Immer müde? – Unterschiedliche Ursachen des chronischen

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Immer müde? – Unterschiedliche Ursachen des chronischen
Müdigkeitssyndroms und ihre Behandlung
Vortrag von Dr. Marianne Krug, Frankfurt
Jeder Mensch kennt Müdigkeit. Als normaler physiologischer Vorgang erinnert sie uns daran,
dass wir hin und wieder ausruhen und schlafen müssen. Doch immer mehr Menschen in der
westlichen Welt sind ständig müde, leiden unter einem chronischen Müdigkeitssyndrom.
Unklar ist dabei oft ob es sich um eine Müdigkeit handelt, die angemessen, also Ergebnis von
zu wenig Schlaf oder Ausdruck von Krankheit, Mangelernährung oder Depression ist. Die
Differenzierung ist schwierig, da sie abhängig ist vom kulturellen und sozialen Umfeld sowie
den individuellen Arbeitsbedingungen und bedarf eingehender Beschäftigung mit dem
Thema.
Ein einfacher Test kann hier jedoch erste Klarheit schaffen: Man schließe die Augen und
frage sich: „Wie alt ist mein Geist“. Die Antwort, die einem als erstes in den Sinn kommt,
sollte man vergleichen werden mit seinem tatsächlichen Alter. Wenn die Einschätzung
identisch ist mit dem reellen Alter, dann ist man bereits zu müde, und wenn sie älter ist, dann
ist man erst recht zu müde. Bei einem gesunden und erholten Menschen ist die Geistantwort
im Allgemeinen jünger.
Um die Frage zu klären, warum man eigentlich zu müde ist muss zunächst unterschieden
werden ob Körper oder Psyche die Müdigkeit verursachen. Die Klärung ist oft schwierig, aber
sehr entscheidend im Hinblick auf die Hilfe, die man benötigt und wo man sie bekommt.
Denn nicht selten gehen Menschen mit chronischer Müdigkeit zum Hausarzt und lassen nach
körperlichen Mängeln suchen, obwohl eigentlich eine psychische Störung, wie beispielsweise
eine Depression, dahinter steckt. Alleine ist dies allerdings kaum herauszufinden.
Im Allgemeinen aber gilt, dass ein depressiver Mensch wenig und meist sehr leise redet. Ein
Mensch, der aufgrund körperlicher Ursachen müde ist, ärgert sich hingegen oft über seine
Müdigkeit. Natürlich trifft diese einfache Unterscheidung nicht immer, aber sehr oft.
Immer dann, wenn Menschen sehr leise werden und sehr zurückhaltend sind und sich
isolieren, dann ist mehr als eine Müdigkeit da. Die Depression zeigt oft Energie-, Antriebs-,
Schlaf-, Interesse-, Hoffnungs-, Kraft-, Entschluss- und Sinnlosigkeit. Wenn man derartige
Veränderungen an sich feststellt, sollte man immer an eine psychische Ursache der Müdigkeit
denken und sich in schweren Fällen Hilfe möglichst bei einem Psychologen,
Psychotherapeuten oder Psychiater holen.
Unterteilt werden die Depressionen in reaktive Depressionen (meist als Folge von
Trennungen, Tod in der Familie u.ä.), endogene und somatische Depressionen, wobei eine
Sonderform der somatischen Depression die Winterdepression ist, die erfolgreich mit Licht
und Bewegung therapiert wird. Leichte und mittelschwere Depressionen können auch ohne
Psychopharmaka – die bei schweren Depressionen oft nötig und auch hilfreich sind –
behandelt werden. Das wichtigste und gleichzeitig preiswerteste Antidepressivum ist hier
ebenfalls Licht und Bewegung an der frischen Luft, lediglich für Patienten mit einer isolierten
Nebennierenrindenschwäche oder einem Testosteron- bzw. Östrogenmangel ist die
Bewegungstherapie ungeeignet. Hinzu sollte ein ehrlich geführtes Tagebuch kommen, das
eventuell hilft herauszufinden mit welchem Gegner man es bei der Depression zu tun hat.
Selbst bei depressiver Antriebslosigkeit sollten jeden Tag 1 bis 2 Sätze sollten möglich sein.
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Außerdem sollte man sich erreichbare Ziele setzen, die sich in den Tagesablauf einbauen
lassen. Auch eine Tagesroutine, die man sich in gesunden Zeiten angewöhnt hat, kann helfen
eine Depression zu überstehen, wobei es nicht die triste Routine eines Büroalltags sein muss,
sondern schon so kleine Dinge wie die morgendliche Tasse Tee, der tägliche Weg ins
Sportstudio, ein kleiner Mittagsschlaf oder ein abendlicher Spaziergang. Es kann helfen in der
Bahn zu bleiben oder schlicht weiterzuleben. Obwohl für viele noch ungewohnt zeigt auch die
in der Ayurveda schon sehr lange angewandte Lachtherapie (man lernt zu lachen, auch ohne
wirklichen Anlass) sehr positive Erfolge.
Die körperliche Müdigkeit hat viele Schnittpunkte zur psychischen Müdigkeit und ist deshalb
wie bereits erwähnt oft schwer zu trennen. Als Hauptursache gelten hier Mangelstörungen
(Eisen, Vitamine wie B12, Mineralien, Sauerstoff), Stoffwechselstörungen (Leber, Pankreas),
Hormonmangel (Schilddrüse, Nebenniere), Lebenshaltung (Schlafmangel,
Entspannungsmangel, Burn-Out-Syndrom) und
Krankheiten (chronische Virusinfekte). Chronische Müdigkeit kann aber auch ausgelöst
werden durch Übersäuerung, zu viel oder falsches Essen und Trinken,
Nahrungsmittelunverträglichkeiten (große Müdigkeit direkt nach dem Essen) und Stress.
Doch egal um welche Ursache es sich handelt, ist es wichtig in sich selbst hineinzuhorchen,
sich zu fragen, welchen Grund die Müdigkeit haben könnte und sich spezifischen Rat zu
holen, anstatt sich selbst mit Nahrungsergänzungsmitteln zu therapieren.
Insbesondere der Hormonmangel macht oft Müdigkeit, die sich in ganz typischen
Müdigkeitskurven darstellen lässt.
Die Schilddrüse scheidet die Hormone T3 und T4 aus. Bei Störungen fehlt meist das T3. Bei
einer Müdigkeit, die durch einen Mangel an Schilddrüsenhormonen hervorgerufen wird, gibt
es eine ganz charakteristische Kurve: Der Schilddrüsenpatient ist am Morgen müde, er kommt
nicht aus dem Bett und kann als typischer Morgenmuffel beschrieben werden. Wenn diese
Patienten es geschafft haben gegen die Morgenmüdigkeit anzugehen, sind sie den Rest des
Tages meist fit. Ganz typisch für Schilddrüsenhormonmangel ist auch die Müdigkeit, die
anfängt, wenn man aufhört sich zu bewegen. Die Patienten machen ihre Arbeit, sind vital, fast
überaktiv – auch viele überaktive Kinder sind schilddrüsenhormonunterversorgte Kinder, die
ihren Mangel durch Bewegung ausgleichen. Sobald sie aber Pause machen, fallen sie vor
Müdigkeit fast in sich zusammen. Diese Patienten werden auch nach einem Mittagsschlaf
nicht wieder richtig wach.
Die zentralen Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion sind Müdigkeit,
Kälteempfindlichkeit und Durstlosigkeit. Wenn es daran mangelt, gibt es verschiedene
Möglichkeiten der Therapie. Grundsätzlich kann man mit der Ernährung ein bisschen
einwirken: Die Schilddrüse braucht Kohlehydrate und mag keinen Kaffee (trocknet Haut aus).
Einen Hormonmangel weisen auch die Patienten auf, die nach dem Aufstehen müde werden,
oft kollabieren und sich meist nur im Liegen wirklich wohl fühlen. Diesen Patienten fehlt das
Aldosteron aus der Nebennierenrinde, welches unter anderem dafür zuständig ist, dass der
Blutdruck auch in aufrechter Position stabil bleibt. Eine salzreiche Ernährung kann hier
positive Erfolge zeigen und den Aldosteronmangel fast vollständig ausgleichen.
Auch eine Unterzuckerung als Folge eines prädiabetischen Zustandes kann müde machen. Bei
der Unterzuckerung ist das Problem nicht, dass man zu wenig Insulin hat, sondern dass das
Insulin nicht in die Zelle eindringen kann. In der Folge entsteht häufig ein Altersdiabetes. In
der akuten Unterzuckerung sollte man Zucker zu sich nehmen, um den aktuellen Mangel
auszugleichen. Aber auf Dauer muss man weg von den schnell resorbierbaren Zuckern
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(Kuchen, Süßigkeiten, Brot) hin zu langsam resorbierbaren Kohlehydraten (Gemüse,
Vollkornbrot, Kartoffeln).
Ein Mangel an Sexualhormonen (Östrogene, Testosteron) kann ebenfalls müde und depressiv
machen. Betroffen sind vor allem Frauen in den Wechseljahren. Die Patienten sind dabei
ständig müde, unabhängig davon ob sie genug schlafen, früh oder spät aufstehen oder etwas
essen. Das gleiche gilt für den Testosteronmangel beim Mann. Hinzu kommen
Müdigkeitsspitzen bei Belastung. Ein Testosteronmangel-Mann verträgt körperliche
Belastung und Bewegung ausgesprochen schlecht. Neben der kontrovers diskutierten
Hormonsubstitution kann eine eiweißreiche Ernährung hier hilfreich sein, wobei beim Mann
eher tierisches Eiweiß, bei der Frau pflanzliches Eiweiß (Soja) angesagt ist.
Das Glucokortikoid Cortisol, welches ebenfalls in der Nebennierenrinde produziert wird,
versetzt uns in die Lage vor allem bei längerfristigem Stress aktiv bleiben zu können. Das
Cortisol, dessen Konzentration man problemlos im Speichel messen kann, wird vor allem
morgens ausgeschüttet und zeigt deshalb eine ganz typische Müdigkeitskurve. Der Patient mit
Cortisolmangel kommt zwar morgens ganz gut klar, wird aber immer dann müde, wenn
stressige Situationen ihn fordern. Auch abends ist er meist völlig erschöpft. Hinzu kommt,
dass er nicht nur müde ist, sondern auch prädestiniert für chronisch schleichende
Entzündungen oder immer wieder neu auftretende Allergien. Ursache dieser
Nebennierenrindenschwäche kann eine permanente Überforderung durch Dauerstress und
damit eine Überproduktion von Cortisol sein oder aber ein Burn-Out-Syndrom als
Endstadium dieser Entwicklung mit einer tiefgreifenden Müdigkeit und häufigem Heißhunger
auf Süßes.
Ursache für dauernde Müdigkeit kann natürlich auch ein Mangel an Releasing-Hormonen aus
der Hypophyse – hier befindet sich das übergeordnete Steuerzentrum der Hormone – sein. Zu
nennen wäre hier unter anderem das ACTH, welches die Nebennierenrinde stimuliert und
ganz spezifische Mangelsymptome zeigt. So beispielsweise eine absolute Stress- und
Bewegungsintoleranz. Ebenfalls in der Hypophyse produziert wird das Wachstumshormon
(Human Growth Hormon = HGH), welches unter anderem dafür zuständig ist, dass man nicht
müde wird. Die Patienten mit HGH-Mangel sind am ganzen Tag ein bisschen müde, aber
besonders sensibel sind sie für Störungen der mitternächtlichen Ruhe. Wenn sie gezwungen
sind länger aufzubleiben, erholen sie sich bis zum Aufstehen nicht mehr und sind am nächsten
Tag wie gerädert. Dieses Hormon wird nur nachts gebildet, in Ruhe, im Dunkeln und ohne
das der Körper mit Verdauung beschäftigt ist. Wenn man hier einen Mangel hat, gibt es
verschiedene hilfreiche Möglichkeiten, durch eine veränderte Lebenshaltung die
Hormonproduktion zu stimulieren und zu regulieren: Erstens kann man sein Schlafzimmer
absolut abdunkeln, zweitens sollte man vor 24 Uhr schlafen gehen, am besten einmal in der
Woche vor 22 Uhr und das Abendessen sollte vor 18 Uhr liegen oder aber einmal in der
Woche komplett gecancelt werden. Da das HGH auch ein Steuerungshormon ist, hat dies eine
positive Wirkung auf eine Vielzahl anderer Hormone.
Aus der Epiphyse oder Zirbeldrüse kommt das Hormon Melatonin, welches ebenfalls nachts
gebildet wird. Wenn man also zu wenig Schlaf bekommt werden das Melatonin und das HGH
in ihrer Produktion gestört, was Auswirkungen auf den gesamten Organismus hat. Es entsteht
nicht selten eine chronische Müdigkeit und die wichtige Thymusdrüse schrumpft. Für die
Bildung von Melatonin ist das dunkle Schlafzimmer ebenso wichtig wie der Kontrast
zwischen hell und dunkel, das heißt morgens in die Sonne und Licht tanken und abends ins
tiefschwarze Schlafzimmer stimuliert die Melatoninproduktion. Menschen mit
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Schlafstörungen muss man also über Rhythmisierung mit hellen Tagen und dunklen Nächten
wieder an das Schlafen gewöhnen. Melatonin kann man auch als Tablette einnehmen.
Am häufigsten aber handelt es sich bei hormonell bedingter Müdigkeit um kombinierte
Störungen, welche die Diagnostik auch recht schwierig machen.
Prinzipiell aber gilt es, die Signale des eigenen Körpers wahrzunehmen, und sich selbst
einmal zu fragen wann, warum und wie häufig bin ich müde und wie lebe ich eigentlich. Oft
hilft es schon diese Erkenntnisse in Beziehung zueinander zu setzen oder aber sich kostenlose
Erste Hilfe mit Licht, Luft, Sonne, Bewegung, Fasten oder schlicht Freude und Lachen zu
gönnen, da diese Methode zu einer Rhythmisierung und damit zu einer Stimulation aller
Drüsen führen. Als Breitbandstimulus gilt auch die Thymus-Therapie, die ganz einfach durch
Beklopfen der Thymusdrüse (sitzt hinter dem Brustbein) zu realisieren ist. Die Thymusdrüse
sezerniert dann ein Sekret, welche die Nebennierenrinde, die Schilddrüse,
Wachstumshormone und Sexualhormone stimuliert.
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