Robert Enkes bewegendes Schicksal regt zum Nachdenken an und

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eine ThemenzeiTung von meDiaplaneT
roland bart
gefangen
im Dunkeln
prof. Dr. med. böker Dr. med. hochstrasser Dr. med. martin keck
Wenn sich die freude burnout ist keine
von Ängsten
verabschiedet
modeerscheinung
beherrscht
Depression
unD burnouT
Dezember 09
4
SCHRITTE
UM ZU WISSEn, WAS
SIE SCHon IMMER
WISSEn SoLLTEn
EIN MANN DER TAUSEND
SCHICKSALE VERKÖRPERT
Robert Enkes bewegendes Schicksal regt zum Nachdenken an und
schafft ein Bewusstsein in den Köpfen der Menschen.
Foto: Uhlsport Gmbh
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competence in CNS
www.lundbeck.ch
2 · Dezember
Eine Themenzeitung von Mediaplanet
Challenge
Obwohl sich die Mehrheit der Bevölkerung psychisch gesund
fühlt, ­nehmen ­Depressionen, Angst- und ­Panikstörungen
oder Erschöpfungszustände zu. Rund die Hälfte der
­Bevölkerung ­erkrankt einmal im Laufe ihres Lebens an
­behandlungsbedürftigen psychischen Krankheiten.
Wir empfehlen
Prof. Dr. med.
Heinz Böker
leitender Chefarzt an
der Psychiatrischen
Uniklinik Zürich
S. 6
«Es gibt nicht die eine
Depression, sondern
nur den depressiven
Menschen.»
Die psychische Gesundheit
wird unterschätzt
T
abuisierung und Unkenntnis der Krankheitssymptome führen zu Unter- und Fehlversorgung.
Neben dem individuellen
Leid verursachen sie unnötige volkswirtschaftliche Folgekosten.
Die Bedeutung von
­psychischer Gesundheit wird
unterschätzt
Seit Bund und Kantone im Jahr 2000
die gesundheitspolitische und volkswirtschaftliche Bedeutung der
­psychischen Gesundheit erkannt haben, werden in diesem Bereich laufend
Fortschritte auf verschiedenen Ebenen
erzielt:
■■Das Schweizerische Gesundheitsobservatorium Obsan beobachtet und analysiert die wichtigsten
­Fakten zu ­Situation und Entwicklung der ­psychischen Gesundheit, der
­psychischen ­Erkrankungen und deren
­Behandlung durch das Versorgungssystem in der Schweiz zuhanden der
­Kantone und der Fachorganisationen.
■■Am 30. September 2009 hat der Bundesrat das neue Präventionsgesetz zur
Beratung ans Parlament ­überwiesen.
Damit erhalten die Prävention weit
verbreiteter psychischer Krankheiten
und die Förderung der psychischen Gesundheit in belastenden ­Situationen
eine ­gesetzliche Grundlage.
■■Die Schweizerische Konferenz der
kantonalen Gesundheitsdirektorinnen
und –direktoren (GDK) hat EmpfehlunMit freundlichem Dank für die unterstützung:
gen für die psychiatrische ­Planung erarbeitet. Damit sollen ­psychisch erkrankte Menschen mehr Wahlmöglichkeiten zur Behandlung erhalten.
Immer häufiger treten
­körperliche und psychische
Krankheiten gemeinsam auf
Gemäss der WHO ist der Suizid ein
mögliches Ergebnis von psychischen
und schweren körperlichen Krankheiten (z.B. Depression, Krebs oder Aids).
Suizid ist aufgrund der grossen gesellschaftlichen Folgekosten immer mehr
auch ein gesellschaftliches Problem.
Das Erwachsen- oder Älterwerden,
aber auch Trennungen und Verluste können die psychische Stabilität
eines ­Menschen erschüttern. Unangemessene Bewältigungsstrategien
(z.B. übermässiger Konsum von psychotropen Substanzen) können zu
sogenannten suizidalen Kurzschlusshandlungen führen. Dieses impulsive
Verhalten ist besonders stark von den
­unmittelbaren Bedingungen abhängig, wobei die Nichtverfügbarkeit von
­tödlichen Mitteln und Gelegenheiten
sowie die ­Zugänglichkeit zu tragfähigen ­sozialen Netzwerken oder Beratungsangeboten und medizinischen
Leistungen entscheidend und lebensrettend sein ­können. Kann die
Krise bewältigt werden, nimmt das
suizidale Verhalten in vielen Fällen
wieder ab. ­N achgewiesenermassen
fördern zunehmende ­soziale Isolation, gesellschaftlicher Druck zum gelingenden Lebensplan, existenziel-
Verantwortung
«Depressionen sind
eine gesellschaftliche und wirtschaftliche Zeitbombe.»
Stefan Spycher
Leiter Direktionsbereich ­
Gesundheitspolitik, BAG
Stefan Spycher
Leiter Direktionsbereich
Gesundheitspolitik, BAG
le Verunsicherungen in einem beschleunigten sozialen Wandel sowie
neue Informationsmöglichkeiten in
einer globalisierten Welt etc. das suizidale Verhalten.
Gerade auch in der Schweiz werden
bei einer unheilbaren Krankheit oft
Überlegungen zu einer aktiven Rolle
im eigenen Sterbeprozess erwogen. Suizidgedanken sind ein wichtiges Symptom von Depressionen. Immer häufiger treten körperliche und psychische
Krankheiten gemeinsam auf. Je weniger die Gesellschaft auf die Bedürfnisse
von kranken Menschen eingeht, desto
grösser wird die Beschwerdelast. Suizidale Gedanken können aufgrund von
Hoffnungslosigkeit, Angst vor Autonomieverlust oder auch sozialer Not stark
zunehmen.
Für die Sicherstellung von gezielten Hilfsangeboten sind die Kantone
zuständig. Zur Früherkennung und
Behandlungsoptimierung von Depression und Suizid führen immer
mehr Kantone das weit verbreitete
Programm «Bündnis gegen Depression» ein. Das BAG bietet ihnen dabei Unterstützung. Im Rahmen des
BAG-Programms «Migration und Gesundheit» werden migrationsspezifische Informatio-nen zur Krankheit
bereitgestellt. In Zusammenarbeit
mit den Fachorganisationen aktualisiert das BAG die Schulungsmaterialien für Fortbildungen. Die aufgeführten Massnahmen werden deshalb
auch mittelfristig die Suizidrate in der
Schweiz senken.
Dr. med. Stephan Trier
S. 10
Ihre Work-Life-Balance sollte ausgeglichen
sein.
PD Dr. med. Martin E. Keck S. 14
Körperlich und seelisch zurückfinden.
We make our readers succeed!
Depression und Burnout,
erste ausgabe, dezember 2009
Managing Director: Fredrik Colfach
Editorial Director: Corinne Meier
Business Developper: Anna Pollinger
Production Manager: Corinne Meier
Sub-editor: Natascha Künzi
Project Manager:
Christoph Niemann
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Distributed with: Tagesanzeiger,
Dezember 2009
Print: Ringier Print Adligenswil
Kontakt bei Mediaplanet: Anna Pollinger
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Fax: 043 540 73 01
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Das Ziel von Mediaplanet ist, unseren ­Lesern
qualitativ hochstehende ­redaktionelle ­Inhalte
zu bieten und sie zum Handeln zu ­motivieren,
somit schaffen wir für unsere Inserenten ­eine
Plattform um Kunden zu pflegen und neue ­zu
gewinnen.
Eine Themenzeitung von Mediaplanet
Dezember · 3
news
Stress macht krank
Immer mehr steigt der Druck
in der Arbeitswelt. Immer
­dramatischer wirkt sich das auf
die Gesundheit der Menschen
aus. Denn nicht jedem gelingt
es gleichermassen, trotz hohen
Anforderungen seinen Körper
und Geist in Balance zu halten.
Die Verpflichtungen reihen sich im
Terminkalender eng aneinander. Die
Unterlagen stapeln sich auf dem Arbeitstisch und schreien nach Bearbeitung. Das Telefon klingelt unaufhörlich. Und die Sitzungen verheissen
nichts Gutes: noch mehr Arbeit, noch
mehr Termine. Das kann phasenweise durchaus interessant und herausfordernd für den Menschen sein. Aber
irgendwann droht der Kollaps, der
Herz-Infarkt oder das Burnout.
Stress im Überfluss
Die Zahlen des Internationalen Arbeitsamtes BIT malen ein klares Bild: 75 Prozent der Arbeitnehmer geben an, unter
Stress zu leiden. Die Forschung hat zudem bewiesen, dass der menschliche
Körper etwa sieben Stressoren pro Woche verarbeiten kann. In der heutigen
Zeit muss er aber mit über 50 Stressoren fertig werden. Im Schweizerischen
Zentrum für Stressforschung SZS definiert man Stress wie folgt: «Stress ist
das Missverhältnis zwischen den Anforderungen und den verfügbaren Ressourcen, aus dem eine ernsthafte Bedrohung entsteht, die die Alarmzentrale im Gehirn überfordert, blockiert und
zu schädlichen Herz-/Hirnfrequenzen
führt.»
Druck am Arbeitsplatz
Es gibt verschiedene Gründe, die zu
solchen Missverhältnissen führen.
Heutzutage weit verbreitet sind Existenzängste, Probleme am Arbeitsplatz, Mobbing, Schwierigkeiten in
der Partnerschaft oder Probleme in
der Schule. Und gerade in Krisenzeiten ist die Arbeitswelt noch mehr gefordert. Der Druck steigt, man ignoriert Überbelastung oder Überforderung, aus Angst, seine Stelle zu verlieren. Oft übersieht man dann wichtige
Warnsignale.
Schwerwiegende Folgen
Bleiben diese Warnsignale über einen längeren Zeitraum unbeachtet,
fallen die körperlichen und psychischen Systeme aus dem Gleichgewicht – und der Mensch wird krank.
Dem einen schlägt der Stress auf
den Magen, ein anderer bekommt
Schweissausbrüche. Die körperlichen Folgen können sich aber auch
weit dramatischer auswirken: Gefässkrankheiten, Stoffwechselstörungen, Organkrankheiten oder
Herzinfarkt. Stress geht sogar noch
weiter: Ignoriert man ihn, wuchert
er, bildet Myome, Zysten, Tumore. Das kann bis hin zu bösartigem
Krebs führen. «Forschungen haben
bewiesen, dass Stress die meistverbreitete Ursache für Krebs ist»,
sagt Kilian Schmid, Forschungsleiter beim SZS. Lernt man den Stress
nicht zu bändigen, kann er auch psychische Folgen haben: Schlafstörungen, Unzufriedenheit, Müdigkeit.
Solche Symptome können zu einer
schwerwiegenden Depression oder
gar zu Suizid führen.
Mit Bewegung vorbeugen
Stress lässt sich heute dank wissenschaftlichen Methoden messen. Damit
die Situation gar nicht erst eskaliert,
gilt es vorzubeugen. Vor allem ausreichend Bewegung und Entspannung
helfen, aber auch eine gesunde Ernährung. Die Sexualität ist das Hauptmotivationsprinzip der Natur und birgt ein
grosses Energiepotenzial,das sich positiv auf die Gesundheit und das psychische Wohlbefinden auswirken kann.
Aber alles in allem gilt eine goldene Regel: die Balance zwischen Körper, Geist
und Seele aufrecht zu halten.
Nathalie Schoch
[email protected]
Facts
Stress bekämpfen
■■ Um Stress zu reduzieren und in
den Griff zu bekommen, unterscheidet man heute vier Wege.
■■ Das Zeitmanagement:
die ­Arbeit in passende Zeitintervalle
legen - ­inklusive Ruhepausen.
■■ Das Reizmanagement:
Störreize versuchen zu reduzieren
oder zu ­kanalisieren.
■■ Das Erregungsmanagement:
versuchen, vegetative Reaktionen auf
Stressoren zu vermindern.
■■ Das Belästigungsmanagement: damit kann man die subjektive Bewertung von Stressoren verändern .
Bewegung – und
nochmals Bewegung
Der Stress ist allgegenwärtig.
Und Stress kann böse Folgen
haben. Damit es nicht so weit
kommt, bedarf es wichtiger
­Erkenntnisse. Kilian Schmid,
Leiter des Schweizerischen
Zentrums für Stressforschung,
setzt sich täglich damit
auseinander.
■■ Die Mehrheit der Arbeitnehmer gibt an, unter Stress zu
­leiden. ­Woran liegt das?
Gerade in Krisenzeiten macht sich der
Stress deutlich bemerkbar, vor allem
durch erhöhten Druck und Arbeitsplatz­
unsicherheit. Es sind aber nicht nur die
Arbeitnehmer, die darunter leiden, sondern auch die Arbeitgeber.
■■ Ist Stress gefährlich?
Stress ist grundsätzlich nicht gefährlich. Im Gegenteil, Stress braucht der
Mensch. Erst wenn er über einen längeren Zeitraum in massivem Ausmass
anhält, kommen die psychologischen
und physiologischen Systeme aus dem
Gleichgewicht und der Mensch wird
krank. Die Folgen sind oft Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Magen-Darm-BeKilian Schmid
Leiter des Schweizerischen Zentrums für
Stressforschung
schwerden, das kann bis hin zu Krebs
führen.
■■ Ist Stress messbar?
Ja, durchaus. Es gibt wissenschaftliche
Messtechniken, die es ermöglichen, physiologisch und psychologisch relevante
Daten des persönlichen Stresslevels und
deren Auswirkungen auf den Körper zu
erhalten, respektive den Stress des Menschen zu messen.Wir nutzen drei Methoden: die Herzratenvariabilitätsmessung
HRV,den Oxidationstest und etascan.
■■ Gibt es ein Patentrezept, den
­eigenen Stress in den Griff zu
­bekommen?
Morgens zehn Kniebeugen, zehn Mal Arm
und Ellbogen schwingen – und der grösste Stress ist bereits abgebaut. Bewegung
ist das A und O, um Stress zu vermindern.
So erstaunt es nicht, dass vor allem Menschen in Dienstleistungsberufen gefährdet sind.
■■ Immer mehr Menschen erleiden
ein Burnout. Ist der Druck von aussen gestiegen oder ist die Gesellschaft heute weniger belastbar?
Der Druck von aussen ist eindeutig gestiegen.Die Forschung hat bewiesen,dass unser Körper etwa sieben Stressoren pro Woche verarbeiten kann. Heute werden wir
mit bis zu 50 Stressoren konfrontiert.
Kanyama Butz
[email protected]
publireportage
Depression
kann jeden
treffen!
Gut zu wissen, dass es
wirksame Therapien gibt.
Edith Holsboer-Trachsler ist stellvertretende Chefärztin der
­Erwachsenenpsychiatrie sowie Bereichsleiterin der Abteilung für
Depressionsforschung, Schlafmedizin und Neurophysiologie an
den Universitären ­Psychiatrischen Kliniken Basel. Johannes Beck
ist Oberarzt am Zentrum für Affektive Krankheiten & Depression
(ZAD) der UPK Basel. Sie beschreiben die Merkmale und Eigenheiten von Depressionen und zeigen auf, wie Betroffene reagieren
können.
Stress, Burnout, Depression
Stressbelastungen sind ein natürlicher Teil des Lebens. Jede
Konfrontation mit einer Belastung löst eine normale körperliche und psychische Stressreaktion aus, die uns in die
Lage versetzt, die jeweilige Herausforderung zu meistern.
­Solange eine Stressbelastung nur von kurzer Dauer ist, kann
sie aufgrund ihrer aktivierenden Wirkung durchaus als positive ­Herausforderung erlebt werden. Die Stressreaktion wird
im Normalfall nach Überwinden der auslösenden Situation
rasch beendet. Chronischer Stress hingegen kann die Anpassungsreserven überfordern, wodurch eine Burnout-Symptomatik bis hin zu einer schweren Depression entstehen kann.
Burnout ist ein Sammelbegriff für einen Zustand körperlicher, emotionaler und geistiger Erschöpfung im Zusammenhang mit langfristiger emotionaler Überbelastung am
Arbeitsplatz. Schwere Burnout-Zustände erfüllen häufig die
Kriterien einer depressiven Erkrankung.
Was ist eine Depression?
Eine Depression ist eine schwerwiegende seelische Erkrankung, die sich von vorübergehenden Verstimmungszuständen oder von Phasen von Trauer, etwa nach dem Verlust einer
geliebten Person, unterscheidet. Die typischen Symptome einer Depression sind traurige Verstimmung, Schlafstörungen,
schlechte Konzentration, Müdigkeit, Reizbarkeit, Appetitmangel und Gewichtsverlust sowie Hoffnungslosigkeit
und die Unfähigkeit, sich an Ereignissen in der Umgebung
emotional zu beteiligen. Das Interesse an normalerweise
geliebten Dingen ist wie abgestorben. In schweren Fällen ist die Hoffnungslosigkeit so stark ausgeprägt, dass
der Lebenswille erlischt und Selbsttötungsgedanken auftreten bis hin zur Planung und Durchführung von Suizidversuchen. Eine Depression kann schleichend beginnen
oder aber auch ganz plötzlich auftreten wie ein Blitz aus
heiterem Himmel. Depressionen sind in der Bevölkerung
weit verbreitet. Studien zeigen, dass ungefähr 15 Prozent
der Bevölkerung im Laufe des Lebens an einer Depression
erkranken. Das Bekenntnis des Fussballspielers Ivan Ergic,
der auf dem Höhepunkt seiner Karriere an einer schweren
Depression erkrankte und dies öffentlich machte, ist nur
ein Beispiel, dass Depressionen auch Erfolgreiche treffen
können.
Gründliche Diagnostik
Die diagnostische Abklärung bei Verdacht auf eine Depression muss unter sorgfältiger Berücksichtigung von psychischen und körperlichen Faktoren erfolgen, da auch eine
Vielzahl von körperlichen Erkrankungen wie etwa hormonelle Störungen, hirnorganische Erkrankungen oder auch
ein Schlafapnoe-Syndrom eine ähnliche klinische Symptomatik haben kann. Die Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel bieten daher eine gründliche und umfassende
Abklärung mit der ganzen Kompetenz einer modernen
Universitätsklinik an.
Behandlung der Depression
Eine Depression kann viele Gesichter haben. Da ist es gut
zu wissen, dass inzwischen eine breite Palette von gut
wirksamen Therapieangeboten existiert. Neben wirksamen
Psychotherapieverfahren stehen gut verträgliche medikamentöse Therapieformen zur Verfügung, sodass die Therapieplanung auf die individuelle Person massgeschneidert
werden kann. Dazu gehören auch künstlerisch-gestaltende Therapien, Sport- und Physiotherapie sowie Entspannungsverfahren, Stressmanagement und Lichttherapie.
Der Weg zurück ins Leben
Ein wichtiges Ziel jeder Therapie ist die erfolgreiche Wiedereingliederung in den Alltag. Wir legen grossen Wert
darauf, den Wiedereinstieg ins Leben ausserhalb der Klinik
gut vorzubereiten. Dies kann sozialdienstliche Unterstützung zu den Themen Wohnen, Arbeit und Finanzen sowie
auch die Organisation einer weiterführenden therapeutischen Begleitung ausserhalb der Klinik sein. Auf Wunsch
der Patientin, des Patienten sind dabei der Einbezug von
Angehörigen sowie Gespräche mit Arbeitgebern möglich.
Zentrum für Affektive Krankheiten ­
& Depression (ZAD) Basel der Universitären
Psychiatrischen Kliniken Basel
Stationäres Angebot:
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel
Wilhelm Klein-Strasse 27, CH- 4025 Basel
Tel. 061 325 50 97, E-Mail: [email protected],
www.upkbs.ch
Ambulantes Angebot:
Psychiatrische Universitätspoliklinik der UPK Basel
Petersgraben 4, CH-4031 Basel
Tel. 061 265 50 40, E-Mail: [email protected]
www.upkbs.ch
4 · Dezember
Eine Themenzeitung von Mediaplanet
personal insight
Frage: Warum begeht ein Mensch Suizid, wenn er doch alles hat?
Antwort: Depression ist eine ernst zu nehmende Krankheit. In
­Kombination mit anderen Aspekten sieht man durch sie irgendwann
keinen anderen Ausweg mehr.
Sein Freitod erschüttert
die (Fussball-)Welt
Depression – eine Volkskrankheit
Ausweglosigkeit
Deutschland
Der Selbstmord des Deutschen Nationaltorwarts Robert Enke hat hohe Wellen geschlagen. Das Thema Depression ist seit
dem tragischen Tod des jungen Sportlers
aktueller denn je. Der Tormann der Deutschen Nationalmannschaft zerbrach an
einer Depression. Die Krankheit trieb ihn
am 10. November 2009 in den Selbstmord.
In der Fussballwelt als Held gefeiert, verlor
Enke schliesslich sein ganz persönliches
Spiel des Lebens.
Der 32-Jährige war anders als viele seiner Fussballer-Kollegen. Er stand nicht gerne im Rampenlicht. Journalisten erhielten
selten spektakuläre Interviews. Im Gegenteil, der Hannover-96-Spieler wählte stets
die passenden Worte; schlug nicht einfach nur mit Worthülsen um sich. Robert
Enke war kein Redner, er war ein Macher
– Mit seinem Klub Hannover 96 kämpfte er
zuerst gegen den Abstieg und danach im
grauen Mittelfeld.Anders als andere Sportler seines Kalibers nutzte er seine Passion –
den Fussball – nicht als mediale Plattform,
um sich selbst zu vermarkten. Das überliess er lieber anderen. Stattdessen brillierte Enke im Tor und war bereits auf dem
besten Weg an die Weltmeisterschaft in
Südafrika. Diese hätte die Krönung seiner
Karriere werden können.
«Fussball ist nicht alles», erklärte Theo
Zwanziger, Präsident des Deutschen Fussballbundes, kurz nach Enkes Tod und erlang damit die Zustimmung aller Anwesenden. Die Zeit sei reif «das Kartell der Tabuisierung zu brechen». Offen redete Zwanziger über die Tabu-Krankheit und die Angst
davor, über eine Depression zu sprechen.
Auch in der Schweiz leiden rund 20 Prozent aller Erwachsenen mindestens einmal im Leben an einer Depression. Nicht
selten endet diese Volkskrankheit gar tödlich. Dennoch wird dieses Thema gerne unter den Teppich gekehrt.
Der Tod des 32-jährigen Nationaltorwarts löste nicht nur in der Fussballwelt
Betroffenheit aus. Warum sollte sich ein
so junger Mann mit derart schillernden
Zukunftsaussichten freiwillig das Leben
nehmen? Berufliche Rückschläge, gesundheitliche Probleme, insbesondere aber die
Trauer um den Tod seiner zweijährigen
Tochter Laura vor drei Jahren, sind naheliegende Motive für den traurigen Entscheid des verzweifelten Torwarts, Ehemannes und Vaters. Psychiater vermuten
dahinter allerdings etwas, was über normale Trauer weit hinausgeht: eine schwere Depression. Dies ist leider kein Einzelschicksal, denn psychische Krankheiten
sind gemäss Experten in rund 90 Prozent
aller Fälle Ursache für einen Suizid.
Profil
Robert Enke
(*24. August 1977
† 10. November
2009)
■■ Privat:
Verheiratet mit
­Teresa Enke
Leibliche Tochter
2006 an Geburtsfehler verstorben
Seit Mai 2009 eine knapp sieben ­Monate alte
­Adoptivtochter
■■ ­Sportkarriere:
1995 Einstieg in
den Profifussball
(auswärts gegen
Hannover)
1999–2002
Benfica Lissabon
2002–2004
FC Barcelona
2004–2009
Hannover 96
2007–2009
Deutsche Nationalmannschaft
«Dieses Gefühl ist beängstigend. Man
traut es sich als Fussballer nicht auszusprechen, weil es andere viel härter trifft,
aber das Gefühl, arbeitslos zu sein, ist für
einen Profi nicht weniger schlimm als für
einen Elektriker», erklärte Robert Enke
vor fünf Jahren in einem Interview. Bereits damals litt Hannovers Nationaltorwart an einer Depression. Dieses Schicksal teilte er allerdings weder mit der
Öffentlichkeit noch mit seinem Fussballverein. Zu gross war die Angst vor den Reaktionen.
So präsent die Krankheit ist, so unverständlich scheint sie noch immer zu sein.
Es gibt sie in diversen Varianten, sie ist
schwer zu messen und nicht wirklich
fassbar. Wenn die Öffentlichkeit durch
den Freitod des Fussballprofis eine Erkenntnis gewinnen kann, dann wohl am
ehesten jene, wie wichtig es ist, offen über
die Krankheit Depression zu sprechen.
Antrieb und Hoffnung fehlte
Gefeit ist vor Depressionen niemand. Gerade für die Angehörigen ist wohl aber besonders belastend, dass depressive Personen häufig nicht über ihre Probleme reden. Diese Ahnungslosigkeit dürfte auch
für Robert Enkes Frau Teresa neben dem
eigentlichen Tod ihres Mannes mit das
Schlimmste gewesen sein. In einer bewegenden Pressekonferenz, in der sie
und Enkes Therapeut Valentin Markser
nur einen Tag nach dem tragischen Freitod über den Seelenzustand des Torhüters sprachen, kam dies deutlich zum Vorschein. «Wenn er akut depressiv war, war
das schon eine schwere Zeit.» Dann haben ihrem Mann der Antrieb und die Hoffnung gefehlt. «Dazu kam die Angst, seinen Sport und sein Privatleben zu verlieren», sagte die 33-Jährige. «Wir dachten,
wir schaffen alles. Wir dachten, mit Liebe geht das. Aber manchmal schafft man
doch nicht alles!»
Abschiedsworte eines Fans
Heute noch geht es mir nahe, was mit
­Robert geschehen ist, und meine Betroffenheit zeigt sich selbst beim Verfassen dieser Zeilen. Als mich die Nachricht
­s eines Todes erreichte, war ich ebenso
­fassungslos wie der Grossteil der Bevölkerung. Gleichzeitig habe ich umdenken müssen und sehe den Freitod und die
Krankheit Depression, seit November dieses Jahres, aus einem ganz anderen Blickwinkel.Einem Freund, der ebenfalls keinen anderen Ausweg sah, habe ich deshalb heute verziehen. Ruhe in Frieden
«Gott brauchte einen Torwart. Er hat den
besten bekommen!»
Nicole Kettler
[email protected]
Kurznachrichten
Leiden Spitzensport
Kein Platz für Schwächen.
Foto: Dreamstime.com
Sport und Depression
■■Robert Enkes tragisches Schicksal
ist leider kein Einzelfall. Unter Sportlern kommt es trotz Ruhm, Ehre, Ansehen und Geld oftmals zu Burnouts, Depressionen oder gar Suizid. Sebastian
Deisler von Bayern München machte
seine Krankheit zwar publik, beendete
aber dennoch seine Karriere. Skispringer Sven Hannawald stieg nach einem
Burnout-Syndrom aus dem Spitzensport
aus. Dimtri De Fauw nahm sich mit nur
28 Jahren das Leben. Experten glauben,
dass im Spitzensport einfach kein Platz
ist, um Schwäche zu zeigen. Wer diese
zeigt, hat automatisch schon verloren.
Vor dem fürchten sich selbstverständlich viele, halten ihre Probleme geheim
und zerbrechen sukzessive daran.
schicksal 1
schicksal 2
schicksal 3
Dimitri De Fauw
Gianluigi Buffon
Sven Hannawald
■■Der belgische Radrennfahrer
­ imitri De Fauw beging nur wenige
D
Tage vor dem deutschen Nationaltorwart ebenfalls Selbstmord. De Fauws
Karriere begann 2003 beim Farmteam
von Quick-Step-Davitamon, wo er
noch im selben Jahr vier Titel gewann.
Ab Mitte 2004 fuhr der Radrennfahrer
dann für Profi-Mannschaften.
Der 26. November 2006 brachte allerdings die Wende. De Fauw soll nach
einem schrecklichen Unfall bei einem Heimrennen, den Sixdays von
Gent im Jahr 2006, unter Depressionen gelitten haben. Damals kollidierte er mit dem Spanier Isaac Galvez,der
in eine Bande stürzte und schliesslich seinen Verletzungen erlag. Auch
wenn de Fauw keine Schuld getroffen
hat, nahm ihn dieses Geschehen stark
mit. Ob sich der 28-Jährige am 6. November aus diesem Grund das Leben
nahm, ist allerdings nicht eindeutig
bekannt.
■■Der Juventus-Torhüter Gianluigi Buffon gestand in seiner Autobiographie
«Nummer 1», dass er an Depressionen
gelitten hat. «Ich war nicht zufrieden
mit meinem Leben, dem Fussball und
meiner Arbeit», schrieb er. Italiens Weltmeister-Torwart litt von Dezember 2003
bis Juni 2004 an schweren Depressionen.
In dieser Zeit habe er sich in psychologische Behandlung begebenen, erklärte
der 30-Jährige. Auch Symptome haben
sich bei Buffon klar bemerkbar gemacht.
So hätten seine Beine plötzlich angefangen zu zittern, beschrieb er in seinem
Buch. Die Angst vor der Teilnahme an
der Europameisterschaft 2004 habe ihn
schliesslich dazu bewogen, seinen Kopf
aus der Schlinge zu ziehen und psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Auch wenn man reich und berühmt sei,
gebe es Tausende Gründe, depressiv zu
werden. Dank psychiatrischer Unterstützung konnte Buffon seine Depressionen allerdings überwinden.
■■Sven Hannawald nahm bereits im Alter von sieben Jahr an einem Skisprunglehrgang teil. Vor elf Jahren gewann er
bei der Skiflug-WM in Oberstdorf sowie den Olympischen Spielen in Nagano schliesslich erstmals Silber. Im Jahr
2000 wurde er in Norwegen Skiflugweltmeister und bei der Ski-WM 2001 gab es
für Hannawald sogar die Goldmedaille.
Es folgten zahlreiche Siege und Medaillen. Als erster und bisher einziger Skispringer gelang es Hannawald, alle vier
Teilwettbewerbe der Vierschanzentournee in einer Saison zu gewinnen.Im Jahr
2002 wurden seine Leistungen sogar mit
der Auszeichnung Sportler des Jahres gekürt. Dutzende Siege später wurde vor
fünf Jahren bekannt, dass Hannawald
an dem sogenannten Burnout-Syndrom
gelitten hatte und sich dafür in eine Spezialklinik begab. Der damals 31-Jährige teilte 2005 schliesslich mit, dass er
sich nach erfolgreicher Behandlung des
Burnouts nicht mehr den Strapazen des
Profisports aussetzen wolle, weshalb er
seine Karriere hiermit beende.
Eine Themenzeitung von Mediaplanet
Dezember · 5
Kondolenz
Was bleibt, ist
die Trauer
Robert Enkes Freitod hat das
Volk bewegt. Rund 40 000
Menschen waren dabei, als
Enkes Sarg in der AWD-Arena
in Hannover aufgebart wurde.
Als am Abend des 10. November die
Nachricht vom Tod des deutschen Torwarts Robert Enke publik wurde, fuhr
eine Schockwelle durch Deutschland
und die gesamte Fussballwelt. Nur
­wenige Stunden danach hat der spanische Meister und Champions-LeagueSieger FC Barcelona im Camp-NouStadion eine Schweigeminute für ihr
ehemaliges Klubmitglied eingelegt.
Nicht nur seine Fans und treuen
Anhänger, nein, auch die Menschen,
welche Enkes erfolgreiche Karriere nur am Rande mitverfolgten, fühlten plötzlich tiefe Betroffenheit. So
verwundert es nicht, dass sich rund
40 000 Menschen in der AWD-Arena in
Hannover versammelt haben,um dem
bewegenden Abschied des erfolgreichen Torwarts beizuwohnen.Tausende Hannover-96-Fans und Hunderte
von Weggefährten waren gekommen,
um Robert Enke die letzte Ehre zu erweisen. Die Aufbahrung des Fussballhelden wurde schliesslich zur grössten Trauerfeier Deutschlands seit dem
Tod von Konrad Adenauer, dem ersten
Bundeskanzler Deutschlands nach
dem Zweiten Weltkrieg.
Überwältigende Anteilnahme
Fast alle Bundesligisten und zahlreiche ausländische Klubs hatten Delegationen nach Hannover geschickt.
Mit Lichtermeeren am Unglücksort
und vor dem Hannover-Stadion sowie
einem Trauermarsch mit mehr als
35 000 Menschen wurde der Fussballer geehrt. Auch dem Pastor Heinrich
Plochg ist es zu verdanken, dass die
Gedenkfeier zu einer der bewegendsten Momente der Deutschen Fussballgeschichte wurde. Aus der Todesanzeige Enkes zitierte er: «Hoffnung ist
nicht die Überzeugung,dass etwas gut
­ausgeht, sondern die Gewissheit, dass
etwas Sinn hat,egal wie es ausgeht.»
Kein Ausweg
Robert Enke ­fehlten
­Antrieb und Hoffnung.
­Dazu die Angst ­alles zu
verlieren.
Nicole Kettler
[email protected]
Foto: Uhlsport GMbH
interview
■■ Die Schweiz hat eine eher
hohe Suizidrate. Warum ist das
so?
Wir liegen mit rund 1300 Suiziden jährlich im europäischen
Vergleich im oberen Drittel. Seit Anfang der 80er-Jahre erleben wir aber
einen Rückgang der Suizidzahlen.
Man weiss nicht genau warum, doch
vermutlich sind eine bessere Beratung und Behandlung und weiterentwickelte und besser wirkende
Medikamente eine Erklärung.
!
PD Dr. med. Urs Hepp
Chefarzt des Externen Psychiatrischen
Dienstes der Psychiatrischen Dienste Aargau
Oft geschieht ein Suizid aus einer
plötzlichen Lebenskrise heraus und
ist keine überlegte Entscheidung.
Deshalb hält PD Dr. med. Urs
Hepp, Chefarzt des Externen
­P sychiatrischen Dienstes der Psychiatrischen Dienste Aargau, viel
von einer starken Präventionsstrategie.
■■ Ist denn die allgemeine
­H emmschwelle für den
Gang zu einer Beratung
­g esunken?
In den Medien sind psychische
Störungen vermehrt präsent.
Dies erleichtert es Betroffenen, bei
psychischen Problemen Hilfe eher in
Anspruch zu nehmen.
!
■■ Wo gibt es heute noch
­H andlungsbedarf?
Die Schweiz hat einen liberalen
Umgang mit Schusswaffen.
Schusswaffensuizide sind daher
!
hier viel häufiger als anderswo in
Europa.
■■ Es braucht also doch
­s trengere Gesetze?
Der Zugang zu Schusswaffen
müsste aus unserer Sicht gesetzgeberisch erschwert werden. Bei
gefährlichen Medikamenten wurden
beispielsweise die Packungsgrössen
verkleinert – das führte zu einer Reduktion von Suiziden durch Vergiftungen.
!
■■ Wird denn insgesamt
genug für die Suizid­p rävention
getan?
Ein Beispiel: In die Prävention
von Verkehrsunfällen wurde auf
verschiedenen Ebenen viel investiert: Gurten- und Helmtragepflicht,
Geschwindigkeitsreduktion, strassenbauliche Massnahmen, Schulung der Autofahrer und technisch
sicherere Autos. Das hat die Zahl der
Verkehrstoten massiv gesenkt. Dank
dem Katalysator gibt es übrigens
auch kaum noch Suizide mittels Autoabgasen. In der Suizidprävention
!
bräuchte man ebenfalls wesentlich
mehr Aktivitäten auf verschiedenen
Ebenen.
■■ An welche Massnahmen denken Sie konkret?
Zunächst die Schaffung niederschwelliger Angebote für psychiatrisch-psychotherapeutische Beratung. Es geht darum, psychische Erkrankungen zu entstigmatisieren.
Mit technischen Massnahmen könnten Hotspots wie Brücken gesichert
werden. Man hat das auch bei der
Münsterplattform in Bern mit einfachen Mitteln erfolgreich geschafft.
Im klinischen Alltag bräuchte es einfache Kontaktangebote für Menschen nach Suizidversuchen. Wer einen Suizid einmal versucht hat, hat
ein massiv höheres Rückfallrisiko.
!
■■ Warum versuchen ­M enschen
einen Suizid?
Oftmals leiden die Betroffenen
an psychischen Erkrankungen,
insbesondere Depressionen. Andere
Menschen entwickeln suizidales
Verhalten als Reaktion auf eine aku-
!
te Lebenskrise, die sie als auswegslos
erleben. Gerade bei emotional impulsiven Krisen kann ein erschwerter
Zugang zu Waffen lebensrettend
sein, denn die suizidale Krise geht
meistens rasch vorbei.
■■ Und wie sieht das Leben
nach der Krise aus?
Die grosse Mehrheit derjenigen,
die ihren Suizidversuch überlebt haben, ist froh und überlebt
langfristig. Entscheidend ist, dass
Depressionen und andere psychische
Störungen erkannt und richtig behandelt werden und den Betroffenen
entsprechende Hilfe angeboten
wird.
!
Eine umfangreiche Liste schweizweiter Hilfsangebote findet man auf
der Website www.ipsilon.ch. Als erste Anlaufstelle in einer Krise ist der
eigene Hausarzt jederzeit ansprechbar und man kann ihm seine Probleme erzählen.
Alexander Saheb
[email protected]
6 · Dezember
eine ThemenzeiTungSCHRITT
von meDiaplaneT
1
news
wenn sich die
freude verabschiedet
DEPRESSIon IST
MEnSCHLICH
■■Frage: Wie viele menschen
sind tatsächlich von einer Depression und depressionsähnlichen
stimmungen betroffen?
■■Antwort: mehrere hunderttausend menschen in der schweiz leiden unter Depressionen. inklusive des umfelds der erkrankten ist
wahrscheinlich wohl mehr als die
hälfte der bevölkerung betroffen.
In Mitteleuropa ist jeder achte Mensch
wegen depressiver Erkrankung in Behandlung. Die Dunkelziffer dürfte viel
höher sein. Depressionen beeinträchtigen nicht nur den Kranken selbst, sein
ganzes Umfeld ist davon betroffen. «Es
gibt nicht die eine Depression, sondern
nur den depressiven Menschen», sagt
Heinz Böker, leitender Arzt für Depressions- und Angstbehandlung an der
Psychiatrischen Uniklinik Zürich. Depressionen treten in unterschiedlichen
Formen auf und sie können sich durch
seelische und körperliche Anzeichen
zeigen.Diese reichen von Verstimmung,
Freud- und Antriebslosigkeit über Konzentrationsschwierigkeiten bis zu
Schlafstörungen und Appetitlosigkeit.
Allen depressiven Erkrankungen gleich
ist,dass kein Ausweg mehr gesehen und
stark an sich selbst gezweifelt wird.
Es gibt keinen Schuldigen
Die Ursachen für eine Depression sind
vielfältig. Die «Schuld» kann nicht nur
den Genen gegeben werden: Genetische
Faktoren spielen zwar eine Rolle, begünstigen jedoch lediglich die Erkrankung unter dem Einfluss von äusseren
Faktoren. Das kann der Tod einer nahestehenden Person genauso wie plötzliche Arbeitslosigkeit sein. Zudem gibt es
eine Palette an biologischen Ursachen,
wie Veränderungen des Schlaf-WachRhythmus oder der Schilddrüsenfunktion. Meist besteht eine Wechselwirkung
zwischen inneren und äusseren Faktoren. Und Depressionen gehen in vielen
Fällen mit anderen psychischen Erkrankungen wie Angst- oder Zwangsstörungen einher. Solche können bereits in der
Prof. Dr. Heinz Böker
leitender Chefarzt an der Psychiatrischen
Uniklinik Zürich
«Depressive
menschen neigen
dazu, ihren
zustand zu
verbergen.»
Pubertät und im jungen Erwachsenenalter entstehen. Deshalb sollte neben den
körperlichen Ursachen auch immer eine
mögliche psychische Erkrankung in der
Vergangenheit betrachtet werden.
Hilfe holen
Niemand ist depressiv,nur weil er manchmal an depressive Verstimmungen leidet.
Das sind meist nur Warnsignale für Erschöpfung oder Überforderung und hier
kann der Betroffene leicht gegensteu-
faCts
■■ Mehrere Hundertausend
Menschen in der schweiz leiden unter
Depressionen. Wahrscheinlich ist mehr
als die hälfte der Bevölkerung betroffen, inkludiert man das Umfeld der
erkrankten. informationen, ratschläge
und anlaufstellen finden Betroffene auf
internetseiten.
Lesen Sie mehr
im Internet:
www.depression.ch
www.depression.uzh.ch
www.depressionen.ch
!
ern. Je schwerer und langanhaltender eine Depression verläuft,desto schwieriger
ist es, allein wieder hinauszufinden. «Depressive Menschen neigen dazu, ihren
Zustand zu verbergen. Sie sind oft überaus pflichtbewusst und leiden darunter,
keine Energie aufbringen zu können»,
sagt Heinz Böker. Oft sprechen sie monatelang nicht über ihre Belastung.
Die Depression ist jedoch nie ein Problem eines einzelnen, sondern berührt
sein ganzes Umfeld. Familie und Freunde reagieren mit zunehmender Sorge und
kümmern sich vermehrt um den Betroffenen.Gut gemeinte Ratschläge erreichen
den Depressiven aber kaum noch und ein
Gefühl der Hilflosigkeit stellt sich ein.Die
Ohnmacht der Nahestehenden kann den
inneren Leidensdruck zusätzlich verstärken. Das Leben in Familie und Partnerschaft ist mit der Zeit komplett von der
Krankheit geprägt. Um diesen Teufelskreis aus Erschöpfung und Machtlosigkeit zu durchbrechen, ist professionelle
Hilfe meist unerlässlich.
Depression ist menschlich
Depressionen treten in allen Ländern, Kulturen und sozialen Schichten gleich häufig auf. Der Umgang mit
der Krankheit ist jedoch kulturell sehr
unterschiedlich. In sogenannten Entwicklungsländern, wo die Alltagsdynamik weniger ausgeprägt ist, stehen
die Menschen dem Thema sehr viel unverkrampfter gegenüber. In Industrieländern hingegen steht die Depression
konträr zum kulturell normativen Verhalten. Oft wird sie tabuisiert und nicht
zuletzt auch von den Betroffenen selbst
als Scheitern, Versagen und Unfähigkeit verstanden. «Deshalb hat Aufklärung eine zentrale Bedeutung», betont
Heinz Böker. «Es gehört zu den Herausforderungen einer Gesellschaft, sich
mit Depressionen auseinanderzusetzen und dafür zu sorgen, dass sich depressive Mitmenschen nicht verbergen
müssen.»
KaNyama Butz
[email protected]
eine ernste krankheit
Depressionen sind mit einer
aussergewöhnlich hohen Rate
an Suizidalität verbunden,
welche während der Krankheitsepisode akut sein kann und
nach Abklingen der Depression
wieder verschwindet.
■■ Was ist Depression genau
und welche Krankheitsstufen und
Symptome gibt es?
Depressionen sind schwerwiegende psychische oder seelische Erkrankungen,
welche sich von vorübergehenden Verstimmungszuständen oder von Phasen
von Trauer, etwa nach dem Verlust einer
geliebten Person, unterscheiden. Die Unterscheidung von solchen normalen Veränderungen der Gemütslage und Depressionen ist oft nicht einfach, da der Übergang fliessend sein kann. Die wichtigen
Symptome einer Depression sind eine
gedrückte Grundstimmung,Antriebsstörungen, Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen,Verlust der Fähigkeit,FreuProf. Dr. med.
Erich Seifritz
Direktor, Klinik für
affektive erkrankungen und allgemeinpsychiatrie Zürich ost;
Psychiatrische Universitätsklinik Zürich
de zu empfinden, Konzentrationsstörungen, Schuld- und Minderwertigkeitsgefühle sowie oft Angstzustände. Häufige
Zusatzsymptome sind körperliche Missempfindungen wie Schmerzen, Unwohlsein sowie Störungen des Schlafs und des
Appetits. Es gibt wenige Krankheiten in
der Medizin, welche subjektiv für die betroffene Person sowie deren Angehörige
so schwerwiegend und häufig so lebensbedrohlich sind wie Depressionen. Depressionen sind mit einer aussergewöhnlich hohen Rate an Suizidalität verbunden, welche während der Krankheitsepisode akut ist und nach Abklingen der akuten Depression wieder verschwindet.
■■ Wer ist betroffen…
Risikogruppe?
Depressionen können jeden Menschen treffen,unabhängigvonAlter,sozialem und kulturellen Hintergrund, Geschlecht etc. Wir
gehen heute vom sogenannten bio-psychosozialen Entstehungsmodell aus. Depressionen sind das Resultat einer Wechselwirkung zwischen Veranlagung und Umwelteinflüssen.Das bedeutet,dass bei Personen
mit einer ausgeprägten Veranlagung für
Depressionen relativ geringe negative Umwelteinflüsse oder Lebensereignisse genügen,um eine Depression auszulösen.
mp
[email protected]
■■ Behandlungsmöglichkeiten
heute?
Depressionen werden mit psychologischen, biologischen und sozialen Methoden behandelt. Moderne Therapien bestehen aus einer auf den Patienten oder die
Patientin individuell massgeschneiderten
Kombination aus Psychotherapie,medikamentöser Therapie und sozialer Beratung
und Unterstützung. Wir haben heutzutage verschiedene wirksame Psycho- und
Pharmakotherapieformen zur Verfügung,
welche es uns erlauben, die möglichst für
die individuelle Person beste Form auszuwählen.
informationen
Forschungsprojekt der
Universität Zürich
■■ Im Rahmen einer Studie des
schweizerischen nationalfonds (snf)
führen wir eine studie zum Vergleich
zweier Varianten von kognitiver Verhaltenstherapie gegen Depression durch.
Wir suchen deshalb menschen, welche unter depressiven symptomen
leiden und sich in therapie begeben
wollen.
QUELLE: WWW.DEPRESSIon-PSYCHoTHERAPIE.CH
Personal insight
Ich wurde im November 1994 von der schweren
Krankheit depression, im Alter von 49 Jahren, überfallen. Während einer Rekonvaleszenz, nach einer Meniskusoperation, überfiel mich eine innere Unruhe. Ein vorher
nie gekanntes Gefühl.
Mein leben mit
der Depression
n
achdem dies nicht
nachliess und ich immer mehr Mühe bekundete, zur Arbeit zu
gehen, suchte ich am
10. Dezember einen mir
bereits bekannten Psychiater auf. Dieser diagonstizierte sehr
rasch eine Depression.
Ich stand plötzlich vor einer mir völlig
neuen Situation, ich hatte nun den Befund bekommen und natürlich kannte
ich die Krankheit Depression dem Namen nach. Aber diese völlig wirren Gefühle von Mutlosigkeit, Ängsten, plötzlicher Trauer und Weinen stellten mich,
wie auch meine Familie, vor grosse Probleme. Besonders für die jüngere Tochter im Alter von 15 Jahren war dies eine
sehr schwere Zeit.
Da ich früher ein Morgenmensch war
und mich nun plötzlich mit dem Problem des Aufstehens konfrontiert sah,
war der Start in den neuen Tag eine wahre Qual! Meine Befindlichkeit verbesserte sich stets gegen den Nachmittag hin
und am Abend ging’s mir meistens recht
gut. Doch die Angst, am Morgen wieder
mit den gleichen Problemen konfrontiert zu werden, machte das Einschlafen auch nicht leichter. In den ersten
paar Monaten konnte ich meistens bis
um zwei oder drei Uhr in der Früh keinen Schlaf finden, und wenn dann der
Wecker sich um 6.00 Uhr meldete, war
ich natürlich dementsprechend müde
und mit diffusen Ängsten konfrontiert.
Der Gang zur Arbeit war stets eine Tortur, Für mich waren die Morgentiefs etwas sehr bedrückendes. Da auch ich an
mich recht hohe Ansprüche stellte, war
diese Krankheit, welche auch teilweise Hirnstörungen hervorrufen konnte,
ein sehr grosses Problem. Als Buchhalter gilt gegenüber Zahlen die Nulltolleranz! Glücklicherweise hatte ich einen
sehr toleranten und auch verständnisvollen Arbeitgeber und ich fühlte mich
nicht im Regen stehen gelassen. Mein
Arzt hatte mich 100% krankgeschrieben, aber ich arbeitete meistens voll
durch. Ich traf mit meiner Chefin eine
Vereinbarung, dass, wenn der Druck zu
gross wurde, ich zeitweise frei nehmen
konnte. Da ich nicht in einem Team eingebunden war, also selbständig arbeitete, war diese Lösung optimal. Ich kann
mich erinnern, dass ich mitten im Vormittag das Büro verliess, nachdem mich
plötzlich eine riesige, innere Unruhe erfasste, und so versuchte ich mich im nahen Wald etwas zu entspannen. Es war
eine sehr arbeitsintensive Zeit und da
die Einführung der EDV in vollem Gang
war, war der Druck auch entsprechend
hoch. So trat die Depression im dümmsten Moment in mein Leben, da ich mit
rund 50 Jahren generell schon mehr
Mühe bekundete mit Neuerungen. Und
auch die internen Schulungen waren
für mich die reinsten Qualen, denn ich
wollte, trotz der Krankheit, möglichst
gleich alles können und setzte mich somit noch besonders unter Druck.
Ebenso wurde durch die Verantwortlichen der Finanzdirektion sehr viel
Druck aufgebaut, in dem uns jeweils bei
den Budgetsitzungen die Zukunft der
Stadt Luzern in möglichst düsteren Prognosen aufgezeigt wurde. So hiess die
Devise sparen, sparen wo es geht.
Da ich in meiner Direktion eine
Scharnierfunktion zwischen der FD
und unserer VD innehatte, sollte dieser Spardruck auch in den Budgets zum
Ausdruck kommen, und so hatte ich einen eigentlichen Zweifrontenkrieg auszutragen.Da es mir,im Gegensatz zu vielen Betroffenen,noch möglich war,meinen geliebten Sport auszuüben, konnte
ich mir eine gewisse Erleichterung verschaffen. Als sehr hilfreich stellten sich
auch die Besuche der Selbsthilfegruppen des Vereins Equilibrium, zuerst in
Zug und danach in Luzern (wurde durch
mich gegründet),heraus.Es folgten zwei
Klinikaufenthalte 1996 und 2003, eine
3-monatige Reha in der Tagesklinik des
Kantonsspitals Luzern und zum Schluss
eine 50%-IV-Rente.
Dazwischen lagen ein abgebrochener
Suizidversuch, ein Herzinfarkt, das Implantieren eines Herzschrittmachers
und sechs Stents. Nach 14 Jahren in der
Depression fühle ich mich seit 4 Monaten von der Krankheit geheilt und bin
ohne Psychopharmaka, etwas Schöneres gibt es kaum!
ansiChten
«meine befindlichkeit verbesserte
sich stets gegen
den nachmittag
hin und am abend
ging’s mir meistens
recht gut.»
Heinz Hunkeler
nach 14 Jahren in der Depression fühle ich
mich seit 4 monaten von der krankheit geheilt.
eine ThemenzeiTung von meDiaplaneT
Dezember · 7
news
alter schützt nicht vor Depression
■■Frage: ist eine getrübte
stimmung im alter normal?
■■Antwort: nein, sie wird nur als
verständlicher hingenommen,
weshalb eine Depression im alter
oft nicht erkannt wird.
Depressionsexpertin Edith HolsboerTrachsler weist auf das Risiko der Altersdepression hin. Denn körperliche
Gebrechen und Depression bedingen
sich gegenseitig. Und die Suizidrate bei
den über 75-Jährigen sei weltweit die
höchste.
■■ Wo liegt der Unterschied
zwischen Depression im Alter
und in jungen Jahren?
Bei älteren Menschen stehen körperliche Beschwerden und kognitive Beeinträchtigungen im Vordergrund, deshalb werden Altersdepressionen oft
verkannt. Angehörige, Ärzte und Pflegepersonen schätzen die bedrückte
Stimmung des Betroffenen oft als «verständlich» ein. Dies verhindert eine gezielte Behandlung. Die Depression ist
die häufigste psychische Erkrankung
im höheren Lebensalter und stellt den
wichtigsten Risikofaktor für Suizidalität im Alter dar. Weltweit ist die Selbsttötungsrate bei den über 75-Jährigen
am höchsten.
■■ Wie stark sind Altersdepressionen verbreitet?
Die frühere Annahme, dass die Häufigkeit von Depressionen mit zunehmen-
dem Alter abnimmt, wird durch neuere Studien nicht gestützt. Sie zeigen mit
zunehmendem Lebensalter eher eine
steigende Diagnosestellung. Zugenommen haben vor allem leichtere Depressionen, die die Lebensqualität jedoch
sehr stark beeinträchtigen.
■■ Was können die Ursachen
sein?
Wichtigste Faktoren sind neu auftretende körperliche Erkrankungen,
Schlafstörungen sowie der Verlust des
Lebenspartners. Hinzu kommt, dass
eine Depression in der Vorgeschichte das Demenz-Risiko verdoppelt. Eine
Demenz wiederum ist ein Risikofaktor
für Depressionen. Ebenfalls bekannt ist,
dass jeder zweite Patient nach einem
Schlaganfall und jeder dritte Patient
nach einem Herzinfarkt eine Depression entwickelt, die dann auch die Prognose der körperlichen Erkrankung beeinflusst.
■■ Wer ist am stärksten
gefährdet?
Am stärksten gefährdet sind Patienten,
bei denen mehrere Faktoren zusammentreffen, insbesondere, wenn sie bereits früher unter Depressionen gelitten
haben oder eine familiäre Belastung für
depressive Erkrankungen besteht.
■■ Kann Aktivität vorbeugen
helfen?
Zahlreiche Studien zeigen, dass geistige und körperliche Aktivität einen
vitäten verliert, sind das deutliche Anzeichen.
Edith HolsboerTrachsler
stellvertretende chefärztin der erwachsenenpsychiatrie sowie bereichsleiterin
der abteilung für Depressionsforschung,
schlafmedizin und
neurophysiologie
an den universitären
psychiatrischen kliniken basel.
Johannes Beck
oberarzt am
zentrum für affektive krankheiten &
Depression der upk
basel.
■■ Wie gut sind die Diagnosemöglichkeiten?
Bei der Diagnose müssen psychische
und körperliche Faktoren berücksichtigt werden,wie zum Beispiel das Wechselspiel zwischen Depression und Demenz.Anlaufstelle können dabei für Betroffene und Angehörige der Hausarzt
sowie auch spezialisierte Zentren sein.
sehr günstigen Einfluss sowohl auf die
Prävention sowie auch auf die Therapie depressiver Erkrankungen im Alter
haben.
■■ Und wie lässt sich die
Altersdepression behandeln
und heilen?
Ältere Menschen profitieren besonders
von den Innovationen der letzten Jahre
im psychiatrisch-therapeutischen Bereich. Die Einführung besser verträglicher Medikamente ermöglicht bei jüngeren und älteren Patienten vergleichbar gute Behandlungserfolge.Auch Psychotherapie ist im höheren Lebensalter
genauso wirksam wie in anderen Lebensabschnitten.
■■ Wie bemerken Aussenstehende, dass ein Mensch an
Depressionen leidet?
Ältere Menschen klagen häufig über
körperliche Beschwerden und Beeinträchtigungen. Wenn jemand aber
während längerer Zeit bedrückter oder
gereizter Stimmung ist, sich zurückzieht, unter Schlafstörungen oder Appetitmangel leidet und das Interesse und
die Freude an früher geschätzten Akti-
■■ Besteht nicht doch ein
Unterschied der Heilungchance im Vergleich zu
jüngeren Personen?
Grundsätzlich sind die Therapien gleich
gut wirksam. Im Alter besteht aber eine grössere Gefahr, dass die Depression
chronisch verläuft. Schuld daran sind
der meist spätere Behandlungsbeginn
und die oft auch unzureichende Behandlung. Weiter bestehende Restsym-
ptome – besonders Schlafstörungen – erhöhen das Risiko für ein Wiederauftreten der Depression. Das Zusammenwirken mit anderen Erkrankungen steigert
die Gefahr der Chronifizierung zusätzlich und verschlechtert die Prognose.
■■ Weshalb ist Altersdepression
noch immer ein Tabuthema?
Das Wissen über psychische Erkrankungen und Depression im Besonderen ist in
den letzten Jahren gestiegen. Trotzdem
erleben Betroffene und Angehörige teilweise noch immer eine Angst vor Stigmatisierung. Viele Menschen erwähnen aus
Scham oft nur die körperlichen Beschwerden,was die frühzeitige Erkennung einer
Depression erschweren kann.
KaNyama Butz
[email protected]
faCts
Risikofaktoren
■■ Erkrankungen die als biologische
Veränderungen ursächlich wirken
können.
■■ Spannungen mit angehörigen, die
unter sozialem aspekt Belastungsfaktoren darstellen.
■■ Aus psychologischer Hinsicht
erhöhen selbstunsicherheit und Verletzbarkeit das Depressionsrisiko.
■■ Tod des Lebenspartners, Verzicht
auf frühere Beschäftigungsmöglichkeiten und andere Verlustsituationen sind
als weitere auslöser auszumachen.
publireporTage
Sensibilisieren und aufklären
hilft Betroffenen
Die dänische Firma Lundbeck ist spezialisiert auf die Entwicklung von Medikamenten gegen Depressionen und ähnliche
Krankheiten. Rico Nil von Lundbeck Schweiz über die Stigmatisierung der Betroffenen und die Skepsis gegenüber seiner
Branche.
Lundbeck bezeichnet sich als forschungsorientiertes Unternehmen. Was heisst das?
Wir entwickeln neue, eigene Präparate und
betreiben dazu intensive Forschung. Uns geht es
darum, die Therapiemöglichkeiten zu verbessern und Substanzen mit neuen und besseren
Wirkungen auf den Markt zu bringen.
Wo sitzt denn die Ursache einer Depression?
Vereinfacht gesagt: Depressionen sind Stoffwechselkrankheiten im Gehirn, die auf das Gemüt
schlagen.
Zur Person:
Der Neurobiologe Rico Nil ist medizinisch-wissenschaftlicher Leiter von Lundbeck Schweiz und Privatdozent an
der ETH Zürich.
Herr Nil, Sie arbeiten seit über 20 Jahren in der
Entwicklung und Herstellung von Medikamenten zur Behandlung von Depressionen und
anderen psychischen Erkrankungen. Was hat
sich in dieser Zeit verändert?
Unsere Arbeit ist aufwändiger geworden, aber
auch sicherer. Früher konnte man sich die
Wirksamkeit eines Medikamentes relativ einfach
von einem Forscher bescheinigen lassen, der
Tests an einigen wenigen Patienten durchführte.
Heute sind die Zulassungsverfahren zu Recht
sehr streng.
Kann es jeden treffen?
Es gibt gewisse genetische Veranlagungen, die
im Zusammenspiel mit Ereignissen im Leben
zur Erkrankung führen können. Die Frage nach
den Ursachen ist um einiges komplexer, als man
lange Zeit dachte, und bedarf noch intensiver
Forschung. Wir leisten einen kleinen Beitrag
mit unserem Preis, den wir für herausragende
klinische Forschung auf dem Gebiet der Erkrankungen des zentralen Nervensystems verleihen.
Die letzte Preisträgerin hat Unterschiede in den
Hirnfunktionen von Depressiven und gesunden
Menschen untersucht.
Was macht die Krankheit für Betroffene so
schwierig?
Depressionen werden oft nicht als Krankheit
begriffen. Im Gegensatz zu jemandem mit einem
gebrochenen Bein sieht man einer depressiven
Person von aussen nicht an, dass sie krank ist.
Und während man nach einem Herzinfarkt vielleicht sogar als heldenhaftes Arbeitstier dasteht,
haftet Depressionskranken noch immer der
Nimbus des Versagers an. Dieser Stigmatisierung
wollen wir entgegenwirken.
Was können Sie da tun?
Zwei Mal im Jahr geben wir das Magazin «Wen-
depunkt» heraus. Es richtet sich an Patienten
sowie deren Angehörige und liegt in Arztpraxen
und psychiatrischen Kliniken auf. Im «Wendepunkt» äussern sich Betroffene und medizinische Fachspezialisten zu Erkrankungen des
zentralen Nervensystems im weiteren Sinne.
Stehen dahinter auch wirtschaftliche Interessen?
Sehen Sie, wir hätten den besseren Effekt, wenn
wir das Geld für den «Wendepunkt» in direkte
Werbung investieren würden. Aber wir wollen
mehr sein als blosse Pillenverkäufer. So führen wir zum Beispiel Weiterbildungsseminare
für Hausärzte und Psychiater durch, in denen
Forschungserkenntnisse mit Erfahrungen aus
der Praxis zusammengebracht werden. Mit
einer Zürcher Klinik organisieren wir Vorbereitungsseminare für junge Ärzte, die sich auf die
Psychiatrie spezialisieren wollen.
Was ist wichtiger bei der Behandlung einer
Depression: Medikamente oder eine Psychotherapie?
Die Frage ist falsch gestellt. Das ist eine Ergänzung, kein Konflikt. Es kommt auch auf den
Grad der Erkrankung an. Schwer depressive
Patienten sind oft gar nicht ansprechbar, dort
kann die Medikation eine Voraussetzung sein
für die Psychotherapie. Grundsätzlich geht es
darum, die Patienten so schnell wie möglich aus
ihrer Depression herauszuholen. Dabei ist das
Medikament ein wichtiges Instrument unter
vielen, die dem Arzt zur Verfügung stehen.
competence in cns
Mit Information zur Entstigmatisierung
Das Pharmaunternehmen Lundbeck ist spezialisiert auf die
Entwicklung und Herstellung von Medikamenten gegen
Depressionen und andere Erkrankungen des zentralen
Nervensystems. Lundbeck kümmert sich aber nicht nur
um Innovationen im medizinischen Bereich. «Uns ist es
wichtig, der gesellschaftlichen Stigmatisierung von Depressionen entgegenzuwirken», sagt Rico Nil, medizinischwissenschaftlicher Leiter bei Lundbeck Schweiz.
Um Betroffene zu informieren und die Öffentlichkeit zu
sensibilisieren, gibt Lundbeck zwei Mal pro Jahr das Patientenmagazin «Wendepunkt» heraus. Darin werden Erkrankungen des zentralen Nervensystems im weiteren Sinne
behandelt. Neben medizinischen Fachpersonen berichten
häufig auch Betroffene von ihren Erfahrungen mit Depressionen, Burnout, Angst oder Suizid in der Familie. Auch alternative Therapien werden vorgestellt, etwa die Lichttherapie oder die heilsame Wirkung künstlerischer Betätigung
nach der Bewältigung einer Depression.
In der aktuellen Ausgabe thematisiert «Wendepunkt» zum
einen das erhöhte Risiko von Betroffenen, auch körperlich
zu erkranken. Zum anderen geht sie auf das Thema Burnout
ein, gerade in Zeiten von Wirtschaftskrise und Stellenabbau
aktuell.
«Wendepunkt» liegt kostenfrei in Arztpraxen auf oder kann
unter www.depression.ch gratis bezogen oder abonniert
werden.
Amir Ali
Es richtet sich an Patienten sowie deren Angehörige und liegt in
Arztpraxen und psychiatrischen Kliniken auf. Im «Wendepunkt»
äussern sich Betroffene und medizinische Fachspezialisten zu Erkrankungen des zentralen Nervensystems im weiteren Sinne.
8 · Dezember
eine ThemenzeiTung von meDiaplaneTSCHRITT
2
news
BURNOUT IST
KEINE MODEERSCHEINUNG
■■Frage: Wo liegt eigentlich der
gravierendste unterschied zwischen Depression und burnout?
■■Antwort: sehr stark vereinfacht
könnte man sagen: ein lottogewinn
von 10 millionen Dollar könnte einem menschen normalerweise aus
einem burnout-prozess heraushelfen — einem Depressiven (im klinischen sinne) dagegen nicht.
Wer eine Nacht durchgearbeitet hat,
brüstet sich dessen nicht selten. Anerkennendes Kopfnicken belohnt die
besondere Einsatzbereitschaft. Doch
die Schattenseite der Leistungsfähigkeit ist nicht weit: Immer mehr
fühlen sich ausgebrannt und erkranken an Burnout. In einer Umfrage des
Schweizer Staatssekretariats für Wirtschaft SECO im Jahr 2003 gaben noch
26.6 Prozent der Befragten an, sich
häufig bis sehr häufig gestresst zu
fühlen, 2009 sind es bereits 41 Prozent.
Zu diesem Zeitpunkt sprachen sogar
schon 21 Prozent von Erschöpfung.Ausser Acht gelassen werden darf auch
bei der Sensibilität des Themas keineswegs, dass für die Wirtschaft Folgekosten entstehen. Die Konsequenz
soll dem Arbeitnehmer zugutekommen: Flexiblere Arbeitszeiten, Jobsharing, Teleworking oder institutionalisierte Weiterbildungsmassnahmen
sind keine Seltenheit mehr.
Krankheit mit vielen
Gesichtern
Ein Burnout ist nicht durch ein bestimmtes Symptom zu definieren.
Vielmehr ist es ein Erschöpfungssyndrom, das sich über längere Zeit
schleichend entwickelt und viele Gesichter trägt. Die Betroffenen vernachlässigen immer mehr ihre eigenen Bedürfnisse und schränken ihren
sozialen Kontakt ein. Zu wenig Schlaf
und unregelmässiges Ernährungsverhalten signalisieren manchmal schon
einen Eintritt in den Teufelskreis.
Barbara Hochstrasser, Chefärztin der
psychiatrischen Privatklinik Meiringen, formuliert eine einfache und zugleich schwierige Regel: «Wichtig ist,
dass Phasen hoher Belastung stets im
Gleichgewicht mit Entspannung stehen.» Eine schlechte Work-Life-Balance gefährdet die Gesundheit. Wer
nicht mehr in der Lage ist, sich zu erholen, könnte in die Burnout-Falle
rutschen. Und dann hat der Betroffene mit einem Bündel von Symptomen
zu kämpfen: von Nervosität, Niedergeschlagenheit, Erschöpfung, Schlafund Konzentrationsstörungen über
Selbstzweifel, Motivationsverlust
oder Aggressivität bis hin zu Schwindel, Kopfschmerzen, Herzrasen und
Bluthochdruck.
Veränderung ansprechen
BURnoUT –
HAT VIELE
GESICHTER
Auch, wenn die Ansprechperson keine Ratschläge hat, kann sie doch eine andere Sicht auf die Dinge vermitteln. Auf lange Sicht sind Angehörige aber nicht selten mit der Situation
überfordert. Es ist auch nicht ihre Aufgabe, die Probleme zu lösen. Sie leisten schon allein ihren Beitrag, indem
sie den Ausgebrannten begleiten und
ihm das Gefühl geben, da zu sein.
Professionelle Hilfe
Professionelle Hilfe ist ab einem bestimmten Punkt auch deshalb so
wichtig, weil für Ungeschulte die Linie zwischen Burnout und Depression kaum erkennbar ist. Zahlreiche
Symptome überschneiden sich und
die Betroffenen fühlen sich gleichermassen antriebslos. Während sich der
Begriff Burnout mehr auf Ursachen
wie übermässige Stressbelastung bezieht, beschreibt Depression jedoch
einen veränderten Gemütszustand.
Was die Trennung noch erschwert, ist,
dass schweres Burnout mit einer Depression verknüpft sein kann.
Leidet der Betroffene unter sehr
starken Symptomen, ist der Gang zu
einem psychologisch geschulten Berater jedoch unausweichlich. Körperliche Symptome wie Herzrasen oder
Bluthochdruck bedürfen zudem oft
medizinischer Behandlung. Es empfiehlt sich, zuerst den Hausarzt zu
kontaktieren und ihm die Symptome
zu schildern. Er kann eine erste Hilfestellung bieten und die Überweisung
an einen Spezialisten veranlassen.
Selbst die Lage zu erkennen, ist meist
schwierig. Umso entscheidender ist
es, dass Aussenstehende die Veränderung ansprechen. «Häufig eckt man
dabei zwar an, trotzdem ist es wichtig. Man muss nur aufpassen, die Person nicht in eine Ecke zu drängen,
sondern zu erklären, weshalb man
sich sorgt und Hilfe anbietet», sagt
Hochstrasser.
Manchmal hilft es schon, wennInserat-TA-Burnout-Sonderbeilage.qxd:AD-SK-Burnout
der
KaNyama Butz
Betroffene mit Vertrauten einfach nur
[email protected]
über seine Belastung sprechen kann.
10.12.2009
16:51 Uhr
Seite 1
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Wenn der
Stress uns niederdrückt…
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Eine Themenzeitung von Mediaplanet
Dezember · 9
Bei mehr Stress
für mehr
Ausgleich sorgen
Ein Burnout-Syndrom, das
­Gefühl des Ausgebrannt-Seins,
kann jeden treffen. Barbara
Hochstrasser, Chefärztin der
psychiatrischen Privatklinik
Meiringen, erklärt, wie es dazu kommen kann und welche
­Gegenmassnahmen wirkungsvoll sind.
den. Das heisst beispielsweise, für genug
Schlaf zu sorgen, Raum für Entspannung
zu schaffen oder sich mit etwas zu beschäftigen,das Kraft gibt.Das soziale Umfeld und
die Unterstützung in Familie und Freundeskreis spielen eine nicht zu unterschätzende Rolle.Wer Rückhalt spürt und Wertschätzung erfährt, erträgt Stress und hohe
Anforderungen viel besser.
■■ Wie kann zwischen einer
­vorübergehenden Phase von
­Müdigkeit und einem nahenden
Burnout unterschieden werden?
Der Unterschied ist schwer erkennbar. Eine gewisse Stressbelastung gehört zum
Leben. In längeren Stressphasen kommen
körperliche Symptome wie Kopfschmerzen,Verspannungen oder Schlafstörungen
dazu. Wenn die Befindlichkeit jedoch von
Stress-Symptomen komplett beherrscht
wird,spricht man von Burnout.
■■ Wie reagiert man richtig auf ein
Burnout?
Hochstrasser: Zuerst muss sofort der Stress
reduziert werden. Bei einem Zusammenbruch sollte der Betroffene sogar für einige
Zeit ganz aus dem Arbeitsprozess aussteigen. Es ist jedoch wichtig, nicht gar nichts
mehr zu tun,sondern nach und nach einen
Ausgleich zwischenAktivität und Entspannung zu schaffen.Zudem ist es ratsam,psychologische Beratung in Anspruch zu nehmen und sich mit der Situation auseinanderzusetzen. Es sollte ergründet werden,
weshalb es zum Zusammenbruch gekommen ist und was im Alltag verändert werden kann, um zukünftig die Belastung zu
reduzieren oder anders damit umzugehen.
In schweren Fällen muss unbedingt auch
eine medizinische Abklärung und Behandlung stattfinden.
■■ Aber so weit muss es nicht
­kommen …
Stimmt. Wichtig ist, Körper und Geist genug Zeit zur Regeneration und Entspannung zuzugestehen. Spätestens, wenn
sich jemand über Nacht oder während des
­Wochenendes nicht mehr von der Belastung des Alltags erholen kann,sollte etwas
unternommen werden.Betroffene können
sich oftmals nicht einmal mehr während
der Ferien regenerieren. Manchmal verschlimmert sich ihr Zustand dann sogar.
■■ Phasen von Stress sind kaum
zu vermeiden. Worauf sollte in
besonders anspruchsvollen
­Lebenslagen geachtet werden?
Je grösser die Belastung, umso wichtiger
ist es, eine gute Work-Life-Balance zu fin-
Work Life Balance
Wichtig ist, dass Phasen
hoher Belastung im
Ausgleich mit
Entspannung stehen.
Foto: BArbara Hochstrasser
Barbara ­Hochstrasser
Chefärztin der Privatklinik Meiringen und an mehreren Institutionen in der Weiterbildung tätig. Sie
hat in der Privatklinik Meiringen
ein integriertes Behandlungsprogramm für Patientin und Patienten
mit einem Erschöpfungssyndrom
(Burnout) entwickelt.
■■ Wie lange dauert die Heilung
­eines Burnouts und besteht die
­Gefahr eines Rückfalls?
Das ist unterschiedlich je nach Schweregrad. Bei einem leichteren Burnout dauert
die Regeneration etwa ein halbes Jahr. In
schweren Fällen kann es bis zu zwei Jahre
dauern, bis jemand wieder voll zurück ist.
Die Rückfallgefahr hängt stark davon ab,
wie jemand reagiert. Wichtig ist, dass der
Betroffene ein für sich stimmiges Ressourcenmanagement entwickeln kann und
für Ausgleich sorgt.Wer jedoch wieder voll
einsteigt und nichts verändert, wird sich
schnell wieder ausgebrannt und erschöpft
fühlen.
Burnout-Promis/Berufe
Prominent und
ausgebrannt
Auch Prominente sind vor
einem Burnout nicht gefeit. Im Gegenteil, ein Leben
im Rampenlicht macht für
­Burnout besonders anfällig.
«Personen, die in der Öffentlichkeit
stehen,erleben einen grossen Druck»,
sagt Expertin Barbara Hochstrasser.
«Es werden sehr hohe Erwartungen
an sie gestellt. Das braucht enorme
mentale Kraft.» Nicht jeder in Showbusiness, Sport und Politik fühlt sich
den hohen Anforderungen stets gewachsen.
■■Robbie Williams musste 2007 wegen Burnout und Depression eine
ganze Tournee absagen.
■■Ähnlich erging es Mariah Carey,die
sich wegen grenzenloser Erschöpfung
selbst in eine Klinik einweisen liess.
■■Vor einigen Jahren litt auch ­Trainer
Ottmar Hitzfeld am Burnout-Syndrom und kehrte erst nach einer gut
zweijährigen Auszeit zurück.
■■Fernsehkoch Tim Mälzer litt 2006
an Burnout und hat seitdem sein
­Leben komplett umgekrempelt.
Berufsrisiko Burnout?
Ob Angehörige bestimmter Berufsgruppen öfter vom Burnout-Syndrom
betroffen sind als andere, ist nicht erwiesen. «Es gibt jedoch tendenziell
Berufsgruppen, deren Risiko weniger hoch ist», weiss Expertin Barbara
Hochstrasser.Vor allem Personen, die
in handwerklichen Berufen tätig sind,
seien grundsätzlich weniger betroffen. Die grösste Anzahl an BurnoutBetroffenen findet sich im mittleren
Management- und Kaderbereich sowie bei Inhabern oder Geschäftsführern von KMU-Betrieben. Dies liegt
vor allem daran,dass in diesen Berufsgruppen die Anforderungen an Entscheidungskraft und Durchsetzungsvermögen sehr hoch sind. Von Personen in leitender Position wird erwartet, dass sie ihre Mitarbeiter motivieren.So erfahren sie selber meist wenig
Anerkennung. Doch auch im Sozialbereich ist Burnout keine Seltenheit.
Kanyama Butz
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3.12.2009 15:54:47 Uhr
10 · Dezember
Eine Themenzeitung von Mediaplanet
personal insight
Frage & Antwort
Dr. med. Stephan N. Trier
studierte in Zürich und Wien Medizin und ist
Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Er
ist ärztlicher Direktor der Privatklinik Aadorf.
■■ Wie erkennt man
ein Burnout?
Es gibt drei zentrale Merkmale, die das Krankheitsbild
kennzeichnen: anhaltende emotionale Erschöpfung, das Gefühl,
dass die eigene Arbeit ineffektiv
und sinnlos geworden ist, sowie
oft der Widerwille gegen die Menschen, die einem am Arbeitsplatz
begegnen. In der Folge entwickeln
sich meist depressive Symptome
und Angstsymptome. Diese können sich als körperliche Symptome manifestieren wie Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Schwindel, Magen-Darm-Beschwerden,
häufige Erkältungen oder grippale
Infekte.
!
Das leben im Griff
Wissen, wie mit der Angst
umgehen.
Foto: Istockphoto.com
!
Das Gefühl der Müdigkeit oder Erschöpfung kennen alle. Aber wenn diese Müdigkeit in
Hilflosigkeit, Frustration, Angstzustände mündet oder gar zur völligen Zerrüttung
der Seele führt, bekommt der Zustand plötzlich einen Namen: Burnout. ­Roland Bart
kennt diese Situation, doch fand er glücklicherweise zurück ins Leben.
Gefangen im Dunkeln
S
teigende Unfähigkeit,
negative Emotionen wie
Unlust, Angst, Enttäuschung, Scham oder Ärger sind die ständigen Begleiter von Burnout-Patienten. Auch Roland Bart
kämpfte mit diesen Gefühlen. Freude,
Stolz und Power koppelten sich immer
mehr ab. Ein Zustand innerer Leere und
die Angst, zu versagen, machten sich bei
ihm breit. Es gab für ihn nur noch einen
Ausweg: eine Therapie.
Totale Überbelastung
Angefangen hatte alles vor zirka 13 Jahren.
Roland Bart hatte als studierter Elektroingenieur beruflich enormen Stress, fühlte
sich ab und zu überfordert, die Projektleitung und die damit verbundene Verantwortung machten ihm zu schaffen. Dazu kam die Weiterbildung.Nebst der hundertprozentigen Tätigkeit ging er zwei bis
drei Mal pro Woche in die Schule.Die Doppelbelastung hinterliess ihre Spuren. Dazu kamen private Probleme und das Präsidentenamt in einem Sportverein. Anfangs wies ihn seine Frau darauf hin,dass
mit ihm etwas nicht mehr stimme.Dann
kam der völlige Zusammenbruch.
Die Folge: Arbeitsunfähigkeit
Drei Wochen verbrachte Roland Bart in
einer Klinik. «Aber ich fühlte mich dort
nicht wohl», erzählt der heute 53-Jährige.
Erstaunlicherweise ging er danach sofort
wieder zur Arbeit,allerdings nur noch mit
einem 50-Prozent-Pensum.Sein Arbeitgeber zeigte grosses Verständnis, besprach
mit ihm Möglichkeiten anderer Aufga-
ben.Doch nach weiteren drei bis vier Ausfällen, die ihn zu längerer Arbeitsunfähigkeit zwangen, handelten seine Vorgesetzten doch.Bart machte sich auf die Suche nach einem anderen Job,doch erwies
sich das als unmöglich.«Ich hatte Vorstellungsgespräche – und ging einfach nicht
hin», so Bart. Er konnte sich einfach nicht
aufraffen und Termine wahrnehmen.
Flucht in die Dunkelheit
Roland Bart war nicht mehr fähig, die eigenen Leistungsquellen in kurzer Zeit
wieder aufzutanken. Die Batterien blieben leer. «Ich entwickelte gegen alle ein
Misstrauen. Ja sogar gegenüber meiner
Familie und meinen Angehörigen», erzählt Bart. Er sah alles nur noch negativ, hatte Schamgefühle, war oft wie gelähmt. Er verbarrikadierte sich im dunklen Zimmer, fühlte sich niedergeschlagen, kämpfte mit der Angst vorm Versagen. Und der Angst, ausgegrenzt zu werden. «Auch mit Schwächezeigen, hatte
ich grosse Mühe. Oder nein zu sagen». Es
waren alles typische Anzeichen, die auf
ein Burnout hinwiesen.
Information
«Ich ­entwick­elte
gegen alle ein
­Misstrauen. Ja
­sogar gegenüber
meiner Familie
und meinen
­Angehörigen»
Einziger Ausweg:
die Gesprächstherapie
Und so gab es für Bart nur noch einen
Ausweg: eine Therapie. Bart entschied
sich für die Gesprächstherapie. «Anfangs
haben wir mein Geschäftsleben analysiert, dann kamen private Angelegenheiten dazu»,erzählt er. Alles sei in ganz kleinen Schritten vorwärts gegangen. Auch
das Ausprobieren von Medikamenten sei
ein langer Prozess gewesen. Irgendwann
konnte Roland Bart seine Arbeitstätigkeit
Roland Bart
blickt optimistisch in die Zukunft: «Meine Arbeit
wird geschätzt, und das ist wichtig für mich.»
■■ Was raten Sie
Betroffenen?
Ein grosses Problem ist, dass
Betroffene oft zu lange warten, bis sie professionelle Hilfe in
Anspruch nehmen, oder sogar
ganz darauf verzichten. Das birgt
die Gefahr langer Krankheitsphasen mit damit verbundener Arbeitsunfähigkeit. Die Klärung der
spezifischen Schwierigkeiten sollte in einem Gespräch mit einem
professionellen Partner erfolgen.
Ziel ist die individualpsychologische und sozialpsychologische
Konfliktbewältigung. Auch eine
Paar- oder Familientherapie kann
sinnvoll sein. Bei einem ausgeprägten Burnout-Syndrom mit
lang andauernder Arbeitsunfähigkeit ist meist eine stationäre Behandlung in einer spezialisierten
Klinik nötig.
wieder aufnehmen. Schritt für Schritt
fand er ins gesellschaftliche Leben zurück, leitete sogar während fünf Jahren
eine Selbsthilfegruppe. Die Wiedereingliederung in ein geregeltes System bezeichnet Bart als schwer. «Ich hatte ein
schlechtes Gewissen gegenüber den Arbeitskollegen.» Doch diese zeigten glücklicherweise grosses Verständnis. «Die
Leute kamen auf mich zu, fragten nach
und erzählten von eigenen Erfahrungen
aus ihrem Familienkreis.»
Das Leben wieder im Griff
Seit 2000 arbeitet Roland Bart wieder
hundert Prozent. Bei seinem bisherigen
Arbeitgeber.Allerdings in einem anderen
Aufgabenbereich, mit weniger Verantwortung. «Ich erledige Arbeiten, die teilweise nicht meinem Ausbildungsstand
entsprechen, doch sehe ich das mittlerweile locker», so Bart. Ab und zu spürt er
wieder die Angst. Heute aber mehr in Bezug auf die Arbeitsplatzsicherheit. Denn
auch seine Firma blieb vor einem Abbau
nicht verschont. Doch weiss er heute mit
der Angst besser umzugehen. Überhaupt
kennt er heute keine grösseren Probleme
mehr. Nur ab und zu beschleicht ihn ein
kleines Tief, das er aber gut im Griff hat.
Die medikamentösen Stimmungsstabilisatoren helfen ihm dabei. Hinter ihm
liegen wahrlich schwere Zeiten, nebst
Burnout auch die Trennung von seiner
Frau. Doch Bart blickt optimistisch in die
Zukunft: «Meine Arbeit wird geschätzt,
und das ist wichtig für mich.»
■■ Was kann der Betroffene
­g egen einen Rückfall tun?
Die Work-Life-Balance sollte
ausgeglichen sein. Essenziell
dabei ist, keinen negativen Stress
zu erleben. Auch ein gesunder Lebensstil, die Sensibilität gegenüber den eigenen Bedürfnissen,
ein optimiertes Stress- und Zeitmanagement helfen. Wichtig sind
die Stärkung der fachlichen und
sozialen Kompetenzen und das
Ausarbeiten von Konfliktlösungsstrategien. Letzteres erfolgt meist
im Rahmen einer Psychotherapie.
!
■■ Wie können Familie und
Freunde helfen?
Nahe Bezugspersonen sind
bei Menschen mit psychischen Problemen eine wichtige
Ressource. Die Unterstützung in
Krisen ist zentral. Es besteht aber
die Gefahr, dass Angehörige und
Freunde therapeutische Funktionen übernehmen, was für beide
Seiten kontraproduktiv ist. Der
frühe Einbezug professioneller
Hilfe ist prioritär.
!
Annekatrin Kaps
Nathalie Schoch
[email protected]
[email protected]
Eine Themenzeitung von Mediaplanet
Dezember · 11
news
Leere Batterien auftanken Hemmschwellen
Immer mehr Leute leiden
an Burnout-Symptomen.
Immer mehr Kliniken
­spezialisieren sich auf
Burnout-Patienten.
Burnout ist zu einer der häufigsten psychischen Erkrankungen geworden. Jeder zehnte Arbeitnehmer
zeigt entsprechende Symptome.
Zahlreiche Kliniken in der Schweiz
bieten deshalb Therapien bei Burnouts an.
In der Privatklinik Hohenegg in
Meilen am Zürichsee werden rund
20 Prozent der Patienten wegen
Burnouts behandelt. «Wir haben eine grosse Nachfrage von BurnoutPatienten,» bestätigt Toni Brühlmann, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Privatklinik Hohenegg. Die
Klinik behandelt ihre Patienten
hauptsächlich stationär. Denn besonders bei fortgeschrittenen Burnout-Zuständen ist es wichtig, Distanz zum Stress am Arbeitsplatz zu
schaffen. «Die Burnout-Behandlung
wird bei uns individuell auf den jeweiligen Patienten zugeschnitten.
Häufig ergibt sich die Therapie aus
einer Kombination von Psychotherapie, Gruppentherapie, Körpertherapie, Sportaktivitäten und Entspannungsmethoden», so Brühlmann. In
vielen Kliniken werden aber auch
ambulante Therapien angeboten.
«Bei uns wohnen die Patienten in
Ferienwohnungen oder Hotels und
kommen für die Behandlungen in
unsere Klinik», erklärt Elisabeth
Neumeier, Leiterin des Medizini-
schen Zentrums im Kurpark in Vulpera. Die Klinik setzt speziell auf alternative Behandlungsmethoden
wie Akupunktur, Magnetfeldtherapie, Chi-Therapie, Phytotherapie
oder Homöopathie. «Die alternative
Behandlung bewährt sich sehr bei
Burnout-Patienten. Und die Nachfrage ist gross», bestätigt auch Neumeier. Aber auch der Aspekt der Ruhe und Natur steht bei der Genesung
von Burnout-Patienten im Vordergrund.
«Für die Patienten ist es wichtig,
im Zustand der körperlichen und
seelischen Erschöpfung durch Ruhe auftanken zu können. Dazu zählen auch Aufenthalte und Aktivitäten in der Natur», erklärt Elisabeth
Neumeier.
Vorteil: Gezielter vorgehen
Einen Schritt weiter geht die reine
Burnout Klinik im Engadin, die im
Juli 2010 eröffnen wird. Sie wird die
erste seiner Art in der Schweiz sein.
«Das Bedürfnis für eine solche Klinik ist vorhanden», zeigt sich Mattias Bulfoni, Mehrheitsaktionär und
Verwaltungsratspräsident der Clinica Holistica Engiadina, überzeugt.
Betont wird dabei, dass es sich bei
dem Angebot in Susch nicht um eine allgemeim psychiatrische Klinik,
sondern um die erste reine Burnoutklinik handelt. Denn für viele Burnout Betroffene senkt dies die Hemmschwelle für einen Klinikeintritt. Ob
eine ambulante oder stationäre Behandlung sinnvoller ist, hängt am
Schluss vom psychischen Zustand
des Patienten ab. Nach der entsprechenden Behandlung sollen die Patienten möglichst rasch und behutsam in den Arbeitsprozess zurückgeführt werden. Dies geschieht mit
einem multimodalen Konzept, das
untern anderem Psychotherapie,
Körper,-Bewegungstherapien , Entspannungsverfahren und arbeitsplatzbezogene Massnahmen beinhalten wird. Die verschiedenen Therapien werden auf den einzelnen
Patienten ausgerichtet, um diesen
in der Gesamtheit zu erfassen. Ein
wichtiger Aspekt ist dabei auch die
Bewegung in der Natur. «Die Patienten werden aktiv sein, damit sie
Energie tanken können, um wieder mit der Freude zu leben, die es
braucht», sagte Aktionär und Verwaltungsrat Mario Candreia.
In Unterengadin entsteht die
erste reine Burnout-Klinik der
Schweiz. Die Clinica Holistica
positioniert sich klar als nicht
psychiatrische Einrichtung.
■■ Weshalb braucht es eine
­s pezielle Burnout-Klinik?
Uns ist es ein Anliegen, mit der Spezialisierung unserer Klinik auf eine homogene Patientengruppe einzugehen
und somit ein hochspezialisiertes Angebot zu schaffen. Gerade BurnoutBetroffene begeben sich lange oder
gar nicht in Behandlung, aus Angst
vor negativen gesellschaftlichen und
beruflichen Folgen. Mit einer spezialisierten Fachklinik soll diese Hemmschwelle gesenkt werden. Zudem
steht bei uns auch der medizinische
Fortschritt im Bereich Burnout-Therapie im Vordergrund.
Anna Birkenmeier
[email protected]
Facts
Selbsttest auf
Swissburnout.ch
■■ Manchmal denke ich, dass die
Belastungen zu viel für mich sind.
■■ Ich empfinde gelegentlich
­einen starken Widerwillen gegen
meine ­Arbeit.
■■ Viele Menschen, denen ich
­nahe stehe, sind mir ziemlich
gleichgültig.
■■ Die höchsten Anforderungen
stelle ich selbst an mich.
■■ Manchmal denke ich, das ich
gar nicht mehr richtig lebendig bin
■■ Worin sehen Sie den
­U nterschied zu Fachkliniken?
Durch die homogene Patientengruppe können wir sehr flexibel auf die
Bedürfnisse des Patienten eingehen.
Für den Patienten wiederum kann es
wichtig sein, dass er in einer Gruppe
behandelt wird, die einen ähnlichen
Hintergrund hat.
■■ Was war die Idee, die h
­ inter
der Gründung der Burnout­K linik steckt?
Der langjährige Unternehmer und
Gründer der Burnout-Klinik, Matthias Bulfoni, hatte in seinem beruflichen Umfeld mit vielen Leuten zu
tun, die aufgrund hoher Arbeitsbelas-
Dr. med.
Doris Strauss
Chefärztin,
­Fachärztin für Psychotherapeutische
Medizin, Fachärztin
für Psychiatrie und
Psychotherapie
tung an den Symptomen eines Burnouts litten. Aus Angst vor Stigmatisierung wollten diese aber auf keinen
Fall eine psychiatrische Einrichtung
aufsuchen. Mit der Burnout-Klinik
soll dieses Tabu gebrochen werden.
■■ Wie läuft eine Therapie gegen
Burnout in Ihrer Klinik ab?
Vor jeder Aufnahme wird abgeklärt,
ob tatsächlich ein stationär behandlungsbedürftiges Burnout-Syndrom
vorliegt. Danach werden gemeinsam
mit dem Patienten die Therapieziele
erarbeitet. Die Therapie erfolgt sehr
individuell, wobei es Grundpfeiler,
wie die Psychotherapie in Einzelund Gruppentherapien, das Erlernen von Bewältigungsstrategien im
Umgang mit Stresssituationen, Entspannungsverfahren oder körperbezogene Therapien gibt. Ganz wichtig ist auch die arbeitsplatzbezogene
Analyse.
■■ Ist ein Aufenthalt in der
­C linica Holistica Engiadina nur
Privatpatienten vorbehalten?
Das Ziel ist es, allen Betroffenen einen Aufenthalt in unserer Klinik zu
ermöglichen.
Anna Birkenmeier
[email protected]
publireportage
Klinik Schützen Rheinfelden
Stationäre Therapie für Burnout-Patienten
Burnout ist ein seelischer und körperlicher
Erschöpfungszustand mit Krankheitswert,
hervorgerufen durch eine grosse äussere Belastung, meist bei der Arbeit. Die Betroffenen
haben immer weniger Energie, können sich
nur mit Willenskraft motivieren und kaum
mehr erholen. In der Folge fehlt es an Tatkraft, Kreativität und Freude. Aufmerksamkeit, Konzentration und Leistungsfähigkeit
nehmen ab, die Betroffenen sind nicht mehr
arbeitsfähig. Aus medizinischer Sicht liegt
häufig eine Depression vor.
Reicht es bei einem leichten Burnout, die
Belastungssituationen zu reduzieren und
Erholung und Ausgleich zu ermöglichen, so
hilft bei einem fortgeschrittenen Burnout
nur noch eine sachgerechte stationäre Therapie, in der Regel von vier bis sechs Wochen
Dauer.
Dr. med. Hanspeter Flury, FMH für Psychiatrie/Psychotherapie,
Chefarzt und Ärztlicher Klinikleiter Klinik Schützen Rheinfelden
M
anchmal brennen Menschen
aus und brauchen Hilfe. Bei einem fortgeschrittenen Burn­out ist eine stationäre medizinische und soziale Unterstützung notwendig. Die Klinik Schützen Rheinfelden, spezialisiert auf Psychosomatik und
Medizinische Psychotherapie, bietet Burn­outPatienten eine intensive, vielseitige und individuell abgestimmte Therapie.
In der Klinik Schützen in Rheinfelden kümmern sich Ärzte, Psychologen, Ausdrucksund Körpertherapeuten sowie Pflegefachleute
um die Patientinnen und Patienten. Sie bieten eine intensive, vielseitige und individuell
abgestimmte Diagnostik und Behandlung:
Einzel- und Gruppengespräche, Entspannungstechniken, Methoden für Körper- und
Selbstausdruck sowie Trainings für neue Verhaltensmuster.
Ein weiterer wichtiger Erfolgsfaktor und ideale Voraussetzung für Behandlung, Genesung
und Auftanken ist die Einbettung der Klinik
Schützen in ein Drei- respektive Vier-Sterne
Hotel mit wunderschönen Parkanlagen.
In einer ersten Therapiephase wird die Entlastung von der Arbeit zur Erholung und Regeneration genutzt. Die körperlichen Symptome werden mit stützenden Psychotherapien
sowie nötigenfalls mit Medikamenten behandelt. Körperorientierte Behandlungen wie
Physiotherapie, Bewegungstherapie und Fitnessaufbau, Kunst- und Musiktherapie sowie
Entspannungstrainings sind ebenfalls wichtige Elemente des Therapiekonzepts.
peuten lernen die Patientinnen und Patienten,
sowohl während des stationären Aufenthalts
als auch in der nachfolgenden ambulanten
Behandlung, Belastungssituationen zu erkennen und zu verändern, neue Verhaltensmuster einzuüben und erzielte Fortschritte zu sichern und auszubauen. Auch der Lebensstil
und das Freizeitverhalten werden neu ausgerichtet. Diese Neuorientierung wird langfristig als grosser Gewinn erlebt.
In einer nächsten Therapiephase geht es
darum, belastende Situationen am Arbeitsplatz und eigene innere Burnout-fördernde
Haltungen abzubauen. Mit Hilfe der Thera-
So hilft ein Aufenthalt in der Klinik Schützen in Rheinfelden dabei, gesund zu werden
und auch langfristig im Gleichgewicht zu
bleiben.
Weitere Informationen
Klinik Schützen Rheinfelden
Bahnhofstrasse 19
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Telefon +41 (0) 61 836 26 26
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12 · Dezember
eine ThemenzeiTung von meDiaplaneT
SCHRITT
3
news
Die bipolare störung:
Verbreitet, aber unbekannt
LICHT UnD VIEL
SCHATTEn
■■Frage: gibt es eine verbindung
zwischen bipolaren störungen und
Depression?
■■Antwort: bipolare störungen
sind manische Depressionen und
werden auch die krankheit der
erfolgreichen genannt.
manisCh-DePressiV
schWeiz
Laborchemie hilft nicht,nur die richtigen
Fragen. Die bipolare Störung wird durch
eine eingehende Befragung von Patient
und Umfeld diagnostiziert.
Gab es einmal einen Zeitabschnitt in
Ihrem Leben, in dem sie anders fühlten
und handelten als sonst und in dem … Sie
sich sehr viel selbstbewusster fühlten als
gewöhnlich? Oder in dem …Sie sich so gereizt fühlten, dass Sie Mitmenschen anschrieen, in Streitigkeiten oder Handgreiflichkeiten verwickelt wurden?
Das sind nur zwei von dreizehn Fragen
aus einem Fragebogen der Deutschen Gesellschaft für bipolare Störungen (DGBS),
mit denen man eine erste Selbsteinschätzung durchführen kann. Eine bipolare
Störung (die auch als manisch-depressive Erkrankung bekannt ist) stellt eine Erkrankung des Zentralnervensystems dar.
Sie ist geprägt von extremen Stimmungsschwankungen und verläuft in Phasen.
Fachleute sprechen von manischen und
depressiven Episoden. Typisch sind ausgedehnte depressive Phasen, eine anhaltende unausgeglichene oder auch gehobene Stimmung. Manchmal wird es auch
todernst. Im Vergleich zur Normalbevölkerung bringt die Krankheit ein zwanzigfach höheres Suizidrisiko mit sich.
Öffentliches Bewusstsein ist
Mangelware
Während sich Ärzte schon seit mehr als
2000 Jahren mit den Erscheinungsformen der bipolaren Störung beschäftigen,
ist die Aufklärung der Öffentlichkeit noch
nicht weit gediehen. Dabei ist das Krankheitsbild verbreitet. Nach Angaben der
WHO gehören bipolare Störungen zu den
zehn Krankheitsbildern, die weltweit am
anzeige
Depression
kann jeden
treffen…
Erschöpfung? Angst- und Schuldgefühle? Verzweiflung und Mutlosigkeit? Unsere Spezialstationen für
Depressionserkrankungen bieten
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HEILBARE KRAnKHEIT. Eine Vielzahl von Möglichkeiten erlauben einen stabilen
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Lebensstil.
häufigsten zu einer dauernden Behinderung führen. Im Schnitt dauert es dabei
fünf bis zehn Jahre vom Auftreten erster
Symptome bis zu einer klaren Diagnosestellung. Die Einteilung einer bipolaren
Störung erfolgt gemäss den von der WHO
in der ICD-10-Systematik festgelegten Kategorien, die sich anhand verschiedener
Merkmale voneinander unterscheiden.
Kennzeichen einer manischen Episode
sind eine mindestens eine Woche lang andauernde besonders gehobene Stimmung
oder Gereiztheit. Laut Angaben der DGBS
wird die Lebensführung dadurch deutlich
beeinträchtigt. Es müssen mindestens
drei der folgenden zahlreichen Merkmale vorliegen: gesteigerte Aktivität, Ruhelosigkeit, Rededrang, Ideenflucht, Gedankenrasen, Verlust sozialer Hemmungen,
vermindertes Schlafbedürfnis,überhöhte
Selbsteinschätzung, Ablenkbarkeit, ständiger Wechsel von Aktivitäten,tollkühnes
oder rücksichtsloses Verhalten,gesteigerte Libido.
Die so genannte hypomane Episode ist
eine abgeschwächte Form und erfüllt die
lesen sie mehr!
Eine Sammlung
weiterführender Links zum
Thema bipolare Störung
■■ www.forum-humanum.ch: Die
Webseite eines Betroffenen, der
umfangreiche allgemeine informationen zum thema bereitstellt.
■■ www.bipolarclub.org: hier ist
eine umfangreiche liste von Persönlichkeiten mit einer bekannten
bipolaren störung zusammengestellt worden. Derzeit sind es 231
Personen.
■■ www.bipolar-forum.de: Das
forum dient dem austausch zu
Wissen und erfahrung betreffend
bipolarer störungen. es gibt seg-
mente zu Krisen & notfällen, aber
auch gedichte von bipolar erfahrenen.
■■ www.selofoundation.ch: Die
stiftung unterstützt finanziell forschungsprojekte, die die Depression und den Kopfschmerz betreffen.
sie fördert ausserdem die selbsthilfe von Depressionskranken und
die entstigmatisierung psychisch
kranker menschen.
■■ www.kosch.ch: Das ist die seite der stiftung Kosch, eine Dachorganisation schweizerischer selbsthilfegruppen. sie listet zu zahlreichen Krankheiten schweizweit
existente selbsthilfegruppen auf.
Kriterien einer Manie nicht. Bei ihr beobachtet man an mindestens vier aufeinander folgenden Tagen eine deutlich gehobene,möglicherweise auch gereizte Stimmung. Die Lebensführung nicht hierbei
beeinträchtigt. «Hypomanien sind nur
mit Hilfe von Angehörigen zu explorieren,
da sich die Betroffenen so gut fühlen,dass
sie dies nicht berichten können», meint
Professor Waldemar Greil. In der depressiven Episode schliesslich kommt es zu
Hauptsymptomen wie depressive Stimmung, Verlust von Interesse und Freude
sowie allgemeiner Antriebsmangel. Zusatzsymptome sind der Verlust des Selbstwertgefühls, Selbstvorwürfe, Schuldgefühle, Todes- und Suizidgedanken, suizidales Verhalten, vermindertes Denk- und
Konzentrationsvermögen oder auch
Schlaf- und Appetitstörungen.
Lebenslange Behandlung
notwendig
Das Vorliegen einer bipolaren Störung
wird durch die intensive Befragung
des Erkrankten und möglichst seiner
nächsten Angehörigen ermittelt, man
schaut auch auf die Lebensgeschichte.
Die Behandlung erfolgt auf verschiedene Weise. Bei der Akutbehandlung
möchte man den Patienten aus der momentanen Krankheitsphase herausholen und seinen direkten Leidensdruck
reduzieren. Das gelingt vor allem mit
Medikamenten. Haben sich die akuten
Symptome gebessert, soll der Zustand
gefestigt und ein Rückfall verhindert
werden. Eventuell beginnt eine unterstützende Psychotherapie.Die Rückfallvorbeugung zielt auf die Wiedereingliederung ins soziale und berufliche Leben. Die Medikamentengabe wird möglichst reduziert. Laut Angaben der DGBS
muss eine bipolare Störung im Regelfall
aber das ganze Leben lang behandelt
werden. Die Intensität der Behandlung
kann wohl variieren, doch ohne Behandlung wird keine dauerhafte Stimmungsstabilisierung erzielt.
alexaNder SaheB
frage & antWort
Prof. Dr. med. Waldemar Greil
psychiatrische privatklinik sanatorium kilchberg
■■ Eine bipolare Störung,
bekommt man die einfach so?
Für die Betroffenen sieht es oft so
aus,als sei die Erkrankung aus heiterem Himmel gekommen.Aus wissenschaftlicher Sicht besteht jedoch eine
Veranlagung zu einer erhöhten sogenannten «Verletzbarkeit». Kommen
psychische Belastungen hinzu, kann
dies zum Ausbruch der Erkrankung
führen.
!
■■ Wie sieht die Risikogruppe
aus?
Ein deutlich erhöhtes Risiko haben
Menschen, bei denen solche Störungen bereits bei Blutsverwandten aufgetreten sind. Es sind oft sehr erfolgreiche Menschen mit einem eher unsteten
Lebenswandel.
!
■■ Was sind zuverlässige Indizien,
die man abklären lassen sollte?
Scheinbar grundlose über Wochen
andauernde Perioden mit gedrückter oder gehobener Stimmung. Gut informierte Angehörige können helfen,
depressive und (hypo)manische Zustände frühzeitig zu erkennen.
!
■■ Wohin sollte man sich im
Verdachtsfall wenden?
Betroffene können sich an ihren
Hausarzt oder einen Facharzt für
Psychiatrie und Psychotherapie bzw.
eine psychiatrische Klinik wenden.
!
■■ Welche Behandlung schlägt
an?
Medikamente, die ausgleichend
auf die Stimmung wirken, sowie
eine ergänzende Psychotherapie.Wenn
psychische Stabilität erreicht wird, ist
wieder ein erfülltes Leben möglich.
!
[email protected]
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SELBSTTEST
wie kann ich selbst
feststellen, ob ich an einer
Depression leide?
Folgender Fragebogen kann Ihnen Hinweise über das mögliche Vorliegen einer Depression geben. Falls Sie eine oder mehrere der untenstehenden Fragen mit Ja beantworten,
empfehlen wir Ihnen, dies mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin zu besprechen.
Leiden Sie seit mehr als 2 Wochen unter
1 Gedrückter Stimmung
2 Interesselosigkeit und/oder Freudlosigkeit, auch bei sonst angenehmen Ereignissen
3 Schwunglosigkeit und/oder bleierner Müdigkeit und/oder innerer Unruhe
4 Fehlendem Selbstvertrauen und/oder fehlendem Selbstwertgefühl
5 Verminderter Konzentrationsfähigkeit und/oder starker Grübelneigung und/oder Unsicherheit beim Treffen von Entscheidungen
6 Starken Schuldgefühlen und/oder vermehrter Selbstkritik
7 Negativen Zukunftsperspektiven und/oder Hoffnungslosigkeit
8 Hartnäckigen Schlafstörungen
9 Vermindertem Appetit
10 Tiefer Verzweiflung und/oder Todesgedanken
(Nach U. heGerl, WWW.kompeteNZNetZ-DepressioN.De)
Foto: istockphoto.com
eine ThemenzeiTung von meDiaplaneT
Dezember · 13
news
SEELEnBILDER
1. Briefmarke mit Selbstprotrait von Van Gogh
2. Kreativität ist nicht unbedingt ein Indikator, vergrössert aber die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung an bipolaren
Störungen.
1
Foto: istockphoto.com
2
Die krankheit war stärker als er
Seine Gemälde sind weltberühmt
und erzielen Spitzenpreise bei
Auktionen, doch das Leben des
Malers Vincent van Gogh verlief
mit wenig Glück. Im Alter von 37
Jahren starb er an den Folgen einer Schussverletzung, die er sich
selbst zugefügt hatte. Schon früh
in seinem Leben zeigten sich Anzeichen psychischer Probleme,
und seine Krankheitsgeschichte
ist von vielen Spekulationen gezeichnet. Auch die bipolare Störung könnte eine Erklärung für
sein Leiden liefern.
Vincent van Gogh wurde am 30. März 1853
im niederländischen Groot-Zundert geboren. Im mütterlichen Stammbaum
sind bereits Epilepsieerkrankungen erwähnt, berichtet Rene Renggli, Facharzt
FMH für Psychiatrie und Psychotherapie,
in seinem Beitrag über Van Gogh für die
Schweizerische Ärztezeitung. Väterlicherseits gibt es keine überlieferte krankheitsrelevante Vorgeschichte. Eine freudige Jugend scheint Van Gogh nicht erlebt zu ha-
ben.«Meine Jugend ist düster,kalt und unfruchtbar gewesen», schreibt er in einem
späteren Brief an seinen Bruder Theo.1860
im Alter von sieben Jahren beginnt van
Gogh mit dem Besuch der Dorfschule in
Zundert. Mit 13 Jahren kann er die Volksschule abschliessen und wechselt 1866
auf die staatliche Oberschule nach Tilburg.
Diese ist so fortschrittlich, dass bereit vier
Stunden pro Woche dem Kunstunterricht
gewidmet sind.Doch im zweiten Schuljahr
bricht van Gogh den Schulbesuch aus ungeklärten Gründen ab.
Schulabbruch aus ungeklärten
Gründen
Die folgenden fünfzehn Monate verbringt
er zu Hause. Eine erste grosse untätige,
vielleicht depressive Phase im Leben des
Künstlers? Diese Interpretation nehmen
jedenfalls einige Biografen, beispielsweise David Sweetman, auf, berichtet Renggli. Damit wird eine manisch-depressive
Störung erstmals mit Van Gogh in Verbindung gebracht.Offenbar wollte der Künstler seinem Leben einen höheren Sinn geben. Doch nach der Geburt des dritten
Sohnes seiner Eltern, Cornelius, muss etwas passieren. Das Haus ist zu klein. Vincent geht zu seinem Onkel Vincent nach
Den Haag, wo er eine Lehre als Kunsthändler beginnt.1872,nach einem Besuch
seines Bruders Theo in Den Haag,beginnt
der intensive Briefwechsel beider Brüder,
der in den kommenden 18 Jahren mehr
als 600 Briefe umfasst.
In den kommenden Jahren, die sehr
wechselvoll verlaufen und Van Gogh als
haltlosen und verarmten Menschen zeigen, beginnt die Hinwendung zur Malerei.Im Jahr 1879 nimmt Van Gogh eine intensive Zeichentätigkeit auf. Sein Bruder
Theo lässt ihm nun finanzielle Unterstützung zukommen, weil er die Bilder ausserordentlich ausdrucksstark findet. Im
Herbst 1880 beschliesst Vincent van Gogh,
damals 27 Jahre alt, Maler zu werden. Seine Bilder zeigen jetzt zunehmend leuchtende Farben. Es kommt zu eindruckvollen Produktivitätsschüben.So malt er laut
Renggli in 20 Monaten gar 200 Bilder.Auf
Rat von Toulouse Lautrec reist van Gogh
1888 in die Provence.Sein Wunschprojekt
einer Künstlergemeinschaft scheitert je-
doch.Nach einem heftigen Streit mit Paul
Gauguin schneidet er sich sogar einen Teil
eines Ohres ab.Zu dieser Zeit werden auch
deutlich manische und depressive Phasen erkennbar.
Klinikaufenthalt aus freien
Stücken
Van Goghs typischer Malstil ist nun voll
ausgeprägt. Er malt in kleinen Strichen,
setzt die Farben nebeneinander und lässt
sie wellenartig oder rhythmisch abfolgen. «Dabei ging es ihm weniger um die
Wiedergabe der Wirklichkeit, als darum,
das Charakteristische seine Motive und
die durch sie ausgelösten Gefühle zum
Ausdruck zu bringen», schreibt Sabine
Schuchart in einem Beitrag über den Maler im Deutschen Ärzteblatt. Nach seiner
Selbstverstümmelung lässt sich Van Gogh
in die Nervenklinik in Saint-Rémy einweisen. Phasen von reger Malerei wechseln
mit Zeiten, in denen Angstattacken und
Wahnvorstellungen jede Tätigkeit verhindern.Doch in diesen Jahren entstehen
die bekanntesten Werke wie «Die Sternennacht» oder das «Weizenfeld mit Zy-
pressen». Im Mai 1890 zieht Van Gogh zu
seinem Arzt Paul Gachet nach Auvers-surOise bei Paris. Sein Zustand verschlechtert sich dort jedoch und die Depressionen werden stärker.Am 29.Juli 1890 stirbt
er, zwei Tage, nachdem er sich mit einem
Revolver in den Bauch geschossen hat.
alexaNder SaheB
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ist eine bipolare erkrankung zehn mal
häufiger vertreten als bei der allgemeinbevölkerung. Beispielsweise der
schriftsteller ernest hemingway, der
maler edvard munch oder der erfinder
thomas alva edison. laut angaben
der Werner alfred selo stiftung gehört
auch sting zu diesem Kreis. sting gab
gemäss angaben der stiftung sogar in
einem interview eine manisch-depressive erkrankung zu.
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14 · Dezember
eine ThemenzeiTung von meDiaplaneT
news
SCHRITT
4
InDIVIDUELLE
THERAPIE
frage & antWort
PD Dr. med. Martin Keck
martin e. keck ist facharzt für psychiatrie,
psychotherapie und neurologie sowie neurowissenschaftler. er ist chefarzt der traditionsreichen privatklinik cliniea schlössli in
oetwil am see/zürich. martin keck gehört
zum vorstand der schweizerischen gesellschaft für angst und Depression
Bei einem Burnout spielt die Angst
eine wesentliche Rolle. Sie zu überwinden, ist ein Teufelskreis. Wie
man das schafft, erklärt Martin
Keck. Er behandelt in seiner Klinik
Clienia Schlössli in Oetwil Patienten mit Angst- und Panikattacken,
sozialen Phobien und posttraumatischen Belastungsstörungen.
HILFE
Mit einer massgeschneiderten Therapie kann den
meisten Betroffenen meistens geholfen werden.
Foto: istockphoto.com
Die erosion der
menschlichen seele
■■Frage: Wird mir geholfen, wenn
ich das gefühl habe betroffen zu
sein, und wenn ja, wie?
■■Antwort: sie können jederzeit mit ihrem hausarzt über ihre
problematik sprechen. Dieser wird
sie dann schon an die richtigen
ansprechpartner verweisen.
Burnout ist längst keine Managerkrankheit mehr, sondern ein Symptom,
das jeden treffen kann. Es ist ein Leiden,
das sich schrittweise und ständig ausbreitet. Und die Menschen in eine Abwärtsspirale zieht, aus der das Entkommen oft nur schwer gelingt.
Burnout ist kein Modewort,mit dem Manager ihr Versagen kaschieren oder Politiker eine Depression schönreden. Burnout
ist eine schwere Erkrankung, die alle treffen kann.Sie ist typisch für unsere Zeit,verursacht durch enormen Leistungsdruck in
der hektischen Arbeitswelt.Man fühlt sich
körperlich und seelisch ausgebrannt, erschöpft, dem Druck plötzlich nicht mehr
gewachsen.Tut man nichts dagegen,ist eine schwere Depression oft die Folge.
Pulverfass Dauerstress
Anzeichen gibt es viele. Die Betroffenen stehen unter Dauerstress, sind angespannt, können nicht mehr geniessen
oder Entspannung finden.«Viele arbeiten
nahezu rund um die Uhr und brechen irgendwann zusammen», erklärt Martin
Keck, Chefarzt der Privatklinik Clienia
Schlössli in Oetwil am See. Oft sei auch
das Familienleben und das soziale Umfeld dramatisch reduziert. Dies verstärke wiederum den Druck und vergrössere
den Raum, den beispielsweise der berufliche Stress einnehmen könne. Die Folge sind Energieverlust, reduzierte Leistungsfähigkeit, Gleichgültigkeit, Angst,
Enttäuschung, Scham und Ärger. «Häufig
ist es dann ein relativ kleiner Auslöser,der
Körperlich und seelisch
zurückfinden
die Erkrankung zum Ausbruch bringt»,so
Keck.
Geplagt von Ängsten
Steckt der Betroffene mittendrin, hat sein
Gehirn die Kontrolle über das Stresshormonsystem längst verloren. Innerlich
herrscht ein Gefühl extremer Erschöpfung und Verzweiflung. Geplagt von seelischem Schmerz kommen oft körperliche
Beschwerden dazu. Wie zum Beispiel extremes Schwitzen,Schwindel,Kopfschmerzen, Magen-Darm-Probleme. «Sehr häufig
sind auch Ängste, Nervosität und ausge-
tiPPs
5 Tipps von PD Dr. med. Martin Keck
■■ Professionelle Hilfe: Die adäquate Behandlung des Burnout
sollte stets eine Psychotherapie beinhalten. Da jeder Betroffene über
ein individuelles Profil verfügt, ist eine hierauf abgestimmte Behandlung
wichtig.
■■ Symptome als Warnsignale
akzeptieren: nicht versuchen, den
alltagsstress zu bewältigen, indem
man dagegen ankämpft oder resigniert. sondern unbedingt professionelle hilfe suchen.
■■ Für Körper und Geist: Neben
unterschiedlichen psychotherapieverfahren empfiehlt es sich, körper-
orientierte Verfahren anzuwenden.
Zum beispiel entspannungs- und
stressbewältigungstrainings, biofeedback, Yoga, Qi Gong, achtsamkeit oder progressive muskelentspannung.
■■ Der Austausch: hilfreich ist es
auch, sich mit anderen Betroffenen
auszutauschen, um zu erkennen,
dass man nicht allein mit seinen Problemen ist.
■■ Im Alltag bestehen: eigene
grenzen besser einschätzen, Bedürfnisse rechtzeitig wahrnehmen und
lernen, den notwendigen von selbstgemachtem stress zu unterscheiden.
!
■■ Wie kann man Angstzustände therapieren?
Wir beginnen mit einer medikamentösen Therapie, geben Antidepressiva, die regulierend auf das Stresssystem einwirken. Das Medikament ist aber lediglich die Krücke, mit der Hilfe
zur Selbsthilfe möglich ist. Auslöser der Angst ist eine Entgleisung
des Stresshormons Cortisol. Das
Gehirn verliert die Kontrolle über
die Ausschüttung. Wenn die Medikamente erste Wirkungen zeigen,
beginnen wir mit der Expositionstherapie. Die Psychotherapie ist
der wesentliche Pfeiler der Behandlung. Diese wird individuell
angepasst.
!
prägte Schlafprobleme – Körper und Geist
können nicht mehr zur Ruhe kommen»,
sagt Keck. Häufig begleite die Betroffenen
die Angst,es nicht mehr zu schaffen,nicht
mehr zu genügen, zu versagen. Bis hin zu
Panikattacken, die die Stärke von Todesangst annehmen könnten.
ERSCHÖPFUnG UnD VERZWEIFLUnG. Dazu kommen oft körperliche Beschwerden. Körper
Foto: Dreamstime.com
und Geist kommen kaum noch zur Ruhe.
■■ Was raten Sie Ihren
Patienten zur Überwindung
derer Ängste?
Die Grundregel ist, sich der
Angst zu stellen. Diesen therapeutischen Ansatz zu erkennen,
ist sehr wichtig. Der Betroffene
lernt, dass die Angst vorüber geht,
auch wenn der Zustand der Angst
sehr unangenehm ist. Glücklicherweise ist der menschliche Körper
nicht länger als einige Minuten in
der Lage, sehr starke Angst zu
empfinden.
Oft versuchen Betroffene,denAlltagsstress
zu bewältigen,indem sie dagegen ankämpfen oder resignieren.«Beide Varianten sind
keine guten Lösungen, denn der Stress
bleibt bestehen und schadet auf Dauer der
Gesundheit», erklärt Keck. Es gebe unterschiedliche Psychotherapieansätze wie
kognitive Verhaltenstherapie, psychodynamische oder die Gesprächstherapie, die
in Bezug auf die Bedürfnisse des Patienten
ausgewählt werden. Keck empfiehlt auch
körperorientierte Therapieverfahren wie
beispielsweise die progressive Muskelentspannung, Yoga, Qi Gong oder ein Stressbewältigungstraining. Auch Bewegung
an der frischen Luft helfe, denn das Tageslicht wirke sich positiv auf das Wohlbefinden aus.Und es gebe gut verträgliche Medikamente,die nicht abhängig machen und
problemlos über längere Zeiträume eingenommen werden können.
■■ Was muss man sich unter
dieser Therapie vorstellen?
Die Patienten haben lange
angstmachende Situationen
vermieden. Dieses Vermeidungsverhalten vertieft aber nur die
Angst. In der Expositionstherapie
lernen die Patienten mit unserer
Hilfe, sich dem stärksten Angst
auslösendem Reiz zu stellen, damit das Gehirn die Erfahrung
macht, dass die Angst vorbeigeht
und beherrschbar ist.
!
■■ Wie sieht der äussere
Rahmen einer Therapie aus?
Bei schweren Erkrankungsformen zuerst einmal raus
aus dem Alltag, den Stress reduzieren. Die Therapie erfolgt mit einer
Orientierung aufs Leben draussen,
sobald als möglich können die Patienten die Wochenenden daheim
verbringen, später dann zu Hause
übernachten. Der Wiedereintritt
ins Arbeitsleben erfolgt fliessend.
Nach einem Jahr kann man beginnen, die Medikamente auszuschleichen, bis hin zur völligen
Absetzung.
!
Das Leben danach
«Mit einer individuellen, massgeschneiderten Therapie kann glücklicherweise
den meisten Betroffenen geholfen werden», so Keck. Wichtig dabei sei jedoch,
dass das Leben nach der Krankheit aus einem besseren Umgang mit Stress bestehe,
dass man Ruhepausen einlege und die eigenen Grenzen rechtzeitig erkenne.«In aller Regel ist dann eine Rückkehr in das Berufsleben möglich».
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Bern
www.berner-buendnis-depression.ch
Luzern
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Thurgau
www.buendnis-gegen-depression.tg.ch
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Privatklinik Meiringen AG
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Ein Unternehmen
der Michel Gruppe
Ärztliche Leitung:
Prof. Dr. med. M. Soyka
Schweizerische Gesellschaft für Angst und Depression SGAD
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Schweizerische Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie SGPP
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Schweizerische Gesellschaft für Verhaltens- und Kognitive Therapie
SGVT
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VASK – Hilfe für Angehörige
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Clienia Schlössli +41 (0)44 929 81 11
Privatkliniken für Psychiatrie
und Psychotherapie
Lundbeck (Schweiz) AG
der Spezialist für Erkrankungen des
zentralen Nervensystems
Lundbeck (Schweiz) AG ist ein forschendes pharmazeutisches Unternehmen,
welches zu einer Stiftung mit Sitz in Kopenhagen, Dänemark, gehört. Es hat
sich auf die Behandlung von Erkrankungen des zentralen Nervensystems
spezialisiert, insbesondere im Bereich Psychiatrie (Angst, Depressionen,
Schizophrenie) und Neurologie (Demenz, Parkinson). Ausgehend von der
­Firmen-Mission von Lundbeck, die Lebensqualität von Menschen mit psychiatrischen und neurologischen Krankheiten zu verbessern, engagiert es sich
nicht nur intensiv in der Erforschung neuer Medikamente, sondern auch in
der Aus-und Weiterbildung für Fachpersonen und in der Entstigmatisierung
­psy­chischer Erkrankungen. Das hierzu gegründete Lundbeck Institut bietet
produkte­neutrale Weiterbildungen an, die weltweit und in der Schweiz einen
guten Ruf erworben haben.
Nähere Informationen finden Sie auf www.lundbeck.ch
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