Löhr/Winter Sommersemester 2014 Übungen zur Vorlesung Wahrscheinlichkeitstheorie I Übungsblatt 1 mit Lösungen Mengensysteme Sei Ω immer eine nicht-leere Menge. Aufgabe 1.1 (Algebren mit Schnitt statt Vereinigung). (4 Punkte) Beweise Satz 1.8 aus der Vorlesung, also dass A ⊆ 2Ω genau dann eine Algebra ist, wenn folgende 3 Eigenschaften erfüllt sind: i. Ω ∈ A ii. A ist komplement-stabil iii. A ist ∩-stabil Lösung: Sei A, B ∈ A. Ist A eine Algebra, so sind i) und ii) per Definition erfüllt, und es gilt A∩B = ∁ ∁(A∩B) = ∁(∁A∪∁B) ∈ A. Gelten umgekehrt i) – iii), so ist auch A∪B = ∁(∁A∩∁B) ∈ A und somit A eine Algebra. Aufgabe 1.2 (Von Partitionen erzeugte Mengensysteme). (4 Punkte) Sei I eine Menge und π = (π ) eine Partition von Ω, das heißt π ∩ π = ∅ für i 6= j, und i i∈I i j S i∈I πi = Ω. (a) Zeige, dass für die von π erzeugte σ-Algebra gilt: n[ o σ(π) = πi J ⊆ I mit J abzählbar oder I \ J abzählbar . (1) i∈J (b) Bestimme das von π erzeugte Dynkin-System. (c) Bestimme die von π erzeugte Topologie. S Lösung: (a) Sei A die rechte Seite von (1) und A ∈ A, also A = i∈J πi . Ist J abzählbar, S so ist wegen der σ-vereinigunsstabilität A ∈ σ(π). Ist I \ J abzählbar, so ist ∁A = Ω \ j∈J πj = S S S S S j∈J (πi ∩ πj ) = i∈I\J πi ∈ σ(π) und somit auch A ∈ σ(π). i∈I πi \ j∈J πj = i∈I\J πi \ Also gilt A ⊆ σ(π). Umgekehrt zeigen wir, dass ist klar S S Ω ∈ A und Komplement-stabilität S A eine σ-Algebra ist. nach S Definition. Sei A = n∈N An mit An = j∈Jn πj ∈ A. Setze J := n∈N Jn . Dann ist A = j∈J πj und J ist abzählbar, falls alle Jn abzählbar sind. Ist (mindestens) ein Jn nicht abählbar, so ist I \ Jn abzählbar und somit auch I \ J. Daher ist A ∈ A und A eine σ-Algebra. Wegen π ⊆ A gilt somit auch σ(π) ⊆ A. (b) π ∩ { ∅ } ist ∩-stabil, also stimmen erzeugtes Dynkin-System und erzeugte σ-Algebra überein. S =: E. ,,⊇” gilt wegen der Vereinigungs(c) Die erzeugte Topololgie ist τ (π) = j∈J πj J ⊆ I stabilität von Topologien bezüglich beliebiger Vereinigungen. S S,,⊆” gilt, da S E eine Topologie ist: offensichtlich sind ∅, Ω ∈ E, für Al = j∈Jl πj ∈ E gilt l∈L Al = j∈S Jl ∈ E und l∈L S S S A1 ∩ A2 = j∈J1 πj ∩ j∈J2 πj = j∈J1 ∩J2 πj ∈ E. Bitte wenden! Aufgabe 1.3 (Beispiele). (4 Punkte) (a) Gib zwei σ-Algebren auf derselben Menge Ω an, deren Vereinigung keine σ-Algebra ist. (b) Sei A := { A ⊆ N | A endlich oder ∁A endlich }. Zeige, daß A eine Algebra, jedoch keine σ-Algebra auf N ist. (c) Finde ein Dynkin-System, das keine σ-Algebra ist. Lösung: (a) Ω = { 1, 2, 3 }, A1 = σ {1} , A2 = σ {2} . Dann { 2, 3 } ∈ A1 , { 1, 3 } ∈ A2 , aber { 2, 3 } ∩ { 1, 3 } = {3} ∈ / A1 ∪ A2 . (b) ∅ ∈ A: klar. A ∈ A ⇒ ∁A ∈ A: klar. Sei A, B ∈ A. Falls A, B endlich, so auch A ∪ B, also A ∪ B ∈ A. Ist ∁ASoder ∁B endlich, so auch ∁(A ∪ B), also A ∪ B ∈ A. Sei An = {2n}. Dann ist An ∈ A, aber n∈N An ∈ / A. Also ist A Algebra aber keine σ-Algebra. (c) Sei A, B ⊆ Ω mit A ∩ B, A ∩ ∁B, ∁A ∩ B, ∁A ∩ ∁B 6= ∅. Dann ist D := ∅, Ω, A, B, ∁A, ∁B ein Dynkin-System, aber A ∩ B ∈ / D, also ist D keine σ-Algebra. Aufgabe 1.4 (Folgen von Mengen). (4 Punkte) Es sei (An )n∈N eine Folge von Mengen An ⊆ Ω. Das Komplement einer Menge B sei ∁B := Ω \ B. Der untere bzw. obere Mengenlimes der Folge (An )n∈N ist definiert als die Menge [ \ \ [ A∗ := lim inf An := An bzw. A∗ := lim sup An := An . n→∞ n→∞ m n≥m m n≥m (a) Beschreibe (verbal), welche Elemente in A∗ bzw. A∗ liegen. (b) Zeige: A∗ ⊂ A∗ . (c) Zeige: ∁A∗ = lim supn→∞ (∁An ), und ∁A∗ = lim inf n→∞ (∁An ). (d) Zeige, dass für ω ∈ Ω gilt: 1A∗ (ω) = lim inf 1An (ω) n→∞ und 1A∗ (ω) = lim sup 1An (ω). n→∞ Hierbei bezeichnet lim sup“ bzw. lim inf“ die aus der Analysis für Zahlenfolgen bekannten ” ” Begriffe und 1B die Indikatorfunktion der Menge B, definiert als: 1, wenn ω ∈ B 1B (ω) := . 0, wenn ω 6∈ B Lösung: (a) Die ω ∈ Ω mit ,,ω liegt in schließlich allen An ,” bzw. ,,in unendlich vielen An .” (b) Klar mit (d). TS T T ∁An = lim supn→∞ (∁An ). ∁A∗ analog. (c) ∁A∗ = m ∁ n≥m An = (d) lim inf n→∞ T 1An (ω) = 1 ⇔ ∃m : 1An (ω) = 1 ∀n > m ⇔ ∃m : ω ∈ An ∀n > m ⇔ ∃m : ω ∈ n≥m An ⇔ ω ∈ A∗ ⇔ 1A∗ (ω) = 1. A∗ analog.