ARGUS 2 • 2015 Neuzulassungen der Swissmedic Idelalisib (Zydelig®) zur Behandlung der chronisch lymphatischen Leukämie Wirkstoff: Idelalisib (Zydelig®) Indikation: a) Kombiniert mit Rituximab zur Behandlung erwachsener Patienten mit chronisch lymphatischer B-ZellLeukämie (B-CLL), die mindestens eine Vortherapie erhalten haben, oder als Erstlinientherapie bei Vorliegen einer 17p-Deletion oder einer TP53-Mutation bei Patienten, die für eine Chemoimmuntherapie ungeeignet sind. b) Als Monotherapeutikum bei Patienten mit rezidivierendem follikulärem Lymphom (FL), die bereits zwei vorausgegangene Therapielinien erhalten haben. Darreichungsform: 100 mg/150 mg, Filmtabletten Dosierung: Empfohlene Dosis: 150 mg oral 2-mal täglich. Kontraindikationen: Überempfindlichkeit gegen Idelalisib. Nebenwirkungen: Häufig: Infektionen, Neutropenie, Diarrhö, Exantheme, erhöhte Transaminasen- und Triglyzeridspiegel. Wechselwirkungen: Bei gleichzeitiger Anwendung mittelstarker oder starker CYP3A-Induktoren (Rifampicin, Phenytoin, Johanniskraut, Carbamazepin) besteht die Gefahr verringerter Wirksamkeit von Idelalisib. Zulassung (Swissmedic): Januar 2015 Hersteller: Gilead Sciences Switzerland Sàrl Von Claudia Reinke Proliferation und das Überleben der unterschied- Nebenwirkungen wurden bei 40 Prozent der Pa- lichen Subtypen von reifen B-Zell-Lymphomen. An tienten in der Verum- und 35 Prozent in der Pla- den verschiedenen Signalwegen sind unter- zebogruppe beobachtet. Die Studie wurde vorzei- schiedliche regulatorische Kinasen beteiligt. Erst tig beendet, da sich Idelalisib gegenüber Plazebo die Aufklärung dieser komplexen Signalwege und als signifikant überlegen erwies. Das mediane Ge- die Kenntnis über die an der Aktivierung der samtüberleben wurde in keinem der beiden Stu- B-Lymphozyten beteiligten Kinasen ermöglichte dienarme erreicht (1, 2, 4). die gezielte Entwicklung spezifischer Kinaseinhi- Die Zulassung von Idelalisib bei Patienten mit vor- bitoren, die an unterschiedlichen Zielstrukturen behandeltem FL basiert auf einer einarmigen angreifen und die über den BCR vermittelte Sig- Phase-II-Studie. Hier erhielten 125 Patienten mit nalübertragung hemmen (2). indolentem Non-Hodgkin-Lymphom (davon 72 FLPatienten) 2-mal täglich 150 mg Idelalisib. Als pri- Wie wirkt Idelalisib? märer Endpunkt wurde die Ansprechrate defi- Idelalisib ist ein selektiver Inhibitor der Phosphat- niert, die 57,6 Prozent betrug; bei 55 Prozent der idylinositol-3-Kinase (PI3K). Ihre Aktivierung führt FL-Patienten konnte ein vollständiges oder teil- über die Bildung verschiedener Second-Messen- weises Ansprechen beobachtet werden. Die me- ger zu einer verstärkten Proliferation und Motilität diane Zeit bis zum Ansprechen lag bei 1,9 Mona- sowie zu einer Hemmung der Apoptose. Es hat ten, das mediane progressionsfreie Überleben bei sich gezeigt, dass dieser PI3K-Signalweg bei B- 11 Monaten (2, 3). Zell-Malignität häufig hyperaktiv ist. Idelalisib hemmt selektiv die Phosphorylierung der Stellenwert katalytischen Domäne der PI3K und verhindert Idelalisib (Zydelig®), der erste Vertreter der Wirk- damit die Aktivität nachfolgender Second-Mes- stoffklasse der Phosphatidylinositol-3-Kinase-In- senger. Dadurch kommt es zur Apoptose maligner hibitoren, wird als neue, vielversprechende B-Lymphozyten und weiterer Primärtumorzellen; Therapieoption für die schwer behandelbaren zudem werden die Proliferation und die Retention B-Zell-Neoplasien CLL und FL angesehen. Die Sub- maligner Zellen in Lymphgeweben und im Kno- stanz hat sich in den zulassungsrelevanten Stu- chenmark unterbunden (1). dien zur Therapie der erfolglos behandelten CLL Grundlagen Die chronisch lymphatische B-Zell-Leukämie sowie bei der zu den indolenten Non-Hodgkin- Studien Lymphomen zählenden FL bewährt. Ihr Nutzen (B-CLL) gehört zu den leukämisch verlaufenden, Die Zulassung für die Behandlung der CLL erfolgte wird sich in weiteren kontrollierten klinischen Stu- niedrig malignen Non-Hodgkin-Lymphomen. Bei auf Basis einer randomisierten, plazebokontrol- dien im Vergleich mit etablierten oder neuen The- der B-CLL haben die transformierten B-Lymphozy- lierten Phase-III-Studie an 220 Patienten mit vor- rapieoptionen erweisen müssen. ten ihre Antikörper-bildenden Eigenschaften ver- behandelter, rezidivierender CLL. Sowohl Idelali- loren und breiten sich in Blut, Knochenmark und sib (150 mg 2-mal täglich) als auch Plazebo Lymphsystem aus. B-Zell-Non-Hodgkin-Lympho- wurden jeweils mit Rituximab kombiniert. In der me exprimieren auf ihrer Membranoberfläche den Verumgruppe lag das mediane progressionsfreie Arzneimittel. B-Zell-Rezeptor (BCR), der nicht nur bei der Anti- Überleben (primärer Endpunkt) bei 10,7 Monaten 3. DAZ 1-2015; neue Arzneimittel. genpräsentation, sondern auch bei der Signal- (vs. 5,5 unter Plazebo; p < 0,001), zudem kam es transduktion eine wichtige Rolle spielt. Dieser unter Idelalisib zu einer signifikant besseren Re- wichtige Mechanismus ist verantwortlich für die missionsrate (81 vs. 13%; p < 0,001). Schwerere Literatur: 1. Fachinformation zu Zydelig® (www.swissmedicinfo.ch). – 37 – 2. Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft; neue 4. Furman RR, Sherman JP et al. Idelalisib and rituximab in relapsed chronic lymphocytic leukemia. N Engl J Med 2014; 370 (11): 997–1007.