Texte: 1. Samuel 3 Autor: Hartmut Burghoff

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Texte: 1. Samuel 3
Autor: Hartmut Burghoff
Predigt
Einleitung: Wir sind in einer Predigtreihe über das Reden Gottes. Dies tue ich, weil im Zusammenhang von Eph. 4 das Reden Gottes (Prophetie) ein wichtiger Eckpfeiler der Gemeinde Jesu ist. Am Beispiel von Jesus haben wir gelernt, wie entscheidend für ihn das
„hören“ auf Gott war. Es ist auch für uns entscheidend auf Gott zu horchen, wie Jesus zu
horchen und wie Jesus zu ge-horchen.
Viele Männer und Frauen vor uns haben das Reden Gottes erlebt. Heute steht eine solche
Person im Mittelpunkt: Er war der Mann, den Gott gebrauchte, um zu bedeutenden Königen in Israel zu reden.
Text lesen: 1. Samuel 3, 1ff.
I.
Zur Situation des Volkes Israel in der Zeit der Richter:
• „In jenen Tagen war kein König (Leiter) in Israel. Jeder tat, was recht war in seinen
Augen.“ (Richter 21:25)
Die Folge davon war nicht nur ein desolater Zustand des Volkes, sondern auch:
•
„das Wort des Herrn war selten in jenen Tagen; Visionen gab es nicht häufig!“
(1.Samuel 3:1)
Dabei bewahrheitet sich einmal mehr:
• „Ohne Vision (Offenbarung) verwildert ein Volk!“ (Spr. 29:18)
Am schlimmsten waren die beiden Söhne des obersten Priesters Eli. Von ihnen wird gesagt
(V12-17), dass sie skrupellos und gewalttätig waren; sie lebten die schlimmsten Sünden
vor den Augen und Ohren des ganzen Volkes (3:13). Und das geschah über längere Zeit! In
dieser Zeit und Atmosphäre wächst Samuel auf.
Samuel ist anders. Er wächst mit dem Entschluss auf, Gott von ganzem Herzen zu dienen.
Schon als Kind. Diesen Entschluss hatte Gott zuerst in das Herz seiner Mutter gelegt. Gelübde! „Herr, wenn du mir einen Sohn schenkst, dann will ich ihn dir für sein ganzes Leben
überlassen; er soll dir sein ganzes Leben lang dienen.“ (1. Samuel 1)
Im Geiste dieses Gelübdes wuchs Samuel heran. Er lebte (als Erstgeborener) das Gelübde
seiner Mutter! Man hat nicht den Eindruck, dass Samuel widerwillig die religiösen Erwartungen und Ambitionen seiner Eltern zu befriedigen suchte.
Samuel diente Gott aus eigenem Antrieb; aus eigener Überzeugung.
Wie kam es dazu? Verschiedene Faktoren spielten dabei eine Rolle:
• das Gebet der Eltern und das persönliche Vorbild in der Erziehung der Eltern
• die Unterweisung in den Schriften des Mose
• Und: Sie haben früh gelernt, ihren Sohn loszulassen + in Gottes Hände zu legen.
Sie fanden die Balance zwischen (über)behüten + ihn sich selber überlassen.
Aber das alles gibt nicht die Gewähr, dass Kinder aus eigener Entscheidung mit Gott leben.
Ich glaube, dass Hanna eine geistliche „Schau/Vision“ für ihren Sohn hatte. Ihr ganzes
Leben und Handeln war von dieser Vision erfüllt: „Mein Kind wird einmal im Dienst für
Gott stehen!“ Darum konnte sie ihn loslassen. Wer keine Vision für seine Kinder hat, kann
sie schlecht loslassen.
Auch für Ursula und mich war (und ist) es wichtig, eine geistliche Sicht für unsere Kinder zu
haben.
Es bleibt für mich ein Geheimnis: Warum hat es bei Hanna ‚funktioniert‘; nicht aber bei Eli
und seinen Söhnen. Und warum hat es bei Samuel mit seinen eigenen Söhnen später auch
nicht funktioniert? Das Kinder dem Gott ihrer Eltern mit Herzensentschluss folgen, entzieht sich (trotz allem guten Willen) unserer Machbarkeit.
II.
Reden mit Gott; der Gebetsdienst des Propheten
Samuel war nicht nur dafür bekannt, dass er ‚hörte auf den Gott der redet‘.
Er redete mit dem Gott, der hört; er war ein Mann des Gebets.
Wenn wir heute darüber sprechen, wie wichtig es ist, Gottes Reden (durch die Bibel, Worte, Bilder, Schweigen, Gegenstände, Situationen) zu erfahren, dann ist es wichtig, auch das
Reden mit Gott zu betonen.
Gottes Reden ist kein Ersatz für eifrige Hingabe an IHN, an sein Wort, ans Gebet, an seinen
Auftrag und an seine Gemeinde.
Daran sollen wir in unserer ‚Instant-Gesellschaft‘ festhalten. Es gibt da keine Abkürzungen.
(Herr, gib mir ein Wort, damit ich mir das Lesen in dem dicken Buch sparen kann…)
2
Samuel betete; und er selber war die leibhaftige Gebetserhörung seiner Mutter Hanna.
(sein Name bedeutet ‚von Gott erhört‘)
Samuels Mutter kannte Gott und die Kraft des Gebetes.
So wie Eli im Tempel Zeuge des innigen Gebets der Hanna wurde, kann ich mir vorstellen,
dass Samuel zu Hause Zeuge des Gebets seiner Mutter wurde.
Samuel wuchs in einer Atmosphäre des Redens mit Gott auf.
Aber Samuel wurde dadurch nicht automatisch zu einem Beter; er muss sich irgendwann
persönlich dazu entschlossen haben.
Beispiel: Nur weil unsere Grosseltern und unsere Eltern täglich für uns und unsere Familie
beten, werden wir selber nicht automatisch zu Fürbittern. Das geht nur durch den persönlichen Entschluss, ja zu sagen zu einer wachsenden Vertrautheit in der Begegnung mit
Gott.
Es gibt viele, die davon träumen, dass Gott sie im prophetischen Dienst gebraucht. Aber
nur wenige sind bereit, den Preis dafür zu bezahlen. Erich Reber sagt:
„Wer im prophetischen Dienst wachsen möchte, dem rate ich: 1. Lies die Bibel 2.
Lies die Bibel 3. Lies die Bibel!“ Und ich füge hinzu: Wer stark werden möchte im
Hören auf den Gott der redet, dem rate ich: 1.Rede mit Gott 2. Rede mit Gott 3. Rede mit Gott.
Das hat Samuel getan; wie alle Propheten im AT. In vielen Situationen hat Samuel sein
Herz vor Gott ausgeschüttet (wie seine Mutter).
• Seine Haltung gipfelt in der Aussage: „Was mich betrifft – ich werde weiterhin für
euch beten. Denn wenn ich damit aufhöre, lade ich Schuld auf mich; auch in Zukunft
will ich euch lehren, was gut und richtig ist.“ 1. Sam. 12, 17, 19-23
Samuel wehrt sich gegen die Sünde der eigenen Gebetslosigkeit. „Hören auf den Gott der
redet kann nur der, der lernt, zu reden mit dem Gott, der hört!“
Samuel war nicht von Anfang an ein Profi im Hören auf Gott; er musste lernen, Gottes
Stimme von der des Eli zu unterscheiden; er musste hinhören lernen. So müssen auch wir
lernen, die Stimme des Hirten von den anderen Stimmen zu unterscheiden.
III.
Seit Pfingsten ist (fast) alles anders
Auch wenn wir vieles von den Propheten des AT (wie Samuel) lernen können, so gibt es
doch seit Pfingsten fundamentale Unterschiede. Gott redet nicht mehr nur zu
bestimmten Menschen, um sie für eine bestimmte Zeit mit einem bestimmten Mass des
Geistes Gottes für eine bestimmte Aufgabe auszurüsten.
3
Jeder Mann, jede Frau, jedes Kind und Menschen aus allen Schichten, Völkern und Sprachen können lernen, Gottes Reden in Jesus Christus vernehmen.
Joel 3: 1-2 lesen
In unserer Zeit wird das Prophetische wieder neu entdeckt; das ist gut so.
Es ist richtig, dass auch wir Schritte machen ► Hören, auf den Gott der redet.
Die Bibel gibt uns dazu wichtige Hinweise:
Sie redet von der geistlichen Gabe der Prophetie und der Weissagung. Paulus fordert die
Christen in Korinth dazu auf, nach den geistlichen Gaben zu streben, besonders, dass sie
weissagen und prophetisch reden. (1. Kor. 14,1)
Aber: Nicht alle haben diese geistliche Gabe.
Im Unterschied zum modernen Sprachgebrauch zeigt sich diese Gabe nicht in erster Linie
darin, dass zukünftige Ereignisse vorhergesagt werden. Vielmehr befähigt sie Menschen,
eine Botschaft von Gott in eine ganz konkrete Situation hinein zu sagen.
Solange das Reden Gottes im persönlichen Rahmen geschieht, ist es noch relativ gut
überschaubar. Wenn es dann aber andere Menschen betrifft, wird es spannend. Es ist leider so, dass dabei auch Missbrauch geschehen kann.
Manche wissen einige haarsträubende Geschichten zu erzählen (ich auch). Aus Angst davor, auch eine solche ‚Schauergeschichte‘ im Umgang mit dem prophetischen Reden zu
erleben, meiden viele diese Thematik. Für sie wirken sie als Ausrede, um sich nicht diesem
Thema zu stellen. Aber das ist eine eher fadenscheinige Beruhigung des eigenen Gewissens. Es heisst doch: „prophetische Rede verachtet nicht.“
In ‚Mostindien‘ (Thurgau) habe ich gelernt: Die Qualität einer Apfelplantage wird nicht am
Fallobst gemessen, sondern an dem Ertrag/Frucht. Die Tatsache, dass es Fallobst gibt,
heisst nicht, dass wir nie wieder Äpfel essen sollen.
Von Samuel lesen wir, dass er von Gott Botschaften erhielt, die anderen Menschen galten;
z.B. Saul (dem König) + dem Volk. Damit die Weitergabe solcher Botschaften gelingt, ist es
wichtig einige biblische Leitplanken zu berücksichtigen:
IV.
Kriterien zum Prüfen + Umgang mit dem Reden Gottes durch ‚prophetische
Eindrücke/Worte‘
Allgemeiner Hinweis: Um gleich einem Missverständnis vorzubeugen: Es geht nicht nur
darum, die prophetischen Worte zu prüfen. Jedes Wort aus unserem Mund soll wahr und
richtig sein. Unsere Zunge soll nicht wie eine Quelle sein, aus der gleichzeitig gutes und
schlechtes Wasser hervorquillt; das den Durst löscht und gleichzeitig krank macht; das
aufbaut und zerstört.
4
Eines Tages kam ein Bekannter zum griechischen Philosophen Sokrates.
"Höre, Sokrates, ich muss dir berichten, wie dein Freund...." "Halt ein" unterbrach ihn der
Philosoph. "Hast du das, was du mir sagen willst, durch drei Siebe gesiebt?"
"Drei Siebe? Welche drei Siebe?" fragte der andere verwundert. "Ja! Drei Siebe! Das erste
ist das Sieb der Wahrheit. Hast du das, was du mir berichten willst, geprüft ob es auch
wahr ist?" "Nein, ich hörte es erzählen, und..." "Nun, so hast du es sicher mit dem zweiten
Sieb, dem Sieb der Güte, geprüft. Ist das, was du mir erzählen willst - wenn es schon nicht
wahr ist - wenigstens gut?" Der andere zögerte. "Nein, das ist es eigentlich nicht. Im Gegenteil....." "Nun", unterbrach ihn Sokrates. "so wollen wir noch das dritte Sieb nehmen
und uns (Sieb) fragen ob es notwendig ist, mir das zu erzählen, was dich so zu erregen
scheint." "Notwendig gerade nicht...." "Also", lächelte der Weise, "wenn das, was du mir
eben sagen wolltest, weder wahr noch gut noch notwendig ist, so lass es begraben sein
und belaste weder dich noch mich damit."
Die gängige prophetische Redeformel im AT war: „So spricht der Herr.“ „Samuel sagte zu
Saul: Der Herr hat mich geschickt, um dich zum König über sein Volk zu salben. So höre
nun auf die Stimme des Herrn! So spricht der Herr; …gehe hin und kämpfe gegen Amalek!“
1. Sam. 15, 1
Vorbei sind die Zeiten (!) des AT/NT, in der Menschen aufstehen und sagen: „So spricht
der Herr; ihr sollt jetzt dies, oder das tun, oder nicht tun…“
Einige Leitlinien zum Prüfen der Person bzw. der Botschaft:
Person: Wer steht im Mittelpunkt? Prophetie wird immer Jesus verherrlichen und ihn im
Zentrum haben, denn das ist das grosse Anliegen des Heiligen Geistes (Joh. 16,12-15). Wie
bei allen geistlichen Gaben (1.Kor.12,7) und Ämtern (Eph.4,11-13) geht es bei der Prophetie nie darum, den Menschen gross zu machen.
• Wird das prophetische Wort in einem Geist der Liebe gegeben oder getan?
• Niemand hat das Recht, ungefragt in das Leben von anderen sprechen.
• Ist Jesus der Herr im Leben der prophetisch dienenden Person?
• Unterstellt sich die Person der Leitung der Gemeinde oder des Anlasses?
• Erlaubt die Person anderen zu beurteilen, was sie gesagt oder getan hat?
• Hat die Person Kontrolle über sich selbst, wenn sie dient?
• Wie sind die Früchte des bisherigen Dienstes dieser Person?
5
• Zur Entwicklung der prophetischen Gabe ist es gut, wenn man in einem ‚sicheren‘
Umfeld lernt, wo man auch Fehler machen kann (Hauskreis, Ehe, unter guten
Freunden).
Botschaft (Inhalt):
• Kein aktuelles prophetisches Wort ist dem geschrieben Wort Gottes gleichzustellen!
An ihm müssen alle ‚aktuellen Worte‘ geprüft werden. Gottes Wort ist und bleibt
der Massstab. Stimmt die Prophetie mit dem geschriebenen Wort Gottes überein?
Allem, was der Schrift widerspricht, sollen wir keinen Raum geben (prüft alles + das
Gute behaltet).
• Prüfe den Zusammenhang in dem die Prophetie steht und ob sie eine Bestätigung
dessen ist, was Gott bereits tut.
• Prüfe die Prophetie, indem du ihren Nutzen beurteilst: Dient sie der Erbauung, der
Ermahnung, dem Trost der Gemeinde?
Zum Schluss die Frage: Was bedeutet dieses Wort Gottes für uns? Was tun wir? Was ich
tue kann ich euch sagen:
• reden mit dem Gott der hört (die Sünde der Gebetslosigkeit/Armut überwinden)
• Ich lege falsche Vorurteile gegenüber dem prophetischen Reden Gottes ab; sie sind
wie Fallobst, das ich aufbewahre. Ich will (wie Samuel) hineinwachsen in das hören
auf den Gott der redet.
• Ich will das tun, was er sagt. Was immer es auch ist. Denn Gehorsam ist besser als
Schlachtopfer!
• Sokrates: „Wenn das, was wir weitersagen weder wahr noch gut noch notwendig ist,
so lass es uns ans Kreuz bringen, damit es weder dich noch mich belastet.
Literaturhinweis: Kursheft „Gottes Stimme hören – für sich und andere“ von Mike Riches
und Tom Jonez
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