Übungen zur Einführung in die Topologie Uni Frankfurt, SoSe 2009 Prof. Dr. A. Werner Dipl.-Math. M. Häbich Blatt 1, 16. April Hausaufgaben Lösungsvorschlag Blatt 1 Aufgabe 1: p-adischer Absolutbetrag Sei p eine Primzahl. Für n ∈ Z \ {0} definieren wir vp (n) := Exponent von p in der Primfaktorzerlegung von n und setzen vp vermöge vp m n := vp (m) − vp (n) auf Q \ {0} fort. Zum Beispiel ist 24 = 23 · 3, also v2 (24) = 3 und v5 (24) = 0. Der p-adische Absolutbetrag auf Q ist definiert als ( p−vp (x) |x|p := 0 für x 6= 0 für x = 0 Zeigen Sie: i) Für x, y ∈ Q gilt |x + y|p ≤ max{|x|p , |y|p }. ii) Q zusammen mit der Abstandsfunktion dp (x, y) := |x − y|p ist ein metrischer Raum. Lösungsvorschlag i) Ist x = 0, so ist |x + y|p = |y|p ≤ max{|x|p , |y|p }; analog für y = 0. Ist x = −y, so ist |x + y|p = |0|p = 0 ≤ max{|x|p , |y|p }, weil |x|p per Definition entweder Null oder als Potenz einer positiven reellen Zahl positiv ist. Wir müssen also nur noch den Fall x, y ∈ Q \ {0}, x 6= −y betrachten; hier gilt: vp (x + y) ≥ min{vp (x), vp (y)}. Daraus folgt dann sofort die Behauptung für diese Fälle, denn ⇒ ⇒ vp (x + y) ≥ min{vp (x), vp (y)} −vp (x + y) ≤ − max{vp (x), vp (y)} |x + y|p ≤ max{|x|p , |y|p }. | · (−1) | p() Sei also x = pvp (x) ab11 , y = pvp (y) ab22 mit ganzen Zahlen a1 , a2 , b1 und b2 , die nicht durch p teilbar sind. Ohne Einschränkung ist vp (x) ≤ vp (y) (sonst vertausche die Rollen von x und y), und es gilt: x+y a2 a1 + pvp (y) b1 b2 a1 a2 = pvp (x) + pvp (y)−vp (x) {z } b2 b1 | = pvp (x) ∈Z = p vp (x) · a1 b2 + a2 b1 pvp (y)−vp (x) . b1 b2 In der Primfaktorzerlegung des Zählers taucht p mindestens mit dem Exponenten vp (x) auf, während der Nenner überhaupt nicht durch p teilbar ist. Damit ist vp (x + y) ≥ vp (x) = min{vp (x), vp (y)}, was zu zeigen war. 1 Übungen zur Einführung in die Topologie Uni Frankfurt, SoSe 2009 Blatt 1, 16. April Prof. Dr. A. Werner Dipl.-Math. M. Häbich ii) Wir zeigen zunächst, dass dp positiv definit ist. dp (x, y) ≥ 0 für alle x und y ist klar nach Definition. Zu zeigen bleibt dp (x, y) = 0 ⇔ x = y: ⇒“ Ist dp (x, y) = 0, so muss der zweite Fall in der Definition von |x − y|p eingetreten sein, weil eine ” Potenz von p niemals Null sein kann. Also ist x − y = 0, d. h. x = y. ⇐“ Ist x = y, so ist x − y = 0, also dp (x, y) = |x − y|p = 0 nach Definition. ” Ferner ist dp symmetrisch, weil wegen x − y = −(y − x) die Primfaktorzerlegungen von x − y und y − x bis auf das Vorzeichen übereinstimmen, also dp (x, y) = |x − y|p = p−vp (x−y) und dp (y, x) = |y − x|p = p−vp (y−x) gleich sind. Für die Dreiecksungleichung verwendet man Teil i); es gilt nämlich dp (x, y) = |x − y|p = |(x − z) + (z − y)|p ≤ |x − z|p + |z − y|p = dp (x, z) + dp (z, y) für alle x, y, z ∈ Q. Aufgabe 2: Neue Metriken aus alten Es seien d1 und d2 zwei Metriken auf X. Zeigen Sie, dass dann auch d3 (x, y) d4 (x, y) := max{d1 (x, y), d2 (x, y)} und d1 (x, y) := 1 + d1 (x, y) Metriken auf X sind. Lösungsvorschlag Am einfachsten ist die Symmetrie von d3 und d4 (unter Ausnutzung der Symmetrie von d1 und d2 ) zu zeigen. Es gilt nämlich d3 (x, y) = max{d1 (x, y), d2 (x, y)} = max{d1 (y, x), d2 (y, x)} = d3 (y, x) sowie d4 (x, y) = d1 (x, y) d1 (y, x) = = d4 (y, x). 1 + d1 (x, y) 1 + d1 (y, x) Wir zeigen nun die positive Definitheit von d3 . Da d3 (x, y) das Maximum von zwei nichtnegativen Zahlen ist, ist es selbst nichtnegativ. Ferner ist d3 (x, y) = 0 ⇔ x = y für alle x, y, denn: ⇒“ Ist d3 (x, y) = 0, so muss auch d1 (x, y) = 0 sein (denn d3 (x, y) = max{d1 (x, y), d2 (x, y)} ≥ d1 (x, y)), ” also x = y, weil d1 als Metrik positiv definit ist. (Genauso hätte man natürlich auch mit d2 statt mit d1 argumentieren können.) ⇐“ Ist x = y, so ist d1 (x, y) = d2 (x, y) = 0, also auch d3 (x, y) als deren Maximum. ” d1 (x,y) nicht negativ werden kann, weil Zur positiven Definitheit von d4 ist zunächst wieder klar, dass 1+d 1 (x,y) d1 (x, y) nicht negativ wird. Außerdem ist d4 (x, y) = 0 ⇔ x = y für alle x, y, denn: ⇒“ Ist d4 (x, y) = 0, so muss auch der Zähler d1 (x, y) = 0 sein, also x = y, weil d1 als Metrik positiv definit ” ist. ⇐“ Ist x = y, so ist d1 (x, y) = 0, also auch d4 (x, y) = ” 2 0 1+0 = 0. Übungen zur Einführung in die Topologie Uni Frankfurt, SoSe 2009 Prof. Dr. A. Werner Dipl.-Math. M. Häbich Blatt 1, 16. April Zu zeigen bleibt die Dreiecksungleichung. Für d3 gilt: d3 (x, y) = max{d1 (x, y), d2 (x, y)} ≤ max{d1 (x, z) + d1 (z, y), d2 (x, z) + d2 (z, y)} ≤ max{d1 (x, z), d2 (x, z)} + max{d1 (z, y), d2 (z, y)} = d3 (x, z) + d3 (y, z). Die zweite Abschätzung ist von der Form max{a + b, c + d} ≤ max{a, c} + max{b, d}. Diese Ungleichung ist für alle reellen a, b, c, d gültig, denn offenbar ist a ≤ max{a, c} und b ≤ max{b, d}, also a + b ≤ max{a, c} + max{b, d}; genauso argumentiert man für c + d. Um die Dreiecksungleichung für d4 zu zeigen, überlegt man sich zunächst, dass die Abbildung λ 7→ f (λ) := λ 1+λ monoton wachsend in λ ist für λ ≥ 0; dies sieht man entweder durch Ableiten oder durch die Umformung λ 1 1+λ = 1/λ+1 für λ 6= 0, denn es gilt: ≤ µ ≥ µ1 ≥ µ1 + 1 ≤ 1/µ1+1 λ ⇒ ⇒ ⇒ 1 λ 1 λ +1 1 1/λ+1 Wegen f (0) = 0 und f (λ) ≥ 0 für λ ≥ 0 ist f auch in λ = 0 monoton wachsend. Man kann nun abschätzen: d4 (x, y) = ≤ = d1 (x, y) 1 + d1 (x, y) d1 (x, z) + d1 (z, y) 1 + d1 (x, z) + d1 (z, y) d1 (x, z) d1 (z, y) + 1 + d1 (x, z) + d1 (z, y) 1 + d1 (x, z) + d1 (z, y) | {z } | {z } ≥d1 (x,z) d1 (x, z) d1 (z, y) ≤ + 1 + d1 (x, z) 1 + d1 (z, y) = d4 (x, z) + d4 (z, y), was die Dreiecksungleichung zeigt. 3 ≥d1 (z,y)