12 Medizin pressiva bzw. Therapie mit Biologica auf. Man darf aber nicht vergessen, dass auch unter Corticosteroiden schwerwiegende Infektionen vorkommen [6]. Die Infektanfälligkeit steigt bei Steroideinnahme bei den Dosen ab 20 Milligramm pro Tag an. Diese Proble­matik wird leider in der Praxis oft unterschätzt, und die Therapie mit Corticoiden wird unnötig zu lang und in hohen Dosen aufrecht erhalten. Aus diesem Grund muss konstatiert werden, dass Corticosteroide zwar effektive Substanzen darstellen, aber hauptsächlich zur Induktion einer Remission. Besonders gefährlich ist die Kombinationstherapie aus Corticosteroiden und Immunsuppressiva bzw. aus Immunsuppressiva und Biologica oder aus allen drei genannten Medikamenten (immunsuppressive Trippel-Therapie). Die Problematik der infektiösen Komplikationen spielt bei Biologika eine zentrale Rolle. Diese biotechnologisch hergestellten Medikamente können sehr stark in die fehlgeleitete Abwehrreaktion des Immunsystems eingreifen. Die starke entzündungshemmende Wirkung, die in der Regel schnell einsetzt, ist oft von einer starken Immunsuppression begleitet. Zum aktuellen Zeitpunkt stehen den Patienten drei verschiedene Anti-TNFAlpha-Inhibitoren (Remicade, Adelimumab, Golimumab) und seit Juli diesen Jahres ein Anti-Integrin-Inhibitor (Vedolizumab) zur Verfügung [7]. Bei Patienten unter Biologika kommt es in ca. sechs Prozent der Fälle zu schwerwiegenden Infektionen. In der täglichen Praxis beobachten wir unter Immunsuppression, insbesondere mit Biologika, eine vermehrte Reaktivierung viraler Infektionen. Typische Bespiele für Virusinfektionen sind Herpesviridae, Hepatitis B, Papillomaviren, EpsteinBarr-Viren (EBV), Polyomaviren, Parvo- und Adenoviren [8]. Unter Anti-TNF-Alpha-Inhibitoren kann darüber hinaus eine im Körper „ruhende“ Tuberkulose-Infektion reaktiviert werden. Unter TNF-α-Blocker ist die Progressions- rate zur Tbc-Exacerbation um mindestens den Faktor zwei bis vier erhöht. Aus diesem Grund spielt ein sorgfältiges Tbc-Screening (Anamnese, Röntgen-Thorax-Aufnahme, Quantiferon-Test, Tuberkulin-Hauttest) vor Beginn jeder Biologika-Therapie eine entscheidende Rolle [9]. Die Behandlung der Patienten mit TNFAlpha-Inhibitoren kann auch mit einer Hepatitis-B-Virusinfektion-Reaktivierung (das heißt Wiederauftreten der Hepatitis-BReplikation mit einem Anstieg der SerumHBV-DNA und der ALT als Zeichen der Leberentzündung) einhergehen. Die Reaktivierung einer Hepatitis-B-Infektion (HBV) unter Immunsuppression stellt ein sehr relevantes, aber leider oft unterschätztes klinisches Problem dar. Das Risiko der Reaktivierung ist abhängig vom serologischen Status und von der Intensität der Immunsuppression. Das größte Risiko für eine HBV-Reakti­ vierung wird bei HBs-Antigen-positiven Patienten beobachtet. In der Praxis soll auf alle Fälle vor Einleitung einer immunsuppressiven Therapie ein serologischer Hepatitis-B-Status erhoben werden. Patienten ohne serologischen Hinweis für eine Infektion mit Hepatitis B sollten vor dem Beginn der immunsuppressiven Therapie gegen das Hepatitis-B-Virus geimpft werden [10]. Es ist außerdem ratsam, eine Hepatitis-C-Infektion auszuschließen. Ein klassisches Beispiel für eine Reaktivierung einer viralen Infektion unter immunsuppressiver Therapie ist eine Cytomegalovirus-Colitis (CMV). Bei betroffenen Patienten (meistens Colitis-ulcerosa-Patienten) lassen sich die viralen Partikel mittels Immunhistochemie sowie mittels PCR-Diagnostik in der Darmschleimhaut nachweisen. In solchen Fällen spielen bei der Behandlung dieser Superinfektion die Reduktion der immunsuppressiven Therapie und die Einleitung einer gezielten antiviralen Therapie (zum Beispiel mit Ganciclovir) eine zentrale Rolle [11].