eine ThemenzeiTung von meDiaplaneT roland bart gefangen im Dunkeln prof. Dr. med. böker Dr. med. hochstrasser Dr. med. martin keck Wenn sich die freude burnout ist keine von Ängsten verabschiedet modeerscheinung beherrscht Depression unD burnouT Dezember 09 4 SCHRITTE UM ZU WISSEn, WAS SIE SCHon IMMER WISSEn SoLLTEn EIN MANN DER TAUSEND SCHICKSALE VERKÖRPERT Robert Enkes bewegendes Schicksal regt zum Nachdenken an und schafft ein Bewusstsein in den Köpfen der Menschen. Foto: Uhlsport Gmbh anzeige competence in CNS www.lundbeck.ch 2 · Dezember Eine Themenzeitung von Mediaplanet Challenge Obwohl sich die Mehrheit der Bevölkerung psychisch gesund fühlt, ­nehmen ­Depressionen, Angst- und ­Panikstörungen oder Erschöpfungszustände zu. Rund die Hälfte der ­Bevölkerung ­erkrankt einmal im Laufe ihres Lebens an ­behandlungsbedürftigen psychischen Krankheiten. Wir empfehlen Prof. Dr. med. Heinz Böker leitender Chefarzt an der Psychiatrischen Uniklinik Zürich S. 6 «Es gibt nicht die eine Depression, sondern nur den depressiven Menschen.» Die psychische Gesundheit wird unterschätzt T abuisierung und Unkenntnis der Krankheitssymptome führen zu Unter- und Fehlversorgung. Neben dem individuellen Leid verursachen sie unnötige volkswirtschaftliche Folgekosten. Die Bedeutung von ­psychischer Gesundheit wird unterschätzt Seit Bund und Kantone im Jahr 2000 die gesundheitspolitische und volkswirtschaftliche Bedeutung der ­psychischen Gesundheit erkannt haben, werden in diesem Bereich laufend Fortschritte auf verschiedenen Ebenen erzielt: ■■Das Schweizerische Gesundheitsobservatorium Obsan beobachtet und analysiert die wichtigsten ­Fakten zu ­Situation und Entwicklung der ­psychischen Gesundheit, der ­psychischen ­Erkrankungen und deren ­Behandlung durch das Versorgungssystem in der Schweiz zuhanden der ­Kantone und der Fachorganisationen. ■■Am 30. September 2009 hat der Bundesrat das neue Präventionsgesetz zur Beratung ans Parlament ­überwiesen. Damit erhalten die Prävention weit verbreiteter psychischer Krankheiten und die Förderung der psychischen Gesundheit in belastenden ­Situationen eine ­gesetzliche Grundlage. ■■Die Schweizerische Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und –direktoren (GDK) hat EmpfehlunMit freundlichem Dank für die unterstützung: gen für die psychiatrische ­Planung erarbeitet. Damit sollen ­psychisch erkrankte Menschen mehr Wahlmöglichkeiten zur Behandlung erhalten. Immer häufiger treten ­körperliche und psychische Krankheiten gemeinsam auf Gemäss der WHO ist der Suizid ein mögliches Ergebnis von psychischen und schweren körperlichen Krankheiten (z.B. Depression, Krebs oder Aids). Suizid ist aufgrund der grossen gesellschaftlichen Folgekosten immer mehr auch ein gesellschaftliches Problem. Das Erwachsen- oder Älterwerden, aber auch Trennungen und Verluste können die psychische Stabilität eines ­Menschen erschüttern. Unangemessene Bewältigungsstrategien (z.B. übermässiger Konsum von psychotropen Substanzen) können zu sogenannten suizidalen Kurzschlusshandlungen führen. Dieses impulsive Verhalten ist besonders stark von den ­unmittelbaren Bedingungen abhängig, wobei die Nichtverfügbarkeit von ­tödlichen Mitteln und Gelegenheiten sowie die ­Zugänglichkeit zu tragfähigen ­sozialen Netzwerken oder Beratungsangeboten und medizinischen Leistungen entscheidend und lebensrettend sein ­können. Kann die Krise bewältigt werden, nimmt das suizidale Verhalten in vielen Fällen wieder ab. ­N achgewiesenermassen fördern zunehmende ­soziale Isolation, gesellschaftlicher Druck zum gelingenden Lebensplan, existenziel- Verantwortung «Depressionen sind eine gesellschaftliche und wirtschaftliche Zeitbombe.» Stefan Spycher Leiter Direktionsbereich ­ Gesundheitspolitik, BAG Stefan Spycher Leiter Direktionsbereich Gesundheitspolitik, BAG le Verunsicherungen in einem beschleunigten sozialen Wandel sowie neue Informationsmöglichkeiten in einer globalisierten Welt etc. das suizidale Verhalten. Gerade auch in der Schweiz werden bei einer unheilbaren Krankheit oft Überlegungen zu einer aktiven Rolle im eigenen Sterbeprozess erwogen. Suizidgedanken sind ein wichtiges Symptom von Depressionen. Immer häufiger treten körperliche und psychische Krankheiten gemeinsam auf. Je weniger die Gesellschaft auf die Bedürfnisse von kranken Menschen eingeht, desto grösser wird die Beschwerdelast. Suizidale Gedanken können aufgrund von Hoffnungslosigkeit, Angst vor Autonomieverlust oder auch sozialer Not stark zunehmen. Für die Sicherstellung von gezielten Hilfsangeboten sind die Kantone zuständig. Zur Früherkennung und Behandlungsoptimierung von Depression und Suizid führen immer mehr Kantone das weit verbreitete Programm «Bündnis gegen Depression» ein. Das BAG bietet ihnen dabei Unterstützung. Im Rahmen des BAG-Programms «Migration und Gesundheit» werden migrationsspezifische Informatio-nen zur Krankheit bereitgestellt. In Zusammenarbeit mit den Fachorganisationen aktualisiert das BAG die Schulungsmaterialien für Fortbildungen. Die aufgeführten Massnahmen werden deshalb auch mittelfristig die Suizidrate in der Schweiz senken. Dr. med. Stephan Trier S. 10 Ihre Work-Life-Balance sollte ausgeglichen sein. PD Dr. med. Martin E. Keck S. 14 Körperlich und seelisch zurückfinden. We make our readers succeed! Depression und Burnout, erste ausgabe, dezember 2009 Managing Director: Fredrik Colfach Editorial Director: Corinne Meier Business Developper: Anna Pollinger Production Manager: Corinne Meier Sub-editor: Natascha Künzi Project Manager: Christoph Niemann Telefon: 043 888 73 17 E-Mail: [email protected] Distributed with: Tagesanzeiger, Dezember 2009 Print: Ringier Print Adligenswil Kontakt bei Mediaplanet: Anna Pollinger Telefon: 043 540 73 06 Fax: 043 540 73 01 E-Mail: [email protected] Das Ziel von Mediaplanet ist, unseren ­Lesern qualitativ hochstehende ­redaktionelle ­Inhalte zu bieten und sie zum Handeln zu ­motivieren, somit schaffen wir für unsere Inserenten ­eine Plattform um Kunden zu pflegen und neue ­zu gewinnen. Eine Themenzeitung von Mediaplanet Dezember · 3 news Stress macht krank Immer mehr steigt der Druck in der Arbeitswelt. Immer ­dramatischer wirkt sich das auf die Gesundheit der Menschen aus. Denn nicht jedem gelingt es gleichermassen, trotz hohen Anforderungen seinen Körper und Geist in Balance zu halten. Die Verpflichtungen reihen sich im Terminkalender eng aneinander. Die Unterlagen stapeln sich auf dem Arbeitstisch und schreien nach Bearbeitung. Das Telefon klingelt unaufhörlich. Und die Sitzungen verheissen nichts Gutes: noch mehr Arbeit, noch mehr Termine. Das kann phasenweise durchaus interessant und herausfordernd für den Menschen sein. Aber irgendwann droht der Kollaps, der Herz-Infarkt oder das Burnout. Stress im Überfluss Die Zahlen des Internationalen Arbeitsamtes BIT malen ein klares Bild: 75 Prozent der Arbeitnehmer geben an, unter Stress zu leiden. Die Forschung hat zudem bewiesen, dass der menschliche Körper etwa sieben Stressoren pro Woche verarbeiten kann. In der heutigen Zeit muss er aber mit über 50 Stressoren fertig werden. Im Schweizerischen Zentrum für Stressforschung SZS definiert man Stress wie folgt: «Stress ist das Missverhältnis zwischen den Anforderungen und den verfügbaren Ressourcen, aus dem eine ernsthafte Bedrohung entsteht, die die Alarmzentrale im Gehirn überfordert, blockiert und zu schädlichen Herz-/Hirnfrequenzen führt.» Druck am Arbeitsplatz Es gibt verschiedene Gründe, die zu solchen Missverhältnissen führen. Heutzutage weit verbreitet sind Existenzängste, Probleme am Arbeitsplatz, Mobbing, Schwierigkeiten in der Partnerschaft oder Probleme in der Schule. Und gerade in Krisenzeiten ist die Arbeitswelt noch mehr gefordert. Der Druck steigt, man ignoriert Überbelastung oder Überforderung, aus Angst, seine Stelle zu verlieren. Oft übersieht man dann wichtige Warnsignale. Schwerwiegende Folgen Bleiben diese Warnsignale über einen längeren Zeitraum unbeachtet, fallen die körperlichen und psychischen Systeme aus dem Gleichgewicht – und der Mensch wird krank. Dem einen schlägt der Stress auf den Magen, ein anderer bekommt Schweissausbrüche. Die körperlichen Folgen können sich aber auch weit dramatischer auswirken: Gefässkrankheiten, Stoffwechselstörungen, Organkrankheiten oder Herzinfarkt. Stress geht sogar noch weiter: Ignoriert man ihn, wuchert er, bildet Myome, Zysten, Tumore. Das kann bis hin zu bösartigem Krebs führen. «Forschungen haben bewiesen, dass Stress die meistverbreitete Ursache für Krebs ist», sagt Kilian Schmid, Forschungsleiter beim SZS. Lernt man den Stress nicht zu bändigen, kann er auch psychische Folgen haben: Schlafstörungen, Unzufriedenheit, Müdigkeit. Solche Symptome können zu einer schwerwiegenden Depression oder gar zu Suizid führen. Mit Bewegung vorbeugen Stress lässt sich heute dank wissenschaftlichen Methoden messen. Damit die Situation gar nicht erst eskaliert, gilt es vorzubeugen. Vor allem ausreichend Bewegung und Entspannung helfen, aber auch eine gesunde Ernährung. Die Sexualität ist das Hauptmotivationsprinzip der Natur und birgt ein grosses Energiepotenzial,das sich positiv auf die Gesundheit und das psychische Wohlbefinden auswirken kann. Aber alles in allem gilt eine goldene Regel: die Balance zwischen Körper, Geist und Seele aufrecht zu halten. Nathalie Schoch [email protected] Facts Stress bekämpfen ■■ Um Stress zu reduzieren und in den Griff zu bekommen, unterscheidet man heute vier Wege. ■■ Das Zeitmanagement: die ­Arbeit in passende Zeitintervalle legen - ­inklusive Ruhepausen. ■■ Das Reizmanagement: Störreize versuchen zu reduzieren oder zu ­kanalisieren. ■■ Das Erregungsmanagement: versuchen, vegetative Reaktionen auf Stressoren zu vermindern. ■■ Das Belästigungsmanagement: damit kann man die subjektive Bewertung von Stressoren verändern . Bewegung – und nochmals Bewegung Der Stress ist allgegenwärtig. Und Stress kann böse Folgen haben. Damit es nicht so weit kommt, bedarf es wichtiger ­Erkenntnisse. Kilian Schmid, Leiter des Schweizerischen Zentrums für Stressforschung, setzt sich täglich damit auseinander. ■■ Die Mehrheit der Arbeitnehmer gibt an, unter Stress zu ­leiden. ­Woran liegt das? Gerade in Krisenzeiten macht sich der Stress deutlich bemerkbar, vor allem durch erhöhten Druck und Arbeitsplatz­ unsicherheit. Es sind aber nicht nur die Arbeitnehmer, die darunter leiden, sondern auch die Arbeitgeber. ■■ Ist Stress gefährlich? Stress ist grundsätzlich nicht gefährlich. Im Gegenteil, Stress braucht der Mensch. Erst wenn er über einen längeren Zeitraum in massivem Ausmass anhält, kommen die psychologischen und physiologischen Systeme aus dem Gleichgewicht und der Mensch wird krank. Die Folgen sind oft Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Magen-Darm-BeKilian Schmid Leiter des Schweizerischen Zentrums für Stressforschung schwerden, das kann bis hin zu Krebs führen. ■■ Ist Stress messbar? Ja, durchaus. Es gibt wissenschaftliche Messtechniken, die es ermöglichen, physiologisch und psychologisch relevante Daten des persönlichen Stresslevels und deren Auswirkungen auf den Körper zu erhalten, respektive den Stress des Menschen zu messen.Wir nutzen drei Methoden: die Herzratenvariabilitätsmessung HRV,den Oxidationstest und etascan. ■■ Gibt es ein Patentrezept, den ­eigenen Stress in den Griff zu ­bekommen? Morgens zehn Kniebeugen, zehn Mal Arm und Ellbogen schwingen – und der grösste Stress ist bereits abgebaut. Bewegung ist das A und O, um Stress zu vermindern. So erstaunt es nicht, dass vor allem Menschen in Dienstleistungsberufen gefährdet sind. ■■ Immer mehr Menschen erleiden ein Burnout. Ist der Druck von aussen gestiegen oder ist die Gesellschaft heute weniger belastbar? Der Druck von aussen ist eindeutig gestiegen.Die Forschung hat bewiesen,dass unser Körper etwa sieben Stressoren pro Woche verarbeiten kann. Heute werden wir mit bis zu 50 Stressoren konfrontiert. Kanyama Butz [email protected] publireportage Depression kann jeden treffen! Gut zu wissen, dass es wirksame Therapien gibt. Edith Holsboer-Trachsler ist stellvertretende Chefärztin der ­Erwachsenenpsychiatrie sowie Bereichsleiterin der Abteilung für Depressionsforschung, Schlafmedizin und Neurophysiologie an den Universitären ­Psychiatrischen Kliniken Basel. Johannes Beck ist Oberarzt am Zentrum für Affektive Krankheiten & Depression (ZAD) der UPK Basel. Sie beschreiben die Merkmale und Eigenheiten von Depressionen und zeigen auf, wie Betroffene reagieren können. Stress, Burnout, Depression Stressbelastungen sind ein natürlicher Teil des Lebens. Jede Konfrontation mit einer Belastung löst eine normale körperliche und psychische Stressreaktion aus, die uns in die Lage versetzt, die jeweilige Herausforderung zu meistern. ­Solange eine Stressbelastung nur von kurzer Dauer ist, kann sie aufgrund ihrer aktivierenden Wirkung durchaus als positive ­Herausforderung erlebt werden. Die Stressreaktion wird im Normalfall nach Überwinden der auslösenden Situation rasch beendet. Chronischer Stress hingegen kann die Anpassungsreserven überfordern, wodurch eine Burnout-Symptomatik bis hin zu einer schweren Depression entstehen kann. Burnout ist ein Sammelbegriff für einen Zustand körperlicher, emotionaler und geistiger Erschöpfung im Zusammenhang mit langfristiger emotionaler Überbelastung am Arbeitsplatz. Schwere Burnout-Zustände erfüllen häufig die Kriterien einer depressiven Erkrankung. Was ist eine Depression? Eine Depression ist eine schwerwiegende seelische Erkrankung, die sich von vorübergehenden Verstimmungszuständen oder von Phasen von Trauer, etwa nach dem Verlust einer geliebten Person, unterscheidet. Die typischen Symptome einer Depression sind traurige Verstimmung, Schlafstörungen, schlechte Konzentration, Müdigkeit, Reizbarkeit, Appetitmangel und Gewichtsverlust sowie Hoffnungslosigkeit und die Unfähigkeit, sich an Ereignissen in der Umgebung emotional zu beteiligen. Das Interesse an normalerweise geliebten Dingen ist wie abgestorben. In schweren Fällen ist die Hoffnungslosigkeit so stark ausgeprägt, dass der Lebenswille erlischt und Selbsttötungsgedanken auftreten bis hin zur Planung und Durchführung von Suizidversuchen. Eine Depression kann schleichend beginnen oder aber auch ganz plötzlich auftreten wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Depressionen sind in der Bevölkerung weit verbreitet. Studien zeigen, dass ungefähr 15 Prozent der Bevölkerung im Laufe des Lebens an einer Depression erkranken. Das Bekenntnis des Fussballspielers Ivan Ergic, der auf dem Höhepunkt seiner Karriere an einer schweren Depression erkrankte und dies öffentlich machte, ist nur ein Beispiel, dass Depressionen auch Erfolgreiche treffen können. Gründliche Diagnostik Die diagnostische Abklärung bei Verdacht auf eine Depression muss unter sorgfältiger Berücksichtigung von psychischen und körperlichen Faktoren erfolgen, da auch eine Vielzahl von körperlichen Erkrankungen wie etwa hormonelle Störungen, hirnorganische Erkrankungen oder auch ein Schlafapnoe-Syndrom eine ähnliche klinische Symptomatik haben kann. Die Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel bieten daher eine gründliche und umfassende Abklärung mit der ganzen Kompetenz einer modernen Universitätsklinik an. Behandlung der Depression Eine Depression kann viele Gesichter haben. Da ist es gut zu wissen, dass inzwischen eine breite Palette von gut wirksamen Therapieangeboten existiert. Neben wirksamen Psychotherapieverfahren stehen gut verträgliche medikamentöse Therapieformen zur Verfügung, sodass die Therapieplanung auf die individuelle Person massgeschneidert werden kann. Dazu gehören auch künstlerisch-gestaltende Therapien, Sport- und Physiotherapie sowie Entspannungsverfahren, Stressmanagement und Lichttherapie. Der Weg zurück ins Leben Ein wichtiges Ziel jeder Therapie ist die erfolgreiche Wiedereingliederung in den Alltag. Wir legen grossen Wert darauf, den Wiedereinstieg ins Leben ausserhalb der Klinik gut vorzubereiten. Dies kann sozialdienstliche Unterstützung zu den Themen Wohnen, Arbeit und Finanzen sowie auch die Organisation einer weiterführenden therapeutischen Begleitung ausserhalb der Klinik sein. Auf Wunsch der Patientin, des Patienten sind dabei der Einbezug von Angehörigen sowie Gespräche mit Arbeitgebern möglich. Zentrum für Affektive Krankheiten ­ & Depression (ZAD) Basel der Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel Stationäres Angebot: Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel Wilhelm Klein-Strasse 27, CH- 4025 Basel Tel. 061 325 50 97, E-Mail: [email protected], www.upkbs.ch Ambulantes Angebot: Psychiatrische Universitätspoliklinik der UPK Basel Petersgraben 4, CH-4031 Basel Tel. 061 265 50 40, E-Mail: [email protected] www.upkbs.ch 4 · Dezember Eine Themenzeitung von Mediaplanet personal insight Frage: Warum begeht ein Mensch Suizid, wenn er doch alles hat? Antwort: Depression ist eine ernst zu nehmende Krankheit. In ­Kombination mit anderen Aspekten sieht man durch sie irgendwann keinen anderen Ausweg mehr. Sein Freitod erschüttert die (Fussball-)Welt Depression – eine Volkskrankheit Ausweglosigkeit Deutschland Der Selbstmord des Deutschen Nationaltorwarts Robert Enke hat hohe Wellen geschlagen. Das Thema Depression ist seit dem tragischen Tod des jungen Sportlers aktueller denn je. Der Tormann der Deutschen Nationalmannschaft zerbrach an einer Depression. Die Krankheit trieb ihn am 10. November 2009 in den Selbstmord. In der Fussballwelt als Held gefeiert, verlor Enke schliesslich sein ganz persönliches Spiel des Lebens. Der 32-Jährige war anders als viele seiner Fussballer-Kollegen. Er stand nicht gerne im Rampenlicht. Journalisten erhielten selten spektakuläre Interviews. Im Gegenteil, der Hannover-96-Spieler wählte stets die passenden Worte; schlug nicht einfach nur mit Worthülsen um sich. Robert Enke war kein Redner, er war ein Macher – Mit seinem Klub Hannover 96 kämpfte er zuerst gegen den Abstieg und danach im grauen Mittelfeld.Anders als andere Sportler seines Kalibers nutzte er seine Passion – den Fussball – nicht als mediale Plattform, um sich selbst zu vermarkten. Das überliess er lieber anderen. Stattdessen brillierte Enke im Tor und war bereits auf dem besten Weg an die Weltmeisterschaft in Südafrika. Diese hätte die Krönung seiner Karriere werden können. «Fussball ist nicht alles», erklärte Theo Zwanziger, Präsident des Deutschen Fussballbundes, kurz nach Enkes Tod und erlang damit die Zustimmung aller Anwesenden. Die Zeit sei reif «das Kartell der Tabuisierung zu brechen». Offen redete Zwanziger über die Tabu-Krankheit und die Angst davor, über eine Depression zu sprechen. Auch in der Schweiz leiden rund 20 Prozent aller Erwachsenen mindestens einmal im Leben an einer Depression. Nicht selten endet diese Volkskrankheit gar tödlich. Dennoch wird dieses Thema gerne unter den Teppich gekehrt. Der Tod des 32-jährigen Nationaltorwarts löste nicht nur in der Fussballwelt Betroffenheit aus. Warum sollte sich ein so junger Mann mit derart schillernden Zukunftsaussichten freiwillig das Leben nehmen? Berufliche Rückschläge, gesundheitliche Probleme, insbesondere aber die Trauer um den Tod seiner zweijährigen Tochter Laura vor drei Jahren, sind naheliegende Motive für den traurigen Entscheid des verzweifelten Torwarts, Ehemannes und Vaters. Psychiater vermuten dahinter allerdings etwas, was über normale Trauer weit hinausgeht: eine schwere Depression. Dies ist leider kein Einzelschicksal, denn psychische Krankheiten sind gemäss Experten in rund 90 Prozent aller Fälle Ursache für einen Suizid. Profil Robert Enke (*24. August 1977 † 10. November 2009) ■■ Privat: Verheiratet mit ­Teresa Enke Leibliche Tochter 2006 an Geburtsfehler verstorben Seit Mai 2009 eine knapp sieben ­Monate alte ­Adoptivtochter ■■ ­Sportkarriere: 1995 Einstieg in den Profifussball (auswärts gegen Hannover) 1999–2002 Benfica Lissabon 2002–2004 FC Barcelona 2004–2009 Hannover 96 2007–2009 Deutsche Nationalmannschaft «Dieses Gefühl ist beängstigend. Man traut es sich als Fussballer nicht auszusprechen, weil es andere viel härter trifft, aber das Gefühl, arbeitslos zu sein, ist für einen Profi nicht weniger schlimm als für einen Elektriker», erklärte Robert Enke vor fünf Jahren in einem Interview. Bereits damals litt Hannovers Nationaltorwart an einer Depression. Dieses Schicksal teilte er allerdings weder mit der Öffentlichkeit noch mit seinem Fussballverein. Zu gross war die Angst vor den Reaktionen. So präsent die Krankheit ist, so unverständlich scheint sie noch immer zu sein. Es gibt sie in diversen Varianten, sie ist schwer zu messen und nicht wirklich fassbar. Wenn die Öffentlichkeit durch den Freitod des Fussballprofis eine Erkenntnis gewinnen kann, dann wohl am ehesten jene, wie wichtig es ist, offen über die Krankheit Depression zu sprechen. Antrieb und Hoffnung fehlte Gefeit ist vor Depressionen niemand. Gerade für die Angehörigen ist wohl aber besonders belastend, dass depressive Personen häufig nicht über ihre Probleme reden. Diese Ahnungslosigkeit dürfte auch für Robert Enkes Frau Teresa neben dem eigentlichen Tod ihres Mannes mit das Schlimmste gewesen sein. In einer bewegenden Pressekonferenz, in der sie und Enkes Therapeut Valentin Markser nur einen Tag nach dem tragischen Freitod über den Seelenzustand des Torhüters sprachen, kam dies deutlich zum Vorschein. «Wenn er akut depressiv war, war das schon eine schwere Zeit.» Dann haben ihrem Mann der Antrieb und die Hoffnung gefehlt. «Dazu kam die Angst, seinen Sport und sein Privatleben zu verlieren», sagte die 33-Jährige. «Wir dachten, wir schaffen alles. Wir dachten, mit Liebe geht das. Aber manchmal schafft man doch nicht alles!» Abschiedsworte eines Fans Heute noch geht es mir nahe, was mit ­Robert geschehen ist, und meine Betroffenheit zeigt sich selbst beim Verfassen dieser Zeilen. Als mich die Nachricht ­s eines Todes erreichte, war ich ebenso ­fassungslos wie der Grossteil der Bevölkerung. Gleichzeitig habe ich umdenken müssen und sehe den Freitod und die Krankheit Depression, seit November dieses Jahres, aus einem ganz anderen Blickwinkel.Einem Freund, der ebenfalls keinen anderen Ausweg sah, habe ich deshalb heute verziehen. Ruhe in Frieden «Gott brauchte einen Torwart. Er hat den besten bekommen!» Nicole Kettler [email protected] Kurznachrichten Leiden Spitzensport Kein Platz für Schwächen. Foto: Dreamstime.com Sport und Depression ■■Robert Enkes tragisches Schicksal ist leider kein Einzelfall. Unter Sportlern kommt es trotz Ruhm, Ehre, Ansehen und Geld oftmals zu Burnouts, Depressionen oder gar Suizid. Sebastian Deisler von Bayern München machte seine Krankheit zwar publik, beendete aber dennoch seine Karriere. Skispringer Sven Hannawald stieg nach einem Burnout-Syndrom aus dem Spitzensport aus. Dimtri De Fauw nahm sich mit nur 28 Jahren das Leben. Experten glauben, dass im Spitzensport einfach kein Platz ist, um Schwäche zu zeigen. Wer diese zeigt, hat automatisch schon verloren. Vor dem fürchten sich selbstverständlich viele, halten ihre Probleme geheim und zerbrechen sukzessive daran. schicksal 1 schicksal 2 schicksal 3 Dimitri De Fauw Gianluigi Buffon Sven Hannawald ■■Der belgische Radrennfahrer ­ imitri De Fauw beging nur wenige D Tage vor dem deutschen Nationaltorwart ebenfalls Selbstmord. De Fauws Karriere begann 2003 beim Farmteam von Quick-Step-Davitamon, wo er noch im selben Jahr vier Titel gewann. Ab Mitte 2004 fuhr der Radrennfahrer dann für Profi-Mannschaften. Der 26. November 2006 brachte allerdings die Wende. De Fauw soll nach einem schrecklichen Unfall bei einem Heimrennen, den Sixdays von Gent im Jahr 2006, unter Depressionen gelitten haben. Damals kollidierte er mit dem Spanier Isaac Galvez,der in eine Bande stürzte und schliesslich seinen Verletzungen erlag. Auch wenn de Fauw keine Schuld getroffen hat, nahm ihn dieses Geschehen stark mit. Ob sich der 28-Jährige am 6. November aus diesem Grund das Leben nahm, ist allerdings nicht eindeutig bekannt. ■■Der Juventus-Torhüter Gianluigi Buffon gestand in seiner Autobiographie «Nummer 1», dass er an Depressionen gelitten hat. «Ich war nicht zufrieden mit meinem Leben, dem Fussball und meiner Arbeit», schrieb er. Italiens Weltmeister-Torwart litt von Dezember 2003 bis Juni 2004 an schweren Depressionen. In dieser Zeit habe er sich in psychologische Behandlung begebenen, erklärte der 30-Jährige. Auch Symptome haben sich bei Buffon klar bemerkbar gemacht. So hätten seine Beine plötzlich angefangen zu zittern, beschrieb er in seinem Buch. Die Angst vor der Teilnahme an der Europameisterschaft 2004 habe ihn schliesslich dazu bewogen, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen und psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Auch wenn man reich und berühmt sei, gebe es Tausende Gründe, depressiv zu werden. Dank psychiatrischer Unterstützung konnte Buffon seine Depressionen allerdings überwinden. ■■Sven Hannawald nahm bereits im Alter von sieben Jahr an einem Skisprunglehrgang teil. Vor elf Jahren gewann er bei der Skiflug-WM in Oberstdorf sowie den Olympischen Spielen in Nagano schliesslich erstmals Silber. Im Jahr 2000 wurde er in Norwegen Skiflugweltmeister und bei der Ski-WM 2001 gab es für Hannawald sogar die Goldmedaille. Es folgten zahlreiche Siege und Medaillen. Als erster und bisher einziger Skispringer gelang es Hannawald, alle vier Teilwettbewerbe der Vierschanzentournee in einer Saison zu gewinnen.Im Jahr 2002 wurden seine Leistungen sogar mit der Auszeichnung Sportler des Jahres gekürt. Dutzende Siege später wurde vor fünf Jahren bekannt, dass Hannawald an dem sogenannten Burnout-Syndrom gelitten hatte und sich dafür in eine Spezialklinik begab. Der damals 31-Jährige teilte 2005 schliesslich mit, dass er sich nach erfolgreicher Behandlung des Burnouts nicht mehr den Strapazen des Profisports aussetzen wolle, weshalb er seine Karriere hiermit beende. Eine Themenzeitung von Mediaplanet Dezember · 5 Kondolenz Was bleibt, ist die Trauer Robert Enkes Freitod hat das Volk bewegt. Rund 40 000 Menschen waren dabei, als Enkes Sarg in der AWD-Arena in Hannover aufgebart wurde. Als am Abend des 10. November die Nachricht vom Tod des deutschen Torwarts Robert Enke publik wurde, fuhr eine Schockwelle durch Deutschland und die gesamte Fussballwelt. Nur ­wenige Stunden danach hat der spanische Meister und Champions-LeagueSieger FC Barcelona im Camp-NouStadion eine Schweigeminute für ihr ehemaliges Klubmitglied eingelegt. Nicht nur seine Fans und treuen Anhänger, nein, auch die Menschen, welche Enkes erfolgreiche Karriere nur am Rande mitverfolgten, fühlten plötzlich tiefe Betroffenheit. So verwundert es nicht, dass sich rund 40 000 Menschen in der AWD-Arena in Hannover versammelt haben,um dem bewegenden Abschied des erfolgreichen Torwarts beizuwohnen.Tausende Hannover-96-Fans und Hunderte von Weggefährten waren gekommen, um Robert Enke die letzte Ehre zu erweisen. Die Aufbahrung des Fussballhelden wurde schliesslich zur grössten Trauerfeier Deutschlands seit dem Tod von Konrad Adenauer, dem ersten Bundeskanzler Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg. Überwältigende Anteilnahme Fast alle Bundesligisten und zahlreiche ausländische Klubs hatten Delegationen nach Hannover geschickt. Mit Lichtermeeren am Unglücksort und vor dem Hannover-Stadion sowie einem Trauermarsch mit mehr als 35 000 Menschen wurde der Fussballer geehrt. Auch dem Pastor Heinrich Plochg ist es zu verdanken, dass die Gedenkfeier zu einer der bewegendsten Momente der Deutschen Fussballgeschichte wurde. Aus der Todesanzeige Enkes zitierte er: «Hoffnung ist nicht die Überzeugung,dass etwas gut ­ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat,egal wie es ausgeht.» Kein Ausweg Robert Enke ­fehlten ­Antrieb und Hoffnung. ­Dazu die Angst ­alles zu verlieren. Nicole Kettler [email protected] Foto: Uhlsport GMbH interview ■■ Die Schweiz hat eine eher hohe Suizidrate. Warum ist das so? Wir liegen mit rund 1300 Suiziden jährlich im europäischen Vergleich im oberen Drittel. Seit Anfang der 80er-Jahre erleben wir aber einen Rückgang der Suizidzahlen. Man weiss nicht genau warum, doch vermutlich sind eine bessere Beratung und Behandlung und weiterentwickelte und besser wirkende Medikamente eine Erklärung. ! PD Dr. med. Urs Hepp Chefarzt des Externen Psychiatrischen Dienstes der Psychiatrischen Dienste Aargau Oft geschieht ein Suizid aus einer plötzlichen Lebenskrise heraus und ist keine überlegte Entscheidung. Deshalb hält PD Dr. med. Urs Hepp, Chefarzt des Externen ­P sychiatrischen Dienstes der Psychiatrischen Dienste Aargau, viel von einer starken Präventionsstrategie. ■■ Ist denn die allgemeine ­H emmschwelle für den Gang zu einer Beratung ­g esunken? In den Medien sind psychische Störungen vermehrt präsent. Dies erleichtert es Betroffenen, bei psychischen Problemen Hilfe eher in Anspruch zu nehmen. ! ■■ Wo gibt es heute noch ­H andlungsbedarf? Die Schweiz hat einen liberalen Umgang mit Schusswaffen. Schusswaffensuizide sind daher ! hier viel häufiger als anderswo in Europa. ■■ Es braucht also doch ­s trengere Gesetze? Der Zugang zu Schusswaffen müsste aus unserer Sicht gesetzgeberisch erschwert werden. Bei gefährlichen Medikamenten wurden beispielsweise die Packungsgrössen verkleinert – das führte zu einer Reduktion von Suiziden durch Vergiftungen. ! ■■ Wird denn insgesamt genug für die Suizid­p rävention getan? Ein Beispiel: In die Prävention von Verkehrsunfällen wurde auf verschiedenen Ebenen viel investiert: Gurten- und Helmtragepflicht, Geschwindigkeitsreduktion, strassenbauliche Massnahmen, Schulung der Autofahrer und technisch sicherere Autos. Das hat die Zahl der Verkehrstoten massiv gesenkt. Dank dem Katalysator gibt es übrigens auch kaum noch Suizide mittels Autoabgasen. In der Suizidprävention ! bräuchte man ebenfalls wesentlich mehr Aktivitäten auf verschiedenen Ebenen. ■■ An welche Massnahmen denken Sie konkret? Zunächst die Schaffung niederschwelliger Angebote für psychiatrisch-psychotherapeutische Beratung. Es geht darum, psychische Erkrankungen zu entstigmatisieren. Mit technischen Massnahmen könnten Hotspots wie Brücken gesichert werden. Man hat das auch bei der Münsterplattform in Bern mit einfachen Mitteln erfolgreich geschafft. Im klinischen Alltag bräuchte es einfache Kontaktangebote für Menschen nach Suizidversuchen. Wer einen Suizid einmal versucht hat, hat ein massiv höheres Rückfallrisiko. ! ■■ Warum versuchen ­M enschen einen Suizid? Oftmals leiden die Betroffenen an psychischen Erkrankungen, insbesondere Depressionen. Andere Menschen entwickeln suizidales Verhalten als Reaktion auf eine aku- ! te Lebenskrise, die sie als auswegslos erleben. Gerade bei emotional impulsiven Krisen kann ein erschwerter Zugang zu Waffen lebensrettend sein, denn die suizidale Krise geht meistens rasch vorbei. ■■ Und wie sieht das Leben nach der Krise aus? Die grosse Mehrheit derjenigen, die ihren Suizidversuch überlebt haben, ist froh und überlebt langfristig. Entscheidend ist, dass Depressionen und andere psychische Störungen erkannt und richtig behandelt werden und den Betroffenen entsprechende Hilfe angeboten wird. ! Eine umfangreiche Liste schweizweiter Hilfsangebote findet man auf der Website www.ipsilon.ch. Als erste Anlaufstelle in einer Krise ist der eigene Hausarzt jederzeit ansprechbar und man kann ihm seine Probleme erzählen. Alexander Saheb [email protected] 6 · Dezember eine ThemenzeiTungSCHRITT von meDiaplaneT 1 news wenn sich die freude verabschiedet DEPRESSIon IST MEnSCHLICH ■■Frage: Wie viele menschen sind tatsächlich von einer Depression und depressionsähnlichen stimmungen betroffen? ■■Antwort: mehrere hunderttausend menschen in der schweiz leiden unter Depressionen. inklusive des umfelds der erkrankten ist wahrscheinlich wohl mehr als die hälfte der bevölkerung betroffen. In Mitteleuropa ist jeder achte Mensch wegen depressiver Erkrankung in Behandlung. Die Dunkelziffer dürfte viel höher sein. Depressionen beeinträchtigen nicht nur den Kranken selbst, sein ganzes Umfeld ist davon betroffen. «Es gibt nicht die eine Depression, sondern nur den depressiven Menschen», sagt Heinz Böker, leitender Arzt für Depressions- und Angstbehandlung an der Psychiatrischen Uniklinik Zürich. Depressionen treten in unterschiedlichen Formen auf und sie können sich durch seelische und körperliche Anzeichen zeigen.Diese reichen von Verstimmung, Freud- und Antriebslosigkeit über Konzentrationsschwierigkeiten bis zu Schlafstörungen und Appetitlosigkeit. Allen depressiven Erkrankungen gleich ist,dass kein Ausweg mehr gesehen und stark an sich selbst gezweifelt wird. Es gibt keinen Schuldigen Die Ursachen für eine Depression sind vielfältig. Die «Schuld» kann nicht nur den Genen gegeben werden: Genetische Faktoren spielen zwar eine Rolle, begünstigen jedoch lediglich die Erkrankung unter dem Einfluss von äusseren Faktoren. Das kann der Tod einer nahestehenden Person genauso wie plötzliche Arbeitslosigkeit sein. Zudem gibt es eine Palette an biologischen Ursachen, wie Veränderungen des Schlaf-WachRhythmus oder der Schilddrüsenfunktion. Meist besteht eine Wechselwirkung zwischen inneren und äusseren Faktoren. Und Depressionen gehen in vielen Fällen mit anderen psychischen Erkrankungen wie Angst- oder Zwangsstörungen einher. Solche können bereits in der Prof. Dr. Heinz Böker leitender Chefarzt an der Psychiatrischen Uniklinik Zürich «Depressive menschen neigen dazu, ihren zustand zu verbergen.» Pubertät und im jungen Erwachsenenalter entstehen. Deshalb sollte neben den körperlichen Ursachen auch immer eine mögliche psychische Erkrankung in der Vergangenheit betrachtet werden. Hilfe holen Niemand ist depressiv,nur weil er manchmal an depressive Verstimmungen leidet. Das sind meist nur Warnsignale für Erschöpfung oder Überforderung und hier kann der Betroffene leicht gegensteu- faCts ■■ Mehrere Hundertausend Menschen in der schweiz leiden unter Depressionen. Wahrscheinlich ist mehr als die hälfte der Bevölkerung betroffen, inkludiert man das Umfeld der erkrankten. informationen, ratschläge und anlaufstellen finden Betroffene auf internetseiten. Lesen Sie mehr im Internet: www.depression.ch www.depression.uzh.ch www.depressionen.ch ! ern. Je schwerer und langanhaltender eine Depression verläuft,desto schwieriger ist es, allein wieder hinauszufinden. «Depressive Menschen neigen dazu, ihren Zustand zu verbergen. Sie sind oft überaus pflichtbewusst und leiden darunter, keine Energie aufbringen zu können», sagt Heinz Böker. Oft sprechen sie monatelang nicht über ihre Belastung. Die Depression ist jedoch nie ein Problem eines einzelnen, sondern berührt sein ganzes Umfeld. Familie und Freunde reagieren mit zunehmender Sorge und kümmern sich vermehrt um den Betroffenen.Gut gemeinte Ratschläge erreichen den Depressiven aber kaum noch und ein Gefühl der Hilflosigkeit stellt sich ein.Die Ohnmacht der Nahestehenden kann den inneren Leidensdruck zusätzlich verstärken. Das Leben in Familie und Partnerschaft ist mit der Zeit komplett von der Krankheit geprägt. Um diesen Teufelskreis aus Erschöpfung und Machtlosigkeit zu durchbrechen, ist professionelle Hilfe meist unerlässlich. Depression ist menschlich Depressionen treten in allen Ländern, Kulturen und sozialen Schichten gleich häufig auf. Der Umgang mit der Krankheit ist jedoch kulturell sehr unterschiedlich. In sogenannten Entwicklungsländern, wo die Alltagsdynamik weniger ausgeprägt ist, stehen die Menschen dem Thema sehr viel unverkrampfter gegenüber. In Industrieländern hingegen steht die Depression konträr zum kulturell normativen Verhalten. Oft wird sie tabuisiert und nicht zuletzt auch von den Betroffenen selbst als Scheitern, Versagen und Unfähigkeit verstanden. «Deshalb hat Aufklärung eine zentrale Bedeutung», betont Heinz Böker. «Es gehört zu den Herausforderungen einer Gesellschaft, sich mit Depressionen auseinanderzusetzen und dafür zu sorgen, dass sich depressive Mitmenschen nicht verbergen müssen.» KaNyama Butz [email protected] eine ernste krankheit Depressionen sind mit einer aussergewöhnlich hohen Rate an Suizidalität verbunden, welche während der Krankheitsepisode akut sein kann und nach Abklingen der Depression wieder verschwindet. ■■ Was ist Depression genau und welche Krankheitsstufen und Symptome gibt es? Depressionen sind schwerwiegende psychische oder seelische Erkrankungen, welche sich von vorübergehenden Verstimmungszuständen oder von Phasen von Trauer, etwa nach dem Verlust einer geliebten Person, unterscheiden. Die Unterscheidung von solchen normalen Veränderungen der Gemütslage und Depressionen ist oft nicht einfach, da der Übergang fliessend sein kann. Die wichtigen Symptome einer Depression sind eine gedrückte Grundstimmung,Antriebsstörungen, Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen,Verlust der Fähigkeit,FreuProf. Dr. med. Erich Seifritz Direktor, Klinik für affektive erkrankungen und allgemeinpsychiatrie Zürich ost; Psychiatrische Universitätsklinik Zürich de zu empfinden, Konzentrationsstörungen, Schuld- und Minderwertigkeitsgefühle sowie oft Angstzustände. Häufige Zusatzsymptome sind körperliche Missempfindungen wie Schmerzen, Unwohlsein sowie Störungen des Schlafs und des Appetits. Es gibt wenige Krankheiten in der Medizin, welche subjektiv für die betroffene Person sowie deren Angehörige so schwerwiegend und häufig so lebensbedrohlich sind wie Depressionen. Depressionen sind mit einer aussergewöhnlich hohen Rate an Suizidalität verbunden, welche während der Krankheitsepisode akut ist und nach Abklingen der akuten Depression wieder verschwindet. ■■ Wer ist betroffen… Risikogruppe? Depressionen können jeden Menschen treffen,unabhängigvonAlter,sozialem und kulturellen Hintergrund, Geschlecht etc. Wir gehen heute vom sogenannten bio-psychosozialen Entstehungsmodell aus. Depressionen sind das Resultat einer Wechselwirkung zwischen Veranlagung und Umwelteinflüssen.Das bedeutet,dass bei Personen mit einer ausgeprägten Veranlagung für Depressionen relativ geringe negative Umwelteinflüsse oder Lebensereignisse genügen,um eine Depression auszulösen. mp [email protected] ■■ Behandlungsmöglichkeiten heute? Depressionen werden mit psychologischen, biologischen und sozialen Methoden behandelt. Moderne Therapien bestehen aus einer auf den Patienten oder die Patientin individuell massgeschneiderten Kombination aus Psychotherapie,medikamentöser Therapie und sozialer Beratung und Unterstützung. Wir haben heutzutage verschiedene wirksame Psycho- und Pharmakotherapieformen zur Verfügung, welche es uns erlauben, die möglichst für die individuelle Person beste Form auszuwählen. informationen Forschungsprojekt der Universität Zürich ■■ Im Rahmen einer Studie des schweizerischen nationalfonds (snf) führen wir eine studie zum Vergleich zweier Varianten von kognitiver Verhaltenstherapie gegen Depression durch. Wir suchen deshalb menschen, welche unter depressiven symptomen leiden und sich in therapie begeben wollen. QUELLE: WWW.DEPRESSIon-PSYCHoTHERAPIE.CH Personal insight Ich wurde im November 1994 von der schweren Krankheit depression, im Alter von 49 Jahren, überfallen. Während einer Rekonvaleszenz, nach einer Meniskusoperation, überfiel mich eine innere Unruhe. Ein vorher nie gekanntes Gefühl. Mein leben mit der Depression n achdem dies nicht nachliess und ich immer mehr Mühe bekundete, zur Arbeit zu gehen, suchte ich am 10. Dezember einen mir bereits bekannten Psychiater auf. Dieser diagonstizierte sehr rasch eine Depression. Ich stand plötzlich vor einer mir völlig neuen Situation, ich hatte nun den Befund bekommen und natürlich kannte ich die Krankheit Depression dem Namen nach. Aber diese völlig wirren Gefühle von Mutlosigkeit, Ängsten, plötzlicher Trauer und Weinen stellten mich, wie auch meine Familie, vor grosse Probleme. Besonders für die jüngere Tochter im Alter von 15 Jahren war dies eine sehr schwere Zeit. Da ich früher ein Morgenmensch war und mich nun plötzlich mit dem Problem des Aufstehens konfrontiert sah, war der Start in den neuen Tag eine wahre Qual! Meine Befindlichkeit verbesserte sich stets gegen den Nachmittag hin und am Abend ging’s mir meistens recht gut. Doch die Angst, am Morgen wieder mit den gleichen Problemen konfrontiert zu werden, machte das Einschlafen auch nicht leichter. In den ersten paar Monaten konnte ich meistens bis um zwei oder drei Uhr in der Früh keinen Schlaf finden, und wenn dann der Wecker sich um 6.00 Uhr meldete, war ich natürlich dementsprechend müde und mit diffusen Ängsten konfrontiert. Der Gang zur Arbeit war stets eine Tortur, Für mich waren die Morgentiefs etwas sehr bedrückendes. Da auch ich an mich recht hohe Ansprüche stellte, war diese Krankheit, welche auch teilweise Hirnstörungen hervorrufen konnte, ein sehr grosses Problem. Als Buchhalter gilt gegenüber Zahlen die Nulltolleranz! Glücklicherweise hatte ich einen sehr toleranten und auch verständnisvollen Arbeitgeber und ich fühlte mich nicht im Regen stehen gelassen. Mein Arzt hatte mich 100% krankgeschrieben, aber ich arbeitete meistens voll durch. Ich traf mit meiner Chefin eine Vereinbarung, dass, wenn der Druck zu gross wurde, ich zeitweise frei nehmen konnte. Da ich nicht in einem Team eingebunden war, also selbständig arbeitete, war diese Lösung optimal. Ich kann mich erinnern, dass ich mitten im Vormittag das Büro verliess, nachdem mich plötzlich eine riesige, innere Unruhe erfasste, und so versuchte ich mich im nahen Wald etwas zu entspannen. Es war eine sehr arbeitsintensive Zeit und da die Einführung der EDV in vollem Gang war, war der Druck auch entsprechend hoch. So trat die Depression im dümmsten Moment in mein Leben, da ich mit rund 50 Jahren generell schon mehr Mühe bekundete mit Neuerungen. Und auch die internen Schulungen waren für mich die reinsten Qualen, denn ich wollte, trotz der Krankheit, möglichst gleich alles können und setzte mich somit noch besonders unter Druck. Ebenso wurde durch die Verantwortlichen der Finanzdirektion sehr viel Druck aufgebaut, in dem uns jeweils bei den Budgetsitzungen die Zukunft der Stadt Luzern in möglichst düsteren Prognosen aufgezeigt wurde. So hiess die Devise sparen, sparen wo es geht. Da ich in meiner Direktion eine Scharnierfunktion zwischen der FD und unserer VD innehatte, sollte dieser Spardruck auch in den Budgets zum Ausdruck kommen, und so hatte ich einen eigentlichen Zweifrontenkrieg auszutragen.Da es mir,im Gegensatz zu vielen Betroffenen,noch möglich war,meinen geliebten Sport auszuüben, konnte ich mir eine gewisse Erleichterung verschaffen. Als sehr hilfreich stellten sich auch die Besuche der Selbsthilfegruppen des Vereins Equilibrium, zuerst in Zug und danach in Luzern (wurde durch mich gegründet),heraus.Es folgten zwei Klinikaufenthalte 1996 und 2003, eine 3-monatige Reha in der Tagesklinik des Kantonsspitals Luzern und zum Schluss eine 50%-IV-Rente. Dazwischen lagen ein abgebrochener Suizidversuch, ein Herzinfarkt, das Implantieren eines Herzschrittmachers und sechs Stents. Nach 14 Jahren in der Depression fühle ich mich seit 4 Monaten von der Krankheit geheilt und bin ohne Psychopharmaka, etwas Schöneres gibt es kaum! ansiChten «meine befindlichkeit verbesserte sich stets gegen den nachmittag hin und am abend ging’s mir meistens recht gut.» Heinz Hunkeler nach 14 Jahren in der Depression fühle ich mich seit 4 monaten von der krankheit geheilt. eine ThemenzeiTung von meDiaplaneT Dezember · 7 news alter schützt nicht vor Depression ■■Frage: ist eine getrübte stimmung im alter normal? ■■Antwort: nein, sie wird nur als verständlicher hingenommen, weshalb eine Depression im alter oft nicht erkannt wird. Depressionsexpertin Edith HolsboerTrachsler weist auf das Risiko der Altersdepression hin. Denn körperliche Gebrechen und Depression bedingen sich gegenseitig. Und die Suizidrate bei den über 75-Jährigen sei weltweit die höchste. ■■ Wo liegt der Unterschied zwischen Depression im Alter und in jungen Jahren? Bei älteren Menschen stehen körperliche Beschwerden und kognitive Beeinträchtigungen im Vordergrund, deshalb werden Altersdepressionen oft verkannt. Angehörige, Ärzte und Pflegepersonen schätzen die bedrückte Stimmung des Betroffenen oft als «verständlich» ein. Dies verhindert eine gezielte Behandlung. Die Depression ist die häufigste psychische Erkrankung im höheren Lebensalter und stellt den wichtigsten Risikofaktor für Suizidalität im Alter dar. Weltweit ist die Selbsttötungsrate bei den über 75-Jährigen am höchsten. ■■ Wie stark sind Altersdepressionen verbreitet? Die frühere Annahme, dass die Häufigkeit von Depressionen mit zunehmen- dem Alter abnimmt, wird durch neuere Studien nicht gestützt. Sie zeigen mit zunehmendem Lebensalter eher eine steigende Diagnosestellung. Zugenommen haben vor allem leichtere Depressionen, die die Lebensqualität jedoch sehr stark beeinträchtigen. ■■ Was können die Ursachen sein? Wichtigste Faktoren sind neu auftretende körperliche Erkrankungen, Schlafstörungen sowie der Verlust des Lebenspartners. Hinzu kommt, dass eine Depression in der Vorgeschichte das Demenz-Risiko verdoppelt. Eine Demenz wiederum ist ein Risikofaktor für Depressionen. Ebenfalls bekannt ist, dass jeder zweite Patient nach einem Schlaganfall und jeder dritte Patient nach einem Herzinfarkt eine Depression entwickelt, die dann auch die Prognose der körperlichen Erkrankung beeinflusst. ■■ Wer ist am stärksten gefährdet? Am stärksten gefährdet sind Patienten, bei denen mehrere Faktoren zusammentreffen, insbesondere, wenn sie bereits früher unter Depressionen gelitten haben oder eine familiäre Belastung für depressive Erkrankungen besteht. ■■ Kann Aktivität vorbeugen helfen? Zahlreiche Studien zeigen, dass geistige und körperliche Aktivität einen vitäten verliert, sind das deutliche Anzeichen. Edith HolsboerTrachsler stellvertretende chefärztin der erwachsenenpsychiatrie sowie bereichsleiterin der abteilung für Depressionsforschung, schlafmedizin und neurophysiologie an den universitären psychiatrischen kliniken basel. Johannes Beck oberarzt am zentrum für affektive krankheiten & Depression der upk basel. ■■ Wie gut sind die Diagnosemöglichkeiten? Bei der Diagnose müssen psychische und körperliche Faktoren berücksichtigt werden,wie zum Beispiel das Wechselspiel zwischen Depression und Demenz.Anlaufstelle können dabei für Betroffene und Angehörige der Hausarzt sowie auch spezialisierte Zentren sein. sehr günstigen Einfluss sowohl auf die Prävention sowie auch auf die Therapie depressiver Erkrankungen im Alter haben. ■■ Und wie lässt sich die Altersdepression behandeln und heilen? Ältere Menschen profitieren besonders von den Innovationen der letzten Jahre im psychiatrisch-therapeutischen Bereich. Die Einführung besser verträglicher Medikamente ermöglicht bei jüngeren und älteren Patienten vergleichbar gute Behandlungserfolge.Auch Psychotherapie ist im höheren Lebensalter genauso wirksam wie in anderen Lebensabschnitten. ■■ Wie bemerken Aussenstehende, dass ein Mensch an Depressionen leidet? Ältere Menschen klagen häufig über körperliche Beschwerden und Beeinträchtigungen. Wenn jemand aber während längerer Zeit bedrückter oder gereizter Stimmung ist, sich zurückzieht, unter Schlafstörungen oder Appetitmangel leidet und das Interesse und die Freude an früher geschätzten Akti- ■■ Besteht nicht doch ein Unterschied der Heilungchance im Vergleich zu jüngeren Personen? Grundsätzlich sind die Therapien gleich gut wirksam. Im Alter besteht aber eine grössere Gefahr, dass die Depression chronisch verläuft. Schuld daran sind der meist spätere Behandlungsbeginn und die oft auch unzureichende Behandlung. Weiter bestehende Restsym- ptome – besonders Schlafstörungen – erhöhen das Risiko für ein Wiederauftreten der Depression. Das Zusammenwirken mit anderen Erkrankungen steigert die Gefahr der Chronifizierung zusätzlich und verschlechtert die Prognose. ■■ Weshalb ist Altersdepression noch immer ein Tabuthema? Das Wissen über psychische Erkrankungen und Depression im Besonderen ist in den letzten Jahren gestiegen. Trotzdem erleben Betroffene und Angehörige teilweise noch immer eine Angst vor Stigmatisierung. Viele Menschen erwähnen aus Scham oft nur die körperlichen Beschwerden,was die frühzeitige Erkennung einer Depression erschweren kann. KaNyama Butz [email protected] faCts Risikofaktoren ■■ Erkrankungen die als biologische Veränderungen ursächlich wirken können. ■■ Spannungen mit angehörigen, die unter sozialem aspekt Belastungsfaktoren darstellen. ■■ Aus psychologischer Hinsicht erhöhen selbstunsicherheit und Verletzbarkeit das Depressionsrisiko. ■■ Tod des Lebenspartners, Verzicht auf frühere Beschäftigungsmöglichkeiten und andere Verlustsituationen sind als weitere auslöser auszumachen. publireporTage Sensibilisieren und aufklären hilft Betroffenen Die dänische Firma Lundbeck ist spezialisiert auf die Entwicklung von Medikamenten gegen Depressionen und ähnliche Krankheiten. Rico Nil von Lundbeck Schweiz über die Stigmatisierung der Betroffenen und die Skepsis gegenüber seiner Branche. Lundbeck bezeichnet sich als forschungsorientiertes Unternehmen. Was heisst das? Wir entwickeln neue, eigene Präparate und betreiben dazu intensive Forschung. Uns geht es darum, die Therapiemöglichkeiten zu verbessern und Substanzen mit neuen und besseren Wirkungen auf den Markt zu bringen. Wo sitzt denn die Ursache einer Depression? Vereinfacht gesagt: Depressionen sind Stoffwechselkrankheiten im Gehirn, die auf das Gemüt schlagen. Zur Person: Der Neurobiologe Rico Nil ist medizinisch-wissenschaftlicher Leiter von Lundbeck Schweiz und Privatdozent an der ETH Zürich. Herr Nil, Sie arbeiten seit über 20 Jahren in der Entwicklung und Herstellung von Medikamenten zur Behandlung von Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen. Was hat sich in dieser Zeit verändert? Unsere Arbeit ist aufwändiger geworden, aber auch sicherer. Früher konnte man sich die Wirksamkeit eines Medikamentes relativ einfach von einem Forscher bescheinigen lassen, der Tests an einigen wenigen Patienten durchführte. Heute sind die Zulassungsverfahren zu Recht sehr streng. Kann es jeden treffen? Es gibt gewisse genetische Veranlagungen, die im Zusammenspiel mit Ereignissen im Leben zur Erkrankung führen können. Die Frage nach den Ursachen ist um einiges komplexer, als man lange Zeit dachte, und bedarf noch intensiver Forschung. Wir leisten einen kleinen Beitrag mit unserem Preis, den wir für herausragende klinische Forschung auf dem Gebiet der Erkrankungen des zentralen Nervensystems verleihen. Die letzte Preisträgerin hat Unterschiede in den Hirnfunktionen von Depressiven und gesunden Menschen untersucht. Was macht die Krankheit für Betroffene so schwierig? Depressionen werden oft nicht als Krankheit begriffen. Im Gegensatz zu jemandem mit einem gebrochenen Bein sieht man einer depressiven Person von aussen nicht an, dass sie krank ist. Und während man nach einem Herzinfarkt vielleicht sogar als heldenhaftes Arbeitstier dasteht, haftet Depressionskranken noch immer der Nimbus des Versagers an. Dieser Stigmatisierung wollen wir entgegenwirken. Was können Sie da tun? Zwei Mal im Jahr geben wir das Magazin «Wen- depunkt» heraus. Es richtet sich an Patienten sowie deren Angehörige und liegt in Arztpraxen und psychiatrischen Kliniken auf. Im «Wendepunkt» äussern sich Betroffene und medizinische Fachspezialisten zu Erkrankungen des zentralen Nervensystems im weiteren Sinne. Stehen dahinter auch wirtschaftliche Interessen? Sehen Sie, wir hätten den besseren Effekt, wenn wir das Geld für den «Wendepunkt» in direkte Werbung investieren würden. Aber wir wollen mehr sein als blosse Pillenverkäufer. So führen wir zum Beispiel Weiterbildungsseminare für Hausärzte und Psychiater durch, in denen Forschungserkenntnisse mit Erfahrungen aus der Praxis zusammengebracht werden. Mit einer Zürcher Klinik organisieren wir Vorbereitungsseminare für junge Ärzte, die sich auf die Psychiatrie spezialisieren wollen. Was ist wichtiger bei der Behandlung einer Depression: Medikamente oder eine Psychotherapie? Die Frage ist falsch gestellt. Das ist eine Ergänzung, kein Konflikt. Es kommt auch auf den Grad der Erkrankung an. Schwer depressive Patienten sind oft gar nicht ansprechbar, dort kann die Medikation eine Voraussetzung sein für die Psychotherapie. Grundsätzlich geht es darum, die Patienten so schnell wie möglich aus ihrer Depression herauszuholen. Dabei ist das Medikament ein wichtiges Instrument unter vielen, die dem Arzt zur Verfügung stehen. competence in cns Mit Information zur Entstigmatisierung Das Pharmaunternehmen Lundbeck ist spezialisiert auf die Entwicklung und Herstellung von Medikamenten gegen Depressionen und andere Erkrankungen des zentralen Nervensystems. Lundbeck kümmert sich aber nicht nur um Innovationen im medizinischen Bereich. «Uns ist es wichtig, der gesellschaftlichen Stigmatisierung von Depressionen entgegenzuwirken», sagt Rico Nil, medizinischwissenschaftlicher Leiter bei Lundbeck Schweiz. Um Betroffene zu informieren und die Öffentlichkeit zu sensibilisieren, gibt Lundbeck zwei Mal pro Jahr das Patientenmagazin «Wendepunkt» heraus. Darin werden Erkrankungen des zentralen Nervensystems im weiteren Sinne behandelt. Neben medizinischen Fachpersonen berichten häufig auch Betroffene von ihren Erfahrungen mit Depressionen, Burnout, Angst oder Suizid in der Familie. Auch alternative Therapien werden vorgestellt, etwa die Lichttherapie oder die heilsame Wirkung künstlerischer Betätigung nach der Bewältigung einer Depression. In der aktuellen Ausgabe thematisiert «Wendepunkt» zum einen das erhöhte Risiko von Betroffenen, auch körperlich zu erkranken. Zum anderen geht sie auf das Thema Burnout ein, gerade in Zeiten von Wirtschaftskrise und Stellenabbau aktuell. «Wendepunkt» liegt kostenfrei in Arztpraxen auf oder kann unter www.depression.ch gratis bezogen oder abonniert werden. Amir Ali Es richtet sich an Patienten sowie deren Angehörige und liegt in Arztpraxen und psychiatrischen Kliniken auf. Im «Wendepunkt» äussern sich Betroffene und medizinische Fachspezialisten zu Erkrankungen des zentralen Nervensystems im weiteren Sinne. 8 · Dezember eine ThemenzeiTung von meDiaplaneTSCHRITT 2 news BURNOUT IST KEINE MODEERSCHEINUNG ■■Frage: Wo liegt eigentlich der gravierendste unterschied zwischen Depression und burnout? ■■Antwort: sehr stark vereinfacht könnte man sagen: ein lottogewinn von 10 millionen Dollar könnte einem menschen normalerweise aus einem burnout-prozess heraushelfen — einem Depressiven (im klinischen sinne) dagegen nicht. Wer eine Nacht durchgearbeitet hat, brüstet sich dessen nicht selten. Anerkennendes Kopfnicken belohnt die besondere Einsatzbereitschaft. Doch die Schattenseite der Leistungsfähigkeit ist nicht weit: Immer mehr fühlen sich ausgebrannt und erkranken an Burnout. In einer Umfrage des Schweizer Staatssekretariats für Wirtschaft SECO im Jahr 2003 gaben noch 26.6 Prozent der Befragten an, sich häufig bis sehr häufig gestresst zu fühlen, 2009 sind es bereits 41 Prozent. Zu diesem Zeitpunkt sprachen sogar schon 21 Prozent von Erschöpfung.Ausser Acht gelassen werden darf auch bei der Sensibilität des Themas keineswegs, dass für die Wirtschaft Folgekosten entstehen. Die Konsequenz soll dem Arbeitnehmer zugutekommen: Flexiblere Arbeitszeiten, Jobsharing, Teleworking oder institutionalisierte Weiterbildungsmassnahmen sind keine Seltenheit mehr. Krankheit mit vielen Gesichtern Ein Burnout ist nicht durch ein bestimmtes Symptom zu definieren. Vielmehr ist es ein Erschöpfungssyndrom, das sich über längere Zeit schleichend entwickelt und viele Gesichter trägt. Die Betroffenen vernachlässigen immer mehr ihre eigenen Bedürfnisse und schränken ihren sozialen Kontakt ein. Zu wenig Schlaf und unregelmässiges Ernährungsverhalten signalisieren manchmal schon einen Eintritt in den Teufelskreis. Barbara Hochstrasser, Chefärztin der psychiatrischen Privatklinik Meiringen, formuliert eine einfache und zugleich schwierige Regel: «Wichtig ist, dass Phasen hoher Belastung stets im Gleichgewicht mit Entspannung stehen.» Eine schlechte Work-Life-Balance gefährdet die Gesundheit. Wer nicht mehr in der Lage ist, sich zu erholen, könnte in die Burnout-Falle rutschen. Und dann hat der Betroffene mit einem Bündel von Symptomen zu kämpfen: von Nervosität, Niedergeschlagenheit, Erschöpfung, Schlafund Konzentrationsstörungen über Selbstzweifel, Motivationsverlust oder Aggressivität bis hin zu Schwindel, Kopfschmerzen, Herzrasen und Bluthochdruck. Veränderung ansprechen BURnoUT – HAT VIELE GESICHTER Auch, wenn die Ansprechperson keine Ratschläge hat, kann sie doch eine andere Sicht auf die Dinge vermitteln. Auf lange Sicht sind Angehörige aber nicht selten mit der Situation überfordert. Es ist auch nicht ihre Aufgabe, die Probleme zu lösen. Sie leisten schon allein ihren Beitrag, indem sie den Ausgebrannten begleiten und ihm das Gefühl geben, da zu sein. Professionelle Hilfe Professionelle Hilfe ist ab einem bestimmten Punkt auch deshalb so wichtig, weil für Ungeschulte die Linie zwischen Burnout und Depression kaum erkennbar ist. Zahlreiche Symptome überschneiden sich und die Betroffenen fühlen sich gleichermassen antriebslos. Während sich der Begriff Burnout mehr auf Ursachen wie übermässige Stressbelastung bezieht, beschreibt Depression jedoch einen veränderten Gemütszustand. Was die Trennung noch erschwert, ist, dass schweres Burnout mit einer Depression verknüpft sein kann. Leidet der Betroffene unter sehr starken Symptomen, ist der Gang zu einem psychologisch geschulten Berater jedoch unausweichlich. Körperliche Symptome wie Herzrasen oder Bluthochdruck bedürfen zudem oft medizinischer Behandlung. Es empfiehlt sich, zuerst den Hausarzt zu kontaktieren und ihm die Symptome zu schildern. Er kann eine erste Hilfestellung bieten und die Überweisung an einen Spezialisten veranlassen. Selbst die Lage zu erkennen, ist meist schwierig. Umso entscheidender ist es, dass Aussenstehende die Veränderung ansprechen. «Häufig eckt man dabei zwar an, trotzdem ist es wichtig. Man muss nur aufpassen, die Person nicht in eine Ecke zu drängen, sondern zu erklären, weshalb man sich sorgt und Hilfe anbietet», sagt Hochstrasser. Manchmal hilft es schon, wennInserat-TA-Burnout-Sonderbeilage.qxd:AD-SK-Burnout der KaNyama Butz Betroffene mit Vertrauten einfach nur [email protected] über seine Belastung sprechen kann. 10.12.2009 16:51 Uhr Seite 1 anzeige sanatoriumKILCHBERG Wenn der Stress uns niederdrückt… Nervosität, Burnout und Erschöpfung können Alarmzeichen sein. Auf unseren exklusiven Privatstationen bieten wir Ihnen Beratung und Unterstützung für die Bewältigung Ihres fordernden Alltags. Bestellen Sie unsere Unterlagen: www.clienia.ch PRIVATKLINIK FÜR PSYCHIATRIE UND PSYCHOTHERAPIE Burnout DIE TOTALE ERSCHÖPFUNG Das Sanatorium Kilchberg bietet Ihnen Ruhe, Kompetenz und persönliche Begleitung für Sie. Wenn Sie aus Begeisterung und Pflichtbewusstsein über Ihre Grenzen gehen, macht sich irgendwann körperliche und seelische Erschöpfung breit. Es wird immer schwerer sich zu erholen. Am Ende stehen Rückzug, Verbitterung und Ausgebranntsein. Clienia Littenheid +41 (0)71 929 60 60 Clienia Schlössli +41 (0)44 929 81 11 Privatkliniken für Psychiatrie und Psychotherapie Individuelle, auf Sie ausgerichtete Therapieangebote im Sanatorium Kilchberg stärken Ihre Ressourcen und unterstützen Sie bei der zukünftigen Lebensgestaltung. Sanatorium Kilchberg AG Alte Landstrasse 70 CH-8802 Kilchberg Telefon Telefax +41 44 716 42 42 +41 44 716 42 14 [email protected] www.sanatorium-kilchberg.ch Eine Themenzeitung von Mediaplanet Dezember · 9 Bei mehr Stress für mehr Ausgleich sorgen Ein Burnout-Syndrom, das ­Gefühl des Ausgebrannt-Seins, kann jeden treffen. Barbara Hochstrasser, Chefärztin der psychiatrischen Privatklinik Meiringen, erklärt, wie es dazu kommen kann und welche ­Gegenmassnahmen wirkungsvoll sind. den. Das heisst beispielsweise, für genug Schlaf zu sorgen, Raum für Entspannung zu schaffen oder sich mit etwas zu beschäftigen,das Kraft gibt.Das soziale Umfeld und die Unterstützung in Familie und Freundeskreis spielen eine nicht zu unterschätzende Rolle.Wer Rückhalt spürt und Wertschätzung erfährt, erträgt Stress und hohe Anforderungen viel besser. ■■ Wie kann zwischen einer ­vorübergehenden Phase von ­Müdigkeit und einem nahenden Burnout unterschieden werden? Der Unterschied ist schwer erkennbar. Eine gewisse Stressbelastung gehört zum Leben. In längeren Stressphasen kommen körperliche Symptome wie Kopfschmerzen,Verspannungen oder Schlafstörungen dazu. Wenn die Befindlichkeit jedoch von Stress-Symptomen komplett beherrscht wird,spricht man von Burnout. ■■ Wie reagiert man richtig auf ein Burnout? Hochstrasser: Zuerst muss sofort der Stress reduziert werden. Bei einem Zusammenbruch sollte der Betroffene sogar für einige Zeit ganz aus dem Arbeitsprozess aussteigen. Es ist jedoch wichtig, nicht gar nichts mehr zu tun,sondern nach und nach einen Ausgleich zwischenAktivität und Entspannung zu schaffen.Zudem ist es ratsam,psychologische Beratung in Anspruch zu nehmen und sich mit der Situation auseinanderzusetzen. Es sollte ergründet werden, weshalb es zum Zusammenbruch gekommen ist und was im Alltag verändert werden kann, um zukünftig die Belastung zu reduzieren oder anders damit umzugehen. In schweren Fällen muss unbedingt auch eine medizinische Abklärung und Behandlung stattfinden. ■■ Aber so weit muss es nicht ­kommen … Stimmt. Wichtig ist, Körper und Geist genug Zeit zur Regeneration und Entspannung zuzugestehen. Spätestens, wenn sich jemand über Nacht oder während des ­Wochenendes nicht mehr von der Belastung des Alltags erholen kann,sollte etwas unternommen werden.Betroffene können sich oftmals nicht einmal mehr während der Ferien regenerieren. Manchmal verschlimmert sich ihr Zustand dann sogar. ■■ Phasen von Stress sind kaum zu vermeiden. Worauf sollte in besonders anspruchsvollen ­Lebenslagen geachtet werden? Je grösser die Belastung, umso wichtiger ist es, eine gute Work-Life-Balance zu fin- Work Life Balance Wichtig ist, dass Phasen hoher Belastung im Ausgleich mit Entspannung stehen. Foto: BArbara Hochstrasser Barbara ­Hochstrasser Chefärztin der Privatklinik Meiringen und an mehreren Institutionen in der Weiterbildung tätig. Sie hat in der Privatklinik Meiringen ein integriertes Behandlungsprogramm für Patientin und Patienten mit einem Erschöpfungssyndrom (Burnout) entwickelt. ■■ Wie lange dauert die Heilung ­eines Burnouts und besteht die ­Gefahr eines Rückfalls? Das ist unterschiedlich je nach Schweregrad. Bei einem leichteren Burnout dauert die Regeneration etwa ein halbes Jahr. In schweren Fällen kann es bis zu zwei Jahre dauern, bis jemand wieder voll zurück ist. Die Rückfallgefahr hängt stark davon ab, wie jemand reagiert. Wichtig ist, dass der Betroffene ein für sich stimmiges Ressourcenmanagement entwickeln kann und für Ausgleich sorgt.Wer jedoch wieder voll einsteigt und nichts verändert, wird sich schnell wieder ausgebrannt und erschöpft fühlen. Burnout-Promis/Berufe Prominent und ausgebrannt Auch Prominente sind vor einem Burnout nicht gefeit. Im Gegenteil, ein Leben im Rampenlicht macht für ­Burnout besonders anfällig. «Personen, die in der Öffentlichkeit stehen,erleben einen grossen Druck», sagt Expertin Barbara Hochstrasser. «Es werden sehr hohe Erwartungen an sie gestellt. Das braucht enorme mentale Kraft.» Nicht jeder in Showbusiness, Sport und Politik fühlt sich den hohen Anforderungen stets gewachsen. ■■Robbie Williams musste 2007 wegen Burnout und Depression eine ganze Tournee absagen. ■■Ähnlich erging es Mariah Carey,die sich wegen grenzenloser Erschöpfung selbst in eine Klinik einweisen liess. ■■Vor einigen Jahren litt auch ­Trainer Ottmar Hitzfeld am Burnout-Syndrom und kehrte erst nach einer gut zweijährigen Auszeit zurück. ■■Fernsehkoch Tim Mälzer litt 2006 an Burnout und hat seitdem sein ­Leben komplett umgekrempelt. Berufsrisiko Burnout? Ob Angehörige bestimmter Berufsgruppen öfter vom Burnout-Syndrom betroffen sind als andere, ist nicht erwiesen. «Es gibt jedoch tendenziell Berufsgruppen, deren Risiko weniger hoch ist», weiss Expertin Barbara Hochstrasser.Vor allem Personen, die in handwerklichen Berufen tätig sind, seien grundsätzlich weniger betroffen. Die grösste Anzahl an BurnoutBetroffenen findet sich im mittleren Management- und Kaderbereich sowie bei Inhabern oder Geschäftsführern von KMU-Betrieben. Dies liegt vor allem daran,dass in diesen Berufsgruppen die Anforderungen an Entscheidungskraft und Durchsetzungsvermögen sehr hoch sind. Von Personen in leitender Position wird erwartet, dass sie ihre Mitarbeiter motivieren.So erfahren sie selber meist wenig Anerkennung. Doch auch im Sozialbereich ist Burnout keine Seltenheit. Kanyama Butz Kanyama Butz [email protected] [email protected] Anzeige PsychotheraPie Persönlich Wenn das Erwachsenwerden misslingt … Professionalität Unsere Spezialstationen für Jugendliche und junge Erwachsene bieten therapeutische Hilfe, wenn Lebensübergänge zu Krisen werden. Bestellen Sie unsere Unterlagen: www.clienia.ch in drei Kerngebieten: Depressionen, Angststörungen, Burnout Individuelle Behandlungsangebote, kompetent und menschlich Psychotherapie 50+ Altersgerechte Therapieformen mit ausgewiesenem Sachverstand Clienia Littenheid +41 (0)71 929 60 60 Clienia Schlössli +41 (0)44 929 81 11 Privatkliniken für Psychiatrie und Psychotherapie Ess- und Persönlichkeitsstörungen bei Frauen Betreuung durch ausschliesslich weibliches DACHCOM Fachpersonal Psychotherapie persönlich Anzeigen 174 x 143, gelb.indd 1 www.klinik-aadorf.ch Tel. +41 (0) 52 368 88 88 3.12.2009 15:54:47 Uhr 10 · Dezember Eine Themenzeitung von Mediaplanet personal insight Frage & Antwort Dr. med. Stephan N. Trier studierte in Zürich und Wien Medizin und ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Er ist ärztlicher Direktor der Privatklinik Aadorf. ■■ Wie erkennt man ein Burnout? Es gibt drei zentrale Merkmale, die das Krankheitsbild kennzeichnen: anhaltende emotionale Erschöpfung, das Gefühl, dass die eigene Arbeit ineffektiv und sinnlos geworden ist, sowie oft der Widerwille gegen die Menschen, die einem am Arbeitsplatz begegnen. In der Folge entwickeln sich meist depressive Symptome und Angstsymptome. Diese können sich als körperliche Symptome manifestieren wie Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Schwindel, Magen-Darm-Beschwerden, häufige Erkältungen oder grippale Infekte. ! Das leben im Griff Wissen, wie mit der Angst umgehen. Foto: Istockphoto.com ! Das Gefühl der Müdigkeit oder Erschöpfung kennen alle. Aber wenn diese Müdigkeit in Hilflosigkeit, Frustration, Angstzustände mündet oder gar zur völligen Zerrüttung der Seele führt, bekommt der Zustand plötzlich einen Namen: Burnout. ­Roland Bart kennt diese Situation, doch fand er glücklicherweise zurück ins Leben. Gefangen im Dunkeln S teigende Unfähigkeit, negative Emotionen wie Unlust, Angst, Enttäuschung, Scham oder Ärger sind die ständigen Begleiter von Burnout-Patienten. Auch Roland Bart kämpfte mit diesen Gefühlen. Freude, Stolz und Power koppelten sich immer mehr ab. Ein Zustand innerer Leere und die Angst, zu versagen, machten sich bei ihm breit. Es gab für ihn nur noch einen Ausweg: eine Therapie. Totale Überbelastung Angefangen hatte alles vor zirka 13 Jahren. Roland Bart hatte als studierter Elektroingenieur beruflich enormen Stress, fühlte sich ab und zu überfordert, die Projektleitung und die damit verbundene Verantwortung machten ihm zu schaffen. Dazu kam die Weiterbildung.Nebst der hundertprozentigen Tätigkeit ging er zwei bis drei Mal pro Woche in die Schule.Die Doppelbelastung hinterliess ihre Spuren. Dazu kamen private Probleme und das Präsidentenamt in einem Sportverein. Anfangs wies ihn seine Frau darauf hin,dass mit ihm etwas nicht mehr stimme.Dann kam der völlige Zusammenbruch. Die Folge: Arbeitsunfähigkeit Drei Wochen verbrachte Roland Bart in einer Klinik. «Aber ich fühlte mich dort nicht wohl», erzählt der heute 53-Jährige. Erstaunlicherweise ging er danach sofort wieder zur Arbeit,allerdings nur noch mit einem 50-Prozent-Pensum.Sein Arbeitgeber zeigte grosses Verständnis, besprach mit ihm Möglichkeiten anderer Aufga- ben.Doch nach weiteren drei bis vier Ausfällen, die ihn zu längerer Arbeitsunfähigkeit zwangen, handelten seine Vorgesetzten doch.Bart machte sich auf die Suche nach einem anderen Job,doch erwies sich das als unmöglich.«Ich hatte Vorstellungsgespräche – und ging einfach nicht hin», so Bart. Er konnte sich einfach nicht aufraffen und Termine wahrnehmen. Flucht in die Dunkelheit Roland Bart war nicht mehr fähig, die eigenen Leistungsquellen in kurzer Zeit wieder aufzutanken. Die Batterien blieben leer. «Ich entwickelte gegen alle ein Misstrauen. Ja sogar gegenüber meiner Familie und meinen Angehörigen», erzählt Bart. Er sah alles nur noch negativ, hatte Schamgefühle, war oft wie gelähmt. Er verbarrikadierte sich im dunklen Zimmer, fühlte sich niedergeschlagen, kämpfte mit der Angst vorm Versagen. Und der Angst, ausgegrenzt zu werden. «Auch mit Schwächezeigen, hatte ich grosse Mühe. Oder nein zu sagen». Es waren alles typische Anzeichen, die auf ein Burnout hinwiesen. Information «Ich ­entwick­elte gegen alle ein ­Misstrauen. Ja ­sogar gegenüber meiner Familie und meinen ­Angehörigen» Einziger Ausweg: die Gesprächstherapie Und so gab es für Bart nur noch einen Ausweg: eine Therapie. Bart entschied sich für die Gesprächstherapie. «Anfangs haben wir mein Geschäftsleben analysiert, dann kamen private Angelegenheiten dazu»,erzählt er. Alles sei in ganz kleinen Schritten vorwärts gegangen. Auch das Ausprobieren von Medikamenten sei ein langer Prozess gewesen. Irgendwann konnte Roland Bart seine Arbeitstätigkeit Roland Bart blickt optimistisch in die Zukunft: «Meine Arbeit wird geschätzt, und das ist wichtig für mich.» ■■ Was raten Sie Betroffenen? Ein grosses Problem ist, dass Betroffene oft zu lange warten, bis sie professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, oder sogar ganz darauf verzichten. Das birgt die Gefahr langer Krankheitsphasen mit damit verbundener Arbeitsunfähigkeit. Die Klärung der spezifischen Schwierigkeiten sollte in einem Gespräch mit einem professionellen Partner erfolgen. Ziel ist die individualpsychologische und sozialpsychologische Konfliktbewältigung. Auch eine Paar- oder Familientherapie kann sinnvoll sein. Bei einem ausgeprägten Burnout-Syndrom mit lang andauernder Arbeitsunfähigkeit ist meist eine stationäre Behandlung in einer spezialisierten Klinik nötig. wieder aufnehmen. Schritt für Schritt fand er ins gesellschaftliche Leben zurück, leitete sogar während fünf Jahren eine Selbsthilfegruppe. Die Wiedereingliederung in ein geregeltes System bezeichnet Bart als schwer. «Ich hatte ein schlechtes Gewissen gegenüber den Arbeitskollegen.» Doch diese zeigten glücklicherweise grosses Verständnis. «Die Leute kamen auf mich zu, fragten nach und erzählten von eigenen Erfahrungen aus ihrem Familienkreis.» Das Leben wieder im Griff Seit 2000 arbeitet Roland Bart wieder hundert Prozent. Bei seinem bisherigen Arbeitgeber.Allerdings in einem anderen Aufgabenbereich, mit weniger Verantwortung. «Ich erledige Arbeiten, die teilweise nicht meinem Ausbildungsstand entsprechen, doch sehe ich das mittlerweile locker», so Bart. Ab und zu spürt er wieder die Angst. Heute aber mehr in Bezug auf die Arbeitsplatzsicherheit. Denn auch seine Firma blieb vor einem Abbau nicht verschont. Doch weiss er heute mit der Angst besser umzugehen. Überhaupt kennt er heute keine grösseren Probleme mehr. Nur ab und zu beschleicht ihn ein kleines Tief, das er aber gut im Griff hat. Die medikamentösen Stimmungsstabilisatoren helfen ihm dabei. Hinter ihm liegen wahrlich schwere Zeiten, nebst Burnout auch die Trennung von seiner Frau. Doch Bart blickt optimistisch in die Zukunft: «Meine Arbeit wird geschätzt, und das ist wichtig für mich.» ■■ Was kann der Betroffene ­g egen einen Rückfall tun? Die Work-Life-Balance sollte ausgeglichen sein. Essenziell dabei ist, keinen negativen Stress zu erleben. Auch ein gesunder Lebensstil, die Sensibilität gegenüber den eigenen Bedürfnissen, ein optimiertes Stress- und Zeitmanagement helfen. Wichtig sind die Stärkung der fachlichen und sozialen Kompetenzen und das Ausarbeiten von Konfliktlösungsstrategien. Letzteres erfolgt meist im Rahmen einer Psychotherapie. ! ■■ Wie können Familie und Freunde helfen? Nahe Bezugspersonen sind bei Menschen mit psychischen Problemen eine wichtige Ressource. Die Unterstützung in Krisen ist zentral. Es besteht aber die Gefahr, dass Angehörige und Freunde therapeutische Funktionen übernehmen, was für beide Seiten kontraproduktiv ist. Der frühe Einbezug professioneller Hilfe ist prioritär. ! Annekatrin Kaps Nathalie Schoch [email protected] [email protected] Eine Themenzeitung von Mediaplanet Dezember · 11 news Leere Batterien auftanken Hemmschwellen Immer mehr Leute leiden an Burnout-Symptomen. Immer mehr Kliniken ­spezialisieren sich auf Burnout-Patienten. Burnout ist zu einer der häufigsten psychischen Erkrankungen geworden. Jeder zehnte Arbeitnehmer zeigt entsprechende Symptome. Zahlreiche Kliniken in der Schweiz bieten deshalb Therapien bei Burnouts an. In der Privatklinik Hohenegg in Meilen am Zürichsee werden rund 20 Prozent der Patienten wegen Burnouts behandelt. «Wir haben eine grosse Nachfrage von BurnoutPatienten,» bestätigt Toni Brühlmann, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Privatklinik Hohenegg. Die Klinik behandelt ihre Patienten hauptsächlich stationär. Denn besonders bei fortgeschrittenen Burnout-Zuständen ist es wichtig, Distanz zum Stress am Arbeitsplatz zu schaffen. «Die Burnout-Behandlung wird bei uns individuell auf den jeweiligen Patienten zugeschnitten. Häufig ergibt sich die Therapie aus einer Kombination von Psychotherapie, Gruppentherapie, Körpertherapie, Sportaktivitäten und Entspannungsmethoden», so Brühlmann. In vielen Kliniken werden aber auch ambulante Therapien angeboten. «Bei uns wohnen die Patienten in Ferienwohnungen oder Hotels und kommen für die Behandlungen in unsere Klinik», erklärt Elisabeth Neumeier, Leiterin des Medizini- schen Zentrums im Kurpark in Vulpera. Die Klinik setzt speziell auf alternative Behandlungsmethoden wie Akupunktur, Magnetfeldtherapie, Chi-Therapie, Phytotherapie oder Homöopathie. «Die alternative Behandlung bewährt sich sehr bei Burnout-Patienten. Und die Nachfrage ist gross», bestätigt auch Neumeier. Aber auch der Aspekt der Ruhe und Natur steht bei der Genesung von Burnout-Patienten im Vordergrund. «Für die Patienten ist es wichtig, im Zustand der körperlichen und seelischen Erschöpfung durch Ruhe auftanken zu können. Dazu zählen auch Aufenthalte und Aktivitäten in der Natur», erklärt Elisabeth Neumeier. Vorteil: Gezielter vorgehen Einen Schritt weiter geht die reine Burnout Klinik im Engadin, die im Juli 2010 eröffnen wird. Sie wird die erste seiner Art in der Schweiz sein. «Das Bedürfnis für eine solche Klinik ist vorhanden», zeigt sich Mattias Bulfoni, Mehrheitsaktionär und Verwaltungsratspräsident der Clinica Holistica Engiadina, überzeugt. Betont wird dabei, dass es sich bei dem Angebot in Susch nicht um eine allgemeim psychiatrische Klinik, sondern um die erste reine Burnoutklinik handelt. Denn für viele Burnout Betroffene senkt dies die Hemmschwelle für einen Klinikeintritt. Ob eine ambulante oder stationäre Behandlung sinnvoller ist, hängt am Schluss vom psychischen Zustand des Patienten ab. Nach der entsprechenden Behandlung sollen die Patienten möglichst rasch und behutsam in den Arbeitsprozess zurückgeführt werden. Dies geschieht mit einem multimodalen Konzept, das untern anderem Psychotherapie, Körper,-Bewegungstherapien , Entspannungsverfahren und arbeitsplatzbezogene Massnahmen beinhalten wird. Die verschiedenen Therapien werden auf den einzelnen Patienten ausgerichtet, um diesen in der Gesamtheit zu erfassen. Ein wichtiger Aspekt ist dabei auch die Bewegung in der Natur. «Die Patienten werden aktiv sein, damit sie Energie tanken können, um wieder mit der Freude zu leben, die es braucht», sagte Aktionär und Verwaltungsrat Mario Candreia. In Unterengadin entsteht die erste reine Burnout-Klinik der Schweiz. Die Clinica Holistica positioniert sich klar als nicht psychiatrische Einrichtung. ■■ Weshalb braucht es eine ­s pezielle Burnout-Klinik? Uns ist es ein Anliegen, mit der Spezialisierung unserer Klinik auf eine homogene Patientengruppe einzugehen und somit ein hochspezialisiertes Angebot zu schaffen. Gerade BurnoutBetroffene begeben sich lange oder gar nicht in Behandlung, aus Angst vor negativen gesellschaftlichen und beruflichen Folgen. Mit einer spezialisierten Fachklinik soll diese Hemmschwelle gesenkt werden. Zudem steht bei uns auch der medizinische Fortschritt im Bereich Burnout-Therapie im Vordergrund. Anna Birkenmeier [email protected] Facts Selbsttest auf Swissburnout.ch ■■ Manchmal denke ich, dass die Belastungen zu viel für mich sind. ■■ Ich empfinde gelegentlich ­einen starken Widerwillen gegen meine ­Arbeit. ■■ Viele Menschen, denen ich ­nahe stehe, sind mir ziemlich gleichgültig. ■■ Die höchsten Anforderungen stelle ich selbst an mich. ■■ Manchmal denke ich, das ich gar nicht mehr richtig lebendig bin ■■ Worin sehen Sie den ­U nterschied zu Fachkliniken? Durch die homogene Patientengruppe können wir sehr flexibel auf die Bedürfnisse des Patienten eingehen. Für den Patienten wiederum kann es wichtig sein, dass er in einer Gruppe behandelt wird, die einen ähnlichen Hintergrund hat. ■■ Was war die Idee, die h ­ inter der Gründung der Burnout­K linik steckt? Der langjährige Unternehmer und Gründer der Burnout-Klinik, Matthias Bulfoni, hatte in seinem beruflichen Umfeld mit vielen Leuten zu tun, die aufgrund hoher Arbeitsbelas- Dr. med. Doris Strauss Chefärztin, ­Fachärztin für Psychotherapeutische Medizin, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie tung an den Symptomen eines Burnouts litten. Aus Angst vor Stigmatisierung wollten diese aber auf keinen Fall eine psychiatrische Einrichtung aufsuchen. Mit der Burnout-Klinik soll dieses Tabu gebrochen werden. ■■ Wie läuft eine Therapie gegen Burnout in Ihrer Klinik ab? Vor jeder Aufnahme wird abgeklärt, ob tatsächlich ein stationär behandlungsbedürftiges Burnout-Syndrom vorliegt. Danach werden gemeinsam mit dem Patienten die Therapieziele erarbeitet. Die Therapie erfolgt sehr individuell, wobei es Grundpfeiler, wie die Psychotherapie in Einzelund Gruppentherapien, das Erlernen von Bewältigungsstrategien im Umgang mit Stresssituationen, Entspannungsverfahren oder körperbezogene Therapien gibt. Ganz wichtig ist auch die arbeitsplatzbezogene Analyse. ■■ Ist ein Aufenthalt in der ­C linica Holistica Engiadina nur Privatpatienten vorbehalten? Das Ziel ist es, allen Betroffenen einen Aufenthalt in unserer Klinik zu ermöglichen. Anna Birkenmeier [email protected] publireportage Klinik Schützen Rheinfelden Stationäre Therapie für Burnout-Patienten Burnout ist ein seelischer und körperlicher Erschöpfungszustand mit Krankheitswert, hervorgerufen durch eine grosse äussere Belastung, meist bei der Arbeit. Die Betroffenen haben immer weniger Energie, können sich nur mit Willenskraft motivieren und kaum mehr erholen. In der Folge fehlt es an Tatkraft, Kreativität und Freude. Aufmerksamkeit, Konzentration und Leistungsfähigkeit nehmen ab, die Betroffenen sind nicht mehr arbeitsfähig. Aus medizinischer Sicht liegt häufig eine Depression vor. Reicht es bei einem leichten Burnout, die Belastungssituationen zu reduzieren und Erholung und Ausgleich zu ermöglichen, so hilft bei einem fortgeschrittenen Burnout nur noch eine sachgerechte stationäre Therapie, in der Regel von vier bis sechs Wochen Dauer. Dr. med. Hanspeter Flury, FMH für Psychiatrie/Psychotherapie, Chefarzt und Ärztlicher Klinikleiter Klinik Schützen Rheinfelden M anchmal brennen Menschen aus und brauchen Hilfe. Bei einem fortgeschrittenen Burn­out ist eine stationäre medizinische und soziale Unterstützung notwendig. Die Klinik Schützen Rheinfelden, spezialisiert auf Psychosomatik und Medizinische Psychotherapie, bietet Burn­outPatienten eine intensive, vielseitige und individuell abgestimmte Therapie. In der Klinik Schützen in Rheinfelden kümmern sich Ärzte, Psychologen, Ausdrucksund Körpertherapeuten sowie Pflegefachleute um die Patientinnen und Patienten. Sie bieten eine intensive, vielseitige und individuell abgestimmte Diagnostik und Behandlung: Einzel- und Gruppengespräche, Entspannungstechniken, Methoden für Körper- und Selbstausdruck sowie Trainings für neue Verhaltensmuster. Ein weiterer wichtiger Erfolgsfaktor und ideale Voraussetzung für Behandlung, Genesung und Auftanken ist die Einbettung der Klinik Schützen in ein Drei- respektive Vier-Sterne Hotel mit wunderschönen Parkanlagen. In einer ersten Therapiephase wird die Entlastung von der Arbeit zur Erholung und Regeneration genutzt. Die körperlichen Symptome werden mit stützenden Psychotherapien sowie nötigenfalls mit Medikamenten behandelt. Körperorientierte Behandlungen wie Physiotherapie, Bewegungstherapie und Fitnessaufbau, Kunst- und Musiktherapie sowie Entspannungstrainings sind ebenfalls wichtige Elemente des Therapiekonzepts. peuten lernen die Patientinnen und Patienten, sowohl während des stationären Aufenthalts als auch in der nachfolgenden ambulanten Behandlung, Belastungssituationen zu erkennen und zu verändern, neue Verhaltensmuster einzuüben und erzielte Fortschritte zu sichern und auszubauen. Auch der Lebensstil und das Freizeitverhalten werden neu ausgerichtet. Diese Neuorientierung wird langfristig als grosser Gewinn erlebt. In einer nächsten Therapiephase geht es darum, belastende Situationen am Arbeitsplatz und eigene innere Burnout-fördernde Haltungen abzubauen. Mit Hilfe der Thera- So hilft ein Aufenthalt in der Klinik Schützen in Rheinfelden dabei, gesund zu werden und auch langfristig im Gleichgewicht zu bleiben. Weitere Informationen Klinik Schützen Rheinfelden Bahnhofstrasse 19 CH-4130 Rheinfelden Telefon +41 (0) 61 836 26 26 Telefax +41 (0) 61 836 26 20 [email protected] www.klinikschuetzen.ch 12 · Dezember eine ThemenzeiTung von meDiaplaneT SCHRITT 3 news Die bipolare störung: Verbreitet, aber unbekannt LICHT UnD VIEL SCHATTEn ■■Frage: gibt es eine verbindung zwischen bipolaren störungen und Depression? ■■Antwort: bipolare störungen sind manische Depressionen und werden auch die krankheit der erfolgreichen genannt. manisCh-DePressiV schWeiz Laborchemie hilft nicht,nur die richtigen Fragen. Die bipolare Störung wird durch eine eingehende Befragung von Patient und Umfeld diagnostiziert. Gab es einmal einen Zeitabschnitt in Ihrem Leben, in dem sie anders fühlten und handelten als sonst und in dem … Sie sich sehr viel selbstbewusster fühlten als gewöhnlich? Oder in dem …Sie sich so gereizt fühlten, dass Sie Mitmenschen anschrieen, in Streitigkeiten oder Handgreiflichkeiten verwickelt wurden? Das sind nur zwei von dreizehn Fragen aus einem Fragebogen der Deutschen Gesellschaft für bipolare Störungen (DGBS), mit denen man eine erste Selbsteinschätzung durchführen kann. Eine bipolare Störung (die auch als manisch-depressive Erkrankung bekannt ist) stellt eine Erkrankung des Zentralnervensystems dar. Sie ist geprägt von extremen Stimmungsschwankungen und verläuft in Phasen. Fachleute sprechen von manischen und depressiven Episoden. Typisch sind ausgedehnte depressive Phasen, eine anhaltende unausgeglichene oder auch gehobene Stimmung. Manchmal wird es auch todernst. Im Vergleich zur Normalbevölkerung bringt die Krankheit ein zwanzigfach höheres Suizidrisiko mit sich. Öffentliches Bewusstsein ist Mangelware Während sich Ärzte schon seit mehr als 2000 Jahren mit den Erscheinungsformen der bipolaren Störung beschäftigen, ist die Aufklärung der Öffentlichkeit noch nicht weit gediehen. Dabei ist das Krankheitsbild verbreitet. Nach Angaben der WHO gehören bipolare Störungen zu den zehn Krankheitsbildern, die weltweit am anzeige Depression kann jeden treffen… Erschöpfung? Angst- und Schuldgefühle? Verzweiflung und Mutlosigkeit? Unsere Spezialstationen für Depressionserkrankungen bieten ein ruhiges und komfortables Umfeld für die Entfaltung zahlreicher Behandlungsoptionen. Bestellen Sie unsere Unterlagen: www.clienia.ch Clienia Littenheid +41 (0)71 929 60 60 Clienia Schlössli +41 (0)44 929 81 11 Privatkliniken für Psychiatrie und Psychotherapie HEILBARE KRAnKHEIT. Eine Vielzahl von Möglichkeiten erlauben einen stabilen Foto: Dreamstime.com Lebensstil. häufigsten zu einer dauernden Behinderung führen. Im Schnitt dauert es dabei fünf bis zehn Jahre vom Auftreten erster Symptome bis zu einer klaren Diagnosestellung. Die Einteilung einer bipolaren Störung erfolgt gemäss den von der WHO in der ICD-10-Systematik festgelegten Kategorien, die sich anhand verschiedener Merkmale voneinander unterscheiden. Kennzeichen einer manischen Episode sind eine mindestens eine Woche lang andauernde besonders gehobene Stimmung oder Gereiztheit. Laut Angaben der DGBS wird die Lebensführung dadurch deutlich beeinträchtigt. Es müssen mindestens drei der folgenden zahlreichen Merkmale vorliegen: gesteigerte Aktivität, Ruhelosigkeit, Rededrang, Ideenflucht, Gedankenrasen, Verlust sozialer Hemmungen, vermindertes Schlafbedürfnis,überhöhte Selbsteinschätzung, Ablenkbarkeit, ständiger Wechsel von Aktivitäten,tollkühnes oder rücksichtsloses Verhalten,gesteigerte Libido. Die so genannte hypomane Episode ist eine abgeschwächte Form und erfüllt die lesen sie mehr! Eine Sammlung weiterführender Links zum Thema bipolare Störung ■■ www.forum-humanum.ch: Die Webseite eines Betroffenen, der umfangreiche allgemeine informationen zum thema bereitstellt. ■■ www.bipolarclub.org: hier ist eine umfangreiche liste von Persönlichkeiten mit einer bekannten bipolaren störung zusammengestellt worden. Derzeit sind es 231 Personen. ■■ www.bipolar-forum.de: Das forum dient dem austausch zu Wissen und erfahrung betreffend bipolarer störungen. es gibt seg- mente zu Krisen & notfällen, aber auch gedichte von bipolar erfahrenen. ■■ www.selofoundation.ch: Die stiftung unterstützt finanziell forschungsprojekte, die die Depression und den Kopfschmerz betreffen. sie fördert ausserdem die selbsthilfe von Depressionskranken und die entstigmatisierung psychisch kranker menschen. ■■ www.kosch.ch: Das ist die seite der stiftung Kosch, eine Dachorganisation schweizerischer selbsthilfegruppen. sie listet zu zahlreichen Krankheiten schweizweit existente selbsthilfegruppen auf. Kriterien einer Manie nicht. Bei ihr beobachtet man an mindestens vier aufeinander folgenden Tagen eine deutlich gehobene,möglicherweise auch gereizte Stimmung. Die Lebensführung nicht hierbei beeinträchtigt. «Hypomanien sind nur mit Hilfe von Angehörigen zu explorieren, da sich die Betroffenen so gut fühlen,dass sie dies nicht berichten können», meint Professor Waldemar Greil. In der depressiven Episode schliesslich kommt es zu Hauptsymptomen wie depressive Stimmung, Verlust von Interesse und Freude sowie allgemeiner Antriebsmangel. Zusatzsymptome sind der Verlust des Selbstwertgefühls, Selbstvorwürfe, Schuldgefühle, Todes- und Suizidgedanken, suizidales Verhalten, vermindertes Denk- und Konzentrationsvermögen oder auch Schlaf- und Appetitstörungen. Lebenslange Behandlung notwendig Das Vorliegen einer bipolaren Störung wird durch die intensive Befragung des Erkrankten und möglichst seiner nächsten Angehörigen ermittelt, man schaut auch auf die Lebensgeschichte. Die Behandlung erfolgt auf verschiedene Weise. Bei der Akutbehandlung möchte man den Patienten aus der momentanen Krankheitsphase herausholen und seinen direkten Leidensdruck reduzieren. Das gelingt vor allem mit Medikamenten. Haben sich die akuten Symptome gebessert, soll der Zustand gefestigt und ein Rückfall verhindert werden. Eventuell beginnt eine unterstützende Psychotherapie.Die Rückfallvorbeugung zielt auf die Wiedereingliederung ins soziale und berufliche Leben. Die Medikamentengabe wird möglichst reduziert. Laut Angaben der DGBS muss eine bipolare Störung im Regelfall aber das ganze Leben lang behandelt werden. Die Intensität der Behandlung kann wohl variieren, doch ohne Behandlung wird keine dauerhafte Stimmungsstabilisierung erzielt. alexaNder SaheB frage & antWort Prof. Dr. med. Waldemar Greil psychiatrische privatklinik sanatorium kilchberg ■■ Eine bipolare Störung, bekommt man die einfach so? Für die Betroffenen sieht es oft so aus,als sei die Erkrankung aus heiterem Himmel gekommen.Aus wissenschaftlicher Sicht besteht jedoch eine Veranlagung zu einer erhöhten sogenannten «Verletzbarkeit». Kommen psychische Belastungen hinzu, kann dies zum Ausbruch der Erkrankung führen. ! ■■ Wie sieht die Risikogruppe aus? Ein deutlich erhöhtes Risiko haben Menschen, bei denen solche Störungen bereits bei Blutsverwandten aufgetreten sind. Es sind oft sehr erfolgreiche Menschen mit einem eher unsteten Lebenswandel. ! ■■ Was sind zuverlässige Indizien, die man abklären lassen sollte? Scheinbar grundlose über Wochen andauernde Perioden mit gedrückter oder gehobener Stimmung. Gut informierte Angehörige können helfen, depressive und (hypo)manische Zustände frühzeitig zu erkennen. ! ■■ Wohin sollte man sich im Verdachtsfall wenden? Betroffene können sich an ihren Hausarzt oder einen Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie bzw. eine psychiatrische Klinik wenden. ! ■■ Welche Behandlung schlägt an? Medikamente, die ausgleichend auf die Stimmung wirken, sowie eine ergänzende Psychotherapie.Wenn psychische Stabilität erreicht wird, ist wieder ein erfülltes Leben möglich. ! [email protected] information SELBSTTEST wie kann ich selbst feststellen, ob ich an einer Depression leide? Folgender Fragebogen kann Ihnen Hinweise über das mögliche Vorliegen einer Depression geben. Falls Sie eine oder mehrere der untenstehenden Fragen mit Ja beantworten, empfehlen wir Ihnen, dies mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin zu besprechen. Leiden Sie seit mehr als 2 Wochen unter 1 Gedrückter Stimmung 2 Interesselosigkeit und/oder Freudlosigkeit, auch bei sonst angenehmen Ereignissen 3 Schwunglosigkeit und/oder bleierner Müdigkeit und/oder innerer Unruhe 4 Fehlendem Selbstvertrauen und/oder fehlendem Selbstwertgefühl 5 Verminderter Konzentrationsfähigkeit und/oder starker Grübelneigung und/oder Unsicherheit beim Treffen von Entscheidungen 6 Starken Schuldgefühlen und/oder vermehrter Selbstkritik 7 Negativen Zukunftsperspektiven und/oder Hoffnungslosigkeit 8 Hartnäckigen Schlafstörungen 9 Vermindertem Appetit 10 Tiefer Verzweiflung und/oder Todesgedanken (Nach U. heGerl, WWW.kompeteNZNetZ-DepressioN.De) Foto: istockphoto.com eine ThemenzeiTung von meDiaplaneT Dezember · 13 news SEELEnBILDER 1. Briefmarke mit Selbstprotrait von Van Gogh 2. Kreativität ist nicht unbedingt ein Indikator, vergrössert aber die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung an bipolaren Störungen. 1 Foto: istockphoto.com 2 Die krankheit war stärker als er Seine Gemälde sind weltberühmt und erzielen Spitzenpreise bei Auktionen, doch das Leben des Malers Vincent van Gogh verlief mit wenig Glück. Im Alter von 37 Jahren starb er an den Folgen einer Schussverletzung, die er sich selbst zugefügt hatte. Schon früh in seinem Leben zeigten sich Anzeichen psychischer Probleme, und seine Krankheitsgeschichte ist von vielen Spekulationen gezeichnet. Auch die bipolare Störung könnte eine Erklärung für sein Leiden liefern. Vincent van Gogh wurde am 30. März 1853 im niederländischen Groot-Zundert geboren. Im mütterlichen Stammbaum sind bereits Epilepsieerkrankungen erwähnt, berichtet Rene Renggli, Facharzt FMH für Psychiatrie und Psychotherapie, in seinem Beitrag über Van Gogh für die Schweizerische Ärztezeitung. Väterlicherseits gibt es keine überlieferte krankheitsrelevante Vorgeschichte. Eine freudige Jugend scheint Van Gogh nicht erlebt zu ha- ben.«Meine Jugend ist düster,kalt und unfruchtbar gewesen», schreibt er in einem späteren Brief an seinen Bruder Theo.1860 im Alter von sieben Jahren beginnt van Gogh mit dem Besuch der Dorfschule in Zundert. Mit 13 Jahren kann er die Volksschule abschliessen und wechselt 1866 auf die staatliche Oberschule nach Tilburg. Diese ist so fortschrittlich, dass bereit vier Stunden pro Woche dem Kunstunterricht gewidmet sind.Doch im zweiten Schuljahr bricht van Gogh den Schulbesuch aus ungeklärten Gründen ab. Schulabbruch aus ungeklärten Gründen Die folgenden fünfzehn Monate verbringt er zu Hause. Eine erste grosse untätige, vielleicht depressive Phase im Leben des Künstlers? Diese Interpretation nehmen jedenfalls einige Biografen, beispielsweise David Sweetman, auf, berichtet Renggli. Damit wird eine manisch-depressive Störung erstmals mit Van Gogh in Verbindung gebracht.Offenbar wollte der Künstler seinem Leben einen höheren Sinn geben. Doch nach der Geburt des dritten Sohnes seiner Eltern, Cornelius, muss etwas passieren. Das Haus ist zu klein. Vincent geht zu seinem Onkel Vincent nach Den Haag, wo er eine Lehre als Kunsthändler beginnt.1872,nach einem Besuch seines Bruders Theo in Den Haag,beginnt der intensive Briefwechsel beider Brüder, der in den kommenden 18 Jahren mehr als 600 Briefe umfasst. In den kommenden Jahren, die sehr wechselvoll verlaufen und Van Gogh als haltlosen und verarmten Menschen zeigen, beginnt die Hinwendung zur Malerei.Im Jahr 1879 nimmt Van Gogh eine intensive Zeichentätigkeit auf. Sein Bruder Theo lässt ihm nun finanzielle Unterstützung zukommen, weil er die Bilder ausserordentlich ausdrucksstark findet. Im Herbst 1880 beschliesst Vincent van Gogh, damals 27 Jahre alt, Maler zu werden. Seine Bilder zeigen jetzt zunehmend leuchtende Farben. Es kommt zu eindruckvollen Produktivitätsschüben.So malt er laut Renggli in 20 Monaten gar 200 Bilder.Auf Rat von Toulouse Lautrec reist van Gogh 1888 in die Provence.Sein Wunschprojekt einer Künstlergemeinschaft scheitert je- doch.Nach einem heftigen Streit mit Paul Gauguin schneidet er sich sogar einen Teil eines Ohres ab.Zu dieser Zeit werden auch deutlich manische und depressive Phasen erkennbar. Klinikaufenthalt aus freien Stücken Van Goghs typischer Malstil ist nun voll ausgeprägt. Er malt in kleinen Strichen, setzt die Farben nebeneinander und lässt sie wellenartig oder rhythmisch abfolgen. «Dabei ging es ihm weniger um die Wiedergabe der Wirklichkeit, als darum, das Charakteristische seine Motive und die durch sie ausgelösten Gefühle zum Ausdruck zu bringen», schreibt Sabine Schuchart in einem Beitrag über den Maler im Deutschen Ärzteblatt. Nach seiner Selbstverstümmelung lässt sich Van Gogh in die Nervenklinik in Saint-Rémy einweisen. Phasen von reger Malerei wechseln mit Zeiten, in denen Angstattacken und Wahnvorstellungen jede Tätigkeit verhindern.Doch in diesen Jahren entstehen die bekanntesten Werke wie «Die Sternennacht» oder das «Weizenfeld mit Zy- pressen». Im Mai 1890 zieht Van Gogh zu seinem Arzt Paul Gachet nach Auvers-surOise bei Paris. Sein Zustand verschlechtert sich dort jedoch und die Depressionen werden stärker.Am 29.Juli 1890 stirbt er, zwei Tage, nachdem er sich mit einem Revolver in den Bauch geschossen hat. alexaNder SaheB [email protected] faCts Ein illustrer Club ■■ Bei kreativen Menschen, Künstlern, schriftstellern und Philosophen, ist eine bipolare erkrankung zehn mal häufiger vertreten als bei der allgemeinbevölkerung. Beispielsweise der schriftsteller ernest hemingway, der maler edvard munch oder der erfinder thomas alva edison. laut angaben der Werner alfred selo stiftung gehört auch sting zu diesem Kreis. sting gab gemäss angaben der stiftung sogar in einem interview eine manisch-depressive erkrankung zu. anzeige internationales seminar für analytische psychologie international school of analytical psychology agap post-graduate jungian training ICAS unterstützt in der Schweiz über 60 Unternehmen und deren 70.000 Mitarbeitende bei der Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden bei gleichzeitiger Steigerung der Produktivität sowie Reduktion von Kosten. ICAS ist führender Anbieter der Externen Mitarbeiterberatung EAP und bietet rund um die Uhr psychologische Beratung und Unterstützung in beruflichen oder privaten Situationen wie z.B. Stress, Angst, Depression, Burnout, Kommunikations- und Beziehungsprobleme. Weltweit betreut ICAS rund 4 Millionen Menschen in über 1.700 Unternehmen. 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Wie man das schafft, erklärt Martin Keck. Er behandelt in seiner Klinik Clienia Schlössli in Oetwil Patienten mit Angst- und Panikattacken, sozialen Phobien und posttraumatischen Belastungsstörungen. HILFE Mit einer massgeschneiderten Therapie kann den meisten Betroffenen meistens geholfen werden. Foto: istockphoto.com Die erosion der menschlichen seele ■■Frage: Wird mir geholfen, wenn ich das gefühl habe betroffen zu sein, und wenn ja, wie? ■■Antwort: sie können jederzeit mit ihrem hausarzt über ihre problematik sprechen. Dieser wird sie dann schon an die richtigen ansprechpartner verweisen. Burnout ist längst keine Managerkrankheit mehr, sondern ein Symptom, das jeden treffen kann. Es ist ein Leiden, das sich schrittweise und ständig ausbreitet. Und die Menschen in eine Abwärtsspirale zieht, aus der das Entkommen oft nur schwer gelingt. Burnout ist kein Modewort,mit dem Manager ihr Versagen kaschieren oder Politiker eine Depression schönreden. Burnout ist eine schwere Erkrankung, die alle treffen kann.Sie ist typisch für unsere Zeit,verursacht durch enormen Leistungsdruck in der hektischen Arbeitswelt.Man fühlt sich körperlich und seelisch ausgebrannt, erschöpft, dem Druck plötzlich nicht mehr gewachsen.Tut man nichts dagegen,ist eine schwere Depression oft die Folge. Pulverfass Dauerstress Anzeichen gibt es viele. Die Betroffenen stehen unter Dauerstress, sind angespannt, können nicht mehr geniessen oder Entspannung finden.«Viele arbeiten nahezu rund um die Uhr und brechen irgendwann zusammen», erklärt Martin Keck, Chefarzt der Privatklinik Clienia Schlössli in Oetwil am See. Oft sei auch das Familienleben und das soziale Umfeld dramatisch reduziert. Dies verstärke wiederum den Druck und vergrössere den Raum, den beispielsweise der berufliche Stress einnehmen könne. Die Folge sind Energieverlust, reduzierte Leistungsfähigkeit, Gleichgültigkeit, Angst, Enttäuschung, Scham und Ärger. «Häufig ist es dann ein relativ kleiner Auslöser,der Körperlich und seelisch zurückfinden die Erkrankung zum Ausbruch bringt»,so Keck. Geplagt von Ängsten Steckt der Betroffene mittendrin, hat sein Gehirn die Kontrolle über das Stresshormonsystem längst verloren. Innerlich herrscht ein Gefühl extremer Erschöpfung und Verzweiflung. Geplagt von seelischem Schmerz kommen oft körperliche Beschwerden dazu. Wie zum Beispiel extremes Schwitzen,Schwindel,Kopfschmerzen, Magen-Darm-Probleme. «Sehr häufig sind auch Ängste, Nervosität und ausge- tiPPs 5 Tipps von PD Dr. med. Martin Keck ■■ Professionelle Hilfe: Die adäquate Behandlung des Burnout sollte stets eine Psychotherapie beinhalten. Da jeder Betroffene über ein individuelles Profil verfügt, ist eine hierauf abgestimmte Behandlung wichtig. ■■ Symptome als Warnsignale akzeptieren: nicht versuchen, den alltagsstress zu bewältigen, indem man dagegen ankämpft oder resigniert. sondern unbedingt professionelle hilfe suchen. ■■ Für Körper und Geist: Neben unterschiedlichen psychotherapieverfahren empfiehlt es sich, körper- orientierte Verfahren anzuwenden. Zum beispiel entspannungs- und stressbewältigungstrainings, biofeedback, Yoga, Qi Gong, achtsamkeit oder progressive muskelentspannung. ■■ Der Austausch: hilfreich ist es auch, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen, um zu erkennen, dass man nicht allein mit seinen Problemen ist. ■■ Im Alltag bestehen: eigene grenzen besser einschätzen, Bedürfnisse rechtzeitig wahrnehmen und lernen, den notwendigen von selbstgemachtem stress zu unterscheiden. ! ■■ Wie kann man Angstzustände therapieren? Wir beginnen mit einer medikamentösen Therapie, geben Antidepressiva, die regulierend auf das Stresssystem einwirken. Das Medikament ist aber lediglich die Krücke, mit der Hilfe zur Selbsthilfe möglich ist. Auslöser der Angst ist eine Entgleisung des Stresshormons Cortisol. Das Gehirn verliert die Kontrolle über die Ausschüttung. Wenn die Medikamente erste Wirkungen zeigen, beginnen wir mit der Expositionstherapie. Die Psychotherapie ist der wesentliche Pfeiler der Behandlung. Diese wird individuell angepasst. ! prägte Schlafprobleme – Körper und Geist können nicht mehr zur Ruhe kommen», sagt Keck. Häufig begleite die Betroffenen die Angst,es nicht mehr zu schaffen,nicht mehr zu genügen, zu versagen. Bis hin zu Panikattacken, die die Stärke von Todesangst annehmen könnten. ERSCHÖPFUnG UnD VERZWEIFLUnG. Dazu kommen oft körperliche Beschwerden. Körper Foto: Dreamstime.com und Geist kommen kaum noch zur Ruhe. ■■ Was raten Sie Ihren Patienten zur Überwindung derer Ängste? Die Grundregel ist, sich der Angst zu stellen. Diesen therapeutischen Ansatz zu erkennen, ist sehr wichtig. Der Betroffene lernt, dass die Angst vorüber geht, auch wenn der Zustand der Angst sehr unangenehm ist. Glücklicherweise ist der menschliche Körper nicht länger als einige Minuten in der Lage, sehr starke Angst zu empfinden. Oft versuchen Betroffene,denAlltagsstress zu bewältigen,indem sie dagegen ankämpfen oder resignieren.«Beide Varianten sind keine guten Lösungen, denn der Stress bleibt bestehen und schadet auf Dauer der Gesundheit», erklärt Keck. Es gebe unterschiedliche Psychotherapieansätze wie kognitive Verhaltenstherapie, psychodynamische oder die Gesprächstherapie, die in Bezug auf die Bedürfnisse des Patienten ausgewählt werden. Keck empfiehlt auch körperorientierte Therapieverfahren wie beispielsweise die progressive Muskelentspannung, Yoga, Qi Gong oder ein Stressbewältigungstraining. Auch Bewegung an der frischen Luft helfe, denn das Tageslicht wirke sich positiv auf das Wohlbefinden aus.Und es gebe gut verträgliche Medikamente,die nicht abhängig machen und problemlos über längere Zeiträume eingenommen werden können. ■■ Was muss man sich unter dieser Therapie vorstellen? Die Patienten haben lange angstmachende Situationen vermieden. Dieses Vermeidungsverhalten vertieft aber nur die Angst. In der Expositionstherapie lernen die Patienten mit unserer Hilfe, sich dem stärksten Angst auslösendem Reiz zu stellen, damit das Gehirn die Erfahrung macht, dass die Angst vorbeigeht und beherrschbar ist. ! ■■ Wie sieht der äussere Rahmen einer Therapie aus? Bei schweren Erkrankungsformen zuerst einmal raus aus dem Alltag, den Stress reduzieren. Die Therapie erfolgt mit einer Orientierung aufs Leben draussen, sobald als möglich können die Patienten die Wochenenden daheim verbringen, später dann zu Hause übernachten. Der Wiedereintritt ins Arbeitsleben erfolgt fliessend. Nach einem Jahr kann man beginnen, die Medikamente auszuschleichen, bis hin zur völligen Absetzung. ! Das Leben danach «Mit einer individuellen, massgeschneiderten Therapie kann glücklicherweise den meisten Betroffenen geholfen werden», so Keck. Wichtig dabei sei jedoch, dass das Leben nach der Krankheit aus einem besseren Umgang mit Stress bestehe, dass man Ruhepausen einlege und die eigenen Grenzen rechtzeitig erkenne.«In aller Regel ist dann eine Rückkehr in das Berufsleben möglich». Nathalie Schoch [email protected] remotiv® 500 kann remotivieren bei: • gedrückter Stimmung • Stimmungslabilität • innerer Unruhe Max Zeller Söhne AG 8590 Romanshorn remotiv® 500 ist ein pflanzliches Arzneimittel. Erhältlich in Ihrer Apotheke. Bitte lesen Sie die Packungsbeilage. ANLAUFSTELLEN UND LINKS 0560306 AZ_remotiv_290x215_D.indd 1 07.12.2009 8:47:48 Uhr DEPRESSION Angst- und Panikhilfe Schweiz APhS Telefon: 0848 801 109 E-Mail: [email protected] www.aphs.ch Forum zum Thema Depression – www.depri.ch Ipsilon «Initiative zur Prävention von Suizid in der Schweiz» Telefon: 031 359 11 08 E-Mail: [email protected] www.ipsilon.ch KOSCH Vermittlung von Selbsthilfegruppen Telefon: 0848 810 814 E-Mail: [email protected] www.kosch.ch Kantonale Bündnisse gegen Depression: Appenzell Ausserrhoden www.buendnis-depression.ar.ch Bern www.berner-buendnis-depression.ch Luzern www.kantonsarzt.lu.ch/index/ luzerner_buendnis Thurgau www.buendnis-gegen-depression.tg.ch Zug www.zugerbuendnis.ch Genf www.geneve.ch/plancantona Telefon 143 – Die Dargebotene Hand – www.143.ch Zentrum für seelische Gesundheit «Wo Patienten auch Gäste sind» In der Privatklinik Meiringen finden Menschen mit allen Formen psychischen Leidens Aufnahme. Abklärung, Behandlung, Pflege und Betreuung erfolgen nach aktuellem medizinisch-psychiatrischem und pflegerischem Wissensstand. In zwei Kernkompetenzen haben wir uns einen führenden Namen erarbeitet und verfügen über ein umfassendes Behandlungskonzept: • Behandlung von Menschen mit Depressionserkrankungen, insbesondere Erschöpfungsdepression/Burnout. • Behandlung von Alkohol- und/oder Medikamentenabhängigkeiten. Schweizer Psychotherapeuten-Verband SPV Kostenlose Vermittlung von Therapieplätzen Telefon: 043 268 93 75 www.psychotherapie.ch Privatklinik Meiringen AG Willigen CH-3860 Meiringen Telefon +41 33 972 81 11 www.privatklinik-meiringen.ch Ein Unternehmen der Michel Gruppe Ärztliche Leitung: Prof. Dr. med. M. Soyka Schweizerische Gesellschaft für Angst und Depression SGAD E-Mail: [email protected] www.sgad.ch Schweizerische Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie SGPP www.psychiatrie.ch Schweizerische Gesellschaft für Verhaltens- und Kognitive Therapie SGVT Telefon: 031 311 12 12 E-Mail: [email protected] www.sgvt-sstcc.ch Schweizerische Stiftung Pro Mente Sana Beratung in sozialen, psychologischen und rechtlichen Fragen Telefon: 0848 800 858 www.promentesana.ch Alter schützt vor Krisen nicht. Unsere psychotherapeutischen Angebote für ältere Menschen sind darauf angelegt, Orientierung, Beziehungsfähigkeit und Selbstwertgefühl zu stärken. Bestellen Sie unsere Unterlagen: www.clienia.ch Schweizerischer Verein für kognitive Psychotherapie Telefon: 022 796 39 82 E-Mail: [email protected] www.aspco.ch Verein Equilibrium Telefon: 0848 143 144 E-Mail: [email protected] | SOS-Adresse: [email protected] www.depressionen.ch Vereinigung der Angehörigen von Schizophrenie-/Psychisch-Kranken VASK – Hilfe für Angehörige Telefon: 061 271 16 40 E-Mail: [email protected] www.vask.ch Zürcher Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie ZGPP Online-Therapievermittlung Telefon: 044 286 64 51 www.psychiatrie-zuerich.ch Clienia Littenheid +41 (0)71 929 60 60 Clienia Schlössli +41 (0)44 929 81 11 Privatkliniken für Psychiatrie und Psychotherapie Lundbeck (Schweiz) AG der Spezialist für Erkrankungen des zentralen Nervensystems Lundbeck (Schweiz) AG ist ein forschendes pharmazeutisches Unternehmen, welches zu einer Stiftung mit Sitz in Kopenhagen, Dänemark, gehört. Es hat sich auf die Behandlung von Erkrankungen des zentralen Nervensystems spezialisiert, insbesondere im Bereich Psychiatrie (Angst, Depressionen, Schizophrenie) und Neurologie (Demenz, Parkinson). Ausgehend von der ­Firmen-Mission von Lundbeck, die Lebensqualität von Menschen mit psychiatrischen und neurologischen Krankheiten zu verbessern, engagiert es sich nicht nur intensiv in der Erforschung neuer Medikamente, sondern auch in der Aus-und Weiterbildung für Fachpersonen und in der Entstigmatisierung ­psy­chischer Erkrankungen. Das hierzu gegründete Lundbeck Institut bietet produkte­neutrale Weiterbildungen an, die weltweit und in der Schweiz einen guten Ruf erworben haben. Nähere Informationen finden Sie auf www.lundbeck.ch competence in cns