Der Mittlere Weg - beim Buddhistischen Bund Hannover

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D e r M i t t l e re We g
majjhimâ - patipadâ
Zeitschrift des Buddhistischen Bundes Hannover e.V.
Gemeinnütziger Verein · Zentrum: Drostestraße 8 · 30161 Hannover
48. Jahrgang September-Dezember 2016
Nr. 3
L
aufe nicht der Vergangenheit nach und verliere
Dich nicht in der Zukunft.
Die Vergangenheit ist nicht mehr.
Die Zukunft ist noch nicht
gekommen.
Das Leben ist hier und jetzt.
Heftpreis 3,00 €
(Siddhartha Gautama)
L
erne loszulassen, das ist
der Schlüssel zum Glück.
W
(Siddhartha Gautama)
erdet Vorübergehende
(Thomasevangelium,
Jesus Logion 42)
Programm und Einladung
Buddhistischer Bund Hannover e.V. - Drostestraße 8 (Nähe Lister Meile)
Veranstaltungen von September - Dezember 2016
02.09.
Freitag
19 -21 h
Vortrag von Michael Harbecke
Das Dhamma der Satipatthana Sutte. Woran erkennen wir die Gesetzmäßigkeit des Dhammas in dieser Sutte? Der Referent untersucht diese Gesetzmäßigkeit anhand des Sutras von der Achtsamkeit auf den Atem.
03.09.
Samstag
10 - 16 h
Dhamma-Praxis-Tag mit Michael Harbecke | Wir bereichern unser Verständnis von Dhamma in meditativer Praxis. Kleinigkeit zum Mittagessen
mitbringen. Teilnahme auf Spendenbasis – bitte rechtzeitig anmelden.
04.09.
Sonntag
10 - 16 h
Achtsamkeitstag - mit Anagarika Vupasama und Claudius Eßmann
im Lilienhof, Nienburger Bruch 10, 31629 Estorf, südlich von Nienburg –
Zusammen verbringen wir einen gemeinsamen Tag in Achtsamkeit z.B. mit
Meditation, Austausch, achtsames Essen, Gehmeditation, Qi Gong.
04.09.
Sonntag
15:30 - 19:30 h
Mit Buddhaohren zuhören
Halbtagesseminar mit Christoph Hatlapa | Veranstalter: Buddhistische
Gemeinschaft Chöling e.V. in Zusammenarbeit mit Rigpa
Ort: Pagode Vien Giac, Karlsruher Str. 6, 30519 Hannover
Informationen: www.choeling.de; Teilnehmergebühr: Spende
09.09.
Fr 19 - 21 h
Buddhismus kennenlernen
Informationsabend für Interessierte, Ort & Infos wie am 04.09.
10.09.
Samstag
10 - 17 h
Gemeinsam einen Tag im achtsamen Verweilen verbringen
Heute wird unsere Übungspraxis im Geiste der meditativen Bewegungsübungen aus dem Kum Nye, dem tibetischen Heilyoga und der Einsichtsmeditation von Johannes angeleitet - eine Erfahrung von Entspannung
und Erkenntnis in Bewegung und Stille. Geeignet ist unser Übungstag für
Neuinteressierte ebenso wie für schon erfahrene Meditierende.
Bitte etwas zum gemeinsamen Mittagsimbiss mitbringen.
Teilnahme auf Spendenbasis - bitte rechtzeitig anmelden.
17.09.
Samstag
10 - 18 h
Einführung in den Einsichtsdialog mit Bhante Sukhacitto
Achtssamkeit und Geistesruhe werden durch diesen Dialog in die Interaktion mit anderen eingebracht. Veranstalter: Kalyana-Mitte, spirituelle
Freundschaft, Gothami & Malooh Haberstroh – Ort: Lister Meile 35a
(Hinterhaus) – Teilnahme auf Spendenbasis
20.09.
Dienstag
19 - 21:30 h
Geistesschulung im Alltag: Wie kann ich mein Leben als Meditation
gestalten | Vortrag, Meditation und Austausch mit Bhante Sukhacitto
Unser Dhamma-Kreis wird an diesem Abend durch Bhantes reichhaltige
Praxis-Erfahrung bereichert. - Teilnahme auf Spendenbasis
25.09.
Sonntag
15 h
Info-Nachmittag Buddhismus | Buddhistische Orientierungshilfe und
Erfahrungsaustausch über die Lehre des Buddha. Das Gesprächs-Thema
richtet sich vorwiegend nach den Fragen der Teilnehmer. Interessierte
und Suchende sind herzlich willkommen. Bitte pünktlich erscheinen,
späterer Einlass nicht möglich. Praxis-Gruppen im Internet www.buddhahannover.de. Anfragen unter Tel. (0511) 47 14 09 (Bernd Weber)
01.10.
Samstag
10 - 13 h
Achtsames Leben | Die Praxis der Achtsamkeit in der Tradition von
Thich Nhat Hanh wird mit stillen Meditationen und Impulsen für den Alltag
von Jan-Michael Ehrhardt geleitet. Teilnahme auf Spendenbasis - bitte
rechtzeitig anmelden.
08.10.
Sa. 10 - 17 h
Gemeinsam einen Tag im achtsamen Verweilen verbringen | Meditative Übungen in Stille und Bewegung mit Johannes – wie am 10.09.
09.10.
Sonntag
10 - 19 h
Buddhistischer Sonntag mit Wolfgang Krohn, Hamburg | Thema:
Der Buddha – ein Arzt, die Lehre – eine Medizin, der Mensch – der
Patient. - Vortrag, Gespräche und Körperübungen. Bitte leichte, lockere
Kleidung und etwas zum gemeinsamen Mittagessen mitbringen, Tee wird
gereicht – auf Spendenbasis (Dana) - bitte rechtzeitig anmelden.
14. - 16.10.
Fr. 18:00 h bis
So. 17:00 h
Studien-Sesshin mit Zen-Meisterin Dagmar Doko Waskönig
Anmeldung: Tel. 0511-864871 - Beitrag 105 € | Samstag-Vormittag: Prof.
Dr. Peter Antes (Religions-Wiss., Hannover): Das Gewaltpotential der
Religionen; Nachmittag: Dr Michael Gerhard (Univ. Mainz, Präs. Der
Schopenhauer-Ges.): Der Buddha in Frankfurt und seine Jünger in
Deutschland | Beide Vorträge können gesondert besucht werden – Beitrag: 25 € | Sonntag: Dagmar Doko Waskönig, Vormittag: Das Herz-Sutra
(Hannya Shingyo), Nachmittag: Das Mahlzeiten-Sutra
18.10.
Die. 19 - 21:30 h
Fortsetzung des Themas vom 20.09.
Geistesschulung im Alltag mit Bhante Sukhacitto
Programm - Fortsetzung folgt auf Seite 30
majjhimâ - patipadâ 3 - 2016
-2-
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majjhimâ - patipadâ 3 - 2016
Inhalt
Programm Teil I
Seite
2
Impressum
4
Editorial
5
Hans Wolfgang Schumann
Buddhismus - Philosophie zur Erlösung
6
Axel Rodeck
Die Epochen des Buddhismus 9
Axel Rodeck
Grenzsteine 16
Ulrich Beck
Die Sorge um den Nachwuchs ein Hindernis auf dem spirituellen Weg?
Der Mittlere Weg
majjhimâ - patipadâ Nr.3/2016
Herausgeber:
Buddhistischer Bund Hannover e.V.
Drostestr. 8, 30161 Hannover
Tel. + Fax: 0511 / 3 94 17 56
E-Mail: [email protected]
Internet: www.buddha-hannover.de
17
Willfred Hartig (Buchbesprechung)
Hellmuth Hecker: Blüte und Verfall im Hinayanaund im Mahayana-Buddhismus www.facebook.com/BuddhistischerBundHannover
21
Ajahn Brahm
Der mexikanische Fischer
Redaktionsteam: Rother Baumert,
Axel Rodeck, Michael Schmidt, Rajah
Wirasekara, York-Victor Reith
23
Satz u. Gestaltung:
25
York-Victor Reith | Computer-Schule
www.hannover-computer-schule.de
Michael Funk
Treffen der Theravada-AG in Hannover
Vortragsabende und Meditationstage
mit Sr. Mudita im BBH
Auch das noch...
26
27
Sangha des buddh. Mönchs Thich Nhat Hanh
28
Die dritte Erdberührung
Die vier edlen Wahrheiten
29
Programm Teil II
30
Druck: Lps-digital, Hannover
Auflage: 500
Spendenkonto:
Buddhistischer Bund Hannover e.V.
Postgirokonto: Postbank Hannover
IBAN: DE07 2501 0030 0018 0183 03
BIC: PBNKDEFF
Abbildungen:
pixabay.com: Titelbild, S.5,20,22,24,28,
29; lilien-hof.de: S.15; Axel Rodeck:
S.16,17; Michael Funk: S.25; Wolfgang
Schumann: S.7; Archiv: S.6,8,22,23.
„Der Mittlere Weg - majjhima patipada“
ist für Mitglieder kostenlos. Ein Anspruch
auf Lieferung besteht nicht. Namentlich
gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
Der Nachdruck ist nur mit Genehmigung
gestattet. Ein Belegexemplar wird erbeten.
Anreise zum BBH mit öffentlichen Verkehrsmitteln:
Das Buddhistische Zentrum in der Drostestr. 8 ist gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen: mit den Linien 3, 7 und
9 ab Hbf (Tiefebene) bis zur ersten Haltestelle „Sedanstr./Lister
Meile“, dann zu Fuß die Lister Meile hoch, rechts in die Drostestr. einbiegen; mit den Bus-Linien 121, 128, 134, 100, 200 bis
Haltestelle „Lister Platz“, zu Fuß die Lister Meile hinunter.
majjhimâ - patipadâ 3 - 2016
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Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Fotos übernehmen wir keine
Gewähr. Notwendige Kürzungen versu-
chen wir vorher mit den AutorInnen
zu besprechen. Texte und Bilder, wenn
möglich, bitte auf CD zusenden oder per
Editorial
Liebe Leserinnen und Leser!
Warum haben Sie sich zum Lesen dieser
Zeilen entschieden? Doch sicherlich, um
- über die in diesem Heft enthaltenen Beiträge hinaus - etwas von deren „Machern“
und ihrem Verein „BBH“ zu erfahren. In
diesem Sinn verstehen Sie bitte unsere
Aussage, dass auch unser Verein nicht frei
ist von Querelen, wie sie wohl in jeder Organisation vorkommen, sei sie auch dem
Gedanken der „Liebenden Güte“ verpflichtet.
Mit diesen Vorbemerkungen leiten wir über
zu einer Feststellung: Ja, es hat im Zentrum
in der Drostestraße 8 Meinungsverschiedenheiten gegeben, die zu einer Trennung
von jahrzehntelang gepflegten Strukturen
geführt haben. Das Zen Dojo Shobogendo
wird sich von der Wohnungsgemeinschaft
mit dem BBH, mit dem es einen Untermietvertrag hatte, lösen und in ein eigenes
Zentrum umziehen. Dies hat nicht zuletzt
auch finanzielle Konsequenzen.
Wir wollen diese sicherlich reiflich überlegte Entscheidung akzeptieren und den
bisherigen Nachbarn für die Zukunft alles
Gute wünschen. Wir wissen ja, dass alles
vergänglich ist und auch der BBH nicht
ewig bestehen wird. Doch mag uns Zuversicht geben, dass hierüber schon seit über
10 Jahren und erst recht seit vielen Mitgliederversammlungen lamentiert wird…
Vielleicht waren die erlebten Disharmonien auch der Grund für einen bedauerlichen
Irrtum, für den wir um Entschuldigung bitten: Wir legten den Heften DMW 2/2016
ältere, inzwischen nicht mehr zugelassene
Überweisungsträger bei. Die beauftragten Geldinstitute wiesen die Aufträge unter Hinweis auf die „Vordruckrichtlinien
für SEPA-Überweisungen“ zurück. Um
freundliche Nachholung fehlgeschlagener
Überweisungen wird höflichst gebeten.
Doch genug der Selbstkritik. Wir empfehlen die Lektüre der folgend abgedruckten
Aufsätze, diesmal bildet wieder die buddhistische Philosophie einen Schwerpunkt.
Und konfessionsübergreifend möchten wir
Ihnen mit diesem letzten Heft des Jahres
2016 geruhsame Weihnachtsfeiertage wünschen.
Zur Beachtung: Bitte erkundigen Sie sich
bei Veranstaltungen des Zen Dojos Shobogendo, ob es bei den in diesem Heft genannten Terminen und Örtlichkeiten bleibt!
Mit herzlichem Gruß
Ihre Redaktion
A.R.
Allen Spendern herzlichen Dank, die uns durch ihre Gabe
eine Fortsetzung der Vereinsarbeit ermöglichten!
Email (s.o.).
-5-
majjhimâ - patipadâ 3 - 2016
Buddhismus – Philosophie zur Erlösung
von Hans Wolfgang Schumann
Neue Weltbetrachtung
Es sind die Grenzsituationen, deren Erlebnis die frühindische Philosophie ins Leben
rief. Krankheit, Alter und Tod, sie sind die
Grenzen, über die der Mensch nicht hinauskann. Oder gibt es doch einen Ausweg
aus ihnen? Dies ist die Frage, die indische
Denker beschäftigt.
Im 6./5. Jh.vor Chr. wird die Natur beobachtet, eine neue Bewußtseinshaltung erreicht. Das Denken in Bildern wird durch
das Denken in Begriffen abgelöst; der
Mensch erwacht zur Ratio.
Von den Weltsystemen richtet sich der
Blick auf den Menschen. Der Dharma
(dhamma) wird entdeckt, die Gesetzlichkeit der Erscheinungen. „Die Wesen
sterben“ – das wird beobachtet; „ …und
gelangen in eine jenseitige Welt“ – das
wird gefolgert. Wohin gelangen sie dann?
Neuerlich auf die Erde, ist die Antwort. Die
Lehre von der Wiedergeburt ist entstanden
und wird bald im indischen Kulturraum als
Naturgesetz angesehen. Aber wie vollzieht
sich der Vorgang der Wiedergeburt? – In
den Antworten unterscheiden sich die indischen Philosophiesysteme grundlegend.
Ursache und Wirkung
„Wenn jener beobachtete Faktor des individuellen Daseins existiert, was ist seine
Voraussetzung? Was ist die Voraussetzung
dieser Voraussetzung?“ – Das Ergebnis
dieser Fragestellung weist über die gegenwärtige Existenz hinaus in Vergangenheit
und Zukunft.
Die existierende empirische Persönlichkeit
ist nur ein Ausschnitt aus einer Reihe von
Ein neues Problem taucht auf: Wenn die
Individualität nur ein Erlebnisphänomen
ist, wer ist dann der Träger der Erkenntnis
vom Leiden? – Die empirische Persönlichkeit, erwidert der Buddha: Trotz ihres
Bestehens aus sich ablösenden kurzlebigen
Faktoren besitzt sie genügend Kontinuität,
dass Erkenntnisse möglich sind. Trotz ihrer
Wesenlosigkeit kann die empirische Person
einsehen, dass individuelles Dasein und
Leiden identisch sind, dass es ratsam ist,
die leidhafte Faktorenkette zum Abreißen
zu bringen.
Das Phänomen Leben
Der Hinduismus, zeitlich vor dem Buddhismus entstanden, nimmt in den Wesen
eine unsterbliche Seele (atman) an, die
nach dem Tode ihres Trägers unverändert
in ein neugeborenes Wesen überwandert
und sich als dieses „reinkarniert“. Der Buddha, wissend dass nichts in der Welt ewig
ist, auch keine Seele, durchschaute diese
Wiedergeburtslehre als Irrtum und besucht
sogar Leichenäcker, um den Zerfall von
Körpern zu studieren. Er entdeckt dabei nur
Stoffe, die überall in der Natur anzutreffen
sind, nichts aber, das als Spur einer Seele
gedeutet werden könnte.
Er folgerte daraus: Es gibt keinen atman,
keine dauerhafte Seele, und formulierte
diese Erkenntnis als seine an-atman-Lehre
majjhimâ - patipadâ 3 - 2016
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konditionalen Faktoren, die aus einem unerkennbaren Anfang herkommt und sich
– wird sie nicht absichtlich gebrochen – in
die Zukunft fortsetzt. Die Faktoren, so lange sie bestehen, sind Gegenwart, das Phänomen Leben fließt wie eine Welle durch
sie hindurch. Es ist von ihnen bedingt,
aber nicht mit ihnen wesensgleich. Leben
ist Werden ohne beharrendes Sein, die sogenannte „Persönlichkeit“ ein Bündel von
Phänomenen ohne Substrat, und was der
Mensch im Gebrauch der Umgangssprache
sein Ich nennt, nur ein Erlebnisbegriff ohne
Substrat.
(Pali: anattan): Was wir unser „Leben“
nennen, hängt nicht ab vom Besitz einer
Seele, sondern ist das Ergebnis eines Vorgangs, der an uns abläuft; wir sind nicht,
sondern befinden uns in einem Zustand
pausenlosen Anderswerdens. Was der
Mensch in der Umgangssprache sein „Ich“
nennt, ist nur ein zeitbegrenztes Erlebnis
ohne realen Kern.
Abbruch der Wiedergeburtenkette
Also gibt es nach unserem Tod kein Dasein
mehr, muß man fragen. O doch, erwidert
der Buddha, aber man lebt nicht personell
weiter als der gewesene Fritz oder die verstorbene Frieda, sondern als impersonaler
Faktor für spätere Entstehnisse.
Foto und Kommentar von Wolfgang Schumann
Also ist Selbstmord zweckmäßig? – Nein,
denn Selbsttötung zerstört nur die gegenwärtige Persönlichkeit, nicht aber die Faktorenkette, die sich als Wiedergeburtenreihe auswirkt. Gründlicher, viel gründlicher
muß die Erlösung vom Leiden angestrebt
werden: Durch Vernichtung der Kräfte,
die die Kette von Daseinsfaktoren zusam-
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majjhimâ - patipadâ 3 - 2016
menhalten. Der Mensch muß sich erlösen,
indem er sich für immer von Individualität
befreit. Bewußte Reduktion der Triebe und
Süchte durch Selbstzucht und Ethik, das
ist das Mittel, mit dem dieses Ziel erreicht
werden kann.
Und die Götter? rufen einige indische Schulen dazwischen, sind sie machtlos? – Sie
sind es, antwortet der Buddhismus, auch
sie unterliegen dem Werden und Vergehen.
Der Dharma, die Naturgesetzlichkeit, die
Mechanik des Daseins ist es, nach der man
sich zu richten hat; der Mechaniker, wenn
es ihn gibt, interessiert nicht. Selbst wenn
man seiner gewiss wäre, könnte er einen
anderen Rat geben als den, dass der Erlösung Suchende sich nach seiner mechanischen Ordnung richten solle? –
Weiterentwicklung des Buddhismus
Wie ein Wirbelwind erfassen diese Gedanken das alte Indien, überfluten ganz Südasien, prägen ihren Stempel auf die Jahrhunderte unserer Zeitrechnung. Da plötzlich
dämmert ein neues metaphysisches Empfinden. Das Denken in der Immanenz wird
als beengend empfunden, ein Gespür für
das Umgreifende wird wach. Das Seinsbewusstsein wandelt sich. Man spürt im Hier
das Numinosum. Die Gewissheit, seine
Erlösung vom Leid selber selbst erwirken
zu können, wird abgelöst durch das Gefühl
der Abhängigkeit von übermenschlichen
Mächten. Neben den Buddhismus der
Erkenntnis und Selbstzucht ist der Bud-
dhismus des Glaubens und des Gebetes
getreten. –
Unser Zug durch die frühbuddhistische
Philosophie ist beendet. Lediglich die rationale Seite der buddhistischen Lehre haben
wir dargestellt; das Fluidum buddhistischer
Welterfahrung, die mit lächelndem Gleichmut am Leben teilnimmt, wurde nur angedeutet. Zum Erlebnis wird die Atmosphäre
buddhistischen Denkens erst beim Lesen
der Quellenschriften und beim Verweilen
vor den Werken der buddhistischen Kunst.
Dann wird man spüren, dass die Entstehung dieser Religion zu den großen Stunden der Geistesgeschichte gehört.
Die Epochen des Buddhismus
von Axel Rodeck
I. Achsenzeit und Hinayana
1. Paradigmenwechsel in der Welt und in Indien
a) Der Zeitraum 800 bis 200 Jahre vor
unserer Zeitrechnung, also vor rund 2500
Jahren, kann als eine Achse der Weltgeschichte (Karl Jaspers: „Achsenzeit“) angesehen werden. Es fand in verschiedenen
Gebieten der Erde ein Prozess statt, der zur
Entstehung des heutigen Menschen führte
- das mythische Zeitalter war zu Ende. In
China wirkten Laotse und Konfuzius, in
Griechenland die Philosophen von Heraklit bis Plato. In Indien lehrten Buddha und
Nataputta (genannt „Mahavira“, Begründer
des Jainismus) und in Persien Zarathustra.
Es fällt auf, dass die geistige Entwicklung
mit einer Änderung der sozialen Zustände
in diesen Ländern einherging. Selbständige Städte und reger gegenseitiger Verkehr
brachten geistige Bewegungen in Umlauf.
Weltweit also ein Paradigmenwechsel, der
Religion, Philosophie und Naturwissenschaft erfasste.
b) In Indien war die Entwicklung einer urbanen Kultur und eine Krise der
HHB Audio teilt mit, dass sie das angekündigte 60. Hörbuch
„Das buddhistische Audio Wörterbuch“ nicht wie geplant liefern können.
Nun wird in Abänderung als 60. Hörbuch „Die sieben Erwachungsglieder“ von Hellmuth Hecker angeboten, gelesen von Renate Kann. Außerdem wurde das Hörbuch
Nr. 33, „Wie Magha zum Götterkönig Sakka wurde“ neu überarbeitet und steht als 1.
Neuauflage zur Verfügung.
Siehe: www.ethik-hoerbuch.de
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THERAVADA-NEWSLETTER (143) vom 12.07.2016
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vedischen Opferkulte zu beobachten.
Die Opferzeremonien wurden immer
komplizierter und in einer dem Volk unverständlichen Sakralsprache durchgeführt. Mit den ständig steigenden Kosten
für Opfertiere und Priesterhonorare wurde
insbesondere ein verärgerter Mittelstand
belastet. So entwickelte sich im 6. Jhd. vor
unserer Zeitrechnung ein geistiger Aufbruch abseits der etablierten Kulte, der
neue Heilsziele suchte und zu noch heute
wirkenden religiösen und philosophischen
Spitzenleistungen führte.
Ein breites Spektrum von Heilssuchern
machte sich auf den Weg, von selbstquälerischen Asketen bis zu Haus und Familie in Stich lassenden Bettelmönchen. Von
den großen Lehrern wurden schon erwähnt
Mahavira und Buddha. Letzterer hatte als
Fürstensohn Siddhartha Gautama Wohlstand und Familie aufgegeben, um in der
Hauslosigkeit sein Heil zu suchen.
2. Erleuchtung und Urlehre
Der Überlieferung zufolge hatte im Jahre
528 v. Chr., in der ersten Vollmondnacht
des Monats Vesakha (April/Mai), der
35-jährige Siddhartha Gautama in einem
sich über drei indische Nachtwachen (9
Stunden) hinziehenden Prozess die Erleuchtung erlangt. In tiefer Meditation
erkannte er seine früheren Vorexistenzen,
das Naturgesetz der ethischen Kausalität
(Karmagesetz) und - während der letzten
Nachtwache, als bereits der Horizont heller
wurde - die Wahrheiten vom Leiden.
Sich die folgenden sieben Tage unter ei-9-
majjhimâ - patipadâ 3 - 2016
nem Bodhibaum ausruhend überlegte er,
ob er seine „tiefe, schwer durchschaubare, schwer zu begreifende, sachgerechte,
ausgezeichnete, bloßer Logik unzugängliche, feinsinnige, nur Gebildeten verständliche“ Lehre für sich behalten oder anderen Menschen darlegen solle. Der Buddha
entschied sich für eine Verkündung und
suchte zunächst die fünf Kameraden seiner
früheren Askesezeit auf, die bei Benares im
Wildpark von Isipatana weilten. Ihrem Vorwurf, sich von der harten Askese losgesagt
zu haben, begegnete Buddha mit der berühmten ersten Lehrrede, dem „Sutra vom
Andrehen des Dharma-Rades“.
und Heilung könne folglich nur durch Beseitigung der Gier erreicht werden. Hierzu
bot er als „Heilmittel“ acht Regeln an, den
„achtfältigen Pfad“. Wenige Tage später
erweiterte Buddha seine Lehre und stellte fest, dass entgegen der herkömmlichen
brahmanischen Tradition die Wesen keine
(ewige) Seele besitzen, die Subjekt der
Wiedergeburt sein könne. Sie sind ohne ein
Etwas, was den Tod überdauert. Die Wiedergeburt richte sich nach der Qualität der
Taten in der gegenwärtigen Existenz (Karma-Gesetz). Die hier nur knapp umrissene
Lehre wurde in den folgenden Jahren vom
Buddha vertieft und weiterentwickelt.
Er führte aus, die richtige Methode liege
nicht in den beiden Extremen Askese oder
Sinnesfreuden, sondern in einem „Mittleren Weg“. Damit bot er eine vernünftige
Alternative zu den extremistischen religiösen Ideen seiner Zeit. Er legte ebenfalls den
Kern seiner Lehre dar, welcher durch alle
Zeiten und Entwicklungen der Lehre erhalten geblieben ist, nämlich die Lehre vom
Leiden („Die vier Edlen Wahrheiten“).
Gemäß einer aus der indischen Medizin
abgeleiteten Methode, wonach der Arzt zunächst nach der Krankheit, dann nach ihrer
Ursache, dann nach der Möglichkeit von
deren Aufhebung und letztlich nach dem
Heilmittel fragte, ging der Buddha systematisch vor.
Die Beschäftigung mit der Lehre darf freilich nicht die wichtige Tatsache verdrängen, dass das von dem Mystiker letztlich
erstrebte absolute Wissen eine nicht-intellektuelle Erfahrung der Welt darstellt.
Nicht der Spekulationsweg, sondern der
Meditationsweg führt zur höchsten Stufe
mystischer Erfahrung. So wie das Studium
der Landkarte noch nicht die Erfahrung der
Landschaft selber ersetzen kann, kann die
buddhistische Lehre nur an das letzte Wissen möglichst nah heranführen. Letztlich
ist, wie D.T. Suzuki sagt, die persönliche
Erfahrung die Grundlage der buddhistischen Philosophie: „In diesem Sinne ist
der Buddhismus ein radikaler Empirismus,
welche Dialektik auch immer sich später
entwickelte, um die Bedeutung der Erleuchtungserfahrung zu sondieren.“
Er führte aus, alles Dasein sei Leiden, Ursache sei die Gier (auch „Durst“ genannt)
3. Der elitäre Charakter der Lehre
Der Buddha war überzeugt, ein ewiges
Naturgesetz wiederentdeckt und verkündet
majjhimâ - patipadâ 3 - 2016
- 10 -
zu haben. Dem Naturgesetz der von den
Taten bedingten Wiedergeburt unterliegt
jeder, gleich ob er Anhänger oder Gegner
von Buddhas Lehre ist. Insofern kann man
kaum schon von einer „Religion“ sprechen. Die neue Lehre und ihr Lehrer fanden
großen Zuspruch. Allerdings dominierten
im Orden die gebildeten oberen Schichten,
Brahmanen und Adel machten dreiviertel
der Anhängerschaft aus.
Auch in der Laienschaft waren die unteren
Schichten nur schwach vertreten. Hier dominierte der Kaufmannsstand, für den die
neue, sehr liberale Lehre mit ihrem Verzicht auf teuren Opferkult, der positiven
Einstellung zu wirtschaftlichem Handeln
wie auch der konsequenten Ablehnung
verschuldeter Personen, welche sich durch
Aufnahme in eine Religionsgemeinschaft
dem Zugriff ihrer Gläubiger entziehen
wollten, eine hohe Attraktivität besaß. Der
Indologe H.W. Schumann wagt die Schätzung, dass die Buddhisten ungefähr 15 ‌20% der Bevölkerung des mittleren Landes
ausgemacht haben.
Schon bald bestätigte sich jedoch, dass
Buddhas ursprünglicher Argwohn, ob
überhaupt jemand die komplizierte Heilslehre verstehen und das Heilsziel - das völlige Verlöschen (Nirvana) - erreichen würde, nicht unbegründet war. Zwar redete der
Buddha, anders als die Brahmanen, in der
Volkssprache und benutzte beim Aufbau
seiner Argumentation logische Verfahren
wie Gegenüberstellung und Konditionalableitung. Gleichwohl waren zur Erreichung
des Heilsziels nicht nur eine günstige karmische Destiniertheit, sondern hohes geistiges Niveau und eine auf Verzicht beruhende mönchisch-zölibatäre Lebensweise
erforderlich.
Es liegt auf der Hand, dass nur eine Minderheit diesen hohen Anforderungen genügen
konnte. Der Buddha ließ daher auch gegenüber Laien und schlichteren Gemütern im
Orden gar keinen Zweifel daran, dass sie
vorerst nur eine bessere Wiedergeburt, aber
noch nicht das in weiter Ferne liegende
Nirvana erreichen konnten. Mönchen mit
niederem Bildungsstand und Berufen wie
Fischer oder Geierabrichter getraute der
Buddha zu, dass sie zwar ethische Qualitäten, aber nur geringe Erkenntnisfähigkeit
besaßen.
Damit ergab sich ein schwerwiegendes Dilemma: Das Heilsziel der Lehre war offensichtlich nur von einer kleinen Minderheit
der Anhänger zu erreichen, während die
Mehrheit sich mit dem Streben nach einer
besseren Position im Geburtenkreislauf begnügen musste. Die religiöse Aufgabe des
Laien in diesem Leben bestand nur darin,
seinen Vorrat an Verdienst zu mehren, um
im künftigen Leben den Sprung in das von
sozialen Bindungen freie mönchische Leben vollziehen zu können.
Manche strebten daher nur nach einer besseren materiellen Welt, obwohl die Lehre
ja gerade den Verzicht auf eine solche nahe
legte. Allerdings sollte man diesen Sachverhalt auch nicht überbewerten, denn nur
selten werden alle Anforderungen einer
Religion oder Philosophie auch tatsächlich von den Anhängern erfüllt. Wie der
katholische Theologe H. Küng fairerweise
einräumt, können oder wollen auch nur die
allerwenigsten Christen ihr Leben voll und
ganz nach der Bergpredigt gestalten.
- 11 -
majjhimâ - patipadâ 3 - 2016
Nach dem Tode Buddhas wurde seine Lehre fortentwickelt, insbesondere hinsichtlich
der insubstantiellen Daseinsfaktoren (dharmas), aus welchen sich die Welt zusammensetzt. Weil die elitäre Lehre nur Weni-
gen die Reise über den Strom des Leidens
ans andere Ufer ermöglichte, wurde sie etwas geringschätzig als „Kleines Fahrzeug“
(Hinayana) bezeichnet.
II. Von der Elitelehre zur Massenreligion
1. Erneuter Paradigmenwechsel
Die Lehre Buddhas war nicht nur schwer
verständlich. Ihre Kultlosigkeit entsprach
auch nicht den religiösen Bedürfnissen der
Masse der Anhänger. In einer Umwelt, in
der die buntesten Kulte und Rituale angeboten wurden, in der Wunderglauben und
Reliquienverehrung herrschten, fiel es
schwer, die Laien bei der Stange zu halten.
Viele nutzten zusätzlich die Zauberwelt der
Hindu-Umgebung und ihrer Götter.
Auch wurde zunehmend die Frage gestellt,
warum denn das baldige Heil nur wenigen
Asketen und nicht allen Menschen offenstehen solle. Die schon im Urbuddhismus
latent vorhandene Grundspannung zwischen mönchischer und laikaler Existenz
kam damit zur Auswirkung. Die Heilslehre
für wenige Erlösungsegoisten, die meist
aus privilegierten Bürgerschichten stammten, ließ sich nicht aufrechterhalten.
Wie Max Weber ausführt, konnten Bauern
und Kleinbürger mit den Produkten der
Erlösungslehre der vornehmen Bildungsschicht nichts anfangen: „Die Art der Erlösung, die dem Bettelmönch versprochen
wurde, war nicht nach dem Geschmack
sozial gedrückter Schichten, die ein Entgelt im Jenseits verlangt hätten“. Wie E.
Conze schreibt, war das Mahayana schon
„vorbereitet durch das Erschöpftsein der
alten Impulse, die immer weniger Heilige
(arhats) hervorbrachten, durch die Spannungen innerhalb der Lehren, die sich nach
Buddhas Tod entwickelt hatten, und durch
die Forderung der Laienschaft nach mehr
Gleichberechtigung mit den Mönchen“.
Die Zeit war also reif für die Ablösung
(oder Ergänzung) des „Kleinen Fahrzeugs“
(Hinayana) durch ein „Großes Fahrzeug“
(Mahayana), für einen Paradigmenwechsel, für eine neue Drehung des Rades der
Lehre.
2. Das Mahayana
a) Hundert Jahre nach Buddhas Tod
hatte es auf dem 2. Buddhistischen Konzil (383 v. Chr.) erstmals Meinungsverschiedenheiten gegeben, die zu verschiedenen
Lehrrichtungen
führten.
Die trotzdem freundschaftlich gebliebenen
Beziehungen der Anhänger verschiedener
majjhimâ - patipadâ 3 - 2016
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Richtungen verschlechterten sich aber, als
im 1. Jhd.v.Chr. neue Schriften verfasst
wurden, die als wahre Worte Buddhas
ausgegeben wurden. In der Überzeugung,
dass Buddhas Lehre immer wieder neuer
Formulierungen bedarf, um den Bedürfnissen neuer Zeitalter, neuer Generationen
und neuer sozialer Gegebenheiten gerecht
zu werden, wurde von den Autoren eine
großartige Literatur geschaffenen. Hierzu
gehörte vor allem - begünstigt durch einen
Aufschwung der Schreibkunst - die PrajnaParamita-Literatur.
denten Buddhas angesehen, welcher der
universale, übernatürliche Heilsbringer und
Herr über Zeit und Raum ist. Transzendente Buddhas sind Hüter außerirdischer Paradiese und nur spirituell, nicht aber mit den
Sinnen erfahrbar.
Proteste der Anhänger der alten Lehre gegen die neuen „Irrlehren“ wurden heftig
zurückgewiesen. Es hieß, der historische
Buddha habe in Hinblick auf das beschränkte Erkenntnisvermögen der damaligen Mönche nur einen Teil der Wahrheit
verkündet. Erst jetzt sei die Menschheit
für die vertiefte Wahrheit reif und aufnahmebereit. Freilich entspricht es buddhistischer Friedfertigkeit, dass der Streit
der Mönche nicht zu sehr eskalierte: Zank
mit einem Hinayanin, so wurden die Mahayanins ermahnt, behindere die Erlösung
und solle deshalb vermieden werden. Die
zweite Drehung des Rades der Lehre war
erfolgt, das „große Fahrzeug“ war in Betrieb genommen worden.
Das erste der beiden großen Denksysteme
des Mahayana ist die Leerheitsphilosophie:
Wenn die empirische Person, die Dinge
der Welt und sogar das Nirvana ohne Seele
und Eigennatur, also „leer“ sind, dann ist
„Leerheit“ die verbindende Klammer und
das allem immanente Absolute. Da es die
Unwissenheit ist, die den Menschen an
der Erkenntnis seiner Leerheit und damit
an der Erlösung hindert, muß er zu einer
„Weisheit“ (prajna) gelangen, die „hinübergegangen“ (paramita) über die Alltagsvernunft ist. Den Weg weisen die „Prajnaparamita-Sutras“.
b) Was war aber der so aufregende Inhalt der neuen Lehren? Das Ideal ist nun
nicht mehr der Arhat (Pali: Arahat), der in
die Einsamkeit gezogene Erlösungsegoist,
sondern der „Bodhisattva“ („Erleuchtungswesen“), der aus Mitleid mit den Wesen
freiwillig im Diesseits bleibt, um zu helfen.
Dass Bodhisattvas dem Heilssucher unheilsames Karma aus dem Weg räumen, war
mit der alten Lehre unvereinbar, wonach
das Karma immer seinen Urheber trifft und
Erlösungshilfe durch andere nicht möglich
ist.
Der historische Buddha wird jetzt abqualifiziert und als Scheinleib eines transzen-
Das andere, spätere Denksystem ist die Bewusstseinslehre (Yogacara): Waren die Anhänger der Weisheitslehre mehr intellektuell auf eine Analyse der Objekte aus, um
deren Leerheit nachzuweisen, wenden sich
die Yogacarins meditativ nach innen. Nicht
die Leerheit, sondern das Denken wird als
das Absolute angesehen. In tiefster innerer
Ruhe stellen sie fest, dass es gar keine äußeren Objekte gibt, vielmehr sind alle Dinge und Gedanken ausschließlich Geist. Die
Vielfalt äußerer Dinge ist bloße Vorstellung, nichts als Idee. Die höchste Einsicht
ist erreicht, wenn alles als reine Halluzination gesehen wird: Die Welt (und somit
auch das Leiden) ist nichts als ein Traum
und auch der Träumer ist nur geträumt.
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3. Das Tantrayana
Das Tantrayana will die Leidensbefreiung
durch die Macht des Wortes und die Vorstellungskraft des Geistes verwirklichen.
Die Anfänge des Tantra („Gewebe“) gehen in die früheste Zeit der Menschheitsgeschichte zurück, wo Ackerbau treibende
Gemeinschaften von Magie und Zauberei
erfüllt waren, Menschenopfer darbrachten,
eine Muttergottheit anbeteten und Fruchtbarkeitsriten ausübten. Der Aufnahme hieraus hervorgegangener Gedanken in den
Buddhismus im 6. Jhd.n.Chr. liegt wieder
ein Paradigmenwechsel zugrunde: Der
Buddhismus befindet sich in einer Defensive gegenüber dem wieder vordringenden
Hinduismus.
Von den Randgebieten seiner Verbreitung
(Bengalen) dringen esoterisch-okkulte
Praktiken vor, welche auf die breite Masse stärkere Anziehung ausüben als akademisch-intellektuelle Spitzfindigkeiten.
Nachdem schon mit der Yogacara-Lehre
- offensichtlich bis heute - alle intellektuellen Möglichkeiten des Buddhismus
ausgereift waren, ist das Tantrayana die
letzte schöpferische Leistung des indischbuddhistischen Denkens und bewirkte die
3. Drehung des Rades der Lehre.
Das Vajrayana („Diamantfahrzeug“) beinhaltet eine um 750 n.Chr. erfolgte Systematisierung früherer Lehren. Sein erotischer
Mystizismus und die Betonung des weiblichen Prinzips deuten auf die dravidische
Schicht der indischen Kultur hin, in der der
Kult der Dorfgöttin die matriarchalische
Tradition der Muttergöttin besser erhalten
hatte als in der vedischen Religion.
Anders als der bisherige, für jeden Interessenten offene Buddhismus unterscheidet
das Tantra streng zwischen Eingeweihten
und Nichteingeweihten. Entsprechend wird
scharf zwischen esoterischer und exoterischer Lehre getrennt. Nicht aus Büchern,
sondern nur von einem persönlichen Guru
kann man die Rituale und Formen der Anbetung lernen. Das sind hauptsächlich Rezitation von Zaubersprüchen und Mantras,
rituelle Tänze und Handbewegungen sowie
die Selbstidentifizierung mit Gottheiten
durch ein System von Meditationen. Denn
jede Magie geht davon aus, dass man mit
Hilfe von Identifikation an der magischen
Kraft einer Gottheit teilnehmen kann. Zie1
all dieser sakralen Übungen ist es, sich den
kosmischen Kräften anzugleichen und sie
für das buddhistische Endziel der Selbstauslöschung nutzbar zu machen.
4. Weitere Entwicklungen außerhalb Indiens
Die durch die Andrehung des Rades der
Lehre geschaffene 1. Periode des Buddhismus konzentrierte sich auf psychologische
Fragen, auf die Erlösung durch Selbstdisziplin. Die zweite Drehung schuf das
Mahayana mit seinen ontologischen, d.h.
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auf das Wesen der Wirklichkeit bezogenen Fragen. Die dritte und letzte Drehung
durch das Tantrayana hatte kosmische Fragen zum Gegenstand und führte die Mittel der magischen Tradition ein. Zeitlich
parallel zum Tantrayana entwickelten sich
a) der Meditationsbuddhismus und b) der
Glaubensbuddhismus, ohne dass jeweils
von einer weiteren Drehung des Rades der
Lehre gesprochen wird.
a) Die chinesische Ch‘an - Sekte (Sanskrit dhyana = Meditation) baute auf der
Metaphysik des Mahayana auf und passte
sie den chinesischen Bedingungen an. Die
Lehre wurde um 1200 nach Japan gebracht
und dort als „Zen“ bezeichnet. Dem damaligen Zeitgeist entsprechend war auch
der Ch’an- Buddhismus - wie das Tantra
- gegen den traditionellen Buddhismus gerichtet, wobei er streng eine Vereinfachung
und Verinnerlichung verfolgte. Er leugnet,
ja verachtet geradezu die Autorität aller
Schriften, da die letzte Wahrheit sowieso
nicht mitteilbar sei. Er ist jeder metaphysischen Spekulation gegenüber feindlich
eingestellt, dem Theoretisieren abgeneigt
und möchte vernunftgemäßes Denken
möglichst ausschalten.
Gegenüber dem durch Lesen oder durch
wissenschaftliche Betätigung erworbenen
Wissen hat das intuitive Wissen einen hö-
heren Rang. Hierzu verhilft ausschließlich
die Meditation.
b) Der seit dem 4. Jhd. in China heimische Kult des Amitabha - dieser ist von
den vier den Himmelsrichtungen zugeordneten Buddhas der des Westens - verspricht
Erlösung durch vorherige Wiedergeburt in
einem Zwischenparadies (sukhavati). Ist
man erst einmal dort, kann man ungestört
und in Muße die zur Erlösung benötigten
Qualitäten entwickeln. Der Glaube - dieses
Wort ist aber im Sinn von „liebender Hingabe“ zu verstehen - ist die Kerntugend, die
unfehlbar zur Wiedergeburt im Buddhaparadies führt. Das gilt nach späterer Ansicht
unterschiedslos für alle Menschen, gleich
ob klug oder dumm, moralisch oder unmoralisch - dank Amitabhas Gnade. Erstmals
herrscht also die Vorstellung, dass Moral
gegenüber dem Glauben bedeutungslos
sei. Jetzt ist auch für die große Masse des
Volkes, die sich nicht wie die Elite religiöser Aristokraten aus der Welt zurückziehen
kann, ein trotz Alltagsmühsal beschreitbarer Heilsweg zur Erlösung gegeben - eine
geradezu demokratische Tendenz.
Lilienhof - Laienkloster
Achtsamkeit, Sitz- und Gehmeditation,
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Spirituelle Leitung: Anagarika Vupasama (Hanna Woitzik)
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- 15 -
majjhimâ - patipadâ 3 - 2016
Grenzsteine
von Axel Rodeck
Im letzten „Mittleren Weg“
(Heft 2/2016) hatten wir
davon berichtet, wie
Tief im Süden des
Staates
Thailand mit Buddhaparks oder
Buddhastatuen
offensichtlich
Grenzmarkierungen geschaffen
werden sollen. Das
gilt insbesondere dort,
wo Vermischungen von
Moslems und Thais erfolgen und
es um den Religionsfrieden der verschiedenen Bevölkerungsteile geht. Wir hatten von
einer 45 m hohen marmornen Buddhafigur
berichtet, die bei der (ebenfalls zahlreiche
Tempel besitzenden) Gemeinde Chalong
errichtet worden ist.
Es ist kaum zu glauben, dass sich das
Staatsgebiet Thailands vom tiefen Süden
mit seiner muslimischen Umgebung über
mehr als 1.000 km Luftlinie nach Norden
erstreckt. Hier bedrohen keine muslimischen Nachbarn mehr den Buddhismus,
sondern auf der anderen Seite des Flusses
Mekong, in Laos, leben Menschen, die sich
trotz jahrelanger kommunistischer Diktatur
zum Buddhismus bekennen. Gleichwohl
ist offenbar auch hier eine thailändische
Tendenz ersichtlich, den eigenen politischen und kulturellen Einflußbereich durch
religiös verbrämte Grenzbauten zu dokumentieren.
majjhimâ - patipadâ 3 - 2016
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Stupa in der Strommitte
Richten wir daher einmal unsere Aufmerksamkeit auf die kleine Stadt Nong Khai. Sie
liegt idyllisch am Strom Mekong, der hier
majestätisch vorbeifließt. Gehen (oder fahren) wir auf gut ausgebauter Promenade
nach Osten und beobachten wir die Mitte
des Stromes, so erkennen wir einen seltsamen kleinen Felsen, der genau in der Srommitte (also an der Grenzlinie zu Laos) herausragt und bunt geschmückt ist. Schweift
unser Blick dann zurück auf das Flußufer,
so erkennen wir, direkt am Ufer, einen hübschen buddhistischen Tempel (s. Bilder).
Was ist denn da los?
Die seltsame Felsnadel in der Strommitte
– bei Hochwasser nicht mehr erkennbar –
nennt sich Phrathat Klang Nam. „Phrathat“
bedeutet „Stupa“ und dieser enthielt angebliche Reliqien Buddhas, die einer alten Legende zufolge dort lagerten. Wieso
die Anlage unterging, ist nicht bekannt.
Jedenfalls hat eine UnterwasserExpedition ergeben, dass der
Stupa eine 17,2 m betragende Breite und eine
Höhe von 28,5 m hatte. Es wird geschätzt,
dass das Konstrukt
vor ungefähr 500
Jahren gebaut worden war. Dass am
thailändischen Ufer
ein hübscher Tempel in Höhe des
untergegangenen
Gebildes steht, wird
den Wanderer erfreuen. Wenn die Buddhisten am Mekong schon vor
500 Jahren von Unterwanderungsbefürchtungen befallen
gewesen sein sollten, so war ein in der
Strommitte plazierter Stupa sicherlich ein
eindrucksvolles, aber auch durch Natur-
kräfte gefährdetes Grenzzeichen. Nachdem jetzt gar eine gewaltige
„Brücke der Freundschaft“
täglich vielen Menschen
den Zugang zum Nachbarland ermöglicht,
dürften hier Grenzmarkierungen ihre
Bedeutung verloren
haben. Allerdings
lassen die mörderischen Bombenattentate der letzten Zeit Zweifel
aufkommen, ob in
diesem als friedlich
angesehenen „Buddhaland“ wenigstens
die Grundsätze menschlichen Zusammenlebens gewahrt bleiben.
Foto: Tempel am Ufer
Die Sorge um den Nachwuchs –
ein Hindernis auf dem spirituellen Weg?
von Ulrich Beck
Die Frage, ob im weltlichen Leben als
Hausmann oder Hausfrau, als Vater oder
Mutter mit den gleichzeitigen mannigfaltigen Aufgaben, die eine Familie mit sich
bringt, und ob ein spiritueller Weg mit dem
Ziel der befreienden Einsicht möglich ist,
hat bereits die Menschen vor langer Zeit
beschäftigt.
Schon in der Brihadayanaka Upanishad
wird die Frage gestellt: „Was machen wir
mit dem Nachwuchs, wenn wir dieses Sein
(oder Dasein) bekommen haben, diese Welt,
um in ihr zu leben?“ (Zitiert aus „Indian
Philosophy von S. Radhakrishnan, eigene
Übersetzung aus dem Englischen). Eine
Antwort auf diese Frage ist seltsamerweise nicht zu finden. Hart anmutende Worte sind im buddhistischen Khaggavisana
Sutta (Kuddaka Nikaya) zu finden, in dem
Familienleben und soziale Kontakte strikt
abgelehnt oder sogar verworfen werden:
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„Wer ein Sozialleben führt, dem erwachsen
Zuneigungen, und diesen folgt der Schmerz
(oder das Leiden). (Eigene Übersetzung
des englischen Zitats). Besser ist das Verhalten des Nashorns, welches einsam
einher wandelt. Eine weitere Botschaft
des Buddha lautet nach Vivekananda, der
den Buddha sehr verehrte (in „The Great
Teachers of the World, eigene Übersetzung
aus dem Englischen) Merzt Selbstsucht aus
und all das, was euch süchtig macht. Habt
weder Frau, Kind noch Familie. Seid nicht
von der Welt; werdet vollständig selbstlos.“ Ein weltlicher Mensch hegt die Ansicht, dass er selbstlos wird, aber wenn er
das Gesicht seiner Frau betrachtet, macht
ihn dies selbstsüchtig. Die Mutter glaubt,
dass sie vollständig selbstlos wird, aber sie
betrachtet ihr Baby, und es entsteht sofort
Selbstsucht. So verhält es sich mit allem in
der Welt.
Glücklicherweise gibt es aber auch friedfertig lautende Stimmen hinsichtlich Familie mit Kindern, wie es in dem Buch von
Fritz Schäfer „Der Buddha sprach nicht
nur für Mönche und Nonnen“ zu finden
ist. Hier heißt es auf Seite 24: Den Menschen in der Häuslichkeit hat der Erwachte
den „Mittleren Weg“ in einer ihrer Gangart angepassten Form gezeigt. Ein Risiko
wäre „Nachfolge auf Probe“ nur, wenn
man dazu Asket oder Halbasket werden
oder endgültige Veränderungen in der Lebensführung vornehmen müsste, die einem
hinterher leidtäten. Aber das Buch soll ja
gerade zeigen, dass man das nicht muss:
Wir alle wissen, dass der Buddha Frau,
Kind, Eltern und ein luxuriöses Leben im
Palast aufgab, um den Weg zur Befreiung
zu finden. Gewisse Menschen verübeln
ihm dies, wie ich gelegentlich in Gesprächen mit Nichtbuddhisten erfahren konnte.
In christlichem Kontext muss auf das Matthäus Evangelium 10, 34 hingewiesen
werden, wo Jesus mit kriegerisch anmutenden Sätzen gehört wird: „Ich bin nicht
gekommen, um Frieden zu bringen, sondern um den Sohn mit seinem Vater zu entzweien.“ Das heißt, dass der Sohn Christus
nachfolgt, und der Vater „in der Finsternis
der Lüge“ verharrt. Es wäre aber auch der
umgekehrte Weg möglich, wobei der Vater
den Sohn verlässt, um sich einem spirituellen Lehrer anzuschließen.
„Jene Welt“ (falls es sie gibt) ist aber in der
Lehre des Erwachten nicht Endziel, sondern Werkplatz und Reifungsstätte für die
hier und jetzt einzuleitende Entwicklung
zur absoluten Freiheit.
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So kann man in der Häuslichkeit
In hellem inn`rem Frieden leben
In dieser Welt den andern lieb sein
In jener frei von Kummer werden.
Was sagt uns Zen Meister Dogen: Übende
des Weges! Seid in verschiedenen Bereichen sorgsam darauf bedacht, die weltliche Gesinnung abzulegen. Gebt die Welt
auf, gebt die Familie auf und gebt euch
selbst auf, mit Leib und Seele. Bedenkt dies
wohl. Selbst unter denjenigen, die sich von
der Welt zurückziehen und abgeschieden in
den Bergen und Wäldern leben, sorge sich
einige um ihre Familienmitglieder oder um
ihre Verwandte oder darum, dass ihre alte
Familie aussterben könnte. (Zitat aus Shobogenzo Zuimonko I, 21)
Abschließend soll noch eine gelungene
spirituelle Zusammenarbeit zwischen zwei
Familienmitgliedern, nämlich zwischen
Vater und Tochter, erwähnt werden. Die
Rede ist von P`ang Yün, japanisch Ho Un,
auch Ho Koji, meist als der „Laie Páng“
erwähnt. Er wurde sich eines Tages der
Nichtigkeit von Buchwissen und weltlicher
Güter bewusst und begab sich gemeinsam
mit seiner hochbegabten Tochter gemeinsam in die Hauslosigkeit. Vater und Tochter waren einander eine wertvolle Stütze
auf dem spirituellen Weg, den beide wahrscheinlich „zu Ende gehen konnten“, wenn
man so sagen darf.
Können wir uns ein Leben in den oben zitierten Formen vorstellen oder es gar wünschen? Wohl kaum! Zeigt uns nicht das gesamte Verhalten von Pflanzen und Tieren,
dass das Leben auf Nahrungsbeschaffung
und vor allem Fortpflanzung ausgerichtet
ist?
Beim Beobachten der Vögel wiederholt
sich alljährlich das gleiche Schauspiel:
Mühevoller Nestbau, konzentriertes Brüten
(menschliche Deutung), woran sich wohl
beide Partner beteiligen. Dann erfolgt für
mich unsichtbar das Schlüpfen aus dem Ei
(dem Auge nicht zugänglich), wunderbarerweise zur Zeit der Reife, und schon bald
ist ein erstes Piepen zu vernehmen. Danach
kommt für die Eltern eine harte Zeit mit
Futterbeschaffung rund um die Uhr. Der
gefräßige Nachwuchs will versorgt sein,
bis zu dem Zeitpunkt, an welchem sich die
Jungen selbst versorgen können, d.h. wenn
sie flügge geworden sind. Mit errungener
Selbstständigkeit der Jungen scheint sich
die feste „Familienstruktur“ aufgelöst
zu haben, das Nest bleibt leer, und Eltern
und Kinder leben fortan ihr eigenes Leben.
Ganz ähnlich sieht es auch bei höheren
Säugetieren aus. Wie verhalten wir Menschen uns? Neugeborene und Kleinkinder
erfahren meist die notwendige Fürsorge,
die allerdings häufig übertrieben erscheint.
Glücklicherweise wird den meisten ein
Schulbesuch ermöglicht (zumindest in den
sogenannten zivilisierten Ländern) und anschließend eine Berufsausbildung die sehr
aufwendig und mit hohen Kosten verbunden sein kann. Aber danach ist noch kein
Ende in Sicht… Wie sieht aber der Alltag
aus, wenn die Kinder das Elternhaus noch
nicht verlassen haben? Alle Gedanken kreisen um sie, besonders natürlich diejenigen
der Mütter, die keiner beruflichen Tätigkeit
nachgehen. „Was kann ich ihnen heute für
ein Essen bereiten. Monika ist doch viel
zu dünn, Alexander eher das Gegenteil.
Was kann bei der Mathematik Arbeit herausgekommen sein, wer holt die Kinder
heute Abend vom Fußball ab… So scheint
es endlos weiterzugehen. Treffe ich einen
oder eine Bekannte auf der Straße und erkundige ich mich höflich nach deren oder
dessen Befinden so heißt es ganz oft: „Katharina fährt morgen nach England, Werner
ist gesundheitlich nicht auf der Höhe. Der
Arzt gab den und jenen Rat… Selten erfolgt die Antwort: „Mir geht es gut, dann
kommt meist ein „Aber“, welches das Befinden der Kinder betrifft. Ein „Mittlere
Weg“ ist nicht in Sicht, die Eltern reiben
sich buchstäblich auf.
Wir sehen also sehr kontrovers scheinende
Berichte und Äußerungen. Sicher ist wohl
die Tatsache, dass der Buddha auch Hausleuten die Möglichkeit einräumte, den Weg
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majjhimâ - patipadâ 3 - 2016
zu gehen, den er mit unendlicher Mühe immer wieder jenen aufzeigte, die willens waren, ihn zu gehen. Unsere oft übertrieben
erscheinende Sorge um den Nachwuchs
ist wohl dann ein wesentliches spirituelles
Hindernis, wenn die Kriterien des Mittleren Weges nicht eingehalten werden. Aber
was ist übertrieben? Dies muss ein jeder für
sich selbst entscheiden.
Der Buddha Weg ist für alle zugänglich,
„deren Augen noch nicht allzu stark mit
Staub“ bedeckt sind. Seien wir hinreichend
motiviert, ihn zu entfernen, soweit uns dies
möglich ist. Die Hilfe eines geeigneten
Lehrers ist hierfür von größter Wichtigkeit. Fazit: Kinder und Familie sind nach
Worten des Buddha kein Hindernis auf
dem buddhistischen Weg, wobei er möglicherweise länger wird als bei asketisch Lebenden. Wesentlich ist, wie man mit dem
Nachwuchs umgeht. Wie immer, muss
der Mittlere Weg eingeschlagen werden,
d.h. zwanghafte Anhaftung ist unbedingt
zu vermeiden. Übertriebene Sorge kann
durchaus ein wesentliches Hindernis auf
dem Weg darstellen, besonders dann wenn
dieser nicht mit der nötigen Bemühung,
Sorgfalt und Achtsamkeit verfolgt wird.
Vielleicht sollte man Kinder ähnlich wie
den eigenen Körper betrachten im Sinne von: Das bin ich nicht, das gehört mir
nicht, das ist nicht mein Selbst.
Die spirituelle Übung kann sogar für den
Nachwuchs hilfreich sein, wenn Gleichmut, liebevolle Güte, Geduld und Toleranz,
kurz die zehn Paramitas beispielhaft vorgelebt werden. Der Dank der Kinder könnte dann darin bestehen, dass auch sie sich
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schon frühzeitig oder auch erst in späteren
Lebensabschnitten auf einen spirituellen
Pfad begeben, vorzugsweise natürlich auf
den buddhistischen.
Lassen wir abschließend noch einen europäischen Philosophen, Michel de Montaigne (1533-1592) zu Worte kommen, der
zwar kein Buddhist war und vermutlich
auch niemals mit den Lehren in Kontakt
gekommen war, der aber neben seinem
aktiven Leben in der Öffentlichkeit (er war
lange Zeit Bürgermeister von Bordeaux),
auch ein Leben in der Abgeschiedenheit zu
schätzen wusste, welche ihm Zeit zu philosophischen und religiösen Überlegungen
geboten hat.
In seinem Buch „Montaigne über sich
selbst, Essais und Reisetagebuch ist folgende Aussage zu lesen: „Es ist ganz recht,
dass man Frau und Kinder und Güter und
besonders Gesundheit hat, so es möglich
ist; aber man soll sich nicht so daran hängen, dass man sein Glück darauf baut. Und
man soll sich ein Hinterstübchen vorbehalten, das ganz unser eigen ist, in dem wir
unsere wahre Freiheit, Zurückgezogenheit
und Einsamkeit pflegen können. Später
heißt es dann: „Gesundheit, Ruhe und
Leben gibt man für den Ruhm hin, diese
wertloseste aller Münzen.“ Dieses Hinterstübchen könnte für weltlich lebende
Buddhisten regelmäßige Meditation in den
eigenen vier Wänden oder in Gemeinschaft
mit anderen sein. Vielleicht wird hierdurch
eines Tages die entscheidende Einsicht
trotz des fortgeführten Lebens in der Häuslichkeit mit den bekannten Risiken, welche
im wesentlichen in den überreichlich angebotenen sinnlichen Reizen zu suchen sind.
Hellmuth Hecker:
Blüte und Verfall im Hinayana- und im Mahayana-Buddhismus
Buchbesprechung von Willfred Hartig
Dieses Buch von Hellmuth Hecker (Jg.
1923) ist m.E. ein wahrer Volltreffer! Und
wieso das? Weil es uns endlich die konstruktive Grundlage für einen groß angelegten inner-buddhistischen Dialog über Sinn
und Ziel der wahren Buddha-Lehre anbietet. Es geht dabei um das rechte Verständnis
der ursprünglichen Buddha-Lehre. Denn
diese ist ja im Grunde selbst eine Lehre
des Verstehens (Hermeneutik), nicht eines
weltverliebten, weltvernarrten, wie unsere
Welt-Zivilisation es uns vorexerziert, sondern eines weltüberwindenden Verstehens.
Heckers Werk selber ist streng gegliedert in vier Abschnitte:
I. Allgemeines: Kurze Geschichte der Buddha-Lehre, ihr Aufstieg und Untergang in Indien, 46 S.
II. Der Theravada : Kritische Sichtung des Pali-Kanons und seiner Kommentar-Literatur,
34 S.
III. Vergleichende Gegenüberstellung von Hinayana und Mahayana, 40 S.
IV. Kritische Würdigung des Mahayana, seiner vielfältigen Sekten und Splittergruppen,
77 S.
Besonders eindrucksvoll an dieser Arbeit
und kostbar wie eine wahre Perle erscheint
dem Wahrheitssucher das 26seitige Kapitel „Buddhisten im Gespräch“ (aus Teil
III) zwischen einem Hinayanisten und einem Mahayanisten. In diesem Klärungsgespräch schenkt man einander nichts, es
wird endlich einmal Klartext geredet und
beide Seiten müssen allerlei Federn lassen.
Sehr hilfreich in diesem Zusammenhang
findet der Kenner auch die hochinteressanten Auflistungen von Stark- und Schwachpunkten beider Richtungen.
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majjhimâ - patipadâ 3 - 2016
Fernerhin als sehr wahrheitsfördernd registriert der aufmerksame Leser die Vielzahl
ausgesuchter Original-Zitate und Übersetzungen (ca.300), die Hecker zur Stützung
seiner Thesen aufbietet. Was anderswo
als Mangel gilt, beweist sich hier als Stärke. Denn diese Zitate und Texte be- und
erleuchten die Wahrheit seiner Aussagen
noch intensiver! So erweist sich denn Heckers Werk als
ein Vorhaben, das
in einer
derart
konsequenten und geschlossenen Form
m.W. noch nie vorgelegt wurde: Ein großer Schritt vorwärts zu einem Gewinn
bringenden inner-buddhistischen Dialog,
z.B. zwischen Theravada und Ch’an/Zen.
Daher könnten wir als Motto über einen
künftigen Gedankenaustausch zwischen
beiden Strömungen den versöhnlichen
Spruch des gebürtigen Hannoveraners F.W.
Schlegel (1772 – 1829), Großkritiker und
Mitbegründer der philosophischen deutschen Romantik setzen:“Es gibt Missverständnisse, die das höchste Einverständnis
nur bestätigen.“
Der mexikanische Fischer
Aus dem Buch „Die Kuh, die weinte“, Lotos Verlag
von Ajahn Brahm
Genehmigung zur Veröffentlichung im „Mittleren Weg“ durch den Autor am 26. Okt 2014 in Hamburg
Hellmuth Hecker: Blüte und Verfall im Hinayanaund im Mahayana-Buddhismus, Verlag Beyerlein
& Steinschulte, Stammbach 2016, ISBN 978-3931085-99-4, 220 Seiten.
Foto: Hellmuth Hecker
(Zum Rezensenten: Willfred Hartig (Jg. 1933) gehört
mit über 65 Jahren Lehrzugehörigkeit (1950 – 2015 ff)
ähnlich wie H. Hecker zum buddhistischen „Urgestein“. Er
war zusammen mit ihm und Helmut Klar 1990 in Heidelberg Mitbegründer der „Akademie für buddhistische Grundlagenforschung“)
Tipp: Immer auf dem Laufenden sein:
Der Theravāda-Newsletter von theravadanetz.
de dient zur Information über aktuelle
Entwicklungen im Theravāda-Buddhismus.
Zur kostenfreien Anmeldung:
http://www.theravadanetz.de/newsletter.php
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Buchcover: Die Kuh, die weinte von Ajahn Brahm im Lotos Verlag
In einem ruhigen mexikanischen Fischerdorf beobachtete ein amerikanischer Urlauber, wie ein einheimischer Fischer mit
seinem Bötchen anlegte und den Fang des
Morgens auslud. Der Amerikaner, ein erfolgreicher Professor für Betriebswirtschaft
an einer renommierten Handelshochschule, konnte der Versuchung nicht widerstehen, dem Mexikaner einen kostenlosen Rat
zu erteilen.
Er sprach ihn an und fragte ihn, warum er
schon so früh am Tag mit der Arbeit aufhöre.
„Ich habe genug Fisch gefangen, um meine Familie zu ernähren und etwas davon
zu verkaufen“, erläuterte der Mexikaner
freundlich. „Jetzt möchte ich mit meiner
Frau zu Mittag essen und nach der Siesta
mit meinen Kindern spielen. Am Abend
werde ich dann auf einen Drink in die Cantina gehen und dort mit meinen Freunden
Musik machen. Das reicht mir, Señor.“
Der BWL-Professor wies den Mexikaner
darauf hin, dass er mehr Geld verdienen
könne: “Wenn sie bis zum späten Nachmittag fischen, fangen Sie doppelt so viel,
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majjhimâ - patipadâ 3 - 2016
können mehr verkaufen und von dem Erlös
in sechs oder neun Monaten ein größeres
Boot kaufen und Mitarbeiter anheuern. Damit fangen Sie dann vier Mal so viel. Damit
können Sie ein zweites Boot kaufen. Wenn
Sie dieses Programm weiterverfolgen,
könnten Sie in sechs, sieben Jahren stolzer
Besitzer einer erfolgreichen Fischereiflotte
sein.“ Er führte weiter aus, wie der Mann
sein Hauptquartier nach Mexico City oder
sogar nach Los Angeles verlegen und später mit seinem Unternehmen an die Börse
gehen könnte, was ihn schlussendlich zum
Multimillionär machen würde.
Der mexikanische Fischer hörte sich interessiert an, was dieser berühmte amerikanische Professor zu sagen hatte und fragte
schließlich: „Aber Señor Professor, was
sollte ich mit so vielen Millionen anfan-
gen?“
„Sie könnten sich ein hübsches Haus in einem malerischen Fischerdorf wie diesem
kaufen und morgens mit einem kleinen
Bötchen zu Fischen hinausfahren. Jeden
Tag könnten Sie gemütlich mit Ihrer Frau
zu Mittag essen, nach der Siesta mit Ihren Kindern spielen und abends mit Ihren
Freunden in der Cantina Tequila trinken.
Mit einem solchen Vermögen könnten Sie
sich zur Ruhe setzten und dem Leben die
schönen Seiten abgewinnen.“
Frühjahrstreffen der Theravada-AG in Hannover
von Michael Funk
Vom 1.-3. April 2016 trafen sich wieder 18
Aktive der Theravada Arbeitsgemeinschaft
im gastfreundlichen Wat Dhammavihara
Hannover. Das Treffen stand unter dem
Thema „Bedingte Entstehung – Paticcasamuppada“.
„Aber Señor Professor, genau das tue ich ja
jetzt schon!“
Warum glauben wir, dass wir schwer arbeiten und reich werden müssen, ehe wir
zufrieden sind?
Dalai Lama besucht Berner Haus der Religionen
Der Dalai Lama
erweist Bern die
Ehre: Am 12. Oktober wird der 81-Jährige das Haus der
Religionen
in
Bern
besuchen.
Im Neubau am
Europaplatz sind
die acht grössten Weltreligionen unter einem Dach vereint. Nach einem gemeinsamem Essen mit Vertretungen der anderen
Religionen und einem Rundgang durch
die verschiedenen Sakralräume steht
ein interreligiöser Dialog auf dem Programm, wie die Stadt Bern und das Haus
der Religionen am Mittwoch mitteilten.
Ein offizieller Empfang mit Stadtpräsident
Alexander Tschäppät zeichnet sich gemäss
Regula Buchmüller, Abteilungsleiterin
Aussenbeziehungen und Statistik der Stadt
Bern, nicht ab. Sie gehe aber davon aus,
dass es zu einem Treffen „in irgendeiner
Form“ kommen werde.
Auszug aus:
http://www.20min.ch/schweiz/bern/story/Dalai-Lama-besucht-Berner-Haus-der-Religionen-18086276
majjhimâ - patipadâ 3 - 2016
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Die Entstehung in Abhängigkeit ist ein zentrales Thema der Lehre des Erwachten und
ist an vielen Stellen des Palikanons erläutert. Bedingtes Entstehen wird im Westen
sehr oft missverstanden, worauf bereits der
Ehrw. Nyanatiloka hingewiesen hatte.
Alle Phänomene dieser Welt entstehen in
Abhängigkeit. Ayya Agganyani erläuterte
das Thema zunächst am Beispiel der 12
Glieder des Bedingten Entstehens, verteilt
auf mehrere Leben. In Abhängigkeit von
Ursachen aus der Vergangenheit (Unwis-
senheit, Karmaformationen) entstehen Wirkungen in der Gegenwart (Bewusstsein,
Geist und Körper, 6 Sinnesgrundlagen,
Kontakt, Gefühl), durch Geistestrübungen
entstehen neue Ursachen in der Gegenwart
(Begehren, Anhaften), die Wirkungen in
der Zukunft zeigen (Werden, Geburt, Tod).
Bedingtes Entstehen kann verschieden interpretiert
werden:
Über drei
Leben
zur Erklärung des
Wi e d e rg e burtskreislaufs (Samsara),
in einem Leben und
– nach eingeschränkten Gesichtspunkten – in einem Moment. Bestimmte Aspekte des Bedingten Entstehens
erleben wir täglich, aber schenken dem leider kaum Beachtung. In Abhängigkeit von
Kontakt entstehen Gefühle, bei falscher
(unweiser) Betrachtung entsteht daraus Begehren und daraus dann Anhaften.
Durch weise Erkenntnis des Gefühls und
Loslassen können Begehren und Anhaften geschwächt bzw. verhindert und aus
dem Kreislauf des Bedingten Entstehens
ausgestiegen werden. Mogok Sayadaw hat
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gezeigt, dass Bedingtes Entstehen als zentrale Methode in die Vipassana-Meditation
integriert werden kann. Durch diese Praxis
werden gleichzeitig wirkungsvoll falsche
Ansichten – Persönlichkeitsglaube und
Hängen an Ritualen – und Zweifel überwunden. Das nennt man den Stromeintritt,
von dem an es keinen Rückschritt mehr
gibt.
Raimar Koloska ergänzte die Ausführungen durch Erläuterung der Bewusstseinseindrücke (phassa), die bedingt durch Objekte entstehen. Das Zusammentreffen von
Objekt, Sinnesgrundlage und Bewusstsein
ist zunächst karmisch neutral, durch Reak-
tion darauf (Bewertung) entstehen daraus
Begehren und Anhaften (Karma), durch
einen nicht reaktiven Geist mit Loslassen
und Weisheit entstehen heilsame Zustände,
die den Weg zum Nibbana öffnen.
Raimar stellte anschließend die neue
Theravada-Webseite vor, die auf moderne
Anforderungen optimiert wurde, so dass
z.B. auch Smartphones darauf gut lesbar
zugreifen können. Ein neues Buchprojekt,
eine Übersetzung aus dem Englischen wurde beschlossen, über das an späterer Stelle
mehr berichtet wird. Termin und Ort der
nächsten Zusammenkunft stehen leider
noch nicht fest.
Vortragsabend und Meditationstag mit Ayya Mudita
verweilen. Für die persönliche Versorgung bitte eine Kleinigkeit zum Essen mitbringen.
Teilnahme auf Spendenbasis.
Vita: Sr. Mudita, geb. 1962 in der DDR, ist seit 2000 buddhistische Nonne in der
Theravada Tradition. Acht Jahre verbrachte sie in Klöstern in Bayern. Für die Vertiefung von Studium und Meditation praktizierte sie u.a. in Sri Lanka, Indien und
Taiwan und trainierte von 2010 bis 2013 hauptsächlich in Thailand. Seit 2015 lebt
sie wieder fest in Deutschland und leitet den Sarana Dhamma Treffpunkt in Bad
Pyrmont.
Internet: www.sarana-dhamma-treff.de
E-Mail: [email protected]
Auch das noch...
Nachrichten aus den Religionen und ihrem Umfeld
im Buddhistischen Bund in Hannover
Riesige Siedlungsreste bei Angkor Wat entdeckt
~ Wochenendveranstaltung ~
Die Tempel von Angkor Wat gelten als das größte religiöse Bauwerk der Welt – jetzt
haben Archäologen festgestellt, dass die Ausmaße der Tempelanlagen im Dschungel von
Kambodscha noch größer sind als bisher angenommen. Entdeckt wurden Siedlungsreste,
so groß wie die heutige Hauptstadt Phnom Penh. Womöglich müsse ein Teil der KhmerGeschichte neu geschrieben werden.
Freitag, 16.12.2016 von 19:00 bis 21:00 Uhr
Vortrag und Meditation | Güte und Vergebung
Die Entwicklung von allumfassender Güte oder Wohlwollen ist eine zentrale Aufgabe
buddhistischen Strebens. Vergebung ist ein Aspekt und im Zuge gereifter Praxis wird Güte
zum Normalzustand des Herzens.
Samstag, 17.12.2016 von 10:00 bis 16:00 Uhr
Praxistag | Die erhabene und die unermessliche Herzensbefreiung
Die Brahmaviharas - Güte, Mitgefühl, Mitfreude und Gleichmut gehören zu den Grundlagen geistiger Befreiung. Beide Aspekte werden
mit diversen hinführenden Übungen erläutert und geübt. (Vorkenntnisse sind nicht erforderlich)
Es gibt Gelegenheit für Praxisgespräche.
Hinweis: Die Pausen werden sehr knapp gehalten und es wird
empfohlen für die Dauer des Seminares in den Räumlichkeiten zu
majjhimâ - patipadâ 3 - 2016
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HAZ 14.06.2016
Buddhistisches Zentrum Maha Vihara
Das buddhistische Zentrum „Maha Vihara“ in Schneverdingen unter Leitung
von Bhante Punnaratana ist gut angelaufen und bietet vielerlei Veranstaltungen,
Zeremonien und Meditationen an. Siehe http://www.buddhistischer-maha-vihara.de
Jetzt erreichte uns ein Spendenaufruf für behördlich vorgeschriebene Um-/
Einbauten. Darin heißt es ganz richtig: „Traditionellen Buddhisten ist bekannt, dass
es ein „gutes Karma“ ist, Toiletten anzufertigen.“
Alles Weitere: http://www.theravadanetz.de/Spendenaufruf_Mahavihara.pdf
Theravadanewsletter (143) vom 12.07.2016
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majjhimâ - patipadâ 3 - 2016
Die dritte Erdberührung
Die Sangha des buddhistischen Mönchs Thich Nhat
Hanh hat geführte Meditationen entwickelt, die
Mitgefühl und Weisheit mit einander verbinden, indem
ein ganz bewusster Kontakt mit der Erde hergestellt
wird. Diese „Berührung der Erde“ kann z.B. in drei
Stufen erfolgen.
Ich berühre die Erde und lasse die Vorstellung los, dass ich dieser Körper bin und
meine Lebenszeit begrenzt ist.
Ich erkenne, dass dieser Körper, der aus
vier Elementen besteht, nicht wirklich ist,
und dass ich nicht durch diesen Körper
begrenzt bin. Ich bin ein Teil eines Lebensstroms von spirituellen und leiblichen
Vorfahren, die seit Tausenden von Jahren in
die Gegenwart fließt und für Tausende von
Jahren in die Zukunft fließen wird.
Ich bin eins mit meinen Vorfahren, ich bin
eins mit allen Menschen und allen Wesen,
ob sie nun friedlich und furchtlos oder voller Leid und Angst sind. In diesem Augenblick bin ich überall auf diesem Planeten
gegenwärtig; ich bin auch in der Vergangenheit und in der Zukunft gegenwärtig.
Die Auflösung dieses Körper berührt mich
nicht, genau so, wie das Herabfallen einer
Pflaumenblüte nicht das Ende des Pflau-
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D
ie 4 edlen Wahrheiten
(ariya-sacca)
Auszug aus: http://www.palikanon.com/wtb/sacca.html
Die Vier Edlen Wahrheiten (ariya-sacca) sind der kürzeste Ausdruck für die gesamten
Lehren des Buddhismus, so daß sämtliche in den 3 buddhistischen Sammlungen niedergelegten Lehren in ihnen eingeschlossen sind, nämlich:
menbaumes bedeutet.
1. die Wahrheit vom Leiden, (dukkham)
Ich sehe mich als Welle auf der Oberfläche
des Meeres. Meine Natur ist das Wasser
des Meeres.
Ich erkenne mich in allen Wellen und ich
sehe alle anderen Wellen in mir. Das Erscheinen und Verschwinden der Form der
Welle beeinflusst das Meer nicht. Mein
Dharmakörper und mein Weisheitsleben
sind nicht Geburt und Tod unterworfen. Ich
erkenne, dass ich bereits gegenwärtig war,
bevor mein Körper sich manifestierte, und
dass ich gegenwärtig sein werde, nachdem
sich mein Körper aufgelöst hat.
Ich erkenne, dass ich selbst in diesem Augenblick woanders existiere als nur in diesem Körper. Siebzig oder achtzig Jahre sind
nicht meine Lebenszeit. Meine Lebenszeit,
wie auch die Lebenszeit eines Blattes oder
eines Buddha, ist unbegrenzt. Ich habe die
Vorstellung hinter
mir gelassen, dass
ich ein Körper bin,
der in Raum und
Zeit von allen anderen Formen des
Lebens getrennt
ist.
2. von der Leidensentstehung, (dukkhasamudayo)
3. der Leidenserlöschung, (dukkhanirodho)
4. der zur Leidenserlöschung führenden Achtfachen Pfade,
(dukkhanirodhagāminī patipadā)
Die
Die
ers te Wahrheit, kurz gesagt, lehrt, dass alles Dasein elend, unbefriedigend
und dem Leiden unterworfen ist.
zw eite Wahrheit lehrt, dass das Leiden durch das alles Leiden und alle Wiedergeburt erzeugende Begehren bedingt ist.
Die
d ritte Wahrheit lehrt, dass durch Erlöschung
des Begehrens es notwendigerweise zur Erlöschung der Wiedergeburt und des Leidens kommen muss.
Die
löschung.
viert e Wahrheit vom Achtfachen Pfade gibt
die Mittel an zur Erreichung dieser Leidenser-
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majjhimâ - patipadâ 3 - 2016
Programm und Einladung - Fortsetzung von Seite 3
17.12.
Samstag
10 – 16 h
Praxistag mit Sr.Mudita | Die erhabene und die unermessliche
Herzensbefreiung | Die Brahmaviharas - Güte, Mitgefühl, Mitfreude und
Gleichmut gehören zu den Grundlagen geistiger Befreiung. Beide Aspekte werden mit diversen hinführenden Übungen erläutert und geübt.
Es gibt Gelegenheit für Praxisgespräche. Weiterführende Infos: S. 26,27.
18.12. So. 15 h
Info Nachmittag Buddhismus mit Bernd Weber wie am 25.09.
27.12. bis
01.01.2017
Sesshin zum Jahresende mit Zen-Meisterin Dagmar Doko Waskönig
Beitrag 180 €. Zur Frage der Örtlichkeit wird um vorherige Kontaktaufnahme und Anmeldung gebeten unter Tel.: 0511 - 864871 oder
Email: [email protected]
30.10. So. 15 h
Info Nachmittag Buddhismus mit Bernd Weber wie am 25.09.
04.11.
bis
13.11.
Schweigeretreat - mit Anagarika Vupasama und Claudius Eßmann im
Lilienhof | Schweigeretreat mit Vorträgen, Sitz- und Gehmeditation, Austausch, Spaziergänge im Wald, Ort wie am 04.09. Web: lilien-hof.de
12./13.11.
Sa. 10 - 17 h
So. 10 - 16 h
Gemeinsam ein Wochenende im achtsamen Verweilen verbringen
An beiden Tagen werden wir unsere Übungspraxis wie am 10.09. mit
Johannes fortsetzen – auch für Neuinteressierte.
Teilnahme auf Spendenbasis - bitte rechtzeitig anmelden.
26.11.
Samstag
18 - 19:30 h
Vortrag von Rajah Wirasekara
Die Buddhalehre als Integrationshilfe
Das Thema Migration und Integration ist derzeit in aller Munde. Deutschland ist in den letzten vier Jahrzehnten allmählich multireligiös geworden.
Über Begriffe wie Willkommenskultur, Grenzkontrollen und Hotspots wird
debattiert. Seit 50 Jahren lebt der Referent glücklich in Europa und wird
veranschaulichen, wie ihm die aus Sri Lanka mitgebachte Buddhalehre
beim Integrationsprozess geholfen hat. Vortrag und Fragerunde.
27.11. So. 15 h
Info Nachmittag Buddhismus mit Bernd Weber wie am 25.09.
Das Zentrum ist in der Regel nur während
der Veranstaltungen besetzt.
02.12.
Fr. 19 – 21 h
Buddhismus kennenlernen
Informationsabend für Interessierte, Ort & Infos wie am 04.09.
Außerdem:
Sprechzeit jeden Freitag von 17:00 - 18.30 Uhr.
04.12.
Sonntag
10:30 - 12:30 h
und
14:00 - 17:00 h
Das Ich – Sein oder Nicht-Sein – Das ist die Frage
Seminar mit Jürgen Manshardt | Veranstalter: Buddhistische Gemeinschaft Chöling e.V. in Zusammenarbeit mit Rigpa - Ort: Pagode Vien
Giac, Karlsruher Str. 6, 30519 Hannover Infos: www.choeling.de; Teilnehmergebühr: Spende
10.12.
Sa. 10 - 17 h
Gemeinsam einen Tag im achtsamen Verweilen verbringen | Meditative Übungen in Stille und Bewegung mit Johannes – wie am 16.01.
16.12.
Freitag
19 - 21 h
Vortragsabend und Meditation mit Sr. Mudita | Güte und Vergebung
Die Entwicklung von allumfassender Güte oder Wohlwollen ist eine zentrale Aufgabe buddhistischen Strebens. Weiterführende Infos: S. 26,27.
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Allen Wesen Glück und Frieden für das Jahr 2017!
Soweit nichts anders angegeben finden alle Veranstaltungen im Buddhistischen
Zentrum, Drostestr. 8, 30161 Hannover statt. Zur Kostendeckung wird um einen
Spendenbeitrag gebeten. Gäste sind willkommen. Außerdem wird dort auf andere
Veranstaltungen hingewiesen, die unser Interesse verdienen.
Haftungsausschluss:
Der Verein übernimmt keine Haftung für eventuell auftretende psychische und/
oder physische Schädigungen, die bei der Teilnahme an den Veranstaltungen
auftreten können.
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majjhimâ - patipadâ 3 - 2016
Regelmäßige BBH-Veranstaltungstermine in der Drostestr. 8
Gesprächskreis Buddha-Lehre
jeden Dienstag 19.15 - ca. 22.00 Uhr
Offener Kreis, auch für Interessierte ohne Vorkenntnisse
Meditation (19.25 - 20.00 Uhr), anschließend, ab 20.00 Uhr: Lesung buddhistischerTexte; Gespräche und Diskussion zur buddhistischen Praxis; Buddhismus in der
Gegenwart.
Meditation und Yoga
jeden Donnerstag 19.45 - ca. 22.00 Uhr.
Hatha-Yoga nach Shivananda, entspannte Sammlung, Atemberuhigung, Haltung und
Stille des Yoga und der Meditation, Gehmeditation. Bitte bequeme Kleidung und
nach Bedarf eine Übungsmatte /-decke mitbringen - (Teilnahme auf Spendenbasis /
Dana). Neue Teilnehmer/innen sind jederzeit willkommen, jede/r übt in Eigenverantwortung. Info: Sabine Reinsberg, Tel. 0511 - 400 86 36
Vipassana Meditation
jeden Donnerstag 18.00 - 19:30 Uhr.
Sitzen in Stille, Atembetrachtung, Gehmeditation, Erfahrungsaustausch.
Anfängerlinnen sind willkommen, eine Einführung ist möglich.
In diesem Fall bitte vorher anmelden unter: 0511 - 348 07 76 (Franz).
www.vipassana-hannover.jimdo.com
Zen Dôjô Shôbôgendô --> Termine und Örtlichkeit können abweichen. Bitte vor Besuch
Spirituelle Leitung: Zen-Meisterin Dagmar Dôkô Waskönig,
erkundigen!
Info: www.shobogendo.de
Zazen: Montag:
20.00 Uhr
Mittwoch:
20.00 Uhr Jeden 1. Mittwoch im Monat, 19.00 Uhr: Einführung für Neue
Freitag:
19.00 Uhr (unregelmäßig, nach Absprache)
Info-Nachmittag Buddhismus
jeden letzten Sonntag im Monat, um 15.00 Uhr
buddhistische Orientierungshilfe, Dialog und div. Videos
Anfragen unter Tel. (0511) 47 14 09 (Bernd Weber)
Ansprechpartner/lnnen:
Rother Baumert Tel. 0511 - 40 66 88 Email: [email protected]
Michael Schmidt Tel. 05722 - 8 17 25 Email: [email protected]
Rajah Wirasekara Tel. 05722 - 8 11 52 Email: [email protected]
Dagmar Doko
Waskönig (Zen) Tel. 0511 - 86 48 71 Email: [email protected]
York-Victor Reith
Tel. 0511 - 6002306 Email: [email protected]
Internet:
www.buddha-hannover.de
: www.facebook.com/BuddhistischerBundHannover
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