Klinik, Diagnostik und Therapie sexuell übertragbarer Infektionen

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MEDIZIN
Klinik, Diagnostik und Therapie
sexuell übertragbarer Infektionen
Florian M.E. Wagenlehner, Norbert H. Brockmeyer,
Thomas Discher, Klaus Friese, Thomas A. Wichelhaus
ZUSAMMENFASSUNG
Hintergrund: Sexuell übertragbare Infektionen (STI) werden
in Deutschland zunehmend häufiger diagnostiziert. So ist
beispielsweise die Zahl der gemeldeten Syphilisinfektionen von 2010 bis 2012 von 3 034 auf 4 410 angestiegen.
Methode: Es erfolgte eine selektive Literaturrecherche in
Medline unter Bezug auf nationale und internationale Leitlinien und systematische Übersichtsarbeiten.
Ergebnisse: Es werden sexuell übertragbare Infektionen
beschrieben, die durch genitale, anale, perianale oder
orale Ulzera, durch Urethritis, Zervizitis oder urethralen
beziehungsweise vaginalen Ausfluss oder genitale Warzen charakterisiert sind. Darüber hinaus wird auf HIVund Hepatitis-C-Virus-Infektionen eingegangen. Erworbene sexuell übertragene Erkrankungen erhöhen das
Übertragungsrisiko für weitere sexuell übertragbare
Erkrankungen. Patienten, die sich mit Verdacht auf eine
sexuell übertragbare Erkrankung zur Diagnostik oder
Therapie vorstellen, sollten auch auf weitere untersucht
werden. Eine Partnerbehandlung wird bei den meisten
dieser Erkrankungen empfohlen. Nukleinsäure-Amplifikationsverfahren weisen Spezifitäten und Sensitivitäten
von über 90 % auf und sind häufig anderen Nachweisverfahren überlegen. Zunehmende Antibiotiakresistenzen
und die verspätete Diagnose bei HIV- und HCV-Infektionen können die Therapie erschweren.
Schlussfolgerungen: Sexuell übertragbare Erkrankungen
sind weltweit häufig und beeinflussen sich gegenseitig positiv in der Übertragungswahrscheinlichkeit. Eine molekulargenetische Diagnostik sollte breit angeboten werden.
►Zitierweise
Wagenlehner FME, Brockmeyer NH, Discher T,
Friese K, Wichelhaus TA: The presentation,
diagnosis and treatment of sexually transmitted
infections. Dtsch Arztebl Int 2016; 113: 11–22.
DOI: 10.3238/arztebl.2016.0011
Klinik und Poliklinik für Urologie, Kinderurologie und Andrologie, Justus-LiebigUniversität, Giessen: Prof. Dr. med. Wagenlehner
Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Zentrum für sexuelle
Gesundheit und Medizin, Ruhr Universität, Bochum: Prof. Dr. med. Brockmeyer
Medizinische Klinik und Poliklinik II, Justus-Liebig-Universität, Giessen:
Dr. med. Discher
Universitäts-Frauenklinik der LMU-München: Prof. Dr. med. Friese
Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene, Klinikum der
Goethe-Universität, Frankfurt am Main: Prof. Dr. med. Wichelhaus
Deutsches Ärzteblatt | Jg. 113 | Heft 1–2 | 11. Januar 2016
exuell übertragbare Infektionen werden von einer Vielzahl von Bakterien, Viren oder Parasiten
verursacht, mit der Gemeinsamkeit, dass sie hauptsächlich durch vaginalen, analen oder oralen Geschlechtsverkehr von Mensch zu Mensch übertragen werden.
Unterschiedliche sexuell übertragbare Krankheiten
können gemeinsam vorkommen oder übertragen werden und beeinflussen sich gegenseitig häufig positiv in
der Übertragungswahrscheinlichkeit. Sexuell übertragbare Krankheiten sind häufig auch oligosymptomatisch
oder asymptomatisch.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezeichnet sexuell übertragbare Infektionen als eine der fünf
häufigsten Erkrankungen weltweit, die dazu führen,
dass Erwachsene medizinische Hilfe aufsuchen (1).
Die Datenlage zur Prävalenz von sexuell übertragbaren Infektionen in Deutschland lässt, mit Ausnahme
der Daten über Infektionen mit dem Humanen Immundefizienz-Virus (HIV) und der Syphilis, keine
Rückschlüsse auf das tatsächliche Infektionsgeschehen in Deutschland zu (2).
Sexuell übertragbare Infektionen können zu schweren fetalen beziehungsweise neonatalen Schäden führen, genitale Neoplasien verursachen oder zu Infertilität
führen. Verschiedene diagnostische Strategien und
Tests unterschiedlicher Güte sind für die einzelnen Erreger verfügbar.
Die diagnostischen und therapeutischen Algorithmen lassen sich relativ gut an die klinisch führenden
Symptome anlehnen – wenn solche vorhanden sind –,
sodass sexuell übertragbare Infektionen bei entsprechenden Symptomen oder Erkrankungen wie folgt eingeteilt werden können:
● genitale, anale, perianale oder orale Ulzera
● urethraler beziehungsweise vaginaler Ausfluss
● genitale Warzen
● HIV- oder Hepatitis-C-Virus-Erkrankung.
S
3
Punkte
cme
Teilnahme nur im
Internet möglich:
aerzteblatt.de/cme
Definition
Die WHO bezeichnet sexuell übertragbare
Infektionen als eine der fünf häufigsten
Erkrankungen weltweit, die dazu führen, dass
Erwachsene medizinische Hilfe aufsuchen.
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MEDIZIN
Methodik
Es erfolgte eine selektive Literaturrecherche in Medline.
Darüber hinaus wurden mehrere Leitlinien berücksichtigt (7–12, e2–e4). Auf Hepatitis B, Skabies, Pediculosis pubis, Zytomegalie, Lymphogranuloma venerum,
Ulcus molle sowie das Granuloma inguinale wird in
diesem Manuskript nicht eingegangen.
Abbildung 1: Akute Herpes-simplex-Virusinfektion im Bereich des
Mons pubis
Je nach Vorhandensein der diagnostischen Mittel
kann im Rahmen eines Syndrom/Symptom orientierten Managments eine effektive Therapie auch
ohne Laboruntersuchungen begonnen werden, gestützt auf die Identifikation konsistenter und typischer Symptome und Zeichen. Die häufigen asymptomatischen Infektionen werden hierdurch jedoch
nicht erfasst.
In Abhängigkeit der Lokalisation der Infektion,
aber auch des Erregers, können Verläufe von sexuell
übertragbaren Infektionen in bis zu 90 % der Fälle
asymptomatisch auftreten. So wurden zum Beispiel
asymptomatische C.-trachomatis- und N.-gonorrhoeae-Infektionen zu 85 % bei Männern, die Sex mit
Männer haben (MSM), rektal diagnostiziert (e1). Bei
schwangeren Mädchen aus Tansania zeigten Untersuchungen, dass bei 30 % eine asymptomatische Herpessimplex-Virus-(HSV-)2-Infektion nachgewiesen werden konnte (3). Untersuchungen aus den USA weisen darauf hin, dass etwa 85 % der Infektionen mit
T. vaginalis bei Frauen asympotmatisch verlaufen,
bei Männern waren es 77 % (4).
Die Therapie sexuell übertragbarer Infektionen hat
folgende Ziele:
● eine möglichst schnelle Heilung beziehungsweise
Reduktion der Infektiosität des individuell Erkrankten, um die Infektkette zu durchbrechen,
● Verhinderung von Reinfektionen und Rezidiven.
Dementsprechend kommt auch der Partnerbehandlung ein hoher Stellenwert zu. Eine effektive, heilende
systemische Therapie gibt es gegenwärtig für die bakteriell verursachten Infektionen sowie die Trichomoniasis
(1, 5, 6). Die viralen Infektionen, verursacht durch HIV,
HSV und humane Papillomaviren, können systemisch
nicht heilend behandelt werden, aber durch Therapie
abgeschwächt oder moduliert werden (1, 5, 6).
Systemische Therapie
Eine effektive, heilende systemische Therapie gibt
es gegenwärtig für die bakteriell verursachten
Infektionen sowie die Trichomoniasis.
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Lernziele
Der Leser soll nach der Lektüre des Beitrags:
● symptomatische Ausprägungen häufiger, ausgewählter sexuell übertragbare Krankheiten erkennen,
● die aktuell empfohlenen diagnostischen Untersuchungen der beschriebenen Erkrankungen anwenden
können,
● das therapeutische Management unter Berücksichtigung der aktuellen Antibiotikaresistenzraten
beherrschen.
Erkrankungen durch genitale, anale,
perianale oder orale Ulzera
Erkrankungen durch Herpes-simplex-Viren (HSV)
Infektiöse Ulzerationen im Genito-Analbereich werden
häufig durch HSV verursacht, wobei HSV-1 20 % und
HSV-2 80 % der Fälle ausmacht. Sie ist die häufigste
sexuell übertragbare Infektion, die zu Ulzera führt. Die
HS-Viren persistieren ein Leben lang. Schmerzhafte
Bläschen entwickeln sich gegebenenfalls zu Erosionen
oder Ulzera mit einer glasigen, infektiösen Flüssigkeit
(Abbildung 1). Bis zur kompletten Abheilung dauert es
meist zwei bis drei Wochen. Erstmanifestationen können eine regionale Lymphadenopathie und Fieber beinhalten, jedoch auch symptomlos verlaufen.
Die Infektion kann über sexuellen Kontakt (auch Oralsex) und bei der Geburt stattfinden. Bei akuter HSV-1-Infektion sollte kein ungeschützter Oralverkehr praktiziert
werden. HSV begünstigt bei ungeschütztem Sexualkontakt die Akquirierung einer HIV-Infektion (Odds Ratio
[OR] 1,7) (e5) und von weiteren sexuell übertragbaren
Krankheiten. Weiterhin zeigen die Untersuchungen, dass
eine HSV-2-Infektion das Risiko, sich beim ungeschützten Geschlechtsverkehr mit HIV zu infizieren, um das
dreifache erhöht (e6). Die Diagnostik einer HSV-Infektion
erfolgt über die Untersuchung von Abstrichen/Bläschenflüssigkeit sowie Genitalsekret primär mittels NukleinsäureAmplifikationstechnik (NAT) als sensitivste Methode
(> 95 %), mit einer Spezifität von nahezu 100 % (e7). Der
direkte Virusnachweis gelingt auch mittels Antigennach-
Ziele der Therapie
• eine möglichst schnelle Heilung beziehungsweise Reduktion der Infektiosität des individuell
Erkrankten, um die Infektkette zu durchbrechen
• Verhinderung von Reinfektionen und Rezidiven
Deutsches Ärzteblatt | Jg. 113 | Heft 1–2 | 11. Januar 2016
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TABELLE
Therapie sexuell übertragbarer Erkrankungen*
Klinik
Erreger
primäre mikrobiologische
Diagnostik
Therapie
Urethritis
unbekannt oder
N. gonorrhoeae
nicht durchgeführt
NAT
kalkulierte Therapie:
Ceftriaxon 1 g i.m./i.v. als Einmaldosis
plus Azithromycin 1,5 g p.o. als Einmaldosis
N. gonorrhoeae
Kultur
gezielte Therapie (bei vorliegendem Antibiogramm):
Cefixim 400 mg p.o. als Einmaldosis
oder
Ciprofloxacin 500 mg als Einmaldosis
oder
Ofloxacin 400 mg als Einmaldosis
oder
Azithromycin 1,5 g p.o. als Einmaldosis
C. trachomatis
NAT
Doxycyclin 2 × 100 mg p.o. für 7 Tage oder
Azithromycin 1,5 g p.o als Einmaldosis (anal geringere Wirksamkeit)
M. genitalium
NAT
Azithromycin 0,5 g p.o., gefolgt von Azithromycin 0,25 g p.o. für 7 Tage
oder
Moxifloxacin 400 mg p.o. für 10 bis 14 Tage
T. vaginalis
Mikroskopie, NAT, (Kultur)
Metronidazol 2 g p.o. als Einmaldosis
oder
Tinidazol 2 g p.o. als Einmaldosis
oder
Metronidazol 2 x 0,5 g p.o. für 7 Tage
unbekannt
nicht durchgeführt
kalkulierte Therapie:
Azithromycin 1 g p.o. als Einmaldosis
oder (bei erhöhtem Risiko für N. gonorrhoeae)
Ceftriaxon 1 g i.m./i.v. als Einmaldosis
plus Azithromycin 1,5 g p.o. als Einmaldosis
C. trachomatis
siehe oben
siehe oben
Herpes-simplex-Virus
NAT
siehe unten
Herpes-simplex-Virus
NAT
Aciclovir 3 × 400 mg p.o. für 7–10 Tage
oder
Aciclovir 5 × 200 mg p.o. für 7–10 Tage
oder
Valaciclovir 2 × 500 mg p.o. für 7–10 Tage
oder
Famciclovir 3 × 250 mg p.o. für 7–10 Tage
oder
In schweren Fällen:
Aciclovir 3 × 5 mg/kg KG i.v. für 5–7 Tage
(über 10 Tage bei Immunsuppression)
Bei Schwangeren:
Aciclovir 5 × 200 mg p.o. für 10 Tage
Zervizitis
N. gonorrhoeae
T. vaginalis
Herpes-simplex-Viren
(HSV),
Primärinfektion
Antibiotische Therapie von N. gonorrhoee
Mittel der ersten Wahl in der Therapie ist Ceftriaxon.
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Antibiotische Therapie von M. genitalium
Erste Wahl ist die 7-tägige Therapie
mit Azithromycin.
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Klinik
Erreger
primäre mikrobiologische
Diagnostik
Therapie
HSV,
Reaktivierung
Herpes-simplex-Virus
NAT
Aciclovir 2 × 800 mg p.o. für 5 Tage
oder
Aciclovir 3 × 400 mg p.o. für 5 Tage
oder
Aciclovir 3 × 800 mg p.o. für 2 Tage
oder
Famciclovir 2 × 125 mg p.o. für 5 Tage
oder
Famciclovir 2 × 1,0 g p.o. für einen Tag
oder
Valaciclovir 2 × 500 mg p.o. für 3 Tage
oder
Valaciclovir 1 × 1,0 g p.o. für 5 Tage
ggf. Lokaltherapie mit Aciclovir oder Foscarnet-Natrium
(insbesondere in der Schwangerschaft nicht ausreichend!)
Beginn der interventionellen Therapie sofort bei den ersten Anzeichen
der Reaktivierung.
Bei Schwangeren:
Aciclovir 3 × 400 mg p.o. für 10 Tage
HSV,
Dauersuppression
Aciclovir 2 × 400 mg p.o. für maximal 6 Monate
oder
Famciclovir 2 × 250 mg p.o. für maximal 6 Monate
oder
Valaciclovir 1 × 500 mg für maximal 6 Monate
Syphilis,
Frühsyphilis < 1 Jahr
Syphilis,
Spätsyphilis > 1 Jahr
oder unbekannter
Infektionszeitpunkt
Treponema pallidum
Serologie
Benzathin-Penicillin G 1 × 2,4 Mio. I.E. i.m. (gluteal li/re je 1,2 Mio.I.E.)
oder
Ceftriaxon 1 × 2 g i.v. für 10 Tage (nur bei Penicillin-Allergie)
oder
Doxycyclin 2 × 100 mg p.o. für 14 Tage (nur bei Penicillin-Allergie; nicht
bei Schwangeren)
Benzathin-Penicillin G 1 × 2,4 Mio. I.E. i.m. dreimal im Abstand von
7 Tagen (d. h. an den Tagen 1, 8 und 15; gluteal li/re je 1,2 Mio. I.E.)
oder
Ceftriaxon 1 × 2 g i.v. für 10–14 Tage
oder
Doxycyclin 2 × 100 mg p.o. für 28 Tage (nur bei Penicillin-Allergie;
Doxycyclin nicht bei Schwangeren)
oder
Erythromycin 4 × 500 mg p.o. für 28 Tage
* siehe dazu auch Therapieleitfaden der Deutschen STI-Gesellschaft – Gesellschaft zur Förderung der Sexuellen Gesundheit (DSTIG): www.dstig.de/literaturleitlinienlinks/sti-leitfaden.html
NAT, Nukleinsäure-Amplifikationstechnik
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weis, allerdings mit deutlich geringerer Sensitivität. Bei
genitalen Herpesinfektionen erfolgt die Therapie systemisch mit Aciclovir, Valaciclovir beziehungsweise
Famciclovir in unterschiedlicher Dosierung, je nachdem
ob eine Erstinfektion, rezidivierende Episoden oder ein
Immundefekt vorliegen (Tabelle). Bei häufig (≥ 4/Jahr)
wiederkehrenden Erkrankungen ist eine dauerhafte Virus-
Suppressionstherapie mit Aciclovir, Valaciclovir oder
Famciclovir zu erwägen (13). Eine Partnerbehandlung
kann sinnvoll sein (5). Wichtig ist die Therapie in der
Schwangerschaft (e8, e9, 14) (Therapieleitfaden der
Deutschen STI-Gesellschaft – Gesellschaft zur Förderung
der Sexuellen Gesundheit (DSTIG): www.dstig.de/litera
turleitlinienlinks/sti-leitfaden.html).
Genitale Herpes-simplex-Virus-Infektion
Bei genitalen Herpes-simplex-Virus-Infektionen
sollte immer eine systemische Therapie erfolgen.
Therapie der Syphilis
Benzathin-Penicillin ist Mittel der ersten Wahl in
der Therapie der Syphilis.
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Erkrankungen durch Treponema pallidum (Syphilis)
Die Syphilis wird durch Treponema pallidum ausgelöst. In der deutschen Sentinel-Analyse schwankte die
Meldeinzidenz in den Jahren 2003 bis 2008 zwischen
1,1 und 1,9 Fällen/100 000 Einwohner (2). Seit 2010 ist
die Anzahl der gemeldeten Fälle von 3 034 auf 4 410
im Jahr 2012 angestiegen (7). Stadium I, II und III werden ab dem Infektionszeitpunkt für die Dauer von einem Jahr als Frühsyphilis, die Krankheitsphasen danach als Spätsyphilis bezeichnet. Bei etwa 50 % der Infizierten bildet sich nach durchschnittlich drei Wochen
ein schmerzloses Ulkus mit derbem Randwall (Ulcus
durum), welches auch unbehandelt nach 4–6 Wochen
abheilt (Abbildung 2) (7). Regional entwickelt sich eine
schmerzlose Lymphadenopathie. Im Zuge einer hämatogenen Streuung (2. Stadium, sekundäre Syphilis) treten sechs Wochen bis sechs Monate danach allgemeine
Krankheitssymptome auf (Fieber, Muskel-, Knochenund Gelenkschmerzen sowie Transaminasenerhöhungen) und typischerweise ein makulopapulöses Exanthem (Roseolen). Ferner entwickeln sich polymorphe
Exantheme (Abbildung 2) unter Einbeziehung teils der
Schleimhäute (Plaques muqueuses), teils der Handflächen und Fußsohlen (palmoplantar Syphilid) sowie intertriginös Condylomata lata, deren Abgrenzung zu
Condylomata acuminata bei entsprechender Erfahrung
klinisch möglich ist (Abbildung 3b und c). In diesen
Hautveränderungen sind Treponemen vorhanden, sodass Kontaktinfektionen möglich sind (7). 75 % der
nichttherapierten Patienten sind nach dem Stadium II
symptomlos (7). Bei etwa 25 % kommt es nach 12 Monaten bis 10 Jahren zur Tertiärsyphilis (7). In diesem
dritten Stadium können eine Vielzahl internistischer,
neurologischer und psychiatrischer, unbehandelt lebensbedrohlicher, Erkrankungen auftreten.
Der mikrobiologische Nachweis einer Syphilis erfolgt primär serologisch über den Antikörpernachweis
im Rahmen einer Stufendiagnostik. In der ersten Stufe
wird ein erregerspezifischer Suchtest durchgeführt
(zum Beispiel Treponema pallidum Partikelagglutinationstest, [TPPA]). Ist der Suchtest reaktiv, erfolgt in der
zweiten Stufe ein spezifischer Bestätigungstest mit einem alternativen Antigenkonzept (zum Beispiel „enzyme linked immunosorbent assay“, [ELISA]). Bei
postivem Bestätigungstest wird in der dritten Stufe über
die Bestimmung der Aktivitätsparameter (CardiolipinAntikörper oder treponemenspezifisches IgM) die Diagnose einer behandlungsbedürftigen Syphilis ermöglicht und von einer Seronarbe abgegrenzt. Der Direkt-
Übertragung von Herpes-simplex-Viren
Die Infektion mit Herpes-simplex-Viren kann über
sexuellen Kontakt (auch Oralsex) oder bei der Geburt stattfinden.
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Abbildung 2: Primäraffekt und Sekundärstadium der Syphilis: Ulcus
durum im Bereich der Oberlippe; makulopapulöses Exanthem im
Bereich der Gesichtshaut
nachweis mittels Dunkelfeldmikroskopie aus Reizsekret des Primäraffektes oder einer nässenden Effloreszenz ist bei entsprechender Ausrüstung und Erfahrung
möglich (Cave: Ansteckungsgefahr). Es besteht nichtnamentliche Labormeldepflicht an das Robert KochInstitut. Bei Verdacht auf Neurosyphilis sollte die Abklärung mit Hilfe einer Liquorpunktion erfolgen. Dies
sollte auch bei HIV-Infizierten mit schwerer Immundefizienz (< 200 CD4-Zellen) und unbekanntem Infektionszeitpunkt (Spätsyphilis) durchgeführt werden (7).
Die Übertragung erfolgt ausschließlich durch direkten Kontakt genitoanaler oder oraler Schleimhäute (selten der Haut) infizierter Patienten, das heißt bei Sexualkontakten. Eine Übertragung ist auch intrauterin möglich. Es ist keine Übertragung durch Gegenstände zum
Beispiel Handtücher, Toilettendeckel etc. möglich, jedoch in bestimmten Situationen durch „Sexspielzeuge“. Frühzeitige Diagnostik und konsequente Behandlung mit regelmäßiger Überprüfung des Therapieerfolges (klinisch und serologisch) können die Ausbreitung
verringern, ebenso die Information und klinische wie
labordiagnostische Untersuchung aller Sexualpartner
der letzten drei Monate vor der Erkrankung.
Penicillin ist Mittel der ersten Wahl zur Syphilistherapie. Dabei wird zwischen „Frühsyphilis“ (einmalig Benzathin-Penicillin 2,4 Mio I.E. i.m.) und
„Spätsyphilis“ (dreimalig Benzathin-Penicillin 2,4 Mio
Syphilis
Bei etwa 50 % der Syphilis-Infizierten bildet sich
nach durchschnittlich drei Wochen ein schmerzloses Ulkus mit derbem Randwall (Ulcus durum),
welches auch unbehandelt nach 4–6 Wochen
abheilt.
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a)
b)
c)
Abbildung 3: Unterschiedliche Erscheinungsformen und Lokalisationsformen von Condylomata a) Condylomata accuminata, Sulcus coronarius des Penis; b) Condylomata accuminata perianal; c) Condylomata lata perianal
I.E. i.m., an Tag 1, 8, 15) unterschieden (Tabelle).
Bei Penicillinallergie kann alternativ Doxycyclin
2 × 100 mg p.o. für 10–14 Tage oder Ceftriaxon
1–2 g i.v. für 10–14 Tage verwendet werden. Die Therapie der konnatalen Lues ist hier nicht inbegriffen
(e8). Die Therapieversagerquote ist hoch und liegt
bei der Frühsyphilis bei 6,9–22,4 %, bei der Spätsyphilis bei 19,4–31,1 % und bei der Neurosyphilis
bei 27,3–27,8 % (7). Die sorgfältige klinische und serologische Nachsorge aller Syphilispatienten in vierteljährlichen Abständen über ein Jahr (bei Immunschwäche/HIV-Infektion über 2 Jahre) ist deswegen
erforderlich (7). Patienten mit einer Syphilis sollten
zwingend auf andere sexuell übertragbare Erkrankungen (beispielsweise HIV, Gonokokken) untersucht
werden (6).
Urethritis
Die Urethritis kann eine infektiöse und nichtinfektiöse
Ätiologie haben. Symptome, falls vorhanden, umfassen schleimig-eitrigen oder eitrigen Ausfluss, Dysurie
oder Juckreiz. Asymptomatische Infektionen sind häufig. Die wichtigsten infektiösen Erreger sind Neisseria
gonorrhoeae, Chlamydia trachomatis und Mycoplasma genitalium (6, e4). Weiterhin wurden auch Trichomonas vaginalis, Gardnerella vaginalis, Ureaplasma
urealyticum, Herpes-simplex-Virus (HSV) und Adenoviren als seltene Infektionserreger charakterisiert
(6, e10).
Folgende Befunde legen eine klinische Diagnose
einer Urethritis nahe:
● Schleimiger oder eitriger urethraler Ausfluss (Abbildung 4)
● ≥ 2 Leukozyten bei 1 000-facher Vergrößerung im
Ausstrichpräparat des Urethralsekrets,
● ≥ 10 Leukozyten bei 400-facher Vergrößerung im
Sediment von 3 mL des Anfangsurins
● positiver Leukozytenesterase-Test im Anfangsurin.
Die makroskopische Beurteilung des Sekrets erlaubt
keine sichere ätiologische Zuordnung. Die Gram-Färbung von Urethralsekret sollte deswegen als Test zur
Schnelldiagnostik durchgeführt werden, da bei Männern die Sensitivität bei 95 % und die Spezifität bei
99,9 % liegt (10, 15).
Die Patienten werden empirisch mit Antibiotika
wirksam sowohl gegen N. gonorrhoeae als auch C. trachomatis behandelt (Tabelle) (7). In Deutschland finden sich hohe Raten von Penicillin-unempfindlichen
(80 %) und Fluorchinolon-resistenten (74 %) N. gonorrhoeae (16–19). Cefixim als orale Therapie wurde
wiederholt mit Therapieversagen assoziiert und wird
deswegen nicht als Mittel der ersten Wahl in der kalkulierten Therapie empfohlen (6, 9). Bei Nichtansprechen
der antibiotischen Therapie sollte eine zusätzliche Untersuchung auf T. vaginalis (Mikroskopie, NAT) und
M. genitalium (NAT) erwogen werden. Bei Urethritis
verursacht durch M. genitalium ist eine Therapie mit
Doxycyclin weitgehend unwirksam (6, 20, e11). Die
einmalige Therapie mit Azithromycin 1 g p.o. ist asso-
Übertragung der Syphilis
Die Übertragung erfolgt durch direkten Kontakt
genitoanaler oder oraler Schleimhäute (selten der
Haut) infizierter Patienten, das heißt bei Sexualkontakten.
Symptome der Urethritis
Schleimig-eitriger oder eitriger Ausfluss, Dysurie
oder Juckreiz sind Symtpome einer Urethritis.
Allerdings sind asymptomatische Infektionen
häufig.
Erkrankungen durch urethralen
beziehungsweise vaginalen Ausfluss
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Deutsches Ärzteblatt | Jg. 113 | Heft 1–2 | 11. Januar 2016
ziiert mit der Ausbildung einer Makrolid-Resistenz, sodass zur Behandlung der Urethritis mit M. genitalium
mittlerweile eine längerfristige Therapie mit initial Azithromycin 1 × 500 mg p.o., gefolgt von Azithromycin
1 × 250 mg p.o. für vier Tage empfohlen wird (7, 20).
Im Falle eines Therapieversagens sollte dann Moxifloxacin 1 × 400 mg p.o. für 10 bis 14 Tage eingesetzt
werden (7, 20). Über die klinische Wirksamkeit anderer
Fluorchinolone wie Ciprofloxacin oder Levofloxacin
liegen keine ausreichenden Daten vor. Die Bedeutung
von anderen Mycoplasma spp. sowie Ureaplasma spp.
als Urethritiserreger ist umstritten (21).
Patienten mit nachgewiesener Urethritis sollten auch
auf andere sexuell übertragbare Infektionen (zum Beispiel HIV oder Syphilis) getestet werden (6).
Eine Diagnostik und gegebenenfalls Therapie der
Sexualpartner und -partnerinnen der letzten 60 Tage
sollte durchgeführt werden. Die sexuelle Abstinenz
sollte bis 7 Tage nach Therapieende eingehalten werden.
Eine Therapiekontrolle mittels NAT wird frühestens
vier Wochen nach der Therapie empfohlen.
Zervizitis
Zwei wichtige diagnostische Zeichen charakterisieren
eine Zervizitis:
● ein eitriger oder schleimig-eitriger Aussfluss,
sichtbar im endozervikalen Kanal oder an einem
Abstrich aus dem Endozervix (gemeinhin als
schleimig-eitrige Zervizitis oder Zervizitis bezeichnet) und
● eine anhaltende endozervikale Blutung, die leichthin durch sanftes Einführen eines Tupfers in den
Muttermund induziert werden kann.
● Eines oder beide Zeichen können vorhanden sein.
Eine Zervizitis verläuft häufig asymptomatisch,
manche Frauen können jedoch auch über einen
abnormen Vaginalausfluss oder intermenstruelle
vaginale Blutungen (beispielsweise nach dem Geschlechtsverkehr) klagen.
Die wichtigsten Erreger sind C. trachomatis und/
oder N. gonorrhoeae, sowie seltener T. vaginalis oder
auch HSV-2 (e12). Begrenzte Daten zeigen, dass eine
Infektion mit M. genitalium eine Zervizitis verursachen
kann. In den meisten Fällen von Zervizitis wird jedoch
kein Erreger isoliert (10).
Eine Leukorrhoe besteht, wenn bei einem festgestellten vaginalen Ausfluss in der mikroskopischen Untersuchung der Scheidenflüssigkeit mehr als 10 Leuko-
Weiterführende Therapie der Urethritis
Bei Nichtansprechen der antibiotischen Therapie
sollte eine zusätzliche Untersuchung auf
T. vaginalis (Mikroskopie, NAT) und M. genitalium
(NAT) erwogen werden.
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Abbildungen: N.H. Brockmeyer
MEDIZIN
Abbildung 4: Eitriger urethraler Ausfluss bei Urethritis mit Neisseria
gonorrhoeae
zyten pro high-power-field-Mikroskopie (400-fache
Vergrößerung) gefunden werden. Der Nachweis einer
Leukorrhoe ist hinweisend auf eine Zervizitis, wenn
keine klinischen Anzeichen einer entzündlichen Vaginitis vorliegen. Da eine Zervizitis auch Zeichen einer Endometritis sein könnte, sollten Frauen mit einer neuen
Episode einer Zervizitis auch auf Anzeichen einer entzündlichen Erkrankung des kleinen Beckens durch C.
trachomatis und N. gonorrhoeae untersucht werden.
Die Untersuchung auf T. vaginalis ist heutzutage am
sensitivsten mit NAT durchzuführen (6).
Bei der empirischen Therapie der Zervizitis sollte
primär eine Therapie von C. trachomatis und bei hohem Risiko (multiple Sexpartner, sexuell übertragbare Infektionen in der Vergangenheit) zusätzlich von
N. gonorrhoeae durchgeführt werden (Antibiotika
siehe Therapie der Urethritis). Patientinnen mit positivem Erregernachweis für C. trachomatis und/oder N.
gonorrhoeae sollten auch auf andere sexuell übertragbare Infektionen (beispielsweise HIV und Syphilis)
untersucht werden (6).
Erkrankungen durch Trichomonaden
Bei Männern kann eine Infektion mit Trichomonas vaginalis Symptome einer Urethritis, Epididymitis oder
Prostatitis verursachen, bei Frauen vaginalen Ausfluss,
der diffus, übelriechend oder gelb-grün sein kann. Allerdings haben 70–85 % aller infizierten Personen minimale oder gar keine Symptome, und unbehandelte
asymptomatische Infektionen können über Monate bis
Behandlung der Sexualpartner
Eine Diagnostik und gegebenenfalls Therapie
der Sexualpartner und -partnerinnen der letzten
60 Tage sollte durchgeführt werden. Die sexuelle
Abstinenz sollte bis 7 Tage nach Therapieende
eingehalten werden.
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KASTEN
HIV-Testung (e3, e21)
● Alle Patienten, die sich zur Diagnostik oder Therapie einer sexuell übertragbaren
Krankheit einer ärztlichen Konsultation unterziehen.
● Der Patient muss vor Durchführung des HIV-Tests zustimmen (dokumentierte
Einwilligung).
● Die HIV-Testung startet mit einem Suchtest der 4. Generation (z. B. Combotest,
Ak + Ag). Ein reaktiver Test kann frühestens 2–3 Wochen nach dem Ereignis
erwartet werden.
● Bei reaktivem Testergebnis wird mit einem zweiten Serum ein Bestätigungstest durchgeführt (z. B. Westernblot; diskriminiert zwischen HIV-1 und HIV-2
beim Angebot eines HIV-2-Ag).
● Nachweis typenspezifischer HIV-RNA wird bei unklaren Test-Konstellationen
oder Verdacht auf eine akute HIV-Infektion vor Serokonversion durchgeführt
(frühestens 10 Tage nach dem Ereignis).
● Eine HIV-Infektion kann drei Monate nach möglicher Übertragung ausgeschlossen werden, außer es liegt ein B-Zell-Defekt vor.
● Bei positivem HIV-Test sollte eine professionelle Beratung/Untersuchung und ein
Screening auf weitere sexuell übertragbare Erkrankungen (unter anderem Syphilis,
Gonorrhoe, Lymphogranuloma venereum, HBV, HCV) durchgeführt werden.
● Sexualpartnern ist ein HIV-Test und ein Screening auf sexuell übertragbare
Krankheiten anzubieten.
● HIV-negativen Sexualpartnern der zurückliegenden 72 Stunden sollte eine
postexpositionelle Prophylaxe (PEP) angeboten werden.
● Bei bestätigtem positiven Test hat eine nicht namentliche Meldung innerhalb
von 14 Tagen an das Robert Koch-Institut mit speziellen Erhebungsbögen zu
erfolgen.
Ak, Antikörper; Ag, Antigen; HBV, Hepatitis-B-Virus; HCV, Hepatitis-C-Virus
Jahre persistieren (e13). Eine Infektion mit T. vaginalis
bedingt ein 2- bis 3-fach erhöhtes Risiko einer HIV-Akquisition (e14).
Die Sofort-Mikroskopie war lange Zeit das am häufigsten praktizierte Verfahren, jedoch mit geringer Sensitivität von 50 bis maximal 65 % (22). Die in den letzten Jahren entwickelten NAT haben eine hohe Nachweisrate mit Sensitivitäts- und Spezifitätsraten von 95
bis 100 % (e15). In einer Studie konnte durch NAT die
Nachweisrate von 2,7 % auf 13,5 % erhöht werden
(22), weshalb dieses Verfahren eingesetzt werden soll-
Symtome bei Infektionen mit Trichomonas
Bei Männern kann eine Infektion mit Trichomonas
vaginalis Symptome einer Urethritis, Epididymitis
oder Prostatitis verursachen, bei Frauen vaginalen
Ausfluss, der diffus, übelriechend oder gelb-grün
sein kann.
18
te. In der Regel wird entweder Abstrichmaterial aus der
Urethra oder Vagina, oder der Urin untersucht. Zur
Therapie dienen Nitroimidazole (Tabelle).
Auch bei Infektionen mit T. vaginalis wird empfohlen, auf andere sexuell übertragbare Erkrankungen (beispielsweise Chlamydien, Gonokokken oder humane Papillomaviren [HPV]) zu untersuchen. Eine Kontrolltestung wird empfohlen, um den Therapieerfolg zu sichern
(5). Eine Partnerbehandlung sollte durchgeführt werden.
Erkrankungen durch genitale Warzen
Humane Papillomavirus-Erkrankung
Humane Papillomaviren (HPV) werden entsprechend
ihres onkogenen Potenzials in „low-risk“ (zum Beispiel HPV6 und HPV11), ursächlich für die Bildung
von Condylomata acuminata (Feigwarzen) (Abbildung
3a, b), und „high-risk“ (z. B. HPV16 und HPV18)
HPV-Typen eingeteilt. Die Therapie der Condylomata
acuminata ist schwierig und langwierig. Rezidive werden nach topischer Therapie in 6–60 %, nach chirurgischer Therapie in 18–77 % und nach systemischer
Therapie mit Interferon in 9–69 % beschrieben (23).
Persistierende HPV-Infektionen (Cave: Immundefekt)
führen zu einem erhöhten Risiko von Dysplasien und
Tumoren. Mehr als 99 % aller Zervixkarzinome und
mehr als 90 % aller Analkarzinome sind HPV-positiv,
und in bis zu 70 % aller Karzinome des Penis, der Vulva und der Vagina kann HPV nachgewiesen werden
(5). Bis zu 30 % der Karzinome im Halsbereich, insbesondere Tonsillenkarzinome, werden durch HPV ausgelöst (e16). Analkarzinome gelten wegen der Häufung bei HIV-positiven Männern, die Sex mit Männern
haben (70–100 pro 100 000), als eines der zentralen
Probleme der aktuellen HIV-Medizin (23, 24 e17).
Warzen sollten lokal mittels Kryotherapie, Trichloressigsäure oder destruierenden Verfahren wie Kürettage
therapiert werden. Bei anogenitalen Warzen sollte nach
einer chirurgischen Intervention eine adjuvante Behandlung mit Imiquimod-5-%-Creme für die Dauer
von acht Wochen erfolgen, Alternativen sind Podophyllotoxin, 5-Fluoruracil und Cyclosporin. Krebsvorstufen oder Karzinome sollen entsprechend der Leitlinien behandelt werden (e18).
Erkrankungen durch HIV oder HCV
HIV-Erkrankung
In Deutschland leben geschätzt 80 000 HIV-Infizierte, in knapp 90 % war die Infektion durch
sexuelle Kontakte erworben worden (5, 25). Zwei
Analkarzinome
Analkarzinome gelten wegen der Häufung
bei HIV-positiven Männern, die Sex mit Männern
haben, als eines der zentralen Probleme der
aktuellen HIV-Medizin.
Deutsches Ärzteblatt | Jg. 113 | Heft 1–2 | 11. Januar 2016
MEDIZIN
Drittel der Infizierten sind Männer, die Sex mit
Männern (MSM), hatten. Die Rate der Neudiagnosen war in den vergangenen 10 Jahren leicht ansteigend mit einem Höchstwert von 3 525 im Jahr
2014. Bei 780 Neudiagnosen wurde als Übertragungsweg ein heterosexuelles Transmissionsrisiko (HET) angegeben. Unter HET wurden im
Vergleich zum Vorjahr 182 mehr Neudiagnosen gestellt (e16). Unbehandelt verläuft die HIV-Infektion in den Stadien Akutinfektion, Latenz (2–10
Jahre), symptomatisches Stadium, Tod (Center for
Disease Control-[CDC-]Klassifikation). Rechtzeitig und optimal behandelte HIV-Positive haben bei
guter Therapieadhärenz eine nahezu identische Lebenserwartung wie HIV-Negative (26–30, e19).
Große Probleme ergeben sich durch die zu späte
Diagnose. So wurden 1/3 der HIV-Infizierten in
Deutschland erst bei fortgeschrittener Immundefizienz (< 200 CD4/µL) diagnostiziert. Dies verschlechtert deutlich den klinischen Verlauf und erhöht das Transmissionsrisiko (27, e20).
Die Chance, HIV zu erkennen, ergibt sich bei der
akuten Infektion und durch HIV-hinweisende oder
Aids-definierende Symptome/Erkrankungen. Bei der
Akutinfektion kommt es in 50–90 % im Zeitraum von
3–4 Wochen nach Infektion zu einer Eppstein-BarrVirus-(EBV-)Infektion oder einem grippeähnlichen
Krankheitsbild von meist kurzer Dauer. Hinweisend
sind die Anamnese mit Risikoexposition, Fieber,
Exanthem und einem drastischen Helferzellverlust
(CD4+-Lymphozyten). Bedingt durch die abnehmende zelluläre Immunkompetenz bei unbehandelter
Infektion treten Symptome mit untypischer Klinik auf
(Kasten). Dies betrifft Lokalisation, Ausdehnung,
Schwere, Anzahl von Rezidiven und Versagen der
Standardtherapie. Wichtig ist ein offenes, vorurteilfreies Gespräch über die sexuelle Orientierung und
sexuelle Praktiken (5).
Das Risiko der Übertragung ist abhängig von der
HI-Viruskonzentration, den Sexualpraktiken und
den Koinfektionen sexuell übertragender Erkrankungen (31, 32, e20, e21).
Die HI-Viruskonzentration ist am höchsten zum
Zeitpunkt der Primärinfektion und bei fortgeschrittener Immundefizienz (106–107 Kopien/mL im
Blut). Bei hoher Viruslast ist auch das sexuelle
Transmissionsrisiko hoch, im Vergleich zu einer
konstant niedrigen Viruslast < 50 Kopien/mL und
ohne sexuell übertragbare Erkrankungen, bei der
eine HIV-Übertragung unwahrscheinlich ist (e22).
Höchstes Transmissionsrisiko mit bis zu 1,4 % hat
unter den Sexualpraktiken – abhängig von der HIViruslast – der aufnehmende (rezeptive), ungeschützte Analverkehr (e23).
Das HIV-Übertragungsrisiko ist 3- bis 10-fach
erhöht, wenn eine floride sexuell übertragbare Infektion vorliegt (33, e23, e24). Eine zusätzliche
sexuell übertragbare Infektion bei HIV-Infizierten
ist häufig (13–16 %) (e22, 33). Sexuell übertragbare Infektionen erhöhen das individuelle HIV-Übertragungsrisiko, die Verläufe von sexuell übertragbaren Infektionen sind komplexer bei HIV-Koinfektion. Sexuell übertragbare Infektion induzieren
einen Anstieg der HI-Viruslast und eine HIV-Progredienz (e3, 34).
Risikoreduktionen der HIV-Übertragung werden
erzielt durch
● eine konsequente Therapie sexuell übertragbarer Infektionen (42 %)
● Kondome (85 %)
● antiretrovirale Therapie (ART) (96 %)
● ART und Kondome (99,2 %) (e23)
● die Präexpositionsprophylaxe bei nicht HIVInfizierten (86 %) (5, 6).
Anhand von Symptomen und Helferzellen erfolgt die Stadieneinteilung nach der CDC-Klassifikation. Die Surrogatmarker für die Beurteilung der
Prognose und das Therapiemonitoring sind:
● Helferzellen (CD4+/µL). Je niedriger, desto
schwerer ist die zelluläre Immundefizienz und
desto größer das Risiko an AIDS zu erkranken
oder zu sterben
● Die Viruskonzentration im Blut (Viruslast in
RNA-Kopien/mL). Je höher die Viruslast, desto schneller der Progress und umso höher das
Transmissionsrisiko.
Sowohl die WHO (35) als auch die HIV-Leitlinie
der USA (e25) empfehlen, direkt nach einer HIVDiagnose, eine sofortige antiretrovirale Therapie,
wenn der HIV-Infizierte dies möchte. Die DeutschÖsterreichische HIV-Leitlinie wird zurzeit überarbeitet (e2).
Ein früher Therapiebeginn mit vollständiger
Virussuppression und Therapieadhärenz führt zu
einer Lebenserwartung vergleichbar der nicht HIVInfizierter, ist kostengünstiger als ein späterer
Therapiebeginn (e23) und zugleich eine erfolgreiche Präventionsmaßnahme (36).
Akutinfektion HIV
Bei der Akutinfektion kommt es in 50–90 % im
Zeitraum von 3–4 Wochen nach Infektion zu
einem „Eppstein-Barr-Virus- oder Grippe-“ ähnlichen Krankheitsbild von meist kurzer Dauer.
Risikoreduktionen der HIV-Übertragung durch
• Therapie der sexuell übertragenen Infektionen
• Kondome
• antiretrovirale Therapie (ART)
• ART und Kondome
• durch Präexpositionsprophylaxe
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19
MEDIZIN
HCV-Erkrankung
Die Hepatitis-C-Virus-Erkrankung (HCV) ist keine
typische Geschlechtskrankheit. Jedoch besteht insbesondere bei HIV-infizierten Männern, die Sex mit
Männern und häufig wechselnde Geschlechtspartner
haben, sexuell stimulierendem Drogenkonsum und
traumatisierenden sexuellen Praktiken, ein erhöhtes
Risiko von 17,8 % einer HCV-Transmission im Vergleich zu 0,4 % bei HIV-Negativen (5, 37, e26). Bei
jeder neudiagnostizierten HCV-Infektion bei Männern, die Sex mit Männern haben, sollten weitere sexuell übertragbare Infektionen (zum Beispiel HIV
und Syphilis) abgeklärt werden, Doppel- oder Dreifach-Infektionen sind häufig (bis 15 %).
Bei Menschen mit einer HIV-Infektion sollten jährliche Screening-Untersuchungen erfolgen (HCVAntikörper-Test/HCV-RNA). Es gibt keine Impfung
und die Infektion verläuft in 80 % der Fälle chronisch
(e27, e28). Eine Interferon-freie Therapie ist für alle
HCV-Typen durch die neue direkt wirkenden Medikamente möglich (e28, e29). In der Regel wird innerhalb
von 12 Wochen bei über 90 % der Infizierten eine
Heilung erreicht (38). HIV-/HCV-Koinfizierte haben
ein erhöhtes Risiko, eine Leberzirrhose zu entwickeln. Eine antivirale Therapie der HCV-Infektion
sollte analog zu den Empfehlungen bei HCV-Monoinfektion durchgeführt werden (e28, e29).
Interessenkonflikt
Prof. Wagenlehner erhielt Honorare für eine Beratertätigkeit von Astellas,
Bionorica Cubist, Galenus, Leo-Pharma, Merlion, OM-Pharma, Pierre Fabre,
Perell Research, Rosen Pharma und Zambon. Für wissenschaftliche Fortbildungsveranstaltungen wurde er honoriert von Astellas, Bionorica Cubist,
Galenus, Leo-Pharma, Merlion, OM-Pharma, Pierre Fabre, Rosen Pharma und
Zambon. Für die Duchführung von klinischen Auftragsstudien wurde er honoriert von: Astellas, Bionorica, Calixa, Cerexa, Cubist, Deutsche Forschungsgemeinschaft, Europäische Assoziation für Urologie, Galenus, Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Merlion, OM-Pharma, Rosen Pharma und
Zambon.
Prof. Brockmeyer erhielt Erstattung von Teilnahmegebühren für Kongresse
und Reise- und Übernachtungskosten von Gilead, Jansen und MSD. Für die
Durchführung von klinischen Auftragsstudien bekam er Honorare von Gilead,
MSD und Jansen.
Prof. Wichelhaus erhielt Honorare für Gutachtertätigkeiten von Teutopharma.
Für die Vorbereitung von wissenschaftlichen Fortbildungsveranstaltungen
wurde er honoriert von Pfizer, Bayer,Biomerieux, Gilead.
Dr Discher wurde honoriert für Beratertätigkeiten von Gilead, Abbvie und Roche. Er erhielt Erstattung von Teilnahmegebühren für Kongresse, Reise- und
Übernachtungskosten sowie für die Vorbereitung von wissenschaftlichen Tagungen von BMS, Gilead, MSD, Roche, Abbvie und Janssen.
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Infektionserreger: Bakterien. München: Urban & Fischer;
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12. Abele-Horn M, Blenk H, Clad A, et al.: Genitalinfektionen Teil II.
Infektionserreger: Parasiten, Viren. München: Urban & Fischer;
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Prof. Friese erklärt, dass kein Interessenkonflikt besteht.
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Manuskriptdaten
eingereicht: 13. 1. 2015, revidierte Fassung angenommen: 17. 11. 2015
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Hepatitis-C-Virus-Erkrankung
Die Hepatitis-C-Virus-Erkrankung ist keine
typische Geschlechtskrankheit. Jedoch besteht
insbesondere bei HIV-infizierten Männern, die Sex
mit Männern und häufig wechselnde
Geschlechtspartner haben, eine erhöhtes Risiko.
20
Deutsches Ärzteblatt | Jg. 113 | Heft 1–2 | 11. Januar 2016
MEDIZIN
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Anschrift für die Verfasser
Prof. Dr. med. Florian M.E. Wagenlehner
Klinik und Poliklinik für Urologie, Kinderurologie und Andrologie
Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH, Standort Gießen
Justus-Liebig-Universität Gießen
Rudolf-Buchheim-Straße 7, 35385 Gießen
[email protected]
Zitierweise
Wagenlehner FME, Brockmeyer NH, Discher T, Friese K, Wichelhaus TA:
The presentation, diagnosis and treatment of sexually transmitted infections.
Dtsch Arztebl Int 2016; 113: 11–22.DOI: 10.3238/arztebl.2016.0011
@
The English version of this article is available online:
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Mit „e“ gekennzeichnete Literatur:
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Dieser Beitrag wurde von der Nordrheinischen Akademie
für ärztliche Fort- und Weiterbildung zertifiziert.
Die erworbenen Fortbildungspunkte können mit Hilfe
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„Persönliche Daten“ oder nach der Registrierung die EFN
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Bestätigen der Einverständniserklärung aktiviert werden.
Die 15-stellige EFN steht auf dem Fortbildungsausweis.
Wichtiger Hinweis
Die Teilnahme an der zertifizierten Fortbildung ist
ausschließlich über das Internet möglich: cme.aerzteblatt.de
Einsendeschluss ist der 3. 4. 2016.
Die cme-Einheit „Urosepsis – Ursache, Diagnose und
Therapie“ (Heft 49/2015) kann noch bis zum 28. 2. 2016
bearbeitet werden.
Interdisziplinäre Versorgung akuter Thoraxschmerzen“
(Heft 45/2015) kann noch bis zum 31. 1. 2016 bearbeitet
werden.
21
MEDIZIN
Bitte beantworten Sie folgende Fragen für die Teilnahme an der zertifizierten Fortbildung. Pro Frage
ist nur eine Antwort möglich. Bitte entscheiden Sie sich für die am ehesten zutreffende Antwort.
Frage Nr. 1
Frage Nr. 6
Für welche sexuell übertragbare Krankheit gibt
es eine heilende systemische Therapie?
a) Trichomoniasis
b) HIV-Infektion
c) HSV-1-Infektion
d) HPV-Infektion
e) HSV-2-Infektion
Welcher Befund weist auf eine Zervizitis hin, wenn
kein klinisches Anzeichen einer entzündlichen Vaginitis
vorliegt?
a) > 10 Leukozyten pro High-power-field-Mikroskopie
bei 400-facher Vergrößerung
b) Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) 10 mm/h
c) Hämoglobin-Wert 15g/dL
d) Alpha-1-Antitrypsin 1,5 g/L
e) C-reaktives Protein (CRP) 3 mg/L
Frage Nr. 2
Wie häufig könnnen sexuell übertragbare
Erkrankungen, in Abhängigkeit des Erregers,
asymptomatisch verlaufen?
a) 10 %
b) 30 %
c) 50 %
d) 70 %
e) über 90 %
Frage Nr. 7
Wieviel fach erhöht sich das Risiko sich beim
ungeschützten Geschlechtsverkehr mit HIV zu infizieren,
wenn eine HSV-2-Infektion vorliegt?
a) um das 2-fache
b) um das 3-fache
c) um das 4-fache
d) um das 5-fache
e) um das 6-fache
Frage Nr. 3
Was sind die häufigsten Erreger einer Zervizitis?
a) C. trachomatis und T. vaginalis
b) T. vaginalis und N. gonorrhoeae
c) N. gonorrhoeae und C. trachomatis
d) Herpes-simplex-Virus und T. vaginalis
e) humanes Papillomavirus und T. vaginalis
Frage Nr. 4
Welcher Befund ist typisch für eine klinische Diagnose
einer Urethritis?
a) pustulöser Befall der Urogenitalregion
b) ≥ 2 Leukozyten bei 1 000-facher Vergrößerung im
Ausstrichpräparat des Urethralsekrets
c) etwa 5 Leukozyten bei 400-facher Vergrößerung im
Sediment von 3 mL des ersten Urins
d) negativer Leukozytenesterase-Test im Anfangsurin
e) schmerzhafte Schwellung am Penisschaft
Frage Nr. 8
Nach welchem Zeitraum kann eine HIV-Infektion
nach möglicher Übertragung ausgeschlossen werden,
außer es liegt ein B-Zell-Defekt vor?
a) nach 4 Wochen
b) nach 6 Wochen
c) nach 8 Wochen
d) nach 10 Wochen
e) nach 12 Wochen
Frage Nr. 9
Was ist das Mittel der ersten Wahl in der Therapie der
Syphilis?
a) Vancomycin
b) Tetrazyklin
c) Aureomycin
d) Streptomycin
e) Benzathin-Penicillin
Frage Nr. 5.
Was ist die empfohlene empirische Therapie
der Urethritis bei Infektionen mit M. genitalium in
Deutschland?
a) Doxycyclin 200 mg/ Tag p.o.für 7 Tage
b) Ciprofloxacin 500 mg/ Tag p.o. für 3 Tage
c) Azithromycin 1 × 500 mg p.o., gefolgt von Azithromycin
1 × 250 mg p.o. für 4 Tage
d) Cefixim 400 mg p.o. einmalig
e) Penicillin 200 mg p.o. für 7 Tage
22
Frage Nr. 10
Welche sexuell übertragbare Infektion führt am
häufigsten zur Bildung von Ulzera?
a) Herpes-simplex-Infektion
b) HIV-Infektion
c) Neisseria-gonorrhoeae-Infektion
d) Chlamydia trachomatis-Infektion
e) HPV-Infektion
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MEDIZIN
Zusatzmaterial zu:
Klinik, Diagnostik und Therapie sexuell übertragbarer Infektionen
Florian M.E. Wagenlehner, Norbert H. Brockmeyer, Thomas Discher, Klaus Friese, Thomas A. Wichelhaus
Dtsch Arztebl Int 2016; 113: 11–22. DOI: 10.3238/arztebl.2016.0011
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Deutsches Ärzteblatt | Jg. 113 | Heft 1–2 | 11. Januar 2016 | Zusatzmaterial
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