abbildung 9.1: Schematische Darstellung des Modells zur Beschreibung von Clustern auf Oberflächen. Gezeigt ist hier ein Schnitt durch die (110) Ebene der Ausgangskonfiguration Na6 Ar384 . Zur Veranschaulichung sind Positionen von Ar-Atomen, die bei Anwendung des “Minimum-Image”-Prinzips verwendet werden, als offene Kreise mit eingezeichnet. Atome, die sich innerhalb des Halbkreises befinden, werden bei der späteren Analyse gesondert betrachtet. Hier wird im folgenden das Auftreffen eines Na6 -Clusters auf einem Ar-Substrat untersucht. Zur Beschreibung wird dasselbe Modell wie für eingebettete Cluster verwendet. Der einzige Unterschied besteht in der Behandlung der Ar-Ar-Wechselwirkung. Während in den vorigen Abschnitten immer Edelgasmatrizen endlicher Größe betrachtet wurden, soll hier ein möglichst großer Teil einer Edelgasoberfläche beschrieben werden. Da die Wechselwirkung des neutralen Clusters kurzreichweitig ist, kann man sich in der Simulation jedoch wiederum auf einen endlichen Ausschnitt der Oberfläche beschränken. Das einzige Problem besteht dann in der Stabilisierung der Randatome in der Richtung parallel zur Oberfläche. Die Beschreibung gelingt durch Verwendung eines “Minimum-Image”-Prinzips [All87]. Hierbei wird ein endlicher Block aus 384 Atomen des Ar-Kristalls periodisch fortgesetzt und die Wechselwirkung nur zwischen solchen Atomen berücksichtigt, die weniger als eine halbe Boxlänge voneinander entfernt sind. Auf diese Weise ist sichergestellt, dass jedes Atom die gleiche Anzahl nächster Nachbarn in lateraler Richtung besitzt. Explizit wird hier die (001) Ebene als 9.1 Modell zur Beschreibung der Deposition 79 Abbildung 9.2: Struktur des freien Na6 -Clusters. Die Bindungsenergie beträgt 2.5088 Ry, der Bindungsabstand innerhalb der pentagonalen Grundfläche 6.55 a0, zum “Top”-Ion jeweils 6.37 a0 . Oberfläche verwendet. Die z-Richtung wird also normal zur Oberfläche gewählt. Zur Stabilisierung der inneren Ar-Schichten werden schließlich die beiden untersten Lagen auf ihren Kristallpositionen fixiert, so dass 256 dynamisch aktive Ar-Atome verbleiben. In Abb. 9.1 ist ein Schnitt durch die (110) Ebene der Ar-Konfiguration gezeigt, die im folgenden als Modell für die Oberfläche dient. Im folgenden wird hier ausschließlich ein Na6 -Cluster betrachtet. Er besitzt die Struktur einer pentagonalen Pyramide und ist in Abb. 9.2 dargestellt. Dieser relativ kleine Cluster ist bereits ausreichend komplex, so dass er doch schon typisch metallische Clustereigenschaften wie eine kollektive Elektrondynamik aufweist. Andererseits bietet dieses noch überschaubare System Na6 Ar384 die Möglichkeit, systematische Untersuchungen der Auftreffgeschwindigkeit durchzuführen. Ausgangspunkt hierzu ist wie immer der elektronische Grundzustand des Clusters, dessen Schwerpunkt in einem Abstand von 15 a0 über der Oberfläche plaziert wird und dem die entsprechende Geschwindigkeit normal zur Oberfläche zugewiesen wird. Anschließend wird die Dynamik des Systems aus Cluster und Oberfläche simuliert. Zunächst soll demonstriert werden, dass schon bei relativ niedrigen Auftreffgeschwindigkeiten eine solch dynamische Behandlung des Edelgases notwendig ist und eine Behandlung durch ein statisches Oberflächenpotential falsche Ergebnisse liefern würde. Prinzipielle Unterschiede zeigen sich bereits bei niedrigen Anfangsgeschwindigkeiten mit Energien von 0.006 Ry. Der Fall einer höheren Energie von 0.06 Ry (≈ 947 K) ist in Abb. 9.3 dargestellt. Dort werden direkt die z-Komponenten der Trajektorien für den Fall einer starren Oberfläche mit dem Ergebnis einer dynamischen Beschreibung verglichen. Während im einen Fall der Cluster auf der Oberfläche gebunden bleibt, wird er im anderen Fall reflektiert. Dies zeigt, dass in der Realität ein wesentlicher Anteil der Translationsenergie auf das Edelgas übertragen und dadurch ein “soft-landing” ermöglicht wird. Die Geschwindigkeit des Clusters wird bei der Reflexion auf ca. 3/4 des ursprünglichen Wertes reduziert. Die verbleibende Energie führt zu einer inneren Anregung der Ionenbewegung und entspricht einer Temperatur von etwa 450 K. Im Gegensatz hierzu beträgt die kinetische Energie des deponierten Clusters lediglich 140 K. Eine detaillierte Untersuchung des Energietransfers auf das Substrat wird zurückgestellt. Stattdessen werden im folgenden unterschiedliche Anfangsgeschwindigkeiten betrachtet (Abb. 9.5). Ausgangspunkt ist in jedem Fall der Na6 -Cluster mit der Grundfläche in Richtung zur Oberfläche. 80 Kapitel 9. Na Cluster auf Oberflächen E0kin=0.06 Ry 30 Na+ ions Ar atoms z coord. [a0] 20 10 0 -10 -20 -30 0 1 2 time [ps] 3 0 1 2 3 time [ps] Abbildung 9.3: Deposition von Na6 auf einer Ar-Oberfläche. Die Dynamik lässt sich anhand der Trajektorien verfolgen, die hier entlang eines Schnitts durch die (110) Ebene gezeigt sind. Es wird der Fall voller Ar-Dynamik mit einer harten Substratoberfläche, bei der die Atome künstlich fixiert wurden, verglichen. 9.2 Auftreffen mit unterschiedlicher Geschwindigkeit Bei Annäherung an die Edelgasschicht wird der Cluster zunächst durch das in diesem Bereich attraktive Oberflächenpotential beschleunigt, wie der Zunahme der kinetischen Energie in Abb. 9.5 zu entnehmen ist. Sobald der Ring der unteren Na+ -Ionen einen Abstand von etwa 6 a0 erreicht hat, kommt es zu einer starken Abbremsung und einer inneren Anregung von Cluster und Substrat. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, neben int den gesamten kinetischen Energien in Abb. 9.5 auch die intrinsischen Anteile Ekin in Abb. 9.6 links zu betrachten, die auf den Schwerpunkt des jeweiligen Systems bezogen sind. Die Energie wird hier in Form einer Temperatur gemäß Tkin = int 2Ekin kB (3N − 3) (9.1) angegeben, um direkt eine mögliche Thermalisierung mit dem Substrat erkennen zu können. N bezeichnet hier die Teilchenzahl im jeweiligen Ensemble aus Na+ -Ionen oder Ar-Atomen. Zusätzlich ist in Abb. 9.6 rechts auch die Temperatur des Edelgases in der unmittelbaren Umgebung des Auftreffpunktes gezeigt. Hierzu werden die in Abb. 9.1 innerhalb der Halbkugel liegenden Atome betrachtet. Bei der inneren Anregung des Clusters handelt es sich vorwiegend um ionische Schwingungen. Die Ionisationswahrscheinlichkeit ist in allen Fällen, mit Ausnahme der sehr hohen Auftreffenergie von 0.6 Ry, die ohnehin einer gesonderten Diskussion 9.2 Auftreffen mit unterschiedlicher Geschwindigkeit 81 vArshock [a0/ps] 70 65 60 55 50 45 40 35 10 20 30 40 50 vNamax [a0/ps] 60 70 Abbildung 9.4: Geschwindigkeit der Schockwelle im Ar-Substrat, die durch den auftreffenden Cluster entsteht. Gezeigt ist die Abhängigkeit von der Aufprallgeschwindigkeit des Clusters. Sie liegt immer oberhalb der Schallgeschwindigkeit des Ar-Kristalls von 18.4 a0 /ps. bedarf, sehr gering und beträgt maximal 0.001 Elektronen. Für geringe Auftreffge0 schwindigkeiten (Ekin = 0.006 Ry) findet man einen echten “soft-landing”-Prozess. Die Ionen des Pentagons werden durch das Argon abgebremst, so dass eine Schwingung des “Top”-Ions angeregt wird, das zu diesem Zeitpunkt noch keine Repulsion der Oberfläche spürt. Diese Oszillation ist nur schwach gedämpft und dominiert die ioniint sche Energie Ekin . Bei höheren Auftreffgeschwindigkeiten treten weitere Moden hinzu und die Dämpfung schreitet schneller voran. Dies lässt sich qualitativ durch die höhere Nicht-Linearität der Schwingungen bei stärkerer Anregung erklären. Eine weitere Erhöhung der Clustergeschwindigkeit führt dazu, dass das “Top”-Ion das Pentagon durchdringt und die inverse Konfiguration mit der Spitze des Clusters in Richtung zur Oberfläche entsteht. Begünstigt wird dies durch die lokale Struktur der Oberfläche, die erst in der zweiten Ar-Schicht ein Atom auf der Symmetrieachse des Clusters aufweist, so dass das “Top”-Ion erst bei geringen Abständen knapp vor der ersten Monolage eine Repulsion erfährt. Je nach Größe der beteiligten Energien passiert das Ion den pentagonalen Ring mehrfach im weiteren Verlauf der Dynamik. Auf Seiten des Edelgases beobachtet man ganz ähnlich wie in Kap. 8 die Anregung einer Stoßwelle, die sich in der Richtung senkrecht zur Oberfläche in den Kristall ausbreitet. Die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Störung ist in Abb. 9.4 dargestellt und zeigt eine nahezu lineare Abhängigkeit von der Aufprallgeschwindigkeit des Clusters. Sie liegt in jedem Fall weit höher als die Schallgeschwindigkeit im Ar-Volumenkristall. Die Anregung der Stoßwelle ist der entscheidende Mechanismus des Energietransfers auf das Edelgassubstrat. Er lässt sich sehr gut an der lokalen kinetischen Energie in Abb. 9.6 als erster dominanter Peak ablesen. Anhand der Substruktur, die aus drei Teilpeaks besteht, kann man direkt die Propagation der Welle durch die drei im Analysevolumen befindlichen Ar-Schichten verfolgen. Diese ist mit einer aufeinander folgenden Umwandlung von potentieller und kinetischer Energie verbunden und daher gut in der Abbildung zu identifizieren. Kapitel 9. Na Cluster auf Oberflächen 0 Ekin [Ry] Na+ ions Ar atoms 10 -10 -20 0.60 E0kin=0.6 Ry 0.40 Na+ ions Ar atoms 0.20 0.00 0.15 10 Ekin [Ry] z coord. [a0] z coord. [a0] 82 0 -10 -20 E0kin=0.12 Ry 0.10 0.05 E0kin=0.06 Ry 10 Ekin [Ry] z coord. [a0] 0.00 0 -10 0.06 0.04 0.02 -20 E0kin=0.03 Ry 10 Ekin [Ry] z coord. [a0] 0.00 0 -10 0.06 0.04 0.02 -20 E0kin=0.006 Ry 10 Ekin [Ry] z coord. [a0] 0.00 0 -10 0.06 0.04 0.02 -20 0.00 0 1 2 3 time [ps] 4 5 6 0 1 2 3 4 5 6 time [ps] Abbildung 9.5: Deposition eines Na6 -Clusters unterschiedlicher Energie auf einer ArOberfläche, die durch einen endlichen Ausschnitt von 384 Atomen beschrieben wird. Links sind die z-Komponenten der Trajektorien von Na+ -Ionen und Ar-Atomen gezeigt, rechts die gesamte kinetische Energie des Clusters und des Ar-Substrats. 9.2 Auftreffen mit unterschiedlicher Geschwindigkeit 750 1500 Tkin,Ar [K] Tkin,Na [K] 2000 Na+ ions 1000 500 all Ar atoms local Ar atoms 450 300 0 Tkin,Ar [K] 400 300 200 100 50 0 0 Tkin,Ar [K] 400 300 200 100 50 0 0 Tkin,Ar [K] 300 200 100 50 0 0 300 200 100 0 E0kin=0.03 Ry 150 100 400 E0kin=0.06 Ry 150 100 400 E0kin=0.12 Ry 150 100 Tkin,Ar [K] Tkin,Na [K] Tkin,Na [K] Tkin,Na [K] E0kin=0.6 Ry 600 150 0 Tkin,Na [K] 83 E0kin=0.006 Ry 150 100 50 0 0 1 2 3 time [ps] 4 5 6 0 1 2 3 4 5 6 time [ps] Abbildung 9.6: Intrinsische kinetische Energien von Na6 -Cluster (links) und Ar-Substrat (rechts). Die Energien wurden auf die Zahl der Freiheitsgrade normiert und als Temperaturen gemäß Glg. 9.1 ausgedrückt. Zusätzlich ist auch die Temperatur in der unmittelbaren Umgebung des Auftreffpunktes (vgl. Abb. 9.1) angegeben. 84 Kapitel 9. Na Cluster auf Oberflächen Im weiteren Verlauf trifft die Welle auf die unteren fixierten Ar-Schichten und wird hierdurch reflektiert. Hierbei handelt es sich natürlich um ein Artefakt des verwendeten Modells. Es sei jedoch bemerkt, dass Experimente existieren, in denen sehr starre Materialien wie Oxide oder Metalle als Unterlage dienen, auf denen das Edelgas aufgelagert ist [Ira05]. In einer solche Situation kann die hier gewählte Beschreibung mit festen Randatomen durchaus angemessen sein. Die rücklaufende Welle ist gleichermaßen an den Trajektorien (Abb. 9.5) wie an einer erneuten Zunahme der lokalen Temperatur (Abb. 9.6) abzulesen. Nach Erreichen der obersten Ar-Schicht stößt die Welle gegen den Cluster, so dass diesmal Energie vom Substrat zurück auf den Cluster übertragen wird. Im Extremfall 0 (Ekin = 0.6 Ry in Abb. 9.5) kann hierdurch der zunächst auf der Oberfläche gebundene Cluster sogar wieder losgerissen werden. Die Geschwindigkeit des derart reflektierten Na6 beträgt etwa 40% der ursprünglichen Auftreffgeschwindigkeit. Zusätzlich kommt es zur Emission zahlreicher Ar-Atome und einer Zerstörung der Substratoberfläche. Spätestens bei solch hohen Einschussenergien kann die Beschreibung der Oberfläche durch einen endlichen Ausschnitt nicht mehr als sinnvoll erachtet werden. Geht man zurück zu den Fällen weniger heftiger Dynamik, stellt sich die Frage nach der Energiedissipation der Stoßwelle. Anhand der Maxima der lokalen Substrattemperatur (Abb. 9.6) lassen sich je nach Anregungsstärke bis zu drei abwechselnd ein- und auslaufende Wellen identifizieren. Deren Energie nimmt nur sehr langsam ab (etwa um die Hälfte in jedem Durchlauf), so dass man auf eine nur geringe Dämpfung schließen kann. Das bedeutet, dass innerhalb der hier simulierten Zeitspanne kein thermisches Gleichgewicht des Substrats erreicht wird. Dies ist auch direkt dem Vergleich der lokalen kinetischen Energie mit der über das gesamte Edelgas gemittelten Energie zu entnehmen. Schließlich soll noch der Frage nachgegangen werden, wie sich die Translationsenergie des Clusters auf das Substrat und die Bewegung der Na+ -Ionen verteilt. Hierzu sind in Abb. 9.7 die intrinsischen kinetischen Energien von Cluster und Substrat sowie die potentielle Energie des Clusters, normiert auf die Auftreffgeschwindigkeit, gezeigt. Die Größen summieren sich zu Werten größer als eins, da der attraktive Wechselwirkungsbeitrag zwischen Argon und Cluster nicht berücksichtigt wurde. Selbst für hohe Geschwindigkeiten zeigt sich hier, dass der Großteil der Energie auf die Anregung des Substrates entfällt. Umgekehrt bleibt die innere Anregung des Clusters durchweg mit einem Anteil unter 10% gering. Am effizientesten erfolgt der Energieübertrag in den “soft-landing” Situationen. Dies bestätigt die in zahlreichen Experimenten ausgenutzte Substrateigenschaft einer sehr nachgiebigen Oberfläche. Bei 0 Startenergien von Ekin < 0.06 Ry erfolgt im Ar-Substrat die Verteilung der Auftreffenergie zu gleichen Teilen auf den potentiellen und kinetischen Anteil. Bei höheren Energien überwiegt der Potentialbeitrag, was auf ein Aufbrechen der Edelgasstruktur in einem Schmelzprozess hindeutet. Die Schmelztemperatur des Argons liegt bei 83.8 K [Kle77] und wird in der Umgebung des Auftreffpunkts überschritten, so dass der Vorgang plausibel erscheint. 9.3 Einfluss der Oberflächen-/ Clusterstruktur 85 0.7 Ekin,Na Ekin,Ar Epot,Ar E/Ekinmax 0.6 0.5 0.4 0.3 0.2 0.1 0 0 0.05 0.1 0.15 0.2 0.25 0.3 E0kin [Ry] Abbildung 9.7: Verteilung der Auftreffenergie auf intrinsische kinetische Energie des Cluster und der Substratoberfläche nach 6 ps. Alle Energien sind relativ zur maximalen kinetischen Energie des Clusters vor dem Auftreffen angegeben. Da der Beitrag der attraktiven Wechselwirkung zwischen Cluster und Substrat nicht enthalten ist, summieren sich die Anteile teilweise zu Werten größer als eins. 9.3 Einfluss der Oberflächen-/ Clusterstruktur In keinem der obigen Fälle wird ein Eindringen des Clusters in das Edelgas oder eine Benetzung seiner Oberfläche beobachtet. Dies ist etwas überraschend, da ähnlich wie für Na8 (Kap. 6) negative Einbettungsenergien zu erwarten sind. Als wesentliche Ursache ist hier zu berücksichtigen, dass die Simulationen an einem ultra-kalten, festen Substrat durchgeführt werden, so dass eine Umordnung der Ar-Struktur erschwert ist. Ein Eindringen in einen flüssigen Film sollte erheblich leichter möglich sein. Zudem ist die Struktur des Na6 mit der stumpfen Seite in Richtung zur Oberfläche wenig geeignet, um die Ar-Oberfläche aufzubrechen. Um solche Auswirkung der Clusterstruktur zu klären, werden im folgenden zwei weitere Konfigurationen betrachtet. Zum einen wird die inverse Struktur des Na6 , d.h. mit der Spitze in Richtung zur Oberfläche untersucht. Weiterhin wird eine Situation mit der ursprünglichen Clusterstruktur, aber einer ArKonfiguration betrachtet, die entlang der (110) Richtung verschoben ist, so dass sich ein Atom der obersten Schicht auf der Symmetrieachse des Clusters befindet (vgl. Abb. 9.8 oben). Der Schwerpunkt des Clusters wird in allen Fällen in einem Abstand von 15 a0 zur Oberfläche mit einer Energie von 0.06 Ry plaziert. Es zeigt sich, dass der Adsorptionsvorgang in allen Fällen in sehr ähnlicher Weise abläuft. Es gibt minimale Unterschiede in der Auftreffenergie, die in der inversen Na6 Struktur etwas reduziert ist. Dies liegt daran, dass die Repulsion des Clusters über die Spitze und das periphere Na+ -Ion vermittelt wird. Dieses besitzt naturgemäß einen größeren Abstand vom Clusterschwerpunkt als die pentagonale Grundfläche, so dass die Repulsion früher einsetzt. Der wesentliche Unterschied der beiden neu betrachteten 86 Kapitel 9. Na Cluster auf Oberflächen z coord. [a0] Ekin [Ry] 0.08 0.06 bottom ions atoms centered on top 0.04 0.02 0 10 0 -10 -20 0 1 2 3 4 5 6 0 1 2 3 4 5 6 0 1 2 3 4 5 6 time [ps] time [ps] time [ps] Abbildung 9.8: Adsorption von Na6 auf einer Ar-Schicht ausgehend von verschiedenen Startkonfigurationen bei einer Anfangsenergie von 0.06 Ry. Die Strukturen vor dem Auftreffen sind oben dargestellt. Der Übersicht halber ist nur ein Ausschnitt der Ar-Oberfläche in der unmittelbaren Umgebung des Clusters gezeigt. Geometrien besteht darin, dass der Cluster seine ursprüngliche Form beibehält und keine Inversion seiner Struktur, wie im bisher untersuchten Fall, auftritt. Verantwortlich für das sanftere Auftreffen ist die lokale Struktur von Cluster und Substrat, die sowohl in der “centered-” wie in der “on top-” Konfiguration gut zueinander passen und sich gegenseitig verzahnen, so dass es zu einer gleichmäßigen Abbremsung aller Ionen kommt. Umgekehrt bewirkt ein Auftreffen auf eine “unpassende” Position auf der Oberfläche eine viel stärkere innere Anregung der Ionbewegung. Dies ist in Abb. 9.9 an der sehr viel höheren inneren kinetischen Energie nach dem Stoß abzulesen. Im weiteren Verlauf der Dynamik relaxiert diese Anregung und erreicht gegen Ende der Simulation Energien, die sich auch in den sanfteren Szenarien ergeben. Hinsichtlich des Abstands von Oberfläche und Cluster zeigen alle drei Geometrien erstaunlich geringe Unterschiede. In Abb. 9.9 (unten) ist die Position des Massenschwerpunktes von Na6 relativ zur obersten Ar-Schicht der Ausgangskonfiguration gezeigt. Für die Fälle gleicher Oberflächenstruktur ist dies verständlich, da dieselbe Clusterkonfiguration vorliegt, nachdem das “Top”-Ion das Pentagon passiert hat. Bei niedrigerer Auftreffenergie, ohne diese Inversion, würde sich hier vermutlich ein quali- 9.3 Einfluss der Oberflächen-/ Clusterstruktur 87 200 bottom on top centered Tkin [K] 160 120 80 40 0 z com [a0] 14 12 10 8 6 4 0 1 2 3 4 5 time [ps] 6 7 8 9 Abbildung 9.9: Innere, gemittelte kinetische Energie Tkin des Na6 -Clusters (oben) und Position des Massenschwerpunktes (unten) für die verschiedenen Geometrien aus Abb. 9.8. tativ verschiedenes Verhalten zeigen. Insgesamt bleibt festzuhalten, dass Na6 bei Adsorption auf der kalten Ar-Oberfläche und moderaten Auftreffenergien eine Oberflächenkonfiguration einnimmt, unabhängig von der Orientierung von Cluster und Substrat. Die Veränderungen in der Substratstruktur beschränken sich dabei auf eine Verzerrung in der unmittelbaren Umgebung des Clusters. Kapitel 10 Zusammenfassung und Ausblick In der Arbeit wurden die wesentlichen Einflüsse einer Edelgasumgebung auf einen Na-Cluster untersucht. Dabei wurden unterschiedlichste Aspekte von rein strukturellen Fragestellungen über den optischen Response bis zur Coulombexplosion betrachtet. Zur Beschreibung des gesamten Systems wurde ein Hybridmodell verwendet, das die Clustervalenzelektronen voll quantenmechanisch im Rahmen einer TDLDABeschreibung behandelt, sich auf Seiten des Edelgases jedoch auf eine klassische Beschreibung beschränkt. Durch eine explizite Erfassung der Dipolmomente gelingt die Beschreibung der wichtigen Polarisationseffekte. In Kombination mit einem repulsiven Corepotential und einem vdW-Anteil für das Edelgas lässt sich hiermit die ClusterSubstrat-Wechselwirkung auf mikroskopischer Ebene modellieren, so dass prinzipiell auch Untersuchungen der Matrixstruktur möglich sind. Allerdings bleibt das MCVerfahren, das eine unvoreingenommene Strukturoptimierung erlaubt, aus Gründen der Rechenzeit auf sehr kleine Systeme beschränkt. Auch ist nicht ganz klar, welche Auswirkungen die Beschreibung im CAPS-Modell auf die detaillierte Edelgasstruktur hat. Die Unsicherheiten bei der Bestimmung der Matrixkonfigurationen, sind auch ein wesentlicher Grund, weshalb hier fast ausschließlich der Na8 -Cluster betrachtet wurde. Dieser passt im Fall von Argon und Krypton sehr gut in die durch Entfernen der zentralen Atome geschaffene Höhlung im fcc-Kristall, so dass ein guter Ausgangspunkt zur Relaxation der Struktur existiert. Andererseits zeigen sich nur minimale Veränderungen der ionischen Clusterstruktur, so dass sich etwaige Unzulänglichkeiten des Edelgasmodells nur sehr begrenzt auswirken, wenn man vornehmlich an den Eigenschaften des Metallclusters interessiert ist. Generell erweist sich der Effekt einer Edelgasumgebung im Regime des optischen Response und auch für semi-lineare Anregungen als recht gering. Als wesentliches Ergebnis ist eine Verschiebung der Plasmonenergie zu nennen, die durch die gegenseitige Kompensation zweier gegensätzlicher Effekte bestimmt wird. Dies ist zum einen eine Rotverschiebung durch die Dipolkopplung mit dem Edelgas, zum anderen eine Blauverschiebung durch die Pauli-Repulsion der Edelgaselektronen. Entsprechend der unterschiedlichen Polarisierbarkeiten der Edelgase beobachtet man ein Erhöhung der Plasmonenergie in Neon und eine Reduktion in Krypton. Als Zwischenfall zeigt Argon eine geringfügige Blauverschiebung verglichen mit dem freien Cluster. Grundsätzlich neue Effekte durch die Einbettung zeigen sich bei Anregungsenergi- 89 en, die zur Coulombexplosion des Clusters führen. Durch die Matrix wird die Expansion der Na+ -Ionen stark verzögert und ist als “Coulombdrift” zu bezeichnen. Diese in Kapitel 8 präsentierten Ergebnisse sind in mehrfacher Hinsicht interessant. Zum einen sollte es experimentell relativ einfach möglich sein, die Verzögerung in einem “pumpprobe”-Verfahren nachzuweisen. Zum anderen besitzt der in Abschnitt 8.1 nach der Explosion zurückbleibende Na4 -Cluster eine sehr geringe innere Anregung. Dies demonstriert, dass Edelgase gut geeignet sind, um Cluster bei niedriger Temperatur zu stabilisieren und damit sehr wohldefinierte Versuchsbedingungen bieten. In Kapitel 9 wurde gezeigt, dass es mit dem Modell auch möglich ist, den “Deposit” eines Clusters auf einem Substrat quantenmechanisch zu beschreiben. Bis in den Bereich moderater Auftreffenergien wird hier eine zerstörungsfreie Adsorption von Na6 auf dem Edelgassubstrat beobachtet. Bei höheren Auftreffenergien stößt die gegenwärtigen Beschreibung allerdings auf Probleme, wenn ein endlicher Ausschnitt aus 384 Atomen als Oberfläche dient. Hier ist es notwendig, durch geeignete Randbedingungen die Ankopplung an die tiefer liegenden Ar-Schichten so zu modellieren, dass ein Energietransfer ermöglicht wird. Als wichtigster Punkt bei Fortführung der Arbeit ist der Vergleich mit voll 3D aufgelösten Simulationen zu nennen, um die im CAPS-Modell erhaltenen Ergebnisse abzusichern. So deuten sich Defizite der 2D-Beschreibung bei der Untersuchung von Coulombexplosionen an. Wie im Anhang C gezeigt, wird die radiale Bindung stark überschätzt und die Fragmentation des Na8 -Clusters mit der Emission von vier nackten Ionen in Abschn. 8.1 könnte sich als Artefakt der erzwungenen Axialsymmetrie für die Elektrondichte erweisen. Ebenso ist bei den “Deposit”-Simulationen ein Vergleich mit 3D-Rechnungen wünschenswert, da dann laterale Abweichungen des Clusters von der ursprünglichen Auftreffrichtung zu beschreiben wären. Erweisen sich die Einschränkungen durch das CAPS-Modell als nicht zu schwerwiegend, erscheint die Untersuchung größerer Cluster vielversprechend. Zwar existieren in Form der Dipol-Dipol-Wechselwirkung und der Pauli-Repulsion weiterhin dieselben Effekte, aber ihre relative Stärke kann durch die veränderten Verhältnisse an der ClusterMatrix-Grenzfläche variieren. Hinsichtlich des rechentechnischen Aufwands sollte die Betrachtung größerer Cluster gut möglich sein, da die Rechenzeit bei allen hier präsentierten Ergebnissen von der Kopplung der Edelgasmatrix an die elektronische Dichte des Clusters dominiert wird und somit nahezu unabhängig von der Zahl der zu beschreibenden elektronischen Zustände ist. Anhang A Das Modell Cl. Elektr. Na+ -Ionen Cl. Elektr. TDLDA mit SIC Na+ -Ionen lokales PsP VNa+ ,el PunktCoulomb Ar Atome Ar Atome repulsiver Core, vdW-Pot. Vcor Ar,el ,VvdW Ion-Atom Pot VNa+ ,Ar Lennard-Jones Pot. Vcor Ar,Ar Ar Dipole Ar Dipole Dipol-Potential Vdip Ar,el Dipol-Potential -Vdip Ar,el Dipol-Dipol Pot. Vdip Ar,Ar Abbildung A.1: Wechselwirkung der verschiedenen Konstituenten im System Gesamtsystem Cluster und Matrix Dieser Anhang enthält in kompakter Darstellung alle Potentiale und deren Parametrisierung, wie sie in der Arbeit verwendet werden. Die Potentiale ergeben sich in systematischer Weise aus der Gesamtenergie durch Variation nach der Elektrondichte, wenn es sich um die Wechselwirkung zwischen quantenmechanisch beschriebenen Elektronen und klassischen Punktteilchen handelt oder durch Gradientenbildung zur Bestimmung der Potentiale zwischen klassisch beschriebenen Massenpunkten. Für die Gesamtenergie bietet sich die folgende Aufteilung in einen Beitrag des Metallclusters, die Energie der Edelgasmatrix und einen Wechselwirkungsbeitrag an. Etot = ECl + EMat + EWW A.1 (A.1) Die Energie des Clusters ECl Die Energie eines freien Na-Clusters in einem äußeren Laserfeld Vlas ist gegeben durch Z ECl = T [nel ] + EHa [nel ] + Exc [nel ] + dr nel (r) Vlas (r, t) (A.2) X P2 X XZ e2 I dr nel (r) VNa+ ,el (|r − RI |) + + + 2MI I<J |RI − RJ | I I A.2 Die Energie des Edelgases ERg 91 Hier beschreiben die ersten vier Beiträge das rein elektronische System und die Aufteilung der Energie erfolgt wie im Kapitel über DFT erläutert. Die beiden letzten Terme stellen die Energie der Na+ -Ionen dar. Das Na-Elektron Pseudopotential Zur Beschreibung der Wechselwirkung von Na+ -Ion und der quantenmechanisch behandelten Clusterelektronen wird ein lokales, phänomenologisch bestimmtes PsP VNa+ ,el verwendet [Kue00]. Es beschreibt in guter Näherung sowohl den optischen Response eines Na-Atoms als auch die Bindungsverhältnisse des Volumenkristalls. Das Potential wird durch eine Pseudoladungsdichte ρNa+ modelliert, wobei hier speziell Gaußsche Ladungsverteilungen verwendet werden. Die Gesamtladungsverteilung entsteht aus der Überlagerung zweier solcher Ladungsdichten unterschiedlicher Breite. Die Gesamtladung beträgt eins, so dass das Potential die korrekte Asymptotik eines einfach geladenen Ions aufweist. ! ! r2 r2 ρNa+ (r) = ρ1 exp − 2 + ρ2 exp − 2 (A.3) 2σ1,Na 2σ2,Na Daraus ergibt sich das Potential r r e2 + c2 erf √ c1 erf √ VNa+ ,el (r) = − r 2σ1,Na 2σ2,Na c1 = −2.29155, A.2 σ1,Na = 0.6810, . c2 = 3.29256, (A.4) σ2,Na = 1.163 Die Energie des Edelgases ERg Wie ausführlich in der Arbeit (Kap. 3) dargestellt ist, wird zur Beschreibung des Edelgases ein klassisches Modell verwendet. Die Wechselwirkung zwischen den einzelnen Atomen wird hierbei durch Atom-Atom-Potentiale modelliert. Durch Einführen des Dipolmoments als zusätzlichen inneren Freiheitsgrad für jedes Atom, gelingt es, die Dipol-Dipol-Wechselwirkung, d.h. die Polarisation, dynamisch zu beschreiben. Aus konzeptionellen Gründen und um das Dipolmodell herauszuarbeiten, bietet es sich an, statt die Atomposition und das Dipolmoment als Variable zu verwenden, eine Aufteilung des Atoms in eine Valenzwolke und einen Core vorzunehmen. Dabei wird dem Core eine positive Gaußsche Ladungsverteilung, der Valenzwolke die entsprechende negative Ladungsverteilung zugeschrieben. ! (A.5) ! (A.6) eqRg ρRg,cor (r) = 3/2 3 exp π σRg (r − Rcor )2 2 σRg −eqRg ρRg,val (r) = 3/2 3 exp π σRg (r − R′ val )2 2 σRg 92 Kapitel A. Das Modell Die Verschiebung von Core und Valenzwolke erzeugt ein Dipolmoment dRg des Edelgases. Beide Beschreibungen sind vermöge val dRg = eqRg (R′ − Rcor ) MRg − mRg cor mRg ′val RRg = R + R MRg MRg (A.7) (A.8) äquivalent. Da die Masse der Valenzwolke mRg sehr klein verglichen mit der Gesamtmasse des Eg-Atoms ist, ist die Position des Cores Rcor fast mit der des Atoms RRg identisch, so dass man die Coreposition direkt mit der des Atoms identifizieren kann. Im folgenden werden daher Corepositionen durch R und Positionen der Valenzwolken durch R′ bezeichnet. Die Energie zweier Gaußscher Ladungsverteilungen mit dem relativen Abstand R berechnet sich wie folgt: Z Z e2 q1 q2 1 ′2 2 2 2 ′ E = exp −r /σ exp −(r − R) /σ dr dr Rg Rg 6 π 3 σRg |r − r′ | Z Z 1 e2 q1 q2 2 2 dQ exp −Q2 /σRg exp − (Q − q − R)2 /σRg dq = 6 3 π σRg |q| √ q2 Z exp − 2σ2 2σ ) erf R/( e2 q1 q2 Rg Rg = dq = e2 q1 q2 (A.9) 3 (2π)3/2 σRg |q − R| R √ =: e2 q1 q2 Vsoft (R, 2σRg ) (A.10) Hierbei wurde verwendet, dass die Faltung zweier Gauß-Funktionen wiederum eine Gauß-Funktion ergibt. Es resultiert ein Ausdruck der Form erf/r, der eine CoulombWechselwirkung beschreibt, die aufgrund der endlichen Ausdehnung der Ladungsverteilung keine Divergenz bei kleinen Abständen aufweist. Für Ladungsverteilungen, die zum selben Atom gehören, wird statt der obigen Wechselwirkung eine harmonische Rückstellkraft angenommen. Die zugehörige Kraftkonstante entspricht gerade derjenigen, die sich für kleine Auslenkungen aus obiger Energie (A.10) ergibt. Die Parameter des Dipolmodells werden, wie im Abschnitt über das Dipolmodell ausführlich beschrieben, an experimentelle Daten der Edelgase angepasst, so dass die statische Polarisierbarkeit und der optische Response richtig wiedergegeben werden. Die verwendeten Werte sind in Tab. A.1 zusammengefasst. Ne Ar Kr kRg 35.223 3.379 2.856 qRg 9.555 6.119 6.935 σRg 0.8834 1.43 1.648 mRg 4.778 2.19 2.133 αRg 2.67 [Ric91] 11.08 [Dal61] 16.79 [Kum85] ωRg 1.92 1.76 1.64 Tabelle A.1: Parameter der verschiedenen Edelgase im Dipolmodell. Rechts sind die statische Polarisierbarkeit und die Resonanzfrequenz angegeben, aus denen sich die Modellparameter ergeben, wie in Kap. 3 erläutert. A.3 Die Kopplung zwischen Edelgas und Cluster EWW Die gesamte Energie der Matrix setzt sich nun wie folgt zusammen: X P2 X p2 b b EMat = + 2M 2m Rg Rg b b X √ cor 2 2 (|Rb − Rb′ |) + qRg e Vsoft |Rb − Rb′ |, 2σRg + VAr,Ar 93 (A.11) b<b′ Xk √ 2 Rg 2 2 qRg e Vsoft |Rb − R′b′ |, 2σRg + (Rb − R′b ) 2 b b6=b′ X √ 2 2 + qRg e Vsoft |R′b − R′ b′ |, 2σRg − X b<b′ Neben den verschiedenen Coulomb-Beiträgen Vsoft , die, wenn man Core und ValenzWolke gemeinsam betrachtet, insbesondere auch die Dipol-Dipol-Wechselwirkung beincor halten, gibt es ein Potential VAr,Ar . Dieses beschreibt die Wechselwirkung der EgAtome, die nicht durch die klassischen Dipole zustande kommt. Dies ist zum einen die Wechselwirkung fluktuierender Dipole, d.h. die vdW-Wechselwirkung zwischen den Eg-Atomen. Zum anderen wirkt natürlich zwischen den Atomen bei kleinen Abständen ein repulsives Potential. Um diese Wechselwirkung des Edelgases zu modellieren, bieten sich Potentiale vom Lennard-Jones-Typ an. Die Parameter werden so gewählt, dass die experimentell bekannte Bindungslänge und Bindungsenergie des Volumenkristalls [Ash76] richtig reproduziert werden. σLJ 12 σLJ 6 cor 2 (A.12) − VAr,Ar (R) = e ǫLJ R R Ne Ar Kr ǫLJ 3.4184 · 10−4 1.367 · 10−3 1.8802 · 10−3 σLJ 5.426 6.501 6.917 Tabelle A.2: Parameter der Eg-Eg Wechselwirkung, modelliert durch ein Lennard-Jones Potential. Die Werte werden so bestimmt, dass die experimentellen Daten aus [Ash76] reproduziert werden. A.3 Die Kopplung zwischen Edelgas und Cluster EWW Der Wechselwirkungsbeitrag zur Gesamtenergie besteht aus Beiträgen der ClusterValenzelektronen und der klassisch beschriebenen Na+ -Ionen. XZ 3 dip cor d r nel (r) V (|r − Rb |, db ) + V (|r − Rb |) + EvdW EWW = b + XX I b ′ eqRg Vsoft (|Rb − RI |, σRg ) − Vsoft (|R b − RI |, σRg ) + VNa+ ,Ar (|Rb − RI |) (A.13) 94 Kapitel A. Das Modell Die Terme der Elektron-Matrix-Wechselwirkung sind ausführlich in Kap. 3 beschrieben. Der Dipolanteil V dip wird durch die verschobenen Gaußdichten modelliert und ist unter Verwendung von (A.7) gegeben durch: Z ρcor (|r′ |) + ρval (|r′ − dRg /eqRg |) dip V (r, dRg ) = e dr′ (A.14) |r − r′ | 2 = −e qRg Vsoft (|r|, σRg ) − Vsoft (|r − dRg /eqRg | , σRg ) Der kurzreichweitige Anteil und der störungstheoretisch abgeleitete vdW-Anteil werden ebenfalls in der Arbeit diskutiert. e2 Ac V (r) = 1 + exp(βc (r − rc )) X Z 1 2 EvdW = − e αRg dr nel (r) F2 (r − Rb ) 2 b 2 # Z 1 dr nel (r) F(r − Rb ) − Nel cor (A.15) (A.16) Für die Wechselwirkung der Na+ -Ionen mit dem Edelgas werden punktförmige Ladungsverteilungen auf seiten des Natriums angenommen, so dass sich das zur ElektronDipol-Wechselwirkung (A.14) analoge Integral auswerten lässt und Beiträge der Form Vsoft (r, σRg ) ergibt. Schließlich existiert mit VNa+ ,Ar in Glg. A.13 ein zusätzlichesPotential für die Na+ EgWechselwirkung. Der dominante attraktive Beitrag in diesem System ist die Attraktion durch das induzierte Dipolmoment im Edelgas. Dieser Anteil ist bereits im Schalenmodell enthalten. Es verbleibt neben einem kurzreichweitigen Core-Beitrag ein attraktiver Anteil ∝ r−6 , der die Wechselwirkung induzierter Dipole im Na+ -Ion und Edelgas beschreibt. Das Potential wird mithilfe des in Tab. A.3 angegebenen Parametersatzes angepasst, nachdem der Polarisationsbeitrag von dem gesamten “Inter-Atom”-Potential subtrahiert wurde. Die dafür relevanten Potentiale werden den theoretischen Arbeiten [Ahm95, Vie03] entnommen. −b1 R Be C6 C8 2 VNa+ ,Rg (R) = e (A.17) − fc (R) + R R6 R8 2 für Rg = Ne,Ar 1+eb2 /R fc (R) = 1 1+eb3 (b2 −R) Ne Ar Kr B 171.8 334.85 157.88 b1 2.1391 1.7624 1.537 für Rg = Kr C6 6.419 52.5 97.0 C8 1358.7 1383 2691 b2 10.4161 1.815 5.0764 b3 1.424 Tabelle A.3: Parameter des Na+ Eg-Potentials A.17. Anhang B Propagations-Algorithmus Zur quantenmechanischen Propagation der KS-Zustände müssen die zeitabhängigen Schrödinger Gleichungen 2.14 gelöst werden. Hierfür wird von einer Kombination aus einem “Time-Splitting” Verfahren und einem Crank-Nicholsen Schritt für den Anteil mit dem Operator der kinetischen Energie Gebrauch gemacht (Glg. 4.5). Hier wird gezeigt, dass das Verfahren tatsächlich von zweiter Ordnung in der Größe des Propagationsschritts δt ist. Generell lässt sich die Zeitentwicklung eines Zustandes ψ durch eine zeitgeordnete Reihenentwicklung angeben. Sie lautet in symbolischer Schreibweise ψ(t) = τ̂ exp −ı Z t ′ ′ dt Ĥ(t ) 0 ψ(0) = ∞ X Û (i) (t, 0) ψ(0) (B.1) i=0 mit dem Zeitordnungsoperator τ̂ . Bis zu zweiter Ordnung im kleinen Propagationsintervall ist der hierdurch definierte Zeitentwicklungsoperator durch Û (δt, 0) = 1 + ı 1 − 2 Z δt dt′ Ĥ(t′ ) 0 Z δt dt′ 0 Z t′ dt′′ Ĥ(t′ )Ĥ(t′′ ) + 0 Z 0 δt dt′′ Z δt dt′ Ĥ(t′ )Ĥ(t′′ ) t′′ ! (B.2) gegeben. Die Integrale lassen sich nun unter Verwendung der Trapezregel Rb ′ ′ dt f (t ) = 21 (b − a)(f (b) + f (a)) + O(|b − a|2 ) approximieren: a Û (1) ı (δt, 0) = − δt Ĥ(δt) + Ĥ(0) 2 (B.3) 96 Kapitel B. Propagations-Algorithmus Û (2) Z δt t′ Ĥ(t′ ) Ĥ(t′ ) + Ĥ(0) 2 0 Z δt ′′ ′′ ′′ ′′ (δt − t ) Ĥ(δt) + Ĥ(t ) Ĥ(t ) + dt 2 0 δt2 2 Ĥ (δt) + 2Ĥ(δt)Ĥ(0) + Ĥ 2 (0) = − 8 δt2 2 = − T̂ + V 2 (δt) + V 2 (0) + 2V (δt)V (0) 8 +3T̂ V (δt) + 3V (δt)T̂ + T̂ V (0) + V (0)T̂ δt2 2 T̂ + V 2 (δt) + V 2 (0) + 2V (δt)V (0) + 4V (δt)T̂ + 4T̂ V (0) (B.4) = − 8 1 (δt, 0) = − 2 dt′ Im letzten Schritt wurde hierbei ausgenutzt, dass V (δt) stetig aus V (0) hervorgeht, d.h. dass V (δt) = V (0) + O(δt) ist. Andererseits lautet die Entwicklung des im Programm verwendeten Crank-Nicholson Schritts (Glg. 4.5) bis zu zweiter Ordnung: 1 − ı δt2 T̂ δt δt Ũ(δt, 0) = exp −ı V (δt) exp −ı V (0) (B.5) 2 2 1 + ı δt2 T̂ δt2 2 δt2 2 δt T̂ V (δt) 1 − ıδt T̂ − = 1 − ı V (δt) − 2 8 2 δt2 2 δt V (0) (B.6) 1 − ı V (0) − 2 8 δt = 1−ı V (δt) + 2T̂ + V (0) 2 1 1 δt2 V 2 (δt) + 4T̂ 2 + V 2 (0) + V (δt) V (0) + V (δt) T̂ − 8 2 2 1 (B.7) + T̂ V (0) 2 Dies stimmt mit Glg. B.3, B.4 überein und zeigt, dass das Verfahren von zweiter Ordnung in δt ist. Anhang C Bemerkungen zur CAPS-Beschreibung Alle in dieser Arbeit präsentierten Ergebnisse wurden unter Verwendung des CAPSModells gewonnen, bei dem eine axiale Symmetrie der elektronischen Zustände vorausgesetzt wird. Nur durch die hierdurch erhaltene Reduktion des elektronischen Problems auf zwei Dimensionen werden Simulationen großer Systeme über mehrere Pikosekunden erst möglich. Allerdings ist bei der Interpretation der Ergebnisse einige Sorgfalt aufzuwenden. Was die in CAPS erhaltenen Strukturen freier Na-Cluster mit axialer Symmetrie betrifft, so sind diese in guter Übereinstimmung mit dem echten Grundzustand und können als Ausgangspunkt zur Untersuchung der Clusterdynamik dienen. Einschränkungen existieren hinsichtlich der exakten Erfassung von Bindungsenergien und Bindungslängen. Auch werden isomere Strukturen nicht richtig wiedergegeben. Beispielsweise existiert neben der Grundzustandstruktur von Na6 in Abb. 9.2 auch eine stabile planare Konfiguration, die in der CAPS Beschreibung nicht auftritt. Diese Abweichungen für Cluster mit axialsymmetrischer Ionenstruktur beruhen darauf, dass in der 3D-Situation die elektronische Dichte die Ionen abschirmt und daher nicht konstant auf Ringen um die Symmetrieachse ist, wie es das CAPS Modell annimmt. Dieser Effekt führt zu einer Überschätzung der Bindung in radialer Richtung und ist anhand des geladenen Systems Na2+ 4 in Abb. C.1 demonstriert. Hierbei werden die vier Ionen auf einem Ring verschiedenen Radius’ angeordnet und die Bindungsenergie in CAPS mit einer vollen 3D-Rechnung verglichen. Hier zeigen sich schon bei geringen ionischen Abständen Abweichungen, die einer genaueren Untersuchung bedürfen, allerdings für die Beschreibung einer Coulombexplosion weniger von Bedeutung sind. Hierfür entscheidend ist das asymptotische Verhalten der Potentialenergiefläche. Die 3D aufgelöste Rechnung liefert hier einen sehr flachen Verlauf mit einer schwachen Barriere bei 16 a0. Diese kommt durch die Repulsion der (halbzahlig geladenen) Ionen zustande. Dagegen bleibt das Potential in 2D immer stark attraktiv, da sich die Elektronen nicht um die Ionen lokalisieren können. Diese künstliche Bindung hat dramatische Konsequenzen, wenn eine Coulombexplosion bis zu einer sehr weiten Ausdehnung der Ionen simuliert werden soll. Durch das attraktive Potential wird die radiale Expansion stark abgebremst, so dass eine Explo- 98 Kapitel C. Bemerkungen zur CAPS-Beschreibung -0.2 Na42+ -0.3 3D Adsic 2D Adsic Ebind [Ry] -0.4 -0.5 -0.6 -0.7 -0.8 -0.9 -1 0 5 10 15 radius [a0] 20 25 Abbildung C.1: Potentialenergiefläche von Na2+ in einer planaren Konfiguration in 4 Abhängigkeit des ionischen Radius. Verglichen wird die eine voll 3D-Rechnung mit dem Ergebnis des CAPS-Modells. sion in dieser Richtung schließlich unterbunden wird. Allerdings bleibt eine qualitative Untersuchung in der Anfangsphase möglich, da die Unterschiede zur 3D-Beschreibung erst bei größeren Abständen auftreten. Eine weitere Problematik tritt auf, wenn die Adsorption eines Clusters auf einer Oberfläche dynamisch beschrieben werden soll. Hier bleibt der Cluster im CAPS Modell immer auf der ursprünglichen Symmetrieachse fixiert. Eine Verschiebung der Elektrondichte lateral zur Oberfläche ist immer mit einem künstlichen Potential verbunden und kann daher nicht beobachtet werden. Somit ist eine unvoreingenommene Untersuchung verschiedener Positionen auf dem Substrat ebenso wie ein Verkippen der Symmetrieachse ausgeschlossen. Eine Möglichkeit, die verschiedenen Orientierungen von Cluster und Oberfläche dennoch korrekt zu erfassen, besteht darin, als Bezugssystem nicht die Substratoberfläche sondern das Hauptachsensystem der Na+ -Ionen zu wählen. Da die Kopplung der Elektronen, für die allein ja die 2D-Näherung gilt, an das Edelgas viel schwächer als an die Ionen ist, sollte es hierdurch möglich sein, ein Verkippen oder Verschieben des Clusters zu beschreiben. Anhang D Gültigkeit des Dipolmodells Das klassische Dipolmodell, das in Kapitel 3 beschrieben wird, ist vor allem geeignet, um den Einfluss der Substratumgebung auf den optischen Response des Clusters zu untersuchen, da hierfür Anregungsenergien ausreichen, die viel kleiner als die des Edelgases sind. Bei höheren Energien ist zu überprüfen, ob es zu elektronischen Anregungen des Substrates kommen kann. Da solch kräftige Anregungen in der Arbeit nur für Argon untersucht werden, wird hier im folgenden auch nur dieses Edelgas betrachtet. Zu unterscheiden ist zwischen direkten Anregungen im Laserfeld und indirekten Prozessen, z.B. durch ein emittiertes Elektron des Na-Clusters. Eine Schranke für die Gültigkeit des Dipolmodells wird sicherlich durch das Auftreten von Ionisationsprozessen gesetzt. Die in der Arbeit betrachteten Laserfelder sind generell so schwach, dass eine direkte Feldionisation des Argons ausgeschlossen werden kann. Der relevante Ionisationsmechanismus ist in dem betrachteten Regime die Elektronemission in einem Tunnelprozess. Die Bedeutung der Tunnelionisation lässt sich semiklassisch durch die Bestimmung des Transmissionskoeffizienten T in WKB-Näherung abschätzen. Hierzu wird das Meanfield-Potential VKS eines Ar-Atoms herangezogen, das in einer statischen LDA-SIC-Rechnung bestimmt wurde. Z b 1/2 T = exp −2 (D.1) dx 2me (VKS (x) − eEx − E3p ) a Die Integration erfolgt hier über den klassisch verbotenen Bereich der Potentialbarriere. Die Ionisationsrate Pionis lässt sich dann als Produkt aus T und der klassischen Stoßrate gegen die Barriere angeben: s s hvi 2|E3p | T |E3p | T T = = (D.2) Pionis = 2a me 2a 2me a hvi ist hier die mittlere Geschwindigkeit des Elektrons, die über das Virialtheorem direkt mit dem Ionisationspotential |E3p | verknüpft ist. Abb. D.1 zeigt, dass die Ionisation bei den hier verwendeten Feldstärken von ≈ 0.025 Ry/a0 zu vernachlässigen ist. Die Situation wird nochmals günstiger, da im Laserfeld das Tunneln nicht adiabatisch erfolgt, sondern durch das oszillierende Feld erschwert wird. Alternativ lässt sich die Ionisation auch in einer dynamischen LDA-Rechnung für ein freies Ar-Atom bestimmen, wo dann genau dieselbe Laserfrequenz und dasselbe Pulsprofil wie in der Arbeit 100 Kapitel D. Gültigkeit des Dipolmodells verwendet werden. Das Ergebnis ist in Abb. D.1 dargestellt und zeigt ebenfalls, dass die Ionisation bei den interessierenden Feldstärken sehr gering ist. 0.01 1 1e-05 1e-14 Nesc Pionis 1e-11 ωlas=0.14 Ry FWHM= 48 fs 0.01 1e-08 1e-04 1e-06 1e-17 1e-20 0.02 0.04 0.06 0.08 0.1 0.12 0.14 0.16 field strength [Ry/a0] 1e-08 0.12 0.13 0.14 0.15 0.16 Emax [Ry/a0] 0.17 0.18 Abbildung D.1: Abschätzung zur Ionisation des freien Ar-Atoms. Links: aus der semiklassischen Abschätzung D.2 berechnete Ionisationsrate. Rechts: Durch Anwendung eines Lasers in einer TDLDA-Rechnung bestimmte Ionisationswahrscheinlichkeit. Die Bestimmung der Ionisationwahrscheinlichkeit für ein freies Atom liefert natürlich nur einen groben Anhaltspunkt für die Ionisation der gesamten Ar-Matrix. Zum einen wird das Ionisationspotential des Atoms von 1.25 Ry auf 1.05 Ry [Kle77] im Ar-Kristall reduziert. Dennoch ist nicht anzunehmen, dass es bei den betrachteten Feldstärken zu nennenswerter Ionisation kommt. Vielmehr treten schon bei niedrigerer Energie elektronische Anregungen der Edelgasmatrix auf. Vor allem sind hier exzitonische Prozesse zu nennen. Die Energie dieser Anregung liegt in Argon bei 0.92 Ry [Schw85]. Diese Energie gilt für festes Argon, wie es vor der Anregung in der Simulation vorliegt und ist mit der Energie der emittierten Na-Elektronen zu vergleichen. Generell fällt bei stärkeren Anregungen die Energie der Photoelektronen exponentiell ab [Rei03]. Allerdings verbleibt ein nennenswerter Beitrag bei Energien von ≈ 1 Ry, so dass es sicherlich zu Exzitonanregungen kommen kann. Sobald das Edelgas wie in Kap. 8 schmilzt, ist nicht ganz klar, welche elektronischen Prozesse von Bedeutung sind. Für eine ausführliche Diskussion sei auf [Schw85] verwiesen. Literaturverzeichnis [Ahm95] G.R. Ahmadi, J. Almlöf, I. Røeggen, The interatomic potential for the X 1 Σ+ state of ArNa+ , NaNa+ and HeNa+ , Chem. Phys. 199, 33 (1995) [All87] M.P. Allen, D.J. 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Der Deutschen Forschungsgemeinschaft danke ich für die finanzielle Unterstützung im Rahmen des Schwerpunktprogramms “Cluster auf Oberflächen”. Herrn Prof. Dr. Christian Toepffer danke ich für die Aufnahme an seinem Lehrstuhl für Theoretische Physik II. Allen Mitgliedern des Lehrstuhls, die ebenfalls mit der Clusterphysik beschäftigt sind, danke ich für das rege Interesse und viele hilfreiche Hinweise. Besonders danke ich in diesem Zusammenhang Dr. Günter Zwicknagel, Michael Mundt und Matthias Bär. Allen anderen Kollegen danke ich für die gute Atmosphäre am Institut. Schließlich danke ich meinen Eltern, die mich in jeglicher Hinsicht unterstützt haben. Lebenslauf Persönliches Geburtsdatum 27.01.1977 Geburtsort Nürnberg Staatsangehörigkeit deutsch Familienstand ledig schulische Ausbildung 09.1983-07.1988 Grund- und Hauptschule, Rednitzhembach 09.1988-06.1997 Wolfram-von-Eschenbach Gymnasium, Schwabach Abschluss: allgemeine Hochschulreife Hochschulstudium 10.1998-12.2003 Physikstudium an der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg 08.2000 Vordiplom 11.2002 Studentische Hilfskraft am Institut für theoretische Physik II Diplomarbeit: Einbettung von Metallclustern in Edelgasmatrizen Abschluss: Hauptdiplom Physik Promotion 01.2004-07.2006 Promotionsstudium an der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Theoretische Physik II