ANG 25 / AUGUST 2013 Berichte über aktuelle Forschung zur Acetylsalicylsäure sowie über Entwicklungen im Bereich der Therapie Neue Metaanalyse bestätigt: Acetylsalicylsäure ist gut verträglich 25 Jahre ANL „Klassiker der Schmerztherapie“ überzeugt erneut bei Wirksamkeit und Verträglichkeit Aspirin ist seit mehr als hundert Jahren der „Klassiker“, wenn eine schnelle und wirksame Schmerzlinderung gefragt ist. Neben der guten Wirksamkeit hat auch die gute Verträglichkeit die Patienten überzeugt, zur Schmerztherapie auf Acetylsalicylsäure zu setzen. Zwei große Metaanalysen [1, 2] auf der Basis von insgesamt mehr als 32.000 Patienten und 20 Jahren wissenschaftlicher Untersuchungen bestätigen erneut die Sicherheit von Acetylsalicylsäure zur kurzzeitigen Schmerztherapie. Abb. 1: In der Untersuchung von Lanas et al. wurden detaillierte individuelle Patientendaten verwendet, die aus von Bayer HealthCare durchgeführten Studien stammten. Abb. 2: Die Untersuchung von Baron et al. schloss zusammenfassende Populationsdaten auf Studienebene aus veröffentlichten Studien ein, die von unabhängigen Forschergruppen durchgeführt wurden. Acetylsalicylsäure vs. Placebo 10,0% Aspirin zählt weltweit zu den am häufigsten eingesetzten Schmerzmitteln. Dies spricht neben einer effektiven Wirksamkeit auch für eine gute Verträglichkeit. Nachdem über viele Jahre hinweg kaum „harte“ Daten zur Sicherheit der kurzzeitigen Anwendung von Acetylsalicylsäure in der Behandlung von Kopf- und Erkältungsschmerzen vorlagen, wurde diese Lücke 2011 durch eine Metaanalyse geschlossen, die 20 Jahre Bayer-Forschung bündelte und auf den individuellen Daten von über 13.000 Patienten (IPD) aus 67 klinischen Studien basierte [2] (Abb. 1). 8,0% ■ Aspirin ■ Placebo 9,4 6,0% 4,0% 3,7 3,2 4,2 3,1 3,0 2,0% 1,2 1,6 0,0% Dyspepsie Übelkeit/ BauchErbrechen schmerzen Alle GI Nebenwirkungen Abb. 3: Die Kurzzeiteinnahme von Acetylsalicylsäure in empfohlener Dosierung war gut verträglich mit einer insgesamt niedrigen Inzidenz von leichten gastrointestinalen (GI) Nebenwirkungen im Vergleich zu Placebo. Seit 25 Jahren ist der ANL der treue Wegbegleiter der Acetylsalicylsäure auf ihrem weltweiten Siegeszug. Ob brandaktuelle Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung oder bahnbrechende Ergebnisse klinischer Studien – der ANL berichtete (S. 4). Eine aktuelle Metaanalyse von Populationsdaten auf Studienebene untermauert jetzt erneut die gute Verträglichkeit von Acetylsalicylsäure im Vergleich zu Placebo und anderen Schmerzmitteln bei kurzfristiger Behandlung von leichten bis mittelstarken Schmerzen und erkältungsbedingten Schmerzen und Fieber [1] (Abb. 2). Im Rahmen dieser Metaanalyse wurden die Daten von mehr als 19.800 Patienten, die in insgesamt 78 Vergleichsstudien entweder Acetylsalicylsäure (34%), Placebo (17%) oder andere Schmerzmittel (49%) erhielten, ausgewertet. Etwa die Hälfte (43%) der Patienten nahm lediglich eine Einzeldosis Acetylsalicylsäure ein. Bei 46% der Patienten betrug die tägliche AspirinDosis 500–1.000 mg; 47% nahmen Dosierungen von 1.500–2.000 mg täglich ein. Gutes Sicherheitsprofil von Aspirin bestätigt In der Metaanalyse wurden unter Acetylsalicylsäure keine schwerwiegenden oder klinisch signifikanten gastrointestinalen unerwünschten Ereignisse wie Ulcera, Perforationen oder schwere Blutungen beobachtet. Auch hinsichtlich der Gesamtinzidenz unerwünschter Ereignisse im Magen-Darm-Trakt ergaben sich bei der Einnahme von Acetylsalicylsäure im Vergleich zu Placebo keine signifikanten Unterschiede (9,4% vs. 4,2%, OR 2,12, 95%-KI 0,95–4,76). Die Raten für Dyspepsie, Übelkeit/Erbrechen oder 2 Bauchschmerzen betrugen 3,2%, 3,7% bzw. 3,0% unter Acetylsalicylsäure gegenüber 1,2%, 3,1% bzw. 1,6% unter Placebo (Abb. 3). Beim Vergleich von Acetylsalicylsäure und Paracetamol lagen die Raten bei 5,8% vs. 3,8% für Dyspepsie, 4,2% vs. 3,1% für Übelkeit/Erbrechen und 10,6% vs. 6,5% für Bauchschmerzen. Für Acetylsalicylsäure gegenüber Ibuprofen beliefen sich die Raten auf 6,2% vs. 3,0% für Dyspepsie, 4,6% vs. 3,3% für Übelkeit/Erbrechen und 11,0% vs. 6,1% für Bauchschmerzen. Nach Ansicht der Prüfärzte waren die unter Acetylsalicylsäure beobachteten Ereignisse klinisch nicht relevant und besserten sich rasch ohne Behandlung. Fazit der Autoren „Wir kommen zu dem Schluss, dass schwerwiegende unerwünschte Ereignisse bei kurzzeitiger Anwendung von Aspirin oder anderen rezeptfreien Medikamenten zur Behandlung von Schmerzen, Erkältungssymptomen oder Fieber sehr selten sind.” Die Ergebnisse der IPD-Metaanalyse wurden bestätigt Diese Ergebnisse stehen im Einklang mit den Resultaten der oben erwähnten IPD-Metaanalyse [2], die einen höheren Informations- und Evidenzgrad aufweist, weil sie auf detaillierten individuellen Patientendaten (anstatt zusammenfas- INTERNE Daten: Klinische Studien von Bayer EXTERNE Daten: Literaturdaten Metaanalyse basierend auf individuellen Patientendaten (IPD) Metaanalyse basierend auf publizierten Populationsdaten Datenbank klinische Studien Literaturdatenbank Analyse von Sicherheit und Verträglichkeit Abb. 4: Informationsquellen zur Unterschung der Sicherheit und Verträglichkeit der Kurzzeittherapie mit Acetylsalicylsäure. senden Populationsdaten auf Studienebene) basierte (Abb. 4) [2]. Alle 67 Studien, welche die Basis der IPD-Metaanalyse bildeten, wiesen die Sicherheit von Aspirin für Dosierungen und Behandlungszeiträume nach, wie sie zur Linderung leichter bis mittelstarker Schmerzen, Fieber und Erkältungssymptome zur Anwendung kommen. Die IPD-Metaanalyse zeigte keine signifikanten Unterschiede in den von den Patienten berichteten gastrointestinalen unerwünschten Ereignissen unter Aspirin im Vergleich zu Ibuprofen oder Paracetamol. Nur ein zusätzliches gastrointestinales unerwünschtes Ereignis trat bei jeweils 111 mit Aspirin behandelten Patienten im Vergleich zu Placebo auf (9,9% vs. 9,0%, p < 0,01). Insgesamt war das Risiko gastrointestinaler unerwünschter Ereignisse unter Aspirin sehr gering. Zusammen genommen bilden die beiden „Schwesterstudien“, die mehr als 32.000 Patienten und 20 Jahre wissenschaftlicher Aspirin® Wirkstoff: Acetylsalicylsäure; Zusammensetzung: 1 Tablette enthält: Wirkstoff: Acetylsalicylsäure 500 mg, sonstige Bestandteile: Cellulosepulver, Maisstärke; Anwendungsgebiete: Leichte bis mäßig starke Schmerzen, Fieber. Bitte beachten Sie die Angaben für Kinder und Jugendliche. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen Acetylsalicylsäure, andere Salicylate oder einen der sonstigen Bestandteile von Aspirin; wenn in der Vergangenheit gegen Salicylate oder andere nichtsteroidale Entzündungshemmer mit Asthmaanfällen oder in anderer Weise allergisch reagiert wurde; bei akuten Magen- und Darmgeschwüren; bei krankhaft erhöhter Blutungsneigung; Leber- und Nierenversagen; schwere, nicht medikamentös eingestellte Herzinsuffizienz; Kombination mit Methotrexat 15 mg oder mehr pro Woche; in den letzten 3 Monaten der Schwangerschaft. Nebenwirkungen: Häufig: Magen-Darm-Beschwerden wie Sodbrennen, Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen. Gelegentlich: Überempfindlichkeitsreaktionen wie Hautreaktionen. Selten: schwerwiegende Blutungen wie z.B. Hirnblutungen, besonders bei Patienten mit nicht eingestelltem Bluthochdruck und/ oder gleichzeitiger Behandlung mit blutgerinnungshemmenden Arzneimitteln, die in Einzelfällen möglicherweise lebensbedrohlich sein können. Magen-Darmblutungen, die sehr selten zu einer Eisenmangelanämie führen können. Bei Auftreten von schwarzem Stuhl oder blutigem Erbrechen, welche Zeichen einer schweren Magenblutung sein können, ist sofort der Arzt zu benachrichtigen. Forschung umfassen, eine der größten Gesamtheiten von Daten zur Sicherheit und gastrointestinalen Verträglichkeit, die jemals zu Acetylsalicylsäure in der Behandlung von akuten Schmerzen und Fieber erhoben wurden. Fazit für die Praxis Die Ergebnisse der neuen Metaanalyse stehen im Einklang mit den Daten der IPD-Metaanalyse. Beide „Schwesterstudien“ bestätigen das gute Sicherheitsprofil von Acetylsalicylsäure bei kurzzeitiger Anwendung zur Behandlung von Schmerzen, erkältungsbedingten Schmerzen und Fieber. Die Ergebnisse zeigen, dass die Zahl leichter gastrointestinaler unerwünschter Ereignisse gering ist und schwerwiegende oder klinisch signifikante unerwünschte Ereignisse sehr selten auftreten. ■ 1. Baron JA et al. Gastrointestinal Adverse Effects of Short term Aspirin use: A Meta-analysis of Published Randomized Controlled Trials. Drugs in R&D 2013, im Druck 2. Lanas A et al. Short-Term Aspirin Use for Pain and Cold: Gastrointestinal Adverse Effects. Drugs in R&D 2011;11: 277–88 Überempfindlichkeitsreaktionen wie schwere Hautreaktionen (bis hin zu schweren, fieberhaft verlaufenden Hautausschlägen mit Schleimhautbeteiligungen (Erythema exsudativum multiforme)). Magen-Darmgeschwüre, die sehr selten zur Perforation führen können. Überempfindlichkeitsreaktionen der Atemwege, des Magen-Darm-Bereichs und des Herz-Kreislauf-Systems, vor allem bei Asthmatikern. Folgende Krankheitsmerkmale können auftreten: z. B. Blutdruckabfall, Anfälle von Atemnot, Entzündungen der Nasenschleimhaut, verstopfte Nase, allergischer Schock, Schwellungen von Gesicht, Zunge und Kehlkopf (Quincke-Ödem). Magen-Darm-Entzündungen. Sehr selten: Erhöhungen der Leberwerte. Häufigkeit nicht bekannt: Beschleunigter Abbau bzw. Zerfall der roten Blutkörperchen und eine bestimmte Form der Blutarmut bei Patienten mit schwerem Glukose-6-Phosphat-Dehydrogenasemangel. Nierenfunktionsstörungen und akutes Nierenversagen. Blutungen wie z.B. Nasenbluten, Zahnfleischbluten, Hautblutungen oder Blutungen der Harn ableitenden Wege und der Geschlechtsorgane mit einer möglichen Verlängerung der Blutungszeit. Diese Wirkung kann über 4 bis 8 Tage nach der Einnahme anhalten. Kopfschmerzen, Schwindel, gestörtes Hörvermögen, Ohrensausen (Tinnitus) und geistige Verwirrung können Anzeichen einer Überdosierung sein. Bayer Vital GmbH, 51368 Leverkusen, Deutschland Stand 01/2012 3 Prävention kolorektaler Karzinome mit Acetylsalicylsäure Dem Wirkmechanismus auf der Spur Die langfristige Einnahme von Acetylsalicylsäure kann vor Darmkrebs schützen. Das hat eine Vielzahl von Studien bestätigt. Die Frage nach dem Wirkmechanismus ist jedoch nach wie vor offen. Eine Vielzahl von Studienergebnissen hat die antineoplastische Wirkung von Acetylsalicylsäure (ASS) erhärtet. Für das Kolorektalkarzinom wurde ein primärpräventiver Effekt von ASS in großen epidemiologischen Untersuchungen belegt. Randomisierte klinische Studien (RCTs) zeigten ebenfalls einen protektiven Effekt von ASS bei langfristiger täglicher Einnahme. Auch für die Sekundärprävention von Dickdarmkrebs liegen positive Daten für den Nutzen von ASS vor. Typisch für das Kolorektalkarzinom sind Mutationen im Adenomatous-polyposis-coli (APC)-Gen. Die Folge ist ein vorzeitiger Abbruch der Translation von APC, sodass weniger Bindungsstellen für β-Catenin am verkürzten APC-Protein zur Verfügung stehen. Dies reduziert die Bindung und Inaktivierung von β-Catenin im Zytosol, eine Voraussetzung für dessen Translokation in den Zellkern und die Aktivierung des onkogenen Wnt/β-Catenin-Signalwegs. β-Catenin wirkt im Zellkern als transkriptioneller Koaktivator für verschiedene Onkogene, den Zellzyklus regulierende Gene und Wachstumsfaktoren, darunter auch die Cyclooxygenase 2 (COX-2) [3]. Molekulare Zielstrukturen für die chemopräventive Wirkung von ASS sind wahrscheinlich Cyclooxygenasen, insbesondere die in neoplastischen Kolonepithelzellen, Gewebemakrophagen und Fibroblasten infolge der APC-Defekte hochregulierte COX-2. Inwieweit aber die COX-2 tatsächlich eine primäre molekulare Zielstruktur für ASS ist oder erst sekundär über andere, vor allem COX-1-abhängige, Mechanismen moduliert wird, ist unklar. Wie Schrör und Rauch in einer aktuellen Arbeit [4] ausführen, würde eine primäre Hemmung der COX-1 durch ASS u. a. zu einer verminderten Bildung und Freisetzung inflammatorischer und onkogener Mediatoren aus Thrombozyten führen. Dies könnte zahlreiche Sekundäreffekte auslösen, z. B. eine Hemmung der COX-2-Hochregulation und erhöhten PGE2-Bildung und damit auch die daraus resultierende Aktivierung des onkogenen Wnt/β-Catenin-Signalwegs [5]. Aspirin® protect 100mg / Aspirin® protect 300mg Aspirin® N 100mg / Aspirin® N 300mg Wirkstoff: Acetylsalicylsäure; Zusammensetzung: 1 magensaftresistente Tablette Aspirin protect 100mg/300mg enthält: Wirkstoff: Acetylsalicylsäure 100 mg bzw. 300 mg; sonstige Bestandteile: Cellulosepulver, Maisstärke, Lacküberzug: Methacrylsäure-Ethylacrylat-Copolymer 1:1-Dispersion 30% (Ph. Eur.), Polysorbat 80, Natriumdodecylsulfat, Talkum, Triethylcitrat. Anwendungsgebiete: Aspirin protect 100mg: instabile Angina pectoris (Herzschmerzen aufgrund von Durchblutungsstörungen in den Herzkranzgefäßen) – als Teil der Standardtherapie; akuter Herzinfarkt – als Teil der Standardtherapie; zur Vorbeugung eines weiteren Herzinfarktes nach erstem Herzinfarkt (Reinfarktprophylaxe); nach Operationen oder anderen Eingriffen an arteriellen Blutgefäßen (nach arteriellen gefäßchirurgischen oder interventionellen Eingriffen, z.B. nach aortokoronarem VenenBypass [ACVB], bei perkutaner transluminaler koronarer Angioplastie [PTCA]); zur Vorbeugung von vorübergehender Mangeldurchblutung im Gehirn (TIA: transitorisch ischämische Attacken) und Hirninfarkten, nachdem Vorläuferstadien (z.B. vorübergehende Lähmungserscheinungen im Gesicht oder der Armmuskulatur oder vorübergehender Sehverlust) aufgetreten sind. Kawasaki-Syndrom – zur Entzündungshemmung für die Dauer der Fieber-Phase, - zur Vorbeugung gegen Blutgerinnsel bei Wandveränderungen der Herzkranzgefäße (prophylaktische Thrombozyten¬aggregations-hemmung bei koronararteriellen Aneurismen). Aspirin protect 300mg: zur Vorbeugung eines weiteren Herzinfarktes nach erstem Herzinfarkt (Reinfarktprophylaxe). Hinweise: Diese Arzneimittel eignen sich nicht zur Behandlung von Schmerzzuständen. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen Acetylsalicylsäure, andere Salicylate oder einen der sonstigen Bestandteile; wenn in der Vergangenheit gegen Salicylate oder andere nichtsteroidale Entzündungshemmer mit Asthmaanfällen oder in anderer Weise allergisch reagiert wurde; bei akuten Magen- und Darmgeschwüren; bei krankhaft erhöhter Blutungsneigung (hämorraghische Diathese); Leber- und Nierenversagen; schwere, nicht medikamentös eingestellte Herzinsuffizienz; Kombination mit Methotrexat 15 mg oder mehr pro Woche; in den letzten 3 Monaten der Schwangerschaft in einer Dosierung von mehr als 150 mg Acetylsalicylsäure pro Tag. Nebenwirkungen: Verdauungstrakt: Häufig: Magen-Darm-Beschwerden wie Sodbrennen, Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfälle. Geringfügige Blutverluste Ist die COX-1-Hemmung der primäre Wirkmechanismus? Die Studienlage zeigt, dass niedrig dosierte Acetylsalicylsäure (etwa 100 mg/Tag) in der Chemoprävention ebenso effektiv war wie höhere Dosierungen. Nach Schrör und Rauch [4] legt dies nahe, dass eine primäre Hemmung der COX-1 als Wirkmechanismus wahrscheinlich ist, da in dieser niedrigen Dosierung nicht mit einer relevanten direkten Hemmung der COX-2 zu rechnen ist. Wie die Autoren darlegen, könnten das über die COX-1 gebildete Prostaglandin und Thromboxan A2 aus Thrombozyten oder auch Darmepithelzellen sekundär inflammatorische oder onkogene Produkte freisetzen, z. B. Lipidmediatoren. Diese könnten u. a. auch die Aktivität der COX-2 stimulieren, die bei einem pathophysiologisch zugrunde liegenden APC-Gendefekt vermehrt exprimiert ist. Eine Hemmung des Prostaglandinabbaus durch das Fehlen der 15-PGDH-Aktivität würde diese Reaktionen potenzieren. Die Bildung von Lipoxinen über eine acetylierte COX-2 würde zusätzlich unterstützend wirken. ■ 3. Castellone M et al. Cyclooxygenase-2 and colorectal cancer chemoprevention: the β-catenin-connection. 2006; Cancer Res 66: 11085–8 4. Schrör K, Rauch BH. Acetylsalicylsäure und Prävention kolorektaler Karzinome. Internist 2013; DOI 10.1007/s00108– 013-3311-y 5. Eisinger AL et al. The role of cyclooxygenase-2 and prostaglandins in colon cancer. Prostaglandins Other Lipid Mediat 2007; 82: 147–54 aus dem Magen-Darm-Bereich (Mikroblutungen). Gelegentlich: Magen- oder Darmblutungen. Nach längerer Anwendung von Aspirin protect kann eine Blutarmut (Eisenmangelanämie) durch verborgene Blutverluste aus dem Magen- oder Darmbereich auftreten. Magen- oder Darmgeschwüre, die sehr selten zum Durchbruch führen können. Magen-Darm-Entzündungen. Bei Auftreten von schwarzem Stuhl oder blutigem Erbrechen (Zeichen einer schweren Magenblutung) müssen Sie sofort Ihren Arzt benachrichtigen. Haut: Gelegentlich: Hautreaktionen (bis hin zu schweren, fieberhaft verlaufenden Hautausschlägen mit Schleimhautbeteiligungen (Erythema exsudativum multiforme)). Überempfindlichkeitsreaktionen:. Selten: Überempfindlichkeitsreaktionen der Haut, der Atemwege, des Magen-Darm-Bereichs und des Herz-Kreislauf-Systems, vor allem bei Asthmatikern. Folgende Krankheitsmerkmale können auftreten: z. B. Blutdruckabfall, Anfälle von Atemnot, Entzündungen der Nasenschleimhaut, verstopfte Nase, allergischer Schock, Schwellungen von Gesicht, Zunge und Kehlkopf (Quincke-Ödem). Nervensystem: Kopfschmerzen, Schwindel, Verwirrtheit, gestörtes Hörvermögen oder Ohrensausen (Tinnitus) können Anzeichen einer Überdosierung sein. Blut: Selten bis sehr selten sind auch schwerwiegende Blutungen wie z.B. Hirnblutungen, besonders bei Patienten mit nicht eingestelltem Bluthochdruck und/oder gleichzeitiger Behandlung mit blutgerinnungshemmenden Arzneimitteln (Antikoagulantien) berichtet worden, die in Einzelfällen möglicherweise lebensbedrohlich sein können. Beschleunigter Abbau bzw. Zerfall der roten Blutkörperchen und eine bestimmte Form der Blutarmut bei Patienten mit schwerem Glukose-6-Phosphat-Dehydrogenasemangel. Blutungen wie z.B. Nasenbluten, Zahnfleischbluten, Hautblutungen oder Blutungen der Harn ableitenden Wege und der Geschlechtsorgane mit einer möglichen Verlängerung der Blutungszeit. Diese Wirkung kann über 4 bis 8 Tage nach der Einnahme anhalten. Leber: Sehr selten: Erhöhungen der Leberwerte. Nieren: Sehr selten: Nierenfunktionsstörungen und akutes Nierenversagen. Stoffwechsel: Sehr selten: Verminderung der Blutzuckerwerte (Hypoglykämie). Acetylsalicylsäure vermindert in niedriger Dosierung die Harnsäureausscheidung. Bei hierfür gefährdeten Patienten kann dies unter Umständen einen Gichtanfall auslösen. Bayer Vital GmbH, 51368 Leverkusen, Deutschland Stand 01/2012 4 ASS senkt das Risiko einer Ruptur Aspirin könnte aufgrund seiner entzündungshemmenden Eigenschaften die Wände von intrakranialen Aneurysmen stabilisieren und so das Risiko einer Ruptur senken. Chronisch entzündliche Prozesse tragen entscheidend zur Instabilität der Wände von intrakranialen Aneurysmen bei und begünstigen so die Ruptur. Dies führte zu der Überlegung, dass Acetylsalicylsäure (ASS) aufgrund ihrer antientzündlichen Eigenschaften diesen Prozessen entgegenwirken und damit die Gefahr einer Ruptur vermindern könnte. Seltener Aneurysma-Rupturen bei regelmäßiger ASS-Anwendung In diese Richtung wiesen die Ergebnisse einer Fall-Kontroll-Studie mit 1.691 Teilnehmern der prospektiven unbehandelten Kohorte der „International Study of Unruptured Intracranial Aneurysms (ISUIA)“ [6]. Jeweils ein Patient, der während eines 5-jährigen Beobachtungszeitraums eine subarachnoidale Aneurysmablutung erlitten hatte, wurde mit vier Kontrollpatienten mit unrupturierten Aneurysmen in entsprechender Lokalisation und Größe verglichen. Die Auswer- tung sprach für eine Schutzwirkung von ASS. Dabei erhöhte sich die Chance, dass eine Ruptur auftreten würde, je seltener ASS eingenommen wurde: Die Gruppe der Patienten, die täglich bis dreimal wöchentlich Acetylsalicylsäure einnahm, hatte eine Odds Ratio (OR) für eine Aneurysmablutung von 0,40 (95%-Konfidenzintervall [95%-KI] 0,18–0,87) im Vergleich zur Referenzgruppe ohne jegliche ASS-Einnahme. Für die Gruppe der Patienten, die weniger als einmal im Monat Acetylsalicylsäure einnahm, betrug die OR 0,80 (95%-KI 0,31–2,05) und die Gruppe mit einer ASS-Einnahme von mindestens einmal im Monat bis hin zu maximal zweimal pro Woche hatte eine OR von 0,87 (95%-KI 0,27–2,81). Adjustierte Risikofaktoren-Analysen ergaben für die Gruppe mit der häufigsten ASS-Einnahme (täglich bis dreimal wöchentlich) eine signifikant reduzierte Rupturwahrscheinlichkeit (adjustierte OR 0,27; 95%-KI 0,11– 0,67; p = 0,03). Wie alles begann – 25 Jahre „Aspirin News Letter“ Zehn Jahre nach dem Erscheinen des ersten ANL feierte Aspirin mit seinem 100. Geburtstag ein ganz besonderes Jubiläum. Natürlich berichtete auch der ANL gleich auf der ersten Seite. Unter dem Titel „100 Jahre Aspirin: Pharmaklassiker mit Zukunft“ wurde ein faszinierendes Porträt des „Allrounders“ gezeichnet. Bis dato hatte Aspirin in vier großen Indikationen goldene Maßstäbe gesetzt: als Analgetikum und Antipyretikum, Antithrombotikum und Entzündungshemmer. Schon damals zeichneten sich weitere klinisch wichtige Anwendungsgebiete ab: Erstmals berich- tete der ANL in eben diesem Jahr über eine mögliche präventive Wirkung von Acetylsalicylsäure bei Dickdarmkrebs und fasste die Ergebnisse eines Jubiläumssymposiums zusammen. Im Zentrum stand die Suche nach der chemoprotektiven Wirkung von Acetylsalicylsäure – ein wissenschaftliches Thema, das bis heute nichts von seiner Aktualität verloren hat, wie der Bericht auf Seite 3 dieses ANL zeigt. Für diesen protektiven Effekt einer regelmäßigen ASS-Einnahme ist offensichtlich der Einfluss von Acetylsalicylsäure auf Entzündungszellen und -moleküle in der Aneurysmawand verantwortlich. Dafür sprechen die Ergebnisse einer prospektiven Pilotstudie bei Patienten mit unrupturierten intrakranialen Aneurysmen, die in eine ASS-Gruppe (81 mg/d; n = 6) und eine unbehandelte Kontrollgruppe (n = 5) randomisiert wurden [7]. Die Aneurysmen wurden bei Studienbeginn sowie nach drei Monaten mit modernen MRI-Verfahren vermessen und die Makrophagenmigration erfasst. Nach mikrochirurgischem Clipping wurden im Aneurysmagewebe Cyclooxygenase 1 (COX-1), Cyclooxygenase 2 (COX-2), mikrosomale Prostaglandin-E2-Synthase-1 (mPGES-1) und Makrophagen bestimmt. ASS stabilisiert die Aneurysmawand Die Ergebnisse untermauerten den protektiven Effekt von ASS: In der ASS-Gruppe wurde eine Abnahme der Signalintensität im MRI im Vergleich zur Baseline-Untersuchung beobachtet. Die Expression von COX-2 (aber nicht COX-1), mPGES-1 und Makrophagen war niedriger in der ASS- als in der Kontrollgruppe. Diese Veränderungen sprechen dafür, dass Acetylsalicylsäure die entzündlichen Prozesse in der Wand von intrakranialen Aneurysmen reduziert und so zu einer strukturellen Stabilisierung mit konsekutivem Rupturschutz beitragen kann. ■ 6. Hasan DM et al; for the International Study of Unruptured Intracranial Aneurysms Investigators. Aspirin as a promising agent for decreasing incidence of cerebral aneurysm rupture. Stroke 2011; 42: 3156–62 7. Hasan DM et al. Evidence that acetylsalicylic acid attenuates inflammation in the walls of human cerebral aneurysms: Preliminary results. J Am Heart Assoc 2013; 2: doi: 10.1161/ JAHA.112.000019 IMPRESSUM Quellen: Siehe Literaturhinweise im Text. Herausgeber: Bayer Vital GmbH, CC – Scientific Affairs, Leverkusen. Konzeption: Apothekerin Brigitte Havertz Redaktion: Dr. med. Kirsten Westphal Gestaltung: Atelier 59, Eutin Druck: Dierichs Druck + Media GmbH, Kassel Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Herausgebers. © OHV, München Aspirin® ist eingetragenes Warenzeichen der Bayer AG in über 90 Ländern 81497222 Intrakraniale Aneurysmen und Acetylsalicylsäure