OPHTHALMO CHIRURGIE Supplement 1/2010 Biostatistik revolutioniert die Ergebnisse der refraktiven Chirurgie Die Zukunft der Laserkorrektur Die Erfahrungen von Optical Express können allen refraktiven Chirurgen nützen – überall von Burkhard Dick* D urch die weitere Verfeinerung und Anpassung der Patientenauswahlkriterien für einen refraktiv-chirurgischen Eingriff sowie durch die Evaluation der klinischen Erfahrungen und Ergebnisse refraktiver Lasertechniken profitieren nunmehr alle Chirurgen weltweit von dem sehr umfassenden Datenschatz, den Optical Express – heute Europas größter Anbieter refraktiv-chirurgischer Chirurgie – konsequent zusammen getragen hat. Die Ergebnisse von mehr als 30 000 Eingriffen geben sehr detaillierte und zuverlässige Informationen, die wir alle nutzen können. Auf den folgenden Seiten lesen Sie unter anderem von Keith Hettinger, einem Statistiker, über die Aussagekraft – und die Fallstricke – großer Datensätze, außerdem erfahren wir von Steve Schallhorn, MD, wie ausgesprochen gut die Ergebnisse bei niedriger und mittelgradiger Myopie sind – und wie man diese in der eigenen Praxis erreichen kann. All jene *Prof. Dr. Burkhard Dick, Direktor der Uni­ versitäts-Augenklinik Bochum, ist medizinischer Direktor von Optical Express Deutschland und Mitglied des medizinischen Beratergremiums von Optical Express International. Prof. Dr. Burkhard Dick von uns, die mit Optical Express zu tun haben, sind evidenzbasierter, stetiger Qualitätsverbesserung bei der refraktiven Chirurgie verpflichtet. Dabei sollte man sich bewusst sein, dass bessere Ergebnisse nicht nur gut für die eigene Praxis oder Einrichtung sind, sondern auch für alle, die sich der refraktiven Chirurgie widmen. Bessere Ergebnisse in jeder Praxis bedeuten höheres Vertrauen der Patienten und damit letztlich ein globales Wachstum für die refraktive Chirurgie. Was aus den Beiträgen dieses Supplements deutlich wird, ist die Tatsache, dass unsere Vorstellung von exzellenten Ergebnissen sich schnell in Richtung „besser als Visus 1,0“ entwickelt. Inzwischen kann es als normal angesehen werden, bei Patienten mit leichter oder mäßiger Myopie einen postoperativen Visus von mehr als 1,0 bzw. 20/20 zu erwarten. Wir können eine bessere visuelle Qualität erreichen als je zuvor, und Komplikationen werden zunehmend immer weniger. All das bedeutet, dass man zu Recht eine Patientenzufriedenheit von 95 % und mehr nach Lasik erwarten darf. Für jeden von uns, der von Anfang an in der refraktiven Chirurgie dabei war, ist das eine unglaubliche Entwicklung. Wie konnten wir so weit kommen? Eine gute Nachricht ist, dass Optical Express das „Geheimrezept“ des Erfolges mit uns teilt – es ist eine Rezeptur, die jeder Kliniker mit minimalem Aufwand nachvollziehen kann. Rezeptdetails von Optical Express Technologische Aspekte Eine auf dem neuesten Stand befindliche Technologie spielt eine wichtige Rolle bei den klinischen Ergebnissen. Bei allen Patienten in den publizierten Studien sind wellenfrontgestützte Behandlungen mit dem neuesten VISX Star S4 Excimerlaser und Aberrometriegeräten durchgeführt worden. Bei den meisten wurde der Flap mit einem IntraLase Femtosekundenlaser präpariert. Joseph Colin hat in diesem Supplement einen Beitrag über die Bedeutung der Wahl des richtigen Keratoms für das klinische Ergebnis verfasst. Kaden Verlag Mit Biostatistik die Ergebnisse in der refraktiven Chirurgie revolutionieren Die Präzision und Vorhersagbarkeit der Femtosekundenlasertechnologie in Verbindung mit den in den jüngsten Jahren erzielten Fortschritten bei Excimerlasern und Aberrometern haben die visuelle Rehabilitation beschleunigt und jene uneinheitlichen Ergebnisse sind gewichen, zu denen es in früheren Jahren gekommen ist. Daten sammeln! Jeder von uns bemüht sich ernsthaft um eine Verbesserung seiner Ergebnisse. Eine exakte und gewissenhafte Datenerhebung und -analyse ist hierfür essentiell. Es gibt verschiedene sinnvolle Möglichkeiten der Datensammlung. Es muss keineswegs, wie Keith Hettinger betont, ein Statistiker eingestellt und riesige Dateien verwalten werden. Es empfiehlt sich aber konsequent beispielsweise auch postoperativ exakt zu refraktionieren, selbst bei subjektiver Zufriedenheit. Nicht selten führt bereits die reine Messung und Dokumentation zu einer spürbaren Verbesserung der Reproduzierbarkeit und der Ergebnisse. Patientendaten als Grundlage klinischer Entscheidungen Vieles von dem, was wir als Chirurg tun, basiert auf unserer Ausbildung sowie auf der Erfahrung und Erkenntnis im Einzelfall. Bei der sorgfältigen Sichtung der Literatur und der eigenen Daten entdeckte Optical Express, dass es bessere Wege gibt, die WellenfrontRefraktion der manifesten Refraktion in den Nomogrammen gegenüber zu stellen und dass manche Ausschlusskriterien einfach unbegründet waren. So stellte sich heraus, dass Tausende von Patienten, die man aufgrund der präoperativen Keratometrie abgelehnt hatte, eigentlich perfekte Kandidaten für einen Eingriff gewesen wären. In seinem Artikel für dieses Supplement bespricht Mitchell Brown die Rolle der Keratometrie und der richtigen 2 Patientenauswahl für die refraktive Chirurgie. Die Erfahrung des Patienten im Blick Selbst in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, in denen manche Praxen einen Rückgang von 30 % und manchmal gar von bis zu 70 % bei refraktiven Eingriffen erleben müssen, verzeichnet Optical Express Wachstum. Und dieses Wachstum beruht nicht allein auf der Akquirierung von Zentren. Jahr für Jahr haben die einzelnen Kliniken des Unternehmens konstante Steigerungsraten von mehr als 20 % erlebt. Die Lehre für uns alle aus diesem Erfolg ist, dass allein die Ergebnisse zählen. Patienten, die mit der Betreuung und dem Ergebnis des Eingriffs zufrieden sind, werden den behandelnden Arzt und die Klinik an Freunde, Kollegen und Familienangehörige weiterempfehlen. Welche Schlüsselfaktoren die Patientenzufriedenheit beeinflussen und wie diese Zufriedenheit Wachstum erzeugt, das legt Dr. John Vukich in seinem Beitrag dar. Exzellente Qualität als Maxime Setzen Sie sich eine herausragende Qualität für Ihre Tätigkeit als Ziel und machen Sie jeden Mitarbeiter, von der Mitarbeiterin in der Anmeldung über den Techniker bis hin zum Chirurgen dafür (mit)verantwortlich, dieses Ziel zu erreichen. Optical Express hat in seinen Kliniken dank Aufmerksamkeit für die Details in dem klinischen Ablauf ein hohes Maß an Standardisierung erreicht. Das Streben nach Perfektion ist eine Maxime, die sich in allem, was wir tun, bemerkbar macht – von der Auswahl der Möbel für das Wartezimmer bis zur Anpassung chirurgischer Nomogramme. Genauso wichtig ist die Art, wie man mit suboptimalen Ergebnissen umgeht. Optical Express hat ein klar definiertes, mehrstufiges System für den Umgang mit Komplikationen. Auch wenn die- ses System für die „normale“ Einzelpraxis vielleicht übertrieben sein mag, so ist es doch von höchster Bedeutung, gezielt an der Verbesserung klinischer Resultate zu arbeiten, unumwunden Komplikationen anzusprechen und jenen Patienten, deren Ergebnis nicht vollkommen zufriedenstellend ist, besondere Energie und Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, anstatt diese Probleme zu ignorieren oder zu hoffen, dass sie sich von selbst lösen. Mein Dank gilt David Moulsdale, dem CEO von Optical Express, für die Veröffentlichung dieser so interessanten Unternehmensdaten. Eines der Ziele des Unternehmens ist es in der Tat, aktiv zur Wissensvermehrung in der refraktiven Chirurgie beizutragen. Dieser Umstand ist nicht selbstverständlich, denn mit der Bereitstellung von Daten tun sich die Firmen in der Regel sehr schwer. Keine andere Laserfirma hat ihre Daten in einem solchen Umfang bislang zur Einsicht bereitgestellt. Ich hoffe sehr, Sie sehen in den folgenden Artikeln einen Beweis dafür, dass die fortgeschrittene Technologie der iLasik-Plattform in Verbindung mit der Fokussierung auf eine adäquate Patientenversorgung jeden Chirurgen in die Lage versetzt, die Erwartungen der Patienten zu übertreffen – und seine bisherigen Ergebnisse weiter zu optimieren – und so unabhängiger von der ökonomischen Situation auch weiterhin Erfolg zu haben. Das Erfolgsrezept: • „State-of-the-Art“-Technologie einsetzen • Daten konsequent sammeln und analysieren • Daten als Grundlage für klinische Entscheidungspfade nutzen • Priorität auf Patientenbetreuung und -zufriedenheit setzen (Multiplikator­ effekt) • Bei der täglichen Arbeit auf hohe Qualitätsstandards Wert legen OPHTHALMO-CHIRURGIE 22 (Suppl. 1): 1 - 12 (2010) Mit Biostatistik die Ergebnisse in der refraktiven Chirurgie revolutionieren Zeitgemäße Kriterien der Patientenauswahl für Laserkorrekturen Ein evidenzbasierter Auswahlprozess kann das Vertrauen in Empfehlungen zur Laserkorrektur stärken und den Patienten helfen, die beste Behandlung zu erhalten. von Mitchell C. Brown* I n den letzten 20 Jahren haben viele Refraktivchirurgen Patientenempfehlungen zur Laserkorrektur von Fehlsichtigkeiten überwiegend aufgrund von Einschluss- und Ausschlusskriterien ausgesprochen, die aus den ursprünglichen Studien zum Excimerlaser stammen. Manche dieser Richtlinien sind sehr konservativ. Da man zu jenem Zeitpunkt noch sehr wenig über die Laserkorrektur beim Menschen wusste, schien es vernünftig, all jene Patienten auszuschließen, die keine normale medizinische oder ophthalmologische Anamnese hatten. Zwar hatten manche dieser Richtlinien durchaus eine wissenschaftliche Grundlage, doch viele sind niemals eingehend überprüft und validiert worden. Der Augenarzt strebt nach Perfektion im klinischen Alltag. Perfektion bei der Laserbehandlung bedeutet, dass wir diese all jenen Patienten empfehlen, bei denen die Behandlung sicher erscheint und wir allen anderen Patienten alternative Behandlungsmöglichkeiten aufzeigen. Mit einem systematischen, evidenzbasierten Ansatz bei der Patientenauswahl für die Laserkorrektur können Augenärzte ihre Empfehlungen mit größerer wissenschaftlich begründeter Sicherheit aussprechen. * Mitchell C. Brown, OD, ist Direktor für Optometrie bei Optical Express. Mitchell C. Brown, OD Einschätzung und Modifizierung der Kriterien Optical Express, der größte Anbieter von refraktivchirurgischen Eingriffe in Europa, hat seine evidenzbasierten Richtlinien zur Patientenselektion als eine Methode der wissenschaftlichen Evaluierung jener Kriterien entwickelt, die während der letzten 20 Jahre Standard in der refraktiven Chirurgie waren. Dass diese Auswahlkriterien stetig hinterfragt und überprüft werden, ist Teil der kontinuierlichen Qualitätsverbesserung und der klinischen Sorgfalt. Diese evidenzbasierten Überprüfung beruht auf den fünf folgenden Komponenten: Auswertung weltweiter Literatur Eine sorgfältige Analyse internatio­ naler, von Experten begutachteter („peer-reviewed“) Literatur erfolgt für spezifische Behandlungen oder Krankheitsbilder. So wird zum Beispiel die gesamte Literatur über die Behandlung von Patienten mit Auto­immunerkrankungen eingehend analysiert und ein Konsens auf der Grundlage dieses Forschungsstandes formuliert. Leitlinien von Organisationen Die Analyse schließt auch die Leitlinien relevanter Organisationen oder Gruppen wie die der American Academy of Ophthalmology (AAO), der European Society of Cataract and Re- OPHTHALMO-CHIRURGIE 22 (Suppl. 1): 1 - 12 (2010) fractive Surgery (ESCRS), der American Society of Cataract and Refractive Surgery (ASCRS) und anderer Institutionen mit ein. Wenn auch die wissenschaftliche Basis solcher Leitlinien nicht immer ganz klar sein mag, so müssen doch solche Empfehlungen als Teil einer umfassenden Einschätzung stets sorgsam beachtet werden. Analyse der Datensammlungen Optical Express hat schon frühzeitig elektronische Krankenakten eingeführt und verfügt über eine der größten Sammlungen ophthalmologischer Daten, die mehr als 200 000 chirurgisch und 500 000 mit Sehhilfen versorgte Patienten umfasst. Diese umfassende Datengrundlage erleichtert die Analyse auch seltener Beschwerden und Befunde sowie die Subanalysen verschiedenster klinischer und demographischer Variablen. Die wissenschaftliche Auswertung dieser Daten ist ein Eckpfeiler des Prozesses der Patientenauswahl. Konsultationen des IMAB Einmal im Jahr tritt das International Medical Advisory Board (IMAB) von Optical Express zusammen. Es wird von Dr. Steven C Schallhorn geleitet, dem ehemaligen Direktor für refraktive Chirurgie im medizinischen Dienst der amerikanischen Marine. Das IMAB überwacht und wertet klinische Studien aus, verschafft Einblick in neu entstehende Technologien und teilt seine Erfahrungen auf Fortbil3 Mit Biostatistik die Ergebnisse in der refraktiven Chirurgie revolutionieren dungsveranstaltungen mit den zu Optical Express gehörenden Ärzten. Auf dem Jahrestreffen werden Literatur aus allen Teilen der Welt, organisatorische Richtlinien und die Ergebnisse der Datenanalyse von Optical Express vorgestellt und durch die medizinischen Berater bewertet. Der Diskussion folgt stets ein Votum. Für eine Änderung der Patienten-Auswahlkriterien ist ein einstimmiges Ergebnis notwendig. In diesem System wird also der aktuelle Forschungsstand zu einer bestimmten Thematik ebenso berücksichtigt wie der kollektive Kenntnisstand und die klinischen Erfahrungen dieser global führenden Meinungsbildner in der Ophthalmologie. Endgültige Validierung von Änderungen Jeder Veränderung der Leitlinien, die zu einer Erweiterung der Handlungsparameter führt, folgt – wenn eine ausreichende Anzahl an Patienten nach den neuen Leitlinien behandelt wurde – eine neuerliche Analyse der klinischen Ergebnisse, die dann mit einer Kontrollpopulation verglichen werden. Diese zweite Analyse ist eine zusätzliche Sicherheitsmaßnahme und Validierung der Effizienz aller Änderungen an den Auswahlkriterien von Optical Express. Nutzen Dieses systematische Vorgehen versetzt Optical Express in die Lage, allen Patienten, die sich diesem lebensverändernden Eingriff unterziehen wollen, die beste und sicherste Behandlung zukommen zu lassen. In einigen Fällen wird der Bewertungsprozess zu einer Ausdehnung der Richtlinien führen. Es kann aber auch Fälle geben, bei denen die Richtlinien eher im Sinne einer konservativeren Auswahl geändert werden. Die Patienten-Auswahlkriterien werden also ständig einer genauen Beur- teilung unterzogen und modifiziert, wenn immer medizinische Evidenz darauf hinweist, dass Änderungen nötig sind. Mit diesem evidenz-basierten Vorgehen können sehr hohe Standards für Sicherheit und Effektivität einer Behandlung aufrechterhalten werden – und mit ihnen das Vertrauen der Chirurgen in das Therapieangebot. International Medical Advisory Board (IMAB) von Optical Express • Steven C. Schallhorn, MD, IMAB Chairman • Jan Venter, MD, IMAB Clinical Director • Mitchell C. Brown, OD, IMAB Deputy Medical Director • Stephen C. Coleman, MD • Joseph Colin, MD • Steven J. Dell, MD • Colman R. Kraff, MD • Marguerite B. McDonald, MD • Stephen Slade, MD • John A. Vukich, MD Zuerst die Wellenfront von Steven C. Schallhorn* D ie exakte Refraktion setzt sich aus Sphäre, Zylinder und Achse zusammen und muss ermittelt werden, um die subjektiv beste Sehschärfe zu erlangen. Im „Trial and error“Verfahren sucht sich der Patient aus den verschiedenen Möglichkeiten, die ihm der Augenarzt mit dem Phoropter oder der Probierbrille anbietet, selbst jene Kombination aus, die den besten Visus bietet. Im Gegensatz dazu ist die WellenfrontRefraktion eine komplett automatisier*Steven C. Schallhorn, MD, ist Medizinischer Direktor und Vorsitzender des International Medical Advisory Boards von Optical Express. 4 Steven C. Schallhorn, MD te, objektive Messung der sphärischen und zylindrischen Refraktionsfehler des Patienten, die aus den gesamten Aberrationen ermittelt wird. Um mit der einen oder anderen Methode die exakte Refraktion zu messen, muss der Arzt darauf achten, dass der Tränenfilm des Patienten in Ordnung ist, er richtig fixiert und nicht akkommodiert. Bei einer Wellenfrontuntersuchung muss der Techniker versiert darin sein, ein gutes Hartman-ShackBild zu bekommen, um eine Messung von hoher Qualität zu gewährleisten. Die Untersuchungsbedingungen für eine gute Refraktionsmessung zu gewährleisten – sowohl Wellenfront als auch herkömmlich – ist ein erster Schritt im klinischen Prozess der individualisierten Behandlung. Selbst wenn beide Methoden unter perfekten Bedingungen durchgeführt worden sind, können die Ergebnisse der Wellenfront und der normalen Messung doch voneinander abweichen. Da die Wellenfront alle okulären Aberrationen misst, kann es zu einer Verkopplung der Aberrationen niedrigerer und höherer Ordnung kommen, die sich am Phoropter nicht darstellen lassen, da dieser nur jene niedrigerer Ordnung zu ermitteln hilft. Dennoch OPHTHALMO-CHIRURGIE 22 (Suppl. 1): 1 - 12 (2010) Mit Biostatistik die Ergebnisse in der refraktiven Chirurgie revolutionieren können beide Refraktionsmessungen korrekt sein. Wie also soll man sich entscheiden, auf welche Messung soll man sich verlassen? Idealerweise sollte die Wellenfrontanalyse zuerst erfolgen. Die Wellenfront-Refraktion kann dann als Ausgangspunkt der normalen Refraktionsbestimmung dienen. Praxen, die kein Aberrometer haben und stets nach einer anderen Methode vorgegangen sind, mögen an diese Reihenfolge nicht gewöhnt sein. Doch es kann sich lohnen – sowohl für das klinische Ergebnis als auch für die Effizienz der Praxis. Aus Gründen der Genauigkeit sollte die Wellenfrontanalyse frühzeitig in der präoperativen Beurteilung erfolgen, bevor die Pupille erweitert wird oder andere Augentropfen gegeben werden. Es ist außerordentlich nützlich, die Ergebnisse der Wellenfrontuntersuchung und der traditionellen Bestimmung vorliegen zu haben, wenn ein Patient untersucht wird, der sich für eine Laserkorrektur interessiert. Der Blick auf beide Ergebnisse gibt dem Ophthalmochirurgen eine bessere Vorstellung von der Aussagekraft der Wellenfront und zeigt ihm den Weg auf, sich auf die Intervention einzustellen. Diese Vorgehensweise kann somit zu besseren Resultaten führen. Die Wellenfrontanalyse zuerst durchzuführen, hat auch positive Auswirkungen auf das Patientenmanagement und die Produktivität der Praxis. Moderne Aberrometer sind sehr genau und können die Zeit verkürzen, die man mit der normalen Refraktion verbringt. Näher am Ziel anzufangen, begrenzt auch der Notwendigkeit für erneute Tests. In einem jungfräulichen, keratokonusfreien Auge sind die Messungen von Zylinderwert und seiner Achse sehr exakt. Obwohl ich mir Situationen vorstellen kann, in denen man den mit der Wellenfrontmessung festgestellten Zylinder nachbessern muss, kann ich mich nicht erinnern, dass dies jemals für mich notwendig war. Wenn der beim Refraktionsabgleich am Phoropter gemessene Zylinder nicht mit dem der Wellenfrontanalyse übereinstimmt, sieht der Patient nach meinen Erfahrungen stets besser, wenn ihm der in der Aberrometrie ermittelte Zylinder gegeben wird. Bessere Ergebnisse durch die Wahl des richtigen Keratoms Mit dem Femtosekundenlaser-Flap ist die Vorhersagbarkeit der Flaptiefe besser und die visuelle Rehabilitation schneller von Joseph Colin* V iele Chirurgen fragen sich, ob Lasik mit dem Femtosekundenlaser-Flap wirklich besser ist – oder ob es sich nur um Werberummel handelt. Eine große Studie belegt, dass es bezüglich der Ergebnisse durchaus Unterschiede zwischen beiden Flapmethoden gibt und – zumindest kurzfristig – auch in der Schnelligkeit der visuellen Erholung. Tatsache ist, dass der Femtosekundenlaser-Flap eine * Joseph Colin, MF, leitet die Abteilung für Ophthalmologie an der Medizinischen Fakultät der Universität Bordeaux. Er ist auch ein Mit­ glied des International Medical Advisory Board von Optical Express. Joseph Colin, MF gute Methode noch besser macht. Ich glaube, dass der Abstand zwischen beiden Methoden noch größer werden wird, je weiter sich die Femtosekundentechnologie entwickelt. An 2 000 im Jahr 2008 operierten Augen mit niedriger Myopie und Astigmatismus ist eine retrospektive Analyse vorgenommen worden. Die Autoren M. Tana et al. [1] verglichen 1 000 Augen (Fehlsichtigkeit maximal -3 dpt und maximal -0,75 Zylinderdioptrien), die mit dem IntraLase FS 60 Femtosekundenlaser (Abbott Medical Optics) behandelt wurden mit 1 000 Augen, deren Flap mechanisch mit einem Evo3 One Use-Plus Mikroke- OPHTHALMO-CHIRURGIE 22 (Suppl. 1): 1 - 12 (2010) ratom (Moria) gewonnen wurde. Alle Augen wurden danach mit dem Star S4 Excimerlaser (AMO) und fortgeschrittener CustomVue-Ablation behandelt. Diejenigen, die postoperativ die Patienten untersuchten, waren nicht über die jeweils benutzte Flapmethode informiert. Die beiden Gruppen waren vergleichbar und wiesen keine klinisch relevanten Unterschiede auf. In der Femtosekundenlaser-Gruppe war die Flaptiefe auf 100-120 µm eingestellt, im Schnitt waren es 110 µm. Beim mechanischen Keratom kam ein 130-Mikrometer-Kopf zur Anwendung. 5 Mit Biostatistik die Ergebnisse in der refraktiven Chirurgie revolutionieren Postoperativer Visus In der Femtosekundenlaser-Gruppe kam es viel schneller zur visuellen Erholung. Zu jedem Zeitpunkt während der 3-monatigen Nachbeobachtung hatten mehr Augen in der Femtosekundenlaser-Gruppe einen unkorrigierten Visus von 1,0 oder besser (Abbildung 1); eine statistische Signifikanz war am 1. Tag nach der Operation und nach einer Woche gegeben. Zusätzlich zur schnelleren Rehabilitation hatten die mit Femtosekundenlaser operierten Augen nach 3 Monaten einen signifikant besseren unkorrigierten Visus: 78 % sahen 1,25 oder besser. In der Gruppe, in der ein mechanisches Keratom benutzt worden war, waren es 70 %. Die Vorhersagbarkeit des Refraktionsergebnisses war in beiden Gruppen zu jedem Untersuchungszeitpunkt gleich. Der bestkorrigierte Visus war in beiden Gruppen sehr gut. Allerdings verloren in der ersten postoperati- ven Woche nur 0,9 % der Augen aus der Femtosekundenlasergruppe zwei oder mehr Reihen an bestkorrigiertem Visus im Vergleich zu 2,8 % in der Gruppe, in der ein mechanisches Keratom benutzt wurde. Nach 3 Monaten war der Verlust an bestkorrigiertem Visus in beiden Gruppen gleich niedrig (Abbildung 2). Es gibt verschiedene Erklärungen dafür, weshalb es bei Femtosekunden­ laser-Flaps schneller zu einem besseren Visus kommt. Es spielen dabei die Dicke, die Ebenheit, das Randprofil des Flaps, die Schnittgleichmäßigkeit des Stromabettes sowie auch das Fehlen von Gewebsresten und Entzündungszeichen im Interface und Unterschiede in der Traumatisierung der Augenoberfläche eine Rolle. Wir wissen genau, dass die Patienten die schnellere Erholung zu schätzen wissen – deshalb entscheiden sie sich ja von vornherein für Lasik. Selbst wenn die mit dem Mikrokeratom behandelten Augen in puncto un- korrigiertem und bestkorrigiertem Visus irgendwann den Anschluss finden, so ist die leichte Verzögerung in der Heilung bei einer elektiven Methode insbesondere für aktive Patienten mit hohen Erwartungen ein gewichtiges Argument. Vorhersagbarkeit der Flaptiefe In meiner eigenen Klinik in Bordeaux haben wir die Ergebnisse mit dem Intra­Lase FS60 Laser (programmiert auf eine Flapdicke von 120 µm) und dem Moria M2 Mikrokeratom (130-Mikrometer-Kopf) verglichen. Die retrospektive Auswertung umfasste 106 Augen von 53 Patienten, die sich einer bilateralen Lasik wegen einer Myopie unterzogen und bei denen sämtliche Untersuchungsergebnisse präoperativ und einen Monat postoperativ erhoben wurden [2]. Die Dicke von Flap und Stromabett wurden intraoperativ von einem Untersucher gemessen. Abbildung 1: In der Femtosekundenlaser-Gruppe gab es zu jedem Zeitpunkt einen höheren Anteil von Augen mit einem unkorrigier­ ten Visus von 1,0. Abbildung 2: Augen in der Gruppe, die mit einem mechanischen Keratom operiert wurden, hatten eine dreimal so hohe Wahr­ scheinlichkeit, zwei oder mehr Reihen auf der Visustafel in der unmittelbar postoperativen Phase zu verlieren. Dieser Effekt war nach drei Monaten nicht mehr nachweisbar. 6 OPHTHALMO-CHIRURGIE 22 (Suppl. 1): 1 - 12 (2010) Mit Biostatistik die Ergebnisse in der refraktiven Chirurgie revolutionieren In der Femtosekundenlaser-Gruppe waren die Flaps signifikant besser vorhersagbar. Die mittlere Flapdicke in dieser Gruppe war 117,50 +/- 1,02 µm bei einer Erwartung von 120 µm, die Bandbreite betrug 98-130 µm. In der Gruppe mit dem Mikrokeratomflap, für die ebenfalls 130 µm angepeilt worden waren, lag die mittlere Flapdicke bei 162,11 +/- 3,41 µm, die Bandbreite reichte von 111-180 µm. Die Ektasie ist eine der ernsten Komplikationen einer Lasik. Zwar kennen wir noch nicht alle Faktoren, die zu einer Ektasie beitragen, doch wir wissen, dass ein unzureichendes hinteres Stroma entscheidend dazu beiträgt, das Auge einem höheren Risiko auszusetzen. Aus Versehen einen 180-Mikrometer-Flap in einem Auge mit begrenzten Stromareserven zu schneiden – 50 µm mehr als beabsichtigt – kann zu einer Katastrophe führen. In unserer Studie gab es jedoch keine Unterschiede zwischen beiden Gruppen bezüglich der biomechanischen Eigenschaften (Kornea-Hysterese oder Kornea-Resistenzfaktor) oder bezüglich Veränderungen in Aberrationen höherer Ordnung (SA und Coma). Sicherheitsspielraum In einer Untersuchung an mehr als 32 000 bei Optical Express behandelten Augen, die sowohl mechanische als auch mit dem Femtosekundenlaser gebildete Flaps umfasste, gab es in der Mikrokeratomgruppe dreimal so viele Komplikationen wie in der Femtosekundenlaser-Gruppe [3]. In der Femtosekundenlaser-Gruppe konnte der Chirurg in allen Fällen – bis auf eine Ausnahme – trotz der Komplikationen den Eingriff noch am gleichen Tag zu Ende zu bringen, wohingegen alle Komplikationen nach einer Mikrokeratomanwendung zu Verzögerungen führten. Nach Mikrokeratom sah man postoperativ 7 Flap-Dislokation und nur eine nach dem Femtosekundenlaser. Auch das Potential für das Einwachsen von Epithel war nach der Femtosekundenlaser-Behandlung verringert. Mit beiden Flapmethoden sind Komplikationen möglich, vor allem, wenn sich der Chirurg erst am Anfang seiner refraktiv-chirurgischen Tätigkeit befindet. Eine FemtosekundenlaserKomplikation führt allerdings mit weitaus geringerer Wahrscheinlichkeit zu einer Verzögerung oder einem Abbruch der Operation. Für den Chirurgen ist es eine große Beruhigung zu wissen, dass er in den selten Fällen einer Flap-Komplikation einfach auf das Verschwinden der Plasmabläschen warten und die Intervention einige Stunden später oder am nächsten Tag wiederholen kann. Ein Schnitt mit der Stahlklinge in die Hornhaut ist ein Schnitt für immer. Dieser zusätzliche Sicherheitsspielraum – sowohl in der Vorhersagbarkeit der Flapdicke als auch in der Chance, mit den seltenen Komplikationen besser zu Recht zu kommen – ist der wesentliche Grund, warum ich jetzt den Femtosekundenflap bei jedem Patienten empfehle. Beide Methoden sind gut – aber für mich stellt sich die Frage, welche besser ist, nicht mehr. Eine vollständig mit dem Laser durchgeführte Lasik ist sehr attraktiv für den Patienten. Trotz höherer Kosten entscheiden sich 75% der Pa- OPHTHALMO-CHIRURGIE 22 (Suppl. 1): 1 - 12 (2010) tienten von Optical Express für einen Femtosekundenlaser-Flap. Ich benutze inzwischen die nächste Generation eines Lasers von Intra­ Lase, den iFS Laser, der zusätzliche Vorteile bietet wie eine Vereinheitlichung von Flap und Seitenschnitt/ sidecut (?), höhere Geschwindigkeit und eine sehr benutzerfreundliche Oberfläche. Bei den meisten Augen schaffe ich den gleichen Flap, den ich mit dem FS60 Laser machen würde, weil der „normale“ Flap typischerweise das Stroma am weitesten exponiert. Doch in astigmatischen Augen ziehe ich einen ovalen Flap vor und in hochmyopen Augen mit dünner Hornhaut einen scharfwinkligen Flap. Das Mikrokeratom habe ich ausschließlich für Lasik-Flaps benutzt. Femtosekundenlaser haben sich inzwischen auch für die Schaffung kornealer Ringtaschen und für die Dissektion bei einer lamellären Keratoplastik bewährt. Wenn sich die Technik weiterentwickelt, wird es bestimmt weitere Anwendungsmöglichkeiten geben. Der Femtosekundenlaser – nicht das Mikrokeratom – ist die Basis, auf der sich künftige Entwicklungen bei den Lasik-Flaps und anderen kornealen Innovationen abspielen werden. Literatur 1. Tanna M, Schallhorn S, Hettinger KA (2009) J Cat Refract Surg 25: 668-671 2. Blaizeau M, Buestel C, Kerautret J, Colin J (2009) Free paper, European Society of Cataract and Refractive Surgery Meeting, 3. Schallhorn SC, Venter JA (2009) J Refract Surg 25: 634-641 7 Mit Biostatistik die Ergebnisse in der refraktiven Chirurgie revolutionieren Ergebnisse bei Lasik-Patienten Die neue Zielmarke für niedrig bis mittelgradig Myope: Postoperativ unkorrigiert besser als 1,0 sehen von Steven C. Schallhorn K ürzlich veröffentlichte Untersuchungen belegen, dass wir bei Patienten mit niedriger bis mäßiger Kurzsichtigkeit in der Mehrheit der Fälle einen Visus von besser als 1,0 nach Lasik erwarten können. Zusammen mit Dr. Jan Venter habe ich unlängst über die Ergebnisse nach einem Monat bei 32 569 Augen von 17 713 Patienten berichtet, die in Zentren von Optical Express 2008 operiert worden waren [1]. Es handelte sich um eine retrospektive Untersuchung aller Augen in der Datenbank von Optical Express mit einem präoperativen sphärischen Äquivalent von maximal -6,0 dpt, einem präoperativen Zylinder von ebenfalls maximal 6,0 dpt, der Emmetropie als Ziel des refraktiven Eingriffs und ohne frühere refraktivchirurgische Eingriffe in der Anamnese. Von den 44 143 Augen, die unsere Kriterien erfüllten, waren in 77% die Ein-Monats-Ergebnisse verfügbar. Patienten, die zur Kontrolluntersuchung nach einem Jahr nicht kamen, waren eher jünger, eher männlich und hatten mit größerer Wahrscheinlichkeit einen Mikrokeratom-Flap. Welche Faktoren die Operationsergebnisse bei jenen Patienten beeinflusst haben, die nicht zur Verlaufskontrolle erschienen sind, ist unbekannt. Nach unserer Kenntnis ist dies die größte Studie zur Sicherheit und Effizienz von Lasik. Es belegt, wie wichtig derartigen Datensätze zur Analyse und zur Verbesserung unserer Patientenbetreuung sind. Die Lasik-Eingriffe unserer Studie wurden von 30 verschiedenen Chirurgen an 41 Zentren vorgenommen. Dabei wurden standardisierte Protokolle benutzt. Alle Behandlungen erfolgten mit dem Excimerlaser STAR S4 IR (AMO) mit einem wellenfrontgestützten Ablationsprofil (Advanced CustomVue, AMO). Die Flaps wurden entweder mit dem AMO IntraLase FS60 Laser präpariert (75,7%) oder mit dem Moria Evo3 One Use-Plus Mikrokeratom (24,3%), je nachdem wie sich die Patienten entschieden hatten. Die vorprogrammierte Flapdicke in den Femtosekundenlaser-Augen war 100-120 µm. Beim Mikrokeratom wurde ein 130-Mikrometer-Kopf benutzt. Bei der Mehrheit der Augen (71,6%) bestand nach einem Monat ein unkorrigierter Visus von 1,25 oder besser; 91,8% sahen 1,0 oder besser (Abbildung 1). Der durchschnittliche Anstieg des unkorrigierten Visus lag bei 10 Zeilen (Abbildung 2). Von den Patienten, bei denen bilateral eine Lasik durchgeführt worden war, hatten 88,8% einen unkorrigierten Binokularvisus von 1,25 oder besser und 98,1% von 1,0 oder besser. Bei 93,7% der Augen lag die postoperative Refraktion innerhalb von 0,5 dpt um die Zielrefraktion, bei 99,3% war das Ergebnis innerhalb von 1,0 dpt um die Zielrefraktion erreicht. Das durchschnittliche Refraktionsdefizit nach einem Monat betrug 0,27 +/- 0,31 dpt. Der durchschnittliche Abbildung 1: Die Mehrheit der Patienten mit niedriger bis mäßi­ ger Myopie erzielt einen unkorrigierten Visus von 1,25 und besser nach wellenfrontgestützter Lasik. Abbildung 2: Der unkorrigierte Visus nach einem Monat war im Vergleich zum präoperativen Zustand um durchschnittlich zehn Zeilen angestiegen. 8 OPHTHALMO-CHIRURGIE 22 (Suppl. 1): 1 - 12 (2010) Mit Biostatistik die Ergebnisse in der refraktiven Chirurgie revolutionieren Zylinder betrug -0,17 +/- 0,26 dpt. Der Sicherheitsindex (mittlere postoperative bestkorrigierte Sehschärfe/ mittlere präoperative bestkorrigierte Sehschärfe) betrug 1,02. Die Komplikationsrate (zu jedem möglichen postoperativen Zeitpunkt, nicht nur nach einem Monat) war mit 0,64% sehr niedrig. Die häufigsten, auch in anderen Studien zur Laserkorrektur berichteten Komplikationen waren Trockenes Auge, milde diffuse lamelläre Keratitis und Probleme mit dem Nachtsehen. Flap-Komplikationen waren in den mit einem Mikro­ keratom operierten Augen häufiger, darunter 7 von 8 traumatischen Flap-Dislokationen. Einige seltene und potentiell funktionsgefährdende Komplikationen wurden berichtet, darunter 6 Fälle von bakterieller Keratitis (alle wurden erfolgreich behan- delt) und ein Fall von Ektasie, der 3 Monate nach der Operation auftrat. Trotz dieser Komplikationen hatte kein Auge einen postoperativen bestmöglichen korrigierten Visus von weniger als 0,5. Diese Ergebnisse belegen, wie hoch das Sicherheitsniveau von Lasik inzwischen ist. Wir haben aus den Erfahrungen von Optical Express gelernt, dass man die sehr guten Ergebnisse, welche die meisten Chirurgen mit Lasik erzielen, durch die zunehmende Verbesserung der Patientenauswahl, der chirurgischen Technik und der Betreuung der Patienten noch weiter verbessern kann. Doch solche Erfolge sind nicht umsonst zu haben. Sie benötigen eine Verpflichtung zur exzellenter Qualität, die Investition in fortschrittliche Technologien wie wellenfrontgestützte Chirurgie und Femtosekundenlaser sowie eine Software, die die Ergebnisse nachverfolgt. Der Chirurg und sein Team müssen auch Zeit investieren und zwar in die Standardisierung der präoperativen Tests, in das Streben nach der akkuratesten postoperativen Refraktion, indem auf mehr als Visus 1,0 getestet wird, und in einer effektiven Datendokumentation, um Trends besser zu verstehen und Nomogramme zu individualisieren. Wer vor solchen Investitionen nicht zurückschreckt, wird mit verbesserten funktionellen Ergebnissen und einer höheren Patientenzufriedenheit belohnt. Literatur 1. Schallhorn SC, Venter JA (2009) J Refract Surg 25: 634-641 Mit Biostatistiken die Ergebnisse verbessern von Keith A. Hettinger* M it der Verbreitung elektronischer Krankenakten und einer nie dagewesenen Kapazität zur Datenspeicherung bietet die Biostatistik im klinischen Alltag eine große Chance. Wenn diese Datenressourcen mit validen statistischen Analysen genutzt werden, ist der Kliniker in einer guten Position, um die Ergebnisse bei seinen Patienten zu verbessern. Typischerweise muss der Statistiker aus einem begrenzten Datenschatz möglichst fundierte Schlussfolgerungen ziehen. In der Biostatistischen Abteilung von Optical Express hingegen gibt es eine ganz andere Herausforderung. Auf* Keith A Hettinger ist Direktor für Biostatistik bei Optical Express. Keith A. Hettinger grund einer Datensammlung von mehr als 5,5 Millionen Patienten lässt diese Größe außerordentlich robuste Hochrechnungen zu. Die statistische Signifikanz tritt aus derartigen riesigen Stichproben deutlich hervor, doch muss der klinischen Signifikanz eine ähnliche Beachtung gegeben werden. Mit Vorsicht sind Rückschlüsse zu ziehen, die mit statistischen Methoden aus der Theorie kleiner Stichproben gewonnen wurden Eine weitere Herausforderung ist die große Zahl von Chirurgen und Technikern, die routinemäßig Patientendaten in unser System eingeben. Es ist essentiell, dass solche Daten auch regelmäßig auf ihre Genauigkeit hin überprüft werden. Zu den Methoden, die wir benutzen, gehören Werkzeuge OPHTHALMO-CHIRURGIE 22 (Suppl. 1): 1 - 12 (2010) wie Validierungen und Restriktionen der Bandbreite und Kommentarboxen für unerwartete Resultate und Vorkommnisse. Nach der Dateneintragung bemühen wir uns, Ausreißer zu identifizieren und mit jenen Kliniken Nachkontrollen anzustellen, die ungewöhnliche Trends aufweisen. Wir beschäftigen auch Drittinstitutionen, um die Objektivität unserer Messungen zu gewährleisten. Um sicher zu gehen, dass sich keine Irrtümer in unsere Datenbanken eingeschlichen haben, ließen wir eine Überprüfung durch eine unabhängige klinische Forschungsorganisation (Registrat, Inc., Lexington, Kentucky) vornehmen, die auf Datenmanagement spezialisiert ist. Alle diese Schritte stärken mein Vertrauen 9 Mit Biostatistik die Ergebnisse in der refraktiven Chirurgie revolutionieren in die Genauigkeit der von Optical Express veröffentlichten Daten. Unser primäres Ziel bei der Analyse dieser Daten ist die Verbesserung der Operationsergebnisse. Im Prinzip können die Daten auf drei Arten die klinischen Resultate verbessern. 1. Kontinuierliches Monitoring der Ergebnisse. Um Schlussfolgerungen zu vermeiden, die auf Einzelberichten beruhen und lediglich durch einige Fälle unzufriedener Patienten geprägt sind, müssen größere Stichproben permanent untersucht werden. Das hilft nicht nur, zwischen zufälligen und auf Fakten basierten Beobachtungen zu unterscheiden, sondern führt auch zur Erkennung von Variationen in den Ergebnistrends. Bei Optical Express arbeiten wir permanent mit unseren Chirurgen zusammen, um regelmäßige Berichte zu erstellen. Diese Berichte sind ein wertvolles Hilfsmittel, mit dem der Operateur immer wieder seine persönliche Erfolgsrate überprüfen kann. 2. Statistische Analysen können zu Wahlmöglichkeiten zwischen verschiedenen Technologien und zur Verbesserung von Techniken führen. Zum Beispiel: Kürzlich konnten wir aus einer Analyse den Schluss ziehen, dass mit einem IntraLase Femtosekundenlaser behandelte Patienten eine schnellere visuelle Erholung und einen besseren postoperativen unkorrigierten Visus hatten als jene, die mit 10 einem mechanischen Keratom operiert worden waren [1]. Wir fanden auch heraus, dass Änderungen durch den Chirurgen dann effektiver waren, wenn sie sich am exakten sphärischen Äquivalent und weniger an einem Zielbereich von 0,5 dpt orientierten. Solche auf Analysen basierenden Empfehlungen können die Patientenergebnisse verbessern. 3. Vorher/Nachher-Vergleiche sind wichtig, um die Wirkungen von Modifizierungen der Therapie zu verifizieren. Im oben genannten Beispiel führte die Art und Weise, wie Chirurgen ihre Zielvorgaben anpassten, zu einer Steigerung des Anteils an Patienten, die unkorrigiert einen Visus von 1,0 erreichten, um 3%. Das Dokumentieren und Auswerten von bestimmten Abweichungen sichert die Zuverlässigkeit solcher Modifikationen. Die meisten Praxen verfügen natürlich nicht über den Luxus einer Biostatistischen Abteilung oder haben Zugang zu vergleichbar großen Datensammlungen. Das heißt aber nicht, dass man keine effektive Datenanalyse betreiben sollte. Im Folgenden sind ein paar Tipps aufgelistet, wie man die im klinischen Alltag gewonnen Daten maximal nutzen kann. • Benutzen Sie wenn möglich elektronische Krankenakten. Wo immer Patientendaten elektronisch eingegeben werden, kommt es zu einer Verbesserung der Genauigkeit und auch die Dateneinordnung für Forschungszwecke oder Publikationen wird einfacher. • Benutzen Sie kommerziell erhältliche Software für Ergebnisdokumentation und -analyse oder eine simple Tabellenkalkulation, um Ihre Ergebnisse zu analysieren. • Überlegen Sie sich im voraus, welche Fragen es zu stellen gilt, und seien sie sicher, jene Daten zu erfassen, die diese Fragen beantworten können – ohne dass Sie oder Ihre Mitarbeiter in der Datenflut ersticken. • Konzentrieren Sie sich auf deskriptive Statistiken. Zwar sind fortgeschrittene statistische Methodologien wichtig, doch routinemäßige deskriptive Messungen wie postoperative Refraktion, bestmögliche unkorrigierte Sehschärfe und Veränderungen im bestmöglichen Visus sind essentiell, um Daten richtig zu interpretieren. Oft bewähren sich solche Statistiken als höchst aussagekräftig. • Verfolgen Sie Veränderungen über längere Zeiträume. Analysen zu einem bestimmten Zeitpunkt sagen einiges über die Leistungsfähigkeit der Klinik aus. Doch Messungen in längerem Zeitverlauf geben wichtige Informationen über die Abweichungen von der Ausgangssituation und die dafür in Fragen kommenden Ursachen. Literatur 1. Tanna M, Schallhorn S, Hettinger KA (2009) J Cat Refract Surg 25 (Suppl): 668-671 OPHTHALMO-CHIRURGIE 22 (Suppl. 1): 1 - 12 (2010) Mit Biostatistik die Ergebnisse in der refraktiven Chirurgie revolutionieren Quantifizierung der Patientenzufriedenheit von zunehmender Bedeutung Die Analyse der vom Patienten gemachten Erfahrungen von Anfang bis Ende gibt einen realistischeren und ganzheitlichen Einblick in die Qualität der Ergebnisse. von John A. Vukich* W ie einer unlängst veröffentlichen Studie mit mehr als 13 000 Personen zu entnehmen ist, geben Patienten, die sich einer refraktivchirurgischen Laserkorrektur unterziehen, eine positive Erfahrung und ein hohes Maß an Zufriedenheit zu Protokoll. Die Studie hatte sich das Ziel gesetzt, die Patientenzufriedenheit nach Laserkorrekturen zu evaluieren, die bei Optical Express, einem großen institutionellen Anbieter in der refraktiven Chirurgie, operiert worden waren. Mit einer interaktiven Computerbefragung wurden die Patienten nach ihrer Zufriedenheit mit der Betreuung, ihren Erfahrungen und ihren funktionellen Ergebnisses befragt. Derartige Studien geben refraktivchirurgisch tätigen Augenärzten einen Eindruck davon, wie ihre Patienten den gesamten Behandlungsprozess wahrnehmen. Messung der Zufriedenheit Patientenzufriedenheit wird für refraktivchirurgisch tätige Augenärzte und deren Zentren eine zunehmend wichtige Messgröße. Die Zufriedenheit zu messen und zu analysieren, hilft, bei der Betreuung der Patienten noch besser zu werden. Denn ein ausgezeichnetes Erlebnis aus Patientensicht feuert die Mund-zu-MundPropaganda geradezu an. Websites, * John A. Vukich, MD, ist chirurgischer Direktor des „Davis Duehr Dean Center for Refractive Surgery“ in Madison, Wisconsin. Er ist Mitglied des International Medical Advisory Board von Optical Express und Berater von Abbott Medi­ cal Optics, Inc. John A. Vukich, MD die sowohl positive wie negative Patientenberichte wiedergeben, haben einen enormen Zulauf. Solche Websites können für Kliniken, die an der Messung und der Verbesserung der Patientenzufriedenheit arbeiten, eine wertvolle Quelle sein. Faktoren der Zufriedenheit Neben dem funktionellen Ergebnis beeinflussen zahlreiche Faktoren die Patientenzufriedenheit. Dazu gehört die Freundlichkeit der Mitarbeiter und wie – oder ob – auf des Patienten Ängste vor und während der Operation eingegangen wurde. Auch das Erscheinungsbild des operativen Zentrums und die Wartezeit vor Untersuchungen oder dem Eingriff spielen eine Rolle. Einen Einblick in das Erleben des Patienten kann man durch gezielte Fragen bekommen – doch dies geschieht in vielen Praxen einfach nicht. Und wenn, dann werden die Antworten einfach nicht gründlich genug analysiert. Ein Fragebogen zur Patientenzufriedenheit kann dem Chirurgen helfen, ein Feedback zu bekommen und entsprechende Änderungen, die auf diesen Antworten basieren, einzuführen. Dies kann so erfolgen, dass die gesamte Erfahrung des Patienten – von den ersten Voruntersuchungen bis zum Ende der Nachbetreuung nach Laserkorrektur – positiv ausfällt. Solche Befragungen sind sehr hilfreich, aber sie kosten Zeit. Alle in der Praxis müssen bei der Erhebung und Dokumentation, bei der Auswertung der Antworten und ggf. bei der Umsetzung von Anpassun- OPHTHALMO-CHIRURGIE 22 (Suppl. 1): 1 - 12 (2010) gen im chirurgischen Betrieb oder der personellen Besetzung teilhaben. Die Studie Im Jahr 2008 hat Optical Express einen elektronischen Fragebogen zur Zufriedenheit der Patienten eingeführt, um die Qualität seiner Zentren zu evaluieren und um zu erfahren, inwieweit die Erwartungen des Patienten erfüllt werden und wie hoch die Zufriedenheit insgesamt ist. Alle Patienten wurden gebeten, diesen an speziellen und abgeschirmten Computerplätzen in Kliniken von Optical Express angebotenen Fragebogen auszufüllen. Dies geschah unmittelbar nach den Kontrolluntersuchungen am ersten postoperativen Tag, nach einer Woche, einem Monat und nach drei Monaten. Die Studie umfasste alle Lasik- und auch Lasek-Patienten [1]. Die Ablationen wurden mit dem STAR S4 IR Excimerlaser durchgeführt (AMO). Bei den Lasikpatienten wurden die kornealen Flaps entweder mit dem IntraLase FS-60 (AMO) oder dem Moria Evo3 One Use-Plus Mikrokeratom angelegt. Bei Lasek wurde das Epithel mit einer alkoholhaltigen Lösung abgetragen. Analysiert wurden die Antworten auf den Fragebögen von 13 655 Patienten, die an der Untersuchung nach einem postoperativen Monat teilgenommen hatten. Das Durchschnittsalter der Patienten lag bei 39,4 Jahren; 45 % waren männlich und 55 % weiblich. Mit Lasik (91 %) und Lasek (9 %) wurden myope und hyperope Refraktionsfehler (im Mittel -2,27 +/- 2,66 dpt Sphäre) ausgeglichen. 11 Laserkorrektur im Jahr 2010 – Mit Biostatistik die Ergebnisse in der refraktiven Chirurgie revolutionieren Ergebnisse Ein hohes Maß an Zufriedenheit konnte sowohl hinsichtlich der VisusErgebnisse (95 %) als auch bezüglich der Qualität der postoperativen Betreuung (98,6 %) dokumentiert werden. 94 % gaben an, dass der Eingriff ihr Leben verbessert habe, und die meisten sagten, dass sie eine refraktive Laserkorrektur und auch das Operationszentrum gegenüber Freunden und Familienangehörigen empfehlen würden. Die meisten Patienten äußerten sich auch positiv über spezifische Aspekte ihrer Betreuung. So waren beispielsweise 98,6 % mit der Betreuung vor der Operation zufrieden und die meisten gaben an, nicht lange auf die postoperativen Kontrolltermine gewartet zu haben. Ferner waren 95 % mit der Sehschärfe nach dem Eingriff zufrieden. 94 % betonten, das visuelle Resultat habe ihre präoperativen Erwartungen erfüllt oder gar übertroffen. Für 83 % war der Visus nach der chirurgischen Intervention besser als vor dem Eingriff mit Brille oder Kontaktlinsen (Abbildung 1). Die Art, wie der Patient den ganzen Prozess wahrnimmt und empfindet, ist ein ganz wesentlicher Aspekt für den Gesamterfolg einer refraktivchirurgischen Praxis. Die Studie hat gezeigt, was aus Erzählungen und vom Gefühl bekannt ist: dass die Laserkorrektur ein extrem zufriedenstellendes Verfahren ist und dass die Patienten mit der Qualität ihrer Betreuung und den Ergebnissen zufrieden sind. Diese Resultate entsprechen einer systematischen Untersuchung weltweiter Literatur durch die Joint Lasik Study Task Force [2]. Dabei wurde bei 2 198 Patienten eine Zufriedenheitsrate von 95,4 % ermittelt – die höchste überhaupt bei einem elektiven chirurgischen Eingriff. Wertvolles für die Praxis Insgesamt sind Patienten mit den Ergebnissen der Laserkorrektur und mit dem Einfluss der Intervention auf das eigene Leben sehr zufrieden, wie eine Untersuchung von 13 000 Patienten ergab. Das zeigt, dass wir gute Arbeit leisten – und doch besser werden können. So nennen zum Beispiel 97 % ihre “Is your vision better than it was with spectacles/contact lenses?“ “Has Laser Vision Correction changed your life for the better?“ 94,2% 100% 82,9% 80% 60% 40% 17,2% 5,8% 20% Erfahrung mit Optical Express „gut“ oder „exzellent“. Das sollte uns über jene wenigen Patienten nachdenken lassen, bei deren Behandlung wir uns noch verbessern können. Was macht eine weniger ermutigende Patientenerfahrung aus – wenig menschliche Wärme bei der Begrüßung oder eine zu lange Wartezeit auf den Eingriff? Wenn wir wissen, wo die Probleme liegen, können wir sie auch abstellen. Es ist heute evident, dass Patientenzufriedenheit nicht nur vom visuellen Ergebnis abhängt, sondern auch von den Erfahrungen des Patienten bei der Behandlung insgesamt. Die Zielgröße dieser Studie waren nicht Qualität oder Quantität von visuellen Funktionen, sondern das Verständnis des Prozesses aus der Perspektive des Patienten. Es ist zwar eine traditionell bewährte und leichte Maßnahme, die Sehschärfe zu messen, doch eine interaktive Befragung gibt einen Einblick auf den ganzen Prozess, von Anfang bis Ende, aus der Perspektive desjenigen, auf den es ankommt: unseres Patienten. Sie stellt das heraus, was ihm ein gutes Gefühl bei der Art gegeben hat, wie wir ihn behandelt haben. Daran sollten wir Erfolg messen. Eine interaktive Befragung wie der Optical Express Fragebogen kann in Praxen einfach implementiert werden. Eine sorgfältige und durchdachte Analyse der Resultate kann zur Implementierung von Veränderungen führen, die die Patientenzufriedenheit verbessern können. Und davon werden alle profitieren. Literatur 0% Yes Vision Better No Life Improved Abbildung 1: Insgesamt 83 % der Patienten berichteten, dass ihre Sehschärfe nach der Operation besser war als je mit Brille oder Kontaktlinsen. 94 % gaben an, der Eingriff habe ihr Leben zum Besseren verändert. OPHTHALMO-CHIRURGIE-Sonderveröffentlichung in Zusammenarbeit mit Optical Express AG, München Herausgeber: KIM – Kommunikation in der Medizin Projektleitung: Dr. med. S. Kaden 1. Brown MC, Schallhorn SC, Hettinger KA, Malady SE (2009) J Refract Surg 25: 642646 2. Salomon KD et al (2009) Ophthalmology 116: 691-701 Dr. R. Kaden Verlag GmbH & Co. KG Ringstraße 19b, 69115 Heidelberg