FAKULTÄT VERKEHR-SPORT-TOURISMUS-MEDIEN BACHELORARBEIT Großveranstaltungen als Impulsgeber für das Destinationsmarketing. Eine Untersuchung am Beispiel des Wacken Open Air in Holstein. Zum Erlangen des akademischen Grads BACHELOR OF ARTS Im Studiengang TOURISMUSMANAGEMENT Vorgelegt von: Lisa Marie Geiß Bahnhofstraße 26 35305 Grünberg Matrikelnummer: 70140789 Erstprüfer: Prof. Dr. Stefan Küblböck Zweitprüfer: Frau Lara Wilke Ort: Salzgitter Datum: 24.12.2014 INHALTSVERZEICHNIS 1 EINLEITUNG 3 2 DESTINATIONSMARKETING 5 2.1 Destinationsmarketing als Aufgabe im Destinationsmanagement 5 2.2 Image- und Markenbildung 9 3 EVENTMANAGEMENT UND EVENTMARKETING 12 3.1 Abgrenzungsmerkmale von Events 3.1.1 Inhalt 3.1.2 Entstehung 3.1.3 Dauer 3.1.4 Größe 3.1.5 Hallmark Events 13 13 14 14 15 15 3.2 Eventmarketing als Kommunikationsinstrument im Tourismus 17 3.3 Zielgruppen 19 4 POSITIONIERUNG EINER DESTINATION DURCH EIN EVENT 21 4.1 Tomorrowland-Festival 21 4.2 Roskilde-Festival 21 4.3 Summerbreeze-Festival 21 4.4 Glastonbury Festival of Contemporary Performing Arts 22 4.5 Sziget-Festival 22 5 DESTINATION IM ÜBERBLICK 24 5.1 Wacken Open Air 25 5.2 KURS 54°N e.V. 27 5.3 Destination Holstein 28 6 METHODIK 29 7 AUSWERTUNG DER DATEN 31 7.1 Kommunikation zwischen der Tourismusbranche und der Eventbranche 31 7.2 Einzigartigkeit 34 1 7.3 Eventmarketing 36 7.4 W:O:A als Marketing-Event und Kommunikationsmittel 39 7.5 Zielgruppen 42 7.6 Konkurrenzfähigkeit 45 7.7 Hallmark Events 46 7.8 Zukunftsausblick 48 8 ÄUßERUNG ZUR FORSCHUNGSFRAGE 50 9 HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN 58 I. II. III. Literaturverzeichnis Abbildungsverzeichnis Anhang 2 1 EINLEITUNG Abbildung (1): Slogan des W:O:A. (eigene Aufnahme, Juli 2014) „Freu‘ dich - du bist in Wacken. Welcome to Heavy Metal Town“ (Slogan des Festivals auf Bannern, Schildern, etc. vor Ort) Diesen Satz kann man während des Wacken Open Airs (nachfolgend W:O:A genannt) in der schleswig-holsteinischen Gemeinde Wacken überall lesen. Das Festival ist mittlerweile international bekannt, viele Menschen können mit dem Namen „Wacken“ genauso viel verbinden, wie mit „London“ oder „Paris“. Laut den Veranstaltern und Gründern des Festivals, Holger Hübner und Thomas Jensen, ist es das größte Heavy-Metal-Festival der Welt. Das W:O:A ist mittlerweile zur Kultmarke geworden und jeder Hardrock- und HeavyMetal-Fan möchte einmal auf dem W:O:A gewesen sein. Im August 2014 feierte das Festival 25-jähriges Jubiläum. Doch wie sieht das Dorf mit den rund 1.800 Einwohnern eigentlich in den verbleibenden Monaten aus? Hat dieses Event das Potenzial die Region touristisch attraktiver zu gestalten? Wie stehen die Veranstalter zu diesem Thema und wie ist die Kommunikation zu entsprechenden touristischen Organisationen und Leistungsträgern? Diesen Fragen werde ich mich in der folgenden Forschung stellen und versuchen sie zu beantworten. Um die Fragestellung „Großveranstaltungen als Impulsgeber für das Destinationsmarketing. Eine Untersuchung am Beispiel des Wacken Open Air in der Region Holstein“ zu beantworten, werden Expertengespräche mit verschiedenen Akteuren vor Ort durchgeführt und ausgewertet. Der Forschungsbericht gliedert sich in neun Kapitel. In den ersten beiden Kapiteln werden forschungsrelevante Themen wie Destinationsmarketing sowie Eventmanagement und – marketing erläutert. Im vierten Kapitel geht es um die Positionierung einer Destination mit Hilfe von einem Event. Dazu werden einige Fallbeispiele bearbeitet. Diese Kapitel die3 nen als Grundlagen, auf welchen sich später die Auswertung der Experteninterviews aufbaut. Das fünfte Kapitel ist die Zusammenführung der bisher erarbeiteten Theorie. In diesem Kapitel wird außerdem ein kleiner Überblick über die Destination gegeben sowie das Wacken Open Air und der Verein KURS 54°N näher dargestellt. Danach wird die Methodik erläutert, mit welcher vorgegangen wird, um Arbeitsergebnisse zu erzielen. In Kapitel acht wird zur Forschungsfrage Stellung genommen und abschließend erfolgt ein Fazit in Form einer Handlungsempfehlung. 4 2 DESTINATIONSMARKETING Bedingt durch den Wertewandel, welcher sich in den letzten Jahrzehnten vollzogen hat, wurden Freizeit, Urlaub und Erholung für den Einzelnen immer wichtiger. Die Gesellschaft wandelte sich „von der Arbeits- zur Freizeitgesellschaft“ (Freyer, 2009a, S. 24f.). Während früher die Arbeit weitgehend den Lebensinhalt und Tagesablauf bestimmte, so richten viele Menschen heute ihren Job nach ihrer Freizeitbeschäftigung aus. Die Arbeitsstelle stellt die Lebensgrundlage dar, doch das Leben definiert sich über die Erlebnisse und Erfahrungen, die in der Freizeit gemacht werden. Dieser Wertewandel kann sich positiv und negativ auf den Tourismus auswirken. Zum einen fügen sich Urlaubsreisen sehr gut in die neue Freizeitgesellschaft ein, zum anderen aber gibt es ein immer stärkeres Konkurrenzverhältnis zu anderen Freizeitaktivitäten. Die Anforderungen der Reisenden an künftige Urlaubsgebiete steigen. Freyer spricht neben Ferienparks, Cluburlaub und All-InclusiveUrlaub auch von Event-Tourismus als derzeitigem Reisetrend (Freyer, 2009a, S. 25ff.). Auch Bieger (Bieger, 2008, S. 6f.) spricht von einem Trend hin zu Erlebnissen und Aktivitäten im Urlaub und der sogenannten „Erlebnisinflation“, bei welcher der Gast immer mehr Erlebnisse pro Minute wünscht. Anhand dieser Entwicklung zeigt sich, dass die Ansprüche der Gäste an eine Destination ständig steigen und diese sich im touristischen Wettbewerb immer mehr behaupten muss. Ein professionelles Destinationsmarketing gewinnt daher zunehmend an Bedeutung. 2.1 DESTINATIONSMARKETING ALS AUFGABE IM DESTINATIONSMANAGEMENT Aufgrund der steigenden Konkurrenz innerhalb des internationalen Tourismusmarktes wird ein professionelles Destinationsmarketing als Aufgabe im Destinationsmanagement immer wichtiger. Eine Destination sollte sich laut Steinecke als „lernende Organisation“ betrachten, welche sich stets verbessert, die Gäste immer wieder mit neuen Erlebnissen und Aktionen überraschen kann und diese auch auf einem professionellen Niveau vermarktet (Steinecke, 2013, S. 71). Das Destinationsmarketing ist eine komplexe Aufgabe für das Destinationsmanagement. Um diese Aufgabe zu erklären, zeigt Freyer vier Ansätze auf, welche auf die touristischen Besonderheiten und die Vorgehensweise des Tourismus-Marketings eingehen (Freyer, 2009b, S. 60ff.). 5 Tourismus-Marketing als Dienstleistungs-Marketing Das Marketing im Tourismus befasst sich vor allem mit Dienstleistungen. Vermarktet werden also zum Beispiel Beratungen im Reisebüro, Transportleistungen von Verkehrsträgern, Dienstleistungen in Beherbergungsbetrieben und das Angebot in Destinationen (Freyer, 2009b, S. 60). Durch die speziellen Eigenschaften von Dienstleistungen ist eine besondere Vorgehensweise erforderlich. Durch die Immaterialität ist eine Dienstleistung häufig auch intransparent und der Gast muss die Reiseentscheidung anhand von wenigen ihm zur Verfügung stehenden Informationen fällen. Diese Entscheidung läuft häufig über Images, welche im Kapitel 2.2 IMAGE- UND MARKENBILDUNG erläutert werden. Die Produktion und der Konsum von Dienstleistungen finden in der Regel gleichzeitig statt, so dass also der Mitarbeiter und der Gast aufeinander treffen. Das bedeutet auch, dass die Dienstleistung nicht lagerfähig ist. Daher ist es wichtig, Angebot und Nachfrage aneinander anzugleichen, um möglichst wenige Dienstleistungen verfallen zu lassen (Bieger, 2008, S. 159f.). Tourismus-Marketing als institutionelles Marketing Für Betriebe aus unterschiedlichen Bereichen im Tourismus muss jeweils ein eigenständiges Marketing entwickelt und betrieben werden. Dazu gehören Beherbergungsbetriebe, Reiseveranstalter und –vermittler, die Transportwirtschaft und Fremdenverkehrsorte und –regionen (Freyer, 2009b, S. 61). Sehr ähnlich dem Ansatz des institutionellen Marketings ist der folgende Ansatz des einzel- und überbetrieblichen Marketings. Tourismus-Marketing als einzel- und überbetriebliches Marketing Dieser Ansatz wird auch Mikro- und Makro-Marketing im Tourismus genannt. Die Form des Mikro-Marketings findet man bei touristischen Einzelbetrieben wie beispielsweise Fluggesellschaften und Reiseveranstaltern. Hier sind die Aufgaben des Marketings ähnlich zu den Aufgaben anderer Wirtschaftsbetriebe. Das touristische Gesamtprodukt allerdings erfordert ein überbetriebliches Marketing, welches im Tourismus vor allem bei Destinationen weit verbreitet ist (Freyer, 2009b, S. 61). Ein überbetriebliches Marketing ist notwendig, da in einer Destination die Teilleistungen in der Regel von voneinander unabhängig operierenden Unternehmen erbracht werden. Die Teilleistungen müssen dann in der Dienstleistungskette koordiniert und als zusammenhängendes Produkt vermarktet werden (Bieger, 2008, S. 162). Tourismus-Marketing als ganzheitliches Marketing Ein ganzheitliches Marketing im Tourismus bedeutet, dass man auch alle nichtökonomischen Bereiche im Tourismus betrachtet. Dazu zählen beispielsweise gesellschaft6 liche, internationale, nachfragerbezogene, freizeitorientierte und ökologische Aspekte, die ins Marketing einfließen (Freyer, 2009b, S. 104). Zusätzlich sollten im ganzheitlichen Marketing möglichst viele Interessen im Destinationsmanagement berücksichtigt werden. Örtliche Vereine, Bürger, Presse, Banken, Politiker, das Handelsgewerbe und viele mehr zählen zu den Stakeholdergruppen, deren Interessen das Destinationsmanagement beachten sollte, da die Stakeholder über einen gewissen Einfluss verfügen (Wiesner, 2008, S. 62). Durch das ganzheitliche Marketing wird der erste Schritt für eine gute Zusammenarbeit zwischen den Gruppen getan. Das Zusammenspiel der genannten Ansätze ist für ein eigenständiges, professionelles Destinationsmarketing wichtig (Freyer, 2009b, S. 62). Keiner der Aspekte sollte vernachlässigt werden. Aus diesem Grund ist das Destinationsmarketing im Destinationsmanagement eine komplexe Aufgabe. Innerhalb dieser Ansätze ist es wichtig, alle Marketinginstrumente im Marketing-Mix zu koordinieren und mit allen verfügbaren Instrumenten zu arbeiten (Bieger; Beritelli, 2013, S. 177). Die traditionellen Instrumente im Marketing-Mix sind die vier P’s: Produktpolitik („product“), Preispolitik („price“), Vertriebswegepolitik („place“) und Kommunikationspolitik („promotion“) (Freyer, 2009, S. 424). Im Laufe der Zeit wurde der Marketing-Mix bei der Entwicklung des Dienstleistungsmarketings und des Tourismusmarketings um drei Instrumentengruppen erweitert: Participation und participants, physical evidence und process. Unter participants versteht man alle Personen, die am Prozess der Leistungserstellung teilnehmen. Jede dieser Personen beeinflusst das Ergebnis und die Wahrnehmung dessen. Physical evidence ist das Erscheinungsbild, welches das Image des Unternehmens transportieren soll (siehe auch Kapitel 2.2 IMAGE- UND MARKENBILDUNG). Zum Erscheinungsbild gehören Mitarbeiter, die räumliche Umgebung und materielle Güter, welche zum Leistungsprozess dazugehören. Process beschreibt die Optimierung des Herstellungsprozesses. Hier ist es wichtig, welche Schritte aufeinander folgen und welche Interaktionen dabei in Frage kommen. Diese Aufteilung in sieben Instrumentengruppen lässt besser erkennen, woran zu arbeiten ist, um eine Dienstleistung mit hoher Qualität erbringen zu können (Pompl, 1996, S. 49). Im Destinationsmarketing lassen sich die vier Instrumentengruppen des Marketing-Mix so erklären: Produktpolitik Die Tourismusorganisation hat indirekten Einfluss auf das angebotene touristische Produkt. Sie kann beispielsweise den Leistungsträgern beratend zur Seite stehen, Qualitätsstandards festlegen und Packages zusammenstellen. Nur durch den Betrieb eines Informa7 tionsbüros ist eine direkte Einflussnahme möglich. Trotzdem ist die Bedeutung der Produktpolitik für die Destination sehr wichtig, denn mit einem guten Produkt gewinnt man Stammkunden und steigert die Kundenzufriedenheit. Bei der Produktpolitik ist auch die Markenpolitik ein wichtiger Bestandteil, durch welche die verschiedenen Leistungsträger einer Destination unter einer Marke gebündelt werden sollen (Bieger, 2008, S.194). Preispolitik Auf die Preise in der Destination hat die Tourismusorganisation kaum Einfluss. Sie kann lediglich die Leistungsträger beraten, eine Rabattpolitik initiieren und die Preise indirekt, durch Tourismussteuern und zusätzlichen Programmen, beeinflussen. Die Bedeutung ist, je nach Positionierung der Destination, von unterschiedlicher Relevanz. Bei einem vergleichbaren und auswechselbaren Produkt ist die Bedeutung der Preispolitik sehr wichtig (Bieger, 2008, S. 194). Vertriebswegepolitik Der Einfluss auf die Vertriebswegepolitik der Tourismusorganisation hängt von der Größe der Leistungsträger ab. Große Anbieter haben oft eigene Vertriebskanäle und sind daher unabhängig. Die Tourismusorganisation hat die Möglichkeiten eine eigene Verkaufsorganisation durchzuführen, die Leistungen an Reiseveranstalter weiterzuverkaufen und zum Beispiel eine eigene Reservationszentrale zu betreiben. Außerdem sollte kontrolliert werden, dass die Destination auch in Computerreservierungssystemen zu finden ist. Die Bedeutung der Vertriebswegepolitik ist für die Destination groß, da es einen Trend zu kurzfristigen Buchungen gibt und die Vertriebswege daher auch kurzfristig und reibungslos funktionieren müssen (Bieger, 2008, S. 195). Kommunikationspolitik Auf die Kommunikationspolitik hat die Tourismusorganisation einen hohen Einfluss. Häufig liegt sogar ein Kommunikationsbudget vor, welches für Destinationswerbung und – information, Verkaufsförderung, PR und Sponsoring genutzt werden kann. Für eine erfolgreiche Kommunikationspolitik ist es wichtig, dass alle Instrumente stimmig eingesetzt werden und auf dem Markt dominant wirken. Dafür braucht man entweder große und wichtige Kommunikationsinstrumente oder eine außergewöhnliche Idee. Alles zusammen prägt dann das Image beim Publikum. Daher ist die Bedeutung der Kommunikationspolitik für die Destination sehr hoch (Bieger, 2008, S. 195). Zu den Instrumenten der Kommunikationspolitik einer Destination zählt auch das Eventmarketing (Freyer, 2009b, S. 637). Dieses Thema wird in Kapitel 3.2 weiter ausgeführt. 8 Alle vier Hauptinstrumentengruppen sollen gut aufeinander abgestimmt sein. Erst als Ganzes ergeben sie eine wirkungsvolle Positionierung der Destination. Bei Destinationen können hierbei allerdings Probleme auftreten. Einzelne Instrumente lassen sich nicht vom Destinationsmanagement, sondern nur von den unabhängigen touristischen Leistungsträgern steuern und das Destinationsmanagement hat selten Möglichkeiten einzugreifen. Wenn die Marketinginstrumente nicht zentral koordiniert werden, kann es dazu kommen, dass das Image der Destination leidet und eine widersprüchliche Positionierung am Markt eintritt. Ebenso kann es sein, dass Ressourcen durch die doppelte Nutzung von Instrumenten verschwendet werden und dass die Gesamtdestination sich schlechter verkauft. Aus diesen Gründen muss die Marketingplanung auf einer übergeordneten Ebene stattfinden und alle Leistungsträger der Destination mit einbinden. Die Marketingstrategie muss kommuniziert und von allen akzeptiert werden, um eine erfolgreiche Umsetzung garantieren zu können (Bieger; Beritelli, 2013, S. 187f.). 2.2 IMAGE- UND MARKENBILDUNG Um im weiteren Verlauf der Arbeit mit den Begrifflichkeiten Image und Marke besser umgehen zu können, sollen diese im folgenden Kapitel definiert und erläutert werden. „Image bezeichnet die Vorstellung, Meinung und Erwartung bestimmter Personen oder Personengruppen (‚Subjekt‘) in bezug auf bestimmte Produkte oder Leistungen (‚Objekte‘).“ (Freyer, 2009b, S. 565). So definiert Freyer das Wort „Image“. Bieger führt weiterhin aus: „Ein Image setzt sich aus objektivem Wissen und subjektiven Emotionen zusammen. Ein Image kann vom Unternehmen/von der Destination nur indirekt beeinflusst werden und wird von der Wahrnehmung des Gastes geprägt.“ (Bieger, 2008, S. 358). In der Imageforschung wird unterschieden zwischen dem Eigen- und dem Fremdbild. Beim Eigenbild geht es um das „Wir-Bewusstsein“. Es findet ein Innenmarketing statt, um das Eigenbild des Unternehmens zu prägen. Das Eigenbild ist eng mit der Corporate Identity verbunden. Das Fremdbild dagegen ist die Einschätzung von außen. Das Unternehmen betreibt Außenmarketing, um das Fremdbild möglichst nach seinen Wünschen zu gestalten, doch durch die subjektiven Wahrnehmungen der Konsumenten stimmen die Realität, das Eigenbild und das Fremdbild nur selten überein (Freyer, 2009b, S. 565f.). Wie das Image aussieht, welches im Marketing kommuniziert werden soll, entscheidet sich im Prozess der Leitbildentwicklung. Dabei wird die Vision der Tourismusorganisation in Worte gefasst, um die Unternehmenskultur zu prägen (Wiesner, 2008, S. 46f.). Im Leitbild werden Werte und Strategien des Unternehmens erläutert und Ziele festgelegt. Leitbilder 9 können sehr unterschiedlich formuliert werden. Sie unterscheiden sich vor allem nach Zweck des Leitbilds und nach Problemlage der Destination (Bieger, 2008, S. 288). Durch die Unternehmenskultur, die im Leitbild definiert wurde, lässt sich nun die sogenannte Corporate Identity ableiten. Laut Freyer ist die Corporate Identity eine der wichtigsten Aufgaben in der Kommunikationspolitik im Marketing-Mix. Die Corporate Identity beschäftigt sich nämlich zuerst mit der Frage, was überhaupt kommuniziert werden soll. In der Corporate Identity mit inbegriffen sind das Corporate Design, die Corporate Behaviour und die Corporate Communication. Corporate Design und Behaviour sollten im Zuge der strategischen Zielbestimmung schon festgelegt sein. Sie bestimmen wie das äußere Erscheinungsbild auszusehen hat und wie das Unternehmen und seine Mitglieder sich zu verhalten haben. Die Corporate Communication sorgt dann für die Umsetzung der Corporate Identity in der Kommunikationspolitik. Insgesamt soll also die eigene Identität gegenüber der Umwelt vermittelt werden. Die Kommunikationspolitik ist dann erfolgreich, wenn die Umwelt, zum Beispiel Nachfrager, Mitarbeiter und Leistungsträger, das gleiche Image von dem Unternehmen wahrnehmen (Freyer, 2009b, S. 564). Um bei der Reiseentscheidung der Nachfrager als Destination eine Rolle zu spielen, muss eine Destination vor allem einen hohen Bekanntheitsgrad und ein positives Image haben. Die Markenbildung, auch genannt Branding, bekommt aus diesem Grund immer mehr Popularität bei Destinationen (Steinecke, 2013, S. 73). „Marke = Ein Name, Begriff, Zeichen, Symbol, eine Gestaltungsform oder eine Kombination aus diesen Bestandteilen, welches bei den relevanten Nachfragern bekannt ist und im Vergleich zu Konkurrenzangeboten ein differenzierendes Image aufweist, welches zu Präferenzen führt.“ (Baumgarth, 2004, S. 5) Während die Markenbildung von Destinationen gerade erst an Bedeutung gewinnt, so ist sie in anderen Branchen schon lange sehr populär. Marktsättigung und Austauschbarkeit sind die zwei Hauptgründe für die Markenentwicklung und diese beiden Faktoren gelten vermehrt auch auf dem Tourismusmarkt. Aufgrund der Marktsättigung von vielen Destinationen ist es wichtig, sich aus der Masse hervorzuheben. Zwischen den Destinationen lassen sich qualitativ kaum Unterschiede wahrnehmen. Sie sind austauschbar. Die entwickelte Marke kann eine Differenzierungsfunktion und eine Qualitätsverdeutlichungsfunktion einnehmen. Als Differenzierungsfunktion funktioniert sie, indem ein attraktives Profil entwickelt wird, durch welches sich die Destination von der Konkurrenz unterscheidet. Wenn die Marke ein besonders hohes Leistungsniveau wiederspiegelt, nimmt sie die Qualitätsverdeutlichungsfunktion ein. Luxus- und Kultmarken mit einem hohen Bekanntheitsgrad können noch weitere Funktionen einnehmen. Das ist zum einen die ImageÜbertragungsfunktion, durch welche das exklusive Luxusprodukt dem Kunden beim Kauf das Gefühl etwas Besonderes zu sein vermittelt. Zum anderen ist dies die Gruppenzugehö10 rigkeitsfunktion, bei welcher das Markenzeichen die Zugehörigkeit zu einer Gruppe aufzeigt, in welcher man ähnliche ästhetische Vorstellungen habe, so Steinecke (Steinecke, 2013, S. 73f.). Durch die Marke stellt sich die Destination dar und positioniert sich auf dem Markt. Die Konsumenten bilden sich dann ihr Image anhand der Marke, der Positionierung und der subjektiven Einstellung. Im Tourismusmarkt kann zwischen zwei Strategien der Markenbildung unterschieden werden. Die eine Strategie ist die der Nutzung der traditionellen Landschaftsnamen. Diese Strategie wird auf der Destinationsebene meistens verfolgt, da sie den Vorteil besitzt, dass die Konsumenten den Markennamen in der Regel schon einmal gehört haben und etwas damit verbinden. Eine andere Strategie ist die Entwicklung neuer thematischer Dachmarken. Hierbei nutzt eine Destination die Bezeichnung von berühmten Persönlichkeiten oder typischen regionalen Produkten. Ein Beispiel hierfür ist das „Heidiland“ in der Schweiz. Diese Marke beruht auf den bekannten Heidi-Romanen, welche in diesen Regionen spielen (Steinecke, 2013, S. 74f.). In den letzten Kapiteln wurde erläutert, warum ein professionelles Marketing für eine Destination heutzutage so wichtig ist. Das Marketing prägt das Image für Außenstehende und aufgrund des übersättigten Marktes und der steigenden Konkurrenz sind ein klares Image und eine eindeutig positionierte Marke immer wichtiger, um sich zu positionieren und sich von der Konkurrenz abzugrenzen. Im Marketing-Mix für eine Destination ist vor allem die Kommunikationspolitik hervorzuheben, da diese die verschiedenen Leistungsträger und Angebote einer Destination bündelt und nach außen kommuniziert. 11 3 EVENTMANAGEMENT UND EVENTMARKETING Das folgende Kapitel dient der Abgrenzung der Begriffe Eventmanagement und Eventmarketing, der Darstellung verschiedenen Eventarten sowie einer Untersuchung der Zielgruppen. „Event“ (engl.) bedeutet übersetzt „Ereignis“ oder „Veranstaltung“. Events werden vom Publikum in der Regel sehr emotional und als ein besonderes Ereignis wahrgenommen. Ein erfolgreiches Event bietet dem Publikum einen außergewöhnlichen Erlebnischarakter, der bei vielen lange im Gedächtnis bleibt (Kiel/Bäuchl, 2014, S. 1). Neben verschiedenen geplanten und organisierten Veranstaltungen zählen auch natürliche Ereignisse zu Events (siehe auch Kapitel 3.1 ABGRENZUNGSMERKMALE VON EVENTS). Das können Naturereignisse oder Naturkatastrophen sein (Freyer, 1998, S. 20). Gerade im Tourismus steigt die Relevanz der Veranstaltungen, weshalb sie ein professionelles Management brauchen, um erfolgreich zu sein und Menschen zu begeistern. Auch wenn Events schon immer ein Bestandteil des touristischen Produktes waren, so kommt mit dem Eventmanagement eine neue Qualität und Professionalität ins Spiel (Freyer, 1998, S. 18f.). In der vorliegenden Forschung soll der Begriff Eventmarketing nicht als Marketingaufgabe im Eventmanagement verstanden werden, sondern als strategisches Kommunikationsinstrument im Marketing-Mix eines Unternehmens. Ziel des Eventmarketing ist es, Veranstaltungen zu nutzen, um bestimmte Zielgruppen zu erreichen (Nufer, 2007, S. 21f.). Im Lexikon Eventmanagement wird Eventmarketing wie folgt definiert: „Eventmarketing ist die zielgerichtete erlebnisorientierte Kommunikation und Präsentation eines Produktes, einer Dienstleistung und/oder eines Unternehmens.“ (Henschel, 2010, S. 81). Mittlerweile ist das Eventmarketing ein anerkanntes Kommunikationsinstrument und daher fest im Marketing-Mix verankert. Der Erfolg im Eventmarketing liegt darin, dass die Marketing-Events „emotionale und physische Reize auslösen und Aktivierungsprozesse initiieren“ (Henschel, 2010, S. 81). Eine Ursache für die Entstehung des Eventmarketings ist die zunehmende Erlebnisorientierung der Gesellschaft. Das Eventmarketing bietet den Menschen viele verschiedene Formen von Erlebnissen. Aufgrund der Austauschbarkeit von ähnlichen Produkten wächst der Konkurrenzdruck immer mehr. Neben der Konkurrenz ist auch die Kundenbindung eine Ursache, die zur Entwicklung des populären Instruments Eventmarketing beigetragen hat. Durch die Informationsüberflutung in TV-Kanälen und Zeitschriften wird Print- oder TV-Werbung vom Konsumenten kaum noch wahrgenommen. Auch hier bietet Eventmarketing gute Lösungsansätze, um eine größere Zielgruppe besser erreichen zu können (Kiel/Bäuchel, 2014, S. 26f.). Zum Eventmarketing im Tourismus wird 12 in Kapitel 3.2 EVENTMARKETING ALS KOMMUNIKATIONSINSTRUMENT IM TOURISMUS mehr erläutert. Ziele im Eventmarketing sind, wie bereits genannt, die Zielgruppenbindung und auch der Dialog in der Zielgruppe. Der Bekanntheitsgrad eines Produkts kann gesteigert und das Image gebildet werden. Events bieten eine einmalige Erlebnissituation, durch welche eine individuelle Ansprache an die Zielgruppen möglich ist (Henschel, 2010, S. 81). Des Weiteren ist die Vermittlung von Informationen ein wichtiges Ziel. Das kann beispielsweise in Form von Kongressen, Tagungen oder Workshops geschehen. Ebenso präsentieren Unternehmen sich selbst oder ihre Produkte durch Veranstaltungen wie Tag der offenen Tür, Messe-Events, Ausstellungen oder Promotionevents. Bei Marketingevents, bei welchen die Mitarbeiter eines Unternehmens als Zielgruppe im Vordergrund stehen, kann die Bewusstseinsbildung ein wichtiges Ziel sein. Durch bewusstseinsbildende Events lassen sich Kampagnen oder Änderungen einführen, ohne dass sich die Mitarbeiter unter Druck gesetzt fühlen. Auch Motivationsveranstaltungen, wie zum Beispiel Incentive-Events, bei welchen die Teilnahme der Anreiz oder die Belohnung der Mitarbeiter ist, sind als interne Marketingevents wichtig (Schäfer-Mehdi, 2012, S. 23ff.). 3.1 ABGRENZUNGSMERKMALE VON EVENTS Es gibt viele verschiedene Events, die sich vor allem in Größe, Inhalt, Entstehung und Dauer unterscheiden (Bowdin; Allen; O’Toole; Harris; McDonnell, 2011, S. 17/Freyer, 2009b, S. 639). Im folgenden Kapitel sollen die verschiedenen Gruppierungen von Veranstaltungen dargestellt sowie eine These aufgestellt werden, zu welchem Typ das Wacken Open Air gehören könnte. 3.1.1 INHALT Die wichtigsten Events für den Tourismus sind kulturelle und sportliche Events. Doch auch wirtschaftliche und gesellschaftliche Events werden immer wichtiger (Freyer, 2009b, S. 639). Kulturevents können von ganz unterschiedlichen Größen und Bedeutungen sein. Es können große, international bekannte Musicals sein, aber auch Musik- oder Kunstfestivals. Ebenso gibt es Festivals mit den Themen Religion, bestimmte Kulturen, Regionen und Arbeitsbereiche. Sportevents haben vermutlich von allen Events die älteste Tradition, denn wettkampfähnliche Sporttreffen gibt es schon sehr lange. Auch heute noch sind Sportevents wichtig und ein immer noch wachsender Sektor im Bereich Eventmanagement. Länder weltweit und 13 deren Destinationsmanagement nutzen große Sportevents, um Destinationsmarketing zu betreiben und Tourismus zu generieren. Zu den Business Events zählen unter anderem Meetings, Kongresse, Messen, Konferenzen, Ausstellungen und Incentive Reisen. Der Zweck dieser Events ist in der Regel der Austausch innerhalb einer bestimmten Branche oder Handelsabsichten. Trotzdem sprechen manche dieser Events auch die Öffentlichkeit und den Tourismus an, wie beispielsweise durch große Messen (Bowdin; Allen; O’Toole; Harris; McDonnell, 2011, S. 22ff.). Der Inhalt eines Events kann auch natürlichen Ursprungs sein. Das ist zum Beispiel der Fall bei regelmäßig wiederkehrenden Naturereignissen, wie die Sonnenwende in Skandinavien oder der Zug der Kraniche. Es gibt aber auch sogenannte Katastrophen-Events, die auf einer Naturkatastrophe basieren, wie zum Beispiel ein Erdbeben. Diese Events sind meistens natürlicherweise im Angebot einer Destination enthalten und müssen nicht inszeniert werden. Trotzdem werden oft Führungen zur Unterstützung durchgeführt und Brauchtümer und Traditionen erklärt und dargestellt (Freyer, 1998, S. 22). Eine weitere Kategorie sind gesellschaftspolitische Events. Dazu zählen Veranstaltungen wie Parteitage und Wahlveranstaltungen, Naturschutzwochen, Eröffnungen von Bauwerken, Paraden und Umzüge, aber auch Verbrechen und Kriege (Freyer, 1998, S. 24). 3.1.2 ENTSTEHUNG Vor allem in der Tourismusbranche gibt es oft Events, deren Ursprung auf natürlichen Ereignissen basiert. Als Beispiel nennt Freyer Ernten, den Zug der Kraniche auf Rügen und den Almabtrieb in den Alpen. Man unterscheidet bei der Entstehung also zwischen natürlichen und künstlichen Events (Freyer, 2009b, S. 639). 3.1.3 DAUER Die Dauer von Events kann sehr unterschiedlich sein, ist aber in der Regel begrenzt. Sportevents oder Konzerte dauern meistens nur wenige Stunden, Festivals oft mehrere Tage. Unterscheiden kann man auch zwischen Events, die einmalig stattfinden und Events, die sich regelmäßig wiederholen. Diese Wiederholungen können auch an anderen Orten stattfinden, was bei Tourneen oder den Olympischen Spielen der Fall ist. Außerdem gibt es noch Events mit permanenten Aufführungen, wie beispielsweise Theateraufführungen und Musicals (Freyer, 2009b, S. 639). 14 3.1.4 GRÖßE Es gibt lokale- und Gemeindeveranstaltungen, bei welchen die Zielgruppe hauptsächlich die lokale Bevölkerung ist. Diese Events gibt es, um den Bürgern Spaß, Erlebnisse und einen sozialen Treffpunkt zu bieten. Solche Veranstaltungen werden oft von der regionalen Regierung unterstützt, da sie den Zusammenhalt der Bevölkerung, die Teilnahme an Aktivitäten in der Gemeinde und das Heimatgefühl stärken (Bowdin; Allen; O’Toole; Harris; McDonnell, 2011, S.19). Die nächstgrößeren Events heißen Major-Events, also Großveranstaltungen. Diese überregional bekannten, oft auch internationalen, Großveranstaltungen sind durch ihre Größe und ihrem Bekanntheitsgrad dazu in der Lage, hohe Besucherzahlen anzusprechen. Es gibt eine signifikante mediale Berichterstattung sowie einige wichtige ökonomische Vorteile (Bowdin; Allen; O’Toole; Harris; McDonnell, 2011, S. 20). Die größten Veranstaltungen werden in der Literatur Mega-Events genannt. Mega-Events sind die Art von Events, die so groß sind, dass sie die weltweite Wirtschaft und globale Medien betreffen. Meistens haben sie eine Art Wettkampfcharakter. So sind die drei wichtigsten Beispiele für diese Kategorie die Olympischen Spiele, der FIFA World Cup sowie Welt-Messen (Bowdin; Allen; O’Toole; Harris; McDonnell, 2011, S. 21f.). „Mega events, by way of their size or significance, are those that yield extraordinary high levels of tourism, media coverage, prestige or economic impact for the host community, venue or organiziation.“ (Getz, 2012, S. 45). Getz vertritt die Meinung, dass die Größe einer Veranstaltung nicht immer gleich bedeutend sei und unabhängig vom Einfluss des Events auf die Destination stehe. Auch kleinere Festivals können eine hohe mediale Reichweite haben und in der Lage sein Tourismus zu generieren und können daher als Mega-Event gelistet sein (Getz, 2012, S. 45). 3.1.5 HALLMARK EVENTS Die meisten Events finden eher auf der regionalen und lokalen Ebene statt. Für Großveranstaltungen und Mega-Events wurde in der Literatur in den letzten Jahren den Begriff „Hallmark Events“ geprägt (Freyer, 2009b, S. 639). Eine der ersten Definitionen des Begriffes lautet: „Major one-time or recurring events of limited duration, developed primarily to enhance the awareness, appeal and profitability of a tourism destination in the short and/or long term. Such events rely for their success on uniqueness, status, or timely significance to create interest and attract attention“ (Ritchie, 1984, S. 2). Ritchie drückt damit aus, dass Hallmark Events hauptsächlich als Instrument dafür entwickelt wurden, eine Destination 15 attraktiver zu gestalten. Die Definition von Hall lautet „Hallmark events are the image builders of modern tourism. […] Their primary function being to provide the host community with an opportunity to secure high prominence in the tourism market place“ (Hall, 1992, S. 1). Bowdin; Allen; O’Toole; Harris; McDonnell definieren den Begriff neu und sagen „the term ‚hallmark events‘ refers to those events, that become so identified with the spirit or ethos of a town, city or region that they become synonymous with the name of the place and gain widespread recognition and awareness“ (Bowdin; Allen; O’Toole; Harris; McDonnell, 2011, S. 20f.). Sie sehen die Entwicklung von Hallmark Events also als Prozess an, der nach und nach stattfindet. Die Definition des Begriffes hat sich folglich im Laufe der letzten 30 Jahre geändert. Während Hallmark Events anfangs noch als Events angesehen wurden, die speziell dafür kreiert wurden, mehr Tourismus in der Destination zu generieren, so wurden fast zehn Jahre später diese Veranstaltungen nur noch als imageprägend bezeichnet. 2011 wurde dann von Bowdin et al. geäußert, dass Hallmark Events solche Veranstaltungen sind, die in einem Prozess als imageprägende und kennzeichnende Events für die Destination wurden. Auch wenn der Begriff schon lange existiert, so wird er selten definiert und verwendet. Hall schreibt in seinem Buch „Hallmark Tourist Events“, dass Hallmark Events dazu in der Lage sind, ein favorisiertes Images für eine Region, eine Stadt oder eine Nation zu prägen. Entweder wird ein komplett neues Image durch ein Event geschaffen oder ein bereits bestehendes Image kann aufgewertet werden. So konnte München beispielsweise durch das Hosten der Olympischen Sommerspiele 1972 das negative Image des Zweiten Weltkrieges loswerden (Hall, 1992, S. 155ff.). Das Wacken Open Air lässt sich aufgrund seiner Größe und seiner medialen Reichweite als Großveranstaltung einteilen. Der Hauptinhalt des Events ist Musik, weswegen es außerdem ein Kulturevent ist. Da es einmal im Jahr für mehrere Tage stattfindet, lässt es sich in die Kategorie der klassischen Festivals einordnen. Weniger leicht lässt sich sagen, ob das Wacken Open Air ein Hallmark Event ist oder nicht. Das Wacken Open Air hat sich nach und nach entwickelt und wurde nicht dazu gegründet, um mehr Tourismus in der Region zu generieren. Mittlerweile hat das Festival aber einen gewissen Bekanntheitsgrad und Status, durch welchen man es doch als Kommunikationsmittel für die Destination nutzen könnte. „Hallmark Events are the image builders of modern tourism“ (Hall, 1992, S. 1). Das Wacken Open Air könnte das Potenzial haben imageprägend in der Destination Holstein zu wirken und mehr Tourismus zu generieren. 16 3.2 EVENTMARKETING ALS KOMMUNIKATIONSINSTRUMENT IM TOURISMUS Aufgrund der im Kapitel 2 DESTINATIONSMARKETING beschriebenen neuen Erlebnisgesellschaft werden Veranstaltungen im Tourismus immer wichtiger, um neben dem dauerhaften, langfristigen touristischen Angebot noch etwas Künstliches, Kurzfristiges und Besonderes zu bieten. Ebenso sind Events eine Chance für Orte mit wenig natürlichen Attraktionen. Aus diesen Gründen ist das Eventmarketing mittlerweile eines der am schnellsten wachsenden Segmente im Tourismus (Freyer, 2009b, S. 637). Als Marketing-Events können alle Events dienen, die im Kapitel 3.1 ABGRENZUNGSMERKMALE VON EVENTS bereits beschrieben wurden. Meistens werden aber Kultur- oder Sportevents speziell als MarketingEvents im Tourismus inszeniert (Freyer, 2009b, S. 638f.). Ein Event, welches als Teil des touristischen Angebots einer Destination angesehen wird, muss auch im Destinationsmanagement berücksichtigt werden. Die Veranstaltung sollte sich nicht unabhängig von Image und Corporate Identity betrachten. Eventmanagement und Destinationsmanagement sollten aufeinander abgestimmt sein. Wenn alle Beteiligten einverstanden sind und sich das Leitbild der Destination auf die Veranstaltung annähernd übertragen lässt, so kann man das Event zur Positionierung der Destination nutzen. Hat man sich einmal dafür entschieden, so wird diese Positionierung für einen längeren Zeitraum gelten. Die gemeinsame Absprache mit allen Beteiligten und die Abstimmung des Leitbilds gestalten sich in einer Tourismusorganisation allerdings häufig als schwierig (Scherhag, 1998, S. 92ff.). Anhand des bekannten Phasenmodells erklärt Freyer, wie die Phasen des Managements von Marketingevents auszusehen haben. Die Potenzialphase ist die Vorbereitungsphase des Events. In dieser Phase geht es darum, verschiedene Analysen durchzuführen und Zielsetzungen zu klären. Es muss sich gefragt werden, ob die Destination die nötige Infrastruktur und das Knowhow für das geplante Event hat. Wenn diese Analysen erfolgt sind und das Event durchgeführt werden soll, dann muss vorher noch die Organisations-, Personal- und Finanzplanung gemacht werden. Außerdem gehört in die Potenzialphase die Distribution des Events. Bei Veranstaltungen finden die absatzpolitischen Aufgaben schon vor der eigentlichen Veranstaltung statt. Auch rechtliche Aspekte müssen vor der Durchführung des Events geklärt sein. Die Prozessphase ist dann die Durchführungsphase, in welcher der Besucher zum ersten Mal als Fremdfaktor dazukommt. Die Veranstaltung findet in direktem Kontakt zwischen den Produzenten und den Besuchern statt. Oft dauert die Durchführung nur wenige Stunden oder Tage. Die Leistung lässt sich während dieser Phase in drei Teile einteilen: die Veranstaltung, die Leistungen der Tourismuswirtschaft und natürliche Leistungen. Die eigentliche Veranstaltung ist aber die Hauptleistung. In der 17 Prozessphase zeigt sich die Qualität des Events. Das Eventbündel muss im Gesamten stimmig inszeniert und präsentiert werden. In der Ergebnisphase findet die Nachbereitung statt, wobei die Wirkung der Veranstaltung in seiner Gesamtheit analysiert wird. Manchmal reicht eine schlecht bewertete Teilleistung aus, um die gesamte Veranstaltung negativ erscheinen zu lassen. Es gibt aber auch Teilleistungen, auf welche selbst die Veranstalter kaum Einfluss haben, wie zum Beispiel das Wetter oder die Attraktivität des Austragungsortes. Des Weiteren werden in der Ergebnisphase die Ergebnisse der Veranstaltung weiterverwertet, vor allem in Hinblick auf Medienpolitik und Öffentlichkeitsarbeit. Dieser Teil der Phase ist besonders wichtig für Events, welche imagebildend für die Destination arbeiten sollen. Zum Schluss wird in der Ergebnisphase noch die Auswertung und Kontrolle des Veranstaltungsergebnisses fällig (Freyer, 1998, S. 39ff.). Events können auf verschiedene Weise eine Chance für eine Destination darstellen. Die in Kapitel 3.1.2 beschriebenen künstlichen Events sind von besonderer Bedeutung für eine Destination. Sie können das Image verstärken oder auch ändern, falls ein Imagewechsel gewünscht ist. Natürliche Events dagegen sind für das Image einer Destination häufig verantwortlich und betonen dieses. Eine weitere Chance ist die spezielle Ansprache neuer Kundengruppen, welche in Kapitel 3.3 ZIELGRUPPEN näher erläutert wird (Scherhag, 1998, S. 92ff.). Veranstaltungen sind immer aktuell gestaltbar und lassen sich daher schnell an Trends anpassen, sind aber auch dazu geeignet Trends zu setzen. Aus diesem Grund können sie die touristische Entwicklung einer Region vorantreiben (Dreyer, 1998, S. 52). Der große Vorteil von Veranstaltungen ist, dass sie einzigartige und meist positive Emotionen wecken und so die Destination positiv in der Erinnerung des Konsumenten bleibt. Durch Events werden die Kunden integriert und es entsteht ein „Wir-Gefühl“, welches sich ebenfalls positiv auf die Erinnerung an die Destination auswirkt (Wiesner, 2008, S. 184). Dadurch, dass Touristen für das besondere Erlebnis gerne mehr zahlen, kann deutlich mehr Umsatz generiert werden (Scherhag, 1998, S. 92ff.). Ziele des Eventmarketings im Tourismus sind die Steigerung des Bekanntheitsgrades und der Attraktivität der Region (Freyer, 2009b, S. 639) sowie die Imagebildung und verbesserung durch das jeweilige Event (Hall, 1992, S. 1). Durch Veranstaltungen kann ein Saisonausgleich stattfinden und die Besucherzahlen steigen. Aber auch für die regionalen Bewohner haben Events Vorteile. Der Standort wird attraktiver und die Lebensqualität steigt durch Veranstaltungen. Außerdem werden dadurch Sport- und Kulturangebote, die Stadtentwicklung und die Wirtschaft gefördert (Freyer, 2009b, S. 639f.). Weitere Ziele sind die Kundengewinnung und –bindung und die Inszenierung der Destination. Im Innenmarketing werden Veranstaltungen außerdem zur Motivation und zur Kontaktpflege genutzt (Wiesner, 2008, S. 184). 18 3.3 ZIELGRUPPEN Eine Zielgruppe lässt sich wie folgt definieren: „Ein möglichst genau definierter Teil eines Personen- und/oder Firmenkreises, auch der Gesamtbevölkerung, der mit einer bestimmten Information oder Werbebotschaft über das zweckmäßige Werbe- oder Kommunikationsmittel erreicht bzw. angesprochen werden soll, ist eine Zielgruppe“ (Henschel, 2010, S. 196). Um eine Zielgruppe im Eventmanagement zu definieren, sollte man einige Parameter kennen und einordnen können. Solche Parameter sind zum Beispiel soziodemografische Angaben wie Alter, Geschlecht und sozialer Status. Aber auch woher die Teilnehmer kommen, welche Sprache sie sprechen und worauf sie Wert legen. Ebenfalls ist wichtig zu erkennen, was sie von dem Event erwarten. Henschel sagt weiterhin: „Das Kennen und Verstehen der Zielgruppe ist der Erfolgsfaktor für ein gelungenes Event.“ (Henschel, 2010, S. 196) Bei Events, die als Kommunikationsmittel genutzt werden, können die Zielgruppen sehr unterschiedlich sein. Normalerweise sind es Kunden, Geschäftspartner oder Mitarbeiter des Unternehmens. Das hängt ganz davon ab, welches Ziel das Unternehmen mit dem Marketingevent erreichen möchte (Kiel/Bäuchl, 2014, S. 1). Der Vorteil bei Marketingevents ist, dass die Konsumenten in nicht werblichen Situationen angesprochen werden, sondern während einem Eventerlebnis. Außerdem können die Zielgruppen relativ genau getroffen werden, indem man die Events genau für die gewünschte Zielgruppe inszeniert (Kiel/Bäuchl, 2014, S. 9). Eine wichtige Zielgruppe für Destinationen sind Journalisten, da die Massenmedien eine sehr hohe Bedeutung für das Kaufverhalten der Konsumenten haben. Zu Events kommen Journalisten gerne und schreiben danach Meldungen, Rezensionen oder ähnliches. Solch eine Medienpräsenz kann für interessierte Reisende als Multiplikator dienen, welche sich dann eher für die Destination entscheiden (Dreyer, 1998, S 59). Spezielle Presse-Events werden auch durchgeführt, wenn die Zielgruppe zu groß ist, um sie mit einem einzigen Event erreichen zu können. Daher werden Journalisten als Multiplikatoren zu Medien- und Presse-Events eingeladen, deren Berichterstattung als Schneeballeffekt dienen kann. Die Zielgruppe der Journalisten ist allerdings schwer steuerbar und häufig kritisch eingestellt, so dass sie schwer zu überzeugen und beeindrucken sind (Schäfer-Mehdi, 2012, S. 27). Die angesprochenen Zielgruppen können für die Destination von unterschiedlichem Potenzial sein. Nach der Produkt-Markt-Matrix kann es sich entweder um eine Marktdurchdringung oder eine Markterweiterung handeln (Macharzina/Wolf, 2010, S. 339). Events, welche schon länger vorhanden sind, unterstützen die Marktdurchdringung. Ebenso können sie aber auch bei der Entwicklung neuer Märkte helfen (Dreyer, 1998, S. 60). Neu inszenierte Events können neue Zielgruppen auf bereits vorhandenen Märkten anspre19 chen, welches dann eine Produkterweiterung darstellt (Dreyer, 1998, S. 59f.). Wenn bei neuen Events Reisetrends und aktuelle Entwicklungen berücksichtigt werden, dann können neue Marktsegmente und neue Zielgruppen angesprochen werden. Dabei handelt es sich um die Strategie der Diversifikation. Durch ein breites Medieninteresse wird die neue Eventidee schnell verbreitet und bekannt (Scherhag, 1998, S. 92). Für Destinationen sind trotzdem vor allem neue Gäste oder Besucher als Zielgruppen wichtig (Dreyer, 1998, S. 59f.). 20 4 POSITIONIERUNG EINER DESTINATION DURCH EIN EVENT Im folgenden Kapitel wird anhand einiger der größten Musikfestivals in Europa (Wikipedia, Jahreszahl unbekannt) und Musikfestivals mit ähnlichen Strukturen wie die des Wacken Open Airs untersucht, ob eines dieser Festivals bereits ein gemeinsames Marketing oder zumindest Kooperationen mit dem Destinationsmanagement aufweist. 4.1 TOMORROWLAND-FESTIVAL Das „Tomorrowland“-Festival in Belgien gehört mit 360.000 Besuchern an zwei Wochenenden zu den größten Musikfestivals in Europa. Das Electronic Festival findet in einem Nationalpark statt (Yeslab Ltd., 2014). Es scheint sich aber nicht mit dem Austragungsort zu identifizieren und daher unabhängig von der Kleinstadt Boom in Belgien zu agieren. Bei diesem Festival findet bezüglich eines gemeinsamen Marketings keine sichtbare Kooperation zwischen dem Festivalveranstalter und dem Destinationsmanagement statt (ID&T BVBA, unbekanntes Verfassungsjahr/ Gemeente Boom, 2014). 4.2 ROSKILDE-FESTIVAL In Dänemark findet seit 1971 jährlich das „Roskilde-Festival“ statt. Mit seinen 115.000 Besuchern gehört auch dieses Festival zu den größten in Europa. Es treten Bands aus den Genres Metal, Rock, Weltmusik, Pop und Electronic auf (Wikipedia, 2014b). Die Besonderheit beim „Roskilde-Festival“ ist, dass es fast nur von ehrenamtlichen Mitarbeitern organisiert wird. Veranstalter ist eine Hilfsorganisation, welche den Gewinn des Festivals zu Gunsten von Kindern und Jugendlichen und kultureller Arbeit weltweit einsetzt (Roskilde Festival, 2013). Dieses Festival identifiziert sich zwar schon durch seinen Namen mit dem Ort, wo es stattfindet, trotzdem scheint es nur wenige Verflechtungen zu geben. Die Website VisitRoskilde erwähnt das Musikfestival unter der Rubrik „events of the year“, doch mehr Kommunikation findet auf dem ersten Blick nicht statt (VisitRoskilde, unbekanntes Verfassungsjahr). 4.3 SUMMERBREEZE-FESTIVAL Das „Summerbreeze“-Festival ist ein Metal-Festival mit 35.000 Besuchern. Damit ist es eins der größten Musikfestivals in Deutschland. Nachdem es neun Jahre lang in Abtsgemünd stattfand, ist es 2006 nach Dinkelsbühl umgezogen (Silverdust GmbH, Jahreszahl unbekannt a und b). Auch bei diesem Festival scheint es so gut wie keine Zusammenarbeit 21 zwischen dem Veranstalter und dem Destinationsmarketing zu geben. Das „Summerbreeze“-Festival ist zwar im Eventkalender der Stadt Dinkelsbühl angekündigt (Stadt Dinkelsbühl, 2002-2014), doch gemeinsame Marketingstrategien lassen sich nicht erkennen. 4.4 GLASTONBURY FESTIVAL OF CONTEMPORARY PERFORMING ARTS Zu den bekanntesten Musikfestivals gehört auch das „Glastonbury Festival of Contemporary Performing Arts“ in Groß-Britannien. Es fand 1970 zum ersten Mal statt und zählt 177.500 Besucher (letzter Stand: 2011) (Glastonbury Festival, 1997-2014a). Das Line-Up setzt sich zusammen aus Künstlern der Musikgenres Rock, Pop, Jazz, Folk, Hip Hop und Drum and Bass und Aufführungen aus den Bereichen Zirkus, Theater, Tanz und Comedy (Glastonbury Festival, 1997-2014b). Auf der Website des „Glastonbury Festivals“ wird auf die Stadt Glastonbury hingewiesen. In dieser Rubrik wird die Stadt kurz vorgestellt und gesagt, dass die Stadt einen Besuch wert ist. Weiterhin wird ein „Glastonbury Travel Guide“ verlinkt (Glastonbury Festival, 1997-2014c). Die Website der Stadt Glastonbury erwähnt das Festival nur kurz in der Rubrik „annual events“. Auf der Seite wird aber hervorgehoben, dass Kultur, Kunst und Musik eine große Rolle für die Stadt spielen (Glastonbury Online Ltd., 2014). In diesem Beispiel scheint die Verbindung zwischen Stadt und Festival etwas stärker zu sein als in den vorangegangenen Beispielen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass der Name des Festivals direkt auf die Stadt hinweist. 4.5 SZIGET-FESTIVAL „Sziget“ ist ein Festival, welches seit 1993 auf einer Insel in Budapest stattfindet (Sziget Cultural Management, Jahreszahl unbekannt a). Mittlerweile ist es mit fast 400.000 eines der größten Musikfestivals in Europa geworden. Auch bei diesem Festival kommen die Musiker aus allen Genres von Rock und Metal über Jazz und Folk zu Pop und Klassik. Nebenbei gibt es auch Theatervorführungen, verschiedene Ausstellungen und Zirkusaufführungen (Sziget Cultural Management, Jahreszahl unbekannt b). Dieses Festival weist auf das touristische Angebot in Budapest hin (Sziget Cultur Management, Jahreszahl unbekannt b) und bietet zum Festivalticket sogar eine Citypassoption an, mit welcher man Budapest erkunden kann (Sziget Cultural Management, Jahreszahl unbekannt c). Auf der Website des Musikfestivals wird mehrmals auf die schöne Stadt hingewiesen, in deren Herzen das Festival stattfindet. Auf der Website der Destination Budapest hingegen wird das Festival noch nicht einmal im Veranstaltungskalender gelistet. Abschließend lässt sich sagen, dass das Thema Eventmarketing bei Musikfestivals längst noch nicht so alltäglich ist, wie bei anderen Events, wie zum Beispiel beim Oktoberfest in München. Das mag zum einen daran liegen, dass Musikfestivals häufig unabhängig von 22 öffentlichen Geldern und Einflüssen organisiert werden. Daher ist weniger Regionalbewusstsein vorhanden als bei Kulturevents, die von Städten und Gemeinden organisiert werden. Zum anderen ist auffällig, dass viele Musikfestivals sich völlig losgelöst vom Standort betrachten und jederzeit an einen anderen Standort umziehen könnten, so wie es das „Summerbreeze“-Festival bereits getan hat. Findet ein solches Festival in einer großen Stadt statt, so ist das Thema Eventmarketing häufig nicht so relevant wie auf ländlichen Gebieten, da ein professionelles Marketing und hohe Übernachtungszahlen meistens sowieso vorhanden sind. Da trägt das Musikfestival lediglich einen kleinen Teil zum touristischen Angebot bei. In ländlichen Gebieten, wo Eventmarketing mehr Sinn machen würde, identifizieren sich die Veranstalter der Festivals häufig nicht genug mit der Region, um sie in diesem Sinne zu unterstützen. Diese Untersuchung wurde lediglich anhand der öffentlichen Auftritte der Veranstaltungen und der Destinationen durchgeführt. Es war im Rahmen dieser Forschung nicht möglich einen Einblick in die unternehmensinternen Abläufe der Events oder der Destinationen zu bekommen. Daher ist es durchaus möglich, dass die Musikfestivals mit der Destination zusammenarbeiten und Kontakte sowie Knowhow austauschen, diese Art von Zusammenarbeit aber nicht öffentlich erkennbar ist. 23 5 DESTINATION IM ÜBERBLICK In diesem Kapitel werden die bisher erarbeiteten Ansätze noch einmal zusammenfassend dargestellt. Außerdem werden die Destination Holstein, das Event Wacken Open Air und der Verein KURS 54° Nord e.V. vorgestellt. Diese bilden die Forschungsobjekte dieser Arbeit. Der Wertewandel führte in den letzten Jahren dazu, dass sich die Gesellschaft zu einer Erlebnisgesellschaft gewandelt hat. Der Gast sucht im Urlaub einzigartige Erlebnisse anstelle von Ruhe und Entspannung. Der Konkurrenzdruck zwischen den Destinationen steigt immer mehr, weswegen viele Destinationsmanagementorganisationen versuchen einzigartige Erlebnisse und Abenteuer zu schaffen, um sich von anderen Destinationen abzugrenzen. Immer mehr Destinationen nehmen daher Marketing-Events in ihr touristisches Angebot auf. Das Kommunikationsinstrument Eventmarketing boomt in vielen Branchen, doch speziell im Tourismus ist es ein neu entdecktes Instrument, dessen Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft wird. Destinationen versuchen durch Veranstaltungen ihre altbekannten sowie neue Zielgruppen zu erreichen und ihnen besondere Erlebnisse zu ermöglichen. Um sich am Markt eindeutig zu positionieren, ist eine professionelle Markenpolitik in der Destination wichtig. Eine eindeutig positionierte Marke trägt unter anderem dazu bei, dass ein Image beim Gast aufgebaut wird. Dieses kann durch gut eingesetzte Marketing-Events verstärkt oder auch verändert werden, falls das gewünscht ist. Es gibt viele verschiedene Arten von Veranstaltungen, welche sich durch unterschiedliche Parameter abgrenzen lassen. Events können unterschiedlich lange dauern, verschieden groß sein, der Inhalt kann kulturell, sportlich sowie natürlichen Ursprungs sein. Eine besondere Form von Events im Tourismus sind die sogenannten Hallmark-Events. Das sind Veranstaltungen, die eine einzigartige Verbindung mit der Destination hegen. Die Veranstaltung und die Destination bilden auf der Marketingebene eine Einheit, weswegen die Konsumenten das Event mit der jeweiligen Destination verbinden. Es ist eine interessante Frage, ob es möglich wäre, das Wacken Open Air zu einem Hallmark Event aufzubauen. Im vierten Kapitel wurden einige große Musikfestivals in Deutschland und Europa aufgegriffen. Es wurde untersucht, inwiefern diese das Destinationsmanagement bei Marketingaktivitäten unterstützen und ob diese Unterstützung für Außenstehende erkennbar ist. Diese Untersuchung dient lediglich als Fallstudie und wurde nur als Analyse der Internetpräsenzen der Musikfestivals und der jeweiligen Destinationen durchgeführt. 24 5.1 WACKEN OPEN AIR Das Wacken Open Air fand im August 1990 das erste Mal in der Gemeinde Wacken statt. Holger Hübner und Thomas Jensen, die auch heute noch die Geschäfte des ICS Netzwerks leiten, organisierten das Festival, zu welchem schon im ersten Jahr 800 Besucher kamen (ICS Festival Service GmbH, 2005). Nach und nach haben die beiden W:O:A-Gründer das ICS Netzwerk aufgebaut. Alle wichtigen Bereiche der Musikbranche wurden durch eingegangene Kooperationen und gegründete Gesellschaften abgedeckt (ICS Festival Service GmbH, 2011). Auf diese Weise wuchs das Wacken Open Air Jahr für Jahr und ist seit 2008 kontinuierlich ausverkauft. Seitdem kamen jedes Jahr 75.000 Metal Fans auf den sogenannten „Holy Ground“ nach Wacken (Wikipedia, 2014). Mittlerweile ist das Festival mehr als Konzerte vieler Hardrock- und Heavy-Metal-Bands. Es wurden zahlreiche Aktivitäten und Angebote geschaffen, so dass der Gast viele verschiedene Möglichkeiten hat, sich sein persönliches W:O:A Erlebnis zu kreieren. Es gibt unzählige Merchandise Artikel, zum Beispiel T-Shirts, Schlüsselbänder und Postkarten, welche die Fans auf dem Festival, aber auch das ganze Jahr über im Wacken Shop direkt in Wacken oder im Onlineshop kaufen können. In Kooperation mit der Sparkasse Schenefeld gibt es eine Prepaid-Kreditkarte im W:O:A-Design – die sogenannte „Wacken Card“. Jedes Jahr erscheint eine DVD mit Live-Mitschnitten vom Festival und es wurden bereits zwei Filme über das Festival gedreht: „Full Metal Village“ (2007) und „Wacken 3D“ (2014). Auch Nachhaltigkeit ist mittlerweile ein Thema: Das Projekt „Metal 4 Nature“ sorgt für eine optimale Müllentsorgung, um die Felder zu schützen. In Kooperation mit Viva con Agua e.V. können Festivalbesucher ihre Pfandbecher für einen guten Zweck spenden. Auch in der Stiftung „Wacken Foundation“ geht es um Nachhaltigkeit: Die Stiftung fördert junge Rock- und Metal-Bands. Es gibt noch viele weitere spannende Projekte und Kooperationen. Solche Mehrwerte stärken die positive Markenerinnerung und haben dafür gesorgt, dass man sich in den letzten Jahren eine derart treue Fangemeinschaft aufbauen konnte, durch welche das Festival zum mittlerweile größten Metal-Festival der Welt gewachsen ist (ICS Festival Service GmbH, 2013, S. 7ff.). 2012 wurde von der Sport+Markt AG eine Wertschöpfungsstudie auf dem W:O:A durchgeführt. Diese Studie stellt den typischen Wacken Fan wie folgt dar: 25 Abbildung (2): Der typische Wacken-Fan. (SPORT+MARKT AG (2012): Regionalökonomische Bedeutung des Wacken Open Air. Kernergebnisse der Wertschöpfungsstudie. S. 8) Von den 75.000 zahlenden Festivalbesuchern kommen 84% von außerhalb SchleswigHolsteins. 19% sind internationale Gäste. Die meisten kommen nur für das Wacken Open Air, 5% jedoch verbinden den Festivalbesuch mit weiteren Aktivitäten in SchleswigHolstein, das ist jeder zehnte Festivalbesucher (SPORT+MARKT AG, 2012, S. 3). Insgesamt entsteht eine Wertschöpfung außerhalb des Festivalgeländes von 8,22 Mio €. Davon bleiben 3,82 Mio € in Schleswig-Holstein. Durch Übernachtungen außerhalb der Campingflächen des W:O:A und zusätzliche in Schleswig-Holstein verbrachte Urlaubstage wird eine Wertschöpfung von 544.000€ generiert (SPORT+MARKT AG, 2012, S. 4). Das Festival generiert weltweit 141 rechnerische Jahres-Vollzeitstellen. 76 davon befinden sich in Schleswig-Holstein. 26 Vollzeitstellen entstehen außerhalb vom Festivalgelände, vor allem im Gastgewerbe und Einzelhandel (SPORT+MARKT AG, 2012, S. 6). Der typische Festivalbesucher ist im Schnitt 27 Jahre alt. Die meisten Festivalbesucher (87,7%) sind zwischen 14 und 39 Jahre alt. Der Schwerpunkt liegt hier im Alter von 20-25 Jahren (41%) (ICS Festival Service GmbH, 2013, S. 35). Mehr als 50% aller W:O:A-Besucher haben die allgemeine Hochschulreife. Die meisten sind Angestellte (42,6%) oder Studenten (23,7%) (ICS Festival Service GmbH, 2013, S. 28f.). 26 5.2 KURS 54°N E.V. Der Verein KURS 54° Nord e.V. ist ein gemeinnütziger Verein mit dem Zweck der „Förderung von Bildung, Erziehung, Kunst und Kultur, Umwelt- und Klimaschutz in der Region mit dem Ziel ihrer nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung“ (KURS 54°N e.V., 2012, S. 2). Er wurde 2012 gegründet und hat derzeit acht Mitglieder. Im Satzungszweck steht außerdem, dass der Verein Entwicklungsprozesse und deren Umsetzung im Bereich des nachhaltigen, umweltverträglichen und sicheren Tourismus im ländlichen Raum, von besonderen Großveranstaltungen und der Schaffung von ganzjährig nutzbaren attraktiven kulturellen und künstlerischen Angeboten initiiert und vorantreibt. Ebenso unterstützt der Verein Entwicklungsprozesse zur Findung und Stärkung der regionalen Identität (KURS 54°N e.V., 2012, S. 2f.). Das erste große Projekt, welches vom Verein durchgeführt wurde, war das Wacken Music Camp, welches im August 2014 stattfand. In Zusammenarbeit mit dem Landesverband der Musikschulen Schleswig-Holstein und der FH Westküste wurde das Musik Camp für Jugendliche im Alter von 11 – 17 Jahren eine Woche nach dem Wacken Open Air 2014 durchgeführt. Die Ziele des Wacken Music Camps waren laut Pressemitteilung folgende: 1. „Das aktive, handgemachte, gemeinsame Musizieren zu fördern, 2. der Lebenswirklichkeit heutiger Jugendlicher Rechnung zu tragen und mit ihnen „ihre“ Musik zu gestalten und durch „selbst machen“ näher zu bringen, 3. den Festivalstandort Wacken und die Region Steinburg bundesweit mit einem Jugendangebot bekannter zu machen und damit auch Schleswig-Holstein als Ferienziel modern, aufgeschlossen und attraktiver zu gestalten.“ (Veranstalter des Wacken Music Camp, 2014b) Jeden Tag gab es Workshops von professionellen Musikern und Produzenten, welche die Jugendlichen in Bandarbeit und Instrumentalunterricht unterstützten. Die Tourismusstudenten der FH Westküste bereiteten das touristische Freizeitprogramm für die Jugendlichen vor. Nach einer Woche gab es ein Abschlusskonzert, auf dem die jungen Musiker sich und ihre selbst geschriebenen Songs ihren Eltern und Interessierten präsentieren konnten. Abschließend wurde das Wacken Music Camp von allen Teilnehmern und Partnern als erfolgreiches Projekt bewertet, welches im nächsten Jahr wieder stattfinden soll (Veranstalter des Wacken Music Camp, 2014a). 27 5.3 DESTINATION HOLSTEIN Die Destination, welche in dieser Forschung als Forschungsgegenstand dient, ist die Destination Holstein. Sie wurde ausgewählt in Hinblick auf den Verein Holstein Tourismus e.V., welcher in dieser Region als Tourismusorganisation agiert. Um welche Region es sich konkret handelt, kann man anhand der folgenden Karte erkennen: Abbildung (3): Regionen und Orte in Hohlstein. (RegionNord - Büro für Regionalentwicklung in http://www.holsteintourismus.de/holstein/regionen-orte-holstein.html (Zugriff vom 11.11.2014)) Holstein erstreckt sich von Hamburg bis nach Dithmarschen und von Neumünster bis nach Glücksstadt. Wie man auf der Karte in Abbildung 3 erkennen kann, findet man in der Region die Elbe, die Nordsee und auch den Nordostseekanal. Die Stadt Itzehoe, zu welcher die Gemeinde Wacken gehört, liegt zentral in der Destination Holstein. Wacken liegt ungefähr 20 km nordwestlich von Itzehoe. Zu den Attraktionen der Region zählen zudem zum Beispiel „Swingolf“ in Itzehoe, der Steinzeitpark in Albersdorf, der Schleusenbetrieb in Brunsbüttel, die tiefste Landesstelle Deutschlands und die „Holstentherme“ in Kaltenkirchen (RegionNord - Büro für Regionalentwicklung). Das touristische Angebot der Destination Holstein setzt sich hauptsächlich aus verschiedenen Fahrradtouren, Familienangeboten und Bootstouren zusammen. Auch einige Kulturangebote sind zu finden (RegionNord – Büro für Regionalentwicklung). 28 6 METHODIK „Qualitative Forschung hat den Anspruch, Lebenswelten ‚von innen heraus‘ aus der Sicht der handelnden Menschen zu beschreiben“ (Flick/von Kardoff/Steinke, 2010, S. 14). Um die Forschungsfrage beantworten zu können, wurde mit Hilfe von Experteninterviews geforscht. Im Gegensatz zu standardisierten Fragebögen ist es durch die qualitative Empirie möglich, einen besseren Zugang zu Hintergrundinformationen und subjektiven Sichtweisen zu bekommen (Flick/von Kardoff/Steinke, 2010, S. 17). Dieser Einblick in unternehmensbezogene Abläufe ist wichtig, um letztendlich eine Aussage zur Forschungsfrage treffen zu können. Um die verschiedenen Sichtweisen dieses Themas zu beleuchten, wurden Experten auf der Destinationsebene und Experten auf der Eventmanagement-Ebene ausgewählt. Als Experte für Eventmanagement erklärte sich Holger Hübner, Gründer des W:O:A, zu einem Interview bereit. Für das Destinationsmanagement wurden drei Experten von touristischen Organisationen und Einrichtungen innerhalb Holsteins befragt werden: Frau Hamann vom Holstein Tourismus e.V. und Frau Keune-Sekula für das Stadt- und Tourismusmanagement Itzehoe und Herr Kunkel als Bürgermeister von Wacken. Außerdem sollten die beiden Gründer des Vereins 54° N e.V. befragt werden. Das ist zum einen Frank Simoneit, welcher außerdem an der Fachhochschule Westküste am Institut für Management und Tourismus tätig ist, und zum anderen Enno Heymann, welcher seit 2005 geschäftsführender Gesellschafter der Enorm Music GmbH & Co KG ist. Dieses Unternehmen wurde im Zuge des Aufbaus des ICS Netzwerks gegründet. Durch die bereits erarbeitete Theorie zum Thema Destinationsmarketing und Eventmanagement und –marketing, haben sich einige offene Fragen ergeben. Diese wurden zu Themenblöcken zusammengefasst. Zur Vorbereitung der Experteninterviews wurde dann anhand der Themenblöcke für jeden Experten ein individueller Leitfaden mit offenen Fragen erarbeitet. Dieser Leitfaden soll den Interviewer stützen und dem Gespräch einen Ablauf geben – er plant also den Kommunikationsprozess, so dass das Gespräch möglichst an den kulturellen Kontext des Befragten angepasst ist und trotzdem alle Informationen abgefragt werden. Wichtig ist, dass ein gutes Gesprächsklima zwischen Interviewer und Befragten entsteht, damit der Befragte ausführlich antwortet und sich gedanklich in das Thema versetzt (Gläser/Laudel, 2009, S. 111f.). Die Themenblöcke garantieren trotzdem eine Vergleichbarkeit. 29 Die Auswahl der unterschiedlichen Experten und der offen gestaltete Interviewleitfäden lassen eine relativ hohe Validität zu. Trotzdem sollte man die Gültigkeit hinterfragen, da die Forschung mit den subjektiven Meinungen der Befragten betrieben wurde und nicht mit eindeutigen Instrumenten. Die Reliabilität dieser Forschung ist kritisch zu betrachten, da mit Menschen geforscht wurde und diese vielleicht nicht jeden Gedanken, der für das Thema relevant wäre, ausgesprochen haben. Ebenso hatten Frau Hamann und Frau Mayer den Fragebogen schon vor dem Interviewtermin und konnten sich entsprechend auf die Fragen vorbereiten. Außerdem ist die Glaubwürdigkeit herabgesetzt, da die Befragten wussten, dass das Interview aufgezeichnet wurde und daher unter Umständen nur gehemmt antworteten. Bei den Expertengesprächen und der Auswertung dieser war nur ich als Interviewer anwesend. Ebenso kannte ich drei der Befragten bereits vor der Befragung. Ich war zwar bemüht objektiv zu bleiben und alle Seiten des Themas zu beleuchten und zu hinterfragen, trotzdem sollte die Objektivität dieser Forschung aus diesem Grund kritisch betrachtet werden. In der Empirie wurden die Experten aus verschiedenen Ebenen des Destinations- und Eventmanagements ausgewählt, die sich daher auf verschiedene Art und Weise zu dem Thema geäußert haben. Durch diesen Aspekt ist die Forschung repräsentativ. 30 7 AUSWERTUNG DER DATEN Dieser Teil der Forschungsarbeit befasst sich mit der Auswertung der geführten Experteninterviews. Diese wurden transkribiert, in ihren relevanten Aussagen zusammengefasst und ausgewertet. Zur besseren Vergleichbarkeit wurden Kernaussagen codiert und in Codierungstabellen in Beziehung zueinander gesetzt. Die themenbezogenen Aussagen werden in den folgenden Unterkapiteln miteinander verglichen. Im Verlauf der Interviews zeigte sich eine Problematik hinsichtlich der genauen Verortung der Destination. Es war nicht jedem Interviewpartner bewusst, um welche Destination es sich genau handelt, wenn von der Destination Holstein die Rede war. Nach einigen geführten Interviews war ich darauf vorbereitet und erklärte bereits in der Einleitung, welche Region als „Destination Holstein“ zu verstehen ist. Diese Problematik gibt es vielleicht deshalb, weil der Verein Holstein Tourismus nur das touristische Angebot der Destination bündelt und gemeinsam vermarktet. Er tritt nicht als eigenständiger Leistungsträger, der für die Organisation von Veranstaltungen und Reisen zuständig ist. Offensichtlich ist der Ausdruck „Destination Holstein“ in Schleswig-Holstein trotz der Arbeit des Vereins nicht sehr geläufig. Aus diesem Grund ist es möglich, dass die Antworten bezüglich der Verortung der „Destination Holstein“ bei einigen Interviews nicht auf die gewünschte, begrenzte Region bezogen wurden, sondern auf die gesamte Destination Schleswig-Holstein. 7.1 Sehr wichtig 1 KOMMUNIKATION ZWISCHEN DER TOURISMUSBRANCHE UND DER EVENTBRANCHE Wichtigkeit der Kommunikation Eng miteinander verknüpft Abhängig vom Interesse der Akteure 2 4 Keine Angabe 5 Kommunikation zwischen ICS Festival Service GmbH und touristischen Organisationen Erste Kontakte vorhanden, jedoch Keine Kommunikation Keine Angabe verbesserungswürdig vorhanden 1 3 4 31 Herr Hübner 1 Wichtigkeit der Kommunikation Kommunikation 1 zwischen ICS und touristischen Organisationen Herr Kunkel 1 Frau KeuneSekula 2 Frau Hamann 2 Herr Heymann 4 Herr Simoneit 4 1 3 3 1 1 Das Experteninterview beginnt mit der Frage, wie wichtig die Befragten die Kommunikation zwischen der Tourismus- und der Eventbranche finden. Auf diese Frage antworten zwei Interviewpartner, Herr Hübner und Herr Kunkel, mit „sehr wichtig“. Herr Hübner begründet seine Antwort mit dem Ausblick auf mögliche Synergieeffekte, so dass man in den Bereichen Sicherheit, Marketing und Ticketing zusammen arbeiten kann. Außerdem hat der Eventveranstalter in der Politik ein besseres Standing, wenn er mit Tourismusorganisationen kooperiert. Er sagt aber weiterhin: „… leider ist die Tourismusbranche nicht gut aufgestellt, um das zu nutzen, was die Eventbranche eigentlich leistet.“ Die Tourismusbehörden in Schleswig-Holstein seien „sehr zäh“ und nutzen die Events nicht, um die eigene Destination bekannt zu machen. Herr Kunkel findet die Kommunikation zwischen den genannten Branchen wichtig, um „eventuell mehr Gäste in die Regionen zu bekommen“. Events seien ja in der Regel temporär und er würde sich freuen, wenn man etwas Dauerhaftes entwickeln kann, welches über einen gewissen Zeitraum bleibt. Frau Keune-Sekula und Frau Hamann sprechen beide aus der Sicht der jeweiligen Destination und erklären, dass die Branchen eng miteinander verknüpft sind. Als weitere Beispiele für etablierte Events, welche in Schleswig-Holstein untrennbar mit der Tourismusbranche verknüpft sind, nennt Frau Keune-Sekula die „Kieler Woche“ und das „SchleswigHolstein Musikfestival“. Frau Hamann meint, dass Veranstaltungen „für Touristen Attraktionen, Erlebnisse und Unterhaltung während ihres Aufenthalts bieten“. Weiterhin führt sie aus, dass Events auf die Region lenken und als Folgewirkung eventuell auch potenzielle Besucher angesprochen werden. Durch die Beteiligung mehrerer Akteure an der Planung und Durchführung eines Events, helfen Veranstaltungen auch „die Zusammenarbeit der regionalen Akteure zu stärken“. Frau Hamann sagt außerdem, dass Events für die Einheimischen identitätsstiftend wirken und die Stärken einer Destination herausstellen können. So kann eine bessere Profilierung der Destination geschehen. Die beiden Gründer des Vereins KURS 54°N, Herr Heymann und Herr Simoneit, sagen, dass die Wichtigkeit der Kommunikation von den Interessen der jeweiligen Akteure abhängt. Herr Heymann erklärt, dass die Kommunikation mit den Tourismusbehörden für die Eventbranche nur dann wichtig sei, wenn diese „die Entwicklung und das Wohlergehen des 32 Kreises, in dem die ihr Festival veranstalten, wichtig ist“. Die Eventveranstalter seien also erst dann daran interessiert, wenn sie eine Verbindung zu der Region haben, in welcher das Event stattfindet. Herr Simoneit führt weiter aus, dass auf der Tourismusseite das Interesse eigentlich vorhanden sein sollte, „weil durch Events Attraktivität entsteht, Leute kommen, die man dann vielleicht einfacher dazu bringen kann, vielleicht noch ein, zwei Tage in der Region zu verbringen und für Wertschöpfung zu sorgen“ oder eben sogar, um Besucher als Neukunden zu gewinnen. Das Destinationsmanagement sitzt häufig an öffentlichen Stellen, wo es um öffentliche Finanzierung geht. Bei der Arbeit der Organisationen gehe es um das Image der Destination, weniger um Wirtschaftlichkeit. Auf der Eventseite dagegen, so Herr Simoneit, werde die Arbeit betriebswirtschaftlich verstanden und es gehe größtenteils um Wertschöpfung. „… wenn der Event gut funktioniert, wie zum Beispiel Wacken, sind die im Prinzip nicht drauf angewiesen, dass es noch ein zusätzliches Angebot gibt“. Deswegen gäbe es bei Veranstaltern häufig spezielle Interessen, weswegen sie sich auf der Tourismusebene engagieren. Herr Simoneit sagt aber abschließend: „Allgemein ist das schwierig, so zwischen Destinationsleuten und Eventveranstalter Kommunikation herzustellen, weil das im Prinzip zwei Planeten sind“. Auf die Frage, wie denn die Kommunikation zwischen dem Unternehmen ICS Festival Service GmbH und touristischen Organisationen aussieht, antworten vier der Befragten, dass es erste Kontakte gäbe, diese aber verbesserungswürdig seien. Herr Hübner von ICS Festival Service GmbH meint, dass zur besseren Zusammenarbeit im Tourismusbereich bereits mit der Fachhochschule Westküste ein Kooperationsvertrag geschlossen wurde. Er plant außerdem einen Termin, zu welchem er die wichtigsten Akteure der touristischen Bereiche und Events in Schleswig-Holstein einladen möchte. Als Beispiel nennt er die „KarlMay-Spiele“, die „Tolk Schau“, den „Hansapark“, die Baggerseen um Kiel und interessante Hotels, wie beispielsweise in St. Peter-Ording. Auch Bürgermeister Herr Kunkel und Herr Heymann weisen auf die bestehende Kooperation mit der FH Westküste hin. Herr Heymann führt weiter aus, dass der Verein KURS 54°N auch eng mit der FH Westküste zusammen arbeite und insofern ebenfalls eine Schnittstelle darstelle. Er erklärt, dass das Festival an und für sich Kontakte habe, „aber die sind ja bis dato über die Festivalzeit nicht wirklich markant“. Er ergänzt: „… bei […] Projekten, die neben dem Festival stattfinden, da sind wir natürlich immer sehr eng mit der Fachhochschule Heide verknüpft“. Herr Simoneit lobt die bisherige Kommunikation aufgrund der von ihm aufgeführten Schwierigkeiten bei der Beantwortung der ersten Frage. Die Veranstalter des W:O:As seien in ihrem Denken sehr fortschrittlich. Sie hätten die Chance erkannt, dass sie durch die Kooperation mit touristischen Akteuren das Festival weiter verankern, absichern und weiterentwickeln können. Sie hätten den Willen, der Region etwas Gutes zu tun und „weil da mittlerweile […] eine gewisse gemeinnützige Note mit drinsteckt“ hat das Festival mittlerweile einen Aspekt, 33 den andere „Festivals, die zu 100% kommerziell ausgerichtet sind“ nicht bieten können. Herr Simoneit findet die Kooperation gut, er findet, die Veranstalter des W:O:A seien sehr innovationsfreudig, es mache Spaß und funktioniere auch auf persönlicher Ebene. Standardisiert sei die Kommunikation trotzdem bisher nicht. Über die Kooperation soll nun auch der Kontakt in das Tourismusreferat des Wirtschaftsministeriums von SchleswigHolstein hergestellt werden. Außerdem, so Herr Simoneit, suche ICS Festival Service GmbH auch immer wieder den Kontakt zu touristischen Akteuren, wie beispielsweise aus der Hotelbranche. Frau Keune-Sekula vom Stadtmanagement Itzehoe und Frau Hamann von Holstein Tourismus sagen aber, dass bisher keine Kommunikation zwischen ihren touristischen Organisationen und ICS Festival Service GmbH vorhanden sei. Frau Hamann begründet das damit, dass Wacken die Kommunikation mit Holstein Tourismus nicht unbedingt brauche. Sie sagt, dass Holstein Tourismus sich überlegen müsse, „wollen wir Wacken nutzen für die Kommunikation“. Das Thema sei schwierig, da das, was sie eigentlich als touristisches Angebot verkaufen, etwas anderes sei. Frau Hamann ist noch hin- und hergerissen, wie sie sich eine Zusammenarbeit mit ICS Festival Service GmbH vorstellt. Frau Keune-Sekula erklärt, dass es bei einem Annäherungsversuch geblieben ist und seitdem keine Kommunikation mehr stattfand. Dabei hat das Stadtmanagement Itzehoe sogar eine Aktion gestartet für mehr Übernachtungsmöglichkeiten im Festivalzeitraum. Durch die Aktion „Auf nach Wacken, aber wo knacken?“ wurden über 250 zusätzliche Übernachtungen geschaffen. Aber trotz dieser Aktion ist keine Kommunikation mit ICS Festival Service GmbH vorhanden. 7.2 EINZIGARTIGKEIT Ja, es ist einzigartig Einzigartigkeit des W:O:A Nein, es ist nicht einzigartig Keine Angabe 1 2 3 Herr Hübner Einzigartigkeit 1 des W:O:A Herr Kunkel 1 Frau KeuneSekula 1 Frau Hamann 1 Herr Heymann 1 Herr Simoneit 1 Bei der Frage, ob das W:O:A einzigartig ist, waren sich alle befragten Experten einig: Ja, es ist einzigartig. W:O:A-Veranstalter Holger Hübner erklärt, die Einzigartigkeit komme daher, dass sie mehr Herzblut in das Festival stecken als andere Veranstalter und dies merkt 34 man. Herr Kunkel hebt vor allem die Mentalität der Besucher und die Verbundenheit mit dem Dorf als Alleinstellungsmerkmal hervor. Die Musik sei nicht das einzigartige, sagt er, aber die Tatsache, dass die Besucher im Dorf zusammen mit den Einheimischen Bier trinken, sich unterhalten und ins Schwimmbad gehen, sei einzigartig. Frau Keune-Sekula hält die Idee und die Entwicklung des W:O:A für einzigartig. Sie erklärt, die Gründer brauchten viel Unterstützung und Förderung in der Vergangenheit, doch dass sie im Endeffekt eine Marke geschaffen haben, „die […] über die eigentlichen Acker längst hinaus gewachsen ist auf Kreuzfahrtschiffe etc.“. Auch Herr Heymann hebt die Entwicklung des Festivals als Besonderheit hervor und äußert sich, dass es zusammen mit den Strukturen des Dorfes gewachsen ist. Er erklärt, das was früher so eine Art „Bier-Idee“ war, ist nun gewachsen „zu einer richtig großen, weltweiten Marke, die im Prinzip einzigartig auch für diese Region einsteht. […] die Einzigartigkeit kommt auch dadurch, dass man es sich eigentlich nicht woanders vorstellen kann“. Für Frau Hamann macht das Zusammenspiel mehrerer Faktoren das Festival zu dem, was es ist. Dazu gehören „die Größe, die Location, die Metal-Musik, die Festival-Besucher, die Farbe Schwarz, das Drumherum“. Ebenso sind alle Interviewpartner stolz darauf, dass das W:O:A in der Region stattfindet. „Wacken hat halt nicht jeder. Und so ist es schon was Besonderes und […] es erzeugt ja auch Aufmerksamkeit in den Medien“, findet Frau Hamann von Holstein Tourismus. Weiterhin wird gefragt, ob es Nachteile für die Region gäbe, durch das Musikfestival. Auch diese Frage wird verneint. Ein wichtiger Vorteil, so Holger Hübner, sei der wirtschaftliche Aspekt, „dass eben 80% der Einnahmen von außen kommen“. Bürgermeister Axel Kunkel erklärt, dass die Gemeinde durch das W:O:A viel profitiert hat in den letzten Jahren. Sie hat zum Beispiel Glasfasernetz, ein saniertes Schwimmbad und eine große, moderne Eventfläche. Auch Frau Keune-Sekula kann nur Vorteile nennen: Sie findet es wichtig, dass die Bewohner der Region sich damit identifizieren können und dass das Thema auch seinen Teil zum Thema Toleranz beiträgt. Es gäbe zwar ein paar wenige Nachteile für direkte Anwohner, sagt Frank Simoneit, zum Beispiel durch den Anreise- und Lieferverkehr, doch dadurch „was Wacken an Wertschöpfung in der Region schafft, […] dann sind alle Nachteile im Prinzip sowieso aufgewogen“. Enno Heymann drückt aus, ein ebenfalls großer Vorteil sei, dass die Verkehrsanbindung gut ist, weil in Hamburg gleich der nächste internationale Flughafen ist. Ebenso ist es ein Vorteil, dass die Veranstalter des Festivals vom Dorf direkt kommen und deswegen eine Verbundenheit herrscht und alles gemeinsam gewachsen ist. Des Weiteren wurde die Frage gestellt, weshalb man das Dorf Wacken auch außerhalb des Festivalzeitraums besuchen sollte. Auch dabei waren sich alle Befragten einig und erklärten, dass es im Moment noch keinen Grund gebe, das Dorf Wacken auch im Herbst oder Frühling zu besuchen. Herr Heymann erklärt, dass es zwar einige gibt, die mal vorbeifah- 35 ren, um mal zu sehen, wo das Festival stattfindet, aber die bleiben nicht in der Region hängen. Herr Simoneit und Herr Hübner pflichten ihm bei und sagen, dass aber entsprechende Infrastruktur in Planung sei, welche die Werte des Festivals wiedergibt. Diese sollen helfen, die interessierten Touristen länger vor Ort zu halten. Auch Bürgermeister Axel Kunkel ist ehrlich und erklärt: „Ruhe hat jeder und schöne Wege und Wälder hat auch jeder“. Für ihn gibt es kein Alleinstellungsmerkmal der Gemeinde Wacken, abgesehen vom W:O:A. Frau Keune-Sekula vom Stadtmanagement Itzehoe erklärt, dass man Erlebnisse schaffen muss, die auch unterjährig da sind und Frau Hamann von Holstein Tourismus sagt, dass die Region um das Dorf Wacken durchaus Potenzial habe, vor allem durch die Nähe zum Nordostseekanal und zur Nordsee und aufgrund der Rad- und Wanderwege. 7.3 Ja, wird genutzt 1 Ja 1 EVENTMARKETING Eventmarketing als Kommunikationsmittel nutzen Teilweise Zu wenig Gar nicht 2 3 4 Chance für die Destination Ja, aber mit entsprechenden Produkten 2 Herr Hübner 2 Eventmarketing als Kommunikationsmittel nutzen Chance für die Desti1 nation Keine Angabe 5 Unsicher 3 Herr Kunkel 3,4 Frau KeuneSekula 1 Frau Hamann 2 Herr Heymann 5 Herr Simoneit 3 1 1 3 2 1 Zu Beginn des Fragenkomplexes zu Eventmarketing wird erklärt, mit welcher Bedeutung des Begriffs gearbeitet wird. Die Frage danach, wie weit das Eventmarketing in Holstein und Itzehoe bisher als Kommunikationsmittel genutzt wird, wird ganz unterschiedlich beantwortet. Frau Keune-Sekula sagt ganz klar, dass das Eventmarketing genutzt wird. Als Beispiel für ein Event, welches erfolgreich als Marketing-Event genutzt wird, nennt sie die Veranstaltung „Krimi Nordica“ in Itzehoe. Dabei handelt es sich um ein Krimifestival, welches aufgrund von Wettbewerben und ähnlichem das ganze Jahr über präsent ist. Diese Veranstaltung findet auch in Kooperation mit der Tourismusagentur Schleswig-Holstein statt. Frau 36 Keune-Sekula drückt aber auch aus, dass solche kleinen, regionalen Events wie beispielsweise die „Itzehoer Wochen“ für sie „nicht wirklich unter die Rubrik touristische relevante Events“ fallen. Herr Hübner und Frau Hamann erklären, dass das Eventmarketing nur teilweise genutzt wird. Laut Herr Hübner aber nur im kleinen Rahmen. Frau Hamann sagt, dass Eventmarketing in Holstein zwar genutzt wird mit Events wie „Glückstädter Matjeswochen“, „NOK-Romantika“ und „Holsteiner Apfeltage“, sie es aber trotzdem kritisch ansehe. Da der Verein Holstein Tourismus nur das touristische Angebot der Region bündelt und vermarktet, hat er nicht die Mittel, ein eigenes Event zu veranstalten. Kooperationen mit Events sind deswegen schwierig, weil die einzelnen Städte und Regionen Mitglieder im Verein sind und der Verein immer die Interessen der gesamten Region zu vertreten hat. Dadurch könnte sich jemand benachteiligt fühlen. In Holstein wird das Thema Eventmarketing bisher zu wenig genutzt, finden Herr Kunkel und Herr Simoneit. Herr Simoneit erklärt, es gäbe „sehr wenig wirklich gute Veranstaltungen […], wo ich sagen würde, die sind auch überregional wirksam“. Als Beispiele für gelungene Events nennt er den Kitesurf-Worldcup in St. Peter-Ording und den Surf-Worldcup auf Sylt. Er sagt, diese großen Veranstaltungen seien jetzt erst im Kommen und „dass man versucht, die Destination über Events, die dann vom Image her passen, zu profilieren“. Events sollen als Teil der touristischen Angebotslandschaft betrachtet werden und nicht als einzelne Veranstaltungen. Abschließend erklärt Herr Simoneit, dass dieses Thema an Wichtigkeit gewinnt, man aber in Holstein noch nicht sagen könne, ob es funktioniere. Herr Kunkel meint sogar, dass Eventmarketing fast gar nicht genutzt wird. Er spricht aber als Bürgermeister aus der Sicht der Gemeinde Wacken. Seiner Meinung nach sei es schwierig etwas aufzubauen, „was nachhaltig über’s ganze Jahr oder über ein halbes Jahr funktionieren würde“. Ideales Marketing-Event Weiterhin wurde die Frage gestellt, wie denn das ideale Marketing-Event für die Destination aussehen könnte. Auf diese Frage wurden ganz unterschiedliche Antworten gegeben. Bürgermeister Axel Kunkel antwortet, er könne sich Tagesveranstaltungen vorstellen, einzelne Konzerte zum Beispiel. Er betont aber mehrfach, dass diese niemals hinterher zum Nachteil des Wacken Open Air sein dürfen. Frau Hamann von Holstein Tourismus hat spontan keine Idee, sagt aber nach kurzem Überlegen, dass sie Veranstaltungen mit Volksfestcharakter ideal findet. Sie erklärt, dass sie es gut findet, wenn die Events regionalen Bezug haben und zum Beispiel regionale Produkte angeboten werden. „… damit kann man dann eigentlich schon ganz gut arbeiten“. Frau Keune-Sekula vom Stadtmarketing Itzehoe hält die „Krimi Nordica“ für ein ideales Marketing-Event. Ihrer Meinung nach sind die Aspekte gutes Wetter und schöne Strände bereits „ausgelutscht“ und für eine erfolgreiche 37 Sporttourismus-Destination hat Holstein zu wenig „Gastronomie, Erlebnis und Power“. Daher greift Frau Keune-Sekula den Hype um Regionalkrimis auf, stellt die winterlichen und herbstlichen Aspekte in den Vordergrund („es ist trüb, es ist kalt, es ist gefährlich“) und konstruiert so eine neue Veranstaltung, die regionsbezogen ist, aber trotzdem neue Aspekte der Region bekannt macht. Trotzdem äußert sie sich weiterhin, dass diese drei Hauptthemen aber auch die einzigen seien, welche die Region in irgendeiner Weise repräsentieren: Natur, Bewegung und Düsternis. Herr Simoneit sieht das Thema kritisch an. Er erklärt, dass man wahrscheinlich langweilige Veranstaltungen bekommen würde oder Veranstaltungen, die es schon gibt, wenn man Events machen würde, „die genau zur Region passen und der Zielgruppe, die hier angesprochen wird“. Aufgrund der naturräumlichen Voraussetzungen und der Best-Ager als wichtige Zielgruppe, nennt er als Beispiel ein Schlagerfestival. Das wäre zwar wahrscheinlich erfolgreich, er zweifelt jedoch an, dass es die Region profiliert. Herr Simoneit sagt: „Das tolle an Wacken ist ja, dass das so total gar nicht dahin passt. Das ist ein kleines Kuhdorf am Arsch der Welt und einmal im Jahr bricht da die Hölle aus und gerade dieser Kontrast macht es eben aus“. Daher wäre sein Ansatz, dass man nach Veranstaltungen sucht, die Aspekte der Region beleuchten, die noch nicht ausreichend bekannt sind. Das ideale Marketing-Event sollte die Angebotslandschaft aufwerten, in dem es mal etwas anderes ist, Zielgruppen ansprechen und das Image aufbessern. Herr Simoneit betont aber, dass Destinationsmanagementorganisationen solch ein Risiko selten eingehen. Eventveranstalter seien deutlich risikofreudiger. Eventveranstalter Herr Hübner hat dieses Problem auch erkannt. Deswegen wurden bei ICS bereits Events entwickelt, welche besser zur Region passen und vorhandene Zielgruppen ansprechen. Als Beispiel nennt er das „Husum Open Air“ und eine Veranstaltung mit Konzerten von „Santiano“ und „The Boss Hoss“. Er erklärt, dass Tourismusorganisationen oft nicht das Budget haben, um Veranstaltungen zu organisieren und die Risiken zu tragen. Eventmarketing als Chance für die Destination Vier der sechs Interviewpartner geben an, dass das Eventmarketing eine Chance für die Destination Holstein darstellt. Frau Keune-Sekula vom Stadtmarketing Itzehoe sagt sogar nachdrücklich: „Es ist vermutlich sogar eine der ganz ganz wenigen, die überhaupt greifbar sind“. Touristisch gesehen sei die Region weit entfernt vom dem, was die Ostküste oder Nordfriesland zu bieten hat. Deshalb kriege man die Region nur belebt, indem man Events inszeniert. Holger Hübner erklärt, dass ICS Festival Service GmbH versuche den Tourismus nach Wacken zu verlagern, indem Projekte wie Museum, Hotel und Gastronomie in Angriff genommen werden. Sein Ziel ist es, dass man Wacken nicht nur zwei oder drei Wochen im Jahr, sondern das ganze Jahr über nutzen kann. Auch Herr Kunkel sieht das Eventmarketing grundsätzlich als Chance für Holstein. Er betont, dass in Wacken die not- 38 wendige Infrastruktur und Akzeptanz der Einheimischen vorhanden ist, so dass ein mögliches Marketing-Event dort stattfinden könnte. Es wäre aber auch in Ordnung, wenn es woanders stattfinden würde. Auch Herr Simoneit sieht das Eventmarketing als Chance für die Destination. Vor allem die Region Steinburg beschreibt er als „definitiv eine der langweiligsten […] überhaupt“. Gerade dort sollten Events stattfinden, die das Image verbessern und die positiven Aspekte der Region beleuchten. Herr Heymann ist sich nicht ganz so sicher in seiner Antwort. Er sagt, dass er das Eventmarketing nur dann als Chance sieht, wenn in der Destination schon einige Produkte vorhanden sind. Kreis Steinburg, so Herr Heymann, sei „unterbekannt“, aber schön. Man müsse erst Inhalte schaffen, damit dieser mit Hilfe von Eventmarketing vermittelt werden kann. Frau Hamann ist sich unschlüssig, ob Eventmarketing eine Chance für Holstein ist. Sie nennt hier wieder als Grund, dass es nicht die Aufgabe des Vereins Holstein Tourismus ist, Veranstaltungen zu organisieren. Kooperationen mit Veranstaltungen einzugehen sei dann wiederum schwierig, weil alle Städte und Landkreise, die Mitglied sind, auch Mitgliedergebühren zahlen und sich dann eventuell benachteiligt fühlen. Trotzdem sagt Frau Hamann aber auch, dass es einige Kooperationen gibt, darunter die „Holsteiner Apfeltage“ und die „Glückstädter Matjeswochen“, die auch erfolgreich funktionieren. Abschließend meint Frau Hamann: „... dass das Eventmarketing für Holstein zwar grundsätzlich eine Chance darstellen kann, aber nicht umsetzbar ist“. 7.4 W:O:A ALS MARKETING-EVENT UND KOMMUNIKATIONSMITTEL Destinationsmarketing am W:O:A orientieren Unsicher Nein 2 3 Ja 1 Große Reichweite Aufmerksamkeit (Medien) Vorteile W:O:A als Kommunikationsmittel ZusammenarPositiv Know Authentisch, beit zwischen besetzt How vor- reine Marke ICS und der handen Destination 1 2 3 4 5 6 Verbundenheit mit dem Dorf und der Region 7 39 Gefahr der Kommerzialisierung Nische 1 2 Nachteile W:O:A als Kommunikationsmittel Zielgruppe des Gefahr das ZielVerschlechterung des momentan W:O:A interessiert gruppen in der sich nicht für die Ansprache ausge- positiven Images Region schlossen werden 3 4 5 Herr Hübner Destinationsmarketing 1 am W:O:A orientieren Vorteile W:O:A als 1,2,4 Kommunikationsmittel Nachteile W:O:A als 6,2 Kommunikationsmittel Herr Kunkel keine 6 Frau Hamann Herr Heymann Herr Simoneit 1 Frau KeuneSekula 2 2 2 3 1,3 4 1,2 4,6,7 5,6 6 4 3,4 2 1,5 W:O:A-Veranstalter Holger Hübner und Bürgermeister Axel Kunkel sind die einzigen Interviewpartner, die es ohne Bedenken als sinnvoll erachten, das Destinationsmarketing in Holstein am W:O:A zu orientieren. Herr Hübner erklärt, dass die Zeiten sich ändern und man sich dementsprechend anpassen muss. Dies trifft nicht nur auf das Wacken-Open-Air zu, sondern auch auf andere touristische Bereiche, wie beispielsweise Hotels. Im Tourismus baue man daher zum Beispiel trendige Hotels wie in St. Peter-Ording. Die Marke Wacken müsse man nun, da sie groß ist, einfach nutzen. Auch Herr Kunkel beruft sich auf die Marke Wacken und darauf, dass da eine erfolgreiche Firma und viel Knowhow dahinter stehe. Deswegen findet er es sinnvoll. Drei der befragten Experten sind sich unsicher, inwieweit es sinnvoll ist, das Destinationsmarketing am W:O:A zu orientieren. Frau Hamann und Frau Keune-Sekula haben Bedenken, dass man dabei andere Zielgruppen und Themen zu sehr vernachlässige. Frau Keune-Sekula sagt „wir haben auch viele andere relativ lukrative Zielgruppen. Zum Beispiel diese sogenannten Best-Ager“. Sie zweifelt daran, dass diese Zielgruppe sich angesprochen fühlt. Frau Keune-Sekula betont aber, dass sie „von Natur aus mutig“ sei und sich daher vorstellen könnte, das einfach mal auszuprobieren. Frau Hamann drückt aus, dass Wacken nicht so richtig in das Profil von Holstein passe, welches sich zusammensetzt aus Aktivitäten in der Natur, Radfahren, Wandern, Kultur und so weiter. Außerdem sei es problematisch, dass das W:O:A nicht mit der Region zusammenhänge, sondern es bei dem Festival nur um die Musik und die Szene gehe. Dabei sei nichts was „historisch gewachsen und deshalb typisch ist“. Sie sagen beide, dass man eine geeignete Strategie finden muss, dann wäre die Umsetzung möglich. Denn grundsätzlich finden sie das Thema W:O:A interessant: 40 „Wir haben Wacken, ne? Und das hat kein anderer“. Auch Herr Heymann ist unschlüssig, ob das sinnvoll wäre. Nach längerem Überlegen erklärt er, dass „ein Highlight auch immer ein Highlight sein muss“ und dass das Festival ja auch viel mit Lebensgefühl zu tun hat, welches man nicht so einfach auf eine Destination übertragen kann. Seiner Meinung nach kann das W:O:A ein Wegbereiter sein. Andere Angebote und Produkte der Destination können darauf basieren, dass es in der Region ein großes Festival gibt, „was weltweiten anerkannten Kultcharakter hat und ein gewisses Standing hat und für Qualität steht und für friedfertiges Zusammensein steht“. Frank Simoneit von der FH Westküste verneint dies. Es sei nicht sinnvoll das Destinationsmarketing am W:O:A orientieren. Er erläutert, dass der Markenkern des W:O:A die Community selbst sei. Die Community sei Kult und feiere sich primär selbst und deswegen sei dieses Image so schwer zu übertragen. Doch auch er erklärt, dass es vielleicht möglich sei Teile des Kults, des Images oder der Werte auf einzelne Infrastrukturen oder Projekte zu übertragen. Als Beispiel dafür, dass das schon mal stattgefunden hat, nennt er das Wacken Music Camp. Trotzdem sieht er auch diese Übertragung kritisch an und führt daher weiter aus, „dass man das Knowhow, was da vorhanden ist und die Innovationskraft nutzt, um in der Region dann weiter Punkte zu entwickeln“. Er stehe dann zwar nicht Wacken drauf, aber es stecke Wacken drin. Vor- und Nachteile des Kommunikationsmittels W:O:A Bei den Vorteilen für die Nutzung des W:O:A als Kommunikationsmittel wird am häufigsten das positive Image und die große Reichweite genannt. W:O:A-Veranstalter Herr Hübner nennt diese beiden Vorteile zusammen mit dem Vorteil der hohen, weltweiten Aufmerksamkeit der Marke. Nachteile gibt es für ihn erst mal nicht. Er betont aber auch, dass Schleswig-Holstein eine sehr schöne, vielfältige Landschaft und auch andere große, interessante Events hat, so dass das Wacken Open Air nur ein Teil des breiten touristischen Angebots sein sollte. Das macht seiner Meinung nach vor allem Sinn, da das W:O:A nur eine begrenzte Zielgruppe hat. Auch Frau Keune-Sekula nennt das positive Image als Vorteil. Sie sagt, die Marke sei Kult und wirke „freundschaftsstiftend“, weil sie so sympathisch ist. Und nicht nur die Marke, auch das W:O:A selbst habe ein „super gutes Image“. Sie sieht es aber als kritisch an, dass bestimmte Zielgruppen, wie zum Beispiel Best-Ager, in der Ansprache vernachlässigt werden könnten, wenn sich das Destinationsmarketing zu sehr auf das W:O:A stützt. KURS 54°N-Gründer Herr Heymann schließt sich dem an und lobt das positiv besetzt Image des W:O:A. Der Lifestyle auf dem W:O:A sei das Besondere, „dass man trotz Andersartigkeit […] sehr friedlich zusammen ist und sich auf das Grundlegende reduziert, was man halt in dieser Zeit so machen möchte, sprich die Musik zu hören, die einen bewegt, […] und dafür steht Wacken ein“. Er erklärt, dass das Festival sehr authentisch ist 41 und es „quasi keinen anderen Platz gibt, der diesen Lifestyle, Metal, Rockmusik und alles was damit verbunden ist, so zusammenhält wie das Wacken Open Air“. Weiterhin sagt er, dass Wacken mittlerweile der Ort sei, in welchem Metal in seiner kompletten Bandbreite gefeiert werde. Das Festival und damit auch die Musikrichtung sind verbunden mit dem Dorf Wacken und der Region Steinburg. Für Herrn Heymann ist es aber ganz klar ein Nachteil, dass das W:O:A eine Nische bedient und dadurch keine umfassende Breite vorhanden ist. Bürgermeister Axel Kunkel findet, dass die große Reichweite über die Kanäle des W:O:As einen Vorteil bedeuten für die Destination. Ebenso schätzt er die Zusammenarbeit zwischen ICS Festival Service GmbH und der Gemeinde und auch der Destination. Er betont, dass man das als ein Miteinander sehen müsse und daher auch aufpassen müsse, dass die Gemeinde nicht zu sehr in den Hintergrund rücke. Nachteile sieht Herr Kunkel nicht. Auch Frau Hamann sieht die große Reichweite als Vorteil an, ebenso wie die Aufmerksamkeit in den Medien. Ihrer Meinung nach gibt es aber das Problem, dass sich die Zielgruppe des W:O:A nicht für die Destination Holstein interessiert und daher eine Ansprache schwierig sein könnte. Ebenso gibt es für sie den Nachteil, dass das W:O:A nicht zum Themenkatalog von Holstein Tourismus passt und vielleicht einige Themen und Zielgruppen vernachlässigt werden könnten. Herr Simoneit von der Fachhochschule Westküste schlägt mit seiner Antwort eine ganz andere Richtung ein: „Die große Gefahr ist einfach, dass da Dinge kommuniziert werden, die nicht mehr pur Wacken sind und dann letztendlich diese ganze Community, ich sag‘s mal ganz deutlich, sich ein bisschen verarscht fühlt“. Er sieht das als eine Art Kommerzialisierung an und befürchtet, dass da das Festival, welches für sich selbst steht, für „nicht festivalspezifische Dinge“ missbraucht wird. Dadurch kann es dann passieren, dass sich das momentan positive Image verschlechtern würde. Weiterhin sagt er: „Deshalb geht es uns einfach mehr darum das Knowhow zu nutzen und viel weniger die Marke, weil die Marke ist so stark, weil sie so rein ist“. 7.5 ZIELGRUPPEN Strand- und Badeurlauber Familien Best-Ager Radtouristen Kulturtouristen Natururlauber Entschleuniger Wassertouristen Zielgruppen in Holstein 1 2 3 4 5 6 7 8 42 Wichtig 1 Wichtigkeit der W:O:A-Zielgruppe für die Destination Holstein Unsicher Eher uninteressant Nicht wichtig 2 3 4 Sind die Zielgruppen kompatibel? Nein 2 Ja 1 Zielgruppen in Holstein Wichtigkeit der W:O:AZielgruppe für die Destination Sind die Zielgruppen kompatibel? Herr Hübner 2,3 Herr Kunkel 2,3,4 Frau KeuneSekula 2,3,4,8 Frau Hamann 2,4,6,7 1 1 2 3 1 2 1 2 Herr Heymann Keine Antwort 1 Herr Simoneit 1,2,3,4,5 4 Keine Ant- 1 wort Als Zielgruppe in Holstein werden von fast allen Interviewpartnern Familien, die sogenannten Best-Ager und Radtouristen genannt. Frau Keune-Sekula fügt noch Wassertouristen hinzu, wozu sie Segler und die Fahrer von Motorjachten zählt. Für Frau Hamann sind Natururlauber und Entschleuniger ebenfalls wichtige Zielgruppen. Weiterhin werden von Herrn Simoneit Strand- und Badeurlauber und Kulturtouristen genannt. Wichtigkeit der W:O:A-Zielgruppe für die Destination Nur ein Interviewpartner sagt, dass die Zielgruppen des W:O:A nicht wichtig für die Destination Holstein sind, „weil die Zielgruppe sucht Wacken und nach Festivalende ist sie wieder weg“, erklärt Herr Simoneit. Als Grund nennt er, dass die Region Holstein aber auch nichts biete, um die Besucher noch länger dort zu halten. Er könnte es sich vorstellen, dass man „für die Nordsee bestimmte Bausteine zur Verfügung“ stellt, so dass die Festivalbesucher vielleicht ein paar Tage Urlaub dran hängen. Aber Holstein sei „kein adäquater Partner“ für so etwas. Frau Hamann von Holstein Tourismus sagt vorsichtig, dass die Zielgruppe des W:O:A eher uninteressant für Holstein sei. Sie meint zwar, dass vom Alter her viele Festivalbesucher der Zielgruppe, die grundsätzlich nach Holstein komme, entsprechen, aber das Interesse konzentriere sich vor allem auf den Ort Wacken und das Festival. „Die Frage ist, ob man die eben begeistern kann in dieser kurzen Zeit, wo die da sind, eigentlich auch nur auf diesem Gelände sind“. Frau Hamann erklärt, Wacken sei schon sehr abgegrenzt und im Prinzip 43 seine eigene Welt. Die Kunst sei es, das Interesse der Besucher auf die Region zu lenken, damit diese eventuell im Frühjahr noch mal wiederkommen. Aber dafür brauche man konkrete Überlegungen und Strategien, die bisher noch nicht vorhanden sind, erklärt Frau Hamann. Frau Keune-Sekula ist sich unsicher, da sie nur schwer beurteilen kann, wie sich die Zielgruppe des W:O:A zusammensetzt. Diesbezüglich würde sie sich gerne mit Holger Hübner und Thomas Jensen treffen und gemeinsam die Zielgruppen anschauen, „wo da Überschneidungen sind und wo da aber auch die Gemüter getrennt sind“. Wenn die Hauptzielgruppe des W:O:A eher jüngere Leute sind, dann müssen in Holstein erst entsprechende Angebote geschaffen werden, damit man diese überhaupt in der Region halten kann. Sie stellt aber auch in Frage, ob die jüngeren Fans überhaupt eine kaufkräftige Zielgruppe sind oder „ist das da mit Zelten und Dosenbier dann auch getan?“. Sie findet, die Situation sei komplex. Die Zielgruppe des W:O:A sei wichtig für die Destination Holstein, antworten drei Interviewpartner. Herr Kunkel betont, dass es wichtig sei, dass das W:O:A eine bunte Mischung als Zielgruppe hat. Die Festivalbesucher seien manchmal jünger, manchmal älter, arbeiten beispielsweise in der Bank oder bei der Versicherung. Diese Mischung sei ein Vorteil für die Destination Holstein. Enno Heymann bezieht sich in seiner Antwort auf ganz Schleswig-Holstein und sagt, dass es wünschenswert wäre, wenn man im Zuge des Festivals auf verschiedene Angebote aufmerksam machen könnte, so dass „dann irgendwie eine Kommunikation oder eine Art Schneeballeffekt entsteht“. Er betont aber auch, dass das W:O:A nicht die komplette Breite hat und nicht alle ansprechen kann. Aber es hat den Vorteil, diese eine Zielgruppe schon mal abzudecken. Als Beispiel nennt er die Schiffstörns und Full Metal Cruises, die es seit einiger Zeit unter der Marke Wacken gibt. „Das Angebot ist ja sozusagen ein Gesellschaftsding, wo man vielleicht vor sechs Jahren noch gelacht hätte, wenn da eine Horde Metal-Fans auch Kreuzfahrer sind“. Auch Herr Hübner greift dieses Beispiel auf und freut sich darüber, dass TUI Cruises durch die „Full Metal Cruise“ eine neue Zielgruppe als Kreuzfahrer gewonnen hat, die mittlerweile auch andere Kreuzfahrten machen. Er erklärt, dass es so auch in Wacken laufen soll. Die Festivalbesucher sollen sich dafür begeistern lassen, noch eine Woche St. Peter-Ording oder Hamburg an das Festival zu hängen. Kompatibilität der Zielgruppen Drei der Interviewpartner sagen, dass die Zielgruppen der Destination Holstein und die Zielgruppe des W:O:A kompatibel seien. Herr Hübner begründet das damit, dass ein MetalFan zum Beispiel gleichzeitig Familienvater sein kann. Frau Keune-Sekula sagt außerdem, 44 dass die Wacken-Besucher ein gutes Image in der Region hätten und sie schon häufig gehört hat, dass sich Freundschaften gebildet haben zwischen 18-jährigen Metal-Fans und 70-jährigen Rentern, die zur Zeit des Festivals Zimmer anbieten. Auch Herr Simoneit findet, dass die Zielgruppen im Prinzip kompatibel sind, auch wenn es optische Differenz geben würde. Er denkt aber, dass es schwierig werden wird die Wacken-Fans mit diesem Thema in Kontakt zu bringen. Das sei über bestimmte Projekte, wie beispielsweise das Wacken Music Camp möglich, er glaube aber nicht daran, dass viele einfach einen simplen Urlaub an der Nordsee dran hängen. Frau Hamann und Herr Kunkel sehen die Zielgruppen als nicht kompatibel an. Herr Kunkel sagt, das seien „völlig andere Menschen, andere Einstellungen“ und mit einer „ganz anderen Intention“. Die Zielgruppen würden sich zwar nicht voneinander gestört fühlen, aber sie würden schon einfach gar nicht aufeinander treffen. Falls doch, dann seien es Ausnahmen. 7.6 KONKURRENZFÄHIGKEIT Konkurrenzfähig zu anderen Destinationen Unschlüssig Nein 2 3 Ja 1 Herr Hübner Konkurrenzfähig 1 Herr Kunkel 1 Frau KeuneSekula 3 Frau Hamann Herr Heymann Herr Simoneit 2 1 1 Vier der sechs Befragten denken, dass das Wacken Open Air als Konkurrenzvorteil zu anderen Destinationen dienen kann. Es wird aber häufig betont, dass dazu das Marketing verbessert und die Infrastruktur ausgebaut werden muss. Zur Festivalzeit kommen schon immer sehr viele Leute als Schaulustige ohne Ticket nach Wacken, sagt Herr Hübner. Die seien ein Problem für das Dorf, weswegen es besser wäre, wenn diese die Möglichkeiten hätten außerhalb der Festivalzeit dorthin zu kommen, um sich das Festivalgelände anzuschauen. Er sagt: „wenn man nichts bieten kann, dann kann man natürlich nicht erwarten, dass Leute auch außerhalb der Wackenzeit kommen“. Herr Simoneit betont, welchen Wert die Aufmerksamkeit in den Medien hat. Wenn das Festival ist, dann wird über alle Kanäle darüber berichtet und es wird „extrem wahrgenommen“. Die Nordsee hänge da auch immer mit dran, dadurch dass immer von „Schleswig-Holstein Kuhdorf an der Nordsee“ die Rede ist. Diese positive Aufmerksamkeit, welche die Region genießt, „das ist mit Geld fast nicht zu bezahlen“, erklärt Frank Simoneit. Seiner Meinung nach muss nun aber mehr da45 ran gearbeitet werden die Aufmerksamkeit zu nutzen und noch mehr mit Werbemaßnahmen vorzugehen. Auch Herr Heymann begründet den Konkurrenzvorteil durch die weltweite Aufmerksamkeit auf die Destination und die Region. Er erklärt, dass die Gemeinde Wacken mittlerweile zum „Inbegriff für einen bestimmten Lifestyle und eine jährliche Zusammenkunft“ geworden ist. Bürgermeister Axel Kunkel berichtet von den Touristen, die ab und zu mal im Dorf Wacken vorbeischauen und das Ortsschild fotografieren oder sogar mitnehmen. Frau Keune-Sekula ist der Meinung, dass das W:O:A nicht als Konkurrenzvorteil dienen kann. Sie sagt allerdings selbst „Ich glaube, das muss nicht richtig sein“. Viele potenzielle Gäste sehen das Wacken Open Air in der Region als positiven Aspekt der Destination, aber sie glaubt nicht, dass das ein „echter USP“ ist. Sie denkt, es sei kein Kriterium, wenn es darum gehe, ob man nach Ost-Schleswig-Holstein oder dort nach Holstein fährt. Wenn man allerdings selbst ein Metal-Fan sei und man interessiert daran sei das Festival zu besuchen, dann ist das natürlich eine andere Situation, betont Frau Keune-Sekula. Auch Frau Hamann ist sich eher unsicher, was die Konkurrenz angeht. Sie findet das W:O:A insofern interessant, dass man als Destination sagen kann „Wir haben zwar ganz viel Land und so, aber wir sind auch irgendwie Wacken, also wir sind halt irgendwie auch anders“. Sie denkt, dass diese Strategie funktionieren könnte, wenn man sie weiterentwickeln würde. Trotzdem ist sie unschlüssig, ob dass die richtige Strategie für Holstein ist. 7.7 HALLMARK EVENTS Wäre es wünschenswert, wenn die Destination und das Event als Einheit auftreten würden? Ja Unsicher Nein 1 2 3 Herr Hübner Herr Kunkel 2 3 Frau KeuneSekula 1 Frau Hamann 1 Herr Heymann 1 Herr Simoneit 1 Zu Beginn der Frage zu Hallmark Events wurde kurz anhand von Beispielen erklärt, was unter dem Begriff zu verstehen ist. Anschließend wurde gefragt, ob es wünschenswert wäre, wenn die Destination und das Event als Einheit wie in den genannten Beispielen auftreten würden. Bürgermeister Axel Kunkel war der einzige Interviewpartner, der nicht glaubt, dass ein gemeinsames Auftreten von Destination und Event als Einheit möglich ist. Seiner Meinung nach ist die Musikrichtung dafür zu speziell und es fehle an ausreichender Infrastruktur. 46 Er stützt seine Meinung auf dem Beispiel Oktoberfest in München, welches international bekannt ist und die Stadt eine gute Infrastruktur vorweisen kann. Er sagt aber, das Thema sei ausbaufähig. W:O:A-Veranstalter Herr Hübner kann die Frage nicht richtig beantworten. Er greift die genannten Beispiele auf und sagt, dass der Karneval in Rio und der St. Patricks Day in München auf Feiertagen und Volksfesten basieren, die sowieso vorhanden sind. Daher findet er es schwierig zu vergleichen. Er würde das W:O:A lieber mit Traditionsfestivals wie das „Glastonbury Festival“ und das „Roskilde Festival“ vergleichen, „die es eben schon lange gibt und die eben dementsprechend eben auch die Regionen bevölkern“. Die anderen vier Befragten antworten, dass diese Einheit wünschenswert wäre für die Destination und die Veranstaltung. Frau Keune-Sekula weiß aber, dass die Region und die Eventveranstalter viel stärker miteinander kooperieren müssten, um diese Einheit bilden zu können. Trotzdem sagt sie, dass sie selbst ihren Alltag mit „viel Humor“ und einer „schrägen Weltsicht“ nimmt und den Mut hat so etwas auszuprobieren. Sie kann sich vorstellen, „dass wir stärker voneinander partizipieren können und profitieren als wir das jetzt tun“. Frau Hamann betont hierbei wieder das positive Image und die Einzigartigkeit des Wacken Open Airs, welche ein Vorteil sein könnten, um solch eine Einheit bilden zu können. Für sie stellt sich allerdings die Frage, warum Menschen, wenn sie an Wacken denken, auch an die Region denken sollten, denn hier wird nicht, wie in den genannten Beispielen, die regionale oder nationale Kultur des Landes oder der Stadt aufgegriffen oder zelebriert. Frau Hamann zweifelt daran, dass dies in Holstein auch funktionieren kann, da das W:O:A in ihren Augen nicht mit der Region verbunden ist. KURS 54°N- Gründer Enno Heymann erklärt, dass diese Verbindung in seinen Augen schon besteht, allerdings nur zwischen dem Festival und der Gemeinde Wacken. Seiner Meinung nach gehöre Wacken mittlerweile „zu den bekanntesten kleineren Dörfern auf der Welt“, nicht zuletzt durch diese Einheit. Die Region hänge da nur mit dran und er findet nicht, dass man diese Einheit auflösen sollte, um sie auf die Region zu transportieren. „Das ist gut so, wie es ist“. Auch Herr Simoneit findet diese Verbindung wünschenswert, „aber utopisch“. Er sagt, die Destination sei in diesem Fall Wacken und nicht Holstein. Denn alles, was die Leute wollen, befindet sich im Dorf Wacken. Deswegen strahle diese Bekanntheit nicht auf die Destination aus. „Wacken ist ja wie eine Insel zur Festivalzeit. ‚Willkommen, du bist in Wacken, freu dich!‘ – man weiß genau, wann man drin ist, man weiß aber auch genau, wann man wieder raus ist. Es ist eine Inselsituation“. 47 7.8 ZUKUNFTSAUSBLICK Zukunftsausblick Wenig Veränderung des Eventmarketings 1 Destination Holstein hochziehen 2 Kooperation/Kommunikation verbessern 3 Events stärker zur Profilierung nutzen 4 Infrastruktur wie Museum und Hotel ausbauen 5 W:O:A besser hervorheben 6 Bessere Darstellung der lokalen Events 7 Zukunftsausblick Herr Hübner 3,5 Herr Kunkel 2 Frau KeuneSekula 3,4,7 Frau Hamann 6,7,1 Herr Heymann Keine Antwort Herr Simoneit 2,3 W:O:A-Veranstalter Herr Hübner wünscht sich für die Zukunft, dass die Kooperationen weiter verbessert werden. Er hofft, „dass wir irgendwie nächstes Jahr viel mit denen erreichen können“. Dieses Thema sei aber immer abhängig von den Personen, je nachdem wie diese vernetzt sind und wie gut sie sich einbringen. Da müsse man schon ein bisschen Geduld haben, erklärt Herr Hübner lachend. Konkret für das Dorf Wacken beschäftigt er sich mit der Planung von touristischer Infrastruktur, zum Beispiel ein Hotel und ein Museum, „aber das sind Sachen, die nicht von heute auf morgen gehen und da gucken wir mal“. Bürgermeister Kunkel wünscht sich für die Zukunft, dass die Region sich an den Events hochziehen kann und längerfristig etwas entwickeln kann, wodurch mehr Tourismus generiert wird. Frau Keune-Sekula ist es wichtig, dass die Kooperation zwischen Akteuren im Tourismus und Akteuren im Eventbereich vom Grundsatz her verbessert wird. Sie spricht sich für eine verbesserte Darstellung der Events in der Destination aus und fände es gut, „wenn wir uns insgesamt stärker an Events profilierten“. Auch Frank Simoneit sagt, dass es jetzt erst mal so weitergehen müsse, wie es angefangen hat. Die Kooperation müsse ständig weiterverbessert werden. Seiner Meinung nach sei die Situation in Holstein eine Sondersituation. Die Festivalveranstalter wollen der Region etwas zurückgeben und das müsse man nutzen, indem man „in Holstein Potenziale entdeckt oder Angebote schafft, die einfach für traffic sorgen“. Wenn Holstein das Festival und das Knowhow nutzt, dann könnte man von Eventmarketing sprechen und dann hätte die Destination Holstein laut Frank Simoneit eine Chance, als Teilregion der Schleswig-Holsteinischen Westküste am touristischen Markt zu agieren. Seiner Meinung nach kann Holstein nicht alleine stattfinden, sondern nur, wenn es sich als Teil der Westküste betrachtet. Wacken selbst könne als eigenständi48 ge Destination stattfinden, „als völlig eigenständiger Planet eigentlich“. Ist man soweit, dann kann man über Veranstaltungen die Region profilieren und eine Vernetzung der Events stattfinden lassen. Wenn alle Akteure am gleichen Strang ziehen, dann kann „Wacken dafür ein extremer Impulsgeber und Motor sein“. Frau Hamann von Holstein Tourismus e.V. ist die einzige der Befragten, die nicht glaubt, dass sich das Eventmarketing von Holstein Tourismus stark verändern wird. Trotzdem wolle die Destination aber die Darstellung von lokalen Events verbessern und auch bewusster auf das Wacken Open Air hinweisen. 49 8 ÄUßERUNG ZUR FORSCHUNGSFRAGE Das Thema Entwicklung und Förderung des Tourismus in der Region spielt in der Destination Holstein schon länger eine Rolle. Auch das Unternehmen ICS Festival Service GmbH, welches hinter dem Wacken Open Air steht, beschäftigt sich seit einiger Zeit mit diesem Thema. Trotzdem ist es bisher kaum zu Kooperationen, gemeinsamen Projekten oder Marketingaktivitäten gekommen. Grundsätzlich schätzen alle Befragten die Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen der Event- und der Tourismusbranche zwar als wichtig, aber auch als schwierig und interessenabhängig ein. In der wissenschaftlichen Literatur wird immer wieder erklärt, dass die Zusammenarbeit mit Veranstaltungen ein neu aufgekommener Trend sei, doch nie wird erwähnt, welche Schwierigkeiten sich bei der konkreten Zusammenarbeit zwischen den Branchen ergeben. Die Tourismus- und die Eventbranche sind sehr unterschiedlich aufgestellt, mit unterschiedlichen Interessen und internen Abläufen. Die unterschiedlichen Ansichten zu manchen Themen ziehen sich durch die komplette Forschung. Während es sich bei der Eventbranche in der Regel um Unternehmen handelt, bei denen es lediglich um Wertschöpfung geht, so ist die Tourismusbranche, vor allem auf Destinationsebene, häufig an städtischen Stellen angesiedelt. Die Destinationsmanager sind auf öffentliche Gelder angewiesen und haben keinen wirtschaftlichen Druck. So erklärt auch Frau Hamann den Verein Holstein Tourismus: „Der Verein Holstein Tourismus ist gegründet worden, um den Tourismus in der Region zu fördern […]. Der Verein darf keinen Gewinn anstreben, aber auch keine größeren Verluste verursachen“. Aus diesem Grund kann das Destinationsmanagement häufig kein hohes Risiko übernehmen und hat oft lange Kommunikationswege. Eventveranstalter dagegen gehen oft ein hohes Risiko ein und haben kurze Entscheidungsprozesse. W:O:A-Veranstalter Holger Hübner spricht im Interview davon, dass die Tourismusbehörden in Holstein sehr zäh seien. Hier macht sich unter anderem der große Unterschied zwischen den Branchen bemerkbar. Der Vorteil der Zusammenarbeit auf der Tourismusseite ist die Aufmerksamkeit in den Medien, die Möglichkeit neue Zielgruppen zu erschließen, die Profilierung der Destination zu stärken und das touristische Angebot zu erweitern. Für die Eventbranche kann es ein Vorteil sein, sich ein besseres Standing in der regionalen Umgebung zu verschaffen und sich abzusichern, falls die Veranstaltung eines Tages nicht mehr so gut laufen wird. Konkret bei der Frage zur Zusammenarbeit zwischen den W:O:A-Veranstaltern und der Tourismusbranche ist der Wille bei den Befragten zwar meistens vorhanden, doch manchmal findet trotzdem keine oder nur schwerfällig Kommunikation statt. 50 Alle Befragten erkennen das Festival als einzigartig an. Sie nennen unterschiedliche Aspekte der Einzigartigkeit, wie zum Beispiel die Verbundenheit mit dem Dorf, die weltweite Bekanntheit der Marke und das Feeling auf dem Festival. Der Musikstil wird nicht als einzigartigen Aspekt des W:O:As genannt. Über die Wichtigkeit der Einzigartigkeit eines Events wird in der Theorie kaum geschrieben. Die Interviewpartner vermitteln aber alle den Eindruck, dass sie stolz darauf sind, dass das W:O:A in der Region stattfindet und sie es für ein einzigartiges und besonderes Festival halten. Dabei fällt auf, dass alle die Einzigartigkeit anders verstehen. Der Eine versteht sie als die Beziehung zu der Gemeinde Wacken, der andere als die Organisation des Festivals, in welche besonders viel Herzblut gesteckt wird und der nächste als die Entwicklung der Veranstaltung und das heutige Image der Marke. Für manche ist es auch ein Zusammenspiel aus mehreren Faktoren. Es ist festzuhalten, dass alle Befragten das Wacken Open Air als eine einzigartige Veranstaltung sehen, die es in dieser Form nicht noch einmal gibt. Eventmarketing wird wie folgt definiert: „Eventmarketing ist die zielgerichtete erlebnisorientierte Kommunikation und Präsentation eines Produktes, einer Dienstleistung und/oder eines Unternehmens.“ (Henschel, 2010, S. 81). Zudem wurde in Kapitel 3.2 EVENTMARKETING ALS KOMMUNIKATIONSINSTRUMENT IM TOURISMUS ausführlich erläutert, weshalb Eventmarke- ting im Tourismus immer wichtiger wird und welche Vorteile es bietet. Die meisten der Interviewpartner haben gesagt, dass Eventmarketing in der Destination Holstein schon genutzt wird. Frau Keune-Sekula nennt als Beispiel die Eventreihe „Krimi Nordica“ und Frau Hamann die „Holsteiner Apfeltage“ und die „Glückstädter Matjeswochen“. Die genannten Events sind aber nur bedingt überregional bekannt und daher keine optimalen Marketing-Events. In der Destination Holstein gibt es ansonsten keine großen Events, die zum Eventmarketing genutzt werden. In der Nähe, in St. Peter-Ording und in Sylt, gibt es den Kite Worldcup und den Surf Worldcup. Diese kreierten Veranstaltungen nennt Frank Simoneit als Beispiele für erfolgreich eingesetzte Marketing-Events. Fast alle Befragten haben erkannt, dass das Eventmarketing allgemein eine Chance für die Destination Holstein sein kann. Wie in Kapitel 3.2 beschrieben, kann mithilfe von Events das Image von Destinationen verbessert oder verändert und die Attraktivität und die Bekanntheit gesteigert werden. Auch diesen Punkt fassen einige der Befragten als Vorteil auf. In der Literatur gilt ein Marketing-Event häufig als Aufwertung des touristischen Angebots der Destination. Hier stimmen ebenso einige der Experten zu. Sie sagen, dass die Region „langweilig“ sei und bei weitem nicht so viel biete wie die Nord- und Ostseeküste Schleswig-Holsteins. Der Nachteil beim W:O:A ist, dass es in der Regel schon sehr lange vor Veranstaltungsbeginn ausverkauft ist und deswegen ein Spontanbesuch des Festivals nicht möglich ist. Dadurch ist das W:O:A als Erweiterung des touristischen Angebots in Holstein 51 wenig zu gebrauchen. Aus diesem Grund kann das W:O:A auch nicht als eine Veranstaltung dienen, welche positive Gefühle bei den Touristen weckt und sie dadurch die Destination und die Veranstaltung besser im Gedächtnis behalten. Weiterhin wurde in der Theorie erarbeitet, dass die Ansprache neuer Zielgruppen durch das Eventmarketing eine Chance für die Destination ist. Dieses Thema stellt sich als schwierig zu beantworten heraus und die Antworten sind sehr ambivalent. Die Experten sind sich nicht einig darüber, ob neue Zielgruppen angesprochen werden oder ob das Gegenteil der Fall ist und einige ausgeschlossen werden. In der Theorie wurde außerdem erarbeitet, dass es ein Vorteil von Veranstaltungen ist, sich immer wieder an spontane und aktuelle Trends anzupassen und so den Tourismus voranzutreiben. Dieser Punkt wird von keinem der Befragten aufgegriffen. Die meisten Befragten sind unsicher, ob sich das Destinationsmarketing von Holstein am W:O:A orientieren sollte. Dafür spricht, dass man mit der Zeit gehen und immer schauen muss, wo man sich gerade anpassen muss. Aktuell ist die Marke Wacken bekannt, hat ein positives Image und ist sympathisch. Dahinter steht ein großes Unternehmen mit viel Knowhow. Ebenso hat das Musikfestival eine große Reichweite und eine hohe Aufmerksamkeit in den Medien. Für eine Orientierung am W:O:A spricht auch, dass die Veranstaltung schon immer eine enge Verbundenheit zu dem Dorf und der Region hegt. Diese Verbundenheit äußert sich unter anderem auf dem Festival direkt, aber auch durch Projekte des W:O:As im Dorf. Deswegen, so sind sich fast alle einig, sollte man das Festival als Kommunikationsmittel für das Destinationsmarketing nutzen. Unsicherheiten kommen daher, dass man lukrative Zielgruppen, wie zum Beispiel Best-Ager, verlieren könnte, denn das typische W:O:A-Publikum ist auf eine spezielle Nische begrenzt. Ebenso passt das W:O:A nicht in das derzeitige Konzept der Destination Holstein: Radfahren, Natur, Familienurlaub. Das W:O:A habe außerdem nichts mit der Kultur von Holstein zu tun. Weiterhin spricht dagegen, dass das, was das Image und die Marke W:O:A ausmacht, die Community auf dem Festival ist. Diese Community und das Feeling lassen sich nicht auf die Destination und deren Infrastrukturen übertragen. Es wäre unter Umständen denkbar, dass einzelne Projekte oder Angebote auf dieser Struktur basieren, wobei es hier mehr auf das eingebrachte Knowhow des Veranstalters als auf die Übertragung der Marke ankommt. Weiterhin kann die Community des W:O:A durch die Kommerzialisierung der Marke gefährdet sein, wodurch wiederum der Markenkern angegriffen wird und das positive Image des W:O:As sich verschlechtert. In der Theorie wurde erarbeitet, dass Destinationen aufgrund von Konkurrenzdruck sich immer mehr voneinander abgrenzen und dazu klare Positionierungsstrategien aufbauen müssen. Fraglich ist, ob Holstein eine Positionierung vornimmt, indem es sich einzig auf Radfahren, Natur- und Familienurlaub konzentriert. Durch ein erfolgreiches Eventmarketingkonzept in Kooperation mit dem W:O:A kann die Positionierung prägnanter ausfallen. 52 In der Theorie wurde mehrfach erklärt, dass das Eventmarketing und damit die Positionierung einer Destination dazu dienen, einen Konkurrenzvorteil zu anderen Destinationen aufzubauen. Auch im Interview wurde die Frage gestellt, ob die Befragten diesen Konkurrenzvorteil durch das Festival sehen. Die meisten Interviewpartner sind der Meinung, dass ein Konkurrenzvorteil aufgrund des W:O:A möglich ist. Es wird erklärt, dass es viele Wacken Touristen gibt, die während des Festivals aus Interesse und ohne Ticket nach Wacken kommen, um sich den Festivalrummel anzuschauen. Dieses Interesse müsste man auf das ganze Jahr übertragen, dazu werden allerdings eine bessere Infrastruktur und ein intensiveres Marketing benötigt. Den Konkurrenzvorteil gibt es auch aufgrund der hohen Medienpräsenz während des Festivalzeitraums. Wacken ist in aller Munde, weswegen potenzielle Gäste beim Namen positiv aufmerken. Zwei der Befragten sind sich unsicher, ob das W:O:A ein Konkurrenzvorteil sein kann. Das W:O:A ist zwar ein positiver Aspekt von Holstein, doch ein wirkliches Entscheidungskriterium ist es nicht. Sie könnten sich jedoch vorstellen, dass man das ändern könnte, indem man eine konkrete Strategie entwickelt und diese umsetzt. Auch hinsichtlich der Zielgruppen braucht das Destinationsmarketing eine konkrete Strategie beim Eventmarketing. In Kapitel 5.3 DESTINATION HOLSTEIN wurde das touristische Angebot von Holstein erläutert. Es sind vor allem Familienangebote, Rad- und Bootstouren sowie einige kulturelle Angebote. Hieraus lassen sich die Zielgruppen Familien, Radfahrer, Wassersportler und Kulturinteressierte ableiten. Diese Zielgruppen decken sich weitestgehend auch mit den Aussagen der Befragten. In den Interviews wurden vor allem Familien, Best-Ager und Radtouristen genannt. Ebenso zählen zu den Zielgruppen in Holstein Wassertouristen, Natururlauber, Entschleuniger, Strand- und Badeurlauber und Kulturtouristen. Da nach dem Erarbeiten der Theorie nicht auf den ersten Blick klar ist, ob diese Zielgruppen sich mit der Zielgruppe des Wacken Open Air decken würden und ob die Zielgruppe des Wacken Open Air durch das touristische Angebot in Holstein gelockt werden würde, wurden weitere Fragen zu dem Thema gestellt. Grundsätzlich sind die Befragten unentschlossen, ob die Zielgruppe des W:O:A auch eine potenzielle Zielgruppe für Holstein sein könnte. Es gäbe zwar Überschneidungen bezüglich des Alters, aber fraglich sei, ob die Wacken-Besucher sich überhaupt für die Region interessieren. Zur W:O:A Zielgruppe gehören auch Familienväter oder Büroangestellte, welche durchaus für die Destination Holstein wichtig sein könnten. Es ist allerdings schwierig, diese Wacken-Besucher richtig anzusprechen, da Wacken während des Festivalzeitraums eine eigene Welt ist, welche kaum Einflüsse von außerhalb zulässt. Auch in der Theorie wurde heraus gearbeitet, dass sich die Zielgruppe des W:O:A aus ganz verschiedenen Altersschichten und sozialen Umgebungen zusammensetzt. Die Zielgruppen schließen sich also prinzipiell nicht aus, es muss aber noch an der richtigen Ansprache der Zielgruppen gearbeitet werden. Ebenso fraglich ist, 53 ob die Zielgruppen von Holstein und die des W:O:A kompatibel wären, wenn sie in der Destination aufeinander treffen. Bei dieser Frage gehen die Meinungen auseinander. Einige Interviewpartner sprechen lediglich von optischen Differenzen, andere sagen, dass die Menschen ganz andere Einstellungen und Intentionen hätten. Vielleicht treffen die Zielgruppen schon alleine aus diesem Grund gar nicht erst aufeinander. In Kapitel 3.1 ABGRENZUNGSMERKMALE VON EVENTS wurde erläutert, welche Arten von Events es gibt. Ebenso wurde eine These aufgestellt, welche Art von Event das W:O:A ist und wo man es einordnen kann. Dabei blieb die Frage offen, ob man das W:O:A bereits als Hallmark Event bezeichnen kann oder ob es eine wünschenswerte Situation wäre, ein Hallmark Event zu sein. Die meisten der Befragten finden es wünschenswert, wenn das W:O:A und die Destination Holstein in einer Verbindung wie bei einem Hallmark Event auftreten würden. Sie sehen es als Vorteil, wenn man etwas über das W:O:A liest oder hört und dabei gleich an Holstein denkt und umgekehrt. Auch aufgrund des positiven Images des W:O:A sei das ein wünschenswerter Zustand. Doch es wird auch daran gezweifelt, ob es ein realistisches Ziel ist. Bei den als Beispiel genannten Hallmark Events geht es häufig um traditionelle und in der Kultur verankerte Feste, welche zu den Events konzipiert werden. Das W:O:A kann solch einen Hintergrund nicht bieten. Ebenso sei die Musikrichtung zu speziell und damit die Zielgruppe zu klein, um solch ein Thema bespielen zu können. Die Imageübertragung oder auch die Verbesserung des Images einer Destination wird auch in der Theorie als charakteristisch für Hallmark Events bezeichnet. Events, die in der Region gewachsen sind und es aus diesem Grund eine Verbundenheit zwischen Veranstaltung und Destination gibt, können zu Hallmark Events werden. Das trifft auch auf das W:O:A zu. Viele der Befragten sehen die Verbundenheit zu dem Dorf und dessen Bewohner als wichtiges Alleinstellungsmerkmal des Musikfestivals. Daher kann man also durchaus deuten, dass das W:O:A das Potenzial zu einem Hallmark Event hat. Auf die ganze Destination Holstein bezogen, ist das aber noch nicht der Fall. Wenn man die Gemeinde Wacken als Destination betrachtet, dann erkennt man schon einige Attribute, die charakteristisch für ein Hallmark Event sind. So erklärt Herr Simoneit: „Wacken ist ja wie eine Insel zur Festivalzeit. ‚Willkommen, du bist in Wacken, freu dich!‘ – man weiß genau, wann man drin ist, man weiß aber auch genau, wann man wieder raus ist. Es ist eine Inselsituation“. Das Problem daran ist, dass die Bekanntheit und das Image bisher noch nicht auf die umliegende Region abgefärbt haben. Die Nutzung des Wacken Open Airs als Hallmark Event ist in meinen Augen nicht sinnvoll. Die meisten Hallmark Events haben entweder einen kulturellen oder einen sportlichen Hintergrund. Einen solchen kann das W:O:A nicht bieten. Ebenso ist die Musikrichtung Hardrock und Heavy-Metal lediglich eine Nische mit einem Nischenpublikum. Es ist frag- 54 lich, ob die Nische das Potenzial hat, zu einem Hallmark Event zu wachsen. Man muss allerdings feststellen, dass die Verbundenheit des Festivals zu der Gemeinde Wacken einzigartig ist. Wenn man die Gemeinde Wacken als Destination sieht, dann besteht zwischen der Destination und der Veranstaltung bereits eine sehr starke Verbindung, die im kleinen als Hallmark Event betrachtet werden kann. Für die Zukunft wünschen sich die Befragten im Allgemeinen bessere Kommunikation zwischen der Event- und der Tourismusbranche sowie, dass das W:O:A durch seine Innovationskraft die Region Holstein mitzieht. Ebenso wollen die Tourismusorganisationen die Events der Destination besser hervorheben, beispielsweise auf der Homepage, dazu gehört auch das W:O:A. Events sollen außerdem besser zur Profilierung der Destination genutzt werden. Außerdem soll die Infrastruktur vor allem in Wacken besser ausgebaut werden, damit man in Zukunft besser auf Touristenströme außerhalb der Festivalzeit eingehen kann. Nur eine Interviewpartnerin glaubt nicht, dass sich das Eventmarketing verändern oder verbessern wird. Fazit Um zu klären, ob Großveranstaltungen ein Impulsgeber für das Destinationsmarketing sein können, müssen alle erarbeiteten Aspekte sowie Vor- und Nachteile gegenübergestellt werden. Das Untersuchungsobjekt stellt in dieser Arbeit das Wacken Open Air in Holstein dar. Das Festival bezeichnet sich selbst als das größte Heavy-Metal-Festival der Welt. Erstaunlich ist, wie sich die Marke über die letzten Jahre entwickelt hat und wie hoch die Aufmerksamkeit der internationalen Medien gegenüber dem Festival ist, obwohl es mit der Musikrichtung Metal eher eine Nische bedient. Die Bekanntheit der Marke liegt nicht zuletzt daran, dass die Veranstalter kontinuierlich daran arbeiten, neue Projekte und Ideen ins Leben zu rufen, wie zum Beispiel die „Full Metal Cruise“ in Kooperation mit Tui Cruises und anderen Partnerfestivals. Das Image des Festivals in den Medien und bei den Einwohnern der Region ist positiv. Es wird als einzigartig bezeichnet und hat keine größeren Nachteile für die Region. Das Thema Eventmarketing ist in der Tourismusbranche noch neu und daher auch erst vor wenigen Jahren im Destinationsmanagement von Holstein angekommen. Das Potenzial des Kommunikationsmittels im Allgemeinen wurde erkannt und es wird auch zum Teil schon genutzt, allerdings nicht in Verbindung mit dem W:O:A. Das Festival steht aktuell noch ganz am Anfang, was die Kommunikation mit touristischen Organisationen betrifft. Um die Marke, das Knowhow und die Innovationskraft des Unternehmens ICS Festival Service GmbH für die Region besser nutzen zu können, wurde der Verein KURS 54°N von Enno Heymann und Frank Simoneit gegründet. Gleichzeitig wurde 55 ein Kooperationsvertrag zwischen ICS Festival Service GmbH und der Fachhochschule Westküste in Heide geschlossen. Dies sind die ersten Kontakte in Richtung Kommunikation zwischen der Event- und der Tourismusbranche in Holstein. Als Vorteile der Nutzung solcher Großveranstaltungen für das Destinationsmarketing werden die große Reichweite, die positive Aufmerksamkeit und die Authentizität der Marke genannt. Ebenso ist es ein großer Vorteil, dass das Unternehmen ICS Festival Service GmbH sich über die letzten 25 Jahre ein breites Wissen über Eventmanagement angeeignet hat. Es gibt eine enorme Verbundenheit zwischen dem Festival und der Region. Verantwortlich ist hierfür unter anderem, dass die beiden Gründer des W:O:A selbst aus Wacken oder umliegenden Dörfern kommen. Die Entwicklung des Festivals über Jahre hinweg gewährleistete ein kontinuierliches, gemeinsames Wachstum von Festival und Dorf. Nicht zuletzt aus persönlichen Gründen engagieren sich die W:O:A-Veranstalter in der Region. Es gibt allerdings auch einige Nachteile, welche gegen eine Verknüpfung zwischen Veranstaltung und Destinationsmarketing sprechen. Zum einen ist das Festival mit seiner Musikrichtung auf eine Nische ausgerichtet. Die Zielgruppe ist daher begrenzt. Zum anderen ist es nicht sicher, ob sich die Wacken-Besucher überhaupt für die Destination Holstein begeistern lassen. Ebenso kann es zum Problem werden, dass man bestimmte Zielgruppen in der Ansprache ausschließt, wenn sich das Destinationsmarketing am W:O:A orientiert. Des Weiteren ist der Geist der Marke Wacken hauptsächlich das Feeling auf dem Festival und die Community. Diese Strukturen sind schwer zu übertragen. Hier läuft man auch Gefahr, dass die Marke zu kommerzialisiert wird und man dabei Wacken-Fans verliert. Es kann auch passieren, dass sich das momentane positive Image im Laufe der Zeit verschlechtert, vielleicht auch aufgrund einer intensiven Marketingnutzung für Holstein. Die meisten der befragten Experten wünschen sich für die Zukunft eine bessere Zusammenarbeit zwischen den Branchen und eine konsequente Umsetzung des Eventmarketings. Der Aufbau der Infrastruktur, vor allem in Wacken, soll gefördert werden, damit in Zukunft auch übers Jahr direkt im Dorf Tourismus stattfinden kann. Abschließend lässt sich sagen, dass man anhand der Forschungsergebnisse eine Aussage über Großveranstaltungen als Impulsgeber für das Destinationsmarketing treffen kann. Ein wichtiges Forschungsergebnis ist für mich an dieser Stelle, dass man dieses Thema nicht bloß ablehnen oder ihm zustimmen kann, sondern dass man das Thema Eventmarketing mit ganz unterschiedlicher Intensität bearbeiten kann. Es wurde herausgearbeitet, dass es nicht sinnvoll ist, die Destination komplett und einzig am W:O:A zu orientieren. Dies ist nicht der Wunsch der touristischen Akteure und der Festival-Veranstalter. Eine Orientierung in dieser Art und Weise hätte zu viele Nachteile für die Region und die Ver56 anstalter. Auf Kooperationen zwischen den Branchen komplett zu verzichten, erachte ich ebenso nicht als sinnvoll. Das W:O:A ist ein international anerkanntes Musikfestival mit positivem Image und einer sehr starken Marke. Dies sollte man als Potenzial der Region sehen und nicht unter den Tisch fallen lassen. Für mich bleiben an dieser Stelle also zwei Optionen offen, zwischen welchen die Destination vom jetzigen Standpunkt aus wählen kann. Zum einen wäre das die Orientierung des Destinationsmarketings am Image und an der Marke des W:O:A und zum anderen die Orientierung am Knowhow und den Erfahrungen des Unternehmens ICS Festival Service GmbH. Beide Optionen werden im folgenden Kapitel anhand der Forschungsergebnisse mit allen Vor- und Nachteilen dargestellt und erläutert. Fraglich ist, inwieweit das erarbeitete Forschungsergebnis übertragbar auf andere Destinationen und Großveranstaltungen sein kann. In Kapitel 5 DESTINATION IM ÜBERBLICK wurde überprüft, ob vergleichbare Festivals in Europa mit dem Destinationsmanagement zusammenarbeiten. Bei keinem der fünf verglichenen Musikfestivals gab es eine Zusammenarbeit, die als Außenstehender wahrzunehmen ist. Aus diesem Grund denke ich, dass es gerade bei Mainstream-Musikfestivals schwierig ist, eine Verbindung zum Destinationsmanagement aufzubauen, weil sie selten eine Verbundenheit zum Veranstaltungsort aufweisen und wenig mit der Kultur der Region zu tun haben. Ob das Forschungsergebnis übertragbar auf andere Großveranstaltungen ist, zum Beispiel Sport-Events oder Messen, lässt sich anhand dieser Forschung kaum beantworten, da auf solche Veranstaltungen andere Attribute zutreffen. Generell ist es aber so, dass Eventmarketing im Tourismus mit Hilfe von Großveranstaltungen im Trend liegt. 57 9 HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN Nach der genauen Erörterung der Vor- und Nachteile und der besonderen Aspekte des Wacken Open Airs und von Holstein lassen sich zwei mögliche Handlungsoptionen ableiten. Eine Option ist die Nutzung des Images und der Marke des Festivals im Eventmarketing für die Destination. Die andere Option wäre die Nutzung des Knowhow zur Kreation von neuen, hochwertigen Veranstaltungen, mit welchen man ein zielgerichtetes Eventmarketing für die Destination Holstein erreichen kann. Grundsätzlich ist eine Kooperation zwischen der Tourismus- und der Eventbranche in Holstein sinnvoll. Aus diesem Grund und basierend auf meiner Forschung ist klar, dass man mit dem Wacken Open Air ein einzigartiges Event und eine erfolgreiche Marke in der Region hat, welche man im Destinationsmarketing nutzen sollte. Bei der ersten Option gilt es zu beachten, dass die Marke nicht zu sehr kommerzialisiert wird und der Markenkern authentisch transportiert wird. Die Gefahr ist hoch, dass die Wacken-Fans sich als Community verkauft fühlen, wenn die Marke plötzlich überall auftritt. Außerdem wird eine genaue Strategie gebraucht, um gewährleisten zu können, dass keine Zielgruppe ausgeschlossen wird. Die Entwicklung einer solchen Strategie sowie deren Umsetzung erfordern die Zusammenarbeit aller touristischen Organisationen und den Akteuren der Eventbranche in Holstein. Aufgrund der unterschiedlichen Beschaffenheit der Branchen kommt es hier schnell zu Differenzen und zu Kommunikationsproblemen. Der Vorteil dieser Option ist, dass man den internationalen Bekanntheitsgrad und das gute Image der Marke nutzen kann, um im Wettbewerb der Destinationen besser auf sich aufmerksam zu machen. Holstein könnte das W:O:A daher auch als Konkurrenzvorteil gegenüber anderen Destinationen nutzen. Bei dem Namen Wacken merken die potenziellen Gäste positiv auf und die Destination bleibt eher in Erinnerung, weil man eine konkrete Verbindung damit hergestellt hat. Die Marke Wacken ist sehr authentisch und rein, weswegen eine klare Positionierung anhand des bereits vorhandenen, international bekannten Musikfestivals möglich ist. Bei dieser Art der Umsetzung von Eventmarketing erachte ich es als wichtig, dass sich nicht nur auf das W:O:A als Marketing-Event konzentriert wird, sondern dass auch andere große Veranstaltungen hervorgehoben werden. Dadurch minimiert sich meiner Meinung nach auch das Risiko, dass Zielgruppen ausgeschlossen oder hervorgehoben werden. Man sollte allerdings auch einen Blick in die Zukunft wagen und sich darüber im Klaren sein, dass das positive Image des W:O:As sich verschlechtern kann. Als Pilotprojekt für diese Option kann man das Wacken Music Camp sehen. Hierbei wurde die Marke, das Knowhow und der Festivalgeist genutzt, um neue Zielgruppen, nämlich 58 Kinder- und Jugendliche und ihre Familien, anzusprechen, damit diese die Region kennenlernen. Die zweite Option birgt weniger Gefahren, da man nicht konkret die Marke Wacken nutzt, sondern das Knowhow und die Erfahrung der Festival-Veranstalter. Dadurch werden keine Zielgruppen ausgegrenzt und die Marke Wacken bleibt authentisch. Hierbei besteht die Gefahr der Kommerzialisierung nicht und die Community und Zielgruppe des W:O:A fühlt sich nicht „verkauft“. In Zusammenarbeit zwischen dem Destinationsmanagement von Holstein und den W:O:A-Veranstaltern können neue Events entstehen, welche besser auf die Destination zugeschnitten sind und zu deren Zielgruppen und touristischem Angebot passen. Auf diese Art und Weise kann das Image und die Profilierung von Holstein genau in die Richtung gelenkt werden, wie es vom Destinationsmanagement gewünscht ist. Es können Zielgruppen angesprochen werden, die sich für das Heavy-Metal-Festival nicht interessieren würden. Das W:O:A kann trotzdem als Kommunikationsmittel für die potenziellen Marketing-Events genutzt werden, denn die große Reichweite ist nach wie vor ein Vorteil. Ein Nachteil dieser Option ist, dass die Nutzung des international bekannten Festivals im Eventmarketing in diesem Fall für die Gäste nicht sichtbar ist und daher auch kein Imagetransfer stattfinden kann. Die Nutzung des Festivals findet hinter den Kulissen statt. Ebenfalls ist schade, dass die Verbundenheit des Festivals zur Region, welche ich als sehr charakteristisch bezeichnen würde, bei dieser Option nicht öffentlich sichtbar ist. Als Beispiel für diese Art der Zusammenarbeit kann man das Husum Open Air nennen. Bei diesem Festival wirken die Veranstalter des W:O:A mit, es werden also das Knowhow und die Erfahrungen genutzt. Das Image und auch die Musikauswahl sind aber angepasst an das maritime Flair von Nordfriesland und an die Zielgruppe der Destination. In beiden Fällen ist es grundlegend und wichtig, dass die Veranstalter des W:O:A Interesse daran haben, die Region zu unterstützen und zu fördern. Dieses Interesse ist nicht selbstverständlich und kommt zum einen daher, dass die Veranstalter selbst aus der Region kommen und zum anderen, um sich Akzeptanz der Dorfbewohner zu sichern. Außerdem will sich ICS Festival Service GmbH absichern, falls das Festival in ein paar Jahren nicht mehr so gut laufen sollte wie jetzt. Beide Handlungsoptionen sind für die Destination Holstein und das Musikfestival möglich. Bei der ersten ist eine gute Strategie grundlegend, durch welche man versuchen kann, die Gefahren zu minimieren. Der große Vorteil ist die Nutzung des guten Images und der internationalen Bekanntheit der Marke. Die zweite Option ist eine vorsichtigere Herangehensweise. Man nutzt nicht die Marke direkt, sondern lediglich das Knowhow, welches hinter der Marke und der Veranstaltung Wacken Open Air steht. Im Rahmen der vorliegenden Forschung habe ich eine Antwort auf die Frage gesucht, wie Großveranstaltungen 59 als Impulsgeber für das Destinationsmarketing dienen können. Basierend auf der Ausarbeitung der Theorie und unter Berücksichtigung aller genannten Aspekte während der Expertengespräche empfehle ich jedoch die Orientierung an der zweiten Option. Die aktuellen Entwicklungen in der Region gehen in diese Richtung und die meisten Akteure werden sich mit dieser Orientierung besser identifizieren können. Wenn man das vorhandene Knowhow des Unternehmens ICS Festival Service GmbH sowie deren Interesse an den Geschehen innerhalb der Region geschickt einsetzt, dann kann man daraus vermutlich mehr Vorteile erzielen, als durch die Nutzung der Marke. Es können konkrete, zielgerichtete Marketing-Events auf professioneller Ebene geplant und umgesetzt werden, welche sich optimal in das derzeitige Konzept der Destination einfügen und es fördern. Diese Option birgt außerdem weniger Gefahren, so dass die Akteure keine hohen Risiken eingehen müssen. Meiner Meinung nach ist diese Option auch auf andere Destinationen mit Großveranstaltungen übertragbar, da die Nutzung der Marke und der Bekanntheitsgrad des Festivals nicht im Vordergrund stehen. Letztendlich müssen aber die beteiligten Akteure in Holstein vor Ort sich zusammensetzen, verschiedene Aspekte vergleichen und entscheiden, welche der beiden Optionen für das W:O:A und das Destinationsmarketing die geeignetere ist. 60 I. Literaturverzeichnis Baumgarth, Carsten (2004): Markenpolitik. Markenwirkungen - Markenführung Markencontrolling. 2., überarb. u. erw. Aufl. Wiesbaden: Gabler. Bieger, Thomas (2008): Management von Destinationen. 7., unveränd. Aufl. München [u.a.]: Oldenbourg (Lehr- und Handbücher zu Tourismus, Verkehr und Freizeit). Bieger, Thomas; Beritelli, Pietro (2013): Management von Destinationen. 8., aktualisierte u. überarb. Aufl. 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Interviewer: Ja, also ursprünglich war es nur das Marketing von Events, im Sinne von ‚wir vermarkten das Event‘. Aber mittlerweile werden Events halt immer mehr dazu genutzt, um ein Produkt oder eine Dienstleistung zu vermarkten oder halt auch eben eine Destination. Also Automobilhersteller nutzen ganz oft Events, wenn sie ein neues Auto rausgebracht haben, um das dann zu präsentieren und damit das Auto dann besonders gut aussieht. Und das wird halt immer mehr genutzt und im Tourismus wird das halt auch immer mehr genutzt, das Events für die Destination speziell so konzipiert werden, dass die dann auch zur Destination passen und sich die Destination darüber vermarkten kann. Ja, genau, das mal vorweg. Die erste Frage ist dann eben, wie wichtig ist in Ihren Augen die Zusammenarbeit zwischen der Eventbranche und der Tourismusbranche? Herr Kunkel.: Also es geht ja darum, dann eventuell mehr Gäste in die Regionen zu bekommen und das ist insofern schon sehr wichtig, dass die zusammenarbeiten und irgendwas entwickeln, was der Region zu Gute kommt. Die Events in der Regel, die sind ja temporär. So wie Wacken, das ist ne Woche oder ungefähr und andere Events sind auch nicht viel länger. Und wenn man dann aber darüber hinaus was entwickeln kann, was dauerhaft oder über einen gewissen Jahreszeitraum bleibt, das wäre schon toll. Und insofern ist das sehr wichtig. Interviewer: Okay und ähm, gibt es eigentlich so einen Tourismusabgeordneten für Wacken. Jetzt speziell für das Dorf? Herr Kunkel: Nee, gibt’s nicht. Das gibt’s nicht, weil wir eigentlich… Ja, wir haben mal eine Liste erstellt, ja die Unterkünfte, die es da gibt. So ein Gastgeberverzeichnis, wenn man so will. Und wir haben ja außer dem WOA keine anderen großen Events. So, das ist zwar eine Fläche, die ist allgemein zugänglich, da könnten auch andere stattfinden, theoretisch. So ist es konzipiert und so ist es auch vertraglich geregelt. Aber bislang ist noch keiner gekommen, der irgendetwas aufstellen wollte. Darüber sind wir auch froh. Interviewer: Ja? Wieso? Herr Kunkel: Weil dann das Alleinstellungsmerkmal WOA leiden wird. Das geht schon los mit der Dauer der Spielzeiten der Bühnen. Das ist bis nachts um drei, das gibt’s nirgends wo in Deutschland. Es gab ja auch schon eine Klage dagegen, die haben sich dann geeinigt. Und wenn wir dann mehr Events machen würden und dann würde die Bevölkerung, da reicht ja nur einer, einer der dagegen klagt und da würde ganz schnell vor Gericht durchgesetzt werden ‚um drei nicht mehr, jetzt ist um 12 Schluss‘. Wie irgendwo anders auch und das WOA würde leiden und deshalb sind wir gar nicht erpicht darauf. Und Holger Hübner erst recht nicht, dass noch ein anderes Event auf der Fläche stattfindet. Es sei denn ein Tagesevent, das wäre okay. Ein Tag Udo Jürgens war letztes Jahr im Gespräch. Wäre 66 völlig okay. Oder ein Tag was anderes, er hat jetzt was anderes vielleicht vor, wäre auch okay, aber nicht irgendwas über 2, 3 Tage und erst recht nicht in der Lautstärke. Dann hätten wir richtig Ärger und das WOA würde leider und das wollen wir nicht. Interviewer: Okay. Ja. Gibt es denn momentan eine Kommunikation zwischen der Firma ICS und der Tourismusbranche irgendwie? Insofern Sie das sagen können. Herr Kunkel: Mit der Tourismusbranche glaube ich schon. Holger steht ja in Kontakt mit dem von der Fachhochschule Heide mit diesem Professor Simoneit und insofern gibt’s das schon und da sind auch immer mal wieder Ansätze was machen zu wollen. Ich weiß, dass die Fachhochschule in dieser Richtung uns auch mal aufsuchen wollte, was untersuchen im Rahmen solcher Studienarbeit, aber Sie studieren nicht in Heide, oder? Interviewer: Nee in Salzgitter. Herr Kunkel: Und insofern gibt’s da schon Kommunikation, aber mehr ohne die Gemeinde sag ich mal. Interviewer: Ja, okay. Ist das Wacken Open Air in Ihren Augen einzigartig? Herr Kunkel: Ja, auf jeden Fall. Und das wird auch so bleiben. Nein, das ist wirklich einzigartig, alleine von der Mentalität der Besucher, wenn man das mit anderen vergleicht. Musikrichtung kann man nicht als einzigartig, das ist die Musikrichtung Heavy-Metal, wo anders ist es Rockmusik und äh, da gibt es sicherlich noch viele andere Richtungen. Aber einzigartig habe ich jetzt auch so von Holger und Thomas rausgehört, das ist so diese Verbundenheit mit dem Dorf. Das gibt’s woanders sehr sehr selten, gar nicht, weiß ich nicht, aber sehr selten, wo diese ganzen Besucher auch das Dorf, durchs Dorf laufen, mit dem Dorf zusammen mal reden, Bier trinken, sich unterhalten, Schwimmbad benutzen, das gibt’s woanders eigentlich selten. Also insofern ist das schon einzigartig. Und eine tolle Sache geworden im Laufe der letzten vielen Jahre. Interviewer: Also Sie sind stolz darauf, dass es stattfindet hier in der Region. Herr Kunkel: Ja, auf jeden Fall. Dass es stattfindet und auch dass es bei uns stattfindet in Wacken. Interviewer: Okay, ja, und hat es Nachteile? Herr Kunkel: Nein Interviewer: Nein, gar keine? Herr Kunkel: Gar keine. Interviewer: Also die Dorfbewohner kommen da auch gut mit klar und … Herr Kunkel: Die kommen damit klar und – ja, was sind denn Nachteile? Ist der Lärm der vorgestern war ein Nachteil? Nee, den muss ich mal ertragen, so. Ich sehe das so, das hat den Nachteil, dass ich vielleicht drei Tage mal nicht so gut schlafen kann wie sonst. Drei Tage von 365. Das ist aber vergänglich. Früher war ein Ärgernis war Dreck. Haben wir heute gar nicht mehr. Sonntagabends ist das das sauberste Dorf in Deutschland. Und das dann etwas Anlieferverkehr ist, ja, der ist da, das ist auch mehr als heute zum Beispiel. Aber ich muss auch etwas in Kauf nehmen als Gesellschaft, wenn ich diese ganzen Vorteile, 67 die das Wacken Open Air mit sich bringt in der gesamten Region, dann muss ich auch gewissen Nachteile mal temporär in Kauf nehmen und muss aber auch sehen, was habe ich denn davon? Wie profitiert das Dorf davon? Und wir haben davon profitiert. Also wirklich, wir haben (ich weiß nicht, kommen wir da noch dazu? Ist nicht so Ihr Thema, oder?) Glasfasernetz, da können andere von träumen. Wir haben ein saniertes Schwimmbad, da haben die ihren Teil beizutragen. Oder wir gemeinsam mit dieser Infrastrukturmaßnahme der Eventfläche. So da haben wir einen Förderantrag auf den Weg geschickt, mit ICS zusammen, und haben uns dann das, was wir bekommen haben, einen Viertel haben wir bekommen und drei Viertel haben die behalten. So, oder haben wir denen abgegeben, so wars. Und so was alles wäre ohne dieses Wacken Open Air überhaupt nicht gekommen. Also da sind noch viele andere Sachen, die von Vorteil sind und insofern: Es gibt keine Nachteile. Interviewer: Okay. Gut, ähm, Eventmarketing habe ich vorhin schon erklärt, ähm inwieweit wird das Eventmarketing momentan genutzt im Destinationsmarketing? Herr Kunkel: Aus Sicht der Gemeinde, glaube ich, zu wenig oder gar nicht. So, weil wir einfach, joa, welche Alleinstellungsmerkmale hätten wir als Gemeinde, die andere ja nicht haben. Und da ist Wacken mitten drin. Wir haben keine See, es ist zwar nicht weit zur Nord- und Ostsee, wir haben aber nicht den unmittelbaren Bezug zum Meer. Und ich sag mal, schöne Landschaft gibt’s woanders auch. Und außer schöne Wanderwege, die es woanders auch gibt – Was haben wir mehr, was andere nicht haben? Wir haben das Wacken Open Air. Einmal im Jahr. Aber wir haben andere Sachen kaum mehr oder fast gar nichts, was mir da einfällt. Vielleicht muss man uns nur auf die Spur bringen, was wir denn anders haben, damit wir es dann einsehen und verstehen. Und in so weit ist das schwer hier was aufzubauen, was nachhaltig übers ganze Jahr oder über ein halbes Jahr funktionieren würde. Interviewer: Mhm, also es gibt auch noch keine Kooperation mit einem anderen Event bisher, was irgendwie genutzt wird… Herr Kunkel: Nee, aus Sicht der Gemeinde nicht und Holger und Thomas oder ICS, die haben ja die anderen… Wacken South gibt’s noch und dann in Aurich war auch mal was, ich weiß nicht, ob es Aurich noch gibt? Interviewer: Nee, das hat, glaube ich, nur einmal stattgefunden. Herr Kunkel: Und Kreud da bei Nürnberg, das gibt’s noch, glaube ich. So und äh, was die sonst noch machen, das hat aber ja mit Wacken ja nichts zu tun. Das ist der Name Wacken, ja, der immer wieder auftaucht, ob das die Kreuzfahrt ist oder sonst was. Aber es hat nichts mit dem Dorf zu tun. Wär toll, wenn uns da was einfallen würde, aber bisher ist da auch noch nichts gekommen. Interviewer: Ja. Was würden Sie denn davon halten, wenn.. naja, zum Beispiel es gibt ja solche Marathon-Arten, so ein Tough Mudder, kennen Sie das? Tough Mudder ist so eine Art Marathon, da läuft man über Hindernisse und durch Schlamm… Wenn man das zum Beispiel auf der Eventfläche Wacken machen würde, aber mit dem Namen Wacken Open Air, mit der Marke irgendwie verbindet. Herr Kunkel: Ja, das ist.. Wie groß sind diese Veranstaltungen? Das sind 1,2,3 Tage, Freitag bis Sonntag, denke ich mal so irgendwie. Ich weiß das von Jugendlichen auch Wacken, also 68 junge Erwachsene aus Wacken, die jetzt in England waren und die einen waren in Bayern letztes Jahr. Und daher weiß ich das. Das wäre eine tolle Sache! Das würde ich begrüßen. Wenn so was kommt und wenn man sowas da integrieren könnte oder.. Interviewer: Ja, weil durch den Schlamm und so, hat es ja schon ein bisschen mit dem Stil vom Wacken Open Air sag ich mal zu tun. Herr Kunkel: Ja, aber den Schlamm haben wir ja nur wenn’s regnet (lacht). Den haben wir ja nicht immer. Und so was könnte ich mir vorstellen. Und so dann einmal, ich weiß nicht, von wievielen Besuchern reden wir hier, 5000 vielleicht. So die könnte man da ja leicht unterbringen auf dem Gelände. Und mit den Sachen die da schon vorhanden sind, also Wasser, Strom. Also sowas wäre eine tolle Sache. Interviewer: Ja, sowas war auch mir noch so eingefallen, was man noch so machen könnte übers Jahr über. Was auch passend ist vom Inhalt her, sage ich mal. Herr Kunkel: Wenn ich dann aber mal die anderen Bildern gesehen habe, von diesen anderen Marathonläufen da oder Crossläufen, die haben ja alle bewegtes Gelände. Die haben ja alle irgendwo mal einen Hügel rauf oder, wenn sie keinen Fluss haben, dann haben sie sich einen Wasserbasin aufgebaut. Gut das kriegt man ja auch hin. Aber doch ein bisschen mehr, das sind ja 230ha Fläche, da sind ja auch noch Wälder drum herum, da kann man auch durchlaufen. Also man könnte da schon was machen, ja, die Idee ist vielleicht nicht schlecht. Muss ich mal mit Holger reden. Aber man braucht ja einen Organisator, einen Veranstalter. Und als Gemeinde sowas auf die Beine zu stellen ist.. puh, schwer. Weil wir nicht die Leute haben. Die Leute nicht und das Know-How auch nicht. Interviewer: Ja, äh, da kommt auch noch mal eine Frage… hier die: Wie müsste ein Event denn idealerweise aussehen, um es für ein Eventmarketing nutzen zu können? Wenn wir sagen, das wäre so ein Event, was man so dafür nehmen könnte, dann wäre es ja vielleicht auch möglich, dass der gleiche Veranstalter, also ICS, das auch organisiert. Oder? Herr Kunkel: Das wäre okay. Also was ich mir auch gut vorstellen kann, das ist aber auch wieder abhängig, so Tagesmusikveranstaltungen. So auf der Fläche. Das wollte er ja machen in der Kuhle da. Und äh, ist natürlich auch stark witterungsabhängig. Geht nur im Sommer. Witterungsabhängig, denke mal, wenn es da nieselt im August, dann kommt da auch nur die, die im Vorverkauf Karten gekauft haben. So, das ist in unseren Bereichen glaube ich schwierig da was zu machen. Das sieht man ja hier beim Open Air, mal haben wir Sonne, mal haben wir Staub wie dieses Jahr, Schlamm wie vorletztes Jahr. Also gerne irgend sowas noch mal dazu. Aber also es muss irgendwas sein, was nicht hinterher ICS Nachteile bringt. Weil von der Lärmentwicklung. Das ist Bedingung. Also bei was anderem würde Holger auch nie mitmachen. Die würden alles machen, aber es darf nicht laut sein und hinterher Ärger bringen mit neuen Genehmigungen oder so was. Dann schneiden die sich völlig ins eigene Fleisch, wenn sie dieses WOA irgendwo stundenmäßig reduzieren, nur weil was anderes kommt. Und das haben die auch voll im Hinterkopf. Da überlegen die sich auch genau was die da machen oder was noch. Die hätten bestimmt Ideen, ja, aber nicht um den Preis hier, das zeitlich zu reduzieren. Interviewer: Ähm, da kam mir gerade was in den Kopf. Was halten Sie denn von dem Wacken Music Camp, was dieses Jahr stattgefunden hat? 69 Herr Kunkel: Tolle Sache! Wir waren ja ganz früh informiert darüber, weil ich bin auch Schulausschussvorsitzender. Und Enno Heymann, Enno und ich kennen uns auch schon lange, wir haben dann ganz früh darüber gesprochen letztes Jahr schon und dann hat er mir das erklärt und dann haben wir gesagt, ja, das machen wir. Und dann haben wir darüber gesprochen und die Resonanz, er sagte, diese Abschlussveranstaltung, da waren 70 Teilnehmer, nicht ganz 100 gewesen, wie sie wollten, aber das kommt. Und ich hab nur gutes gehört davon. Also tolle Sache finde ich, das Jugendliche so daran geführt werden. Waren Sie bei der Abschlussveranstaltung? Interviewer: Ja, also ich habe da Getränke verkauft, weil ich war ja bei der Wacken Foundation und die Gelder von den Getränken gingen an die Foundation… Herr Kunkel: Da haben Sie ja gesehen, was die auf die Beine gestellt haben. Und die haben sich überhaupt nicht gekannt vorher. Da waren ja ein paar Bands, die kannten sich, die haben da noch was gelernt, gemacht, entwickelt. Aber die anderen, die sich nicht gekannt haben, das fand ich schon beeindruckend. Also toll, sowas muss man auch unterstützen. Der nächste Antrag liegt ja schon vor für die Schule, also von daher – machen wir auch. Interviewer: Das klingt gut. Also wir hatten gesagt, es gibt noch keine Kooperationen. Und das Wacken Open Air wird auch noch nicht als Eventmarketing bisher genutzt. Also zumindest nicht mit der Gemeinde. Herr Kunkel: Nee. Nicht mit der Gemeinde. Interviewer: Aber Eventmarketing sehen Sie schon als Chance für die Destination hier Holstein? Herr Kunkel: Doch, ja, auf jeden Fall. Wenn man das gesamte sieht, Holstein, die Kreise, die Sie da vorhin angesprochen haben, wäre schön in Wacken, aber wenn das ein Dorf weiter ist, dann ist es auch okay. Nur die Infrastruktur muss ja auch für alles passen da. Und die zu kleinen Gemeinden die haben das einfach nicht. Die können das noch nicht bringen. Das geht in Wacken, ja, das ist bewiesen, aber das geht mit Sicherheit auch in ein paar anderen Gemeinden. Glaube ich. Obwohl die Akzeptanz, die muss wachsen. Da hätten wir schon einen gewaltigen Vorsprung, so. Aber doch, warum nicht. Interviewer: Und, ähm, wenn wir jetzt mal gar nicht ans Wacken Open Air denken, wenn wir jetzt mal denken, das gäbe es hier noch gar nicht. Wie würde dann ein Event aussehen, was die Destination oder auch die Stadt Itzehoe oder die Region Holstein repräsentieren würde? Herr Kunkel: (längere Denkpause) Weiß ich nicht… Glaube das muss man entweder versuchen… Es gibt ja hier in Hohenbergstedt diese Rittertage. Das ist ja auch schon etliche Jahre so, ja und aber… Was hat man oder was braucht man, was Hamburg nicht hat. So, das ist ja ein riesiger Konkurrent in Hamburg, egal, wo da was passiert. Die haben da Menschen, 1,8 Millionen auf engsten Raum und hier wohnen 2 Millionen in Schleswig-Holstein auf einer großen Fläche. Und ich weiß nicht, was man hier machen könnte. Ich glaube, wer das wüsste hätte es schon angepackt. Wenns da irgendwas an Bedarf richtig geben würde, also das brauchen wir, das fehlt uns hier schon unendlich lange, ich glaube das wäre schon da. Also… es gibt ja auch diese Wolfstage auf diesem ehemaligen Wolfskasernengelände. Das ist ja auch immer im Juli. Aber ja nicht so wie Wacken. Keine Musikrichtung. Wäre schon, wenn da noch irgendwas wäre, ja. Nur keine Konkurrenz zu Wacken. Und das ist auch in 70 unserem Interesse, das da irgendwo Leute wegbleiben oder nicht kommen, denn die lassen alle Geld da. Die lassen Geld im Ort, ICS verdient da mit dran, müssen sie ja, sollen sie ja, wir als Gemeinde verdienen da gut dran, die Dorfbewohner profitieren davon. Die alle, nein alle nicht, viele, die was verkaufen, die irgendwo Zimmer, Ferienwohnungen haben. Muss man immer so sehen, wir wissen, was wir haben, Weiterentwicklung auch, ja. Aber nicht jetzt auf Krampf eine.. das ist ja auch ein Risiko für einen Veranstalter was auf die Beine zu stellen und dann wird’s ein Flop. Interviewer: Ja, wenn man es von Anfang an gleich so riesig aufzieht, ja… Okay, die Marke Wacken Open Air hat mittlerweile Kultstatus. Wäre es möglich das Destinationsmarketing der Region Holstein unter anderem daran zu orientieren – das haben wir ja jetzt eigentlich schon gesagt gehabt. Und ob das sinnvoll wäre… Herr Kunkel: Ja, die Marke Wacken auf jeden Fall. Das ist sinnvoll. Weil da ein Name hintersteht, da steht eine Firma da hinter, eine erfolgreiche Firma, erfolgreiches Know-How auf eigentlich allen Bereichen, was man da drum herum sieht, das ist ja ganz vielseitig. Das ist schon okay. Nur eben, was? Interviewer: Mh ja. Warum sollten Touristen auch im Oktober das Dorf Wacken besuchen? Also als Beispiel jetzt Oktober, also ich meine halt den Rest vom Jahr. Warum? Herr Kunkel: Weils da schön ist. Interviewer: Weils da schön ist? (Beide lachen) Herr Kunkel: Nee, weiß ich nicht. Fällt mir auch nichts zu ein. Also ich sag ja, Ruhe hat jeder und schöne Wege und Wälder hat auch jeder. Und es gibt einfach nichts, was man sagen kann, das besticht im Oktober, im Mai oder im Februar. So aus dem Grunde sollte man dahin. Und deshalb ist es auch so schwer für die ganze Region so in Mittel SchleswigHolstein irgendwo Touristen herzulocken. Die wollen irgendwas haben, was sie woanders nichts haben. Und ich glaube, jetzt irgendwas zu sagen, wäre dann auch gelogen. Interviewer: Okay, ja. Welche Vor- und Nachteile sehen Sie darin das WOA als Kommunikationsmittel zu nutzen? Herr Kunkel: Nachteile gar keine. Denn das kann man gerne machen. Wir haben das Angebot ja auch, wenn wir irgendwomit werben wollen, dann können wir gerne auf die Plattform vom WOA mitrauf und haben das auch schon mal gemacht mit einer Arztsuche. Haben leider kein Erfolg gehabt, aber das liegt ja nicht daran. Aber das ist ne tolle Sachen und das wird ja ganz ganz breit gestreut. So und wenn man sieht wie viele Zugriff da auf den Seiten sind jeden Tag oder im Laufe eines Jahres, dann ist das schon gewaltig. Und das ist schon ein tolles Kommunikationsmittel und insofern kann es nur Vorteile haben. So und wir als Wacken…. Gut, es gibt ein, zwei Meinungen, die sagen, wir stellen uns unter den Scheffel vom WOA oder so, aber ich sehe das als Miteinander. Man muss was miteinander machen und nicht wir als Gemeinde treten in den Hintergrund und WOA, ICS ist im Vordergrund. So ist es nicht und so wollen Holger und Thomas das auch nicht und wir natürlich auch nicht. Insofern sehe ich auch keine Nachteile, wenn wir auf dieser Plattform mal für was werben würden, was uns irgendwie weiterbringt. Kann auch nur von Vorteil sein. Interviewer: Okay, ähm. Welche Zielgruppen sind vorwiegend in der Destination Holstein zu finden? Ich weiß nicht, ob Sie das jetzt wissen, denn Sie sind ja jetzt nicht so sehr im Tourismusbereich tätig. 71 Herr Kunkel: Für neue Events, oder? Interviewer: Nee, generell, die hierher kommen um ein paar Tage Urlaub zu machen. Was sind das für Menschen? Herr Kunkel: Das sind einmal, ja ähm, das sind Familien so zum einen. Gerade in den Bädern, Ostsee, Nordsee. So und äh, das sind auch einige ältere, die so Fahrrad Tourismus machen, die dann entlang des Nordostseekanals fahren. Das sind nicht unbedingt junge Leute im Alter zwischen 17 und 25. Das glaube ich nicht, dass die sagen ‚wir fahren mal irgendwo in die Nachbarorte von Wacken oder an die Schley oder so‘. Also das glaube ich nicht, also das sind eher… ja, 50 plus oder 60 plus. Aber ja auch nicht die Massen, sonst wären die Bäder, ja gerade die Bäder, ja mehr frequentiert. Oder mehr gebaut oder mehr Besucherzahlen oder also. Aber nicht hier im Landesinnern. Auch ein Anzeichen, dass es nicht so ist, wir haben ja sehr sehr wenige Hotels. Auch im Bereich Wacken herum, Itzehoe gibt’s dann was, in Sachsenbande ist da dieses neue, das an ein Gasthof angegliedert ist. Es gibt ja nicht viele Hotels hier. Wenn er Bedarf da wäre, dann würde es schon mal das eine oder andere neue geben. Wenige zwar, jetzt nicht im Boom, aber es wird ja auch kein neues Hotel irgendwo gebaut oder ein altes erweitert und das zeigt eigentlich auch so, dass die Nachfrage nicht da ist. Die ist vielleicht jetzt da, gedeckt, aber nicht auf Wachstum ausgerichtet. Und insofern sehe ich das als schwierig so, weil wir eben … ja, schöne Landschaft haben und nicht viel mehr. Interviewer: Und, denken Sie, dass es Leute gibt, die, wenn sie jetzt zum Beispiel auf dem Weg an die Nordsee sind, dass die speziell mal sagen ‚hier ist Wacken, hier machen wir mal halt, weil hier findet doch dieses große Festival statt‘? Gibt’s das? Herr Kunkel: Ja, die gibt’s. Ein paar gibt’s davon, wir merken das immer, wenn Ortsschilder weg sind. Die kommen dann immer vorbei und gucken sich … es gibt auch viele die das einfach nur fotografieren, die haben wir auch, die halten an, stellen sich vors Ortsschild und fotografieren das. Die gibt’s, wie viele das sind, weiß ich nicht. Aber die gibt’s schon. Die einfach da mal durchfahren und viele sagen dann ‚oh hier ist ja gar nichts los‘ oder dass die sagen, die fragen ja dann ‚wo ist denn diese Fläche eigentlich?‘. Weil heute ist da Wiese, alles schön grün und es ist ja nichts zu sehen, was irgendwo darauf hindeutet, dass da 80 – 90.000 Menschen sind für 10 Tage, nicht ganz. Und das verstehe viele ja nicht, können gar nicht begreifen, dass da heute nichts zu sehen ist. Interviewer: Also es sind schon ein paar… Herr Kunkel: Ein paar sind da. Interviewer: … die da ab und zu mal anhalten. Herr Kunkel: Doch. Interviewer: Ja, ähm, dazu ist mir gerade noch eine Frage eingefallen. Achso, ähm, glauben Sie, dass viele, die Festivalbesucher sind, also übers Wacken Open Air auf dem Festival sind, dann vorher oder nachher nach ein paar Tage Urlaub in der Region machen? Herr Kunkel: Ja, machen viele! Ja, wir haben auch mit einigen gesprochen, die… meistens hinterher. Die dann hinterher noch mal an der Nordsee, Ostsee bleiben oder nach Dänemark fahren ein paar Tage und dann aufm Weg nachher nach Hause sind. Gerade so Süddeutsche sind das. Doch, das haben wir auch schon gehört so. Vorher haben wir eigentlich 72 nicht gehört. Ich glaube, die wollen dann, die arbeiten und wollen dann hierher, die Fete machen und hinterher ausruhen. Und nicht… das ist ja doch anstrengend da… eine Woche auf dem Gelände und mit wenig Schlaf, viel Bier… aber das machen einige. Und ich glaube, da gibt’s auch Erhebungen drüber, wie viele das machen. ICS hat ja auch schon mal solche Studien in Auftrag gegeben. Interviewer: Genau, diese Marktforschungsstudie, die hab ich auch. Herr Kunkel: Ja, und ich glaube, da steht das drin. Und man spricht ja auch mit Leuten auf dem Gelände und setzt sich da in den Biergarten und Thomas meint auch, dass viele sowas machen. Interviewer:Gut, ähm, ja, wie wichtig ist für die Region Holstein die Zielgruppe, die das Wacken Open Air anspricht? Das sind ja eher jüngere. Ich glaube, bei dieser Marktforschungsstudie waren es 18 bis 28 jährige hauptsächlich, die doch das Publikum vom Wacken Open Air hauptsächlich darstellen. Herr Kunkel: ja, das glaube ich inzwischen nicht mehr. Ich glaube, da sind auch viele ältere. Interviewer: Ich glaube, die Studie war von 2012. Herr Kunkel: Ja gut, das ist ja relativ neu, aber ich… 18 bis 28. Ich glaube, da laufen auch viele rum, die sind wesentlich älter. Vielleicht täuscht das, vielleicht ist es auch Zufall, dass man die jetzt gerade sieht. Interviewer: Vielleicht fallen die einem auch gerade auf, weil die ja dann ins Auge stechen. Herr Kunkel: Vielleicht auch das. Also die Zielgruppe ist ja schon wichtig… dass die 18 bis 28. Schön ist natürlich, wenn man so eine durchgehende Gruppe hat. So altersgemischt sage ich mal, die man ansprechen könnte. Ja, wie wichtig ist das… Wichtig ist, dass das Wacken Open Air alle anspricht, um ständig ausverkauft zu sein. Das finde ich wichtig. Wenn sich die Zielgruppe ändert, das Alter ändert zum Teil, das ist nicht so schlimm, das ist auch glaube ich ganz natürlich, dass irgendwann die 60 plus nachher nicht mehr zum Wacken Open Air gehen, sondern dann kommen wieder neue nach, das ist ja auch so. Diese Mischung finde ich schon ganz gut und eigentlich so, dass sie den Kern treffen, dass sie die Leute wollen. Wollen sie die Musik, wollen sie das Feeling auf dem Gelände, wollen sie das Zeltplatz Erlebnis, wollen sie einfach nur mal anders sein eine Woche als sonst. Das ist ja auch ein großer Teil. Das erleben wir bei uns in der Straße, wenn da Autos kommen und die sich umziehen. Joa, wir wohnen in einer Straße, mit Ein- bis Zweifamilienhäusern und die kommen mit Autos und haben manchmal einen Anzug an, ziehen sich dann um, ziehen sich schwarz an und kommen nach vier Tagen wieder und ziehen sich wieder um und fahren wieder weg. Und ich habe mit vielen gesprochen, die dann… man sieht ja wo die Autos herkommen. Joa und die arbeiten dann hier in der Bank oder bei der Versicherung, also Bürojobs in der Regel. Und die wollen einfach nur mal anders sein, die wollen einfach nur mal raus. Und das kann man da eben gut. Interviewer: Und ist diese Zielgruppe, die sie da gerade beschrieben haben, kompatibel mit der, wo sie vorhin gesagt haben, da kommen eher Familien und Rentner her? Herr Kunkel: Nee, gar nicht. Das sind andere. Das sind völlig andere Menschen, andere Einstellungen und haben eine ganz andere Intention. Nee, also das ist nicht die Gruppe. 73 Interviewer: Und kann man die vielleicht vereinen? Oder würden sich dann die Rentner vielleicht gestört fühlen, wenn dann ein Metal-Fan auch mit seinem Fahrrad am Nordostseekanal entlang fährt? Herr Kunkel: Nee, das glaube ich nicht, nicht gestört fühlen. Ich glaube, die kommen einfach nicht zusammen, das sind andere Interessen. Wer hier Rad fahren will, der will nicht zum Wacken Open Air und da zelten oder so was oder in der Menge stehen. Das sind Ausnahmen. Da sind ja auch 60 jährige bei, aber das sind die, die immer schon zu Festivals gegangen sind oder schon 25 Jahre nach Wacken kommen. Auch die gibt’s ja, ne? Interviewer: Und, also die Zielgruppe vom Wacken Open Air wäre das vielleicht eine Markterweiterung für die Destination hier? Weil sie haben ja gesagt, eher Familien und Rentner? Wenn man jetzt irgendwas hat, wodurch man die eher hierher locken könnte, also auch der Rest vom Jahr, nicht nur beim Wacken Open Air? Herr Kunkel: Die Wacken Open Air Gruppe? Interviewer: Ja. Herr Kunkel: Ja, aber womit wollen wir die locken? Die haben Heavy-Metal, was sie vereint und ich glaube den Spaß an zelten, zusammen sein, anders sein. Ich glaube nicht das… dann müsste es etwas ähnliches sein. Also was ähnliches… ja, dann kommen wir wieder dahin, es soll aber keine Konkurrenz sein. Da ist keinem mit geholfen. Und ob man dann zwei Events, das könnte ja auch 30km weiter sein, das ist nicht Wacken. Und ein zweites Wacken irgendwo, sagen ‚Wacken A‘, ‚Wacken B‘, das funktioniert auch nicht, also da würde… ich glaube das geht auch nicht. Das wäre ja vielleicht Chance gewesen in Kreut bei Nürnberg, wenn sich das etabliert hätte. Wenn sich das etabliert hätte, dann hätte das eine echte Konkurrenz werden können. So, das liegt zentraler in Deutschland, Wacken liegt ja wirklich am Rand von Deutschland, wenn man so will. In Europa liegt das zentraler, mit Flugzeug besser erreichbar, mit dem Zug besser erreichbar, aber ich war ja auch mit Holger in Kreut damals und also bevor das da losging. Er hat gesagt ‚komm mal mit, wenn du willst‘ und dann waren wir da und ich habe … eigentlich war ich erleichtert, dass die keine Fläche haben. Die haben alles besser, nur keine Fläche. So und die haben da diesen Hügel, großen Berg, 20ha und dann ist Schluss. Und drumherum Wald. Und mehr nicht. So und hier sind 240ha. Erweiterbar sogar noch von der Fläche her. Und das haben die nicht. Die haben Strom, die haben Wasser, die haben Parkplätze, die haben alles besser als Wacken, aber keine Fläche. Und deshalb ist es keine Konkurrenz. Und da war ich auch froh, ich habe befürchtet die hätten 200ha, das hätte echt eine Konkurrenz werden können. Das liegt ja an den Zuschauern und Besuchern. Wenn die nachher sagen: ‚Wieso, Nürnberg ist doch viel besser erreichbar als hier in Schleswig-Holstein, heißt auch Wacken‘. Der Name ist glaube ich nachher… ja, wenn der Name erstmal da ist, ist es glaube ich, egal wo es ist. Aber so, ist keine Konkurrenz und ist auch gut so. Interviewer: Ja… Genau, das wollte ich fragen: Wenn man die Destination hier noch ein bisschen mehr auf die Marke WOA vermarkten würde, also wenn man auf der Website von Holstein Tourismus auch schon bei der Startseite irgendwas mit WOA machen würde, also das ganze noch ein bisschen mehr in die Richtung zieht. Wäre das dann auch interessant für die Zielgruppe, die bereits hier ist? Also Familien und Rentner? Würden die dann zum Beispiel, wenn man Führungen oder ein Museum hat, jetzt mal ganz weit gedacht, würden die sich das anschauen? 74 Herr Kunkel: Ja, Museum ja, glaube ich schon. Wenn man für sie etwas bietet, was dann als Tagestourist interessant ist, ja und dieses Museum, das ist ja schon lange in den Köpfen von Holger und Thomas. Interviewer: Ja, kenne ich auch, die Idee. Herr Kunkel: In der Schule mal so etwas zu etablieren. Haben sie sich noch nicht ganz rangetraut. Wir konnten die Schule auch nicht so weit hergeben, aber also ich glaube für so einen Tagestourist ist das okay. Und man müsste noch was schaffen für so Kinder, Jugendliche irgendsowas. So, was man mit denen macht und sie beschäftigt. Also nicht die Jugendlichen 15 plus, viel mehr die jüngeren, sag ich mal so. Die man dann da beschäftigen könnte sinnvoll. Das wäre schon was. Interviewer: Also da würden dann schon so „normalos“, die kein Metal hören hingehen. Herr Kunkel: Ja und wenn das eine Abwandlung ist von dem Wacken Music Camp. So, wenn ich das mal nicht über vier Tage oder über jetzt eine Woche oder über ein zwei Tage mal innerhalb des Urlaubs. So und sag ‚so gehen die Kinder mal dahin‘, dann müssen halt wieder irgendwelche Musiklehrer sag ich mal so oder irgendwelche begeisterten sein, die das dann auch vermitteln können da. So nicht zu professionell, aber so, dass es anspricht für die Jugendlichen. Warum nicht, wenn man sagt, man gibt die Kinder mal zwei Tage ab oder einen Tag ab und sagt, lasst die machen und abends sind die wieder bei ihren Eltern. Aber gut, ob die Eltern das wollen, weiß ich nicht. Aber insofern kann ich mir das schon vorstellen. Man muss nur irgendwas finden, was dann auch anspricht. Alleine, glaube ich, Wacken als Name oder als Ort, als Begriff WOA, das ist ja inzwischen eine Marke und das ist nicht mehr abschreckend. Für viele war das abschreckend am Anfang. Für viele fremde abschreckend, so meine ich. So ‚oh gott, das ist ja nur noch laut‘ oder so. Das ist es ja nicht. Es ist ja auch nicht für uns im Dorf nur laut. Je nach Windrichtung ist es laut. Aber nicht, von den vier Tagen ist es ein Tag höchstens mal laut. Insofern hat dieser Begriff auch von der Wildheit oder wie soll ich sagen, auch von der Unkontrolliertheit verloren. Das ist ja inzwischen ein Begriff und in aller Presse. Die Presse ist durchweg positiv dabei. Insofern kann man mit dem Namen schon was anfangen. So ein Name wirkt wahrscheinlich mehr als wenn ich sage, ich habe die Stadt Neumünster. Oder Heide. Oder es ist egal welche Stadt. Dann habe ich aber was schon positiv gesetzt und nichts, was sich erst noch entwickeln muss. Und der Begriff ist positiv, verbindet man immer mit positiven Gedanken und besetzt. Und alles neue müsste erstmal positiv werden, sich etablieren, insofern glaube ich schon, dass man mit dem Begriff was machen kann. Interviewer: Mhm okay. Dann gibt es Großveranstaltungen, die stellen so eine einzigartige Verbindung her zwischen der Region und dem Event, da kann man als Beispiel nennen das Oktoberfest in München oder St. Patricks Day in Dublin oder der Karneval in Rio. Das das wirklich so eine Einheit bildet auf der Marketingebene und auch die Konsumenten die Region mit dem Event verbinden. Könnten Sie sich das vorstellen mit dem Wacken Open Air und der Destination Holstein? Herr Kunkel: (Denkt) Ah, ich glaube, nee. Ich glaube, dazu ist das Wacken Open Air mit dieser Musikrichtung zu speziell. So und wenn ich sehe, ich glaube zum Oktoberfest, das ist aus allen Bevölerkungsschichten und auch ganz vielen Ländern, ich glaube, knapp 7 Millionen Besucher jedes Jahr, das ist einfach eine viel viel größere Menge und drumherum – sowas findet ja statt in größeren Städten, da wo eine Infrastruktur da ist, auch was Beherbergung und Hotel anbelangt. Das haben wir hier einfach nicht. Ham75 burg würde noch gehen. Hamburg würde gehen, aber Wacken glaube ich nicht. Weil das ist einfach zu klein und die Leute hätten zu weite Wege. Wir hätten auch keine Zugverbindung, keine U-Bahn. So, wenn ich Hamburger Metal Dayz sehe, gut die haben eine gewissen Größe jetzt dieses Jahr, aber kann man die erweitern? Kommt das an? Metal Dayz ist ja auch nicht WOA. Solls ja auch nicht sein. So aber kann ich das erweitern? Dann hätte ich in Hamburg die Infrastruktur oder sowas. Als Messestandort oder als Destination oder so. Aber Wacken glaube ich nicht, nee. Joa, weiß nicht, vielleicht sehen Sie das… oder kommen mal zu anderen Erkenntnissen. Ist vielleicht ausbaufähig, oder so. Ich will ja auch nicht sagen, geht nicht, aber ich glaube im Moment nicht. Und wir können uns nicht mit solchen Ort wie Rio oder München vergleichen in keinster Weise. Und das ist hier eine tolle Sache, das funktioniert, weil da ganz viel dahinter steckt. Ganz viel Logistik, die woanders, da ist da. Ich merk zuhause oder meine Frau merkt es ja noch viel mehr, wie viele rufen vier Wochen vor dem Open Air und fragen nach Zimmern. Wir haben ja keine Tourismusagentur in dem Sinne, rufen bei uns zuhause und fragen nach. So kommt jedes mal der Standardspruch: ‚Sie sind ein Jahr zu spät‘. Das ist ja alles schon so an Zimmern. Ja und von daher glaube ich nicht, dass wir das … In Wacken nicht, in der Region, joa, das müsste man sehen, das wäre vielleicht denkbar. Interviewer: Hmm, okay, dann eine allerletzte Frage, dann sind wir auch durch. Ähm, Wie könnte Ihrer Meinung nach das Eventmarketing der Region Holstein in Zukunft aussehen? Und gibt es speziell Pläne und Vorstellungen zum Dorf Wacken oder zum Wacken Open Air? Herr Kunkel: Joa, also Region Holstein, ja, hatten wir eigentlich schon gesagt. Könnte man was entwickeln, ja, glaube ich schon. Äh, Wacken Open Air, was da passiert ist Sache der Veranstalter. Und wir wollen und können da nicht reinreden und das wollen wir auch gar nicht. Und für Wacken, für uns, ist es so, wir machen das, was das Dorf, wo wir das Dorf mitnehmen, die Bevölkerung mitnehmen, einige Veranstaltungen, vielleicht noch ein paar Umlandgemeinden ab und zu mal. Sehr selten, aber die kommen ja vereinzelt auch, wenn da mal im Schwimmbad was los ist, in der Schule was los ist, das was die verbindet in Wacken. Und alles andere ist nicht unsere Aufgabe. Können wir auch gar nicht logistisch. Holger hilft uns da ja schon gewaltig auch immer da beim Schwimmbadfest und in der Schule, was da ist, und Kindergarten macht er ja auch viel. Und äh, insofern glaube ich, als Gemeinde oder Gemeindevertretung kann man sowas nicht bewegen und ist ja auch nicht unsere Aufgabe. Dafür gibt’s eben Eventveranstalter, die sowas auf den Weg bringen und sagen, wo ist denn die Marktlücke, wo können wir denn mal was machen und am Ende steht dann ja auch immer die Frage hinter, es darf ja auch kein finanzieller Flop werden. Oder nach Möglichkeit eine schwarze Null, mindestens. Man kann alles einmal negativ anfangen, aber irgendwann muss es sich ja auch mal selbst tragen. Und da können wir nicht irgendwas auf die Beine stellen, wo unser Risiko zu groß ist. Geht nicht. Dürfen wir nicht, geht auch nicht und wir könnens auch nicht. Insofern, das Wacken Open Air erweitern, kann man machen, ich weiß nicht, ich habe aber auch nicht solche Kenntnisse, welche Nachteile bringt das mit sich. Man hört ja auch Stimmen, die sagen, es ist zu kommerziell geworden. Dann sag ich immer, ja gut, aber es ist ja nach 48 Stunden ausverkauft, ihr mögt ja Recht haben, das Bier ist zu teuer, aber es ist dann so. Und eigentlich der Erfolg gibt ihnen mit dem Konzept heute Recht. Wenn die Besucherzahlen mal nicht mehr 75.000 sind, sondern nur noch 70 oder 65 und absteigend, dann müsste man schon überlegen, machen wir denn noch so alles richtig. Im Moment glaube ich, machen sie alles richtig und das passt. Größer wer76 den… ich glaube das ist auch schwierig. Fläche ist da, ja. Die Bühnenfläche ist begrenzt, da größer werden ist, glaube ich, das riesige Problem dabei. Wenn ich das da sehen, da kann ich keine, da kann ich keinen Knick verschieben. Ja, könnte ich machen mit viel Aufwand, aber ich kriege da nicht richtig die… ich hole mir andere Probleme ran, wenn ich das vergrößern würde. Und ausdehnen, zeitlich ausdehnen, sehe ich als Gefahr. Jetzt ist Musik ist von Mittwoch bis Samstag, vier Tage lang Musik, vier Tage. Wobei Dienstag für uns immer der lauteste Tag ist. Interviewer: Ja? Herr Kunkel: Ja, ist immer, jedes Jahr ist Dienstag der lauteste Tag. Das ist die unkontrollierte Musik von den Zeltflächen. Und die kommt meistens direkt ins Dorf rein. Dienstag ist der lauteste Tag. Viel lauter als Samstag, wenn da auf der Bühne richtig was los ist. Okay, gut, macht nichts. Aber wenn ich das jetzt ausweite, dann hole ich mir auch wieder Gegner ran. Die sind ja heute nicht so und pöbeln, nicht so und stellen sich in die Gemeindevertretung hin und sind laut, die gehen nicht zu Holger Hübner und beschimpfen ihn, die gehen zum Rechtsanwalt. Und da geht’s los, nur ganz leise über diese Schiene und da wird versucht irgendwo reinzugrätschen, wo irgendwo ne Lücke im Gesetzt ist oder wo vielleicht Gesetze umgangen worden sind oder nicht eingehalten worden sind, da wird versucht ranzugehen. Und ich glaube mit jeder Veränderung in dieser zeitlichen Ausdehnung holt man sich ein Problem rein, was das andere alles nicht aufwiegt. So, also die wissen beide, dass sie hier ne Fläche haben, dass wir hier als Gemeinden, muss man ja sagen, das sind ja hier im Umland, die da drum sind, die zwei drei stehen da voll dahinter, zumindest die Gemeindevetretung, dass da einzelne Bürger mal anders denken, ist okay. Aber ich glaube mit jeder Veränderung in dieser Sache mit noch längerer Spielzeit oder noch ein Tag mehr, kriegen die irgendein juristisches Problem, was sie dann nicht mehr selbst in der Hand haben. Jetzt haben sie alles selbst in der Hand und können sagen innerhalb dieser Montag bis Samstag, Anlieferung machen wir selbst, wie wir das am besten meinen. Ich glaube, das andere hat dann irgendein Richter und dann geraten wir mal an einen Richter, der Lärm vorbelastet ist, der sagt ‚diese Musik, die mag ich sowieso nicht, und das ist sowieso viel zu laut und die Leute kriegen Schäden‘, so und dann sagt der, so nicht um drei ist Schluss nachts, sondern um zwölf ist Schluss. Und dann haben sie ein Problem, dass sie gar nicht wollen. Wissen die auch. Haben wir auch schon etliche Male mit Holger drüber gesprochen. Insofern glaube ich, die Veränderungen, die da intern stattfinden, das ist alles okay bis hierher. Ist ja doch jedes Jahr eine Veränderung, das ist auch gut, aber nicht diese Eckpunkte länger und Uhrzeitmäßig länger jeden Tag. Das glaube ich, ist so okay. Also deshalb ist da die Grenze. Also für Wacken, WOA, ICS ist da die Grenze. Ob da noch 10.000 mehr sind, das macht nichts, also da können die meinetwegen gerne, also das Dorf verkraftet sie, das Schwimmbad verkraftet sie. Die Fläche ist, da rechts ist ja noch ein bisschen Fläche. Also 10.000 Besucher mehr, ja, nur was holt man sich da für andere Probleme mit ran. Muss man dann eben sehen, ne? (Kurze Pause) Joa, nach links ist begrenzt, da sind die Straßen, hinten ist die andere Straße von Holstenniendorf nach Bokelrehm, die ist auch da, das sind ja auch Rettungswege. Das ist ja auch so, das sind vorhandene Rettungswege, die brauchen die und wenn sie darüber hinweg gehen, dann haben sie ein neues Problem, es fehlt ein Rettungsweg. Insofern ist das auch schon wieder eine Grenze, die natürlich momentan da ist. Und jetzt die Bühnen, man könnte auch sagen ‚ich packe die Bühnen ganz ans andere Ende‘, so dann hab ich mehr Fläche, aber das Gelände ist dann wieder bewegter, ich kann da gar nicht davor stehen und gucken. 77 So und das ist die andere Seite, ne? (kurze Pause) Joa, also ich fand das dieses Jahr… (weg vom Thema). Interviewer: Okay und wäre es denn möglich nur die Gemeinde Wacken, also die Homepage und so noch weiter, also über das WOA so ein bisschen, mit zu branden? Also die Homepage von Wacken, ich weiß jetzt auch nicht, inwiefern die wichtig ist. Sie haben gesagt, das ist so ein Verzeichnis drauf von Ferienwohnungen und so Unterkünften, ich weiß nicht wie sehr das jetzt genutzt wird. Herr Kunkel: Och, es steht schon ein bisschen mehr drauf. Auch, was wir alles haben… Interviewer:Ja, ja, das Wacken Open Air steht ja auch drauf, hat ja auch eine Rubrik. Herr Kunkel: Das steht da mit dem Link dann dazu, ja sowas auch. Interviewer: Ja, aber die Seite ist ja jetzt irgendwie hellblau oder hellgrün, irgendwie so helle Farben. Wäre es nicht cool, wenn man das noch irgendwie so ein bisschen miteinander so das gleiche Image macht? Herr Kunkel: Schwarz macht? (lacht) Das ist glaube ich schwer, ich glaube, dann erreichen wir so nen Punkt… Müsste man mal sehen, wie sowas aussieht oder wie sowas wirkt. Die Gefahr ist, dass wir uns dann da völlig unterstellen dem WOA. So und wir haben ja bewusst diese Form gewählt, wie gestalten wir das, da war ja auch ein Designer dabei, so ein Webdesigner, der sagt, wie mache ich das am besten oder wie passt das zu euch. Und ich sag mal meinetwegen diese Skyline da noch mal irgendwo auftauchen zu lassen, die auch bei ICS überall drauf ist, das ist okay, aber jetzt völlig auf den schwarzen Hintergrund zu gehen und dann zu sagen, das ist Wacken, dann heben wir uns als Gemeinde auch nicht mehr ab. Dann sind wir irgendwann auch nicht mehr ganz – eigenständig ja, aber … irgendwo ist es ja dann so ICS hat das ja alles. So die Gefahr ist da und das wollen wir auch nicht. Das soll auch nicht passieren und warum auch? Also dann können wir lieber mit irgendwas auf der Wacken Seite werben von ICS und dann ist es okay. Aber ganz schwarz werden, nee, also finde ich nicht. Wir haben auch dann sofort Diskussionen im Dorf von den wenigen, die dann auftauchen und sagen ‚guck mal die bestimmen jetzt sogar eure Website‘. Es gibt ja so ein paar Stimmen, zwar wenige, die anderen tauchen ja nicht auf. Die das gut finden, die tauchen ja nirgendswo auf. Und wenn wir ne Versammlung haben oder eine Einwohnerversammlung und da hat einer was zugenägeln und dann kommen die da mit Nägeln. Da kommen ja nicht die die sagen, das läuft gut, das läuft gut, das läuft gut und das läuft nicht gut (aufzählend). Drei gute, ein negativ. Die kommen ja nicht, es sind ja immer nur die paar wenigen, die da immer wieder kommen. Insofern wollen wir uns solche Diskussionen auch gar nicht antun, also da haben wir alle nichts von, da hat Holger nichts von, der wird da noch ang… muss sich rechtfertigen, wir müssen uns rechtfertigen. (Pause) Nö, das ist schon… also eigentlich läuft das sehr gut. Also wir haben auch eigentlich einen guten Draht zueinander alle. So auch mit Holger und Thomas … Interviewer: Das ist ja auf jeden Fall wichtig. Herr Kunkel: Ja, das haben wir schon jahrelang, wir kennen uns und treffen uns ja auch regelmäßig. Auch so privat ja irgendwo inzwischen. Das ist ja auch im Laufe der Jahre gewachsen, wo man mal zum Geburtstag zusammen geht und dann redet man mal und dann auch wieder weiter, also nicht den ganzen Abend so… Oder Holger und ich, jetzt 78 haben wir diese Woche noch nicht telefoniert, aber meistens einmal die Woche haben wir irgendwas. Irgendwas, Kleinigkeiten. So das ist gut, dieser kurze Draht. Da wird nicht lange geschrieben, da wird nicht.. er hat natürlich schnelle Entscheidungswege. Er und Thomas und dann ist gut. Wenn die was wollen, dann setzen die es um. Dann haben die Kathrin nochmal dabei, die Finanzministerin, aber denn ist gut. So aber bei uns sind das manchmal etwas längere Wege. Wir haben die Gemeindevertretung. Ich kann vieles alleine, aber irgendwo muss man die andern auch mal alle mitnehmen und… klappt aber. Total gut. Also die Chemie muss auch stimmen. Das ist das eine, also wenn er mich nicht ab könnte oder umgekehrt, dann geht sowas nicht. So aber das ist jetzt schon. Könnte eigentlich nicht besser sein. Interviewer: Gut, ja, das wars von meiner Seite aus. Alle Fragen gefragt. 79 Experteninterview KURS 54°N-Gründer Enno Heymann Interviewer: Okay, also es geht ja um meine Bachelorarbeit und das Thema ist das „Großveranstaltungen als Impulsgeber für das Destinationsmarketing“. Es geht halt darum, wie man mit Hilfe von Events das Destinationsmarketing professionalisieren kann und welche Probleme dabei auftreten können, ja. Und dabei forsche ich halt am Beispiel vom Wacken Open Air. Ja, genau, also wie wichtig ist denn in deinen Augen die Zusammenarbeit zwischen der Eventbranche und der Tourismusbranche? Enno Heymann: Wie wichtig das ist? Interviewer: Ja… Enno Heymann: Das ist wichtig für Eventveranstalter, die sozusagen die sozusagen die Entwicklung und das Wohlergehen des Kreises, in dem die ihr Festival veranstalten, wichtig ist. Dann ist das wichtig. Wenn die sozusagen eine Verbindung haben zu dem Umfeld, wo die ihr Festival veranstalten und wenn das gewachsen ist und wenn die neben dem Festival nachhaltig was für die Region tun wollen, gerade wenn die strukturschwach ist, dann ist das wichtig. Interviewer: Okay und wie sieht bisher die Kommunikation aus zwischen touristischen Organisationen und ICS? Also ist da der Verein KURS 54° Nord bisher die einzige Schnittstelle? Enno Heymann: Ja, sie haben, also es gibt ja dieser Verein, das ist ja die Abkürzung für Kulturraum Steinburg. Und die Aufgabe dieses Vereins, den Raum Steinburg, der ja nunmal strukturschwach ist und auch kein touristisches Highlight ist, irgendwie ähm zu befeuern. Also irgendwelche Aktionen zu machen, um da Leute hinzukriegen. Da Leute auch mit Angeboten, mit bestimmten Angeboten aufmerksam zu machen, dass man da durchaus seine Zeit verbringen kann. Ja und der Verein steht ja in sehr enger Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Heide. Und insofern ist eigentlich der Verein und die Fachhochschule Heide mit dem Bereich Touristik, ist die Schnittstelle. Das Festival an und für sich, da gibt’s natürlich Kontakte, aber die sind ja bis dato über die Festivalzeit nicht wirklich markant, sag ich mal. Ja und bei Arbeiten, die quasi neben dem Festival stattfinden oder auch bei Projekten neben dem Festival stattfinden, da sind wir natürlich immer sehr eng mit der Fachhochschule Heide verknüpft, die machen sozusagen immer die ganzen Touristik Dinge und die entsprechende Information und die entsprechende Vernetzung machen. Interviewer: Ja, okay. Ist das Wacken Open Air in deinen Augen einzigartig? Enno Heymann: Also… soweit ich weiß, gibt es nur ein Wacken Open Air, ja das ist einzigartig. Ja und was besonders ist, ist ja dass es quasi gemeinsam gewachsen ist, also dass die Strukturen im Dorf, in der Region mit dem Festival gemeinsam gewachsen sind. Aus dem ganz kleinen Festival. Was eigentlich ja eher so eine Art Bier-Idee war bis hin zu einer richtig großen, weltweiten Marke, die im Prinzip einzigartig auch für diese Region einsteht. Ja, das ist einzigartig, würde ich schon sagen. Und das ist auch, die Einzigartigkeit kommt auch dadurch, dass man es sich eigentlich nicht woanders vorstellen kann. Also Festivals, die so vom Billing abhängen oder so, die können hier stattfinden oder da stattfinden, aber das ist eigentlich relativ wurscht. Aber das Wacken Open Air ist eigentlich unzertrennbar mit der Region verbunden und es kann eigentlich nur da stattfinden. Interviewer: Mhm, also du bist stolz darauf, dass es in der Region stattfindet? 80 Enno Heymann: Ja. Interviewer: Hat es auch Nachteile, dass es dort stattfindet? Enno Heymann: (denkt) Pff, nö…. Nee. Vom Platz und auch von der Bereitschaft der Region, des Dorfes, das mitzugehen. Weil halt auch die Veranstalter aus dem Dorf selber kommen und das gemeinsam gewachsen ist. Die Anbindung an Hamburg, die ist verkehrsmäßig gut, was ja wichtig ist, so von der Flughafengeschichte, von Bahngeschichten, Autobahn hoch aus Hamburg. Also so hat es eigentlich keine Nachteile, nee. Interviewer: Ja. Okay, Eventmarketing ist ein Fachbegriff, der jetzt immer mehr genutzt wird. Das ist eben die Kommunikation oder Präsentation von einem Produkt oder einer Dienstleistung oder halt auch einer Destination, um sie besser verkaufen zu können. Wie ja zum Beispiel Automobilhersteller irgendwelche Events nutzen um ein neues Fahrzeug zu präsentieren. Und Eventmarketing wird halt auch immer mehr im Tourismus genutzt. Inwieweit wird das Eventmarketing im Destinationsmanagement im Bereich Holstein genutzt? Also so ganz allgemein, unabhängig vom Wacken Open Air… Enno Heymann: Also im Bereich Holstein kann ich dir das gar nicht genau sagen, weil ich da nicht aktiv bin. Ähm, ich denke nur, dass bestimmte Aussagen, dass wenn man zum Beispiel auch Skandinavier ansprechen will und dann sagt „Das ist der wahre Norden“, schwierig sind. Wie das aber präsentiert oder verkauft wird, weiß ich gar nicht. Da kann ich nur von unseren Produkten reden. Und bei uns ist es natürlich so, dass wir uns halt überlegen müssen, was können wir besonderes bieten, was man vielleicht woanders nicht machen kann oder was wo unsere Location prädestiniert für ist. Da ist natürlich das Zusammenspiel von Festival, Musik, Nutzung von Festivalgelände und so ist natürlich erstmal ganz weit oben anzusiedeln. Und hier für bestimmte Produkte oder bestimmte Sachen, die wir wichtig finden, das ist ja auch ein Teil der Regionsförderung und Förderung von jungen Musikern und Zusammenbringen von Musikern in einer Band und das viele Songs schreiben für sich entdecken, ohne dass man das denen das jetzt jahrelang irgendwie erklären muss. Da bedienen wir uns natürlich vornehmlich an unseren eigenen …. Und der damit zusammenhängenden Zielgruppe natürlich auch, weil es da ganz viele Schnittmengen gibt. Also insofern würden wir die Alterstruktur der Festivalbesucher anschauen, da können das Jugendliche bis höher, ältrige sozusagen, Gerenationsübergreifend. Also das Festival ist ein Angebot Musik zu hören, Sachen zu machen und Kreativangebote darauf aufsetzen, kann man natürlich auch in dieser Zielgruppe kommunizieren und das ist, glaube ich, erstmal vornehmlich unser Ansatz und quasi die Community zu nutzen und zu sagen „Guck mal, hier gibt es auch Angebote neben dem Festival für junge Musiker, für Kreativwerdende, für Kids die sich mal ausprobieren wollen, denen es nicht reicht in ein Zeltlager zu fahren und in ein paar Basketballkörbe zu schmeißen oder in den Dünen spazieren zu gehen, wenn man die hat die ein richtiges Kreativangebot haben wollen“. Und da können wir auch vornehmlich erstmal die Community benutzen als auch die damit zusammenhängende Partner, wie jetzt zum Beispiel der Verband der Musikschulen. Aber dass wir richtig auf die Fans gehen, ich glaube dafür sind die Angebote, die sich jetzt auch wirklich relativiert haben, auch noch zu klein. Hier jetzt das Wacken Music Camp und andere Sachen sind ja natürlich noch in Planung, aber das ist jetzt was wirklich greifbar ist und was sich langsam aufbaut aus wirklich dieser Community heraus. Interviewer: Hattet ihr für das Wacken Music Camp irgendwie Kontakt zu irgendwelchen touristischen Leistungsträgern? Also dass es vielleicht bei irgendwelchen, vielleicht auch 81 Schleswig-Holstein Tourismus, dass es bei denen mal auf der Website aufgetaucht ist oder im Katalog oder so? Enno Heymann: Ja, das haben wir gemacht, also im Katalog nicht, weil das zu spät war. Also die Bestätigung, dass wir es machen und die Drucklegung. Aber auf Webseiten und so stand das auch und da haben wir ja auch die Zusammenarbeit mit der FH Heide gemacht und auch den Verband Musikschulen Schleswig-Holstein. Und das Angebot ist relativ breit formuliert worden auch. Ja, aber in der Praxis ist es in der Tat so, dass sehr viele Kids und Jugendliche da waren, die irgendwie eine ganze starke Affinität zum Festival haben. Hab ja auch vorhin mich durch onlinegeschichten und Newslettergeschichten für uns als Festival auch auf das Camp aufmerksam geworden. Und dann kommt schon wieder der Bereich der Musikschulen, wo dann die Kids sind und dahin gehen und dann die Instrumente lernen und sagen „Boar, cool, das will ich nicht nur irgendwie…, sondern auch mal richtig abmetzeln im Proberaum“, das fanden die natürlich gut. Interviewer: Okay, das heißt das Wacken Open Air an sich also als Event wurde auch noch nicht als Eventmarketing genutzt von irgendwelchen touristischen Leistungsträgern? Enno Heymann: Also das Festival wird sicherlich genutzt, oder wie meinst du das jetzt? Interviewer: Naja, dass die irgendwie sagen: „Ihr müsst hierher kommen und Urlaub machen, weil wir haben das Wacken Open Air“. Also, dass das auch das ganze Jahr über funktioniert und nicht nur im August. Enno Heymann: Doch ja, also im Bezug auf das Festival wird das natürlich so gemacht, aber da gibt’s natürlich auch die Tourismuszentrale, die da dann natürlich auch bei Zimmervermittlung oder sonst wie behilflich sind. Das wird natürlich gemacht. Ich dachte, du sprichst jetzt so von Marketing neben dem Festival. Also bei Sachen neben dem Festival. Interviewer: Ja, also eben meinte ich das, aber jetzt gerade nicht. Enno Heymann: Achso okay. Das ist ja auch Metropolregion Hamburg oder sowas, die setzen da ja auch drauf, dass Wacken sozusagen in dem Moment ja mit dazu gehört. Oder schau dir jetzt mal den Bericht an irgendwie, von wegen dass der ganze Hamburger Airport da irgendeinen Preis gekriegt hat, weil er WOA Airport heißt im Rahmen des Festivals. Ich meine, das ist einer der größten Flughäfen in Europa, da kannst du die Bedeutung schon sehen, wenn solche Institutionen da aufgucken und sich irgendwie mit dem Festival auch verbinden. Dass das… die versuchen sich da auch alle Marketingmäßig für die Region zu nutzen. Am Ende des Tages ist da natürlich während des Festival Hamburg und Steinburg sehr dicht zusammen, aber neben der Festivalzeit hat Hamburg ja nicht jetzt irgendwie so ein großes, sag ich mal, demografisches als auch strukturelles Problem wie Steinburg. Da geht’s ja viel mehr darum neben der Festivalzeit quasi auch Attraktionen und Angebote zu schaffen, dass die Leute dahin kommen und nicht nur für diese zehn Tage, fünf Tage, wenn das Festival ist. Interviewer: Ja, okay. Aber glaubst du, dass Eventmarketing ganz allgemein gesehen eine Chance sein könnte für die Destination? Auch für den Kreis Steinburg? Wenn man jetzt zum Beispiel ein Event hätte, was speziell zugeschnitten ist auf die Bedürfnisse und auf die, ja wie Kreis Steinburg eben ist, wie es wirkt und wenn es anlocken möchte. Enno Heymann: Also ich sag jetzt gerade mal, dass Kreis Steinburg einfach ganz besondere Angebote formulieren muss. Damit Leute dahin kommen, das sozusagen über ihren Inhalt 82 transportieren können im ersten Schritt. Also dass ich sage, ich gehe dahin, weil das kann ich nirgendwo anders bekommen. Da geht es jetzt nicht darum, dass das jetzt eine besonders reizvolle Region im ersten Blick ist, dass das tolle Weinberge hat oder sonst was. Das ist eine schöne Region, aber die ist sehr unterbekannt, sag ich mal. Und da können sich wahrscheinlich auch wenig Leute vorstellen, dass die da irgendwie Urlaub machen. Es ist eher ein Transitland zwischen, ich sag mal, zwischen Hamburg und Sylt, grob gesprochen. Und äh, alles, womit man darauf aufmerksam machen kann, wenn es darauf ankommt mit Inhalt und dahinzugehen macht Sinn. Und da gerade weil es heute auch sehr schnelllebig ist und die Leute ganz viele Informationen ganz schnell irgendwo ganz tolle Bilder jederzeit abrufen können, Strand, Sonnenuntergang, Berge, und so, ist es gerade ganz wichtig darauf aufmerksam zu machen, dass da, dass es eine bestimmte Vermittlung von Inhalt gibt. Und wenn man das hat und wenn man solche Produkte hat, wie zum Beispiel die Stadt Lübeck kennt, dann macht es auch Sinn mit solchen Aktionen darauf aufmerksam zu machen, ja. Interviewer: Ja, okay. Du hast es vorhin selbst schon angesprochen: Die Marke Wacken Open Air hat mittlerweile Kultstatus. Wäre es möglich das Destinationsmarketing wirklich so daran zu orientieren in der Region Holstein? Also das man quasi die ganze Region als Wacken Region nennt oder das man das ähnlich so daran orientiert an der Marke. Enno Heymann: (denkt) Also zur Zeit des Festivals und zur Zeit von besonderen Angeboten kann man das machen, ja. Interviewer: Okay, aber so übers ganze Jahr über findest du nicht sinnvoll? Enno Heymann: Pff, fällt mir jetzt so adhoc keine Antwort ein… nee, weiß ich nicht (lacht). Also so aus dem Bauch raus würde ich jetzt sagen… würde ich wahrscheinlich sagen, dass das schon so, dass ein Highlight auch immer ein Highlight sein muss und dass man das ganze dann nicht aufrechterhalten kann, weil das ganze ja auch ganz viel mit Lebensgefühl zu tun hat, was auch verbunden ist mit der Musik in dem Moment und so weiter und so weiter. Ich denke viel mehr, dass das ein Wegbereiter sein kann, ganz vielen anderen Produkten oder Angeboten, sag ich mal, den Weg zu ebnen. Ja, dass das darauf basiert, dass es da ein sehr großes Festival gibt, was weltweiten anerkannten Kultcharakter hat und ein gewisses Standing hat und für Qualität steht und für friedfertiges Zusammensein steht, dass das eigentlich ein Wegbereiter sein kann, andere Angebote zu formulieren, nicht nur an der Nord- oder an der Ostsee stattfinden. Also das finde ich erstrebenswert. So, ich persönlich. Interviewer: Gibt es denn einen Grund, warum Touristen auch im Oktober oder im Februar nach Wacken reisen sollten? Enno Heymann: Im Moment … also viele wollen halt mal sehen, wo das stattfindet, die vielleicht auch so Ängste haben, wenn das Festival stattfindet, die dann auch gar nicht dahin kommen wollen. Weil denen ist das dann zu schwarz oder zu düster oder zu was weiß ich. Aber es gibt ja viele, die einfach mal gucken wollen, wie das da so aussieht und wo das so stattfindet. Momentan ist das halt natürlich so, dass die dann kurz kommen, gucken und aber nicht in der Region richtig hängen bleiben. Interviewer: Ja, die sind dann nur so auf der Durchreise irgendwohin… 83 Enno Heymann: Genau. Insofern würde ich sagen, die gibt es, aber es gibt noch nicht das richtige Angebot die auch mal länger da zu halten. Ja, also, Wacken hat zum Beispiel kein Hotel. Das spricht schon mal nicht dafür. Oder es gibt … das Wacken Music Camp ist ja direkt nach dem Wacken Open Air, weil das ja auch die Struktur nutzt von dem Festival, bzw. weil da, wir machen ja viel in der Schule, weil da die Schule noch frei ist. Ähm, aber länger andauernde Angebote, wie jetzt das xxx Festival oder die Elemente davon, kann man nutzen, um ein längertägiges Angebot schaffen. Die gibt’s ja momentan noch nicht, da gibt’s ja sehr viele Ideen, aber die sind alle noch nicht realisiert. Interviewer: Okay, welche Vor- und Nachteile siehst du denn darin das Wacken Open Air als Kommunikationsmittel im Marketing zu nutzen? Enno Heymann: (Denkt länger) Jaa… man kann ja jetzt natürlich sagen, dass es ein Nachteil ist, dass es keine umfassende Breite gibt, weil natürlich das Wacken Open Air erstmal, auch unter musikalischen Ausrichtungen und so, natürlich eher Spartenmusik und damit natürlich auch Spartenpublikum anspricht. Halt Metal und Rockfans. Andererseits ist es natürlich so, dass die, das Interesse an dieser Musik, wie man natürlich auch an Berichtserstattungen sieht, durchaus sehr sehr breit geworden ist. Und der Vorteil, der daraus eruiert ist, dass das natürlich sehr authentisch ist, dass das alles sehr glaubwürdig, sehr brieflich (?) ist und dass diese Zielgruppe bzw. auch das Festival, dass das geht, dass man trotz Andersartigkeit, sag ich mal, sehr friedlich zusammen ist und sich auf das grundlegende reduziert, was man halt in dieser Zeit so machen möchte, sprich die Musik zu hören, die einen bewegt, oder äh… ja und dafür steht Wacken ein. Und das ist der große Vorteil, dass es quasi keinen anderen Platz gibt, der so diesen Lifestyle, Metal, Rockmusik und alles was damit verbunden ist, so zusammenhält wie das Wacken Open Air. Und das ist der große Vorteil. Also weil es kein austauschbarer Ort ist, das habe ich vorhin schon mal gesagt. Wacken ist sozusagen der Ort, wo Metal in seiner kompletten Bandbreite zelebriert wird und das ist der Vorteil. Und das wird verbunden mit Wacken und das wird verbunden mit Steinburg. Das muss auch gar keine Hiphop Reisen Angebote, sondern das formuliert Angebote für die, die da irgendwie dran Interesse haben und für die in diese Szene und in diesen Lifestyle reinschnuppern wollen oder voll drinhängen und damit ist es dann natürlich auch irgendwo eine riesengroße Community hat. Also der Nachteil ist, dass es keine umfassende Breite hat, ja? Aber der Vorteil ist, dass es halt es halt sehr sehr authentisch auch den Inbegriff von Metalkultur inzwischen debutiert werden kann und damit auch ganz klar diese Zielgruppe angesprochen wird, die sich um dieses Festival und vielleicht noch um diese Region irgendwie sammeln kann. Oder wo man diese Region mit interessanten Angeboten für diese Zielgruppe auch nachhaltig irgendwo bereit halten kann. Interviewer: Ja. Was würdest du denn davon halten, wenn jetzt das Destinationsmanagement von Holstein oder auch einfach nur von Itzehoe auf ICS zukommt und sagt „Hey, wir möchten, dass ihr mit eurem Know How und eurem Wissen und euren Kontakten ein anderes Event veranstaltet, was besser auf die Region zugeschnitten ist oder mehr Zielgruppen anspricht oder auch eher die Zielgruppen anspricht, die schon vorhanden sind, was ja wahrscheinlich schon eher, habe ich schon so erfahren, Familien und Best-Ager sind“? Was hälst du denn davon? Würde ICS das machen? Enno Heymann: Du meinst, ob die das Festival umstricken, um eine größere Bandbreite anzusprechen? 84 Interviewer: Nee, also nicht das WOA umstricken, sondern ein anderes Event organisieren, um jetzt speziell der Region zu helfen. Also ein anderes Event, was dann vielleicht gar nicht unter dem Namen Wacken Open Air, unter der Marke steht und was auch gar nicht mehr irgendwas mit Metal oder so zu tun hat. Einfach nur, dass man die Kontakte und das Know How von ICS nutzt. Enno Heymann: Ja, also das wird ja gemacht, solche Angebote werden formuliert und wer jetzt immer mit was genau spricht und so, das in der Tat, weiß ich nicht. Aber ich kann dir sagen, dass wir für Gespräche und für Ideenaustausche , so Gedankenaustausche sind wir immer total offen. Total. Also man muss auch immer sehen, dass man authentisch bleibt und das kann, das man sich komplett die Überzeugungen sichert. Also alles was man macht wird auch nicht immer allen gerecht bleiben können, das ist auch ganz klar. Aber Gespräche, Gedankenaustausche auch mitwirken von dem Wacken Open Air von ICS oder von dem Verein KURS 54 und bei Steinburg 2030, was ja auch eine Initiative ist Steinburg sozusagen Zukunftssicher zu machen, wo wir auch mit machen bei sowas. Das zeigt ja, dass wir auch neben dem klassischen, neben dem reinen Musikbereich offen für alles sind. Und äh wo wir irgendwo Ideen spinnen können, wo wir was zu betragen können (… Verbindung schlecht ….) wenn es in der Region um nachhaltige Veranstaltungen geht, dass es halt auch reizvoll wieder ist für Leute da hinzugehen oder irgendwas zu machen oder so. Da haben wir auf jeden Fall Interesse. Da gab es auch schon mal die Idee für Best-Ager so Wellness oder so was zu machen, das wurde aus verschiedenen Gründen nicht umgesetzt. Und jetzt gibt es ja schon dieses Angebot zum Beispiel auch das Wacken Music Camp, von den Teilnehmern wissen wir, dass das Jugendlichen zwischen 15 und 17 waren, die mit ihren Eltern auf dem Festival waren und dann zwischen Festival und Music Camp ein paar Tage St. Peter Ording oder so gemacht haben. Und dann haben die halt die Jugendlichen ins Music Camp gebracht, haben dann irgendwie noch sieben Tage Urlaub in SchleswigHolstein gemacht, das ist ein Familienurlaub, kann man gar nicht glauben, aber das ist ein Familienangebot. Es ist halt jetzt nicht so, wie wir uns das vorstellen, die liegen am Strand rum und die Kinder spielen mit Förmchen und Sand und das wars. Aber das war auch so was, da gibt es schon Angebote für eine komplette Altersstruktur. Und so soll es ja auch letztendlich sein. Also man kommt dahin, man kann das Festival zusammen genießen oder man bringt man dann sein Kind dahin oder wie auch immer. Und dann macht man sich noch eine schöne Zeit in Schleswig-Holstein Da kann der Sprössling kann dann noch irgendwie eine Woche lang Kreativworkshop machen, kann man auch mal hinter die Kulisse des Festivals gucken, kann Einblicke bekommen und dann ist auch schon der Sommerurlaub in Schleswig-Holstein vorbei, also das ist schon eine richtig geile Sache. Also richtiger Aktivurlaub eigentlich, fast schon. Also im Bereich von Kreativität und so was und … da gehen so viele Sachen Hand in Hand, da kann man so viel mehr machen, ja aber das mit dem Music Camp, das ist Familienurlaub. Interviewer: Ja okay, cool. Dann noch mal eine Frage zu den Zielgruppen. Wie wichtig ist denn für die Region Holstein die Zielgruppe, die das Wacken Open Air anspricht und andersrum? Enno Heymann: Also für Schleswig-Holstein ist die erstmal unglaublich wichtig und Zielgruppe, die man anspricht, kann ja erstmal von uns aus vom Festival, die Zielgruppe sein, die wir sozusagen auch erreichen können, die kann man ja auch mal auf verschiedene Angebote aufmerksam machen. Und wenn daraus dann irgendwie eine Kommunikation oder eine Art Schneeballeffekt entsteht, das die Leute, die erstmal Festivalaffin sind (… Störung…) , dass man in Schleswig-Holstein auch Urlaub machen kann. Das ist auch für die 85 Region sehr sehr wichtig, weil da kommen halt Leute und machen da Urlaub. Aber wie gesagt, wir können halt nicht die komplette Bandbreite abdecken, wir können erstmal in der Zielgruppe xxx machen, die wir erreichen können. Und das sich da auch Verhalten ändern und so, das hatten wir ja auch bei den Schiffs- und Metaltörns und so. Das Angebot ist ja sozusagen ein Gesellschaftsding, wo man vielleicht vor sechs Jahren noch gelacht hätte, wenn da eine Horde Metal-Fans auch Kreuzfahrer sind. (Störung) Weil das ja alles vorbehalten war und… (längere, andauernde Störung beim Telefonieren, verbleibende Fragen noch mal per Mail gestellt) Interviewer: Wie wichtig ist für die Region Holstein die Zielgruppe, welche das Wacken Open Air anspricht und andersrum? Sind die Zielgruppen kompatibel? Enno Heymann: Durch das Wacken Open Air kommen weltweit Besucher nach Schleswig Holstein. Viele verbringen – neben dem Festival – weitere Tage in der Region oder kommen als Touristen wieder. Daher ist das Festival wichtig für die Region. Die Region ist wichtig, weil dieses Festival in der Region gewachsen ist und das Festival somit nur genau da stattfinden kann und keine Austauschbarkeit besteht. Interviewer: Könnte die Zielgruppe des Wacken Open Air eine Markterweiterung für die Destination darstellen? Enno Heymann: Ja, weil durch das Festival ein hohes Augenmerk auf die Region gelenkt wird. Interviewer: Kann das Wacken Open Air für die Destination als Konkurrenzvorteil dienen? Enno Heymann: Das Festival kann ein Konkurrenzvorteil sein da er weltweit ein hohes Augenmerk auf die Destination und damit verbundene Region legt. Wacken als „Gemeinde“ und im Anschluss die Region sind weltweit der Inbegriff für einen bestimmten Lifestyle und eine „jährliche Zusammenkunft“ die das zelebriert. Interviewer: Es gibt Großveranstaltungen, welche eine einzigartige Verbindung zwischen der Region und dem Event herstellen, um den Tourismus in der Region zu pushen. Meistens bilden die Events und die Region eine Einheit auf der Marketingebene und die Konsumenten verbinden das Event mit der Stadt oder der Region, wie beispielsweise das Oktoberfest in München, der St. Patricks Day in Dublin und der Karneval in Rio. Wäre es wünschenswert, wenn die Region Holstein und das Wacken Open Air wie in den Beispielen als eine Einheit auftreten würden? Enno Heymann: Der Ort Wacken verbindet diese Einheit mit dem Festival. Ich würde fast behaupten, das Wacken mit zu den bekanntesten kleineren Dörfern auf der Welt gehören weil genau diese Verbindung stattgefunden hat. Diese würde ich nicht aufweichen wollen aber da hängt der Kreis, die Region in den entsprechenden weiteren Kreisen mit dran. Das ist gut so, wie es ist. Interviewer: Wie könnte ihrer Meinung nach das Eventmarketing der Region Holstein in Zukunft aussehen? Haben Sie speziell zu dem Dorf Wacken und dem Wacken Open Air Pläne oder Vorstellungen? Enno Heymann: Da wolltest Du Holger fragen 86 87 Experteninterview KURS 54°N-Gründer Frank Simoneit Interviewer: Ja, also mein Thema ist eben Großveranstaltungen als Impulsgeber für das Destinationsmarketing am Beispiel vom Wacken Open Air in der Destination Holstein. Also da habe ich jetzt wirklich die Destination Holstein genommen, also nicht nur Kreis Steinburg und Itzehoe, sondern auch Dithmarschen, Unterelbe, und… Frank Simoneit: Hmm, dass das aus Nachfragesicht keine Destination ist, ist klar? Interviewer: Ich habe mich halt an dem Verein Destination Holstein e.V. orientiert. Und der … ja, dass das aus Nachfragesicht keine Destination ist, ja. Frank Simoneit: Ja, dieser Verein – ich weiß nicht, ob man das jetzt aufnehmen sollte – aber dieser Verein ist natürlich ja keine Institution die irgendwie wahrnehmbar ist im touristischen Markt. Aber ist ja egal… Interviewer: Ich habe halt das Internet durchforstet nach Webseiten, was das nun eigentlich für eine Destination ist, weil Steinburg war mir eigentlich zu klein, zu nichtssagend… Frank Simoneit: Steinburg ist auch keine Destination. Interviewer: Ja, eben genau. Frank Simoneit: Also wenn dann reden wir überhaupt über die übergeordnete Destination Westküste, wobei da die Frequenzbringer natürlich Dithmarschen und Nordfriesland sind. Nordfriesland ist der tourismusintensivste Kreis Deutschlands überhaupt. Und dann gibt es einzelne Punkte in Steinburg, die ein gewisses Interesse haben, dann kommt auch schon wieder die Unterelbe, aber eine eigenständige Destination ist das in dem Sinne aus Nachfragersicht definitiv nicht. Das heißt alles, was da irgendwie an Institutionen ist, ist da eher auf der Angebotsseite organisierend. Zerschießt Ihnen das jetzt irgendwie Ihre Argumentation? Interviewer: Nein, ich denke nicht. Also es soll ja schon darum gehen, wie man denn vielleicht ein gemeinsames Marketing aufbauen könnte, um das vielleicht irgendwann mal als Destination wirklich vermarkten zu können. Damit sich das dann vielleicht eben so entwickelt, wie die Veranstalter das wollen, die Organisatoren der Destination. Frank Simoneit: Ja, genau, okay. Interviewer: Also wie wichtig ist in deinen Augen die Zusammenarbeit zwischen der Eventbranche und der Tourismusbranche? Frank Simoneit: Das ist davon abhängig inwieweit über das eigentliche Kerngeschäft hinausgehende Interessen bei den beiden Akteuren überhaupt vorhanden sind. Ähm, insbesondere auf der Destinationsseite sollte es eigentlich ein Interesse geben, weil natürlich durch Events Attraktivität entsteht, Leute angesprochen werden, Leute kommen, die man dann vielleicht einfacher dazubringen kann vielleicht noch ein zwei Tage in der Region zu verbringen und für Wertschöpfung zu sorgen als andersrum: Neue Leute als Neukunden zu akquirieren. Aus dem Eventbickwinkel muss man das etwas differenziert sehen, weil wenn der Event gut funktioniert, wie zum Beispiel Wacken, sind die im Prinzip nicht drauf angewiesen, dass es noch ein zusätzliches Angebot gibt. So und dementsprechend muss man dann gucken, welche Interessen sind unter den Umständen bei den Veranstaltern von Events vorhanden, um sich da zu engagieren. Ein wesentlicher Grund, und da sind wir 88 auch schon bei Wacken, ist wenn man das, was das Festival an positiven Effekten hat, Image und Bekanntheit, für die Region nutzt, natürlich auch die Akzeptanz des Festivals, was die Region ja auch in gewisser Weise belastet, einfach erhöht werden kann. Ob man langfristig den Event sichert. Aber dafür muss man dann auch schon um zwei Ecken denken, was viele Eventveranstalter nicht tun. Wacken schon. Interviewer: Mhm, okay. Ja, da sind wir eigentlich auch schon dabei: Wie sieht die Kommunikation aus zwischen touristischen Organisationen hier in der Destination und ICS? Frank Simoneit: Ja, vorweg geschaltet vielleicht nochmal so als, allgemein ist das schwierig so zwischen Destinationsleuten und Eventveranstalter Kommunikation herzustellen, weil das im Prinzip zwei Planeten sind. Eventveranstalter sind letztendlich einfach, das ist ein knallhartes Geschäft, wo es einfach rein um Wertschöpfung geht, größtenteils. Und was häufig rein betriebswirtschaftlich betrachtet wird. Das ist auf Destinationsseite eher anders, das sind häufig städtische Stellen, öffentliche Stellen, da geht’s viel um Image, da geht’s auch viel um naja um öffentliche Finanzierung, da ist weniger wirtschaftlicher Druck drin. Und da ist es sehr häufig so, dass die beiden Ebenen sich nicht besonders gut verstehen. Weil die einfach völlig unterschiedliche Interessen haben und manchmal das ganze auch einfach schlicht nicht funktioniert, weil der Blickwinkel zu unterschiedlich ist. Hier funktioniert es deshalb gut, weil es zum einen auf der persönlichen Ebene gut funktioniert und entsprechend auch Connections gibt, zum anderen aber auch weil Wacken in der Hinsicht sehr fortschrittlich ist, weil sie eben die Arbeit mit touristischen Akteuren in der Region und mit der Destination einfach auch als Chance begreifen das Festival zu verankern, abzusichern, ggf. als auch weiterzuentwickeln und weil da mittlerweile sag ich mal eine gewissen gemeinnützige Note mit drinsteckt mit dem Festival der Region auch was Gutes zu tun. Das heißt da haben wir noch so einen Aspekt drin, der bei anderen Festivals, die zu 100 % kommerziell ausgerichtet sind nicht da ist. Und ansonsten ist die Geschäftsführung von ICS und die Akteure auch sehr innovationsfreudig, die werfen ja mit Ideen nur so um sich. Und von daher ist das, macht das auch einfach Spaß und dann funktioniert es auch und man hat sich da eben auch mit der Kommunikation so angenähert. Standardisiert ist die Kommunikation nicht, es gibt in dem Sinne kein Gremium oder so in dem man regelmäßig zusammenkommt. Und diese Kooperation, die ja jetzt seit kurzem geschlossen ist, ist eigentlich der Versuch auf dieser Ebene eine dauerhafte Kommunikation herzustellen und damit ein Netzwerk aufzubauen, was in dieser Schnittstelle Tourismus-Event oder Destination-Event arbeitet. Und da sind wir ja gerade dabei das hinzukriegen und hoffen auch, dass das funktioniert. Interviewer: Welche Kooperation ist das? Zwischen wem und wem? Frank Simoneit: Das ist eine Kooperation zwischen der Hochschule, also zwischen der Fachhochschule Westküste, und ICS als Unternehmen. Wir haben auch mit anderen Unternehmen Kooperationen zum Beispiel mit TUI, wir haben jetzt ganz neu eine Kooperation im ADAC, wo es ähnlich gelagert ist, wo der ADAC ja auch eine Touristiksparte hat irgendwo, die wir jetzt auch mit begleiten. Dazwischen hängt natürlich immer noch so ein bisschen der Verein Grad 54. Da gibt’s aber eine Schnittstelle, weil ich ja sowohl Vorsitzender des Vereins bin als auch Betreuer dieser Kooperation, so dass das eigentlich immer zwei Funktionen sind und der Verein natürlich außerhalb dieser Institution Hochschule die Aufgabe hat als Projektträger und auch als Netzwerkmitte, sozusagen, für dieses Netzwerk zu fungieren. So dass wir da auf zwei Ebenen eigentlich arbeiten, die aber nicht als zwei Ebenen erkennbar sind, da das als Person immer Ich bin. 89 Interviewer: Okay, ja. Und mit welchen touristischen Leistungsträgern kooperieren die noch? ICS? Frank Simoneit: Mit verschiedensten. Es gibt verschiedene Projekte, wo man natürlich ganz konkret mit einzelnen Partnern zum Beispiel aus der Hotelbranche oder aus touristischen Landschaft Schleswig-Holsteins mit Partnern, wo auch die Möglichkeit bestünde Konzerte durchzuführen oder so direkte Kontakte projektbezogen. Ansonsten sind wir gerade dabei über die Kooperation mit der Hochschule den direkten Kontakt in das Tourismusreferat des Wirtschaftsministeriums herzustellen, wo es noch einen Termin geben wird, um einfach den Zugang zu Fördermitteln und Unterstützung von der politischen Seite sicherzustellen. Und vor dem Hintergrund ist es auch geplant, das alles was in Wacken gerade passiert, auf dieser Ebene, die ich gerade beschrieben habe mit Kooperationen und Verein, dann auch mal allen touristischen Partnern, relevanten Partnern, sprich Köpfe, also Geschäftsführer von Destinationen, aber auch von großen Freizeiteinrichtungen zugänglich zu machen, in dem es da angedacht ist einen Termin zu machen, wo dann mal vorgestellt wird, was in Wacken eigentlich so passiert. Weil für die meisten ist es ja immer noch einfach drei Tage besaufen und laute Musik. Und was so dahintersteckt, können sich viele immer noch nicht richtig vorstellen. Wobei sich das in der letzten Zeit deutlich geändert hat. Weil das standing einfach und die Wahrnehmung einfach extrem positiv ist in Schleswig-Holstein, was das Festival angeht, was lange nicht so war. Interviewer: Okay ja. Ist das Wacken Open Air in deinen Augen einzigartig? Frank Simoneit: Ja, definitiv. Gar keine Frage. Interviewer: Okay, und du bist stolz darauf, dass es auch hier in der Region stattfindet? Frank Simoneit: Joa, habe ich ja nichts dazu beigetragen, deswegen kann ich da ja nicht wirklich stolz drauf sein. Aber ähm, wenn man… also ich mache ganz viele Projekte in Deutschland und dann sind wir natürlich auch immer in der Situation, dass wir uns als kleine Hochschule immer vorstellen müssen in anderen Gegenden Deutschlands. Und normalerweise können die sich zwischen Hamburg und Sylt, das sind so die bekannten Punkte, eigentlich nichts vorstellen. Da ist auf der mentalen Karte nichts. Wacken kennt man dann aber, die Bilder sind bekannt und man kann das dann irgendwie verorten. Wir werden dann auch immer, wenn ich darauf angesprochen werde, so nach den Veranstaltungen auch immer gefragt, was ich da so machen würde. Also das ist einfach ein Punkt, der eine gewissen Aufmerksamkeit hat und dementsprechend nutzen wir das und das funktioniert gut. Interviewer: Okay, gut. Und hat es auch Nachteile, dass es hier in der Region stattfindet? Also vor allem für die Region Destination? Frank Simoneit: Nein, aus meiner Sicht überhaupt nicht. Also es gibt natürlich Nachteile für diejenigen, die direkt betroffen sind, zum Beispiel von dem Anreiseverkehr oder die sehr nah am Festivalgelände wohnen und jetzt nicht gerade Heavy-Metal Fan sind. Es wird aber in, sag ich mal, größtmöglicher Art und Weise darauf geachtet, dass es extrem gering bleibt und minimiert wird und es sind auch ohne Ende Auflagen, die auch immer ohne Ausnahmen erfüllt werden. Gibt ja auch die große Bereitschaft das ganze so verträglich wie möglich zu machen. Das hat zum Beispiel mal hier jemand die Arbeit geschrieben über die Nachhaltigkeit des Festivals – Jan Struve, Masterarbeit, musst du dir mal geben lassen. (kurz vom Thema ab). Wenn man das ganz klar aus dem betriebswirtschaftlichen Blick90 winkel sieht und feststellt, was Wacken an Wertschöpfung in der Region schafft, ist ja auch ein sehr strukturschwacher Raum, dann sind alle Nachteile im Prinzip sowieso aufgewogen. De facto gibt es eigentlich keine Nachteile, die nicht in der Persönlichkeit einzelner Menschen, die betroffen sind, begründet sind. Ne, für die Region ist das ein Volltreffer. Hat da schon irgendjemand mal gesagt das hat Nachteile? Interviewer: Nee, eigentlich nicht. Also du bist auch erst mein dritter Interviewpartner (beide lachen). Insgesamt habe ich auch nur sieben. Aber nein, hat noch keiner Nachteile genannt. Frank Simoneit: Das würde mich auch wundern. Also auch vom Image her ist es mittlerweile so, dass das nicht so… Ich hab zwar vorhin so gesagt, für die meisten hier ist es immer noch so ein bisschen merkwürdig. Weil die sich da so wenig drunter vorstellen können. Aber eigentlich wird das trotzdem irgendwie so positiv mittlerweile gesehen. Interviewer: Ja, auch in der Presse ist es ja eigentlich auch immer positives Image, was die verbreiten… Frank Simoneit: Ja weil es halt so brutal fröhlich ist immer. Aber gut okay, machen wir weiter. Interviewer: Ja, Eventmarketing ist dir ja ein Begriff. Also das eben ein Produkt, eine Dienstleistung oder ähnliches mit einem Event vermarktet wird. Ähm inwieweit wird das Eventmarketing hier in der Destination bisher genutzt? Also jetzt mal nicht unbedingt das Wacken Open Air, sondern auch andere Events. Frank Simoneit: Viel zu wenig. Ähm, das liegt zum einen… oder sagen wir mal, dass es hier sehr wenig wirklich gute Veranstaltungen gibt, wo ich sagen würden, die sind auch überregional wirksam. Alles andere ist für mich so Gästebespaßungsprogramm, da reden wir jetzt nicht drüber, das ist für mich kein Event, wenn hier irgendwo Lagerfeuergrillen mit Stockbrot ist oder so. Es gibt einige wenige Orte, die das ein bisschen hochkarätiger machen, dazu zählt St. Peter Ording mit dem Surf Woldcup und solche Geschichten, Kite Worldcup. Dazu zählt Sylt, wo ja auch der Surf Worldcup stattfindet. Und mit Abstrichen vielleicht auch noch Büsum, wo auch ab und zu mal ein größeres Event stattfindet. Ansonsten gibt die touristische oder gibt die Eventlandschaft eigentlich nichts her. Das ist jetzt erst so langsam im Kommen, dass man sich überlegt, inwieweit so große Events eine Rolle spielen und dahinter steckt genau deine Fragestellung, weil man bisher auch der Meinung war „ja gut, da kommt so ein Riesenevent, die machen da im Prinzip ihr Ding und danach hauen die Leute alle wieder ab und wir müssen den Müll aufräumen, wir haben da nichts von“. So und mittlerweile ist es so, dass Eventmarketing auch eine Schnittstelle hat zu Destinationsmarketing und dass man versucht die Destination über Events, die dann auch vom Image her passen, zu profilieren und das dann eben mitreinzieht und den Event nicht mehr so singulär betrachtet, sondern als Bestandteil der Angebotslandschaft. Und wir versuchen das so ein bisschen zu unterstützen mit so ein bisschen Konzeption, mit der wir beauftragt sind, zum Beispiel so ein bisschen für die Westküste dann auch konsequent mitdenken. Und von daher gewinnt das deutlich an Wichtigkeit, hier kann man aber noch nicht sagen, ob das gut funktioniert hat. Diejenigen, die es machen, wie St. Peter Ording oder Sylt, die machen das gut. Nutzen das auch schon für sich. Die anderen müssen da mal nachziehen. 91 Interviewer: Okay, ja. Also das Wacken Open Air wurde bisher noch nicht als Eventmarketing genutzt, als Kommunikationsmittel? Frank Simoneit: Naja, es wird immer mal wieder so darauf hingewiesen. Gerade jetzt, wo es so deutlich positiv rüberkommt, steht das dann auf einmal über so mit dabei: „Hallo, das haben wir auch noch“ und „Guck mal, das ist bei uns“. Aber das hat mit Strategie noch nichts zu tun. Im Moment hat man das so erkannt so „Oh hoppla, das kommt ja gut an, also kommunizieren wir das auch noch mal schnell mit“. Aber es ist definitiv nicht in eine Strategie eingebunden. So und das ist ja das, was jetzt gerade versucht wird anzuschieben indem wir da den Kontakt zum Ministerium herzustellen und zum Beispiel auch, nicht nur zum Tourismusreferat, auch zum Kulturreferat. Und einfach versuchen Wacken als Bestandteil der touristischen Angebotslandschaft in Schleswig-Holstein zu etablieren. Interviewer: Mh, okay. Wie müsste ein Event denn idealerweise aussehen, um es hier als Eventmarketing nutzen zu können? Was halt dann wirklich passend auf die Region/Destination zugeschnitten wäre? Frank Simoneit: Jaa, schöne Frage aus der Theorie, die man praktisch nicht beantworten kann. Weil wenn man jetzt hingeht und würde Events machen, die genau zur Region passen und der Zielgruppe, die hier angesprochen wird, kriegt man höchstwahrscheinlich relativ langweilig Sachen, bzw. die Sachen, die es schon gibt. Das ist aufgrund der naturräumlichen Voraussetzungen, so Geschichten wie Surfen und Kiten, wo halt ein großer Strand ist und der entsprechende Wind und das Wasser, das geht halt gut da. Ansonsten müsste man hier große Veranstaltungen für Best-Ager oder so machen, damit es passt, und das ist per se dann ein Schlagerfestival oder so, was hier gehen würde wie doof, würde super passt. Ob das hier unbedingt die Region profiliert, sei mal dahin gestellt. Das spannende bei Events ist ja gerade, dass da häufig Sachen entstehen, die so total gar nicht passen. Das tolle an Wacken ist ja, dass das so total gar nicht dahin passt. Das ist ein kleines Kuhdorf am Arsch der Welt und einmal im Jahr bricht da die Hölle aus und gerade dieser Kontrast macht es eben aus. So und dementsprechend müsst man gucken, dass man vielleicht – das wäre jetzt mein Ansatz – über Events Aspekte der Region beleuchtet, die so noch gar nicht wirklich bekannt sind. Und einfach noch Zielgruppen anspricht. Und das Image einfach so ein bisschen aufbessert und die Angebotslandschaft aufwertet, indem man genau etwas macht, was eigentlich gar nicht unbedingt passt. So und da sind wir dann originär bei Kreativarbeit, die man eigentlich am Schreibtisch nicht machen kann, da muss dann mal irgendein pfiffiger Mensch sagen „Guck mal, das probieren wir jetzt mal“. Ist ja auch immer ein gewisses Risiko, was Destinationsmanagement eigentlich selten eingeht, viel zu selten, Eventmanager aber schon, die sind deutlich Risikofreudiger. So und wenn das Destinationsmanagement die Rahmenbedingungen schaffen könnte das Innovation im Eventbereich in Destinationen stattfinden könnte, viel stärker als jetzt, wäre das schon ein riesen Schritt nach vorne. Interviewer: Hm, also so wie zum Beispiel mit Hilfe von ICS das Music Camp jetzt einfach mal probiert, einfach mal in die Hand genommen wurde und gucken wie es wird… Frank Simoneit: Genau und da kann man dann sagen, wir schaffen bestimmte Rahmenbedingungen, aber wir sind auch sicher, dass wir einen Partner haben, der auch das entsprechende Know-How hat. Der entsprechende Partner auch wieder hat, die bei Finanzierung auch mit machen, so dass wir das Risiko minimieren können und dass diese ganze Innovation stattfindet. Ganz konkret gesagt, hätte ein Destinations… eine Destinationsmanage92 mentorganisation hätte dieses Music Camp nie auf die Beine stellen können. Selbst wenn da Leute drin sitzen, die das gekonnt und gewollt hätten, hätten die Geldgeber, was in der Regel die öffentliche Hand ist, das gestoppt. Interviewer: Ja, ist klar ja. Die Marke Wacken Open Air hat mittlerweile Kultstatus. Wäre es möglich das Destinationsmarketing für die Region Holstein unter anderem daran zu orientieren? Frank Simoneit: Nein. Nein. Wir haben hier mal untersucht mit einer Studentengruppe, das ist schon eine zeitlang her, was denn eigentlich wirklich der Markenkern ist. Das was da Kult ist, ist im Prinzip die Community selbst. So und also eigentlich feiern die Leute da auch primär sich selber. Das ist natürlich dann schwer zu übertragen. Man kann Teile dieses Kultes, dieses Images, ja dieser Werte, für die Wacken steht, kann man auf einzelne Infrastrukturen übertragen, ja? Man könnte zum Beispiel, oder man hat sie ja übertragen auf dieses Musik Camp. Man kann die sicherlich übertragen auf Gastronomie und Hotel eine Richtung, was ja auch geplant ist. Die ist gesperrt die Arbeit, oder? Interviewer: Ja, also sie ist erst mal nicht öffentlich. Frank Simoneit: Ja gut, wir reden hier über Projekte, die nicht öffentlich sind. Und das funktioniert, das könnte auch in Teilen für die Region funktionieren, wobei man sich dann überlegen muss, wie finden die Werte, für die Wacken steht, dann in der Region statt. Das geht im Prinzip nicht. Also das geht ein bisschen über die Aufmerksamkeit, ein bisschen über das Image, und für einzelne Infrastrukturen, aber im gesamten nicht. So und dann geht’s eher darum, dass man das Know How, was da vorhanden ist und die Innovationskraft nutzt, um in der Region dann weitere Punkte zu entwickeln, die dann halt vielleicht nicht unbedingt schwarz mit einem Stierkopf sein müssen, sondern völlig anders aussehen können, da muss auch nicht Wacken draufstehen, aber das Know How steckt halt drin. Das würde schon die Region, gerade die Region Steinburg, die definitiv eine der langweiligsten ist überhaupt, deutlich nach vorne bringen. Interviewer: Mh ja. Gibt es einen Grund, warum Touristen auch im Oktober – beispielsweise- Wacken besuchen sollten? Frank Simoneit: Bisher nicht (lacht), bisher nicht. Aber wie gerade schon gesagt, wenn entsprechende Erlebnisse geschaffen werden, Gastronomie, Hotellerie, die gewisse Werte, für die Wacken steht, einfach wiedergeben, dann kann man sich das schon vorstellen, ja. Interviewer: Aber dann wahrscheinlich eher Tagestouristen oder zwei Tage oder so… Frank Simoneit: Ja, Tagestouristen, also man muss das mit anderen Bausteinen verschneiden. Schleswig-Holstein hat zum Beispiel an der Westküste äußerst wenig Tagungsmöglichkeiten. Wenn man jetzt hingeht und einen, ich sag mal, Wacken-gebrandeten Hotelbetrieb mit Tagungsmöglichkeiten ausstattet und die dann eben auch entsprechend gebrandet sind und ein bisschen was anderes sind als der übliche, langweilige Seminarraum, dann kann man schon davon ausgehen, dass man das in Hamburg oder Schleswig-Holstein für Tagungen schon ganz gut verkaufen kann. Von der Verkehrsanbindung ist das ja alles völlig in Ordnung zum Quellgebiet Hamburg. Man kann über andere Dinge nachdenken, was händeringend gesucht wird sind Übernachtungsmöglichkeiten für Monteure in der Region. Das liegt einfach an den Schleusen Brunsbüttel und am Atomkraftwerk. Das ist jetzt natürlich die Klientel, der das völlig scheiß egal ist, wie so ein Hotel aussieht, haupt93 sache es ist einigermaßen billig, das Frühstück ist gut und es gibt Wlan. So und so kann man halt eine gewissen Grundauslastung für Einrichtungen schaffen, die ansonsten aber Wacken gebrandet sind. Und das ist anspruchsvoll, das zu tun, aber es geht. Nur mit dem Thema Wacken ist das außerhalb der Festivalzeit echt schwer. Interviewer: Mhm, okay. Welche Vor- und Nachteile siehst du darin das WOA als Kommunikationsmittel zu nutzen? Frank Simoneit: Die große Gefahr ist einfach, dass da Dinge kommuniziert werden, die nicht mehr pur Wacken sind und dann letztendlich diese ganze Community, ich sags mal ganz deutlich, sich ein bisschen verarscht fühlt. Also dass halt alles Mögliche verkauft wird. Weil das Festival halt im Prinzip für sich selber steht und Holger sagt das ja immer so schön „Das Festival ist der Headliner“ und das sollte man auf keinen Fall für irgendwelche nicht festivalspezifischen Dinge missbrauchen, ich sag mal ganz deutlich missbrauchen. Das ist genau die Diskussion, was da alles stattfinden darf auf diesem Festival. Wenn das dann irgendwann in so einem Kirmesbetrieb ausartet, dann kommen da irgendwann Leute, die Kirmesbetrieb wollen, das sind dann aber nicht mehr die Leute, die wegen den anderen Leuten kommen. So und das ist ganz sensibel. Deshalb geht es uns einfach mehr darum das Know How zu nutzen und viel weniger die Marke, weil die Marke ist so stark, weil sie so rein ist (lacht). Und das sollte sie auch bleiben. Interviewer: Und wenn man jetzt zum Beispiel sagt, ja, die Region Steinburg ist der Vorort von Wacken oder die Stadt Itzehoe ist der Vorort von Wacken. Könnte man das schon machen? Frank Simoneit: Ja in der entsprechenden Community könnte man das natürlich machen. Die Stadt Itzehoe wird sich da ein bisschen… nicht ganz glücklich mit sein. Obwohl sie froh sein könnte, wenn sie überhaupt noch als Vorort bezeichnet wird. Itzehoe ist ja ein Loch, ne? Da findet ja gar nichts mehr Stadt außer, dass jeden Tag mehr Geschäfte mit Brettern zugenagelt werden. Ich weiß nicht, was Itzehoe davon haben sollte, wenn sie sich als Vorort von Wacken bezeichnen, das bringt ihnen ja nichts. Interviewer: Naja mehr Bekanntheit. Itzehoe kennt niemand, Wacken kennen einige… Frank Simoneit: Ja, aber auch die Bekanntheit bringt Itzehoe ja nichts. Dann weiß ich, dass es da irgendwo einen Ort Itzehoe gibt… und wenn ich in irgendeiner Weise Wacken-affin bin und sag „Hey, ich würde gerne in der Nähe wohnen“ oder „Ich guck mir mal an, was da in der Nähe ist“, wobei das schon ein großer Schritt ist, dann gucke ich mir Itzehoe mal ein bisschen genauer an und dann ist das Thema auch schon wieder am Ende. Ne, weil was sollte ich in Itzehoe machen – nichts! Da gehen ja nicht umsonst alle weg. So und nur weil Wacken in der Nähe ist… wenn überhaupt, dann kann ich mir vorstellen, dass einzelne Leute, die echt total musikverrückt sind in dem Bereich und sagen „ich ziehe nach Wacken“ oder so. Das kann ich mir vielleicht noch vorstellen. Für zehn Leute in Deutschland. Aber nicht… Itzehoe hat da nichts von. Außer sie würden konsequent eine Zusammenarbeit eingehen und sagen, da gibt’s ja auch Ideen, wo Itzehoe momentan nicht besonders hilfsbereit ist, besonders offen ist. Man sagt „Okay, wir haben eine Zielgruppe, wir haben Know How, wir könnten auch in Itzehoe Dinge tun, Projekte umsetzen, mit denen Itzehoe traffic kriegt, wo Besucher kommen könnten, wo Arbeitsplätze geschaffen werden“. Aber wie so üblich im Eventbereich ist das halt kein Selbstläufer. Das ist das Risiko und da müsste Itzehoe dann auch mit Risiko gehen. Und so wie es gegenwärtig aussieht, tun die 94 das eigentlich nicht. So dass sie diese Marke momentan auch nicht nutzen. Einfach nur zu sagen „Hey, das ist bei uns in der Nähe“ ist Quatsch. Interviewer: Okay. Ja, es gibt ja diese Eventreihe, die ist im November in Itzehoe, diese Krimi-Nächte, Krimi-Tage irgendwie so… Es ist ja jetzt nicht total unpassend, sag ich mal, es ist schwarz, es ist dunkel irgendwie so… Frank Simoneit: Ja theoretisch. Kein Heavy-Metal Fan wird nach Itzehoe fahren und sich die Krimis angucken und besuchen nur weil Wacken in der Nähe ist. Wenn ihn das interessiert, wo ich durchaus sehe, dass ihn das interessieren könnte, dann fahren die nach Itzehoe genauso wie in die andere Richtung, weiß ich nicht, nach Lüneburg wenn da so ein Festival ist. Das hat mit Wacken nichts zu tun. Wenn ich da jetzt allerdings hingehen würde und sagen würde „Ich versehe jetzt diese Krimi-Nacht mit einem noch größeren Event, wo unter Umständen eben mit Musikbegleitung stattfindet etc. und ich nutze dafür das Know How, was in Wacken vorhanden ist und vielleicht auch die Bühnentechnik und ähnliche Geschichten“, dann kann das Sinn machen, aber auch ohne, dass da Wacken draufsteht. Steckt halt nur wieder Wacken drin. Das Know How halt. So, das wäre sinnvoll, aber soweit ist Itzehoe irgendwie noch nicht gekommen. Interviewer: Okay, ja. Wie wichtig ist für die Region Holstein die Zielgruppe, die das Wacken Open Air anspricht? Frank Simoneit: Null wichtig. Weil die Zielgruppe sucht Wacken und nach Festivalende ist sie wieder weg. Und die Region Holstein bietet auch nichts, weswegen irgendjemand 10 Tage vorher kommen sollte oder 10 Tage länger bleiben sollte. Wenn dann macht es Sinn für die Nordsee bestimmte Bausteine zur Verfügung zu stellen, das mach noch vorher oder hinterher Urlaub an der Nordsee macht. Aber ansonsten ist das für die Region Holstein total uninteressant, weil die Region Holstein einfach kein adäquater Partner ist, die haben nichts. Sorry. Interviewer: Welche Zielgruppen sind hier so in der Region? Frank Simoneit: Jetzt im Wesentlichen in der Saison Strand- und Badeurlauber. Das sind in der Regel Familien, häufig Familien mit Kindern im schulpflichtigen Alter oder darunter. Und in der Vor- und Nachsaison haben wir hier die klassischen Best-Ager-Pärchen, die im gleichen Anoraks, die bei jedem Wetter aufm Deich stehen und die Arme ausbreiten. Und glauben, sie sind in der Natur, obwohl sie auf eine hochgradig genutzte Landwirtschaft gucken. Sylt ist noch hier eigenständig, das ist ja noch hier Massentourismus pur. Wenn wir weiter runter gehen, Steinburg etc., dann haben wir da auch noch viele, ja was heißt viele, aber etliche, Radtouristen, die hier an der Nordseeküste langfahren oder auch im Inland langfahren. Wir haben dann den einen oder anderen Kulturtouristen, der sich da ein bisschen was anguckt. Unterelbe ist sehr viel Fahrradfahren, aber jetzt direkt in Holstein haben wir jetzt noch ein klein bisschen reiten und so, aber nichts was jetzt großartig als Segment nennenswert wäre. Könnte sich unter Umständen ändern mit dem neuen Landestourismuskonzept Schleswig-Holstein, was ja jetzt brandaktuell dieses Jahr veröffentlich worden ist. Wo auch, ich sag mal, Entdecker und Neugierige als Zielgruppe mit drin stehen und auch Kultur ein größeres Gewicht hat als bisher, so dass man sagen könnte, da könnte man unter anderem eine Schnittstelle haben. Interviewer: Und wenn man jetzt sagt irgendwie man macht so ein Package aus dem WOA, dass man da ein paar Tage Urlaub an der Nordsee, jetzt gehen wir mal wirklich bis zur 95 Nordsee, dranhängt… wären die Zielgruppen dann kompatibel? Oder würden die sich dann gestört voneinander fühlen? Wenn da so eine Oma Fahrrad fährt und so ein MetalFan am Strand sitzt. Frank Simoneit: Nee, das glaube ich nicht, das sind ja alles freundliche Leute. Es gibt in dem Sinne zwar vielleicht optische Differenzen, aber es wird nicht passieren, dass diese Leute dann irgendwie Randale machen oder so. Das passiert einfach nicht. Ich kann mir schon vorstellen, dass es für einen Teil, nämlich die älteren, ähm wobei ich dann so über 30 meine, schon Sinn machen würde die mal mit dem Thema Nordsee in Kontakt zu bringen, würde ich mal sagen. Ob die dann da oben ggf. auch mal einen Urlaub machen, das könnte besonders für diejenigen Interessant sein, die dann von weiter weg kommt, wo es sich dann unter Umständen einfach lohnt länger dazubleiben. Ähm, aber ein wahnsinnig großer Business wird das nicht. Also es war im letzten Jahr auch, also die Nordsee Tourismus Service war im letzten Jahr auf dem Festival und hatte sozusagen auch einen Informationsstand. Die haben das allerdings, die haben das Festival nicht so richtig begriffen. Die haben das so gestaltet als wenn sie auf einer normalen Messe sind und das funktioniert halt nicht. Der Aufwand an die Leute zu kommen ist ja auch einfach höher, weil die einfach anders. So und das Interesse war da auch einfach nicht so groß. Jetzt waren die Leute ja auch schon da, die konnten eh nicht länger bleiben, aber das hat… also man muss das schon wirklich sehr differenziert machen. Und da gibt’s sicherlich Möglichkeiten, aber das man da in nennenswerter Anzahl Packages verkauft, das glaube ich nicht. Außer man würde wieder Events dranhängen oder so… ähm, weiß ich nicht. Spezielle Angebote in irgendeiner Art und Weise speziell für diese Zielgruppe. Dann vielleicht so wie dieses Musik Camp. Da sind wir aber auch wieder bei einem ganz anderen Aufwand und einer ganz anderen Wertschöpfungskette, aber da die so dranzuhängen, die Nordsee, das ist zu simpel. Interviewer: Ja. Ähm 2012 hat ICS, glaube ich, so eine Wertschöpfungsstudie in Auftrag gegeben… Frank Simoneit: Jaja die kenne ich. Interviewer: Ja, da stand aber drin, dass 5% von den Festivalbesuchern vor- oder nachher noch ein paar Tage Urlaub machen in Schleswig-Holstein, also war aufs gesamte Bundesland bezogen. Das finde ich jetzt eigentlich schon viel. Frank Simoneit: Ja, das machen die aber von sich aus. Das ist auch okay. Interviewer: Also nicht so, dass das angeboten wird, meinst du? Frank Simoneit: Nö, ist ja auch eine attraktive Gegend, also wenn ich da von weit weg komme, warum sollte ich da nicht noch zwei Tage in St. Peter Ording am Strand liegen, ist ja auch schön. Ich glaube nur, das mit diesen 5%, ähm, dass das Potenzial auch schon erschlagen ist. Und man es nicht einfach durch ein paar Packages schaffen wird, dass das auf einmal 15% sind. Weil die Leute wissen ja, wo sie sind, an der Nordsee und wenn sie das interessieren würde, dann würden sie ja da bleiben und die 5% tun es auch. Dass man die 5% vielleicht ein bisschen besser anspricht, bisschen dazu bringt noch länger zu bleiben, das mag sein. Da mehr Geld auszugeben, aber ich glaube nicht, dass das nennenswert erhöht werden kann. 96 Interviewer: Okay. Kann das Wacken Open Air für die Destination Holstein als Konkurrenzvorteil dienen? Frank Simoneit: Ja, klar, ähm tut es ja schon. Einfach in dem Sinne, dass es extrem wahrgenommen wird. Ja, wenn Festival ist, dann läuft es auf RTL, es läuft auf allen anderen Kanälen, es wird halt drüber berichtet, es ist in den Medien und sorgt einfach dafür, dass die Westküste Schleswig-Holsteins in der Presse ist. Wenn man mal ein Presseberichterstattungs in Mediawert umrechnen würde, dann wäre das bestimmt gigantisch. Und die Nordsee hängt ja immer irgendwie so mit dran, es wird ja immer von Schleswig-Holstein Kuhdorf an der Nordsee und so… und ähm, das ist mit Geld fast nicht zu bezahlen. So und der nächste Schritt wäre dann, die Aufmerksamkeit irgendwie zu nutzen und zum Beispiel, wenn man vorher wüsste, wann diese Medienberichterstattung stattfindet, da vielleicht noch mit Werbemaßnahmen reinzugehen. Das kann man, das könnte man schon machen. Aber im Prinzip ist der Vorteil in der Aufmerksamkeit, die da ist. Mit der deutlich positiven Aufmerksamkeit. Interviewer: Ja okay. Es gibt Großveranstaltungen, die so eine einzigartige Verbindung herstellen zwischen Destination und Event. Das sind Hallmark Events, ich weiß nicht, ob dir der Begriff was sagt. Habe ich als Beispiel das Oktoberfest in München, den St. Patricks Day in Dublin. Wäre es wünschenswert, wenn die Region Holstein und das Wacken Open Air so als Einheit auftreten würde? Frank Simoneit: Ja klar wäre das wünschenswert, aber utopisch. Ja klar, Wacken ist Wacken und das heißt ja auch nach dem Ort und im Prinzip ist der Ort in dem Sinne die Destination und jetzt sind wir bei Biegers Destinationsdefinition. Alles, was die Leute wollen, gibt es in Wacken. Und der Aktionsraum beschränkt sich eigentlich auch ausschließlich auf Wacken. Es wäre mal ganz interessant Aktionsraumforschung zu machen, was die da so veranstalten, wo die so rumlaufen und so. Ich glaube, das wäre ganz spannend. Es strahlt die nicht auf die Destination aus. Weil da ja auch nichts ist. Deswegen wird das auch gar nicht wahrgenommen. Sind wir wieder lediglich beim Thema Aufmerksamkeit. Die Destination ist in dem Fall nicht Holstein, sondern Wacken. Interviewer: Und Wacken ist ja eigentlich schon ziemlich gebrandet, zumindest um das Festival rum… Die treten ja schon als Einheit auf. Frank Simoneit: Ja, mehr geht ja nicht. Ja, klar. Wacken ist ja wie eine Insel zur Festivalzeit. „Willkommen du bist in Wacken, freu dich!“ – man weiß genau, wann man drin ist, man weiß aber auch genau, wann man wieder raus ist. Ist genau wie, es ist eine Inselsituation. So und dementsprechend funktioniert das eben auch. Interviewer: Ja, okay. Letzte Frage: Wie könnte deiner Meinung nach das Eventmarketing der Destination Holstein in Zukunft aussehen? Und gibt es speziell Pläne oder Wünsche zum Dorf Wacken oder zum Wacken Open Air? Frank Simoneit: Naja im Prinzip müsste es so weitergehen, wie es jetzt angefangen worden ist. Es gibt den erfreulichen, äußerst erfreulichen Umstand, dass die Verantwortlichen in Wacken ein Interesse daran haben für die Region etwas zu tun. Und zwar durchaus auch uneigennützig. Klar steckt dahinter auch der Gedanke das Festival mit entsprechender Akzeptanz zu versorgen, aber da steckt auch so ein bisschen der Gedanke drin, dass man da einen tollen Job hat und dass das alles gut funktioniert und dass man der Region so ein bisschen was zurückgeben möchte. Das ist eine Sondersituation, die gibt es normalerweise 97 nicht. Wenn dieses zurückgeben dazu führt, dass man in Holstein Potenziale entdeckt oder Angebote schafft, die einfach für mehr traffic sorgen, für mehr Wertschöpfung und vielleicht auch so ein Scheißort wie Itzehoe wieder ein bisschen auf die Beine bringen, wenn die das mal begreifen, dass die davon profitieren könnten, dann würde das eigentlich schon ausreichen. Dann hätte Holstein in diesem Sinne die Möglichkeit, die es gegenwärtig nicht hat, als Teilregion der Westküste Schleswig-Holsteins am touristischen Markt stattzufinden. Als eigenständige Destination wird das auch mit Wacken nie stattfinden, da wird nur Wacken alleine stattfinden und auch nicht als Teil der Nordseeküste, sondern als völlig eigenständige, als völlig eigenständiger Planet eigentlich. So und Holstein wird stattfinden mit Wacken und mit dem Know How von Wacken, dann als Teil der Westküste. Das wäre extrem positiv und dann können wir auch von Eventmarketing sprechen, das dann natürlich auch bestimmte Veranstaltungen die Region profilieren, ggf. auch in Verbindung gesetzt werden mit irgendwelchen anderen Events, wo man Veranstaltungsreihen aufziehen kann etc., so dass es zu einer Vernetzung kommt. Heißt aber, dass die Region Holstein als erstes Mal eigentlich feststellen muss, dass es sie als Destination nicht gibt, dass ihr Angebot aber auf der übergeordneten Ebene sehr wohl stattfinden kann und dass Wacken dafür ein extremer Impulsgeber und Motor sein kann. So, man muss nur wollen. Und bei dem Wollen hapert es manchmal ein bisschen. Auch weil, natürlich, wie in allen Regionen dieses übersteigerte Regionalbewusstsein, Heimatstolz, wie auch immer man das nennen will: „Wir sind Holstein, wir sind toll, warum kommt denn keiner?“. Ja, weil ihr nicht toll seid, so. Und das muss mal einer begreifen… Fertig? (lacht) Interviewer: Ja, das wars schon! Möchtest du noch irgendwas sagen? Frank Simoneit: Nee, ich denke die ganze Zeit darüber nach diese Holstein Geschichte ja, die ist schwierig. Ja, weil Holstein existiert de facto überhaupt nicht. Diese Organisationsstruktur, dieser Verein, die machen im Prinzip ja nichts, oder? Frank Simoneit über das Tourismuskonzept 2030: … Das ist kein Konzept im klassischen Sinne, sondern die Aufgabe ist, dass wir jetzt die Handlungsfelder identifizieren, in denen man etwas tun muss, damit der Tourismus im Jahr 2030 an der Westküste noch konkurrenzfähig ist. So und da haben wir natürlich auch erstmal eingesammelt alle relevanten Organisationen, die an diesem Prozess zu beteiligen sind und dazu zählt zum Beispiel diese Destination Holstein nicht. Ja, die ist da nicht dabei. Die wird da überhaupt gar nicht registriert. Und wenn man jetzt schon mal bestimmte Ergebnisse vorausnimmt, dann wird es auch so sein, dass es viel stärker dazu kommen muss, dass die Angebotslandschaft verschmilzt und sich nicht Teilregionen eigenständig vermarkten. Damit man eine entsprechende Wahrnehmbarkeit am Markt hat. Das heißt, die Region Holstein wird zukünftig als Region noch viel unwichtiger. Viel wichtiger ist dann das Angebot und wie es dann mit anderen Angeboten vernetzt werden kann. Zum Beispiel für Radfahrer, so ein typisches Vernetzungsthema. Aber Holstein ist auch, wenn wir das jetzt aufnehmen hier als Destination, eine Todgeburt. Definitiv. Da gibt’s… Wacken steht da solitär drin und ist halt Wacken. Da haben die aber nichts von. 98 Experteninterview Gönna Hamann von Holstein Tourismus e.V. (Zuerst wurden die Fragen per Mail beantwortet. Alle Fragen, die noch offen blieben wurden anschließend im persönlichen Gespräch beantwortet) Interviewer: Wie wichtig ist in Ihren Augen die Zusammenarbeit zwischen der Eventbranche und der Tourismusbranche? Frau Hamann: Die Tourismusbranche und Eventbranche sind aus meiner Sicht eng miteinander verknüpft. Veranstaltungen ziehen Besucher und Gäste an und stellen einen wichtigen Teil der Tourismusbranche dar, weil Sie für Touristen Attraktionen, Erlebnisse und Unterhaltung während Ihres Aufenthalts bieten. Zudem ziehen Veranstaltungen, vor allem mit neuen Attraktionen, die Aufmerksamkeit der Presse. Dadurch kann auch das Interesse potenzieller Besucher und Gäste an einer Destination geweckt werden. Aber Veranstaltungen wirken auch identitätsstiftend auf die Einheimischen. Events bieten auch die Möglichkeit, die Stärken einer Destination herauszustellen und ggf. das Profil der Destination zu schärfen. Da an der Planung, Organisation und Durchführung von Veranstaltungen immer mehrere Akteure aus unterschiedlichen Bereichen beteiligt sind, besteht auch die Chance, die Zusammenarbeit der regionalen Akteure zu stärken. Interviewer: Wie sieht die Kommunikation aus mit dem Unternehmen ICS Festival Service GmbH? Stehen Sie in regelmäßigen Kontakt für ein evtl. gemeinsames Marketing? Frau Hamann: Zwischen dem Holstein Tourismus e.V. und der ICS Festival Service GmbH besteht keine direkte Kommunikation und ein gemeinsames Marketing ist in der Vergangenheit nicht durchgeführt worden und ist bisher auch nicht geplant. Interviewer: Ist das Wachen Open Air in Ihren Augen einzigartig? Frau Hamann: Aus meiner Sicht ist das W:O:A einzigartig. Die Größe, die Location, die Metal-Musik, die FestivalBesucher, die Farbe Schwarz, das Drumherum machen das Festival zu dem, was es ist. Interviewer: In wie weit nutzen Sie das Kommunikationsmittel Eventmarketing im Destinationsmarketing bisher? Mit welchen Events kooperieren Sie und welche nutzen Sie zur Vermarktung? Frau Hamann: Der Holstein Tourismus e.V. tritt selbst nicht als Veranstalter von Events auf. Wir sammeln die Veranstaltungen in unserem Bereich und pflegen diese in unseren Veranstaltungskalender ein. Die Highlights werden von April bis Oktober in unserem monatlich erscheinenden Newsletter beworben, wobei vor allem die Events aufgenommen werden, die zu den Themen und dem Profil der Destination Holstein Tourismus passen, z.B. Glückstädter Matjeswochen, NOK-Romantika und die Itzehoer Wochen. Zudem gibt der Holstein Tourismus e.V. Prints, wie das Gastgeberverzeichnis und das Freizeitmagazin mit Ausflugszielen, heraus, in denen die wichtigsten wiederkehrenden Veranstaltungen über den Jahresverlauf dargestellt werden. Für die Pressearbeit und das Marketing der jeweiligen Veranstaltungen sind immer die Veranstalter selbst verantwortlich. Kooperationen bestehen nicht. Interviewer: Sehen Sie das Eventmarketing als Chance für die Destination Holstein? Frau Hamann: Der Verein Holstein Tourismus ist gegründet worden, um den Tourismus in der Region zu fördern und die Interessen der Mitglieder (Kommunen, Kreise, Institutionen) gegenüber anderen Organisationen und Institutionen zu vertreten. Der Verein soll Marketingaktivitäten initiieren, koordinieren, eigene Aktivitäten (keine wirtschaftlichen 99 Tätigkeiten) entwickeln und durchführen. Der Verein darf keinen Gewinn anstreben, aber auch keine größeren Verluste verursachen. Im Rahmen dieser Strukturen eigene Events durchzuführen und diese im Sinne der Region zu vermarkten, erweist sich als schwierig. Auch das Eingehen von Kooperationen mit bestimmten Veranstaltungen ist problematisch, weil der Verein immer die Interessen der gesamten Region zu vertreten hat. Aus diesem Grund denke, dass das Eventmarketing für Holstein zwar grundsätzlich eine Chance darstellen kann, aber nicht umsetzbar ist. Interviewer: Wie müsste ein Event idealerweise aussehen, um es für ein Eventmarketing nutzen zu können? Frau Hamann: In der Region finden bereits zahlreiche Veranstaltungen statt, die für ein Eventmarketing geeignet sind und auch im Rahmen der Mittel, die uns zur Verfügung stehen, für ein Eventmarketing genutzt werden. Interviewer: Die Marke „Wacken Open Air“ hat mittlerweile Kultstatus. Wäre es möglich das Destinationsmarketing für die Region Holstein unter anderem daran zu orientieren? Halten Sie das für sinnvoll? Frau Hamann: Das Destinationsmarketing am Wacken Open Air zu orientieren ist aus meiner Sicht problematisch. Denn das Wacken Open Air knüpft prinzipiell an nichts an, was in der Region historisch gewachsen und deshalb typisch ist, wie z. B. in Glückstadt der Walfang, die Heringsloggerei, der Glückstädter Matjes und die Glückstädter Matjeswochen. Diese Verbindung gibt es in Wacken und Umgebung zum W:O:A nicht. Hier geht es um die Musik, die Szene und um das, was auf dem Event passiert. Zudem passt das W:O:A nicht wirklich zu den Themen (Aktivitäten in der Natur, wie Radfahren, Kanu, Wandern, Reiten, Natur- und Landerlebnisse sowie Kultur), die im Marketing von Holstein Tourismus e.V. eine Rolle spielen. Interviewer: Warum sollten Touristen auch im Oktober das Dorf Wacken besuchen? Frau Hamann: Der Ort Wacken spielt selbst innerhalb des Holstein Tourismus eine eher untergeordnete Rolle. In der Nähe befinden sich jedoch der Nord-Ostsee-Kanal und die Tongrube Muldsberg, die vom Holstein Tourismus als Ausflugsziele beworben werden. Außerdem führen mehrere vom Holstein Tourismus ausgearbeitete und ausgeschilderte Radtouren durch Wacken. Wer also gern draußen in der Natur unterwegs ist, sich gern die Schiffe im Nord-Ostsee-Kanal anschaut und Ruhe sucht, für den kann Wacken auch im Oktober interessant sein. Interviewer: Welche Vor- und Nachteile sehen Sie darin, das W:O:A als Kommunikationsmittel zu nutzen? Frau Hamann: Vorteile: große Reichweite, Aufmerksamkeit in den Medien. Nachteile: W:O:A Besucher interessieren sich in der Regel nicht für Ausflüge bzw. Urlaub in der Region (Wie ich erfahren habe, hatte der Holstein Tourismus mal in einem Jahr einen Promotionstand auf dem Festivalgelände, für den sich aber keiner interessiert hat.) W:O:A passt nicht ins Profil des Holstein Tourismus, andere Themen, andere Zielgruppen Interviewer: Welche Zielgruppen sind vorwiegend in der Destination Holstein zu finden? Frau Hamann: Familien, Natururlauber, Entschleuniger Interviewer: Wie wichtig ist für die Region Holstein die Zielgruppe, welche das Wacken Open Air anspricht? Sind die Zielgruppen kompatibel? 100 Frau Hamann: Die Zielgruppen sind eher uninteressant und auch nicht unbedingt kompatibel mit den Zielgruppen, die der Holstein Tourismus ansprechen will. Interviewer: Kann das Wacken Open Air für die Destination als Konkurrenzvorteil dienen? Frau Hamann: Versteh ich nicht Interviewer: Wäre es wünschenswert, wenn die Region Holstein und das Wacken Open Air wie in den Beispielen als eine Einheit auftreten würden? Frau Hamann: Wie aus den vorhergehenden Erläuterungen ersichtlich, ist das kaum möglich, weil das W:O:A im Prinzip keine Anknüpfungspunkte bietet. Interviewer: Wie könnte ihrer Meinung nach das Eventmarketing der Region Holstein in Zukunft aussehen? Haben Sie speziell zu dem Dorf Wacken und dem Wacken Open Air Pläne oder Vorstellung? Frau Hamann: Das Eventmarketing des Holstein Tourismus wird sich voraussichtlich wenig verändern (können). Mit der Umgestaltung der Website will der Holstein Tourismus versuchen, die Top-Veranstaltungen in der Region, zu denen dann auch das W:O:A zählt, besser hervorzuheben. Außerdem versuchen wir die lokalen Akteure in den Touristinformationen zu motivieren, regelmäßiger ihre Veranstaltungen in unseren Veranstaltungskalender einzupflegen. (Ab hier wurden die Fragen im persönlichen Gespräch gestellt) Interviewer: Okay, also ein paar Fragen habe ich noch. Also die erste Frage war ja sehr ausführlich beantwortet… mit der Zusammenarbeit. Und da hab ich eigentlich nichts mehr, keine Frage zu. Dann die nächste Frage, wie die Kommunikation aussieht zwischen dem Unternehmen ICS und Ihnen, ähm, da haben Sie geschrieben, das eigentlich keine existiert und keine geplant ist. Warum? Frau Hamann: Ja, was heißt, also keine… Also erstmal wir haben schon Kontakt dazu, aber nicht unbedingt im Bereich Tourismus. Also wir sind ja ein Planungsbüro und dann haben wir zum Beispiel so Projekte, da geht’s dann um Flächenmanagement und solche Dinge. Also haben wir schon irgendwie Kontakt Aber so also zum Beispiel Wacken, die brauchen uns auch nicht unbedingt. Also wenn, dann müssen wir überlegen, wie können wir, wollen wir Wacken nutzen für die Kommunikation und wenn sie dann noch so ein bisschen weitergeguckt haben, es ist einfach schwierig. Also ich habe auch nochmal mit einer anderen Kollegin diskutiert, die machen sich tatsächlich auch gerade so ein bisschen Gedanken, Wacken und so, und sind auch so ganz hin- und hergerissen, weils einfach nicht so richtig das ist, was wir hier als touristisches Angebot eigentlich verkaufen möchten oder ja vermarkten möchten… ja…. Wobei es natürlich auch schon wieder, es gibt ja schon diesen Zusammenhang, die Leute kommen erstmal nach Wacken, sehen vielleicht, hier ist es irgendwie ganz nett, hier gibt es auch andere Sachen, ich weiß aber nicht inwieweit dann irgendwie so ein Bedürfnis entsteht nochmal hierher zu kommen und richtig Urlaub zu machen. Also so anders Urlaub und nicht so Festival. Interviewer: Also ich habe ne Marktforschungsstudie bekommen vom Veranstalter von 2012 und laut der bleiben 5% der Besucher noch ein paar Tage länger hier in der Region zum Urlaub machen, also das war auf ganz Schleswig-Holstein bezogen. Sie bleiben in Schleswig-Holstein. Frau Hamann: Ja, aber 5% halt, also das ist schon echt wenig. Also die meisten reisen am Mittwoch glaube ich an bei Wacken, vielleicht schon am Dienstag. Ich weiß nicht, wie groß 101 da jetzt dieser Zeitraum ist. Und am Sonntag ist regelmäßig Stau, weil alle sofort nach Hause möchten. Und ich weiß nicht, in wie weit da auch die Zusammenhänge sind zwischen Familie oder so, ob auch einige hier sogar Familie haben und dieses Festival auch einfach nochmal nutzen um irgendwie Familie zu besuchen oder sowas. Also die Zusammenhänge gibt’s ja auch. Interviewer: Okay, ähm, sind Sie stolz darauf, dass es hier in der Region stattfindet? Frau Hamann: (lacht) Stolz? … Es ist schon cool. Also Wacken hat halt nicht jeder. Und so ist es schon was Besonderes und irgendwie, es erzeugt ja auch Aufmerksamkeit in den Medien und so. Also erstmal weiß jeder, okay… Also Wacken ist ja auch Wacken, es ist ja nicht irgendwie ein anderer Festivalname, was weiß ich, Lumetic, oder es gibt ja so andere, ne? Sondern es heißt: Wacken. Wo es halt auch stattfindet. Und so ist es irgendwie, so passt es gleich auch zum Ort dazu und jeder weiß, ah, da ist es auch. Und das ist schon… und es ist ja auch immer wieder was Besonderes, also die Region merkt es ja schon, also die übernachten ja auch in Glücksstadt und so, also wenn dann die, es ist ja auch eine besondere Gruppe, die man dann sofort erkennt, wenn die dann hier so sind, dann: „Ah, genau, Anfang August, es ist wieder Wacken!“. Interviewer: Und gibt es auch Nachteile, dass es hier in der Region stattfindet? Frau Hamann: Nee, das würde ich jetzt erstmal, nee. Also nicht so direkt auf jeden Fall, also ich weiß jetzt nicht, wie es in Wacken aussieht, aber eigentlich das Dorf steht ja schon dann auch hinter der Veranstaltung und ich glaube, das alle anderen… es gibt ja auch Zulieferfirmen, es ist ja auch irgendwie ein Wirtschaftsfaktor und das wird schon eher positiv gesehen als irgendwie negativ, würde ich sagen. Interviewer: Okay, dann haben Sie geschrieben, dass auf der Homepage, also in diesem Veranstaltungskalender ganz viele Events sind und dass das auch im Newsletter kommt und so. Ist da das Wacken Open Air auch dabei? Frau Hamann: Ja, genau. Interviewer: Weil ich hatte das da gar nicht gefunden… Frau Hamann: Ja, also in diesem Jahr ist es tatsächlich, ist uns das irgendwie durch die Lappen… aber ich hab dann auch in den Vorjahren noch auch geguckt, also da wird es schon auch mit angekündigt von uns. Und ich weiß nicht, habe ich da schon..? Also wir planen ja auch die Internetseite im nächsten Jahr neu zu machen und da soll es auch mehr so dahin gehen, immer so die Topveranstaltungen so im Jahr nach oben zu stellen und dazu gehört Wacken dann auch. Und dann immer so übers Jahr und wenn man dann im Monat August dann auch ist, dann ist es wirklich auch die Veranstaltung im August. So also das ist bis jetzt noch nicht so. Also da sind noch ganz viele Baustellen, aber das soll verändert werden und das eben solche, gerade Wacken, anders nochmal dargestellt wird. Interviewer: Ja, sehen Sie das Eventmarketing als Chance für die Destination Holstein? Da… Frau Hamann: Da bin ich hin- und hergerissen. Interviewer: Ja, das hat man gemerkt (beide lachen). Frau Hamann: Irgendwie ja, irgendwie nein (lacht). Ja, also wie gesagt, irgendwie ist es ja schon son Ding… Also wir haben Wacken, ne? Und das hat kein anderer. Aber eben so auch wieder dieses: welche Zielgruppe ist es erstmal? Also da ist es ja auch so vom Alter her von 102 bis, aber… also wenn ich da so die Themen, die wir so auf unserer Internetseite haben, anschaue, das ist dann irgendwie so Familie, Radfahren, Natur, Land. Und dann ist Wacken schon irgendwie… schwierig. Also es passt nicht so richtig ins Profil. Und deshalb ist auch die Frage, also wenn man jetzt sagt irgendwie wollen wir es vielleicht doch nutzen, dann muss man sich echt Gedanken darüber machen, wie man das macht mit der Kommunikation ohne die anderen Themen zu verlieren oder so. Also das ist schon schwierig. Interviewer: Und ganz allgemein, also wenn man andere Events als Eventmarketing nutzen würde, das sehen Sie aber schon als Chance? Also generell, welche die auch passender wären für die Zielgruppen…? Frau Hamann: Ja, also ich hatte ja schon immer mal wieder von den Glückstädter Matjeswochen so zum Beispiel, da gibt’s auch so Aktionen. Also dass wir zum Beispiel vom HVV diese Werbung in den U-Bahnen machen dürfen und so, dass wir da ein Plakat haben und die Matjeswochen als Veranstaltung da zusammen irgendwie auftauchen. Also solche Sachen gibt’s schon. Oder auch wenn… es gibt ja diese Holsteiner Apfeltage oder so. Dann ist da auch immer das Promoteam mit unterwegs, ja aber das… Also das Promoteam war ja auch mal aufm Wacken Open Air, aber das braucht man nicht wieder machen. Interviewer: Ich habe, irgendein Interviewpartner hat mir schon davon erzählt, glaube ich, ich weiß nicht mehr welcher. Und der meinte, dass der Stand einfach nicht passend gewesen wäre für die Zielgruppe… Frau Hamann: Nein, also das ist ja auch viel, also was ist das, da sind so Mittelaltermärkte und so, ne? Da gibt es Tshirts und alles was mehr so in diese Szene passt, aber so ein Tourismusstand ist irgendwie… also da Prospekte abholen und also das, und sich informieren über die Gegend. Das hat nicht funktioniert. Ist halt die Frage, ob man es anders machen kann. Interviewer: Ja, vielleicht anders, dass man mehr die Leute zum Stand lockt. Das ist ja klar, das ist so unglaublich viel, da muss man schon was bieten, damit die dann zum Stand kommen. Frau Hamann: Ja, das ist halt. Also wir sind mit dem Promoteam auch viel in Hamburg unterwegs oder eben auf solchen Festen oder Landfrauentage, also solche, und da funktioniert das gut. Aber Wacken hat bisher, also so wie unser Promostand jetzt aufgestellt ist, überhaupt nicht funktioniert. Interviewer: Und ähm… jetzt habe ich meine Frage vergessen…. Ah, die anderen Veranstaltungen, so mit diesen Glückstädter Matjeswochen und diese Apfeltage, die ziehen schon viele Touristen von außerhalb von der Region hier, oder? Frau Hamann: Also wir sind ja vor allem Tagestourismus und Kurzurlaubsziel. Und sind von daher, also Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, also alles was so um uns rum irgendwie ist, also es ist viel Hamburg auch und eben Niedersachsen und so aus dem alten Land, dass die dann mit der Fähre rüberfahren und dann zu unseren Veranstaltungen kommen. Also das ist so Hauptbezugspunkt. Das wir so richtig die Destination sind, wo man so zwei Wochen herkommt und Urlaub macht, das weniger. Fast untergeordnet. Das ist dann mehr so Nordsee/Ostsee, das sind dann mehr die typischen Destinationen, aber wir sind das eher nicht. Da geht es eher so um Ausflüge oder verlängertes Wochenende oder spontan mal ein zwei Tage nochmal weg und dafür sind wir ganz gut geeignet oder sind wir halt eine Destination so für die Hamburger, die dann 103 nochmal raus, raus aufs Land, so ganz kurzfristig, so dafür sind wir, liegen wir gut. So aber diese langen Urlauber haben wir nicht. Interviewer: Okay, und außer dem Eventmarketing, was könnte sonst noch eine Chance sein für die Destination? Oder eine Strategie? Weil Sie haben ja gesagt, Sie sind hin- und hergerissen, ob das nun eine Chance ist oder nicht. Frau Hamann: Ja, also wir sind jetzt ja also echt in der Umbruchphase zur Zeit. Da gehen ganz viele Sachen durch meinen Kopf. Also weil ja auch das Land eine neue Tourismusstrategie hat und da sind zum Beispiel die Zielgruppen, das sind einmal Natururlauber, Familien, Aktiv- oder Strandurlauber, also Strand, das wird dann nochmal unterschieden, die Neugierigen, Entschleuniger und Städtereisen. So, das sind die Zielgruppen. Und Ideen dazu sind dann auch wieder Natur, Radfahren, Familienurlaub irgendwie, ja und Segeln ist dann irgendwie noch so ein Thema. Und ja, vor diesem Hintergrund, ist okay natürlich neue Tourismusstrategie, wir haben, also sind ja sowieso in diesen Themen Radfahren, Familie, Natur schon irgendwie unterwegs, aber das soll eigentlich auch noch mehr in den Vordergrund rücken. Und dass da, da hängt das dann auch zusammen, also da gibt’s dann auch eine neue Kampagne, da geht’s um Glück und so in diesen kleinen Sachen. Und in die Richtung solls mehr gehen und dann soll eben auch die Internetseite umgestaltet werden. Vor dem Hintergrund, also wenn man jetzt noch mehr versucht so diese Themen Land und Natur nach vorne zu bringen, ja… (lacht). Ja, also… das, da geht’s dann mehr um Kindergeburtstag aufm Bauernhof und so was als um Wacken. Da werden dann vermutlich auch wieder mehr diese gewachsenen Veranstaltungen, also nicht dass das Wacken nicht gewachsen wäre, es ist ja auch mal klein angefangen, aber es greift halt nicht unbedingt so die Kulturgeschichte oder so Landschaftstypisches oder so auf, sondern es geht um Musik. Und keine Musik, die so unbedingt aus unserer Region kommt. Ja, da gibt’s ja auch so Irish Folk oder so ist typisch für Irland, aber so da, das ist halt nicht zwischen unserer Region und Wacken… Interviewer: Mhm, ja, aber eigentlich ist es ja so. Also ich habe jetzt schon ein paar Mal gehört, dass es ja gerade so der Gegensatz ist, der es eben ausmacht, dass das Dorf so ruhig ist und dann kommen auf einmal Anfang August so 75000 Metal-Fans , also das ist ja gerade dieser Gegensatz, der das Ganze ausmacht und weswegen Wacken in dieser Zeit auch so oft in den Medien ist und so was. Vielleicht ist ja gerade das interessant. Frau Hamann: Ja, vielleicht kann man damit spielen so mit diesem Kontrast so. Aber also da haben wir halt noch nicht so die Ideen oder uns auch noch nicht so richtig Gedanken drüber gemacht so. Ja, also es ist jetzt schon so, ihre Anfrage jetzt so, dass… da sind wir schon so ins Grübeln gekommen so „Wacken, stimmt eigentlich“. Also das hat eben erstmal nicht so die Rolle gespielt. Schon als Veranstaltung, also dass man das eben weiß und hier so als Einheimische so und das auch wahr nimmt und das auch gut findet. Aber das jetzt fürs touristische Marketing jetzt irgendwie zu nutzen… Das hat bisher nie stattgefunden. Also ich bin ja, das wissen Sie ja auch, auch erst seit Juni hier… ja und da muss man jetzt mal gucken, ob das eine Rolle spielen kann und wenn dann in welcher Form. Interviewer: Und haben Sie das mitbekommen mit den neuen Projekten vom Wacken Open Air, also was die Veranstalter da so planen unter anderem auch mit dem Verein KURS 54° Nord… kennen Sie den? Frau Hamann: Nein… Interviewer: Der ist auch relativ neu gegründet. Also KURS 54° N heißt irgendwie Kulturraum Steinburg 54° der Längen oder Breitengrad. Ja, ist von Enno Heymann, der ist bei ICS 104 arbeitet der, und Frank Simoneit, der ist an Heide an der Hochschule ist er Dozent für Tourismus, die haben den gegründet. Und das ist ein Verein zur Förderung von Wirtschaft und Tourismus in Steinburg. Und die haben jetzt, das war jetzt das erste Projekt in diesem Verein, das Wacken Music Camp gemacht, das haben Sie ja wahrscheinlich mitbekommen… Frau Hamann: Mhmm (zustimmend). Interviewer: Und das war das erste Projekt von denen und ähm das ist halt eben ein bisschen dazu da, um das Know How und das Image und das Wissen vom Wacken Open Air zu nutzen, um eben auch noch ein bisschen die Region zu fördern. Da konnten ja dann Jugendliche aus ganz Deutschland hinkommen und hatten dann irgendwelche namenhaften Produzenten und Musiker als Workshopleiter und haben dann in einer Woche Bands gegründet und Songs gelernt und am Ende hatten sie dann dieses Abschlusskonzert. Und das lief eigentlich sogar relativ erfolgreich und das war auch so vor dem Hintergrund, dass mehr Leute nach Steinburg kommen und auch die Eltern vielleicht dann in der Zeit, wo die Kinder in diesem Music Camp sind, irgendwo hier in der Region ein paar Tage verbringen und dann am Ende zum Abschlusskonzert kommen. So und dieser Verein kommt halt dadurch quasi so ein bisschen aus der ICS Ecke und interessiert sich und macht dann dafür so was für die Region. Frau Hamann: Ja, dieser Verein, das ist mir jetzt neu. Das könnte man dann vielleicht doch noch mal genauer schauen, was da so… Interviewer: Ja und so im Prinzip, für solche Sachen interessieren die sich halt immer mehr… Also von solchen Sachen haben Sie noch nicht viel mitbekommen? Frau Hamann: Nee… Interviewer: Wohl zu wenig Kommunikation bisher… Weil das fand ich eigentlich ganz interessant, dass sie dann auch so ein bisschen dieses Image genutzt haben. Das war halt eine Woche nach dem Wacken Open Air und da standen halt noch einige Zelte und so und da haben dann die Kinder drin geschlafen und drin gegessen und so.. Frau Hamann: So im Anschluss, ja… So diese Wacken Saison halt gerade (lacht) Interviewer: Und die Kinder haben diesen „Spirit“ vom Wacken Open Air genutzt zur Inspiration… genau, solche Sachen gehen ja jetzt schon auch in diese Richtung, wäre ja jetzt schon auch ein bisschen Familienmäßig. Frau Hamann: Ja, da… Also es ist auch so ein, also das jetzt dieser Verein das macht, ne? Es sind ja schon auch Sachen, die wir jetzt mit aufnehmen könnten. Und sei es mal erstmal im Veranstaltungskalender, sag ich mal so ganz klein. Aber es ist auch tatsächlich so, dass viele Holstein nicht so kennen. Und uns da auch einige Sachen, also einige Sachen da echt komplett an uns vorbei gehen. Zum Beispiel gibt’s ja auch „Hungriger Wolf“, das ist ja auch… Also das ist ein ehemaliges Bundeswehrgelände, aber das ist jetzt ja mit Flugplatz und so und da finden auch ganz viele Veranstaltungen statt, wo zehntausend Leute da sind. Aber wir kriegen davon nichts mit. Interviewer: Wo liegt das? Frau Hamann: Hohenlockstedt ist nördlich von Itzehoe oder da Richtung Kellinghusen (zeigt den Ort auf der Karte an der Wand). Und da ist halt dieses riesen Gelände und da sind halt ganz viele Veranstaltungen, aber es kommt halt so ein bisschen daher, also wir sind ja, es ist einmal der Kreis Steinburg, der Kreis Pinneberg, das sind halt unsere Mitglieder und die Touristinformation, also die Orte, wo wir unsere Touristinformation ha105 ben, das ist dann Glückstadt, Elmshorn, hier Haseldorf ist Mitglied, Bad Bramstedt, Kellinghusen, Barmstedt, Wilster, Brunsbüttel und Burg. So im Groben. Und es hat sich, also als es gegründet wurde, waren alle TI’s so für die Umgebung mit zuständig, das hat sich aber gewandelt. Also die Städte sind jetzt mehr so im Bereich Stadtmarketing und so unterwegs und zum Beispiel hat dann auch Personalwechsel stattgefunden und Kellinghusen ist da so ein ganz gutes Beispiel. Die haben da jetzt ein Stadtmarketing und die hat auch den Auftrag sich auf die Stadt zu konzentrieren. Also das Umland soll eigentlich nicht mehr so die Rolle spielen. Und Hohenlockstedt würde jetzt eigentlich auch so ein bisschen mit dazu gehören und da haben wir jetzt einfach irgendwie so einen weißen Fleck, wo wir nichts rausziehen können und wo wir nichts zugeliefert bekommen. Da kommt keiner zum Arbeitskreis, da sind auch einige Leistungsträger, die auch da keine Ansprechpartner mehr haben. Und das ist einfach so ganz schwierig damit umzugehen. Das ist auch Thema jetzt bei uns im Arbeitskreis und Vorstand jetzt schon seit ein bisschen länger und da wird auch drüber nachgedacht, wie man das Problem lösen kann. Aber es ist, es ist so ein bisschen… weil wir eben auch von den Orten irgendwie abhängig sind. Es sind auch immer weniger Fachkräfte, es sind dann irgendwie so Mütter, die in Teilzeit oder so da mal, aber nicht unbedingt studierte Tourismusfachkräfte oder so, die… oder eben mehr so diese Stadtmanager, die sich um die Stadt, Stadtentwicklung und so kümmern, da ist Tourismus immer ein kleiner Teil auch, aber es ist eben nicht so dieses Hauptthema. Und deshalb ist die Arbeit da insgesamt so ein bisschen schwieriger. Aber mit Wacken ist halt auch so ein bisschen außerhalb. Wird eigentlich von Itzehoe mitbetreut, aber Itzehoe ist auch Stadtmarketing. So da spielt Tourismus auch eher eine geringe Rolle. Ja, also das sind halt solche Strukturen, die da dann vielleicht auch so eine Rolle spielen, weshalb so einige Sachen dann auch bei uns nicht ankommen und weshalb die Leute auch uns nicht mehr kennen, also das war schon mal anders. Das dann die Kommunikation so ein bisschen verloren geht, das wir da nicht mehr ankommen da so in der Tiefe, das ist ein Problem. Und da sind wir jetzt eben auch dabei das irgendwie anzugehen. Damit wir das verändern können. Interviewer: Ja, das ist schade, dass dann nicht kommuniziert wurde mit dem Wacken Music Camp, das war echt ne coole Sache. Soll auf jeden Fall wieder stattfinden. Frau Hamann: Ja, dann wie gesagt, es sind ja Kontakte irgendwie da, aber eben auf anderer Ebene. Aber ja… kann man solche Sachen ja auch vielleicht noch mal anders angehen. Wenn es da immerhin schon mal einen Verein gibt, dann gibt es ja auch Ansprechpartner da. Interviewer: Ja, genau. Okay, ich hatte noch gefragt nach einem Event, also wie das idealerweise aussehen müsste, um das nutzen zu können im Eventmarketing, damit es so die gewünschte Zielgruppen anspricht. Da haben Sie im Prinzip gesagt, dass nicht genug Mittel zu Verfügung stehen, aber… Frau Hamann: Ja, um eine Veranstaltung, also wenn es jetzt darum geht eine eigene Veranstaltung zu machen, haben wir nicht die Mittel. Also das ist auch eigentlich nicht so richtig unsere Aufgabe. Unsere Aufgabe ist mehr so das, was wirklich hier schon ist zu bündeln, zusammenzufassen und nach außen zu kommunizieren. So und sind wir natürlich, hatte ich ja glaube ich auch, es gibt ja so Veranstaltungen mit denen man gut arbeiten kann und so aber, ja… Interviewer: Und wenn jetzt die Wacken Open Air Veranstalter anbieten würden, wir machen für euch ein Event, so wie ihr euch das vorstellt. Wie könnte das dann aussehen? 106 Frau Hamann: Oh das ist eine gute Frage… also pff… (Denkt). Da hätte ich jetzt erstmal so gar keine Idee. Also wenn es auch was GANZ anderes sein sollte, also wenn es so total frei ist… Ja, also was halt für uns immer so interessanter ist, sind so diese Feste mit Volksfestcharakter. Da so Straßen-, Stadtfeste mit regionalem Bezug einfach, ne? Das kann, das muss nicht immer ganz groß sein, das kann auch einfach irgendwie ein Hoffest oder sowas sein, ähm, ja, wo einfach die Leute aufmerksam werden und ja ähm zum Beispiel so, wenn man sagt so Thema Hoffest, das ist auch, das greift so das Thema regionale Produkte, solche Sachen auf. Und damit kann man dann eigentlich schon ganz gut arbeiten. Aber ist ja auch die Frage so, kooperieren … das hatte ich ja auch schon so ein bisschen geschrieben, weil wir ja eben immer so für die gesamte Region eben da sind und sich dann einzelnen Veranstaltern so direkt anzuschließen… also da muss man dann auch schon wirklich, also sich wirklich darüber Gedanken machen, was muss eine Veranstaltung bieten, sein, damit wir überhaupt Kooperationspartner werden. Weil sonst, wenn man da keine klaren, keine klare Linie fährt, dann kommt jeder irgendwie „ja, wieso kooperiert ihr denn nicht mit uns?“ so. Ja und das ist dann… weil jeder Mitglied ist, also die Mitglieder zahlen halt auch Geld und dann ist die Frage halt auch berechtigt, ne? „Wir zahlen auch unseren Beitrag, wieso habt ihr euch jetzt für dieses Event in einer anderen Stadt oder so entschieden?“. Solche Dinge spielen da auch immer eine Rolle. Es ist ja auch, ich kann das auch mal zeigen, so das erkennt man auch ganz gut an unseren Prints (geht raus und holt die Prints). Zum Beispiel diese Ausflugtörns, das ist auch so eine Sache, wo wir sagen, na, so richtig brauchen wir das nicht mehr, irgendwie möchten wir das umgestalten. Also so das ist jetzt erstmal hier dieses Thema, alles so zum Thema. Und dann, da muss ich einmal gucken, welche Seite das ist… Genau, hier geht’s dann los. So „Maritime Landschaft Unterelbe“, das ist einfach so links und rechts der Elbe so ungefähr, das ist ein relativ großer Raum. Die sind Kooperationspartner, Mitglied und die kriegen dann hier eine Seite. Und genau so ist das hier für die Wedeler Marsch, Haseldorfer Marsch, das ist ne Region, Wedel selbst, Elmshorn, ne? So ist es dann irgendwie so zieht sich das dann durch. Jede Stadt, jeder Ort, der direktes Mitglied ist und Mitgliedsbeitrag zahlt ist hier gesondert nochmal dargestellt. (blättert). Und wenn das nicht mehr so wäre, weil ja, weil ich so ein bisschen am Überlegen bin, ob wir so als Zeitungsbeilage oder so, aber da kann man halt nicht so ein dickes Heft, sondern das muss kürzer sein. Und dann ist die Frage, wie kürzt man das ohne jetzt irgendjemanden hier zu benachteiligen oder Ärger zu bekommen. Ja… und hier ist das eben auch so (schlägt zweites Prospekt auf), dass nochmal so die Regionen nochmal, also hier ist es so ein bisschen thematisch. Und dann wird jede Region hier vorne nochmal kurz vorgestellt und dann sind hier dann die Unterkünfte verortet. Daran kann man das jetzt so, also ich finde dieses Ausflugstörn, das ist so, das ist mir jetzt auch erstmal so richtig bewusst geworden, als es jetzt auch darum ging das umzugestalten, wie dieses Heft eigentlich funktioniert. Und das diese Struktur, dass diese Mitgliedsstruktur sich hier total widerspiegelt. Und wenn jeder Ort hier erstmal seine zwei Seiten bekommt, dann ist man in so einem Blatt schnell bei 32 Seiten. Und ja, das funktioniert dann nicht so richtig. Ich schaue einfach mal hier bei den Veranstaltungen (blättert) … Nein, das Wacken Open Air ist das auch nicht drin. Das ist nicht meins! (lacht) Interviewer: Nächstes Jahr steht es wieder drin. (lacht) Frau Hamann: Ja, also hier sieht man halt auch so von den Bildern, was ist eigentlich, was hier bei uns Thema ist, das sieht man auch auf der Internetseite… Und da wirklich so mit Wacken umzugehen, das kann echt nochmal so ne Aufgabe werden. Weils eben schon interessant ist von der Reichweite und eben wegen der Aufmerksamkeit einfach auch, da auch einfach diesen Anschluss zu kriegen, dass dann die Menschen aus unserer Region auch 107 vielleicht nochmal aufmerksam werden. Aber einfach eine Anzeige schalten reicht dann nicht. Also das haben wir da jetzt auch mal gemacht, da gibt’s immer so ein Special auf der Internetseite und das interessiert auch nicht. Also da kann man ja immer nachverfolgen, wie viele Klicks dann auf unsere Internetseite gehen und das hat dann auch nicht so wirklich dazu beigetragen, dass so der Traffic auf unserer Seite größer wird. Kann auch damit zusammenhängen, dass unsere Internetseite noch nicht für mobile Endgeräte geeignet ist, das ist ja auch viel, ne? Dass viele so an ihrem Smartphone oder Iphone, was auch immer, da schnell mal etwas wissen wollen, aber das geht halt noch nicht. Das ist halt alles so aufs nächste Jahr. Ja…okay… Noch eine Frage? Interviewer: Eins wollte ich noch fragen, hier in Itzehoe gibt es ja diese Crimi Nordica oder wie das heißt immer. Ist ja jetzt auch noch nicht so lange. Wie finden Sie das, vielleicht auch als Marketing-Event fürs Eventmarketing? Frau Hamann: Ja… gute Frage. Ähm. Also erstmal finde ich die Veranstaltung gut. Die kommt auch, glaube ich, ganz gut an. Und ist auch dabei sich so ein bisschen auszuweiten, also es war erst immer, ich glaube, nur Itzehoe, dann war da jetzt in den letzten Jahren eine Kooperation mit Wewelsfleth und das ist auch angedacht, das jetzt nochmal so mit Glückstadt zu, ja, also da zu kooperieren. Was ich daran eben so ganz schön finde ist, dass es ist ja so die Nebensaison. Und ja, das ist halt eine Kulturveranstaltung. Und ist eben auch so für Tagesgäste, ich glaube, auch für Hamburger und so, dass interessiert die schon, das ist ganz gut geeignet, um da jetzt zu sagen, da könnte man vielleicht mehr draus machen. Ja. Interviewer: Okay. Ähm, ja die Frage mit den Zielgruppen hatten wir jetzt ja eigentlich schon… ich hatte halt die Frage, ob die Zielgruppe vom Wacken Open Air vielleicht eine Markterweiterung darstellt für die Destination hier. Aber nach diesem neuen Marketingkonzept, ist es ja dann scheinbar nicht so. Frau Hamann: Ja, also, ich… also so diese direkten Festival, also wenn es ums Festival geht, dann glaube ich eher nicht, weil sich das wirklich aufs Festival und das drumherum, also das ist ja schon auch so, dass Wacken inzwischen ja Anziehungspunkt für Leute die hier aus Schleswig-Holstein kommen, die fahren da einfach hin, um sich das anzugucken. Aber die sind dann auch in Wacken, ne? Also nicht, dass die dann nochmal nach Itzehoe fahren, also da konzentriert es sich dann echt auf diesen Ort. Und ähm, was war die Frage? (lacht) Interviewer: Ob es eine Markterweiterung ist…? Frau Hamann: Markterweiterung, genau, Zielgruppe. Ja und also Wacken ist ja letztendlich vom Alter von bis, das ist ja nicht so, dass unsere Zielgruppen, die wir grundsätzlich haben, da nicht sind. Die Frage ist, ob man die eben begeistern kann in dieser kurzen Zeit, wo sie da sind, eigentlich auch nur auf diesem Gelände sind. Also wie man auf sich aufmerksam macht, also das Interesse der Zielgruppen, die da auf diesem Gelände sind, auch auf die Region lenken kann, sag ich mal. „Mensch, kommt doch mal wieder, irgendwie im Frühjahr so und ja lernt hier die Gegend nochmal ganz anders kennen vielleicht“. Aber ja, wie gesagt, das sind alles so Überlegungen, die bisher noch nicht so richtig stattgefunden haben und dann muss man sich da noch ein bisschen mit auseinander setzen. Und Sie hatten ja selbst auch schon gesagt, irgendwie 5% sind es nur, die entweder davor oder danach also es irgendwie verlängern und dann ist ja eben wirklich die Frage, wer jetzt davon wirklich nochmal im Urlaub war und wer hat hier nochmal Bekannte und verbindet das damit. Also es ist schon ein bisschen… es ist schon sehr abgegrenzt Wacken… ist schon so ein eigenes 108 Ding, ist auch so eine eigene Welt. Es ist ja irgendwie auch Kult und das macht es ja auch so spannend. Aber ja… Interviewer: Okay, ähm, dann hatte ich hier eine Frage, da haben Sie geschrieben „Verstehe ich nicht“. Frau Hamann: Ja, mit der Konkurrenz, ich weiß nicht, wie meinen Sie das? Interviewer: Ähm, also im Vergleich zu anderen Destination hier in der Region, keine Ahnung zur Insel Sylt oder so, also dass dann vielleicht Touristen denken „Ach, da in Holstein, da ist ja auch Wacken und dann machen wir halt eher dort Urlaub und gucken uns mal das Dorf an oder die Eventfläche oder so.“ Frau Hamann: Also fahren mit dem Zug nicht gleich weiter bis nach Sylt, sondern steigen nochmal in Itzehoe aus und … Interviewer: Ja, oder dass die sich einfach eher für einen Urlaub oder einen Kurztrip hier in der Region entscheiden, weil hier das Wacken Open Air stattfindet. Einfach weil ihnen der Name was sagt und sie damit was anfangen können. Könnte das sein? Oder eher nicht? Frau Hamann: Also jetzt, Wacken, also dass sie eher hier… Also es ist halt die Frage, sollen die dann direkt zum Wacken Open Air, weil das ist ja ausverkauft. Interviewer: Nein, das eher nicht. Frau Hamann: Also eher auch, weil es Wacken hier gibt, machen wir hier Urlaub, ne? (denkt) Weiß ich nicht, ob das funktionieren kann. Ja, vielleicht, also das sind halt auch so Ideen, die ich auch hier mit meiner Kollegin hier, die ja dann auch so sagte: „Ja, wir haben Wacken. Und was habt ihr?“, so, ne? Also dass man da schon auch irgendwie mit nach draußen gehen kann und „Wir haben zwar ganz viel Land und so, aber wir sind auch irgendwie Wacken, also wir sind halt irgendwie auch anders“. Und ähm, wenn man das so irgendwie weiterentwickeln kann, ob das dann vielleicht eine Möglichkeit ist so mehr Leute durch Wacken, also dadurch, dass man irgendwie über Wacken kommuniziert, hier in die Region zu bekommen, das weiß ich aber nicht, ob das funktionieren kann. Interviewer: Vielleicht durch das Image? Weil Wacken ja schon so ein positives Image hat, so in der Presse… Dass die Leute sagen, die Destination, keine Ahnung, einfach weil Akzeptanz sehr groß ist oder… Frau Hamann: Ja, aber da müsste Wacken ja auch mehr noch… Also Wacken ist ja Wacken, das ist ja eben dieser Ort. Und nicht so regionsbezogen. Das ist ja erstmal dieses Gute an Wacken, ja, dieses Dorf, aber dieses drumherum spielt da auch eben keine Rolle, also da müsste Wacken ja vielleicht auch anders kommunizieren. Ja, so irgendwie „Wir sind Wacken, aber was gibt’s noch?“ oder so, ne? Weiß ich nicht, aber ja. Interviewer: Okay… Ich hatte dann danach eine Frage gestellt, da hat irgendwie der Anfang der Frage gefehlt. Das tut mir Leid, das ist irgendwie beim Kopieren rausgeflogen. Und zwar habe ich da von einem Begriff gesprochen, in der Literatur gibt’s da einen Begriff für Großveranstaltungen, also für solche Mega-Events, die als Einheit auftreten mit den Destination. Die eben auf Marketingeben so eine Einheit bilden, so dass dann die Konsumenten eben wirklich das Event mit der Region verbinden und da hatte ich halt als Beispiel… Frau Hamann: Ja, das wäre ja dieses, irgendwie, kann man das nutzen, um das Profil irgendwie, um das Image noch anders zu stellen. 109 Interviewer: Ja, ich hatte also so Extrembeispiele wie das Oktoberfest in München, St. Patricks Day in Dublin und Karneval in Rio. Wo man wirklich so denkt, also wenn man ans Oktoberfest denkt, dann denkt man an München automatisch. Ob das wünschenswert wäre hier für die Region oder ob es überhaupt möglich wäre. Frau Hamann: Das mit Wacken so zu machen… Interviewer: Das wenn man ans Wacken Open Air denkt, man auch an die Region Holstein denkt. Frau Hamann: Ja, wünschenswert wäre das schon (lacht). Ja, also das denke ich schon, weil Wacken ja positiv besetzt ist, es ist schon auch speziell, aber es ist in der Region als positiv und ja so ja auch. Also sonst würden ja auch nicht so viele Menschen nach Wacken kommen. So. Ähm, wünschenswert ist das irgendwie schon, aber die Frage ist, wie man das hinbekommt, weil Oktoberfest… Also wenn man das jetzt mal mit dem Oktoberfest vergleicht, da geht es irgendwie um Bier, um Brezeln, um Dirndl, also es greift ja schon richtig diese bayrische Kultur auf. Und das ist hier mit Wacken überhaupt nicht der Fall. Deshalb ist halt die Frage, wieso sollen die Leute, wenn sie an Wacken denken auch an unsere Region denken, weil das einfach irgendwie ganz anders ist. Es gibt ja auch… weiß auch nicht, was haben Sie da noch als Beispiel? Interviewer: St. Patricks Day in Dublin. Frau Hamann: Ja, das ist ja auch total historisch gewachsen. Interviewer: Hm ja, und der Karneval in Rio ja eigentlich auch. Frau Hamann: Ja, also das hat schon mit dem Sommer, mit der Musik, da ist halt Karneval, da ist die Musik und das verbindet man irgendwie mit Brasilien, Rio. So, das ist schon anders als Wacken und Holstein, sag ich mal. So im Verhältnis. Interviewer: Das stimmt. Also wünschenswert schon, aber vermutlich nicht… Frau Hamann: Aber wahrscheinlich nicht… ich weiß nicht… Also man kann da bestimmt noch was verbessern. Aber das wird nicht so funktionieren, wie das Oktoberfest, so extrem, das glaube ich nicht, dass man dahin kommt. Interviewer: Okay. Und nur das Dorf oder nur das Festival ist ja, läuft ja aktuell quasi schon auf so einer Ebene, nur dass natürlich im Dorf kein Tourismus ist, ist ja auch nicht möglich, sind ja kaum Unterkünfte da im Dorf direkt. Also im Prinzip ist das ja… Frau Hamann: Deshalb weichen die Besucher ja auch aus auf Itzehoe, Glückstadt, darüber auch ganz viele, die da übernachten und so. Interviewer: Ja, genau, dann habe ich mal noch ein bisschen weiterüberlegt. Wenn es jetzt in Wacken zum Beispiel so Touren oder Besichtigungen gäbe mit dem Festivalgelände, also dass man dann sagt „Ja und hier stehen dann die Hauptbühnen“, also wenn das Festival nicht ist, dass man Touristen dann die Möglichkeit gibt, dass so anzuschauen. Frau Hamann: …so zu besuchen. Ja, so ähnlich, weil es ja schon so ist, dass Leute da einfach hinfahren und weil drumherum ja im Dorf auch viel stattfindet oder so, um das irgendwie mal so ein bisschen mitzubekommen. Ja, das wäre ja so ähnlich, es gibt ja auch, wenn so Großbaustellen sind, dass man da dann irgendwelche Führungen macht, so das ist bestimmt eine Möglichkeit. Aber das ist alles die Frage, ob das über uns laufen muss, also das ist ja schon, das wäre ja jetzt wahrscheinlich wieder ICS. Aber das sind dann natürlich wieder Angebote, die dann auch wieder von uns aufgenommen werden könnten, ne? 110 Interviewer: Es wäre dann vielleicht auch interessant für andere Zielgruppen… Vielleicht auch welche, die dann nicht zu dem Festival direkt fahren würden, aber sich denken „wo das stattfindet, das würde ich mich schon mal angucken.“ Frau Hamann: So wie das so aufgebaut ist, wenn man dann so die Dimensionen und wie das alles so logistisch und so geregelt wird, das ist ja schon interessant. Also das sind, ja. Interviewer: Ja, okay. Jetzt muss ich gerade mal gucken, ob ich noch irgendeine Frage vergessen habe… Aber ich glaube nicht. Nein das war eigentlich schon alles. 111 Experteninterview W:O:A-Gründer Holger Hübner Interviewer: Also, es geht darum in meiner Bachelorarbeit, wie man mit Großveranstaltungen das Destinationsmarketing professionalisieren kann. Also das, wie Großveranstaltungen als Impulsgeber für das Destinationsmarketing sein können. Und ich beziehe ich mich in meiner Bachelorarbeit auf die Destination Holstein, also von Pinneberg nach Norden bis zum Nordostseekanal, so diese Destination. Herr Hübner: Hast du dir die ganzen Wertschöpfungsstudien alles durchgelesen und alles? Interviewer: Genau, die hat mir Lara weitergeleitet, das habe ich alles schon, ja. Herr Hübner: Und dieses blaue Buch „Marke Wacken“, kennst du das? Interviewer: Nee, das kenne ich glaube ich nicht. Herr Hübner: Das wäre ganz gut, wenn du das hättest… Interviewer: Ähm ist das ein öffentliches Buch? Kann man das kaufen oder wie? Herr Hübner: Hmm, schick mir mal deine Kontakt, deine Adresse und dann schicke ich dir das per Post zu. Interviewer: Okay. Ja, das mach ich mal, das ist lieb. Herr Hübner: Ja, das ist ganz interessant. Interviewer: Danke, ja, das ist gut. Okay, dann meine erste Frage ist, wie wichtig ist in deinen Augen die Zusammenarbeit zwischen der Eventbranche und der Tourismusbranche? Herr Hübner: In meinen Augen eigentlich sehr wichtig, aber leider ist die Tourismusbranche nicht gut aufgestellt, um das zu nutzen, was die Eventbranche eigentlich leistet. Das ist das Problem eben, das merkt man ja auch in Schleswig-Holstein, dass die Tourismusbehörden da sehr sehr zäh sind, weil sie einfach ganz andere Prioritäten sehen und ja einfach die Events nicht nutzen für sich und um ihre eigene Destination bekannt zu machen. Interviewer: Hm, okay. Also sieht bei euch momentan die Kommunikation zwischen ICS und den touristischen Organisationen nicht so gut aus? Herr Hübner: Momentan nicht. Wir arbeiten dran, wir haben ja sehr guten Draht zu der FH Heide, wie du weißt, da haben wir tatsächlich ja den Kooperationsvertrag und äh, da tut sich einiges, da sind wir ja auch bei im neuen Jahr Termine zu machen, wo man eben auch andere einlädt, touristische Einrichtungen auch was man in meinetwegen SchleswigHolstein kennt Bad Segeberg, Karl May, oder auch Hansapark, Tolk Schau all diese großen Sachen eben. Das sind die Veranstaltungen, die es gibt. Dann eben Seen, die Baggerseen Kiel, oder eben auch interessante Hotels, wie St. Peter, die alle mal mit zunehmen an einen Tisch zu nehmen und dementsprechend zu gucken, ob man mal Synergien findet, ob in Bereichen wie ein gemeinsames Marketing, Ticketing, ja all diese Sachen, die eben… Thema Sicherheit auch wichtig, weil viele machen ja auch ihre eigenen Events, Hotels machen Events, und das man die alle mal mitnimmt, ne? Interviewer: Mhm, okay. Ist das Wacken Open Air in deinen Augen einzigartig? 112 Herr Hübner: Joa, auf jeden Fall, so wie wirs machen, so wie wirs gegründet haben und so wie wir auch damit umgehen im Vergleich zu anderen Festivals auf jeden Fall, das machen andere ja eben auch. Man merkt, denk ich, schon, dass wir eben mehr Herzblut reinstecken wie jetzt bei anderen Festivals. Interviewer: Kann die Region stolz darauf sein, dass es in der Region stattfindet? Herr Hübner: Ja, was heißt stolz, ist immer ein blöder Begriff. Aber sicherlich ist es nicht zum Schaden der Region, dass das Open Air stattfindet. Interviewer: Ja, also es hat keine Nachteile für die Region? Herr Hübner: Nö, eigentlich nur Vorteile. Interviewer: Okay, was sind die Vorteile? Herr Hübner: Ja, das eben komplett ja die, hast ja gesehen in der Wertschöpfungsstudie, dass eben 80% der Einnahmen von außen kommen, sprich es gibt keine Umverteilung wie meinetwegen wenn du jetzt hast Kieler Woche und die kommen aus Elmshorn und gehen dann in der Woche, wo Kieler Woche ist, nicht nach Elmshorn ins Kino oder so, sondern geh dann zur Kieler Woche. Dann verlagern die das Geld ja nur um. Aber so kommen ja 80% kommen ja aus außerhalb von Schleswig-Holstein. Dementsprechend bleiben 80% der Gelder komplett in der Region eben, ne? Interviewer: Ja, stimmt. Okay, Eventmarketing ist ein Begriff, der halt… Eventmarketing wird dazu genutzt ein Produkt oder eine Dienstleistung oder ein Unternehmen nach zu außen zu kommunizieren oder zu präsentieren. Und gerade im Tourismus wird das halt immer mehr genutzt, um Destinationen attraktiver zu gestalten und besser vermarkten zu können. Wird das Wacken Open Air bisher als Eventmarketing genutzt? Irgendwie in Schleswig-Holstein oder nur im Kleinen, in Itzehoe oder so? Herr Hübner: Gut, teilweise werben die natürlich mit dem Namen Wacken und nutzen es für sich, aber nur im kleinen Rahmen eben. Interviewer: Im kleinen Rahmen, ja. Also da gibt es noch keine größeren, sag ich mal, Kooperationen oder so was? Herr Hübner: Nee, sag ich ja, die FH Heide hat erkannt, das ist ja die FH für Tourismus und Betriebswirtschaft, die habens erkannt, deswegen haben wir mit denen ja auch einen Kooperationsvertrag. Wir tauschen uns auch aus und arbeiten eng zusammen. Aber ich sag mal die normalen Tourismusbehörden, die sind ja auch untereinander nicht grün, da gibt’s ja auch an der Nord und Ostseite, die machen alle ihre eigenen Geschichten und nutzen uns einfach nicht vernünftig. Aber das müssen die natürlich selbst wissen. Interviewer: Ja, okay. Und denkst du, dass das Eventmarketing eine Chance sein könnte für das Unternehmen ICS und auch für die Destination Holstein? Herr Hübner: Ja, klar, wie gesagt, wir verschieben das ja alles nach Wacken, wie mit Projekten wie das Museum oder Hotel oder Gastronomie, so dass man in Wacken nicht nur zwei Wochen oder drei Wochen, sondern eben das ganze Jahr auch nutzen kann. Da sind wir schon bei, aber das ist natürlich ein längerer Prozess, der auch dementsprechend Geld kostet und Investoren wieder braucht, aber die Möglichkeiten sind da und wir hoffen, dass wir sie eben umgesetzt kriegen. 113 Interviewer: Hm, und warum seid ihr als Unternehmen jetzt so sehr interessiert daran? Weil, ich mein, das Wacken Open Air ist ja momentan ein Selbstläufer, warum seid ihr so interessiert daran die Region noch zusätzlich zu unterstützen? Also ihr braucht die Region ja jetzt nicht wirklich, oder? Herr Hübner: Das ist richtig, aber wir kommen ja nun mal aus der Region und wir sind nun mal die Jungs vom Dorf und wollen auch weiter das entwickeln, weil wir da auch Bock drauf haben und weil unsere Mitarbeiter ja auch zum Großteil alle dort wohnen und leben und arbeiten, da gibt’s, da ist die Chance ja auch da und solange wir die Chance haben, wollen wir natürlich auch die nutzen und joa, deswegen machen wir das ja auch. Und versuchen natürlich auch immer wieder einen Weg nach Wacken, wenn das Open Air vielleicht nicht mehr funktioniert oder mit dem Heavy Metal nicht mehr funktioniert irgendwann mal, dann müssen wir ja auch da weitergucken. Interviewer: Mh, stimmt, ja. Kannst du dir vorstellen, dass ICS vielleicht mal ein Event oder ein Festival organisieren wird, welches speziell in Kooperation mit der Destination Holstein stattfinden wird oder vielleicht auch mit ganz Schleswig-Holstein und was dann richtig auf die Zielgruppen der Destination abgestimmt ist? Also was auf die Zielgruppen passt, was die Region dann als Eventmarketing nutzen kann? Herr Hübner: Ja, das machen wir ja schon, wir haben ja unser Husum Open Air, machen in diesem Jahr mit Santiano und Boss Hoss haben wirs ja auch zugeschnitten auf die Region und das hat ja auch nen Award. Wir wollen in Timmendorf was machen und auch ein Hauptthema, da sind wir ja schon bei, ob wir noch mehr Metalthemen machen, die irgendein anderer Partner eben versucht umzusetzen. Die Tourismusbehörden haben ja alle keine Kohle, wie können die uns helfen, vielleicht ein bisschen Marketingbeschwerung machen und so weiter, dass man bei der Politik ein besseres Standing hat, aber generell haben die alle keine Budgets, um so ein Risiko zu tragen so wie wir es tragen. Interviewer: Ja, stimmt. Die Marke Wacken Open Air hat ja mittlerweile Kultstatus. Du hältst es also schon für sinnvoll, dass man das Destinationsmarketing daran orientiert? Von der Region Holstein. Herr Hübner: Absolut, weil wie gesagt, wenn man sieht, dass ist die Marke Wacken, dann muss man die auch nutzen, das versuchen wir ja auch eben mit Wacken selbst ja auch, mit dem Open Air, weil alles andere funktioniert nicht mehr, die Zeiten haben sich aber auch geändert, ob nun Gastronomie, so ein Landgasthof in Wacken. Das ist alles nicht mehr up to date eben, da muss man neue Wege gehen. Und da müssen auch die touristischen Bereiche neue Wege gehen und sich auch wie einige Bereiche wie St. Peter-Ording eben ausgestattet haben mit trendigen Hotels oder jetzt an der Ostseeküste ja auch, wo jetzt in Scharbeutz das Bayside ist und in Heiligenhafen gebaut wird. Da passiert ja schon ne Menge und da werden sich die normalen Gäste auch, die Anbieter, die Pensionanbieter werden dann irgendwann nicht mehr hinterherkommen. Aber das ist eben immer so, die Zeiten ändern sich und da muss man sich eben auch dementsprechend anpassen. Interviewer: Okay, ähm warum sollten Touristen das Dorf Wacken besuchen außerhalb vom Wacken Open Air? Vielleicht im Herbst oder im Frühling? Gibt es da irgendeinen Grund? Herr Hübner: Nö, zur Zeit gibt es da keinen Grund. Außer eben, dass wir einen schönen Landgasthof haben, außer dass wir Wacken Kaffee haben, gibt’s sicherlich keinen Grund 114 nach Wacken zu kommen. Aber daran arbeiten wir, wieder Thema Hotel, Thema Museum, kurze Wege zur Nordsee eben, kurze Wege hier zum Nordostseekanal, aber das ist eben ein langer Prozess. Interviewer: Okay, denkst du, dass Leute eher in die Destination Holstein reisen, um also Kurztrips oder auch lange Urlaube zu machen, wenn sie hören, dass in der Region das Wacken Open Air stattfindet? Dass sie denken „Hey, da ist Wacken, da fahren wir mal vorbei und gucken uns mal die Eventfläche an oder so“. Herr Hübner: Das denke ich schon, dass wenn man das richtig vermarktet eben auf jeden Fall die Leute gucken „Oh, da fahre ich mal hin, wenn Wacken nicht ist, weil da habe ich dann kein Problem mit Stau oder so oder kann das Gelände angucken, wo natürlich wenig zu sehen ist“. Wir haben ja so schon immer 10.000 – 15.000 Leute, die kein Ticket haben, die dann im Dorf sind und dort Party machen, die haben wir jetzt ja schon, aber die sind eher ein Problem, weil die natürlich nerven und weil die natürlich dann für Stau sorgen oder Dreck sorgen und so weiter, aber haben kein Ticket und das nervt natürlich tierisch und das ist dann eher negativ. Und die müssen einsehen, die kommen dann, wenn das Festival nicht ist, dass sie eben dann die Möglichkeiten, die der Ort bietet, die die Umgebung bietet, es geht ja nicht nur um Wacken, sondern auch in der Umgebung, richtig nutzen können. Und dafür muss ich was bieten. Und wenn man nichts bieten kann, dann kann man natürlich nicht erwarten, dass Leute auch außerhalb der Wackenzeit kommen. Interviewer: Ja, okay. Welche Vor- und Nachteile gibt es für die Destination, wenn die Destination das Wacken Open Air als Kommunikationsmittel nutzen würde? Herr Hübner: Nachteile? Interviewer: Vor- und Nachteile… Herr Hübner: Nachteile sehe ich erstmal so adhoc nicht. Und im positiven Sinne sehe ich auf jeden Fall, dass eben die Marke eben Weltruf hat in Anführungszeichen und momentan eben positiv besetzt ist. Aber wie gesagt, generell sich die Nordostseeküsten und generell Schleswig-Holstein aufgrund der Schönheit und aufgrund der Vielfalt, ein Land zwischen den Horizonten, eigentlich sich selbst viel besser vermarkten könnte. Wir haben eben Hansapark, wir haben Karl May, wir haben auch andere touristische Highlights eben und da braucht sich niemand hinter verstecken. Interviewer: Also die Destination sollte sich nicht nur auf das Wacken Open Air konzentrieren, sondern… Herr Hübner: Nee, das ist auch nicht unser Interesse. Weil unsere Zielgruppe natürlich auch begrenzt ist und wir natürlich auch von der Kapazität her nicht alle aufnehmen können, wie wir vielleicht möchten. Interviewer: Ja, genau zu den Zielgruppen kommen wir jetzt auch nochmal. Wie wichtig ist denn für das Wacken Open Air die Zielgruppe, die die Destination Holstein anspricht? Also sind das vielleicht auch potentielle Wacken-Besucher? Herr Hübner: (Unverständlich)… oder wie meinst du das? Interviewer: Also die, die momentan in die Destination Holstein fahren, um Urlaub zu machen, sind das vielleicht potentielle Wacken-Besucher? 115 Herr Hübner: Kann ich nicht beurteilen, also wie gesagt, wir haben hier sicherlich viele Familien, ältere Leute, die Holstein nutzen. In wie weit es da eine Schnittmenge gibt… es gibt viele, die eben, wo jetzt ihre Kinder nach Wacken kommen und Enkelkinder teilweise schon nach Wacken kommen. Das gibt’s ja eben schon. Aber viele die ich hier kennengelernt habe durch Wacken, das schöne ist eben hier, oder eben umgekehrt, dass die mal vorbeigefahren sind hier und gemerkt haben „oh, was ist denn hier so viel los? Da kaufen wir mal ein Ticket und gucken uns das mal an“. Das kann natürlich auch sein. Aber wie viele das in Prozent sind, kann ich nicht, weiß ich nicht. Interviewer: Und andersrum, ist die Zielgruppe vom Wacken Open Air, also die typischen Wackengänger, ist das vielleicht eine Markterweiterung für die Destination Holstein? Herr Hübner: Ich denk schon, weil wie gesagt, es ist ja wie mit unserer Full Metal Cruise, da waren ja auch viele noch nie auf nem Kreuzfahrtschiff gewesen, haben das eben kennengelernt, lieben gelernt, und haben dann jetzt auch weiterhin andere TUI Reisen genutzt, weil sie eben das vom Paarklassengefüge (?) sehr gut finden. Das hat natürlich auch Vorteile eben für TUI Cruises, dass eben, naja eben durch die Full Metal Cruise neue Zielgruppen bekommen hat, die eben auch anderweitig diese Kreuzfahrten nutzt eben von der TUI Cruises. Und so ist das sicherlich auch in Wacken, dass viele eben sagen „Okay, ich mach ne Woche St. Peter-Ording oder ne Woche in Büsum oder ich bleibe noch mal in Hamburg hängen“ wie auch immer. Das ist auf jeden Fall gegeben. Interviewer: Okay und ähm, wären die Zielgruppen kompatibel, also die WackenBesucher, die dann noch in der Region hängen bleiben und die Besucher von der Region, die dann sowieso schon da sind, beispielsweise Familien und Radtouristen? Herr Hübner: Ja, sicher. Na klar, also Metalheads können ja auch älter sein oder Familienvater sein, das kann ja alles gut passen. Interviewer: Ja okay. Gut, es gibt Großveranstaltungen, die eine einzigartige Verbindung zwischen der Region und dem Event herstellen. Die sind dazu da, um den Tourismus zu pushen. Die bilden meistens eine Einheit auf der Marketingebene und die Besucher verbinden dann oft das Event schon gleich mit der Region. Da habe ich ein paar Beispiele, das ist zum Beispiel das Oktoberfest in München, der St. Patricks Day in Dublin und der Karneval in Rio. Ähm, wäre es wünschenswert, wenn die Region Holstein und das Wacken Open Air auch so als Einheit auftreten würden? Herr Hübner: Pfff, ich weiß nicht, ob das (…) auf einer Einheit ist mit Bayern und so weiter. Kann ich nicht beurteilen. St. Patricks Day ist ja nun mal ein irischer Feiertag, da sind die Beispiele jetzt nicht so passend mit dem Bereich, wo man mit unserem Festival was macht. Da ist eher vielleicht dann Roskilde oder Glastonbury Themen, die auch eher Traditionsfeste sind, da geht’s ja auch eigentlich um Traditionsfestivals, die es eben schon lange gibt und die eben dementsprechend eben auch Regionen bevölkern leben. Glastonbury ist ja auch eine kleine Stadt und überhaupt und Roskilde auch und das passt eher. Oktoberfest ist natürlich noch mal eine ganz andere Nummer ist das ja auch und joa, Karneval in Rio sowieso. Das passt so nicht zusammen, das kann man auch nicht so jetzt auch nicht so vermarkten. Karneval in Rio ist ja jetzt auch Volksfest und Feiertag, der sowieso da ist. Interviewer: Also, wenn die Region Holstein jetzt quasi so mit einem schwarzen Image, sag ich mal, auftreten würde, so dass man das direkt verbindet, fändest du jetzt nicht so sinnvoll? 116 Herr Hübner: Nee, sehe ich nicht, weil wir das der Region ja erstmal Kreis Steinburg, das ist ja der Kreis in dem wir leben und Schleswig-Holstein ist das Bundesland, aber da sehe ich momentan nicht das… also wenn wir da jetzt die schönen Schleswig-Holstein Farben oder Südholstein, wo Wacken liegt, da würde ich nicht die Entscheidung bringen, das wäre kontraproduktiv. Interviewer: Ja okay. Wie könnte deiner Meinung nach das Eventmarketing der Region Holstein in Zukunft aussehen? Also sollten die das noch verbessern oder ist es schon gut so wie es ist? Herr Hübner: Naja, es ist sicherlich nicht gut so wie es ist. Man muss es sich nochmal angucken, da sind natürlich auch viele Internas, die hier nicht hergehören, was alles nicht rund läuft und man alles mehr erreichen kann. Ich weiß ja auch nicht wie viel Budget die haben, was die machen überhaupt. Aber da kann man noch viel verbessern, das was kann ich nicht anders beurteilen zu wollen. Wir hoffen, dass wir irgendwie nächstes Jahr viel mit denen erreichen können. Nicht nur mit Wacken, auch mit anderen Events, dass wir die dann irgendwie mitnehmen können auch. Das muss man einfach sehen, da hängt ja auch immer viel von Personen ab, wie gut sind die Personen, wie gut machen die mit, wie gut vernetzt sind die, das ist ja nicht so… naja, muss man schon (zögert) ein bisschen Geduld haben. Interviewer: Ähm, was würdest du denn davon halten, da komme ich gerade nochmal zu der anderen Frage zurück, wenn Itzehoe sich so ein bisschen mit dem Wacken Open Air identifizieren würde und sich quasi (kurze Unterbrechung seitens Herr Hübner…) und sagen würde „wir sind der Vorort von Wacken“, wenn die sich so ein bisschen darauf reduzieren würden, sag ich mal? Was hältst du davon? Herr Hübner: Ja auch nicht, dann sollen sie es tun, ich meine, Itzehoe ist ja nun die Kreisstadt, wenn Wacken Open Air ist, dann versuchen die da natürlich was zu machen und dass die Geschäfte eben, joa, also dass da halt viele Besucher auch zu den Geschäften gehen, wenn die Aussteigen aus dem Zug und nicht gerade weiterfahren nach Wacken. Aber es ist ja so, dass … ja, also, mh, die können Wacken nutzen Marketingmäßig, die sollen versuchen die Fans da in ihre Geschäfte zu ziehen eben, ist ja alles legitim, ist ja auch alles okay, soll ja auch so sein. Aber alles andere macht ja keinen Sinn, wenn das tiefer geht und die eigene Identität ändert, nur weil eben das Open Air vor der Haustür ist. Interviewer: Okay, also du meinst (nochmal kurze Unterbrechung seitens Herr Hübner) zum Zeitraum vom Festival findest du es okay, aber den Rest vom Jahr nicht. Herr Hübner: Nee, würde ich nicht sagen, wenn die nichts anzubieten haben, dann macht das keinen Sinn. Interviewer: Okay, ähm, hast du speziell zum Dorf Wacken oder zum Wacken Open Air irgendwelche Pläne oder Vorstellungen in den nächsten Jahren? Herr Hübner: Ich sag ja, wir sind ja bei mit dem Museum, wir sind dabei mit dem Hotel, wir sind dabei mit ganz oben einige Sachen zu regeln, aber das sind Sachen, die nicht von heute auf morgen gehen und da gucken wir mal. Interviewer: Okay, gut, das wars jetzt im Prinzip auch schon zu meinen Fragen zur Bachelorarbeit, vielen Dank dafür! 117 118 Experteninterview Lydia Keune-Sekula vom Stadtmanagement Itzehoe Interviewer: Ja und da eben wie das sein könnte mit einem gemeinsamen Marketing, was es für Probleme geben könnte, was man machen könnte. Und speziell auch Eventmarketing, sagt Ihnen was, oder? Frau Keune-Sekula: Ja, klar. Interviewer: So dass man halt ein Produkt oder eine Dienstleistung oder eben eine Destination mit Hilfe von Events vermarktet. So, darüber soll es gehen in meiner Bachelorarbeit. Ja und fangen wir einfach mal an. Also meine erste Frage ist, wie wichtig ist in Ihren Augen die Zusammenarbeit zwischen der Eventbranche und der Tourismusbranche? Frau Keune-Sekula: Ja, das ist ja unteilbar miteinander verknüpft. Es gibt in ScheswigHolstein ja ganz viele Beispiele dafür. Wacken ist eins, die Kieler Woche ist ein zweites, wir haben das Schleswig-Holstein Musikfestival und viele andere wichtige etablierte Events, die untrennbar verknüpft mit dem Thema Tourismus. Und wenn nicht unbedingt mit so Wochentourismus, dann auf jeden Fall mit Tagestourismus. Interviewer: Wie sieht die Kommunikation aus mit dem Unternehmen ICS Festival Service GmbH momentan? Gibt’s da irgendwie Kommunikation? Oder vielleicht schon ein gemeinsames Marketing? Frau Keune-Sekula: Ne, gar nicht und das ist auch eher persönlich und das sage ich jetzt mal off the record, sie können es aber trotzdem laufen lassen, es gibt, als ich hier vor drei einhalb Jahren gestartet bin, habe ich mal einen Versucht mit Holger Hübner in Kontakt zu treten und das ist irgendwie gründlich nach hinten losgegangen. Ich hab ihn wohl irgendwie auf dem falschen Fuß erwischt. Jedenfalls hat er mich total angeranzt und ich habe mich danach auch nicht wieder bewogen gesehen wieder auf ihn zuzugehen. Also jetzt nicht weil ich irgendwie pissig bin, sondern weil ich gesagt habe, okay, er will scheinbar, er macht immer ne große… Wir haben hier mal versucht, das war vor meiner Zeit, auch so ne Wacken Welcome Geschichte oder so, und er war sehr sehr eigen, was die Vermarktung seiner Veranstaltung angeht. Da kann er irgendwie nicht drauf. Vielleicht hat sich das auch verändert unterdessen, das kann ich nicht sagen.. Interviewer: Drei einhalb Jahre ist das her? Frau Keune-Sekula: Joa, ungefähr drei Jahre ist das her jetzt. Joa und ansonsten haben wir aber speziell (Unterbrechung, jemand ist an der Tür). Wir haben hier… Ein Beispiel ist ganz wichtig: Vielleicht ist das hier, vielleicht kann mans an ner anderen Stelle auch noch unterbringen. Wir haben ja alle Anfragen, die im Überlauf sind, für Leute die es jetzt nicht selber regeln, die möchten gerne übernachten während der Zeit des Wacken Open Airs. Interviewer: Weil die nicht auf den Campingplatz wollen, oder so was? Frau Keune-Sekula: Weil sie entweder nicht auf den Campingplatz wollen oder weil sie kein Hotelzimmer unter den üblichen Geschichten mehr kriegen. Wir hatten einfach das Problem über Jahre, dass wir im Grunde schon im Februar sagen mussten ‚Leute, keine Übernachtungen mehr‘. Alles was wir an registrierten Sachen hatten, das war dicht. Und darum haben wir vor zwei Jahren aufgerufen zu einer Aktion, die heißt „Auf nach Wacken, aber wo knacken?“ und haben private Anbieter in der gesamten Region aufgefordert sich zu melden, wenn sie Übernachtungsplatz haben. Und das hat super geklappt, also wir ha119 ben über 250 zusätzliche Übernachtungen geschaffen. Jetzt, ich sag jetzt mal, vom Heuschober Bett bis hin zur aufwendigeren Fremdenzimmer oder Wohnungslösung. Und das hat total gut geklappt und das führt jetzt einfach dazu, dass wir nie mehr sagen müssen, wir haben nichts mehr, das hilft uns natürlich und Wacken hilft es auch. Interviewer: Ja, das war aber vollkommen unabhängig von Holger und so? Frau Keune-Sekula: Dafür hat uns Holger aber auch nie angerufen und gesagt, das war aber ne geile Idee! Oder Thomas oder irgendwer. Die haben das zur Kenntnis genommen und dann war gut, also die haben sich… Interviewer: Schade! Frau Keune-Sekula: Ja, schade eigentlich! Also es ist nicht so, dass wir nicht auf die zugehen, ist auch nicht so, dass wir das nicht wertschätzen können das ganze Ding. Interviewer: Ja, okay, ist das Wacken Open Air in Ihren Augen einzigartig? Frau Keune-Sekula: Absolut. Absolut einzigartig. War ne geile Idee. Und die haben aber auch viel Anlauf gebraucht und so weiter und viel Unterstützung und Förderung und hatten sie auch zu recht. Und haben jetzt natürlich ne Marke geschaffen, die ich sag mal über die eigentlichen Acker längst hinaus gewachsen ist auf Kreuzfahrtschiffe, etc. Ist geil. Das ist meine Meinung. Interviewer: Also sind Sie stolz darauf, dass es stattfindet hier in der Region? Frau Keune-Sekula: Ja, total! Auf jeden fall. Interviewer: Hat es auch Nachteile? Frau Keune-Sekula: (Denkt länger) Nein… Nein, ich glaube es hat überhaupt keine. Ganz im Gegenteil, also ich glaub die Vorteile sind nicht nur, die Vorteile das wir eben für die Region was machen und äh, dass er für den Ort da was macht und dass die Leute sich damit identifizieren. Ich glaube, es tut auch noch mal ganz viel für das Thema Toleranz. Also diese ganze schwarze Community, gepierct, gemacht, getan, wo die Leute dann alle erstmal so in der Ecke standen und dachten ‚was ist dat denn?‘ und das hat sehr dazu beigetragen, dass man hier ganz offen miteinander umgeht. Nee, gar kein Nachteil Interviewer: Gut, Eventmarketing, wissen Sie ja was damit gemeint ist. Also vielleicht die Destination zu vermarkten mit Hilfe von Events. Jetzt mal ganz allgemein also nicht nur das Wacken Open Air wird Eventmarketing hier in Itzehoe genutzt als Kommunikationsmittel? Frau Keune-Sekula: Ja, also sie können es hier draußen an den Scheiben sehen oder auch hier. Wir sind jetzt dabei den zweiten Aufschlag, ähm darum passen wir eigentlich von der Qualität und von der Farbe passen wir ganz gut zusammen, ein Krimifestival aufzulegen, das auch ganz einzigartig ist in seiner Natur bundesweit. Und das haben wir das erste Mal 2013 Ende Oktober Anfang November und deswegen jetzt zum zweiten Mal. Es war super super erfolgreich. Wir haben drei Säulen, wir haben so ne Wettbewerbssäule für Film und Literaturkurzkrimis, wir haben ne Eventsäule, wo wir Krimischifftörns, Theaterstücke, Mörderkonzerte und so‘n Kram machen und wir haben so eine sogenannte Fachsäule, wo wir auch mit eben auch mit Rechtsmedizin, Kripo Justiz und so weiter diese Dinger. Das haben wir, das legen wir dieses Jahr zusammen mit der TASCH, also mit dieser Tourismu120 sagentur Schleswig-Holstein, das erste Mal auch touristisch relevant auf. Also packen kleine Pauschalen und so. Ja, machen wir durchaus. Ansonsten haben wir so ein Sauffest, was jede andere – naja mittlerweile nicht mal mehr jede andere – Stadt hat: die Itzehoer Woche mit einem Kindertag und Flohmarkt, mit so einem Riesenflohmarkt und einem Weinfest. Aber das fällt für mich nicht wirklich unter die Rubrik touristisch relevante Events. Interviewer: Zieht ja jetzt nicht großartig Leute von außerhalb… Frau Keune-Sekula: Nein Nein, das ist ein regionales Event. Interviewer: Und dieses Krimifestival findet… ist eine Woche, oder? Frau Keune-Sekula: Ja, also ist eine Woche. Es ist ganz, wir haben das ganz geschickt gemacht, weil wir feiern zwar nur eine Woche das eigentliche Event, aber dadurch das wir diese Wettbewerbssäule haben, die wird schon im Januar/Februar ausgeschrieben ist dann im Mai, Ende April/Anfang Mai, ist die beendet. Und dann geht dieser ganze Aufwand, dadurch können wir immer mal wieder öffentlich aufschlagen. Und dann kommt auch immer mal wieder eine Lesung oder ich kann sagen ‚Wow, jetzt haben wir den noch in der Jury‘. Also das ist ganz gut, weil wir das so takten können, aber eigentlich touristisch relevant ist das dann erst im November. Ist natürlich aber eine Zeit in der sowieso nichts los ist. Von daher ist das auch wieder gut. Und wir haben dann immer einen Partnerort, das heißt ich feier das nicht alleine. Sondern ich habe gesagt, wir müssen endlich lernen uns als Region zu vermarkten, also suchen wir bei jeder Krimi Nordica einen Partnerort und das wird jetzt 2015 Glückstadt sein. Und da haben wir natürlich auch einen tollen Hafen, das ist ne geile Location. Und da können wir einfach viel Ping Pong spielen. Ziel ist es, dass irgendwann die ganze Region alle zwei Jahre eine Woche im Krimifieber ist. Interviewer: Das klingt gut! Ja, also, das ist halt ein Event, das von Ihnen genutzt wird und wie kam das zu Stande? Wurde das speziell dafür sag ich mal erfunden? Frau Keune-Sekula: Ja, hab ich mir ausgedacht. Ja wir haben ein, also wir mussten relativ schnell ein Konzept um noch Fördergelder von der Aktivregion im ersten Zyklus zu kriegen und das hat auch geklappt, die haben eingesehen, dass das eine ganz gute Sache werden könnte. Wir sind allerdings alle total überrascht gewesen, wie unglaublich geil das gelaufen ist. Interviewer: Wie viele kommen dahin? Frau Keune-Sekula: Wir hatten über alle… (sucht Pressemappe). Ich denk mal so insgesamt haben wir 3.000 Leute bei den Veranstaltungen, bei den eigentlichen, gehabt. (Zeigt Presseberichte und Bilder) Und wir haben vor allem eine Kooperation mit dem SHZ gehabt, eine sehr sehr tolle. Und SHZ hat die zehn besten Kurzkrimis, die aufgelaufen sind, veröffentlicht in seinem SH Journal. Über zehn Wochen jeweils ein Krimi und einen Publikumspreis noch ausgeschrieben. Das werden sie nächstes Jahr auch wieder machen. Und dadurch haben wir eine unglaubliche Awareness landesweit gekriegt. Und der SHZ hat am Ende gesagt, das war die beste Publikumsaktion ever, also die haben so viel Response gekriegt wie noch nie zuvor. Dann haben wir einen coole Schirmherr, Ingo Naujoks ist unser Schirmherr, den kennen Sie wahrscheinlich auch. Ja insgesamt ist das einfach sehr hochwertiges Event von der Qualität her und das ist mir auch ganz wichtig, dass das so bleibt. Interviewer: Und das Wacken Open Air wird noch gar nicht irgendwie als Eventmarketing genutzt? 121 Frau Keune-Sekula: Wir dürfen’s ja nicht. Wir haben ja noch nicht, sag ich mal über grobe Kontakte hinaus, uns noch nie wirklich zusammengesetzt. Ich habe überhaupt kein Problem Itzehoe als Vorort von Wacken zu feiern deutschlandweit. Wenn Sie irgendwo in Bayern losgehen und fragen, was wissen Sie denn über Itzehoe? Wenn Sie da irgendwohin gehen und fragen, was wissen Sie über Glückstadt, dann werden die sagen: ‚Hm, Matjes, mh Fähre Glückstadt, Wischhafen,‘ und vielleicht wissen sie auch noch, dass da eine Burg steht, dann haben sie es aber mit Glücksburg verwechselt. Und wenn Sie die fragen, wo ist Itzehoe oder was fällt Ihnen zu Itzehoe ein, im Zweifel kriegen Sie dann einen in die Fresse, weil der Prokon Anleger war und mehr weiß man dann eben auch nicht. Oder vielleicht ist mal jemand mit dem Auto nach Sylt gefahren und weiß, dass da irgendwo aufm Schild stand. Aber wir haben hier überhaupt kein greifbares Image. Das ist ganz ganz doof. Also schon von der Ostküste Schleswig-Holsteins hier rüber betrachtet sind wir quasi nicht da – ganz blass. Und da ist Wacken für uns natürlich eine willkommene Geschichte. Und ich hab auch überhaupt kein Problem das ganze mal schräg zu betrachten und es als Vorort von Wacken zu betrachten, überhaupt nicht. Interviewer: Hm, also Sie hätten da jetzt kein Problem damit Itzehoe unter den Scheffel quasi zu stellen? So nach dem Motto „Wir sind Wacken“ oder so… Frau Keune-Sekula: Nein, überhaupt nicht, gar nicht. Darf nur nicht (lacht). Interviewer: Dazu forsche ich ja (lacht). Mal sehen. Also Sie sehen schon das Event, generell das Thema Eventmarketing als Chance für die Destination hier? Frau Keune-Sekula: Es ist vermutlich sogar eine der ganz ganz wenigen, die überhaupt greifbar sind. Wir sind touristisch betrachtet natürlich weit entfernt von dem, was die Ostküste bieten kann. Oder eben Nordfriesland bieten kann. Wir haben eigentlich sportlich gesehen einen sehr interessanten… also wenn man aus der Sporttourismus ecke guckt, haben wir hier eigentlich eine ziemlich interessante Region am Wrack. Da müsste man jetzt aber tiefer in die Details gehen. Und es gibt da zum Beispiel so Sachen, die ich durchaus auch denke, dass man über die Wasserwege, Elbe, Kanal, Wilster, Au, Stöhr, das man Wettbewerbe da initiiert. Aber das ist ja auch immer ein aufgesetztes Event. Ich krieg das nur belebt, dadurch dass ich Events schaffe. Ich krieg das aus eigener Kraft nicht wirklich bewegt. Interviewer: Mh ja, wie müsste ein Event denn… naja, gut das hatten wir schon, das ist vielleicht schon das Krimi Ding. Ähm wie müsste ein Event idealerweise aussehen, um es für ein Eventmarketing nutzen zu können? Also dass es die Region hier repräsentiert. Frau Keune-Sekula: (denkt) Ja, das sind eigentlich zwei Fragen, aber das ist eine ganz interessante Frage… Das es die Region repräsentiert… Also ich glaube diesen sonnigen, wir haben gutes Wetter und schöne Strände Aspekt, den haben wir abgefrühstückt nach allen Regeln der Kunst, der ist ausgelutscht, da ist einfach keine Luft mehr. Da könnte man natürlich dann, da bemüht sich Holstein Tourismus ja auch drum, so Themen wie Kanufahren, Radfahren, so die sportlichen Aktivitäten rauszuhängen. Auch okay. Aber dann haben wir zu wenig Gastronomie, Erlebnis, Power, um das auch wirklich nachhaltig zu beflügeln, da ist zu wenig drin. Also ich denke mal so diese Winter, Herbst, Winter Aspekte: Es ist trüb, es ist kalt, es ist gefährlich (zeigt auf Krimi Nordica Plakat), ähm, das wird da schon ziemlich gut ausgeschlachtet und das Thema Musik… Ja, also Wacken ist ja nicht von Natur aus der Heavy-Metal Schwerpunkt der Erde gewesen, die haben das auch konstruiert oder ich sag mal künstlich aufgebaut. Ja also da ist Musik ein tolles Vehikel, da ist aber auch 122 Literatur und speziell das Thema Literatur Regionalkrimi, der Regionalkrimi hypt wie verrückt, ja. Sie haben in jeder Buchhandlung so eine Riesen Wand wie „Mord an Bord“ oder „Tot im Watt“ oder also Schleswig-Holstein ist im Grunde der Tatort schlechthin, ne. Der am meisten genutzte, ob du nun… Interviewer: Ich glaube, übers Wacken Open Air wurde ja auch sogar schon mal ein Krimi geschrieben… Frau Keune-Sekula: Ja genau, das ist eine Autorin, die wohnt mit mir in einem Dorf, ich kenn das auch. „Mord in Wacken“, ja, hat sie geschrieben. Ist auch gut das Buch, kann man sich ruhig mal reinziehen. (kurz vom Thema weg). Doch also natürlich, es ist dann, solche Sachen repräsentieren den Standort, sowohl das Thema Natur als auch das Thema Bewegung und eben auch diese Düsternis. Puuuh, danach ist eigentlich schon Schluss. Also wir müssen ganz viel Kraft aufwenden, um hier einen Schritt nach vorne zu kommen. Interviewer: Ja, aber dieses Thema mit Düsternis passt ja auch schon so ein bisschen zum Wacken Open Air… Frau Keune-Sekula: Passt, obwohl Wacken natürlich, dadurch dass es im Sommer gelegen ist und dass es eine ganz große Spaßkomponente hat. Ich mein, die Jungs, die sind schwarz angezogen, aber das wars dann auch schon … danach wird’s eher blau, würde ich mal sagen (beide lachen). Und schlammig oder so. Aber es ist einfach schon Kult, ne? Nur man muss eben auch wissen, dass solche Halbwertszeiten, solche Lebenskurven von solchen Veranstaltungen sind auch begrenzt. Da muss man auch immer gucken, wie halte ich das, wie kann ich das unter Feuer halten. Interviewer: Was würden Sie davon halten, wenn jetzt die Firma ICS noch andere Events macht, die zwar auch mit diesem Image, mit diesem schwarzen WOA Image gehen, aber halt andere Events, wie zum Beispiel das Music Camp, was ja dieses Jahr zum ersten Mal stattgefunden hat. Das war ja auch, haben Sie das mitbekommen? Was halten Sie von solchen Events? Also wenn ICS das jetzt macht? Weil die haben das ja auch unterstützt, um zu probieren mehr Tourismus zu generieren… Frau Keune-Sekula: Finde ich total begrüßenswert. Also wir haben auch, wir sprechen zum Beispiel über so Themen wie Kinderferienbetreeung, ne? Da haben wir auch schon über ICS nachgedacht in dem Zusammenhang. Ich find das, wenn ich so eine Marke habe und ich habe eine Zielgruppe, die da drauf abfährt und das kultig findet, dann wäre ich besoffen, wenn ich das nicht machen würde. Und es ist für die Region nur gut, wenn wir mehr aufsetzen können. Es birgt natürlich auch Risiken. Aber die müssen die bewerten und tragen, das kann ich von hier aus nicht sagen. Weil die Zielgrupp ist ja, ich sag mal, weltweit riesengroß, aber wenn ich jetzt einen kleineren Fokus setze, meinetwegen auf SchleswigHolstein oder Norddeutschland, dann ist die natürlich schon längst nicht mehr so groß und dann muss ich gucken, wie aktiviere ich diese Zielgruppe dann auch zu anderen Veranstaltungen. Interviewer: Okay, ja, Sie haben gerade schon gesagt, die Marke Wacken Open Air hat Kultstatus mittlerweile. Wäre es möglich das Destinationsmarketing von Holstein ja wirklich daran zu organisieren? Also dass man auch auf der Website gleich am Anfang irgendwie die Wacken Open Air Region oder… so das Marketing so darauf auslegt wirklich. 123 Frau Keune-Sekula: (Denkt) Also ich fände… Beispielsweise die Sparkasse macht das ja relativ konsequent. Erstaunlicherweise, finde ich wirklich mutig. Die haben sich da rangetraut und machen ja diese Karte, ne, wissen Sie, diese Mastercard. Ob die Gesamtregion Holstein gut daran täte kann ich echt nicht wirklich bewerten. Ich bin von Natur aus mutig und würde auch sagen, ich würde mir vielleicht einen Zeitraum nehmen Juli, August, September oder so. Wir haben aber auch und das muss man sich auch genau angucken, wir haben auch viele andere relativ lukrative Zielgruppen. Zum Beispiel diese sogenannten Best-Ager. Ob die jetzt so unbedingt auf Wacken abfahren oder ob die die Homepage nicht gleich wieder zuklicken, wenn die sehen „aha, da ist die Headbangin-Fraktion am Werk“. Weiß ich nicht, ich fürchte, dass dafür dieser Zirkel um Holstein herum relativ konservativ ist. Da hätte ich ein bisschen… Grundsätzlich finde ich, könnte man gerne versuchen, aber man muss halt auch gucken, was passiert mit den anderen Zielgruppen. Was ist mit denen. Interviewer: Ja, ich weiß nicht, ob Sie das schon mitbekommen haben mit dem Museum und das wäre ja vielleicht auch noch mal so eine Sache, wo auch mal Familien oder Rentner, Best-Ager hingehen würden. Wo nicht nur Metal-Fans hingehen würden… Frau Keune-Sekula: Ja, klar. Vielleicht ist das auch noch mal so eine Leistung die das interdisziplinär machen würde, dass man wirklich mal guckt, es gibt ja durchaus auch BestAger, die nach Wacken gehen. Und gar nicht so wenig, so um die 50 bis 60 ist da glaub ich sogar eine relativ breite Masse. Vielleicht müsste man gucken, wie kriegt man die Marke ein Stück „Best-Ager-freundlich“, an welcher Stelle, vielleicht geht das ja, und kann so vielleicht über diesen Kunstgriff die Zielgruppe eingemeinden. Das kann man vielleicht auch über Rabatte oder so, da muss man sich pfiffiges einfallen lassen, ich glaube das ist nicht so schwer, da kriegt man das auch hin. Museum wäre so ein Schritt, ja. Und die Headbanger werden ja auch älter, ne? Das muss man ja auch mal so sehen, die bleiben ja nicht stehen. (lachen) Interviewer: Okay, warum sollten Touristen auch im Rest vom Jahr das Dorf Wacken besuchen? Frau Keune-Sekula: Ja, dazu müsste dann halt eben noch etwas anderes da sein, außer das reine Festival. Irgendwie müsste tatsächlich irgendwie sowas wie ein Museum oder ein ganzjähriges Kino, wo man eben diese tollen Filme zeigt oder oder oder. Also da müsste man… auch das mit dem Music Camp, mit dem Nachwuchsmusikding, das finde ich auch total sexy. Also da muss man sich irgendwas ausdenken, was auch unterjährig da ist, sonst hat das glaube ich keinen Wert. Interviewer: Ja, dieses Eventgelände Wacken ist ja schon so darauf ausgelegt, dass da auch andere Veranstaltungen drauf stattfinden können. Ist ja glaube ich auch so vertraglich geregelt, hat mir der Bürgermeister gesagt (lachen) Frau Keune-Sekula: Ja, theoretisch Interviewer: theoretisch, bisher war da halt noch nichts so… Frau Keune-Sekula: Ja müsste man… klar, die haben ja Fördermittel gekriegt um diese Rasengeschichten und so zu machen, diese Infrastruktur zu schaffen, dann müssen, ist klar, dann müssen sie… Aber wer fasst so was an? Das hat ja mittlerweile, das ist ja schon ne riesen logistische Meisterleistung das ganze Ding da aufzuhalten und ansonsten ne Bühne irgendwo dahin zu stellen, Technik, paar Klos, ich weiß das, das kostet immer zehn Riesen, 124 immer! In der kleinsten Besetzung, also in der armseligsten Besetzung kostet das immer zehn Riesen und die musst du einspielen und das bei den Wetterverhältnissen. Ist nicht so einfach. Und das hat er ja mittlerweile nicht mehr nötig. Also da kanns Scheiße regnen, die sind trotzdem da, der hat keine schlechten Quoten. Und die Karten sind sowieso vertickt, egal wie das Wetter wird. Also weiß ich auch nicht, müsste man mal abwarten. Interviewer: Okay… denken Sie, dass Wacken so ein Magnet ist für Touristen, die vielleicht auch nur durchfahren so Richtung Nordsee oder so und dann denken „oh, hier ist Wacken, da findet doch das große Festival statt, da bleibe ich mal stehen“? Also ist das schon so ein bisschen ein Magnet auch wenn da momentan nichts ist? Frau Keune-Sekula: Müssten Sie die Wackener fragen, dafür bin ich vielleicht einfach ein Stück zu weit weg. Wir selber merken das nicht. Also wir haben natürlich auch Tourismus hier, jetzt nicht so super viel, aber wir haben vor allen Dingen Radtourismus und Bootstourismus in den Sommermonaten. Da ist die Frage nach Wacken also immer nur um den Zeitpunkt des Festivals, aber nie das mal einer sagt „ach, was kann ich mir da noch angucken“ oder so. Und wir, das würden wir merken. Das behaupte ich jetzt erstmal. Weil wir sind schon hier in der Region der Anlaufpunkt, wenn sich hier jemand was angucken will oder so oder Fragen hat, dann kommt er hierher. Also ich würde mal tippen, auch wenn ich kein Wackener bin, dass unterjährig das Interesse gleich null ist. Aber eben weils da nichts gibt, ne? In dem Moment, wo es da ne geile Location gäbe, wo ich mir das alles angucken kann, wäre das natürlich schlagartig anders. Interviewer: Und denken Sie, dass vor oder nach dem Festival die Festivalbesucher, also die wirklich auch Tickets haben und so, noch hier in der Region bleiben und Urlaub machen? Frau Keune-Sekula: Nee, ich wohne ja in Wewelsfleth direkt an der Stöhr/Elbe und ich muss dann auch immer an der Elbefähre Glückstadt – Wischhafen längs… die fahren wieder weg. Also die bleiben vielleicht noch einen Tag länger um auszunüchtern oder reisen einen Tag vorher an, um einen guten Platz zu ergattern. Also die bleiben hier nicht wirklich, weil wir ihnen an der Stelle… das ist ja wieder das ganze Thema Event/Erlebnis/Gastronomie… nicht viel bieten können. Interviewer: Okay, ähm… Also die Frage war schon zum Teil beantwortet: Welche Vorund Nachteile sehen Sie darin das WOA als Kommunikationsmittel zu nutzen im Marketing? Frau Keune-Sekula: Joa, haben wir gerade schon besprochen, ne, also das … es ist ne super sympathische Marke, es ist hier in der Region mittlerweile eine allseits akzeptierte Marke, wo auch die Hundertjährigen sagen finden wir cool. Ob das nun die Best-Ager außerhalb von Schleswig-Holstein betrifft, daran wage ich doch mal stark zu zweifeln. Also für die ist das jetzt nicht so die supercoole sympathische Marke, da müsste man, wie gesagt, noch ein bisschen… Interviewer: Ja… und Vorteile? Frau Keune-Sekula: Ja, nur Vorteile! Wacken ist Kult, Wacken ist … ja wie gesagt, stiftet so was wie, ist freundschaftsstiftend. Ist ja nicht nur eine Marke, hat ja auch ein supergutes Image. Noch, noch… also es gibt schon auch immer mal wieder das Image mit „das ist ne Geldmaschine“, ja klar, wenn eine Marke mal hypt, dann ist es eine Geldmaschine, dafür 125 hat man ja auch Jahre oder Jahrzehnte lang darin investiert. Von daher hat die, außer dieser Best-Ager Geschichte, hat die als Kommunikationsinstrument nur nur Vorteile. Interviewer: Mhh, okay. Ja Zielgruppen hatten wir kurz schon angesprochen mit den BestAgern, welche Zielgruppen sind hier hauptsächlich? Außer Best-Agern, noch irgendeine? Frau Keune-Sekula: Ja, wir haben schon die jungen Familien, die versuchen relativ günstig Urlaub zu machen in der Vor oder Neben… überwiegend mit nicht schulpflichtigen Kindern. Die an der Nord oder Ostsee dann günstig Ferienhäuschen schießen oder so. Radtouristen haben wir viel, Wassertouristen haben wir viel, also Segler, etc., aber auch Motoryachten. Die sind auch überwiegend älter, das muss man auch ganz klar sagen, die sind überwiegend auch über 50. Also ich glaube wir haben schon eine relativ alte Zielgruppe. Mal abgesehen von den sportlich motivierten. Interviewer: Und wie wichtig ist für die Region Holstein die Zielgruppe, die das Wacken Open Air anspricht? Frau Keune-Sekula: Sag ich ja, da müsste man sich wirklich mal zusammensetzen und das angucken, das wissen Holger und Thomas bestimmt viel besser, wie sich ihre Zielgruppe tatsächlich zusammensetzt. Das kann ich von hier aus auch nur erahnen oder ich war auch einmal da, aber deswegen kenne ich ja noch lange nicht alle Wacken Fans. Und mal gucken, wo da Überschneidungen sind und wo da aber auch die Gemüter sehr getrennt sind. Ja, das kann ich einfach nicht beurteilen, das muss man sich genau angucken. Interviewer: Okay, ich habe so eine Marktforschung von denen bekommen, die ist von 2012 und da war schon der Großteil der Besucher schon irgendwie zwischen 18 und 25, 26… also schon eher jünger. Frau Keune-Sekula: Da wäre die interessantere Frage, alle die in Holstein rumölen, wenn wir diese ganzen jungen Leute schon hier haben, wie könnten wir sie denn hier halten? Wie könnten wir für die Angebote noch schaffen, um … Dann musst du wieder gucken, was ist mit den 18-25 jährigen, ist das überhaupt eine kaufkräftige Zielgruppe, was kannst du denen denn dann noch wirklich umhängen. Oder ist das da mit Zelten und Dosenbier dann auch getan? Also… es ist komplex, glaube ich. Interviewer: Ja, und ähm wären die Zielgruppen vielleicht kompatibel? Die Best-Ager, die Familien und die Metal-Fans? Könnte man die zusammen an einem Ort überhaupt beherbergen oder geht das gar nicht, weil die sich dann vielleicht in die Haare bekommen? Frau Keune-Sekula: Ich find die Fragen, die Sie stellen super spannend und die regen auch echt noch mal an … also spontan würde ich sagen ja, ich glaube die sind kompatibel. Glaube ich sogar ganz sicher. Ich glaub sogar, dass die ne ganze Menge voneinander lernen könnten. Ich glaube nur eben, dass es dann eben mit diesem Event nicht getan ist, sondern dann müsste man tatsächlich wieder… vielleicht müsste man es auch dezentralisieren. Vielleicht müsste man Wacken Satelliten überall im Land oder zumindest Holstein aufbauen und sagen „es gibt hier, was weiß ich, ein Mini Wacken Vorglühevent und da ein Wacken Nachglühevent“ oder was auch immer, weiß ich noch nicht genau. Und da gucken, das machen die ja auch, die matchen ja den Heino mit Rammstein oder so, die versuchen ja schon eine Menge. Und warum sollten wir nicht Meat Loaf mit – wie heißen sie – mit den Wildecker Herzbuben matchen. Also solche Dinge könnte ich mir total gut vorstellen. Also 126 ganz gezielt sich Sachen ausdenken, wo man die beiden Zielgruppen zusammenbringt, das wäre bestimmt super spannend. Interviewer: Und hier in der Region, mal abgesehen davon, dass sie sich hier auf dem Festival treffen würden die Zielgruppen, wenn die noch hier in der Region sind, würden die sich nicht vielleicht voneinander gestört fühlen? Frau Keune-Sekula: (denkt) Glaube ich nicht, also die Wacken Fans haben ein super gutes Image hier. Ich habe das mal sehr gezielt getan in Zusammenhang mit dieser Übernachtungsgeschichte, weil ich son bisschen erst überlegt hab, ob ich mir da ins Knie schieße. Und es ist so süß, wie viele Leute, auch so Omis, die sich gemeldet haben und dann gesagt haben „Ja, ich hab da ja zwei Zimmer, die könnte ich ja, aber die müssten sich dann unten die Schuhe ausziehen“. (Lachen) Und dann habe ich gesagt „Ah ja okay“ und dann habe ich das am Telefon auch immer so transportiert, also wir haben da unter Besonderheiten so eine Spalte… „darf den Swimming Pool nur zwischen 0 Uhr und 5 Uhr benutzen“ oder irgendwie solche Sachen. Also es war total niedlich. Und da haben sich sofort auch Freundschaften gebildet für die Ewigkeit, also zwischen irgendwelchen 70jährigen Omis und irgendwelchen 18-jährigen Kupeiten, die da Arschloch hoch Amerika gespielt haben. Weiß ich nicht, nö, glaube ich nicht, das tut sich nichts. Interviewer: Okay, ja. Also das lässt darauf schließen, dass die Zielgruppe, die das Wacken Open Air bisher anspricht schon eine Markterweiterung hier für die Region darstellen könnte, weil bisher wars ja noch nicht … Frau Keune-Sekula: Ja, total, absolut. Interviewer: Okay. Ähm, kann das Wacken Open Air hier für die Destination ein Konkurrenzvorteil sein? Frau Keune-Sekula: (Denkt länger) So wie es jetzt ist… Es kommt so ein bisschen darauf an, wie Sie die Frage meinen. Konkurrenzvorteil … Interviewer: …zu anderen Destinationen. Also dass sie die Kaufentscheidungen von irgendwelchen potentiellen Gästen beeinflussen. Frau Keune-Sekula: (Denkt) Mein Gefühl dazu ist nein. Aber ich glaube, das muss nicht richtig sein. Ich glaube, die merken dann positiv auf, wenn Sie dann sehen „Ah, das ist in der Nähe von Wacken“ oder „Wacken ist hier auch“. Ja, aber ich glaube nicht, dass das ein echter USP ist, jetzt wenn ich an die Vermarktung, an die Konkurrenzsituation in der Vermarktung der Region denke. Vielleicht ein leiser, weil das schon mal geübt ist. Aber nicht wirklich… Also wenn ich, wenns jetzt wirklich darum geht die Region zu verkaufen und die Destination zu verkaufen und ich soll mich entscheiden mit meiner Familie, wo ich jetzt hinfahre, ob nach Ost Holstein oder hier nach Holstein, wäre Wacken für mich kein Kriterium. Es sei denn, es ist in meinem Urlaubszeitraum und ich würde gerne hinfahren, dann ist das natürlich nochmal was anderes. Interviewer: Okay, ja und wenn das jetzt präsenter wäre im Marketing, das Wacken Open Air…? Frau Keune-Sekula: Ich glaube, wir bräuchten diese Facetten… Interviewer: Ja, dass die Best-Ager mit eingeschlossen sind und so. 127 Frau Keune-Sekula: Ja, Best-Ager mit eingeschlossen, vielleicht die Eventbreite noch ein Stück erweitert. Vielleicht noch die Verkopplung mit anderen schwarzen Events. Das könnte sich ja auch… Ich fänd zum Beispiel in Zusammenhang mit diesem Krimi Festival… Sie inspirieren mich, vielleicht muss ich nochmal auf Holger Hübner zugehen – macht das durchaus Sinn, da kann man wunderbar eine Wacken Nische machen, ne? Ich habe auch, also ich hab Schifftörns, da können wir… ja klar, ist überhaupt kein Thema. Hätte ich auch voll Bock drauf auszuprobieren. Aber dann dazu müsste die Breite einfach da sein. Ich glaube, so als Einzelevent… Interviewer: Okay, ja, es gibt Großveranstaltungen, die werden in der Literatur auch „Hallmark Events“ genannt. Ich weiß nicht, ob das Ihnen was sagt. Das sind so einzigartige Verbindungen zwischen der Region, der Destination… als Beispiel der St. Patricks Day in Dublin und das Oktoberfest in München, sowas. Wäre es wünschenswert, wenn die Region Holstein und das Wacken Open Air so eine starke Verbindung hätten? Dass das wirklich als Einheit gesehen wird? Frau Keune-Sekula: Ja, absolut. Aber dazu müssten wir dann auch wirklich kooperieren, also … ich hab zum Beispiel, also es ist total gut, dass wir darüber sprechen, wir haben zum Beispiel eine neue Internetseite letztes Frühjahr, also nicht jetzt in diesem Jahr, sondern davor das Jahr, also 2013 in Betrieb genommen. Da gibt’s nicht einen einzigen kleinen Hinweis auf Wacken. Es sei denn, in wenigen Tagen ausgebucht oder wie gesagt „Wacken und wo knacken“, ja es sei denn wir haben so Aktionsgeschichten. Aber ansonsten keinen einzigen Hinweis. Und mal ernsthaft: Hübner hat das überhaupt nicht nötig auf meiner Homepage einen Link zu haben oder so, dass braucht der gar nicht. Aber ob wir es nicht vielleicht nötig hätten zu sagen „Wacken könnte uns mal helfen aus dieser Negativscheiße hier raus zu kommen“, das steht schon wieder auf einem anderen Blatt. Damit bin ich aber wieder in der Situation bei ihm angekrabbelt zu kommen, das passt mir nicht so richtig. Aber in Zusammenhang mit dem Krimi Festival könnte man das durchaus mal tun. Interviewer: Ja, da könnte man das zumindest mal starten… Frau Keune-Sekula: Wir können es ja einfach mal üben, ob wir diesen Start vielleicht noch mal neu hinkriegen. Ja dafür bin ich mir auch nicht zu schade, alles gut. Werde ich noch mal versuchen. Ich werde das Thema auch mal aufnehmen. Interviewer: Also so wie ich das in meiner Praktikumszeit dort erlebt habe, sind die dem Thema gegenüber auch sehr offen. Auch wenn sie jetzt daraus nicht direkt Profit schlagen, zum Beispiel mit dem Wacken Music Camp, das war ja auch da, um mal ein paar Leute von außerhalb mal in die Region zu locken. Und diese Pläne mit Museum und so was… Geht ja alles in die Richtung, dass die was für die Region tun wollen. Also ich würde jetzt schon sagen, dass die dem Gegenüber schon aufgeschlossen sind. War vielleicht vor drei Jahren anders. Weiß ich nicht. Frau Keune-Sekula: Vielleicht habe ich auch einfach nur, hat man ja mal manchmal, man hat ja auch einfach doofe Tage und er hats irgendwie in den falschen Hals gekriegt. Aber ist ja auch wurscht. Müssen wir noch mal drüber nachdenken. Da haben Sie mich zu angeregt. Interviewer: Ja, das ist schön. Also als die Destination Wacken oder die Region Wacken, das könnten Sie sich vorstellen? 128 Frau Keune-Sekula: Ja, why not? Also (lacht) Da haben Sie, wissen Sie, ich komme eigentlich aus dem Rheinland. Ich bin kein gebürtiger Schleswig-Holsteiner. Und gehe die Dinge des Alltags eigentlich mit viel Humor und auch mal mit einer schrägen Weltsicht und auch mal mit weniger Schwere und Befindlichkeit und so an und die Leute hier sind einfach so (Denkpause) paranoid. Die denken hinter jedem Stein sitzt einer, der ihnen etwas böses will oder wenn man nett zu ihnen ist, dann glauben die sofort, man will einen übervorteilen oder so. Die sind einfach ein bisschen schwergängiger. Und das, fürchte ich, steht dem Entgegen. Also wenn ich bei uns im Gemeinderat, hier im Stadtrat jetzt sagen würde „Kommt, Leute, wir nageln uns hier nicht, wir machen das Itzehoe Schild und machen nur ganz klein Itzehoe und dadrunter auf dem gelben Schild, Vorort von Wacken, einfach mal nur weils geil ist und Bock bringt“. Ich glaube, die würden mich erschießen oder so (lacht). Also man braucht dazu ja einfach ein bisschen Mut auch und muss mal was ausprobieren. Das müssten man sich überlegen, also ich kann mir das vorstellen, rein persönlich kann ich mir das vorstellen. Das wir stärker voneinander partizipieren können und profitieren als wir das jetzt tun. Interviewer: Okay. Gut, dann eine Frage noch. Wie könnte Ihrer Meinung nach das Eventmarketing der Region Holstein in Zukunft aussehen? Also ob auch noch andere, neue Events dazu nimmt oder doch eher auf die schwarzen Events geht, oder? Frau Keune-Sekula: Also ich glaube vom Grundsatz her muss sich erstmal die Kooperation verbessern. Wir arbeiten uns noch viel zu sehr ab an vielen anderen Baustellen und zu wenig an einer kontinuierlichen Darstellung unserer tollen Events. Würden wir das tun, sähe das… Wir haben natürlich auch viel zu wenig Marketingkraft, also viel zu wenig Kohle, um das wirklich zu penetrieren, diese ganzen Themen. Letztlich fänd ich es gut, wenn wir uns insgesamt stärker an Events profilierten. Und letztlich fänd ich die schwarzen Events, dadurch dass die einfach ein USP haben, das hat nicht jede Region, wenn die dann auch entsprechend der Jahreszeit am stärksten wirken, ja klar. Interviewer: Und speziell zum Dorf Wacken oder dem Wacken Open Air, haben Sie da Pläne oder Vorstellungen? Frau Keune-Sekula: Nö. Also nee, weil ich das einfach in meinem Kopf ausgeklammert, jetzt habe ich es heute wieder eingeklammert und jetzt muss man mal gucken ob Hübner, Jensen dafür bereit sind zu sagen, man setzt sich mal hin und guckt mal, das muss sich ja auch lohnen, das geht ja nicht auf Krampf. Das müsste man mal überprüfen, welche Schnittstellen es da gibt und wie wir die gründlich befeuern können. Aber grundsätzlich bin ich da total bereit das wieder stärker in den Fokus zu nehmen, klar. Interviewer: Okay, ja das wars. Vielen lieben Dank! 129