11 Medizin Risiken moderner Therapien bei Morbus Crohn/Colitis ulcerosa Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED), wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa zeichnen sich durch wiederholt auftretende entzündliche Schübe der Darmschleimhaut aus. Die Darmentzündung ist durch eine überschießende Immunabwehr gekennzeichnet; die entzündungsfördernden und die entzündungshemmenden Botenstoffe halten sich in der Darmschleimhaut nicht mehr die Waage. Als Konsequenz kommt es zu einer vermehrten Einwanderung von Darmbakterien in die Darmschleimhaut und Aktivierung von Abwehrzellen (Makrophagen, Lymphozyten), die vermehrt entzündungsfördernde Botenstoffe produzieren und dadurch eine chronische Entzündung der Darmschleimhaut verursachen [1]. Die immunsuppressiven Medikamente (klassische immunsuppressive Medikamente und neue immunmodulatorische Biologika) spielen eine zentrale Rolle bei der Eindämmung der Immunreaktion der Darmschleimhaut und bei der Wiederherstellung der normalen Barrierefunktion des Darmes [2, 3]. CED-Therapie und Infektionen Die immunsuppressiven bzw. immun­ modulierenden Medikamente können als Folge der Unterdrückung der eigenen Immunabwehr des Patienten zum vermehrten Auftreten von Infektionskrankheiten führen. Dabei muss darauf hingewiesen werden, dass die Infektionen zum einen therapieassoziiert sind, zum anderen Folge der Mangelernährung, des erhöhten Schweregrades der Entzündung, der Begleiterkrankungen und des erhöhten Alters der betroffenen Patienten sind [4] (Abb. 1). Generell haben wir es unter Immunsuppression sowohl mit sogenannten schwerwiegenden Infektionen (zum Beispiel Abszesse, Lungenentzündungen, Harnwegsinfekte, Sepsis etc.), als auch mit opportunistischen Infektionen zu tun. Als opportunistische Infektion bezeichnet man eine durch fakul­ tativ pathogene Erreger (das heißt bedingt krankmachende Erreger bei vorliegender Immunschwäche) verursachte Infektion. Die Erreger können sich im Rahmen der Immunsuppression stark vermehren und für die Betroffenen ein gefährliches Gesundheitsrisiko darstellen. Typische Beispiele für opportunistische Infektionen sind [5]: 1. Aktivierung von viralen Infektionen (Herpes Zoster, Herpes Simplex, Cytomegalievirus, Epstein-BarrVirus und Humanes Papillomavirus, etc.); 2. bakterielle Infekte (zum Beispiel Clostridium difficile, Salmonellen, E.coli, Legionellen und Listerien etc.); 3. parasitäre Erkrankungen (zum Beispiel Pneumocystis jirovecii, Toxoplasma, Coccidioides und Pilzinfektionen, etc.). Therapieassoziierte Infektionen treten am häufigsten unter Therapie mit Immunsup- Abbildung 1: Infektionen bei Patienten mit chronischentzündlichen Darmerkrankungen.