0.1 E:Kombinatorik, die Kunst des gepflegten Zählens In diesem Abschnitt werden wir ausschließlich Mengen mit endlich vielen Elementen betrachten. Wir bezeichnen mit #A die Anzahl der Elemente der Menge A. 0.1.1 Einfache Zählformeln Satz: Für zwei Mengen A und B gilt: #( A ∪ B) = #A + #B − #( A ∩ B) Grund: Die Menge A ∪ B setzt sich aus den drei disjunkten (d.h. mit leerem Schnitt) Mengen zusammen: A\( A ∩ B), A ∩ B, B\( A ∩ B) . Es ist ; #( A ∪ B) = #( A\( A ∩ B)) + #( A ∩ B) + #( B\( A ∩ B)) = #A − #( A ∩ B) + #( A ∩ B) + #B − #( A ∩ B) = #A + #B − #( A ∩ B) Definition: i) Für zwei Mengen (auch unendlich große) M und N ist das Kreuzprodukt M × N definiert als Menge aller Paare, deren erster Eintrag ein Element aus M ist und deren zweiter Eintrag ein Element aus N ist. ii) Für Mengen M1 , . . . , Mn ist M1 × . . . × Mn := {(m1 , . . . , mn )|mi ∈ Mi füri = 1 . . . n} die Menge aller n−Tupel mit dem Eintrag an der i −ten Stelle in Mi . iii) Für eine Menge M ist Mn := |M × .{z . . × M} n−mal Beispiel: Ist A = {1, 2, 3}und B = { x, y}, so ist A × B = {(1, x ), (2, x ), (3, x ), (1, y), (2, y), (3, y)} Satz: #( A × B) = #A · #B Grund: Wählt man Element aus A an der ersten Stelle, so hat man #B viele Möglichkeiten für die zweite Stelle. Da man das für jedes Element an der ersten Stelle machen kann, hat man #A · #B viele Möglichkeiten. Satz: #( M1 × . . . × Mn ) = ∏nk=1 #Mi Beispiel: Die PIN einer EC-Karte besteht aus vier Ziffern 0 . . . 9. Es gibt also 10 · 10 · 10 · 10 = 10000 PINs. Definition:Sei B:={0,1}. Eine binäres n−Tupel ist eine Element aus Bn . Bemerkung: Binäre n−Tupel lassen sich leicht zählen. Es ist #Bn = 2n . Satz: n Objekte lassen sich auf n! viele Weisen anordnen Grund: Für die erste Position bestehen n Möglichkeiten, für die zweite n − 1 etc. Für die letzte Position besteht nur eine Möglichkeit. Insgesamt also n · (n − 1) · . . . · 1 = n! 0.1.2 Teilmengen Definition: Die Menge aller Teilmengen einer Menge A wird mit P ( A) bezeichnet und heißt Potenzmenge von A. bf Beispiel: Ist A = { a, b, c}, so ist P ( A) = {∅, { a}, {b}, {c}, { a, b}, { a, c}, {c, b}, { a, b, c}} Satz: Jede n−elementige Menge hat genau 2n Teilmengen. Grund: Wir nummerieren die Elemente der Menge M beliebig: M = {m1 , m2 , . . . , mn } Sei M0 eine Teilmenge von M. Wir ordnen der Teilmenge M0 wie folgt ein binäre n−Tupel zu: (b1 , b2 , . . . , bn ) ∈ Bn mit ( 1 falls mi ∈ M0 bi = 0 falls mi ∈ / M0 Umkehrt bestimmt so auch jedes binäre n−Tupel eine Teilmenge von M. Zwei binäre n−Tupel sind genau dann gleich, wenn die so zugeordneten Teilmengen gleich sind. Teilmengen von M gibt es aber 2n viele. Definition: Die Anzahl der k −elementigen Teilmengen einer Menge mit n Elementen wird mit n k bezeichnet und heißt Binomialkoeffizient. Satz: n n (1 + x ) = ∑ k =0 n k xk Grund: Es ist (1 + x )n = (1 + x )(1 + x ) · . . . · (1 + x ). Zum Ausmultiplizieren wählt man aus jedem Faktor einmal eine 1 oder ein x. Wir betrachten wieder das binäre n−Tupel (b1 , b2 , . . . , bn ) ∈ Bn mit ( 1 falls im i − ten Faktor xgewählt wurde bi = 0 falls im i − ten Faktor 1gewählt wurde Um also x k zu erhalten, muß man also genau k −mal x ausgewählt haben. Also muß das binäre n−Tupel genau k Einsen haben. Dies entspricht aber (s.o.) einer k −elementigen Teilmenge einer n n−elementigen Menge. Also gibt es viele. k Allgemeiner binomischer Satz: n n k n−k n ( x + y) = ∑ x y k k =0 Grund: Für y 6= 0 gilt yn (1 + yx )n = Gleichung trivialerweise richtig. Satz: yn n ∑nk=0 ( k ) n k = k x y n! (n − k)!k! = ∑nk=0 (nk) x k yn−k . Ist y = 0, so ist die Grund: Es sei M0 ⊂ M eine k −elementige Teilmenge einer n−elementigen Menge. Wir ordnen die Elemente von M0 beliebig an: M 0 = { m1 , . . . , m k } Da Elemente in einer Menge nicht mehrfach vorkommen, gibt es für m1 n Möglichkeiten, für m2 (n − 1) Möglichkeiten und schließlich für mk (n − k + 1) Möglichkeiten. Insgesamt also n · ( n − 1) · . . . · ( n − k + 1) = n! (n − k)! Da bei Mengen die Reihenfolge irrelevant ist, ergibt sich n k = n! (n−k)! k! = n! (n − k)!k! Beispiel: Beim Samstagslotto werden 6 Kugeln aus 49 gezogen. Die Kugeln werden nicht zurückgelegt, die Reihenfolge ist irrelevant. Es wird also eine 6−elementige Teilmenge aus einer 49−elementigen gezogen. Davon gibt es 49 = 13983816 6 viele. Die Wahrscheinlichkeit für sechs Richtige ist also ca. 1 zu 14 Millionen. Satz: Die Anzahl der ungeordneten Auswahlen mit Wiederholung von k Objekten aus einer Menge von n Objekten ist n+k−1 k Grund: Wir konstruieren eine eineindeutige Zuordnung (d.h. eine bijektive Abbildung) zwischen i) allen ungeordneten Auswahlen mit Wiederholung von k Objekten ii) der Menge aller binären (n + k − 1)−Tupel mit genau k Einsen n Wir hatten gesehen, daß die Anzahl aller binären n−Tupel mit genau k Einsen ist. k n+k−1 Die Anzahl aller binären (n + k − 1)−Tupel mit genau k Einsen ist also k Nun zur Zuordnung. Es sei M = {m1 , m2 , . . . , mn }. Wir betrachten k −Tupel in Mk . In diesem k −Tupel sortieren wir die Objekte m1 nach ganz vorne, m2 dahinter usw. Zwischen die einzelnen Typen setzen wir jeweils eine 0 (gewissermaßen als Trennzeichen). Beispiel: (m1 , m1 , 0, m2 , m2 , m2 , 0, 0, m4 ) ∈ {m1 , m2 , m3 , m4 }9 Nun ersetzen wir die Objekte durch Einsen, im Beispiel ergibt sich also: (1, 1, 0, 1, 1, 1, 0, 0, 1) d.h. also Blöcke von Einsen entsprechen Objekten desselben Typs Nullen entsprechen Trennzeichen zwischen Objekten verschiedenen Typs Da man n − 1 Trennzeichen braucht um n Objekte zu trennen, hat jedes solche Tupel genau n − 1 Nullen. Da k Objekte ausgewählt werde, hat dieses Tupel genau k Einsen. Speziell handelt es sich also um ein n + k − 1−Tupel. Wir zählen also die Anzahl der n + k − 1−Tupel mit genau k Einsen. Die Ergebnisse werden häufig in der folgenden Form tabellarisch zusammengefaßt: ohne Ber. der mit Ber. der Reihenfolge Reihenfolge n n! ohne Zurückl. = ( n − )! k k n · k! k n+k−1 mit Zurückl. nk k