Akute, schwere Krankheiten hinterlassen Schäden im Gehirn

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Akute, schwere Krankheiten hinterlassen Schäden im
Gehirn
Frage:
Häufigkeit kognitiver Einschränkungen bei Patienten nach Behandlung in der Intensivstation
wegen schwerer, akuter Krankheit?
Hintergrund:
Einige Patienten, die schwere, akute Krankheiten überleben, leiden an einer noch kaum
verstandenen Form einer kognitiven Dysfunktion. Bisher ist noch wenig über die Häufigkeit
solcher kognitiver Störungen bekannt. Das Ziel dieser Studie ist die Häufigkeit (Prävalenz)
kognitiver Defizite nach Intensivstationsaufenthalt zu untersuchen. Gleichzeitig werden auch
die beiden Hypothesen evaluiert: ein längeres Delir und höhere Dosen von Sedativa und
Analgetika sind mit dem Schweregrad der kognitiven Einschränkung assoziiert.
Einschlusskriterien:
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Erwachsene, die einer medizinischen oder chirurgischen Intensivstation zugewiesen wurden
wegen respiratorischer Insuffizienz, oder kardiogenem oder septischem Schock
Ausschlusskriterien:
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Aufenthalte in Intensivstation in den vorangegangenen zwei Monaten
Patienten, bei denen das Ausmass des Delirs nicht erhoben werden konnte (blind, taub)
Vorbestehende kognitive Einschränkungen (wurde genau definiert), u.a.
Studiendesign und Methode:
Kohortenstudie
Studienort:
Zwei grosse medizinische Zentren in USA
Risikofaktoren und Ko-Variablen:
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Dauer des Deliriums (dies wurde täglich mit validierten und anerkannten Fragebogen
erfasst und quantifiziert)
Täglicher Verbrauch von Sedativa und Analgetika während der Hospitalisation
Ko-Variablen: Alter, Jahre an Schulbildung, Komorbiditäten, Risiko für zerebrovaskuläre
Erkrankung, Apolioprotein E Genotyp, Schweregrad der Krankheit)
Outcome:
Primärer Outcome
• Globale Kognitive Fähigkeiten 3 und 12 Monate nach Entlassung aus dem Spital (erhoben
mit validiertem Instrument und Scoringsystem)
Resultat:
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Von März 2007 bis Mai 2010 wurden 826 Patienten in die Studie eingeschlossen; mittleres
Alter 61 Jahre.
Nur bei 51 Patienten bestanden Hinweise für eine prä-existierende kognitive
Einschränkung
Drei Viertel der Patienten hatten während der Hospitalisation ein Delirium und die mittlere
Delirdauer betrug 4 Tage.
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Zwischen Einschluss in die Studie und der Erhebung der Ergebnisse nach drei Monaten
starb ein Drittel (31%) der Patienten. Von den 569 Überlebenden konnte bei 448 (79%)
der kognitive Test gemacht werden.
Zwischen drittem und zwölftem Monat nach Einschluss in die Studie starben nochmals 59
Patienten (7% der originalen Kohorte) und von den Überlebenden konnte bei drei Vierteln
die kognitive Leistungsfähigkeit untersucht werden.
Die mediane kognitive Leistung lag drei und 12 Monate nach Spitalaustritt deutlich unter
der Norm – im Vergleich zu altersangepassten Populationswerten.
Nach drei Monaten hatten 40% der Patienten eine Einschränkung der globalen kognitiven
Leistung, die schlechter ist als sie nach moderatem Hirntrauma gesehen wird, und 26%
hatten Werte die den Werten eines milden M. Alzheimer entsprechen.
Nach 12 Monaten hatten 34% Einschränkungen wie Patienten nach einem moderaten
Hirntrauma und 24% wie bei mildem M. Alzheimer.
Die kognitiven Einschränkungen wurden nicht nur bei älteren, sondern auch bei jüngeren,
unter fünfzigjährigen Patienten beobachtet.
Es besteht eine klare Assoziation zwischen der Dauer des Delirs und der Einschränkung
kognitiver Fähigkeiten, es besteht aber keine Assoziation (mit einer Ausnahme) zwischen
dem Sedativa- und Analgetikaverbrauch und der kognitiven Einschränkung. Die Ausnahme
ist die Assoziation zwischen Benzodiazepinverbrauch und kognitiv-exekutiven Fähigkeiten
(Impulskontrolle, Setzen von Prioritäten...) drei Monate nach Einschluss in die Studie.
Kommentar:
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Einer von vier Patienten mit einer akuten, sehr schweren Erkrankung hat ein Jahr nach
Spitalentlassung eine Einschränkung der kognitiven Fähigkeiten, die im Schweregrad einer
milden Form des M. Alzheimer entspricht.
Die Dauer des Delirs korreliert mit dem Schweregrad der kognitiven Einschränkung,
während die Dosis der Sedativa- und Analgetika mit dem Schweregrad nicht korreliert.
Literatur:
Pandharipande P.P. et al. Long-term cognitive impairment after critical illness. New Engl J
Med. 2013;369:1306-16.
Verfasser:
Johann Steurer
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