Die Entwicklung von Genus in den britannischen Sprachen Antragstellerin Privatdozentin Dr. Britta Irslinger Es liegt keine aktuelle Dienstanschrift vor. Fachliche Zuordnung Förderung Historische Linguistik Förderung von 2007 bis 2010 Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 34589570 Projektergebnisse Erstellungsjahr 2010 Zusammenfassung der Projektergebnisse Das Projekt untersuchte die Entwicklung von Genus im substantivischen Lexikon der britannischen Sprachen Bretonisch, Kymrisch und Kornisch, die über die Genera Maskulinum und Femininum verfügen. Das aus dem Uridg. ererbte Neutrum ist in vorhistorischer Zeit geschwunden. Die Untersuchung des bretonischen Genussystems hat gezeigt, dass dieses über Merkmale verfügt, die auch in den Genussystemen anderer moderner idg. Sprachen zu finden sind: Das Genus einzelner Substantive ist – im Gegensatz zu früheren Annahmen – zu einem hohen Grad vorhersagbar durch semantische, morphologische, grammatische und phonetische Regeln oder Kombinationen derselben. Das unmarkierte Default-Genus ist für die meisten Bereiche des Lexikons das Maskulinum. Das Femininum ist jedoch u.a. bei der Bildung von Bezeichnungen für weibliche Personen, Eigenschaftsabstrakta, Singulativa und ähnlicher enn-Bildungen produktiv. Die quantitative Distribution von Maskulina und Feminina ist fast identisch mit der des Neufranzösischen. Im Gegensatz dazu enthält das Neukymrische fast 10 %, das traditionelle Kornische sogar 15 % mehr Maskulina. Die zunächst naheliegende Vermutung, im Kymrischen breite sich durch den Sprachkontakt mit dem Englischen das Default-Genus immer stärker aus, um schließlich in den Genusverlust zu münden, konnte durch den Vergleich der derivierten Lexika der britann. Sprachen widerlegt werden. Die meisten mask. Suffixe entstanden im Urbritann. und wurden im Kymr. beibehalten. Das Bret. hingegen ersetzte diese in großem Umfang durch einheimische oder entlehnte feminine Suffixe und erreichte damit einen ähnlichen Zustand wie das Neufrz. Es kann damit als Beispiel für die partielle Umkehrung von Distributionstendenzen dienen. Im Gegensatz zur generellen Ausbreitung des Mask. als Default-Genus findet in einem Teilbereich des Lexikons eine „Re-Feminisierung“ statt. Beide Sprachen belegen außerdem den starken Einfluss der umgebenden Kontaktsprachen und untermauern die Wirksamkeit areallinguistischer Konvergenzphänomene im Bezug auf Genus. Untersucht wurde ebenfalls eine Besonderheit der britannischen Sprachen, das Kollektiv-Singulativ-System. Es wird die Hypothese vertreten, dass Singulative und ihnen nahestehende Bildungen mit denselben Suffixen als Bildungen mit ursprünglichen, sog. „Diminutivsuffixen“ erklärt werden können. Die Derivate haben je nach semantischer Konzeptionierung der Basis charakteristische Bedeutungsentwicklungen erfahren. Überraschend ist die große Ähnlichkeit zu entsprechenden Bildungen in den romanischen Sprachen, die von der Forschung bisher nicht zur Kenntnis genommen wurde. Die Überprüfung neuerer Hypothesen zur Funktion von Genus ergab, dass die Annahme, Genus strukturiere den substantivischen Wortschatz im Bezug auf die britann. Sprachen als richtig angesehen werden kann. Nicht bestätigt wird jedoch die Hypothese, Genus diene der Kategorisierung hinsichtlich des Merkmals [± partikularisierend]. Projektbezogene Publikationen (Auswahl) 2009: Singulativ und Kollektiv in den britannischen Sprachen. In Eurolinguistik. Entwicklungen und Perspektiven. Akten der internationalen Tagung vom 30.9. – 2.10.2007 in Leipzig. Hrsg. v. Uwe Hinrichs, Norbert Reiter, Siegfried Tornow. Unter Mitarbeit v. Uwe Büttner. Wiesbaden, Harrassowitz: 233-253 (Eurolinguistische Arbeiten 5) Irslinger, Britta “Gender in Breton”. 13th International Congress of Celtic Studies, Bonn, 23-27 Juli 2007 Britta Irslinger „Singulativ und Kollektiv in den britannischen Sprachen – aus eurolinguistischer Perspektive“. Eurolinguistik-Konferenz, Leipzig, 30.09.-02.10.2007 Britta Irslinger « Les dérivés brittoniques en *-ino/?- (gall. -yn/-en, br. -enn, corn. -yn(n) m./-en(n)): sémantique et origine ». Séminaire La Bretagne Linguistique, Brest, 13.12.2008 Britta Irslinger Die inselkeltischen Sprachen in Europa. In Handbuch der Eurolinguistik. Hrsg. v. Uwe Hinrichs. Wiesbaden, Harrassowitz: 241-264 Irslinger, Britta Genus und Nominalaspekt. In Historische Sprachforschung 122 (2009). Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht Irslinger, Britta « Présentation du nouveau dictionnaire sur les noms en indo-européen ». Colloque, 21 février 2009, Centre Alfred Ernout, Université de Paris-Sorbonne Britta Irslinger „Diminutiva und Singulativa mit kymr., korn. -yn/-en, bret. -enn, ir. -ne.“ 5. Deutschsprachiges Keltologensymposium, Universität Zürich, 7. - 10. September 2009 Britta Irslinger „Die idg. Flexionstypen im LIN“. Workshop Indogermanische Akzentologie, Göttingen, 24.- 26.3.2010 Britta Irslinger DFG-Verfahren Sachbeihilfen GEPRIS ist ein Projekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Sie erreichen GEPRIS unter http://www.dfg.de/gepris (c) 1999 - 2017 Deutsche Forschungsgemeinschaft (http://www.dfg.de)