Aus der Zentralen Dienstleistungseinrichtung für Transfusionsmedizin des Klinikums der Universität zu Köln Leiterin: Frau Professor Dr. med. B. Gathof und der Klinik und Poliklinik für Allgemeine Neurochirurgie der Universität zu Köln Direktor: Herr Universitätsprofessor Dr. med. R. Goldbrunner Verbrauch von Blutprodukten bei Operationen von Tumoren des Zentralen Nervensystems Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Hohen Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln vorgelegt von Carsten Böning aus Lippstadt Promoviert am 02. Februar 2011 Gedruckt mit Genehmigung der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln, 2011 Druck durch: Copystar Druck und Werbung GmbH, Köln Dekan: Universitätsprofessor Dr. med. J. Klosterkötter 1. Berichterstatter: Frau Professor Dr. med. B. Gathof 2. Berichterstatter: Universitätsprofessor Dr. med. R. Goldbrunner Erklärung Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Dissertationsschrift ohne unzulässige Hilfe Dritter und ohne Benutzung anderer als der angegebenen Hilfsmittel angefertigt habe; die aus fremden Quellen direkt oder indirekt übernommenen Gedanken sind als solche kenntlich gemacht. Bei der Auswahl und Auswertung des Materials sowie bei der Herstellung des Manuskriptes habe ich keine Unterstützungsleistungen erhalten. Weitere Personen waren an der geistigen Herstellung der vorliegenden Arbeit nicht beteiligt. Insbesondere habe ich nicht die Hilfe einer Promotionsberaterin / eines Promotionsberaters in Anspruch genommen. Dritte haben von mir weder unmittelbar noch mittelbar geldwerte Leistungen für Arbeiten erhalten, die im Zusammenhang mit dem Inhalt der vorgelegten Dissertationsschrift stehen. Die Dissertationsschrift wurde von mir bisher weder im Inland noch im Ausland in gleicher oder ähnlicher Form einer anderen Prüfungsbehörde vorgelegt. Köln, den 10.08.2010 Die in die vorliegende Arbeit eingeflossenen Krankengeschichten wurden von mir selbst ausgewertet. Die Erstellung der Patientenlisten aus den OP-Büchern erfolgte in Zusammenarbeit mit meiner Mitdoktorandin, Frau J. Lauber-Ziegs. Die Betreuung der Arbeit von Seiten der Transfusionsmedizin erfolgte durch Frau Prof. Dr. med. B. Gathof, Zentrale Dienstleistungseinrichtung für Transfusionsmedizin der Universität zu Köln. Die Betreuung der Arbeit von Seiten der Neurochirurgie erfolgte durch Herrn Prof. Dr. med. R.-I. Ernestus, Klinik und Poliklinik für Allgemeine Neurochirurgie der Universität zu Köln. Die Betreuung der statistischen Auswertung erfolgte durch Herrn Prof. Dr. phil. G. Wassmer, Institut für Medizinische Statistik, Informatik und Epidemiologie der Universität zu Köln. Danksagungen Mein besonderer Dank gilt Frau Prof. Dr. med. B. Gathof für die freundliche und bestimmte Heranführung an diese Arbeit sowie Herrn Prof. Dr. med. R.-I. Ernestus für die engagierte Mitbetreuung seitens der Neurochirurgischen Klinik und wertvolle Verbesserungsvorschläge. Weiterhin geht ein herzlicher Dank an Herrn Prof. Dr. phil. G. Wassmer für die statistische Betreuung der Arbeit. Bei meiner Mitdoktorandin Frau J. Lauber-Ziegs möchte ich mich für die gute Zusammenarbeit bei der gemeinsamen Datenerhebung bedanken. Auch meinem Freund und Kollegen Dr. med. Frank Lott sei mein herzlichster Dank für seine Verbesserungsvorschläge ausgesprochen. Meinen Eltern Brigitte Shahrokhshahi-Böning und Walter Böning sowie meinem Stiefvater Davoud Shahrokhshahi möchte ich für Ihre liebevolle Unterstützung während meines gesamten Studiums und darüber hinaus danken. Nicht zuletzt geht noch ein ganz besonderer Dank an meine großartige Frau Evelyn für die endlose moralische Unterstützung und Ermunterung, ohne die ich diese Arbeit wohl nie fertiggestellt hätte. Für Evelyn und Lia Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 1 1.1. Begründung der Notwendigkeit zur Erhebung von Transfusionsstatistiken 1 1.2. Historische Entwicklung von Risiken und Gefahren von Bluttransfusionen 2 1.3. Aktuelle Gefahren und Risiken von Bluttransfusionen 3 1.4. Vergleich verschiedener Transfusionsregime 4 1.5. Alternativen zur Bluttransfusion 5 1.6. Klassifikation der Tumoren des Zentralen Nervensystems 7 1.7. Aufgabenstellung 9 2. Patienten und Methodik 10 2.1. Auswahl des Patientenguts 10 2.2. Erhebung der Patientendaten 10 2.3. Auswertung der erhobenen Daten und verwendete Mittel 11 2.4. Gesondert untersuchte Patienten 14 2.5. Unterteilung des Patientenkollektivs 14 2.6. Angewandte statistische Verfahren 15 2.7. Quotienten zur Bewertung des Bluthaushalts 16 3. Ergebnisse 18 3.1. Charakteristika des Patientenkollektivs 18 3.1.1. Demografische Daten 18 3.1.2. Verteilung der Blutgruppen 19 3.1.3. Verteilung der Tumordiagnosen 20 3.1.4. Verteilung der Lokalisation der Tumoren 20 3.1.5. Verteilung der Unterdiagnosen innerhalb der Gruppe „Gliome“ 22 3.1.6. Metastasen 22 3.1.7. Tumorklassifikation 23 3.1.8. Tumordignität 25 3.1.9. Blutgerinnungsbeeinflussende Faktoren 25 3.1.10. Operationsdauer 26 3.1.11. Intraoperativer Blutverlust 27 3.1.12. Eigenblutspender 27 3.2. Verbrauch von Erythrozytenkonzentraten (EK) 29 3.2.1. EK-Verbrauch während des gesamten Krankenhausaufenthaltes 29 3.2.2. Perioperativer EK-Verbrauch 31 3.2.3. Anzahl der transfundierten Patienten 31 3.2.4. Quotienten zur Beurteilung des Blutkonservenhaushaltes 34 3.2.5. Untergruppen der Gliome 36 3.2.6. EK-Verbrauch bei Zweit-Operationen 37 3.2.7. EK-Verbrauch bei Eigenblutspendern 38 3.3. Perioperativer Verbrauch von Plasma-Konserven (FFP) 38 3.3.1. FFP-Verbrauch nach Tumordiagnosen 38 3.3.2. Quotienten zur Beurteilung des Transfusionsmanagements 40 3.3.3. FFP-Verbrauch bei Eigenblutspendern 40 3.4. Verbrauch von Thrombozytenkonzentraten (TT, TK) 40 3.5. Den perioperativen EK-Verbrauch beeinflussende Faktoren 43 3.5.1. Charakteristika der Patienten 43 3.5.2. Präoperativ bekannte Faktoren 43 3.5.2.1. ASA-Klassifikation 43 3.5.2.2. Tumorlokalisation 44 3.5.2.3. Anzahl der Voroperationen 45 3.5.2.4. Laborwerte 45 3.5.2.5. Präoperative Gabe von Medikamenten 46 3.5.2.5.1. Medikamente mit bekanntem Einfluss auf die Blutgerinnung 46 3.5.2.5.2. Medikamente ohne bekannten Einfluss auf die Blutgerinnung 48 3.5.2.6. Vorerkrankungen 50 3.5.3. Operationsverlauf 51 3.5.4. Postoperativer Verlauf 53 3.6. Verlauf des Hämoglobin-Wertes bei transfundierten im Vergleich zu nicht transfundierten Patienten 54 3.7. Präoperative Anforderung von Blutprodukten 54 4. Diskussion 56 4.1. Prädiktoren für den perioperativen EK-Verbrauch 56 4.1.1. Tumordiagnose 56 4.1.2. Charakteristika der Patienten 58 4.1.3. ASA-Klassifikation 59 4.1.4. Tumorlokalisation 59 4.1.5. Laborwerte 60 4.1.6. Vormedikation 60 4.1.7. Vorerkankungen 61 4.1.8. Revisionen und Rezidivoperationen 62 4.2. Auswirkung der gegebenen Empfehlungen auf das Blutbestellverhalten 62 4.3. Vergleiche mit Literaturdaten 64 4.3.1. C/T – Ratio und Transfusionsverhalten bei Kraniotomien, Hypophysektomien und Laminektomien 4.3.2. Eigenblutspenden 64 67 5. Zusammenfassung 68 6. Literaturverzeichnis 70 7. Abbildungsverzeichnis 75 8. Tabellenverzeichnis 77 9. Lebenslauf 79 Abkürzungsverzeichnis 95%-KI 95% Konfidenzintervall Abb. Abbildung ACE Angiotensin Converting Enzyme ACVB Aortocoronarer Venen-Bypass ASA American Society of Anesthesiology ASS Acetylsalicylsäure BWK Brustwirbelkörper C/T Crossmatched-to-transfused ratio COPD Chronisch-obstruktive Lungenerkrankung CSE Cholesterin-Synthese-Enzym CVI Chronisch venöse Insuffizienz d Tag dl Deziliter D/T Delivered-to-transfused ratio EB Eigenblut EK Erythrozytenkonzentrat FB Fremdblut FFP Fresh Frozen Plasma g Gramm Hb Hämoglobin HIV Human Immunodeficiancy Virus Hkt Hämatokrit HWS Halswirbelsäule ICD International Classification of Diseases ICPM International Classification of Procedures in Medicine INR International Normalized Ratio + K P P Kalium kg Kilogramm KHK Koronare Herzkrankheit KI Konfidenzintervall m männlich Max. Maximum mg Milligramm Min. Minimum ml Milliliter mmol Millimol MSBOS Maximum Surgical Blood Order Schedule n Anzahl Na+ Natrium NAT Nucleic Acid Amplification Technique neg. negativ OP Operation o.n.A. Ohne nähere Angaben PAI-1 Plasminogen-Aktivator-Inhibitor Typ 1 p Signifikanz PFC Perfluorkohlenwasserstoff pos. positiv präop. präoperativ postop. postoperativ PTT Partielle Thromboplastinzeit r Korrelationskoeffizient R% Rücklaufquote Rh Rhesusfaktor s Standardabweichung T&S Type and Screen T% Transfusionswahrscheinlichkeit Tab. Tabelle TK Thrombozytenkonzentrat TT Thrombozytapheresekonzentrat w weiblich WHO World Health Organisation x̄ Mittelwert P A E P A Z.n. Zustand nach ZNS Zentrales Nervensystem „Blood transfusion is like marriage; it should not be entered upon lightly, unadvisedly or wantonly, or more often than is absolutely necessary”. R.W. Beal, 1976. 1. Einleitung 1.1. Begründung der Notwendigkeit zur Erhebung von Transfusionsstatistiken „Blood is an expensive, scarce resource. Unnecessary transfusion may cause a shortage of blood products for patients in real need.“ schreibt die Weltgesundheitsorganisation in ihrem Handbuch zum klinischen Einsatz von Blut (WHO, 2001). Die begrenzte Verfügbarkeit an Transfusionsprodukten ist jedoch nur einer der Gründe, von allen Beteiligten einen verantwortungsvollen Umgang mit Blutkonserven zu verlangen. Auch bei deutlich verbesserten Möglichkeiten der Untersuchung von Transfusionsprodukten auf übertragbare Krankheitserreger ist jede Transfusion mit einem Komplikationsrisiko behaftet (Corwin, 1999). Gemäß Transfusionsgesetz und Richtlinien der Bundesärztekammer gibt es daher eine Verpflichtung zur Aufklärung über mögliche Alternativen zur Transfusion von Fremdblut (Hutschenreuter und Reyle-Hahn, 2000; Bundesärztekammer, 2005). Da es sich bei neurochirurgischen Tumoroperationen in der Mehrzahl um gut planbare, elektive Eingriffe handelt, kommen hier Alternativen wie die präoperative Eigenblutspende in Betracht und sind bei entsprechenden Gegebenheiten dem Patienten anzubieten. Außerdem handelt es sich, trotz überwiegend unentgeltlich erbrachter Blutspenden, bei der Herstellung von Blutkonserven und dem Management ihrer Bereitstellung und Verabreichung unter hohen Sicherheitsstandards um ein kostenintensives Verfahren, so dass auch unter gesundheitsökonomischen Gesichtspunkten ein rationaler Umgang mit Blutressourcen angezeigt ist. Aus diesen Gründen verpflichten die Richtlinien der Bundesärztekammer Krankenhäuser zur Aufstellung von einrichtungsinternen Statistiken über den Verbrauch von Blutprodukten und Plasmaproteinen, um den Blutkonservenhaushalt entsprechend der regionalen und klinikinternen Gegebenheiten regeln zu können (Bundesärztekammer, 2005). 1 1.2. Historische Entwicklung von Risiken und Gefahren bei Bluttransfusionen Die ersten Bluttransfusionen von Mensch zu Mensch sind für die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts dokumentiert. Aufgrund der Unkenntnis der verschiedenen Blutgruppensysteme handelte es sich hierbei damals um eine risikoreiche und häufig tödlich endende therapeutische Maßnahme. Eine im Jahr 1875 veröffentlichte Statistik über 350 vorgenommene Transfusionen berichtete von einem „ungünstigen Ausgang“ in 52 Prozent der Fälle (Landois, 1875). Nach der Entdeckung der Blut- und Rhesusgruppen zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch Karl Landsteiner und seine Mitarbeiter sowie der Entwicklung von entsprechenden, routinemäßig anwendbaren Testmethoden sank die Gefahr einer Transfusionsreaktion stark, und die Bluttransfusion wurde als weitgehend risikofreie Prozedur angesehen. Dies änderte sich in den 1980er Jahren, insbesondere aufgrund der Gefahr der Übertragung des zu dieser Zeit entdeckten Human ImmunodeficiancyVirus (HIV), aber auch durch andere auf dem Blutwege übertragbare Viruserkrankungen wie Hepatitis C (Goodnough et al., 1999). Weitere Fortschritte in der Transfusionsmedizin konnten das Risiko einer Virusübertragung durch Bluttransfusion bis zum Ende des Jahrhunderts minimieren. Es wurde 1999 für HIV bei ca. 1:200.000 bis 1:2.000.000 und für Hepatitis C bei ca. 1:30.000 bis 1:150.000 pro transfundiertem Blutkonzentrat angesiedelt, zugrunde liegt eine Berechnung der Wahrscheinlichkeit einer Erregerübertragung durch in ScreeningTests nicht nachweisbare Frühinfektionen (Goodnough et al., 1999). Eine aktuellere deutsche Untersuchung berechnet das Risiko einer unentdeckten Virusinfektion in Blutspenden bei Testung mittels Nucleic Acid Amplification Technique (NAT), einer Testmethode, die in Deutschland für Tests von Blutspenden auf HIV und Hepatitis C vorgeschrieben ist, auf 1:5.540.000 für HIV und auf 1:4.440.000 für Hepatitis C (Offergeld et al., 2005). Das Risiko einer schweren hämolytischen Transfusionsreaktion wurde 1999 auf 1:250.000 bis 1:1.000.000 beziffert. Ca. 50 % aller durch akute hämolytische Reaktionen hervorgerufenen Todesfälle werden durch die Gabe AB0-inkompatibler Produkte aufgrund administrativer Fehler hervorgerufen. Des Weiteren kommt es bei einem von 260.000 Patienten zu einer Hämolyse aufgrund atypischer Antikörper, die durch die durchgeführten Routineuntersuchungen nicht entdeckt werden (Goodnough et al., 1999). 2 1.3. Aktuelle Gefahren und Risiken von Bluttransfusionen Trotz des geringen Restrisikos einer Virusübertragung oder einer hämolytischen Transfusionsreaktion gibt es nach wie vor eine lebhafte Debatte bezüglich der Sicherheit und Effektivität von Transfusionen. In den 1990er Jahren erschienen mehrere Publikationen, in denen immunomodulatorische Effekte durch Transfusionen beschrieben wurden, vor allem bei Transfusionen mit Leukozyten- oder Plasmaanteil. Für Produkte mit reduziertem Anteil von Leukozyten und Plasma wurden auch geringere immunomodulatorische Veränderungen beschrieben (Spence et al., 1993 ; Blumberg et al., 1994 ; Landers et al., 1996). Opelz konnte eine positive Korrelation der Überlebensrate von Nierentransplantatempfängern mit der Anzahl der verabreichten Blutkonserven nachweisen, was er als Ausdruck eines immunosuppressiven Effekts infolge der Blutübertragungen ansah (Opelz, 1981). Blumberg et al. wiesen für Tumorpatienten einen signifikanten Anstieg der Tumorrezidivraten nach Transfusionen nach und vermuteten die Ursache zumindest teilweise ebenfalls in einer durch die Transfusion induzierten Immundysregulation (Blumberg et al., 1990; Blumberg et al., 1994). In einer 2003 angefertigten Metaanalyse aus 20 in den Jahren 1986 bis 2000 durchgeführten Erhebungen mit insgesamt mehr als 13.000 Patienten wurde ein positiver Zusammenhang zwischen einer Transfusion heterologen Bluts und einer postoperativen bakteriellen Infektion sichtbar (p < 0,05) (Hill et al., 2003). In 17 der 20 Studien lag die Signifikanz bei p < 0,05. Die Metaanalyse kam zu dem Schluss, dass Transfusionen im perioperativen Zeitraum das Risiko einer bakteriellen Infektion signifikant erhöhen und damit den postoperativen Verlauf komplizieren sowie die Dauer des Krankenhausaufenthalts verlängern. In den meisten der Studien war eine Transfusion ein bedeutsamerer prognostischer Faktor als z.B. die Operationsdauer, das Ausmaß der Anämie, Vorliegen eines Traumas, Hypotension oder anderer Faktoren, die traditionell als Prädiktoren für den klinischen Schweregrad der Erkrankung dienen (Blumberg et al., 1994). Mehrere Autoren beschrieben Veränderungen in Erythrozytenkonzentraten (EK) im Zusammenhang mit der Dauer der Lagerung. So wurden in elektronenmikroskopischen Untersuchungen ab der zweiten Woche der Lagerung 3 Veränderungen der Form von Erythrozyten sowie eine Abnahme der Verformbarkeit und eine Zunahme von Hämolyse und Azidose beobachtet. Bis zum 42. Tag der Lagerung hatte der Anteil der morphologisch abnormen Erythrozyten einen Anteil von über 76 % erreicht (Berezina et al., 2002). Des Weiteren konnten mit zunehmender Lagerungsdauer Veränderungen nachgewiesen werden, die zu einer gesteigerten Aggregationsneigung führen (Hovav et al., 1999). Zallen et al. beschrieben 1999 das Durchschnittsalter der Blutkonserven (p < 0,05), die Anzahl der verabreichten Konserven, die älter als 14 Tage (p < 0,05) sowie die Anzahl derer, die älter als 21 Tage (p < 0,01) waren, als unabhängige Risikofaktoren für das Auftreten eines posttraumatischen oder postoperativen Multiorganversagens bei Trauma-Patienten. Die Autoren erklärten dies mit dem Vorhandensein von Leukozyten in Erythrozytenkonzentraten, deren Lebensdauer, im Gegensatz zu der mehrwöchigen Lebensdauer der Erythrozyten, nur wenige Tage beträgt, und die nach dem Absterben lytische Enzyme freisetzen können, welche wiederum die Produktion von Entzündungsmediatoren auslösen. Dieser Prozess wird durch die Lagerung der Produkte bei 4 Grad Celsius zwar verlangsamt, jedoch nicht gestoppt (Zallen et al., 1999). 1.4. Vergleich verschiedener Transfusionsregime Hébert et al. untersuchten 1999 die Auswirkungen von EK-Gaben bei 838 Patienten mit einer „critical illness“. Von einer „critical illness“ spricht man bei medizinisch instabilen Patienten, die sich in einer akut lebensbedrohlichen Situation befinden oder denen eine solche droht, und deren Überlebensaussicht ohne medizinische Hilfe schlecht ist. Die Autoren unterteilten ihr Versuchskollektiv in eine liberale Transfusionsstrategie (Transfusion bei Hb-Werten unter 10 g/dl und Aufrechterhaltung eines Hb zwischen 10 und 12 g/dl) und eine restriktive Transfusionsstrategie (Transfusion bei Hb-Werten unter 7 g/dl und Aufrechterhaltung eines Hb zwischen 7 und 9 g/dl). Die Sterblichkeit während des gesamten Krankenhausaufenthaltes war in der restriktiven Gruppe signifikant niedriger als bei den Patienten, denen ein liberales Transfusionsregime zuteil geworden war (p < 0,05). Bezüglich der Mortalität nach 30 Tagen konnte kein signifikanter Unterschied nachgewiesen werden (Hébert et al., 1999). 4 In einer nachfolgenden Analyse von 357 „critical illness“ - Patienten mit kardiovaskulären Vorerkrankungen kam es zu keinen statistisch signifikanten Differenzen der Sterblichkeit. Transfusionsstrategie zeigte Die Patientengruppe jedoch eine mit signifikant einer höhere liberalen Anzahl von Multiorganversagen während des Klinikaufenthalts (p < 0,05). Einzig bei den Patienten mit einer schweren ischämischen Herzerkrankung (z.B. akuter Myokardinfarkt, instabile Angina pectoris, n = 257) konnte eine tendenziell, jedoch nicht signifikant niedrigere Überlebenswahrscheinlichkeit bei einer restriktiven Transfusionspolitik nachgewiesen werden (Hébert et al., 2001). Eine Analyse von beatmungspflichtigen Patienten zeigte keinen Vorteil einer liberalen gegenüber einer restriktiven Verfahrensweise (Hébert et al., 2001). Bereits 1997 hatte Hébert in einer großen Studie mit 4470 „critical illness“-Patienten Hinweise für eine erhöhte Mortalität bei anämischen Patienten mit einer kardialen Vorerkrankung im Vergleich zu herzgesunden anämischen Patienten gefunden (Hébert et al., 1997). 1.5. Alternativen zur Bluttransfusion Zur Reduktion der Transfusionsprodukten Anzahl sollte an eine Transfusionen Beschränkung und auf Bereitstellung eindeutige von Indikationen angestrebt werden. Hierzu dient die Entwicklung eines „Maximum Surgical Blood Order Schedule“ (MSBOS), der die Blutbestellpraxis für gängige chirurgische Interventionsmethoden regelt. Die Effektivität des MSBOS wird durch regelmäßige Kontrolle der „Crossmatched-to-transfused ratio“ (C/T), also des Verhältnisses von gekreuzten zu transfundierten Konserven, überprüft. Des weiteren sollten Faktoren ermittelt werden, die über die Operationsmethode hinaus als Prädiktoren für den Transfusionsbedarf dienen und in die Kalkulation der präoperativen Bestellpraxis einbezogen werden können. Außerdem sollte eine sorgfältige Anamnese bisheriger Blutungsereignisse erhoben werden und die Gabe gerinnungsbeeinflussender Medikamente, soweit medizinisch vertretbar, rechtzeitig pausiert werden. Ferner sollte man versuchen, den intraoperativen Blutverlust durch die Verfeinerung der chirurgischen Methoden zu reduzieren (Spence et al., 1993). 5 Eine weitere Möglichkeit zur Einsparung von Spenderblut besteht in der Einbeziehung von Alternativen zu homologen Transfusionen. Hier ist zunächst die autologe Blutspende zu nennen, bei der der Patient präoperativ Blut spendet, das ihm dann selbst im perioperativen Zeitraum retransfundiert wird. Diese Möglichkeit bietet sich für Patienten an, die sich einem elektiven Eingriff unterziehen, und bei denen es keine Kontraindikationen für eine Blutspende, wie z.B. eine vorbestehende Anämie, gibt. Eine maligne Erkrankung an sich wird nicht als Kontraindikation für eine Eigenblutspende angesehen (Hansen et al., 2002). Bei der isovolämischen Hämodilution wird dem Patienten präoperativ Blut entnommen und das verlorene Volumen durch Plasmaexpander ersetzt. Im Anschluss an die Operation, während der der Patient also nur „verdünntes“ Blut mit einem geringeren Anteil an Erythrozyten verliert, erfolgt auch hier die Retransfusion des entnommenen Materials und somit wieder die Anhebung des zellulären Anteils im Blut. Eine weitere Möglichkeit ist die perioperative Autotransfusion, bei der das während der Operation verlorene Blut gesammelt, aufbereitet und dem Patienten dann retransfundiert wird. Die Methode ist auf Grund der Möglichkeit einer Dissemination maligner Zellen allerdings in der Tumorchirurgie kontraindiziert. Hansen et al. fanden bei 57 von 61 untersuchten Patienten invasive, proliferationsfähige Tumorzellen in während der OP gesammeltem und gewaschenem Blut (Hansen et al., 1995). Die Autoren praktizieren und empfehlen daher bei Tumoroperationen die intraoperative Bestrahlung des gesammelten Blutes mit 50 Gray, womit Tumorzellen aller Tumorarten sicher und komplett vernichtet werden können, ohne dass die Erythrozyten geschädigt werden, so dass die Methode Tumoroperationen angewandt werden kann der Autotransfusion auch bei (Hansen et al., 1999; Hansen et al., 2004). Die Empfehlung betrifft auch einige nicht-maligne Tumorerkrankungen, unter anderem das Meningeom, für das in Fallberichten Zellabsiedelungen beschrieben sind (Hansen et al., 2004) Darüber hinaus gibt es diverse Ansätze, den perioperativen Bluthaushalt medikamentös zu beeinflussen. So werden z.B. bei einigen Operationsarten vasokonstriktive Agentien wie Vasopressin oder Desmopressin genutzt. Eine Stimulation des Knochenmarks zur Produktion von roten Blutzellen kann durch die Gabe von rekombinantem humanem Erythropoietin erreicht werden. Eine Möglichkeit der indirekten Erhöhung der Sauerstoffzufuhr besteht in der Erhöhung des Kreislaufvolumens durch Gabe Infusionslösungen. (Spence et al., 1993). 6 von kristalloiden oder kolloidalen Ferner verzeichnet man Fortschritte in der Entwicklung von künstlich hergestellten Sauerstoff-Trägern wie Sauerstofftransporter auf modifizierter Hämoglobin-Moleküle oder synthetischer Perfluorkohlenwasserstoff (PFC) – Basis (Rinaldi, 2005; Goodnough et al., 2003). 1.6. Klassifikation der Tumoren des Zentralen Nervensystems Die Einteilung der Tumoren des Zentralen Nervensystems (ZNS) kann nach mehreren Kriterien erfolgen. Diese Arbeit orientiert sich an der im Jahr 2000 von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) herausgegebenen und entsprechend neuer Erkenntnisse auf dem Gebiet der Neuroonkologie überarbeiteten dritten Auflage der "Classification of Tumors of the Nervous System" (Schlegel et al., 2004). Hier wurden im Vergleich zur Vorklassifikation von 1993 neue Tumorentitäten definiert und bestehende Klassifikations- und Gradierungskriterien überarbeitet. Die erste WHO-Klassifikation erschien Ende der 1970er Jahre und beruhte auf der Annahme einer Entdifferenzierungsreihe, deren einzelne Stufen den Malignitätsgraden (WHO-Grade I-IV) entsprechen, welche mit dem mittleren postoperativen rezidivfreien Intervall korrelieren (Zülch et al., 1979). In der zweiten Version von 1993 wurde versucht, durch Erstellung einer einheitlichen Nomenklatur eine Grundlage der Qualitätssicherung zu schaffen. (Schlegel et al., 2004) Die Einteilung richtet sich nach dem Ursprungsgewebe der Tumorzellen. Die größten Gruppen bilden hierbei die Tumoren neuroeepithelialen Ursprungs und die meningothelialen Tumoren. Eine weitere große Gruppe stellen die sekundären ZNSTumoren (Metastasen) dar. Die Hypophysenadenome, welche der Adenohypophyse entstammen, sind nicht Teil der WHO-Klassifikation der Tumoren des Nervensystems. 7 Abb. 1.1. WHO-Klassifikation der Tumoren des Nervensystems (2000) 1. Tumoren des neuroepithelialen Gewebes 1.1 Astrozytäre Tumoren Diffuses Astrozytom Varianten: Fibrilläres Astrozytom Protoplasmatisches Astrozytom Gemistozytisches Astrozytom Anaplastisches Astrozytom Glioblastom Varianten: Riesenzell-Glioblastom Gliosarkom Pilozytisches Astrozytom Pleomorphes Xanthoastrozytom Subependymales Riesenzellastrozytom Anaplastisches Ependymom Myxopapilläres Ependymom Subependymom 1.2 Oligodendrogliale Tumoren Oligodendrogliom Anaplastisches Oligodendrogliom 1.7 Neuronale und gemischtglioneuronale Tumoren Gangliozytom Dysplastisches Gangliozytom des Kleinhirns (Lhermitte-Duclos) Desmoplastisches infantiles Astrozytom / Gangliogliom Dysembryoplastischer neuroepithelialer Tumor Gangliogliom Anaplastisches Gangliogliom Zentrales Neurozytom Zerebelläres Liponeurozytom Paragangliom des Filum terminale 1.3 Mischgliome Oligoastrozytom Anaplastisches Oligoastrozytom Oligodendrogliom Anaplastisches Oligodendrogliom 1.4 Ependymale Tumoren Ependymom Varianten: Zelluläres Ependymom Papilläres Ependymom Klarzell-Ependymom Tanyzytisches Ependymom 1.5 Tumoren des Plexus chorioideus Plexuspapillom Plexuskarzinom 1.6 Gliome unsicheren Ursprungs Astroblastom Gliomatosis cerebri Chordoides Gliom des 3. Ventrikels 1.8 Neuroblastäre Tumoren Olfaktoriusneuroblastom (Aesthesioneuroblastom) Olfaktoriusneuroepitheliom Neuroblastome der Nebenniere und des sympathischen Nervensystems 1.9 Pinealisparenchym-Tumoren Pineozytom Pineoblastom Pinealisparenchym-Tumor intermediärer Differenzierung 1.10 Embryonale Tumoren Medulloepitheliom Ependymoblastom Medulloblastom Varianten: Desmoplastisches Medulloblastom Großzelliges Medulloblastom Medullomyoblastom Melanotisches Medulloblastom Supratentorieller primitiver neuroektodermaler Tumor (PNET) Varianten: Neuroblastom Ganglioneuroblastom Atypischer teratoider/rhabdoider Tumor 2. Tumoren der peripheren Nerven 2.1 Schwannom (Neurilemmom, Neurinom) Varianten: Zellulär Plexiform Melanotisch 2.3 Perineuriom Varianten: Intraneurales Perineuriom Weichteil-Perineuriom 2.4 Maligner peripherer Nervenscheidentumor (MPNST) Varianten: Epitheloid MPNST mit divergierender mesenchymaler und/oder epithelialer Differenzierung Melanotisch Melanotisch psammomatös 2.2 Neurofibrom Variante: Plexiform 3. Tumoren der Meningen 3.1 Tumoren meningothelialer Zellen Meningeom Varianten: Meningothelial Fibrös (fibroblastisch) Transitionell(gemischt) Psammomatös Angiomatös Microzystisch Sekretorisch Lymphoplasmozytenreich Metaplastisch Klarzellig Chordoid Atypisch Papillär Rhabdoid Anaplastisch 3.2 Mesenchymale, nicht-meningotheliale Tumoren Lipom Angiolipom Hibernom Liposarkom (intrakraniell) Solitärer fibröser Tumor Fibrosarkom Malignes fibröses Histiozytom Leiomyom Leiomyosarkom Rhabdomyosarkom Chondrom Chondrosarkom Osteom Osteosarkom Osteochondrom 5. Keimzelltumoren Germinom Embryonales Carcinom 3.3 Primäre melanozytäre Läsionen Diffuse Melanozytose Melanozytom Malignes Melanom Meningeale Melanomatose 3.4 Tumoren unsicherer Histogenese Hämangioblastom 6. Tumoren der Sella-Region 4. Lymphome und hämopoetische Neoplasmen Malignes Lymphom Plasmozytom Granulozytisches Sarkom Hämangiom Epitheloides Hämangioendotheliom Hämangioperizytom Angiosarkom Kaposi-Sarkom Dottersacktumor Choriocarcinom Teratom Varianten: Reif Unreif Teratome mit maligner Transformation 8 Kraniopharyngeom Variante: Adamantinomatöses Papillom Granulazelltumor 7. Metastatische Tumoren 1.7. Aufgabenstellung Aufgabe dieser Arbeit war es, für ein Kalenderjahr eine retrospektive Analyse des Blutkomponentenverbrauchs sowie diesen beeinflussender Faktoren bei tumorbedingten operativen Eingriffen am Zentralen Nervensystem in der Klinik für Allgemeine Neurochirurgie des Zentrums für Neurochirurgie an der Universitätsklinik Köln durchzuführen. Es sollte eine wissenschaftliche Bewertung und Diskussion sowie ein Vergleich mit Ergebnissen von Untersuchungen an anderen Zentren aus der Literatur erfolgen. Auf Basis der Ergebnisse sollten Empfehlungen für die präoperative Bereitstellung von Blutprodukten gegeben werden. 9 2. Patienten und Methodik 0B 2.1. Auswahl des Patientenguts In die Auswertung wurden alle 226 Patienten einbezogen, die sich im Zeitraum vom 01.01.1998 bis zum 31.12.1998 in der Klinik für Allgemeine Neurochirurgie der Universitätsklinik Köln (damaliger Direktor: Prof. Dr. med. N. Klug, aktueller Direktor: Prof. Dr. med. R. Goldbrunner) einem tumorbedingten neurochirurgischen Eingriff unterzogen haben und deren Krankenblätter im Auswertungszeitraum zur Verfügung standen. Auf Ausschlusskriterien wurde verzichtet. In 2 Fällen bestätigte sich der Tumorverdacht nicht, diese Fälle wurden in der Untergruppe „Sonstige“ mit in die Bewertung eingeschlossen. 2.2. Erhebung der Patientendaten Aus dem Operationsbuch der Klinik wurden alle für die Studie relevanten Patienten zusammengetragen. Anschließend erfolgte aus dem computergestützten System der Transfusionsmedizin (Leiterin: Frau Prof. Dr. med. B. Gathof) eine Analyse der Transfusionsakten, in welchen Informationen über Blutgruppen und irreguläre Antikörper enthalten sind. Des weiteren findet sich in diesen Akten eine Aufstellung aller für den entsprechenden Patienten gekreuzten, gelieferten und ggf. zurückgegebenen Blutkonserven inklusive der Konservennummern. Hierauf wurden aus den im Archiv der Neurochirurgischen Klinik befindlichen Patientenakten alle weiteren zur Auswertung notwendigen Daten erhoben. Präoperative Parameter, so z.B. personenspezifische Eigenschaften, präoperative Operationsdiagnose, Vorerkrankungen, Vormedikation, anästhesiologische Klassifikation nach der American Society of Anesthesiology (ASA) sowie präoperatives Routinelabor wurden aus dem Aufnahme-Befund sowie aus den Aufzeichnungen des 10 präoperativen Stationsaufenthaltes herangezogen. Erfasste Laborparameter waren: Hämoglobin (Hb in g/dl), Hämatokrit (Hkt in %), Leukozyten (in 10³/µl), Thrombozyten (in 10³/µl), Natrium (Na+ in mmol/l), Kalium (K+ in mmol/l), Quick (in %), International P P P P Normalized Ratio (INR) sowie Partielle Thromboplastinzeit (PTT in sec). Für den intraoperativen Verlauf wurde die Dokumentation im anästhesiologischen Protokoll verwendet. Hier erfolgte die Erhebung von Operationsdauer, Operationsverfahren, intraoperativen Änderungen der Laborparameter, Blutverlusten, Infusionen und Transfusionen. Zur Beurteilung des postoperativen Verlaufs wurden die Stationsbögen und Laborparameter der Intensiv- und Normalstationen ausgewertet. Nach Verlegung von der Intensiv- auf die Normalstation wurde an Laborwerten lediglich noch das Hämoglobin (Hb in g/dl) erfasst. Alle Daten wurden in dem in Abb. 2.1. dargestellten Erfassungsbogen zusammengetragen. Nach Abschluss der Datenerhebung erfolgte die Erstellung einer Maske des ® Statistikprogramms SPSS Version 10.0.7. (SPSS , USA) sowie die Eingabe der P P relevanten Parameter in diese Maske. Insgesamt wurden 314 Variablen erfasst. 2.3. Auswertung der erhobenen Daten und verwendete Mittel Für die anonymisierte Auswertung wurden den Patienten für die SPSS-Eingabe Fallnummern zugeteilt. Um die Möglichkeit der späteren Nachprüfung zu wahren, wurden ebenfalls die Nummern der neurochirurgischen Akten sowie die Geburtsdaten in die SPSS-Maske eingegeben. In Fällen, in denen Daten nicht für das gesamte Patientenkollektiv vorlagen, wurden lediglich die Patienten, bei denen der entsprechende Parameter zur Auswertung zugänglich war, mit einbezogen. Diese Fälle sind in der Arbeit durch abweichende Zahlen für n zu erkennen. Anschließend erfolgte mit SPSS die Berechnung aller in dieser Arbeit erwähnten statistischen Angaben (Häufigkeiten, Mittelwerte, Mediane, Standardabweichungen, Minima, Maxima, Konfidenzintervalle, Varianzanalysen). 11 Chi-Quadrat-Tests, t-Tests und Abb. 2.1. Zur Auswertung der neurochirurgischen Akten benutzter Erfassungsbogen 1B Aktennr.: Name: Geschlecht: Geb.-Datum: Alter: Größe (cm): männlich Gewicht (kg): Vorerkrankungen: keine Anämie Leukozytenfunktionsstörung Thrombozytenfunktionsstörung Koagulopathie welche: Bluterkrankung welche: Maligne Erkrankung: welche TNM-Klass.: Sonstige: Labor präop.: Hb (g/dl): Hkt (%): Leukozyten (10³/µl): Thrombozyten (10³/µl): weiblich Blutgruppe: Rhesusfaktor: OP-Diagnose: 0 A positiv ICD: ICPM: ASA: Medikation präop.: Heparin ASS Marcumar Clopidogrel Tiklopidin Sonstige: Datum: Na+ (mmol/l): K+ (mmol/l): Quick (%): PTT (sec.): INR: OP Datum: Uhrzeit: Schnitt: Naht: Dauer (min.): Zugang: Proc. (Exstirp., Clippung etc.) : Lagerung: Operateur: Elektiv-OP Notfall Erst-OP Revision wievielte: Zeitraum zur letzten OP (in d): Präop. gekr. EK : angef. TT : TK : FFP : Für OP nachgekr. EK: angef. ungekr. EK: nachgef. TT: TK: FFP: In den OP gebr. EK: TT: TK: Im OP verabreichte EK: TT: TK: FFP: Wieviel Eigenblut gespendet: Freies Intervall zur OP: Eigenblut transf. im OP: EK: Plasma: Rücktransfusion Hämodilution Retransfusion: wieviel: Isovolämische Hämodilution: Cell-Saver ges. im OP: Blutverlust ges. OP (ml): Kristalloide Lsg. ges. im OP (ml): Kolloidale Lsg. im OP (ml): Letzter Hb im OP (g/dl): 12 B AB negativ Transfusionszwischenfall Reanimation Exitus im OP Sonstiges: Intensivstation: A 11A Erstes postop. Labor: Hb (g/dl): Datum: Hkt (%): Quick (%): PTT (sec.): Thrombos (10³/µl): Intensivtage: Letztes Intens.-Labor: Hb (g/dl): Datum: Hkt (%): Quick (%): PTT (sec.): Thrombos (10³/µl): Auf Intens. nachgekr. EK: verabr. EK: TT: TK: FFP: Eigenblut EK: Plasma: Nachbeatmung (h): Revision: wann welche: Komplikationen auf Intens.: Besonderheiten auf Intens.: Exitus auf Intens.: U Komplikationen im OP: Hirnschwellung (Deckel entfernt) Sinusblutung Aneurysmaruptur Luftembolie U Normalstation: Erster stat. Hb: Datum: Letzter stat. Hb: Datum: Auf Stat. gekr. EK: verabr. EK: TT: TK: FFP: Eigenblut EK: Plasma: Konserven während des gesamten Aufenthaltes: Gesamt gekr. EK: gel. EK: verabr. EK: TT: TK: FFP: Eigenblut EK: Plasma: Stationsaufenthalt (d): präop.: postop.: gesamt: Datum der Entlassung: Revision: wann: welche: Kompl. auf Station: Besonderheiten auf Station: Gesamt ausgel.-zurück EK: TT: TK: Konserven: Gesamt bestelltes Eigenblut: Rücktransf. lt. Transf.: Hämodilution in Phase: Besonderheiten: 13 Die Auswertung erfolgte sowohl für das Gesamtkollektiv als auch aufgeteilt nach Tumordiagnosen. Das primäre Ziel der Studie war die Erhebung des Verbrauchs von Blutkonserven (Erythrozytenkonzentrate, Plasma- und Thrombozytenkonzentrate). In einem weiteren Schritt wurde die Abhängigkeit des Blutkonservenverbrauchs von verschiedenen Faktoren auf statistische Signifikanz überprüft. Diese Faktoren beinhalten Alter, Größe und Gewicht, prä-, peri- und postoperative Laborparameter, Medikamenteneinnahme, Vorerkrankungen, sowie Parameter des Operationsverlaufs und des postoperativen Genesungsprozesses. 2.4. Gesondert untersuchte Patienten Die Auswertung wurde unabhängig von bereits vor dem Erfassungszeitraum wegen der gleichen Erkrankung erfolgten Operationen durchgeführt. Der Einfluss von Voroperationen auf den Blutverbrauch wurde im Nachhinein geprüft. Bei 4 Patienten erfolgten innerhalb des Erfassungszeitraumes zwei Operationen. In diesen Fällen wurden die Zweit-Operationen gesondert betrachtet und nicht in die Berechnung des allgemeinen Konservenverbrauchs aufgenommen, da sonst auch die Patientenparameter zweifach in die Betrachtung eingegangen wären. In allen in dieser Arbeit angeführten Statistiken bezüglich des Verbrauchs von Blutprodukten handelt es sich, soweit nicht anders angegeben, ausschließlich um Fremdblutkonserven. Der Konservenverbrauch der 5 Eigenblutspender wurde gesondert analysiert. 2.5. Unterteilung des Patientenkollektivs Die Einteilung der Tumordiagnosen in Gruppen erfolgte anhand des durch die Abteilung für Neuropathologie des Instituts für Pathologie am Klinikum der Universität zu Köln (Direktorin: Frau Prof. Dr. med. M. Deckert) erhobenen neuropathologischen Befundes und wurde in Anlehnung an die Gruppierung der aktuellen ICD-O- 14 Klassifikation (International Classification of Diseases for Oncology, 3rd Edition, WHO, 2000) vorgenommen. Ausnahmen hiervon stellen die in dieser Arbeit gebildete Untergruppe „Metastasen“, bei deren Auswertung der histologische Typ nicht mit einbezogen wurde, sowie die Untergruppe „Sonstige“, in der im Patientenkollektiv nur selten vorkommende Diagnosen zusammengefasst wurden. Die in die ICD-O-Gruppe „Adenome und Adenokarzinome“ fallenden Diagnosen werden in dieser Arbeit als „Hypophysenadenome“ bezeichnet. Der einzige Fall, in dem es sich bei einem Tumor aus dieser ICD-O-Gruppe nicht um ein Hypophysenadenom handelte, sondern um ein Adenokarzinom des Nasopharynx, findet sich in der Gruppe „Sonstige“. Bei einer Divergenz zwischen der präoperativen Verdachtsdiagnose und der durch die histopathologische Untersuchung gefassten endgültigen Diagnose der Tumorart wurde letztere zur Auswertung herangezogen. War im pathologischen Bericht kein ICD-O-Schlüssel zu finden, ließ sich die angegebene histologische Diagnose jedoch eindeutig einer bestimmten ICD-O-Gruppe zuordnen, so wurde der Fall der entsprechenden Gruppe zugeschrieben. 2.6. Angewandte statistische Verfahren Bezüglich des Blutkonservenverbrauchs wurden mittels der Deskriptiven Statistik und der Explorativen Datenanalyse Mittelwerte, Standardabweichungen, Varianzen, Mediane, Konfidenzintervalle, Minima und Maxima berechnet. Zum Test auf Abhängigkeit des Blutkonservenverbrauchs von bestimmten Parametern wurden im Rahmen der Explorativen Datenanalyse Korrelationskoeffizienten und Signifikanzniveaus ermittelt. Zur Überprüfung eines Zusammenhangs zwischen zwei nominalen Variablen wurde der Chi-Quadrat-Test nach Pearson durchgeführt. Zum Vergleich der Mittelwerte von zwei unabhängigen Stichproben fand der t-Test (student-t-Test) Anwendung. Als Nullhypothese wurde jeweils die Annahme der sich nicht unterscheidenden Mittelwerte zugrundegelegt. Diese wurde bei zweiseitigem p < 0,05 verworfen. Zum Test des Einflusses einer unabhängigen Variable mit 15 verschiedenen Ausprägungen wurde die einfaktorielle Varianzanalyase (ANOVA) angewendet. 2.7. Quotienten zur Bewertung des Bluthaushaltes Folgende Quotienten wurden zur Bewertung des Blutkonservenhaushaltes herangezogen: Crossmatched-to-transfused ratio (C/T): Die Crossmatched-to-transfused ratio setzt die Anzahl der präoperativ gekreuzten Konserven in Verhältnis zur Anzahl der transfundierten Konserven: C /T Anzahl gekreuzter EK Anzahl transfundi erter EK Die C/T ist ein in der Literatur vielfach zur Bewertung des Blutkomponentenhaushalts herangezogener Parameter. Hierbei wird ein Wert größer als 2,5 in der Regel als ein Indikator für eine nicht effektive Blutbestellpraxis angesehen. (Boral et al., 1977; Sarma, 1980) Delivered-to-transfused ratio (D/T): 2B Die Delivered-to-transfused ratio beschreibt das Verhältnis von gelieferten zu transfundierten Erythrozytenkonzentraten. D /T Anzahl gelieferter EK Anzahl transfundi erter EK Zur Berechnung sowohl der C/T als auch der D/T wurden nur die transfundierten homologen Erythrozytenkonzentrate berücksichtigt, keine Eigenblutspenden. 16 Transfusionswahrscheinlichkeit (T%) : Die Transfusionswahrscheinlichkeit stellt den prozentualen Anteil von transfundierten Patienten am Gesamtkollektiv der operierten Patienten dar: T% = Anzahl transfundi erter Patienten *100 Anzahl operierter Patienten Als „Anzahl transfundierter EK“ bzw. „Anzahl transfundierter Patienten“ wurden jeweils nur die perioperativen Zeiträume berücksichtigt. Rücklaufquote (R%): Die Rücklaufquote setzt die Zahl der zurückgelieferten in Verhältnis zu den gelieferten Erythrozytenkonzentraten und wird für berechnet. R% = Anzahl retournierter EK *100 Anzahl gelieferter EK 17 den gesamten Krankenhausaufenthalt 3. Ergebnisse 3.1. Charakteristika des Patientenkollektivs Insgesamt wurden 226 Patienten in die Auswertung einbezogen. In 5 der Fälle handelte es sich um Eigenblutspender, die im Hinblick auf den Blutkonservenverbrauch und dessen Prädiktoren gesondert analysiert wurden. 3.1.1. Demografische Daten Von den insgesamt 226 einbezogenen Patienten waren 120 (53,10 %) weiblich und 106 (46,90 %) männlich. Das Alter lag zwischen 6 und 85 Jahren, im Durchschnitt bei x̄ = 55,94 ± 15,27 Jahren A E A (95%-KI 53,94 – 57,94; Median 58,00), wobei die weiblichen Patienten im Schnitt etwas jünger waren ( x̄ = 55,35 ± 15,59 Jahre; 95%-KI 52,53 – 58,17; Median 57,00) A E A als die Männer (x̄ = 56,60 ± 14,95 Jahre; 95%-KI 53,73 – 59,48; Median 59,50). A E A Abb. 3.1. Altersverteilung im Patientenkollektiv 70 60 58 54 50 45 Anzahl der Patienten 40 30 27 28 20 10 4 0 5,0 7 15,0 25,0 35,0 45,0 55,0 65,0 75,0 85,0 Alter (Jahre) 18 Der Mittelwert für die Körpergröße lag bei x̄ = 169,85 ± 9,13 cm (95%-KI 168,50 – A E A 171,20; Median 170,00), für Frauen bei x̄ = 164,93 ± 5,45 cm (95%-KI 163,78 – A E A 166,08; Median 165,00) und für Männer bei x̄ = 174,71 ± 9,44 cm (95%-KI 172,73 – A E A 176,69; Median 175,00). Das Gewicht betrug im Mittel 76,94 ± 15,28 kg (95%-KI 74,73 – 79,15; Median 75,00), bei den Frauen 72,44 ± 14,86 kg (95%-KI 69,39 – 75,48; Median 70,00) und bei den Männern 81,54 ± 14,38 kg (95%-KI 78,57 – 84,52; Median 83,00). 3.1.2. Verteilung der Blutgruppen Als Blutgruppe fanden sich bei 92 (40,88 %) Patienten Gruppe 0, bei 101 (44,88 %) Patienten Gruppe A, bei 23 (10,22 %) Patienten Gruppe B und bei 9 (4,00 %) Patienten Gruppe AB. Der Rhesusfaktor war bei 191 (84,88 %) positiv und bei 34 (15,11 %) negativ. Diese Werte entsprechen weitgehend einer im Jahr 1994 an mehr als 600.000 Blutspendern erhobenen Statistik zur Blutgruppenverteilung der Bevölkerung im Südwesten der Bundesrepublik Deutschland (Wagner et al., 1995). Tab. 3.1. Verteilung der ABO- und Rhesus-Blutgruppen im Patientenkollektiv verglichen mit dem Durchschnitt in Südwestdeutschland (Wagner et al., 1995) Blutgruppe / Rhesusfaktor Anteil in Prozent (%) und absolut (diese Studie) Anteil in Prozent (%) und absolut (Wagner et al.) 0 40,88 (n=92) 41,21 (n=257.231) A 44,88 (n=101) 43,26 (n=270.015) B 10,22 (n=23) 10,71 (n=66.860) 4,00 (n=9) 4,82 (n=30.055) Rh pos. 84,88 (n=191) 82,71 (n=575.382) Rh neg. 15,11 (n=34) 17,29 (n=48.782) AB 19 Abb. 3.2. Verteilung der ABO- und Rhesus-Blutgruppen im Patientenkollektiv verglichen mit dem Durchschnitt in Südwestdeutschland (Wagner et al., 1995) 100 80 60 Prozent % 40 Studie 20 Diese Studie 0 Wagner et al. 0 A B AB Rh+ Rh- Blutgruppe 3.1.3. Verteilung der Tumordiagnosen Einen mehr als 50-prozentigen Anteil an den Operationsdiagnosen hatten Meningeome und Gliome, eine weitere große Gruppe bildeten die Metastasen. Die Häufigkeitsverteilung der Diagnosen geht aus Abbildung 3.3. hervor. 3.1.4. Verteilung der Lokalisation der Tumoren In 84,96 % der Fälle handelte es sich bei den untersuchten Tumoren um intrakranielle Raumforderungen. Mit 79,20 % befanden sich die meisten der Tumoren supratentoriell. 5,75 % fanden sich infratentoriell in der hinteren Schädelgrube. 15,04 % der Tumoren waren am kraniospinalen Übergang oder spinal lokalisiert (s. Abb. 3.4.). 20 Abb. 3.3. Verteilung der Tumordiagnosen (Anteil absolut/prozentual) Meningeom Gliom 50,00 / 22,1% 76,00 / 33,6% Metastase 47,00 / 20,8% Sonstige 18,00 / 8,0% Neurinom 12,00 / 5,3% Hypophysenadenom 23,00 / 10,2% Abb. 3.4. Verteilung der Lokalisation der Tumoren im Gesamtkollektiv (Anteil absolut/ prozentual) Infratentoriell 13,0 / 5,8% Spinal 30,0 / 13,3% Kraniospinal 4,0 / 1,8% Supratentoriell 179,0 / 79,2% 21 3.1.5. Verteilung der Unterdiagnosen innerhalb der Gruppe „Gliome“ Die Gruppe der Gliome wurde zum größten Teil (59,21 %) durch Glioblastome vom WHO-Malignitätsgrad 4 gebildet. Abb. 3.5. Häufigkeitsverteilung der Diagnosen innerhalb der Gruppe „Gliome“ (Anteil absolut/prozentual) Sonstige 3,0 / 3,9% Oligodendrogliom 3,0 / 3,9% Ependymom 4,0 / 5,3% Astrozytom 13,0 / 17,1% Gliomunterformen 8,0 / 10,5% Glioblastom/ -sarkom 45,0 / 59,2% 3.1.6. Metastasen Von den 47 Patienten mit Metastasen wiesen 29 (61,70 %) intracerebrale Filiae davon 23 (48,93 %) supra- und 6 (12,77 %) infratentoriell - sowie 18 (38,30 %) Patienten spinale Filiae auf. Der Primärtumor war in mehr als einem Viertel der Fälle unbekannt, die bekannten Primärtumoren betrafen - in absteigender Häufigkeit - 22 Lunge, Mammae und Nieren, Darm, Haut, Prostata, Ovar sowie lymphatisches System. Abb. 3.6. Häufigkeitsverteilung der Diagnosen für den Primärtumor innerhalb der Gruppe „Metastasen“ Sonstige * 7,0 / 14,9% Lunge 10,0 / 21,3% Mamma 5,0 / 10,6% Darm 4,0 / 8,5% Niere 5,0 / 10,6% Unbekannt 13,0 / 27,7% Haut 3,0 / 6,4% * Sonstige = Blasen-Carcinom, Magen-Carcinom, Ovarial-Carcinom, Prostata-Carcinom, Plasmocytom, Non-Hodgkin-Lymphom, Osteosarkom (jeweils n=1). 3.1.7. Tumorklassifikation In Anlehnung an die ICD-0-Klassifikation aus dem Jahr 2000 erfolgte die Zuordnung der Hirntumoren zu einer Gruppe. Grundlage hierfür bildeten die im Befund der histopathologischen Untersuchung angegebenen ICD-Codes (s. Tab 3.2.). In der Gruppe „Adenome und Adenokarzinome“ Hypophysenadenome betrachtet. 23 wurden ausschließlich Tab. 3.2. Einteilung der pathologischen Tumordiagnosen in Anlehnung an die ICD-OKlassifikation (in Klammern die Häufigkeit n des Vorkommens im Patientenkollektiv) Gruppe gemäß ICD-O-Klassifikation 2000 Gliome (n=76) M938-M948 Pathologische Diagnose Gliomunterformen (n=8) M9380 Gliom, bösartig (n=1) M9382 Gliom, Mischform (n=6) M9383 Subependymales Gliom (n=1) Papillome (n=1) M9390 Papillom des Plexus chorioideus (n=1) Ependymome (n=4) M9391 Ependymom o.n.A. (n=3) M9392 Ependymom, anaplastisch (n=1) Astrozytome (n=13) M9400 Astrozytom o.n.A. (n=7) M9401 Anaplastisches Astrozytom(n=3) M9421 Pilozytisches Astrozytom (n=2) M9411 Gemistozytisches Astrozytom (n=1) Glioblastome (n=45) M9440 Glioblastom o.n.A. (n=42) M9441 Glioblastom, riesenzellig (n=2) M9442 Gliosarkom (n=1) Oligodendrogliome (n=3) M9450 Oligodendrogliom o.n.A. (n=2) M9451 Oligodendrogliom, anaplastisch (n=1) Medulloblastome (n=2) M9470 Medulloblastom (n=2) U U U U U U U Meningeome (n=50) M953 Metastasen (n=47) Adenome und Adenokarzinome (n=23) M814-M838 Neurinome (Nervenscheidentumoren) (n=12) M954-M957 Sonstige (n=18) M9530 Meningeom o.n.A. (n=10) M9531 Meningotheliomatöses Meningeom (n=9) M9532 Fibromatöses Meningeom (n=15) M9533 psammöses Meningeom (n=2) M9534 angiomatöses Meningeom (n=2) M9535 hämangioblastisches Meningeom (n=1) M9536 hämangioperizytisches Meningeom (n=1) M9537 Meningeom, Übergangstyp (n=10) wahrscheinlicher Primarius: Bronchial-Carcinom (n=10) Mamma-Carcinom (n=6) Nieren-Carcinom (n=5) kolorektales Carcinom (n=2) Prostata-Carcinom (n=2) malignes Melanom (n=2) Magen-Carcinom (n=1) Ovarial-Carcinom (n=1) Blasen-Carcinom (n=1) Mundhöhlen-Carcinom (n=1) Non-Hodgkin-Lymphom (n=1) Plasmocytom (n=1) unbekannter Primarius (n=14) M8270 chromophobes Adenom (n=16) M8280 eosinophiles Adenom (n=2) M8140 Adenom o.n.A. (n=5) M9540 Neurofibrom o.n.A. (n=1) M9540 Neurofibrosarkom (n=1) M9560 Neurilemmom o.n.A. (n=10) Neuroepitheliomatöse Neubildungen (n=3) M9505 Gangliogliom (n=2) M9506 Neurozytom (n=1) Keimzellneubildungen (n=1) M9064 Germinom (n=1) Blutgefäßtumoren (n=2) M9150 Hämangioperizytom o.n.A. (n=1) M9161 Hämangioblastom (n=1) Adenome und Adenokarzinome (n=1) M8140 Adenokarzinom o.n.A. (n=1) Verschiedene Tumoren (n=2) M9350 Kraniopharyngeom (n=1) M9370 Chordom (n=1) Paragangliome und Glomustumoren (n=1) M8680 Paragangliom o.n.A. (n=1) Ossäre und chondromatöse Neubildungen (n=2) M9189 Osteom o.n.A. (n=1) M9231 myxoides Chondrosarkom (n=1) Nicht oder nicht eindeutig zu kategorisieren (n=6) Epidermoid (n=2) Kolloidcyste (n=1) cystische Raumforderung o.n.A. (n=1) Strahlennekrose (n=1) thrombosierte Phlebektasie (n=1) U U U U U U U U 24 3.1.8. Tumordignität Abb. 3.7. gibt einen Überblick über die Verteilung der WHO-Malignitätsgrade I – IV im Patientenkollektiv. Abb. 3.7. Unterteilung der vorliegenden Tumordiagnosen nach dem WHO-Malignitätsgrad (Anteil absolut/prozentual) Grad IV Grad I 82,0 / 39,4% 90,0 / 43,3% Grad III Grad II 17,0 / 8,2% 19,0 / 9,1% 3.1.9. Blutgerinnungsbeeinflussende Faktoren Bei zwei der Patienten war eine Koagulopathie vorbekannt. In einem Fall handelte es sich um einen Protein C- und Protein S - Mangel, im anderen um ein Antiphospholipidsyndrom. Es lag also in beiden Fällen eine Hyperkoagulabilität mit gesteigerter Thromboseneigung vor, beide Patienten waren mit Marcumar antikoaguliert. Gerinnungsstörungen mit erhöhter Blutungsneigung kamen unter den untersuchten Personen, soweit bekannt, nicht vor. Im Patientenkollektiv fanden sich insgesamt 6 Marcumarpatienten. Die Indikationen zur Antikoagulation waren – neben den im vorherigen Absatz genannten Koagulopathien Tachyarrhythmia absoluta, Z.n. tiefer Beinvenenthrombose mit Lungenembolie sowie Z.n. Koronar-Stent-Implantation. In einem Fall ließ sich die Indikation der Dokumentation nicht entnehmen. Der Zeitraum des präoperativen Absetzens der Antikoagulationstherapie lag zwischen 0 und 13 Tagen ( x̄ = 6,67 ± A E A 4,37), die präoperativen Gerinnungswerte lagen für den Quick zwischen 41 % (INR 1,03) und 97 % (INR 1,89) (Quick: x̄ = 75,83 % ± 20,37; INR: x̄ = 1,27 ± 0,31). A E A A 25 E A Des Weiteren hatten 10 Patienten präoperativ ASS eingenommen, 8 in einer Dosierung von 100 mg und jeweils ein Patient in einer Dosierung von 250 bzw. 300 mg täglich. Der Zeitraum des präoperativen Absetzens der ASS-Medikation schwankte zwischen 0 und 10 Tagen ( x̄ = 4,20 ± 3,26). A E A 38 Patienten hatten über einen Zeitraum von mehr als 24 Stunden präoperativ eine Thromboseprophylaxe mit konventionellem (n = 7) oder niedermolekularem (n = 31) Heparin in low-dose bekommen. 3.1.10. Operationsdauer Für die verschiedenen Tumorarten fanden sich erhebliche Unterschiede bezüglich der mittleren Operationsdauer (p < 0,01). Die im Mittel kürzesten Operationen stellten mit 187 Minuten Resektionen von Metastasen dar, die längsten waren mit durchschnittlich 367 Minuten Meningeomoperationen. Tab. 3.3. Operationsdauer in Abhängigkeit von der Tumorart Tumordiagnose Meningeom (n=50) Metastase (n=46) Hypophysenadenom (n=23) Gliom (n=75) Glioblastom/-sarkom (n=44) Astrozytom (n=13) Gliomunterformen (n=8) Sonstige Gliome (n=10) Neurinom (n=12) Sonstige (n=17) Gesamt (n=223) x̄ ± s [min.] A E 95 % - KI A Min. – Max. [min.] 366,76 ± 123,89 331,55 – 304,82 115 - 665 186,91 ± 67,66 166,82 – 207,01 55 - 385 187,91 ± 104,01 142,94 – 232,89 90 - 535 281,00 ± 103,55 257,18 – 304,82 55 - 665 261,36 ± 74,19 238,81 – 283,92 80 - 435 303,46 ± 155,26 209,64 – 397,28 135 - 665 270,00 ± 78,65 204,25 – 335,75 150 - 370 347,00 ± 131,70 252,79 – 441,21 55 - 550 350,00 ± 109,84 280,21 – 419,79 135 - 510 272,06 ± 108,61 216,21 – 327,90 125 - 485 274,25 ± 122,54 258,08 – 290,42 55 - 665 26 Abb. 3.8. Operationsdauer in Abhängigkeit von der Tumorart 800 700 600 500 Dauer der OP in min. 400 300 200 100 0 N= 73 48 Gliom 46 23 Metastase Meningeom 12 16 Neurinom Hypophysenadenom Sonstige Tumordiagnose o = Ausreißer * = Extremwert 3.1.11. Intraoperativer Blutverlust Der im Operationsprotokoll dokumentierte Blutverlust während der Operation schwankte insgesamt zwischen 0 und 5100 ml ( x̄ = 824,07 ± 869,85; n = 209). Die A E A Unterschiede der Mittelwerte zwischen den verschiedenen Tumorarten waren auch hier signifikant (p < 0,01), der niedrigste Mittelwert betrug 427 ml bei den Glioblastomen, der höchste 1346 ml bei den Meningeomen (s. Tab. 3.4. und Abb. 3.9.). 3.1.12. Eigenblutspender 5 der in die Studie eingehenden 226 Patienten, davon 4 Frauen und ein Mann, hatten präoperativ Eigenblutspenden abgegeben. Das mittlere Alter der Eigenblutspender betrug 57,20 ± 9,76 Jahre (95% - KI 45,09 – 69,31, Median 55,00) und lag damit etwas oberhalb des Gesamtkollektivs, der Unterschied ist nicht signifikant. Die Zeit des freien Intervalls zwischen der ersten Blutspende und dem Operationstermin betrug zwischen 23 und 42 Tagen (x̄ = 32,20 ± 8,70). Das 42 Tage A 27 E A Tab. 3.4. Intraoperativer Blutverlust in Abhängigkeit von der Tumorart x̄ ± s [ml] Operationsdiagnose A Meningeom (n=47) Metastase (n=44) Hypophysenadenom (n=21) E 95 % - KI A 1396,81 ± 1059,71 1085,67 – 1707,95 854,55 ± 1113,80 515,92 – 1193,17 0 - 5100 738,10 ± 677,66 429,63 – 1046,56 0 - 2600 565,95 ± 508,36 448,17 – 683,72 0 - 3000 427,05 ± 249,27 351,26 – 502,83 0 - 1200 770,83 ± 695,59 328,88 – 1212,79 100 - 2500 906,25 ± 922,90 134,69 – 1677,81 200 - 3000 659,00 ± 531,59 278,72 – 1039,28 100 - 1700 662,50 ± 523,59 329,83 – 995,17 150 - 1800 634,38 ± 658,97 283,24 – 985,51 0 - 2300 835,19 ± 877,43 716,96 – 953,42 0 - 5100 Gliom (n=74) Glioblastom/-sarkom (n=44) Astrozytom (n=12) Gliomunterformen (n=8) Sonstige Gliome (n=10) Neurinom (n=12) Sonstige (n=16) Gesamt (n=214) Abb. 3.9. Intraoperativer Blutverlust in Abhängigkeit von der Tumorart 6000 5000 4000 Blutverlust im OP in ml 3000 2000 1000 0 -1000 N= 74 47 Gliom 44 Metastase Meningeom Min. – Max. [ml] 21 12 16 Neurinom Hypophysenadenom Sonstige Tumordiagnose o = Ausreißer * = Extremwert 28 100 - 5100 alte Erythrozytenkonzentrat wurde jedoch nicht mehr verwendet, das älteste transfundierte Konzentrat war 41 Tage zuvor gespendet worden. Es wurden zwischen 3 und 4 Eigenblut-Erythrozytenkonzentrate gespendet ( x̄ = 3,40 A E A ± 0,55), des Weiteren zwischen 0 und 4 Eigenblut-Plasmakonserven ( x̄ = 2,80 ± 1,64). A E A 3.2. Verbrauch von Erythrozytenkonzentraten (EK) 3.2.1. EK-Verbrauch während des gesamten Krankenhausaufenthaltes Der Verbrauch von Erythrozytenkonzentraten während des gesamten Aufenthaltes im Krankenhaus betrug für die 221 Patienten, die keine Eigenblutspende abgegeben hatten, im Mittel 0,81 ± 1,94 Erythrozytenkonzentrate. Der Konservenverbrauch war abhängig von der Operationsdiagnose (p < 0,01). Tab. 3.5. Durchschnittlicher EK-Verbrauch während des gesamten Krankenhausaufenthaltes 3B Operationsdiagnose Meningeom (n=48) Metastase (n=47) Hypophysenadenom (n=23) Gliom (n=74) Neurinom (n=12) Sonstige (n=17) Gesamt (n=221) x̄ ± s A E 95 % - KI A Min. – Max. 1,79 ± 2,72 1,00 – 2,58 0 – 10 1,04 ± 2,29 0,37 – 1,72 0–8 0,52 ± 1,47 -0,12 – 1,16 0–6 0,36 ± 1,17 0,09 – 0,63 0–8 0,29 ± 0,85 -0,14 – 0,73 0–3 0,81 ± 1,94 0,55 – 1,07 0 - 10 0,00 ± 0,00 29 Abb. 3.10. Mittlerer EK-Verbrauch während des gesamten Krankenhausaufenthaltes Mittelwert Gesamt verabreichte Fremdblut-EK 28B 2,00 1,79 1,50 1,00 1,04 ,50 ,52 ,36 ,29 0,00 S m no ri eu e ig st on N se ta as et om ge in en m m no lio de G na se hy op yp H M M Tumordiagnose Tabelle 3.6. zeigt den Verlauf des EK-Verbrauchs in den verschiedenen Phasen des Krankenhausaufenthaltes. Tab. 3.6. Vergleich der im Mittel intra- und der postoperativ (auf Intensiv- bzw. Normalstation) verabreichten Erythrozytenkonzentrate (EK) Tumordiagnose 1,21 ± 1,86 EK-Verbrauch postop. Intensivstation (x̄ ± s) 0,23 ± 0,81 EK-Verbrauch postop. Normalstation (x̄ ± s) 0,11 ± 0,73 0,81 ± 1,93 0,09 ± 0,41 0,13 ± 0,89 0,35 ± 0,94 0,17 ± 0,65 0,00 0,19 ± 0,61 0,15 ± 0,96 0,00 0,00 0,00 0,00 0,12 ± 0,49 0,00 0,00 0,54 ± 1,39 0,14 ± 0,73 0,05 ± 0,54 EK-Verbrauch intraop. (x̄ ± s) A E A A Meningeom (n=48) Metastase (n=47) Hypophysenadenom (n=23) Gliom (n=74) Neurinom (n=12) Sonstige (n=17) Gesamt (n=221) 30 E A A E A 3.2.2. Perioperativer EK-Verbrauch In diesem Abschnitt erfolgt die Auswertung des EK-Verbrauchs lediglich für den perioperativen Zeitraum, den wir als Zeitraum im Operationssaal plus postoperativen Aufenthalt auf der Intensivstation definierten (s. Tab. 3.7. und Abb. 3.11.). Auch hier war die Anzahl der verbrauchten Konserven abhängig von der Tumordiagnose (p < 0,01). Die perioperativen Werte werden im folgenden Abschnitt die Grundlage für die Berechnung der Quotienten zur Beurteilung des Bluthaushaltes (C/T, D/T, T%) bilden. 3.2.3. Anzahl der transfundierten Patienten Hier erfolgte die Auswertung lediglich anhand der Frage, ob den Patienten perioperativ Fremdblut-Erythrozytenkonzentrate verabreicht wurden oder nicht, unabhängig von deren Anzahl. Die Anzahl der Patienten, die perioperativ Fremdblut-Erythrozytenkonzentrate erhielten, betrug 42, dies entspricht einem Anteil von 19,00 % am Gesamtkollektiv. Die Darstellung nach Tumordiagnosen erfolgt in Tab. 3.8. Tab. 3.7. Durchschnittlicher perioperativer EK-Verbrauch 4B Tumordiagnose Meningeom (n=48) Metastase (n=47) Gliom (n=74) Hypophysenadenom (n=23) Neurinom (n=12) Sonstige (n=17) Gesamt (n=221) x̄ ± s A E 95 % - KI A Min. – Max. 1,44 ± 2,24 0,79 – 2,09 0–8 0,89 ± 2,11 0,27 – 1,51 0–8 0,34 ± 1,15 0,07 – 0,60 0–8 0,52 ± 1,47 -0,12 – 1,16 0–6 0,00 ± 0,00 0–0 0,12 ± 0,49 -0,13 – 0,37 0–2 0,68 ± 1,70 0,45 – 0,90 0–8 31 Mittelwert Periop. verabreichte Fremdblut-EK Abb. 3.11. Mittlerer perioperativer EK-Verbrauch 1,60 1,40 1,44 1,20 1,00 ,89 ,80 ,60 ,52 ,40 ,34 ,20 ,12 0,00 S m no ri eu e as e ig st on N t as et om ge in en m m no lio de G na se hy op yp H M M Tumordiagnose Tab. 3.8. Anzahl perioperativ transfundierter Patienten 29B Transfundierte Patienten absolut / relativ [%] Tumordiagnose Meningeom (n=48) Metastase (n=47) Gliom (n=74) Hypophysenadenom (n=23) Neurinom (n=12) Sonstige (n=17) Gesamt (n=221) Abb. 3.12. zeigt 19 / 39,58 45,24 10 / 21,28 23,81 9 / 12,16 21,43 3 / 13,04 7,14 0 / 0,00 0,00 1 / 5,88 2,38 42 / 19,00 oben Anteil an gesamt transfundierten Patienten [%] das 100,00 Verhältnis der Patienten, die perioperativ mit Erythrozytenkonzentraten transfundiert wurden zu denen, die keine Transfusionen erhielten. Zum Vergleich zeigt die untere Abbildung das Verhältnis von Patienten, für 32 die präoperativ Kreuzblut bereitgestellt wurde zu denen, für die keine Kreuzproben durchgeführt wurden. Abb. 3.12. Anteil transfundierter Patienten zu präoperativ mit Kreuzblut versorgten Patienten Gesamtanzahl operierter Patienten 80 60 40 20 Nicht transfundiert 0 Transfundiert S ge m m n no de ri na se hy i st eu eo se ta as op yp et on N H M ng m i en lio M G om Tumordiagnose Gesamtanzahl operierter Patienten 80 60 40 20 Präop. keine EK gekreuzt 0 Präop. EK gekreuzt e ig st m on S m no no de ri na eu se N hy op yp H se ta as et om ge in M m en lio M G Tumordiagnose 33 3.2.4. Quotienten zur Beurteilung des Blutkonservenhaushaltes Die Definitionen der Quotienten können dem Kapitel 2.7. entnommen werden. Tabelle 3.9. sowie die Abbildungen 3.13. bis 3.16. zeigen eine Übersicht über die Ergebnisse der Quotienten-Berechnungen, wiederum aufgeteilt nach Operationsdiagnosen. Die Rücklaufquote R% wurde im Gegensatz zu den anderen Quotienten nicht aus dem perioperativen, sondern aus dem gesamten Zeitraum des Krankenhausaufenthaltes berechnet. Für Neurinome ist die C/T- und D/T - Berechnung aufgrund fehlender Transfusionen nicht möglich. Der Mittelwert für präoperativ gekreuzte Erythrozytenkonzentrate beträgt x̄ = A E A 3,33 ± 0,65 (95%-KI: 2,92-3,75), der für perioperativ gelieferte Erythrozytenkonzentrate x̄ = 3,08 ± 1,17 (95%-KI: 2,34-3,82). A E Tab. 3.9. C/T, D/T, T% Krankenhausaufenthalt 5B Tumordiagnose A für den perioperativen C/T EK-Haushalt, D/T R% T% für R% Meningeom 2,64 2,61 39,58 65,46 Metastase 3,44 3,05 21,28 71,84 Gliom 9,36 8,16 12,16 88,11 Hypophysenadenom 5,92 5,67 13,04 82,86 Neurinom keine Transf. keine Transf. 0,0 100,00 Sonstige 22,50 22,50 5,88 90,57 Gesamt 4,77 4,41 19,00 78,09 34 den Abb. 3.13. Crossmatched-to-transfused ratio C/T, perioperativ Abb. 3.14. Delivered-to-transfused ratio D/T, perioperativ 30,00 30,00 22,50 10,00 9,36 5,92 3,44 0,00 2,64 5,67 3,05 0,00 2,61 e ig st on S m no ri eu N om ge in en M m se ta no as de et na M se hy op yp H m lio G m Abb. 3.16. Rücklaufquote R%, gesamter Krankenhausaufenthalt 50,00 110,00 40,00 100,00 30,00 21,28 13,04 12,16 5,88 0,00 Rücklaufquote R% gesamt 39,58 T% perioperativ 8,16 e ig st on S m no ri eu N om ge in en M m se ta no as de et na M se hy op yp H lio G Abb. 3.15. Transfusionswahrscheinlichkeit T%, perioperativ 10,00 10,00 Tumordiagnose Tumordiagnose 20,00 22,50 20,00 D/T-Ratio perioperativ C/T-Ratio perioperativ 20,00 100,00 90,00 90,57 88,11 82,86 80,00 70,00 71,84 65,46 60,00 on i st om ge ge in na n de om 35 en se ta se hy m Tumordiagnose S M as et m o in op yp lio r eu M H G N e ig st on S m no ri eu N m no m de lio na G se hy op yp H se ta as et M om ge in en M Tumordiagnose 3.2.5. Untergruppen der Gliome In einer Analyse der Gliom-Untergruppierungen ergab sich für die recht große Gruppe der Glioblastome (n = 45) nur ein geringer EK-Verbrauch (x̄ = 0,16 ± 0,52), auch bei A E A den Astrozytomen (n = 13) war der Transfusionsbedarf eher gering (x̄ = 0,15 ± 0,56). A E A Den höchsten Verbrauch boten die 8 in der Dokumentation nicht näher definierten Gliome ( x̄ = 1,50 ± 2,98). A E A Die übrigen Werte lassen sich der Tab. 3.10. entnehmen. Tab. 3.10. Durchschnittlicher EK-Verbrauch der Gliome, perioperativ Operationsdiagnose Glioblastom (n=45) Astrozytom (n=13) Ependymom (n=2) Medulloblastom (n=2) Oligodendrogliom (n=3) Plexuspapillom (n=1) Gliom o.n.A. (n=8) Gesamt (n=74) A x̄ ± s E 95 % - KI A Min. – Max. 0,16 ± 0,52 0,00 – 0,31 0–2 0,15 ± 0,56 -0,18 – 0,49 0–2 1,00 ± 1,41 -11,71 – 13,71 0–2 1,00 ± 1,41 -11,71 – 13,71 0–2 1,50 ± 2,98 -0,99 – 3,99 0–8 0,34 ± 1,15 0,07 – 0,60 0–8 keine Transf. keine Transf. Tab. 3.11. C/T, D/T und T% der Gliom-Untergruppen für den perioperativen EK-Haushalt, R% für den Krankenhausaufenthalt 6B Operationsdiagnose Glioblastom (n=45) Astrozytom (n=13) Gliom o.n.A. (n=8) Sonstige Gliome (n=8) C/T D/T T% R% 20,71 16,71 8,89 92,97 20,00 18,5 7,69 94,59 2,17 1,92 25,00 61,29 5,75 4,25 25,00 87,10 36 Abb. 3.17. Perioperative C/T, D/T und T% für die drei häufigsten Gliomformen 30,00 20,00 10,00 Quotient C/T-Ratio periop. D/T-Ratio periop. T1% periop. 0,00 Glioblastom Gliom o.n.A. Astrozytom Tumordiagnose 3.2.6. EK-Verbrauch bei Zweit-Operationen In die reguläre Auswertung wurde nur die erste im Auswertungszeitraum stattfindende Operation des Patienten einbezogen, da das mehrfache Eingehen der individuellen Grundvoraussetzungen der Patienten sonst zu einer Verfälschung der Statistik geführt hätte. In vier Fällen wurden Patienten innerhalb des Erhebungszeitraums noch ein zweites Mal bezüglich der gleichen Krankheit operiert. Es geht hierbei um RezidivOperationen, nicht um notfallmäßige Revisionen im unmittelbaren postoperativen Zeitraum, die wiederum gesondert analysiert wurden. Dritt- oder weitere Operationen kamen nicht vor. Allen vier Zweit-Operationen lag als Diagnose ein Glioblastom zugrunde, sie sind also der Gruppe der Gliome zuzuordnen. Unter den vier Patienten befand sich kein Eigenblutspender. Drei Patienten benötigten keine Erythrozytenkonzentrate, ein Patient erhielt postoperativ auf der Intensivstation zwei EK-Konserven. Plasma- oder Thrombozytenkonzentrate verabreicht. 37 wurden nicht Hieraus ergibt sich rechnerisch als Mittelwert des perioperativen EK-Verbrauchs ein Wert von x̄ = 0,50 ± 1,00. Dieser liegt signifikant (p < 0,05) höher als die Werte der A E A Glioblastom-Patienten, die zum ersten Mal operiert wurden (x̄ = 0,16 ± 0,53). A E A 3.2.7. EK-Verbrauch bei Eigenblutspendern Von den insgesamt 17 gespendeten Eigenblut-Erythrozytenkonzentraten wurden 14 den Spenderpatienten retransfundiert. Einer der 5 Eigenblutspender benötigte darüber hinaus intraoperativ noch zwei Fremdblutkonzentrate, die übrigen 4 erhielten keine weiteren Transfusionen. Die Diagnosen der Eigenblutspender lauteten in zwei Fällen Meningeom, in zwei Fällen Ependymom und in einem Fall Chordom. Ein Ependymom befand sich im HWSBereich, die übrigen 4 Raumforderungen waren intrakraniell lokalisiert. Die Transfusionen der Eigenblut-Erythrozytenkonzentrate fanden in allen Fällen ausschließlich intraoperativ statt. Die Eigenblutspender erhielten durchschnittlich 3,20 ± 1,79 Erythrozytenkonzentrate (Fremd- oder Eigenblut) und unterschieden sich somit signifikant vom übrigen Kollektiv mit im Mittel 0,68 ± 1,70 perioperativen EK-Gaben (p < 0,01). Der Mittelwert des präoperativ bestimmten Hb lag bei Eigenblutspendern signifikant niedriger als bei Patienten, die keine autologen Blutspenden abgegeben hatten (11,78 ± 0,99 g/dl vs. 14,09 ± 1,57 g/dl, p < 0,01), der mittlere intraoperative Blutverlust war tendenziell, aber nicht signifikant höher (1300,00 ± 1172,60 ml vs. 824,07 ± 869,85 ml, p = 0,23). 3.3. Perioperativer Verbrauch von Plasmakonserven (FFP) 3.3.1. Plasmaverbrauch nach Tumordiagnosen Insgesamt erhielten 24 Patienten perioperativ Plasma-Konserven in Form von FreshFrozen-Plasma (FFP). Die Tumordiagnosen lauteten in 11 Fällen Meningeom, in 6 Fällen Metastase, in 3 Fällen Gliom o.n.A. und in ebenfalls 3 Fällen Hypophysenadenom. In einem Fall handelte es sich um ein unter „Sonstige“ 38 eingeordnetes Adenokarzinom des Nasopharynx. Neurinom-Patienten benötigten auch hier keine Transfusionen. Wie schon zuvor wurden auch hier die Eigenblutspender von der Betrachtung ausgenommen und werden später gesondert ausgewertet. Der Mittelwert der verabreichten Plasma-Konserven lag bei x̄ = 0,48 ± 1,63. A E A Tab. 3.12. Perioperativer Verbrauch von Plasmakonserven 7B Operationsdiagnose A Meningeom (n=48) Metastase (n=47) Gliom (n=74) Hypophysenadenom (n=23) Neurinom (n=12) Sonstige (n=17) Gesamt (n=221) x̄ ± s E 95 % - KI A 0,83 ± 1,79 0,31 – 1,35 0–7 0,66 ± 1,99 0,07 – 1,24 0 – 10 0,27 ± 1,49 -0,08 – 0,62 0 – 10 0,57 ± 1,73 -0,18 – 1,31 0–6 0,12 ± 0,49 -0,13 – 0,37 0–2 0,48 ± 1,63 0,26 – 0,70 0 – 10 0,00 Abb. 3.18. Perioperativer Plasmaverbrauch 1,00 Mittelwert Periop. Plasma-Verbrauch ,80 ,83 ,66 ,60 ,57 ,40 ,27 ,20 ,12 0,00 Meningeom Hypophysenadenom Metastase Min. – Max. Gliom Neurinom Sonstige Tumordiagnose 39 3.3.2. Quotienten zur Beurteilung des Transfusionsmanagements Da bei Plasmakonzentraten keine Kreuzprobe durchgeführt wird, entfiel die Bestimmung der C/T-Ratio. Ebenso wurde auf das Errechnen der D/T verzichtet, da die Bestellungen und Lieferungen der FFPs häufig nicht adäquat in der Patientenakte dokumentiert wurden, so dass eine sinnvolle Berechnung nicht möglich war. Die T% konnte jedoch, wie auch bei den Erythrozytenkonzentraten, für den perioperativen Zeitraum bestimmt werden. Es erhielten 21 von 220 Patienten perioperative Frischplasma-Gaben, hieraus errechnet sich eine Gesamttransfusionswahrscheinlichkeit von 9,55 %. Die Verteilung auf die einzelnen Tumorarten geht aus Tabelle 3.13. und Abb. 3.19. hervor. 3.3.3. Plasmaverbrauch bei Eigenblutspendern 4 Patienten spendeten insgesamt 14 Konserven Fresh Frozen Plasma (FFP). Ein Patient bekam alle 4 von ihm gespendeten Konserven intraoperativ transfundiert, ein weiterer Patient ein FFP. Die übrigen 9 Konzentrate kamen nicht zum Einsatz. Insgesamt ergab sich somit bezogen auf den perioperativen Zeitraum wie auch auf den gesamten Krankenhausaufenthalt für die Eigenblutspender ein Mittelwert von x̄ = A E A 1,00 ± 1,73 Plasmakonzentraten. Die Vergleichswerte bei Nicht-Eigenblutspendern lagen bei x̄ = 0,48 ± 1,63 perioperativ sowie A E A A x̄ = 0,58 ± 2,06 für den gesamten E A Krankenhausaufenthalt. Die Unterschiede waren nicht signifikant. 3.4. Verbrauch von Thrombozytenkonzentraten (TK, TT) Thrombozytenkonzentrate (TK) erhielten im perioperativen Zeitraum lediglich zwei der Patienten. Es handelte sich um jeweils drei Thrombozytenkonzentrate, die den Patienten während des postoperativen Intensivaufenthaltes verabreicht wurden. Der erste Fall betraf eine 76-jährige Meningeom-Patientin, bei der sich im postoperativen Verlauf ein subdurales Hämatom bildete, das 2 Revisions-Operationen notwendig machte. Im zweiten Fall handelte es sich um einen 59-jährigen Patienten mit Hypophysenadenom. 40 Tab. 3.13. Transfusionswahrscheinlichkeit T% für den perioperativen Plasma-Haushalt 30B Transfund. Patienten absolut Operationsdiagnose Meningeom (n=47) Metastase (n=47) Gliom (n=74) Hypophysenadenom (n=23) Neurinom (n=12) Sonstige (n=17) Gesamt (n=220) Anteil an gesamt transfund. Patienten [%] T% 11 52,37 23,40 5 23,81 10,64 2 9,52 2,70 3 14,29 13,04 0 0,00 0,00 0 0,00 0,00 21 100,00 9,55 Abb. 3.19. Perioperative Transfusionswahrscheinlichkeit für Fremdplasma M ittelw ert T 1% für P las m akonzentrate 30,00 23,40 20,00 13,04 10,00 10,64 2,70 0,00 Meningeom Metastase Hypophysenadenom Neurinom Gliom Sonstige Tumordiagnose 41 Beide hatten Marcumar eingenommen, im Fall des Patienten mit Hypophysenadenom war auch eine Einnahme von Acetylsalicylsäure erfolgt. Die prä- und postoperativen Gerinnungswerte zeigten sich wie folgt: Tab. 3.14. Laborwerte der Blutgerinnung für perioperativ thrombozytentransfundierte Patienten Fall 1 (Meningeom, w, 76 J.) Bestimmungszeitpunkt * Gerinnungswert Thrombozyten (10³/µl) Quick (%) PTT (s) Fall 2 (Hypophysenadenom, m, 59 J.) präoperativ 217 144 postoperativ 75 161 präoperativ 41 76 postoperativ 56 100 präoperativ 28 42 postoperativ 28 27 * präoperativ = am Vortag der Operation; postoperativ = erster postoperativ auf der Intensivstation gemessener Wert Des Weiteren erhielten zwei Patienten während ihres postoperativen Aufenthaltes auf der Normalstation jeweils ein Thrombozytapheresekonzentrat (TT). Hier handelte es sich um einen 62-jährigen Mann mit einer BWK-Metastase sowie um einen 59jährigen, ebenfalls männlichen, Patienten mit einer cerebralen Metastase. Die Primärtumoren waren in beiden Fällen unbekannt, ebenso lagen keine gerinnungsrelevanten Vorerkrankungen vor. Es ließ sich lediglich feststellen, dass der Patient mit der Hirnmetastase präoperativ eine low-dose-Heparintherapie erhalten hatte. Im ersten Fall des Patienten mit der spinalen Metastase hatte die Thrombozytenkonzentration bei Aufnahme 90 x 10³/µl betragen. Direkt nach der Operation lag der Wert bei 71 x 10³/µl, am 17. postoperativen Tag betrug er lediglich 52 x 10³/µl l, was zu der Gabe des Thrombozytapheresekonzentrats führte. Im zweiten Fall kam es im postoperativen Verlauf zu einer akuten Cholecystitis, während der Cholecystektomie wurde das TT verabreicht. Der Patient verstarb schließlich an Sepsis, respiratorischer Insuffizienz und Kreislaufversagen am 29. Tag seines Krankenhausaufenthaltes. 42 3.5. Den perioperativen EK-Verbrauch beeinflussende Faktoren 3.5.1. Charakteristika der Patienten Während sich eine Abhängigkeit des perioperativen EK-Verbrauchs vom Körpergewicht zeigte (r = -0,15, p < 0,05), ließ sich kein Einfluss von Lebensalter oder Körpergröße nachweisen. Bezüglich des Geschlechts errechnete sich für Frauen ein tendenziell höherer Durchschnittsverbrauch (Frauen: x̄ ± s = 0,72 ± 1,73; Männer: x̄ ± s = 0,63 ± 1,68) A E A A E A ohne statistische Signifikanz. Für ABO-Blutgruppen- und Rhesussystem ließ sich kein Einfluss auf den Blutkonservenbedarf nachweisen. Bezüglich des präoperativen Blutvolumens ergab sich eine tendenzielle, jedoch nicht signifikante Abhängigkeit (r = -0,14, p = 0,07). Der Berechnung des Blutvolumens wurde ein Volumen von 65 ml pro kg Körpergewicht für Frauen sowie von 70 ml pro kg Körpergewicht für Männer zugrunde gelegt. 3.5.2. Präoperativ bekannte Faktoren 3.5.2.1. ASA-Klassifikation Die ASA (American Society of Anesthesiologists) – Klassifizierung ist eine von Anästhesisten verwendete Einteilung der Patienten gemäß ihrem aufgrund von Vorerkrankungen bestehenden Operationsrisiko. Die Einteilung erfolgt in 6 Gruppen. In unserem Kollektiv zeigten sich die ASA-Verteilung der Patienten sowie der entsprechende mittlere EK-Verbrauch wie folgt: 43 Tab. 3.15. EK-Verbrauch nach ASA-Gruppen ASA Gruppe x̄ ± s 95% - KI normaler gesunder Patient 0,74 ± 2,05 - 0,25 - 1,73 Patient mit leichter Systemerkrankung 0,38 ± 1,21 0,14 - 0,62 Patient mit schwerer Systemerkrankung und 1,08 ± 2,16 Leistungsminderung Patient mit schwerster Systemerkrankung und 0,50 ± 0,84 konstanter Lebensbedrohung moribunder Patient, der mit oder ohne Operation die nächsten 24 Stunden voraussichtlich nicht überlebt für hirntot erklärter Patient im Rahmen einer Organentnahme 0,57 - 1,59 ASA-Definition T I (n=19) II (n=102) III (n=71) IV (n=6) V (n=0) VI (n=0) A E A - 0,38 – 1,38 Es bestand ein tendenzieller, aber nicht signifikanter (p = 0,07) sowie nicht-linearer Einfluss auf den EK-Bedarf, das heißt höhere ASA-Gruppen korrelierten nicht mit einem höheren Bedarf an Transfusionen. Der Unterschied zwischen Gruppe II und Gruppe III war allerdings signifikant (p < 0,01). 3.5.2.2. Tumorlokalisation Es konnte ein Einfluss der Tumorlokalisation (supratentoriell / infratentoriell / kraniospinaler Übergang / spinal) nachgewiesen werden (p < 0,01), wobei insbesondere der deutlich höhere Verbrauch der kraniospinalen und spinalen Tumoren gegenüber den cerebralen Tumoren auffiel (p < 0,01). Der Unterschied zwischen supra- und infratentoriellen Tumoren zeigte keine Signifikanz, ebenso der Unterschied zwischen spinalen und kraniospinalen Tumoren. Tab. 3.16. EK-Verbrauch nach Tumorlokalisation x̄ ± s Tumorlokalisation A E A 95 % - KI Min. – Max. Gehirn (n=188) Supratentoriell (n=175) Infratentoriell (n=13) 0,53 ± 1,44 0,51 ± 1,37 0,77 ± 2,24 0,33 – 0,74 0,31 – 0,72 -0,59 – 2,12 0-8 0-8 0-8 Kraniospinal oder spinal (n=33) Kraniospinaler Übergang (n=4) Spinal (n=29) 1,52 ± 2,66 2,75 ± 3,40 1,34 ± 2,57 0,57 – 2,46 -2,67 – 8,17 0,37 – 2,32 0-8 0-7 0-8 44 Abb. 3.20. Kumulierte Häufigkeitsverteilung des perioperativen EK-Verbrauchs nach Tumorlokalisation 100 Kumulative Prozent 80 Tumorlokalisation intrakranial 60 spinal 0 1 2 3 4 5 6 7 8 Perioperativ verabreichte EK 3.5.2.3. Anzahl der Voroperationen Die Frage, ob es sich um eine Erst-Operation oder um einen Wiederholungseingriff handelte und in letzterem Fall die Anzahl der erfolgten Voroperationen zeigten keine statistische Relevanz für den Verbrauch von Blutkonserven. 3.5.2.4. Laborwerte Es zeigte sich eine negative Korrelation des EK-Verbrauchs mit Parametern der Blutzusammensetzung (Hb [g/dl], n = 219, p < 0,01; Hkt [%], n = 219, p < 0,01) sowie mit dem Quick [%] (n = 214, p < 0,05) als Parameter der Blutgerinnung. Für die INR ließ sich eine positive Korrelation nachweisen (n = 210, p < 0,01). Alle anderen getesteten präoperativen Laborwerte (PTT [sec], n = 215; Na+ [mmol/l], n = 218; K+ [mmol/l], n = 218; Leukoyzten [10³/µl], n = 218; Thrombozyten [10³/µl], n = 218), hatten keinen nachweisbaren Einfluss auf den EK-Verbrauch. 45 Die Abhängigkeit des Transfusionsbedarfs vom Hb-Wert konnte auch beim jeweils letzten im Operationssaal bestimmten (n = 210, p < 0,01) sowie dem ersten direkt postoperativ erhobenen Hb-Wert (n = 202, p < 0,05) noch nachgewiesen werden, bei allen übrigen auf der Intensivstation sowie bei allen nach dem Intensivaufenthalt auf Normalstation erhobenen Werten nicht mehr. 3.5.2.5. Präoperative Gabe von Medikamenten Im gesamten Patientenkollektiv hatten 209 (92,88 %) Personen vor der Operation Medikamente eingenommen, lediglich 16 (7,11 %) waren ohne jegliche Vormedikation. In einem Fall ließ sich der Patientenakte nicht entnehmen, ob eine Vormedikation bestanden hatte oder nicht. 3.5.2.5.1. Medikamente mit bekanntem Einfluss auf die Blutgerinnung 47 der 209 Patienten hatten präoperativ eine Therapie mit Acetylsalicylsäure (ASS), sonstigen peripheren Analgetika, Marcumar und / oder Heparin erhalten. Für die Gesamtgruppe der Patienten mit irgendeinem dieser Präparate in der Vormedikation konnte gegenüber den Patienten, die keine dieser Gruppe zuzuordnenden Medikamente eingenommen hatten, ein signifikant höherer Verbrauch von Erythrozytenkonzentraten nachgewiesen werden (x̄ = 1,09 ± 2,06 vs. x̄ = 0,55 ± 1,56 A E A A E A Erythrozytenkonzentrate, p < 0,05). Lässt man die Patienten, die Heparin (ausschließlich in low-dose) bekommen hatten, nicht in die Berechnung mit einfließen, stellt sich der Unterschied noch deutlicher dar ( x̄ = 1,64 ± 2,47 vs. x̄ = 0,54 ± 1,53 A E A A E A Erythrozytenkonzentrate, p < 0,01). 10 Patienten hatten innerhalb der letzten 10 Tage vor der Operation Acetylsalicylsäure (ASS) eingenommen. Die Dosierung betrug in 8 Fällen 100 mg/d und in jeweils einem Fall 250 mg/d und 300 mg/d. Die Zeitspanne des Absetzens der ASS-Medikation schwankte zwischen 10 und 0 Tagen vor der Operation und betrug im Mittel x̄ = 4,20 ± A E A 3,26 Tage. Der durchschnittliche perioperative Bedarf an Erythrozytenkonzentraten betrug bei diesen 10 Patienten x̄ = 1,10 ± 1,20 Konzentrate im Vergleich zu x̄ = 0,67 A E A A E A ± 1,74 Konzentraten bei den Patienten, die kein ASS eingenommen hatten, der Unterschied war nicht signifikant (p = 0,56). Ferner konnte keine signifikante Korrelation des EK-Verbrauchs mit dem Zeitraum des präoperativen Absetzens der ASS-Medikation nachgewiesen werden. 46 Es zeigte sich jedoch eine Korrelation mit der Applikation eines anderen nichtsteroidalen Antirheumatikums (NSAR) oder antipyretischen Analgetikums, wie Ibuprofen, Diclofenac oder Paracetamol (p < 0,05). Sonstige Thrombozytenaggregationshemmer, wie z.B. Clopidogrel oder Tiklopidin, wurden keinem der Patienten präoperativ verabreicht. Marcumar war von 6 Patienten eingenommen worden, in einem Fall bis zum Operationstag, in den anderen 5 Fällen war das Absetzen des Präparates zwischen 4 und 13 Tagen, im Mittel x̄ = 6,67 ± 4,37 Tagen, präoperativ erfolgt. Die vor der A E A Operation bestimmten Quick-Werte lagen zwischen 41 und 97 % (INR 1,03 bis 1,89), im Mittel x̄ = 75,83 ± 20,37 % (INR: x̄ = 1,27 ± 0,31 %). Nur für den Fall eines A E A A E A marcumarisierten Meningeom-Patienten mit einem präoperativen Quick von 41 % (INR 1,89) ist eine Antagonisierung mit Vitamin K dokumentiert. Marcumarpatienten benötigten im Mittel x̄ = 2,50 ± 3,21 Erythrozytenkonzentrate, A E A demgegenüber erhielten Nicht-Marcumarpatienten durchschnittlich x̄ = 0,63 ± 1,63 A E A Konzentrate (p < 0,01). Auch hier konnte keine Abhängigkeit vom Zeitraum des präoperativen Absetzens der Medikation nachgewiesen werden. Abb. 3.21. Kumulierte Häufigkeitsverteilung des perioperativen EK-Verbrauchs nach präoperativer Marcumareinnahme 100 90 80 Kumulative Prozent 70 60 Marcumar präop. 50 Nein Ja 40 0 1 2 3 4 5 6 7 8 Perioperativ verabreichte EK 47 Eine präoperative Gabe von Heparin war für 38 Patienten dokumentiert worden, ohne dass sich hier eine signifikante Korrelation mit dem Blutkonservenverbrauch nachweisen ließ. Auch bei der getrennten Untersuchung von konventionellem und niedermolekularem Heparin zeigten sich keine wesentlichen Unterschiede in den Mittelwerten des EK-Verbrauchs. Es wurden nur die Patienten mit aufgenommen, bei denen die Heparin-Therapie mehr als 24 Stunden vor der Operation begonnen hatte. Es handelte sich im Kollektiv ausschließlich um low-dose-Therapien, eine Vollheparinisierung bestand bei keinem der Patienten. Tab. 3.17. Abhängigkeit des EK-Verbrauchs von präoperativer Gabe von Medikamenten mit blutgerinnungsbeeinflussender Wirkung 8B Medikamentengruppe x̄ ± s A E x̄ ± s A A Med.-Gruppe E p A Vergleichsgruppe Marcumar < 0,01 2,50 ± 3,20 0,63 ± 1,63 (n=6) (n=214) 0,56 ASS 1,10 ± 1,20 0,67 ± 1,74 (n=10) (n=206) NSAR (außer ASS) + < 0,05 1,77 ± 2,80 0,61 ± 1,60 antipyretische Analgetika * (n=13) (n=208) 0,76 Heparin 0,61 ± 1,29 0,70 ± 1,78 (n=38) (n=182) * eingeschlossen wurden Präparate mit dem Wirkstoff Diclofenac, Ibuprofen, Paracetamol 3.5.2.5.2. Medikamente ohne bekannten Einfluss auf die Blutgerinnung Bei den anderen, nicht als gerinnungsbeeinflussend bekannten Medikamenten fiel vor allem der Einfluss der ACE-Hemmer auf den EK-Verbrauch auf ( x̄ = 1,64 ± 2,55 A E A Konzentrate bei ACE-Hemmer-Einnahme vs. x̄ = 0,56 ± 1,53 Konzentrate bei der A E A Kontrollgruppe, p < 0,01). 25 Patienten hatten ACE-Hemmer eingenommen, wobei 6 verschiedene ACE-Hemmer Anwendung gefunden hatten: Captopril (n = 10), Enalapril (n = 9), Lisinopril (n = 2), Benazepril (n = 2), Ramipril (n = 1), Quinapril (n = 1). Zwischen den einzelnen Wirkstoffen ließ sich kein Unterschied in Bezug auf den EK-Verbrauch nachweisen. Der durchschnittliche intraoperative Blutverlust war mit x̄ = 1030 ± 1144 ml gegenüber A E A dem des Patientenguts ohne ACE-Hemmer-Medikation von x̄ = 796 ± 826 ml zwar A tendenziell erhöht, eine statistische Signifikanz konnte E A jedoch für diesen Zusammenhang nicht nachgewiesen werden (p = 0,21). Auch ließen sich keine 48 wesentlichen Differenzen in Blutbild und Gerinnungsstatus zwischen den Patienten mit und ohne ACE-Hemmer-Medikation aufzeigen (s. Tab. 3.18.). Abb. 3.22. Kumulierte Häufigkeitsverteilung des perioperativen EK-Verbrauchs nach Therapie mit ACE-Hemmern 100 90 80 Kumulative Prozent 70 ACE-Hemmer-Einnahme? 60 Ja 50 Nein 0 1 2 3 4 5 6 7 8 Perioperativ verabreichte EK Tab. 3.18. Vergleich von präoperativen Laborparametern, intraoperativem Blutverlust und perioperativem EK-Verbrauch bei Patienten mit und ohne ACE-Hemmer-Therapie x̄ ± s A Parameter Hämoglobin [g/dl] Hämatokrit E x̄ ± s A A Med.-Gruppe (n=25) E A p Vergleichsgruppe (n=196) 14,24 ± 1,70 14,07 ± 1,56 0,62 42,56 ± 4,60 41,61 ± 4,57 0,33 11,22 ± 4,26 10,14 ± 4,89 0,30 250,29 ± 63,42 246,35 ± 66,04 0,78 104,52 ± 9,56 102,44 ± 12,19 0,41 26,74 ± 4,39 28,01 ± 4,47 0,18 1030,00 ± 1143,91 796,09 ± 825,71 0,21 1,48 ± 2,37 0,58 ± 1,56 < 0,01 [%] Leukozyten [10³/µl] Thrombozyten [10³/µl] Quick [%] PTT [sec] Blutverlust intraop. [ml] EK-Verbrauch periop. 49 Des Weiteren ließ sich eine Korrelation zwischen Blutkonservenverbrauch und Einnahme von Opioiden nachweisen (p < 0,05). Alle anderen Medikamentengruppen hatten keinen signifikanten Einfluss auf die Menge der durchgeführten Bluttransfusionen. Tab. 3.19. Abhängigkeit des perioperativen EK-Verbrauchs von sonstiger präoperativer Medikamentengabe 9B Medikamentengruppe Glucocorticoide H2-Blocker Antikonvulsiva Diuretika Schilddrüsentherapeutika Beta-Blocker ACE-Hemmer Calcium-Antagonisten Benzodiazepine Koronarmittel Ulkustherapeutika Digitalisglykoside Psychopharmaka Sekreto- und Mukolytika Orale Antidiabetika Sexualhormone Antibiotika CSE-Hemmer Insulin Phytotherapeutika Opioide Kalium Laxantien Antiarrhythmika Antiemetika/Antivertiginosa Ophthalmika Gichtmittel x̄ ± s Med.-Gruppe A E A 0,67 ± 1,69 (n=160) 0,69 ± 1,73 (n=148) 0,40 ± 1,15 (n=60) 0,82 ± 1,86 (n=33) 0,61 ± 1,52 (n=31) 0,52 ± 1,43 (n=29) 1,64 ± 2,55 (n=25) 0,54 ± 1,47 (n=24) 1,35 ± 2,37 (n=17) 0,93 ± 1,87 (n=15) 0,47 ± 0,92 (n=15) 0,07 ± 0,27 (n=14) 0,29 ± 0,73 (n=14) 0,43 ± 1,16 (n=14) 1,08 ± 1,80 (n=13) 0,54 ± 1,33 (n=13) 0,91 ± 1,58 (n=11) 1,40 ± 2,50 (n=10) 1,14 ± 2,27 (n=7) 0,86 ± 2,27 (n=7) 2,33 ± 3,27 (n=6) 2,00 ± 3,10 (n=6) 1,00 ± 2,45 (n=6) 0,00 (n=4) 0,25 ± 0,50 (n=4) 1,50 ± 3,00 (n=4) 0,00 (n=3) x̄ ± s Vergleichsgruppe A E A 0,70 ± 1,76 (n=61) 0,66 ± 1,65 (n=73) 0,78 ± 1,86 (n=161) 0,65 ± 1,68 (n=188) 0,69 ± 1,74 (n=190) 0,70 ± 1,74 (n=192) 0,56 ± 1,53 (n=196) 0,70 ± 1,73 (n=197) 0,62 ± 1,63 (n=204) 0,66 ± 1,69 (n=206) 0,69 ± 1,75 (n=206) 0,72 ± 1,75 (n=207) 0,71 ± 1,75 (n=207) 0,70 ± 1,74 (n=207) 0,65 ± 1,70 (n=208) 0,69 ± 1,73 (n=208) 0,67 ± 1,71 (n=210) 0,64 ± 1,66 (n=211) 0,66 ± 1,67 (n=214) 0,67 ± 1,69 (n=214) 0,63 ± 1,63 (n=215) 0,64 ± 1,65 (n=215) 0,67 ± 1,69 (n=215) 0,69 ± 1,71 (n=217) 0,69 ± 1,72 (n=217) 0,66 ± 1,68 (n=217) 0,69 ± 1,71 (n=218) p 0,88 0,90 0,14 0,61 0,82 0,59 < 0,01 0,68 0,09 0,55 0,62 0,17 0,37 0,57 0,39 0,76 0,65 0,17 0,47 0,78 < 0,05 0,06 0,64 0,42 0,61 0,33 0,49 Berücksichtigt wurden alle Medikamentengruppen, mit denen mehr als 2 Patienten aus dem Kollektiv therapiert wurden. 3.5.2.6. Vorerkrankungen Es wurden sowohl Störungen der Blutgerinnung als auch sonstige präoperativ bekannte Erkrankungen untersucht. In keiner der beiden Gruppen konnte eine 50 signifikante Beeinflussung des Blutkonservenverbrauchs durch das generelle Vorliegen einer oder mehrerer Erkrankungen, gleich welcher, gegenüber der Kontrollgruppe ohne jegliche Vorerkrankung nachgewiesen werden (s. Tab 3.20). Zwei der Patienten wiesen Erkrankungen der Blutgerinnung auf. In einem Fall handelte es sich um eine 35-jährige Gliompatientin mit einer Hyperkoagulabilität infolge eines Antiphospholipidsyndroms, im anderen Fall um einen 71-jährigen Glioblastompatienten mit Protein C- und S-Defekt. Beide hatten bis einige Tage vor ihrer Operation Marcumar eingenommen (präoperativer Quick-Wert im ersten Fall 88% / INR 1,12, im zweiten Fall 97% / INR 1,03) und waren dann für den perioperativen Zeitraum auf eine low-dose-Heparinisierung umgestellt worden (präoperative PTT 29 bzw. 30 sec). Keiner der beiden Patienten benötigte während seines Krankenhausaufenthaltes Blutkonserven. Sonstige gerinnungsrelevante Bluterkrankungen waren im Patientenkollektiv nicht bekannt. Bei sonstigen, nicht das Gerinnungssystem betreffenden, Vorerkrankungen fanden sich signifikante Abhängigkeiten bezüglich maligner Erkrankungen der Niere (n = 6, p < 0,01) und der Schilddrüse (n = 3, p < 0,01). Bei der Auswertung der malignen Vorerkrankungen wurden sowohl die Primärtumoren für die Gruppe der cerebralen Metastasen als auch maligne Vorerkrankungen ohne Zusammenhang mit der aktuellen Operationsdiagnose einbezogen. 3.5.3. Operationsverlauf Es zeigte sich eine Korrelation des Blutkonservenverbrauchs mit der Operationsdauer, dem intraoperativen Blutverlust, der Menge an intraoperativ infundierten Kristalloiden und Kolloiden sowie dem Auftreten von Komplikationen während der Operation (in allen Fällen p < 0,01). Komplikationen traten in 5 Fällen auf. In diesen Fällen kam es zu einem mittleren EKVerbrauch von x̄ = 5,17 ± 2,79 im Gegensatz zu x̄ = 0,55 ± 1,49 bei A E A A E A komplikationslosem Operationsverlauf (p < 0,01). Bei 3 der 5 Fälle handelte es sich um eine starke Blutung. Der Mittelwert der verabreichten Erythrozytenkonzentrate lag hier bei x̄ = 7,00 ± 0,00 (Kontrollgruppe: A 51 E A x̄ = 0,55 ± 1,49, p < 0,01). Im vierten Fall lag eine Sinusblutung vor, die jedoch keine A E A Transfusion benötigte. Im letzten Fall ging es um eine starke Kreislaufreaktion, dieser Patient benötigte 6 EK-Konserven. Tab. 3.20. Abhängigkeit des EK-Verbrauchs von vorbestehenden Erkrankungen Vorerkrankung x̄ ± s Med. - Gruppe A E A x̄ ± s Vergleichsgruppe A E p A Vorerkr. d. Blutgerinnung (n=2) Protein C- + S – Mangel (n=1) Antiphospholipidsyndrom (n=1) 0,00 0,00 0,00 0,68 ± 1,71 0,68 ± 1,71 0,68 ± 1,71 0,57 0,69 0,69 Maligne Erkrankungen (n=62) Lunge (n=10) Mamma (n=9) Niere (n=6) kolorektal (n=5) Schilddrüse (n=3) Prostata (n=3) Haut (n=4) Lymphom (n=2) Ovar (n=2) Sonstige (n=6) * Unbekannt (n=12) 0,97 ± 2,19 0,30 ± 0,68 0,00 3,67 ± 4,03 0,00 4,67 ± 4,16 0,67 ± 1,16 0,00 2,50 ± 0,71 1,00 ± 1,41 1,17 ± 2,40 0,42 ± 1,44 0,57 ± 1,47 0,70 ± 1,74 0,71 ± 1,74 0,60 ± 1,53 0,69 ± 1,72 0,62 ± 1,60 0,68 ± 1,71 0,69 ± 1,72 0,66 ± 1,70 0,68 ± 1,70 0,67 ± 1,69 0,69 ± 1,71 0,12 0,47 0,22 < 0,01 0,37 < 0,01 0,99 0,42 0,13 0,79 0,48 0,59 Andere Vorerkrankungen Arterielle Hypertonie (n=49) 0,67 ± 1,53 0,68 ± 1,75 Diabetes mellitus (n=18) 1,11 ± 2,00 0,64 ± 1,68 KHK (n=16) 0,67 ± 1,75 0,81 ± 1,05 Herzinfarkt (n=13) 1,00 ± 2,04 0,66 ± 1,68 Arrhythmia absoluta (n=11) 0,70 ± 1,74 0,18 ± 0,60 Hyperlipidämie (n=6) 0,83 ± 1,33 0,67 ± 1,72 Psychische Erkrankung (n=6) 0,69 ± 1,72 0,33 ± 0,82 Asthma bronchiale (n=5) 0,00 0,69 ± 1,72 COPD (n=4) 1,00 ± 1,16 0,67 ± 1,71 Herzinsuffizienz (n=4) 0,75 ± 0,96 0,68 ± 1,72 Hypothyreose (n=4) 0,00 0,68 ± 1,72 Hepatitis B und/oder C (n=4) 0,00 0,69 ± 1,72 CVI (n=3) 0,00 0,69 ± 1,71 Chronische Bronchitis (n=3) 0,00 0,69 ± 1,71 Alkoholabusus (n=3) 0,67 ± 1,16 0,68 ± 1,71 * Sonstige maligne Vorerkrankungen (Fallzahl jeweils n=1): Blasen-Carcinom, Osteosarkom, Magen-Carcinom, M. Hodgkin, Pinealis-Tumor. 0,98 0,26 0,75 0,49 0,32 0,82 0,62 0,37 0,70 0,93 0,42 0,42 0,49 0,49 0,99 Plasmocytom, Berücksichtigt wurden alle Vorerkrankungen, die für mehr als 2 Patienten aus dem Kollektiv dokumentiert waren. 52 Weitere Komplikationen sind der Dokumentation nicht zu entnehmen. Hirnschwellungen, Aneurysmarupturen, Luftembolien, Transfusionszwischenfälle oder die Notwendigkeit zur Reanimation kamen nicht vor. Bezüglich der intraoperativen Lagerung oder des Operateurs konnten keine signifikanten Differenzen beim EK-Verbrauch nachgewiesen werden. Bei der Auswertung der ICPM-Operationscodes ergab sich ein signifikanter Einfluss auf den EK-Verbrauch für den Code ICPM 5-031 (Zugang zur Brustwirbelsäule). Der mittlere EK-Verbrauch lag hier bei x̄ = 2,17 ± 3,00 (n = 18) gegenüber x̄ = 0,50 ± 1,44 A E A A E A (n = 183) bei der Kontrollgruppe (p < 0,01). Die Analyse der ICPM-Codes 5-030 (Zugang zum kraniocervikalen Übergang und zur Halswirbelsäule, n = 9) sowie 5-032 (Zugang zur Lendenwirbelsäule, n = 5) ergab keine Abhängigkeiten. 3.5.4. Postoperativer Verlauf Die Korrelationen der Parameter des postoperativen Verlaufs wurden im Gegensatz zu den anderen Erhebungen mit dem EK-Verbrauch während des gesamten Krankenhausaufenthaltes berechnet. Statistisch signifikante Korrelationen des EK-Verbrauchs wurden nachgewiesen für die Dauer des postoperativen Aufenthaltes auf einer Intensivstation und die Notwendigkeit einer Revisions-Operation (jeweils p < 0,01). Für Patienten, bei denen eine Revision erforderlich war (n = 17), ergab sich ein mittlerer EK-Verbrauch von x̄ = 3,00 ± 3,39 A E A im Vergleich zu x̄ = 0,63 ± 1,66 bei den Patienten, die nicht revidiert werden mussten A E A (n = 204). Für die Dauer der Nachbeatmung und die Dauer des postoperativen Aufenthaltes auf einer Normalstation konnte kein Zusammenhang mit dem EK-Verbrauch gezeigt werden. 53 3.6. Verlauf des Hämoglobin-Wertes bei perioperativ transfundierten im Vergleich zu perioperativ nicht transfundierten Patienten Signifikant niedrigere Hb-Werte in der Gruppe der transfundierten Patienten konnten nachgewiesen werden für den prä- und intraoperativen Zeitraum, sowie für den postoperativen Aufenthalt auf der Intensivstation (jeweils p < 0,01). Für die Dauer des postoperativen Aufenthalts auf einer Normalstation zeigten sich nur noch marginale Unterschiede ohne statistische Signifikanz. Tab. 3.21. Verlauf des Hämoglobin-Wertes in Abhängigkeit von einer EK-Transfusion Transfundiert? Präop. Hb n x̄ ± s Hb [g/dl] 95 %-KI 177 14,32 ± 1,38 14,11-14,52 14,3 42 13,12 ± 1,91 12,53-13,72 13,3 169 11,31 ± 1,37 11,10-11,52 11,3 41 10,21 ± 1,45 9,76-10,67 10,2 162 11,53 ± 1,44 11,31-11,76 11,4 40 10,80 ± 1,33 10,38-11,23 10,6 147 11,64 ± 1,44 11,41-11,88 11,6 Ja 38 10,99 ± 1,49 10,50-11,48 11,0 Nein 69 12,12 ± 1,71 11,71-12,53 12,1 Ja 15 11,81 ± 1,66 10,89-12,73 11,6 Nein 56 12,27 ± 1,57 11,85-12,69 12,6 Ja 14 12,01 ± 1,16 11,34-12,69 12,0 Nein Ja Letzter Hb intraop. Nein Ja Erster Hb Intensiv Nein Ja Letzter Hb Intensiv Erster Hb Station Letzter Hb Station Nein A E A Median p < 0,01 < 0,01 < 0,01 < 0,05 0,53 0,58 3.7. Präoperative Anforderung von Blutprodukten Nachfolgend findet sich eine Übersicht über das Blutbestellverhalten für die verschiedenen Operationsdiagnosen. 54 Tab. 3.22. Anforderung von Erythrozytenkonzentraten in Abhängigkeit von der Operationsdiagnose Gliom (n=74) Meningeom (n=48) Metastase (n=47) Hypophysenadenom (n=23) 3,06 ± 1,24 Neurinom (n=12) Sonstige (n=17) 3,09 ± 1,24 3,33 ± 0,65 2,65 ± 1,27 0,00 0,00 0,00 0,35 ± 0,94 0,00 0,24 ± 0,97 2,96 ± 1,67 3,08 ± 1,17 2,65 ± 1,27 Präoperativ gekreuzte EK x̄ ± s A E A 3,16 ± 0,86 3,79 ± 1,49 Für den Operationssaal nachgekreuzte EK x̄ ± s A E A 0,04 ± 0,35 0,21 ± 0,83 0,15 ± 0,72 Intraoperativ angeforderte ungekreuzte EK x̄ ± s A E A 0,14 ± 0,69 0,73 ± 2,10 0,98 ± 2,60 In den Operationssaal gebrachte gekreuzte EK x̄ ± s A E A 2,76 ± 1,38 3,75 ± 1,66 Tab. 3.23. Anforderung Operationsdiagnose Gliom (n=74) von Meningeom (n=48) 2,72 ± 1,77 Plasma-Konzentraten in Abhängigkeit von Metastase (n=47) Hypophysenadenom (n=23) Neurinom (n=12) 0,00 0,00 0,00 0,00 0,26 ± 1,25 0,00 0,00 Sonstige (n=17) Präoperativ angeforderte FFP x̄ ± s A E A 0,00 0,35 ± 1,36 Für den Operationssaal nachgeforderte FFP x̄ ± s A E A 0,05 ± 0,47 0,40 ± 1,85 0,26 ± 1,22 55 der 4. Diskussion 4.1. Prädiktoren für den perioperativen EK-Verbrauch In der vorliegenden Analyse konnte gezeigt werden, dass es eine ganze Reihe von potenziellen Prädiktoren für den perioperativen Verbrauch von Blutkonserven bei tumorbedingten Eingriffen am Zentralen Nervensystem gibt. Im Hinblick auf die begrenzte Verfügbarkeit von Blutprodukten und mögliche Risiken der Bluttransfusion erscheint es dringend notwendig, sich diese Erkenntnisse bei der Praxis der präoperativen Blutbereitstellung und der prä-, intra- und postoperativen Gabe von Blutprodukten zunutze zu machen. Nachfolgend sollen die als mögliche Prädiktoren ausgemachten Faktoren diskutiert und im Hinblick auf mögliche Fehler betrachtet werden, ferner sollen anhand der Ergebnisse Empfehlungen zur präoperativen Bereitstellung von Blutprodukten ausgesprochen werden. 4.1.1. Tumordiagnose Als wesentlicher Faktor ist die Tumordiagnose in das präoperative BlutkonservenManagement einzubeziehen. Für einige Tumorarten ließ sich ein hoher Transfusionsbedarf nachweisen, der auch weiterhin die präoperative Bereitstellung mehrerer Blutkonserven erforderlich macht. Dies gilt zum Beispiel für das Meningeom, bei dessen Operation sehr häufig EK-Transfusionen benötigt werden. Andere Tumoren, so z.B. das Akustikusneurinom, weisen eine äußerst niedrige Transfusionswahrscheinlichkeit auf, so dass hier anhand unserer Datenlage auf das Kreuzen von Blutkonserven zu verzichten und lediglich ein Type & Screen (T&S) durchzuführen ist. Als Kriterium für das Durchführen eines Type & Screen anstatt einer Kreuzprobe wurde eine Transfusionwahrscheinlichkeit T% von kleiner als 30 % herangezogen. 56 Dies entspricht einer Empfehlung von Mead et al., die weiterhin klinische Anwendung findet (Mead et al., 1980; Storm et al., 1989, van Klei et al., 2001). Tab. 4.1. Empfehlungen zur präoperativen Bereitstellung von Erythrozytenkonzentraten Tumordiagnose Aktuell verbrauchte EK x̄ ± s A Meningeom (n=48) Metastase (n=47) Gliom (n=74) Glioblastom (n=45) Astrozytom (n=13) Sonstige (n=16) Hypophysenadenom (n=23) E Aktuell gekreuzte EK x̄ ± s A E T% A Empfehlung zur EK Bereitstellung A 1,44 ± 2,24 3,79 ± 1,49 39,58 3 0,89 ± 2,11 3,06 ± 1,24 21,28 T&S 0,34 ± 1,15 3,16 ± 0,86 12,16 0,16 ± 0,52 0,15 ± 0,56 1,00 ± 2,19 3,22 ± 0,80 3,08 ± 0,49 3,06 ± 1,24 8,89 7,69 25,00 T&S T&S T&S 0,52 ± 1,47 3,09 ± 1,24 13,04 T&S Neurinom (n=12) 0,00 ± 0,00 3,33 ± 0,65 0,00 T&S Sonstige (n=17) 0,12 ± 0,49 2,65 ± 1,27 5,88 Keine Empfehlung Tabelle 4.1. zeigt unsere Empfehlungen für die präoperative Blutbereitstellung im Vergleich zu den aktuell verbrauchten und zu den aktuell präoperativ gekreuzten Erythrozytenkonzentraten. Wie eingangs bereits erwähnt, wird die C/T-Ratio allgemein als ein Indikator für die Effektivität der Blutbestellpraxis angesehen, wobei ein Wert über 2,5 als Hinweis auf einen nicht zufriedenstellenden Blutkonservenhaushalt betrachtet wird. Verbesserungsbedürftig zeigt sich an unserer Klinik somit vor allem die Praxis bei den Astrozytomen (C/T = 20,00) und den Glioblastomen (C/T = 20,71), beides Untergruppierungen der Gliome, des weiteren auch bei den Hypophysenadenomen (C/T = 5,92) und den Metastasen (C/T = 3,44). Lediglich das Ergebnis für die Meningeome (C/T = 2,64) kann als zufriedenstellend betrachtet werden. Bezüglich der unter „Sonstige“ zusammengefassten Untergruppen ergab sich ein C/TWert von 22,50. Da es sich hier jedoch um eine inhomogene Gruppe mit sehr kleinen Fallzahlen unterschiedlichster Tumorarten handelt, können hieraus keine allgemeinen Empfehlungen für die Bestellpraxis abgeleitet werden, die Entscheidung muss hier individuell getroffen werden. 57 Für das Akustikusneurinom konnte keine C/T-Ratio berechnet werden, da in keinem dieser Fälle Blutkonserven transfundiert wurden. Da sich jedoch ein Mittelwert von 3,33 präoperativ gekreuzten Erythrozytenkonzentraten für diese Gruppe ergibt, ist auch hier anhand unserer Datenlage eine Modifizierung der gängigen Praxis im Sinne eines präoperativen Type & Screen anstelle von Kreuzblut wünschenswert. Allerdings ist bei Akustikusneurinom-Operationen aufgrund der in der Regel sinusnahen Trepanation die Gefahr von Komplikationen in Form einer Sinusblutung zu beachten. Für die Bereitstellung von Thrombozyten- oder Plasmakonzentraten werden hier keine Empfehlungen gegeben, da die Fallzahlen zu klein für die Berechnung entsprechend repräsentativer Durchschnittswerte sind und weil bei diesen Produkten ohnehin keine serologische Verträglichkeitsprobe, sondern lediglich eine Blutgruppenbestimmung durchgeführt werden muss. Insgesamt wurden präoperativ 674 Fremdblut-Erythrozytenkonzentrate gekreuzt. Hätten unsere Empfehlungen bereits Anwendung gefunden, so hätten 144 Erythrozytenkonzentrate gekreuzt werden müssen, dies entspricht einer Ersparnis von 530 Erythrozytenkonzentraten (78,64 %). Es hätten also nur 21,36 % der jetzt erfolgten Kreuzproben durchgeführt werden müssen. Aktuell mussten in 18 Fällen während der Operation nachgekreuzte oder ungekreuzte Konserven verabreicht werden. Bei Befolgen unserer Empfehlungen wäre diese Zahl auf 30 angestiegen, es hätten also 12 weitere Patienten nach- oder ungekreuztes Blut erhalten müssen, dies entspricht einem Anstieg um 66,66 %. 4.1.2. Charakteristika der Patienten Wie aus Kap. 3.5.1. hervorgeht, ließ sich kein Einfluss des Lebensalters auf die Wahrscheinlichkeit einer Bluttransfusion nachweisen. Aufgrund sehr niedriger Fallzahlen in höheren Altersbereichen (nur 2 Patienten waren über 80 Jahre) lassen sich mit den hier erhobenen Werten nur eingeschränkte Empfehlungen abgeben. Es sollte jedoch erwogen werden, bei Patienten über 80 Jahren, unter Miteinbeziehung der vorliegenden Grunderkrankungen, die Indikation zum Kreuzen von Blutkonserven großzügiger zu stellen. Es zeigte sich eine negative Korrelation des EK-Verbrauchs mit dem Körpergewicht sowie tendenziell auch mit dem Blutvolumen, das aus dem Körpergewicht errechnet 58 wird. Somit ist auch bei sehr schlanken und untergewichtigen Patienten die Blutbereitstellung entsprechend anzupassen. 4.1.3. ASA-Klassifikation Wie in Kap. 3.5.2.1. deutlich wird, lässt sich ein zwar statistisch nicht signifikanter, jedoch tendenzieller Unterschied zwischen den Transfusionsbedürfnissen in verschiedenen ASA-Klassen nachweisen, dieser zeigt jedoch keinen linearen Verlauf. Höhere ASA-Gruppen haben Transfusionswahrscheinlichkeit als also nicht niedrigere. Die unbedingt eine höhere ASA-Klassifikation erscheint anhand unserer Datenlage nicht als sinnvoller Anhaltspunkt zur Abwägung der Blutkonservenbestellung. Es ist jedoch anzumerken, dass in den Gruppen I und IV im Vergleich zu den Gruppen II und III relativ wenige Patienten eingruppiert waren. Der Anstieg des Verbrauchs von durchschnittlich 0,38 Erythrozytenkonzentraten in Gruppe II auf 1,08 Erythrozytenkonzentrate in Gruppe III – den beiden am häufigsten vertretenen ASA-Gruppierungen – ist signifikant (p < 0,01). 4.1.4. Tumorlokalisation Es konnte ein signifikant höheres Transfusionsbedürfnis für spinale und kraniospinale im Vergleich zu intrakraniellen Tumoren nachgewiesen werden, im Schnitt wurden bei den erstgenannten circa dreimal so viel Erythrozytenkonzentrate verbraucht wie bei intrakraniellen Tumoroperationen. Es ist somit zu empfehlen, die Indikation zur Kreuzblutbestellung bei spinalen und kraniospinalen Raumforderungen deutlich großzügiger zu stellen. Insbesondere gilt dies – wie die Analyse der ICPM-Codes in Kap. 3.5.3. zeigt – für operative Zugänge im Bereich der Brustwirbelsäule. Bei den intrakraniellen Tumoren zeigte sich kein wesentlicher Unterschied zwischen supra- und infratentorieller Lokalisation. 59 4.1.5. Laborwerte Hier konnten wir signifikante Abhängigkeiten des EK-Verbrauchs vom präoperativen Hämoglobin, Hämatokrit, Quick-Wert sowie der INR nachweisen. Eine bereits präoperativ bestehende Anämie führt also ebenso wie eine Antikoagulation zu einem höheren EK-Verbrauch und sollte entsprechend berücksichtigt werden. 4.1.6. Vormedikation Neben einer Marcumartherapie ließ sich auch für eine Vormedikation mit peripheren Analgetika (exklusive ASS) eine gesteigerte Transfusionswahrscheinlichkeit nachweisen. Des weiteren fand sich ein signifikant höheres Transfusionsbedürfnis für Antihypertensiva aus der Gruppe der ACE-Hemmer. Eine eindeutige Erklärung hierfür kann nicht gegeben werden, in der Literaturrecherche fanden sich keine Hinweise auf eine erhöhte Blutungsneigung unter einer Therapie mit ACE-Hemmern. Bekannt ist eine durch Verminderung der Angiotensin-II-Konzentration bedingte Verbesserung der Fibrinolyse mittels Reduktion des Plasminogen-Aktivator-Inhibitor Typ 1 (PAI-1) Levels, durch die man sich die antithrombotische Wirkung der ACE-Hemmer und dadurch die Prognose-Verbesserung bei atherosklerotischen Erkrankungen erklärt (Fogari et al., 2006). Eine überschießende Wirkung mit gesteigerter Blutungsneigung ist jedoch nicht beschrieben, auch konnte in unserer Untersuchung nur eine tendenzielle, jedoch nicht signifikante Erhöhung des Blutverlustes nachgewiesen werden. Beschrieben ist auch eine Hemmung der Erythropoese mit verringerten Hämoglobin- und Hämatokrit-Werten unter ACE-Hemmer-Therapie (Ishani et al., 2005; Ripamonti, 2006). In unserer Untersuchung waren die Werte allerdings nahezu identisch. Auch fanden sich keine Hinweise darauf, dass das Vorliegen einer Erkrankung aus dem Indikationsgebiet von ACE-Hemmern (arterielle Hypertonie, chronische Herzinsuffizienz, Zustand nach Myokardinfarkt) zu dem erhöhten Transfusionsbedarf beigetragen haben und somit ein indirekt positives Ergebnis für die Medikamentengruppe produziert haben könnte. Weder die direkte Untersuchung dieser Erkrankungen, noch die Betrachtung anderer bei diesen Krankheitsbildern 60 indizierten und verwendeten Medikamente zeigten einen Einfluss auf die Transfusionsnotwendigkeit. Bezüglich der Opioide lässt sich feststellen, dass in der kleinen Gruppe von 6 Patienten drei Patienten keine Transfusionen und ein Patient nur ein Erythrozytenkonzentrat benötigten. Der hohe Durchschnitt ergibt sich aus zwei Patienten, die 6 bzw. 7 Erythrozytenkonzentrate erhielten. Es handelte sich in beiden Fällen um Patienten mit Wirbelkörpermetastasen, bei denen eher ein tumorbedingt reduzierter Allgemeinzustand sowie der oben erwähnte deutlich höhere EK-Verbrauch bei spinalen Tumoroperationen als Ursachen des vermehrten Blutbedarfs anzunehmen sind als eine Wirkung der Opioide. 4.1.7. Vorerkrankungen Auch bei der nachgewiesenen Abhängigkeit des Blutverbrauchs von malignen Erkrankungen der Schilddrüse und der Niere handelte es sich um sehr kleine Gruppen mit 3 bzw. 6 Patienten, so dass hier zunächst als Ursache des gesteigerten durchschnittlichen EK-Verbrauchs ein erhöhter Transfusionsbedarf bei einzelnen Patienten mit fortgeschrittener konsumierender Erkrankung angenommen werden sollte. Bezüglich des Vorliegens einer koronaren Herzerkrankung (KHK) hatten Carson und Hébert in ihren Studien Hinweise auf eine erhöhte Mortalität bei anämischen Patienten mit einer schweren Herzerkrankung gefunden. Carson beschrieb eine signifikante Erhöhung der perioperativen Mortalität bei kardiovaskulär erkrankten Patienten mit einem präoperativen Hb < 6 g/dl, verglichen mit einem präoperativen Hb > 12 g/dl (Carson et al., 1996). Hébert fand in seiner Untersuchung 1997 bei kardial vorerkrankten critical illness-Patienten eine tendenziell erhöhte Mortalität, wenn der Hb unter 95 g/l lag, sowie einen Rückgang der Mortalität nach Bluttransfusionen (Hébert et al., 1997). 2001 unterteilte Hébert kardial erkrankte Patienten in eine liberale Transfusionsgruppe (Transfusion bei einem Hb < 100 g/l und Aufrechterhaltung eines Hb zwischen 100 und 120 g/l) und eine restriktive Transfusionsgruppe (Transfusion bei einem Hb < 70 g/l und Aufrechterhaltung eines Hb zwischen 70 und 90 g/l). Er wies bei 61 den restriktiv behandelten Patienten mit fortgeschrittener KHK eine tendenzielle, aber nicht statistisch signifikante Erhöhung der Mortalität nach (Hébert et al., 2001). Somit sollte eine fortgeschrittene KHK als Indikator für eine geringere Anämietoleranz und Grund für eine großzügigere Indikationsstellung zur EK-Transfusion angesehen werden, obwohl sich in unserem Kollektiv kein signifikant höherer EK-Verbrauch für KHK-Patienten nachweisen ließ. 4.1.8. Revisionen und Rezidivoperationen Für Revisionen im postoperativen Zeitraum ergab sich ein deutlich erhöhter Transfusionsbedarf, so dass hier standardmäßig die präoperative Bereitstellung von 3 bis 4 Erythrozytenkonzentraten zu empfehlen ist. Bei Zweit-Operationen im selben Jahr ergab sich zwar eine statistische Signifikanz bezüglich eines erhöhten EK-Verbrauchs, es handelte sich jedoch um eine kleine Gruppe von 4 Patienten, von denen 3 keine EK-Transfusionen benötigten und ein Patient zwei Konserven. Eine Empfehlung zu großzügigeren Blutbereitstellungen kann hieraus nicht abgeleitet werden. 4.2. Auswirkung der gegebenen Empfehlungen auf das Blutbestellverhalten Tabelle 4.2. und Abb. 4.1. zeigen einen Überblick über die Veränderungen des Blutbestellverhaltens unserer Klinik für Allgemeine Neurochirurgie, nachdem die Ergebnisse unserer Untersuchung und die Empfehlungen zum Blutbestellverhalten im Jahr 2000 herausgegeben wurden. Es lässt sich insgesamt ein deutlicher Rückgang der ausgelieferten und der nicht verwendeten, in die Transfusionsmedizin retournierten Erythrozytenkonzentrate feststellen. Es muss allerdings erwähnt werden, dass sich die Daten auf die gesamte Klinik für Allgemeine Neurochirurgie beziehen, wohingegen in dieser Studie lediglich Tumoroperationen untersucht und hierfür entsprechende Empfehlungen ausgesprochen wurden. 62 Tab. 4.2. EK-Management der Klinik für Allgemeine Neurochirurgie der Universitätsklinik Köln 1999 – 2005 Jahr EK ausgeliefert EK zurückgeliefert EK transfundiert EK verworfen 1999 2420 1128 1238 54 2000 1747 549 1085 113 2001 1649 486 1093 70 2002 1734 401 1294 39 2003 1391 208 1141 42 2004 1432 176 1235 21 2005 1748 230 1494 24 Abb. 4.1. EK-Management der Klinik für Allgemeine Neurochirurgie der Universitätsklinik Köln 1999 – 2005 3000 2000 Anzahl EK 1000 EK ausgeliefert EK transfundiert EK zurückgeliefert EK verworfen 0 1999 2001 2000 2003 2002 2005 2004 Jahr 63 4.3. Vergleiche mit Literaturdaten 4.3.1. C/T – Ratio und Transfusionsverhalten bei Kraniotomien, Hypophysektomien und Laminektomien Zwischen 1974 und 1990 erhoben mehrere Autoren Werte für den durchschnittlichen Blutkonservenverbrauch und / oder die C/T-Ratio bei neurochirurgischen Kraniotomien im Vergleich zu Hypophysektomien sowie teilweise auch für Laminektomien. Boyd et al. untersuchten 111 neurochirurgische Patienten an der State University of New York in Hinblick auf die Effektivität der Blutbereitstellung. Sie errechneten einen durchschnittlichen EK-Verbrauch von 1,6 Konserven pro neurochirurgischem Patient und bestimmten die C/T auf 5,8 (Boyd et al., 1980). Boral et al. veröffentlichten 1979 eine Untersuchung am US Air Force Medical Center Wilford Hall in Texas, USA, in denen sie 47 Kraniotomien und 9 transsphenoidale Hypophysektomien auf ihren Blutverbrauch (sowohl Erythrozytenkonzentrate als auch Vollblut) untersucht hatten. Sie veröffentlichten lediglich Resultate für Patienten, die eine Kreuzprobe erhalten hatten. Ob dies für das gesamte neurochirurgische Patientenkollektiv zutraf oder ob die Patienten, bei denen nur ein Type & Screen durchgeführt wurde, aus der Studie ausgeschlossen wurden lässt sich der Veröffentlichung nicht entnehmen. Von den 47 kraniotomierten Patienten erhielten 19 Bluttransfusionen. Insgesamt wurden für diese Patienten 270 Konserven gekreuzt, davon wurden 67 auch tatsächlich verbraucht. Hieraus ergibt sich eine Anzahl von 1,43 Konserven pro Patient bzw. eine C/T von 4,02. In der Gruppe der hypophysektomierten Patienten wurden 5 der 9 operierten Patienten transfundiert. Es wurden 52 Konserven gekreuzt, hiervon 16 den Patienten verabreicht. Der Konservenverbrauch pro Patient ergibt somit 1,78, die C/T beträgt 3,25. Hieraus leiteten die Autoren die Empfehlung ab, sowohl für Kraniotomien als auch für transsphenoidale Hypophysektomien 2 Bluteinheiten zu kreuzen (Boral et al., 1979). Von Rouault und Gruenhagen erschien 1978 eine Veröffentlichung über die Verhältnisse an der Blutbank der Los Angeles County University of Southern 64 California. Hier waren zusätzlich zu 25 tumorbedingten Kraniotomien und 5 transsphenoidalen Hypophysektomien auch 5 Rückenmarkstumoren und 7 Laminektomien (durch Bandscheibenprolaps oder Tumor) betrachtet worden. Unter den 25 Tumorkraniotomien befanden sich 11 Patienten, die eine Bluttransfusion erhielten. Dies entsprach bei 128 gekreuzten Konserven einer C/T von 11,6. Die Autoren empfahlen das präoperative Kreuzen von 2 Konserven pro Fall. Keine der 5 Hypophysektomien benötigte eine Transfusion, es wurde ein T & S empfohlen. Die 5 Patienten mit Rückenmarkstumoren erhielten insgesamt 3 Konserven, hieraus errechnete sich bei 26 gekreuzten Konserven eine C/T von 8,7. Man empfahl, 2 Konserven für jede Operation zu kreuzen und bereitzustellen. Bei den 7 Laminektomien fand sich eine C/T von 9,3 (3 Transfusionen bei 28 gekreuzten Konserven). Hier empfahlen die Autoren ein T & S für Bandscheiben-, jedoch Kreuzen von 2 Konserven für Tumoroperationen. Des weiteren berichteten Rouault und Gruenhagen, dass nach Durchführung der von ihnen ausgesprochenen Empfehlungen im Januar 1977 bei den Kraniotomien die C/T auf 7,3 gesenkt werden konnte. Es wurden in diesem Monat im Vergleich zu den vorherigen Standards 34 % der Konserven eingespart, bei den Hypophysektomien durch die T & S-Methode sogar 71 % (Rouault & Gruenhagen, 1978). In einer von Mintz et al. 1976 publizierten Studie ergab sich für am State University of New York Upstate Medical Center durchgeführte Kraniotomien (n = 31) ein durchschnittlicher Verbrauch von 1,52 Erythrozytenkonzentraten, für Hypophysektomien (n = 9) eine Anzahl von durchschnittlich 6,6 Erythrozytenkonzentraten pro Patient. Die C/T lag bei 3,91 bzw. 6,6. Für Laminektomien (n = 44) errechneten die Autoren eine C/T von 9 (durchschnittlicher Verbrauch pro Operation: 0,32 Konserven), so dass hierfür die Empfehlung einer zukünftigen Beschränkung auf Type & Screen abgeleitet wurde (Mintz et al. 1976). Im Jahr 1982 empfahlen die Autoren das Type & Screen zusätzlich zur Laminektomie auch für die Hypophysektomie, für Tumorkraniotomien wurde jedoch das Kreuzen von 4 bis 8 Konserven empfohlen (Mintz et al., 1982). Sarma erhob 1976 am Veterans Administration Medical Center in New Orleans eine C/T von 5,45 für Kraniotomien (n = 14) und 4,48 für Laminektomien (n = 54). Er empfahl fortan das Type & Screen für Laminektomien (Sarma et al., 1980). In einer 65 1986 veröffentlichten weiteren Betrachtung seiner 1976 erhobenen Daten empfahl Sarma für Tumorkraniotomien 2 gekreuzte Konserven (Sarma, 1986). 1980 untersuchte Sarma noch einmal 80 Patienten, die sich am Veterans Administration Medical Center einer elektiven Laminektomie unterzogen hatten, auf die Notwendigkeit einer präoperativen Kreuzprobe. 49 der Patienten hatten lediglich ein T&S erhalten, 34 dieser Patienten benötigten keine Transfusion. In 17 Fällen wurde während der Operation ein T&S in eine Kreuzprobe umgewandelt, 12 dieser Patienten wurden dann tatsächlich transfundiert. In 3 Fällen musste ungekreuztes Blut verabreicht werden, es kam hierbei zu keiner Transfusionsreaktion. Der Autor berichtet von einem 70-prozentigen Rückgang der angeforderten Kreuzproben bei elektiven Laminektomien nach Befolgen seiner Empfehlungen (Sarma, 1983). Beim Vergleich mit unserem Kollektiv muss jedoch bedacht werden, dass die Operationsindikation bei Sarmas Patienten von einfacher Bandscheiben-Operation bis zu schwerer spinaler Metastasierung reichen kann, während es sich bei unseren Patienten ausschließlich um primäre oder sekundäre spinale Tumoren handelt. Tab. 4.3. Vergleich der in dieser Erhebung bestimmten C/T-Ratio mit Referenzwerten aus der Literatur aus den Jahren 1976 bis 1990 Studie * Boral et al., 1976-’77, n=56 Boyd et al., 1977-‘79, n=111 C/T gesamt C/T bei Kraniotomie C/T bei Hypophysektomie 4,02 3,25 3,91 6,6 Rouault et al., 1976, n=149 11,6 keine Transf. Rouault et al., 1977, n=40 7,3 keine Transf. 5,79 5,92 Lockwood et al., 1980, n=13 5,8 8,8 Mintz et al., 1974, n=84 Rund et al., 1990, n=52 4,7 Sarma et al., 1976, n=64 4,75 Diese Studie, 1998, n=221 4,77 *mit Erfassungszeitraum und Fallzahlen 66 4.3.2. Eigenblutspenden Goodnough et al. untersuchten 1992 den Verbrauch autologer Blutkonserven bei Eigenblutspendern verschiedener nicht-orthopädischer Fachgebiete. Für neurochirurgische Patienten, die sich einer Kraniotomie unterziehen mussten, ermittelten sie eine Transfusionswahrscheinlichkeit von 24 % (n = 59) (Goodnough et al., 1992). In unserem Patientenkollektiv hatten lediglich 4 der insgesamt 166 zur Kraniotomie anstehenden Patienten Eigenblut gespendet, alle 4 erhielten intraoperativ zwischen 2 und 4 autologen Bluttransfusionen, auch bei relativ geringem Blutverlust. Somit ergibt sich rechnerisch eine Transfusionswahrscheinlichkeit von 100 % für autologe Erythrozytenkonzentrate bei Kraniotomien. Was die Häufigkeit der präoperativen Eigenblutspende angeht, nennt Goodnough einen Wert von 20 neurochirurgischen Patienten (n = 83), er unterscheidet hier zwischen Kraniotomien (n = 59) und Carotis-Endarteriektomien (n = 14). Generell ordnet er neurochirurgische Operationen als Eingriffe mit einer hohen Wahrscheinlichkeit für die Notwendigkeit der Bluttransfusion (> 5 %) ein. In unserem, allerdings ausschließlich aus Tumorpatienten bestehenden Patientengut, kam es unter 226 Patienten zu lediglich 5 Eigenblutspenden (zusätzlich zu den oben genannten noch bei einem Rückenmarksependymom). 67 5. Zusammenfassung Ziel dieser Studie war es, den Transfusionsbedarf für Tumoroperationen am Zentralen Nervensystem in unserer Neurochirurgischen Klinik zu ermitteln und in Verhältnis zu den gängigen präoperativen Blutbestellmaßnahmen zu setzen, um die Effektivität des Blutkonservenmanagements zu überprüfen und unnötige Bestellungen zu vermeiden. Ferner sollten nach Analyse möglicher Prädiktoren für den Blutkonservenverbrauch konkrete Empfehlungen zur präoperativen Blutbereitstellung gegeben werden. Mit Crossmatched-to-transfused ratios (C/T) zwischen je nach Operationsdiagnose 2,64 und 22,50 (im Mittel 4,77) und Rücklaufquoten zwischen 65,46 und 100,00 % (im Mittel 78,09 %) war das Blutbestellverhalten der untersuchten Klinik verbesserungswürdig. Die Einhaltung eines Maximum Surgical Blood Order Schedule mit Verzicht auf eine Kreuzprobe und stattdessen präoperatives Durchführen eines Type & Screen (T&S) für Operationsarten mit einer Transfusionswahrscheinlichkeit von kleiner als 30 % könnten zu einer deutlichen Einsparung von Fremdblut führen. Während vor der vorliegenden Studie unabhängig von der Operationsdiagnose präoperativ standardmäßig 3 bis 4 Fremdblut-Erythrozytenkonzentrate gekreuzt wurden, ist auf Basis der vorliegenden Ergebnisse lediglich noch das Kreuzen von 3 Erythrozytenkonzentraten bei Meningeomen zu empfehlen. Für Metastasen, Gliome, Hypophysenadenome und Neurinome erscheint eine Beschränkung auf das Type & Screen ausreichend. Bei Befolgen dieser Empfehlungen hätten im Erhebungszeitraum 78,64 % der Kreuzproben entfallen können. Dafür wäre es zu einem Anstieg der Anzahl von Patienten, die notfallmäßig nach- oder ungekreuzte Erythrozytenkonzentrate erhielten, um 66,66 % gekommen. Nach Herausgabe der auf den Resultaten dieser Studie basierenden Empfehlungen konnte in den folgenden Jahren ein deutlicher Rückgang der aus der Klinik für Allgemeine Neurochirurgie bestellten sowie der zurückgegebenen, nicht verwendeten Erythrozytenkonzentrate verzeichnet werden. 68 Ein signifikanter Einfluss auf den EK-Verbrauch, der ein von den Empfehlungen abweichendes, großzügigeres Bestellverhalten rechtfertigt, besteht bei Vorliegen folgender Faktoren: präoperativ bestehende Anämie oder Antikoagulation, spinale oder kraniospinale Tumorlokalisation, Revisions-Operation. Ferner fand sich in unserer Analyse ein gesteigerter EK-Verbrauch bei Therapie mit peripheren Analgetika (Ibuproben, Diclofenac, Paracetamol) und mit ACE-Hemmern, der gegebenenfalls berücksichtigt werden sollte. 69 Literaturverzeichnis 1. Beal RW. The rational use of blood. Aust N Z J Surg. 1976 Nov;46(4):309-13. T T T T T T 2. Berezina TL, Zaets SB, Morgan C, Spillert CR, Kamiyama M, Spolarics Z, Deitch EA, Machiedo GW. Influence of storage on red blood cell rheological properties. J Surg Res. 2002 Jan;102(1):6-12. 3. Blumberg N, Chuang-Stein C, Heal JM. The relationship of blood transfusion, tumor staging, and cancer recurrence. Transfusion. 1990 May;30(4):291-4. 4. Blumberg N, Heal JM. Effects of transfusion on immune function. Cancer recurrence and infection. Arch Pathol Lab Med. 1994 Apr;118(4):371-9. 5. Boral LI, Henry JB. The type and screen: a safe alternative and supplement in selected surgical procedures. Transfusion. 1977 Mar-Apr;17(2):163-8. 6. Boral LI, Dannemiller FJ, Stanford W, Hill SS, Cornell TA. A guideline for anticipated blood usage during elective surgical procedures. Am J Clin Pathol. 1979 Jun;71(6):680-4. 7. Boyd PR, Sheedy KC, Henry JB. Type and screen. Use and effectiveness in elective surgery. Am J Clin Pathol. 1980 May;73(5):694-9. 8. Bundesärztekammer. Richtlinien zur Gewinnung von Blut und Blutbestandteilen und zur Anwendung von Blutprodukten (Hämotherapie) – Gesamtnovelle 2005. Dt. Ärzte-Verl., Köln, 2006. 9. Carson JL, Duff A, Poses RM, Berlin JA, Spence RK, Trout R, Noveck H, Strom BL. Effect of anaemia and cardiovascular disease on surgical mortality and morbidity. Lancet. 1996 Oct 19;348(9034):1055-60. 10. Corwin HL. Blood transfusion: first, do no harm! Chest. 1999 Nov;116(5):1149-50. 11. Fogari R, Zoppi A. Antihypertensive drugs and fibrinolytic function Am J Hypertens. 2006 Dec;19(12):1293-9. Review. 70 12. Goodnough LT, Brecher ME, Kanter MH, AuBuchon JP. Transfusion medicine. First of two parts--blood transfusion. N Engl J Med. 1999 Feb 11;340(6):438-47. 13. Goodnough LT, Saha P, Hirschler NV, Yomtovian R. Autologous blood donation in nonorthopaedic surgical procedures as a blood conservation strategy. Vox Sang. 1992;63(2):96-101. 14. Goodnough LT, Shander A, Brecher ME. Transfusion medicine: looking to the 11;361(9352):161-9. future. Lancet. 2003 Jan 15. Hansen E, Wolff N, Knuechel R, Ruschoff J, Hofstaedter F, Taeger K. Tumor cells in blood shed from the surgical field. Arch Surg. 1995 Apr;130(4):387-93. 16. Hansen E, Bechmann V, Altmeppen J. Intraoperative blood salvage in cancer surgery: safe and effective? Transfus Apher Sci. 2002 Oct;27(2):153-7. 17. Hansen E, Pawlik M, Altmeppen J, Bechmann V. Autologous transfusion – from euphoria to reason: clinical practice based on scientific knowledge (Part II). Intraoperative blood salvage with blood irradiation - from an anaesthesiological point of view. Anasthesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther. 2004 Nov;39(11):676-82. 18. Hebert PC, Blajchman MA, Cook DJ, Yetisir E, Wells G, Marshall J, Schweitzer I. Transfusion Requirements in Critical Care Investigators for the Canadian Critical Care Trials Group. Do blood transfusions improve outcomes related to mechanical ventilation? Chest. 2001 Jun;119(6):1850-7. 19. Hebert PC, Wells G, Blajchman MA, Marshall J, Martin C, Pagliarello G, Tweeddale M, Schweitzer I, Yetisir E. A multicenter, randomized, controlled clinical trial of transfusion requirements in critical care. Transfusion Requirements in Critical Care Investigators, Canadian Critical Care Trials Group. N Engl J Med. 1999 Feb 11;340(6):409-17. Erratum in: N Engl J Med 1999 Apr 1;340(13):1056. 20. Hebert PC, Wells G, Tweeddale M, Martin C, Marshall J, Pham B, Blajchman M, Schweitzer I, Pagliarello G. Does transfusion practice affect mortality in critically ill patients? Transfusion Requirements in Critical Care (TRICC) Investigators and the Canadian Critical Care Trials Group. Am J Respir Crit Care Med. 1997 May;155(5):1618-23. 21. Hebert PC, Yetisir E, Martin C, Blajchman MA, Wells G, Marshall J, Tweeddale M, Pagliarello G, Schweitzer I; Transfusion Requirements in Critical Care Investigators for the Canadian Critical Care Trials Group. Is a low transfusion threshold safe in critically ill patients with cardiovascular diseases? Crit Care Med. 2001 Feb;29(2):227-34. 71 22. Hill GE, Frawley WH, Griffith KE, Forestner JE, Minei JP. Allogeneic blood transfusion increases the risk of postoperative bacterial infection: a meta-analysis. J Trauma. 2003 May;54(5):908-14. 23. Hovav T, Yedgar S, Manny N, Barshtein G. Alteration of red cell aggregability and shape during blood storage. Transfusion. 1999 Mar;39(3):277-81. 24. Hutschenreuter G, Reyle-Hahn M. Transfusionsgesetz. Anaesthesist. 2000 Sep;49(9):861-6. 25. Ishani A, Weinhandl E, Zhao Z, Gilbertson DT, Collins AJ, Yusuf S, Herzog CA. Angiotensin-converting enzyme inhibitor as a risk factor for the development of anemia, and the impact of incident anemia on mortality in patients with leftventricular dysfunction. J Am Coll Cardiol. 2005 Feb 1;45(3):391-9. 26. Landers DF, Hill GE, Wong KC, Fox IJ. Blood transfusion-induced immunomodulation. Jan;82(1):187-204. Anesth Analg. 1996 27. Landois L. Die Transfusion des Blutes. Vogel, Leipzig,1875. 28. Mead JH, Anthony CD, Sattler M. Hemotherapy in elective surgery: an incidence report, review of the literature, and alternatives for guideline appraisal. Am J Clin Pathol. 1980 Aug;74(2):2237. 29. Mintz PD, Henry JB, Boral LI. The type and antibody screen. Clin Lab Med. 1982 Mar;2(1):169-79. 30. Mintz PD, Nordine RB, Henry JB, Webb WR. Expected hemotherapy in elective surgery. N Y State J Med. 1976 Apr;76(4):532-7. 31. Offergeld R, Faensen D, Ritter S, Hamouda O. Human immunodeficiency virus, hepatitis C and hepatitis B infections among blood donors in Germany 20002002: risk of virus transmission and the impact of nucleic acid amplification testing. Euro Surveill. 2005 Feb;10(2):8-11. 32. Opelz G. The effect of transfusions in related Transplantation. 1981 May;31(5):404. donor kidney transplantation. 33. Rinaldi A. A bloodless revolution. A growing interest in artificial blood substitutes has resulted in new products that could soon improve transfusion medicine. EMBO Rep. 2005 Aug;6(8):705-8. 34. Ripamonti V, Racca V, Calvo MG, Castiglioni P, Ferratini M. Angiotensin-converting enzyme inhibitors slow recovery from anemia following cardiac surgery. Chest. 2006 Jul;130(1):79-84. 72 35. Rouault C, Gruenhagen J. Reorganization of blood Aug;18(4):448-53. ordering practices. Transfusion. 1978 Jul- 36. Sarma DP. Use of blood in elective surgery. JAMA. 1980 Apr 18;243(15):1536-8. 37. Sarma DP. Do we need to cross match blood for elective laminectomy? Neurosurgery. 1983 Nov;13(5):569-71. 38. Sarma DP. A rational blood-ordering policy for neurosurgery. J La State Med Soc. 1986 Nov;138(11):47-8, 53. 39. Schlegel J, Peraud A, Herms J. WHO-Klassifikation der Tumoren des Nervensystems. Tumorzentrum München und W. Zuckerschwerdt Verlag München, 2004 40. Spence RK, Cernaianu AC, Carson J, DelRossi AJ. Transfusion and surgery. Curr Probl Surg. 1993 Dec;30(12):1101-80. 41. Storm H, Morshuis WJ, Kluft O, Posma FD. More effective blood transfusion policies in elective surgery by objective transfusion guidelines. Ned Tijdschr Geneeskd. 1989 Jun 10;133(23):1170-4. 42. van Klei WA, Moons KG, Leyssius AT, Knape JT, Rutten CL, Grobbee DE. A reduction in type and screen: preoperative prediction of RBC transfusions in surgery procedures with intermediate transfusion risks. Br J Anaesth. 2001Aug;87(2):250-7. 43. Wagner FF, Kasulke D, Kerowgan M, Flegel WA. Frequencies of the blood groups ABO, Rhesus, D category VI, Kell, and of clinically relevant high-frequency antigens in south-western Germany. Infusionsther Transfusionsmed. 1995 Oct;22(5):285-90. 44. WHO The Clinical Use Of Blood Handbook, World Health Organisation, Genf, 2001. 45. Zallen G, Offner PJ, Moore EE, Blackwell J, Ciesla DJ, Gabriel J, Denny C, Silliman CC. Age of transfused blood is an independent risk factor for postinjury multiple organ failure. Am J Surg. 1999 Dec;178(6):570-2. 46. Zülch KJ Histological typing of tumours of the central nervous system. International histological classification of tumours, No. 21 (1rst ed.), World Health Organisation, Genf, 1979. T T T T T 73 T 74 Abbildungsverzeichnis Abb. 1.1. WHO-Klassifikation der Tumoren des Nervensystems (2000) Abb. 2.1. Zur Auswertung der neurochirurgischen Akten benutzter 10B 8 Erfassungsbogen 12 Abb. 3.1. Altersverteilung im Patientenkollektiv 18 Abb. 3.2. Verteilung der ABO- und Rhesus-Blutgruppen im Patien- 1B tenkollektiv verglichen mit dem Durchschnitt in Südwestdeutschland 20 Abb. 3.3. Verteilung der Tumordiagnosen 21 Abb. 3.4. Verteilung der Lokalisation der Tumoren im Gesamtkollektiv 21 Abb. 3.5. Häufigkeitsverteilung der Diagnosen innerhalb der Gruppe „Gliome“ Abb. 3.6. 22 Häufigkeitsverteilung der Diagnosen für den Primärtumor innerhalb der Gruppe „Metastasen“ Abb. 3.7. 23 Unterteilung der vorliegenden Tumordiagnosen nach dem WHO-Malignitätsgrad 25 Abb. 3.8. Operationsdauer in Abhängigkeit von der Tumorart 27 Abb. 3.9. Intraoperativer Blutverlust in Abhängigkeit von der Tumorart Abb. 3.10. 28 Mittlerer EK-Verbrauch während des gesamten Krankenhausaufenthaltes 30 Abb. 3.11. Mittlerer perioperativer EK-Verbrauch 32 Abb. 3.12. Vergleich transfundierter Patienten zu präoperativ mit Kreuzblut versorgten Patienten 33 Abb. 3.13. Crossmatched-to-transfused ratio C/T, perioperativ 35 Abb. 3.14. Delivered-to-transfused ratio D/T, perioperativ 35 Abb. 3.15. Transfusionswahrscheinlichkeit T%, perioperativ 35 Abb. 3.16. Rücklaufquote R%, gesamter Krankenhausaufenthalt 35 Abb. 3.17. Perioperative C/T, D/T und T% für die drei häufigsten Gliomformen 37 75 Abb. 3.18. Perioperativer Plasma-Verbrauch Abb. 3.19. Perioperative Transfusionswahrscheinlichkeit für Fremdplasma Abb. 3.20. 41 Kumulierte Häufigkeitsverteilung des perioperativen EK-Verbrauchs nach Tumorlokalisation Abb. 3.21. 47 Kumulierte Häufigkeitsverteilung des perioperativen EK-Verbrauchs nach Therapie mit ACE-Hemmern Abb. 4.1. 45 Kumulierte Häufigkeitsverteilung des perioperativen EK-Verbrauchs nach präoperativer Marcumareinnahme Abb. 3.22. 39 49 EK-Management der Klinik für Allgemeine Neurochirurgie der Universitätsklinik Köln 1999 – 2005 76 63 Tabellenverzeichnis Tab. 3.1. Verteilung der ABO- und Rhesus-Blutgruppen im Patientenkollektiv verglichen mit dem Durchschnitt in Südwestdeutschland (Wagner et al., 1995) Tab. 3.2. 19 Einteilung der pathologischen Tumordiagnosen in Anlehnung an die ICD-O-Klassifikation 24 Tab. 3.3. Operationsdauer in Abhängigkeit von der Tumorart 26 Tab. 3.4. Intraoperativer Blutverlust in Abhängigkeit von der Tumorart 28 Tab. 3.5. Durchschnittlicher EK-Verbrauch während des gesamten 12B Krankenhausaufenthaltes Tab. 3.6. 29 Vergleich der im Mittel intra- und der postoperativ verabreichten Erythrozytenkonzentrate 30 Tab. 3.7. Durchschnittlicher perioperativer EK-Verbrauch 31 Tab. 3.8. Anzahl perioperativ transfundierter Patienten 32 Tab. 3.9. C/T, D/T, T% für den perioperativen EK-Haushalt, R% für 13B 14B 15B den Krankenhausaufenthalt 34 Tab. 3.10. Durchschnittlicher EK-Verbrauch der Gliome, perioperativ 36 Tab. 3.11. C/T, D/T und T% der Gliom-Untergruppen für den peri- 16B 17B operativen EK-Haushalt, R% für den Krankenhausauf18B enthalt 36 Tab. 3.12. Perioperativer Verbrauch von Plasma-Konserven 39 Tab. 3.13. Transfusionswahrscheinlichkeit T% für den periope- 19B 20B rativen Plasma-Haushalt Tab. 3.14. 41 Laborwerte der Blutgerinnung für perioperativ thrombozyten42 Tab. 3.15. EK-Verbrauch nach ASA-Gruppen 44 Tab. 3.16. EK-Verbrauch nach Tumorlokalisation 44 Tab. 3.17. Abhängigkeit des EK-Verbrauchs von präoperativer 21B transfundierte Patienten Gabe von Medikamenten mit blutgerinnungsbeein2B flussender Wirkung 48 23B 77 Tab. 3.18. Vergleich von präoperativen Laborparametern, intraoperativem Blutverlust und perioperativem EK-Verbrauch bei Patienten mit und ohne ACE-Hemmer-Therapie Tab. 3.19. Abhängigkeit des perioperativen EK-Verbrauchs von son- 24B stiger präoperativer Medikamentengabe 25B Tab. 3.20. krankungen 52 27B Verlauf des Hämoglobin-Wertes in Abhängigkeit von einer EK-Transfusion Tab. 3.22. 54 Anforderung von Erythrozytenkonzentraten in Abhängigkeit von der Operationsdiagnose Tab. 3.23. 55 Empfehlungen zur präoperativen Bereitstellung von Erythrozytenkonzentraten Tab. 4.2. 57 EK-Management der Klinik für Allgemeine Neurochirurgie der Universitätsklinik Köln 1999 – 2005 Tab. 4.3. 55 Anforderung von Plasmakonzentraten in Abhängigkeit von der Operationsdiagnose Tab. 4.1. 50 Abhängigkeit des EK-Verbrauchs von vorbestehenden Er- 26B Tab. 3.21. 49 63 Vergleich der in dieser Erhebung bestimmten C/T-Ratio mit Referenzwerten aus der Literatur aus den Jahren 1976 bis 1990 66 78 Lebenslauf Persönliche Daten Name Carsten Böning geboren am 24. Mai 1974 in Lippstadt als einziges Kind von Brigitte Böning, selbständige Unternehmerin Walter Böning, selbständiger Handelsvertreter Familienstand verheiratet Schulbildung 1981-1985 Grundschule in Lippstadt 1985-1994 Privates Gymnasium Marienschule in Lippstadt 1994 Erwerb der Allgemeinen Hochschulreife Abiturnote 1,7 Wehrersatzdienst 1996-1997 Pflegedienst auf der Urologischen Station des Herz-JesuKrankenhauses, Münster Hochschulbildung 1994-1995 Studium der Betriebswirtschaft an der Universität Bielefeld 1997-1999 Vorklinischer Abschnitt des Studiums der Humanmedizin an der Westfälischen Wilhelms-Universität, Münster 1999-2003 Erster und Zweiter Klinischer Abschnitt des Studiums der Humanmedizin an der Universität zu Köln 2003-2004 Praktisches Jahr am Kreiskrankenhaus Gummersbach 2004 Drittes Staatsexamen mit der Note Gesamtnote „Gut“, Approbation als Arzt 79 „Sehr gut“, Ärztliche Weiterbildung 08/2004 – 10/2004 Arzt im Praktikum am Kreiskrankenhaus Gummersbach, Klinik für Neurologie 10/2004 – 05/2010 Assistenzarzt am Kreiskrankenhaus Gummersbach, Klinik für Neurologie 05/2010 Anerkennung als Facharzt für Neurologie durch die Ärztekammer Nordrhein seit 05/2010 Anstellung als Facharzt am Gummersbach, Klinik für Neurologie 80 Kreiskrankenhaus