BRUSTSCHMERZ – KORONARE HERZKRANKHEIT Was ist das? Risikofaktoren? Wie erkenne ich den Notfall? Dirk Skowasch Medizinische Klinik und Poliklinik II Unvermeidliches Schicksal? Jeden Tag erleiden mehr als 800 Menschen in Deutschland einen Herzinfarkt. Das sind im Jahr 295.000 Menschen – ungefähr so viele wie die Einwohner einer Stadt wie Bonn. 171.588 sterben an den Folgen. 83.454 Männer und 88.134 Frauen. Das muss nicht sein. Der Herzinfarkt ist wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Er entsteht jedoch aus einem langsam schleichenden Krankheitsprozess (Koronare Herzkrankheit = Angina pectoris Erkrankung der Herzkranzgefäße). Keine Arteriosklerose Arteriosklerose Akuter Herztod Herzinfarkt Jahrzehnte Normal Minuten Asymptomatische Arteriosklerose Symptomatische Arteriosklerose Die Risikofaktoren Rauchen Übergewicht Fettstoffwechselstörungen Bewegungsmangel Hoher Blutdruck Zuckerkrankheit Stress begünstigen Ablagerungen (Plaques), die die Herzkranzgefäße einengen und die Blutversorgung des Herzens gefährden. Angina pectoris-Beschwerden (Brustenge) treten meist erst auf, wenn ein Gefäß nahezu oder mehr als 70% verengt ist. Deckplatte Fettpolster Deckplattenaufbruch Gefäßverschluss durch Thrombose Die Angina pectoris (Brustenge) tritt in Situationen auf, wenn das Herz mehr Sauerstoff braucht: • bei körperlicher Belastung: • Treppensteigen • zum Bus rennen • bergan gehen • Schnee schippen • Taschentragen Die Angina pectoris (Brustenge) tritt in Situationen auf, wenn das Herz mehr Sauerstoff braucht: • bei Kälte • Heraustreten in kalte Luft • Schwimmen in kaltem Wasser • bei Stress • nach üppigem Essen Hier sehen Sie die wichtigsten Auslöser für einen Angina pectoris-Anfall. Wo treten die Beschwerden auf? Angina pectoris - Brustenge • Schmerzen oder dumpfes, beklemmendes Engegefühl im Brustkorb. • Schmerzen können in Arme, Schulterblätter, Hals, Kiefer oder Oberbauch ausstrahlen. • Manchmal tritt nur Luftnot auf, besonders bei Frauen. Bei solchen Beschwerden schnell zum Arzt, damit das Herz überprüft und behandelt werden kann, um einen Herzinfarkt zu verhindern. Angina pectoris - Brustenge Im Unterschied zum Herzinfarkt treten bei stabiler Angina pectoris Schmerzen und Luftnot unter Belastung auf und verschwinden in Ruhe innerhalb weniger Minuten. Wie kann ich mein Risiko senken? Änderung des Lebensstils! • Mittelmeerküche • Normalisierung des Gewichts • regelmäßige körperliche Bewegung (5x pro Woche/30 Minuten) • Stress abbauen (emotionale Unterstützung bei Freunden und in der Familie suchen) Wie kann ich mein Risiko senken? Reizvolle Mittelmeerküche! • Viel Gemüse, Salat, frische Kräuter, Obst und Hülsenfrüchte • Hoher Anteil an komplexen Kohlenhydraten: Brot, Pasta, Reis, Kartoffeln • Eher Fisch als Fleisch, wenig Fleisch • Olivenöl (oder Rapsöl) statt Butter, Sahne oder anderen tierischen Fetten Wie kann ich mein Risiko senken? Tägliche Bewegung, die Spaß macht! • Zum Beispiel Radfahren, schwimmen, laufen, wandern (5x pro Woche/30 Minuten). • Bewegung im Alltag: Treppe statt Aufzug oder Rolltreppe, Auto mal stehen lassen, tägliche Wege zu Fuß gehen. Wie kann ich mein Risiko senken? Unabhängig werden von der Zigarette! Jeder zweite Raucher stirbt an den Folgen seiner Sucht. Wie kann ich mein Risiko senken? Konsequente Einstellung der Risikofaktoren! • Blutdruck unter 140/90 mmHg. • LDL-Cholesterin <160 bzw. 100 mg/dl. • Nüchtern-Blutzucker unter 110 mg/dl (HbA1c ≤7 bzw. 6,5%). Wie kann ich mein Risiko senken? Mit Stress umgehen lernen! Hilfreich sind • Entspannungstechniken wie z. B.: –Autogenes Training –Progressive Muskelentspannung –Feldenkrais Cartoons: Hans-Joachim Dietrich • Stressmanagementkurse Wie hoch ist mein Herzinfarktrisiko? Risikotest! Wie erkenne ich den Notfall? Wann wird Angina pectoris gefährlich? Wenn • die Intensität • oder die Dauer • oder die Häufigkeit der Schmerzanfälle zunimmt, dann ist schnelle Abklärung beim Kardiologen oder in der Klinik notwendig, um einen Herzinfarkt zu verhindern. Besondere Eile ist geboten: Wenn der Brustschmerz bei minimaler Belastung oder in Ruhe auftritt, dann steht der Herzinfarkt unmittelbar bevor. Rettungswagen 112 oder örtliche Notrufnummer anrufen. Der Übergang zwischen der instabilen Angina und dem Herzinfarkt ist fließend. Aus der instabilen Angina kann sich jederzeit ein Herzinfarkt entwickeln. Deshalb darf keine Zeit verloren werden. Herzinfarkt Der Herzinfarkt ist Folge eines vollständigen Verschlusses einer Arterie durch ein Blutgerinnsel. Ein Gerinnsel verschließt eine Herzkranzarterie vollständig. Woran erkenne ich den Herzinfarkt? Woran erkenne ich den Herzinfarkt? Das sind Alarmzeichen: • schwere, länger als 5 Minuten anhaltende Schmerzen im Brustkorb, die in Arme, Schulterblätter, Hals, Kiefer, Oberbauch ausstrahlen können • starkes Engegefühl, heftiger Druck im Brustkorb, Angst Woran erkenne ich den Herzinfarkt? • zusätzlich zum Brustschmerz: Luftnot, Übelkeit, Erbrechen • Schwächeanfall (auch ohne Schmerz), evtl. Bewusstlosigkeit • blasse, fahle Gesichtsfarbe, kalter Schweiß Achtung: Bei Frauen sind Luftnot, Übelkeit, Schmerzen im Oberbauch, Erbrechen nicht selten alleinige Alarmzeichen beim Herzinfarkt. Niemals zögern, Notruf wählen: oder örtliche Notrufnummer! Worauf achten? • Keine Scheu vor Fehlalarm. • Nicht warten: Niemals in der Nacht auf den Morgen warten, niemals am Wochenende auf den Montag. Worauf achten? • Rettungswagen alarmieren, Verdacht auf Herzinfarkt deutlich äußern, weil sonst nur ein einfacher Krankenwagen kommt. • Der Hausarzt kann in dieser Situation nicht helfen, ebenso wenig wie der Ärztliche Notdienst. Beide sind in dieser Situation Umwege, die lebensrettende Zeit kosten können. Worauf achten? • Beim Notruf nicht vorzeitig auflegen: Warten Sie immer, ob noch Rückfragen kommen. Das Gespräch beendet die Leitstelle. Warum zählt jede Minute? Eine große Gefahr: Kammerflimmern. Wird die Rhythmusstörung nicht schnell behoben, kommt es zum totalen Kreislaufzusammenbruch. Hier kann nur der Defibrillator helfen Jeder Rettungswagen, jede Klinik ist mit Defibrillatoren ausgestattet, die lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen elektrisch beseitigen. © Karin Hill Warum zählt jede Minute? Die andere große Gefahr ist der Verlust von Herzmuskelgewebe. Ein schneller Eingriff kann den Schaden begrenzen. Kleiner Spitzeninfarkt (Auswurfleistung 70%) Großer Vorderwandinfarkt (Auswurfleistung 25%) Dadurch können Leistungsfähigkeit und Lebensqualität erhalten werden. Patienten warten zu lange! • Eine Emnid-Umfrage der Deutschen Herzstiftung zeigt, dass 93% der Patienten wissen, dass ein Herzinfarkt tödlich sein kann. • Trotzdem warten die Patienten im Durchschnitt drei Stunden nach Beginn infarktverdächtiger Beschwerden. Herzinfarkt: unvermeidbares Schicksal? Herzinfarkt: unvermeidbares Schicksal? www.herzzentrum-bonn.de