Tetraspan 6%-Infusionslösung Qualitative und quantitative Zusammensetzung 1000 ml enthalten: Poly(O-2-hydroxyethyl)stärke (HES) 60,0 g (Molare Substitution: 0,42) (Mittleres Molekulargewicht: 130.000 Da) Natriumchlorid 6,25 g Kaliumchlorid 0,30 g Calciumchlorid-Dihydrat 0,37 g Magnesiumchlorid-Hexahydrat 0,20 g Natriumacetat-Trihydrat 3,27 g Äpfelsäure 0,67 g Elektrolytkonzentration: Natrium 140 mmol/l Kalium 4,0 mmol/l Calcium 2,5 mmol/l Magnesium 1,0 mmol/l Chlorid 118 mmol/l Acetat 24 mmol/l Malat 5,0 mmol/l pH: 5,6−6,4 Theoretische Osmolarität: 296 mOsmol/l Titrationsazidität: <2,0 mmol/l Eine vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile fin-den Sie unter Abschnitt Sonstige Bestandteile. Darreichungsform Infusionslösung. Klare, farblose, wässrige Lösung, praktisch frei von Partikeln. KLINISCHE ANGABEN Anwendungsgebiete Behandlung von drohendem oder manifestem Volumenmangel und Schock. Dosierung, Art und Dauer der Anwendung Die tägliche Dosis und die Infusionsgeschwindigkeit richten sich nach dem Umfang des Blutverlusts und der Flüssigkeitsmenge, die zur Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung der Hämodynamik erforderlich ist. Die ersten 10 – 20 ml sind langsam und unter sorgfältiger Beobachtung des Patienten zu infundieren, damit anaphylaktoide Reaktionen möglichst sofort erkannt werden. Maximale Infusionsrate: Die maximale Infusionsrate hängt von der klinischen Situation ab. Im akuten Schock können Patienten bis zu 20 ml/kg Körpergewicht pro Stunde erhalten (entspricht 0,33 ml/kg/ min. oder 1,2 g Hydroxyethylstärke/kg Körpergewicht pro Stunde). In lebensbedrohlichen Situationen können 500 ml schnell als Druckinfusion verabreicht werden. Siehe auch "Art der Anwendung und Dauer der Therapie." Maximale tägliche Dosis: Bis zu 50 ml Tetraspan 6% pro kg Körpergewicht (entspricht 3,0 g Hydroxyethylstärke/kg Körpergewicht). Dies entspricht 3.500 ml Tetraspan 6% für einen Patienten, der 70 kg wiegt. Behandlung von Kindern: Zur Anwendung von niedermolekularer und niedersubstituierter HES (HES 130/0,4) bei Kindern sind nur begrenzte klinische Daten verfügbar (siehe Abschnitt Pharmakodynamische Eigenschaften). Art und Dauer der Anwendung: Zur intravenösen Infusion. Im Falle einer schnellen Druckinfusion muss vor Beginn der Infusion alle Luft aus dem Kunststoffbehälter und dem Infusionsbesteck entfernt werden, um das Risiko einer möglichen Luftembolie im Zusammenhang mit der Infusion zu vermeiden. Die Dauer der Behandlung hängt von der Dauer und dem Ausmaß des Volumenmangels, den hämodynamischen Wirkungen der Behandlung und dem Grad der Blutverdünnung ab. Gegenanzeigen Hyperhydratationszustände einschließlich Lungenödem. Niereninsuffizienz mit Oligurie oder Anurie. Intrakranielle Blutungen. Hyperkaliämie. Schwere Hypernatriämie oder schwere Hyperchlorämie. Überempfindlichkeit gegen Hydroxyethylstärke oder einen der sonstigen Bestandteile. Schwere Leberfunktionsstörung. Stauungsinsuffizienz. Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung Volumenüberlastung durch Überdosierung sollte immer vermieden werden. Die Dosierung sollte sorgfältig adaptiert werden, besonders bei Patienten mit Herzinsuffizienz. Besondere Vorsicht ist bei Patienten mit einer Nierenfunktionsstörung geboten. Die Dosis muss eventuell angepasst werden. Ältere Patienten mit Hypervolämie sollten sorgfältig beobachtet werden. Die Dosis ist anzupassen, um das Risiko einer Nierenfunktionsstörung zu verringern. Serumelektrolyte, Flüssigkeitsbilanz und Nierenfunktion sollten überwacht werden. Eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme muss sichergestellt sein. Patienten mit schwerer Dehydratation sollten zuerst intravenöse Elektrolytlösungen erhalten. Besondere Vorsicht ist geboten bei der Behandlung von Patienten mit Leberinsuffizienz oder mit Blutgerinnungsstörungen, besonders im Falle von Hämophilie oder bekanntem/ vermutetem v.Willebrand-Syndrom. Vor der Verabreichung von Tetraspan 6% sollte eine Blutprobe abgenommen werden, um eine korrekte Blutgruppenbestimmung zu gewährleisten. Da ein Risiko für allergische (anaphylaktische/anaphylaktoide) Reaktionen besteht (siehe Abschnitt Nebenwirkungen), sollte der Patient sorgfältig beobachtet werden; die Infusion muss langsam begonnen werden. Nach der Verabreichung von Lösungen, die HES enthalten, können vorübergehend erhöhte α-Amylase-Konzentrationen auftreten. Dies ist nicht als Zeichen einer Pankreasschädigung zu deuten (siehe Abschnitt Nebenwirkungen). Wechselwirkungen mit anderen Mitteln Bis heute wurden keine Wechselwirkungen zwischen Tetraspan 6% und anderen Arzneimitteln oder Infusionslösungen zur parenteralen Ernährung beobachtet. Eine gleichzeitige Verabreichung von Arzneimitteln, die eine Kalium- oder Natriumretention bewirken können, sollte sorgfältig geprüft werden. Erhöhte Calciumspiegel können das Risiko für Nebenwirkungen von Digitalisglykosiden erhöhen. Schwangerschaft und Stillzeit Es wurden keine tierexperimentellen Studien mit Tetraspan 6% durchgeführt. Tierversuche mit niedermolekularer und niedersubstituierter HES weisen darauf hin, dass Tetraspan 6% während einer Schwangerschaft nur angewendet werden sollte, wenn der potentielle Nutzen die möglichen Risiken für den Foetus übersteigt. Da nicht bekannt ist, ob die modifizierte Stärke in Tetraspan 6% in die Muttermilch übergeht, ist bei einer Verabreichung an stillende Frauen Vorsicht geboten. Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen Nicht zutreffend. Nebenwirkungen Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeiten zugrunde gelegt: Sehr häufig (≥1/10), häufig (≥1/100, <1/10), gelegentlich (≥1/1.000, <1/100) und selten (≥1/10.000, <1/1.000). Die am häufigsten beobachteten Nebenwirkungen hängen direkt mit dem therapeutischen Effekt von Stärkelösungen und den verabreichten Dosen zusammen, d.h., mit der Verdünnung des Blutes durch Auffüllen des intravasalen Raumes ohne gleichzeitige Verabreichung von Blutbestandteilen. Auch eine Verminderung der Konzentration von Gerinnungsfaktoren kann auftreten. Überempfindlichkeitsreaktionen sind sehr selten und nicht dosisabhängig. Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems Sehr häufig: Verdünnungsbedingt Hämatokritabfall und verringerte Konzentration von Plasmaproteinen. Häufig (abhängig von der verabreichten Dosis): Relativ hohe Dosen von Hydroxyethylstärke führen zu einer Verdünnung von Gerinnungsfaktoren und können daher die Blutgerinnung beeinflussen. Nach Verabreichung hoher Dosen können die Blutungszeit und die aktivierte partielle Thromboplastinzeit verlängert und die Konzentration des Faktor VIII/v.Willebrand Faktor-Komplexes vermindert sein. Siehe Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung. Erkrankungen des Immunsystems Selten: Anaphylaktische Reaktionen unterschiedlicher Ausprägung. Einzelheiten siehe unten im Abschnitt Anaphylaktische Reaktionen. Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort Gelegentlich: Wiederholte HES-Infusionen über mehrere Tage, besonders wenn hohe kumulative Dosen erreicht werden, führen gewöhnlich zu Juckreiz, der kaum auf irgendeine Therapie anspricht. Dieser Juckreiz kann noch mehrere Wochen nach Beendigung der Stärkeinfusionen auftreten und über Monate anhalten. Über die Wahrscheinlichkeit, mit der diese unerwünschte Wirkung auftritt, wurden für Tetraspan 6% keine hinreichenden Untersuchungen durchgeführt. Untersuchungen Sehr häufig: Die Infusion von Hydroxyethylstärke führt zu erhöhten α-Amylase-Konzentrationen im Serum. Dieser Effekt resultiert aus der Bildung eines Komplexes von Amylase mit Hydroxyethylstärke, der renal und extrarenal verzögert ausgeschieden wird. Dies sollte nicht als Anzeichen einer Pankreaserkrankung fehlinterpretiert werden. Anaphylaktische Reaktionen Nach einer Verabreichung von Hydroxyethylstärke können anaphylaktische Reaktionen unterschiedlicher Ausprägung auftreten. Daher sind alle Patienten, die Stärkeinfusionen erhalten, sorgfältig auf Anzeichen einer anaphylaktischen Reaktion zu überwachen. Wenn eine anaphylaktische Reaktion auftritt, muss die Infusion unverzüglich beendet und die entsprechende Akutbehandlung eingeleitet werden. Es ist nicht möglich, mit Hilfe von Tests vorherzusagen, bei welchen Patienten eine anaphylaktische Reaktion zu erwarten ist; auch Verlauf und Schweregrad einer solchen Reaktion sind nicht vorhersagbar. Ein präventiver Effekt der Prophylaxe mit Corticosteroiden ist nicht nachgewiesen. Überdosierung Das mit einer akuten Überdosierung verbundene Hauptrisiko ist Hypervolämie. In diesem Fall muss die Infusion unverzüglich beendet und die Verabreichung von Diuretika in Betracht gezogen werden. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN Pharmakodynamische Eigenschaften Pharmakotherapeutische Gruppe: Blutersatzmittel und Plasmaproteine ATC-Code: B05AA07 Tetraspan 6% ist ein kolloidaler Plasmavolumenersatz, der 6% Hydroxyethylstärke (HES) in einer balancierten Elektrolytlösung enthält. Das mittlere Molekulargewicht beträgt 130.000 Dalton, die molare Substitution 0,42. Tetraspan 6% ist isoonkotisch, d.h., die Zunahme des intravasalen Plasmavolumens entspricht dem zugeführten Volumen. Die Dauer der Volumenwirkung beruht in erster Linie auf der molaren Substitution und in geringerem Maß auf dem mittleren Molekulargewicht. Intravasale Hydrolyse von HES-Polymeren führt zu einer kontinuierlichen Freisetzung kleinerer Moleküle, die ihrerseits onkotisch wirksam sind, bevor sie über die Nieren ausgeschieden werden. Tetraspan 6% kann den Hämatokrit senken und die Plasmaviskosität vermindern. Bei isovolämischer Verabreichung bleibt die Volumenwirkung über mindestens 6 Stunden erhalten. Die Zusammensetzung der Kationen in der Kristalloid-Komponente von Tetraspan 6% ist physiologischen Elektrolytkonzentrationen im Plasma angepasst. Die Anionen stellen eine Kombination von Chlorid, Acetat und Malat dar, um das Risiko für Hyperchlorämie und Azidose zu minimieren. Der Zusatz von Acetat und Malat anstelle von Lactat soll die mit einer Lactazidose verbundenen Risiken verringern. Erfahrungen mit der Anwendung bei Kindern Zur Anwendung bei Kindern liegen nur eingeschränkte Erfahrungen vor. Von Neugeborenen und Kleinkindern mit anderen als herzchirurgischen Operationen wurde eine zur hämodynamischen Stabilisierung verabreichte mittlere Dosis von 16 ml/kg (HES 130/0,4) gut vertragen. In einer weiteren Untersuchung tolerierten 21 Kinder mit herzchirurgischen Eingriffen im Alter von 6 – 72 Monaten eine feste Dosis von 10 ml/ kg ohne Komplikationen. Wenn Tetraspan 6% bei Kindern angewendet wird, muss die Dosis unter Berücksichtigung des hämodynamischen Status und der Grunderkrankung individuell angepasst werden. Es gibt keine pharmakokinetischen Daten zur Anwendung bei Kindern. Pharmakokinetische Eigenschaften Hydroxyethylstärke ist ein Gemisch aus vielen unterschiedlichen Molekülen mit unterschiedlichem Molekulargewicht und Substitutionsgrad. Die Elimination hängt vom Molekulargewicht und dem Substitutionsgrad ab. Moleküle von einer Größe, die unterhalb der sogenannten Nierenschwelle liegt, werden durch glomeruläre Filtration ausgeschieden. Größere Moleküle werden zunächst von α-Amylase abgebaut, bevor sie über die Nieren ausgeschieden werden. Die Abbaurate der Moleküle nimmt mit zunehmendem molaren Substitutionsgrad ab. Etwa 50% der verabreichten Dosis werden innerhalb von 24 Stunden mit dem Urin ausgeschieden. Nach einer einzelnen Infusion von 1000 ml Tetraspan 6% beträgt die Plasmaclearance 19 ml/min und die Fläche unter der Konzentrations-Zeit-Kurve (AUC) 58 mg x Stunde/ml. Die terminale Serumhalbwertzeit beträgt etwa 12 Stunden. Präklinische Daten zur Sicherheit Mit Tetraspan 6% wurden keine toxikologischen Tierstudien durchgeführt. Publizierte toxikologische Studien zu niedermolekularer und niedersubstituierter HES zeigen generell keine speziellen Risiken für Menschen. Von vergleichbaren HES-Präparaten wurde berichtet, dass sie in Standardtests nicht genotoxisch sind. Studien zur Reproduktionstoxizität von HES-Präparaten ergaben nach wiederholter Verabreichung bei Versuchstieren vaginale Blutungen und Anzeichen für Embryo-/Foetotoxizität sowie Teratogenität. Diese Effekte können auf eine Hämodilution zurückzuführen sein, die ihrerseits eine foetale Hypoxie und Hypervolämie bewirkt. Ebenso können Blutungen zum Teil mit unmittelbaren Effekten von HES auf die Blutgerinnung zusammenhängen. Eine Hämodilution infolge von Kreislaufüberlastung sollte stets vermieden werden, wenn Patienten wegen Hypovolämie behandelt werden. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN Sonstige Bestandteile Natriumhydroxid (zur pH-Einstellung), Wasser für Injektionszwecke. Inkompatibilitäten Wenn keine Kompatibilitätsstudien durchgeführt wurden, darf dieses Arzneimittel nicht mit anderen Arzneimitteln gemischt werden. Dauer der Haltbarkeit 2 Jahre. Haltbarkeit nach Öffnen des Behältnis: Das Arzneimittel ist sofort zu verwenden. Besondere Lagerungshinweise Nicht einfrieren. Art und Inhalt des Behältnisses Tetraspan 6% ist in den folgenden Verpackungsarten und Größen erhältlich: Kunststoff-Flasche aus Polyäthylen (Ecoflac plus): 10 x 500 ml Plastikbeutel (Ecobag) mit Butylgummistopfen und Außenbeutel. Der Primärbeutel besteht aus dreischichtigem Plastiklaminat mit innerer Polypropylenschicht und äußerer Polyamidschicht: 10 x 250 ml, 20 x 250 ml, 10 x 500 ml, 20 x 500 ml, 10 x 1000 ml. Es werden möglicherweise nicht alle Packungsgrößen in Verkehr gebracht. Hinweise für die Handhabung Nur zum einmaligen Gebrauch. Sofort nach dem Öffnen der Primärverpackung verwenden. Nicht verwendeter Inhalt ist zu entsorgen. Nur verwenden, wenn die Lösung klar und praktisch frei von Partikeln und die Verpackung nicht beschädigt ist. Zulassungsinhaber: Braun Melsungen, Melsungen; Deutschland. Zulassungsnummer: 1–26776 Zulassung: 15. Dezember 2006. Abgabe: Rezept- und apothekenpflichtig. PKZ: PL-FL 500ML 10 ST * (EKO: N) [204.50] , IBTL 500ML 20 ST * (EKO: N) [412.30]