Acetylsalicylsäure (ASPIRIN®) Chemie Grundkurs Abschlussjahr 2012 - Helmholtz-Gymnasium Bonn unter Anleitung von Hr. Th. Kompa • • • • • Geschichte des ASPIRIN® _ _ _ _ _ _ S.02 Verwendung von ASS _ _ _ _ _ _ _ _ S.03 Wirkungsweise von ASS _ _ _ _ _ _ _ _ S.04 Versuch zur Darstellung von ASS_ _ _ _ S.05 Versuchsdeutung _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ S.06 1 Die Geschichte des ASPIRIN® Die Entwicklung der ASPIRIN®verpackungen von 1899 bis 2004 1899 1919 1934 2004 Acetylsalicylsäure wurde schon im Altertum von den Griechen bei Schmerzen und Fieber angewandt. Hippokrates teilte die Meinung, dass die Extrakte auch bei Geburtswehen wirken würden. Auch die Ägypter kannten das Mittel und versuchten mit Blättern und mit der Rinde des Weidenstrauches Schmerzen zu stillen. Im Mittelalter wurde es auch gebraucht, jedoch wurde später das Pflücken der Weide bestraft, wodurch das Heilmittel erstmals vergessen wurde. Die Salicylsäure wurde 1897 vom Bayer-Chemiker Dr. Felix Hoffman und seinem Team von Wissenschaftlern zu Acetylsalicylsäure „veredelt“. Er hatte eine Methode entwickelt, womit er Acetylsalicylsäure mit industriellem Maßstab synthetisieren konnte. Sein Team und er suchten damals nach einem Rheumamittel für den Vater des Bayer-Chemikers. Die Salicylsäure wurde aus der Rinde der Silberweide gewonnen. Es stellte sich raus, dass die Salicylsäure unerwünschte Nebenwirkungen mit sich trug. Es konnte zu Verätzungen der Magenschleimhaut beitragen. Die Herstellung Derivate Acetylsalicylsäure in einer reinen, chemischen und stabilen Form von Hoffmann ermöglichte es die Nebenwirkungen zu umgehen. C.F.GERHARDT stellte 1853 schon das erste Mal vor Hoffmann Acetylsalicylsäure her, wobei jedoch der Stoff nicht chemisch rein war, weshalb es nicht haltbar und somit als Medikament nicht eingesetzt werden konnte. „Aspirin“ erhielt offiziell seinen Namen am 6. März 1899 und wurde in die Warenzeichenrolle des Kaiserlichen Patentamtes aufgenommen. Die Bildung des Namen lässt sich folgendermaßen erklären: „A“ für Acetyl (à Grundsubstanz), „spir“ geht auf die Geschichte des Stoffes ein und stellt eine Anlehnung an die Spirsäure dar und die ebenfalls chemisch identisch mit Salicylsäure ist, „in“ gibt das gebräuchliche Suffix der Zeit. 1918 verlor Deutschland die Markenrechte des Aspirins wegen den Reparationslasten und den Forderungen des Versailler Vertrags. Anfangs kannte man ASPIRIN® als Pulver in der 2 Flasche auf dem Markt, jedoch wurde es kurze Zeit später mit Stärke als Tablette gepresst. Aus diesem Grund zählt ASPIRIN® zu den ersten erfolgreichen und großindustriellen Tabletten weltweit. Die Wirkung der Tabletten hat dazu geführt, dass ASPIRIN® zu den besten Schmerztabletten gehört und Marktführer in Europa ist. In Europa sowie in Lateinamerika ist es das meistverkaufte Schmerzmittel. 200 Hersteller verarbeiten den Wirkstoff, der vor allem unter dem Markennamen ASPIRIN® des Leverkusener Bayer-Konzerns bekannt ist. Anwendung von ASS Acetylsalicylsäure (Aspirin®) dient zur Behandlung von folgenden Symptomen: Kopfschmerzen Muskel- und Gelenkschmerzen Nervenschmerzen Fieber Insgesamt ist Aspirin® ein altbekanntes Mittel zur Bekämpfung von Erkältungskrankheiten und grippalen Infekten. Weitere Forschungsergebnisse zeigen, dass Acetylsalicylsäure auch bei Gefäßkrankheiten wie Herzinfarkt, Schlaganfall und Thrombosen angewendet werden kann, da sie vor lebensbedrohlichen Verklumpungen des Blutes schützt und somit in vielen Fällen das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle verringert. Nach neueren Untersuchungen soll sie auch die Häufigkeit des Dickdarmkrebses verringern. Also kann Aspirin zur Prophylaxe eingenommen werden. Dies sollte aber nur mit dem Einverständnis des Hausarztes erfolgen, da die ärztliche Beratung individuelle Krankengeschichten einbezieht. 3 Wirkungsweise von Acetylsalicylsäure Acetylsalicylsäure (ASS) gehört zu der Wirkstoffklasse der antipyretischen Analgetika. ASS entfaltet seine Wirkung im peripheren Nervensystem bzw. am verletzten oder auch entzündeten Gewebe. ASS verändert die Struktur von Cyclooxigenase, einem Enzym das bei einer Verletzung ausgeschüttet wird, wodurch es nicht mehr die Synthese von Prostaglandinen katalysieren kann. Prostaglandine lösen keinen direkten Schmerzreiz aus, doch sie erhöhen die Empfindlichkeit der Rezeptoren (Nozizeptoren), die für das Empfinden von Schmerz eine Rolle spielen, gegenüber chemischen und physischen Reizen. Die Struktur der Cyclooxigenase wird insofern verändert, dass die Acetylsalicylsäure ihren Acetylrest auf einen Aminosäurerest kurz vor dem aktiven Zentrum des Enzyms überträgt, und somit die Arachidonsäure nicht mehr an das Enzym binden kann. Nun kann die Arachidonsäure nicht mehr zu einem Prostaglandin synthetisiert werden. Das Ergebnis ist: Man fühlt keinen Schmerz. Da Prostaglandine auch entzündungsauslösend bzw. –verstärkend wirken, können Entzündungsreaktionen durch Verabreichung von ASS gehemmt werden. Auch eine erhöhte Körpertemperatur kann mithilfe von ASS gesenkt werden. Das hängt mit der indirekten Hemmung der Cyclooxigenase zusammen: Die Arachidonsäure wird zu körpereigenen Antipyretika umgewandelt, die eine fiebersenkende Wirkung haben. Leider hat ASS nicht nur positive Eigenschaften für den menschlichen Körper: Somit kann eine Überdosis oder ein zu häufiges Einnehmen von ASS die Nebenwirkung haben, dass man Magenbeschwerden bis hin zu Magenblutungen haben kann. Die Probleme kann man auf die Hemmung der Prostaglandinen zurückführen, denn sie sind auch zur Regelung der Magenschleimhaut mitverantwortlich. 4 Darstellung von ASS: Wir geben 5 g Salicylsäure mit 10 g Essigsäureanhydrid in einen Erlemeyerkolben. Nach der Zugabe von Schwefelsäure erhitzen wir die Lösung. Man stellt fest, dass die Lösung die vorher unklar und relativ trüb war, immer klarer wird und nach Essig riecht. Nach dem Erhitzen kühlt man den Erlenmeyerkolben zunächst unter fließendem Wasser, daraufhin in Eiswasser ab. Die klare Lösung wird wieder trüb, dann fest und weiß. Daraufhin wird der Inhalt mit ca. 400 ml Wasser in ein Becherglas gegeben und zum sieden gebracht. Die Lösung wird wieder klarer und es entsteht an der Oberfläche eine klumpige weiße Masse. Nach ca. 15-20 Minuten ist die Lösung im Becherglas klar. Nun wird das Becherglas wieder zunächst unter fließendem Wasser, daraufhin in Eiswasser abgekühlt. Die Lösung wird wieder trüb. 5 Versuchsdeutung: Edukte und ihre Eigenschaften Salicylsäure: R: 22 - 41 ; S: 22 - 24 - 26 - 39 Salicylsäure kommt als Pflanzenhormon in Blüten, Blättern und Wurzeln verschiedener Pflanzen, wie Weiden und Spieren vor. Sie hat eine antimikrobielle Wirkung und ist mit bis zu 2% ein häufiger Bestandteil in Kosmetika. Auf der Haut bewirkt die Salicylsäure in größeren Mengen Reizungen oder sogar Gewebeschäden. Bei oraler Einnahme wirkt sie sich negativ auf das Nervensystem, chronisch auch auf den Magen-Darm-Trakt aus. Meistens findet die Salicylsäure in Form eines Esters Verwendung, die wohl bekannteste Veresterung ist die Acetylsalicylsäure, der Wirkstoff von Aspirin. Essigsäureanhydrid: R: 10 - 20/22 - 34; S: (1/ 2) – 26 - 36/37/39 – 45 Essigsäureanhydrid ist ein Derivat der Essigsäure, bei dem sich zwei Moleküle der Essigsäure unter Eliminierung von Wasser zu Essigsäureanhydrid verbinden. Die meiste Verwendung findet Essigsäureanhydrid bei der Umsetzung von Alkoholen zu Acetaten. Weitere häufige Einsatzgebiete sind bei der Herstellung von Celluloseacetat, Acetylsalicylsäure und bei der Absolutierung von Eisessig. Produkt und seine Eigenschaften Acetylsalicylsäure (ASS): R: 22 Acetylsäure ist ein Derivat der Salicylsäure, das als schmerzlindernder Wirkstoff in Aspirin vorhanden ist. Durch die Hemmung der Cyclooxygenasen unterbindet sie die Prostaglandinsynthese und somit auch die Bildung von Thromoboxan A2. Mikroblutungen und Magenbeschwerden sind mögliche unangenehme Nebenwirkungen des Wirkstoffes. 6 Reaktionsmechanismus zur Herstellung von Acetylsalicylsäure Die Veresterung von Acetylsalicylsäure mit Essigsäureanhydrid stellt eine nukleophile Substitution dar: Durch den Katalysator Schwefelsäure wird ein Proton an die Keto-Gruppe des Essigsäureanhydrids angelagert. Dadurch „entzieht“ das Sauerstoff-Atom dem benachbarten Kohlenstoff-Atom einen Teil seiner Elektronen, so dass am C-Atom eine positive Ladung entsteht, welche die Carbonylaktivität des Moleküls steigert. Erst dann sind die weiteren Reaktionen möglich. Die positive Ladung des Essigsäureanhydrids bewirkt einen nukleophilen Angriff an der Salicylsäure. Dabei lagert sich zunächst das Essigsäureanhydrid mit seinem positiv geladenen C-Atom an die OH-Gruppe (am Ring) der Salicylsäure an. Anschließend wird ein Teil dieses Molekül-Komplexes zu Essigsäure und einem Carbokation abgespalten. 7 Das Produkt hat zwei Grenzstrukturen: Das Carbokation und die eigentliche Acetylsalicylsäure, bei der (im Vergleich zum Carbokation) ein Proton abgespalten wird, welches sich mit dem Katalysator Schwefelsäure wieder verbindet, so dass die Acetylsalicylsäure keine Ladung mehr trägt und als Feststoff ausfällt. Gesamtreaktion: 8 Prozentualer Umsatz unter schülernahen Versuchsbedingungen Um die erhaltene Acetylsalicylsäure auf ihre Reinheit zu überprüfen, wird in einem Versuch die Substanz erhitzt und die Temperatur des Schmelzpunktes bestimmt. Das gleiche wird mit reiner Acetylsalicylsäure untersucht. Der Schmelzpunkt der reinen Acetylsalicylsäure liegt bei 136°C, der unserer hergestellten Substanz bei 128°C. Die Differenz weist darauf hin, dass es „Verunreinigungen“ in unserem Produkt gibt, das heißt, dass ein Teil der Edukte nicht umgesetzt wurde. In einem weiteren Versuch wird reine Salicylsäure in Wasser gelöst und mit einigen Tropfen Eisen-(III)-Chlorid sowie Ethanol versehen. Es entsteht eine stark violette Färbung der Lösung. Als nächstes wird der Versuch mit der hergestellten Acetylsalicylsäure wiederholt. Je schwächer dabei die Violettfärbung ist, desto reiner ist das Produkt. In unserem Fall ist die Lösung schwach violett (siehe Bild). Quellen: http://daten.didaktikchemie.uni-bayreuth.de/umat/aspirin/aspirin.htm#3 http://www.artikel-base.de/medizin/aspirin.aspx spass.de/projekte/Moerderische_Chemie/gruppe3/aspirin.htm http://schulen.eduhi.at/chemie/cus497-1.htm http://www.hschickor.de/aspirin.htm http://de.wikipedia.org/wiki/Acetylsalicyls%C3%A4ure#Wirkmechanismus Striebel, Hans Walter: Therapie chronischer Schmerzen. Ein praktischer Leitfaden. 9