Die Heiligste Eucharistie im Leben des Gottgeweihten und des Legionärs (Rede vor den Geistlichen Leitern und den Leitern der Legionäre Mariens, in Österreich, Erzbischöfliches Haus, Wien, 14. Mai 2012) Die Eucharistie ist sowohl das Zentrum als auch der Höhepunkt des ganzen Gebetslebens der Kirche. Das Zweite Vatikanische Konzil lehrt uns, dass das „eucharistischen Opfer, die Quelle und der Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens" ist (Lumen Gentium, 11). Es ist daher angebracht, wenn wir bei diesem Treffen der österreichischen Geistlichen Leiter und der anderen Leiter der Legionäre Mariens über die Heiligste Eucharistie in Leben der Priester, der gottgeweihten Personen und, der Legionären reflektieren. Nach einer kurzen Betrachtung der Theologie der Heiligsten Eucharistie als Opfer und Sakrament und die damit verbundenen Konsequenzen dieses zentralen Dogmas, sollten wir uns fragen, wie diese Lehre im Leben der Priester, der gottgeweihten Personen und der Legionäre angewandt wird. Wir sollten diese Überlegungen mit einigen kurzen Bemerkungen über den Seligen Cyprian Michael Tansi und wie er dieses Glaubensgeheimnis in seinem Leben umgesetzt hat, abschließen. 1.) Das Geheimnis der Eucharistie. In der Nacht, bevor unser geliebter Herr und Retter Jesus Christus für uns am Kreuz litt, gab er seiner Kirche das unschätzbare Geschenk seiner selbst in der Heiligsten Eucharistie. Während Jesus mit seinen Aposteln beim Abendmahl zu Tisch saß, „nahm er Brot, sprach das Dankgebet, brach das Brot und reichte es ihnen mit den Worten: Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Tut dies zu meinem Gedächtnis! Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch und sagte: Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird" (Lk 22,1 9-20; vgl. Mt 26,17-29; Mk 14,12-25). Und der Heilige Paulus fügt in seinem Bericht hinzu: „Tut dies, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis! Denn sooft ihr von diesem Brot esst und aus dem Kelch trinkt, verkündet ihr den Tod des Herrn, bis er kommt" (1 Kor 11,25-26). Als Opfer ist die Heilige Eucharistie die sakramentale Vergegenwärtigung des blutigen Opfers Christi am Kreuz. Die Eucharistie ist Anbetung, Lobpreis und Dank Gottes für das Werk der Schöpfung. In der Messe vereinigt Jesus die Kirche mit sich selbst, so dass das Leben der Gläubigen, ihr Lobpreis, ihr Leiden, ihr Gebet und ihre Arbeit mit Christus und mit seiner Ganzhingabe vereinigt werden und so einen neuen Wert erhalten, den sie ohne diese Vereinigung nicht hätten (Katechismus der Katholischen Kirche, 1368). Die Heilige Messe ist auch der höchste Akt all unserer geistigen und materiellen Bitten und Nöte. Als Sakrament ist die Heilige Eucharistie der in der Messe den Gläubigen Francis Card. Arinze, 1. Vortrag bei Geistlichen Leiter-Tag des Senatus Österreich, 14. Mai 2012 Seite 1 dargereichte Leib und das Blut Christi, die in der Heiligen Kommunion empfangen werden und die im Tabernakel angebetet werden. In diesem heiligsten Sakrament ist „wahrhaft, wirklich und substanzhaft der Leib und das Blut zusammen mit der Seele und Gottheit unseres Herrn Jesus Christus und daher der ganze Christus enthalten“ (Konzil von Trient; DS: 1651; vgl. KKK, 1374). Dies ist mit den Worten des Zweiten Vatikanischen Konzils „das Sakrament huldvollen Erbarmens, das Zeichen der Einheit, das Band der Liebe, das Ostermahl, in dem Christus genossen, das Herz mit Gnade erfüllt und uns das Unterpfand der künftigen Herrlichkeit gegeben wird“ (Sacrosanctum Concilium, 47). Für diejenigen, die die Heilige Eucharistie gut vorbereitet empfangen, sind die Früchte erschütternd groß: Vermehrung der Gnade und der Einheit mit Christus, Absonderung von der Sünde, Standfestigkeit in der Versuchung, eifrigeres christliches Leben, Einheit mit der Kirche und die Eintrittskarte in den Himmel! 2.) Die religiöse Tugend im Herzen. Die Feier der Eucharistie ist das „Herz“ all dessen, was Religion ist. Es ist der höchste Akt des christlichen Gottesdienstes. Gott hat uns erschaffen und erhält uns am Leben. In ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir (vgl. Apg 17,28). Die Vorsehung Gottes regiert alles, was er erschaffen hat. Gott kümmert sich um jeden von uns und kennt unseren Namen (vgl. Jes 49,1). Als seine Geschöpfe mit Intelligenz und Willen schulden wir Gott Anbetung, Lob und Dank. Da wir Sünder sind, einige von uns Mehr als sie anderen, sollen wir immer wieder zu ihm zurückkehren mit Buße, Sühne und Vergebung. Und da wir alle Bedürftig sind, sowohl in geistiger wie in zeitlicher Hinsicht, und alles von Gott kommt, bitten wir Gott um all die Gaben, die wir zum Leben benötigen. Wer all dies tut, praktiziert die Tugend der Religion. Das eucharistische Opfer der Heiligen Messe wird genau wegen dieses Grundes dargebracht: Anbetung und Lob, Danksagung, Reue, Sühne, Vergebung und Bitten in der Ordnung ihrer Wichtigkeit. Das eucharistische Opfer ist daher das Herz der religiösen Tugend. Es ist wichtig, die vertikale Dimension der Heiligen Messe hervorzuheben. Der Gottesdienst ist vor allem auf Gottes Anbetung, Dank und Lob hin ausgerichtet. Gott ist der Höchste, transzendent und größer als alles, was wir uns überhaupt vorstellen können. Wir schulden ihm den Liebestribut der Anbetung. Durch das eucharistische Opfer loben und danken wir Gott für das Werk seiner Schöpfung, für die große Liebe, mit welcher er uns liebt, so dass er sogar seinen einzigen geliebten Sohn zu unserer Rettung und den Heiligen Geist zu unserer Heiligung gesandt hat (vgl. KKK, 1359-1361). Es ist von großer Wichtigkeit, diese vertikale Dimension der Heiligen Eucharistie zu Gott hervorzuheben, weil die Gefahr einer Horizontalisierung der Heiligen Eucharistie immer gegenwärtig ist. Die Feier der Heiligen Messe, um Francis Card. Arinze, 1. Vortrag bei Geistlichen Leiter-Tag des Senatus Österreich, 14. Mai 2012 Seite 2 von Gott die nötigen Dinge des täglichen Lebens zu bekommen, ist gut und notwendig. Aber die Priorität der Eucharistie liegt in der Anbetung, im Lob, in der Danksagung, in der Buße, in der Sühne und in der Vergebung und nicht in unseren eigenen Wünschen und Bedürfnissen. 3) Höhepunkt und Zentrum des christlichen Gottesdienstes. Wir haben oben schon das Zweite Vatikanische Konzil zitiert, welches uns lehrt, dass das „eucharistischen Opfer, die Quelle und der Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens“ ist (Lumen Gentium, 11). „Mit der Eucharistie stehen die übrigen Sakramente im Zusammenhang; auf die Eucharistie sind sie hingeordnet; das gilt auch für die anderen kirchlichen Dienste und für die Apostolatswerke. Die Heiligste Eucharistie enthält ja das Heilsgut der Kirche in seiner ganzen Fülle, Christus selbst, unser Osterlamm und das lebendige Brot“ (Presbyterorum Ordinis, 5; vgl. auch KKK, 1324). Dies ist so, weil uns aus „der Liturgie, besonders aus der Eucharistie, wie aus einer Quelle die Gnade“ zufließt; In „höchstem Maß werden in Christus die Heiligung der Menschen und die Verherrlichung Gottes verwirklicht, auf die alles Tun der Kirche als auf sein Ziel hinstrebt“ (Sacrosanctum Concilium, 10). Papst Paul VI. hob diese Wahrheit hervor. „Wenn die heilige Liturgie im Leben der Kirche den ersten Platz einnimmt, so ist das eucharistische Mysterium gleichsam das Herz und der Mittelpunkt der Liturgie, weil es der Lebensquell ist, durch den (wir) gereinigt und gestärkt“ werden (Mysterium Fidei, 3). Die Eucharistie steht nach dem Seligen Papst Johannes Paul II. „im Mittelpunkt des kirchlichen Lebens“ (Ecclesia de Eucharistia, 3). Indem Christus seiner Braut, der Kirche, das unschätzbare Geschenk des eucharistischen Opfers hinterlässt, vereinigt Christus alle Glieder der Kirche mit sich selbst in der Hingabe seines Opfers. Die Kirche als Leib Christi nimmt Teil an der Opferung ihres Hauptes, Christus. Mit ihm ist sie selber dargebracht (vgl. KKK, 1368). „In der Teilnahme am eucharistischen Opfer, der Quelle und dem Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens“, bringt das ganze Volk Gottes „das göttliche Opferlamm Gott dar und sich selbst mit ihm“ (Lumen Gentium, 11). Papst Benedikt XVI. fügt hinzu: „Durch das eucharistische Sakrament nimmt Jesus die Gläubigen seine «Stunde» hinein; auf diese Weise zeigt er uns die Bindung, die er zwischen sich und uns, zwischen seiner Person und der Kirche beabsichtigte“ (Sacramentum Caritatis, 14). 4.) Geistige Nahrung. Vereinigung mit Christus. Jesus nährt uns im Sakrament der Heiligsten Eucharistie. Wir brauchen ihn unbedingt und unabkömmlich, damit wir Leben können. Seine Lehre ist klar und unmissverständlich: „Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch“ (Joh 6,53). Und für den Fall, dass dies noch nicht klar genug ist, fährt er fort: „Denn mein Fleisch ist wirklich eine Speise und mein Blut ist wirklich ein Trank“ (Joh 6,55). Francis Card. Arinze, 1. Vortrag bei Geistlichen Leiter-Tag des Senatus Österreich, 14. Mai 2012 Seite 3 Jesus verspricht eine wunderbare und bisher unerhörte Vereinigung zwischen ihm und dem Jünger, der ihn im Sakrament empfängt: „Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und wie ich durch den Vater lebe, so wird jeder, der mich isst, durch mich leben" (Joh 6,57). Ist dies nicht eine außergewöhnlich treffende Zusage unseres Heiligen Herrn und Retters? Wenn wir Jesus im Sakrament empfangen, dann wohnt er in uns und wir in ihm. Dies ist von entscheidender Bedeutung, wenn dauerhafte Früchte in unserem Apostolat, in unserer Sendung für Christus bringen wollen. Er selber sagte seinen Apostel beim letzen Abendmahl: „Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch. Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur, wenn sie am Weinstock bleibt, so könnt auch ihr keine Frucht bringen, wenn ihr nicht in mir bleibt“ (Joh 15,4). Wenn wir den Leib und das Blut Christi empfangen, vermehrt sich in uns auch die Gabe des Heiligen Geistes, der schon in der Taufe in uns ausgegossen wurde und uns in der Firmung als Siegel verliehen wurde (Ecclesia de Eucharistia, 17). Im dritten Hochgebet bekennt die Kirche folgendes „stärke uns durch den Leib und das Blut deines Sohnes und erfülle uns mit seinem Heiligen Geist, damit wir ein Leib und ein Geist werden in Christus“. 5.) Die eucharistische Feier sendet uns in die Welt. Die Kirche hat von ihrem göttlichen Gründer eine Sendung, ein Mandat, einen Auftrag, ein Apostolat erhalten, nämlich das Evangelium zu verkünden und so die Gute Nachricht unsere Rettung durch Jesus Christus mit allen Männern und Frauen überall auf der Welt zu teilen: „Aber ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch herabkommen wird; und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an die Grenzen der Erde“. (Apg 1,8). Jeder Getaufte hat Anteil an dieser universalen Sendung der Kirche gemäß seines Standes in der Kirche (vgl. Apostolicum Actuositatem, 2). In der eucharistischen Feier nährt uns Christus nicht nur mit sich selbst und lässt uns in ihm wohnen, sondern er sendet uns auch in kraftvoller Weise in die Welt. „Die Begegnung mit Christus, die in der Vertrautheit mit der Eucharistie stetig vertieft wird, erweckt in der Kirche und in jedem Christen den Drang zum Zeugnisgeben und zur Evangelisierung“ (Mane Nobiscum Domine, 24). Am Ende der Messe sagt der Diakon oder der Priester, wenn kein Diakon anwesend ist der versammelten Gemeinde: „Ite, Missa Est". Die deutsche Übersetzung ist keine genaue Übersetzung, wenn sie sagt: „Gehet hin in Frieden“. In Wirklichkeit will diese Aufforderung sagen: „Geht hinaus, Ihr seid gesandt, um zu leben und mitzuteilen, was wir gehört, meditiert, gesungen und gebetet haben und was wir als verwandelnde Gabe und sakramentale Nahrung erhalten haben. Ihr seid gesandt, um zu missionieren“. Dies ist der Grund, warum die Bischofssynode von 2005 wünschte, dass alternative Formeln zu dem bekannten „Ite, missa est" hinzugefügt werden sollen, um deutlicher die missionarische Dimension der eucharistischen Feier aufzuzeigen. Papst Benedikt XVI. approbierte die folgenden drei Alternativen, die in das revidierte Römische Messbuch von 2008 eingefügt wurden: „Gehet und verFrancis Card. Arinze, 1. Vortrag bei Geistlichen Leiter-Tag des Senatus Österreich, 14. Mai 2012 Seite 4 kündet das Evangelium des Herrn", oder „Gehet hin in Frieden, verherrlicht den Herren mit eurem Leben“, oder „Gehet hin in Frieden“, Papst Benedikt sagte es wie folgt: „Tatsächlich können wir die Liebe, die wir im Sakrament feiern, nicht für uns behalten. Sie verlangt von ihrem Wesen her, an alle weitergegeben zu werden... Darum ist ein grundlegender Bestandteil der eucharistischen Form des christlichen Lebens das missionarische Streben" (Sacramentum Caritatis, 84). Die eucharistische Feier stärkt und sendet uns, damit wir die Frohe Botschaft von unserer Rettung in Jesus Christus anderen Menschen mitteilen „weil die Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, alles übertrifft“ (Phil 3,8). Die Eucharistie sendet uns, um unseren Brüder und Schwestern, die in Not sind, solidarisch unsere Hand zu reichen: den Waisen, den Witwen, den Kranken, den Hungernden, den Flüchtlingen, den Immigranten, und all denen, die auf vielfältige Weise „arm“ sind. Das Sakrament der Eucharistie sendet uns auch, um unsere Verantwortung für die Welt wahrzunehmen, um „zum Aufbau einer Welt nach dem Maßstab des Menschen und im vollkommenen Einklang mit dem Plan Gottes beizutragen“ (Ecclesia de Eucharistia, 20). Wenn sich Christen in diesen Bereichen engagieren, sind sie nicht bloß soziale oder humanitäre Arbeiter. Sie sind Zeugen Jesu Christi. Sie setzten die Bedeutung des eucharistischen Gottesdienstes in ihrem Leben um. Lasst uns nun betrachten, wie das Gesagte auf das Leben des Priesters, eines gottgeweihten Menschen oder eines gläubigen Laien anzuwenden ist, wie dies auch für das apostolische Engagement eines Legionärs gilt. 6) Die Eucharistie im Leben und im Dienst des Priesters, Der Priester weiß, dass er hauptsächlich dafür geweiht wurde, um das eucharistische Opfer darzubringen. Er ist am Gipfel seiner Berufung, wenn er am Altar steht. Hier handelt er in der Person Christi, das Haupt der Kirche. Die Eucharistie ist das Opfer der ganzen Kirche und der Priester ist Amtsträger der Kirche. Keine Messfeier ist privat, sondern immer Akt der ganzen Kirche. Der Glaube des Priesters leitet ihn an, die Heilige Messe in offenkundiger Ehrerbietung zu feiern und den Umgang mit dem Leib und dem Blut Christi sowie ihre Austeilung an die Gläubigen mit einer Frömmigkeit zu vollbringen, die den tiefen Glauben des Priesters ausdrückt. Seine Ehrerbietung gegenüber dem eucharistischen Geheimnis drückt sich auch in der gepflegten und korrekten liturgischen Kleidung und der anderen liturgischen Geräte zur Messfeier, die gute Vorbereitung der Messdiener und ihr reibungsloser Dienst am Altar, sein Interesse für den Chor und seine Aufmerksamkeit für alles, was mit der Feier der Messe verbunden ist, aus. Seine Liebe zu Christus und zur Kirche leitet ihn an, die liturgischen Normen für die Feier der Heiligen Messe zu befolgen. Er betet vor und nach der Messfeier. Darüber hinaus tut er alles, um den Gläubigen zu helfen, ihren Teil in der Feier auszuüben, so dass alle aus dieser Quelle und diesem Gipfel des ganzen christlichen Lebens genährt werden. Francis Card. Arinze, 1. Vortrag bei Geistlichen Leiter-Tag des Senatus Österreich, 14. Mai 2012 Seite 5 Das Sakrament der Heiligen Eucharistie geht nach der Heiligen Messe weiter. Jesus ist im Tabernakel, so dass er zu den kranken und alten Menschen gebracht werden kann, die ihr Haus nicht verlassen können. Jesus ist im Tabernakel und erwartet den Besuch der Priester, um bei ihm zu sein, wenn möglich für eine Stunde an jedem Tag. Sie sollen ihm ihre Liebe und ihren Dank bekunden und ihm ihre pastoralen Vorhaben für die Pfarrei oder andere Gremien darlegen und die Zustimmung und den Segen Jesu erbitten. Der Priester wird auch durch seinen Glauben dazu bewegt, an Sonn- und Feiertagen den eucharistischen Segen für die Gläubigen zu spenden, sowie die jährliche Prozession zum Hochfest des Leibes und Blutes Christi abzuhalten. 7.) Die Heilige Eucharistie im Apostolat der Ordensleute und der Gläubigen Laien. Die gottgeweihten Personen der verschiedenen religiösen Familien und die gläubigen Laien mit verschiedenen Apostolaten, so wie dies für die Legion Mariens gilt, erhalten ihr Leben und ihre Kraft aus der Heiligen Eucharistie. Der Selige Papst Johannes Paul II. sagte dies in folgender Weise: „Jedes Streben nach Heiligkeit, jede auf die Verwirklichung der Sendung der Kirche ausgerichtete Aktion, jede Ausführung pastoraler Pläne muss die notwendigen Kräfte aus dem eucharistischen Geheimnis beziehen und auf dieses hingeordnet sein als auf ihren Höhepunkt" (Ecclesia de Eucharistia, 20). Die meisten Ordensleute leben in Gemeinschaft und haben eine gesegnete Kapelle in ihrem Haus. Sie haben daher für gewöhnlich auch die Möglichkeit, jeden Tag an der Feier der Heiligen Eucharistie teilzunehmen. Für die gläubigen Laien ist die tägliche Messfeier nicht immer so einfach und für einige sogar unmöglich. Für diejenigen, die jedoch täglich an der Feier der Heiligen Messe teilnehmen können, wird sie zum Zentrum des Tages und wirft so ihr Licht auf alle Aktivitäten des Tages. Auf jeden Fall wird die Teilnahme an der Sonntagsmesse als essentiell betrachtet. Aufgrund ihrer Treue zur Sonntagsmesse, haben die 40 Märtyrer von Abitina [Abilene], in der Provinz Afrika, ihr Leben unter der Verfolgung des Diokletian gelassen (vgl. Dies Domini, 46). Die Legionäre Mariens hatten die Dienerin Gottes, Edel Quinn, nach Ostafrika gesandt, wo sie 1944 in Nairobi starb. Edel Quinn machte die Heilige Eucharistie zu ihrem Schatz und war absolut treu in der Teilnahme an der täglichen Messfeier, selbst dann, wenn dies für sie ein beachtliches Opfer mit sich brachte. Jeder Legionär oder apostolisch engagierte Laie sollte sich die folgenden Fragen stellen: Wenn es mir möglich ist, jeden Tag an der Feier der Heiligen Messe teilzunehmen: tue ich alles, damit ich auch wirklich teilnehme? Sehe ich die tägliche Messfeier als den Höhepunkt meines Tages, um Gott anzubeten, seine Größe anzuerkennen, ihm Lob und Dank darzubringen und um Vergebung meiner und der anderen Sünden zu bitten? Sehe ich das eucharistische Opfer als hervorragende Möglichkeit, Christus Gott Vater darzubringen und lerne ich dabei mich Francis Card. Arinze, 1. Vortrag bei Geistlichen Leiter-Tag des Senatus Österreich, 14. Mai 2012 Seite 6 selber durch Christus darzubringen? Wird die tägliche Messfeier von mir als ein reiches liturgisches Ereignis geschätzt, in welcher ich Gott meinen ganzen Tag mit all seinen Freuden und Schwierigkeiten, meine Projekte, meine Erfolge und Enttäuschungen darbringe? Freue ich mich auf das Zusammentreffen mit Jesus in der Heiligen Eucharistie? Er hat uns eingeladen, zu ihm zu kommen: „Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch ... denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen“ (Joh 15,45). In der Tat warnt er uns: „Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch.“ (Joh 6,53). Und Jesus versichert uns: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich bleibe in ihm“ (Joh 6,56). Ist es nicht wunderbar, dass wir Jesus jeden Tag unserer irdischen Pilgerschaft empfangen können? Was bedeutet die Sonntagsmesse für mich? Sehe ich die Teilnahme an ihr als ein Privileg, in der die christliche Gemeinschaft, deren Mitglied ich bin, den geschuldeten Gottesdienst Gott darbringt? Sehe ich meine Teilnahme als Bekenntnis des Glaubens an die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche? Schätze ich die Eucharistie als Kraftquelle, um mein christliches Zeugnis abzulegen, um einander zu ermutigen, christlich zu leben und fröhlich zusammen mit anderen vor dem Herrn zu singen? Die Ermahnung des Heiligen Johannes Chrysostomos ist bemerkenswert: „Du kannst daheim nicht beten wie in der Kirche, wo eine große Zahl da ist und wo, wie aus einem Herzen zu Gott gerufen wird. Hier ist mehr: die Einheit der Gesinnungen, der Einklang der Seelen, das Band der Liebe, die Gebete der Priester“ (De incomprehensibili, 3,6: PG 48, 725). In der eucharistischen Feier lernen wir, uns selbst mit, in und durch Christus darzubringen. Wir lernen, Gott unsere Leiden, unser Apostolat, unsere Pläne und unsere Arbeit, unsere Familie, unsere Freuden und unseren Kummer, unsere geistige und leibliche Gesundheit und unser ganzes Leben Gott darzubringen. Wir werden am Tisch des Herrn mit dem Wort Gottes genährt so dass unsere Herzen in uns zu brennen beginnen (vgl. Lk 24,32). Dann werden wir am Tisch mit dem Blut Christi genährt. So werden wir gerüstet und gestärkt, um unser Apostolat mit Ausdauer, und in tiefer Vereinigung mit Christus auszuüben. 8.) Die Heilige Eucharistie im Leben des Seligen Cyprian Michael Tansi. Beschließen wir diese Konferenz, indem wir ein paar Bemerkungen über den Seligen Cyprian Michael Tansi und sein tiefes Leben aus der Eucharistie machen. Ich kann ein persönliches Zeugnis abgeben, da er der erste Priester war, den ich kennengelernt habe. Er taufte mich im Jahre 1941, er nahm mir meine erste Beichte ab, reichte mir die erste Heilige Kommunion und ich war einer seiner Messdiener Jahre 1945. Pater Tansi wurde 1903 in Aguleri in Nigeria, in der Erzdiözese Onitsiha geboren. 1937 wurde er zum Priester geweiht und arbeitete 13 Jahre lang DiözeFrancis Card. Arinze, 1. Vortrag bei Geistlichen Leiter-Tag des Senatus Österreich, 14. Mai 2012 Seite 7 sanpriester in der Erzdiözese Onitsha. Schließlich wurde er 1950 Zisterziensermönch in der „Mount Saint Bernard“ Abtei in England. Dort starb 1964. Papst Johannes Paul II. sprach ihn in Onitsha 1998 selig. Als Priester verbreitete er die Legion Mariens in seiner Pfarrei. Pater Tansi liebte den eucharistischen Jesus. Es war sehr bewegend zu sehen, wie er die Heilige Messe feierte. Man konnte förmlich seinen Glauben sichtbar sehen. An Sonntagen, an den ersten Freitagen im Monat, an jeden Tag im Oktober erteilte er den eucharistischen Segen. Die Prozessionen, die er zum Hochfest des Leibes und Blutes Christi leitete, waren wunderbar und erbauten den Glauben. Die Austeilung der Heiligsten Kommunion an die Gläubigen war von großer Ehrerbietung gegenüber dem Heiligsten Sakrament geprägt. Auch wenn Pater Tansi und seine Pfarrei arm waren, benutzte er immer ordentliche und gepflegte liturgische Gewänder. Die Geräte zur Feier der Eucharistie waren sauber und vorzeigbar. Seine priesterliche Soutane war arm, aber immer sauber. Die Messdiener gebrauchten immer gepflegte Altarkleidung. Pater Tansi liebte Jesus im Tabernakel und besuchte ihn oft. Wir wissen nicht, wie lange Pater Tansi des Nachts in seiner Kapelle blieb, um dort zu beten. Aber als wir in der benachbarten Jungenschule wohnten, konnte man sehen, dass er noch in der Kapelle war, als wir zu Bett gingen und am nächsten Morgen weckte er uns um 5.30 Uhr auf. Ist es da verwunderlich, dass um ihn herum in seiner Pfarrei von Dunukofia, wo er die meiste Zeit seiner pastoralen Arbeit als Priester verbrachte, viele Priester- und Ordensberufungen hervorgebracht wurden? Ist es verwunderlich, dass er so schnell die Leiter der Heiligkeit erklomm? Möge Gott sie alle segnen, liebe Geistliche Leiter und Leiter der Legionäre Mariens. Lasst uns zu der allerseligsten Jungfrau Maria beten, damit unser Glaube in das eucharistische Geheimnis immer mehr wachse und tiefer werde und Frucht bringe in einem gläubigen Leben und Apostolat. Francis Card. Arinze, 1. Vortrag bei Geistlichen Leiter-Tag des Senatus Österreich, 14. Mai 2012 Seite 8