Algebraic Number Theory Universität Zürich HS 2010 1 P. Habegger 22.9.2010, Vorlesung #1 Ring der ganzen algebraischen Zahlen Ziel dieses Kapitels ist es, Ringe zu definieren welche in arithmetischen Anwendungen auftreten. Diese sind die sogenannte Dedekindschen Ring. 1.1 Zahlkörper Gegeben seien zwei Körper K und F mit K ⊃ F . Dann nennt man das Paar K/F eine Körpererweiterung und K eine Körpererweiterung von F . Man kann K auf natürliche Art als Vektorraum über F (oder F -Vektorraum) betrachten. Insbesondere besitzt K eine Basis als F -Vektorraum. Wir werden uns hauptsächlich für den Fall interessieren wo dieser Vektorraum endliche Dimension hat. Definition. Seien K und F Körper mit K ⊃ F . Falls K ein endlich dimensionaler F -Vektorraum ist so nennt man die Erweiterung K/F endlich und setzt [K : F ] = dimF K. Man sagt auch, dass K eine endliche Erweiterung von F ist. Die Dimension [K : F ] heisst Grad der Erweiterung. In der Zahlentheorie speilt der Körper Q der rationalen Zahlen eine besondere Rolle. Deshalb kriegen die endlichen Erweiterungen von Q einen besonderen Namen. Definition. Eine endliche Erweiterung von Q heisst Zahlkörper. Der Grad eines Zahlkörpers ist [K : Q]. Es folgen ein paar Beispiele. Beispiel. (i) Natürlich ist Q selbst ein Zahlkörper. √ (ii) Das Polynom X 2 +1 is irreduzibel in Q[X]. Somit ist K = Q[X]/P Q[X] = Q( −1) ein Zahlkörper und K/Q hat Grad 2. (iii) Der Körper der reellen Zahlen R ist kein Zahlkörper. Wäre R/Q eine endliche Erweiterung, so wäre R als Menge isomorph zu Qn mit n ∈ N und damit abzählbar unendlich. Dies ist jedoch absurd. Zahlkörper haben Charakteristik 0. Es gibt auch ein natürlich Analogon in Charakteristik p > 0 und diese sind endliche Körpererweiterungen von Fp (X), dem Körper der rationalen Funktionen mit Koeffizienten in Fp = Z/pZ. 1 1.2 Mehr über Körpererweiterungen In diesem Abschnitt sind K ⊃ F Körper so, dass K/F eine endliche Körpererweiterung ist. Schon im letzten Abschnitt haben wir gesehen, dass K ein endlich dimensionaler F Vektorraum ist. Jetzt werden wir Konzepte aus der linearen Algebra verwenden um Element von K zu untersuchen. Jedes x ∈ K induziert einen Endomorphismus ϕx von K (als F -Vektorraum) wie folgt: ϕx : K → K ist gegeben durch ϕx (y) = xy für alle y ∈ K. Wir werden später ϕx mit der Hilfe einer F -Basis von K als Matrix ausdrücken. Die folgenden zwei Definition sind natürlich basisunabhängig. Definition. Die Notation sie wie oben. (i) Die Spur T rK/F (x) von x (bezüglich K/F ) ist die Spur von ϕx betrachtet als Endomorphism des F -Vektorraums K. (ii) Die Norm NK/F (x) von x (bezüglich K/F ) ist die Determinante von ϕx betrachtet als Endomorphism des F -Vektorraums K. Die Notation T rK/F (x) kommt aus dem Englischen oder Französischen (“trace”). Beispiel. (i) Hier ist F = R und K√= C. Die Erweiterung C/R hat Grad 2. Eine RBasis von C is √gegeben durch (1, −1) (die Wahl der Wurzel von −1 is irrelevant). Sei x = a + b −1 mit x, y ∈ R. Dann wird ϕx bezüglich der eben erwähnten Basis durch a −b b a repräsentiert. Demnach ist T rC/R (z) = 2a und NC/R (z) = a2 + b2 . (ii) Schauen wir uns eine endliche Erweiterung von Q an. √ Das Polynom X 2 − 5 is irreduzibel in Q[X]. Deshalb ist K = Q[X]/P Q[X] √ = Q( 5) eine endliche Erweiterung von Q; der Grad [K : Q] ist 2. Jetzt ist (1, 5) eine √ Q-Basis von K (wieder ist die Wahl der Wurzeln von 5 irrelevant). Sei x = a + 5b. Bezüglich unserer Basis wird ϕx durch a 5b b a repräsentiert. Deshalb gilt T rK/Q (x) = 2a und NK/Q (x) = a2 − 5b2 . Version des 15. Oktober 2010 2