GCE Elemententstehung 8. Galaktische Chemische Evolution Cora Fechner Universität Potsdam SS 2014 GCE Galaktische Chemische Evolution GCE Übersicht Entwicklung der chemischen Zusammensetzung einer Galaxie ◮ System besteht aus primordialer Materie ◮ Entstehung von Sternen mit einer Rate Ψ(t) mit einer ursprünglichen Massenverteilung Φ(M) ◮ zur Zeit t entstandener Stern mit Masse M und Lebensdauer τM stirbt zur Zeit t + τM ◮ Abgabe von Teilen der Sternenmasse ans ISM durch stellare Winde und Supernovae ◮ Änderung der chemischen Zusammensetzung des ISM ◮ Entstehung von neuen, metallreicheren Sternen P Zunahme der Metallizität Z = Xi mit der Zeit ◮ (SFR) (IMF) Simple Model: von den Sternen freigesetztes Material wird sofort vollständig mit dem ISM vermischt (Instantaneous Mixing Approximation) GCE Formalismus des Simple Model: Gesamtmasse Gesamtmasse des Systems : m = mS + mG |{z} |{z} Sterne Gas Gesamtmasse der Sterne : mS = mL + mC |{z} |{z} lebende Sterne Entwicklung der Gesamtmasse : kompakte Überreste dm = (f − o) dt =0 Closed Box Model Rate für Materie-Einfall : f (t) Rate für Materie-Ausfluss : o(t) GCE Formalismus des Simple Model: Gasmasse dmG = −Ψ + E + (f − o) dt Sternentstehungsrate : Ψ(t) Entwicklung der Gasmasse : Rate für Massenausstoß durch Sterne : E (t) Z MU E (t) = (M − CM ) Ψ(t − τM ) Φ(M)dM Mt Masse des kompakten Überrest : CM IMF mit oberer Massengrenze MU : Φ(t) Masse der Sterne mit Lebensdauer τM ≤ t : Mt Masse der kompakten Überreste : mC = Z t c(t) dt 0 Massenerzeugungsrate für kompakte Überreste : c(t) Z MU c(t) = CM Ψ(t − τM ) Φ(M)dM Mt GCE Formalismus des Simple Model: Häufigkeiten Masse des Elements i im Gas: mi = mG Xi d(mG Xi ) = −ΨXi + Ei + (f Xi, f − o Xi, o ) dt Rate für Ausstoß des Elements i durch Sterne: Ei (t) Ei (t) = Z MU Yi (M) Ψ(t − τM ) Φ(M)dM Mt vom Stern mit der Masse M als Element i ausgestoßene Masse: Yi (M) yield GCE Benötigte Größen ◮ individuelle stellare Eigenschaften ◮ ◮ ◮ ◮ kollektive stellare Eigenschaften ◮ ◮ ◮ Lebensdauer τM Masse der kompakten Überreste CM Yields Yi (M) IMF Φ(M) Sternentstehungsrate Ψ Materieeinfall und -ausfluss GCE Stellare Lebensdauer τ (M) = 1.13 · 1010 M M⊙ ! −3 −0.75 M + 0.6 · 108 + 1.2 · 106 yr M⊙ GCE Masse des stellaren Überrests CM (WZ) = 0.08 M + 0.47 M⊙ CM (NS) = 1.35 M⊙ CM (BH) = 0.24 M − 4 M⊙ für M < 9 M⊙ für 9 < M < 25 M⊙ für M > 25 M⊙ GCE Stellare Erträge – Yields ◮ Yield: Yi (M) = Masse, die von einem Stern der Masse M als Element i abgegeben wird ◮ Netto-Yield: yi (M) = Yi (M) − M0, i (M) M0, i (M) = X0, i · (M − CM ) = vom Stern neu erzeugte Masse des Elements i ◮ Produktionsfaktor: fi (M) = Yi (M) Yi (M) = M0, i (M) X0, i · (M − CM ) GCE Metallizitätsabhängigkeit der Yields ◮ primäre Kerne: aus anfänglichem H und He erzeugte Elemente → metallunabhängige Yields ◮ Massenverlust! sekundäre Kerne: aus anfänglich vorhandenen schweren Kernen erzeugte Elemente → metallabhängige Yields ◮ Ungerade-Gerade-Effekt: Kerne mit ungerader Massenzahl werden bei großem Neutronen-Exzess bevorzugt produziert → metallabhängige Yields GCE Ursprüngliche Massenfunktion (IMF) heutige Massenfunktion: bei zeitunabhängiger IMF: T = Alter des Systems ◮ τM ≪ T M > 2 M⊙ F (M) Ψ 0 · τM Φ(M) = ◮ τM ≫ T Φ(M) = dN dL · dL dM F (M) Φ(M) = R T T −τM Ψ(t) dt F (M) = M < 0.8 M⊙ F (M) hΨi · τM Parametrisierung: Normalisierung: Φ(M) = A · M −(1+x) Z MU Φ(M) M dM = 1 ML x = 1.35 (Salpeter) x = 1.70 (Scalo) GCE Sternentstehung und Gasflüsse Sternentstehung findet in unterschiedlichen Galaxientypen auf verschiedene Weisen statt. → keine Theorie zur Vorhersage von Sternentstehung! Ansatz: Ψ = ν · mGN (Sterne entstehen aus Gas) Gasflüsse: ◮ Einfall von Gas ◮ ◮ Akkretion von intergalaktischem Material Ausstoß von Gas ◮ ◮ ◮ kinetische Energie Gezeitenkräfte oder ram pressure thermische Energie Supernova-Explosionen Gasgeschwindigkeit größer als die Fluchtgeschwindigkeit kleine Galaxien mit flachen Potentialtöpfen GCE Instantaneous Recycling Approximation Annahme: Sternen leben ◮ ewig: τM ≫ T ◮ gar nicht: τM = 0 M < MT M > MT MT (T ∼ 12 Gyr) ≈ 1 M⊙ → analytische Lösung möglich Return Mass Fraction : R = Elementyield : pi = Z MU (M − CM ) Φ(M) dM MT 1 (1 − R) Z MU yi (M) Φ(M) dM MT ⇒ Beziehung zwischen Anreicherung des Gases und der Gasmasse: m Xi − Xi, 0 = pi · ln mG 1 σ = mmG = pi · ln Gasanteil σ = pi · ν · (1 − R) t Ψ = ν · mG GCE Der solare Zylinder Region mit r = 0.5 kpc senkrecht zur galaktischen Scheibe, zentriert am Ort der Sonne Stern-Populationen: Alter Metallizität Skalenhöhe Rotation Beitrag zur Gesamtmasse galaktischer Halo dünne Scheibe dicke Scheibe 12 − 13 Gyr [Fe/H] < −1 ... nein < 5% 5 − 6 Gyr [Fe/H] ∼ 0.1 100 − 300 pc ja ∼ 75 % ∼ 10 Gyr [Fe/H] ∼ −0.7 ∼ 1.4 kpc ja ∼ 20 % GCE Die Sonnenumgebung ◮ Massen: ◮ ◮ ◮ ◮ Gas: ΣG ∼ 12 M⊙ pc−2 lebende Sterne: Σ⋆ ∼ 30 M⊙ pc−2 stellare Überreste: ΣG ∼ 8 M⊙ pc−2 Gesamtmasse: ΣT ∼ 50 M⊙ pc−2 ◮ SFR: Ψ0 ≈ 2 . . . 5 M⊙ pc−2 Gyr−1 ◮ Gasanteil: σ ∼ 0.24 ◮ Xi, ⊙ , Xi, now ◮ stellare Alters-Metallizitäts-Relation: log Z = f (t) ◮ Metallizitätsverteilung langlebiger G-Zwerge: dn/d(log Z ) ◮ Beitrag von SNIa zur Fe-Häufigkeit > 50 % GCE Das G-Zwerg-Problem lokale Metallizitätsverteilung langlebiger Sterne im Closed Box Model mit IRA und Z0 = 0: d( nn1 ) Z ln 10 Z · exp − = d(log Z ) p 1 − exp − Zp1 p → weniger metallarme G-Zwerge beobachtet als vorausgesagt! Lösungsvorschläge: ◮ Vor-Anreicherung: Die Entwicklung der Scheibe beginnt mit Z0 ≃ 0.1 ◮ Materie-Einfall ! GCE GCE der Sonnenumgebung GCE [X/Fe] GCE-Modelle für den galaktischen Halo