Lehr- und Forschungsgebiet für Angewandte Geophysik Interpretation der Lithologie eines aktiven Hydrothermalsystems durch Auswertung geophysikalischer Bohrlochlogs sowie von RAB- und FMS-Bildern aus der ODP-Bohrung 1189C Geologische Diplomarbeit vorgelegt von Juliane Arnold im Oktober 2002 Berichter: Prof. Dr. Christoph Clauser Mitberichter: Dr. Anne Bartetzko Hiermit versichere ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig verfasst habe. Aachen im Oktober 2002 Juliane Arnold Danksagung Die vorliegende Diplomarbeit wurde am Lehr- und Forschungsgebiet für Angewandte Geophysik der RWTH angefertigt. Herrn Prof. Dr. Clauser danke ich für die Vergabe des Themas und die Möglichkeit die Geräte und Einrichtungen des Instituts nutzen zu dürfen. Mein besonderer Dank gilt Frau Dr. Bartetzko für die Anregung und gute Betreuung der Arbeit. Ebenso danke ich Frau Dr. Pechnig für zahlreiche Ratschläge sowie Dr. Paulick von der Universität Bonn für hilfreiche Diskussionen. Allen Mitarbeitern des Institutes möchte ich herzlich für die gute Zusammenarbeit und das angenehme Arbeitsklima danken. Weiterhin bedanke ich mich beim Lamont-Doherty Earth Observatory der Columbia University (New York) für die Bereitstellung der Daten. Mein letzter Dank gilt meinen Eltern, die mich während meines Studiums in jeglicher Hinsicht unterstützt haben. INHALTSVERZEICHNIS 1 Einleitung ..............................................................................1 2 Geologischer Rahmen .........................................................3 2.1 Regionale Geologie .............................................................3 2.2 Fazies felsischer Lavaströme.............................................6 2.3 Bohrlokationen von Leg 193...............................................9 3 Bohrlochmessverfahren ....................................................12 3.1 Mechanische Messverfahren ........................................... 14 3.2 Elektrische Messverfahren .............................................. 14 3.3 Radioaktive Messverfahren ............................................. 18 4 Kernmessungen .................................................................20 4.1 Messapparaturen und Versuchsanordnung................... 20 4.2 Kernmessungen................................................................ 23 4.3 Porositätsberechnung...................................................... 27 5 Qualitätskontrolle ...............................................................34 6 Methodik..............................................................................49 6.1 Diskriminanzanalyse ........................................................ 51 6.2 Kalibrierung....................................................................... 51 6.3 Übertragung ...................................................................... 53 7. Loginterpretation...............................................................54 7.1 Beschreibung der Elektrofazies ...................................... 56 7.2 Trends................................................................................ 65 7.3 Diskussion der Ergebnisse.............................................. 66 7.4 Nutzen der RAB-Bilder ..................................................... 68 8 Zusammenfassung.............................................................71 9 Literaturverzeichnis ...........................................................74 10 Anhang ..............................................................................78 1 Einleitung 1 Einleitung Das US-amerikanische Deep Sea Drilling Project (DSDP) und sein internationales Nachfolgeprogramm, das Ocean Drilling Project (ODP) haben es sich zur Aufgabe gemacht, anhand von Tiefseebohrungen den Aufbau der ozeanischen Kruste wissenschaftlich zu erkunden. Zu den untersuchten Fragestellungen gehören u.a. die Entwicklung des Klimas in der Vergangenheit, Prozesse an mittelozeanischen Rücken und Subduktionszonen und damit verknüpft die Entstehung von Erdbeben und der Ablauf hydrothermaler Prozesse am Meeresboden. Die vorliegende Arbeit ist im letzt genannten Forschungsgebiet angesiedelt. Im Rahmen der Bohrkampagne Leg 193 des ODP wurde die Lokation 1189 Ende des Jahres 2000 im PACMANUS-Becken erbohrt. Hierbei handelt es sich um ein aktives Hydrothermalsystem, welches sich im östlichen Manus-Becken nördlich von Papua-Neuguinea befindet. Es besteht aus mehreren isolierten Hydrothermalfeldern, die in Verbindung mit felsischem Magmatismus an einer konvergierenden Plattengrenze auftreten. Die in der Arbeit interpretierte Bohrung 1189C durchteuft Gesteinsschichten in den Roman Ruins, eine Ansammlung zahlreicher Schwarzer Raucher, die aus ca. 10 m hohen sulfiderzhaltigen Röhren aufgebaut sind und Austrittsöffnungen hydrothermaler Kreisläufe darstellen. Um die physikalischen in-situ Eigenschaften der durchteuften Formation zu bestimmen, wurden an der Lokation 1189 geophysikalische Bohrlochmessungen durchgeführt. In der Bohrung 1189C erfolgten die Messungen mit der Logging While Drilling (LWD)-Methode. Hierbei kam erstmalig innerhalb eines ODP-Projektes die Messaparatur Resistivity-At-The-Bit (RAB) zur Bestimmung des elektrischen Formationswiderstandes zum Einsatz. Zusätzlich wurde in einem 40 m mächtigen Teufenabschnitt konventionelles Wireline-logging durchgeführt. Auf diese Weise bietet das Bohrloch 1189C die Möglichkeit, beide Messmethoden miteinander zu vergleichen, insbesondere unter Berücksichtigung unterschiedlicher Auflösungsvermögen und seitlicher Eindringtiefen der Sonden. Das bohrtechnische Verfahren LWD schließt jeglichen Kerngewinn aus. Da auch in den Nachbarbohrungen, in denen kein LWD durchgeführt wurde, die geologischen Verhältnisse zu hohen Kernverlusten führten, kommt den geophysikalischen Bohrlochmessungen eine besondere Bedeutung zu. Sie ermöglichen eine differenzierte und vor allem kontinuierliche lithologische Gliederung der durchörterten Gesteinsfolge. Vordergründig ist die Auswertung von RAB- und FMS-Bildern, welche mittels Formation Micro Scanner (FMS)- und RAB aufgenommen wurden. Sie 1 1 Einleitung beruhen auf der Verteilung des elektrischen Formationswiderstandes im Bereich der Bohrlochwand und liefern wichtige Informationen über die strukturelle Ausprägung der Gesteine. Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Rekonstruktion der durchörterten Lithologie in der Bohrung 1189C. Neben den Bohrlochmessungen stehen Gesteinsproben aus Nachbarbohrungen zur Verfügung. Den unterschiedlichen Gesteinstypen sollen charakteristische Sondenantworten zugeordnet werden. Weiterhin werden Aussagen über Mineralisations- und Alterationsmuster getroffen, die sich durch hydrothermale Vorgänge ergeben. Ebenso wird die Struktur der Gesteinsablagerungen bestimmt. Somit ergänzt die Arbeit Erkenntnisse über den vulkanischen Aufbau des PACMANUS-Beckens und die dort ablaufenden hydrothermalen Prozesse. 2 2 Geologischer Rahmen 2 Geologischer Rahmen 2.1 Regionale Geologie Während der Bohrkampagne von Leg 193 wurde das PACMANUS Hydrothermalsystem, welches zum östlichen Manus-Becken gehört, erbohrt. Manus-Becken Das Manus-Becken stellt einen back-arc Bereich dar, der im Norden von einer fossilen und im Süden von einer aktiven Subduktionszone (Manus-Graben bzw. Neubritannien Graben) begrenzt wird. Obwohl das Manus-Becken im Einflussbereich einer komplexen transpressiven Zone liegt, in der die nach Norden driftende indoaustralische Platte und die sich nach Nordwesten bewegende pazifische Platte schräg miteinander konvergieren, findet dort Sea-Floor-Spreading (ca. 10 cm pro Jahr, Vollrate) statt (s. Abb. 2.1). Am heute inaktiven Manus-Graben entstand im Zeitraum Eozän bis Oligozän ein vulkanischer Inselbogen durch die Subduktion der Pazifischen Platte unter die indoaustralische Platte. Aufschlüsse auf Neuirland, Neuhannover, Manus und Teilen von Neubritannien repräsentieren diesen Inselbogen (HOHNEN, 1978). Im späten Miozän oder Pliozän wurde die Subduktion am Manus-Graben durch die Entstehung des Ontong Java Plateaus, einer sogenannten Large Igneous Province (LIP), gestoppt und setzte am Neubritannien Graben ein, wo sich heute die kretazische ozeanische Solomon Mikroplatte (ein Teil der Pazifischen Platte, der aufgrund von rezenten Back-arc-Prozessen separiert wird) unter die Süd-Bismarck Platte schiebt. Entlang des Neubritannien Grabens entstand auf der nördlichen Seite eine Kette junger Inselbogen-Vulkane (JOHNSON, 1976). Während die vergangene Entwicklung des Seafloor Spreading im Manus-Becken weitestgehend unbekannt ist, stellt sich die heutige strukturelle Situation mit Hilfe seismischer, gravimetrischer und magnetischer Daten (TAYLOR, 1971; TAYLOR ET AL., 1991) als ein Komplex aus Spreizungssegmenten, Extensions- und schrägorientierten Transformstörungen dar, wobei an letzteren linkslaterale Bewegungen stattfinden (vgl. Abb. 2.1). Die Weitin Störung stellt die östlichste Transformstörung 3 2 Geologischer Rahmen im Manus-Becken dar und bildet einen Teil der heutigen Pazifischen Plattengrenze (BINNS & SCOTT, 1997). Im Gegensatz zum Manus-Spreizungs-Zentrum, an dem Mittelozeanische Rückenbasalte entstehen, stellt die 80 bis 100 km breite Bruchzone des östlichen Manus-Becken, die zwischen den Inseln Neuirland und Neubritannien bzw. zwischen den Djaul- und Weitin-Transformstörungen liegt, ein sinistrales pull-apart Becken dar (BINNS ET AL., 1995). Neovulkanische Strukturen entstehen hier einerseits durch Zentraleruptionen mafischer Laven (Basalte bis basaltische Andesite) und andererseits durch Spalteneruptionen, aus denen lineare Kämme, bestehend aus Andesiten, Daziten und Rhyodaziten, hervorgehen (BINNS & SCOTT, 1997) (s. Abb. 2.1). Abb. 2.1: Tektonische Übersichtskarte des Manus-Beckens und Ausschnitt des östlichen Manus-Becken mit der Lagebezeichnung von Leg 193 (PACMANUS Hydrothermalsystem) unter Berücksichtigung der dort vorkommenden vulkanischen Gesteinstypen (nach SHIPBOARD SCIENTIFIC PARTY, 2002). PACMANUS-Becken Das PACMANUS-Becken stellt ein Hydrothermalsystem dar, das bereits 1985 in der Bismarcksee entdeckt wurde. Seinen Namen erhielt es nach den Teilnehmerländern (Papua New Guinea-Australia-Canada-Manus) einer Expedition, die 1991 stattfand. Das PACMANUS-Becken liegt im Östlichen Manus-Becken am Pual-Rücken (s. Abb. 2.1). Der in NE-SW Richtung streichende felsische Rücken ist 20 km lang, 1 bis 1.5 4 2 Geologischer Rahmen km breit und 500 bis 600 m hoch (vgl. Abb. 2.2). Auf der von geringmächtigen Sedimenten bedeckten Rückenzone verteilen sich über einen 2 km langen Abschnitt zahlreiche isolierte Hydrothermalfelder (BINNS ET AL., 1995), die vor allem im Zentrum der Rückenzone aktiv sind. Am Pual-Rücken bilden horizontale dazitische Lavaströme mit einer Mächtigkeit von 5 bis 30 m eine terrassenförmige Struktur. Während dazitische und rhyodazitische Blocklaven eine raue Oberflächentopographie schaffen, bilden dazitische Lavadecken und –zungen (Sheet und Lobate Flows) Ebenen aus (WATERS ET AL., 1996). Die Vulkanite am Pual-Rücken sind vesikulär und besitzen eine aphyrisch bis leicht phyrische Struktur. Typisch sind Ansammlungen von Mikroeinsprenglingen, wie Plagioklas, Klinopyroxen, Orthopyroxen und Ti-Magnetit (BINNS & SCOTT, 1997). Abb. 2.2: Bathymetrische Karte des östlichen Manus-Beckens. Der weiße Stern kennzeichnet die Lage von Leg 193 am Pual-Rücken (nach SHIPBOARD SCIENTIFIC PARTY, 2002). In den Vulkaniten des PACMANUS-Beckens treten Ablagerungen von massiven polymetallischen Sulfiden auf, die als „volcanic-hosted massive sulfide deposits“ (VHMS) bezeichnet werden. Treten sie wie im PACMANUS-Becken im Bereich von Subduktionszonen bzw. vulkanischen Inselbögen auf, werden sie dem Kuroko-Typ zugeordnet. Hierbei handelt es sich entweder um Kupfer-Zink oder um Zink-Blei& HERRINGTON, 2000). KupferAblagerungen (WHITE 5 2 Geologischer Rahmen 2.2 Fazies felsischer Lavaströme Die felsischen subaquatischen Lavaströme und Domstrukturen am PACMANUSHydrothermalsystem weisen typische interne Strukturen und Texturen auf. Generell unterscheidet man bei felsischen Laven zwischen einer kohärenten und einer vulkaniklastischen Fazies, wobei erstere den inneren massiven Teil der eruptierten Schmelze und letztere den äußeren Brekzien-Bereich des Lavastroms darstellen (s. Abb. 2.3). Die Anteile der kohärenten und vulkaniklastischen Fazies in den einzelnen Lavaströmen variieren mit Temperatur, volatilem Anteil, Viskosität, Scherspannung und Eruptionsrate (MC PHIE ET AL.,1993). Abb. 2.3: Die subaquatische Lava besitzt im Inneren eine massive kohärente Fazies. Im äußeren Bereich erkennt man Lavafragmente der autoklastischen Fazies, die zum Teil resedimentiert sind (nach MC PHIE ET AL. 1993). Kohärente Fazies Die kohärente Fazies repräsentiert den langsam abkühlenden zentralen Teil des Lavastroms. Die anfangs homogene Glassubstanz weist häufig eine Fließtextur auf. Während der langsamen Abkühlung der Lava entstehen unter allmählicher Bildung von Mineralkristallen porphyrische Strukturen (RAST, 1983). Man bezeichnet diesen Vorgang als Hochtemperatur-Entglasung. Typische Entglasungserscheinungen sind Sphärolithe und Lithophysen. 6 2 Geologischer Rahmen Sphärolithe bestehen in felsischen Laven aus radial oder auch linear angeordneten Quarz- und Feldspatnadeln, die während des Abkühlungsvorgangs auskristallisieren (MCPHIE ET AL., 1993). Die Aggregate werden meist 0,1-2 cm groß. Lithophysen stellen Sphärolithe dar, die zusätzlich einen zentralen Hohlraum besitzen, der gegebenenfalls mit Mineralkristallen verfüllt ist (ROSS & SMITH, 1961). Sie bilden sich in einem frühen Stadium der Abkühlung, wenn das noch heiße Glas plastisch deformierbar ist. Während der Entgasung bilden sich Mineralkristalle um einzelne Gasbläschen. In den runden oder sternförmigen Hohlräumen in der Mitte können später Minerale wie Achat oder Chalcedon auskristallisieren. Lithophysen erreichen Durchmesser von wenigen Dezimetern. Vulkaniklastische Fazies Typisch für subaquatische Milieus ist die Anhäufung von Lavafragmenten (PICHLER, 1965). Einerseits bilden sich im äußeren Bereich des Lavastroms Autobrekzien. Das abgekühlte viskose Material am Rand wird immer wieder zerbrochen, während sich im Inneren das duktile Material bewegt. Dabei entsteht außen eine Lage von starren Blöcken und Klasten. Die Aggregate sind monomikt, klastengestützt, matrixarm und schlecht sortiert (MCPHIE ET AL., 1993). Die Fließtexur der kohärenten Fazies kann sich auch in der autoklastischen Fazies fortsetzen (ALLEN, 1988). Andererseits entstehen bei effusiven Prozessen, die in Verbindung mit Wasser erfolgen, sogenannte Hyaloklastite (WATERS, 1960; MOORE ET AL. 1973). Aufgrund des thermischen Schocks erstarrt die Lava abrupt und nimmt nun ein kleineres Volumen ein als die Schmelze. Dadurch bilden sich Klüfte, die wiederum eine Fragmentierung des Materials hervorrufen. In-situ Hyaloklastite bestehen aus Klasten, die mehr oder weniger nahtlos aneinander passen und am Ort ihrer Entstehung verbleiben. Sie können durch sich kreuzende Klüfte entstehen. Intrusive Hyaloklastite entstehen bei der Intrusion in nasse, unverfestigte Sedimente (z.B. BUSBY-SPERA & WHITE 1987; KANO 1989, HANSON 1991). Resedimentierte Hyaloklastite weisen Sedimentstrukturen wie z.B. Schichtung oder Sortierung auf. Oftmals sind Klasten mit unterschiedlicher Textur aus verschiedenen Teilen des Lavastroms lokal vorhanden (vgl. Abb. 2.4). 7 2 Geologischer Rahmen Abb. 2.4: In situ und resedimentierte Hyaloklastite: (A) Die Lava tritt aus einem Schlot aus und legt nur eine kurze Entfernung zurück bevor sie abrupt abkühlt. (B) In die wachsende Ansammlung der Hyalokastite erfolgt eine Intrusion. Instabile Hyaloklastite werden am Hang resedimentiert (nach MCPHIE ET AL., 1993). Aufgrund der Reaktion mit zirkulierenden Lösungen wird die verfestigte Lava alteriert. In den glasigen Bereichen entstehen perlitische Risse. Sie gehen aus der Hydratation und Volumenvergrößerung des Glases hervor und repräsentieren ein frühes Stadium der Alteration (MCPHIE ET AL., 1993). Auch die charakteristische Textur der Autobrekzien kann während hydrothermaler Alteration modifiziert werden. Die Alteration verursacht Klüfte und überführt die ursprünglich klastengestützte in eine matrix-gestützte Brekzie (ALLEN, 1988). 8 2 Geologischer Rahmen 2.3 Bohrlokationen von Leg 193 Im Zuge der Bohrkampagne Leg 193 wurde erstmalig im ODP in ein aktives Hydrothermalsystem gebohrt, welches an felsischen Vulkanismus gebunden ist. Ziel des Projektes war die Untersuchung der Alterations- und Mineralisationsprozesse im Bereich dieses Hydrothermalsystems. Einerseits wurde in hydrothermale Felder gebohrt, die durch Ansammlungen zahlreicher Schwarzer Raucher gekennzeichnet sind, aus denen heiße Fluide fokussiert austreten (Roman Ruins - 1189, Satanic Mills - 1191). In den Roman Ruins wurden drei Bohrungen (A, B, C) niedergebracht (vgl. Abb. 2.5), wobei sich die Bohrung 1189B im Zentrum der hydrothermalen Aktivität befindet. Andererseits erfolgten Bohrungen in ein Hydrothermalfeld, wo sich niedrigtemperierte Fluide über große Flächen ausbreiten (diffuses Austreten; Snowcap - 1188). An einer weiteren Lokation (1190) ohne hydrothermale Aktivität fand eine Referenzbohrung statt. Aufgrund von technischen Schwierigkeiten, gelangen tiefere Bohrungen nur an den Lokationen Snowcap (maximal 380 mbsf) und Roman Ruins (maximal 210 mbsf). Der Kerngewinn fiel in sämtlichen Bohrungen mit 6,8 bis 13,9 % sehr gering aus. Abb. 2.5: Bohrlokationen von Leg 193 mit gekernten und geloggten Intervallen der einzelnen Bohrungen. Die Zahlen an der Basis der Bohrungen geben den prozentualen Kerngewinn an. 9 2 Geologischer Rahmen An den Lokationen Snowcap und Roman Ruins erfolgte jeweils in einer Bohrung Wireline Logging, während in einer weiteren Bohrung LWD durchgeführt wurde (s. Abb. 2.5). Gesteinsbestand Das frische oder geringfügig alterierte vulkanische Gesteinsmaterial, welches in den oberflächennahen Bereichen der Bohrungen von Leg 193 gewonnen wurde, besitzt eine dazitische bis rhyodazitische Zusammensetzung. Es handelt sich um porphyrische Gesteine, deren glasige Matrix bis zu 3 Vol.% Plagioklaseinsprenglinge enthält. Lokal treten auch geringe Mengen von Klinopyroxen und Titanomagnetit auf. Häufig erkennt man Vesikel (bis zu 20 Vol.%), die mit Sekundärmineralen, wie Quarz, Anhydrit, Pyrit oder Zeolithen verfüllt sind. Während die 40-100 m mächtigen Lavaströme an der Lokation Snowcap von einer kohärenten Fazies dominiert werden, treten in den Roman Ruins zahlreiche vulkaniklastische Abschnitte auf. Hier wurden Bereiche verfestigter Lava zu Brekzien umgearbeitet und resedimentiert (PAULICK ET AL., eingereicht). Sowohl die kohärenten Bereiche der Laven als auch die einzelnen Klasten der Brekzien weisen häufig eine Fließtextur auf. Man erkennt sie an eingeregelten Mikrosphärolithen, die zu Quarz oder Tonmineralen alteriert sind. Anhand von Sphärolithen lässt sich nachweisen, dass manche Bereiche der felsischen Laven eine Phase der Hochtemperatur-Entglasung durchlaufen haben, bevor das Material vollständig verfestigt wurde. Es handelt sich um Teile des Lavastroms, die vom umgebenden Meerwasser isoliert waren, wodurch eine plötzliche Abkühlung des Gesteins verhindert wurde. Glasige Bereiche der Laven, die perlitische Risse enthalten, weisen dagegen auf eine plötzliche Abkühlung des Magmas durch Meerwasser und auf eine nachfolgende Hydratation des Glases hin. Bereiche der kohärenten Laven zeigen häufig fragmentale bzw. pseudoklastische Texturen. Die Gesteine werden als hydrothermale Brekzien interpretiert, da sie keine Merkmale besitzen, die auf einen vulkaniklastischen Ursprung hinweisen (Gradierung, Schichtung, Rundung oder polymiktische Zusammensetzung) (SHIPBOARD SCIENTIFIC PARTY, 2002). In den Roman Ruins wurden anhand von Intervallen polymikter Brekzien mehrere Oberflächen von Paläomeeresböden festgestellt (SHIPBOARD SCIENTIFIC PARTY, 10 2 Geologischer Rahmen 2002). Die effusiven Abschnitte, die auf eine einzelne Eruption zurückgeführt werden können, besitzen eine maximale Mächtigkeit von 50 Metern. Hydrothermale Alteration Die hydrothermale Alteration an der Lokation Snowcap ist sehr komplex. Unterhalb von 34 mbsf sind die Gesteine sehr stark bzw. vollständig alteriert. Die dominierenden Alterationsformen reichen von (a) „Ausbleichen“ (weiße Silikat-SulfatTon Alteration), über (b) grüne Silikat-Ton Alteration bis hin zu (c) Silifizierung (SHIPBOARD SCIENTIFIC PARTY., 2002). Die in den Gesteinen auftretenden Sekundärminerale sind hauptsächlich SiO2-Modifikationen (Quarz oder Christobalit), gefolgt von Phyllosilikaten, Anhydrit, Pyrit und geringen Mengen von Magnetit. Trotz der unterschiedlichen Hydrothermalsysteme sind die Alterationsformen in den Roman Ruins und an der Lokation Snowcap bis in eine Tiefe von 120 mbsf ähnlich. Während an der Lokation Snowcap die Umwandlung von Quarz in Christobalit graduell über den Abschnitt 100 bis 120 mbsf verläuft, beschränkt sich die Präsenz von Christobalit in der Bohrung 1189A auf die oberen 25 mbsf (SHIPBOARD SCIENTIFIC PARTY, 2002). Demnach liegt an der Lokation 1189 ein höherer Temperaturgradient vor. In den Roman Ruins besteht der obere Teil der Bohrungen hauptsächlich aus Brekzien, welche die grüne Silikat-Ton Alteration durchlaufen haben. Die Gesteine im zentralen Teil des Hydrothermalfeldes (Bohrung 1189B) sind sulfidhaltiger als am Rande (1189A) und weisen Intervalle mit polymetallischer (Pyrit-ChalkopyritSphalerit) Stockwerk- und semi-massiver bis massiver Sulfidmineralisation auf. Die unteren Abschnitte der Bohrungen unterscheiden sich signifikant vom oberen Bereich. Im Teufenbereich zwischen 120 und 200 mbsf kommen stark silifizierte, massive, vesikuläre Laven vor, die Anzeichen einer Sulfidmineralisation aufweisen. Dazwischen sind Brekzien eingeschaltet, die Fließtexturen aufweisen. Die Gesteine sind vollständig silifiziert, wobei die grüne Silikat-Ton-Alteration überprägt wurde. Außerdem sind mit Quarz, Pyrit, Anhydrit, Sphalerit und Hämatit ausgefüllte Risse zu erkennen. Weniger stark alterierte Abschnitte werden von Christobalit und einer Varietät von Tonmineralen dominiert, während stark bis vollständig alterierte Gesteine Quarz und Chlorit enthalten. Brekzien mit vielen durch Fließtexturen gekennzeichneten Klasten sind generell stärker alteriert als kohärente, vesikuläre Laven. 11 3 Bohrlochmessverfahren 3 Bohrlochmessverfahren Bohrlochmessungen dienen der kontinuierlichen in-situ Erfassung von physikalischen, chemischen und strukturellen Eigenschaften der durchörterten Gesteinsfolge. In der Bohrung 1189C wurden neben mechanischen Messtechniken zur Ermittlung der Bohrlochgeometrie elektrische und radioaktive Messverfahren eingesetzt. Grundsätzlich unterscheidet man die beiden bohrlochphysikalischen Messmethoden Wireline-Logging und Logging While Drilling (LWD). Während beim Wireline-Logging die Messsonden (logging tools) nach dem Bohrvorgang über ein Kabel in das Bohrloch eingefahren werden, sind die LWD-Sonden in das Bohrgestänge integriert. Sie befinden sich direkt hinter dem Bohrkopf. Auf diese Weise können die Messungen bereits während des Bohrvorgangs erfolgen. In Verbindung mit den LWD-Messungen kann allerdings kein Kerngewinn erzielt werden. Beim Wirelinelogging werden die Messwerte in elektrische Größen umgewandelt und durch das Kabel zu den Aufzeichnungsgeräten an Bord des ODP-Schiffes geleitet, wo sie automatisch als teufenabhängige Bohrlochmesskurve (log) registriert werden. Meist werden mehrere Sonden zu einem Strang (tool string) zusammengefasst, so dass verschiedene voneinander unabhängige Einzelmessungen gleichzeitig erfolgen. Bei konventionellen Messsonden beträgt der vertikale Abstand zwischen den einzelnen Messungen (sampling rate) 15,24 cm. LWD-Apparaturen nehmen mit Hilfe einer Speichervorrichtung die Logs im Bohrloch auf. Die Daten können ausgelesen werden, sobald das Bohrgestänge mit der Sonde wieder an Bord gebracht wird. In der Bohrung 1189C (Leg 193) wurde bei einer Meerestiefe von 1689 m ein Gesteinsprofil von insgesamt 166 m durchteuft. Bis in eine Tiefe von 160 mbsf wurden mit dem LWD-Tool RAB Logs für den spezifischen elektrischen Formationswiderstand (BDAV, BMAV, BSAV, RING, RBIT) und die natürliche Radioaktivität (GR) aufgenommen. Weiter wurden im oberen Bereich (ca. 20–60 mbsf) mit Wireline-Messungen folgende Parameter aufgenommen: Kaliber (C1, C2, LCAL), spezifischer elektrischer Formationswiderstand (IDPH, IMPH, SFLU), Dichte (RHOM), photoelektrischer Effekt (PEFL), Gammastrahlung (HSGR, SGR, HCGR, CGR) und der Anteil von Kalium, Thorium und Uran (POTA, THOR, URAN). Tab. 3.1 fasst das Bohrlochmessprogramm der Bohrung 1189C zusammen. 12 3 Bohrlochmessverfahren Messverfahren elektrisch Parameter spezifischer elektrischer Widerstand Tool Log DITE IDPH, IMPH, SFL SFLU RAB BDAV, BMAV, BSAV, RING, RBIT Einheit Methodik wireline natürliche Radioaktivität LWD radioaktiv % THOR, URAN ppm HSGR, HCGR API HFK % HTHO, HURA ppm RHOM, DRH g/cm³ PEFL barns/e- RAB GR API CAL LCAL Zoll FMS C1, C2 Zoll photoHLDS elektrischer Effekt mechanisch Bohrlochdurchmesser wireline POTA Dichte natürliche Radioaktivität FMS-Bilder API HNGS 0-164 0-166 SGR, CGR NGT 11-66 :m RAB-Bilder FMS Teufenbereich (mbsf) 17-68 13-59 wireline 10-50 wireline 10-56 LWD 0-161 10-53 wireline 16-65 Tab. 3.1: Tabellarische Zusammenfassung des in der Bohrung 1189C angewendeten Bohrlochmessprogramms mit entsprechenden Schlumberger-Markennamen für Sonden und Logs und Angabe der jeweiligen Teufenbereiche. SERRA (1984, 1986), ELLIS (1987), RIDER (1996) und BOREHOLE RESEARCH GROUP (1994) liefern detaillierte Beschreibungen zu den einzelnen Bohrlochmessverfahren. 13 3 Bohrlochmessverfahren Im folgenden werden die Messprinzipien der in der Bohrung 1189C angewendeten Sonden kurz erläutert. Da die Bohrlochdaten mit Sonden der Firma Schlumberger aufgenommen wurden, werden ausschließlich deren Markennamen mit den entsprechenden Abkürzungen verwendet. 3.1 Mechanische Messverfahren Caliper Tool (CAL) Die Bestimmung des Bohrlochdurchmessers (Kaliber) erfolgt durch das kontinuierliche Abtasten der Bohrlochwand mit Messarmen. Je nach Bauart der Sonde sind zwei, drei oder vier solcher Fühler-Spangen im gleichwinkligen Abstand zueinander angeordnet. Die Öffnungsweite der Messarme wird elektrisch bestimmt und registriert. Der Bohrlochdurchmesser (LCAL) wird in Zoll (´´) angegeben. Auch das FMS ist in der Lage das Kaliberlog zu registrieren, wobei die beiden Messarme den Bohrlochdurchmesser (C1 und C2) in zwei senkrecht zueinander stehenden Richtungen liefern. 3.2 Elektrische Messverfahren Phasor Dual Induction Tool (DITE) Bei der Messung des spezifischen elektrischen Widerstandes durch das DITE wird der Gesteinsfolge induktiv über zwei Spulen Wechselstrom (10-40 kHz) zugeführt. Das Magnetfeld des in der Formation induzierten Stromes erzeugt in einer Messspule wiederum Ströme, deren Amplituden proportional zur Leitfähigkeit der Gesteine sind. Das DITE wird in der Regel mit dem Spherically Focussed Log (SFL) gefahren. Das Messprinzip des SFL beruht auf einem Gleichstromverfahren. Der an einer Elektrode eingespeiste Messstrom wird sphärisch fokussiert. Die Stromstärke wird so angepasst, dass ein konstantes Potential zwischen den Kontrollelektrodenpaaren ober- und unterhalb der Stromelektrode besteht. Aus den Variationen der Stromstärke lässt sich der spezifische Formationswiderstand errechnen. 14 3 Bohrlochmessverfahren Die mit der DITE-Sondenkombination gemessenen spezifischen Formationswiderständen werden in :m angegeben. Die gemessenen Logs IDPH (Phasor Induction Log Deep), IMPH (Phasor Induction Log Medium) und SFLU (Spherically Focused Log) besitzen verschiedene Eindringtiefen und unterschiedliche Auflösungsvermögen. Je geringer die Eindringtiefe ist, desto mehr Details können aufgelöst werden, aber umso höher ist die Beeinflussung durch Bohrlochausbrüche und Bohrspülung. Formation Microscanner (FMS) Die FMS-Sonde erzeugt Abbilder der elektrischen Widerstandsverteilung im Bereich der Bohrlochwand. Sie besitzt vier senkrecht zueinander stehende Messarme, die während der Messfahrt an die Bohrlochwand gepresst werden. An ihren Enden befinden sich jeweils 16 Mikroelektroden, über die ein fokussierter Strom bestimmter Intensität in die Formation eingeleitet wird. Gemessen werden die Veränderungen der Stromstärke. Die einzelnen Messwerte werden durch spezielle Datenaufbereitung in Farbwerte transformiert, um die elektrische Widerstandsverteilung auf einem zylindrischen Segment der Bohrlochwand abzubilden. Weiter ermitteln ein Inklinometer und ein Magnetometer im FMS-Strang die Orientierung der Sonde, während anhand der Spreizung der Messarme das Kaliber bestimmt werden kann. Durch die hohe vertikale Auflösung des FMS von 5 mm, können in den dreidimensionalen Bildern feine Strukturen und Texturen, wie z.B. Klüfte, Falten und Vesikel im Gestein ausgemacht werden. Resistivity-At-the-Bit (RAB) Die RAB-Sonde erlaubt während des Bohrvorgangs (Logging While Drilling) die Messung des spezifischen elektrischen Widerstandes der Formation. Da diese Messapparatur erstmalig im ODP angewendet und in vorangegangenen Forschungsarbeiten am Lehr- und Forschungsgebiet für Angewandte Geophysik der RWTH Aachen noch nicht beschrieben wurde, soll sie an dieser Stelle ausführlicher erläutert werden. 15 3 Bohrlochmessverfahren Die Informationen zum RAB wurden folgenden Veröffentlichungen entnommen: BOREHOLE RESEARCH GROUP (2002), BONNER ET AL. (1993, 1996) UND LOVELL ET AL., (1995). Die Messmethode beruht einerseits auf der Induktion von elektrischen Feldern in der Schwerstange und der angrenzenden Formation und andererseits auf der Messung der fließenden Ströme. Durch geschickte Anordnung der felderzeugenden und feldmessenden Ring-Spulen bzw. der Ring- und Knopfelektroden ist es möglich, den Verlauf des spezifischen elektrischen Widerstandes in vertikaler als auch in radialer Richtung zu messen. Die gemessenen Formationswiderstände werden in :m angegeben. Für eine zeitnahe Messung am Bohrkopf (Bit Resistivity) wird die Konfiguration wie in Abb. 3.1a benutzt. Ein Sender S induziert durch Anlegen einer Wechselspannung von 1500 Hz ein elektrisches Feld, das wiederum eine Spannung im Empfänger E erzeugt. Diese Spannung ist ein Maß für die durch das Spuleninnere des Empfängers fließende Stromstärke und damit auch ein Maß für den spezifischen Widerstand der Umgebung zwischen Sender und Empfänger. So werden Messwerte der Formation unmittelbar oberhalb des Bohrkopfes mit einer vertikalen Auflösung von ca. 60 cm erzeugt. Die entsprechende Messkurve RBIT wird vor allem zur Bohrlochpositionierung herangezogen, da sie unmittelbare Informationen über die Formation erbringt. Eine höhere Empfindlichkeit und eine größere vertikale Auflösung auf Kosten eines gewissen zeitlichen Versatzes erreicht man durch eine Konfiguration, wie sie in Abb. 3.1b dargestellt ist. Hier wird die Wechselspannung um 180° phasenverschoben an die Sender S1 und S2 angelegt und erzeugt so zwei elektrische Felder, die an der Position der Ringelektrode RE (1,52 m oberhalb des Bohrkopfes) senkrecht auf die Schwerstange auftreffen. Die Ringelektrode ist von der Schwerstange elektrisch isoliert und wird durch einen Ausgleichsstrom IA auf dem gleichen Potential wie die Schwerstange, unmittelbar neben der Ringelektrode, gehalten. IA ist dann genau der Strom, der an dieser Stelle durch die Grenzfläche Schwerstange/Bohrlochumgebung tritt. Dadurch lässt sich mit einer vertikalen Auflösung von ca. 1,5 ’’ der spezifische Widerstand am Ort der Ringelektrode messen. Das gemessene Log RING besitzt eine Eindringtiefe in die Formation von ca. 22 cm. Inhomogenitäten des Feldes, die durch die Wechselwirkung mit der Umgebung hervorgerufen werden, können durch die Monitorspulen M1, M2 und M0 , welche sich unmittelbar unter- oder oberhalb der Sender bzw. der Ringelektrode befinden, festgestellt und durch Variationen der Spannungen an S1 und S2 korrigiert werden. 16 3 Bohrlochmessverfahren Abb. 3.1: RAB-Konfigurationen zur Messung des spezifischen elektrischen Formationswiderstandes a) in unmittelbarer Nähe des Bohrkopfes mit S: Sender und E: Empfänger und b) unter Ausnutzung der Ringelektrode mit S1 und S2: Sender, RE: Ringelektrode und M0, M1, M2: Monitorspulen. Die roten Linien entsprechen den elektrischen Feldlinien. BD, BM und BS sind Abkürzungen für die Knopfelektroden, die unterschiedliche Eindringtiefen besitzen. (Abb. verändert nach BONNER ET AL. (1996). Eine radiale Auflösung der Messung wird durch Anbringen zusätzlicher Knopfelektroden (Button Deep – BD, Button Medium – BM, und Button Shallow - BS) erreicht (vgl. Abb. 3.1b). Die vertikal übereinander angeordneten Elektroden besitzen einen Durchmesser von 2,54 cm und ermöglichen orientierte Widerstandsmessungen. Sie funktionieren nach dem gleichen Prinzip wie die Ringelektrode, vermessen aber durch ihre Position oberhalb von dieser unterschiedliche Bereiche: Die zuunterst angeordnete Elektrode BD vermisst Feldlinien, die deutlich tiefer in die Umgebung eindringen, als BM und BS. Die gemessenen Logs BDAV (Deep Resistivity Average), BMAV (Medium Resistivity Average) und BSAV (Shallow Resistivity Average) besitzen für ein Bohrloch von 21,6 cm Durchmesser, die unterschiedlichen Eindringtiefen von 2,5, 7,6 und 12,7 cm. Die Knopfelektroden produzieren während der Rotation des Bohrstrangs ein vollständiges 360°-Bild der Bohrlochumgebung. Mit Hilfe der elektrischen Bilder 17 3 Bohrlochmessverfahren können größere Strukturen, wie z.B. das Einfallen, Störungen und Falten erkannt werden. Um das scheinbare Einfallen der Formation zu bestimmen, werden die drei Spuren der Knopfelektroden korreliert. 3.3 Radioaktive Messverfahren Natural Gamma Ray Spectrometry Tool (NGT) und Hostile-Environment Natural Gamma Ray Sonde (HNGS) Die natürliche Radioaktivität (Gamma Ray - GR) einer Gesteinsfolge resultiert größtenteils aus dem radioaktiven Zerfall der instabilen Isotope Kalium (40K), Thorium (232Th) und Uran (238U). Sie wird mit Hilfe eines Szintillationsdetektors, der aus einem Kristalldetektor und einem Photoverstärker besteht, ermittelt. Man verwendet dazu das Natural Gamma Ray Spectrometry Tool (NGT), welches einen NaI-Kristall beinhaltet und die neuere Hostile Natural Gamma Ray Sonde (HNGS), die mit einem Wismutgermanat-Kristall ausgestattet ist. Bei der spektrometrischen Analyse wird die Anzahl der registrierten Zerfälle als auch ihre Energie vom Szintillationsdetektor aufgezeichnet. Aus dem Gesamtspektrum (SGR) werden fünf diskrete Energiefenster abgegrenzt, in denen die Anteile der oben genannten Isotope quantifiziert werden. Das NGT liefert diverse Logs: Die Gesamtgammastrahlung (SGR) wird in gAPI, einer Standardeinheit des American Petroleum Institute Komitees angegeben, wobei 200 API definitionsgemäß einer Zone mit 12 ppm U, 24 ppm und 4% K in einem Referenzbohrloch entsprechen. Das Computed Gamma Ray (CGR), welches dem SGR abzüglich des Urananteils entspricht, wird ebenfalls in API angegeben. Weiterhin werden die Gehalte an Kalium, Thorium und Uran (POTA in %, THOR und URAN in ppm) ermittelt. Entsprechend ergibt das HNGS folgende Logs: Das HSGR (Standard Gamma Ray und HCGR (Computed Gamma Ray), welche in API angegeben werden, sowie das HFK (Kaliumgehalt in %), HTHO (Thoriumgehalt in ppm) und HURA (Urangehalt in ppm). Die Messungen der natürlichen Radioaktivität besitzen ein vertikales Auflösungsvermögen von ca. 46 cm. Das NGT und das HNGS liefern Informationen über die Zusammensetzung der Formation und ermöglichen die lithologische Gliederung des Profils. 18 3 Bohrlochmessverfahren Auch das RAB registriert während des Bohrens mittels Szintillationsdetektor die Gammastrahlung (GR). Hostile-Environment Litho-Density Sonde (HLDS) Die Sonde wird zur Messung der Gesamtdichte des Gesteins verwendet, welche auch Poren- und Kluftfüllungen einschließt. Die von einer Cäsium-Quelle emittierten Gammastrahlen werden in der Formation durch Streuung (Compton-Effekt) und Absorption (Photoelektrischer Effekt) geschwächt, proportional der Elektronendichte, die ihrerseits von der Gesteinsdichte abhängt. Die aus der Formation zurückgestreute Strahlung wird an zwei Szintillationsdetektoren gemessen. Je höher die Gesteinsdichte ist, desto weniger Gammaquanten werden pro Zeiteinheit detektiert. Neben der Dichte wird auch der photoelektrische Effekt registriert. Er hängt von der mittleren Atomzahl Z der Elemente in der Formation ab. Insgesamt ergeben sich folgende Logs: die Gesteindichte RHOM (g/cm³), die Differenz der Dichte aus den Messungen beider Detektoren DRH (g/cm³) und der photoelektrische Faktor PEFL (barns/e-). Die HLDS besitzt ein vertikales Auflösungsvermögen von 46 cm und ermöglicht Aussagen über die Lithologie und die Porosität der durchteuften Gesteinsfolge. 19 4 Kernmessungen 4 Kernmessungen An Kernproben der Nachbarbohrungen 1189A und 1189B wurden mit dem MultiSensor-Core Logger (GEOTEK, 2000) die magnetische Suszeptibilität und die PWellengeschwindigkeit bestimmt. Weiter erfolgten mit Hilfe der Geoelektrikapparatur „4-Punkt light“ (Lippmann - Geophysikalische Messgeräte) Messungen des spezifischen elektrischen Widerstandes. Da die Kernproben der Nachbarbohrungen 1189A und 1189B größtenteils eine geringe Größe und Gesteinsfestigkeit, sowie eine unregelmäßige Geometrie besitzen, konnten nur an ausgewählten Proben Messungen erfolgen. Im Anhang befindet sich eine Tabelle mit der Nummerierung der Kerne, an denen für die vorliegende Arbeit Messungen durchgeführt wurden. Entsprechend sind die Probenbezeichnungen aufgeführt, die auf dem ODP-Schiff vorgenommen wurden. 4.1 Messapparaturen und Versuchsanordnung Multi-Sensor Core Logger Mittels Core Logger (s. Abb. 4.1) können verschiedene geophysikalische Parameter an Kernen bestimmt werden. Dabei werden die Kerne in einem Trägerschlitten horizontal entlang einer „Messstraße“ durch mehrere Geräte geführt. Folgende gesteinsphysikalische Parameter können neben der Geometrie (Länge und Durchmesser) der Proben bestimmt werden: Kompressionswellengeschwindigkeit vp (m/s), Gamma-Dichte UJ (g/cm³) und magnetische Suszeptibilität F(SI oder cgsEinheiten). Die zu untersuchenden Kerne können ganz, horizontal geteilt, aber auch als Bruchstücke vermessen werden (GEOTEK, 2000). Da aufgrund der Probengeometrie bzw. –größe keine Dichtemessungen an den Kernen der Nachbarbohrungen durchgeführt werden konnten, wird im folgenden ausschließlich auf die Parameter Kompressionswellengeschwindigkeit und magnetische Suszeptibilität Bezug genommen. Zur Bestimmung der Kompressionswellengeschwindigkeit befindet sich der Kern zwischen zwei Ultraschall-Sensoren. Am Sender wird ein elastischer Impuls (Dauer 0.5 Ps) erzeugt, der das Gestein durchläuft und am Empfänger detektiert wird. Gemessen wird dabei die totale Laufzeit Tot, die der Ultraschallimpuls vom Sender 20 4 Kernmessungen durch den Kern zum Empfänger benötigt. Diese beihaltet neben der wahren Laufzeit Tt einige Zeitverzögerungen, welche durch die Laufzeit des Impulses durch den Trägerschlitten, die Laufzeit durch die Sender / Empfänger-Oberfläche und durch die Signalaufnahme hervorgerufen werden. Diese Zeitverzögerungen werden durch die „Totzeit“ Pto (P-wave travel time offset) angegeben. Es gilt: Tot = Tt + Pto Um die wahre Laufzeit Tt zu ermitteln, muss die Totzeit Pto gesondert bestimmt werden, indem Sender und Empfänger in direkten Kontakt gebracht werden und Pto in dieser Position gemessen wird. Die magnetische Suszeptibilität wird nach dem Prinzip einer elektromagnetischen Induktionsmessung bestimmt. Ein Wechselstrom, der an eine Spule angelegt wird, erzeugt ein magnetisches Wechselfeld mit einer Frequenz von 0.565 kHz, wobei die maximale Feldstärke in der Spule 80 A/m beträgt. Wird die Probe dem magnetischen Feld ausgesetzt, so ändern die magnetischen Eigenschaften des Materials die Induktivität der Spule und damit die Frequenz. Ein Punksensor registriert diese Frequenzänderung, aus die magnetische Suszeptibilität berechnet werden kann. Abb. 4.1: Multi-Sensor Core Logger (MSCL) (nach GEOTEK, 2000). 21 4 Kernmessungen „4-Punkt light“ -Apparatur Die Widerstandsmessungen erfolgten mit Hilfe der Geoelektrikapparatur „4-Punkt light“ (Lippmann-Geophysikalische Messgeräte) (s. Abb. 4.2a). Diese speist über die Elektroden A und B einen konstanten Strom mit einer Frequenz von 8.33 Hz in den Kern ein. Hierfür wird die Probe in eine Halterung eingespannt, wobei der Kontakt zu den A- und B- Elektroden über feuchte Schwämme hergestellt wird (vgl. Abb. 4.2b). Die Stromstärke kann zwischen 100 nA und 10 mA variiert werden. Die maximale Ausgangsspannung beträgt 14 V. Der Empfänger besteht aus einem Lock-In Verstärker. Die Spannung wird zwischen den M- und N-Elektroden gemessen und in PV angezeigt. Die M- und N-Elektroden bestehen aus zwei Kupferdrähten, die in einem definierten Abstand von 1 cm um die Probe (Bohrkerndurchmesser: 10 bis 30 mm) gewickelt sind (s. Abb. 4.2b). Die Integrationszeit der Messung kann auf 4.4 oder 0.3 Sekunden eingestellt werden. Die Spannungsmessung kann sowohl in Phase als auch um 90° phasenverschoben erfolgen. Um die Widerstände aus den gemessenen Spannungen zu berechnen, muss die Geometrie der verschiedenen Kerne berücksichtigt werden. Es gilt: K = A/L, wobei K dem Geometriefaktor, A der Querschnittsfläche des Kerns und L dem Messpunktabstand zwischen M- und N-Elektrode entspricht. Um den spezifischen elektrischen Gesteinswiderstand zu berechnen, wird folgende Formel benutzt: U K * R, wobei Udem spezifischen elektrischen Gesteinswiderstand, und R dem Gesamtwiderstand entspricht, der sich aus R= U/I bestimmen lässt. U ist die gemessene Spannung und I die eingesetzte Stromstärke. 22 4 Kernmessungen Abb. 4.2: Darstellung der Versuchsanordnung: a) Geoelektrikapparatur „4-Punkt light“ gekoppelt an b) Halterung für die Kernproben mit Elektrodenanordnung. 23 4 Kernmessungen 4.2 Kernmessungen Magnetische Suszeptibiltät Für die Messung der magnetischen Suszeptibilität konnten zehn verschiedene Dazitproben aus den Bohrungen 1189A und 1189B herangezogen werden. Sämtliche Messwerte sind in Tab. 4.1 aufgelistet. Die Werte variieren zwischen 12 * 10-5 und 2502 * 10-5 SI-Einheiten (Mittelwert 1141 * 10-5 SI-Einheiten). An den Kernen aus der Bohrung 1189 A (Nr. 2,3 und 4) wurden eher niedrige Werte (17 * 10-5 SI-Einheiten bis 104 * 10-5 SI-Einheiten) ermittelt. Hierbei handelt es sich um stärker alteriertes Material, das eine hellgraue bis weiße Farbe besitzt und aus einem Teufenbereich zwischen ca. 45 und 90 mbsf stammt. Teilweise sind feine Klüfte vorhanden, die mit grünem Material ausgefüllt sind (vgl. Abb. 7.3). Eine Ausnahme bildet die Probe 1 aus den oberen 15 mbsf. Das Gestein ist frisch, massiv und vesikuär und besitzt eine dunkelgraue Farbe. Hier wurde eine magnetische Suszeptibilität von durchschnittlich 1022 * 10-5 SI-Einheiten bestimmt. Die Messwerte, welche an Kernen der Bohrung 1189B (Nr. 6 bis 10) aufgenommen wurden, sind höher. Sie liegen zwischen 1698 * 10-5 2502 * 10-5 SI-Einheiten. Die Proben stammen aus dem Teufenbereich zwischen ca. 120 und 140 mbsf. Es handelt sich um weniger stark alterierten, mittel- bis dunkelgrauen Dazit, der zahlreiche Vesikel enthält. An der Probe 5 wurden allerdings niedrigere Werte von durchschnittlich 105 * 10-5 SI-Einheiten gemessen. Die Probe besitzt eine mittelgraue Farbe, wobei einzelne Vesikel mit Mineralen verfüllt sind. An Bord des ODP-Schiffes wurde ebenfalls die magnetische Suszeptibilität an Bohrkernen der Bohrungen 1189A und 1189B gemessen. Die Werte weisen ebenfalls sehr starke Variationen auf. Sie schwanken zwischen -0.2 * 10-5 und 3101.5 * 10-5 SI-Einheiten, mit einem Mittelwert von 486 × 10-5 SI-Einheiten. Die hohen Werte der magnetischen Suszeptiblität wurden über den gesamten Teufenbereich der Bohrungen gemessen. Sie werden durch Magnetit verursacht, der im oberen Teil der Bohrungen magmatischen Ursprungs ist und den geringen Alterationsgrad der Formation anzeigt. In den unteren Teufenabschnitten, in denen die Formation bereits stark alteriert ist, tritt er dagegen als Sekundärmineral auf, das während der Alteration entstanden ist (SHIPBOARD SCIENTIFIC PARTY, 2002). 24 4 Kernmessungen Magnetische Suszeptibilität (*10-5 SI) Probennummer 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 1016 12 83 15 103 2495 2148 1710 1698 2084 1022 12 83 16 103 2498 2151 1711 1711 2084 1023 13 84 17 105 2500 2153 1712 1716 2088 1024 12 83 17 105 2501 2152 1713 1718 2090 1023 12 16 105 2502 2153 1714 1769 2091 12 17 105 2153 1714 1765 2094 13 106 2153 1715 12 106 19 103 22 107 20 102 2095 2095 22 20 22 21 21 21 21 1022 17 83 16 105 2499 2152 1713 1730 2091 Tab. 4.1: Sämtliche Messwerte der magnetischen Suszeptibilität in SI-Einheiten, die an Kernproben der Nachbarbohrungen 1189A und 1189B bestimmt wurden. Die unterstrichenen Zahlen stellen die Mittelwerte für die einzelnen Proben dar. P-Wellengeschwindigkeit Die P-Wellengeschwindigkeit vp wurde sowohl an trockenen als auch an gesättigten Proben (vp trocken und vp nass) aus der Bohrung 1189B gemessen. Die Kerne wurden zuvor in einer NaCl-Lösung mit Meerwasserkonzentration gesättigt. Das Material stammt aus einer Tiefe zwischen ca. 130 und 140 mbsf. Es handelt sich um mittelbis dunkelgrauen massiven Dazit, der eine hohe Vesikularität aufweist. Sämtliche Messwerte sind in Tab. 4.2 wiedergeben. Bei den Messungen an trockenen Proben reicht der Wertebereich der P-Wellengeschwindigkeit von 3,1-3,7 km/s. Der Mittelwert beträgt 3,4 km/s. Die Messungen an den nassen Proben ergeben Werte zwischen 4,1km/s und 4,8 km/s, wobei der Mittelwert 4,4 km/s beträgt. Messungen 25 4 Kernmessungen an Bohrkernen der Bohrungen 1189A und 1189B an Bord des ODP-Schiffes ergaben Werte von 3,4-5 km/s (Mittelwert: 4,4 km/s) (SHIPBOARD SCIENTIFIC PARTY, 2002). Die P-Wellengeschwindigkeit wurde in der Bohrung 1189B auch per Wireline-Logging erfasst. Die Werte reichen von 1,9-5,6 km/s. Die Daten aus der Bohrung 1189C sind aufgrund zu geringer Variationen unbrauchbar und wurden von der Datenaufbereitung ausgeschlossen. Der Vergleich der verschiedenen Messungen zeigt, dass die Wertebereiche sich überschneiden bzw. nah beieinander liegen. Die geringfügigen Unterschiede sind vermutlich auf die verschiedenen Messapparaturen und Umgebungen (in situ und Kernproben) zurückzuführen. In die Kernmessungen fließt z.B. ein wesentlich geringeres Gesteinsvolumen ein. Außerdem werden bei Bohrlochmessungen, im Gegensatz zu Kernmessungen, Kluftzonen und zirkulierende Wässer mit einbezogen. Die niedrigen Werte, welche beim WirelineLogging aufgenommen wurden, lassen sich zudem möglicherweise durch die Erweiterung der Bohrlöcher erklären (BARTETZKO, 2002). Tot Tt (Ps) (Ps) 16.1 24.10 trocken 8.00 2.54 16.1 22.90 8 2.54 16.1 10 2.54 16.1 23.55 24.10 Probennummer Durchmesser (cm) 6 2.54 7 Pto (Ps) vp trocken (km/s) Tot (s) Tt (s) vp nass (km/s) 3.12 22.30 nass 6.2 4.1 6.80 3.72 21.40 5.3 4.8 7.45 3.41 21.90 5.80 4.4 8.00 3.15 21.85 5.75 4.4 Tab. 4.2: Sämtliche Messwerte, die für die Bestimmung der P-Wellengeschwindigkeit vp trocken und vp nass relevant sind (vgl. Absatz 4.1). Widerstandsmessungen Für die Widerstandsmessungen wurden vier Proben aus der Bohrung 1189B verwendet, die aus dem Teufenbereich von ca. 130 bis 140 mbsf stammen. Dabei handelt es sich um mittel- bis dunkelgraue massive Dazite, die zahlreiche Vesikel enthalten (s. auch Abb. 7.2). Die einzelnen Proben wurden zunächst in destilliertem Wasser, dann in 0,01 molarer bzw. 0,1 molarer NaCl-Lösung und schließlich in Wasser mit Meerwasserkonzentration (0,6 molar) gesättigt. Nach jeder Sättigungsstufe wurde die Fluid-Leitfähigkeit überprüft. Direkt im Anschluss erfolgten 2 bis 5 Spannungsmessungen an den einzelnen Proben. Die Stromstärke wurde durchgehend auf 100 nA eingestellt. Die untersuchten Proben besitzen einen 26 4 Kernmessungen Durchmesser von 2.54 cm und so eine Querschnittsfläche von 0.050671 cm². Der Geometriefaktor beträgt 0.050671 cm. Die Ergebnisse der Widerstandsmessungen sind in Tab. 4.3 dargestellt. Die Messungen des spezifischen elektrischen Widerstandes an der Probe Nr. 10 ergaben bei der Fluidleitfähigkeit von 1300 PS/cm höhere Werte als bei der niedrigeren Fluidleitfähigkeit von 39 PS/cm. Hierbei handelt es sich vermutlich um Fehlmessungen, die bei der weiteren Datenauswertung nicht berücksichtigt wurden. Die Werte für den spezifischen elektrischen Widerstand fallen insgesamt sehr gering aus. Dies ist auf die zahlreichen Vesikel im Gestein zurückzuführen, da sie mit dem jeweiligen Fluid gefüllt werden, mit dem die Probe gesättigt wird. Der Wertebereich für die Kerne, die in einer Lösung mit Meerwasserkonzentration gesättigt wurden, liegt zwischen 10,1 und 17,7 :m. Anzahl spezifischer elektrischer NaClFluidder Proben- Konzentration Widerstand (:m) Leitfähigkeit Messungen Mininummer der Lösung Maxi- Mittel(PS/cm) n (mol/l) mum mum wert 6 3 151,5 153,5 152,3 3 151,0 153,0 152,0 3 128,7 152,0 144,1 3 148,5 153,0 151,2 3 100,8 135,8 118,4 3 105,9 131,7 122,6 2 136,8 144,4 140,5 10 - - - - 6 5 49,1 61,8 54,0 5 36,5 40,5 39,0 3 35,0 41,0 37,7 3 57,8 67,4 62,2 3 14,2 15,2 14,5 3 10,6 13,7 12,1 3 10,1 11,7 10,8 3 14,7 17,7 15,9 7 8 10 0,0 (destilliertes Wasser) 39 6 7 8 7 8 0,01 0,1 1300 12000 10 6 7 8 10 0,6 (Meerwasserkonzentration) 58000 Tab. 4.3: An Kernen gemessener spezifischer elektrischer Widerstand (Minimum, Maximum und Mittelwert) unter Berücksichtigung der verschiedenen Molaritäten der Lösungen und der gemessenen Fluidleitfähigkeit. 27 4 Kernmessungen 4.3 Porositätsberechnung Die Porosität eines Gesteins beeinflusst seine physikalischen Eigenschaften. Anhand der Kernmessungen des spezifischen elektrischen Widerstandes und der Kompressionswellengeschwindigkeit können Rückschlüsse auf den Porenraum des Gesteins gezogen werden. Berechnung der Porosität aus dem spezifischen elektrischen Widerstand Der spezifische elektrische Gesteinswiderstand R0 ist proportional zum spezifischen elektrischen Widerstand des Porenfluids Rw. Der Proportionalitätsfaktor wird Formationsfaktor genannt und ist eine Funktion der Gesteinsstruktur. Es gilt: R0 F * Rw (ARCHIE 1942). Für den Formationsfaktor gilt im Fall von tonfreien Sedimenten: F a Im (ARCHIE, 1942) mit a = Koeffizient, I = Porosität und m = Zementationsfaktor. Damit ist es möglich bei bekanntem a, m und Rw die Porosität aus den Widerstandsmessungen zu bestimmen: I m a R0 / R w Der Koeffizient a liegt für tonfreie Sedimente je nach Lithologie zwischen 0,6 und 2,0. Der Zementationsfaktor m variiert für verschiedene Sedimente zwischen 1,0 und 3,0, je nach Porengröße, -form- und –verteilung. Außerdem wird er von der Packungsdichte und der Geometrie des Porenraumes beeinflusst. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit ist es nicht möglich, exakte Werte für a und m zu bestimmen. Deshalb wurden die Standardwerte a = 1 und m = 2 verwendet. Um den Formationsfaktor zu bestimmen, werden neben der Gesteinsleitfähigkeit V0 auch die Fluid- und Grenzflächenleitfähigkeiten (Vw und Vint) berücksichtigt: 28 4 Kernmessungen V0 Vw F V int . In Abb. 4.3 ist die Fluidleitfähigkeit gegen die Gesteinsleitfähigkeit der untersuchten Proben jeweils logarithmisch aufgetragen. Es ist erkennbar, dass mit zunehmender Fluidleitfähigkeit die Gesteinsleitfähigkeit exponentiell ansteigt. Das heißt, bei einer hohen Salinität der Lösung (hohe Fluidleitfähigkeit) steigt die Leitfähigkeit der Gesteinsproben mit der Fluidleitfähigkeit an. Bei niedrigen Fluidsalinitäten bleibt dagegen die gemessene Gesteinsleitfähigkeit beinahe konstant. Am linken Achsenabschnitt lässt sich der Wert der Grenzflächenleitfähigkeit Vint ablesen und von der Kurve die Werte der Fluid- und Gesteinsleitfähigkeit (Vw, V0) bei unterschiedlichen Salinitäten. Die Kehrwerte ergeben die entsprechenden Widerstandswerte. Bei Leitfähigkeiten von V0 = 0,086 S/m, Vw = 5,8 S/m und Vint = 0,0074 S/m ergibt sich ein Formationsfaktor von 74. Abb. 4.3: Graphische Darstellung der Beziehung zwischen der Fluidleitfähigkeit der verschiedenen Sättigungslösungen und der Gesteinsleitfähigkeit für die untersuchten Proben. Die roten Pfeile zeigen die Werte der Leitfähigkeiten (V0, Vw und Vint), die für die Berechnung des Formationsfaktors verwendet werden. Zur Berechnung der Porosität I wurde für R0 der jeweilige Mittelwert aus den Widerstandsmessungen der in Meerwasserkonzentration gesättigten Kerne benutzt. In Tab. 4.4 sind die Werte für die Porosität angegeben, die bei Rw = 0,17 :m, a = 1 29 4 Kernmessungen und m = 2 ermittelt wurden. Die Werte liegen zwischen 10,3 und 12,5 %. Der Mittelwert beträgt 11,4 %. Die Ergebnisse dürfen nur als Annäherung betrachtet werden, da die Koeffizienten a und m nur geschätzt sind. Probennummer Porosität (%) 6 10,8 7 11,9 8 12,5 10 10,3 Tab. 4.4: Porositätswerte in %, die aus den Widerstandswerten, der in Meerwasser gesättigten Proben, berechnet wurden. Berechnung der Porosität aus der Kompressionswellengeschwindigkeit Da die Fähigkeit eines Gesteins, seismische Impulse zu übermitteln, von der Gesteinsart, der Struktur und der Porosität abhängt, lässt sich letztere aus Laufzeiten, die an den Kernen gemessen werden, bestimmen. Für die Berechnung geht man von einer im Mittel gleichmäßigen Verteilung kleiner Poren bei hohem hydrostatischen Druck aus. Dann gilt für die Laufzeit über eine Distanz x im Porenraum bzw. im Gesteinsmaterial im linearen Mittel nach WYLLIE ET AL. (1962): x vp0 nass I vp Fluid 1I vp matrix u x bzw. 1 vp0 nass I vp Fluid 1I vp matrix mit I= Porosität, vp0nass = gemessene Geschwindigkeit der P-Welle im gesättigten Kern, vpFluid = Geschwindigkeit der P-Welle im Fluid und vpmatrix = gemessene Geschwindigkeit der P-Welle in der Matrix. Das bedeutet, dass sich die Gesamtlaufzeit des Signals additiv aus der Fluidlaufzeit und der Matrixlaufzeit zusammensetzt. 30 4 Kernmessungen Die Gleichung von WYLLIE ET AL. (1962) kann ebenfalls für die Berechnung der Laufzeiten von trockenen Kernen benutzt werden: 1 I vp0trocken vp Luft 1I vp matrix mit vp0trocken = gemessene Geschwindigkeit der P-Welle im trockenen Kern. Daraus ergibt sich für die Porosität: I1 ( I2 1 vp0tnass ( 1 vp matrix 1 vp0trocken ) /( 1 1 ) bzw. vp fluid vp matrix 1 vp matrix ) /( 1 1 ) vp Luft vp matrix Die mittlere P-Wellengeschwindigkeit für Meerwasser wird mit vpFluid = 1,5 km/s (CHRISTENSEN, 1989) und für Luft mit vpLuft = 0,3313 km/s (LIDE, 2000) angenommen. Da keine Literaturangabe für die Matrixgeschwindigkeit von Dazit zur Verfügung steht, wird annäherungsweise der Literaturwert für Granit, welcher eine ähnliche chemische Zusammensetzung besitzt, mit 6 km/s (CRAIN, 1986) benutzt. Bei der Berechnung von I1 und I2 anhand der entsprechenden vp-Geschwindigkeiten, ergeben sich unterschiedliche Werte für die Porosität an denselben Gesteinsproben. Während I1 Werte zwischen 8,3 % und 15,4 % annimmt (Mittelwert: 12 %), ergeben sich für I2 Porositäten von 3,6% bis 5,4% (Mittelwert: 4,7%). Die unterschiedlichen Ergebnisse zeigen, dass in diesem Fall die Methode zur Porositätsberechnung nach WYLLIE ET AL. (1962) nur eingeschränkt anwendbar ist. Ergebnisse von I1 liegen gegenüber denen für I2 näher and den Porositätswerten, die an Bord des ODPSchiffes gemessen wurden (16,2% bis 20,2%). Die Wyllie-Formel liefert genaue Ergebnisse bei Materialien mit niedrigen Porositäten, wobei sie sich auf intergranulare Hohlräume und nicht auf eine „sekundäre Porosität“, wie sie z.B. durch Klüfte und Vesikel hervorgerufen wird, bezieht (GUÉGUEN & PALCIAUSKAS, 1994). Zahlreiche Vesikel, wie sie in den Dazitproben auftreten, führen jedoch zu einer solchen „sekundären Porositä“ und verursachen ungenaue bzw. falsche Ergebnisse. Neben den oben genannten Ursachen für die fehlerhafte Porositätsberechnung nach Wyllie et al. (1962) ist die Genauigkeit der angenommen Parameter vpLuft, vpFluid und vpMatrix, sowie Fehler in den vp-Messungen relevant für die Beurteilung der Messergebnisse. Den Einfluss des Messfehlers der Geschwindigkeit auf die berechnete Porosität kann man mittels Fehlerfortpflanzung berücksichtigen: 31 4 Kernmessungen wI 2 vp 'I1vp wvp nass 'I 2 vp * 'vp nass wI1vp wvptrocken wI 2 vp wvp Fluid * 'vptrocken * 'vp Fluid wI1vp wvp Luft wI 2 vp wvp Matrix * 'vp Luft * 'vp Matrix wI1vp wvp Matrix bzw. * 'vp Matrix Mit den partiellen Ableitungen der Gleichungen ergeben sich folgende Beziehungen: 'I1vp = 1 § 1 1 ¨¨ © vp Fluid vp Matrix · ¸¸ * vp nass ² ¹ vp Fluid vp nass vp Fluid vp nass vp matrix vp nass 2 * 'vp nass 1 1 vp nass vp Matrix § 1 1 ¨¨ © vp Fluid vp Matrix 2 · ¸¸ * vp Fluid ² ¹ * 'vp Fluid * 'vp Matrix bzw. 1 'I 2 vp = 1 § 1 1 ¨ ¨ vp © Luft vp Matrix · ¸ * vptrocken ² ¸ ¹ vp Luft vptrocken vp Luft vptrocken vp matrix vptrocken 2 * 'vptrocken vptrocken 1 vp Matrix § 1 1 ¨ ¨ vp © Luft vp Matrix 2 · ¸ * vp Luft ² ¸ ¹ * 'vp Luft * 'vp Matrix Der Messfehler der Geschwindigkeit (Core-Logger) beträgt 3 m/s (Geotek, 2000). Damit ergibt sich für ' vptrocken bzw. ' vpnass ein Fehler von 0,003 km/s. Die Genauigkeit für die Fluid- und Luftgeschwindigkeit wird hier mit 1% angenommen, so dass ' vpFluid 0,015 km/s und ' vpLuft 0,003313 km/s beträgt. Der Einzelfehler für die Matrixgeschwindigkeit ' vpMatrix der Kernproben wird auf 1 km/s geschätzt, da einerseits der Literaturwert für Granit gilt und dieser zwischen 5,7 km/s und 6,5 km/s liegt. 32 4 Kernmessungen Setzt man in die Gleichungen 'I1vp und 'I 2 vp die Mittelwerte der gemessenen vpGeschwindigkeiten (vptrocken = 3,35 km/s und vpnass = 4,425km/s) ein, so ergeben sich folgende Fehler: ')1vp= 10,3 % und ')2vp= 1,8 %. Porositätsmessungen an Bord des ODP-Schiffes, die ebenfalls an Kernen der Bohrung 1189B aus gleichen Teufenbereichen ermittelt wurden, liegen zwischen 16,2% und 20,2 %. Die Messungen erfolgten dort mit einem Gaspyknometer. Sowohl die aus den spezifischen elektrischen Widerständen als auch die aus den Kompressionswellengeschwindigkeiten berechneten Porositäten liegen unterhalb dieser Werte. Die Abweichungen sind auf verschiedene Ursachen zurückzuführen: Alterationsbedingte Bildung von Tonmineralien in den Daziten, Vorhandensein einer sekundären Porosität, eine nur angenäherte Matrixgeschwindigkeit von Dazit sowie Ungenauigkeiten bei den vp-Messungen mittels Core-Logger. Bei den im Zusammenhang mit dieser Arbeit gemessenen Proben handelt es sich ausschließlich um kleine Bohrkerne aus relativ frischem massiven Dazit, die besonders stabil sind und daher für die entsprechenden Untersuchungen gut geeignet waren. Auf dem ODP-Schiff wurde dagegen das gesamte Spektrum des Dazitmaterials untersucht. Hierzu gehörten auch stärker alterierte Proben, die eine höhere Porosität als massiver Dazit besitzen. Schließlich können die unterschiedlichen Porositäten auf die verschiedenen Meßmethoden zurückgeführt werden. 33 5 Qualitätskontrolle 5 Qualitätskontrolle Die Qualitätskontrolle dient der Erkennung fehlerhafter Daten, die bestenfalls korrigiert oder aber, falls dies nicht möglich ist, bei der Log-Interpretation ausgeschlossen werden. Als Hilfsmittel dienen statistische Methoden (Betrachtung von Häufigkeitsverteilungen, Berechnungen von Mittelwerten und Standardabweichungen sowie Korrelationsanalysen). Einfluss auf die Datenqualität haben verschiedene Parameter, wie z.B. die Art der verwendeten Spülung (im ODP Meerwasser) und Ausbrüche im Bohrloch. Letztere wirken sich besonders bei Sonden aus, die einen guten Kontakt zur Bohrlochwand benötigen (z.B. die FMS Sonde). Ist dieser nicht gegeben, wirken sich die Spülungseigenschaften stärker auf die Messung aus. Beim Bohren in Hydrothermalsysteme spielt die Umgebungstemperatur eine besondere Rolle, das sie für die meisten Sonden äußerst kritisch ist. Aus diesem Grund wurde während der Messoperationen von Leg 193 die Temperatur sorgfältig überwacht. Erfahrungen aus den zuerst abgeteuften und geloggten Bohrungen (1188F und 1189B) zeigten, dass starkes Pumpen während und nach dem Bohren eine starke Abkühlung der Bohrlochumgebung bewirkt, so dass in der Bohrung 1189C LWD bis zu einer Teufe von 166 mbsf durchgeführt werden konnte. Die Temperatur betrug in der Bohrung 1189C unmittelbar nach der Durchführung des LWD 45°C (SHIPBOARD SCIENTIFIC PARTY, 2002). Weitere Fehlerquellen sind die Datenerfassung durch die Sonden und die anschließende Aufbereitung der Messwerte. Letzteres kann z.B. dazu führen, dass die Logs verschiedener Messfahrten (runs) nicht teufenkorrekt zu einem Datensatz zusammengefügt werden. Messungen an Kernmaterial können für Vergleiche mit den Logs herangezogen werden. Hierbei ist allerdings das geringe Gesteinsvolumen der Kernproben zu berücksichtigen, welches in die Messungen einfließt. Außerdem schließen Bohrlochmessungen Kluftzonen, zirkulierende Wässer und alterierte Bereiche mit ein, die bei Untersuchungen am Probenmaterial nicht mit einbezogen werden können. Da in der Bohrung 1189C kein Kerngewinn erzielt wurde, wurden physikalische Messungen an Gesteinsproben der Nachbarbohrungen 1189B und 1189A herangezogen. 34 5 Qualitätskontrolle Wiederholungsmessungen, die auf dem gleichen Messprinzip beruhen, aber möglichst mit anderen Geräten durchgeführt werden, dienen der Aufdeckung systematischer Fehler (THEYS, 1991). Im Fall der Bohrung 1189C bietet sich zur Überprüfung der Reproduzierbarkeit der Messungen insbesondere der Vergleich der LWD- und Wireline-Messungen bezüglich der Widerstands- und Gamma Ray-Logs im Überlappungsbereich an. Im Anhang sind sämtliche Logs der Bohrung 1189C nebeneinander in Form eines Composite-Logs dargestellt. Kaliber Die Qualität der meiste Bohrlochdaten hängt vor allem vom Zustand des Bohrloches ab. Das Kaliber wurde während zwei verschiedener Befahrungen mit der FMS- und der CAL-Sonde erfasst. In den oberen 65 m ist das Bohrloch durch starke Rauhigkeiten gekennzeichnet. Bei einem Meißeldurchmesser von 9.875 in, beträgt der Bohrlochdurchmesser durchschnittlich 13.5 in (FMS-Kaliber) bzw. 15.56 in (LCALKaliber). In den Teufenabschnitten 22 bis 29 mbsf und 44 bis 49 mbsf treten maximale Öffnungsweiten der Kaliberarme auf, welche die starken Einbrüche im Dichte-Log erklären. Auch unterhalb von 50 mbsf wiederholen sich mehrere Bohrlochausbrüche. Die Häufigkeitsverteilung weist bis auf eine Ausnahme bei 17.2´´ in keine ausgeprägten Maxima auf, eher scheinen alle Wertebereiche zwischen 13´´ und 17.2´´ gleichmäßig vertreten zu sein (s. Abb. 5.1). Die vorherrschende Erweiterung des Bohrloches ist auf die geringe Festigkeit der stark alterierten Dazite zurückzuführen. Die aus der Nachbarbohrung 1189B gewonnen Kerne weisen zum Teil eine äußerst geringe Festigkeit auf. Die somit schlechte Qualität des Bohrloches wirkt sich generell nachteilig auf die Qualität der meisten Messungen aus. 35 5 Qualitätskontrolle Abb. 5.1: Darstellung der Häufigkeitsverteilung des Kalibers Teufenbereich 10 bis 56 mbsf. Der Meißeldurchmesser beträgt 9.875. (LCAL) im Bohrfortschritt (ROP) Beim LWD erfolgt keine Kalibermessung; stattdessen wird der Bohrfortschritt (Rate of Penetration, ROP) aufgezeichnet, um Informationen über die Bohrlochwand zu gewinnen. Der Bohrfortschritt wird in Meter pro Stunde angegeben. In den Logs ROP1 und ROP5 werden Mittelwerte der jeweils letzten 30.48 cm (1 Fuß) bzw. 152.4 cm (5 Fuß) wiedergegeben. In der Bohrung 1189 C liegt der Wertebereich der ROP zwischen 0 - 70 m/h. Eine Beziehung zwischen Kaliber und Bohrfortschritt (vgl. Abb. 5.2) lässt sich nicht feststellen (R = 0,078) , obwohl Bohrlochausbrüche eher in Abschnitten geringerer Gesteinsfestigkeit zu erwarten sind, da der Meißel diese relativ schnell durchdringen kann. Die Gegenüberstellung der Logs ROP und BDAV (s. Abb. 5.2) zeigt, dass die beiden Parameter gegensätzlich korrelieren. Mit zunehmendem spezifischen elektrischen Widerstand, verringert sich ROP und umgekehrt. Der Bohrmeißel durchdringt harte und massive Gesteine, die einen hohen elektrischen Widerstand aufweisen, nur langsam, während er sich schneller in geklüftetes oder stark alteriertes Material mit einem geringen elektrischen Widerstand hineintreiben lässt. Auf diese Weise lassen sich anhand des Bohrfortschritts Aussagen über die Gesteinshärte treffen. 36 5 Qualitätskontrolle Abb. 5.2: Gegenüberstellung der Logs des Bohrfortschritts (ROP), Bohrlochdurchmessers (LCAL) bzw. des spezifischen elektrischen Widerstandes (BDAV) im Teufenabschnitt 10 bis 50 mbsf. Während sich zwischen den beiden Parametern Bohrfortschritt und Kaliber keine Abhängigkeit andeutet, weisen der Bohrfortschritt und der spezifische elektrische Widerstand eine gegenläufige Korrelation auf. Elektrischer Widerstand Der spezifische elektrische Formationswiderstand nimmt in der Bohrung 1189C äußerst niedrige Werte an. Da die Widerstandslogs eine log-normale Verteilung besitzen, wurden die Daten logarithmiert. Weiter wurden im gesamten Teufenbereich (0 bis 160 mbsf) mit der RAB-Sonde fünf verschiedene Widerstands-Logs (BDAV, BMAV, BSAV, RING, RBIT) aufgenommen. Abgesehen von der Messkurve RBIT, welche ein deutlich geringeres Auflösungsvermögen besitzt und deshalb im Weiteren nicht näher untersucht wird, zeigen die Logs eine hohe Korrelation. Die Messkurve BSAV unterschreitet systematisch die übrigen Logs, deren Wertebereiche sehr ähnlich sind (s.Tab. 5.1) 37 5 Qualitätskontrolle Im oberen Teufenbereich (10 bis 65 mbsf) wurden mit wireline-Messungen die Widerstandskurven IDPH, IMPH und SFLU generiert. Während IDPH und IMPH ähnliche Werte annehmen, weist der Wertebereich des SFLU-Logs sowie sein Kurvenverlauf starke Abweichungen auf (vergl. Tab. 5.1). Diese sind vermutlich auf eine fehlerhafte Datenerfassung oder auf einen Defekt in der Messsonde selbst zurückzuführen. Folglich werden die entsprechenden Daten von der LogInterpretation ausgeschlossen. 0-160 mbsf 10-65 mbsf Minimum Maximum Mittelwert Minimum Maximum Mittelwert BDAV -0.28 1.09 0.23 -0.19 0.51 0.17 BMAV -0.30 1.12 0.23 -0.19 0.48 0.16 BSAV -0.38 0.78 9.18*10-2 -0.36 0.36 -8.87*10-4 RING -0.30 1.10 0.26 -0.11 0.51 0.21 IDPH - - - -0.05 0.41 0.16 IMPH - - - -0.16 0.50 0.14 SFLU - - - -0.24 1.47 9.23*10-2 Tab. 5.1: Statistische Daten (Minimum, Maximum und Mittelwert) der relevanten Widerstandslogs (alle Angaben in log:m). Im Überlappungsbereich der LWD- und Wireline-Messungen (10–65 mbsf) weisen die RAB-Kurven ähnliche Logantworten wie die Widerstandskurven IDPH und IMPH auf (vgl. auch Tab. 5.1). Dennoch sind die Korrelationskoeffizienten relativ klein. Sie liegen für die jeweiligen Log-Kombinationen zwischen 0.37 und 0.44. Die schlechte Korrelation hängt möglicherweise damit zusammen, dass die RAB-Messungen eine wesentlich höhere Auflösung besitzen als die Widerstandskurven, die mit der DITESonde aufgenommen wurden. In Abb. 5.3 sind beispielhaft die Logs BDAV und IDPH nebeneinander dargestellt. 38 5 Qualitätskontrolle IDPH (log :m) BDAV (log :m) 10 0.1 10 0.1 10 20 depth (mbsf) 30 40 50 60 Abb. 5.3: Gegenüberstellung der Logs des spezifischen elektrischen Gesteinswiderstandes BDAV (LWD) und IDPH (Wireline-Logging) im Überlappungsbereich (10-65 mbsf). Das IDPH-Log besitzt eine deutlich schlechtere Auflösung als die BDAV-Messkurve. Der Verlauf der beiden Kurven ist jedoch sehr ähnlich. Die Häufigkeitsverteilungen von BDAV, BMAV und BSAV für den gesamten Teufenbereich zeigen jeweils eine Schiefe zu den niedrigeren Widerstandswerten hin (s. Abb. 5.4). Die Widerstände erhöhen sich mit zunehmender Tiefe wahrscheinlich aufgrund des ansteigenden Überlagerungsdrucks und der damit zusammenhängenden Verringerung der Klüftigkeit innerhalb der Formation. Deshalb weisen auch die durch das RAB-Tool produzierten Widerstandslogs insgesamt höhere Werte auf, als IDPH und IMPH, da die LWD-Messungen in größere Tiefen reichen. Die Maxima der Häufigkeitsverteilungen für BDAV und IDPH sowie für BMAV und IMPH stimmen im Überlappungsbereich jeweils überein. Erstere liegen bei ca. 2:m und letztere bei ca. 2.3 :m. Die Unterschiede in den Häufigkeitsverteilungen der 39 5 Qualitätskontrolle flach eindringenden Widerstandsmessungen sind vermutlich auf das defekte SFLULog zurückzuführen (s. Abb. 5.4). Abb. 5.4 : Häufigkeitsverteilungen der meisten Widerstandsmessungen im gesamten Teufenabschnitt sowie im Überlappungsbereich der LWD- und Wireline-Messungen. Die Widerstandsmessungen der beiden Messmethoden LWD und Wireline-Logging sind durchaus vergleichbar aber nicht exakt reproduzierbar. Die insgesamt sehr niedrigen Widerstandswerte in der Bohrung 1189C sind auf die hohe Porosität der Formation zurückzuführen. Diese resultiert aus der Klüftigkeit, Vesikularität und Alteration der Gesteine. Auch die Widerstandsmessungen in den Nachbarbohrungen ergeben ähnliche Wertebereiche. Die Werte des spezifischen elektrischen Formationswiderstandes, die mit dem RAB in der Bohrung 1188B und mit den Wireline-Sonden in den Bohrungen 1188F und 1189B aufgenommen wurden, liegen zwischen 0.1-7 :m. Widerstandsmessungen an Kernen der Bohrung 1189B, die in einer Lösung mit Meerwasserkonzentration gesättigt wurden, ergaben Werte zwischen 10.1-17.7 :m. 40 5 Qualitätskontrolle RAB- und FMS-Bilder Mit Hilfe der Messungen durch die RAB- und FMS-Sonden können Abbilder der Verteilung des spezifischen elektrischen Widerstandes in der Bohrlochumgebung produziert werden. Die aufgenommenen Widerstandswerte müssen dazu in Bildinformationen umgesetzt werden. Anhand der elektrischen Bilder kann man wichtige Informationen über die strukturellen Eigenschaften der Formation gewinnen. Werden die Daten statisch generiert, so wird über die gesamte Messstrecke jedem Widerstandswert ein bestimmter Farbwert zugeordnet. Bei der dynamischen Prozessierung wird dagegen die Bandbreite der Farbwerte jeweils den Widerstandswerten eines bestimmten Ausschnitts der Messstrecke zugeteilt. Beide Methoden haben Vorteile: während die statisch produzierten Bilder Absolutwerte des Widerstands liefern, lösen die dynamischen Bilder mehr Details auf. Besonders in einheitlichen Bereichen, die entweder besonders hohe oder niedrige Widerstandswerte aufweisen, ermöglichen die dynamischen Bilder mehr Details (vgl. Abb. 5.5). Die Qualität der elektrischen FMS-Bilder hängt vor allem vom Zustand des Bohrloches ab, da die Sonden auf einen guten Kontakt mit der Bohrlochwand angewiesen sind. Bei großen Öffnungsweiten ist dieser nicht mehr gegeben, so dass die Spülungseigenschaften Einfluss auf die Widerstandsmessungen nehmen. Außerdem können sich die Sonden beim Hochziehen in der Bohrlochwand verkeilen und hängen bleiben, so dass Teufenabschnitte mehrfach bemessen werden. Dadurch wirken die Bilder verschwommen. Die FMS-Sonde liefert in der Bohrung 1189C Aufnahmen im Teufenabschnitt von 20 bis 65 mbsf. Teilweise sind die Bilder von hoher Qualität, so dass feinste Strukturen, wie z.B. Klüfte und Vesikel zu erkennen sind. Im Bereich zwischen 42 und 50 mbsf wirken die Aufnahmen jedoch verwischt, womit eine Interpretation der Daten stark erschwert wird. Die schlechte Qualität ist hier auf Unregelmäßigkeiten des Kalibers zurückzuführen. 41 5 Qualitätskontrolle Abb. 5.5: Vergleich von dynamisch und statisch prozessierten RAB- und FMSBildern aus dem Teufenbereich 30.2 bis 32.2 mbsf. Vor allem in den RABAufnahmen ist die höhere Auflösung der dynamisch prozessierten Bilder zu erkennen. Mit der RAB-Sonde wurden die Widerstandsverhältnisse des gesamten Bohrprofils in drei verschiedenen Eindringtiefen abgebildet. Dadurch können Veränderungen der Gesteinsstrukturen mit zunehmender Entfernung von der Bohrlochwand nachvollzogen werden. Obwohl die RAB-Aufnahmen insgesamt eine geringere Auflösung als die FMS-Bilder besitzen und nur grobe Strukturen differenziert werden können, zeigen sich im Überlappungsbereich der beiden Messungen durchaus Übereinstimmungen, wie sie Abb.5.6 zeigt. 42 5 Qualitätskontrolle Abb. 5.6: Dynamisch prozessierte RAB- und FMS-Bilder aus dem Teufenbereich 52.8 bis 54.8 mbsf mit Angabe der Orientierung (°). In beiden Aufnahmen kann man aufgrund der beinahe durchgehend hellen Tönung erkennen, dass es sich um eine massive Einheit handelt. Im höherauflösenden FMS-Bild sind zudem feine Klüfte nachvollziehbar. Um die Vergleichbarkeit der Aufnahmen zu demonstrieren, wurde die helle Form im RAB-Bild umrandet und auf das FMS-Bild übertragen. 43 5 Qualitätskontrolle Natürliche Radioaktivität Die Gesteinfolge der Bohrung 1189C weist eine hohe natürliche Radioaktivität auf. In den Logs treten lokal deutliche Spitzen auf, wie sie punktuell auch an Gesteinsproben der Bohrung 1189 B gemessen wurden (SHIPBOARD SCIENTIFIC PARTY 2002). Die Gamma-Strahlung wurde mit Wireline-Messungen im Teufenbereich zwischen 10 und 59 mbsf ermittelt. Die Messwerte für das HSGR reichen von 90 bis 258 gAPI, wobei der Mittelwert 148 gAPI beträgt. Für das SGR wurden Werte zwischen 18 und 253 gAPI (Mittelwert: 116 gAPI) registriert. Die Kurven HSGR und SGR besitzen einen hohen Korrelationskoeffizienten (R = 0,9). Die Wireline-Messungen in der Bohrung 1189B ergeben ähnliche Messwerte der totalen Gammastrahlung. Sie liegen zwischen 37 und 250 gAPI (BARTETZKO, 2002). Die Kaliumwerte reichen in der Bohrung 1189C von 0.6 bis 4.3 Gew.% (Mittelwert: 2.7 Gew.%), während die Thorium- und Urangehalte zwischen 0.2 und 3.6 ppm (Mittelwert: 1.4 ppm) bzw. zwischen 5.8 und 24.3 ppm (Mittelwert: 12.0 ppm) variieren. Die hohe Korrelation zwischen den Messkurven der Gamma-Strahlung und des Urans im Teufenabschnitt zwischen 20 und 55 mbsf (R = 0,98) zeigt, dass Uran den größten Beitrag zum Gesamtspektrum leistet. Die Übereinstimmung mit dem Kaliumlog ist weniger exakt. Korrelationen mit dem Thoriumgehalt treten nur lokal auf. CGR bzw. HCGR werden aus dem SGR bzw. HSGR abzüglich des Urangehalts berechnet und nehmen deshalb systematisch niedrigere Werte als zuletzt genannte Logs an. Die Kalium-, Thorium- und Uranmessungen in der Bohrung 1189B ergeben ähnliche Wertebereiche (Kalium: 0.7 bis 5.5 Gew.%, Thorium: 0.3 bis 4.6 ppm und Uran 2.5 bis 23 ppm) (BARTETZKO, 2002). Bei den LWD-Messungen wurde mit dem RAB die natürliche Radioaktivität im gesamten Teufenbereich (0-166 mbsf) erfasst. Für das GR ergaben sich Werte zwischen 13.2-257 gAPI (Mittelwert: 96.7 gAPI). Im überlappenden Intervall bestehen durchaus Übereinstimmungen zwischen den wireline- and LWD-Messungen, wobei das GR systematisch niedrigere Werte annimmt als SGR und HSGR (vgl. Abb. 5.7). Die Korrelationskoeffizienten von GR und HSGR bzw. von GR und SGR liegen bei R = 0,85 bzw. R = 0,82. Die unterschiedlichen Werte sind möglicherweise auf die verschiedenen Messgeschwindigkeiten sowie auf verschiedene Messkonfigurationen zurückführen. Kleinere Unterschiede zwischen den Messkurven werden dadurch verursacht, dass 44 5 Qualitätskontrolle der radioaktive Zerfall statistisch erfolgt und somit generell die Reproduzierbarkeit von Messungen der natürlichen Radioaktivität senkt (Serra, 1984; Rider, 1996). Abb. 5.7: Gegenüberstellung des LWD-Logs GR und der wireline-Messkurven HSGR (.. .) bzw. SGR (---). Die Häufigkeitsverteilungen aus den Messungen der natürlichen Radioaktivität weisen im oberen Teufenbereich für das HSGR zwei Maxima bei 93 und 147 gAPI und für das SGR und GR jeweils ein Maximum bei 100 bzw. 115 auf. Für das GR im gesamten Teufenbereich existieren wiederum zwei Maxima bei 58 gAPI und im Wertebereich 97 bis 115 gAPI (vgl. Abb. 5.8). Wegen der hohen Uranwerte, die in den Bohrungen innerhalb der Roman Ruins festgestellt wurden, sind noch spezielle Messungen an Bohrkernen im Rahmen des Forschungsvorhabens geplant bzw. in Vorbereitung. 45 5 Qualitätskontrolle wireline LWD Häufigkeit (10-50 mbsf) Häufigkeit 50 50 (10-50 mbsf) 0 0 0 100 SGR (gAPI) 0 200 100 200 GR (gAPI) (0-166 mbsf) (10-50 mbsf) Häufigkeit (10-50 mbsf) 0 Häufigkeit 140 40 (0-166 mbsf) 0 0 100 200 HSGR (gAPI) 0 100 GR (gAPI) 200 Abb. 5.8: Häufigkeitsverteilungen der gemessenen natürlichen Radioaktivität in gAPI mit Vergleich der wireline- und LWD-Messmethode im Überlappungsbereich. Dichte und Photoelektrischer Effekt Die Dichte erreicht in der Bohrung 1189C nur geringe Werte. Sie reicht von 1,6 bis 2,3 g/cm³, wobei ihr Mittelwert 1,95 g/cm³ beträgt. In der Literatur wird die durchschnittliche Dichte für Dazit mit 2,58 g/cm³ angegeben (FREIE UNIVERSITÄT BERLIN 2002). Die niedrigen Werte der Log-Daten zwischen ca. 1,2 und 1,7 g/cm³ korrelieren stets mit Rauhigkeiten im Bohrloch. Außerdem beeinflussen Alteration, Klüftung und Vesikularität der Formation die Dichte. Messungen an Kernproben aus den Nachbarbohrungen 1189 A und 1189 B ergeben ebenfalls niedrige Werte, die zwischen 1,8 und 2,3 g/cm³ liegen. Die Häufigkeitsverteilung in Abb. 5.9 zeigt eine ansteigende Tendenz im Wertebereich zwischen 1,7 und 2,1 g/cm³. 46 5 Qualitätskontrolle Häufigkeit 90 0 1 1.5 2.5 2 RHOM (g/cm³) Abb. 5.9: Häufigkeitsverteilung der Dichte mit ansteigender Tendenz zwischen1.7 und 2.1 g/cm³. Die Messwerte des Photoelektrischen Effekts reichen von 1.6 bis 7.1 barns/e-. Der Mittelwert liegt bei 4.06 barns/e-. Wie in den Gamma-ray-Logs zeigt auch die Messkurve PEFL im Teufenbereich zwischen 28 und 50 mbsf einen Trend mit nach unten hin zunehmenden Werten. Die Häufigkeitsverteilung in Abb. 5.10 weist ein Normalverteilung mit einem Ausreißer bei 3 barns/e- auf. Die Messpunkte sind im Wertebereich von 3.2 bis 5.2 barns/e- gleichstark vertreten. Häufigkeit 50 0 0 2 4 PEFL (barns/e ) 6 8 Abb. 5.10: Häufigkeitsverteilung der Messwerte des Photoelektrischen Effekts. 47 5 Qualitätskontrolle Die beiden Messkurven des Photoelektrischen Effekts und der Dichte weisen eine hohe Korrelation (R = 0.7) auf (vgl. Abb. 5.11). PEFL (barns/e ) RHOM (g/cm³) depth (mbsf) 20 1 2.5 0 8 30 40 50 Abb. 5.11: Gegenüberstellung des Dichte-Logs und der Messkurve Photoelektrischen Effekts zur Veranschaulichung der hohen Korrelation. des 48 6 Methodik 6 Methodik Die in der vorliegenden Arbeit angewandte Methode zur Rekonstruktion der Lithologie aus Bohrlochmessungen beruht im wesentlichen auf dem von SERRA (1984, 1986) eingeführten Prinzip der Elektrofazies. Jede lithologische Einheit wird durch einen individuellen Satz von Logantworten (Elektrofazies) charakterisiert und auf diese Weise von anderen Gesteinstypen unterschieden. Die teufenabhängige Darstellung der verschiedenen Elektrofazies einer Bohrung führt zu dem sogenannten Efa-Log (Elektrofazies-Log). Im PACMANUS Hydrothermalfeld treten ausschließlich Vulkanite rhyodazitischer bis dazitischer Zusammensetzung auf (BINNS ET AL., 1995). Die Loginterpretation der Bohrung 1189C dient der Feststellung von Unterschieden in der strukturellen Ausprägung der Formation. Das bedeutet, dass die verschiedenen Elektrofazies anhand von strukturellen Eigenschaften der Gesteine klassifiziert werden. Diese spiegeln sich nicht nur in den Logs, sondern vor allem auch in den elektrischen FMS- und RAB-Bildern wieder. Anhand der erkannten strukturellen Eigenschaften der Gesteinsfolge können Rückschlüsse auf die Fazies gezogen werden, welche die Bohrung 1189C durchteuft. Bei der Interpretation der bohrlochgeophysikalischen Messungen aus der Bohrung 1189C erfolgt eine Kombination aus der Kalibrierung der charakteristischen Sondenantworten und der Anwendung von multivariater Statistik. Die Kalibrierung basiert einerseits auf den FMS- und RAB-Bildern und andererseits auf den petrophysikalischen Gesteinseigenschaften der Nachbarbohrungen 1189A und 1189B, die als Referenzlithologie genutzt wurde. Da in allen Bohrungen ähnliche Gesteine auftreten, ermöglichen petrophysikalische Messungen am Kernmaterial eine Gegenüberstellung der Kerndaten mit den in situ-Messungen. So können Zusammenhänge zwischen der Lithologie und den Logantworten aufgedeckt werden. Als Kalibrierstrecke dient der Teufenbereich, in dem sich LWD- und WirelineMessungen überschneiden (23 bis 45 mbsf). Durch den Vergleich der Logantworten mit den elektrischen Bildern werden verschiedene Elektrofazies ermittelt, die anschließend mit einer Diskriminanzanalyse überprüft und dann mittels einer weiteren Diskriminanzanalyse auf die gesamte Teufe übertragen werden. Im Überschneidungsintervall (23 bis 45 mbsf) der beiden Messmethoden werden die Informationen der RAB-Bilder durch den Vergleich mit den FMS-Aufnahmen entschlüsselt, um im restlichen Teufenbereich (6 bis 23 mbsf und 45 bis 158 mbsf), aus dem ausschließlich RAB-Messungen existieren, diese interpretieren zu können. Abb. 6.1 zeigt die Abfolge der einzelnen Arbeitschritte in Form eines Flussdiagramms, wobei die Diskriminanzanalyse, Kalibrierung und Übertragung nachfolgend näher erläutert werden. 49 6 Methodik Abb. 6.1: Vorgehensweise bei der Rekonstruktion der Lithologie in der Bohrung 1189C. 50 6 Methodik 6.1 Diskriminanzanalyse Die Diskriminanzanalyse ist eine Methode zur Unterscheidung von zwei oder mehreren Gruppen (Gesteinseinheiten) hinsichtlich einer Vielzahl von Merkmalsvariabeln (Logs). Ziel ist es, mit Kenntnis der Elektrofazies eines Gesteinstyps diesen bezüglich der Gruppierung zu klassifizieren bzw. die bereits in einem Teilabschnitt vorgenommene lithologische Klassifizierung auf weitere Teufenbereiche zu übertragen, wofür eine oder mehrere Diskriminanzfunktionen ermittelt werden. Teilprobleme sind dabei, ob sich die Gruppen bezüglich der Elektrofazies signifikant unterscheiden und welche Parameter zur Unterscheidung geeignet sind. Die Diskriminanzfunktion ist eine Linearkombination aller Variablen: D = b0 + b1X1 + ... + bjXj, wobei j die Anzahl der Variablen X angibt und b die zu ermittelnden Diskriminanzkoeffizienten sind. Die Schätzung des unbekannten Dikriminanzkoeffizienten muß so erfolgen, dass sich die zu untersuchenden Gruppen optimal trennen lassen. Das Diskriminanzkriterium beschreibt die Güte (Trennkraft) der Diskriminanzfunktion und wird aus dem Verhältnis der Streuung zwischen den Gruppen zur Streuung innerhalb der Gruppen ermittelt. Bei der Zuordnung von Objekten unbekannter Gruppenzugehörigkeit erfolgt die Klassifizierung in die Gruppe mit der höchsten Wahrscheinlichkeit. 6.2 Kalibrierung Für die Kalibrierung wurde der Teufenabschnitt zwischen 23 und 54 mbsf ausgewählt, da er die meisten Loginformationen beinhaltet. Außerdem sind aus diesem Bereich hochauflösende FMS-Bilder vorhanden, die eine große Variation in der strukturellen Ausprägung bezüglich der Klüftigkeit und der Brekziierung innerhalb der Formation wiedergeben. 51 6 Methodik Folgende Logs gingen in die Diskriminanzanalyse der Kalibrierstrecke ein: die spezifischen Formationswiderstände BDAV, BSAV, IDPH und IMPH, die natürliche Radioaktivität GR, der Photoelektrische Effekt PEFL und die Dichte RHOM. Im Vergleich mit den FMS-Bildern wurde festgestellt, welche lithologischen bzw. strukturellen Einheiten anhand der Logs erkannt werden können und welche Messkurven diese Unterschiede signifikant erfassen. Insgesamt wurden fünf verschiedene Elektrofazies ermittelt, die im nachfolgenden Kapitel näher beschrieben werden. Mittels Diskriminanzanalyse wurde anschließend überprüft, ob sich die Elektrofazies signifikant voneinander unterscheiden. Das Ergebnis der Diskriminanzanalyse zur Überprüfung der Kalibrierung ist in Tab. 6.1 in Form einer Diskriminanzmatrix dargestellt. Sie ist folgendermaßen zu lesen: In der Diagonalen steht die Anzahl bzw. der prozentuale Anteil der Teufenpunkte, die bei der Kalibrierung und der Diskriminanzanalyse der gleichen Elektrofazies zugeordnet wurden. Insgesamt wurden 70,6 % aller Teufenpunkte derselben Elektrofazies zugeordnet, wie durch die Kalibrierung vorgegeben wurde. Die Wiederzuordnung beträgt bei den massiven und sulfidhaltigen Einheiten 100 %, während sie bei den stark geklüfteten Einheiten mit 65,5 % und den Brekzien mit 71,6 % etwas geringer ausfällt. Die Wiederzuordnung bei den Ausbruchszonen beträgt 75 %. In den übrigen Feldern sind die Anzahl bzw. Anteile der Teufenpunkte angegeben, die von der Diskriminanzanalyse anderen Elektrofazies zugeordnet wurden. berechnete Zugehörigkeit zu einer Elektrofazies Elektrofazies aus Kalibrierung massiv stark geklüftet massive Brekzie sulfidhaltig Bohrlochausbrüche n massiv 100 % 0% 0% 0% 0% 15 stark geklüftet 0% 65,5 % 25,9 % 8,6 % 0% 58 massive Brekzie 0% 24,8 % 71,6 % 0% 3,7 % 109 sulfidhaltig 0% 0% 0% 100% 0% 10 Bohrlochausbrüche 0% 0% 25 % 0% 75% 12 Tab. 6.1: Ergebnisse der Diskriminanzanalyse zur Überprüfung der Kalibrierung im Teufenbereich 23 bis 54 mbsf. n = Anzahl der Teufenmesspunkte. 52 6 Methodik 6.3 Übertragung Mittels Diskriminanzanalyse sollten die in der Kalibrierstrecke definierten Elektrofazies auf die Teufenbereiche 6 bis 23 mbsf und 54 bis 158 mbsf übertragen werden. Da das Messprogramm in diesen Intervallen auf die LWD-Logs beschränkt ist, wurde die Elektrofazies für die Übertragung auf die wireline-Logs reduziert. In die Übertragung gingen somit folgende Messkurven ein: die spezifischen Formationswiderstände BDAV und BSAV und die natürliche Radioaktivität GR. Aufgrund der eingeschränkten Loginformation, mussten verschiedene Elektrofazies zusammengefasst werden, so dass in den Übertragungsintervallen noch drei Einteilungen (massiv, stark geklüftet, Brekzie) vorgenommen werden konnten. Schließlich zeigte ein Vergleich des mit der Diskriminanzanalyse berechneten EFALogs mit den RAB-Bildern, dass das Übertragungsergebnis durchaus nachvollziehbar ist. 53 7 Loginterpretation 7. Loginterpretation Da die Gesteine des PACMANUS Hydrothermalfeldes aufgrund ihrer dazitischen bis rhyodazitischen Zusammensetzung einen lithologisch einheitlichen Komplex darstellen, steht die Untersuchung des strukturellen Aufbaus der Formation im Vordergrund der vorliegenden Diplomarbeit. Die Loginterpretation wurde anhand von Standard Wireline- und LWD-Daten durchgeführt. Besonders berücksichtigt wurden RAB- und FMS-Bilder, welche Informationen über die strukturelle Ausprägung der Gesteine in Umgebung der Bohrlochwand wiedergeben. Die Logantworten der Wireline- und LWD-Messungen wurden mit den RAB- und FMS-Bildern korreliert, um Zusammenhänge zwischen Lithologie, Struktur und Alteration herzustellen. Anhand der RAB-Aufnahmen wurden in Verbindung mit den LWD-Logs über die gesamte Teufe folgende Elektrofazies klassifiziert: massive Einheiten, stark geklüftete Abschnitte und Brekzien. Mit Hilfe der höherauflösenden FMS-Bilder und den wireline-Messkurven im Teufenabschnitt 23 bis 54 mbsf lassen sich zusätzlich sulfidhaltige Bereiche und Bohrlochausbrüche unterscheiden. Eine Gegenüberstellung des Efa-Logs mit den Messkurven, die in die Interpretation mit eingegangen sind, zeigt Abb. 7.1. In der Bohrung 1189C wurde kein Kerngewinn erzielt. Um dennoch Beziehungen zwischen den in-situ Eigenschaften und der Lithologie herzustellen, wurden petrophysikalische Messungen am Kernmaterial der Nachbarbohrungen 1189A und 1189B durchgeführt. Die Nachbarbohrungen wurden ebenfalls in den Roman Ruins niedergebracht. Aus ihnen stammen unterschiedlich stark verwitterte massive Dazitproben, die bis zu 20% Vesikel beinhalten (SHIPBOARD SCIENTIFIC PARTY 2002). Außerdem wurden Brekzien gewonnen, die starke Verwitterungserscheinungen aufweisen. Weiter ist Kernmaterial aus Abschnitten mit semi-massiven und massiven Sulfiden vorhanden, an denen aus Geometriegründen allerdings keine Kernmessungen erfolgen konnten. 54 7 Loginterpretation Abb. 7.1: Gegenüberstellung des Efa-Logs und der für die Loginterpretation benötigten Messkurven. 55 7 Loginterpretation 7.1 Beschreibung der Elektrofazies Im folgenden werden die verschiedenen Elektrofazies bezüglich ihrer in-situ Eigenschaften und ihrer Merkmale in den elektrischen Bildern beschrieben. Massive Einheiten Massive Einheiten machen etwa 14,3% des EFA-Logs aus und konzentrieren sich hauptsächlich auf den unteren Teil der Bohrung. In den FMS-Bildern erkennt man helle blockartige Strukturen, die selten von dunklen feinen Klüften durchzogen werden. Die RAB-Aufnahmen sind durch sehr helle homogene Flächen gekennzeichnet (vgl. 7.5). Die massiven Einheiten weisen den höchsten Formationswiderstand und die niedrigste natürliche Radioaktivität auf. Die durchschnittlichen Widerstandswerte, die mit der RAB-Sonde aufgenommen wurden, liegen bei 1,8 :m (flach), 2,9 :m (mittel) bzw. bei 2,8 :m (tief). Die Mittelwerte der Widerstände, die von der DITE-Sonde registriert wurden, liegen bei 2,2 (tief) und 2,5 :m (mittel). In den Widerstandslogs der RAB-Sonde treten Spitzen auf, die zum Teil Werte bis zu 12 :m erreichen und somit den Widerstandswerten entsprechen, welche an den Kernproben der Nachbarbohrungen bei Meerwasserkonzentration ermittelt wurden. Die natürliche Radioaktivität beträgt im Mittel 72,5 gAPI. Außerdem treten in den massiven Abschnitten die höchsten Dichtewerte auf. Im Teufenabschnitt 23 bis 54 mbsf liegt der Mittelwert bei 2,0 g/cm³, während der photoelektrische Effekt durchschnittlich 3,8 barns/e- beträgt (s. Abb. 7.6). Die relativ hohen Widerstandswerte sind auf den geringen Klüftigkeitsgrad des Gesteins zurückzuführen. Da kaum Klüfte auftreten, können auch keine Fluide in das Gestein eindringen, welche die Leitfähigkeit erhöhen würden. Die hohe Dichte resultiert aus der massig kompakten Struktur. Die niedrige Radioaktivität ist auf den frischen Zustand des Gesteins zurückzuführen. Abb. 7.2 zeigt ein Photo von einer Kernprobe aus der Bohrung 1189B. Bei dem Gestein handelt es sich um massiven Dazit, der zahlreiche Vesikel enthält. 56 7 Loginterpretation Abb. 7.2: Massiver Dazit mit Vesikeln aus der Bohrung 1189B (1189B, 012R, 01W, 11-13). Stark geklüftete Einheiten Neben den massiven Zonen, treten auch solche auf, die zahlreiche Klüfte mit zum Teil großen Öffnungsweiten (>1mm) aufweisen. Sie machen 32,7 % des Efa-Logs aus und treten in 2 bis 5 m mächtigen Intervallen bis in eine Tiefe von ca. 110 mbsf auf. Im FMS-Bild erkennt man helle massive Bereiche, die häufig von dunklen feinen Linien und breiteren Bändern unterbrochen werden. Die RAB-Bilder sind sehr heterogen, da sich helle Flecken von einem dunklen Hintergrund abheben (s. Abb. 7.5 und 7.9). Die Widerstandswerte, die mit der RAB-Sonde aufgenommen wurden, liegen im Mittel bei 1,4 :m (tief), 1,5 :m (mittel) und 1,0 :m (flach). Mit der DITE-Sonde wurde im Mittel sowohl bei mittlerer als auch bei tiefer Eindringtiefe eine Widerstandswert von 1,3 :m registriert. Die natürliche Radioaktivität beträgt durchschnittlich 121,9 gAPI. Im Teufenabschnitt 23 bis 54 mbsf ergeben sich Mittelwerte von 2,0 g/cm³ für die Dichte und 4,3 barns/e- für den Photoelektrischen Effekt (s. Abb. 7.6). Die geringeren Widerstandswerte werden durch Meerwasser hervorgerufen, welches in die Klüfte eindringt und die elektrische Leitfähigkeit in diesem Bereich der Formation heraufsetzt. Die höhere natürliche Radioaktivität hängt mit dem stärkeren Alterationsgrad zusammen. Fluide, die schon über einen längeren Zeitraum in die Klüfte einsickert sind, führten zur Bildung von Sekundärminerale (z.B. sekundäre Tonminerale) an den Kluftwänden. 57 7 Loginterpretation Brekzien Das Efa-Log besteht zu 46,2 % aus Brekzien, die relativ gleichmäßig über die gesamte Teufe verteilt sind. In den FMS-Bildern erkennt man sie an mittelhellen eckigen und teilweise abgerundeten Formen, die sich von einem dunkleren Hintergrund abheben. Außerdem treten dunkle Linien und breitere Bänder auf, welche die Strukturen unterbrechen. Die RAB-Aufnahmen sind denen von stark geklüfteten Einheiten ähnlich, allerdings sind die Muster bei brekziierten Bereichen feinstrukturierter (vgl. Abb. 7.9). Auch treten Unterschiede im Farbton auf. Hier heben sich hellere Strukturen von mittelhellen Flächen ab (s. Abb. 7.5). Die Brekzien weisen den kleinsten Formationswiderstand auf. Die mit der RABSonde registrierten Messwerte liegen im Mittel bei 1,3 :m (tief), 1,4 :m (mittel) und 1,1 :m (flach); ähnlich sind die mit der DITE-Sonde aufgenommenen Mittelwerte: 1,43 :m (tief) und 1,3 :m (mittel). Die natürliche Radioaktivität beträgt durchschnittlich 111,6 gAPI. Für die Dichte und den Photoelektrischen Effekt ergeben sich Mittelwerte von 1,9 g/cm³ bzw. 4,1 barns/e- (vgl. Abb. 7.6). Die eckigen bzw. abgerundeten Formen in den FMS-Bildern stellen kleine Klasten dar, die sich in einer Matrix befinden. Mit Alterationsmineralen ausgekleidete Poren können die erhöhten Werte der natürlichen Radioaktivität verursachen. In andere Hohlräume, in denen noch keine Alterationsminerale auskristallisiert sind, dringt Meerwasser ein, so dass die elektrische Leitfähigkeit des Gesteins heraufgesetzt und der Formationswiderstand in diesen Abschnitten verringert wird. Abb. 7.3 zeigt eine stark alterierte Brekzie, die aus der Nachbarbohrung 1189A stammt und in der die einzelnen Klasten gut zu erkennen sind. Brekzien können in den Logantworten nicht von den stark geklüfteten Abschnitten unterschieden werden. Eine Differenzierung ist nur anhand der FMS- und RAB-Bilder möglich. 58 7 Loginterpretation Abb. 7.3: Kernprobe aus der Bohrung 1189A (1189A, 005R, 01W, 45-49). Man erkennt eine stark alterierte in situ Brekzie, wobei die einzelnen Klasten mosaikartig aneinandergefügt sind. Sulfidhaltige Bereiche Geringe Sulfid-Disseminationen treten im Teufenintervall von 30 bis ca. 32 mbsf innerhalb von brekziierten Bereichen auf. Ein Beispiel für sulfidreiche Dazite aus der Nachbarbohrung 1188F zeigt Abb. 7.4. Im FMS-Bild erkennt man in den hellen Strukturen, die durch Brekzien verursacht werden, dunkle punktförmige Formen. Die dunkle Farbe ist auf eine erhöhte elektrische Leitfähigkeit zurückzuführen, die jedoch sowohl von Sulfiden als auch von meerwassergefüllten Vesikeln verursacht werden kann. Einzig der hohe photoelektrische Effekt im entsprechenden Teufenbereich weist auf das Vorkommen von Sulfiden hin. Auf den RAB-Aufnahmen sieht man mittelhelle flächige Bereiche, in denen vereinzelt hellere Strukturen auszumachen sind (vgl. Abb. 7.5). Die Logantworten aus dem sulfidhaltigen Teufenbereich weisen hohe Werte der Dichte (durchschnittlich 2,0 g/cm³) und die höchsten Werte des Photoelektrischen Effekts (durchschnittlich 5,4 barns/e-) auf. Dadurch lassen sie sich von Vesikeln unterscheiden, die eine deutlich geringere Dichte und einen niedrigen Photoelektrischen Effekt besitzen. Im FMS-Bild besitzen sie jedoch ein ähnliches Erscheinungsbild in Bezug auf Form und Farbe wie Sulfide. Die Durchschnittswerte des spezifischen elektrischen Widerstandes im Bereich der Sulfide liegen für die Messungen durch die RAB-Sonde bei 1,8 :m (tief), 1,7 :m (mittel) und 1,1 :m (flach) bzw. für die Messungen durch die DITE-Sonde bei 1,2 :m (tief und mittel). Die natürliche Radioaktivität liegt im Mittel bei 145,3 gAPI (vgl. Abb. 7.6). Da sowohl 59 7 Loginterpretation die Dichte als auch der Photoelektrische Effekt nur im oberen Teufenabschnitt registriert wurden, lassen sich Sulfide nur in diesem Bereich nachvollziehen. Wahrscheinlich handelt es sich um Pyrit, da dieses Mineral am häufigsten in den disseminierten Bereichen der Vulkanite am Pual Ridge auftritt (SHIPBOARD SCIENTIFC PARTY 2002). SERRA (1986) gibt für Pyrit durchschnittliche Werte für den Photoelektrischen Faktor mit 16,97 barns/e- und für die Dichte mit 5 g/cm³ an. Abb. 7.4: Kernprobe aus der Bohrung 1188F (1188F, 034Z, 01W, 65-68). Hier treten disseminierte Sulfide in einem vesikulären Dazit auf. Bohrlochausbrüche Im Teufenintervall 26 bis 28 mbsf tritt ein Bohrlochausbruch auf, der sowohl in den RAB- als auch in den FMS-Bildern dunkle Abschnitte verursacht. An dieser Stelle erscheinen die Aufnahmen verwischt bzw. strukturlos. In den Logantworten erkennt man einen deutlichen Dichteabfall (<1,8 g/cm³). Die Widerstandswerte werden in diesem Bereich nicht beeinflusst. Möglicherweise ist die Auflösung der Messungen zu niedrig. 60 7 Loginterpretation Abb. 7.5: Dargestellt ist je ein Beispiel für die verschiedenen klassifizierten Elektrofazies in Form von einem FMS- und dem dazugehörigen RAB-Bild. Die RABAufnahmen wurden nachgezeichnet, um die Strukturen besser kenntlich zu machen (Graustufen-Bilder). 61 7 Loginterpretation Außerdem erfolgt eine Zuordnung der geophysikalischen Parameter (Mittelwerte) zu den verschiedenen Elektrofazies. 62 7 Loginterpretation Abb. 7.6: Wertebereiche der physikalischen Parameter für die Klassifizierung in der Loginterpretation. Im Teufenbereich 23-54 mbsf, der als Kalibrierstrecke genutzt wurde, gingen die Logs BDAV, BMAV und GR, sowie die Messkurven IDPH, IMPH, RHOM und PEFL in die Interpretation ein, während bei der Übertragung der Ergebnisse auf den gesamten Teufenabschnitt nur die Logs BDAV, BMAV und GR benutzt wurden. Im gesamten Teufenabschnitt konnten aufgrund der geringeren Information weniger Lithologien entschlüsselt werden als im Bereich der Kalibrierstrecke. 63 7 Loginterpretation In der Abbildung wurden sogenannte „Ausreißer“ bzw. „Extremwerte“ nicht berücksichtigt. „Ausreißer“ liegen zwischen 1,5 und 3 Boxenlängen über dem 75%Perzentil bzw. unter dem 25%-Perzentil. „Extreme“ Werte liegen um mehr als 3 Boxenlängen über dem 75%-Perzentil bzw. unter dem 25%-Perzentil. 64 7 Loginterpretation 7.2 Trends Aus der Bohrung 1189B sind Zyklen bekannt, in denen sich mit ansteigender Tiefe der photoelektrische Effekt und die Dichte verringern, während der elektrische Widerstand zunimmt. Die Zyklen stellen jeweils einen Lavastrom dar, wobei die Klüftigkeit und der Anteil an Brekzien von oben nach unten abnimmt, was die Zunahme des elektrischen Widerstandes mit größerer Tiefe erklärt. Am Top verursacht die Anhäufung von Sulfiden eine Spitze im photoelektrischen Effekt und eine starke Erhöhung der Dichte. In der Bohrung 1189C gibt es im Teufenbereich zwischen 30 und 46 mbsf einige Anzeichen für einen solchen Zyklus (vgl. Abb. 7.7). Der photoelektrische Effekt und die Dichte weisen am Top deutliche Spitzen auf. Allerdings geht mit der Abnahme des photoelektrischen Effekts und der Dichte keine kontinuierliche Zunahme der Widerstandswerte einher, was auf die durchgehend starke Brekziierung bzw. Klüftung der Formation in diesem Abschnitt zurückzuführen ist. Dennoch weisen die hohen Werte des Photoelektrischen Effekts am Top des Teufenintervalls auf eine Ansammlung von schweren Mineralen bzw. Sulfiden hin, die innerhalb der Brekzien disseminiert sind. Abb. 7.7: Möglicher Zyklus im Teufenintervall 30 bis 46 mbsf. Während sich die Werte des Photoelektrischen Effekts und der Dichte mit zunehmender Tiefe verringern, zeigen die Widerstandslogs keinen kontinuierlichen Trend in diesem Teufenbereich. 65 7 Loginterpretation Die Gamma-ray Logs weisen mehrere Trends auf: zwischen 28 und 55 mbsf bzw. zwischen 64 and 80 mbsf nehmen die Werte mit zunehmender Tiefe ab, während sie im Teufenabschnitt 86 bis 105 mbsf nach unten hin ansteigen. Ein auffälliges Merkmal der Bohrung 1189C sind die hohen Messwerte der natürlichen Radioaktivität, die sowohl im Gamma ray- als auch im Uranlog zu erkennen sind. Ähnlich hohe Werte sind auch den Logs der Bohrung 1189B zu entnehmen. In beiden Fällen ist keine Korrelation mit den anderen Messkurven nachvollziehbar. Eine korrekte Interpretation ist derzeit nicht möglich, da die Gründe für die hohe Radioaktivität noch unklar sind (BARTETZKO, 2002). 7.3 Diskussion der Ergebnisse Das Efa-Log stellt ein geologisches Profil durch die Flanken eines submarinen felsischen Vulkankomplexes dar. In subaquatischen Milieus treten felsische Magmen in Form von Lavaströmen aus oder sie bilden Domstrukturen (MC PHIE ET AL., 1993). Während sich Domstrukturen im Bereich einiger 100 Meter von der Austrittsstelle her ausbreiten, entfernen sich felsische Lavaströme wenige km weit vom Schlot (MC PHIE ET AL., 1993). In der Bohrung 1189C können keine einzelnen Lavaströme unterschieden werden. Vielmehr erkennt man eine chaotische Abfolge von Brekzien bzw. stark geklüfteten Einheiten, die immer wieder massive Abschnitte unterbrechen. Bei den massiven Einheiten im Efa-Log handelt es sich um die in Kapitel 2 bereits erwähnte kohärente Fazies, die sich im Zentrum der Lavaströme bildet. Die stark geklüfteten und Brekzienabschnitte stellen die autoklastische Fazies dar. Sie setzt sich aus in situ- und vor allem aus resedimentierten Hyaloklastiten zusammen (PAULICK ET AL., eingereicht). Sobald die Lava in Kontakt mit dem Meerwasser kommt, wird sie abgekühlt und in Folge thermischer Kontraktion bilden sich Brekzien. Während der Fließbewegung kann die plastische Lava in Form von Lavazungen in und über die eigenen Bruchstücke fließen (KANO ET AL.1991). Auf diese Weise kann eine häufiger Wechsel von Brekzien, massiv geklüfteten und massiven Einheiten entstehen. Das gemeinsame Auftreten von kohärentem und vulkaniklastischem Material in der Bohrung 1189C weist auf eine mediale Fazies hin. Sie befindet sich an den Flanken des vulkanischen Zentrums und ist vor allem durch das Auftreten von resedimentierten vulkaniklastischen Einheiten geprägt (PAULICK ET AL., eingereicht). Somit liegt die Bohrung 1189C zwischen der proximalen Fazies, die sich in unmittelbarer Nähe der Schlote befindet und der weiter entfernten distalen Fazies, die bereits im Einflussbereich benachbarter Vulkane steht. 66 7 Loginterpretation Abb. 7.8 zeigt ein Modell für den Vulkankomplex in Umgebung der Bohrung 1189C, welches in Anlehnung an das von PAULICK ET AL. (eingereicht) entwickelte FaziesModell für den Pual Ridge rekonstruiert wurde. Abb. 7.8: Faziesmodell für den subaquatischen und von felsischer Lava dominierten Vulkankomplex im Bereich der Lokation 1189. Das Efa-Log für die Bohrung 1189C wurde in das Modell integriert (L = Lavastrom, D = Dome, KD = Kryptodome). Die Mächtigkeiten der massiven Einheiten liegen in dem von WATERS ET AL. (1996) angegebenen Bereich für Lavaströme am Pual Ridge (5 bis 30 m). Eine Ausnahme bildet der massive Abschnitt im Teufenintervall von ca. 76 bis 115 mbsf: Die größere Mächtigkeit gibt einen Hinweis darauf, dass es sich hierbei um einen intrudierten Lavadom handelt. Die übrigen geringmächtigeren massiven Einheiten gehen aus Lavaströmen hervor. Bei den stark geklüfteten Abschnitten handelt es sich um intrusive Kontakte oder aber um in-situ Hyaloklastite, während die Brekzien als resedimentierte Hyaloklastite interpretiert werden. Problematisch wird die 67 7 Loginterpretation Interpretation im Teufenintervall zwischen ca. 52 und 63 mbsf. Hier scheint ein massiver Abschnitt im Randbereich eines Lavastroms vorzuliegen, während weiter nach innen (im Efa-Log nach unten) das Material geklüftet ist. Die sulfidhaltigen Bereiche befinden sich oberhalb des geklüfteten Randbereiches eines Lavastroms. PAULICK ET AL. (eingereicht) setzt eine Phase vulkanischer Ruhe und hydrothermale Aktivität für die Entstehung der Sulfide voraus. Die Klüfte und Hohlräume der vulkaniklastischen Fazies bieten hervorragende Bedingungen für die Zirkulation hydrothermaler Fluide. In der Bohrung 1189C konnten sich die Sulfide innerhalb der Brekzien anreichern. Insgesamt beschränkt sich das Vorkommen von Sulfiden in den Roman Ruins auf die vulkaniklastische Fazies, wo metallhaltige Fluide zirkulieren können. Dass sich die Bohrung 1189C in einem Gebiet hydrothermaler Aktivität befindet, zeigt im Efa-Log eindeutig der Brekzienabschnitt, in dem Sulfid-Disseminationen auftreten. Diese wurden letztendlich anhand des hohen photoelektrischen Effekts in den Logantworten erkannt. Anders verhält es sich in den Teufenintervallen, die als Brekzien identifiziert wurden, in denen aber keine Sulfidgehalte nachgewiesen werden konnten. Mittels der Log-Daten bzw. FMS- und RAB-Bilder ist es nicht möglich nachzuweisen, dass diese Bereiche hydrothermal überprägt wurden. Texturveränderungen in den Autobrekzien, welche während der hydrothermalen Alteration entstehen würden, können nicht von den RAB- und FMS-Bildern aufgelöst werden. 7.4 Nutzen der RAB-Bilder Während Leg 193 wurde erstmalig im ODP die RAB-Sonde eingesetzt. Sie soll vor allem Informationen über die meeresbodennahen Teufenbereiche erbringen, die kaum gekernt wurden und mit anderen bohrlochphysikalischen Methoden nicht vermessen werden können. Im Fall der Bohrung 1189C handelt es sich um die ersten 10 mbsf, die im oberen Teufenbereich einzig mit der RAB-Sonde untersucht wurden. Dennoch beginnt das Efa-Log bei 6 mbsf, da die RAB-Bilder erst ab dieser Teufe aussagekräftig sind. Die RAB-Daten sind schon ab zwei mbsf vorhanden, reichen allerdings alleine nicht aus, um eine lithologische Zuordnung durchzuführen. Die RAB-Bilder dienen bei der Loginterpretation zur Überprüfung des Efa-Logs, welches mittels Diskriminanzanalyse berechnet wurde. Bei der Loginterpretation geht es darum, strukturelle Veränderungen innerhalb eines Gesteinstyps festzustellen. Diese Variationen in der Struktur werden durch die Bildung von Brekzien verursacht. 68 7 Loginterpretation Allerdings können einzelne Klasten einer Brekzie nicht in den RAB-Bildern nachvollzogen werden, da das Auflösungsvermögen der Bilder zu gering ist. Deshalb ist es mittels RAB nur möglich massive Einheiten von solchen zu unterscheiden, die aufgrund von Brekzien oder Klüften heterogener ausgebildet sind. Genaue Aussagen über den Verlauf von Kluftrissen oder die Anordnung von einzelnen Klasten können nicht getroffen werden (vgl. Abb. 7.9). Eine Besonderheit der RAB-Sonde sind die unterschiedlichen Eindringtiefen in die Bohrlochwand, in denen die Messungen erfolgen. Abb. 7.9 zeigt RAB-Aufnahmen in den drei Eindringtiefen aus massiven, stark geklüfteten und Brekzienbereichen. In den RAB-Aufnahmen der massiven Abschnitte, die durch eine gewisse Homogenität gekennzeichnet sind, wurden nur geringere Veränderungen mit den unterschiedlichen Eindringtiefen erwartet. In den RAB-Bildern von heterogenen Brekzien bzw. stark geklüfteten Abschnitten wurden dagegen für die verschiedenen Eindringtiefen größere Variationen angenommen. Es stellte sich jedoch heraus, dass die Veränderungen insgesamt mit zunehmendem Abstand von der Bohrlochwand sehr gering und vor allem unabhängig von der Lithologie sind. Somit spielen die verschiedenen Eindringtiefen der RAB-Bilder für die Loginterpretation in der vorliegenden Arbeit keine Rolle. Für die Interpretation der RAB-Aufnahmen sind die FMS-Bilder von großer Wichtigkeit. Letztere lassen aufgrund ihres höheren Auflösungsvermögen Aussagen über den Verlauf von Klüften, das Vorhandensein von Klasten und Vesikeln bzw. Sulfiden zu. Durch den Vergleich der RAB- und FMS-Bilder im Überlappungsbereich konnten die Muster und Formen in den RAB-Aufnahmen verstanden werden. Dennoch ist die Wahrscheinlichkeit, mit der die interpretierten lithologischen Einheiten der Realität entsprechen, im Überlappungsbereich höher, als in den Teufenabschnitten, von denen nur RAB-Bilder existieren. Vor allem brekziierte und stark geklüftete Bereiche lassen sich in den RAB-Aufnahmen nur schwer unterscheiden, da beide Elektrofazies heterogene Strukturen umfassen. 69 7 Loginterpretation Abb. 7.9: Dynamisch prozessierte RAB-Aufnahmen aus unterschiedlichen Teufenbereichen mit Angabe der Orientierung in (°). Die Bilder wurden in drei verschiedenen Eindringtiefen (flach, mittel, tief) aufgenommen. Folgende lithologische Einheiten sind dargestellt:a) massiv (b) stark geklüftet und c) Brekzie. 70 8 Zusammenfassung 8 Zusammenfassung Im Rahmen des Forschungsprogrammes ODP wurde während der Bohrkampagne von Leg 193 in das aktive PACMANUS Hydrothermalsystem gebohrt, welches sich im östlichen Manus Becken nördlich von Papua Neuguinea befindet. Dort existieren auf dem 20 km langen felsischen Pual Rücken zahlreiche isolierte Hydrothermalfelder. Die Bohrung 1189C wurde in dem Hydrothermalfeld Roman Ruins niedergebracht, wo hochtemperierte Fluide fokussiert austreten. Die Bohrung erreichte eine Endteufe von 166 mbsf und durchörtert ausschließlich Dazite, die sich in ihrer strukturellen Ausprägung unterscheiden. Da in der Bohrung LWD erfolgte, wurde kein Kerngewinn erzielt. Deshalb kommt den geophysikalischen Bohrlochmessungen eine besondere Bedeutung zu. Mit Hilfe der LWD-Messungen, die mit dem RAB im gesamten Teufenbereich erfolgten und mit den Daten, die beim Wireline-Logging in einem 40 m mächtigen Abschnitt gewonnen wurden, konnte eine kontinuierliches synthetisches lithologisches Profil über den Teufenabschnitt 6 bis 158 mbsf erstellt werden. Eine besondere Rolle spielte dabei die Auswertung von RAB- und FMS-Bildern, die auf der elektrischen Widerstandsverteilung in Umgebung der Bohrlochwand beruhen. Das Datenmaterial wurde vor der Auswertung einer eingehenden Qualitätskontrolle unterzogen. Innerhalb des vermessenen Teufenbereichs wurde eine Kalibrierstrecke ausgewählt, die den Abschnitt umfasst, in dem neben LWD auch Wireline-Logging durchgeführt wurde. Die Kalibrierstrecke wurde sowohl mit manuellen Arbeitsschritten, die vor allem die Begutachtung der FMS-Bilder einschließen, als auch mit multivariater Statistik untersucht. Zunächst wurden fünf verschiedene Elektrofazies unterschieden, die anhand der Logantworten und unter Einbeziehung der RAB- und FMS-Bilder charakterisiert wurden. Zusätzliche Messungen an Kernproben von Nachbarbohrungen dienten zur Unterstützung der Interpretation der unterschiedlichen Elektrofazies. Die Übertragung der Ergebnisse aus der Kalibrierstrecke erfolgte auf die übrigen Teufenintervalle mittels Diskriminanzanalyse. Allerdings mussten die fünf zuvor unterschiedenen Elektrofazies zu drei lithologischen Einheiten zusammengefasst werden, da in den restlichen Teufenbereichen ausschließlich LWD-Messungen zur Verfügung stehen. Die Ergebnisse der Diskriminanzanalyse wurden mit den RAB-Bildern, die aus dem gesamten Teufenbereich vorhanden sind, verglichen. Die innerhalb der Kalibrierstrecke klassifizierten Elektrofazies bestehen aus massiven und stark geklüfteten Bereichen sowie aus Brekzien, in denen zum Teil Sulfide disseminiert sind und aus Bohrlochausbrüchen. Nach der Übertragung 71 8 Zusammenfassung wurden noch massive und stark geklüftete Bereiche sowie Brekzien unterschieden. Die Unterschiede beruhen auf strukturellen Eigenschaften der Gesteine, die wiederum genetisch bedingt sind. Während es sich bei der massiven Elektrofazies um die kohärenten Bereiche des inneren Teil der eruptieren Schmelze handelt, gehören die stark geklüfteten Einheiten und die Brekzien der vulkaniklastischen Fazies aus dem äußeren Bereich des Lavastroms an. Die frischen Gesteine der massiven Einheiten erreichen hohe Werte des elektrischen Widerstandes und vergleichsweise niedrige Werte der totalen Gammastrahlung. Die stärker von der Alteration betroffenen brekziierten und stark geklüfteten Einheiten sind dagegen durch niedrigere Formationswiderstände und eine höhere totale Gammastrahlung charakterisiert. Die sulfidhaltigen Bereich zeichnen sich besonders durch eine hohe Dichte und einen hohen photoelektrischen Effekt aus (vgl. Tab. 8.1). Während in den hochauflösenden FMS-Bildern zusammenhängende Gesteinsstrukturen, sowie Gesteinsbruchstücke, Klüfte und Vesikel zu erkennen waren, zeigten die RAB-Bilder großflächigere Strukturen, so dass in letzteren insbesondere stark geklüftete Bereiche nur schwer von Brekzien unterscheiden werden konnten. Beide Informationsquellen dienten der Aussage über die strukturellen Gegebenheiten in der Formation. Strukturrelevante Messkurven, welche entscheidend zur Klassifizierung der Elektrofazies beigetragen haben, sind die Widerstandslogs und das Gammastrahlungs-Log, sowie die Messungen der Dichte und des photoelektrischen Effekts. Die übrigen Logs wurden nur untergeordnet zur Bearbeitung verwendet. Elektrofazies spezifischer elektrischer Formationswiderstand J-Strahlung Dichte photoelektrischer Effekt massiv + - o o stark geklüftet - + o o Brekzie - + o o sulfidhaltig - + + + Tab. 8.1: Charakteristische Logantworten der verschiedenen Elektrofazies (+: hoch, o: mittel, -: niedrig). Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurde ein kontinuierliches lithologisches Profil erstellt, welches die strukturellen Eigenschaften der durchteuften Formation wiederspiegelt. Dabei erbrachte die Kombination aus Logs, bildgebenden Verfahren, Kernmessungen und statistischer Auswertung ein optimiertes Ergebnis. Weiter wurden Informationen über die Intensität bzw. Art und Weise von hydrothermalen 72 8 Zusammenfassung Alterations- und Mineralisationsprozessen gewonnen. Schließlich konnte ein Faziesmodell für den subaquatischen und von felsischer Lava dominierten Vulkankomplex im Bereich der Bohrung 1189C konstruiert werden. Somit trägt die Arbeit zum besseren Verständnis von dem Aufbau aktiver Hydrothermalsysteme, die in Zusammenhang mit felsischem Vulkanismus auftreten, bei. 73 9 Literaturverzeichnis 9 Literaturverzeichnis ALLEN, R.L. (1988): False pyroclastic textures in altered silicic lavas, with implications for volcanic-associated mineralization. Econ. Geol., 83: 424-1446. 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