Endspurt Vorklinik Chemie 4., aktualisierte Auflage 144 Abbildungen Georg Thieme Verlag Stuttgart • New York Der Inhalt dieses Werkes basiert in Teilen auf dem Kurzlehrbuch Chemie von Gisela Boeck, erschienen im Georg Thieme Verlag. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Ihre Meinung ist uns wichtig! Bitte schreiben Sie uns unter: www. thieme.de/service/feedback.html Wichtiger Hinweis: Wie jede Wissenschaft ist die Medizin ständigen Entwicklungen unterworfen. Forschung und klinische Erfahrung erweitern unsere Erkenntnisse, insbesondere was Behandlung und medikamentöse Therapie anbelangt. Soweit in diesem Werk eine Dosierung oder eine Applikation erwähnt wird, darf der Leser zwar darauf vertrauen, dass Autoren, Herausgeber und Verlag große Sorgfalt darauf verwandt haben, dass diese Angabe dem Wissensstand bei Fertigstellung des Werkes entspricht. Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen kann vom Verlag jedoch keine Gewähr übernommen werden. Jeder Benutzer ist angehalten, durch sorgfältige Prüfung der Beipackzettel der verwendeten Präparate und gegebenenfalls nach Konsultation eines Spezialisten festzustellen, ob die dort gegebene Empfehlung für Dosierungen oder die Beachtung von Kontraindikationen gegenüber der Angabe in diesem Buch abweicht. Eine solche Prüfung ist besonders wichtig bei selten verwendeten Präparaten oder solchen, die neu auf den Markt gebracht worden sind. Jede Dosierung oder Applikation erfolgt auf eigene Gefahr des Benutzers. Autoren und Verlag appellieren an jeden Benutzer, ihm etwa auffallende Ungenauigkeiten dem Verlag mitzuteilen. 1. Auflage 2011 2. Auflage 2013 3. Auflage 2015 © 2011, 2017 Georg Thieme Verlag KG Rüdigerstr. 14 70469 Stuttgart Deutschland www.thieme.de Printed in Germany Zeichnungen: Ruth Hammelehle, Kirchheim/Teck; Wolfgang Zettlmeier, Barbing; Fa. willscript Dr. Wilhelm Kuhn, Tübingen Umschlaggestaltung: Thieme Verlagsgruppe Satz: L42 AG, Berlin Druck: AZ Druck und Datentechnik GmbH, Kempten ISBN 978-3-13-240991-0 Auch erhältlich als E-Book: eISBN (PDF) 978-3-13-241016-9 eISBN (epub) 978-3-13-241017-6 123456 Geschützte Warennamen (Warenzeichen ®) werden nicht immer besonders kenntlich gemacht. Aus dem Fehlen eines solchen Hinweises kann also nicht geschlossen werden, dass es sich um einen freien Warennamen handelt. Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen oder die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. 3 Auf zum Endspurt! Das Physikum naht, und „richtige“ Bücher scheinen alle zu dick? Dann laufen Sie mit unseren Endspurtskripten in die Zielgerade ein! Kurz und knapp finden Sie hier schwerpunktmäßig die Inhalte, auf die das IMPP mit seinen Physikumsfragen zwischen Frühjahr 2006 und Herbst 2016 abzielte. Doch beschränkt haben wir uns darauf nicht, denn schließlich überlegt sich das IMPP immer neue Fragen, und auch das Mündliche will bestanden werden. Ganz herzlichen Dank an alle Leser, die uns wieder geduldig auf inhaltliche Mängel hingewiesen haben. Durch ihre Hilfe sind unsere Skripten jetzt noch weiter verbessert worden. Festgehalten haben wir wieder an dem bewährten Aufbau unserer Hefte: Lernpakete. Sie stellen in unseren Skripten eine Lerneinheit dar. Wenn Sie ein Lernpaket pro Tag durcharbeiten, bringt Sie unser Zeitplan in 70 Tagen zum Physikum – und zwar einschließlich zwei Wochen Zeit zum Wiederholen mit 1 Skript pro Tag. Da das Lerntempo sehr unterschiedlich und auch abhängig vom bereits vorhandenen Wissen ist, können unsere Lernpakete nur ein Vorschlag sein. Vielleicht kommen Sie auch schneller oder eben etwas langsamer voran. Zum individuellen Planen finden Sie unseren Lernkalender unter www.thieme.de/endspurt. Prüfungsrelevante Inhalte. Inhalte, zu denen das IMPP seit Frühjahr 2010 Fragen gestellt hat, sind im Text gelb hervorgehoben. Wenn Sie nur diese Inhalte lernen, sind Sie für die Beantwortung der Altfragen gut gewappnet. FAZIT – DAS MÜSSEN SIE WISSEN – Die Fazitkästen sind zum Wiederholen der Altfragen-Inhalte gedacht – oder für die ganz Eiligen unter Ihnen. Sie listen die gelb markierten Antworten des vorangehenden Abschnitts noch einmal ohne die Zwischentexte auf. – Die Anzahl der ! zeigt an, wie häufig der Inhalt zwischen Frühjahr 2010 und Herbst 2016 vom IMPP gefragt wurde: – ! Hierzu gab es seit 2010 eine Frage. – !! Dieser Sachverhalt wurde zwei- oder dreimal gefragt. – !!! Zu diesem Thema stellte das IMPP vier oder mehr Fragen. Lerntipps und Co. Weitere Unterstützung beim Lernen bieten Ihnen unsere Lerntipps, Rechenbeispiele und Apropos-Texte. LERNTIPP In diesen Kästen finden Sie Hinweise darauf, welche Inhalte auch mündlich besonders gern gefragt werden, welche Tücken in bestimmten IMPP-Fragen auf Sie warten oder wie Sie sich manche Fakten besser merken können. RECHENBEISPIEL In einigen Fächern können Sie mit richtig gelösten Rechenaufgaben viele Punkte ergattern. Damit dies gelingt, finden Sie Übungen zu Rechenaufgaben, wie auch das IMPP sie stellt. Natürlich ist auch der Lösungsweg detailliert angegeben. Die Apropos-Texte sind unser Motivationsschub für Sie. Hier finden Sie spannendes Zusatzwissen, so dass Sie sich die „Warum muss ich das eigentlich Lernen?“-Frage hoffentlich nur selten stellen. Kreuzen mit examen online. Auf viamedici.thieme.de im Bereich „Kreuzen“ sind Prüfungssitzungen zusammengestellt, die exakt auf die jeweiligen Lernpakete zugeschnitten sind. So können Sie nach jedem Lernpaket direkt prüfen, ob Sie den Inhalt verstanden und behalten haben. Viele Unis stellen ihren Studierenden einen kostenlosen Zugang bereit – erkundigen Sie sich! Das Verzeichnis der teilnehmenden Universitäten finden Sie ebenfalls auf viamedici.thieme.de. Sollte Ihre Uni nicht dabei sein, können Sie natürlich auch privat einen Zugang erwerben. In den Lernpaketen werden übrigens ab Frühjahr 2017 die neuen Examensfragen ergänzt, damit Ihnen keine Frage entgeht! Fehlerteufel. Viele Augen sehen mehr! Sollten Ihre Augen in unseren Skripten etwas entdecken, das nicht richtig ist, freuen wir uns über jeden Hinweis! Schicken Sie Ihre Fehlermeldung bitte an [email protected] oder benutzen Sie den Link auf www. thieme.de/endspurt. Wir werden sie in einem Erratum sammeln und unter „Aktualisierungen“ auf www.thieme.de/endspurt online stellen. Und sollten Ihnen unsere Hefte gefallen: Lob ist natürlich ebenso willkommen ☺. Alles Gute für Ihr Physikum wünscht Ihnen Ihr Endspurt-Team Endspurt – Chemie Mit diesem Heft können Sie sich die wichtigsten Grundlagen der Chemie aneignen. Sie lernen alles, was Sie über chemische Bindungen, Reaktionen und Gleichgewichte wissen müssen. Die Biokatalyse ist dabei ausgespart, sie ist ein Thema der Biochemie und wird deshalb im Biochemie-Skript 2 behandelt. In den Lernpaketen 2 und 3 finden Sie außerdem Inhalte zur organischen Chemie, zu Naturstoffchemie und zu Biomaterialien. 4 Inhaltsverzeichnis LERNPAKET 2 Chemie Grundlagen der organischen Chemie. . . . . . . . . Einführung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bindungsverhältnisse am Kohlenstoffatom. . . . . . . . . . . Einteilung und Nomenklatur organischer Verbindungen Stereochemie organischer Verbindungen . . . . . . . . . . . Konstitutionsisomere . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stereoisomere . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Organisch-chemische Reaktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . © Nick Rowe/PhotoDisc 3 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5 3.6 3.7 LERNPAKET 1 1 Allgemeine Grundlagen und chemische Bindung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 Einteilung der Materie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Atombau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Elektronenhülle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Periodensystem der Elemente (PSE) . . . . . . . . . . . . . . . . Chemische Bindung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Chemische Reaktionen und chemisches Gleichgewicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 2.6 2.7 2.8 Stöchiometrie chemischer Reaktionen . . . . . . . . . . . . . . Thermodynamik chemischer Reaktionen . . . . . . . . . . . . Kinetik chemischer Reaktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Löslichkeit und Löslichkeitsprodukt. . . . . . . . . . . . . . . . . Säuren und Basen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Komplexbildung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Oxidation und Reduktion. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heterogene Gleichgewichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 5 6 8 9 12 16 16 19 22 24 25 30 32 36 38 38 38 41 46 46 47 51 LERNPAKET 3 4 Stoffklassen der organischen Chemie . . . . . . . . 4.1 4.2 4.3 4.4 4.5 4.6 4.7 4.8 4.9 Kohlenwasserstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alkohole, Phenole, Ether . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thiole (Thioalkohole, R–S–H) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thioether (R1–S–R2) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Amine (R–NH2, R1–NH–R2, R1–N(R3)–R2). . . . . . . . . . . . Aldehyde (R–COH) und Ketone (R1–C(= O)–R2) . . . . . . . Carbonsäuren (R–COOH) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Carbonsäurederivate (R1–C(= O)R2 oder R–C(= O)X) . . . Heterozyklen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Chemie wichtiger Naturstoffklassen . . . . . . . . . 5.1 5.2 5.3 5.4 Aminosäuren, Peptide, Proteine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kohlenhydrate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lipide . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nucleinsäuren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 54 56 60 61 61 63 66 68 69 72 72 77 83 86 6 Biomaterialien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.1 6.2 6.3 6.4 Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Metalle. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Polymere . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Keramische Werkstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 89 89 89 90 Sachverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92 L E R NPAK E T 1 5 © Nick Rowe/PhotoDisc Chemie L E R NPAK E T 1 1 Allgemeine Grundlagen und chemische Bindung 1.1 Einteilung der Materie 1.1.1 Elemente Materie besteht aus unveränderlichen, einfachsten Grundstoffen, die man als Elemente bezeichnet. Chemische Elemente bestehen aus kleinen, elektrisch neutralen, mit chemischen Mitteln nicht weiter zerlegbaren Teilchen, den Atomen. Heute sind mehr als 118 Elemente bekannt, 88 kommen in fassbarer Menge in der Natur vor. Stoffe, die aus nur einer Atomart bestehen, nennt man auch Elementsubstanzen (z. B. H2). 1.1.2 Verbindungen Chemische Verbindungen sind aus verschiedenen Atomarten aufgebaut und lassen sich in Elementsubstanzen zerlegen. Man unterscheidet Molekül- und Ionenverbindungen: ▪ Molekülverbindungen: Kleinste Baueinheit ist das Molekül, ein Teilchen, in dem zwei oder mehrere Atome fest miteinander verbunden sind (z. B. H2O, C2H5OH). ▪ Ionenverbindungen: bestehen aus Ionen (z. B. NaCl, KBr); Ionen entstehen durch Elektronenaufnahme oder Elektronenabgabe aus den Atomen. 1.1.3 Stoffe Aggregatzustände. Physiologisch sind drei Aggregatzustände bedeutsam: ▪ fest: Zustand höchster Ordnung; die Beweglichkeit der Teilchen ist eingeschränkt; feste Materie hat eine stabile äußere Form und ein definiertes Volumen; ▪ flüssig: Materie hat keine stabile Form, aber ein definiertes Volumen; die Beweglichkeit der Teilchen ist größer als im festen Zustand der Materie; ▪ gasförmig: Stoffe füllen den zur Verfügung stehenden Raum vollständig aus, da sich die Teilchen bewegen; Gase haben kein stabiles Volumen und keine stabile Form: – reale Gase: Teilchen treten in Wechselwirkung; haben ein Eigenvolumen; liegen unter physiologischen Bedingungen vor; – ideale Gase: Gasmoleküle oder Atome bewegen sich regellos und üben keine Wechselwirkung aufeinander aus. Zwischen den einzelnen Aggregatzuständen sind Übergänge (Phasenumwandlungen) in Abhängigkeit von Temperatur und Druck möglich. Wichtige Charakteristika der Stoffe sind ihre Schmelz- und Siedepunkte. Ein Phasendiagramm ist ein Dia- Chemie | 1 Allgemeine Grundlagen und chemische Bindung B 7,37 MPa Feststoff Fluid K Flüssigkeit Druck 6 518 kPa APROPOS Aerosole werden zur Inhalationstherapie verwendet, z. B. bei Asthma bronchiale oder Angina pectoris. Man unterscheidet Dosieraerosole (Medikament in Treibgas gelöst) und Trockenaerosole (Medikament in Pulverform). Diese Therapieform eignet sich daher in erster Linie zur Behandlung von Erkrankungen im Oropharynx und von Erkrankungen der Bronchien oder Alveolen. Dadurch, dass die Medikamente direkt am Zielorgan, d. h. in den tiefen Atemwegen, deponiert werden, entfaltet die Substanz keine nennenswerte Wirkung bzw. Nebenwirkung in anderen Organen. T Dampf 101,3 kPa S A – 78,5 – 56,6 Temperatur/°C 31,0 Abb. 1.1 Phasendiagramm für Kohlendioxid. Die Kurve AT stellt die Dampfdruckkurve von gefrorenem CO2 dar. Ein Punkt auf dieser Kurve gibt eine Temperatur und einen Druck an, bei dem Feststoff und Dampf miteinander im Gleichgewicht stehen. S ist der Siedepunkt von Kohlendioxid (–78,5 °C) bei Normaldruck (101,3 kPa). Da flüssiges CO2 nur bei Drücken über 518 kPa existieren kann, geht es bei –78,5 °C und Normaldruck direkt in die gasförmige Phase über. Die Kurve TK ist die Dampfdruckkurve von flüssigem Kohlendioxid. Ein Punkt der Kurve gibt eine Temperatur und einen Druck an, bei denen Flüssigkeit und Dampf im Gleichgewicht stehen. Und die Kurve BT stellt die Schmelzpunktkurve dar und entspricht den Gleichgewichtsbedingungen zwischen Festkörper und Flüssigkeit. Bei Drücken und Temperaturen oberhalb des kritischen Punktes K gibt es keinen Unterschied mehr zwischen Flüssigkeit und Dampf und die Grenzfläche zwischen ihnen verschwindet. Dieser Zustand wird fluid genannt. [nach Mortimer, Müller, Chemie, Thieme, 2014] gramm, von dem man den Druck und die Temperatur ablesen kann, unter denen der betreffende Stoff fest, flüssig oder gasförmig ist (Abb. 1.1). Reine Stoffe und Stoffgemische. Sowohl Elemente (Elementsubstanzen) als auch Molekül- und Ionenverbindungen sind reine Stoffe, d. h., sie besitzen eine definierte Zusammensetzung und konstante physikalische Eigenschaften. Gemische bestehen dagegen aus mehreren reinen Stoffen in unterschiedlichen Verhältnissen. Sie werden unterteilt in: ▪ homogene Gemische: erscheinen einheitlich; Stoffe in nur einem Aggregatzustand; es kann sich um Gasmischungen, Lösungen und Legierungen handeln; ▪ heterogene Gemische: bestehen erkennbar aus unterschiedlichen Teilen; entweder reine Stoffe, die in verschiedenen Aggregatzuständen nebeneinander vorliegen, oder mehrere reine Stoffe, die sich nicht ineinander lösen. Für einige heterogene Gemische haben sich spezielle Bezeichnungen eingebürgert (Tab. 1.1). In der Thermodynamik spricht man häufig von Phasen eines Systems anstelle eines Gemisches. Die Phase ist ein Stoffsystem, das nach außen einheitlich aussieht und in genau einem Aggregatzustand vorliegt. Ein homogenes System besteht aus einer, ein heterogenes System aus mehreren Phasen. Eine Lösung ist ein homogenes Gemisch aus mindestens zwei Komponenten gleichen oder ursprünglich verschiedenen Aggregatzustandes. Die im Überschuss vorhandene Komponente bezeichnet man als Lösungsmittel, die anderen Komponenten als gelöste Stoffe. 1.2 Atombau 1.2.1 Aufbau eines Atoms Stoffliche Materie besteht aus Atomen. Diese Atome lassen sich physikalisch weiter in Elementarteilchen spalten. Heute sind einige Hundert Elementarteilchen bekannt, von denen uns aber nur die drei wichtigsten Bestandteile des annähernd kugelförmigen Atoms interessieren: ▪ Proton: Bestandteil des Atomkerns; trägt eine positive Ladung (+e) ▪ Neutron: Bestandteil des Atomkerns; elektrisch neutral ▪ Elektron: Bestandteil der Atomhülle; trägt eine negative Ladung (–e) Protonen und Neutronen besitzen annähernd die gleiche Masse, das Elektron nur ca. 1/1800 davon. Für Massenangaben nutzt man die atomare Masseneinheit. Sie ist definiert als 1/12 der Masse eines Atoms des Kohlenstoffnuklids 126 C (zum Begriff Nuklid s. u.) und beträgt: 1 u = 1,66 057 · 10–27 kg. Die Masse eines Atoms 126 C muss also 12 u betragen! Ein Atom wird durch zwei Zahlen vor dem Elementsymbol vollständig charakterisiert: Massenzahl und Ordnungszahl. Beide werden häufig vor dem Elementsymbol mitangegeben (Abb. 1.2). Ein so eindeutig charakterisiertes Atom wird auch als Nuklid bezeichnet. ▪ Ordnungszahl (= Kernladungszahl oder Protonenzahl): Sie entspricht der Summe der Protonen im Atomkern und wird durch die tiefgestellte Ziffer dargestellt. ▪ Nukleonenzahl (= Massenzahl): Sie ist die Gesamtzahl der Nukleonen, also der Protonen und Neutronen, und wird duch die hochgestellte Ziffer dargestellt. Sie entspricht etwa der Atom- Tab. 1.1 Einteilung der heterogenen Gemische. Aggregatzustände Name Beispiele fest-fest Gemenge, Konglomerat Ostseesand1 fest-flüssig Aufschlämmung, Suspension Penicillinsuspensionen flüssig-flüssig Emulsion Cremes fest-gasförmig Aerosol Rauch, Inhalationspräparate flüssig-gasförmig Aerosol Nebel (z. B. Wasser in Luft), Inhalationspräparate 1Ostseesand enthält Siliciumdioxid und andere anorganische und organische Bestandteile. 1 H 1 18 O 8 23 Na 11 123 I 53 Nukleonenzahl Elementsymbol Ordnungszahl Abb. 1.2 Eindeutig charakterisiertes Atom (= Nuklid). Sauerstoff (188 O) enthält acht Protonen und zehn Neutronen, Iod (123 53 I) enthält 53 Protonen und 70 Neutronen. masse in der atomaren Masseneinheit u (die Masse der Elektronen wird vernachlässigt). Da Atome nach außen hin neutral sind, muss die Ladung des Atomkerns durch die Ladung der Elektronen in der Atomhülle ausgeglichen werden. Die Zahl der Protonen muss daher mit der Zahl der Elektronen übereinstimmen. Weichen Elektronenzahl und Protonenzahl voneinander ab, liegen Ionen vor. LERNTIPP In der Prüfung werden Sie vielleicht mit dem Symbol eines Nuklids konfrontiert. Sie sollten dann Ordnungs- und Massenzahl zuordnen können und auch wissen, was sie bedeuten. Eine kleine Übersicht: – Ordnungszahl = Kernladungszahl = Protonenzahl im Atomkern = Elektronenzahl in der Atomhülle – Nukleonenzahl = Massenzahl = Protonenzahl + Neutronenzahl 1.2.2 Isotope Ein chemisches Element besteht aus Atomen mit gleicher Protonenzahl, die Neutronenzahl kann aber unterschiedlich sein. Nuklide eines chemischen Elements, die die gleiche Ordnungszahl, aber eine unterschiedliche Neutronenzahl bzw. Atommasse besitzen, bezeichnet man als Isotope. 11 H (Protium), 21 H (Deuterium) und 31 H (Tritium) sind die Nuklide oder natürlichen Isotope des Elements Wasserstoff. Protium hat eine relative Atommasse von etwa 1, Deuterium von etwa 2 und Tritium von etwa 3. Die Isotope eines Elements besitzen gleiche chemische Eigenschaften. Die meisten Elemente sind Mischelemente, sie enthalten mehrere Isotope, die in unterschiedlicher Häufigkeit vorkommen. Reinelemente bestehen dagegen in ihrem natürlichen Vorkommen nur aus einer Nuklidsorte. Die Atommasse eines Elements ergibt sich aus den Atommassen der Isotope, die entsprechend ihrer natürlichen Häufigkeit berücksichtigt werden. Da es sich um sehr kleine Zahlen handelt, bezieht man sich auf 1/12 der Masse des Nuklids 126 C und spricht deshalb von der relativen Atommasse. 1.2.3 Radioisotope Es gibt stabile und instabile Isotope. Instabile Atomkerne gehen durch Abgabe von sog. radioaktiver Strahlung in einen stabilen Zustand über. Sie werden als Radioisotope oder Radionuklide bezeichnet. Die Eigenschaft der Eigenstrahlung wird als Radioaktivität bezeichnet. Strahlungsarten. Der Atomkern von natürlichen radioaktiven Nukliden kann vier Strahlungsarten emittieren: ▪ α-Strahlen: positiv geladene 42 He-Kerne. ▪ β–-Strahlen: Elektronen, die im Atomkern durch den Zerfall eines Neutrons in ein Proton und ein Elektron entstehen. ▪ β+-Strahlen: Positronen, die im Atomkern durch die Umwandlung eines Protons in ein Neutron entstehen. Positronen haben dieselbe Masse wie ein Elektron, tragen jedoch eine positive Ladung. ▪ γ-Strahlen: energiereiche elektromagnetische Strahlung mit kurzer Wellenlänge. APROPOS Der Einsatz von Positronenstrahlern gewinnt in der Nuklearmedizin an Bedeutung. Sie werden z. B. bei der Positronenemissionstomografie (PET) zum Nachweis von Stoffwechselstörungen des Gehirns eingesetzt. Reichweite und Durchdringungsfähigkeit der Strahlungen. Sie nehmen in der Reihenfolge α → β → γ stark zu. α-Strahlen werden z. B. durch eine 0,05 mm dicke Aluminiumfolie oder durch ein Blatt Papier zurückgehalten. Zum Schutz vor β-Strahlen ist eine 0,5 mm dicke Aluminiumfolie nötig. Vor γ-Strahlen schützen nur dicke Bleiplatten. Kernreaktionsgleichungen. Kernprozesse können mithilfe von Kernreaktionsgleichungen formuliert werden: 222 4 ▪ α-Zerfall: 226 88 Ra ! 86 Rn þ 2 He 198 198 ▪ β -Zerfall: 79 Au ! 80 Hg þ þ10 e ▪ β+-Zerfall: 137 N !136 C þ þ10 e Die Summe der Massenzahlen und die Summe der Ordnungszahlen müssen auf beiden Seiten einer Kernreaktionsgleichung gleich sein. Das Isotop 136 C des Kohlenstoffatoms ist ein stabiles Isotop und wird im C 13-Atemtest (S. 69) verwendet. APROPOS Die beim β–-Zerfall emittierten Elektronen stammen nicht aus der Elektronenhülle, sondern aus dem Kern. Im Kern wird ein Neutron in ein Proton und ein Elektron umgewandelt, das Elektron wird aus dem Kern herausgeschleudert, während das Proton im Kern verbleibt. Dadurch erhöht sich die Ordnungszahl um 1. Halbwertszeit. Radioaktive Elemente haben eine begrenzte Lebensdauer. Man definiert die Halbwertszeit (t1/2) als diejenige Zeit, in der genau die Hälfte einer bestimmten Zahl radioaktiver Isotope zerfallen ist. Einige natürliche und künstliche Radioisotope, die in der biochemischen und medizinischen Forschung eine große Rolle spielen, sind in Tab. 1.2 aufgeführt. FAZIT – DAS MÜSSEN SIE WISSEN – ! Wird ein Neutron in ein Proton umgewandelt erhöht sich die Ordnungszahl um 1 und die Massenzahl bleibt gleich. – !! Ordnungszahl: Summe der Protonen im Atomkern; die Zahl der Protonen stimmt mit der Zahl der Elektronen im Atom überein. – !! Isotope haben die gleiche Ordnungszahl, aber eine unterschiedliche Neutronenzahl bzw. Atommasse. Deuterium besitzt beispielsweise eine relative Atommasse von etwa 2. – !! Beispiel für einen β+-Zerfall: 137 N !136 C þ þ10 e – ! Das Isotop 136 C des Kohlenstoffatoms ist ein stabiles Isotop. Tab. 1.2 Beispiele für medizinisch relevante Radioisotope. Radioisotop Halbwertszeit Strahlung Anwendung 14 6C 5 730 Jahre β Altersbestimmung 32 15 P 14,4 Tage β Strahlentherapie (metabolisch) 60 27 Co 6,2 Jahre β, γ Strahlentherapie (extern) 99m 43 Tc 6 Stunden γ Szintigrafie 123 53 I 13 Stunden γ Szintigrafie 131 53 I 8,4 Tage β, γ Diagnostik und Therapie der Schilddrüse (metabolisch) 153 62 Sm 1,9 Tage β, γ Strahlentherapie (metabolisch) 192 77 Ir 74 Tage β Strahlentherapie 222 86 Rn 3,8 Tage α Bade- und Trinkkuren 226 88 Ra 1660 Jahre α Strahlentherapie 7 L E R NPAK E T 1 1.2 Atombau Chemie | 1 Allgemeine Grundlagen und chemische Bindung 1.3 Elektronenhülle 1.3.1 Orbitale Die wellenmechanische Beschreibung des Elektrons entspricht der Vorstellung einer über das Atom verteilten Elektronenwolke. Deren Gestalt gibt den Raum an, in dem sich das Elektron mit größter Wahrscheinlichkeit aufhält. Abb. 1.3a und b zeigen die Elektronenwolke des Wasserstoffatoms im Grundzustand: Sie ist kugelsymmetrisch. An den Stellen mit großer Aufenthaltswahrscheinlichkeit hat die Ladungswolke eine größere Dichte (blaue Punkte). Die Ladungswolke hat nach außen keine scharfen Grenzen. Man wählt willkürliche Grenzflächen (z. B. eine Kugel, die mit 90 %iger Wahrscheinlichkeit die Ladung des Elektrons enthält). Mit einer gewissen, wenn auch geringen Wahrscheinlichkeit, hält sich das Elektron aber auch außerhalb der Kugel auf. Die räumliche Ladungsverteilung lässt sich rechnerisch durch Wellenfunktionen ermitteln, die man Orbitale nennt. Für die Elemente, die in der Biochemie vorkommen, spielen die sog. s-, pund d-Orbitale eine Rolle. Das Quadrat der Wellenfunktionen ist ein Maß für die Aufenthaltswahrscheinlichkeit eines Elektrons in der Elektronenwolke. Abb. 1.3b und c zeigt die räumliche Darstellung der sund p-Orbitale, genauer gesagt die Bereiche, in denen die Aufenthaltswahrscheinlichkeit größer als 90 % ist. Ladungswolke des Wasserstoffelektrons a Ladungswolke des Wasserstoffelektrons als Kugel, in der sich das Elektron mit 90%iger Wahrscheinlichkeit befindet b z z y x px-Funktion c y x x pz-Funktion py-Funktion Abb. 1.3 Ladungswolken und Orbitale. a Ladungswolke des Wasserstoffelektrons. b Ladungswolke, in der sich das Wasserstoffelektron mit 90 %iger Wahrscheinlichkeit befindet (s-Orbital). c Räumliche Darstellung der p-Orbitale. 1.3.2 Quantenzahlen Es sind also immer nur bestimmte Elektronenzustände erlaubt. Diese Quantelung ist an bestimmte Zahlen gebunden, die Quantenzahlen. ▪ Hauptquantenzahl: Die Hauptquantenzahl n bestimmt die möglichen Energieniveaus. Dafür verwendet man auch den Begriff „Schale“, die mit den großen Buchstaben K, L, M, N bezeichnet werden. Die Energiewerte nehmen in dieser Reihenfolge zu. Durch die Hauptquantenzahl können immer 2 n2 Elektronen beschrieben werden. ▪ Nebenquantenzahl: Die Nebenquantenzahl l nimmt Werte zwischen (n–1) und 0 an, sie beschreibt die Gestalt der Orbitale. Wenn l = 0 ist, handelt es sich um ein kugelsymmetrisches s-Orbital. p-Orbitale sind durch l = 1 charakterisiert. Man bezeichnet gelegentlich die energetisch äquivalenten Sätze der s-, p- und d-Orbitale als Unterschalen. ▪ Magnetquantenzahl: Auch die räumliche Orientierung der Orbitale ist gequantelt. Sie wird durch die Magnetquantenzahl m beschrieben, die die ganzzahligen Werte von –l über 0 bis + l annehmen kann. ▪ Spinquantenzahl: Die Spinquantenzahl (spin engl. drehen) kann die Werte + 1/2 und –1/2 annehmen, sie beschreibt die Eigenrotation des Elektrons. z y n=4 4s n=3 Energiezunahme 8 3s n=2 4px 4py 4pz 3dxy 3dyz 3dz2 3px 3py 3pz 2px 2py 2pz 3dxz 3dx2 -y 2 2s n=1 1s Abb. 1.4 Energieniveauschema für ein Atom mit sechs Elektronen. Die Verteilung der Elektronen wird auch als Elektronenkonfiguration bezeichnet. Die Unterschalen werden mit den Symbolen 1s, 2s, 2p usw. bezeichnet und die Hochzahlen geben an, wie viele Elektronen die jeweilige Unterschale besetzen, wobei sich die Elektronen in ihrer Spinquantenzahl unterscheiden müssen. Beachten Sie, dass das 4s-Orbital energetisch unter dem 3d-Orbital liegt und daher zuerst besetzt werden muss. Einige Beispiele sind in Tab. 1.3 aufgeführt. 1.3.3 Elektronenkonfiguration LERNTIPP Die energetische Abstufung der einzelnen Orbitale und die Verteilung von Elektronen sind in Abb. 1.4 dargestellt. Bei der Aufteilung der Elektronen auf die Orbitale ist Folgendes zu beachten: ▪ Man beginnt mit den Zuständen niedrigster Energie. ▪ Zwei Elektronen dürfen nicht in allen vier Quantenzahlen übereinstimmen (Pauli-Prinzip). ▪ Bei energetisch gleichen Orbitalen werden diese zuerst mit je einem Elektron besetzt, bevor mit dem zweiten Elektron aufgefüllt wird (Hund-Regel). In einigen Prüfungsfragen wird Ihnen die Ordnungszahl eines bestimmten Elements genannt, aus der Sie die richtigen Schlüsse ziehen sollen. Sie sollten wissen, dass die Ordnungszahl der Anzahl der Elektronen in der Atomhülle entspricht, und Sie sollten daraus dann auf die Elektronenkonfiguration schließen können. Die Orbitale mit der höchsten Hauptquantenzahl fasst man auch zur sog. Außenschale zusammen. Die entsprechenden Elektronen heißen Außen- oder Valenzelektronen. 1.4.1 Einteilung des Periodensystems 1s Gruppen. In den senkrechten Spalten sind ähnliche Elemente mit analoger Elektronenkonfiguration und chemisch ähnlichen Eigenschaften zu Gruppen zusammengefasst. Ihnen hat man wegen der vergleichbaren Eigenschaften Namen gegeben (Chalkogene = Erzbildner, Halogene = Salzbildner, Edelgase = sehr reaktionsträge Elemente usw.). Die Atome einer Gruppe haben die gleiche Anzahl von Valenzelektronen. 2s 2p 3s 3p 3d 4s 4p 4d 4f 5s 5p 5d 5f … 6s … … … … Abb. 1.5 Reihenfolge der Besetzung der Schalen mit Elektronen. Tab. 1.3 Elektronenkonfiguration verschiedener Elemente. Anzahl der Element Elektronenkonfiguration Elektronen 5 B 1s2 2s2 2p1 oder genauer 1s2 2s2 2px1 6 C 1s2 2s2 2p2 oder genauer 1s2 2s2 2px1 2py1 15 P 1s2 2s2 2p6 3s2 3p3 oder genauer 1s2 2s2 2p6 3s2 3px1 3py1 3pz1 20 Ca 1s2 2s2 2p6 3s2 3p6 4s2 21 Sc 1s2 2s2 2p6 3s2 3p6 4s2 3d1 oder 1s2 2s2 2p6 3s2 3p6 3d1 4s2 25 Mn 1s2 2s2 2p6 3s2 3p6 3d5 4s2 APROPOS Für die Elemente der Hauptgruppen (Abb. 1.6) ist die Zahl der Valenzelektronen gleich der Gruppennummer in der herkömmlichen Zählweise mit römischen Ziffern. Wie man an den Beispielen in Tab. 1.3 sehen kann, besitzt das Boratom drei Valenz- oder Außenelektronen, das Kohlenstoffatom vier und das Phosphoratom fünf. LERNTIPP Üben Sie die Verteilung der Elektronen und die Angabe der Elektronenkonfiguration. Sie wird zwar nicht häufig gefragt, ist aber für das Verständnis des Periodensystems wichtig und hilft auch, die Entstehung chemischer Bindungen nachzuvollziehen. Beachten Sie, dass das 4s-Orbital energetisch günstiger ist als die 3d-Orbitale usw. Abb. 1.5 hilft Ihnen bei der Elektronenverteilung. Füllen Sie die Schalen dem Verlauf der einzelnen Pfeile folgend von rechts oben nach links unten auf. 1.4 Periodensystem der Elemente (PSE) LERNTIPP Sie müssen die Gesetzmäßigkeiten im Periodensystem kennen, um die Eigenschaften und Reaktionen von Elementen bzw. Stoffen zu verstehen. Diese Gesetzmäßigkeiten erschließen sich Ihnen am besten, wenn Sie die Elektronenkonfiguration (s. o.) gut beherrschen. APROPOS Zur Nummerierung der Gruppen sind mehrere Bezeichnungen im Gebrauch. Die neue Nummerierung mit arabischen Ziffern von 1 bis 18 wird von der IUPAC (International Union of Pure and Applied Chemistry) empfohlen. Die alte Kennzeichnung nummeriert mit römischen Ziffern von I bis VIII. Dabei stellt die Gruppennummer einen Zusammenhang mit der Anzahl der Valenzelektronen her. Haupt- und Nebengruppenelemente werden durch die Buchstaben A und B getrennt. Bei den Hauptgruppenelementen werden die s- und p-Orbitale besetzt. Die übrigen Orbitale sind leer oder vollständig gefüllt. Bei den Atomen von Nebengruppenelementen erfolgt die Auffüllung von d- und f-Orbitalen. Perioden. Die waagerechten Reihen nennt man Perioden, in denen die Ordnungszahl immer um 1 zunimmt (d. h., die Protonenzahl erhöht sich um 1). Innerhalb der Periode ändern sich die Eigenschaften der Elemente. Die Eigenschaften der Elemente ▪ Atomradius: – nimmt innerhalb einer Periode von links nach rechts ab; Ursache ist die Zunahme der positiven und negativen Ladungen innerhalb der Periode, die zu einer stärkeren elektrostatischen Wechselwirkung zwischen Elektronen und Protonen führt und das Atom "zusammenzieht"; – innerhalb einer Gruppe nimmt der Atomradius von oben nach unten zu, da weitere Orbitale einen größeren Kernabstand haben. ▪ Elektronenaffinität ist die Energie, die frei wird, wenn ein Elektron aus dem Unendlichen in das tiefste freie Orbital eingebaut wird. Dabei entsteht ein Anion. Diese Energie – nimmt innerhalb der Periode von links nach rechts zu, – nimmt innerhalb der Gruppe von oben nach unten ab. ▪ Ionisierungsenergie ist die Energie, die man benötigt, um ein Elektron aus dem höchsten besetzten Orbital eines Atoms zu reißen. Sie – nimmt innerhalb der Periode von links nach rechts zu, – nimmt innerhalb der Gruppe von oben nach unten ab. ▪ Elektronegativität bezieht sich auf Verschiebungen der Elektronendichte in kovalenten Bindungen (S. 13); sie ist nicht elementspezifisch, sondern hängt vom Bindungszustand und vom Bindungspartner ab. Die im PSE angegebenen Elektronegativitätswerte beziehen sich auch auf bestimmte kovalente Bindungen. Die Elektronegativität – nimmt innerhalb der Periode von links nach rechts zu, – nimmt innerhalb der Gruppe von oben nach unten (mit zunehmender Ordnungszahl) ab. Aus diesen Zusammenhängen leitet man Aussagen zur höchstmöglichen Oxidationszahl (S. 32) und zum Metall- und Nichtmetallcharakter ab (Abb. 1.6). 9 L E R NPAK E T 1 1.4 Periodensystem der Elemente (PSE)