Saṃyutta Nikāya Saṃyukta Āgama - Dr. Wilhelm K. Essler, Professor

Werbung
BuddhaŚākyamuni
SaṃyuttaNikāya
SaṃyuktaĀgama
GruppierteSammlung
BuchIII:
Khandhavagga
Skandhavarga
DasGruppen‐Buch
1
BuddhaŚākyamuni
2
BuddhaŚākyamuni
SaṃyuttaNikāya
SaṃyuktaĀgama
GruppierteSammlung
BuchIII:
Khandhavagga
Skandhavarga
DasGruppen‐Buch
NachderdeutschenÜbersetzungvon
Nyānaponika
unterBerücksichtigungderenglischenÜbersetzungvon
BhikkhuBodhi
mitHinweisennacherzähltvon
WilhelmK.Essler
Goethe‐Universität
FrankfurtamMain,2017
3
©WilhelmK.Essler
InstitutfürPhilosophie
Goethe‐Universität
FrankfurtamMain,2017
4
Inhaltsverzeichnis
derFünfBücher
Vorwort
Hinweise
MeinVorgehen
BuchI:Sagāthavagga[BuchmitVersen]
Gruppe01:Devatāsaṃyutta[Gottheiten‐Gruppierung]
Gruppe02:Devaputtasaṃyutta[Gottessöhne‐Gruppierung]
Gruppe03:Kosalasaṃyutta[Kośala‐Gruppierung]
Gruppe04:Mārasaṃyutta[Māra‐Gruppierung]
Gruppe05:Bhikkhunīsaṃyutta Bhikṣunī‐Gruppierung Gruppe06:Brahmāsaṃyutta[Brahmā‐Gruppierung]
Gruppe07:Brāhmaṇasaṃyutta[Brāhmaṇa‐Gruppierung]
Gruppe08:Vaṅgīsatherasaṃyutta[Vaṅgīsathera‐Gruppierung]
Gruppe09:Vanasaṃyutta[Vana‐Gruppierung]
Gruppe10:Yakkhasaṃyutta[Yakṣa‐Gruppierung]
Gruppe11:Sakkasaṃyutta[Śakra‐Gruppierung]
BuchII:Nidānavagga[BuchderBedingungen]
Gruppe12:Nidānasaṃyutta[Bedingungs‐Gruppierung]
Gruppe13:Abhisamayasaṃyutta[Zeit‐Gruppierung]
Gruppe14:Dhātusaṃyutta[Grundarten‐Gruppierung]
Gruppe15:Anamataggasṃyyutta[Anfangslos‐Gruppierung]
Gruppe16:Kassapasaṃyutta[Kaśyapa‐Gruppierung]
Gruppe17:Lābhasakkārasaṃyutta[Lābhsakkāra‐Gruppierung]
Gruppe18:Rāhulasaṃyutta[Rāhula‐Gruppierung]
Gruppe19:Lakkhanasaṃyutta[Lakśana‐Gruppierung]
Gruppe20:Opammasaṃyutta[Gleichnisse‐Gruppierung]
Gruppe21:Bhikkusaṃyutta[Bhikṣu‐Gruppierung]
BuchIII:Khandavagga[BuchderGruppen]
Gruppe22:Khandhasaṃyutta[Gruppen‐Gruppierung]
Gruppe23:Rādhasaṃyutta[Rādha‐Gruppierung
Gruppe24:Diṭṭhisaṃyutta Ansichten‐Gruppierung Gruppe25:Okkantisaṃyutta[Eintritt‐Gruppierung]
5
7
9
10
19
21
180
184
202
Gruppe26:Uppādasaṃyutta[Entstehens‐Gruppierung]
Gruppe27:Kilesasaṃyutta[Beschmutzungs‐Gruppierung]
Gruppe28:Sāriputtasaṃyutta[Śāriputra‐Gruppierung]
Gruppe29:Nāgasaṃyutta[Schlangen‐Gruppierung]
Gruppe30:Supaṇṇasaṃyutta[Garuda‐Gruppierung]
Gruppe31:Gandhabbasaṃyutta[Gandharva‐Gruppierung]
Gruppe32:Valāhakasaṃyutta[Wolken‐Gruppierung]
Gruppe33:Vacchagottasaṃyutta[Vacchagotra‐Gruppierung]
Gruppe34:JhānasaṃyuttaI[Vertiefungs‐GruppierungI]
BuchIV:Saḷāyatanavagga[BuchdesSechser‐Gebiets]
Gruppe35:Saḷāyatanasaṃyutta[Sechser‐Gebiets‐Gruppierung]
Gruppe36:Vedanāsaṃyutta[Empfindungs‐Gruppierung]
Gruppe37:Mātugāmasaṃyutta[Frauen‐Gruppierung]
Gruppe38:Jambukhādakasaṃyutta[Ros.‐A.‐E.‐Gruppierung]
Gruppe39:Sāmandakasaṃyutta[Sāmandaka‐Gruppierung]
Gruppe40:Moggallānasaṃyutta[Maudg.‐Gruppierung]
Gruppe41:Cittasaṃyutta[Bürger‐Citta‐Gruppierung]
Gruppe42:Gāmanisaṃyutta[Vorsteher‐Gruppierung]
Gruppe43:Asankhatasaṃyutta[Ungestaltetes‐Gruppierung]
Gruppe44:Avyākhatasaṃyutta[Nicht‐Gesagtes‐Gruppierung]
BuchV:Mahāvagga[GroßesBuch]
Gruppe45:Maggasaṃyutta[Pfad‐Gruppierung]
Gruppe46:Bojjhangasaṃyutta[Erwachungsglieder‐Gruppierung]
Gruppe47:Satipatthānasaṃyutta[Achtsamkeits‐Gruppierung]
Gruppe48:Indriyasaṃyutta[Fähigkeits‐Gruppierung]
Gruppe49:Sammappaddhānasaṃyutta[Rechte‐Bemühungs‐Gruppe]
Gruppe50:Balasaṃyutta[Kräfte‐Gruppe]
Gruppe51:Siddhisaṃyutta[Machtfährte‐Gruppe]
Gruppe52:Anuruddhasaṃyutta[Anuruddha‐Gruppe]
Gruppe53:JhānasaṃyuttaII[Vertiefungs‐GruppeII]
Gruppe54:Ānāpānasaṃyutta[Ein‐und‐Ausatmen‐Gruppe]
Gruppe55:Sotāpattisaṃyutta[Stromeintritts‐Gruppe]
Gruppe56:Saccasaṃyutta[Wahrheits‐Gruppe]
Anhänge
Nachwort
6
206
209
211
220
223
226
229
231
234
237
247
Vorwort
DiesesBuchIIIdesfünfteiligenWerkesSaṃyutta‐Nikāyamussich–
umesdenStudenten beiderleiGeschlechts rechtzeitigvorBeginneines
Block‐SeminarszurPhilosophiedesBodhisattvayānasanderGoethe‐
UniversitätzurVerfügungzustellen–vorzeitiginsInternetstellen,näm‐
lich:unvollständigundohnevorgenommeneEnd‐Korrekturen.
Unvollständigistesgewollterweisedeswegen,weilich fast alleSū‐
trasweggelassenhabe, a dieinsicher‐bestimbarerWeisealsnicht‐au‐
thentischerscheinen,oderauch, b dieohneerkennbarenphilosophi‐
schenGehaltsind.
Unvollständigistesungewollterweisedeswegen,weildasArbeiten
andenerstenBüchernvielmehrZeitbeanspruchthat,alsichmirdies
zuvorgedachthatte,undweilichmichschließlichdazudurchgerungen
hatte,ausZeit‐Gründendaraufzuverzichten,derReihenachdieBekann‐
tenundFreunde,welchegute–oderzumindestbrauchbare–Kenntnisse
vomPaliihrEigennennen,hinsichtlichderzentralenTerminizukonsul‐
tieren,undmusstedamitebendaunddortauchschludrigvorgehen.
Allerdingswillesmirscheinen,dassdenTeilnehmernambesagtem
Block‐SeminarzudadurchkeinallzugroßerVerlustentsteht;denndie
nichtaufgenommenenSūtraszeichnensichzwardaunddortdurchIn‐
nigkeit,aberebennichtdurcheinennennenswertenReichtumanweite‐
ren–unddadurchweiterführenden–philosophischenGedankenaus.
Somitversprech‘ichdenandiesenTextenInteressierten,baldmög‐
lichst–d.h.:sowiedemkeinetermingebundenenanderenArbeitenim
Wegstehen–mitdemnocherforderlichenBearbeitendieserNacherzäh‐
lungdermirzugänglichenÜbersetzungenzubeginnenundnachdessen
BeendenohneUnterbrechungmitderNacherzählungderÜbersetzungen
desBuchsIV–zubeginnen,fallsmirdiemirnochverbleibendeLebens‐
zeitsamtArbeitskraftdiesermöglichen.
Nichtunerwähntlassensollt‘ich–bereitshierimVorwort–denVer‐
ständnis‐Hintergrund,vondemausichdieseTexteseheundbearbeite:
EsistderdesBodhisattvayāna’s,genauergesagt:so,wieermirdurchdie
SchriftenvonGescheTandimRabtenRinpotschesowiedurchdieSchrif‐
tenundVorträgevonLamaTendsinGonsarTulkuvermitteltwordenist.
Esverstehtsichvonselbst,dassdiesejedochfüreventuelleFehldeu‐
tungenvonmir–sei’sihrerTexteodersei’sderhierbearbeitetenTexte–
keinerleiVerantwortungtragen:DafürbindannichselberzurRechen‐
schaftzuziehen.Undmehrnoch:Dankbarwerd‘ichfürjedenHinweis
7
aufUnzulänglichkeitensein!Denn:VoneinpaarDutzendPali‐undSans‐
krit‐Ausdrückenabgesehen,binichleiderdieserSprachenunkundig.
DadieBodhisattvayāna‐Texteineiner–vomStandard‐Sanskritnur
geringfügigabweichenden–FormdesSanskritsverfasstsind,bemüh‘ich
mich,überallda,woichdiePali‐AusdrückedurchSanskrit‐Ausdrückezu
ersetzeninderLagebin,dieszuerledigen.FürdiebereitserfolgtenFälle
binich–fürfrühererfolgteHilfen–MAUlrichMamatund–fürjetzter‐
folgteHilfen–cand.phil.MichaelJekelzumDankverpflichtet.
Ichgehedavonaus,dassBuddhaŚākyamunidann,wennerzuBrāh‐
maṇasgesprochenhat,derenSpracheverwendethat,eben:dieörtliche
VersiondesSanskrits,unddasseransonstendenjeweilsörtlichenDia‐
lektverwendethat;undganzseltennurdasmittelwest‐indischePali.
DiesesPaliistsomitkeinesfallsdieSprachedesBuddha,wohlaberdie
SprachederÜberlieferungderälterenbuddhistischenTexte.
ZumeinerfestenÜberzeugung–unddamitzumStandpunkt,von
demausichdieüberliefertenTextedeute–gehört, a dassBuddha
ŚākyamuninichtderBeginn,sondernderseinerzeitigeHöhepunktdes
alt‐indischenPhilosophierensgewesenist,imNiveaukeinesfallsunter
zuvor Yājñavalkyaund danach Nāgārjuna,und b dassereinkluger
undweiserLehrergewesenist,derseineSchülernichtüberforderthat,
dersomitnichtquasiineiner vormaligen einklassigenVolksschuledie
Schüler–beispielsweiseinMathematik–unterschiedslosimEinmal‐Eins
undinHilbertraum‐Theorieunterrichtethat;undmitBlickaufNeben‐
sätzeindenüberliefertenTextengehörtdazu, c dasserdieerstenFünf
SchülernurindieAnfangsgründeseinerWeisheitslehrehateinführen
können,und d dassdieTeilnehmerdes1‐tenKonzils nahezu aus‐
schließlichausPersonenmitdenVerständnis‐undEinsichtskräftendie‐
sererstenFünfSchülergewesensind.
Ichwillhierversuchen,dieTextesozudeuten,dassdesBuddha’s
WeisheitslehrezudenHöhepunktenderWeisheitslehrengehört.
AberauchhierbinichfürVerbesserungsvorschlägeallerArtdank‐
bar!DennesgehtmirumdieSache,undkeinesfallsummeinenNamen,
vondemichnachmeinemTodohnehinnichtsmehrhabenwerde.
MögendiehieraufsolcheArtnachbestemWissenundGewissen
nacherzähltenTextedenLesernFreudeundNutzenbringen!
Goethe‐UniversitätzuFrankfurtamMain
06Februar2017
8
WilhelmK.Essler
Hinweise
Daichvorhabe,nachdererstmaligenFertigstellungdieserfünfBü‐
cherdesSNsiezuüberarbeiten,unddasolchesmithoherWahrschein‐
lichkeitzuSeitenverschiebungenführenwird,erfolgenindenFußnoten
weitläufigereQuerverweisenichtmitSeitenangaben,sondernmitNum‐
mernderGruppierungen.
DasichdasBearbeiten–nachrangignachuniversitärenVerpflich‐
tungen–überJahreerstreckthat,sindsehroftFußnotenmitgleichem
Inhaltverfasstworden.Einigedavonwurdennachträglichentfernt,an‐
derejedochstehengelassen:MitBlickdarauf,dassaufdenSchulenMit‐
teleuropasgegenwärtigkeinenennenswerteSchulungderGedächtnis‐
kraftmehrerfolgt,erscheintesangebracht,diesenundjenenHinweis
vonZeitzuZeitzuwiederholen.
MehrereBegriffedesDeutschenverwend‘ichalsphilosophische
Fachbegriffe,unddannebenimfachspezifischenSinn:
DenAusdruck„Bewusstsein“verwend‘ichfürjeneTätigkeitendes
Geistes,dieeinenSachverhalterfassen,etwa:dassdieserGegenstandein
Lebewesenist,oder:dassjenerGegenstandrotundkeinLebewesenist,
oder:dassdieseZahldasQuadratjenerZahlist.DenAusdruck„Gemüt“
verwend‘ichfürjeneTätigkeitendesGeistes,inderdieBeweggründe
desGeistes–dieMotivationen–wirken.DenAusdruck„Geist“verwend‘
ichfürumfassendfürZuständeundHandlungendesBewusstseins,des
Gemüts,derEmotionen,undüberhauptallernicht‐räumlichenZustände
undTätigkeiteneinesLebewesens.
DieAusdrücke„Empfindung“und„Gefühl“,dieimDeutschenhäufig
gleichbedeutendverwendetwerdenundfürdiedasSanskritnurüberdie
eineBezeichnung„vedanā“verfügt,unterscheid‘ichhierso:Ichverwen‐
de„Empfindung“da,wodiesechsfachgegliederteSinneswahrnehmung
gemeintist.Hingegenverwend‘ich„Gefühl“fürdiedreifachgegliederte
BewertungeinerjedensolchenEmpfindung.
DenAusdruck„Geburt“vermeid‘ichundschreibeda,woerimakti‐
ven–imautonomen–Sinnzuverstehenist,stattdessen„Geburtnehmen“,
verwedehingegen–undzumeist–da,woerimpassiven–imheterono‐
men–Sinnzuverstehenist,dasunbeholfenklingendeKunstwort„Gebo‐
renwerden“.
Statt„Werden“verwend‘ichdementsprechendimpassiven–imhe‐
teronomen–FalldasunbeholfenklingendeKunstwort„Gewordenwer‐
den“.
9
AnAbkürzungenverwend‘ichinFußnotenfürSprachen:
D Deutsch;
E Englisch;
F Französisch;
G Alt‐ Griechisch;
L Latein;
P Pāḷi Pali ;und
S Saṃskṛta Sanskrit .
AnAbkürzungenverwend‘ichinFußnotenfürBuchtitel:
AN Anguttara‐Nikāya;
CV Cullavagga;
DN Dīgha‐Nikāya;
DP Dharmapāda;
MV Mahāvagga;
MN Majjima‐Nikāya;
SN Saṃyutta‐Nikāya;
SP Suttanipāta Sn ;und
UD Udāna.
AnAbkürzungenverwend‘ichinFußnotenfürPersonennamen:
BBD BhikkhuBodhi;
HHK HelmutHecker;
KEN Karl‐EugenNeumann;
KSM KurtSchmidt
KZW KayZumwinkel;
MWS MauriceWalsche
NPN NyānaponikaMahāthera;
NTL Nyānatiloka;und
WGG WilhelmGeiger.
AnAbkürzungenverwend‘ichschließlich:
FN Fußnote.
10
ZumVorgehen
Ichhabehier insbesondere solcheSūtrasausdieserwertvollen
SammlungzumZweckdesNacherzählensausgewählt,die auch philo‐
sophischeInhaltevermitteln,oderzumindestkleineundkleinsteBruch‐
stückevonsochenInhalten,oderzumindestSpurenvonsolchenBruch‐
stücken.DensoteriologischenAspekthab‘ichzwarnichtgänzlichaußer
Achtgelassen;aberertritthiernichtindenVordergrund.
ZweiweitereGruppenvonHinweisenzumeinemVorgehenbetref‐
fen a dieFrage,obundggf.inwelchemUmfangdieunszugänglichen
TexteaufwelchenAutorzurückgehen,und b dieFrage,inwelchem
UmfangmeineNacherzählungdurchmeinenphilosophischenHinter‐
grundeingefärbtist.
DassBuddhaŚākyamuni–dervormaligePrinzSiddhārthaGautama–
einehistorischenPersonist,dasistzwarvielfrüherdaunddortange‐
zweifeltworden;daswirdabergegenwärtignichtmehrinfragegestellt.
DennochisthinsichtlichderTextedes frühen Buddhismusdieses
festzuhalten:DieFragenachdem jeweiligen Autoreinesjedendieser
TexteistgänzlichunabhängigvonderFragederGültigkeitderbetreffen‐
denTexte:Selbstdann,wennBuddhaŚākyamunialshistorischePerson
garnichtexistierthätte,könntemansichdenTexteningenauderglei‐
chenArtzuwendenwiedann,wenner–wovonichüberzeugtbin–als
historischePersonexistierthat.
Diesverhältsichdemnachganzandersalshinsichtlichderdreime‐
diterranenHochreligionen:demMosaismus,demChristentum,demIs‐
lam:
∴GelangteinAnhängerdesmosaischenGlaubenszuderfestenMei‐
nung,eshabedenMoses–deraufdem damaligen VulkanBerg‐Sinaiauf
Du‐auf‐DumitdemFeuergottJahweverkehrthat–alshistorischePerson
überhauptnichtgegeben,unddieTextehättensichirgendeineGruppe
vonRabbinernausgedacht,dannerschüttertdiesseinevormaligefeste
MeinungzudenVorschriftendesMoseszutiefst.
∴GelangteinAnhängerdeschristlichenGlaubenszuderfestenMei‐
nung,eshabedenJesusvonNazareth–dermitseinemgöttlichenVater
selbstaufdemKreuznochaufDu‐auf‐Duverkehrthat–alshistorische
Personüberhauptnichtgegeben,unddieTextehättensichirgendeine
GruppevonKirchenlehrernausgedacht,dannerschüttertdiesseinevor‐
11
maligefesteMeinungzudenVorschriftendesMoseszutiefst.
∴GelangteinAnhängerdesmoslemischenGlaubenszuderfestenMei‐
nung,eshabedenMohammed–derteilsinMedinaundteilsinMekkamit
seinemgöttlichenVorgesetztenAllahaufDu‐auf‐Duverkehrthat–als
historischePersonüberhauptnichtgegeben,unddieTextehättesichir‐
gendeineGruppevonUlemasausgedacht,dannerschüttertdiesseine
vormaligefesteMeinungzudenVorschriftendesMoseszutiefst.
∷GelangteinAnhängerdesbuddhistischenGlaubens–d.h.:derals
GlaubeaufgefasstenbuddhistischenLehre–zuderfestenMeinung,es
habedenBuddhaŚākyamunialshistorischePersonüberhauptnichtge‐
geben,unddieTextehättensichirgendeineGruppevonalt‐indischen
Philosophenausgedacht,dannerschüttertdiesseinevormaligefeste
MeinungzudenInhaltenderdemBuddhaŚākyamunizugeschriebenen
TexteinkeinerWeise:Ermagsichvergegenwärtigen,dassdiebuddhis‐
tischePhilosophieundSoteriologie–dieseWeisheitslehreunddiesich
daraufbeziehendeHeilslehre–jedenfallsvonanderenMenscheninder
VergangenheitundinderGegenwartimAusübenverwirklichtworden
ist,inallerjüngsterVergangenheitbeispielsweisevonGescheTandim
Rabten.Undselbstdann,wennersichnichtaufsolcheBeispieleberufen
möchte,sokannerimmerhinsinneinbringenddaraufbestehen, 1 dass
esmöglichist,dieInhaltedieserLehreimeigenenFallzuverwirklichen,
wieauch, 2 dassesgewinneinbringendist,diesesHeils‐Zielzuerrei‐
chenodersichihmzumindesteingehörigesStückweitzunähern.
Wiegesagt:Mankann–indiesemPunktDescartesfolgend–allesund
jedesbezweifeln;aberichbezweiflenicht,dassesdenvormaligenPrin‐
zenSiddhārthaGautamaundspäterenBuddhaŚākyamunialshistorische
Persongegebenhat.DennmitdemselbenGrundmüsst‘ichdannbezwei‐
feln,dassesbeispielsweisedenPythagórasoderdenSọkrátẹsalshistori‐
schePersongegebenhat.Ichbezweiflediesnicht;dennsowirdesglaub‐
haftüberliefert.DochÜberlieferungensindentstanden.Undesgibtnir‐
gendwoetwasEntstandenes,dasunvergänglich‐festundunzerstörbar
wäre;daherkannichmich–beiAllemwieauchindiesemFall–nurauf
etwasrelativFestesstützen,undnieaufetwasabsolutFestes.
WeitschwierigeristdieFragezubeantworten,welcheTexteoder
zumindestwelcheText‐TeileAussagenvonBuddhaŚākyamuniunver‐
stelltwiedergeben,undwelchedagegenverstoßen.DennmitBlickauf
dieEhmserDepeschegewahrtman,dassgelegentlichbereitskleineÄn‐
derungen–seiendiesenunHinzufügungenoderauchAbänderungen
oderauchWeglassungen–amvorgegebenenTextdessenInhalteinklei‐
12
neremoderebenauchgrößeremUmfangverändernodergarinihrGe‐
genteilverkehrenkönnen.
WirdbeispielsweiseineinemSūtraberichtet,BuddhaŚākyamuni
habesichmitgutenGründengegendasDurchführenvonMirakelnaus‐
gesprochen,undwirdgleichdanachnochimgleichenSūtraberichtet,er
habesichgleichnachdieserArgumentationindieLüfteerhobenundha‐
bedortoben–begafftvomaufdemBodenverbliebenenVolk–seineBah‐
nengezogenwieeinbeschwingterVogel,aberohnedabeizuzwitschern,
soliegtfürmich–vonmeinemBlickpunktaus–aufderHand,wasdavon
authentischundwasspätereHinzufügungist.
Ichgehedavonaus,dassderVaterdesjungenPrinzenSiddhārtha
Gautama,derdamalsnochvomAdelgewählterRāja–etwa:Rex,oder:
Regent–einesKlein‐Königreichswar,1seinemErstgeboreneneineAus‐
bildungvonderArthättezukommenlassen,dassderAdelbeiderNach‐
folger‐WahlumdiesenSohngarnichthätteherumkommenkönnen.Und
dazuhat–nebendermilitärischenAusbildung–insbesondereauchdie
juristischeAusbildunggehört,einschließlichderAusbildunginRhetorik,
diesimalt‐griechischenSinnverstandenalsArgumentationslehre,die
gültigewieauchungültigeSchlüssebeschreibt;dennmangelsGewalten‐
teilungwareinRājazugleichderObersteRichterimStaat.
UnddadieserhierzueigenshergeholteBrāhmaṇazudemeinher‐
vorragenderSprachwissenschaftlergewesenist,unddaseinerzeitdie
LogikvondenSprachwissenschaftlern2gelehrtwordenist,geh‘ichda‐
1WahlkönigewarennichtnurdieKönigePolens,sondernauch–biszurZeitderFran‐
zösischenRevolution–dieKönigeDeutschlands,wiemanamBeispielderMariaThere‐
siadeutlicherkennenkann.UndbeidenLangobardenkonntenKönigeabgewähltund
späterwiedergewähltwerden.
2Mandarfgetrostdavonausgehen,dassPaṇininichtdereinzigevonihnengewesenist,
dasserjedochdasBegründungsproblem–dassichinderMeta‐meta‐SprachezurFixie‐
rungeinerSanskrit‐Versionalsdergültigenstellt–gelösthat,welcheslautet:
„InwelcherSpracheistdasSanskritalsdieSprache a zubeschreibenbzw.zuerstel‐
lenund b sodannzurechtfertigen?“
DenndiezuerstellendeSprachezunehmen,daswäreeinzirkuläresVorgehen,und
einevondieserdannalssakrosanktzuerachtendenSpracheabweichendeordinäre
Sprachezuverwenden,daswäreeinSakrileggewesen.ErhatdiesesProblemgelöst,
indemer imVerwendeneinerMeta‐meta‐Sprache eineMeta‐SprachealsKunst‐Spra‐
cheerstellthat,dievondenUnreinheitenderüblichenordinärenDia‐undSoziolekte
freiwar,dieaberdennochnichtmitderzuerstellendenFassungdeseinenSanskrits
nichtidentischwar.
ErstindenvergangenenJahrzehntenkonntenhierzulandeSprachwissenschaftler
ErgebnisseihresArbeitensvorweisen,diemitdenenPaṇini’sSchrittzuhalteninder
Lagegewesensind.
13
vonaus,dassderjungePrinznichtnurinderLogik,sondernauchimre‐
flektierendenAnwendenvonArgumentenvollaufbewandertwar.
Undichgehe–ebenauchmitBlikaufPaṇiniunddessenKollegen
undKonkurrenten–davonaus,dasserimReflektierenvonGesproche‐
nemundauchimReflektierendessolchermaßenReflektiertenund...und
soweiter...vondemErstelltseinauchdereinzelnenSprachenindieser
reflektierendenHierarchiedesSprechenseinklaresBildgehabthat.
Zudemnehm‘ichdieBerichtevondenbeidenerstenbuddhistischen
Konzilien–gemäßMartinLuther’sWort:„DasLebenisteinhebräisch‘
Buch:Manmussesvonhintennachvornelesen!“–ernst;unddannkann
einemaberinderTat–blicktmanaufdieseBerichtemitkriminalistisch
ausgerichtetenAugen–dasErschauernüberkommen:Dennwasdadann
schließlichdieOberhandgewonnenhat,dasistvergleichbarmitdem,
wasindeneinzelnenStaatenderNatoganzobendasSagenhat.
MitMauriceWalshegeh‘ichdavonaus,dassderKerndesDNauf
dem1‐tenKonzilerstelltwordenist.Andersalsergeh‘ich–miteinem
Blick,derverschiedenistvomGrundsatz:„DemReinenistallesrein!“–
davonaus,dassdieskeinallgemeinesKonzilgewesenist,sonderneines,
dasdervormaligeNacktasketMahākaśyapa–einJüngervonmittlererBe‐
gabungundmittleremCharakter–organisiertunddurchgeführthat,und
dassdemdortaufgestelltenKanonvonjenenJüngerndesBuddha,die
ausdessenMundselbermehr–vielmehr!–vernommenhatten,diesem
KanondenAnspruchaufVollständigkeitundaufAllgemeingültigkeitver‐
weigerten.
VonvierSchulungsklassenwirdindenTextengelegentlichgespro‐
chen;unddiemeistenKommentareverstehendiesso,alshabederBud‐
dhaunterschiedlichzuOrdiniertenundLaiensowiezuMännernund
Frauengesprochen,unddabeiunterschiedslosundunabhängigvonder
jeweiligenVorbildung:Wersodenktundredet,derunterstelltBuddha
Śākyamunidamitunbeabsichtigt,einschlechterLehrergewesenzusein.
DerPrinzSiddārthaistzweifellosvondenvonseinemVatereinge‐
stelltenHoflehrernstufenweiseunterrichtetworden.UndauchderBud‐
dhaŚākyamunihatbaldnachseinerErwachungeinedrei‐klassigausge‐
richteteHochschule,diedieFeuer‐Lehregelehrthat,aufgesuchtundhat
dortmitdenLehrernDisputegeführt.3
3DasWiedergebendieseDisputewardannallerdingsfürdieHörer–Berichter–fürdie
Śrāvakas–zuhochangesetzt,weswegensiedieseweggelassenunddurchallerhand
StoriesvonMirakelnersetzthaben,gemäßWilhelmBuschim„TobiasKnoppI“,einean‐
getrunkeneFlaschemitWeinbetreffend:
„Diedadurchentstand‘neLeere/füllterinderRegenröhre.“
14
AusdiesenundvielenanderenGründengeh‘ichdavonaus,dassdie
vonihmgeschaffenenvierKlassensolchederfortschreitendenGeistes‐
schulunggewesensind,unddassdieMitgliededes1‐tenKonzils nahe‐
zu ausschließlichmangelsFähigkeiten noch keinenZugangzudenbei‐
denoberenKlassengehabethatten.
Unddannüberleg‘ichmir,worindawohldergenuineUnterschied
derLehrinhaltederbeidenoberenKlassenzudenenderbeidenunteren
Klassenbestandenhabenmag.Dabeinundrängtsichmirdannebendie
Vermutungauf,dassindenunterenKlassenwederSprachphilosophie
nochErkenntnisphilosophiegelehrtundaufgarkeinenFalldasRück‐
blicks‐Erkennen–dasinAN5.28erwähnteReflektieren–gelehrtund
ausgeübtwordenist.Solchesübersteigtjaauchgegenwärtighierzulan‐
denochdieGeisteskräftevonüberneunZehntelderAbiturienten.
JederschließtvonsichaufAndere;undvielandersisteinVorgehen
auchgarnichtmöglich.Werdameint,miteinerWort‐zu‐Wort‐Überset‐
zungdiePali‐TextegenauinsEnglischeoderinsDeutscheübertragenzu
haben,dertutdiesmangelsausreichendersprachphilosophischerKennt‐
nisse;dennerdeutetdann–lautderinMN139berichtetenRedevon
BuddhaŚākyamunizurörtlichverschiedenenVerwendungeinunddes‐
selbenAusdrucks–jeweilseinendamalsdortirgendwovonirgendwem
irgendwiegebrauchtenAusdruckinseinemeigenenjetzigenVerständnis
einesjenemweitgehendentsprechendenAusdrucks.Manmögesichdies
angegenwärtigenBeispielenverdeutlichen:
DerAusdruckE:„ordinaryperson“darfnichtmitD:„ordinärePer‐
son“wiedergegebenwerden.DerAusdruckD:„Haus“entsprichtinden
USAsachlichdemAusdruckE:„building“;aberdemUSA‐AusdruckE:
„house“entsprichtbeiunsimOstenD:„Datsche“undimWestensoetwas
wieD:„wohnlicheingerichtetengroßesGartenhaus“.DasspanischeWort
„embarazado“istmitE:„pregnant“wiederzugebenundkeinesfallsmit
„embarrassed“.UndE:„pregnant“solltemanbessernichtmitD:„präg‐
nant“,sondernmitD:„schwanger“übersetzen.WerF:„affaire“sturmit
D:„Affäre“wiedergibt,wirdzumeistargdanebenliegen.
AuchinnerhalbeinundderselbenSpracheverändertsichimVerlauf
derGeschichtederSinneinesWortes,wenngleichzumeistschleichend.
SoistnochFrüh‐MittelhochdeutschdasWort„mar‐schalk“gemäß„Pfer‐
de‐Knecht“gebrauchtworden,auchderKnechtderLieblings‐Mähredes
Kaisers,danachderBefehlshaberdesKaisersReiterei,jetztderOberste
Kriegsherr.UndGoethe,derinseinem„Faust“denSoldaten–Gretchen‘s
Bruder–sagenlässt:„...undsterbealsSoldatundbrav!“,hatdabeimit
„brav“nicht„folgsam,gehorsam,ruhig,ruhig...“,sondernvielmehr„tap‐
15
fer,verwegen,wild“gemeint,gemäßL:„bravus“.
DasspanischeWort„garriga“hatursprünglich–wiediefranzösische
Entsprechung„garrigue“–denWortsinnvon„Wald“gehabt;jetztjedoch
istesinSpanienregional–wodieWälderzuBuschlandschaftenverküm‐
mertsind–zu„Strauchheide,Buschlandschaft“mutiert.
WemdieseBeispielenichtgenügen,dermögedocheinetymologi‐
schesWörterbuchzurHandnehmen;damitisterdannaufWochenhin‐
ausbeschäftigt,wobeiihmdieseBeschäftigungvonPlátọn’sIrrtumder–
angeblich–wahrenWortbedeutungabbringenmüsste:„Vergänglichist
dasEntstandene!“,dasgehörtzuBuddhaŚākymuni’sKern‐Sätzen.Und
SprachenmitihrenWörternsindebennuneinmaletwasEntstandenes.
DieseAuswahlvonSūtrasausdemSNistnatürlichalsAuswahlbe‐
reitseineInterpretationderLehredesBuddha.AberingleicherWeiseist
dieaufdem1‐tenKonzilerfolgteAuswahlvonSūtraseineInterpretation,
wiegemäßCVunmittelbarnachdemAbschlussdesKonzilsfestgestellt
wordenist.DieÜbersetzungderSūtrasausdemSanskritundausden
DialektenderGanges‐EbeneindasPaliisteineInterpretation;unddas
spätereVerständnisvondabeiursprünglichbenütztenKern‐Begriffenist
eineInterpretation.DieÜbersetzungendieserTexteinsgegenwärtige
EnglischsowieinsgegenwärtigeDeutschsindInterpretationen:erfolgt
durchphilologischausgewieseneaber–vonKarl‐EugenNeumannabge‐
sehen–philosopphischunbescholtenenÜbersetzern.UndmeinVerste‐
henundWiedergebendieserhierausgewähltenTexteisteineInterpreta‐
tiondermirvorliegendenÜbersetzungen:erfolgtaufdemVerständnis‐
HintergrundderLogikderGegenwartundderaufdieserLogikaufbau‐
endenAnalytischenPhilosophie.DiessollteninsbesonderjeneLeser,die
diesenVerständnis‐Hintergrundnichtteilen,ankeinerStelleausden
Augenverlieren.
DieAnnahme,eineWort‐für‐Wort‐Übersetzungwichtigerphiloso‐
phischerTexte,vorgenommenzudeminderBegrifflichkeiteinerAll‐
tagssprache,seieinenichtnurphilologisch,sondernzudemauchphilo‐
sophischkorrekteÜbersetzung,istfalsch.
Umzuahnen,welchgeistigeHöhediePhilosophieBuddhaŚākya‐
muni’swohlgehabthat,darfmanallerdingsnichtnuraufseineZeitge‐
nossen–einschließlichderLinguistenwiePaṇini–schauen,sondern
mussvielmehraufdiebisdahinschonjahrhundertelangephilosophische
Hoch‐KulturAlt‐IndiensseinAugenmerkrichten,allenvorandemgro‐
ßenErkenntnistheoretikerYājñavalkya,deretwaeinhalbesJahrtausend
vorBuddhaŚākyamunigelebthabendürfte.Denn,wiegesagt:DiePhilo‐
16
sophieBuddhaŚākyamuni‘sistnichtderAnfang,sondernderHöhepunkt
alt‐indischenPhilosophierens.
UndebendiesenHöhepunktdesrationalenArgumentierenswie
auchdesReflektierensinallenseinenIterierungensetz‘ichbeimeinem
SuchennachBruchstückenderselbenindenTexten–diegelegentlich
einerübereinemRuinenfeldinzwischenwucherndenBuschlandschaft
gleicht–alsvorhanden‐gewesenvoraus.DiesesistderKernmeinerAr‐
beits‐Hypothese,vonderichbeidiesemSuchenimmerausgegangenbin
undvondermichallenfallsdasEintreteneinermentalenAltersschwäche
etwasabbringenkönnenwird.AlleübrigenBestandteilemeines–sichda
unddortebendochetwasändernden–Gesichtspunkts,vondemausich
dieuns–insgesamterstaunlichgetreu!–überliefertenTextebetrachte,
hängenmitdieseKernengmaschigoderweitmaschigzusammen.
VergleichtmandieÜberlieferungenalt‐indischerTextemitdenen
etwaderchristlichenEvangelien,sohatmandadochbedeutendeDis‐
krepanzenfestzustellen:DieseEvanglienhabeninwenigenJahrzehnten
–nein:inwenigenJahren!–nachderHinrichtungdesJeschuhanNasri
DeformierungenunterschiedlichstenAusmaßeszuerleidengehabt.Die
alt‐indischenTextehingegensinddurchAuswendig‐Lern‐Gruppentra‐
diertworden,wobeiesdannebendurchdashäufigeVergleichendes
TradiertennurdannAbweichungen–zumeist:Weglassungenvondifizi‐
lenArgumentationen,undHinzufügungenvonMirakel‐Stories–gegeben
hat,wennmanirgendeineSachenichtmehrhatverstehen–unddamit
auchnichtmehrverstehendweitergeben–können.
Philosophie‐historischwichtig,jedochphilosophie‐systematischun‐
erheblichistdieFrage,wasdiegenauenLebensdatendesBuddhawohl
seinmögen.IchverlassemichdaheraufdieArgumentationvonKlaus
Mylius,dergemäßdieherkömmlicheDatierungdierichtigeist.
17
BuddhaŚākyamuni
alsHeilender,alsHeiland
18
Inhaltsverzeichnis
desBuchsvondenGruppen
Kapitel22:Khandhasaṃyutta Gruppen‐Gruppierung
Teil01:Nakulapitāvagga Nakulapitā‐Abschnitt
Teil02:Aniccavagga Vergänglichkeits‐Abschnitt
Teil03:Bhārahāravagga Bürde‐Abschnitt
Teil04:...vagga Nicht‐Euer‐Abschnitt
Teil05:Dīpavagga Leuchte‐Abschnitt
Teil06:Upāyavagga Sich‐Anbinden‐Abschnitt
Teil07:Arahantvagga Arhat‐Abschnitt
Teil08:...vagga Sich‐Verzehren‐Abschnitt
Teil09:Theravagga Ältere‐Abschnitt
Teil10:...vagga Blumen‐Abschnitt
Teil11:...vagga Fixpunkte‐Abschnitt
Teil12:Dhamma...vagga Dharma‐Darl.‐Abschnitt
Teil13:...vagga Unwissenheits‐Abschnitt
Teil14:...vagga Heiße‐Glut‐Abschnitt
Teil15:Diṭṭhivagga Ansichten‐Abschnitt
Kapitel23:Rādhasaṃyutta Rādha‐Gruppierung Teil1:...vagga ersterMāra‐Teil Teil2:...vagga ZweiterMāra‐Teil Teil3:...vagga Wünschen‐Teil Kapitel24:Diṭṭhisaṃyutta Ansichten‐Gruppierung
Teil1:Purimagamanavagga Strom‐Eintritt‐Teil Teil2:Dutiyagamanavagga ZweiterTeil Teil3:Tatiyagamanavagga Dritter‐Teil Teil4:Catutthagamana vagga VierterTeil
Kapitel25:Okkantisaṃyutta Eintreten‐Gruppierung
Kapitel26:Uppādasaṃyutta Entstehen‐Gruppierung
Kapitel27:Kilesasaṃyutta Befleckungs‐Gruppierung Kapitel28:Sāriputtasaṃyutta Śāriputra‐Gruppierung
19
21
21
40
44
50
56
68
83
87
104
136
158
00
00
00
00
00
00
00
00
00
00
00
00
Kapitel29:Nāgasaṃyutta Nāga‐Gruppierung
Kapitel30:Supaṇṇasaṃyutta Supaṇṇa‐Gruppierung
Kapitel31:Gandhabbasaṃyutta Gandharva‐Gruppier.
Kapitel32:Valāhakasaṃyutta Valāhaka‐Gruppierung Kapitel33:Vacchagottasaṃyutta V.‐Gruppierung
Kapitel34:Jhānasaṃyutta Dhyāna‐Gruppierung
20
00
00
54
00
00
00
Inhaltsverzeichnis
desKapitels22
Khandhasaṃyutta
Gruppen‐Gruppierung
Einzelnachweise
Teil01:Nakulatapitāvagga Natulatapitā‐Abschnitt Sūtra22.01:Nakulapitā
Sūtra22.02:Devadaha
Sūtra22.03:Haliddikāni(1)
Sūtra22.04:Haliddikāni(2)
Sūtra22.05:Sammlung
Sūtra22.07:UnruhedurchAnhaften(1)
Sūtra22.09:UnbeständigkeitindenDreiZeiten
Teil02:Aniccavagga[Vergänglichkeits‐Abschnitt]
Sūtra22.12:DasVergängliche
Sūtra22.15:Wasvergänglichist
Sūtra22.18:VergänglicheUrsache
Sūtra22.21:Ānanda
Teil03:Bhārahāravagga[Bürdeträger‐Abschnitt]
Sūtra22.22:DieBürde
Sūtra22.24:UnvermitteltesDurchschauen
Sūtra22.25:LeidenschaftlichesBegehren
Sūtra22.30:DasEntstehen
Sūtra22.31:DieWurzeldesElends
Sūtra22.32:DasZerstörbare
Teil04:...vagga[Nicht‐Euer‐Abschnitt]
Sūtra22.33:Nicht‐Euer(1)
Sūtra22.36:EinBhikṣu(2)
Sūtra22.37:Ānanda(1)
Sūtra39‐42:DerLehregemäß
21
24
24
27
32
35
36
40
42
43
43
44
45
46
47
47
50
50
52
52
53
53
54
55
57
58
Teil05:Dīpavagga[Leuchte‐Abschnitt]
Sūtra22.43:SichselberdieLeuchtesein
Sūtra22.45:Vergänglichkeit(1)
Sūtra22.46:Vergänglichkeit(2)
Sūtra22.47:ArtendesBetrachtensderDinge
Sūtra22.48:DieGruppen
Sūtra22.49:Sona(1)
Sūtra22.51:ErfreuungundLeidenschaft
Teil06:Upāyavagga[Sich‐Anbinden‐Abschnitt]
Sūtra22.53:DasSich‐Anbinden
Sūtra22.55:EinfeierlicherAusspruch
Sūtra22.56:ArtenderGruppendesAnhaftens
Sūtra22.57:DiesiebenFälle
Sūtra22.59:DieMerkmaledesNicht‐Selbsts
Sūtra22.60:Mahāli
Sūtra22.61:DasBrennen
Teil07:Arahantvagga[Arhat‐Abschnitt]
Sūtra22.63:DasAnhaften
Sūtra22.66:Vergänglich
Teil08:...vagga[Sich‐Verzehren‐Abschnitt]
Sūtra22.79:DasSich‐Verzehren
Sūtra22.80:DerAlmosen‐Sammler
Sūtra22.81:Pārileyya
Sūtra22.82:EineVollmond‐Nacht
Teil09:Theravagga[Älterer‐Abschnitt]
Sūtra22.83:Ānanda
Sūtra22.84:Tissa
Sūtra2285.:Yamaka
Sūtra22.86:Anurādha
Sūtra22.87:Vakkali
Sūtra22.88:Aśvajit
Sūtra22.89:Khemaka
Sūtra22.90:Channa
Teil10:...vagga[Blumen‐Abschnitt]
Sūtra22.94:DieLotos‐Blume
22
59
59
63
64
65
66
68
70
71
71
73
73
77
78
82
84
86
86
88
89
90
93
99
102
107
107
108
111
118
121
126
130
135
139
140
Sūtra22.95:Schaum
Sūtra22.96:Kuhmist(1)
Sūtra22.99:DerLederriemen(1)
Sūtra22.100:DerLederriemen(2)
Sūtra22.101:DerBeilgriff[oder:dasSchiff]
Sūtra22.102:Vergänglichkeit
Teil11:...vagga[Anteile‐Abschnitt]
Sūtra22.103:DieAnteile
Sūtra22.ZuDurchschauendes
Sūtra22.DerindenStromEingetretene
Sūtra22.DerArahant
Sūtra22.DieBegierdezurücklassn
Teil12:Dhamma...vagga[Dharma‐Berichter‐Abschnitt]
Sūtra22.Unwissenheit
Sūtra22.Wissen
Sūtra22.DieStricke
Sūtra22.DieFesselung
Sūtra22.DasAnhaften
Sūtra22.DieTugend
Teil13:Avijjāvagga[Unwissenheits‐Abschnitt]
Teil14:...vaggaHeiße‐Glut‐Abschnitt]
Sūtra22.137–139:Vergänglich(1)–(3)
Sūtra22.140–142:Leidhaft(1)–(3)
Sūtra22.143–145:Nicht‐Selbst(1)–(3)
Sūtra22146–149:VerinnerlichenderAbwendung
Teil15:Diṭṭhivagga[Ansichten‐Abschnitt]
Sūtra22.150:ImInneren
Sūtra22.151:Mein–Ich–Selbst
Sūtra22.152:DasSelbstunddieWelt
Sūtra22.159:Ānanda
23
143
147
149
151
153
158
159
159
161
162
163
163
164
164
165
166
168
169
169
170
171
171
172
172
172
173
173
175
176
178
Teil01:Nakulapitāvagga
Nakulapitā‐Abschnitt
Sūtra22.01:Nakulapitā
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanimBhagga‐LandbeiSuṁsumāra
imBhesakaḷā‐Wald,einemWild‐Hain.
AneinemdieserTagebegabsichderBürgerNakulapitā4zumBha‐
gavan,begrüßteihnehrerbietig,undsetztesichihmzurSeitehin.
„Gealtertbinich,Herr,“erklärteersodann,„bejahrtundhochbetagt
... ;hinfälligistderKörpergeworden,laufendandemoderjenemer‐
krankend.Nichtimmer,Herr,kannichdaherdenBhagavanaufsuchen,
nichtimmerdie–dieGeistesschulungausübenden–Bhikṣus.Dahermöge
michnunderBhagavanunterweisenundbelehren,damitmirdiesfür
langeZeitzumHeilundzumSegengereichenwird!“
„Soistdies,Bürger,“ antworteteihmderBhagavan ,„ja,soistes:
HinfälligistdieserKörper,gebrechlichundempfindlich!Jemand,derei‐
nensolchenKörperträgtunddiesenauchnurfüreinenAugenblickals
krankheitsfreierachtet,wassolltediesandersseinalsTorheit?!Daher
solltestdudichdarinüben:„MagauchderKörperhinfälligsein,derGeist
sollmirnichthinfälligwerden!“:So,Bürger,sollstdudichüben!“5
DerBürgerNakulapitā,erfreutundbeglücktdurchdieseRededes
Bhagavan,erhobsichdaraufhinvonseinemSitz,grüßtedenBhagavan
ehrerbietig,vollzogdieRechtsumwandlung,undbegabsichdaraufhin
zumEhrwürdigenŚāriputra. ... Auchihnbegrüßteerehrerbietig;und
ersetztesichdiesemsodannzurSeitehin.
DasprachderEhrwürdigeŚāriputra:„HeitersinddeineGesichts‐
züge,Bürger;undhellundreinistdieFarbedeinesGesichtes!Istesdir
etwaheutevergönntgewesen,ausdemMundedesBhagavaneinLehr‐
gesprächzuhören?“
„Wiesollt‘esdennandersgewesensein,Herr!“, bekanntedader
BürgerNakulapitā .„SoebenbinichvomBhagavanmitdemAmbrosia
4„Nakulapitā“
„desNakula‘sVater“;dabeiüberNakulasiehe:AN1.19undAN4.55.
5DiesscheinteineUnterweisungzusein,dieimletztenViertelderLehrtätigkeitBuddha
Śākyamuni’sstattgefundenhat;dennsolchesinddamalsvonihminsolchenkurzen
Sentenzenerfolgt,diesodanndurchweiseJüngerzuinterpretierengewesensind.Und
deswegenhatdieserBürgerdanachumgehendeinenvondiesenaufgesucht,allerdings
nichtirgendeinen,sondernkeinenanderenalsŚāriputra.
24
einesLehrgesprächserquicktworden!“
„InwelcherWeise istdieserfolgt ?“
„IchhabemichzumBhagavanbegeben; ... under unterwiesmich
mitdiesenWorten :„HinfälligistdieserKörper,gebrechlichundemp‐
findlich!Jemand,dereinensolchenKörperträgtunddiesenauchnurfür
einenAugenblickalskrankheitsfreierachtet,wassolltediesanderssein
alsTorheit?!Dahersolltestdudichdarinüben:„MagauchderKörper
hinfälligsein,derGeistsollmirnichthinfälligwerden!“:So,Bürger,sollst
dudichüben!“
„Hastdu,Bürger,dannabernichtdarangedacht,denBhagavanwei‐
terzubefragen:„Inwiefern,Herr,isthinfälligderKörper,nichthingegen
derGeist?“?“6
„Vonweitherwürd‘ichkommen,umvomEhrwürdigenŚāriputra
dieAuslegungdieserLehrredenzuerhalten.Ja,gutwär‘esdaher,wenn
mirderEhrwürdigeŚāriputradengenauenSinndieserRededeutlich
machenwürde!“
„Sohöredennzu,Bürger!Undachtegutaufdas,wasichnundazu
sagenwerde!“
„Ja,Herr!“,antworteteihmdieser.
UndderEhrwürdigeŚāriputraunterwiesihnnunso:
„Wie,Bürger,istderKörperhinfälligundauchderGeisthinfällig?
DaseieininderLehredesSaṃbuddhanicht‐unterrichteterMensch,
derdieLehrenichtkenntodersie–soweitersiekennt–nichterfasst .7
DiesererachtetdieGestalt8alsdasSelbstoderdasSelbstalsGestalt
besitzendoderdieGestaltalsimSelbstoderdasSelbstalsinderGestalt,
someinend:„IchbindieGestalt!UndmeinistdieGestalt!“.Insolch‘vor‐
gefassterMeinung, indieervernarrtistunddererverfallenist ,ver‐
harrter.UnddannverändertsichseineGestalt;unddurchdieseVerän‐
derungentstehenihmdaraufhinKummer–Jammer–Schmerz–Trübsal–
Verzweiflung.
6Zuvermutenistdieses:Erwarderartbeglückt,vomBuddhaselberdieseaufihnzuge‐
schneiderteErmahnungerhaltenzuhaben,dassererstnachderVerabschiedungdaran
gedachthat,diesenHauptjüngerdesBuddhaaufzusuchenundihnumdieAuslegungzu
befragen.
7Soschreib‘ichanstellederFormulierunginderTextvorlage:
„Daseieinnicht‐unterrichteterWeltling,derdieEdlennichtkenntundderenLehre
nichterfasst,derdieHohennichtkenntundderenLehrenichterfasst.“
SoherablassendisterstindenGenerationenvonden dannangeblich EdlenundHo‐
henüberdieMitgliederandererphilosophischerSchulengesprochenworden.
NB:HieristP:„dhamma“bzw.S:„dharma“unbedingtmit„Lehre vondenZusammen‐
hängen unterdenGegebenheiten “wiederzugeben.
8IchgebeS:„rūpa“hieraufDnichtmit„Form“,sondernmit„Gestalt“wieder.
25
Dieser Mensch erachtetEmpfindungwieauchUnterscheidungwie
auchGestaltungendementsprechend;undmitderenVeränderungen
entstehenihmdaraufhiningleicherWeiseKummer–Jammer–Schmerz–
Trübsal–Verzweiflung.
UndererachtetdasBewusstseinalsdasSelbstoderdasSelbstals
BewusstseinbesitzendoderdasBewusstseinalsimSelbstoderdas
SelbstalsimBewusstsein,someinend:„IchbindasBewusstsein!Und
meinistdasBewusstsein!“.Insolch‘vorgefassterVorstellung, indieer
vernarrtistunddererverfallenist ,verharrter.Unddannverändertsich
seinBewusstsein;unddurchdieseVeränderungentstehenihmdaraufhin
Kummer–Jammer–Schmerz–Trübsal–Verzweiflung.
So,Bürger,istderKörperhinfälligundauchderGeisthinfällig!
Aberwie,Bürger,istzwarderKörperhinfällig,derGeisthingegen
nichthinfällig?
DaseieinindergutenLehredes Saṃbuddha geschulterEdlerJün‐
ger.9ErerachtetnichtdieGestaltalsdasSelbstoderdasSelbstalsGestalt
besitzendoderdieGestaltalsimSelbstoderdasSelbstalsinderGestalt,
deswegennichtsomeinend:„IchbindieGestalt!UndmeinistdieGe‐
stalt!“.Eristnichtineinesolch‘vorgefassteMeinung vernarrt,undist
ihrnichtverfallen;unddeswegen verharrterauchnichtinihr.Und
durchdieVeränderungdieserGestaltentstehenihmsodannebenauch
nichtKummer–Jammer–Schmerz–Trübsal–Verzweiflung.
ErerachtetEmpfindungwieauchUnterscheidungwieauchGestal‐
tungennichtmitBezugaufeinederartigeMeinung;undmitdenVerän‐
derungenvonEmpfindungundvonUnterscheidungundvonGestaltun‐
genentstehenihmsodannebenauchnichtKummer–Jammer–Schmerz–
Trübsal–Verzweiflung.
UndererachtetnichtdasBewusstseinalsdasSelbstoderdasSelbst
alsBewusstseinbesitzendoderdasBewusstseinalsimSelbstoderdas
SelbstalsimBewusstsein,deswegennichtsomeinend:„IchbindasBe‐
wusstsein!UndmeinistdasBewusstsein!“.Eristnichtineinesolch‘vor‐
gefassterMeinung vernarrt,undistihrnichtverfallen;unddeswegen verharrterauchnichtinihr.UnddurchdieVeränderungdiesesBewusst‐
seinsentstehenihmsodannKummer–Jammer–Schmerz–Trübsal–Ver‐
zweiflung.
So,Bürger,istzwarderKörper,nichthingegenderGeisthinfällig!“10
9AusdrücklichwerdenhiersomitauchdieNicht‐Ordiniertenmiteinbezogen!
10DieseDarlegungisthierzulandewohlnichteinmaldenallermeistenAbiturientenver‐
ständlich.ManwirddahervonfolgenderAlternativeausgehenmüssen:
a DieserBürgerhattebereitsindenZeitenzuvorgenügendUnterweisungenindie
Anātman‐Lehre–indieNicht‐Selbst‐Lehre–erhalten.
26
DiessprachderEhrwürdigeŚāriputra.UndhochbeglücktenGemüts
erfreutesichderBürgerNakulapitāüberdessenWorte.
Sūtra22.02:Devadaha
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanimŚākya‐LandinDevadaha.
AneinemdieserTagebegabsicheineGruppevonBhikṣus,dieaus
demWestland11stammten,zumBhagavan,begrüßtenihnehrerbietig,
setztensichihmzurSeitehin,undbegannen:
„Herr!WirmöchtenindaswestlicheGebietgehenundunsdortauf‐
halten!“
„Bhikṣus!HabtihrdazuŚāriputraumdieZustimmunggefragt?“12
„Herr!Dashabenwir noch nichtgetan!“
„Bhikṣus!Dann gehtzuŚāriputraund fragtihnumseineZustimm‐
ung!13EinWeiserunterdenBhikṣusistŚāriputra,undeinFördererder
anderenBhikṣus!“
„Ja,Herr! Daswerdenwirunverzüglichtun! “,antwortetensieihm.
ErfreutundbeglücktdurchdiesesWortdesBhagavan,erhobensiesich
vonihrenSitzen,grüßtenihnehrerbietig,vollzogendieRechtsumwand‐
lung,undbegabensichzumEhrwürdigeŚāriputra.
DieserhattesichanjenemTagnichtweitvomBhagavanentferntin
einemEḷagalā‐Gebüschniedergesetzt.14NachdemjeneBhikṣusbeiihm
angelangtwaren,tauschtensiemitihmfreundlicheundzuvorkommende
Begrüßungsworteaus,setztensichihmzurSeitehin,undbegannen:
„BruderŚāriputra!WirmöchtenindaswestlicheGebietgehenund
unsdortaufhalten!DenMeisterhabenwirumZustimmungbefragt.“
„Brüder!Esmagsichdortbegeben,dassdemauseinemfremdenGe‐
bietgekommenemBhikṣuvongelehrtenAdeligen,vongelehrtenBrāh‐
b ErhatvomŚāriputraeinesehrausführlicheAuslegungerhalten,vonwelcherhier
nurderKernbestandberichtetundwiedergegebenwordenist.
11WelcherLandstrichmit„Westland“gemeintist,weißichnicht.Zuvermutenistnatür‐
lich,dassessichdabeiumdasIndus‐Gebiethandelt,undnichtumdenmittelindischen
LandstrichAvanti;aberauszuschließenistauchdiesnicht.
12Dieszeigtan,welch‘dominanteRolleimOrdendemŚāriputradurchBuddhaŚākya‐
munizuteilgewordenist.
13Zuvermutenist,dassŚāriputradieAufgabezugeteilterhaltenhatte,zubeurteilen,
welchederBhikṣuswelchenErfolginderGeistesschulungerreichthatten.
14ObdieslediglichzumZweckdesVermeidensjeglicherSonnenbestrahlungseinerent‐
haartenOberschädelsoderzudemauchzumZweckdesungestörtenDurchführensbe‐
stimmterVerinnerlichungenerfolgtist,wirdimTextoffengelassen.
27
maṇas,vongelehrtenBürgern,vongelehrtenŚramaṇasFragengestellt
werden,sowiediesgelehrteLeutehandhaben:„WaslehrtderMeister
derEhrwürdigen,undwasbeschreibter?“.Sind –sofrag‘ichEuchdaher
nun– vonEuchEhrwürdigenseineLehrengutaufgefasst,gutgelernt,gut
gemerkt,gutbewahrt,gutmitVerständnisdurchdrungenworden?Denn
demWortderBhagavan’sgemäßmögtIhr dortdenMenschenseine
Lehre erklären!UndnichtsolltIhrihnmiteinerfälschlich verstande‐
nenLehre bezichtigen,damitso ... dieLehre desBhagavan’sohneTa‐
delbleibt!“
„Bruder!Vonweitherwürdenwirkommen,umvonEhrwürdigen
Śāriputraden genauen Sinn seiner Redezuvernehmen!Gutwär‘es
füruns ,wenner uns diesen genauen Sinn vortragen würde!“
„Sohörtaufmerksamzu,Brüder;undichwerdesprechen!“
„Ja,Bruder!“,antwortetenjeneBhikṣusdemEhrwürdigenŚāriputra.
Unddieserbegann:
„Esmagsichdortbegeben,dassdemauseinemfremdenGebietge‐
kommenemBhikṣuFragenvongelehrtenAdeligen,vongelehrtenBrāh‐
maṇas,vongelehrtenBürgern,vongelehrtenŚramaṇasFragengestellt
werden,sowiediesgelehrteLeutehandhaben:„WaslehrtderMeister
derEhrwürdigen,undwasbeschreibter?“.Sobefragt,Brüder,solltetIhr
antworten:„Freunde!DieÜberwindungderBegierdeundderLeiden‐
schaftlehrtundbeschreibtunserMeister!“15
NacheinersolchenErklärungmagessichbegeben,dassdieseGe‐
lehrten ... Euchweitersobefragen:„WelcheÜberwindungvonBegierde
undvonLeidenschaftbeschreibtdennderMeisterderEhrwürdigen?“.So
befragt,Brüder,solltetIhrantworten:„ErbeschreibtdieÜberwindung
vonBegierdeundLeidenschaftnach denFünfGruppen Form–Empfin‐
dung–Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusstsein!“
15EinesolcheAntwortkönntefürdieHinterwäldlerausAvantiausreichendgewesen
sein,keinesfallsjedochimIndustalfürdiedortigenGelehrtenbeispielsweiseausder
großenUniversitätsstadtTakṣaśilā :S,G:Taxila .
MitanSicherheitgrenzenderWahrscheinlichkeitistderHinweisaufdiezugebende
Antwortdeutlichdetailierterausgefallen;übriggebliebenwordenistnachdreiJahrhun‐
dertendermündlichenÜberlieferungdurchdieŚrāvakas durchdieHörer welche
dieTexteweiterberichtethaben ,kurz:durchdieHörer–Berichter aberebennurdie
obenwiedergegebeneAntwort.
Jenachdem,welchenAusbildungsstandinderGeistesschulungdieseBhikṣuserreicht
hatten,wieauch,wohinsiesichbegebenwollten,müsstenŚāriputra’sdetailliertereHin‐
weiseenthaltenhaben.
NB:DievieraufeinanderaufbauendenKlassenderGeistesschulunghaben–meineram
BuchIIgewonnenen–AnsichtnachungefährdieLehrinhaltegehabt,wieichsieimPost‐
skriptumzudiesemSūtrazuskizzierenversuche.
28
NacheinersolchenErklärungmagessichbegeben,dassdieseGe‐
lehrten ... Euchweitersobefragen:„WelchesÜbelsiehtdennderMeis‐
terderEhrwürdigendabei,dasserdiesesÜberwindenbeschreibt?“.So
befragt,Brüder,solltetIhrantworten:„WennbeiForm–Empfindung–Un‐
terscheidung–Gestaltungen–BewusstseindaZuneigung–Verlangen–Be‐
gehren–Dürsten–Fiebernnochnichtgeschwundensind,dannentstehen
durchWandelvonForm–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–
Bewusstsein unweigerlich Kummer–Jammer–Schmerz–Trübsal–Ver‐
zweiflung.DiesesÜbelsehend,Freunde,deswegenbeschreibtunser
MeisterdieÜberwindungvonBegierdeundLeidenschaftnachForm–
Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusstsein!“
NacheinersolchenErklärungmagessichbegeben,dassdieseGe‐
lehrten ... Euchweitersobefragen:„WelchenGewinnsiehtdennder
MeisterderEhrwürdigendabei,dasserdiesesÜberwindenbeschreibt?“.
Sobefragt,Brüder,solltetIhrantworten:„WembeiForm–Empfindung–
Unterscheidung–Gestaltungen–BewusstseindannGierundLeidenschaft
–unddamiteinhergehend:Zuneigung–Verlangen–Begehren–Dürsten–
Fieberngeschwundensind,dementstehendurchWandelvonForm–
Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusstseinnicht mehr Kummer–Jammer–Schmerz–Trübsal–Verzweiflung.DiesenGewinnse‐
hend,Freunde,deswegenbeschreibtunserMeisterdieÜberwindungvon
BegierdeundLeidenschaftnachForm–Empfindung–Unterscheidung–
Gestaltungen–Bewusstsein!“
NacheinersolchenErklärungmagessichbegeben,dassdieseGe‐
lehrten ... sozuEuchsprechen:„Freunde!AuchbeimAusübenvonUn‐
heilsamemkannmanbereitsbeiLebzeiteninglücklichenZuständen
weilen,ohnePlage,ohnePein,ohneVerzweiflung;undnachdemTod,
nachdesKörpersAuseinanderbrechen,kannauchguteFährtezuerwar‐
tensein!16DahersolltederBhagavanaufkeinenFalldasAufgebenvon
Unheilsamemempfehlen!“.Soangesprochen,Brüder,solltetIhrsoerwi‐
dern:„EbenweilbeimAusübenvonUnheilsamemmanbereitsbeiLeb‐
zeiteninleidvollenZuständenweilt,vollerPlage,vollerPein,vollerVer‐
zweiflung,undweilnachdemTod,nachdesKörpersAuseinanderbre‐
chen,17eineschlechteFährtezuerwartenist,deswegenempfiehltder
16Damiteinangesammeltes–sei’sheilsames,sei’sunheilsames–Karmanzurentspre‐
chendenReifunggelangt,müssendieentsprechendenUmstände Randbedingungen gegebensein.DiesbrauchtwederschonimgegenwärtigenLebennochspätestensim
unmittelbarnachfolgendenLebeneintreten;abereswirdirgendwanneintreten,essei
denn,manhättesiezuvorbereinigt.
17DasAuseinanderbrechendesKörpers–d.h.:nichtdesRūpas,sonderndesKāyas–be‐
stehtnatürlichnichtz.B.imAbfallenderArmevomRumpf,sondernimTrennenvon–
29
BhagavandasAufgebenvonUnheilsamem!“18
NacheinersolchenBekundungmagessichbegeben,dassdieseGe‐
lehrten ... EuchsozuEuchsprechen:„Freunde!AuchbeimAusübenvon
HeilsamemkannmanbereitsbeiLebzeiteninleidvollenZuständenwei‐
len,mitPlage,mitPein,mitVerzweiflung;19undnachdemTod,nachdes
KörpersAuseinanderbrechen,kannauchschlechteFährtezuerwarten
sein!20DahersolltederBhagavanaufkeinenFalldasAusübenvonHeil‐
samemempfehlen!“.Soangesprochen,Brüder,solltetIhrsoerwidern:
„EbenweilbeimAusübenvonHeilsamemmanbereitsbeiLebzeitenin
glücklichenZuständenweilt,ohnePlage,ohnePein,ohneVerzweiflung,
undweilnachdemTod,nachdesKörpersAuseinanderbrechen,einegute
Fährtezuerwartenist,21deswegenempfiehltderBhagavandasAusüben
vonHeilsamem!“!“
DiessprachderEhrwürdigeŚāriputra.Erfreutundbeglücktwaren
jeneBhikṣusüberseineWorte.
Postskriptum:
Keinesfallsauszuschließenist,dassŚāriputradiesenBhikṣusdeut‐
lichmehrHinweisegegebenhat,alsdieHörerzuberichteninderLage
gewesensind.DennwärendiesdieeinzigenErklärungengewesen,dann
wärendieseBhikṣusüberdieEingangsstufeder1‐tenKlassederGeistes‐
schulungnochnichthinausgelangt;unddannhätt‘ersieeigentlichgar‐
nichtfortziehenlassendürfen.
Anhanddessen,welcheTeileder12‐er‐KettedesEntstehensaus
Vorherigem–diesgemäßBuchIIundinsbesonderegemäßSN12–die
einzelnenBhikṣusanAnleitungenzumAusübenundVerinnerlichener‐
haltenhaben,teil‘ich die –in aufsteigende und auf einander aufbauende–
Klassen der Geistesschulung so auf: 1 Inder1‐tenKlassewirdnochnichtaufdie12‐er‐KettedesEnt‐
stehensdurchVorheriges–aufdiesenBuddhaŚākyamuninurschwerzu
denGeistweiterhinbegleitenden–feinststofflichenEnergienvondengröberenEner‐
giendesbisherigenLeibesundnunmehrigenLeichnams;unddiesebeiihmverbleiben‐
den–aberkoordinationslosgewordenen–Energienzerstäubensodannnachundnach.
18Zuerwarten:mitWahrscheinlichkeit;aberSicherheit:siehedievorhergehendeFN!
19ManbrauchtnichtdieArmutsviertesdergrößerenStädtebeispielsweisederUSAauf‐
zusuchen,umdieWahrheitdieserAussagezuerkennen.
20Esistwenigwahrscheinlich,dassmaninnureinemLebendieAuswirkungenallerbis
dahinangesammeltenundnochnichtaufgebrauchtenbzw.bereinigtenunheilsamen
BetätigungendervielenvergangenenLebenerlebt.
21Auchwennesjemandemdannäußerlichmiserabelgeht,soisterinnerlichmitsichim
ReinenundkannbeimAbschiednehmenausdiesemLebenruhigenGemütssterben.
Siehehierzuz.B.:AN3.66.
30
verstehendenKernseinerLehre–Bezuggenommen.Diesistdannder
StandderSchulung,welchedieerstenFünfJüngererhaltenhatten:die
EinsichtindieVergänglichkeitdesEntstandenen,indieLeidhaftigkeit
diesesVergänglichen,undindieSubstanzlosigkeitdiesesLeidhaften,
kurz:indasAusgeliefertseindereigenenPersonandieKausalität,in
diesesdemTodunterworfeneGeschehen,indieseFesselnMāra’s,des
MördersderUnfreiheit.
DiesistdanndasBefreiungszielder1‐tenKlassederGeistesschulung.
2 Inder2‐tenKlassewirdnuraufdenAnfangs‐undaufdenEnd‐
teildieser12‐er‐KetteBezuggenommen,d.h.:aufdieerstenzweioder
dreiGliedersowieaufdieletztenfünfodersechsGlieder,somit:unter
AusschlussdesepistemologischzuverstehendenMittelteils.Dennbei
HörerndieserKlassewirdvorausgesetzt,dasssiefürdenUnterschied
vonSeinundErscheinen noch keinVerständnisaufbringenkönnen,
unddassfürsiedanndasEntkommenausdemAnhaften–undausdes‐
senQuelle,denGetriebenseindurchUnwissenheithinsichtlichdeszur
UnfreiheitführendenAnhaftens–andenerscheinenden undangeblich
dannauchsoseienden Dingenvorrangigist.DieswarwohlderUnter‐
richtsstoffjenerFeuerpriesterausdenWochennachderSchulungder
FünfJünger.
DiesistdanndasBefreiungszielder2‐tenKlassederGeistesschulung.
3 Inder3‐tenKlassewirdzudem–undnunvorrangig–derbisda‐
hinunbehandeltgebliebeneepistemologischeMittelteilder12‐er‐Kette
behandeltundgeschult.DasReflektieren,indasbisdahinnicht–inande‐
renWorten:indasbisdahinnurbiszurStufe0desReflektierens–unter‐
wiesenwordenist,wirdnungemäßAN5.28biszurReflexionsstufe2be‐
handeltundgeübt,gemäß:
Stufe0:Aufmerksamkeit aufdieGegebenheiten ;
Stufe1:Achtsamkeit aufdieseAufmerksamkeit aufdieGegebenhei‐
tenundihreZusammenhänge ,und
Stufe2:Wachsamkeit überdieseAchtsamkeit aufdieseAufmerksam‐
keit aufdieGegebenheiten .
DieUnwissenheitschließtnundasFehlwissenüberdasangeblicheSo‐
SeindesSo‐Erscheinendenmitein.DerKontrapartzudieserUnwissen‐
heitistindieserKlassedas–hier:lehrbare–Wissen dieaufdieser
Ebenenunmehrverstandeneundbegründeteundverinnerlichteundda‐
durchzurLebenshaltunggestalteteRechteAnsicht ,unddasmitdiesem
WisseneinhergehendeErwachenausdemTraum,dieDingeseienso,wie
sieerscheinen.
DiesdürftederKenntnis‐undBefreiungszustandbeispielsweiseĀnan‐
da‘s–undwohlauchUpāli’s–gewesensein.
31
4 Inder4‐tenKlassewird–mitBlickaufdasFloß‐Gleichnisvon
MN22–erkanntundeingesehen, a dassauchdasWissenvonder2‐ten
ReflexionsebeneeinaufdenStandpunktdieserEbenebezogenesund
dahernureinrelativesWissenist,nichtjedocheinabsolutesWissen, b dassdieMeinung,diesseikeinrelatives,sondernvielmehreinabsolutes
Wissen,selbereinFehlwissenist,alsFehlwissenerkennbaraufEbenen
desweiterenReflektierens,undalsFehlwisseneinKernteildergrundle‐
gendenUnwissenheit,und c dassmanaufjederdieserEbenen–sowie
manaufihrWurzelnschlägt–vonMāragefundenundgefesseltwerden
kann.DerKontrapartzurUnwissenheitistdahernunnichtmehreinWis‐
sen,sonderneineWeisheit,aufdiezwarmitGleichnissen–wiedemFloß‐
GleichnisvonMN22–hingezeigtwerdenkann,dieaberwederimSpre‐
chennochimDenkenklarerfasstwerdenkann,diejedoch–beimÜber‐
Alles‐HinausgehenüberdasbezogenentstandeneWissen–gelebtwer‐
denkann,ja,mehrnoch:diesozurGrundlagedereigenenLebensgestal‐
tungentwickeltwerdenkann,dassmaneinVoll‐Erwachterwird,ein
Saṃbuddha,unddamitein–überdieseWeisheit–Schweigender,ein
Muni.
DiesdürftederWeisheits‐undBefreiungszustandBuddhaŚākyamuni’s
gewesensein,wieauchderŚāriputra’s–diesesdemMeistergleichenden
Jüngers–,wohlauchderMaudgalyāyana‘s,später–irgendwannnachdem
DahinscheidendesBuddha–wohlauchderSubhūti’s,sowieeinhalbes
JahrtausendspätersicherlichauchderNāgārjuna’s
SelbstverständlichwirddieseAufgliederungnichtinsämtlichenOr‐
densniederlassungenindergenaugleichenArtgehandhabtwordensein,
undsicherlichauchnurbiszuderKlasse,diederjeweiligeAbteinerOr‐
densniederlassungerfolgreichabsolvierthatte.
Sūtra22.03:Haliddikāni 1 Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederEhrwürdigeMahā‐KatyāyanaimAvanti‐
LandaneinemBergabhanginderNähe derOrtschaft Kuraraghara.22
AneinemdieserTagebegabsichderBürgerHaliddikānizumEhr‐
würdigenMahā‐Katyāyana,gegrüßteihnehrerbietig,undsetztesichihm
zurSeitehin.
„Gesagtwurdedies“,fragteihnderBürger,„vomBhagavan,wiees
22DiesesGesprächhatdannwohlnichtvordemhohenAlterBuddhaŚākyamuni‘sstatt‐
gefunden.
32
im„Achter‐Buch“inden„FragenMāgandiya’s“23notiertist:
„DasHausverlassenhabend,ohneHeimstattwandernd,
pflegtnichtvertrautenUmgang irgendwo derMuni.24
LeervonBegierden,Künftigesnicht mehr ersehnend,
magnichtermitderMengeStreitgesprächeführen.“
Wienun,Herr,istderausführlicheSinndieseskurzgefasstenAusspruchs
–undnebendemoffensichtlichenäußerenSinndesAusspruchssodann
derinihmenthalteneinnereSinn– zuverstehen?“
„Bürger!“, antworteteihmderEhrwürdigeMahā‐Katyāyana ,„der
Form‐Bestandteil25istdasHausdesBewusstseins;derEmpfindungs‐Be‐
standteilistdasHausdesBewusstseins;derUnterscheidungs‐Bestand‐
teilistdasHausdesBewusstseins;derGestaltungen‐Bestandteilistdas
HausdesBewusstseins.DasdurchGierandenForm‐Bestandteilwie
auchandenEmpfindungs‐BestandteilwieauchandenUnterscheidungs‐
BestandteilwieauchandenGestaltungen‐BestandteilgebundeneBe‐
wusstseinist deswegen einsich‐im‐Hause‐aufhaltendes Bewusstsein .
So,Bürger,hältmansichimHauseauf!26
WasandererseitsdanunanHinneigen–Sich‐Erfreuen–Begehren–
Gier–Leidenschaft–Anhangen–Anhaften–Sich‐FestlegendesGeistesist,
dasallesistvomTathāgata27 vollständigunddauerhaft aufgegeben,ei‐
23SieheSP844
Sn844 .
Ichgehedavonaus,dassdiemeistendieserGedichteausderFrühzeitderLehrtätig‐
keitBuddhaŚākyamuni’sstammen;undvielleichtstammensievoneinemdervormali‐
genFeuer‐Priester.
24S:„muni“ D: wörtlich: „Schweigender“bzw. sinngemäß: „Weiser“.
25Sogeb‘ichobenS:„rūpa‐dhātu“wieder,dasimungefährenSinnevonS:„rūpa‐skan‐
dha“ D:„Form‐Anhäufung,Form‐Gruppe“ zuverstehenist.
26DieGegenständewerdenunterteiltintoteundinlebendeDinge.DasLebendewird
unterteiltinNicht‐Geist‐VersehenesundGeist‐Versehenes,dabeidasdasGeist‐Besit‐
zendeunterteiltin fürMenschen sichtbarLebendes–somit:Tiere,Menschen–undin
fürMenschen unsichtbarLebendes.
AneinemGeist‐BesitzendenkannanGruppen Anhäufungen, S:skandhas unter‐
schiedenwerden:
⋆dessenForm Gestalt, S:rūpa ;
⋆dessenEmpfindungsamtGefühlswert S:vedanā ;
⋆dessenUnterscheidung S:saṃjñā,beiäußererUnterscheidung:Wahrnehmung ;
⋆dessenGestaltungen desGeistes S:saṃskāra ;und
⋆dessenBewusstsein S:vijñāṇa .
BeibestimmtenLebenszuständenwirdzudemangenommen,dasssieohnegrobstoffli‐
cheFormbestehen,sehrwohlabernatürlichimVerbundmitfeinstofflichenEnergien.
27S:„tathāgata“ D:„ein überdiesesAlles so Hinaus‐ Gegangener“.
33
nerentwurzeltenPalmyra‐Palmegleichgemacht,zumNicht‐mehr‐Sein
gebracht,demWieder‐Entstehenunzugänglichgemachtworden;daher
gilt,dassderTathāgatasichnichtimHauseaufhält.So,Bürger,hältman
sichnichtimHauseauf!
Sodann:WegendesUmherschweifens desGeistes inForm‐Vorstel‐
lungen,inSchall‐Vorstellungen,inDuft‐Vorstellungen,inGeschmack‐
Vorstellungen,inTast‐Vorstellungen,inDenk‐Vorstellungen,wegendes
Sich‐Bindensansieistmanjemand,dersichinderHeimstattbewegt.So,
Bürger,wandertmaninderHeimstatt hinundher .
Aber:DasUmherschweifen desGeistes inForm‐Vorstellungen,in
Schall‐Vorstellungen,inDuft‐Vorstellungen,inGeschmack‐Vorstellun‐
gen,inTast‐Vorstellungen,inDenk‐Vorstellungen,dasSich‐Bindenan
sie,dasallesistvomTathāgata vollständigunddauerhaft aufgegeben,
einerentwurzeltenPalmyra‐Palmegleichgemacht,zumNicht‐mehr‐Sein
gebracht,demWieder‐Entstehenunzugänglichgemachtworden;daher
gilt,dassderTathāgatasichnichtinderHeimstattwandert.So,Bürger,
wandertmannichtinderHeimstatt!
Sodann:DaweiltjemandinderGesellschaftvonHausleuten,jenach‐
dem:vollerFreude,odervollerSorge,frohunterFrohenodertraurigun‐
terTraurigen,sichummancherleivorkommendeAngelegenheitenab‐
mühend:So,Bürger,pflegtmanvertrautenUmgangindenOrtschaften.
Aber:DaweiltjemandnichtinderGesellschaftvonHausleuten,zu‐
dem:wedervollerFreudenochvollerSorge,wederfrohunterFrohen
nochtraurigunterTraurigen,sich dabeiwiediese ummancherleivor‐
kommendeAngelegenheitenabmühend:So,Bürger,pflegtmannichtver‐
trautenUmgangindenOrtschaften.
Sodann:DasindbeidenSinnes‐GegenständenjemandemZunei‐
gung–Begehren–Gier–Leidenschaft–Dürsten–Fiebernnichtgeschwun‐
den:So,Bürger,istmannichtleervonBegierden.
Aber:DasindbeidenSinnes‐GegenständenjemandemZuneigung–
Begehren–Gier–Leidenschaft–Dürsten–Fieberngeschwunden:So,Bür‐
ger,istmanleervonBegierden.
Sodann:Dahofftjemanddarauf:„VonsolcherBeschaffenheitsollten
beimirkünftigForm–Empfindung–Unterscheidung–GestaltungenBe‐
wusstseinsein!“:So,Bürger,ersehntmanKünftiges.
Aber:Dahofftjemandnichtdarauf:„VonsolcherBeschaffenheitsoll‐
tenbeimirkünftigForm–Empfindung–Unterscheidung–GestaltungenBe‐
wusstseinsein!“:So,Bürger,ersehntmannichtKünftiges.
Schließlich:DaübtjemandsolchesRedenaus:„Duverstehstnicht
dieseLehresowiedieseOrdensregeln;wiesolltestdusieauchverstehen!
Ichhingegenverstehesie!“;„DubistaufdemverkehrtenWeg;ichhinge‐
34
genbinaufdemrichtigenWeg!“;„Wasvorheranzuführengewesenwäre,
dashastduspätergesagt;undwasspäteranzuführengewesenwäre,das
hastduvorhingesagt!“;„MeineRedeistsinnvoll,deinehingegenunsin‐
nig!“;„DeineÜberzeugungistverkehrt!“;„WiderlegtistdeineRede!“;
„Geh‘zuirgendwelchenLehrernundsuch‘beidieseneineLösungder
Streitfrage!“;„Unterlegenbistdu;oderwindedichheraus,wenndues
vermagst!“:So,Bürger,führtjemandStreitgesprächemitderMenge.28
Hingegen:DaübtjemandnichtderartigesRedenaus ... :So,Bürger,
führternichtStreitgesprächemitderMenge.
So,Bürger,istinausführlicherWeisederSinnjeneskurzgefassten
Ausspruchs –nebendemoffensichtlichenäußerenSinndesAusspruchs
dannderinihmenthalteneinnereSinn– zuverstehen!“
DiessprachderEhrwürdigeMahā‐Katyāyana.Erfreutundbeglückt
warderBürgerHaliddikāniüberseineWorte. Sūtra22.04:Haliddikāni 2 Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederEhrwürdigeMahā‐KatyāyanaimAvanti‐
LandaneinemBergabhanginderNähe derOrtschaft Kuraraghara.29
AneinemdieserTagebegabsichderBürgerHaliddikānizumEhr‐
würdigenMahā‐Katyāyana,gegrüßteihnehrerbietig,undsetztesichihm
zurSeitehin.
„Gesagtwurdedies“,fragteihnderBürger,„vomBhagavan,wieesin
„FragenŚakra‘s“30notiertist:„DiejenigenŚramaṇasundBrāhmaṇas,die
durchvölligesZerstörendesBegehrens vondenFesselnMāra’s erlöst
sind,dievollkommenbefriedetsind,dievollkommengesichertsind,die
28Keinesfallsgehteshierumdasemotionsfreierationale–undzupflegende!–Argu‐
mentierenundDisputieren,sondernumdasemotionsgeladene–undzuvermeidende–
Streiten.
InDisputenmitPhilosophenausanderenSchulenistdannundwannauchBuddhaŚā‐
kyamuniverwickeltworden;aberdieAnderenkonntenanseinemruhigenVerhalten
erkennen,dasserdabeiemotionsfreiargumentierte.
29AuchdiesesGesprächhatdannwohlnichtvordemhohenAlterBuddhaŚākyamuni‘s
stattgefunden.
30
Siehe DN 21.
Auchvondiesem–offenbarausderFrühzeitderLehrtätigkeitBuddhaŚākyamuni’s
stammenden–Sūtrageh‘ich–ohnediesfürjedermannüberzeugendbegründenzukön‐
nen–davonaus,dassesvoneinemdervormaligenFeuer‐Priesternacheinemerhalte‐
nenLehrgesprächviaAuswendig‐Lernenplus‐minussobiszurschriftlichenFixierung
festgehaltenwordenist.
35
vollkommendenHeiligenWandelführen,dievollkommenzumZiel des
HeiligenWandels gelangtsind:siesinddieHöchstenunterdenGöttern,
undMenschen!“:Wie,Herr,istinausführlicherWeisederSinndieses
kurzgefasstenAusspruchsdesBhagavan’szuverstehen?“
„Was,Bürger,“ antworteteihmderEhrwürdigeMahā‐Katyāyana ,
„hinsichtlichdesForm‐Bestandteils,desEmpfindungs‐Bestandteils,des
Unterscheidungs‐Bestandteils,desGestaltungen‐Bestandteils,desBe‐
wusstseins‐BestandteilsdaHinneigen–Sich‐Erfreuen–Begehren–Gier–
Leidenschaft–Anhangen–Anhaften–Sich‐FestlegendesGeistesist:auf‐
grundderEntsagungdavon,derEntäußerungdavon,derEntsüchtigung
davon,desVersiegensdavon,derAufhebungdavon,heißtes:„Ganzbe‐
freitistderGeist!“.31
So,Bürger,istinausführlicherWeisederSinnjeneskurzgefassten
AusspruchsdesBhagavan’s –nebendemoffensichtlichenäußerenSinn
desAusspruchsdannderinihmenthalteneinnereSinn– zuverstehen.“
DiessprachderEhrwürdigeMahā‐Katyāyana.Erfreutundbeglückt
warderBürgerHaliddikāniüberseineWorte. Sūtra22.05:Sammlung
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSieger‐Haingelegenist.
AneinemdieserTagewandteersichandie beiihmversammelten Bhikṣusundsprach:„IhrBhikṣus!“;unddieseantwortetenihmaufmerk‐
sam:„Ja,Herr!“.DaraufhinsprachderBhagavanzuihnendieses:
„EntfaltetSammlung,ihrBhikṣus!Denngeistiggesammelt,erkennt
derBhikṣuderWirklichkeitgemäß!
DieseserkennterderWirklichkeitgemäß:derFormAnfangundEn‐
de,derEmpfindungAnfangundEnde,derUnterscheidungAnfangund
Ende,derGestaltungenAnfangundEnde,desBewusstseinsAnfangund
Ende.32
31AllerdingskanndieAufhebungdieserFesselndesGeistesaufdenvorhingenannten
vierEbenendervierSchulungsklassenverursachtwerden.
32Damitistkeinesfallsgemeint,dasBewusstseinhätteirgendwann–etwaimSinneYā‐
jñavalkya’s–einEnde;dasschließtaberauchnichtaus,dassirgendwelchespäteren
eng‐denkendenBuddhistendiessoverstandenhaben.
ZurLebenszeitdesBuddhaist„Anfangdes...“und„Endedes...“zweifellosalsabkür‐
zendeSprechweisefür„AnfangdesUnwissensüberdasErstellt‐worden‐Seindes...“so‐
wiefür„EndedesUnwissensüberdasErstellt‐worden‐Seindes...“verstandenundver‐
36
UnddiesistdasEntstehenund damit derAnfang desAnhaftens
an derForm,dasEntstehenund damit derAnfang desAnhaftensan derEmpfindung,dasEntstehenund damit derAnfang desAnhaftens
an derUnterscheidung,dasEntstehenund damit derAnfang desAn‐
haftensan denGestaltungen,dasEntstehenund damit derAnfangdes
Anhaftensam Bewusstseins:
⋆ManistvernarrtindieForm,istihrverfallen,verharrtbeiihr;und
wersobeiihrweilt,dementstehtVerfallenseinanihr.DasVerfallensein
anderFormistnunaberdasAnhaften anihr .33
⋆ManistvernarrtindieEmpfindung,istihrverfallen,verharrtbei
ihr;undwersobeiihrweilt,dementstehtVerfallenseinanihr.DasVer‐
fallenseinanderEmpfindungistnunaberdasAnhaften anihr .
⋆ManistvernarrtindieUnterscheidung,istihrverfallen,verharrt
beiihr;undwersobeiihrweilt,dementstehtVerfallenseinanihr.Das
VerfallenseinanderUnterscheidungistnunaberdasAnhaften anihr .
⋆ManistvernarrtindieGestaltungen,istihnenverfallen,verharrt
beiihnen;undwersobeiihnenweilt,dementstehtVerfallenseinansie.
DasVerfallenseinandenGestaltungenistnunaberdasAnhaften anih‐
nen .
⋆ManistvernarrtindasBewusstsein,istihmverfallen,verharrtbei
ihm;undwersobeiihmweilt,dementstehtVerfallenseinanihm.Das
VerfallenseinamBewusstseinistnunaberdasAnhaften anihm .34
wendetworden,vergleichbarmit„VerweileninLeerheit“alsAbkürzungfür„Verweilen
imBetrachtenderLeerheitderGegebenheitenvoneigenständigemBestehen“.
AbkürzungendieserArtgibtesauchhierzulande,etwa:„Bus“für„Omnibus“und„Au‐
to“für„Automobil“ abernichtfür„Autogramm“oderfür„Autopsie“ .
33Yājñavalkyawürdediessoformulieren:„EsentstehtdasGegengreifenderForm am
nachihrGreifenden “.
S:„upādāna“ D:„Anhaften“;nursoweitvomEndenachvornewirdhierdie12‐er‐
KettedesEntstehensdurchVorheriges–P:„paṭiccasamuppāda“bzw.S:„pratītyasamut‐
pāda“–zurückverfolgt.
SomitistdieseineUnterweisungfürsolcheJünger,denenDarlegungeninErkenntnis‐
theorie noch nichtzumutbargewesensind:fürsolcheallenfallsder2‐tenKlasseder
SchulungdesGeistes.
34HierstelltsichdieFrage,wiediesefünffacheAufgliederungderPerson–P:puggala,S:
pudgala–zuverstehenist: 1 alsWirkendesin/anihr,alsihreWirkungskräfte,oder
2 alsdasbewirktein/anihr,alsdasalsWirkungenanihrErfassbare.
MitKZWversteh‘ichdieseAufgliederunggemäß 2 .Denn a S:„rūpa“istdasam
KörperErfassbareundbeigeeigneterAufmerksamkeitErfasste,imGegensatzzuS:„kā‐
ya“;und b nurdieWirkungenvonKräftenkönnenerfasstwerden,nichtjedochdie
Kräfteselber, dievomErfasstenherzuerschließensindunderschlossenwerden .
DerAusdruck„kāya“kann–andersals„rūpa“–einZusammenspielallermöglichen
physischenwieauchmentalenKräftebezeichnen.
37
DurchdiesesAnhaftenbedingt entsteht Gewordenwerden.
DurchGewordenwerdenbedingt entsteht Geborenwerden.
DurchGeborenwerdenbedingtentstehtAltern‐in‐Todhaftigkeit,
dassichäußertin 35Kummer–Jammer–Schmerz–Trübsal–Verzweiflung;
soentstehtdieseganzeMassedesErleidens.
Dies,ihrBhikṣus,istdasEntstehenvonForm–Empfindung–Unter‐
scheidung–Gestaltungen–Bewusstsein, derenAnfang,nämlich:desAn‐
fangsdervorgefasstenMeinung,diesehätteneineigenständigesBeste‐
hen .
UnddiesistdasVergehenund damit dasEnde desAnhaftensan derForm,dasVergehenund damit dasEnde desAnhaftensan der
Empfindung,dasVergehenund damit dasEnde desAnhaftensan der
Unterscheidung,dasVergehenund damit dasEnde desAnhaftensan denGestaltungen,dasVergehenund damit dasEndedes Anhaftens
am Bewusstseins:
⋆ManistnichtmehrvernarrtindieForm,istihrnichtmehrverfal‐
len,verharrtnichtmehrbeiihr;undwersovonihr emangeblicheigen‐
ständigenBestehen abwendet,dementstehtmitdiesemAbwendendie
Auflösung diesesVerfallenseinsanihr .MitdemAuflösendesVerfallen‐
seins anderForm aberentstehtdieAuflösungdesAnhaftens anihr .
⋆ManistnichtmehrvernarrtindieEmpfindung,istihrnichtmehr
verfallen,verharrtnichtmehrbeiihr;undwersovonihr emangeblich
eigenständigenBestehen abwendet,dementstehtmitdiesemAbwenden
dieAuflösung diesesVerfallenseinsanihr .MitdemAuflösendesVerfal‐
lenseins anderEmpfindung aberentstehtdieAuflösungdesAnhaftens
anihr .
⋆ManistnichtmehrvernarrtindieUnterscheidung,istihrnicht
mehrverfallen,verharrtnichtmehrbeiihr;undwersovonihr eman‐
geblicheigenständigenBestehen abwendet,dementstehtmitdiesem
AbwendendieAuflösung diesesVerfallenseinsanihr .MitdemAuflösen
desVerfallenseins anderUnterscheidung aberentstehtdieAuflösung
desAnhaftens anihr .
Sokannman„dharmakāya“gebrauchen,keinesfallsaber„dharmarūpa“.
35VieleidentifizierenS:„māra“mitS:„maraṇa“
D:„Todhaftigkeit“ .Fürsiestehtda‐
herS:„jārāmaraṇa“nichtfürD:„Altern‐ in ‐Todhaftigkeit“bzw.kurz:„todhaftesAl‐
tern“,sondernfür„zunächstdasAlternundsodannirgendwannderTod unddanach
dann:Kummer–Jammer–Schmerz–Trübsal–Verzweiflung “.
FürsolchegutherzigenMenschengibtesdannnurdenäußeren–denalltäglichen–
WortsinneinesAusdrucks,nichtjedoch–wiediesu.a.dasvorigeSN22.03unmissver‐
ständlichanzeigt–danebenauchnochdeninneren–denvonderLehrehergegebenen
fachspezifischenWortsinn.
38
⋆ManistnichtmehrvernarrtindieGestaltungen,istihnennicht
mehrverfallen,verharrtnichtmehrbeiihnen;undwersovonihr em
angeblicheigenständigenBestehen abwendet,dementstehtmitdiesem
AbwendendieAuflösung diesesVerfallenseinsanihr .MitdemAuflösen
desVerfallenseins andenGestaltungen aberentstehtdieAuflösungdes
Anhaftens anihnen .
⋆ManistnichtmehrvernarrtindasBewusstsein,istihmnichtmehr
verfallen,verharrtnichtmehrbeiihm;undwersovondes emangeblich
eigenständigenBestehen abwendet,dementstehtmitdiesemAbwenden
dieAuflösung diesesVerfallenseinsanihr .MitdemAuflösendesVerfal‐
lenseins amBewusstsein aberentstehtdieAuflösungdesAnhaftens an
ihm .
MitdemAuflösendiesesAnhaftenentstehtdieAuflösungdesGe‐
wordenwerdens.
MitdemAuflösendesGewordenwerdensentstehtdieAuflösungdes
Geborenwerdens.
MitdemAuflösendesGeborenwerdensentstehtdieAuflösungdes
Alterns‐in‐Todhaftigkeit, dassichzuvorgeäußerthattein Kummer–
Jammer–Schmerz–Trübsal–Verzweiflung;soentstehtdieAuflösungdie‐
serganzenMassedesErleidens.36
Dies,ihrBhikṣus,istdasVergehenvonForm–Empfindung–Unter‐
scheidung–Gestaltungen–Bewusstsein, derenEnde,nämlich:desEndes
dervorgefasstenMeinung,diesehätteneineigenständigesBestehen .“
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarenjeneBhikṣus
überseineWorte. Sūtra22.06:Zurückgezogenheit37
36HierwirdimmerhinaufdenAbschlussder12‐er‐KettedesEntstehensdurchVorheri‐
gesBezuggenommen;daherdürftedieseUnterweisungzumKernder2‐tenKlasseder
Geistesschulunggehörthaben.
NB:Manbeachte,dassdieseAuflösungdesAlternsinTodhaftigkeit,wosieerfolgt,
nochinjeweilsdiesemLebenerfolgt,undsomitnochvordemSterbenundnochvor
demToddesLeibes,diesemAbschlussdesSterbens.
NNB:DiesesSpielenmitäußeremundinneremWortsinnvon„Tod“findetmanu.a.
auchindenchristlichenEvangelien,etwainderAufforderung:„LassdieTotenihreTo‐
tenbegraben!“ „LasstdieGeistlich‐TotendieLeichnamederihrenbegraben!“ 37DiesesSūtraistinhaltlichvollidentischmitdemvorangehendenSN22.05,undwort‐
mäßignahezuidentisch,nämlich:bisaufdieErsetzungvon„Sammlung“durch„Zurück‐
gezogenheit“.
Zuvermutenist,dasseszuden10anderenSūtrasdiesesAbschnittsnachträglichhin‐
zugefügtwordenist,wohl:aufdrängendesBitteneineranderenTeilschulehin,diein
39
Sūtra22.07:UnruhedurchAnhaften 1 Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSieger‐Haingelegenist.
AneinemdieserTagewandteersichandie zuihmgekommenen Bhikṣus:„IhrBhikṣus!“;unddieseantwortetenihmaufmerksam:„Ja,
Herr!“.Sodannspracherzuihnendieses:„DieUnruhedurchAnhaften
willicheuchaufweisensowiedieRuhedurchNicht‐Anhaften!Hörtzu
undachtetauf das,wasichnundarlegenwerde !“;unddieseverspra‐
chenihm:„Ja,Herr!“
„Dies,ihrBhikṣus,“sprachderBhagavansodann,„istdieUnruhe
durchAnhaften:DaseieininderLehredesSaṃbuddhanicht‐unterrich‐
teterMensch, derdieLehrenichtkenntodersie–soweitersiekennt–
nichterfasst .38
Diesererachtetdie eigene FormalsdasSelbstoderdasSelbstals
FormbesitzendoderdieFormalsimSelbstoderdasSelbstalsinder
Form.Insolch‘vorgefassterMeinung, indieervernarrtistundderer‐
lenist ,verharrter.UnddannverändertsichseineForm;und beimBe‐
merken dieserVeränderungkreistdanndas DenkenundSinneninsei‐
nem BewusstseinumdieseVeränderungderGestaltherum.Unddieda‐
durchentstandeneUnruhesowiediedaraushervorgehendenZustände
desGeistes engenseinenGeistauf dasDenkenan dieseVeränderung
seiner Formein undbindenihnansie .SolchesEingeengt‐Werdenund
Gebunden‐Werdenführtzu Unsicherheit ,zuNiedergeschlagenheit,zu
Besorgnis; kurz: MitsolchemAnhaftengehtUnruheeinher.
Diesererachtet seine EmpfindungwieauchUnterscheidungwie
auchGestaltungendementsprechend;undmitderenVeränderungen
entstehenihmsodanningleicherWeisedieEinengungdesGeistesauf
diejeweiligeVeränderung; kurz: MitsolchemAnhaften seinesGeistes gehtsolcheUnruhe seinesGeistes einher.
Undererachtet seineigenes BewusstseinalsdasSelbstoderdas
SelbstalsBewusstseinbesitzendoderdasBewusstseinalsimSelbstoder
demihrüberliefertenText„Zurückgezogenheit“statt„Sammlung“vermerkthatte.
38Soschreib‘ich–wieimTextzuFN7–anstellederFormulierunginderTextvorlage:
„Daseieinnicht‐unterrichteterWeltling,derdieEdlennichtkenntundderenLehre
nichterfasst,derdieHohennichtkenntundderenLehrenichterfasst.“
DenndiewirklichenEdlendenkenundsprechennichtderartunedel.
NB:DasNachfolgendebestehtineinergeringfügigenAbwandlungvonSN22.01.
40
dasSelbstalsimBewusstsein.Insolch‘vorgefassterMeinung, indieer
vernarrtistunddererverfallenist ,verharrter.Unddannverändertsich
seinBewusstsein;und beimBemerken dieserVeränderungkreistdann
das DenkenundSinneninseinem BewusstseinumdieseVeränderung
desBewusstseins39herum.UnddiedadurchentstandeneUnruhesowie
dieausihrhervorgehendenZustände desGeistes engenseinenGeist
auf dasDenkenan dieseVeränderungseinesBewusstseinsein und
bindenihnansie .SolchesEingeengt‐WerdenundGebunden‐Werden
führtzu Unsicherheit ,zuNiedergeschlagenheit,zuBesorgnis; kurz: MitsolchemAnhaftengehtUnruheeinher.
Dies,ihrBhikṣus,istdieUnruhedurchAnhaften!
Diesjedoch,ihrBhikṣus,istdieRuhedurchNicht‐Anhaften:Dasei
einwohl‐unterrichteterEdlerJünger40,derdie ... LehredesBhagavans
kenntunderfasst.
Diesererachtetnicht dieeigene FormalsdasSelbstoderdasSelbst
alsFormbesitzendoderdieFormalsimSelbstoderdasSelbstalsinder
Form.Eristnichtineinesolch‘vorgefassteMeinung vernarrt,undistihr
nichtverfallen;unddeswegen verharrterauchnichtinihr.Unddann
verändertsichseineForm;doch beimBemerken dieserVeränderung
kreistdanndas DenkenundSinneninseinem Bewusstseinnichtum
dieseVeränderung seiner Formherum.Unddadurchentstehenihm
wederjeneUnruhenochdieauseinersolchenUnruhehervorgehenden
Zustände desGeistes ,damitauchkeineEinengungseinenGeistauf das
Denkenan dieseVeränderungderForm undkeineBindungansie .Oh‐
nesolchesEingeengt‐WerdenundGebunden‐Werdenweilterohne Un‐
sicherheit ,ohneNiedergeschlagenheit,ohneBesorgnis; kurz: Ohne
solchesAnhaftengehtentsprechendeRuhe seinesGeistes einher.
39UmdieNicht‐ZirkularitätindiesemBewusstseinvomverändertenBewusstseinzu
erfassen,hatmandiesemReflektiereneine–nachobenoffene–Hierarchiezuunterstel‐
len;einesolchewardenLinguistenseinerZeit–jedenfallsdenenausTakṣaśilā–sowie
auchjenenzeitgenössischenPhilosophen,welchedieLehreYājñavalkya’szudurchdrin‐
genimstandegewesensind,zweifellosbekannt;undmitihrwarensiedaherzweifellos
vertraut.Mitihrvertrautwarenauch–zumindest–BuddhaŚākyamunisowieseinFeld‐
herrderLehre,nämlich:Śāriputra.
IndenaufBuddhaŚākyamuni’sDahinscheidenfolgendenDegenerationeninderPhi‐
losophiedesOrdenshatdiesersichdurchAbschirmungzurettenversucht;gelungenist
ihmdaszumindest–umdieWeisheitŚākyamuni’sundŚāriputra’sund...undNāgārju‐
na’svermindert–alsVolks‐ReligionundalsVolks‐Philosophie,inwelcher–ohnejeden
Zweifelungewollt–BuddhaŚākyamunialseinbloßerMoralpredigerdargestelltwird,
dessen–relativzudengroßenPhilosophienderVergangenheitundseinerGegenwart:
reduzierte–PhilosophiebeispielsweisedieFloß‐Parabelnichtgekannthat.
40AusdrücklichwerdenhiersomitauchdieNicht‐Ordiniertenmiteinbezogen!
41
Diesererachtet seine EmpfindungwieauchUnterscheidungwie
auchGestaltungendementsprechend;undmitderenVeränderungen
entstehenihmsodanningleicherWeisekeineEinengungdesGeistesauf
diejeweiligeVeränderung; kurz: OhnesolchesAnhaften seinesGeis‐
tes gehtentsprechendeRuhe seinesGeistes einher.
Undererachtetnicht seineigenes BewusstseinalsdasSelbstoder
dasSelbstalsBewusstseinbesitzendoderdasBewusstseinalsimSelbst
oderdasSelbstalsimBewusstsein.Eristnichtineinesolch‘vorgefasste
Meinung vernarrt,undistihrnichtverfallen;unddeswegen verharrter
auchnichtinihr.UnddannverändertsichseinBewusstsein;doch beim
Bemerken dieserVeränderungkreistdannnichtdas DenkenundSin‐
neninseinem BewusstseinumdieseVeränderungdesBewusstseins
herum.UnddadurchentstehenihmwederjeneUnruhenochdieausei‐
nersolchenUnruhehervorgehendenZustände desGeistes ,damitauch
keineEinengungseinenGeistauf dasDenkenan dieseVeränderungdes
Bewusstseins undkeineBindungandieses .OhnesolchesEingeengt‐
WerdenundGebunden‐Werdenweilterohne Unsicherheit ,ohneNie‐
dergeschlagenheit,ohneBesorgnis; kurz: OhnesolchesAnhaftengeht
entsprechendeRuhe seinesGeistes einher.
Dies,ihrBhikṣus,istdieRuhedurchNicht‐Anhaften!“41
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarenjeneBhikṣus
überseineWorte. Sūtra22.08:UnruhedurchAnhaften 2
42
Sūtra22.09:UnbeständigkeitindenDreiZeiten
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSieger‐Haingelegenist.
AneinemdieserTagewandteersichandie beiihmversammelten Bhikṣusundsprach:„IhrBhikṣus!“;unddieseantwortetenihmaufmerk‐
sam:„Ja,Herr!“.DaraufhinsprachderBhagavanzuihnendieses:
„IhrBhikṣus!DievergangeneFormistvergänglich,unddiezukünf‐
tigedesgleichen;wassollmandannerstvondergegenwärtigensagen!
41WiewohlhierderAusdruck„Anhaften“erscheint,wirdmitihmdennochnichtaufdie
12‐er‐KettedesEntstehensdurchVorherigesBezuggenommen.
42DiesesSūtraisteineunerheblicheAbwandlungvonSN22.01undSN22.07.
42
Diese VergänglichkeitderFormfestunddauerhaft erkennend,istder
EdleJüngerhinsichtlichdervergangenenFormgleichgültig,hinsichtlich
derkünftigenFormerwartungslos,undhinsichtlichdergegenwärtigen
Formabstandhaltendundsichvonihrentsüchtigend:ZurAufhebung
undBeendigung desAnhaftens 43anderFormdienteinesolche Ein‐
stellung !UnddasGleichegiltfürdieEmpfindung,fürdieUnterschei‐
dung,fürdieGestaltungen,undfürdasBewusstsein:ZurAufhebungund
Beendigung desAnhaftensdaran dienteinesolche Einstellung !“
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarenjeneBhikṣus
überseineWorte. Sūtra22.10:ErleidenindenDreiZeiten44
Sūtra22.11:Nicht‐SelbstindenDreiZeiten45
Teil02:Aniccavagga
Vergänglichkeit‐Abschnitt
Sūtra22.12:DasVergängliche
Sohab’ichesgehört:
43KeinesfallshatBuddhaŚākyamunigelehrt,mansollesichvonseinereigenenGestalt
abwendenundsienichtpflegen:wederdietäglichReinigung,sei’sdesLeibesodersei`s
derZähne,nochdieärztlicheVersorgungimKrankheitsfallbetreffend;ganzimGegen‐
teil.
ImSinnediesesZusatzesistdasAbwendenwohlinder1‐tenKlassederGeistesschu‐
lunggelehrtworden;dennwiewohldarinderAusdruck„Anhaften“erscheint,istmit
ihmeinBezugzur12‐er‐Kette–wiedieserbeispielsweiseinSN22.05vorliegt,hierauch
inSpurennichterkennbar.
44DiesesSūtraentstehtausSN22.09durchErsetzenvon„vergänglich“durch„einErlei‐
den“.
NB:DerAusdruck„erleiden“istzweifellosnichtimalltäglichen,sondernimfachspezi‐
fischenSinnzuverstehen,wohlwievielspäterbeiKant:alsderKausalität derUrsa‐
chenundUmstände unterworfen,demnach:alsheteronom undnichtalsautonom .
45DiesesSūtraentstehtausSN22.09durchErsetzenvon„vergänglich“durch„ein
Nicht‐Selbst“.
NB:DerAusdruck„Selbst“ S:„ātman“ beziehtsichnatürlichaufdiePhilosophie
Yājñavalkya’s undkeinesfallsaufeinereduzierteWald‐und‐Wiesen‐Philosophie .
43
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSieger‐Haingelegenist.
AneinemdieserTagewandteersichandie beiihmversammelten Bhikṣusundsprach:„IhrBhikṣus!“;unddieseantwortetenihmaufmerk‐
sam:„Ja,Herr!“.SodannsprachderBhagavanzuihnen:
„IhrBhikṣus!DieFormistvergänglich;dieEmpfindungistvergäng‐
lich;dieUnterscheidungistvergänglich;dieGestaltungensindvergäng‐
lich;dasBewusstseinistvergänglich.
Dieses klarundfestunddauerhaft erkennend,wendetsichderEd‐
leJüngerabvom Anhaftenan Form–Empfindung–Unterscheidung–Ge‐
staltungen–Bewusstsein.Sichdavonabwendend,wirderentsüchtigt.
DurchdieseEntsüchtigungwirderbefreit.UnddersoBefreiteweiß un‐
vermittelt :„ Dasist dasBefreitsein:VernichtetistdasGeborenwerden,
gelebtderHeilswandel,gewirktdaszuWirkende:Nichtmehristdiese
Welt !“46
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarenjeneBhikṣus
überseineWorte. Sūtra22.13:DasErleiden47
Sūtra22.14:DasNicht‐Selbst48
Sūtra22.15:Wasvergänglichist
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavan beiŚrāvastī inAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSieger‐Haingelegenist.
AneinemdieserTagewandteersichandiebeiihmversammelten
Bhikṣusundsprach:„IhrBhikṣus!“;unddieseantwortetenihmaufmerk‐
sam:„Ja,Herr!“.SodannsprachderBhagavanzuihnen :
„IhrBhikṣus!DieFormistvergänglich;dieEmpfindungistvergäng‐
46Wiegesagt,gemäßSN12.43undSN12.44,dortdieParallel‐Setzungvon„Welt“und
„Erleiden“:IchfolgehierdergenialenDeutungvonKENundfüge„Welt“ein.
47DiesesSūtraentstehtausSN22.12durchErsetzenvon„vergänglich“durch„einErlei‐
den“.
48DiesesSūtraentstehtausSN22.12durchErsetzenvon„vergänglich“durch„ein
Nicht‐Selbst“.
44
lich;dieUnterscheidungistvergänglich;dieGestaltungensindvergäng‐
lich;dasBewusstseinistvergänglich.
Wasvergänglichist,dasist ein Erleiden.WasErleidenist,dasist
ein Nicht‐Selbst.Was ein Nicht‐Selbstist,dasistzuerachtenals:„Dies
istnichtMein;diesbinnichtIch;diesistnichtmeinSelbst!“:Sohatman
dieswirklichkeitsgemäßmitRechterWeisheitzuverstehen.
Dieses klarundfestunddauerhaft erkennend,wendetsichderEd‐
leJüngerabvom Anhaftenan Form–Empfindung–Unterscheidung–Ge‐
staltungen–Bewusstsein.Sichdavonabwendend,wirderentsüchtigt.
DurchdieseEntsüchtigungwirderbefreit.UnddersoBefreiteweiß un‐
vermittelt :„ Dasist dasBefreitsein:VernichtetistdasGeborenwerden,
gelebtderHeilswandel,gewirktdaszuWirkende:Nichtmehristdiese
Welt !“
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarenjeneBhikṣus
überseineWorte. Sūtra22.16:WaseinErleidenist49
Sūtra22.17:WaseinNicht‐Selbstist50
Sūtra22.18:VergänglicheUrsache
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavan beiŚrāvastī inAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSieger‐Haingelegenist.
AneinemdieserTagewandteersichandie beiihmversammelten Bhikṣusundsprach:„IhrBhikṣus!“;unddieseantwortetenihmaufmerk‐
sam:„Ja,Herr!“.SodannsprachderBhagavanzuihnen :
„IhrBhikṣus!DieFormistvergänglich;dieEmpfindungistvergäng‐
lich;dieUnterscheidungistvergänglich;dieGestaltungensindvergäng‐
lich;dasBewusstseinistvergänglich.
UndwasdadieUrsachefürdieFormist,unddieUrsachefürdie
Empfindung,unddieUrsachefürdieUnterscheidung,unddieUrsachen
fürdieGestaltungen,unddieUrsachefürdasBewusstsein:auchdiese
49DiesesSūtraentstehtausSN22.15durchWeglassenvon„vergänglich“.
50DiesesSūtraentstehtausSN22.15durchWeglassenvon„vergänglich“sowievon„ein
Erleiden.
45
jeweiligenUrsachensindvergänglich.
DiedurchVergänglichesentstandeneForm,diedurchVergängliches
entstandeneEmpfindung,diedurchVergänglichesentstandeneUnter‐
scheidung,diedurchVergänglichesentstandenenGestaltungen,unddas
durchVergänglichesentstandeneBewusstsein:51wiesolltesolchesje‐
weilsunvergänglichsein?!
Dieses klarundfestunddauerhaft erkennend,wendetsichderEd‐
leJüngerabvom Anhaftenan Form–Empfindung–Unterscheidung–Ge‐
staltungen–Bewusstsein.Sichdavonabwendend,wirderentsüchtigt.
DurchdieseEntsüchtigungwirderbefreit.UnddersoBefreiteweiß un‐
vermittelt :„ Dasist dasBefreitsein:VernichtetistdasGeborenwerden,
gelebtderHeilswandel,gewirktdaszuWirkende:Nichtmehristdiese
Welt !“
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarenjeneBhikṣus
überseineWorte. Sūtra22.19:LeidhafteUrsache52
Sūtra22.20:UnselbsthafteUrsache53
Sūtra22.21:Ānanda
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavan beiŚrāvastī inAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSieger‐Haingelegenist.
AneinemdieserTage begabsichderEhrwürdigeĀnandazumBha‐
gavan,54begrüßteihnehrerbietig,undsetztesichihmzurSeitehin.
51Esbrauchtwohlnichtallzuausführlichbegründetzuwerden,dassundwarumessich
hierjeweilsumAugenblickszuständevonForm–Empfindung–Unterscheidung–Gestal‐
tungen–Bewusstseinhandelt.
DennwederentstehtKörperlichesausNicht‐KörperlichemundvergehtKörperliches
inNicht‐Körperliches,nochentstehtGeistigesausNicht‐GeistigemundvergehtGeisti‐
gesinNicht‐Geistiges.
52DiesesSūtraentstehtausSN22.18durchErsetzenvon„vergänglich“durch„einEr‐
leiden“undvon„unvergänglich“durch„einNicht‐Erleiden“.
53DiesesSūtraentstehtausSN22.18durchErsetzenvon„vergänglich“durch„ein
Nicht‐Selbst“undvon„unvergänglich“durch„einSelbst“.
54Bereitsdies,dassersichzumBuddhabegebenhat,zeigtan,dasserzudieserZeit
46
„Herr!“,fragteerihnsodann.„Gesagtwird:„Aufhebung“:Wegender
AufhebungwelcherDingesagtman:„Aufhebung“?“55
„Ānanda!“, antworteteihmdaraufhinderBhagavan .„DieFormist
bedingtentstanden;undsieistzusammengesetzt.Daheristsievergäng‐
lich,istdemAbsterben,demZerfall,demVergehen,derAufhebungun‐
terworfen.
DieEmpfindungistbedingtentstanden;undsieistzusammenge‐
setzt.Daheristsievergänglich,istdemAbsterben,demZerfall,demVer‐
gehen,derAufhebungunterworfen.
DieUnterscheidungistbedingtentstanden;undsieistzusammenge‐
setzt.Daheristsievergänglich,istdemAbsterben,demZerfall,demVer‐
gehen,derAufhebungunterworfen.
DieGestaltungensindbedingtentstanden;undsiesindzusammen‐
gesetzt.Daheristsievergänglich,istdemAbsterben,demZerfall,dem
Vergehen,derAufhebungunterworfen.
DasBewusstseinistbedingtentstanden;undesistzusammenge‐
setzt.Daheristesvergänglich,istdemAbsterben,demZerfall,demVer‐
gehen,derAufhebungunterworfen.
Ānanda!WegenderAufhebungdieserDingesagtman„Aufhebung“!“
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarĀnandaüber
dessenWorte. Teil03:Bhārahāravagga
Bürdeträger‐Abschnitt
Sūtra22.22:DieBürde
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSiegerhaingelegenist.
AneinemdieseTagewandteersichandie beiihmversammelten Bhikṣusundsprach:„IhrBhikṣus!“;unddieseantwortetenihmaufmerk‐
sam:„Ja,Herr!“.SodannsprachderBhagavanzuihnen:
„IhrBhikṣus!IchwilleuchdieBürdebeschreiben,unddenTräger
nochnichtseinHelfer Sekretär gewesenist.
BestätigtwirddiesdurchdenInhaltseinerFrage:NachsolcheneinfachenDingenhätt‘
erspäteraufkeinenFallmehrgefragt.
55OffensichtlichhabendieÄlterenunterdenBhikṣusbereitsdamalsverkürztgespro‐
chen,wasdanndenNeulingennichtstetszweifelsfreiverständlichgewesenist.
47
derBürde,unddasAufladenderBürde,unddasAbwerfenderBürde.
Hörtzu,undachtetaufdas,wasichsagenwerde!
Wirdgefragt: „WasistdieBürde?“,soistzuantworten:„Diefünf
GruppendesAnhaftens!“.UnddiessinddiefünfGruppen:diedemAnhaf‐
tenunterliegendeForm,diedemAnhaftenunterliegendeEmpfindung,
diedemAnhaftenunterliegendeUnterscheidung,diedemAnhaftenun‐
terliegendenGestaltungen,dasdemAnhaftenunterliegendeBewusst‐
sein.Das,ihrBhikṣus,wird vonmir „Bürde“genannt.
Wirdgefragt: „WeristderTrägerdieserBürde?“,soistzuantwor‐
ten:„DasLebewesen! ... 56Das,ihrBhikṣus,wird vonmir „Trägerder
Bürde“genannt.
Wirdgefragt: „WasistdasAufladendieserBürde?“,soistzuant‐
worten:„DasErsehnen–daszuweiteremGeborenwerdenleitende,mit
GierundLeidenschaftverbundene,dasindiesesundinjenesvernarrte
Sehnen–,nämlich:dasSehnennachSinnesvergnügen,dasSehnennach
Werden,dasSehnennachNicht‐Werden.57Das,ihrBhikṣus,wird von
mir „AufladenderBürde“genannt.
Wirdgefragt: „WasistdasAbwerfendieserBürde?“,soistzuant‐
worten:„DasrestloseZurücklassendiesesErsehnens,dessenAbwerfen,
dessenEntäußerung,dessenVernichtung, somit: dieNicht‐Abhängig‐
keitdavon,dieBefreiungdavon.Das,ihrBhikṣus,wird vonmir „Abwer‐
fenderBürde“genannt.“ ... 58
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarendieBhikṣus
überdessenWorte. Postskriptum:
IndiesesSūtraistbereitsvonderfrühbuddhistischenSchulePugga‐
lavādadieAnsichthineininterpretiertworden,eswerdedaeinhinter
derMaskederFünfGruppenverstecktes–aberdurchsiehindurchtönen‐
des–Ichpostuliert;undinjüngsterZeithatauchKurtSchmidteinesol‐
cheAnsichtpropagiert.
WeraberdiesesSūtramitunvernebeltemBlickliest,wirdproblem‐
losbemerken,dassnichtdieFünfGruppenselberdieBürdesind,son‐
56Ichlass‘obendenSatzteilweg:„nämlich:dieseroderjenerEhrenwertesolchenNa‐
mens,solchenGeschlechts“.ZuRechtbemerkthierzuderMahātheraNYP:
„DieserSatzistwohlhinzugefügt,umdenvorhingebrauchtenAusdruck„Individuum“
P:„puggala“ alsimkonventionellen,nichtphilosophischenSinnangewandtzukenn‐
zeichnen.
57SiehedasimPostskriptumhierzuinNNNBGesagte.
58Dennachfolgendenziemlichholprigen–undsicherlichnichtauthentischen–Verslass‘
ichweg.
48
derndasSehnennachdiesenFünfGruppen,somit:daszumAnhaftenan
ihnenleitendeSehnennachihnen,dadurchdasheteronomeBezogensein
desGeistesansie,damit:dieNicht‐FreiheitdesGeistes.
NB:Esistüblichgeworden,„Person“statt„Individuum“ „Unteil‐
bares“ alsÜbersetzungfürP:„puggala“bzw.S:„pudgala“zuverwenden,
unddies–insbesonderemitBlickaufdieAufteilungdiesesUnteilbarenin
dieFünfGruppen–mitgutenGründen.Deswegenverwend‘ichebenfalls
diesenAusdruck„Person“ansonstenmeistens.
Hierjedochvermeid‘ichihn–wegenL:„persona“ D:„Maske“,von
L:„personare“ D:„hindurchtönen“ –,umdadurchnichtbeiPhilologen
dieAssoziationzuwecken,hinterderMaskederFünfGruppenbefände
sichderSchauspieler:dasSelbst–oderjedenfallseinirgendwiegearte‐
tesselbsthaftesIch,dessenSprechendurchdieseMaskehindurchtönt.
NNB:Unter„Ich“versteh‘ich–inAbhebungzu„Selbst“allein–im
SinneYājñavalkya’sdenVerbundausdemSelbstmitdendessenTätig‐
keitendurchführendenEnergien,somit:denVerbundvonĀtmanund
Puruṣa.
NNNB:DerAusdruckS:„bhāva“,demimalt‐indischenAlltagsicher‐
lichkeinallzuscharferWortsinnzuEigengewesenist,wirdindenalt‐
indischenPhilosophienentsprechendunterschiedlichgebraucht:von
„Sein“über„Dasein“über„Vorhandensein“bishinzu„Werden“.
Ichverwende–umdamitdasUnfreie,dasHeteronome,dasPassive
anseinerVerwendungimSinnederLehreBuddhaŚākyamuni’shervor‐
zuheben–zwarzumeistdasunbeholfene–undhierzuvonmiradhocer‐
stellte–Kunstwort„Gewordenwerden“.
Hierhingegenbelass‘ich’sbei„Werden“undverstehe„vibhāva“ge‐
mäß„Nicht‐Werden,Nicht‐mehr‐weiter‐Werden,Nicht‐mehr‐dem‐Ver‐
gehen‐Unterliegen, Sein “.
Dennauchjemand,derSuizidplantodergardurchführt,sehntsich
inallerRegelnichtnachNicht‐Sein,sondernwillmitsolchemHandeln
derUnerträglichkeitdesjeweilsgegenwärtigenLebensentkommen.Und
miristvonkeinemFallberichtetworden,beidemeintodkrankesTier,
daszumZweckdesEinschläferns Ermordens zumTierarztgebracht
wordenist,glücklichüberdasgewesenist,wasihmdadurchseinenBe‐
schützeralsAuslöschendesLebenswiderfährt.
NNNNB:UndauchdiePräpositionS:„vi‐“kannUnterschiedlichstes
bedeuten,Dvon„wieder‐“bis„wider‐“.Manmusshierdaherversuchen,
sichindieLehrehineinzudenkenundaufdieseWeisedasGemeintezu
erraten.
49
Sūtra22.23:Durchschauung59
Sūtra22.24:UnvermitteltesDurchschauen
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSieger‐Haingelegenist.
AneinemdieserTagewandteersichandie beiihmversammelten Bhikṣusundsprach:„IhrBhikṣus!“;unddieseantwortetenihmaufmerk‐
sam:„Ja,Herr!“.SodannsprachderBhagavanzuihnen:
„IhrBhikṣus!Werden Form–Empfindung–Unterscheidung–Gestal‐
tungen–Bewusstseinnichtvollständigverstandenundnichtunvermittelt
durchschaut,wirdman dadurch nichtvonihnenentsüchtigt,kommtdie
Suchtnachihnen nichtzumVersiegen:nichtfähigistmandann,dasEr‐
leidenzuvernichten,dasErleidenversiegenzulassen.
WerdenjedochForm–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–
Bewusstseinvollständigverstandenundunvermitteltdurchschaut,wird
man dadurch vonihnenentsüchtigt,kommtdie Suchtnachihnen zum
Versiegen:fähigistmandann,dasErleidenzuvernichten,dasErleiden
versiegenzulassen.“
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarendieBhikṣus
überdessenWorte. Sūtra22.25:LeidenschaftlichesBegehren
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSieger‐Haingelegenist.
AneinemdieserTagewandteersichandie beiihmversammelten Bhikṣusundsprach:„IhrBhikṣus!“;unddieseantwortetenihmaufmerk‐
sam:„Ja,Herr!“.SodannsprachderBhagavanzuihnen:
„IhrBhikṣus!WasdaleidenschaftlichesBegehrenzurForm,auch
zurEmpfindung,auchzurUnterscheidung,auchzudenGestaltungen,
59VariationdervorausgegangenenSūtrasdiesesBuchsIII:
DaszuDurchschauende: diemit Form–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–
Bewusstsein einhergehendenGierundLeidenschaft ;
DasmitDurchschauenschließlichErreichte:dasVersiegenderDreiGeistesgifteGier–
Hass–Verblendung S:lobha–dveṣa–moha .
50
undauchzumBewusstseinist,dasgebtauf,daslassthintereuchzurück!
AufsolcheWeisewirddieses voneuchvorgestellteSeinvon 60Form–
Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusstseinentwurzelt,
wirddadurchgleicheinerentwurzeltenPalyra‐PalmevonjedemNeu‐
Entstehenabgeschnitten.“
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarendieBhikṣus
überdessenWorte. Sūtra22.26:Genuss 1
61
Sūtra22.27:Genuss 2
62
Sūtra22.28:Genuss 3
63
60ZwaristdieserZusatzunbedingthinzuzudenken;aber...
ErstaunlicherweisehabengeradedieVertreterder1‐tenKlassederGeistesschulung
undderenNachfolgersichhiereineBanal‐VariantevonYājñavalkya’sSoteriologiezu
Eigengemacht,nämlich:denTodalsdasEndgültigeErlöschen miss‐ zuversteh’n,mit
demKörperundGeistendgültighintersichgelassenwird,womannichtsmehrempfin‐
det,nichtsmehrunterscheidet,nichtsmehrgestaltet,nichtsmehrerfasst keinBe‐
wusstseinmehrvonEtwashat .
NB:AuchSọkrátẹsscheintdieseArtvonErlösungvomErleiden–nämlich:dasFehlen
einesgrobstofflichenKörpers,unddabeidasStillstehendesGeistes–inBetrachtgezo‐
genzuhaben,wiediesinPlátọn’s„Apologie“sogeschriebensteht.
61HierwerdendiephilosophischenFähigkeitendesvormaligenPrinzenSiddhārtha
GautamaaufdieEbeneeinesGymnasiastenzurückgestuft.
ManerlassemirdieQualderWiedergabeeinersolchenDarstellungdesBuddha!
62AuchhierwerdendiephilosophischenFähigkeitendesvormaligenPrinzenSiddhār‐
thaGautamaaufdieEbeneeinesGymnasiastenzurückgestuft.
ManerlassemirdieQualderWiedergabeeinersolchenDarstellungdesBuddha!
63DerInhalt:
WennesbeiForm–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusstseinnicht
Genussgäbe,dannwürdendieLebewesennichtdanachgelüsten;undwennesbei
Form–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–BewusstseinkeineGefahrgäbe,
dannwürdensichdieLebewesennichtdavonabwenden;wennesbeiForm–Empfin‐
dung–Unterscheidung–Gestaltungen–BewusstseinkeinEntkommengäbe,dannwürden
dieLebewesenalledemnichtentkommen.DaesabereinEntkommenvonForm–Emp‐
findung–Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusstseingibt,deswegenentkommenLebe‐
wesenvonalledem,underreichendadurcheinenschrankenlosenGeist.
SiehehierzuSN22.
DieAnklängeandenJaina‐Erlösungswegsindunübersehbar.
51
Sūtra22.29:DasVernarrtsein
Sūtra22.30:DasEntstehen
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSieger‐Haingelegenist.
AneinemdieserTagewandteersichandie beiihmversammelten Bhikṣusundsprach:„IhrBhikṣus!“;unddieseantwortetenihmaufmerk‐
sam:„Ja,Herr!“.SodannsprachderBhagavanzuihnen:
„IhrBhikṣus!WasdadasEntstehen,dasBestehen,dasSich‐Zeigen
vonForm–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusstsein,ist:
desLeidensEntstehungistes,derKrankheitBestehenistes,desAlterns
unddesTodesSich‐Zeigenistes.64
WasdadasVergehen,dasVersiegen,dasVerschwindenvonForm–
Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusstseinist:desLei‐
densVergehenistes,derKrankheitErlöschenistes,desAlters‐und‐To‐
desDahingehenistes!“65
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarendieBhikṣus
überdessenWorte. Sūtra22.31:DieWurzeldesElends
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSieger‐Haingelegenist.
AneinemdieserTagewandteersichandie beiihmversammelten Bhikṣusundsprach:„IhrBhikṣus!“;unddieseantwortetenihmaufmerk‐
sam:„Ja,Herr!“.SodannsprachderBhagavanzuihnen:
„IhrBhikṣus!IchwilleuchdasElendbeschreiben,unddieWurzel
desElends.Hörtzu,undachtetaufdas,wasichsagenwerde!
64AusleichtzuerratendenGründenbelass‘ichhierdieTheravāda‐Terminologieunver‐
ändert,d.h.:inderalltäglichenanstellederphilosophischenVerwendungderWörter.
65SiehemeineBemerkunginFN59.
Auchsonstoft,wenngleichindiesemBuchIIIdesSNüberdieMaßengehäuftverbin‐
densichpessimistischeVulgärphilosophiemitbanalisiertemErlösungszieldesHeilsim
körperlosenkomatischenGeisteszustand.
52
DiesistdasElend:die inAbhängigkeitentstandene Formistein
Elend;die inAbhängigkeitentstandene EmpfindungisteinElend;die
inAbhängigkeitentstandene UnterscheidungisteinElend;die inAb‐
hängigkeitentstandenen GestaltungensindeinElend;unddas inAb‐
hängigkeitentstandene BewusstseinisteinElend.
UnddiesistdieWurzeldesElends:dasErsehnen–daszuweiterem
Geborenwerdenleitende,mitGierundLeidenschaftverbundene,dasin
diesesundinjenesvernarrteSehnen–,nämlich:dasSehnennachSinnes‐
vergnügen,dasSehnennachWerden,dasSehnennachNicht‐Werden.“
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarendieBhikṣus
überdessenWorte. Sūtra22.32:DasZerstörbare
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSieger‐Haingelegenist.
AneinemdieserTagewandteersichandie beiihmversammelten Bhikṣusundsprach:„IhrBhikṣus!“;unddieseantwortetenihmaufmerk‐
sam:„Ja,Herr!“.SodannsprachderBhagavanzuihnen:
„IhrBhikṣus!IchwilleuchdasZerstörbarebeschreiben,undauch
dasUnzerstörbare.Hörtzu,undachtetaufdas,wasichsagenwerde!
Form–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusstsein:das
allesistZerstörbares.UnddasEndigen desAnhaftensamZerstörbaren ,
dasErlöschen desleidenschaftlichenBegehrensnachdemZerstörba‐
ren ,dasDahinschwinden desVerbundenseinsmitdemZerstörbaren :
dasistdasUnzerstörbare!“66
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarendieBhikṣus
überdessenWorte. Teil04:...vagga
Nicht‐Euer‐Abschnitt
Brennensvon
Form–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusstseingemeintist,dann
gehörtdiesuneingeschränktzurAnātman‐Lehre.WennhingegendamitdasEndigen
vonForm–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusstseingemeintist,dann
grenztdiesanVerballhornungenvonYājñavalkya’sSoteriologie.
66Wenndamit–imSinnederFeuer‐Unterweisung–dasEndigendes
53
Sūtra22.33:NichtEuer 1 Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSieger‐Haingelegenist.
AneinemdieserTagewandteersichandie beiihmversammelten Bhikṣusundsprach:„IhrBhikṣus!“;unddieseantwortetenihmaufmerk‐
sam:„Ja,Herr!“.SodannsprachderBhagavanzuihnen:
„IhrBhikṣus!WasnichtdasEure67ist,davontrennteuch!Wennihr
euchdavontrennt,wirdeuchdies68zuWohlergehenundzuGlückselig‐
keitleiten!
DiesallesistnichtdasEure:dieForm,dieEmpfindung,dieUnter‐
scheidung,dieGestaltungen,dasBewusstsein.SowieihrEuchdavon
trennt,wirdeuchdieszuWohlergehenundzuGlückseligkeitleiten!
DaseieinMann,deralles,waserhierindiesemJeta‐HainanGeäst
undLaubundGrasfindet,mitsichfortnimmtundverbrenntodersonst‐
wiedamitverfahrt,würdetihrdanndenken:„UnsträgtderMannfort;
underverbrenntunsoderverfährtsonstwienachBeliebenmituns!“?“
„NeinHerr!Ganzgewissnicht!“
„Undwarumnicht?“
„Dies,Herr,istjanichtunserSelbstoderetwasunseremSelbstGe‐
hörendes!“
„IngleicherWeise,ihrBhikṣus,sindauchForm–Empfindung–Unter‐
scheidung–Gestaltungen–BewusstseinnichtdasEure;trenntEuchdavor
davon!69Wennihreuchdavontrennt,wirdeuchdieszuWohlergehen
67DieseFormulierungkönntesoauchvonYājñavalkyastammen;daherhab‘icherheb‐
licheZweifelanderAnnahme,diesseiendiegenauenWortevonBuddhaŚākyamuni.
68DieParallel‐StelleMN22enthältanderentsprechendenStelledadenZusatz:„für
langeZeit“,wasdieVermutunginduziert,dassdieskeineendgültigeBefreiungist,son‐
dernnur:dermitdemYājñavalkya‐Vorgehenerzeugtesehr‐sehrlang‘andauernde
traumloseTiefschlaf,indemdieinnereUhrmehroderwenigerstillstehtunddieZeit
somitnichtvergeht,mitPlátọn’sSọkrátẹsgesagt:„einschönerZustand“,undmitGoe‐
the’sHeinrichFaustgesagt:„Sag‘ichzumschönstenAugenblick„Verweile!“...“:somit
einTiefschlaf,ausdemesirgendwanneinErwachengibt,oftgenugeinbösesErwachen,
abernieeineErwachung,dieBuddhaschaft.
69So,wiediesformuliertist,könntediesdieAufforderungzumSuizidsein;undangeb‐
lichistdiesineinigenFällenauchso miss‐ verstandenworden.
Gemeintistdamitaberwahrscheinlich,dassmansichhinsichtlichForm–Empfindung–
Unterscheidung–Gestaltungen–BewusstseinvonderdamitverbundenenUnwissenheit
–undmitihreinhergehendGier–Hass–Verblendung,diesenGeistesgiften–trennensoll.
DiemétaphysischeHinsichtderUnwissenheitbetrifftdasFehlwissenhinsichtlichder
UnbeständigkeitdieserfünfGruppen;unddieepistemologischeHinsichtbetrifftdas
FehlwissenhinsichtlichdesbegrifflichenErstelltseinsdieserGruppen.
54
undzuGlückseligkeitleiten!“
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarendieBhikṣus
überdessenWorte. Sūtra22.34:NichtEuer 2
70
Sūtra22.35:EinBhikṣu 1
71
Sūtra22.36:EinBhikṣu 2 Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSieger‐Haingelegenist.
AneinemdieserTagebegabsicheinBhikṣuzumBhagavan,begrüß‐
teihnehrerbietig,undsetztesichihmzurSeitehin.
„Gut fürmich ,Herr,“sobaterdaraufhin,„wär‘es,wennderBhaga‐
vanmirdieZusammenhänge72zusammengefasstaufweisenwürde!So‐
wieichsievomBhagavanvernommenhabe,willich siemir einsam
weilend verinnerlichen , unddies unermüdlich,eifrigundentschlos‐
sen!“
„Bhikṣu!“, erklärteihmsodannderBhagavan .„Wozumanneigt,73
daranwirdmangemessen;undworanmangemessenwird,dadurch
wirdmanbegriffen.Wozumannichtneigt,daranwirdmannichtgemes‐
sen;undworanmannichtgemessenwird,dadurchwirdmannichtbe‐
griffen.“
„Verstanden hab‘ichdasvom Bhagavan mirDargelegte !Ja,ich
70DiesesSūtraunterscheidetsichvomvorangehendenSN22.33lediglichdadurch,dass
inihmdas–dieSachevonEuerwenigerhellende–Gleichnisfehlt.
71DiesesSūtraistnahezuidentischmitdemnachfolgendenSN22.36;esfehltdarinle‐
diglichderBezugvonGemessenwerdenzuBegriffenwerden.
72IchgebehierS:„dharma“bzw.P:„dhamma“nichtmit„Lehre
vondenZusammen‐
hängen “,sondernmit„Zusammenhänge“wieder.DennganzsicherlichhatdieserBhik‐
ṣunichtumeineInterpretationdesLehredesBuddhagebeten,sondernumeineDarle‐
gungdessen,wovonsiehandelt,eben:vonden–dasErzielendesHeilsbetreffenden–
Zusammenhängen.
73DieZuneigung–dasSich‐Zuneigen–isteinSich‐Binden,somiteinGefangensein,da‐
hereinAuffindbarsein.
DasnämlichegiltfürdieAbneigung.
55
hab‘esverstanden,Sugata!“74
„Aberwie,Bhikṣu,verstehstduimEinzelnendenSinnmeinerkurz‐
gefasstenRede?“
„WerzurFormneigt,derwirddarangemessen;woranergemessen
wird,dadurchwirderbegriffen.
WerzurEmpfindungneigt,derwirddarangemessen;woranerge‐
messenwird,dadurchwirderbegriffen.
WerzurUnterscheidungneigt,derwirddarangemessen;woraner
gemessenwird,dadurchwirderbegriffen.
WerzuGestaltungenneigt,derwirddarangemessen;woranerge‐
messenwird,dadurchwirderbegriffen.
WerzumBewusstseinneigt,derwirddarangemessen;woranerge‐
messenwird,dadurchwirderbegriffen.
WernichtzurFormneigt,der kann darannichtgemessenwer‐
den ;woranernichtgemessenwerden kann ,dadurchwirderbegrif‐
fen.
WernichtzurEmpfindungneigt,der kann darannichtgemessen
werden;woranernichtgemessenwerden kann ,dadurchwirdernicht
begriffen.
WernichtzurUnterscheidungneigt,der kann darannichtgemes‐
senwerden;woranergemessenwerdenkann,dadurchwirdernichtbe‐
griffen.
WernichtzuGestaltungenneigt,der kann darannichtgemessen
werden;woranernichtgemessenwerden kann ,dadurchwirdernicht
begriffen.
WernichtzumBewusstseinneigt,der kann darannichtgemessen
werden;woranergemessenwerden kann ,dadurchwirdernichtbe‐
griffen.
So,Herr,versteh‘ichimEinzelnendenSinndervomBhagavankurz‐
gefasstenRede!“
„Sehrgut,Bhikṣu,hastduimEinzelnendenSinnmeinerkurz‐gefass‐
tenRedeverstanden!";underwiederholtedieAntwortWortfürWort,
siesolchermaßenbekräftigend.
UnddieserBhikṣuweiltesodannalleinundzurückgezogen,dabei
74S:„sugata“:P
D:„Gut‐Gegangener“ ;einejeweilsnureingeschränktzuübersetzende
Bezeichnung,dieerstinsolchenSūtraserscheint,diedemletztenViertelderLehrtätig‐
keitBuddhaŚākyamuni’szuzurechnensind.
EinweiteresMerkmalesolcherLehrredenist:dassderBuddhadenSinnfrüherge‐
haltenerLehrredennuninwenigenSätzenzusammenfasst,sozusagenzueinemKoan
dehydriert,wobeidieserSinndemUnkundigendannaberkeinesfallssofortersichtlich
ist.
56
unermüdlich,eifrigundmitgesammeltemGeist.UndjenesZieldesHeils‐
wandels –dieseVollendungdesSich‐Abmühens– ,zudessenErreichen
SöhneausedlerFamilie75ausdemHauslebenindieHauslosigkeitüber‐
treten,wurdevonihmdannbereitsinkurzerZeit76–nochbeiLebzeiten–
erreicht:erreichtdurcheigenesErkennen–Durchschauen–Verwirklichen.
Underwusstenun:„AufgehobenistdiesesGeborenwerden,gelebtder
Heilswandel,gewirktdaszuErwirkende:Nichtmehr ist diese Weltdes
todhaftenGewordenwerdens !“77
UndsoistdieserBhikṣuzueinemderArhatsgeworden.
Postskriptum:
Zu:„Wozumanneigt,daranwirdmangemessen;undworanman
gemessenwird,dadurchwirdmanbegriffen.Wozumannichtneigt,dar‐
anwirdmannichtgemessen;undworanmannichtgemessenwird,da‐
durchwirdmannichtbegriffen.“:
EinTathāgataist–wieu.a.imSN22.85betontwird–nichtaufsolche
Artmessbar;eristunmessbar,unermesslich.Underkanndaherauch
nichtinBegrifflichkeit–durchBegriffe,somitdurchmentaleMess‐Instru‐
mente–gemessenundbestimmtwerden;kurzgesagt:Erkannmitden
MittelndesWahrnehmensundDenkensnichtauffindbar;eristsomit
unauffindbar.
UnddaerfreivonallenNeigungenist,kannauchMāra–derMörder
desFreiseins–ihnnichtmehrauffinden.
Sūtra22.37:Ānanda 1 Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSieger‐Haingelegenist.
75DasWort„edel“istnatürlichnichtimweltlichen,sondernimgeistlichenSinnzuver‐
stehen;undvermutlichistauchdasWort„Familie“nichtimweltlichenSinngemäß
„Clan“zuverstehen.
76Mit„inkurzerZeit“mögenwenigeWochenoderwenigeMonateoderwenigeJahre
oderwenigeJahrzehntegemeintsein;kurzisteinesolcheZeitspanneimVergleichzu
derZeit,diemanbislangalsGegenstandderKausalität desMāra verbrachthat.
77DerAusdruckP:„nāparaṁitthattāya“wirdsehrunterschiedlichübersetzt:angefan‐
genvonAusstiegs‐VorstellungenwieWGG:„nichtshab‘ichmehrmitdieserWeltzu
tun“,überdieVerlegenheits‐VorstellungvonBBD:„thereisnomoreforthisstateof
being“bishinzurepistemologischenÜbersteigens‐VorstellungvonKEN:„Nichtmehr
ist dieseWelt“.WiewohlichdarinmitKENsympathisiere,wähl‘ichdennochdieobige
–letztlichaufsGleichehinauslaufende,abermoderaterklingendere–Formulierung.
57
AneinemdieserTagebegabsichderEhrwürdigeĀnandazumBha‐
gavan,78begrüßteihnehrerbietig,undsetztesichihmzurSeitehin.
„Wennman,Ānanda,“fragteihnsodannderBhagavan,„dichfragen
würde:„AnwelchenDingenerkenntmandasEntstehen,erkenntman
dasSich‐Veränderung,erkenntmandasVergehen?“:sobefragt,waswür‐
destdudannantworten?“
„Sobefragt,Herr,“ antworteteihmderEhrwürdigeĀnanda ,„würd‘
ichantworten:„AnderForm,anderEmpfindung,anderUnterscheidung,
andenGestaltungen,amBewusstseinerkenntmandasEntstehen,er‐
kenntmandasSich‐Veränderung,erkenntmandasVergehen!“
„Sehrgut,Ānanda!“ bestätigtederBhagavan ;underwiederholte
dieAntwortWortfürWort,siesolchermaßenbekräftigend.„Ja!Sobe‐
fragt,solltestdusoantworten!“
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarderEhrwürdi‐
geĀnandaüberdieWortedesBhagavans. Sūtra22.38:Ānanda 2
79
Sūtra22.39–42:DerLehregemäß 1 – 4 Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSieger‐Haingelegenist.
AneinemdieserTagewandteersichandie beiihmversammelten Bhikṣusundsprach:„IhrBhikṣus!“;unddieseantwortetenihmaufmerk‐
sam:„Ja,Herr!“.SodannsprachderBhagavanzuihnen:
„IhrBhikṣus!Fürjemanden,dersich dieser Lehre80gemäßübt,er‐
folgtein ÜbenderfolgendenArt inÜbereinstimmungmitderLehre:
1 indemersichindasAbwendenvom Anhaftenan Form–Empfin‐
78OffensichtlichwarĀnandadamalsnochnichtderHelfer
Sekretär BuddhaŚākya‐
muni’s.
DienachfolgendeBefragunglegtdieVermutungnahe,dassessichdabeiumeineExa‐
minierungĀnanda‘sgehandelthat,offensichtlich:aufderEbeneder1‐tenKlasseder
Geistesschulung.
79InhaltlichunterscheidetsichdiesesSūtranichtvomvorhergehendenSN22.38;
formalunterscheidetessichvondiesemdadurch,dasshierdasEntstehen–Verändern–
VergehenaufdieDreiZeitenVergangenheit–Gegenwart–Zukunftbezogenwerden.
80Hiergeb‘ichS:„dharma“bzw.P:„dhamma“nichtdurchD:„Zusammenhänge“,son‐
derndurchD:„Lehre vondenZusammenhängen “wieder.
58
dung–Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusstseinvertieft;
2 indemerbeiForm–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–
BewusstseinderenVergänglichkeitbetrachtet;
3 indemerbeiForm–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–
BewusstseinderenLeidhaftigkeitbetrachtet;und
4 indemerbeiForm–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–
BewusstseinderenUnselbsthaftigkeit81betrachtet.
Dennindemersich
1‘ indasAbwendenvom Anhaftenan Form–Empfindung–Unter‐
scheidung–Gestaltungen–Bewusstseinvertieft,
2‘ beiForm–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusst‐
seinderenVergänglichkeitbetrachtet,
3‘ beiForm–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusst‐
seinderenLeidhaftigkeitbetrachtet,und
4‘ beiForm–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusst‐
seinderenUnselbsthaftigkeitbetrachtet,
durchschauterForm–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–
Bewusstsein.Diesdurchschauend,wirderbefreitvom Anhaftenan Form–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusstsein, und
dadurch befreitvonGeborenwerdensowievonAltern ‐in‐ Todhaftig‐
keit,unddamitvonKummer–Schmerz–Pein–Betrübnis–Verzweiflung:
freivomErleiden,wieichdieslehre.“82
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarendieBhikṣus
überdessenWorte. Teil05:Dīpavagga
Leuchte‐Abschnitt
Sūtra22.43:SichselberdieLeuchtesein83
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
81MansehemirauchdiesesneueKunstwortnach!Stattseinerwärevielleichtnoch
„Substanzlosigkeit“eineAlternative,hätte„Substanz“nichtbereitseinen–auchinden
ErfahrungswissenschaftenwieinderChemie–argverwässertenWortsinn.
82Diesist–zumindest–einHauchvonRestdesAbschlussteilsder12‐er‐Kette.
83DiesesSūtraistzudemTeildesPNSsowohlinderP‐Version
DN16 alsauchinder
S‐Version.Esistnunaberallesanderealsausgeschlossen,dassBuddhaŚākyamunieine
solch‘wichtigeDarlegungmehrfachgegebenhat.
59
Kloster,dasimSieger‐Haingelegenist.
AneinemdieserTagewandteersichandie beiihmversammelten Bhikṣusundsprach:„IhrBhikṣus!“;unddieseantwortetenihmaufmerk‐
sam:„Ja,Herr!“.SodannsprachderBhagavanzuihnen:
„IhrBhikṣus!SeidEuchselber die Leuchte;84seideuch indiesem
Sinn selber die Zuflucht:HabtkeineandereZuflucht!DieLehreseieu‐
reLeuchte;dieLehreseieureZuflucht:HabtkeineandereZuflucht!85
Vondenen,welchesichselber die Leuchteund indiesemSinn sichselber die Zufluchtsind,diekeineandereZufluchthaben,welche
die LehrealsLeuchteund daher dieLehreals die Zufluchthaben,die
keineandereZufluchthaben:vondiesensolldahernachdemUrsprung
gefragtwerden,nämlich:wieKummer–Schmerz–Pein–Betrübnis–Ver‐
zweiflungentstandensind,wiesiezustandegekommensind.
Dennso,ihrBhikṣus,sindKummer–Schmerz–Pein–Betrübnis–Ver‐
zweiflungentstandenundzustandegekommen:
DaseieinindieserLehrenicht‐unterrichteterMensch, derdiese
Lehrenichtkenntodersie–soweitersiekennt–nichterfasst .86
⋆DiesererachtetdieFormalsdasSelbstoderdasSelbstalsForm
besitzendoderdieFormalsimSelbstoderdasSelbstinderForm. Oder
auch: ⋆DiesererachtetdieEmpfindungalsdasSelbstoderdasSelbstals
EmpfindungbesitzendoderdieEmpfindungalsimSelbstoderdasSelbst
inderEmpfindung. Oderauch: ⋆DiesererachtetdieUnterscheidungalsdasSelbstoderdasSelbst
alsUnterscheidungbesitzendoderdieUnterscheidungalsimSelbstoder
dasSelbstinderUnterscheidung. Oderauch: ⋆DiesererachtetdieGestaltungenalsdasSelbstoderdasSelbstals
GestaltungenbesitzendoderdieGestaltungenalsimSelbstoderdas
SelbstindenGestaltungen. Oderschließlichauch: ⋆DiesererachtetdasBewusstseinalsdasSelbstoderdasSelbstals
BewusstseinbesitzendoderdasBewusstseinalsimSelbstoderdas
SelbstimBewusstsein.87
84Ichgeb‘inP:„attadīpa“
S:„ātmandīpa“, D:„selber die Leuchte“ dasP:„dīpa“
gemäßS:„dīpa“alsD:„Leuchte,Lampe,Licht“wieder;siehedasPostskriptum.
85DiesesPaarvonSatz‐TripelnistalsEinheitzuverstehen;allesandereführtzuMiss‐
verständnissen.
DenndasbeideMalestehende:„keineandereZuflucht“zeigtunmissverständlichan,
dasshierdie–zwischenzeitlichineinemselberbeheimatete–Lehregemeintist.
86SiehedieBemerkunginFN7.
87DiesevierfacherfolgendeUnterscheidungvonĀtman‐Konzeptenbeziehensichver‐
mutlichaufvierHautrichtungender damalswohlnichtmehrrichtigverstandenen 60
IhmverändertsichnundieForm oderauch dieEmpfindung oder
auch dieUnterscheidung oderauch dieGestaltungen oderauch das
Bewusstsein.Durch jede solcheVeränderungentstehenihmKummer–
Schmerz–Pein–Betrübnis–Verzweiflung.88
SiehtnunjemandvondieserForm oderauch vondieserEmpfin‐
dung oderauch vondieserUnterscheidung oderauch vondiesenGe‐
staltungen oderschließlichauch vondiesemBewusstseinsdieUnbe‐
ständigkeit,dieVeränderlichkeit,dasDahinschwinden,underkennter
dannwirklichkeitsgemäßmitfehlerfreierWeisheitdieses:„JedeForm–
obvergangenodergegenwärtig oderzukünftig –istvergänglich,istleid‐
voll,istderVeränderungunterworfen,unddesgleichenjedeEmpfindung,
jedeUnterscheidung,jedeGestaltung,jedesBewusstsein!“:demschwin‐
den dadurch Kummer–Schmerz–Pein–Betrübnis–Verzweiflung.Sind
ihm diesegeschwunden,wirderfreivonUnruhe.IsterfreivonUnruhe,
weilterglücklich.UndvoneinemsoglücklichlebendenBhikṣuheißtes:
„EristindieserHinsichterloschen!“89.“
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarendieBhikṣus
überdessenWorte. Postskriptum:
Wohldeswegen,weilderInhaltdiesesSūtrasvonerheblicherWich‐
tigkeitist,habendieInterpretensichandieDeutungderAussagenge‐
macht.UndauchichbindakeineAusnahme:
A Zu:„Leuchte“:
DasP‐Wort„dīpa“hatzweirechtunterschiedlicheSinngehalte,entspre‐
chend:
LehreYājñavalkya’s.DadiesevierRichtungennichtnäherbeschrieben unddaherauch
nichtinhaltlichwiderlegt werden,liegtdieVermutungaufderHand,dasssievonjenen,
diesichmit„Edle“undmit„Vorzügliche“bezeichnen,selbernichteinmalinAnsätzen
verstandenwordensind.
DersichobendarananschließendeTextkönntewiederauthentischeUrsprüngeent‐
halten;siehedieAnmerkungenimPostskriptum.
88DensogenanntengesundenMenschenverstandmagdieseSchlussfolgerungetwas
überzogenerscheinen:wohlnichtganzzuUnrecht.
DerweitereobigeTextscheintwieder–imKernjedenfalls–authentischzusein,jeden‐
fallsfürdie1‐teKlassederGeistesschulung.
89ImSinneder2‐tenKlassederGeistesschulung–vorgetragenbeispielsweisenachder
SchulungdererstenFünfJüngerdenMitgliedernder3‐gliedrigenSchulederFeuer‐
priester–istderBranddesDürstensnachdiesenFünfGruppenderPersongelöscht.
AbereinesolcheRedeweisesetztebenbereitsdieSpracheder2‐tenKlasseunddamit
eineKenntnisdesSchlussteilsder12‐er‐Kettevoraus;dochvondiesemKernstückder
LehreisthiernichtdieRede.
SieheauchdieAnmerkungenhierzuimPostskriptum.
61
1 S:„dīpa“ „Leuchte,Lampe,Licht“ sowie 2 S:„dvīpa“ „Insel“ .
Zu 1 :DieMehrheitderÜbersetzerverstehtP:„dīpa“gemäßS:„dvī‐
pa“,waswiederumichnichtverstehenkann.Dennnuraufsehrgroßen
MeeresinselnundBinneninselnhatman–damalswieteilweiseheute
noch–inbefestigtenSiedlungeneinenhalbwegssicherenSchutzvorSee‐
räubernbzw.vorFlussräubern.Hingegenabgeschirmtvorderbösen
UmweltalleinaufweiterFluraufeineransonstennichtvonMenschen
undanderenRaubtierenbewohntenhinreichendkleinenInselzuweilen:
diesesIdealkannnureine–dasS:„karunā“betreffende–äußersteinge‐
schränkteundengeSichtweiseaufrechterhalten;undeinesolchedem
Buddhazuunterstellen,ja,dafürgebenuntersolchenSūtras,diealsau‐
thentischzuerachtendensind,nichtdieSpurvoneinemHinweis.Ichfol‐
gehierdeswegenaufgarkeinenFallder–ansonstenoftsehrhilfreichen–
ÜbersetzungvomBBD.
Zu 2 :DieMinderheitderÜbersetzer–undunterihnenNYP–versteht
P:„dīpa“ineigentlichnaheliegenderWeisegemäßS:„dīpa“;undhier
wirdderSinn–dersoteriologischtiefeSinn–klarundeindeutig:Esgilt,
dieLehresozuverinnerlichen,dasssieeinemzurLeuchtewird,dasssie
dieDunkelheitderUnwissenheitauflöst.UnddiesistdanneineZuflucht,
dergemäßmansichnichtvordenAnderen–aufderenHilfenmanstets
angewiesenwarundistundbleibt–zurückziehtunddiesesichselbst
überlässt.DenndiesesLichtalleinistderSchutzundistdieZufluchtvor
derDunkelheitderUnwissenheit,diesesgrundliegendenFehlwissens,
das–viaAltern‐in‐Todhaftigkeit,kurz:todhaftesAltern–zuKummer–
Schmerz–Pein–Betrübnis–Verzweiflungleitet.
B Zu:P:„attadīpa“bzw.S:„ātmandīpa“:
NichtnurAusdrückewie„Welt“und„Leiden“werdengelegentlichim
üblichen weltlichen Sinngebraucht,sondern–wiehier–auch„atta“
bzw.„ātman“,somitals„selbst,selber“ „Selbst“ .
C Zu:„Kummer–Schmerz–Pein–Betrübnis–Verzweiflung“:
Hierhättemanerwartet,dasswenigstenseinemitAnhaftenbeginnende
Rest‐Ketteder12‐er‐KettedesEntstehensdurchVorausgegangenes
vorgelegtwird.TatsächlichaberwirddieLehreaufdemNiveauderers‐
tenFünfJüngerBuddhaŚākyamuni’svorgetragen,demnach,inmeiner
Deutungder4‐fachgegliedertenGeistesschulung:dieLehregemäßder
1‐tenKlasse,inderdie12‐er‐Kette–diesesHerzstückderLehre,demMV
gemäß–nochnichteinmalinAnsätzenbehandeltwird.
D Zur4‐fach‐GliederungderdamaligenĀtman‐Lehren:
MitdiesernichtnäherbeschriebenenGliederungwirddemnachvonden
AutorendiesesscholastischenAnhangseinebeiihnennichtvorhandene
philosophischeSouveränitätvorgegaukelt.
62
E Zu:„EristindieserHinsichterloschen!“:
EinsolchesErlöschenwirdoftdahingehendmissverstanden,beidiesem
seiennunForm–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusst‐
seinnichtmehrvorhanden.Erloschenistbeiihmlediglichdasbrennende
DürstennachdiesenFünfGruppen,diesesjedoch–idealerweisejeden‐
falls–vollständigunddamitendgültig.
F :EinesolcheArtvonBefreiungistohnejedenZweifeldieunters‐
teStufederArhatschaft,derenoberstedanndieBuddhaschaftdarstellt.
AberaucheinBuddhaverschwindetnichtineinNichts,auchnicht
nachdemParinirvāṇa auchnichtnachdemDarüber‐hinausgehenden‐
Nicht‐Brennen nicht;siehehierzuu.a.:SN22.85.
Sūtra22.44:DerPfad90
Sūtra22.45:Vergänglichkeit 1 Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSieger‐Haingelegenist.
AneinemdieserTagewandteersichandie beiihmversammelten Bhikṣusundsprach:„IhrBhikṣus!“;unddieseantwortetenihmaufmerk‐
sam:„Ja,Herr!“.SodannsprachderBhagavanzuihnen:
„IhrBhikṣus!Form–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–Be‐
wusstsein:sieallesindvergänglich.Wasvergänglichist,dasistleidhaft.
Wasleidhaftist,dasisteinNicht‐Selbst.WaseinNicht‐Selbstist,davon
gilt:„DiesistnichtMein;diesbinnichtIch;diesistnichtmeinSelbst!“:So
istdieswirklichkeitsgemäßmirRechterWeisheitzuverstehen.91
90DerInhaltdiesesSūtrasunterscheidetsichnichtwesentlichvomvorangehendenSN
22.43,nur, 1 dasshierdemnicht‐unterrichteterWeltlingderunterrichteteEdleJün‐
gerentgegengestelltwird,und 2 dassdasEntstehendes Glaubensandaszeitunab‐
hängigmitsichvoll‐identische IchsowiedasVergehendes Glaubensandaszeitunab‐
hängigmitsichvoll‐identische IchindenvierHinsichtenderĀtman‐LehreinderArt
einesInhaltsverzeichnisses derKapitel‐Überschriften genanntwerden.
Vergleichbarwärediesdamit,dassunsvonKant’s„KrV“nureineGrob‐Fassungdes
Inhaltsverzeichnissesüberliefertwäre.
P:„sakkāya“bzw.S:„satkāya“geb‘ichhiermitD:„Ich“ „ich“! wieder.
91DieSätze:„Form–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusstsein:siealle
sindvergänglich.Wasvergänglichist,dasistleidhaft.Wasleidhaftist,dasisteinNicht‐
Selbst.WaseinNicht‐Selbstist,davongilt:„DiesistnichtMein;diesbinnichtIch;dies
istnichtmeinSelbst!““stimmenauchmitderĀtman‐LehreYājñavalkya’süberein.Was
63
WerdiessomitRechterWeisheitversteht,dessenGeistwirdent‐
süchtigtund sodurch Nicht‐AnhaftenvomGetriebenseinbefreit.
Denn: IstderGeisteinesBhikṣushinsichtlichjedereinzelnenderFünf
Gruppen –Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusstsein
entsüchtigt,wirderdurchNicht‐AnhaftenvomGetriebenseinbefreit.
WirderdurchNicht‐AnhaftenvomGetriebenseinbefreit,dannwirder
dadurchgefestigt.Istersodanngefestigt,dannerlangterdenFrieden.
... 92Haterden Frieden erlangt,soerreichtervonsichausdasNirvā‐
na;underweißnun:„AufgehobenistdiesesGeborenwerden,gelebtder
Heilswandel,gewirktdaszuErwirkende:Nichtmehr ist diese Weltdes
todhaftenGewordenwerdens !““
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarendieBhikṣus
überdessenWorte. Sūtra22.46:Vergänglichkeit 2 Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSieger‐Haingelegenist.
AneinemdieserTagewandteersichandie beiihmversammelten Bhikṣusundsprach:„IhrBhikṣus!“;unddieseantwortetenihmaufmerk‐
sam:„Ja,Herr!“.SodannsprachderBhagavanzuihnen:
„IhrBhikṣus!Form–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–Be‐
wusstsein:sieallesindvergänglich.Wasvergänglichist,dasistleidhaft.
Wasleidhaftist,dasisteinNicht‐Selbst.WaseinNicht‐Selbstist,davon
gilt:„DiesistnichtMein;diesbinnichtIch;diesistnichtmeinSelbst!“:So
istdieswirklichkeitsgemäßmirRechterWeisheitzuverstehen.
WerdiessomitRechterWeisheitversteht,derhatkeineaufdie
VergangenheitbezogenenAnsichten.WerkeineaufdieVergangenheit
bezogenenAnsichtenhat,derhatauchkeineaufdieZukunftbezogenen
Ansichten.WerkeineaufdieZukunftbezogenenAnsichtenhat,derhat
hierfehlt,dasistsomiteineklareAbgrenzungvonderĀtman‐Lehre,beispielsweiseim
SinnevonMN22.
Und:Mit„RechteWeisheit“wirdhierwohlder–gemäßDN33 Zehnergruppe 6 auf
denEdlenAchtfachenPfadfolgende–neunteSchrittgemeintsein,wobeiderzehnte
Schrittdannmit„RechteBefreiung“ demZiel zubezeichnenist.
92Ichlass‘obeneinen–sicherlichausdenZeitendesNiedergangsderLehrestammen‐
den–argumentativenZirkelweg.Dieserlautet:
„HaterdenFriedenerlangt,dannisterentsüchtigt.Isterentsüchtigt,dann...“
64
keineeigensinnigeVoreingenommenheit.WerkeineeigensinnigeVor‐
eingenommenheithat,dessenGeistwirddurchNicht‐AnhaftenvomGe‐
triebenseinbefreit.WirderdurchNicht‐AnhaftenvomGetriebenseinbe‐
freit,dannisterdadurchgefestigt.Istersodanngefestigt,dannerlangter
denFrieden. ... Haterden Frieden erlangt,soerreichtervonsichaus
dasNirvāna;underweißnun:„AufgehobenistdiesesGeborenwerden,
gelebtderHeilswandel,gewirktdaszuErwirkende:Nichtmehr ist die‐
se WeltdestodhaftenGewordenwerdens !““
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarendieBhikṣus
überdessenWorte. Sūtra22.47:ArtendesBetrachtensderDinge93
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSieger‐Haingelegenist.
AneinemdieserTagewandteersichandie beiihmversammelten Bhikṣusundsprach:„IhrBhikṣus!“;unddieseantwortetenihmaufmerk‐
sam:„Ja,Herr!“.SodannsprachderBhagavanzuihnen:
„IhrBhikṣus!DiejenigenŚramaṇasundBrāhmaṇas,94die–wieun‐
terschiedlichauchimmer–voneinemSelbstausgehen,sieallebeziehen
sichhierbeiaufdiedemAnhaftenausgeliefertenFünfGruppen Form–
Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusstsein ,sei’saufsie
allesamt,odersei’saufnureinigevonihnen.
Einsolcher indieserLehre nichtunterrichteter Śramaṇaoder
Brāhmaṇa ... nimmtdabeian,dasSelbstwäre ineinerdervierbe‐
kanntenHinsichtengegeben ... 95;dochbeieinersolchenAuffassung
schwindetihmnichtdieEinstellung„Ichbin“.DaihmdieseEinstellung
nichtgeschwundenist,96kommtes beiihm zumEntstehenderFünf
93AuchdiesesSūtraistsicherlichnichtauthentisch,wasman
1 sowohlandenBegrif‐
fen„nicht‐unterrichteterWeltling“versus„unterrichteteEdlerJünger“ 2 alsauchan
denkommentarloshingeworfenenvierĀtman‐Artenzweifelsfreiersehenkann.
Denn 1‘ BuddhaŚākyamuni’sArtwaresnicht,verächtlichüberandereLehrerzu
sprechen;und 2‘ erhatteinseinerAusbildungohnejedenZweifelsehrgenaueKennt‐
nissevonYājñavalkya‘sĀtman‐Lehreerhalten,diedenAutorendiesesSūtrasganz
offenkundigfehlen.
94DiesistdievonBuddhaŚākyamunigewählteAusdrucksweise,nichtjedochdieVer‐
höhnung:„Einnicht‐unterrichteterWeltling...“!
95DieinSN22.44aufgeführteinhaltsschwachevierfacheAufgliederungvonĀtman‐Leh‐
renwirdinderTextvorlagestereotypwiederholt;ichlassesieobenweg.
96HieristdenAutorendiesesSūtraseineInkongruenzunterlaufen;sieheFN99.
65
Sinnesfähigkeiten,97nämlich:derdesSehens,derdesHörens,derdes
Riechens,derdesSchmeckens,derdesTastens;undesbestehen bei
ihm dannGeistundGegebenheitenundUnwissenheit.Wennbeiihm
nundurch–voneinermitUnwissenheitverbundenen–dieBerührung
einersolchenSinnesfähigkeit mitdemdaraufbezogenenSinnesgegen‐
standunddementsprechendenBewusstsein eineEmpfindungentsteht,
istihmdiesverbundenmit„Ichbin“. ... 98
AuchbeimunterrichteteEdleJüngerkommteszumEntstehender
FünfSinnesfähigkeiten;99abererhatsichdabeivonderUnwissenheitge‐
trennt.MitdemVergehenvonUnwissenheitunddemEntstehenvon
Wissen100verbindeter entstehendeEmpfindungen nicht mehr mit
„Ichbin“.“
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarendieBhikṣus
überdessenWorte. Postskriptum:
DiesesSūtraenthälteinenzwarwinzigen,aberzugleichäußerst
wichtigenKern,denichalsauthentischerachte,nämlich:dasBeschrei‐
bendesVerbindensvonEmpfindungen undvonVorstellungen mitder
Reflexion„Ichbin“.
WerdieErkenntnistheorienbeispielsweisevonDescartes–mitei‐
nemkategorischen„Ichbin“–undvonKant–miteinemhypothetischen
„Ichbin“–kennt,derwirdwissen,wasichhiermeine.
Sūtra22.48:DieGruppen
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSieger‐Haingelegenist.
97DassdiementaleSinnesfähigkeit–diedesDenkens–übersehenwird,dasistebenfalls
einHinweisdarauf,dassdiesesSūtrainunsderüberliefertenGestalteinWerkspäterer
–schlecht‐unterrichteter–Autorenist.
98InderTextvorlagefolgteineKettevonphilosophischuninteressantenVariationen
des„Ichbin“,dieobenwiederzugebenichmirerspare.
99Aha!EskommtzuderenEntstehen,wiewohldochbeiihmdieEinstellung„Ichbin“
angeblich geschwundenist!SieheFN96.
100WäredieseinSchulungs‐Textfürdie4‐teKlassederGeistesschulung,somüsstehier
„Weisheit“anstellevon„Wissen“stehen:ZwarführtderWegzurWeisheitüberdas
Wissen;aberschließlichist–gemäßderFloß‐GleichnissesinMN22–auchdasWissen
alserstelltzuerachten,wasjedochnichtmehrgewusst,sondernnurnoch–inWeisheit–
gelebtwerdenkann,nämlich:alseinMuni,alsein dazu Schweigender,alseinWeiser.
66
AneinemdieserTagewandteersichandie beiihmversammelten Bhikṣusundsprach:„IhrBhikṣus!“;unddieseantwortetenihmaufmer‐
ksam:„Ja,Herr!“.SodannsprachderBhagavanzuihnen:
„IhrBhikṣus!DieFünfGruppenwillicheuchaufweisensowiedie
FünfGruppendesAnhaftens!Hörtaufmerksamzuaufdas,wasichspre‐
chenwerde!
Diesessinddie –aneinemselberzuermittelnden– FünfGruppen:
inihremZusammenwirkendieses„ich“ausmachen,vondemineinem
⋆DiesistdieGruppederForm,nämlich:dieGesamtheitderFormen,
obvergangeneodergegenwärtigeoderzukünftige,obgrobeoderfeine,
obgewöhnlicheoderedle, ... 101.
⋆DiesistdieGruppederEmpfindung,nämlich:dieGesamtheitder
Empfindungen,obvergangeneodergegenwärtigeoderzukünftige,ob
grobeoderfeine,obgewöhnlicheoderedle, ... .
⋆DiesistdieGruppederUnterscheidung,nämlich:dieGesamtheit
derUnterscheidungen,obvergangeneodergegenwärtigeoderzukünf‐
tige,obgrobeoderfeine,obgewöhnlicheoderedle, ... .
⋆DiesistdieGruppederGestaltungen,nämlich:dieGesamtheitder
Gestaltungen,obvergangeneodergegenwärtigeoderzukünftige,obgro‐
beoderfeine,obgewöhnlicheoderedle, ... .
⋆DiesistdieGruppedesBewusstseins,nämlich:dieGesamtheitder
Bewusstseine,102obvergangeneodergegenwärtigeoderzukünftige,ob
grobeoderfeine,obgewöhnlicheoderedle, ... .
UnddiessinddieFünfGruppendesAnhaftens, indiesemGetrie‐
bensein,gesteuertdurchUnwissenheit :
⋆DiesistdieGruppederdemAnhaftenausgeliefertenForm,nämlich:
dieGesamtheitderFormen,obvergangeneodergegenwärtigeoderzu‐
künftige,obgrobeoderfeine,obgewöhnlicheoderedle, ... ,soweitsie
Hierwirdnurvoneinemselber–bezeichnetdurch„ich“–gesprochen,nichtjedoch
auchvonAnderenundderen–nurjeweilsvonihnenselber!–wahrnehmbarenBeschaf‐
fenheitenihrerjeweiligenvierGruppendesGeistes.Deswegenlass‘ichobenweg:„ob
eigeneoderfremde,obferneodernahe“. ZwarkönnenvonsehrfeinsinnigenMen‐
schenbeiAnderendiedessenGeistundseineZuständebegleitendenfeinstofflichen
odergarfeiststofflicheEnergienempfindenundvondiesenEmpfindungenmitWahr‐
scheinlichkeitaufdenbetreffendenGeisteszustandschließen,nichtjedochderennur
vondiesenselberwahrnehmbarenGeistwahrnehmen. Wohingegennichtnurvoneinemselber,sondernauchvondenAnderenundderen–
vonihnenselberwahrnehmbaren–Geisteszuständengesprochenwird,daunterdrück‘
ichdieWendung:„obeigeneoderfremde,obferneodernahe“natürlichnicht.
102WährendE:„mind“alsSingulardenPlural„minds“kennt,istD:„Geist“hierinärmli‐
cherausgestattet.FürdiehiererforderlichephilosophischeFachspracheerfind‘ichda‐
herdiePlurale„Geiste“ „Geister“ „Gespenster“ ! .
101
67
demGetriebensein durchUnwissenheit ausgeliefertsind.
⋆DiesistdieGruppederdemAnhaftenausgeliefertenEmpfindung,
nämlich:dieGesamtheitderEmpfindungen,obvergangeneodergegen‐
wärtigeoderzukünftige,obgrobeoderfeine,obgewöhnlicheoderedle,
... ,soweitsiedemGetriebensein durchUnwissenheit ausgeliefert
sind.
⋆DiesistdieGruppederdemAnhaftenausgeliefertenUnterschei‐
dung,nämlich:dieGesamtheitderUnterscheidungen,obvergangene
odergegenwärtigeoderzukünftige,obgrobeoderfeine,obgewöhnliche
oderedle, ... ,soweitsiedemGetriebensein durchUnwissenheit aus‐
geliefertsind.
⋆DiesistdieGruppederdemAnhaftenausgeliefertenGestaltungen,
nämlich:dieGesamtheitderGestaltungen,obvergangeneodergegen‐
wärtigeoderzukünftige,obgrobeoderfeine,obgewöhnlicheoderedle,
... ,soweitsiedemGetriebensein durchUnwissenheit ausgeliefert
sind.
⋆DiesistdieGruppedesdemAnhaftenausgeliefertenBewusstseins,
nämlich:dieGesamtheitderBewusstseine,obvergangeneodergegen‐
wärtigeoderzukünftige,obgrobeoderfeine,obgewöhnlicheoderedle,
... ,soweitsiedemGetriebensein durchUnwissenheit ausgeliefert
sind.“
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarendieBhikṣus
überdessenWorte. Sūtra22.49:Sona 1 Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiRājagṛhaimBambus‐Hainam
Buntvogel‐Heiligtum.
AneinemdieserTagebegabsichSona,derSohneinesBürgers,zum
Bhagavan,begrüßteihnehrerbietig,undsetztesichihmzurSeitehin.
Erberichteteihmvondem,wasneulicheinŚramaṇaüberBesse‐
res–Gleichwertiges–SchlechteresandenMenschengelehrthatte. Auf
dieseshinsprachderBhagavansozuSona:
„Sona!WenndanunirgendeinŚramaṇaoderBrāhmaṇahinsichtlich
irgendeinerderGruppenForm–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltun‐
gen–Bewusstsein–diedochunbeständig,leidhaft,derVeränderungun‐
terworfensind–vonsichmeint:„Ichbinbesser!“,oder:„Ichbingleich‐
wertig!“,oder:„Ichbinschlechter!“:wasistdasdannanderesals,dieDin‐
genichtsozusehen,wiesiewirklichsind?!
68
WenndahingegenirgendeinŚramaṇaoderBrāhmaṇahinsichtlich
irgendeinerderGruppenForm–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltun‐
gen–Bewusstsein–diedochunbeständig,leidhaft,derVeränderungun‐
terworfensind–nichtvonsichmeint:„Ichbinbesser!“,oder:„Ichbin
gleichwertig!“,oder:„Ichbinschlechter!“:wasistdasdannanderesals,
dieDingesozusehen,wiesiewirklichsind?!103
Wasmeinstdu,Sona:IstdieFormunvergänglichodervergänglich?
IstdieEmpfindungvergänglich?IstdieUnterscheidungvergänglich?
SinddieGestaltungenvergänglich?IstdasBewusstseinvergänglich?“
„Vergänglich,Herr!“
„Wasabervergänglichist,istdiesleidhaftoderfreudhaft?“104
„Leidhaft,Herr!“
„Wasnunvergänglich,leidhaft,derVeränderungunterworfenist,
kannmandiesmitRechtsoansehen:„DiesistMein;diesbinIch;diesist
meinSelbst!“?“
„Gewissnicht,Herr!“
„Sona!WasesdanunanForm–Empfindung–Unterscheidung–Ge‐
staltungen–Bewusstseingibt,vonalledemgilt:„DiesistnichtMein;dies
binnichtIch;diesistnichtmeinSelbst!“:Soistdieswirklichkeitsgemäß
mirRechterWeisheitzuverstehen.
Diesso verstehend–betrachtend –erkennend,wendetsichderge‐
schulteEdleJüngervonForm–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltun‐
gen–Bewusstseinab.Sichdavonabwendend unddemnichtmehranhaf‐
nichtetwaswahrgenommen,
sondernvielmehretwasWahrgenommenesbewertet.UndsolcheBewertungensind
somitGestaltungen desGeistes .
104Ichverwendehier„leidhaft“imSinnevon„derKausalität
demMāra unterwor‐
fen“,und„Freudhaft“imSinnevon„nichtderKausalität nichtdemMāra unterwor‐
fen“,ersteresbeispielsweiseimSinnederSprechweisederPhysiker:„DieKugelerlei‐
deteinenStoß“,oderimSinnederMediziner:„SieleidenaneinemKarzinom,wiewohl
SienochkeineSchmerzenhaben“.
DennSchmerzen–undnichtunerhebliche–hatteBuddhaŚākyamuniauchnachseiner
ErwachungausdemSchlafderUnwissenheitnochdurchzustehen;abererhatsienicht
erlitten,weilsieseinenGeistnicht kausal beeinträchtigthatten:siewarenfürihnso‐
mitnichtleidhaft.
DasVergehenvonSchmerzenkannGlückszuständebereiten.Solangemanaberweder
freivomErleiden–sei’sderSchmerzenodersei’sdeseingetretenenGlücks–ist,erleidet
man–indiesemfachspezifischenSinndesWortes–diesesnuneingetreteneGlück.
Freudhaft–auchimSinneKant’s–hingegenistdasHandelnnichtgemäßdesGetrie‐
benseinsimSinnevonKausalität,sonderndesfreienHandelnsgemäßderGesetzeder
Tugend bzw.derMoral .
Natürlichistkeinesfallsauszuschließen,dassdieerstenFünfJünger,dieeinfacheren
Gemütsgewesensind,diesnichtsohabenverstehenkönnen.
103Dennmit‹“schlechter“,„gleichwertig“,„besser“›wird
69
tend ,wirderentsüchtigt.DurchdieEntsüchtigungwirderbefreit.Und
imBefreitenentstehtdieErkenntnis:„AufgehobenistdiesesGeboren‐
werden,gelebtderHeilswandel,gewirktdaszuErwirkende:Nichtmehr
ist diese WeltdestodhaftenGewordenwerdens !“;daserkennterda‐
bei.“105
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktüberdessenWorte
warSona,derSohneinesBürgers. Sūtra22.50:Sona 2
106
Sūtra22.51:ErfreuungundLeidenschaft 1 Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSieger‐Haingelegenist.
AneinemdieserTagewandteersichandie beiihmversammelten Bhikṣusundsprach:„IhrBhikṣus!“;unddieseantwortetenihmaufmerk‐
sam:„Ja,Herr!“.SodannsprachderBhagavanzuihnen:
„IhrBhikṣus!DietatsächlicheVergänglichkeitvonForm–Empfin‐
dung–Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusstsein,sieerkenntderBhik‐
ṣurichtigerweisealsvergänglich. Siesoerkennen,ist dasseineRechte
Erkenntnis. DieForm–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–Be‐
wusstsein rechterkennend,wendetersichdavonab. Sichdavonab‐
wendend,erlangterdasVersiegenderSehnsuchtdanach. Durchdas
VersiegenderSehnsucht danach erlangterdasVersiegenderLeiden‐
schaft.107DurchVersiegenderLeidenschaftgelangterzumVersiegender
Sehnsucht.108DurchdasVersiegenvonSehnsuchtundLeidenschafter‐
105DiesistganzoffensichtlichderBefreiungsweg,denBuddhaŚākyamuni
auch den
erstenfünfJüngern nur hatlehrenkönnen:NichteinmaleinrudimentärerBezugzur
12‐er‐KettedesEntstehensausVorherigemwirddarinangesprochen,undnatürlich
auchnichtsanSemantikundnichtsanEpistemologie.
DiesdürftedaherdiePhilosophieunddiemitihreinhergehendeSoteriologieder1‐
tenKlassederGeistesschulunggewesensein.
106DiesesinhaltsarmeSūtraistohneeinenalsauthentischzuerachtendenBestandteil.
107MitNPKgeb‘ichS:„rāga“:PhiermitD:„Leidenschaft“wieder,inAbhebungvonS:
„lobha“ „Gier,Begierde“ ,wasetymologischmitD:„Liebe“verwandist,gemäßGoe‐
theim„Erlkönig“:„Ichliebedich;michreiztdeineschöneGestalt!/Undbistdunicht
willig,sobrauch‘ichGewalt!“
108Diesistdemnacheinsimultan‐rekursiverVorgang,grobvergleichbarmitdemBall‐
WechselbeieinemTennis‐Spiel.
70
langtereinenbefreiten–einengut‐befreiten–Geist!“
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarendieBhikṣus
überdessenWorte. Sūtra22.52:ErfreuungundLeidenschaft 2
109
Teil06:Upāyavagga
Sich‐Anbinden‐Abschnitt
Sūtra22.53:DasSich‐Anbinden
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSieger‐Haingelegenist.
AneinemdieserTagewandteersichandie beiihmversammelten Bhikṣusundsprach:„IhrBhikṣus!“;unddieseantwortetenihmaufmerk‐
sam:„Ja,Herr!“.SodannsprachderBhagavanzuihnen:
„IhrBhikṣus!Wersichanbindet,deristnichtbefreit;dochwersich
nichtanbindet,deristbefreit.
DaseieinBewusstsein,dasimSich‐Anbindenverharrt:
⟡BindetessichandieForman,sichaufdiesestützend,
⟡bindetessichandieEmpfindungan,sichaufdiesestützend,
⟡bindetessichandieUnterscheidungan,sichaufdiesestützend,
⟡bindetessichandieGestaltungenan,sichaufdiesestützend,
dannerlangtanFormoderEmpfindungoderUnterscheidungoderGe‐
staltungendasSich‐daran‐ErfreuenimBewusstseinWachstum,Entwick‐
lungundAusbreitung.
Würdenun,ihrBhikṣus,jemandbehaupten:„AußerhalbvonForm–
Empfindung–Unterscheidung–GestaltungenwillichdesBewusstseins
KommenundGehen,dessenDahinscheidenundWiedergeborenwerden,
dessenWachstumundEntwicklungundAusbreitungdarlegen,so ist
diesemzuentgegnen :„Diesistunmöglich!“
Hatsich,ihrBhikṣus,einBhikṣuvonderLeidenschaft110zurForm,
NB:AuchderEdleAchtfachePfadistsozusehen,nichthingegenso,dasszunächst
das1‐teGliedzurVollendungzubringenist,bevordas2‐teGliedangegangenwird,und
dieseszurVollendungzubringenist,bevordas3‐teGliedangegangenwird,und...
109DiesesSūtraist–bisaufgeringfügigeVariationeninderWortwahl–mitdemvoran‐
gehendenSN22.51gleichlautend.
71
vonderLeidenschaftzurEmpfindung,vonderLeidenschaftzurUnter‐
scheidung,vonderLeidenschaftzudenGestaltungen,vonderLeiden‐
schaftzumBewusstseingetrennt,soist dieVerbindungzujedemdieser
fünf Stützpunktedurchschnitten;unddiesesindsodannebenkeine
StützemehrfürdasBewusstsein.
EinBewusstseinohnesolchesWachstumundohnesolcheEntwick‐
lungundohnesolcheAusbreitungistbefreit.Daesbefreitist,istmange‐
festigt.Damangefestigtist,hatmandenFriedenerlangt.Damansoden
Friedenerlangthat,istmanentsüchtigtgeworden.Undistmansoent‐
süchtigtgeworden,dannerreichtmanausdasNirvāna, underweiß
nun :„AufgehobenistdiesesGeborenwerden,gelebtderHeilswandel,
gewirktdaszuErwirkende:Nichtmehr ist diese Weltdestodhaften
Gewordenwerdens !“;daserkennterdabei.“
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarendieBhikṣus
überdessenWorte. Postskriptum:
DiesesSūtrascheintvonjemandemauseinerderbeidenunteren
KlassenderGeistesschulungweitergereichtwordenzusein,demeinent‐
sprechenderTexteinerhöherenSchulungsklasse–inmeinerZählung:
der3‐ten–indieHändegeratenist,derdarindenentscheidendenPunkt
–nämlich:dasReflektieren,wiediesinsbesondereinAN.5.28klarund
unmissverständlichbenanntwird–nichtverstandenhat undnichthat
verstehenkönnen .DaherlässterbeiderAufzählungderFünfGruppen
zunächstdiefünfteweg,waseraberamSchlussdochnichtdurchhalten
kann.
UngeklärtlässterinsbesonderedieFrage,wiedasBewusstseinge‐
festigtseinkann,ohneimBewusstseinseineStützezuhaben:wiesich
dasBewusstseinvomBewusstseintrennenkann.Dennernimmt auch dasBewusstseinalsein zeitunabhängiges Ding,undnicht–wieBuddha
Śākyamuni–alseineAufeinanderfolgevonBewusstseinszuständen.
EinnichtalseinenZustandoderalseineZustands‐Abfolge,sondern
alseinDinggenommenesBewusstseinkannnatürlichnichtsichselber
zumGegenstanddesBewusstseinshaben,gemäßYājñavlkyawieauch
gemäßErnstMach:„DasAugesiehtdasAugenicht“.
Sehrwohlaberkannein–zueinerZeitbestehender–Bewusstseins‐
zustandzeitlichnachfolgendzumGegenstandeinesanderenBewusst‐
seinszustand ausdergleichenAufeinanderfolgevonBewusstseinszu‐
110Scheinbarwerdenhier–wieauchNPKfeststellt–„Sich‐Anbinden“und„Leidenschaft“
synonymgebraucht.
72
ständen gemachtwerden.
SiehehierzuinsbesondereSN12.61undSN12.62.
Sūtra22.54:DiePflanzen111
Sūtra22.55:EinfeierlicherAusspruch
Postskriptum:
AuchdiesesSūtraträgtdenmehrfachenSiegeleinerspäterenErfin‐
dungderScholastikder1‐tenKlassederGeistesschulung.Neu undda‐
herwichtig istdarinjedochder–wahrscheinlichauthentische–hier
erstmaligenBezugdarauf,dassnichtnurdasdasaneinemselberWahr‐
zunehmendeausdenFünfGruppenzusammengesetztist,sonderndass
auchjedederFünfGruppenihrerseitszusammengesetztist:
„Derungeschulte Mensch ... weißnichtvonderzusammengesetz‐
tenFormwirklichkeitsgemäß:„ZusammengesetztistdieForm!“;erweiß
nichtvonderzusammengesetztenEmpfindungwirklichkeitsgemäß:„Zu‐
sammengesetztistdieEmpfindung!“;erweißnichtvonderzusammen‐
gesetztenUnterscheidungwirklichkeitsgemäß:„Zusammengesetztistdie
Unterscheidung!“;erweißnichtvondenzusammengesetztenGestaltun‐
genwirklichkeitsgemäß:„ZusammengesetztsinddieGestaltungen!“;er
weißnichtvomzusammengesetztenBewusstseinwirklichkeitsgemäß:
„ZusammengesetztistdasBewusstsein!“.
DergeschulteEdleJünger ... weißvonderzusammengesetzten
Formwirklichkeitsgemäß:„ZusammengesetztistdieForm!“;erweißvon
derzusammengesetztenEmpfindungwirklichkeitsgemäß:„Zusammen‐
gesetztistdieEmpfindung!“;erweißvonderzusammengesetztenUnter‐
scheidungwirklichkeitsgemäß:„ZusammengesetztistdieUnterschei‐
dung!“;erweißvondenzusammengesetztenGestaltungenwirklichkeits‐
gemäß:„ZusammengesetztsinddieGestaltungen!“;erweißvomzusam‐
mengesetztenBewusstseinwirklichkeitsgemäß:„Zusammengesetztist
dasBewusstsein!“
Sūtra22.56:ArtenderGruppendesAnhaftens112
111DiesesSūtraisteineWiederholungdesvorangehendenSN22.54miteinemvorange‐
stellten–dieSachewenigerhellenden–Gleichnis,erfundenwohlvonnachfolgenden
Generationen,welchedieSacheselbernichtmehrverstandenhaben.
73
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSieger‐Haingelegenist.
AneinemdieserTagewandteersichandie beiihmversammelten Bhikṣusundsprach:„IhrBhikṣus!“;unddieseantwortetenihmaufmerk‐
sam:„Ja,Herr!“.SodannsprachderBhagavanzuihnen:
„IhrBhikṣus!DieseFünfGruppendesAnhaftensgibtes:DieGruppe
desAnhaftensandieForm,dieGruppedesAnhaftensandieEmpfindung,
dieGruppedesAnhaftensandieUnterscheidung,dieGruppedesAnhaf‐
tensandenGestaltungen,dieGruppedesAnhaftensamBewusstsein.
... 113
Dabeisindmit„Form“dieVierGroßenGrundstoffeunddiedurch
dieseVierGroßenGrundstoffevorgegebeneFormgemeint, somitbei
denräumlichunddaherphysischzuformendenEmpfindungen :
⟡Erde genauer:Erdartiges,Festes ,
⟡Wasser genauer:Wasserartiges,Verbindendes ,
⟡Feuer genauer:Feuerartiges,Erwärmendes ,
⟡Luft genauer:Luftartiges,Bewegendes,Windartiges ,
⋆samtderräumlichenBegrenzung vonjeweilsErdartigem–Wasser‐
artigem–Feuerartigem–LuftartigemineinemvorgegebenenAugenblick .
DurchEntstehungderNahrung114kommteszurEntstehung des
Anhaftensan derForm;unddurchAufhebungderNahrungkommtes
zurAufhebung desAnhaftensan derForm.DerWegzurAufhebung
desAnhaftensan derFormistderEdleAchtfachePfad,nämlich:Rechte
Ansicht,RechteGesinnung,RechteRede,RechtesTun,RechterErwerb,
RechtesStreben,RechteAchtsamkeit,RechteSammlung. ... Dabeisindmit„Empfindung“115diesesechsEmpfindungsartenzu
112Ichlass‘obenindiesemSūtraalleByzantinismenderScholastikweg.
113Ichübernehm‘obenvonjetztabgrößtenteilsdieFormulierungenvonSN12.2.
114DassobendiesonstüblicheHinzufügung„Grobeoderfeine“fehlt,zeigt–wiedievon
mirobenunterdrücktenEndlos‐WiederholungenvonBanalitäten–überdeutlichan,
welcheEbenederGeistesschulungdieBerichterdiesesSūtrasnurhattenerreichen
können,alssiedenvonihnenverstehbarenTeilvonSN12.2übernahmen.
115P:„vedanā“:SkannmitD:„Empfindung“wieauchmitD:„Gefühl“wiedergegeben
werden.DiesebeidenAusdrückehabenimAlltags‐Deutscheneineleichtverschwom‐
meneVerwendungsweise,sodasssieoftalssynonymerscheinen.Ichverwendesiein
derhiererforderlichenphilosophischenFachspracheingetrenntemSinn,unddiesso,
dass
•„Empfindung“synonymmit„ErgebniseinesSinneseindrucks“verwendetwirdund
somitaufdiefünfäußerenSinnebzw.aufdeninnerenSinnbezogenist,erkennbardar‐
an,dassdieEmpfindungen6‐fachunterteiltwerden,und
74
verstehen:
•die durchSehenhervorgerufene Seh‐Empfindung,
•die durchHörenhervorgerufene Hör‐Empfindung,
•die durchRiechenhervorgerufene Riech‐Empfindung,
•die durchSchmeckenhervorgerufene Schmeck‐Empfindung,
•die durchTastenhervorgerufene Tast‐Empfindung,
∘die durchDenkenhervorgerufene Denk‐Empfindung, dabeidas
DenkendreifachalsErinnern–Vergegenwärtigen–Planengegliedert .
DurchEntstehungdes Anhaftensam 116Sinneseindruckkommtes
zurEntstehung desAnhaftensan derEmpfindung;unddurchAufhe‐
bungdes Anhaftensam SinneseindruckskommteszurAufhebung des
Anhaftensan derEmpfindung.DerWegzurAufhebung desAnhaftens
an derEmpfindungistderEdleAchtfachePfad,nämlich:RechteAnsicht,
RechteGesinnung,RechteRede,RechtesTun,RechterErwerb,Rechtes
Streben,RechteAchtsamkeit,RechteSammlung. ... Dabeisindmit„Unterscheidung“dieseaufdiesechsSinnebezoge‐
nenUnterscheidungenzuverstehen:
•dieUnterscheidungderForm,
•dieUnterscheidungdesSchalls,
•dieUnterscheidungdesDufts,
•dieUnterscheidungdesGeschmacks,
•dieUnterscheidungderTastung,
∘dieUnterscheidungdesBewusstseins,
DurchEntstehungdes Anhaftensam Sinneseindruckskommtes
zurEntstehung desAnhaftensan derUnterscheidung;unddurchAuf‐
hebungdes Anhaftensam SinneseindruckskommteszurAufhebung
desAnhaftensan derUnterscheidung.DerWegzurAufhebung des
Anhaftensan derUnterscheidungistderEdleAchtfachePfad,nämlich:
RechteAnsicht,RechteGesinnung,RechteRede,RechtesTun,Rechter
Erwerb,RechtesStreben,RechteAchtsamkeit,RechteSammlung. ... Dabeisindunter„Gestaltungen“diesediesechsAbsichts‐Körper117
∘„Gefühl“synonymmit„BewertungderEmpfindung gemäß:unangenehm–unerheb‐
lich–angenehm “verwendetistundsomitaufdieEmpfindungenbezogenist,erkennbar
daran,dassdieGefühle3‐fachunterteiltwerden.
116OhnediesenZusatzistdieserBefreiungswegnichtvondemYājñavalkya’szuunter‐
scheiden;undohneihnwirddieverbleibendeAussagebanal:ImTiefschlafwäreman
demnachbefreit,unddiesohnejeglichesBegehendesEdlenAchtfachenPfads.
117ImAusdruckS:„cetanā‐kāyā“
D:„Absichts‐Körper“ Pl. ∘kann„cetanā“mit„Absicht,Bestrebung,Wollen, Wille “wiedergegebenwerden,
•ist„kāya“nahezuniemit„Leib“wiederzugeben,undals„Körper“zumeistnurim
Sinnvon„Körperschaft,zusammenwirkendesBeziehungsgeflecht“.
75
zuverstehen:
•dieAbsichtbezüglichGesehenem Formen ,
•dieAbsichtbezüglichGehörtem Schallen ,
•dieAbsichtbezüglichGerochenem Düften ,
•dieAbsichtbezüglichGeschmecktem Geschmäcken ,
•dieAbsichtbezüglichGetastetem Tastungen,Reizungen ,
∘dieAbsichtbezüglichGedachtem Gedanken,Vorstellungen .
DurchEntstehungdes Anhaftensam Sinneseindruckskommtes
zurEntstehung desAnhaftensan denGestaltungen;unddurchAufhe‐
bungdes Anhaftensam SinneseindruckskommteszurAufhebung des
Anhaftensan denGestaltungen.DerWegzurAufhebung desAnhaftens
an denGestaltungenistderEdleAchtfachePfad,nämlich:RechteAn‐
sicht,RechteGesinnung,RechteRede,RechtesTun,RechterErwerb,
RechtesStreben,RechteAchtsamkeit,RechteSammlung. ... Dabeisindunter„Bewusstsein“diesediesechsBewusstseins‐Kör‐
perzuverstehen:
•dasSeh‐Bewusstsein,
•dasHör‐Bewusstsein,
•dasRiech‐Bewusstsein,
•dasSchmeck‐Bewusstsein,
•dasTast‐Bewusstsein,
∘dasDenk‐Bewusstsein.118
DurchEntstehungdes Anhaftensam Formen–Begreifen119kommt
118DasDenk‐BewusstseinisteinMeta‐Bewusstsein,mitG:„meta“
D:„nach“:
•hinsichtlichderbewusstgewordenenäußerenGegebenheiten:aufder1‐tenRefle‐
xionsebeneangesiedelt,jedoch
∘hinsichtlichderbewusstgewordeneninnerenGegebenheitenaufder1‐tenoder2‐
tenoder3‐ten...Reflexionsebeneangesiedelt,abhängigvonderStufedesIterierensdes
Denkens,diegemäßAN5.28immerhinvonder0‐tenbiszur2‐tenReflexionsebenean‐
gedeutetwird.
119DieirrsinnigenFehldeutungen,die–außerKEN–denzwarphilologischhervorra‐
gendgeschultenaberphilosophischgänzlichungeschultenÜbersetzern,denAusdruck
S:„nāma‐rūpa“:Pbetreffend,bislangnahezuausnahmslosunterlaufensind,kannich
berufsbedingtnichtnachvollziehen.
DennindemepistemologischenTeilder12‐er‐KettedesEntstehensausVorherigem
steht„rūpa“natürlichnichtfür„Körper“undsteht„nāma“nichtfür„Geist“:Nurbeiden
InterpretenabdererstenDekadenzderLehremitundnachMahākaśyapa undbisheu‐
te stehtistdieseDeutungsozufinden,nichtjedoch–glücklicherweise!–auchbereits
indenvonihnenediertenSūtras.
Ichgebeoben–mitdervonKENrichtigvorgenommenenVertauschungbei„nāma‐rū‐
pa“zu„rūpa‐nāma“–das„nāma“nichtmit„Begriff“,sondernmitdemsubstantivierten
Verbum„Begreifen“,unddas„rūpa“nichtmit„Form,Gestalt“,sonderngleicherweise
mitdemsubstantiviertenVerbum„Formen“ Pl:„Formen“vonSg:„Form“ wieder.
76
eszurEntstehungdes Anhaftensam Bewusstsein;unddurchAufhe‐
bungdes Anhaftensam Formen–BegreifenkommteszurAufhebung
des Anhaftensam Bewusstsein.DerWegzurAufhebungdes Anhaftens
am BewusstseinistderEdleAchtfachePfad,nämlich:RechteAnsicht,
RechteGesinnung,RechteRede,RechtesTun,RechterErwerb,Rechtes
Streben,RechteAchtsamkeit,RechteSammlung. ... IhrBhikṣus!AlldieŚramaṇasundBrāhmaṇas,die–aufdieseWeise
dieFünfGruppenerkennend–einenLebenswandelführen,welcherder
AbwendungundderEntsüchtigungvondenFünfGruppenunddamitder
Aufhebung desSich‐Bindensanihnen dient,dieseübensichinrichtiger
Weise.
IhrBhikṣus!AlldieŚramaṇasundBrāhmaṇas,die–aufdieseWeise
dieFünfGruppenerkennend–aufgrundderAbwendungundderEnt‐
süchtigungvondenFünfGruppen unddamit derAufhebung desSich‐
Bindensanihnen vomAnhaftenbefreitsind,diesesind davon 120gänz‐
lichbefreit.121Die davon gänzlichbefreitsind,siesind diesbezüglich Tathāgatas.DochdieTathāgatassindnichtimKreislauf desdurchHan‐
delnvonKörper–Rede–GeistbedingtenEntstehens–Vergehens zube‐
schreiben undaufzuweisen .“
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarendieBhikṣus
überdessenWorte. Sūtra22.57:DiesiebenFälle
Postskriptum:
DiesisteinvonderspäterenScholastikerstelltes–breitausgewalz‐
tes–Sūtra,dasaberinhaltlichdeutlichärmeristalsdasvorangehendeSN
22.56.AlsvonverhaltenemInteressekanndarinallenfallsgelten:
1 „Wasdadurch einederGruppen bedingtanVergnügenundFreu‐
deentsteht,dasistderGenussbei dieserGruppe .Dass dieseGruppe vergänglich,leidhaft,veränderlichist,dasistdasGefährlichean dieser
Gruppe .Wasdabei dieserGruppe dieBeseitigungvonGierundLust
ist,dasistdasEntkommenvon dieserGruppe .“
2 „SoisteinBhikṣueinDreifach‐Untersuchender:Eruntersucht Ge‐
120DassinderTextvorlagedas„davon“fehlt,zeigtüberdeutlichan,dassdieBerichter
undÜberarbeiter diesesTextesihnausder1‐tenKlassederGeistesschulungerhalten
haben,zumaldarinauchjeglicherBezugaufdie12‐er‐KettedesEntstehensausVorhe‐
rigemfehlt.Dasnämlichegiltwenigspäterfür„diesbezüglich“.
121Obsiegänzlichbefreitoderhingegennurdavongänzlichbefreitsind,dasisteben
dieFrage.
77
nuss–Gefahr–Entkommen a beidenGegenständen deräußerenund
innerenSinne , b beidiesenSinnesselber, c amEntstehendurchVor‐
heriges dieserSinneundihrerGegenstände .
EinBhikṣu,derinsiebenfacherHinsichtkundigistundnachdreifachem
Vorgehenuntersucht,diesergiltalsvollendet,alsvollkommenindieser
LehreundAusübung,alshöchsterMensch!“
GemäßdesHinweisesvonBhikkhuBodhientstehendiese7Hinsich‐
tendurchVerbindendesQuadrupelsvonSN22.56mitdemTripelvon
SN22.26.
Obmanalleinwegen 1 und 2 bereitsalsvollkommen–vollendet–
unübertroffengeltenkann,darüberdarfmanallerdingsgetrostZweifel
anmelden.
Sūtra22.58:DerVollkommen‐Erwachte122
Sūtra22.59:DieMerkmaledesNicht‐Selbsts123
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiVārāṇasīimGazellenhainam
Seherstein.
AneinemdieserTagewandteersichandiebeiihmweilendeGrup‐
pederFünfBhikṣusundsprach:„IhrBhikṣus!“;unddieseantworteten
ihmaufmerksam:„Ja,Herr!“.SodannsprachderBhagavanzuihnen:
„IhrBhikṣus!Die mitdenäußerenSinnenzuerfassende Formist
einNicht‐Selbst.DennwäresieeinSelbst,sowäresie nichteinerVerän‐
derungundsomitinsbesondere nichtderErkrankung odereinerande‐
renunerwünschtenVeränderung unterworfen;vielmehrwäremanes
selber,derdannbestimmenwürde:„SosollmeineFormsein, undnicht
122Die–wohlausdenbeidenunterenKlassenderGeistesschulungstammenden–Auto‐
rendiesesSūtraslassenBuddhaŚākyamunisagen,dassderUnterschiedvonihmund
einemWissensbefreitenlediglichdarinbesteht,dasserdenunentdecktenWegentdeckt
undgelehrthat.DabeiistgemäßMN70einWissensbefreitereiner,dervielleichtnoch
nichtinjeglicherHinsichtzurFreiheitgelangtist,beidemjedochnachweiserEinsicht
dieTriebe dasGetriebensein versiegtist.
JenermarginaleUnterschiedzuBuddhaŚākyamunigiltzwarfüreinigewenigeArhats
wieŚāriputra,sicherlichjedochnichtfürdiemeistenAnderenderArhats.
123DiesisteinTeildererstenLehrredeBuddhaŚākyamuni’s,berichtetinMV1.6,und
wiedergegebenin:WilhelmK.Essler„BuddhaŚākyamuniI“,Frankfurt/M.2016,in:
www.w‐k‐essler.de .
78
anders !“124AberweildieFormeinNicht‐Selbstist, sondernvielmehr
zusammengesetztistunddeswegenentsprechendseinerZusammenset‐
zungderVeränderungunterliegt, istesnichtmöglich,soübersiezube‐
stimmen.
Unddasselbegiltfürdas,wasmitdeminnerenSinnzuermitteln
ist,nämlich: vonderEmpfindung,125vonderUnterscheidung,126vonden
Gestaltungen,127vomBewusstsein,128 wieIhrEuchdiesdurcheigenes
NachdenkenundUntersuchenzuvergegenwärtigenhabt !129
Wiesehtihrdas,ihrBhikṣus:IstdieFormbeständigoderaberver‐
gänglich?“
„Sieistvergänglich,Herr!“
„Das,wasvergänglichist:Istdasleidhaftoderfreudvoll?“130
„Esistleidhaft,Herr!“
„Wasnunvergänglichundleidhaft–weilderVeränderungunter‐
worfen–ist,machtesfürSolcheseinenSinn,esinderArt:„DiesistMein;
diesbinIch;diesistmeinSelbst!“131zuerachten?“
124DenneinSelbst,selbstwenneseinsolchesgäbe,dürftenichtfremd‐bestimmtund
damithetero‐nom,sondernmüssteselbst‐bestimmendunddamitauto‐nomsein.
swert “ :D,P:S:„vedanā“ .Wennvon5bzw.6Artender
Vedanāsgesprochenwird,sosinddamitdie–zuWahrnehmungenführenden–Empfin‐
dungengemeint;wennhingegenvon3Vedanāsgesprochenwird,sosinddiedreiArten
der–dieEmpfindungeneinfärbenden–Gefühlegemeint.
Zudemwirdmit„vedanā“nichtbereitsausdrucksmäßigunterschieden,obdiepassive
oderdieaktiveHinsichtvorliegt:dasEmpfundeneoderdasEmpfinden.
126„Unterscheidung“ :D,P:„saññā“,S:„saṃjñā“ ,gemäß:„saṃ‐jñā“.
Auchhierwirdmit„saññā“nichtbereitsausdrucksmäßigunterschieden,obdiepas‐
siveoderdieaktiveHinsichtvorliegt:dasUnterschiedeneoderdasUnterscheiden.
WiesosämtlicheÜbersetzerP:„saññā“mitD:„Wahrnehmung“bzw.mitE:„percept‐
ion“wiedergeben,kannichmirnursoerklären,dasssiehinsichtlichP:„saññā“dasS:
„saṃ‐jñā“entwedernichtkennenoderesübersehen.
127„Gestaltung“ :D,P:„saṁkhāra“,S:„saṃskāra“ .
Auchhierwirdmit„saṁkhāra“nichtbereitsausdrucksmäßigunterschieden,obdie
passiveoderdieaktiveHinsichtvorliegt:dasGestalten,oderdasGestaltet‐worden‐Sein.
128„Bewusstsein“ :D,P:„viññāna“,S:„vijñāna“,aus:„vi‐jñā‐na“.
Undauchhierwirdmit„viññāna“nichtbereitsausdrucksmäßigunterschieden,obdie
passiveoderdieaktiveHinsichtvorliegt:dasSich‐bewusst‐Machen,oderdasSich‐be‐
wusst‐worden‐Sein.
129OhneeinensolchenZusatzbleibtdasGesagteeineblankeBehauptung.
130Mit„freudvoll“isthiernichtdieweltliche–weilvonmancherleiäußeren hier: weltlichen Bedingungenabhängige–Freudegemeint,sonderndieüberweltliche–weil
nurvoninnerenundzudemautonomen hier: überweltlichen Bedingungenabhän‐
gigeFreude.
Undganzentsprechendistdas„leidhaft“aufdieHeteronomiebezogen,aufdasErlei‐
den,aufdasUnfreisein.
131HierwirddieErkenntnistheorieYājñavalkya’smiteinemSchlagwortaufgezeigt.
125„EmpfindungsamtGefühl
79
„DasmachtkeinenSinn,Herr!“132
„ IngleicherWeisehabtihr dieEmpfindung,dieUnterscheidung,
dieGestaltungen,dasBewusstsein zuuntersuchen;unddannwerdetihr
dabeijeweilszumgleichenErgebnisgelangen. 133
Indemmansichdies, anwelchenEinzelfällenauchimmer,genau
undklar vergegenwärtigt,erkenntman:„EinejedeForm,obsieeinmal
waroderjetztistodereinmalseinwird,obsiedieeinesLebewesens
odereinesNicht‐Lebewesensist,obsievongrob stofflich eroderhin‐
gegenvonfein stofflich erArtist,134obsievonniedereroderabervon
hoherBeschaffenheitist,obsiesichinderNäheoderinderFernebefin‐
det:sieistnichtMein;sieistnichtIch;sieistnichtmeinSelbst!135Des‐
gleichensindjedeEmpfindung,jedeUnterscheidung,jeglicheGestaltun‐
gen,jedesBewusstsein,136obdieseinmalwaroderjetztistodereinmal
132DieserTeilderArgumentationistsprachphilosophischvongrößterWichtigkeit:Hier
wirdnämlichnichtgesagt:„DerSatz:„DasXYistmeinSelbst“istfalsch“–wasYājñaval‐
kyadurchausakzeptierthätte,sondernvielmehr:„DerSatz:„DasXYistmeinSelbst“ist
sinnlos“!
WährenddieVerneinungeinesfalschenSatzeswahrist,bleibtauchdieVerneinungei‐
nessinnlosenSatzessinnlos!
UndsinnlosesRedenvermeidetBuddhaŚākyamunistrikt.
133WichtigfürdasrechteVerständnisderŚrāvaka‐Berichteistes,imAugezubehalten,
dassBuddhaŚākyamunidiesenFünfendie12‐er‐Kettenichtlehrt!
134HierwirdnurdiezweifacheUnterteilungderFormeninGrobstofflichesundFein‐
stofflichesgemacht.
ŚāriputrahathingegengemäßDN33(Dreier‐Folge)diedreifacheUnterteilungder
Formenangegeben,nämlichinGrobstoffliches,FeinstofflichesundFeinststoffliches,
genauer:inSichtbaresundWiderstandbietendes,inNichtsichtbaresundWiderstand‐
bietendes,undinNichtsichtbaresundNichtwiderstandbietendes,gemäßderPhysikder
Gegenwartz.B.:Moleküle,Photonen,SchwarzeMaterie.
ErteiltinjenerSammlungvonDreierunterteilungendieElemente[:D,=S:Dhātu]in
niedere,mittlereundhöchsteein.ObdiesebeidenDreierunterteilungenineinerBe‐
ziehungzueinanderstehenund,fallsja,welchedieseist,daswirdnichteindeutigzu
ermittelnsein.
135DasistsomitdiegenaueGegenpositionzurĀtman‐LehreYājñavalkya‘s.Dennnach
dessenSichtgehörendieerfasstenGegebenheitenjademeigenenSelbst;siesinddaher
nichtvoneinemselbergetrennt;siesind–weilsichdaseigeneSelbstinsieentäußert
hat–daseigeneSelbst.
Insbesonderedaraufwirdindem–sichinBearbeitungbefindenden–Buch„Buddha
ŚākyamuniII“imEinzelneneinzugehensein.
136Hierzuhatmansichdieszuvergegenwärtigen:DerGeistimAllgemeinenundinihm
dasBewusstseinimBesonderenbestehtauseinerKontinuitätvonAugenblicks‐Zustän‐
dendiesesGeistesbzw.diesesBewusstseins.
MehrereBewusstseinesind–aufdiejeweilseigenePersonbezogen–indiesemSinn
somitstetssolcheausderKontinuität ausderAufeinanderfolge einessolchenBe‐
wusstseins‐Stroms.
80
seinwird,obsiejeweilsvongrob geistig eroderabervonfein geisti‐
ger erArtsind,obsievonniedererodervonhoherBeschaffenheitsind,
obsiedaseigeneoderdasvonanderenLebewesensind 137:sieallesind
nichtMein;sieallesindnichtIch;sieallesindnichtmeinSelbst!“:Auf
dieseWeisesollteman –insbesonderesichselberbe‐treffend– fehlerfreinachdenkenund dasErgebniseinessolchenNach‐denkens,
nämlichdieErkenntnis,dannals WissenüberdieZusammen‐hänge
nehmenundbehalten!
IhrBhikṣus!IndemeinEdlerHörerdieserDarlegungendasGehörte
dannindieserWeiseuntersucht undschließlichdiesesUntersuchte
richtigerkennt ,ziehtersichvonderFormzurück,wieauchvonder
Empfindung,vonderUnterscheidung,vondenGestaltungen,vomBe‐
wusstsein138.LöstersolchermaßenseinAnhaften139 andiesenFünf
Gruppen ,sowirderbefreit.140DerBefreitewirddanngewahr:„ Dasist dieBefreiung!“;undererkennt:„Versiegt ist dasGeborenwerden,voll‐
endetderReinheitswandel,erwirktdaszuErwirkende:Nichtmehrist
... dieseWelt!141“:Dasweißernun.“
DiessprachderBhagavan.DiefünfBhikṣuswarenüberseineWorte
erfreutundbeglückt.
Undmehrnoch: ImVerlaufdieseDarlegungwurdenihreGemüter
freivomAnhaftenandieWeltunddamiterlöstvomGetriebensein, das
diesesAnhaftennachsichgezogenhatte .
Hierhingegensindwohlmit„mehrereBewusstseinen“dieeinzelnenBewusstseine
Bewusstseins‐Kontinuitäten vonentsprechendmehrerenPersonengemeint.
137Sogeb‘ichhier„obinderNäheoderinderFerne“wieder;denndasBewusstsein
eineranderenPersonunterstell‘ichihrundistdahergemäßYājñavalkyavomeigenen
ĀtmanmittelsdesPuruṣaserstellt,istdahereinMeindiesesĀtmans.
WohingegenderBezugaufYājñavalkyanichtvorhandenist undbeimmündlichen
WeiterreichenderTextediesgedankenloshinzugefügtwordenist ,dalass‘ichdiese
Stelleweg.
138Die–äußerstwichtige–Fragehierzulautet,wiesichdennwohldasBewusstseinei‐
nesMenschenvomBewusstseinlösenkann:Erkanndiesnatürlichnicht;abererkann
sichvomAnhaftenamBewusstsein–vonderAufeinanderfolgederauseinanderhervor‐
gehendenBewusstseinszustände–lösen,nämlich:durchiteriertesReflektieren.
139Ichnehmehier„rāga“ :S,D:„Leidenschaft“ alseine heftige FormdesAnhaftens
undschreibehierdaherallgemein„Anhaftung“statt„Leidenschaft“.
140Dieszeigt:BuddhaŚākyamunihatdiesenFünfendie12‐er‐Kettederzurückreichen‐
denAusgangsortedesErleidensnichteinmalbishinzumDürstenerklärenkönnen.
141Esistdavonauszugehen,dassbereitsdieseFünfnichtinderLagegewesensind,die‐
seFeststellungimerkenntnistheoretischenSinnzuverstehen,unddasssie„Welt“daher
imalltäglichenSinnverstandenhaben,ebenso,wie–vonKENabgesehen–alleÜberset‐
zer,etwa wieinderTextvorlage gemäß:„Thereisnofurtherreturntothisworld“.
81
Sūtra22.60:Mahāli
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiVaiṣalīimGroßenWaldinder
Giebelhaus‐Halle.
AneinemdieserTagebegabsichMahāli,einLicchaver,zumBhaga‐
van,begrüßteihnehrerbietig,undsetztesichihmzurSeitehin.Sodann
fragteerdenBhagavandieses:
„Herr!DieslehrtPūraṇaKāśyapa:„Esgibtkeine hervorbringende Ursacheundkeine hinleitende BedingungfürdieBefleckungder be‐
fleckten Lebewesen durchunheilsamesHandelnmitKörper–Rede–
Geist ;beflecktsindsie vielmehr ohnesolcheUrsachenundohnesolche
Bedingungen.Undesgibtkeine hervorbringende Ursacheundkeine
hinleitende BedingungfürdieReinheitder reinen Lebewesen durch
heilsamesHandelnmitKörper–Rede–Geist ;reinsindsie vielmehr oh‐
nesolcheUrsachenundohnesolcheBedingungen.“:WassagtderBhaga‐
vandazu?“
„Mahāli!“, antworteteihmderBhagavan .Esgibteine hervor‐
bringende Ursacheundeine hinleitende BedingungfürdieBefleckung
eines befleckten Lebewesens durchunheilsamesHandelnmitKörper–
Rede–Geist ;beflecktistes nämlich durchsolcheUrsachenunddurch
solcheBedingungen.Undesgibteine hervorbringende Ursacheund
eine hinleitende BedingungfürdieReinheiteines reinen Lebewesens
durchheilsamesHandelnmitKörper–Rede–Geist ;reinist nämlich durchsolcheUrsachenunddurchsolcheBedingungen.“
„Herr!WassinddannUrsacheundBedingungfürdieBefleckung
einesLebewesens?WieverursachtundwiebedingtwirdeinLebewesen
befleckt?“
„Mahāli!WenndieseFormganzundgarLeiden142wäre,vollständig
eingetauchtinLeiden, stets durchdrungenvonLeiden,nicht auch
manchmal durchdrungenvonWohlgefühl,dannwürdendieLebewesen
nichtnachderFormgelüsten.WeilaberdieseForm manchmalauch
von Wohlgefühl erfasstist ,vollständigeingetauchtinWohlgefühl,
Hiergeb‘ichS:„duḥkha“bzw.P:„dukkha“nichtmitD:„Erleiden desUnterworfen‐
seinsunterdieKausalität “,sondernmitD:„Leiden,Leid,Schmerz,Pein“wieder;denn
hierwirddieserAusdruckalsGegenbegriffzu„Wohlgefühl“verwendet.
AußerdemistdieFormunbedingtderphysischenKausalitätunterworfen:Dassman
sterbenmuss,dasisteineisernesGesetzderNatur.
Dasshier–wieauchsonstzumeist–mit„Form“nichtirgendeineForm,sonderndie
GestaltdesbetreffendenLebewesensgemeintist,bedarfwohlkeinerBegründung.
142
82
dann durchdrungenvonWohlgefühl, dann nichtdurchdrungenvon
Leiden,dahergelüstetessienachderForm.DurchsolchesGelüstenwer‐
densiegefesselt;undgefesseltwerdensiebefleckt.
WenndieseEmpfindung,dieseUnterscheidung,dieseGestaltungen,
diesesBewusstseinganzundgarLeidenwären,vollständigeingetaucht
inLeiden, stets durchdrungenvonLeiden,nicht auchhinundwieder durchdrungenvonWohlgefühl,dannwürdensienichtnachderForm
gelüsten.WeilaberdieseForm manchmalauchvon Wohlgefühl erfasst
ist ,vollständigeingetauchtinWohlgefühl, dann durchdrungenvon
Wohlgefühl, dann nichtdurchdrungenvonLeiden,dahergelüstetessie
nachderForm.DurchsolchesGelüstenwerdensiegefesselt;undgefes‐
selt,werdensiebefleckt.
Diesnun,Mahāli,istdieUrsacheundBedingungfürdieBefleckung
einesLebewesens!SoverursachtundsobedingtwirdeinLebewesenbe‐
fleckt!“
„Herr!WassinddannUrsacheundBedingungfürdieReinheiteines
Lebewesens?WieverursachtundwiebedingtwirdeinLebewesenrein?“
„Mahāli!WenndieseFormganzundgarWohlgefühlwäre,vollstän‐
digeingetauchtinWohlgefühl, stets durchdrungenvonWohlgefühl,
nicht auchmanchmal durchdrungenvonLeiden,dannwürdensichdie
LebewesennichtvonderFormabwenden.WeilaberdieseForm hinund
wiederauchvon Leiden erfasstist , dann vollständigeingetauchtin
Leiden, dann durchdrungenvonLeiden, somit nichtdurchdrungen
vonWohlgefühl,daherwendensiesichvonderFormab.Durchsolches
Abwendenwerdensiesieentsüchtigt;undentsüchtigt,werdensiebe‐
freit.
WenndieseEmpfindung,dieseUnterscheidung,dieseGestaltungen,
diesesBewusstseinganzundgarWohlgefühlwären,vollständigeinge‐
tauchtinWohlgefühl, stets durchdrungenvonWohlgefühl,nicht auch
manchmal durchdrungenvonLeiden,dannwürdensichdieLebewesen
nichtvonderFormabwenden.WeilaberdieseForm hinundwieder
auchvon Leiden erfasstist , dann vollständigeingetauchtinLeiden,
dann durchdrungenvonLeiden, somit nichtdurchdrungenvonWohl‐
gefühl,daherwendensiesichvonderFormab.DurchsolchesAbwenden
werdensieentsüchtigt;undentsüchtigt,werdensierein.
Diesnun,Mahāli,istdieUrsacheundBedingungfürdieReinheitei‐
nesLebewesens!SoverursachtundsobedingtwirdeinLebewesenrein!“
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarMahāli,einLic‐
chaver,überdesBhagavan‘sWorte. 83
Sūtra22.61:DasBrennen143
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSieger‐Haingelegenist.
AneinemdieserTagewandteersichandie beiihmversammelten Bhikṣusundsprach:„IhrBhikṣus!“;unddieseantwortetenihmaufmerk‐
sam:„Ja,Herr!“.SodannsprachderBhagavanzuihnen:
„IhrBhikṣus!DieFormbrennt;dieEmpfindungbrennt;dieUnter‐
scheidungbrennt;dieGestaltungenbrennen;dasBewusstseinbrennt.144
Diesessoerkennend,wendetsichdergeschulteEdleJüngervonder
Formab;145erwendetsichvonderEmpfindungab;146erwendetsichvon
derUnterscheidungab;147erwendetsichvondenGestaltungenab;148er
wendetsichvomBewusstseinab.149DurchsolchesAbwendenwirder
entsüchtigt.Soentsüchtigt,wirderbefreit.UndderBefreitewirddann
143Dieses–äußerstwichtigeunddahervonBuddhaŚākyamunisicherlichmehrfachvor‐
getragene–SūtrahatEntsprechungeninsbesondereinMV1.6,undu.a.auchinSN22.79
undinSN35.28;zuletzteremsiehedieWiedergabein:WilhelmK.Essler„BuddhaŚā‐
kyamuniI“,Frankfurt/M.2016,in: www.w‐k‐essler.de .
AlledieseStellenzeigenan,dassS:„nir‐vāṇa“unbedingtmitD:„Nicht‐Brennen“wie‐
derzugebenist.
144DieHinweisedazu,wieundworinsiebrennen,werdeninSNIIIinsbesondereinSN
22.79undinSN35.28gegeben.
145ImSinnederbeidenoberenKlassenderGeistesschulungistdiessozuverstehen:Er
weißnun,dassseineFormvonseinenEmpfindungen,vonseinenUnterscheidungen,
vonseinenGestaltungendesGeistes,undvonseinemBewusstseinabhängen,unddass–
kantischgesagt–ihrErscheinendahernichteinSeinist.
146ImSinnederbeidenoberenKlassenderGeistesschulungistdiessozuverstehen:Er
weißnun,dassseineEmpfindungvonseinenSinnesfähigkeiten,vonseinenUnterschei‐
dungen,vonseinenGestaltungendesGeistes,undvonseinemBewusstseinabhängen,
unddass–kantischgesagt–ihrErfolgendahernichteinSeinist.
147ImSinnederbeidenoberenKlassenderGeistesschulungistdiessozuverstehen:Er
weißnun,dassseineUnterscheidungvonseinenBegriffen erstelltdurchseinNāma‐
Rūpa,durchseinFormen‐Begreifen ,vonseinenGestaltungendesGeistes,undvonsei‐
nemBewusstseinabhängen,unddass–kantischgesagt–ihrErfassendahernichtein
Seinist.
148ImSinnederbeidenoberenKlassenderGeistesschulungistdiessozuverstehen:Er
weißnun,dassseineGestaltungenvonseinenGefühlenunddiesevonseinemGetrie‐
benseindurchUnwissenheitabhängen,unddass–kantischgesagt–ihrAuftretenund
WirkendahernichtvonUnwissenheitfreiist.
149 ImSinnederbeidenoberenKlassenderGeistesschulungistdiessozuverstehen:Er
weißnun,dassseingegenwärtigesBewusstsein–d.h.:seinjeweilsgegenwärtigerBe‐
wusstsein szustand –vomjeweilsvorangehendenBewusstsein szustand erzeugtund
durchseineGestaltungendesGeistesgestaltetwordenist,unddass–kantischgesagt–
ihrVorhandenseindahernichteinSeinist. 84
gewahr:„ Dasist dieBefreiung!“;undererkennt:„Versiegt ist dasGe‐
borenwerden,vollendetderReinheitswandel,erwirktdaszuErwirken‐
de:Nichtmehrist ... dieseWelt!“:Dasweißernun.“
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarendieBhikṣus
überdessenWorte. Postskriptum:
ZumSinngehaltvon„Pārasamgate“ :S, D:„Über‐Alles‐Hinausge‐
hen“ wäre–zwarnichtbeschreibend,aberjedenfallshinweisend–dies
zubemerken:
WerdiesesPārasamgatealsGeisteszustanderreichthat,derhatda‐
vonkeinabsolutesWissen,sondernnureinrelatives:Erweißdiesinei‐
nemBewusstseinaufder1‐tenReflexionsebene,weißdabeiaberaufder
2‐tenReflexionsebene,dassundwiediesesangeblichfesteWissenauf
der1‐tenEbeneerstelltunddamitunfestist,underweißdabeiaberauf
der3‐tenReflexionsebene,dassundwiediesesangeblichfesteWissen
aufder2‐tenEbeneerstelltunddamitunfestist,und...undsoweiter,
dabeiebenüberAlleshinausgehendundnirgendwoWurzelnschlagend
undnirgendwoetwasalsStütze alsseiendAngenommenes habend...
...unddieserist–seinenGeistbetreffen–dahernichtbenennbar,nicht
beschreibbar,nichtauffindbar.
ErreichthabendiesenZustanddesGeistes–natürlichnebenBuddha
Śākyamuni–sodannŚāriputra,sicherlichauchMaudgalyāyana,undauch
Subhūti,dieserjedochwohlerstnachdemDahinscheidenBuddhaŚākya‐
muni’s.
DassĀnandadenBefreiungszustandder3‐tenKlassederGeistes‐
schulungerlangthat,stehtfürmichaußerZweifel,nichtjedoch,erhabe
zudemauchdender4‐tenKlasseerreicht.
DassMahākaśyapaüberdenBefreiungszustandder2‐tenKlasse
hinausgekommenist,darüberfindetsichindenSūtrasnichtdieSpurvon
einemHinweis;unddasErreichenwenigstensvonĀnanda’sZustanddarf
daherauchfüglichbezweifeltwerden.DennganzsicherlichhatMahākaś‐
yapanichtdievollständige12‐er‐KettedesEntstehensdurchVorheri‐
gesgekannt.150
Sūtra22.62:ArtenderBenennung151
150DieseSicherheithatmirdaskriminalistischerfolgteUntersuchenderAbschlussteile
desDN12sowiedesBerichtsvom1‐tenKonzilimCVvermittelt.
151DieAutorendiesesSūtraslegenindiesemTextdemBuddhaeinegenausoinhaltsar‐
85
Teil07:Arahantvagga
AbschnittvondenArhats
Sūtra22.63:DasAnhaften
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSieger‐Haingelegenist.
AneinemdieserTagebegabsicheinBhikṣuzumBhagavan,begrüß‐
teihnehrerbietig,undsetztesichihmzurSeitehin.
„Herr!“,begannersodann.„Gutwär‘es fürmich ,wennmirder
BhagavandieZusammenhänge152in fürmicheinprägsamer Kürzeauf‐
weisenwürde.Dennnachdemichsievonihmvernommenhabe,willich
–einsamund vomWeltlichen zurückgezogenweilend–entschlossen–
eifrig–unermüdlich dasvonihmGehörteverinnerlichen !“
„Bhikṣu!“, unterwiesihnsodannderBhagavanundgabihmsoei‐
nenMerk‐SatzmitaufdenWeg .„Weranhaftet,deristMāra’sGefange‐
ner;dochwernichtanhaftet,deristfreivondiesemÜbeltäter!“153
„Verstandenhab‘iches,Bhagavan!Ja,verstandenhab‘ichdasDar‐
gelegte,Sugata!“154
mewiebreitausgewalzteDarlegungderSyntaxvonVergangenheit–Gegenwart–Zukunft
indenMund.
152Hiergeb‘ichS:„dharma“bzw.P:„dhamma“nicht,wieNPK,mitD:„Lehre“,sondern
mitD:„Zusammenhänge unterdenGegebenheiten “wieder;denndiesemBhikṣuwird
esumdasVerstehenderZusammenhänge unterdenGegebenheiten undnichtumdas
VerstehenderLehre vondenZusammenhängen unterdenGegebenheiten gegangen
sein,diesmitdemZiel,diezumUnheilsamenleitendenSachenzumeidenundfürdie
zumHeilsamenleitendenSachendieUrsachenundBedingungenzuerstellen.
153SogiltdiesauchbereitsbeiYājñavalkya:ErgreiftmaneineErscheinungodereinen
Gedanken alsvonsichausbestehend ,sowirdmanvonderKausalität Māra ,der
dieseGegebenheitenunterliegen,mitgezogenundmitgerissen,damansichdannansie
gefesselthat.
BuddhaŚākyamunigehtindiesemFalloffensichtlichdavonaus,dassdieserBhikṣu
nochnichtzumindestimAbschlussteilder12‐er‐KettedesEntstehensausVorherigem
unterwiesenist.
154SowohlderAusdruckP:„sugata“:Sweistdaraufhin,dassessichhierumeineBege‐
benheitausdemletztenVierteldesZeitderLehrtätigkeitBuddhaŚākyamuni’shandelt,
alsauchdie–einemKōangleichendeKürzederUnterweisung,derenSinngehaltvom
Unterwiesenenzuermittelnist.Allerdingssindbeidenjapanischenundchinesischen
KōansnurdieMinderheitderInterpretationzugänglich.
86
„WieverstehstdudennausführlichdenSinnmeinerkurzgefassten
Darlegung?“
„WerdaanForm–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–Be‐
wusstseinhaftet,deristMāra’sGefangener;dochwerdanichtdaranhaf‐
tet,deristfreivondiesemÜbeltäter.Herr!Soversteh‘ichausführlich
denSinndieserkurzgefasstenDarlegungdesBhagavans!“
„Gut,Bhikṣu!Sehrguthastduausführlich155denSinnmeinerkurz‐
gefasstenDarlegungverstanden!“;undderBhagavanwiederholtediese
AntwortWortfürWort,siesolchermaßenbekräftigend.
UnddieserBhikṣu,erfreutundbeglücktüberdieWortedesBhaga‐
vans,erhobsichvonseinemSitz,verehrtedenBhagavandurchRechts‐
umwandlung,undbegabsichfort.
Erlebtenuneinsamund vomWeltlichenzurückgezogenweilend,
umentschlossen–eifrig–unermüdlich dasvomBhagavanGehörtezuver‐
innerlichen .JenesZielumdessenErreichenSöhneausedlerAbkunft156
vomHauslebenindieHauslosigkeitziehen:diesehöchsteVollendung
desReinheitswandelshatteerschonnachkurzerZeit– nämlich: noch
zuLebzeiten–selbererkanntundverwirklicht,underverweiltevonda
abindessenBesitz, gemäß :„Versiegt ist dasGeborenwerden,vollen‐
detderReinheitswandel,erwirktdaszuErwirkende:Nichtmehrist ... dieseWelt!“:Daswussteernun.
SowarauchdieserBhikṣuzueinemderArhatsgeworden.157
Sūtra22.64:Vorstellungenhegen158
Sūtra22.65:Sichbegeistern159
155Zuvermutenist,dassdieAntwortursprünglichmerklichausführlicherausgefallen
ist,dassjedochindendreiJahrhundertenbiszurschriftlichenFixierung auch dieses
SūtrasdavonnichtmehralsdiesekurzeAuslegungübriggebliebenist.
156Fürmichstehtfest,dassderAusdruck„edel“ auch hiernichtimweltlichen,son‐
dernimgeistlichenSinngemeintist.
157ErhatdemnachdieArhatschaftaufderEbeneder1‐tenKlassederGeistesschulung
erlangt.
DieArhatschaftaufdenEbenenderhöherenKlassenderGeistesschulungsinddetail‐
lierter undsicherer .
158DiesesSūtraerhältmanausdemvorangehendenSN22.63durchErsetzenvon„an‐
haften“durch„Vorstellungenhegen“.
159DiesesSūtraerhältmanausSN22.63durchErsetzenvon„anhaften“durch„sichbe‐
geistern“.
87
Sūtra22.66:Vergänglich
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSieger‐Haingelegenist.
AneinemdieserTagebegabsicheinBhikṣuzumBhagavan,begrüß‐
teihnehrerbietig,undsetztesichihmzurSeitehin.
„Herr!“,begannersodann.„Gutwär‘es fürmich ,wennmirder
BhagavandieZusammenhängein fürmicheinprägsamer Kürzeauf‐
weisenwürde.Dennnachdemichsievonihmvernommenhabe,willich
–einsamund vomWeltlichenzurückgezogenweilend–entschlossen–eif‐
rig–unermüdlich dasvonihmGehörteverinnerlichen !“
„Bhikṣu!“, unterwiesihnsodannderBhagavan.„Wasdavergänglich
ist,danachsollstdudasBegehrenaufgeben!“
„Verstandenhab‘iches,Bhagavan!Ja,verstandenhab‘ichdasDar‐
gelegte,Sugata!“
„WieverstehstdudennausführlichdenSinnmeinerkurzgefassten
Darlegung?“
„Form–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusstsein
sindvergänglich;undnachdiesenhab‘ichdasBegehrenaufzugeben.
Herr!Soversteh‘ichausführlichdenSinndieserkurzgefasstenDarle‐
gungdesBhagavans!“
„Gut,Bhikṣu!SehrguthastduausführlichdenSinnmeinerkurzge‐
fasstenDarlegungverstanden!“;undderBhagavanwiederholtediese
AntwortWortfürWort,siesolchermaßenbekräftigend.
UnddieserBhikṣu,erfreutundbeglücktüberdieWortedesBhaga‐
vans,erhobsichvonseinemSitz,verehrtedenBhagavandurchRechts‐
umwandlung,undbegabsichfort.
Erlebtenuneinsamund vomWeltlichenzurückgezogenweilend,
umentschlossen–eifrig–unermüdlich dasvomBhagavanGehörtezuver‐
innerlichen .JenesZielumdessenErreichenSöhneausedlerAbkunft
vomHauslebenindieHauslosigkeitziehen:diesehöchsteVollendung
desReinheitswandelshatteerschonnachkurzerZeit– nämlich: noch
zuLebzeiten–selbererkanntundverwirklicht,underverweiltevonda
abindessenBesitz, gemäß :„Versiegt ist dasGeborenwerden,vollen‐
detderReinheitswandel,erwirktdaszuErwirkende:Nichtmehrist ... dieseWelt!“:Daswussteernun.
SowarauchdieserBhikṣuzueinemderArhatsgeworden.160
160AucherhatdemnachdieArhatschaftaufderEbeneder1‐tenKlassederGeistesschu‐
88
Sūtra22.67:Leidhaft161
Sūtra22.68:Nicht‐Selbst162
Sūtra22.69:NichteinemSelbstgehörend163
Sūtra22.70:VongiererregenderBeschaffenheit164
Sūtra22.71:Rādha165
Sūtra22.72:Surādha166
Teil08:...vagga
Sich‐Verzehren‐Abschnitt
Sūtra22.73:DerGenuss167
lungerlangt.
MitWahrscheinlichkeitdürftezurLebenszeitBuddhaŚākyamuni‘sfürdeutlichmehr
alsdieHälftederAbschlussdesEntwicklungszustandsgewesensein.
161DiesesSūtraerhältmanausdemvorangehendenSN22.66durchErsetzenvon„ver‐
gänglich“durch„leidhaft“.
162DiesesSūtraerhältmanausSN22.66durchErsetzenvon„vergänglich“durch„ein
Nicht‐Selbst“.
163DiesesSūtraerhältmanausSN22.66durchErsetzenvon„vergänglich“durch„nicht
einemSelbstgehörend“.
164DiesesSūtraerhältmanausSN22.66durchErsetzenvon„vergänglich“durch„von
giererregenderBeschaffenheit“.
165DiesesSūtraentstehtausSN18.21durchErsetzenvon„Ānanda“durch„Rādha“.
166DiesesSūtraentstehtausSN18.22durchErsetzenvon„Ānanda“durch„Surādha“.
167Ichwerdevonjetztabnichtmehrjeweilsbemerken,dassundwarumicheininhalts‐
armesodergarinhaltsleeresSūtranichtwiedergebe.
89
Sūtra22.74:DasEntstehen 1 Sūtra22.75:DasEntstehen 2 Sūtra22.76:DieArhats 1
168
Sūtra22.77:DieArhats 2 Sūtra22.78:DerLöwe
Sūtra22.79:DasSich‐Verzehren
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSieger‐Haingelegenist.
AneinemdieserTagewandteersichandie beiihmversammelten Bhikṣusundsprach:„IhrBhikṣus!“;unddieseantwortetenihmaufmerk‐
sam:„Ja,Herr!“.SodannsprachderBhagavanzuihnen:
„IhrBhikṣus!AlledieŚramaṇasundBrāhmaṇas,diesichanviele
frühereLebenerinnern:siealleerinnernsich dabeiandiebetreffenden FünfGruppendesAnhaftens,an wenigstens eineoderanallevonihnen,
gemäß:„InjenemLebenhatteichsolcheForm,solcheEmpfindung,sol‐
cheUnterscheidung,solcheGestaltungen,solchesBewusstsein.“ ... 169
168GelegentlichwiderfährtdemeinenoderanderenAutorentwederdieBerührungmit
derLehreYājñavalkya’soder–wiehier–mitderLehreMahāvīra’s;denndieseFormu‐
lierungentsprichtderKosmologieMahāvīra’s:
„SoweitdieBereichederLebewesenreichen,bishinaufzumGipfeldesBestehens:die
ArhatssinddieHöchsten;siesinddieErsteninderWelt.“
UndimnachfolgendenGedichtwirddemBuddhaindenMundgelegt:
„DerSelbstbezähmtenStättehabensieerrungen;
siesinddiewahrenSiegerinderWelt.“
ZumindestterminologischsindhierdieAnleihenbeiMahāvīraunübersehbar.
169InderTextvorlagefolgtnuneine–anPlátọn’sEtymologie‐Bestrebungenerinnernde–
quasi‐etymologischeDeutungderdieFünfGruppenbezeichnendenAusdrück,dieich
nichtalsauthentischerachte,unddieichdaheraufdienicht‐inhaltsarmenTeilekürze.
90
BedrücktwurdeundwirdjadochdieseForm:vonKälte,vonHitze,
vonSonnenglut,vonWind,vonHunger,vonDurst,vonderBelästigung
durchFliegenundMückenundKriechtiere.
Drei Artenvon Gefühlen begleitendieEmpfindungen:schmerz‐
lichesGefühl,unerheblichesGefühl,freudigesGefühl.170
VierArtenvonFarb‐Wahrnehmungen werdenunterschieden:
Blau,Gelb,Rot,Weiß.171
FünfArten derGestaltungenimGestalteneinesGestalteten172sind
auseinanderzuhalten:
⋆DieGestaltungengestalten voneinemGeist‐Augenblickzumnächs‐
ten dieForm,dieeinGestaltetesist,zurForm.
⋆DieGestaltungengestalten voneinemGeist‐Augenblickzumnächs‐
ten dieEmpfindungsamtGefühlswert,diebzw.daseinGestaltetesist,
zurEmpfindungsamtGefühlswert.
⋆DieGestaltungengestalten voneinemGeist‐Augenblickzumnächs‐
ten dieUnterscheidung,dieeinGestaltetesist,zurUnterscheidung.
⋆DieGestaltungengestalten voneinemGeist‐Augenblickzumnächs‐
ten dieGestaltungen,dieeinGestaltetessind,zudenGestaltungen.173
⋆DieGestaltungengestalten voneinemGeist‐Augenblickzumnächs‐
ten dasBewusstsein,daseinGestaltetesist,zumBewusstsein.
⋆DasBewusstseinistsozubeschreiben:„Mansagt„Bewusstsein“,weil
mansichbewusstist;manistsich etwabeimSchmeck‐Bewusstsein be‐
wusst:desSauren,desBitteren,desScharfen,desSüßen,desHerben,des
Milden,desSalzigen,desNichtsalzigen“.
Diesallesvergegenwärtigtsich dergeschulteEdleJünger;under
überlegtsichdabei:„InderTat!Jetztverzehr‘ichmichinForm–Gefühl–
Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusstsein.AuchinderVergangenheit
hab‘ichmichdarinverzehrt.Undwennichmichweiterhin ... anden
Gruppen Form–Gefühl–Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusstseiner‐
freue,sowerd‘ichmichauchkünftiginihnenverzehren!“.Sichdiesver‐
gegenwärtigend,findeter schließlich keinenGefallenmehran seinen vergangenen Gruppen Form–Gefühl–Unterscheidung–Gestaltungen–
170DiesisteinerderganzseltenenFälledeseinVerständnisvonS:„vedanā“:Pgemäß
„Gefühl“,dieswegender3‐Teilunganstelledersonstüblichen6‐Teilung.
171DiesisteineAufzählungderGrundfarbennachderHandwerker‐ArtderFärber,
nämlich:Blau–Gelb–Rot–Weiß,somitaufdasSeh‐Bewusstseinbezogen,dabeiWeiß
wohldeswegenzudenGrundfarbengenommen,weildiedreianderen–dietatsächli‐
chen–GrundfarbenaufweißesLeinenaufgetragenwerden,undnichtwissend,dass
manWeißdurchgeeigneteFarb‐AdditiondieserdreiGrundfarbenerstellenkann.
172P:„saṅkhataṁabhisaṅkharonti“,S:„cXYXc“
173SiehedasnachfolgendePostskriptum.
91
Bewusstsein;undesschwindetdannseinVerlangennach seinen künf‐
teien Gruppen Form–Gefühl–Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusst‐
sein;undall‘seinBemühenstellternunindenDienstdesSich‐Trennens
vomAnhaften andiesenGruppen,zurAufhebung desAnhaftens 174an
ihnen. ... 175
VondiesemEdlenJüngersagtman:„Erbautabundhäuftnichtan;
ergibtaufundhaftetnichtan;erhältsichzurückundistnichtzugeneigt;
erbringtzumVerlöschenundnichtzumBrennen:diesanForm–Gefühl–
Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusstsein“: ... Dennerhäuft dasAnhaftenan Form–Gefühl–Unterscheidung–Ge‐
staltungen–Bewusstseinnichtan,sondernbautesab; ... wederbauter
Abgebautesweiter abnoch gar bauteres erneut auf,sondernver‐
harrtinvollzogenemAbbauen desAngehäuften .
Undergibt dasAnhaftenan Form–Gefühl–Unterscheidung–Ge‐
staltungen–Bewusstseinaufundhaftetnichtweiterdaran; ... weder
bringter Aufgegebenesweiter aufnoch garhaftetererneuten daran,
sondernverharrtinvollzogenemAufgaben desAnhaftens .
UnderhältsichvonForm–Gefühl–Unterscheidung–Gestaltungen–
BewusstseinzurückundistdiesenGruppen undnicht weiter zuge‐
neigt; ... wederhältersich vondem,wovonersichzurückhält,weiter zurücknochneigtersichdiesen garerneut zu,sondernverharrtinvoll‐
zogenemZurückhalten vondem,welchemerehedemzugeneigtgewe‐
senist .
UnderbringtForm–Empfindung–Gefühl–Gestaltungen–Bewusstsein
zumErlöschenundnichtzumBrennen; ... wederbringter Erloschenes
weiter zumErlöschennoch gar zum erneuten Brennen,sondernver‐
harrtinvollzogenerErlöschung desBrennens .
IhrBhikṣus!EinsoerkennenderEdlerJüngertrenntsichvom An‐
haftenan Form–Gefühl–Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusstsein.
Sich vomAnhaftendaran trennend,wirderentsüchtigt.Durchdiese
Entsüchtigungwirderbefreit.UndderBefreiteerkennt:„ Diesist die
Befreiung!Versiegt ist dasGeborenwerden,vollendetderReinheits‐
wandel,erwirktdaszuErwirkende:Nichtmehrist ... dieseWelt!“:Das
weißernun. ... IhrBhikṣus!EinensolchermaßengeistbefreitenBhikṣuwerdendie
ScharenderDevasmitIndra,BrahmāundPrajāpatiselbstvonferneher
174OhnedieseZusätzewürd‘dieswieeinejainistischeAufforderungzumSuizidbei‐
spielsweisedurchBeendenderNahrungszufuhrklingen.
175GanzzusammenhangloswirdinderTextvorlageandieserStellederzweiteTeilvon
SN22.59–derUnterweisungdererstenFünfJünger–eingeschoben;ichlass‘diesoben
weg.
92
soverehren:
„VerehrungDir,DuEdelsterderMenschen!
VerehrungDir,DuHöchsterallerMenschen!
Dennwir nichteinmal könnenesermitteln,
woraufgestütztDeinDenkenist,DeinSinnen!“
Postskriptum:
ÜbersiehtmandenZeit‐Faktor,somussdiesesgeistigeGestaltender
GestaltungendesGeistesalszirkulärerscheinen.
BeiBerücksichtigungdesZeitfaktorsindemSinn,dassderGeistund
vonihmdasBewusstseinauseinerAbfolgevonGeisteszuständenbzw.
vonBewusstseinszuständenbesteht,verschwindetdieserAnscheineiner
Zirkularität;unddannistderSatz:„DieGestaltungengestaltendieGe‐
staltungen,dieeinGestaltetessind,zudenGestaltungen“sozulesen:
„DiebeimÜbergangvoneinemGeist‐Augenblickazumdarauffolgenden
Geist‐AugenblickbwirkendenGestaltungskräftegestaltendasimGeist‐
Augenblickt1GestaltetezurGestaltungimGeistaugenblickt2.“
IndemAusdruck:„saṅkhataṁabhisaṅkharonti“leuchtet–leidernur
einehalbeZeilelang–einkleinerTeilder–vondenspäterenHörernund
Vermittlernnichtmehrverstandenen–LehreBuddhaŚākyamuni’svon
denGruppenauf,dievielleichteineAusführungdieserInhaltsangabe
seinkönnte:
•dieGestaltungensinddieDispositionen;
•dasGestaltenistdasDurchführeneinersolchenDisposition;
•dasGestalteteistdasErgebniseinessolchenDurchführens.
Sūtra22.80:DerAlmosen‐Sammler176
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanimŚākya‐LandbeiKapilavastuim
Nigrodha‐Kloster.
AneinemdieserTagehatteerBhagavanauseinembestimmtenAn‐
lassdie dortige GemeindederBhikṣusentlassen.
AmfrühenMorgen desdesdarauffolgendenTages kleideteersich
an,nahmMantelundAlmosenschale,undbegabsichnachKapilavastu
zumAlmosensammeln.DieerhaltenenAlmosenverzehrteerdaraufhin
nachdemVerlassenderStadt.
DanachbegabersichzumGroßenWald,umdortdenTagzuver‐
176Vgl.hierzuMN67„ZuCātumā“.
93
bringen.TiefimGroßenWaldangekommen,setzteersichamFußeines
jungenBilva‐Baumesnieder,umtagsüberdortzuverweilen.
Alserdanuneinsamundzurückgezogenweilte,erwogerdieses:
„Entlassenwurdevonmirdie hierzusammengekommene Gemeinde
derBhikṣus. Inihr sindnunaberneueBhikṣus,dienochnichtlange
ausdemHauslebenindieHauslosigkeit hinausgezogenunderstseit
kurzem177zudieserLehre178und ihrer Ausübung179gekommensind.
Wenndiesemichnunnichtsehen undhören ,soistnichtauszuschlie‐
ßen,dasssichihrenEinstellungen unvorteilhafte Veränderungenstatt‐
finden,wiediesauchbeijungenKälbern,dieihreMütterverlieren,sich
soeinstellt,oderbeiPflanzen,diekeinWasserbekommen.Deswegen
sollt‘ichso,wieichfrüherden einzelnen GemeindenderBhikṣusmei‐
neHilfegab,auchihnenjetztebenfallsmeineHilfegeben!“
UndBrahmāSvayampati,180der ... dieseErwägungdesBhagavans
... vermerkte,erschien ineinemAugenblick ,ausdenBrahma‐Berei‐
chenkommend,vordemBhagavan;erfaltete,zumBhagavangewandt,
ehrerbietigdieHände,undbestätigteihm:
„Soistes,Bhagavan!Soistes,Sugata!EntlassenwurdevonBhaga‐
vandie hierzusammengekommene GemeindederBhikṣus. Inihr sind
nunaberneueBhikṣus,dienochnichtlange ausdemHauslebenindie
Hauslosigkeit hinausgezogenunderstseitkurzemzudieserLehreund
ihrer Ausübunggekommensind.Wenndiesemichnunnichtsehen
undhören ,soistnichtauszuschließen,dasssichihrenEinstellungen
177DassbeidieserBegebenheitĀnandanochfehlt,zeigtan,dasssieausderersten
HälftederLehrtätigkeitdesBuddhastammt.DassMenschen,dieerstseitkurzeminden
Ordeneingetretensind,bereitszudenBhikṣusundnichterstmalszudenŚrāmaṇeras
S:„śrāmaṇera“,P:„sāmaṇera“ gerechnetwerden,zeigtan,dasssieimerstenViertel
dieserLehrtätigkeiterfolgtseinmuss,höchstwahrscheinlichbereitsindererstenHälfte
dieseserstenViertels.
178S:„dharma“,P:„dhamma“.
179S:S:„vinaya“:P.
Ichgehehierdavonaus,dassindenerstenJahrenderLehrtätigkeitBuddhaŚākyamu‐
ni’sderSinngehaltvon„vinaya“nochnichtgänzlichaufdasAusübenderOrdensregeln
reduziertgewesenist.
180Vombuddhistisch‐tantrischenGesichtspunktherbetrachtet,kannessichbeidiesem
BrahmāSvayampati–beidemBrahmā,dereinAus‐sich‐heraus‐bestehender‐Vaterist,
nurumeineBeschützer‐Gottheithandeln,derenVerwirklichungderStrebendeanzu‐
strebenhat unddieihmdient,unddieihnbeimErreichendesZielsverehrt .
Ichvermute,dassdieserBrahmāSvayampatiderS:Iṣṭhadevatā D:verehrteGott‐
heit, Schutzgottheit, Schutzengel ist,denderwichtigsteLehrerdesvormaligen
PrinzenSiddharthaGautamadiesembeidessenAuszugausdemHauslebenimVollzug
einerEinweihungalsMeditationsgottheitmitaufdenWeggegebenhatte.
94
unvorteilhafte Veränderungenstattfinden ... .181MögederBhagavan
dieseGemeindederBhikṣuswillkommenheißenundihnenhelfen!“
SchweigendstimmtederBhagavanihmzu.
UndderBrahmāSvayampati,dersichderZustimmungdesBhaga‐
vansnungewisswar,grüßtedenBhagavanehrerbietig,vollzogzuihm
dieRechtsumwandlung,undverschwandsodann.
WenigspätererschienderWaldaufseherbeimBhagavan,begrüßte
ihnehrerbietig,undfragteihn,oberihmirgendwiebehilflichseinkönne;
undderBhagavanbatihn,diesichaufdenAufbruchvorbereitendeGe‐
meindederBhikṣusdavonzuunterrichten,dasseramfrühen182Abend
beimNigrodha‐KlostereintreffenwerdeunddassdieBhikṣusdortvor
demKlosteraufseinEintreffenwartenmögen.DerWaldaufseherver‐
sprach,diesumgehendzuerledigen;erverabschiedetesichvomBhaga‐
vanundeiltefort. 183
UndderBhagavanerhobsichamfrühenAbendausderZurückgezo‐
genheitundbegabsichzum –nichtallzuweitentfernten– Nigrodha‐
Kloster.Dortangekommen,setzteersichaufden vondenBhikṣusfür
ihnbereiteten Sitznieder.184 ... 185Eingeschüchtertnähertensichihm
dieBhikṣus,teilseinzelnundteilspaarweise,begrüßtenihnehrerbietig,
undsetztensichihmzurSeitehin.Zuihnensprachernunso:
„IhrBhikṣus!DiesistdieniedrigsteArtderLebensweise,nämlich:
diedesBrockensammelns.DiessinddieSchmäh‐RedenimWeltlichen:
„MitderAlmosenschaleinderHandläufstduherum,duBrockensamm‐
ler!“.AberausgutenGründenunterziehensichEdlevonguterHerkunft
dieserLebensweise:nicht,weilsievoneinemHerrscherdazugezwungen
werden,auchnicht,weilDiebeihnenihrEigentumgeraubthaben,auch
181Dieses–imKernsicherlichauthentische–Sūtraistspäter–undnochvorseinerspä‐
terenschriftlichenFixierung–vonvielenWiederholungenundAusschmückungen–ver‐
unziertworden.Ichbemühemichoben,dieoffensichtlichstendavonzuunterdrücken.
182Ichgehedavonaus,dassesamspätenAbendschwieriggewesenwäre,denVer‐
sammlungsort vordem KlosterwährendderZeitderdannerfolgtenUnterweisung
ausreichendzubeleuchten.
183WelcheEinstellungBuddhaŚākyamunizudenMirakeln–d.h.:zudenvomWunder
derLehreverschiedenenweltlichenWundern–gehabthat,magmanu.a.inDN11
nachlesen.UmdaherdasinderfolgendenFN185vermerkteMirakelausdemText
entfernenzukönnen,hab‘ichobenhypothetischdiesenZusatzeingefügt.
184Dahier–andersalsinanderenSūtrasbeiähnlichenVersammlungen–nichtdavon
dieRedeist,dasseinVersammlungsraumbetretenwird,geh‘ichdavonaus,dassdiese
VersammlungimVorhofdesKlostersstattgefundenhat,auswelchenGründenauchim‐
mer.
185ImSinnemeinesinderFN183aufDN11erfolgtenHinweiseslass‘ichobenweg:
„UndderBhagavanentfalteteseinemagischeMachtderart,dass...“.
95
nicht,weilsieingeldlicheSchuldengeratensind,undauchnichtausir‐
gendeinemähnlichenAnlass,186sondernvielmehrinderErwägung:„Ein‐
gesunkenbinichinGeborenwerdenundinAlterninTodhaftigkeit,187
somit inKummer,Jammer,Pein,Trübsal,Verzweiflung;inLeidenbin
ichversunken,undvonLeidenüberwältigt.DochvielleichtisteinBeen‐
dendieserganzenMassedesLeidenszuermitteln!“
Sichdiesdeutlichvergegenwärtigend,istdieserEdlevonguterHer‐
kunft indieHauslosigkeit hinausgezogen.Abereristnochbegehrlich,
istnochentflammtinheftigemVerlangennachSinneslüsten,trägtnoch
Übel‐WolleninseinemGeist,wirdnochgelenktvongehässigenAbsich‐
ten,hatnocheinendurcheinandergeratenenGeist,istnochohneklares
Verständnis,istnochungesammelten Geistes ,istnochschlaffinder
ZügelungderSinneskräfte.ErgleichteinemStückHolzaufeinemLei‐
chenbrennplatz,dasanbeidenEndenbrenntundinderMittemitUnrat
beschmiertist,daswederinderOrtschaftnochimWaldalsNutzholz
verwendbarist:MitdiesemGleichnis,ihrBhikṣus,kennzeichneichje‐
manden,derzwardenErfreuungendesHauslebensentsagthat,derje‐
dochnichtdasZieldesŚramaṇentumsanstrebt, weilernochunheilsa‐
mesDenkeninseinemGeistträgt .
IhrBhikṣus!Diesedrei Artenvon unheilsamemDenkengibtes:
GedankenderSinnlichkeit,GedankenderBöswilligkeit,Gedankender
Schädigung.ZumrestlosenSchwindengelangensiedem,dessenGeist
186ErklärungsversuchederKommentatoren,eshabeunterdiesenBhikṣusamTagzu‐
vorlautenStreitwegenderVerteilungderAlmosen‐Speisengegeben,eracht‘ichalsan
denHaarenherbeigezogen.
Ichsehediesvielmehrso:BeidiesenBhikṣushandeltessichvorwiegendumNeulinge
imOrden,vorwiegendjungeMenschenausdemŚākya‐Land;unddiesen,diesichüber
dieAnkunftdesMeistersriesiggefreuthattenunddieinihrerFreudeetwaszulaut
geplapperthatten,hatteBuddhaŚākyamunizunächsterklärt,siesollten–bevorsieihn
aufsuchten–dochzunächsteinmaldasrichtigeOrdens‐Benehmeneinüben.
NunaberhatersichmitbesagterÜberlegungumentschieden;underwillihnennun
darlegen,warumesfürsierichtiggewesenist,dasLebenimhäuslichenLuxusaufzuge‐
benundsichaufdiesozialniedersteStufederLebensweisezubegeben.
VondieseBegebenheitistspäterderenRahmenhandlungdaunddortargdramati‐
siertworden;siehehierzuetwaMN67.
187Esistganzunwahrscheinlich,dassBuddhaŚākyamunidiesenNeulingendie–wieer
gemäßMVsagt–schwerverstehbarevollständige12‐er‐KettedesEntstehensausVor‐
herigemdargelegthat;abererlegtihnen–wieessichgleichzeigenwird–immerhinde‐
renAbschlussteildar,wasspäterzumUnterrichtsstofferstder2‐tenKlassederGeistes‐
schulunggewordenist.
Auchdeswegengeh‘ichdavonaus,dassessichhierumeineindenerstenJahrender
LehrtätigkeitdesBuddhagehalteneLehrredehandelt,inderdieAusbildungvonKlas‐
senderGeistesschulungnochnichtsorechterfolgtgewesenist.
96
gut‐gefestigtistindenVierPfeilernderAchtsamkeit,oder auch indem,
derdievonVorstellungenfreieSammlungentfaltet.188Daheristesange‐
bracht,dievonVorstellungenfreieSammlung desGeistes auszuüben
undsiesozuentfalten;denndiesbringtreicheFruchtundgroßenGe‐
winn.
ZudenVorstellungengehörenauch dieabwegigenAnsichten;und
davon,ihrBhikṣus,gibteszwei Arten :dieSeins‐Ansicht,unddieNicht‐
seins‐Ansicht. Beideswirddadurchüberwunden,dassmansichklarund
festigendvergegenwärtigt,worausmanselberbesteht,nämlich:imZu‐
sammenwirkenderFünfGruppen:Form–Empfindung–Unterscheidung–
Gestaltungen–Bewusstsein. 189
SodannüberlegtsichdergeschulteEdleJüngerdieses:„Gibtes an
mir irgendetwas,woranich–darananhaftend–nichtfehlerbeladenwä‐
re?“;undergelangtzuderEinsicht:„Dagibtesnichts,woranich–daran
anhaftend–nichtfehlerbeladenwäre:Würd‘ichanForm–Empfindung–
Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusstsein190anhaften,sowürdesich
fürmichdiesesergeben:
⟡Bedingtdurchdieses bestehende AnhaftenkommteszumGewor‐
denwerden.
⟡Bedingtdurchdieses dannbestehende Gewordenwerdenkommt
eszumGeborenwerden.
⟡Bedingtdurchdieses dannbestehende Geborenwerdenkommtes
zumAltern‐in‐Todhaftigkeit, dassichzeigtin Kummer–Schmerz–Leid–
Betrübnis–Verzweiflung.AufsolcheArtkämedasdurchVorausgegange‐
nesbedingteEntstehenderganzenMassedesErleidens –kurz:dasEnt‐
stehendesErleidens– zustande.191
„BedingtdurchdiesesbestehendeAnhaftenkommteszumGewor‐
denwerden“,sowurdegesagt.DenndurchdasAnhaftenamVergängli‐
chenwirdmanandasVergänglichegefesselt,istmanangebundenandas
Vergängliche.Wasabervondem,daseinjederanAnderemalsFormer‐
mittelnkannundansichselberalsdieFünfGruppendesAnhaftens,des
188DiezweiteAlternativebautunbedingtaufdererstenauf.
Wasmit„Vorstellung en “gemeintist,darüberwirdgerätselt;undauchichrate:Dies
sinddie–empirischgänzlichungestützten–VorstellungenvoneinemĀtman,voneinem
Selbstineinemselbst,sowiedievoneinemBrahman,voneinemSeinindenDingen.
189Soodersoähnlichmussdie–aufdemÜbertragungswegentstandene–LückeimFort‐
laufderArgumentationgeschlossenwerden.
190Deswegenhab‘ichobenunmittelbarzuvor„inderWelt“durch„anmir“ersetzt.
191HierwirdimmerhineinBruchstückder12‐er‐KettedesEntstehensdurchVorheri‐
gesgelehrt,dasjedochnochnichtbiszurEmpfindungreicht,dassomitnochnichtdie
AnsätzeeinerErkenntnistheorieberührt.
DernunfolgendeAbschlussistidentischmitdemvonSN22.59.
97
AnhaftensanForm–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–Be‐
wusstsein:wasdavonistdawohlbeständig,undwasdaranistunbestän‐
digunddahervergänglich?Wasdaranisterfreulichundwasdaranist
leidhaft?WasdaranisteinSelbstundwasdaranistkeinSelbst?Dieses
istzuermitteln,durchjedenvoneuchdurchseineigenesVerstehenund
durchseineeigeneEinsicht. 192
Wiesehtihrdas,ihrBhikṣus:IstdieFormbeständigoderaberver‐
gänglich?“
„Sieistvergänglich,Herr!“
„Das,wasvergänglichist:Istdasleidhaftoderfreudvoll?“
„Esistleidhaft,Herr!“
„Wasnunvergänglichundleidhaft–weilderVeränderungunter‐
worfen–ist,machtesfürSolcheseinenSinn,esinderArt:„Diesistmein;
diesbinich;diesistmeinSelbst!“zuerachten?“
„DasmachtkeinenSinn,Herr!“
„ IngleicherWeisehabtihr dieEmpfindung,dieUnterscheidung,
dieGestaltungen,dasBewusstsein zuuntersuchen;unddannwerdetihr
dabeijeweilszumgleichenErgebnisgelangen. Indemmansichdies, anwelchenEinzelfällenauchimmer,genau
undklar vergegenwärtigt,erkenntman:„EinejedeForm–obsieeinmal
waroderjetztistodereinmalseinwird,obsiedieeinesLebewesens
odereinesNicht‐Lebewesensist,obsievongrob stofflich eroderhin‐
gegenvonfein stofflich erArtist,obsievonniedereroderabervon
hoherBeschaffenheitist,obsiesichinderNäheoderinderFernebefin‐
det–,sieistnichtMein,sieistnichtIch,sieistnichtmeinSelbst!Des‐
gleichensindjedeEmpfindung,jedeUnterscheidung,jeglicheGestaltun‐
gen,jedesBewusstsein–obvergangenesodergegenwärtigesoderzu‐
künftiges,obvoneinemselberodervoneinemAnderen,obnaheoder
fern,obvongroberodervonfeinerBeschaffenheit,obvonniedereroder
vonhoherArt,obes daseigeneoderdaseinesanderenLebewesens ist:193sieallesindnichtMein,sindnichtIch,sindnichtmeinSelbst!“:Auf
dieseWeisesollteman –insbesonderesichselberbetref‐fend– 192Soodersoähnlichmussdie–aufdemÜbertragungswegentstandene–LückeimFort‐
laufderArgumentationgeschlossenwerden.
193Wiegesagt,betreffend„Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusstsein
andererLebewesen“gemäßYājñavalkya:
WasicheinemanderenLebewesenalsderenEmpfindung–Unterscheidung–Gestal‐
tungen–Bewusstseinunterstelle,dasistmeineAnsichtdavon,somitvonmirselbstge‐
schaffen;kurzgesagt:siesindMein;siesinddasIch;siesinddasSelbst.
WährendBuddhaŚākyamunidenerstenHalbsatzinseineLehreaufnimmt,verwirfter
denzweitenHalbsatz:zuRecht,wieichdiessehe.
98
fehlerfreinachdenken, sodanndasErgebniseinessolchenNach‐denkens
mitAchtsamkeitundohnedavonabweichendeVorstellungeninseinem
GeistalsErkenntnisverinnerlichenundvertiefen,unddieseEr‐kenntnis
dannals WissenüberdieZusammenhängenehmenundbehal‐ten!
IhrBhikṣus!IndemeinEdlerHörerdieserDarlegungendasGehörte
dannindieserWeiseuntersucht undschließlichdiesesUntersuchte
richtigerkennt ,ziehtersichvonderFormzurück,wieauchvonder
Empfindung,vonderUnterscheidung,vondenGestaltungen,vomBe‐
wusstsein.LöstersolchermaßenseinAnhaften andiesenFünfGrup‐
pen ,sowirderbefreit.DerBefreitewirddanngewahr:„ Dasist dieBe‐
freiung!“;undererkennt:„Versiegt ist dasGeborenwerden,vollendet
derReinheitswandel,erwirktdaszuErwirkende:Nichtmehrist ... die‐
seWelt!“:dasweißernun.“
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarendieBhikṣus
überdessenWorte. Sūtra22.81:Pārileyya
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiKosambīimGhosita‐Kloster.
AneinemdieserTagekleidetesichderBhagavanamfrühenMorgen
an,nahmMantelundSchale,undbegabsichnachKosambīaufdenAlmo‐
sen‐Gang.NachdemerdortAlmosenspeiseerhaltenundsieaufdem
Rückwegverzehrthatte,ordneteerselberseinenWohnraum.Sodann
nahmerMantelundSchale;underbegabsich–ohnediesdenihmhelfen‐
denBhikṣus194mitzuteilenundohnedieGemeindederBhikṣusdavonzu
verständigen–alleinundohneBegleitungaufdieWanderschaft.
DaraufhinbegabsicheinerderBhikṣus,derdaebennochdenBha‐
gavangetroffenhatte,zumEhrwürdigenĀnandaundbatihn:„Bruder
Ānanda!Lassuns dahin gehen,wohinsichderBhagavannunhinbegibt!
Denndieserhatsichnun ... alleinundohneBegleitungaufdieWander‐
schaftbegeben!“
„ZudenZeiten,Bruder,“ entgegneteihmderEhrwürdigeĀnanda ,
„wosichderBhagavan ... aufsolcheArt fortbegibt,wünschter,allein
zubleiben;deswegensollihmzueinersolchenZeitniemand aufseinem
Wanderweg nachfolgen!“
194VermutlichwardamalsĀnandazwarbereitseinervondiesen,abersozusagennoch
alsAuszubildender;unddiesdeutetdaraufhin,dassdieseBegebenheitumdieMitteder
ZeitderLehrtätigkeitBuddhaŚākyamuni’serfolgtist.
99
Unddaranhieltensichdanndiebeidenwieauchdieanderenindie‐
semKlosterzusammengekommenenBhikṣus. DerBhagavanwanderteweiterundgelangteschließlichzumPāri‐
leyya‐Wald;dortweilteeramFußeinesBhadda‐Sāla‐Baums.195
DochbalddanachtrafeineneueGruppevonBhikṣusimGhosita‐
Klosterein. DiesebegabensichzumEhrwürdigenĀnanda,tauschtenmit
ihmfreundlicheundzuvorkommendeWortederBegrüßungaus,und
setztensichihmzurSeitehin.Sodannbatensieihn:„BruderĀnanda!
Lang‘ist‘sher,dasswirausdemMunddesBhagavanseineLehre von
denZusammenhängendesHeilswegs vernommenhaben;undgerne
möchtenwireinsolchesnunwiedervonihmhören!“196
DaraufhinbegabsichderEhrwürdigeĀnandazusammenmitdiesen
BhikṣuszumPārileyyaWaldunddortzumFußjenesSāla‐Baums.Dort
begrüßtensiedenBhagavanehrerbietig,setztensichihmzurSeitehin
undtrugenihmihreBittevor .UndderBhagavanbelehrte,ermahnte
ermunterteundbegeistertesiedurcheinLehrgesprächvondenVier
PfeilernderAchtsamkeit ... 197undvondenSiebenzurErwachung198
leitendenGliedern. ... 199
Alsersodannbegann,vomVersiegendesGetriebenseinsdurch
Unwissenheitzusprechen,erkannteeramGesichtsausdruckeinesdieser
Bhikṣus,dass diesersichdafragte:„Wiewissendundsehenderreicht
mandasunmittelbareVersiegendesGetriebenseins?“;underfuhrfort:
„BeidiesergenauerfolgtenDarlegungderZusammenhänge200hat
einerderBhikṣussichüberlegt:201„Wiewissendundsehenderreicht
195DieservonBuddhaŚākyamunioffensichtlichbevorzugteOrtdeszurückgezogenen
Weilensmuss–wiesichsogleichzeigenwird–seinemHelferĀnandaalssolcherbe‐
kanntgewesensein.
196Hiergehtesnichtdarum,denBhagavanmitgehörigemAbstandnachzulaufen,um
ihnggf.zubeschützen,sondernumeineBitteumgeistlicheNahrung.
DeswegenreagiertĀnandajetztganzandersalszuvor.
197OffensichtlichspätererfolgteHinzufügungenwie„VierFährtenmagischerMacht“
lass‘ichweg.
ZurFrage,wieBuddhaŚākyamunidieMagiebeurteilthat,sieheu.a.DN11.
198IchgebeS:„Buddha“nichtimesoterischenSinnals„Erleuchteter",sondernimsote‐
riologischenSinnals„Erwachter“wieder,undanalogbeidenDerivatendiesesWortes.
199HierwerdendemBuddhamagischeFähigkeitenindenMundgelegt;dieselass‘ich
obenweg.Undichsubstituieresiedurcheineplausiblere–wenngleichnatürlichhypo‐
thetischerfolgende–AlternativeohneMagie.
200Hiergeb‘ichP:„dhamma“bzw.S:„dharma“mitD:„Zusammenhänge“wieder.Denn
BuddhaŚākyamunihatihnennichtdieLehre vondenZusammenhängen derGegeben‐
heiten ,sonderndieZusammenhänge derGegebenheiten dargelegt gelehrt :Er
hatnichtdieLehregelehrt;vielmehrhaterdieZusammenhängegelehrt.
201VermutlichwareinesolcheÜberlegungimKontexteinersolchenDarlegungnahelie‐
100
mandasunmittelbareVersiegendesGetriebenseins?“
Ja,richtiggefragt,ihrBhikṣus:Wiewissendundsehenderreicht
mandasunmittelbareVersiegendesGetriebenseins? ... 202
DaerachtetjemanddieeineoderandereGruppevonForm–Emp‐
findung–Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusstseinnichtalsunbestän‐
dig,sondernalsdasSelbst,oderaberdasSelbstalseinedieserGruppen,
oderabereinedieserGruppenalsimSelbst,oderaberdasSelbstineiner
dieserGruppen. Einsolches Fehl‐ ErachtendertatsächlichenGegebenheiten203je‐
doch,ihrBhikṣus:dasisteineGestaltung!
UnddiesistderUrsprungunddieQuelleunddasEntstehendieser
Gestaltung:dasDürsten,204nämlich:diesesDürstennachdemSeindes
Empfundenen,das jemandem widerfährt,sowiedurcheinevonUnwis‐
senheitgelenkteBerührung –desBewusstseinsmitdemvoneinerSin‐
neskrafterfasstenSinnesgegenstand– eineEmpfindungentsteht;diese
istdanneineGestaltungdesGeistes.
IhrBhikṣus!EinesolcheGestaltungistinAbhängigkeitentstanden,
zusammengesetzt,somitvergänglich.DasDürstenistinAbhängigkeit
entstanden,zusammengesetzt,somitvergänglich.DieEmpfindungistin
Abhängigkeitentstanden,zusammengesetzt,somitvergänglich.DieBe‐
rührungistinAbhängigkeitentstanden,zusammengesetzt,somitver‐
gänglich. Undauch dieUnwissenheitistinAbhängigkeitentstanden,
gend;zumindestistsiegemäßSN22.55bereits mindesten einmalandenBuddhaher‐
angetragenworden.
202Esfolgteinezermürbend‐langeinhaltsarmeAuswalzung,diemitdemAusdruck„un‐
geschulterWeltling“ „ŚramaṇasvonĀtman‐Lehren“ dasSiegelderHinzufügung
durchdiespätereScholastikderunterenKlassenderGeistesschulungträgt;titelweise
werdendarindieTeilschulensolcherĀtman‐Lehrenaufgeführt,ohnederenLehrenwe‐
nigstensandeutungsweisezubeschreiben.DerInformationsgehaltwürdedemeinesLi‐
teraturverzeichnissesderSchriftenKant’sentsprechen.
Obengeb‘ichnachfolgendineckigenKlammerneinevonHämegereinigteKurzfas‐
sungdavonwieder.
203Hierhingegengeb‘ichP:„dhamma“bzw.S:„dharma“durchD:„Gegebenheiten“wie‐
der.
204IchgebedenFachbegriffP:„tanha“bzw.S:„tṛṣṇa“durchD:„Dürsten,Durst“wieder,
diesenAusdruckdabeigleichfallsfachspezifischverwendet.
BuddhaŚākyamuniverwendetdiebeidenFachbegriffe„Dürsten“und„Brennen“–
siehehierzuu.a.:SN22.61,SN22.79,SN35.28–synonymoderzumindestnahezu
synonym.
NB:Inder12‐er‐KettedesEntstehensdurchVorherigesistP:„vedanā“ganzeindeutig
aufdas6‐facheEmpfindenbezogen,keinesfallsaberaufdasGefühlalsdas3‐facheBe‐
wertendesEmpfundenen.WiesoNPKdennochP:„vedanā“mitGefühl“und–geleitet
dadurch–dannP:„tanha“mitD:„Begehren“wiedergibt,istmirschleierhaft.
101
zusammengesetzt,somitvergänglich.205
IhrBhikṣus!Werebendiesesweißundsieht,dererreichtdasun‐
mittelbareVersiegendesGetriebenseins!“
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarendieBhikṣus
überdessenWorte. Postskriptum:
DiesistganzoffenkundigeineDarlegungderZusammenhängeun‐
terdenGegebenheiten,wiesiefürdie2‐teKlassederGeistesschulung
geeignetist.DadergenuinepistemologischeAspekt–undmitdiesemdie
vollständige12‐er‐KettedesEntstehensdurchVorheriges–nochfehlt,ist
sienichtmehreinGegenstandder3‐tenKlasse.
MitanSicherheitgrenzenderWahrscheinlichkeithatdieDarlegung
BuddhaŚākyamuni’sweitereAbschnitteinsbesondereüberdieArtdes
DürstensundüberdieArtenderUnwissenheitenthalten;dochdiese
TeilemitschwerwiegendenInhaltensindspäternichtmehrverstanden
unddaherdurchlangatmigesleichtgewichtigesGeredeersetztworden,
gemäßWilhelmBuschin„TobiasKnoppI“,einevoneinemJünglingange‐
trunkeneWeinflaschebetreffend:
„Diedadurchentstand’neLeere/füllterinderRegenröhre.“
MehrfachistindenÜberlieferungendieseszubeobachten,aberam
schmerzhaftesteninMN74.
Sūtra22.82:EineVollmond‐Nacht
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīimOst‐HainimGar‐
tenhausvonMigāra’sMutter.206
205DieUnwissenheitistnureinrelativer–undkeinesfallseinabsoluter–Ursprungdes
Alterns‐in‐Todhaftigkeit.SiehehierzuauchANXYX.DaherführenWirkungenvon
augenblicklich‐frühererUnwissenheitaugenblicklich‐späterzurVerstärkungjener
Unwissenheit.
ÜbersiehtmandieZeit‐AbfolgenbeidiesemBedingtenEntstehen,dannmageinsol‐
chesRück‐Wirkenzirkulärerscheinen;übersiehtmansienicht,dannlöstsichdieses
ErscheineninNichtsauf.
InmeinerSchrift„BuddhismusalsgelebtesPhilosophieren“,diesesMayagüez‐Semi‐
narveröffentlichtin‹www.w‐k‐essler.de›hab‘ichversucht,durchbildlicheDarstellun‐
gendiesenSachverhaltverständlichzumachen.
206DiesmagalsHinweisdaraufaufgefasstwerden,dasssichdieseBegebenheiterstim
letztenViertelderLehrtätigkeitBuddhaŚākyamuni’sabgespielthat,undjedenfallserst
102
AneinemdieserTagehatteersichineinerVollmondnachtdesFünf‐
zehntendesMonatsunterfreiemHimmel vordiesemGartenhaus hin‐
gesetzt;undbeiihmweiltediedortigeGemeindederBhikṣus.
Damalserhobsich zufortgeschrittenerZeit einBhikṣu,ordnete
denMantelüberdieeineSchulter,faltete–zumBhagavangewandt–ver‐
ehrenddieHände,undbat:„Herr!IchwürdedenBhagavangernenach
einerbestimmtenSachebefragen,wennermirdieGunsterweist,siezu
beantworten!“
„Bhikṣu!“, antworteteihmderBhagavan .„Dannsetzedichwieder
hinundfragenachBelieben!“
„Ja,Herr!“,antworteteihmdieserBhikṣu,setztesichwiederhinund
begann:„Herr!SinddiesdieFünfGruppendesAnhaftens, bestehend
aus Form–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusstsein?“
„Dassindsie,Bhikṣu!“, antworteteihmderBhagavan .
„Danke,Herr! ... Sodann: Worin,Herr,habendieseFünfGruppen
desAnhaftensihreWurzel?“
„ImDürstenhabendieseFünfGruppendesAnhaftensihreWurzel,
Bhikṣu!“
„Danke,Herr! ... Sodann: Sind,Herr,diesesAnhaftenunddieFünf
GruppendesAnhaftensdasGleiche,odergibteseinAnhaftenaußerdie‐
senFünfGruppendesAnhaftens?“
„Bhikṣu!AnhaftenistnichtdasGleichewiedieFünfGruppendes
Anhaftens;aberesgibtkeinAnhaftenaußer207andenFünfGruppendes
Anhaftens:WasdaleidenschaftlichesBegehrenist,dasistdasAnhaften!“
„Danke,Herr! ... Sodann: GibteshinsichtlichderFünfGruppen
desAnhaftensUnterschiedehinsichtlichdiesesleidenschaftlichenBegeh‐
rens?“
„Diesegibtes,Bhikṣu,diesimDenken:„Mög‘ichkünftigeinesolche
Formbesitzen!“,„Mög‘ichkünftigeinesolcheEmpfindungbesitzen!“,
„Mög‘ichkünftigeinesolcheUnterscheidungbesitzen!“,„Mög‘ichkünftig
solcheGestaltungenbesitzen!“,„Mög‘ichkünftigeinesolchesBewusst‐
JahrenachdemTodAnāthapiṇḍada’s.
NB:Diese–indenSchriftennamenlosgebliebene–ältereDamelittunterPrüderie.
207Werhiereinwendet,mankönnedochauchamBesitzundangeliebtenMenschen
und–wiePlátọn–anseinemNach‐Ruhmanhaften,derübersieht,dassBuddhaŚākya‐
muni auch hierepistemologischspricht;denndiesesAnhaftenisteinAnhaftenandem
imBewusstseinbewusstGewordenenundvondenGestaltungskräftendesGeistesGe‐
stalteten,undsomit:einAnhaftenanden eigenen Gestaltungen.
WenhingegenepistemologischesDenkenverwirrt,dermöge–wiewahrscheinlich
auchdieserBhikṣu–diefremdenDingealsepistemologischunabhängig‐bestehender‐
achten;dennerhaftetjaandeman,wasersieht,ohnesichdabeiepistemologischzu
vergegenwärtigen,dasserdieDingesosieht,wieer–bez.:wieer–siesieht.
103
seinbesitzen!“:Diessind beispielsweise solcheUnterschiede!“
„Danke,Herr! ... Sodann: InwelchenHinsichtenkommendiesen
GruppenjeweilsdieBezeichnung„Gruppe“zu?“
„Bhikṣu!Wasimmeres beiirgendeinemLebewesen anForm–
Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusstseingibt,obver‐
gangenodergegenwärtigoderkünftig,obeigenoderfremd,obgroboder
fein,obgewöhnlichoderedel,obfernodernahe:daswird„Gruppeder
Form“bzw.„GruppederEmpfindung“bzw.„GruppederUnterscheidung“
bzw.„GruppederGestaltungen“bzw.„GruppedesBewusstseins“ge‐
nannt.InsolchenHinsichtenkommendiesenGruppenjeweilsdieBe‐
zeichnung„Gruppe“zu!“
„Danke,Herr! ... Sodann: WassindUrsachenundBedingungen
dafür,andenensichdiejeweiligenGruppenaufweisen?“
„Bhikṣu!DieVierGroßenGrundstoffe208sindUrsacheundBedin‐
gungfürdasAufweisenderForm‐Gruppe;dieBerührung desBewusst‐
seinsmitdem–ihmvonderjeweiligenSinneskraftzugeführten–jeweili‐
genSinnesgegenstand istdieUrsacheundBedingungfürdasAufweisen
derEmpfindungs‐Gruppe,auchderUnterscheidungs‐Gruppe,undauch
derGestaltungen‐Gruppe;Formen–Begreifen209sinddieUrsacheundBe‐
dingungfürdasAufweisenderBewusstseins‐Gruppe!“ ... 210
„Danke,Herr! ... Sodann: WasistbeiForm–Empfindung–Unter‐
scheidung–Gestaltungen–BewusstseinjeweilsderGenuss,wasdieGe‐
fahr,undwasdasEntkommen?“
„Bhikṣu!WasdabeiForm–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltun‐
gen–BewusstseinjeweilsGlückundFreudeist,dasistdabeiderGenuss;
dassjedesdavonvergänglichunddaherleidhaft–weilderVeränderung
unterworfen–ist,dasistdabeidieGefahr;undwasbeijedemdavondas
Sich‐davon‐TrennenvomleidenschaftlichenBegehrenist,dasistdasEnt‐
kommen!“
„Danke,Herr! ... Sodann: Wie kannmanbewirken ,nunwissend
208Diesesind:Erde–Wasser–Feuer–Luft,epistemologischzuverstehenals:Sich‐fest‐
Anfühlendes–Sich‐feucht‐Anfühlendes–Sich‐wärmend‐Anfühlendes–Sich‐bewegend‐
Anfühlendes.
209S:„nāma‐rūpa“:P,D:„Begriff‐Form“alsSubstantiv,verbalisiert:„begreifen‐formen“,
Re‐SubstantivierungdieserVerben:„Begreifen‐Formen“.
210InderTextvorlagefolgtaufdieseseinweiteresPaarvonFragen–Antworten,dasers‐
tehiervondasZustandekommenderIch‐Ansichtbetreffend,unddaszweitehiervondas
Nicht‐ZustandekommenderIch‐Ansichtbetreffend.
SowohldiedarinvorkommendeabfälligeBezeichnung„Weltling“alsauchdiebreit
ausgewalzteLangatmigkeitderAntwort–dieselbstvonNYPzusammengekürztworden
ist–kennzeichnendiesesPaaralsspäterenZusatz.Inhaltlichisteralssolcherdadurch
erkennbar,dasserdieLiniederArgumentationunterbricht.
104
undsehend zuwerden ,dassindiesemmitBewusstseinausgestattetem
KörperwieauchbeiallenäußerenVorstellungenkeinIch‐Erstellenund
keinMein‐Erstellen211mehrerfolgt,unddassdiediesemBewusstseinzu‐
grundeliegendeNeigungzusolchenEinbildungennichtweiterhinauftre‐
ten?“
„Bhikṣu!WasimmeresdaanForm–Empfindung–Unterscheidung–
Gestaltungen–Bewusstseingibt–obeigenesoderfremdes,obnahesoder
fernes,obvergangenesodergegenwärtigesoderkünftiges,obgrobes
oderfeines,obgewöhnlichesoderedles–,vonalledemgilt:„Diesistnicht
Mein;diesbinnichtIch;diesistnichtmeinSelbst!“:Sowiemandieses
weißundsieht,erfolgtindiesemmitBewusstseinausgestattetemKör‐
per212wieauchbeiallenäußerenVorstellungenkeinIch‐Erstellenund
keinMein‐Erstellenmehr;unddanntretendiediesemBewusstseinzu‐
grundeliegendeNeigungzusolchenVorstellungen undEinbildungen nichtweiterhinauf!“ ... 213
„Danke,Herr!“,sprachdadieserBhikṣu,erfreutundbeglücktüber
dieseWortedesBhagavan.
DerBhagavanjedochvergegenwärtigtesichnundieses:„Nachdem
vonmirsoebenGesagtenkönnt‘einemBhikṣudieserGedankedurchden
Kopfgehen:„Sosind beimir demnachForm–Empfindung–Unterschei‐
dung–Gestaltungen–BewusstseinjeweilseinNicht‐Selbst;dievoneinem
Nicht‐SelbstbegangenenHandlungenkönnendochabernichtaufein
Selbstzurückwirken!““ DahersprachderBhagavannundieseszudenBhikṣus:„Eskann
sein,dasshiernuneinirrender–eininUnwissenheitgeratener–Mensch
meint,überdieLehredesMeistershinausgehenzumüssen,solcherart:
„Sosind beimir demnachForm–Empfindung–Unterscheidung–Gestal‐
tungen–BewusstseinjeweilseinNicht‐Selbst;dievoneinemNicht‐Selbst
begangenenHandlungenkönnendochabernichtaufeinSelbstzurück‐
211DasIch‐Erstellenerfolgt,indemmanineinerdereigenenGruppenvonForm–Emp‐
findung–Unterscheidung–Gestaltungen–BewusstseineinSelbstpostuliert.Daraufauf‐
bauend,erfolgtdasMein‐ErstellenimSinneYājñavalkya’sdadurch,dassmandieEr‐
scheinungendesBewusstseinsalsdenBesitzdiesesSelbstserachtet.
212Manbeachtediepräzise–undepistemologischäußerstwichtige!–unterschiedliche
HandhabungderAusdrückeS:„rūpa“:P D:„Form,räumlichWahrgenommenes“ und
S:„kāya“:P D:„Körper,Körperkräfte,körperlichesWirkungsgeflecht“ .
AufdiesenUnterschiedhatm.W.erstmalsKZWaufmerksamgemacht.
213Ichlass‘obeneinePassageweg,inderdemBuddhaderBesitzunddasEinsetzenvon
magischenFähigkeiten–hier:vonIn‐den‐Geist‐eines‐Anderen‐Blicken–weg;undicher‐
setzediesePassage–ineckigeKlammerngesetzt–durcheinerealitätskonformeFormu‐
lierung.
105
wirken!“.214Aberichhab‘euchdochdaunddortinderFormdesBefra‐
gensaufunterschiedlicheArtenunterwiesen.Nungut:215
Wiesehtihrdas,ihrBhikṣus:IstdieFormbeständigoderaberver‐
gänglich?“
„Sieistvergänglich,Herr!“
„Das,wasvergänglichist:Istdasleidhaftoderfreudvoll?“
„Esistleidhaft,Herr!“
„Wasnunvergänglichundleidhaft–weilderVeränderungunter‐
worfen–ist,machtesfürSolcheseinenSinn,esinderArt:„DiesistMein;
diesbinIch;diesistmeinSelbst!“zuerachten?“
„DasmachtkeinenSinn,Herr!“
„ IngleicherWeisehabtihr dieEmpfindung,dieUnterscheidung,
dieGestaltungen,dasBewusstsein zuuntersuchen;unddannwerdetihr
dabeijeweilszumgleichenErgebnisgelangen. Indemmansichdies, anwelchenEinzelfällenauchimmer,genau
undklar vergegenwärtigt,erkenntman:„EinejedeForm,–obsieeinmal
waroderjetztistodereinmalseinwird,obsiedieeinesLebewesens
odereinesNicht‐Lebewesensist,obsievongrob stofflich eroderhinge‐
genvonfein stofflich erArtist,obsievonniedereroderabervonhoher
Beschaffenheitist,obsiesichinderNäheoderinderFernebefindet–:sie
istnichtMein;sieistnichtIch;sieistnichtmeinSelbst!Desgleichensind
jedeEmpfindung,jedeUnterscheidung,jeglicheGestaltungen,jedesBe‐
wusstsein–obdieseinmalwaroderjetztistodereinmalseinwird, ... ob
diesvongrob geistig erodervonfein geistig erArtist,obsievonniede‐
rerodervonhoherBeschaffenheitist,obsie dieeigenenoderdieeines
anderenLebewesens sind–:sieallesindnichtMein;siesindnichtIch;
siesindnichtmeinSelbst!“:AufdieseWeisesollteman –insbesondere
sichselberbetreffend– fehlerfreinachdenkenund dasErgebniseines
solchenNachdenkens,nämlichdieErkenntnis,dannals Wissenüberdie
Zusammenhängenehmenundbehalten!
IhrBhikṣus!IndemeinEdlerHörerdieserDarlegungendasGehörte
dannindieserWeiseuntersucht undschließlichdiesesUntersuchte
214Wiegesagt:DieLehrevomSelbstistgemäßBuddhaŚākyamuninichtetwafalsch,
sonderntöricht,somitsinnlos.WährenddieVerneinungeinesfalschenSatzeszueinem
wahrenSatzführt,führtdieVerneinungeinessinnlosenSatzeserneutzueinemsinnlo‐
senSatz.
HierkommtnochdiesesFehlwissenhinzu:„EsseidairgendwoinForm–Empfindung–
Unterscheidung–Gestaltungen–BewusstseineinSelbst;dieseswirddannabervonden
vomNicht‐SelbstgetätigtenHandlungennichtberührtundnichtbelangt,wederbereits
indiesemLebennocherstineinemspäterenLeben!“
215EsfolgtnunalsAbschlussteilderAbschlussteilvonSN22.59.
106
richtigerkenntundsodanndiesesErkannteachtsam–undsomitohne
hinderndeVorstellungen216verinnerlichtundvertieft ,ziehtersichvon
derFormzurück,wieauchvonderEmpfindung,vonderUnterscheidung,
vondenGestaltungen,vomBewusstsein.LöstersolchermaßenseinAn‐
haften andiesenFünfGruppen ,sowirderbefreit.DerBefreitewird
danngewahr:„ Dasist dieBefreiung!“;undererkennt:„Versiegt ist dasGeborenwerden,vollendetderReinheitswandel,erwirktdaszuEr‐
wirkende:Nichtmehrist ... dieseWelt!“:dasweißerdann!“
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarendieBhikṣus
überdessenWorte. Teil09:Theravagga
Älterer‐Abschnitt
Sūtra22.83:Ānanda
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSieger‐Haingelegenist.
AneinemdieserTagewandtesichderEhrwürdigeĀnandaandie
beiihmzusammengekommenenBhikṣusundsprach:217„Brüder!“
„Bruder!“,antwortetenihmdiese.Undersprachsodann:
„IhrBrüder!DerEhrwürdigePuṇṇaMantāniputtawarfürunszu
denZeiten,alswirgeradeneuindenOrdenaufgenommenwordenwa‐
ren,vongroßerHilfe.
Sounterwieseruns auch oftmitdiesenWorten:„BruderĀnanda!
DurchAnhaftenentstehtdieVorstellung:„Ichbin!“,undnichtohneAn‐
haften;dieseVorstellung:„Ichbin!“entstehtdurchAnhaftenanForm,an
Empfindung,anUnterscheidung,anGestaltungenanBewusstsein.
Dasei,BruderĀnanda,eineFrauodereinManninblühenderJu‐
gend,vernarrtinsSich‐Schmücken,diesichihrGesichtineinemSpiegel
oderineinermitklaremWassergefülltenSchalebetrachten;siewerden
216
Hindernde Vorstellungensindsolchewie:„Ichbin“.SiehehierzudasSN22.83.
217EsmusssichhierumeineBegebenheitausderZeitderletztenLebensjahreBuddha
Śākyamuni’shandeln,wohl:ausderZeit,alsdiesernurnochseltenUnterweisungen
gab,undwenndoch,dannzumeistin–zuinterpretierenden–Kurzfassungen.
DamalsbereitshabensichvieleOrdiniertewieauchLaiendaheranĀnandagewandt;
dieserjedochscheintvordemErreichenderArhatschaftzumeistnichteigeneLehrre‐
dengehalten,sonderndieLehrredenAndererzitiertzuhaben.
107
dieseWiderspiegelungdesGesichtsmitAnhaftenbetrachtenundnicht
ohneAnhaften.
Sobetrachtetman auchdas,wasmanansichselberwahrnimmt,
nämlich: Form–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusst‐
seinmitAnhaften,wodurchdieVorstellung:„Ichbin!“entsteht.“
... 218 UndderEhrwürdigePuṇṇaMantāniputtawiederholtedar‐
aufhineinenTeilderLehrrede,diederBhagavandenFünfengegeben
hatte. Sounterwieseruns;undsohalferunsmitUnterweisungender
Art:„DurchAnhaften,BruderĀnanda,entstehtdieVorstellung:„Ichbin!“,
undnichtohneAnhaften!“.
UndalsichdamalsdieseDarlegungderZusammenhängevonihm
vernahm,gewannichdenDurchbruchzurLehre!“
DiessprachderEhrwürdigeĀnanda.Erfreutundbeglücktwaren
dieBhikṣusüberdessenWorte. Sūtra22.84:Tissa
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSieger‐Haingelegenist.
AneinemdieserTagebekanntederEhrwürdigeTissa,einVetterdes
Bhagavan’s,einerGruppevonBhikṣusdieses:„Brüder!MeineKräfte219
habensichverwirrt;siehabendieRichtungverloren.DieLehreistmir
unklargeworden.VonStarrheitundMüdigkeitistmeinGeistdurchsetzt;
undohneFreudeleb‘ichdenReinheitswandel. Deswegen hab‘ichauch
Zweifel daran,dassich dieLehreverwirklichenkann!220“
AufdieseshinbegabensichjeneBhikṣuszumBhagavan,begrüßten
ihnehrerbietig,setztensichihmzurSeitehin,undberichtetenihmvon
dem,wasihnenderEhrwürdigeTissabekannthatte.
DawandtesichderBhagavananeinenderBhikṣusmitdenWorten:
„Bhikṣu!Geh‘zumBhikṣuTissaundsprichinmeinemNamenzuihm:
„DerMeisterruftDich,BruderTissa!“!“
„Ja,Herr!“,antworteteihmdieser,begabsichunverzüglichzumEhr‐
würdigenTissa,undberichteteihm:„DerMeisterruftDich,BruderTis‐
218InderTextvorlagefolgtnundieWiederholungderAbschlussteilevonSN22.59und
SN22.82.IchkürzesieobenzudemineckigeKlammernGesetztenab.
219Wiegesagt:MitS:„kāya“:PsindhiernatürlichwederderKörpernochdiekörperli‐
chenEnergieninsgesamtgemeint,sonderndiemitdemGeistverbundenen unddessen
Tätigkeitendurchführendenfein‐stofflichenundfeinst‐stofflichenEnergien.
220MitdiesenEinschübenfolg‘ichhierdenDeutungenindenKommentaren.
108
sa!“.„Ja,Bruder!“,antworteteihmdieser,begabsichunverzüglichzum
Bhagavan,begrüßteihnehrerbietig,undsetztesichihmzurSeitehin.
„Isteswahr,Tissa,“fragteihnnunderBhagavan,„dassDueiner
GruppevonBhikṣusbekannthast:„Brüder!MeineKräftehabensichver‐
wirrt;siehabendieRichtungverloren.DieLehreistmirunklargewor‐
den.VonStarrheitundMüdigkeitistmeinGeistdurchsetzt;undohne
Freudeleb‘ichdenReinheitswandel. Deswegen hab‘ichauchZweifel
daran,dassich dieLehreverwirklichenkann!“?“
„Ja,Herr!“, bekanntedieser .
„Tissa!Wasmeinstdu:WennjemandembeiForm–Empfindung–Un‐
terscheidung–Gestaltungen–BewusstseindieGiernichtgeschwundenist,
wennAbsicht–Zuneigung–Dürsten–Fiebern–Begehrennichtgeschwun‐
densind,entstehendiesemdurchVeränderungundVerformungvon
Form–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusstseinsodann
Kummer–Schmerz–Leid–Betrübnis–Verzweiflung?“221
„Ja,Herr!“
„Gut,richtig,Tissa!InderTat:Soverhältessichbeieinemsolchen
Menschen.
Undwasmeinstdu:WennjemandembeiForm–Empfindung–Unter‐
scheidung–Gestaltungen–BewusstseindieGiergeschwundenist,wenn
Absicht–Zuneigung–Dürsten–Fiebern–Begehrengeschwundensind,ent‐
stehendiesemdurchVeränderungundVerformungvonForm–Empfin‐
dung–Unterscheidung–Gestaltungen–BewusstseinsodannKummer–
Schmerz–Leid–Betrübnis–Verzweiflung?“
„Nein,wirklichnicht,Herr!“
„Gut,richtig,Tissa!InderTat:Soverhältessichbeieinemsolchen
Menschen.
Unddazuüberlegedirdieses:IstdieFormbeständigoderaberver‐
gänglich?“
„Sieistvergänglich,Herr!“
„Das,wasvergänglichist:Istdasleidhaftoderfreudvoll?“
„Esistleidhaft,Herr!“
„Wasnunvergänglichundleidhaft–weilderVeränderungunter‐
worfen–ist,machtesfürSolcheseinenSinn,esinderArt:„DiesistMein;
diesbinIch;diesistmeinSelbst!“zuerachten?“
„DasmachtkeinenSinn,Herr!“
„ IngleicherWeisehastdu dieEmpfindung,dieUnterscheidung,die
221DieseentstehendembetreffendenMenschensomitnichterstbeimTodbzw.nach
demTod,sondernwährendderganzenZeitseinesAlternsinTodhaftigkeit,seinestod‐
haftenAlterns.
109
Gestaltungen,dasBewusstsein zuuntersuchen;unddannwirstdudabei
jeweilszumgleichenErgebnisgelangen. Indemdudirdies, anwelchenEinzelfällenauchimmer,genauund
klar vergegenwärtigst,erkennstdu:„EinejedeForm,obsieeinmalwar
oderjetztistodereinmalseinwird,obsiedieeinesLebewesensoder
einesNicht‐Lebewesensist,obsievongrob stofflich eroderhingegen
vonfein stofflich erArtist,obsievonniedereroderabervonhoherBe‐
schaffenheitist,obsiesichinderNäheoderinderFernebefindet:sieist
nichtMein;sieistnichtIch;sieistnichtmeinSelbst!Desgleichensind
jedeEmpfindung,jedeUnterscheidung,jeglicheGestaltungen,jedesBe‐
wusstsein,obdieseinmalwaroderjetztistodereinmalseinwird,obsie
jeweilsvongrob geistig eroderabervonfein geistiger erArtsind,obsie
vonniedererodervonhoherBeschaffenheitsind,obsiesichinderNähe
oderinderFernebefinde:sieallesindnichtMein;sieallesindnichtIch;
sieallesindnichtmeinSelbst!“:AufdieseWeisesolltestdu –insbeson‐
deredichselberbetreffend– fehlerfreinachdenkenund dasErgebnis
einessolchenNachdenkens,nämlichdieErkenntnis,dannals Wissen
überdieZusammenhängenehmenundbehalten!
Tissa!IndemeinEdlerHörerdieserDarlegungendasGehörtedann
indieserWeiseuntersucht undschließlichdiesesUntersuchterichtig
erkennt ,ziehtersichvonderFormzurück,wieauchvonderEmpfin‐
dung,vonderUnterscheidung,vondenGestaltungen,vomBewusstsein.
LöstersolchermaßenseinAnhaften andiesenFünfGruppen ,sowirder
befreit.DerBefreitewirddanngewahr:„ Dasist dieBefreiung!“;under
erkennt:„Versiegt ist dasGeborenwerden,vollendetderReinheitswan‐
del,erwirktdaszuErwirkende:Nichtmehrist ... dieseWelt!“:dasweiß
ernun.
Tissa!NimmdiesalsGleichnis:
DawärenzweiLeute,dereinedesWegesunkundig,undderandere
desWegeskundig.DerdesWegesUnkundigewürdenundendesWeges
KundigennachdemWegbefragen;unddieserwürdesoantworten:„Dies
dort,duGuter,istderPfad!Geh‘ihneinstückweit;dannwirstduaneine
Weg‐Gabelunggelangen.Die vielbegangenen Abzweigungmeidend,
wähledie wenigbegangenen 222Abzweigung!DiesenPfadgeh‘dann
222DieTextvorlageenthälthier„links“für„vielbegangen“und„rechts“für„wenigbegan‐
gen“.
Ichgehedavonaus,dassBuddhaŚākyamunitantrischeKenntnisseüberdiekörperli‐
chenEnergienbesaß,unddiesnichtnurhinsichtlichderAusrichtungdesLeibesbeim
SchlafeninNord‐Süd‐Richtung.DannwirderhieraufgarkeinenFallmitAusdrücken
wie„links“und„rechts“operierthaben.Unddeswegenversuch‘ichoben,diesedurch
mirsinngetreuerscheinendeBegriffezuersetzen.
110
wiederumseinstückweit;dannwirstduzunächsteindüsteresWalddick‐
ichterblicken,balddanacheintiefliegendesSumpfgebiet,undwiederum
danacheinensteilenAbsturz.Gehe aberdiesenPfadruhigundbedacht weiter;dennsodannwirstduzueinemstillenentzückendenOrtgelan‐
gen, andemdusodannnachBeliebenverweilenkannst !“
Tissa!DiesesvonmirhieraufgeführteGleichnissolldirdenSinn
desAusübensderLehre sovermitteln:
Mit„eindesWegesUnkundiger“istein inderLehreungeschulter
Mensch gemeint;undmit„eindesWegesKundiger“istderTathāgata
gemeint,derArhat,derSaṃbuddha.
Mit„Weg‐Gabelung“istderZweifelgemeint.Mit„ vielbegangene Abzweigung“istderverkehrteachtfachePfadgemeint,nämlich:verkehr‐
teAnsicht,verkehrteGesinnung,verkehrteRede,verkehrtesTun,ver‐
kehrterErwerb,verkehrteAchtsamkeit,verkehrteSammlung;undmit
„ wenigbegangene Abzweigung“istderEdleAchtfachePfadgemeint,
nämlich:RechteAnsicht,RechteGesinnung,RechteRede,RechtesTun,
RechterErwerb,RechteAchtsamkeit,RechteSammlung.
Mit„düsteresWalddickicht“istdieUnwissenheitgemeint,mit„tief‐
liegenderSumpf“dieSinneslüste,undmit„steilerAbsturz“Zornund
Verzweiflung.
Undmit„stillerentzückenderOrt“istdasNirvāṇagemeint.
Seiheiter,Tissa,undseibegeistert!AlsBeraterbinjada,alsHelfer,
alsUnterweiser!“
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarderEhrwürdi‐
geTissaüberdesBhagavan‘sWorte.
Sūtra22.85:Yamaka
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederEhrwürdigeŚāriputrabeiŚrāvastīinAnā‐
thapiṇḍada’sKloster,dasimSieger‐Haingelegenist.
ZudieserZeithattedemBhikṣuYamakasichdiese verkehrte An‐
sichtzuEigengemacht:„Soversteh‘ichdievomBhagavangelehrtenZu‐
sammenhänge,223nämlich:dasseinBhikṣu,dessenGetriebenseinzer‐
DassdieAbsolventenderbeidenunterenKlassenderGeistesschulungkeine–oder
jedenfallskeineausreichenden–tantrischenKenntnissehinsichtlichderkörperlichen
EnergienbesaßenunddaherdenVolks‐Gebrauchvon„links“und„rechts“benütztha‐
ben,stehtdamitinkeinemWiderspruch.
223S:„dharma“,P:„dhamma“,hier:D:„Zusammenhänge unterdenGegebenheiten “,
weilnatürlichnicht:„diegelehrteLehre“,sondern:„diegelehrtenZusammenhänge“.
111
stört undzunichtegemacht ist,nachdemTodmitdemAuseinanderbre‐
chendesKörperszerstörtistundnichtmehrweiterbesteht.“224
DiesvernahmeneinigeBhikṣus.SiebegabensichdaherzumEhr‐
würdigenYamaka,tauschtenmitihmfreundlicheundzuvorkommende
WortederBegrüßungaus,225undsetztensichihmzurSeitehin.226
„Isteswahr,BruderYamaka,“fragtensieihnsodann,„dassDuDir
diese ... 227AnsichtzuEigengemachthast:„Soversteh‘ichdievomBha‐
gavangelehrtenZusammenhänge,nämlich:dasseinBhikṣu,dessenGe‐
triebenseinzunichtegemacht undbeendet ist,nachdemTodmitdem
AuseinanderbrechendesKörpers228vernichtetistundnichtmehrweiter
besteht.“?“
„Soistes,Brüder!“, antworteteerihnen .„Dennsoversteh‘iches!“
„Sprichnichtso,BruderYamaka!DenndamitbezichtigstDuden
Bhagavan,etwasFalschesgelehrtzuhaben;unddasistnichtgut!229Nie
würdederBhagavansagen:„EinBhikṣu,dessenGetriebenseinzerstört
undbeendet ist,nachdemTodmitdemAuseinanderbrechendesKör‐
perszerstörtistundnichtmehrweiterbesteht.“!“
ObwohldieseBhikṣussozuihmsprachen,beharrtederEhrwürdige
Yamakahartnäckigaufseiner verkehrten Ansicht, demerausLehrge‐
sprächen,dieihmübermitteltwordenwaren,dazugehörendeStellen
224GarnichtwenigeSūtrasvermittelnallerdingsdann,wennmansienichtmitEinfü‐
gungenwiehierversieht,durchausdieseAnsicht.
DerFehlerliegtdahernichtprimärbeiYamaka,sondernbeidenBerichternsolcher
Sūtras.
225Dashatmansichungefährsovorzustellen,wiediesetwavoreinemJahrhundert
nochöstlichdesBöhmerwaldsBrauchwar,keinesfallshingegenderDegenerationzu
‹“Hallo“–„Hallo“›,wiediesseiteinpaarJahrzehntenbeiunsBrauchgewordenist.
226DieserYamakawardemnachnichteinIrgendwer.
Oballerdings„Yamaka“seinihmvonseinenElterngegebenerNamegewesenistund
nichtnursein–ihminAnlehnungandenTotengottYamanachträglichangehängter–
Rufname,daswirdjetztwohlnichtmehrauszumachensein.
227Ichunterdrück‘andieserStelledasEigenschaftswort„schlecht“ NPK bzw.„pernic‐
ious“ BBD ;dennwärediesesunhöflicheWortandieserStellegefallen,dannhätteder
soAngesprochenekaumbedingungs‐undeinschränkungslosmit„Ja!“geantwortet.
228DerRūpaeinesMenschenbrichtbeieinemnicht‐gewaltsamenTodnichtauseinan‐
der,sondernzerfälltinnerhalbdernächstenMonate.DerKāyadesGestorbenenhinge‐
genistnochimTod–genaugesagt:imZustanddesKlarenLichtsdesTodes–zusam‐
menhängend,nämlich:imVerbundvongröberenundfeinerenkörperlichenEnergien.
MitdemEndedesTodes–d.h.:mitdemEndedesZustandsdesKlarenLichtsdesTo‐
des–brichtdieserVerbundauseinander:diegröberenEnergienverbleibenbeimLeib,
dernuneinLeichnamistunddiefeinerenEnergienbleibenbeimGeist,dernunkeine
VerbindungmehrzuseinembisherigenLeibhat.
229Diese–hiermöglicherweiseerstmalsbenützte–FormulierungistindenGeneratio‐
nendanachoffensichtlichzurstehendenRedewendunggediehen.
112
vortrug;underschloss mitdenWorten:„Ja!Deswegenversteh‘ichdie
vomBhagavangelehrtenZusammenhängeso,nämlich:dasseinBhikṣu,
dessenGetriebenseinzunichtegemacht undbeendet ist,nachdemTod
mitdemAuseinanderbrechendesKörperszerstörtistundnichtmehr
weiterbesteht.“
DadieseBhikṣusdenEhrwürdigenYamakanichtvondieser ver‐
kehrten Ansichtabbringenkonnten,erhobensiesich, verabschiedeten
sichvomEhrwürdigenYamaka ,begabensich geradenwegs zumEhr‐
würdigenŚāriputra,tauschtenmitihmfreundlicheundzuvorkommende
WortederBegrüßungaus,undsetztensichihmzurSeitehin.Daraufhin
berichtetensieihm,was–denEhrwürdigenYamakabetreffend–vorge‐
fallenwar;undsieschlossenmitdenWorten:„Gutwär’s,wennderEhr‐
würdigeŚāriputrasichzumBhikṣuYamakabegebenwürde,bewogen
ausErbarmenmitihm!“.UndderEhrwürdigeŚāriputrastimmteihnen
schweigendzu.230
Am frühen AbenddannerhobersichausderZurückgezogenheit
undbegabsichzumEhrwürdigenYamaka.Ertauschtenmitihmfreund‐
licheundzuvorkommendeWortederBegrüßungaus;undersetztesich
sodannihmzurSeitehin.
„Isteswahr,BruderYamaka,“fragteersodanndenEhrwürdigen
Yamaka,„dassDuDirdiese ... AnsichtzuEigengemachthast:„Sover‐
steh‘ichdievomBhagavangelehrtenZusammenhänge,nämlich:dassein
Bhikṣu,dessenGetriebenseinzunichtegemacht undbeendet ist,nach
demTodmitdemAuseinanderbrechendesKörpersvernichtetistund
nichtmehrweiterbesteht.“?“
„Soistes,Brüder!“, antworteteerihnen .„Dennsoversteh‘iches!“
DerEhrwürdigeŚāriputraentschlosssichaufdieseshin,aufeinen
TeilderUnterweisung,diederBhagavanmitdenerstenFünfJüngernge‐
gebenhatte,zurückzugreifen;underbeganndahermitdemEhrwürdi‐
genYamakadiesesWechselgespräch: 231
„WiesiehstDudas,BruderYamaka:IstdieFormbeständigoder
abervergänglich?“
„Sieistvergänglich,BruderŚāriputra!“
„Das,wasvergänglichist:Istdasleidhaftoderfreudvoll?“
„Esistleidhaft!“
„Wasnunvergänglichundleidhaft–weilderVeränderungunter‐
230WährendaußerhalbdesOrdenszweifellosdasSchweigenalseinNicht‐Zustimmen
verstandenwordenist,wurd‘esinnerhalbdesOrdensscheinbar fast immeralsein
Nicht‐Ablehnengenommen.
231Ohneeinensolchen–oderanderenbesserenüberleitenden–ZusatzistderÜbergang
allzuabrupt.
113
worfen–ist,machtesfürSolcheseinenSinn,esinderArt:„DiesistMein;
diesbinIch;diesistmeinSelbst!“zuerachten?“
„DasmachtkeinenSinn!“
„ IngleicherWeisekannstDu dieEmpfindung,dieUnterscheidung,
dieGestaltungen,dasBewusstsein untersuchen;unddannwirstdabei
jeweilszumgleichenErgebnisgelangen. IndemDuDirdies, anwelchenEinzelfällenauchimmer,genauund
klar vergegenwärtigst,erkennstDu:„EinejedeForm,obsieeinmalwar
oderjetztistodereinmalseinwird,obsiedieeinesLebewesensoderei‐
nesNicht‐Lebewesensist,obsievongrob stofflich eroderhingegenvon
fein stofflich erArtist,obsievonniedereroderabervonhoherBeschaf‐
fenheitist,obsiesichinderNäheoderinderFernebefindet:sieistnicht
Mein;sieistnichtIch;sieistnichtmeinSelbst!Desgleichensindjede
Empfindung,jedeUnterscheidung,jeglicheGestaltungen,jedesBewusst‐
sein,obdieseinmalwaroderjetztistodereinmalseinwird, ... obsieje‐
weilsvongrob geistig eroderabervonfein geistiger erArtsind,obsie
vonniedererodervonhoherBeschaffenheitsind,obsiesichinderNähe
oderinderFernebefindet:sieallesindnichtMein;sieallesindnichtIch;
sieallesindnichtmeinSelbst!“:AufdieseWeisesolltestDu –insbeson‐
dereDichselberbetreffend– fehlerfreinachdenkenund dasErgebnis
einessolchenNachdenkens,nämlichdieErkenntnis,dannals Wissen
überdieZusammenhängenehmenundbehalten!232
BruderYamaka!IndemeinEdlerHörerdieserDarlegungendasGe‐
hörtedannindieserWeiseuntersucht undschließlichdiesesUntersuch‐
terichtigerkennt ,ziehtersichvonderFormzurück,wieauchvonder
Empfindung,vonderUnterscheidung,vondenGestaltungen,vomBe‐
wusstsein.LöstersolchermaßenseinAnhaften andiesenFünfGrup‐
pen ,sowirderbefreit.DerBefreitewirddanngewahr:„ Dasist dieBe‐
freiung!“;undererkennt:„Versiegt ist dasGeborenwerden,vollendet
derReinheitswandel,erwirktdaszuErwirkende:Nichtmehrist ... die‐
seWelt!“:dasweißernun. WiesiehstDudas,BruderYamaka:ErachtestDueinederFünfGrup‐
penForm–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusstseinals
denTathāgata?“
„Freilichnicht,Bruder!“
232DenfolgendenAbsatzhab‘ichobeningeschweifteKlammerngesetzt.Dennichver‐
mute–weilerinderArgumentationmehrstörendalshelfendwirkt–,dassdieservon
Śāriputragarnichtgeäußertwordenist,sonderndassspätereBerichterdavonausge‐
gangensind,erwäreimVerlaufderÜberlieferungausdemTextgefallen,unddasssie
ihndeshalbgemäßSN22.59hinzugefügthaben.Beweisenoderwenigstensplausibel
begründenkannichdieseVermutungnatürlichnicht.
114
„WiesiehstDudas,BruderYamaka:ErachtestDudenTathāgataals
ineinerderFünfGruppenForm–Empfindung–Unterscheidung–Gestal‐
tungen–Bewusstsein?“
„Freilichnicht,Bruder!“
„WiesiehstDudas,BruderYamaka:ErachtestDudieFünfGruppen
Form–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusstseinzusam‐
menalsdenTathāgata?“
„Freilichnicht,Bruder!“
„WiesiehstDudas,BruderYamaka:ErachtestDujemanden,deroh‐
nedieseFünfGruppenForm–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltun‐
gen–Bewusstseinist,alsdenTathāgata?“
„Freilichnicht,Bruder!“
„SomitkannvonDir,BruderYamaka,derTathāgatanichteinmalbei
Lebzeiten,seinemtatsächlichenBestehengemäß,aufgefunden under‐
mittelt werden;istdannDeineBehauptung:„Soversteh‘ichdievom
BhagavangelehrtenZusammenhänge,nämlich:dasseinBhikṣu,dessen
Getriebenseinzunichtegemacht undbeendet ist,nachdemTodmitdem
AuseinanderbrechendesKörpersvernichtetistundnichtmehrweiter
besteht!“angebracht?“233
„Bisvorhin,BruderŚāriputra,hatt‘ichdiese verkehrte Ansicht.
NachdemichnunaberdieDarlegungdesEhrwürdigenŚāriputraver‐
nommenhabe,hab‘ichsieaufgegeben.Denn ichhabenundenDurch‐
bruchzuderLehreerzielt;ja,ichhabesienundurchdrungen .Dennich
habejetztdieZusammenhängerichtigerfasst!“
„WennDich,BruderYamaka,dannjemandfragenwürde:„Waswird
danneinBhikṣu,dessenGetriebenseinzunichtegemacht undbeendet ist,mitdemAuseinanderbrechendesKörpersnachdemTod?“,waswür‐
destDuaufdieseFrageantworten?“
„Bruder!Sobefragt,würd‘ich nunmehr antworten:„Alles beiihm
inden FünfGruppenForm–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltun‐
gen–Bewusstsein Erfassbare 234istvergänglich;undwasvergänglichist,
dasistbeiihmnungeschwundenundbeendet!“:Sowürd‘ichdannant‐
worten, undnichtanders:nichtweniger,aberauchnichtmehr !“
„Gut,BruderYamaka!Sehrgut!“ ... 235 ... 236
233AuchhierhatmanfeinaufŚāriputra’sFormulierungzuachten;dennersagt„ange‐
bracht“undnicht„wahr“!!!
234OhnediesebeidenZusätzebleibtdieAntwortzunahebeiYājñavalkya‘sSoterioloie.
235InderTextvorlagefolgtnuneinGleichnis,dasdievomYamakanunverstandeneSa‐
cheinkeinerWeiseerhellt;ichlass‘esdaherweg.
236UndunmittelbardarauffolgtinderTextvorlageeineArgumentationgegendenEter‐
nalismus,d.h.:gegendiedamalsgängigenFormenderĀtman‐Lehre.Sieistzweifellos
115
„Ja,BruderŚāriputra:SoverhaltensichdannjeneEhrwürdigen,die‐
segütigenunderbarmenden,dieseErmahnerundBeraterihrerMitbrü‐
der:DennnachdemichnundieseDarlegungderZusammenhängevom
EhrwürdigenŚāriputravernommenhabe,ist durchdiese meinGemüt
anhaftungsfreivomGetriebenseinbefreitworden!“
DiessprachderEhrwürdigeŚāriputra zumEhrwürdigenYamaka .
ErfreutundbeglücktwarderEhrwürdigeYamakaüberdesEhrwürdigen
Śāriputra‘sWorte.
Postskriptum:
GarnichtwenigeSūtras–insbesonderesolchediesesSNIII–sindin
einerArtformuliert,dasseinArhat–undunterdieseninsbesondereein
Buddha–nachdemTodnichtsmehranForm–Empfindung–Unterschei‐
dung–Gestaltungen–Bewusstseinbesitzt.UndsolchenFormulierungen
vertrauend,ergibtsichdannfürdenEdlenJüngernurdieseAlternative:
a Entwederistaußerdiesenvergehenden–undnachdemToddann
bereitsvergangenen–FünfGruppennochetwasNicht‐Vergehendesim
Hintergrund,wasdannjadochwohlnureinĀtmanseinkann; b oder,
wenneseinsolchesnichtgibt–unddiesdürfteYamaka’sAnsichtgewe‐
sensein,mitdenenergegenjeneBhikṣusargumentierthatteundwas
diesezuwiderlegennichtinderLagegewesensind–,eshatsichmitdem
nachdemToderfolgendenAuflösenvonallem,wasesdaanderbetref‐
fendenPersongibt–d.h.:mitdemAuflösenderFünfGruppen–ebentat‐
sächlichallesanihraufgelöst,sodassvonderPersondannebennichts
mehrvorhandenist,unddasheißteben:dasssienichtmehrbesteht.
DiesebeidenAlternativen–diesesichauseinerbestimmtenirrigen
Voraussetzung,dieŚāriputraaufdeckt,ergebendenbeidenAbwegebzw.
Irrwege a und b –werdendannmitAusdrückenwie a‘ „Eternalis‐
mus“und b‘ „Nihilismus“bedacht.
DieseverkehrteVoraussetzungbesagt,dassessichumdieFünf
GruppenselberhandeltundnichtumdieFünfGruppendesAnhaftens.
ZwaristdieUnterredungvondenHörernsoberichtetworden,dass
derEindruckentstehenmuss,derEhrwürdigeYamakahab‘esnichtüber
die1‐teKlassederGeistesschulunghinausgebracht.Aberdennochwerd‘
ichdieVermutungnichtlos,dieserBhikṣuhab‘eswohlbiszur3‐ten
Klassegebracht:ErmusswohlinderPhilosophiedesGeistesunterEin‐
schlussderEpistemologiegeschultgewesensein;undermussŚāripu‐
einespätererfolgteHinzufügung;dennsietrifftdenYamakagarnicht:Dieserhattedoch
denNihilismusvertreten,demzufolgeeinTathāgata–wennbeiihmnachdemTodder
Körperauseinanderbricht–zuNichtswird.
116
tra’s–inMN9wiedergegebene–AufgliederungvonBuddhaŚākyamuni’s
Begriff„Unwissenheit“–sieheSN12.02–inS:„avidyā“ D:„ einsichts‐
mäßige Unwissenheit“ undS:„āsrava“ D:„ handlungsmäßiges Ge‐
triebensein, inseinerGeistesausrichtungvondieserUnwissenheit Be‐
einflusst‐Sein“237 gekannthaben.
DiesevonŚāriputraihmwohlebenfallsentgegengehaltenenStücke
ausderPhilosophiedesGeisteswerdendieHörerkaumverstandenha‐
ben;undsiehabensiedaherweggelassenunddiedadurchentstandenen
LückendurcheinunbeholfenesGleichnissowiedurcheine–denvormali‐
genNihilistenYamakagarnichttreffende–ArgumentationgegendieAn‐
sichtdesEternalismussinnarmaufgefüllt.
SchließlichisthinsichtlichdesnunmehrigenYamaka’sdiesesfestzu‐
halten:DankderUnterweisungenŚāriputra’senthältersichnundes in
theoretischerHinsicht sinnlosenDenkensundSprechensundvermeidet
solchesinnereswieauchäußeresRedenüberUnerfassbares:Erschweigt
nundazu;eristeinSchweigendergeworden,einMuni,einWeiser.
SiehehierzuauchdasfolgendeSūtraSN22.86.
NB:SowirdauchBuddhaŚākyamunistetsmitausgeglichenemGe‐
mütirrigeAnsichtenvonBhikṣuszukorrigierenbestrebtgewesensein,
nichtjedochinderArtvonMN22odergarvonMN38:Zweifellosunbe‐
absichtigtbeschreibendieAutorendieserbeidenSūtrasBuddhaŚākya‐
munialseinenCholeriker.EntstandensinddieseBeschreibungenver‐
mutlichso:InspäterenGenerationensindirgendwelcheÄbte,dieaus
einerderbeidenoberenKastenkamen,BhikṣusausniederenKastenge‐
genübertotalausgeflippt.SolchesDaneben‐Benehmenhabensiedann
späteralsHeiligenZorndeklariert;undumdieszurechtfertigen,haben
siesichdabeiaufBuddhaŚākyamunibezogen,habenihmdasinMN22
undMN38eingangsbeschriebeneVerhaltenunterstellt,undhabendiese
sogeschaffenenSūtrasnochmitMaterialausanderenSūtrasaufgefüllt.
Esmagsein,dassdieinMN22inirgendeinerOrdensniederlassung
öffentlicherfolgteDemütigungdesEhrwürdigenAriṭṭhadurchdendorti‐
genAbt–erfolgtdurchpermanentesWiederholenvon„Ariṭṭha,dervor‐
maligeGeier‐Jäger“bereitszuLebzeitenBuddhaŚākyamuni’serfolgtist;
denngemäßMVXYXscheidetAriṭṭhabaldnachdiesemVorfallausdem
Ordenaus,wasvonBuddhaŚākyamunisehrbedauertwird;demnach
237EigentlichistP:„āsava“bzw.S:„āsrava“
D:„einfließen,Einströmen“ einphiloso‐
phischerFachbegriffausderLehreMahāvīra’s,dortallerdingsatomistischdargelegt.
Siehehierzu:WilhelmK.Essler„BuddhaŚākyamuniI“,Frankfurt/M.2016,in:‹www.w‐
k‐essler.de›.
AllerdingsistdieserAusdruck„āsrava“vonBuddhaŚākyamunigemäßMN2imSinne
seinereigenenLehreneuinterpretiertworden.
117
wardieserAriṭṭhanichteinIrgendjemand,sondernvermutlicheiner
derwenigen,diedasFloß‐Gleichnis–dasinebendiesemMN22überlie‐
fertistunddasansonstenverlorengegangenzuseinscheint–verstan‐
denhatten.
Sūtra22.86:Anurādha
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiVaiṣālīimGroßenWaldinder
Giebelhaus‐Halle.238DamalswohntederEhrwürdigeAnurādhaineiner
Waldhütte,unweitvomAufenthaltsortdesBhagavan’sentfernt.239
AneinemdieserTagebegabensichmehrereŚramaṇasvonanderen
SchulenzumEhrwürdigenAnurādha,tauschtenmitihmfreundlicheund
zuvorkommendeWortederBegrüßungaus,undsetztensichihmzur
Seitehin.
„FreundAnurādha!“,begannensiesodann.„IndemeinTathāgataei‐
nenTathāgatabeschreibt–einhöchstesunderhabenstesLebewesen,ein
imhöchstenZustandWeilender–,240dannerfolgtdies doch durcheinen
dieservierFälle:
⟡„DerTathāgatabestehtnachdemTodweiter“;
⟡„DerTathāgatabestehtnachdemTodnichtweiter“;
⟡„DerTathāgatabestehtnachdemTodweiterundnichtweiter“;
⟡„DerTathāgatabestehtnachdemTodwederweiternochnichtwei‐
ter“.241
238Diesmussaus–vonmirnichtzuerratenden–GründeneinsehrwichtigesHausgewe‐
sensein;deninFeldernundWäldernwurdensonsteigentlichnurNicht‐Giebelhäuser
gebaut,d.h.:kleineEin‐Zimmer‐HäusermiteinemschrägenFlachdach,wiemandiesin
Spaniennochanden–imVerschwindenbegriffenen–HäusernfürdieCampesinosse‐
henkann.
239DiesscheinteinvonAnurādhahäufigbenützterAufenthaltsortgewesenzusein.Ver‐
mutlichhatersichvondiesemausdemBuddhaŚākyamuniaufdessen–letzter–Wan‐
derungRichtungKapilavastuangeschlossen.
240DieBezeichnungS:„tathāgata“wardemnachbereitsGenerationenvorBuddhaŚā‐
kyamunibeidendiversenphilosophischenSchulengebräuchlich;dennsonsthättesie
zurZeitseinerLehrtätigkeitnichteinesolcheweitverbreiteteVerwendunggehabt.
241WannunddurchwendieseVierfach‐Unterscheidungerstelltwordenist,wirdwohl
nichtmehrzuermittelnsein.IndenbuddhistischenSūtraswerdensieausschließlich
hinsichtlicheinesTathāgataszitiert,wenngleichnichtakzeptiert.
DiedritteAlternativebeziehtsichvermutlichdarauf,dassderAusdruck„bestehen“in
mehrfachemWortgebrauchvorkommt,wobeiernachdemeinenaufeinenTathāgata
zutrifft,nachdemanderenjedochnicht,vergleichbarmitderalltäglichenVerwendung
desAusdrucks„Tod“unddessenphilosophischerVerwendungdurchBuddhaŚākyamu‐
118
„IndemeinTathāgata“,erwiderteihnendaderEhrwürdigeAnurā‐
dha,„einenTathāgatabeschreibt–einhöchstesunderhabenstesLebe‐
wesen,einimhöchstenZustandWeilender–,dannerfolgtdiesaußerhalb
dieservierFälle:
⟡„DerTathāgatabestehtnachdemTodweiter“;
⟡„DerTathāgatabestehtnachdemTodnichtweiter“;
⟡„DerTathāgatabestehtnachdemTodweiterundnichtweiter“;
⟡„DerTathāgatabestehtnachdemTodwederweiternochnicht
weiter“.
AufdieseshinsprachendieseŚramaṇaslautundvernehmlichzu
einander:„DieswirdwohleinNeulingunterdenBhikṣussein,oderaber
einungebildeterÄlterer!“;undnachdemsiedenEhrwürdigenAnurādha
mitsolchenWortenherabgesetzthatten,standensieaufundentfernten
sich.
DerEhrwürdigeAnurādhaaberüberlegtesichnun:„Wennich ir‐
gendwannwiedereinmal vonsolchenŚramaṇassobefragtwerde,mit
welcherErklärungwerd‘ichdannihnengegenüberwohldemWortdes
Bhagavan’sgemäßzusprechenhaben,ohnediesesverkehrtwiederzuge‐
ben?Wiewürd‘ich’sseinerLehregemäßintadelsfreierWeisedarzule‐
gen?“
DaraufhinbegabsichderEhrwürdigeAnurādhazumBhagavan,
begrüßteihnehrerbietig,setztesichihmzurSeitehin,undberichtete
ihmwortgetreuvonalledem,wassichsoebeninseinernahegelegenen
Waldhütteereignethatte. NachdemderBhagavantiefLuftgeholthatte,
unterwieserdenEhrwürdigenAnurādhamitdenWorten: 242
„WiesiehstDudas,Anurādha:IstdieFormbeständigoderaberver‐
gänglich?“
„Sieistvergänglich,Herr!“
„Das,wasvergänglichist:Istdasleidhaftoderfreudvoll?“
„Esistleidhaft!“
„Wasnunvergänglichundleidhaft–weilderVeränderungunter‐
worfen–ist,machtesfürSolcheseinenSinn,esinderArt:„DiesistMein;
diesbinIch;diesistmeinSelbst!“zuerachten?“
ni,gemäß:„nichtimTodlosenweilend“.
DievierteAlternativekönntesichvielleichtaufdenFallbeziehen,dassdasPaar‹„be‐
stehen“,„nicht‐bestehen“›nurfürgewöhnliche unvollendete Lebewesenvollständig
bestimmtundeinevollständigeDisjunktionist,nichtjedochfürvollendeteLebewesen,
genauergesagt:fürbestimmbareLebewesen,diedashöchsteZielderVollendunger‐
langthaben.
242Esfolgtnuneinesinngetreue–undauchnahezuwortgetreue–Wiedeholungder
ArgumentationŚāriputra’sgemäßSN22.85.
119
„DasmachtkeinenSinn!“
„ IngleicherWeisekannstdu dieEmpfindung,dieUnterscheidung,
dieGestaltungen,dasBewusstsein untersuchen;unddannwirstduda‐
beijeweilszumgleichenErgebnisgelangen. Indemdudirdies, anwelchenEinzelfällenauchimmer,genauund
klar vergegenwärtigst,erkennstdu:„EinejedeForm,obsieeinmalwar
oderjetztistodereinmalseinwird,obsiedieeinesLebewesensoderei‐
nesNicht‐Lebewesensist,obsievongrob stofflich eroderhingegenvon
fein stofflich erArtist,obsievonniedereroderabervonhoherBeschaf‐
fenheitist,obsiesichinderNäheoderinderFernebefindet:sieistnicht
Mein;sieistnichtIch;sieistnichtmeinSelbst!Desgleichensindjede
Empfindung,jedeUnterscheidung,jeglicheGestaltungen,jedesBewusst‐
sein,obdieseinmalwaroderjetztistodereinmalseinwird, ... obsieje‐
weilsvongrob geistig eroderabervonfein geistiger erArtsind,obsie
vonniedererodervonhoherBeschaffenheitsind,obsiesichinderNähe
oderinderFernebefinden:sieallesindnichtMein;sieallesindnichtIch;
sieallesindnichtmeinSelbst!“:AufdieseWeisesollstdu –insbesondere
sichselberbetreffend– fehlerfreinach‐denkenund dasErgebniseines
solchenNachdenkens,nämlichdieEr‐kenntnis,dannals Wissenüber
dieZusammenhängenehmenundbehal‐ten!
Anurādha!IndemeinEdlerHörerdieserDarlegungendasGehörte
dannindieserWeiseuntersucht undschließlichdiesesUntersuchte
richtigerkennt ,ziehtersichvonderFormzurück,wieauchvonder
Empfindung,vonderUnterscheidung,vondenGestaltungen,vomBe‐
wusstsein.LöstersolchermaßenseinAnhaften andiesenFünfGrup‐
pen ,sowirderbefreit.DerBefreitewirddanngewahr:„ Dasist dieBe‐
freiung!“;undererkennt:„Versiegt ist dasGeborenwerden,vollendet
derReinheitswandel,erwirktdaszuErwirkende:Nichtmehrist ... die‐
seWelt!“:dasweißernun. WiesiehstDudas,Anurādha:ErachtestDueinederFünfGruppen
Form–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusstseinalsden
Tathāgata?“
„Freilichnicht,Herr!“
„WiesiehstDudas,Anurādha:ErachtestDudenTathāgataalsin
einerderFünfGruppenForm–Empfindung–Unterscheidung–Gestal‐
tungen–Bewusstsein?“
„Freilichnicht,Herr!“
„WiesiehstDudas,Anurādha:ErachtestDudieFünfGruppenForm–
Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusstseinzusammenals
denTathāgata?“
„Freilichnicht,Herr!“
120
„WiesiehstDudas,Anurādha:ErachtestDujemanden,derohnedie‐
seFünfGruppenForm–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–Be‐
wusstseinist,alsdenTathāgata?“
„Freilichnicht,Herr!“
„Somitkannvondir,Anurādha,derTathāgatanichteinmalbeiLeb‐
zeiten,seinemtatsächlichenBestehengemäß,aufgefunden undermit‐
telt werden;istdannDeineBehauptung:„IndemeinTathāgataeinenTa‐
thāgatabeschreibt–einhöchstesunderhabenstesLebewesen,einim
höchstenZustandWeilender–,dannerfolgtdiesaußerhalbdieservier
Fälle:„DerTathāgatabestehtnachdemTodweiter“;„DerTathāgatabe‐
stehtnachdemTodnichtweiter“;„DerTathāgatabestehtnachdemTod
weiterundnichtweiter“;„DerTathāgatabestehtnachdemTodweder
weiternochnichtweiter“angebracht?“
„Freilichnicht,Herr!“
„Gut,Anurādha,sehrgut!Denndiesnurlehr‘ich,früherwieheute:
dasErleidenunddesErleidensBeendigung!“243
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarderEhrwür‐
digeAnurādhadesBhagavan‘sWorte. Postskriptum:
DiesesAbschlusswortBuddhaŚākyamuni’ssollt‘aufgarkeinenFall
imbanalenVerständnisaufgefasstwerden.Vielmehrstecktdarinm.E.
auchdieses:DerBuddhableibtstetsaufdemBodenderTatsachenund
schwebtnichtindenWolkenvonBloß‐Erdachtem;eristundbleibtein
EmpirikerundwirdnirgendwozueinemMetaphýsiker.
Ichwilldiessoformulieren:
„Wasmannichtsprechenkann,daskannmanauchnichtdenken;und
das,wasmannichtdenkenkann,dannzumGegenstanddesDenkensund
desSprechenszumachen,daserbringtnichtsalsSinnloses!“
Sūtra22.87:Vakkali
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiRājagṛhaimBambus‐Hainam
Buntvogel‐Heiligtum.ZudieserZeitbefandsichderEhrwürdigeVakkali
–krankundschwerleidend244–imHauseinesTöpfers inderStadt .
PostskriptumBemerkte.
243ZudieserunscheinbarenWendungsiehedasim
244HierwirdderAusdruck„leiden“natürlichimalltäglichenSinnverwendet,undnicht
imphilosophisch‐soteriologischenSinnderLehre,undauchnichtimmedizinischen
121
AneinemdieserTagewandtesichderEhrwürdigeVakkalizuden
ihmhelfendenBhikṣus:„Brüder!BegebtEuchzumBhagavan,bringtihm
–EuerHauptzuseinenFüßen–inmeinemNamenVerehrungdar,undbe‐
richtetihm:„DerBhikṣuVakkaliistkrankundschwerleidend.Mitsei‐
nemHauptzuFüßendesBhagavan’sbringterdemBhagavanVerehrung
dar!“;undbittetihnsodann:„Herr!Gutwär‘es,wennderBhagavanden
BhikṣuVakkaliaufsuchenwürde,bewogendurchErbarmen!“
„Ja,Bruder!“,versprachendieseihm.Siebegabensichumgehend
zumBhagavan,begrüßtenihnehrerbietig,setztensichihmzurSeitehin,
undtrugenihmdasihnenvomEhrwürdigenVakkaliAufgetragenevor.
DaraufhinnahmderBhagavanMantelundAlmosenschaleundbe‐
gabsichzumEhrwürdigenVakkali.
AlsdieserdenBhagavan ... 245herankommensah,richteteersichin
seinemBettauf.AberderBhagavanberuhigteihn:„Lassesgutsein,Vak‐
kali,undrichtedichnichtauf!DaisteinvorbereiteterSitz;undaufdie‐
senwillichmichniederlassen!“;undersetztesichaufdiesenSitz.246
„Gehtesdirerträglich,Vakkali?“,fragteerihnsodann.„Gehtesdir
halbwegs zufriedenstellend?NehmendieSchmerzennichtzu,sondern
ab?“
„Nein,Herr!“, brachtedieserhervor .„Mirgehtesnichtzufrieden‐
stellenundnichterträglich:DieSchmerzennehmennichtab,sondern
zu!“
„Vakkali!Ichdarfdochhoffen,dassdichnichtirgendeinBedauern
oderirgendeineReueplagt?!“
„Doch,Herr!MichplagenBedauernundReue!“
„Aberzumindest,Vakkali,darfichhoffen,dassdudirnichthinsicht‐
lichderTugendVorwürfezumachenhast?!“
„Nein,Herr!Diesbezüglichbrauch‘ichmirkeinerleiVorwürfezuma‐
chen!“
Sinn:EsgibtdiePhantom‐Leiden,denenindenbetreffendenOrganennichtsKrankhaf‐
tesentspricht;undesgibtErkrankungenindenOrganen,diesichnochnichtalsLeiden
bemerkbargemachthaben,etwa,wennderArztmirnacheinereingehendenUntersu‐
chungberichtet:„SieleidenaneinemLeber‐Karzinom!“,undichihmentgegne:„Aber
ichleidedochgarnicht:Nichts–aberauchgarnichts–tutmirweh!“
245WiesodieSūtrasansolchenStellenjedesmalsinnarmeinfügen:„vonweitem“,dasist
fürmichnichtzuermitteln.ImvorliegendenFallkann„vonweitem“nursovielheißen
wie:„durchdiegeöffneteTürindasKämmerchendes–indenengenundwinkligenGas‐
senderStadtgelegenen–Töpfer‐Hausgekommenen“.
246HöchstwahrscheinlichbesaßjenerTöpferalsSitzwedereinenStuhlnochauchnur
einenHockerodergareinSitzkissen;eswirdsichdemnachumeinenHolzklotzgehan‐
delthaben.Undmit„Bett“istsicherlicheineLagerstätteausFellengemeint,keinesfalls
jedocheinhohesBett,d.h.:einesmitvierFüßen.
122
„AberVakkali!WarumplagenDichdannBedauernundReue?“
„Herr!Seitlangemschonhatt‘ichdendringendenWunsch,denBha‐
gavan wieder zusehen;dochichhattenieüberdiehierzubenötigten
Kräfteverfügt.“
„Lassesgutsein,Vakkali!WassolldirderAnblickdiesesdemVer‐
faulenunterworfenenLeibesbieten?!WerdieLehre vondenZusam‐
menhängenunterdenGegebenheiten sieht,dersiehtmich;undwer
mich inrechterWeise sieht,dersiehtebendieseLehre! Willstdumich
sehen,dannwirfdahereinenBlickaufdieLehrevondenZusammenhän‐
genunterdenGegebenheiten,aufdiedirjadochbekannteLehre,diedu
sozuerfassenhast: IstdieFormbeständigoderabervergänglich?“
„Sieistvergänglich,Herr!“
„Das,wasvergänglichist:Istdasleidhaftoderfreudvoll?“
„Esistleidhaft!“
„Wasnunvergänglichundleidhaft–weilderVeränderungunter‐
worfen–ist,machtesfürsolcheseinenSinn,esinderArt:„DiesistMein;
diesbinIch;diesistmeinSelbst!“zuerachten?“
„DasmachtkeinenSinn!“
„ IngleicherWeisekannstdu dieEmpfindung,dieUnterscheidung,
dieGestaltungen,dasBewusstsein untersuchen;unddannwirstduda‐
beijeweilszumgleichenErgebnisgelangen. Indemdudirdies, anwelchenEinzelfällenauchimmer,genauund
klar vergegenwärtigst,erkennstdu:„EinejedeForm vonmir ,obsie
einmalwaroderjetztistodereinmalseinwird, ... ,obdiesevongrob‐
stofflich eroderhingegenvonfein stofflich erArtist,obsievonniede‐
reroderabervonhoherBeschaffenheitist, ... :sieistnichtMein;sieist
nichtIch;sieistnichtmeinSelbst!DesgleichensindjedeEmpfindung,
jedeUnterscheidung,jeglicheGestaltungen,jedesBewusstsein vonmir ,
obdieseseinmalwaroderjetztistodereinmalseinwird, ... ,obsieje‐
weilsvongrob geistig eroderabervonfein geistiger erArtsind,obsie
vonniedererodervonhoherBeschaffenheitsind, ... :sieallesindnicht
Mein;sieallesindnichtIch;sieallesindnichtmeinSelbst!“:Aufdiese
Weisesollstdu –insbesonderedichselberbetreffend– fehlerfreinach‐
denkenund dasErgebniseinessolchenNachdenkens,nämlichdieEr‐
kenntnis,dannals WissenüberdieZusammenhängenehmenundbe‐
halten!
Vakkali!IndemeinEdlerHörerdieserDarlegungendasGehörte
dannindieserWeiseuntersucht undschließlichdiesesUntersuchte
richtigerkennt ,ziehtersichvonderFormzurück,wieauchvonder
Empfindung,vonderUnterscheidung,vondenGestaltungen,vomBe‐
123
wusstsein.LöstersolchermaßenseinAnhaften andiesenFünfGrup‐
pen ,sowirderbefreit.DerBefreitewirddanngewahr:„ Dasist dieBe‐
freiung!“;undererkennt:„Versiegt ist dasGeborenwerden,vollendet
derReinheitswandel,erwirktdaszuErwirkende:Nichtmehrist ... die‐
seWelt!“:dasweißernun.“
NachdemderBhagavandemEhrwürdigenVakkali dieZusammen‐
hängeunterdenGegebenheitensodargelegt hatte,erhobersichund
begabsichaufdenWegzumGeierspitz‐Berg.247
Undgleich,nachdemderBhagavansichfortbegebenhatte,batder
EhrwürdigeVakkalidieihmhelfendenBhikṣus:„Brüder!Hebtmichauf
eine Bahre undtragtmichzumSchwarzenFelsamAbhangdesSeher‐
Bergs!Dennwiedürftedennjemandwieich, derimVertrauenaufden
BhagavanausdemHauslebenindieHauslosigkeitgezogenist ,nun aus‐
gerechnet ineinemHaussterben?!“
„Ja,Bruder!“,antwortetendieseihm.Siehobenihnsodannaufeine
Bahre ;undsietrugenihnaufdieserzumSchwarzenFelsamAbhang
desSeher‐Bergs.
DerBhagavanverbrachtedenRestdesTagesunddieganzedarauf
folgendeNachtaufjenemGeierspitz‐Berg. IndiesersternklarenNacht
gingzufortgeschrittenerZeitderzunehmendeMondaufund 248erhellte
mitseinemLichtdenganzenGeierspitz‐Berg.Undda wurdeimklar:
„DerBhikṣuVakkalistrebtnachBefreiung!“,wieauch:„Gewisswirderin
vollständigerBefreiungbefreitwerden!“ ... NachAblaufdieserNacht begabersichzueinerinderNäheweilen‐
den GruppevonBhikṣusundsprachzuihnen:„IhrBhikṣus!Begebteuch
zumBhikṣuVakkaliundberichtetihmdieses:„IndieserNacht istdem
Bhagavandiesesklargeworden ... :„DerBhikṣuVakkalistrebtnach
Befreiung!“,wieauch:„GewisswirderinvollständigerBefreiungbefreit
werden!“.DahersprichtderBhagavandieszudir:„Fürchtedichnicht,
Vakkali;seizuversichtlich!DenngutwirddeinSterbensein,gutdeinDa‐
hinscheiden!“!“
„Ja,Herr!“,antwortetenihmdiese;undsiebegabensichzumEhr‐
würdigenVakkaliundberichtetenihm:„Höre,BruderVakkali,dasWort
desBhagavan’s ... !“
Undnochbevorsieweiterredenkonnten,bat derEhrwürdige
VakkalidieihmhelfendenBhikṣus:„Kommt,Brüder!Hebtmichvonder
besserenLeutesicherlichweit‐
läufigumgangenhaben.
248UmdieWürdedieses–vondaabvonMirakel‐Berichtendurchsetzten–Sūtraswieder
herzustellen,ersetz‘ichvonjetztabobenallesMirakulösedurch potentiell Reales.
247Diesen–vonGeiernbevölkerten–Ortwerdendie
124
Bahre !DennwiedürftejemandwieichdieBotschaftdesBhagavan’s
... liegendentgegennehmen?!“
„Ja,Bruder!“;undsiehobenihnvonder Bahre hoch.
„ VomBhagavan,BruderVakkali,habenwirDirdieseBotschaftzu
berichten: ... „IndieserNacht istdemBhagavandiesesklargeworden ... :„DerBhikṣuVakkalistrebtnachBefreiung!“,wieauch:„Gewisswird
erinvollständigerBefreiungbefreitwerden!“.DahersprichtderBhaga‐
vandieszudir:„Fürchtedichnicht,Vakkali;seizuversichtlich!Denngut
wirddeinSterbensein,gutdeinDahinscheiden!“!“
„Sobringtalso,Brüder,“ antworteteihnenderEhrwürdigeVakkali ,
inmeinemNamendemBhagavanVerehrungdar,dasHauptzuseinen
Füßen,undsprechtsodannzuihm:„DerBhikṣuVakkali,Herr,istkrank
undschwerleidend.MitseinemHauptzuFüßendesBhagavan’sbringter
demBhagavanVerehrungdar!“; undberichtetihndann,dassderBhik‐
ṣuVakkalisichdiesesWissenfestzuEigengemachthat:„„Vergänglich
sind dieGruppen Form–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–
Bewusstsein“:daranzweifleichnicht,Herr!„Wasvergänglichist,dasist
leidhaft, dasisteinErleiden “:darüberbinichmirnichtimUngewissen,
Herr!„Nachdem,wasvergänglich–leidhaft–veränderlichist,trag‘ichin
mirkeinWünschen,keinVerlangen,keineLust“:darüberbinichmir
nichtimUngewissen,Herr!“
„Ja,Bruder!“,versprachendiesedemEhrwürdigenVakkali;undsie
begabensichzurückzumBhagavanundberichtetenihmWortfürWort,
wasderEhrwürdigeVakkaliihnenzuBerichtenaufgetragenhatte.
Aberkurz,nachdemsichdieseBhikṣusvonihmverabschiedethat‐
ten,griffderEhrwürdigeVakkalizumSchwert.249
Die–balddanachzurückgekehrten–HelferdesEhrwürdigenVak‐
kaliberichtetendemBhagavanumgehenddavon,wassichdazugetragen
hatte. DawandtesichdieserandiebeiihmweilendenBhikṣusmitden
Worten:„Kommt,Bhikṣus!ZumSchwarzenFelsamAbhangdesSeher‐
Bergswollenwirgehen,dorthin,woVakkali,derEdleSohn,250zum
249ObersichdamitindenHalsoderindieBrustoderindenBauchgestochenhat,das
bleibtungesagt.MöglichistjedesvondenDreien;aber:
IchzweifleanderHypothesederKommentatoren,erhabesichdieHalsschlagader
aufgeritzt;denndanntrittderTodzuraschein,ohnedassihmdieZeitbliebe,sichdie
LehredesBuddhasnochmalsfesteinzuprägen.AusdemgleichenGrundhab‘ichZwei‐
feldaran,erkönntesichinsHerzgestochenhaben.UnddieSchmerzen,dieihmder
StichindenBauchbereitethabenwerden,dürftenwohlkaumgrößergewesenseinals
dieSchmerzen,dieerinderBauchgegend–wieichdiesvermute:aufgrundeinesKarzi‐
noms–ohnehinschondurchzustehenhatte.
250BuddhaŚākyamuninimmtihnnunalsSohnseinesGeistesan!!!
125
Schwertgegriffenhat!“
„Ja,Herr!“,antwortetenihmdiese.
UndsodannbegabsichderBhagavanmitdenBhikṣuszumSchwar‐
zenFelsamAbhangdesSeher‐Bergs.Dortangekommen,saherihnauf
der Bahre liegen;erlagdamit nachderrechtenSeite gewendeten
Schultern.251 ... 252
UndnacheinerWeiledesBetrachtenserklärtederBhagavanden
ihnbegleitendenBhikṣus :„MiteinemBewusstsein,dassichaufnichts
mehr stützt,253istVakkali,derEdleSohn,erloschen, istinihmalles
FeuervonGier–Hass–Verblendungerloschen !“
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarendieBhikṣus
überdessenWorte. Postskriptum:
BuddhaŚākyamuniwardemnachebenkeinPrinzipienreiter.Denn
eigentlichhaterjeglichesSuizidalsverkehrtesHandelnbeurteilt:dies
jedochnichtausgrundsätzlichenErwägungenheraus,sondernweilein
soerfolgtesvorzeitigesAblebendenTäterdieMöglichkeitnimmt,sich
nochindiesemLebensozuvervollkommnen,dasserineinemderdarauf
folgendenLebenhoheundhöchsteZielederVervollkommnungerreich‐
enkann.
SiehehierzuauchMN144.
Sūtra22.88:Aśvajit
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiRājagṛhaimBambus‐Hainam
Buntvogel‐Heiligtum.ZudieserZeitbefandsichderEhrwürdige
251DastraditionelleLiegenaufderrechtenSeite–dieLöwen‐Haltung–haternichtmehr
vollständigeinnehmenkönnen,wohlwegenderHeftigkeitseinerSchmerzenimLeib.
252Ichlass‘obeneinenalbernenEinschubweg,desInhalts:EinRauchgebildehabesich
andiesemAbhangständiginalleRichtungenhinundherbewegt;undBuddhaŚākya‐
munihabedenBhikṣuserklärt:„DasistMāra,derÜbeltäter!DiesersuchtnachdemBe‐
wusstseinVakkali’s,desEdlenSohns, dabeistetsdenkend :„WohatdasBewusstsein
Vakkali’s,desEdlenSohns,eineStützegefunden?“!“
253EineStützedesBewusstseins:dasisteinalsso‐seiendaufgefassterGegenstanddes
Bewusstseins;undaufdiesenkannsichdasBewusstseinstützen:eben,weiles angeb‐
lich aussichherausbesteht.DasSich‐Stützenaufetwasbestehtdemnachausdem
DürstennachdemSeindesGegenstandsdesBewusstseins;unddasAnhaftendaranent‐
steht–gemäßder12‐er‐KettedesBestehensausVorherigem–inBewusstseins‐Augen‐
blicknachdemEntstehendesBewusstseins
126
Aśvajit254–krankundschwerleidend–imKassapaka‐Kloster.255
AneinemdieserTagewandtesichderEhrwürdigeAśvajitzuden
ihmhelfendenBhikṣus:„Brüder!BegebtEuchzumBhagavan,bringtihm
–EuerHauptzuseinenFüßen–inmeinemNamenVerehrungdar,undbe‐
richtetihm:„DerBhikṣuAśvajitistkrankundschwerleidend.Mitsei‐
nemHauptzuFüßendesBhagavan’sbringterdemBhagavanVerehrung
dar!“;undbittetihnsodann:„Herr!Gutwär‘es,wennderBhagavanden
BhikṣuAśvajitaufsuchenwürde,bewogendurchErbarmen!“
„Ja,Bruder!“,versprachendieseihm.Siebegabensichumgehend
zumBhagavan,begrüßtenihnehrerbietig,setztensichihmzurSeitehin,
undtrugenihmdasIhnenvomEhrwürdigenAśvajitAufgetragenevor.
DaraufhinnahmderBhagavanMantelundAlmosenschaleundbe‐
gabsichzumEhrwürdigenAśvajit.
AlsdieserdenBhagavan ... herankommensah,richteteersichin
seinemBettauf.AberderBhagavanberuhigteihn:„Lassesgutsein,Aś‐
vajit,undrichtedichnichtauf!DaisteinvorbereiteterSitz;undaufdie‐
senwillichmichniederlassen!“;undersetztesichaufdiesenSitz.256
„Gehtesdirerträglich,Aśvajit?“,fragteerihnsodann.„Gehtesdir
halbwegs zufriedenstellend?NehmendieSchmerzennichtzu,sondern
ab?“
„Nein,Herr!“, brachtedieserhervor .„Mirgehtesnichtzufrieden‐
stellenundnichterträglich:DieSchmerzennehmennichtab,sondern
zu!“
„Aśvajit!Ichdarfdochhoffen,dassdichnichtirgendeinBedauern
oderirgendeineReueplagt?!“
„Doch,Herr!MichplagenBedauernundReue!“
„Aberzumindest,Aśvajit,darfichhoffen,dassdudirnichthinsicht‐
lichderTugendVorwürfezumachenhast?!“
254Zwarbinichmirkeinesfallssicher,dassessichbeiihmumjenemvondenersten
FünfJüngerngehandelthat,derŚāriputra–undmitihmMaudgalyāyana–demOrden
zugeführthatte;aberichvermutedies.
255DernachfolgendeAnfangsteildiesesSūtrasentsprichtnahezuwortwörtlichdemdes
vorherigenSN22.87.
NB:Esistzwarkeinesfallssicher,aberdennochnichtunwahrscheinlich,dassessich
beidiesemAśvajitumebenjenemBhikṣuvondenerstenFünfJüngernhandelt,derdas
FreundespaarŚāriputraundMaudgalyāyanademOrdenzugeführthatte.SieheMVXYX.
NB:SolcheBegebenheitenwerdensichbestimmtmehrfachereignethaben.
256HöchstwahrscheinlichbesaßjenerTöpferalsSitzwedereinenStuhlnochauchnur
einenHockerodergareinSitzkissen;eswirdsichdemnachumeinenHolzklotzgehan‐
delthaben.
Undmit„Bett“istsicherlicheineLagerstätteausFellengemeint,keinesfallsjedoch
einhohesBett,d.h.:einesmitvierFüßen.
127
„Nein,Herr!Diesbezüglichbrauch‘ichmirkeinerleiVorwürfezuma‐
chen!“
„AberAśvajit!WarumplagenDichdannBedauernundReue?“
„Herr!Früherhab‘ich beiErkrankungendurchEinwirkenaufmei‐
nekörperlichenEnergien 257dieseruhigwerdenlassen;abereinesolche
Sammlung desGeistesaufdiekörperlichenEnergienerreich‘ichjetzt
nichtmehr.Undichfragemichdeswegen:„Sollt‘ich somitinBezugauf
dieSammlungdesGeistes einenRückschrittgemachthaben?“!“
„Aśvajit!JeneŚramaṇasundBrāhmaṇas,denendieSammlungder
Kern ihrerLehre –unddamitdasZiel ihresHeilsweges –ist,258diese
denken dann :„Solltenwir somitinBezugaufdieSammlungdesGeis‐
tes einenRückschrittgemachthaben?“
Aber,Aśvajit,erinneredichdochandieZusammenhänge,wieich
sieeuchoftundoftdargelegtehabe: IstdieFormbeständigoderabervergänglich?“!“
„Sieistvergänglich,Herr!“
„Das,wasvergänglichist:Istdasleidhaftoderfreudvoll?“
„Esistleidhaft!“
„Wasnunvergänglichundleidhaft–weilderVeränderungunter‐
worfen–ist,machtesfürSolcheseinenSinn,esinderArt:„DiesistMein;
diesbinIch;diesistmeinSelbst!“zuerachten?“
„DasmachtkeinenSinn!“
„ IngleicherWeisekannstdu dieEmpfindung,dieUnterscheidung,
dieGestaltungen,dasBewusstsein untersuchen;unddannwirstduda‐
beijeweilszumgleichenErgebnisgelangen. Indemdudirdies, anwelchenEinzelfällenauchimmer,genauund
klar vergegenwärtigst,erkennstdu:„EinejedeForm vonmir ,obsie
einmalwaroderjetztistodereinmalseinwird, ... ,obsievongrob‐
stofflich eroderhingegenvonfein stofflich erArtist,obsievonniede‐
reroderabervonhoherBeschaffenheitist, ... :sieistnichtMein;sieist
nichtIch;sieistnichtmeinSelbst!DesgleichensindjedeEmpfindung,
jedeUnterscheidung,jeglicheGestaltungen,jedesBewusstsein vom
mir ,obdieseinmalwaroderjetztistodereinmalseinwird,obsieje‐
weilsvongrob geistig eroderabervonfein geistiger erArtsind,obsie
257SiehedashierzuimPostskriptumbemerkte.
258DiemitdenAchtsamkeitsübungenzugewinnendeKonzentration–dieseSammlung
desGeistesaufeinenzuvorgewähltenheilsamenGegenstanddesBewusstseins–istle‐
diglicheinMittelzumErreichendesZielsderBefreiungvomGetriebensein durchUn‐
wissenheitwieauchvondieserUnwissenheitselber ,nichthingegendasZieldesvon
BuddhaŚākyamunigelehrtenHeilsweges.
Zudiesemsieheu.a.DN33 Zehner‐Gruppe 6 .
128
vonniedererodervonhoherBeschaffenheitsind, ... :sieallesindnicht
Mein;sieallesindnichtIch;sieallesindnichtmeinSelbst!“:Aufdiese
Weisesollstdu –insbesonderesichselberbetreffend– fehlerfreinach‐
denkenund dasErgebniseinessolchenNachdenkens,nämlichdieEr‐
kenntnis,dannals WissenüberdieZusammenhängenehmenundbe‐
halten!
Aśvajit!IndemeinEdlerHörerdieserDarlegungendasGehörte
dannindieserWeiseuntersucht undschließlichdiesesUntersuchte
richtigerkennt ,ziehtersichvonderFormzurück,wieauchvonder
Empfindung,vonderUnterscheidung,vondenGestaltungen,vomBe‐
wusstsein.LöstersolchermaßenseinAnhaften andiesenFünfGrup‐
pen ,sowirderbefreit.DerBefreitewirddanngewahr:„ Dasist die
Befreiung!“;undererkennt:„Versiegt ist dasGeborenwerden,voll‐
endetderReinheitswandel,erwirktdaszuErwirkende:Nichtmehrist
... dieseWelt!“:dasweißernun. UndmitdiesemWissen,Aśvajit,erreichterdaherdieseGrundhal‐
tungseinesGeistes: WennerFreudigesempfindet,dannweißer:„Vergänglichistes!“;
underweißdabei:„Daranist keinDürstenunddamitauch keinAnhaf‐
tengegeben!“;unddeswegenweißerauch:„Diesesfesselt mich nicht!“
WennerUnerheblichesempfindet,dannweißer:„Vergänglichist
es!“;underweißdabei:„Daranist keinDürstenunddamitauch kein
Anhaftengegeben!“;unddeswegenweißerauch:„Diesesfesselt mich nicht!“
WennerLeidigesempfindet,dannweißer:„Vergänglichistes!“;und
erweißdabei:„Daranist keinDürstenunddamitauch keinAnhaften259
gegeben!“;unddeswegenweißerauch:„Diesesfesselt mich nicht!“
Aśvajit!WennerKörpergefährendesempfindet,dannweißer:„Kör‐
pergefährdendesempfind‘ich!“;undwennerLebensgefährdendesemp‐
findet,dannweißer:„Lebensgefährdendesempfind‘ich!“. Underweiß
dabeistets: „Mitdem–nachdemLebensendeerfolgenden–Zerfallendes
KörperswirdallesEmpfunden, nachdemnichtgedürstetwordenist
und andemnichtangehaftetwordenist,verglühen!“:dasweißer!“
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarderEhrwürdi‐
geAśvajit!überdesBhagavan‘sWorte. 259DasDürstennacheinerLeidhaftenEmpfindungbestehtdarin,sienichtalsetwas
bloßSo‐Empfundenes,sondernalsetwasSo‐Seiendeszuerachten.HingegenistdasAn‐
haftendannnatürlichnichteinAnhaftenandemschmerzhaftenZustand,sondernan
denvormaligenschmerzfreienZustand.
129
Postskriptum:
Fürmichstehtesfest,dassessichbeiAśvajit’s–nunmehrvergebli‐
chen–BemühungenumerstetantrischeVorgehensweisenhandelt,und
dassBuddhaŚākyamunisowie–beispielsweiseundvorallem–auch
MaudgalyāyanaüberdiedamaligentantrischenKenntnisseverfügt
haben.DienachfolgendenGenerationenderHörerjedochhabendarüber
nichtmehrverfügt,undmehrnoch:siehattenselbstvonderExistenz
dieserKenntnissekeineKenntnissemehr;daherhabendieKommenta‐
torendieserGenerationendannherumgerätselt,worumessichdabei
wohlhandelnkönnte;undsichhabensichdannmehrheitlichaufdie4‐te
VertiefungdesGeistesgeeinigt.Diesejedocherbringtnureintemporäres
Nicht‐WahrnehmendesSchmerzenhervor,nichthingegeneinBeruhigen
derErkrankungundmitdemberuhigenderkörperlichenEnergieneine
HeilungderKrankheit.
Unverkennbarwird–trotzmeinerHinzufügungen,dasDürstennach
demSeindesEmpfundenenbetreffend–nichteinmalinAndeutungenauf
die12‐er‐KettedesEntstehensdurchVorherigesBezuggenommen.
Sūtra22.89:Khemaka
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweilteeineGruppevonBhikṣus–allesamtOrdens‐Äl‐
tere–beiKosambīimGhosita‐Kloster.ZudieserZeitbefandsichderEhr‐
würdigeKhemaka–krankundschwerleidend–imBadarika‐Kloster.
AneinemdieserTage–alssichjeneOrden‐Älterenam frühen AbendausderZurückgezogenheiterhobenhatten,wandtensiesichan
denEhrwürdigenDāsakamitdenWorten:„BruderDāsaka!BegibDich
zumBhikṣuKhemakaundsprichsozuihm:„So,BruderKhemaka,spre‐
chenzuDirdieOrdens‐Älteren:„Bruder!GehtesDirerträglichund viel‐
leichtgar zufriedenstellend?Nehmen beiDir dieSchmerzennichtzu,
sondern vielmehr ab?“!“.“260
„Ja,Brüder!“,antworteteihnenderEhrwürdigeDāsaka.Erbegab
sichsodannzumEhrwürdigenKhemakaundführtebeidiesemdenAuf‐
tragwortgetreuaus.Dieserberichteteihmsodann:
„Nein!Mirgehtesnichterträglichund schongarnicht zufrieden‐
260DieseOrdens‐Älterenwarensichzugutdazu,sichselberaufdenWegzumEhrwür‐
digenKhemakazumachen.
SomusstedieserschwerkrankeMannsichbalddanachselberaufdenWegzuihnen
begeben.
130
stellend!DieSchmerzennehmen beimir zuund keinesfalls ab!“
DaraufhinbegabsichderEhrwürdigeDāsakazurückzudenOrdens‐
Älteren undberichtetenihnen,wasihmderEhrwürdigeKhemakage‐
sagthatte. Dieseordnetendaraufhinan: „BruderDāsaka!BegibDichzum
BhikṣuKhemakaundsprichsozuihm:„So,BruderKhemaka,sprechen
zuDirdieOrdens‐Älteren:„Bruder!DieseFünfGruppendesAnhaftens
wurdenvomBhagavandargelegt,nämlich:dievonForm–Empfindung–
Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusstsein.ErachtetdaderEhrwürdige
KhemakaauseinerdieserGruppendesAnhaftensetwasalsdasSelbst
oderalsetwaszueinemSelbstGehörendes?“!“
„Ja,Brüder!“,antworteteihnenderEhrwürdigeDāsaka.Erbegab
sichsodannzumEhrwürdigenKhemakaundführtebeidiesemdenAuf‐
tragwortgetreuaus.Diesererklärteihmsodann:
„Ja,Bruder:EbendieseFünfGruppendesAnhaftenswurdenvom
Bhagavandargelegt ... . Aber ausdieseneracht‘ichnichtsalsdas
SelbstoderalsetwaszueinemSelbstGehörendes!“
DaraufhinbegabsichderEhrwürdigeDāsakazurückzudenOrdens‐
Älteren undberichtetenihnen,wasihmderEhrwürdigeKhemakage‐
sagthatte. Dieseordnetendaraufhinan: „BruderDāsaka!BegibDichzum
BhikṣuKhemakaundsprichsozuihm:„So,BruderKhemaka,sprechen
zuDirdieOrdens‐Älteren:„Bruder!DaderEhrwürdigeKhemakanichts
ausdiesenFünfGruppendesAnhaftensalsdasSelbstoderalsetwaszu
einemSelbstGehörendeserachtet,dannisterwohleinArhat,derdasGe‐
triebenseinzumVersiegengebrachthat?“!“!“
„Ja,Brüder!“,antworteteihnenderEhrwürdigeDāsaka.Erbegab
sichsodannzumEhrwürdigenKhemakaundführtebeidiesemdenAuf‐
tragwortgetreuaus.Diesererklärteihmsodann:
„Bruder! Zwar eracht‘ichausdiesenFünfGruppendesAnhaftens
nichtsalsdasSelbstoderalsetwaszueinemSelbstGehörendes;aberich
binnochkeinArhat,derdasGetriebenseinzumVersiegengebrachthat.
DennesregtsichbeimirhinsichtlichdieserFünfGruppendesAnhaftens
imHintergrunddesGeistes immernochdas„Ichbin“,wenngleichich
ein„Diesbinich“nichtausverkehrterAnsichtherauserachte!“261
DaraufhinbegabsichderEhrwürdigeDāsakazurückzudenOrdens‐
Älteren undberichtetenihnen,wasihmderEhrwürdigeKhemakage‐
sagthatte. PostskriptumvermerktenHinweis.
261Siehedenim
131
Dieseordnetendaraufhinan: :„BruderDāsaka!BegibDichzum
BhikṣuKhemakaundsprichsozuihm:„So,BruderKhemaka,sprechen
zuDirdieOrdens‐Älteren:„Bruder!WovonsagstDu:„Ichbin“,undwas
sprichstDudamitan?WasvondiesenGruppenForm–Empfindung–Un‐
terscheidung–Gestaltungen–BewusstseinsprichstDumit„Ichbin“an?
WasdavonmeinstDumit„Ichbin“?“!“!“
„Ja,Brüder!“,antworteteihnenderEhrwürdigeDāsaka.Erbegab
sichsodannzumEhrwürdigenKhemakaundführtebeidiesemdenAuf‐
tragwortgetreuaus.Diesererklärteihmsodann:
„Jetztreicht’s,BruderDāsaka!WozudiesesHin‐undHergehen!
BringmirmeinenStab!Aufdiesengestützt,willichmich –obwohlmir
dies,wegenmeinerSchmerzen,sehrschwerfällt– nunselbstzuden
Ordens‐Ältestenbegeben!“
UndaufseinenStabgestützt –undbegleitetvomEhrwürdigenDā‐
saka– begabsichnunderEhrwürdigeKhemakaselbstzudenOrdens‐
Ältesten.Dortangekommen,tauschteermitihnenfreundlicheundzu‐
vorkommendeWortederBegrüßungaus,undsetztesichsodannihnen
zurSeitehin.
„WovonDu,BruderKhemaka,“sobefragtenihndiesesodann,„aus‐
sagst:„Ichbin“:wasistdieses,dasDumit„Ichbin“ansprichst?SagstDu:
„DieFormbinIch“,odersagstDu:„DieEmpfindungbinIch“,odersagst
Du:„DieUnterscheidungbinIch“,odersagstDu:„DieGestaltungenbin
Ich“,odersagstDu:„DasBewusstseinbinIch“,odersagstDu:„Außerhalb
vonForm–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusstseinbin
Ich“?“
„Nein!“, erwiderteihnenderEhrwürdigeKhemaka .„Nichtsdavon
sag‘ich!Dennwiewohldieses„Ichbin“sichbeimirhinsichtlichderFünf
GruppendesAnhaftensnochnicht vollständig aufgelösthat,eracht‘ich
keinevonihnengemäß:„DiesbinIch“.
Esverhältsich,Brüder,dawiemitdemDufteinerblauenoderroten
oderweißenLotosblüte.Werdameint:„ImBlütenblattistderDuft“oder
„InderFarbeistderDuft“oder„IndenStaubgefäßenistderDuft“,würde
dieserrichtigsprechen?“
„Gewissnicht,Bruder!“
„Undwiewürd‘errichtigsprechen,Brüder?“
„InderBlüte insgesamt istderDuft“,sowürd‘errichtigsprechen,
Bruder!“
IngleicherWeisesprech‘ichmit„Diesbinich“nichteineeinzelne
dieserFünfGruppendesAnhaftens anForm–Empfindung–Unterschei‐
dung–Gestaltungen–Bewusstsein an,und schongarnichteinangeblich davonaußerhalbsichbefindendesIch ... .
132
DakönnenbeieinemEdlenJüngerdiefünfniederenFesseln262sich
auflösen;unddennochkannhinsichtlichderFünfGruppendesAnhaftens
nocheingeringes–einnochnichtbeseitigtes–AusmaßanFehl‐Sicht„Ich
bin“verbliebensein,anderAbsicht„Ichbin“,anderNeigung„Ichbin“.
IndenZeitendanachaber verinnerlicht ersichbeidiesenFünf
GruppendesAnhaftensdieses:„SoistbeijedervonihrderenEntstehen,
undsoderenVergehen“!UndindemerdiesessoerkannteEntstehenund
Vergehenverinnerlicht,gelangtdannauchjenesgeringe–jenesnoch
nichtbeseitigte–AusmaßanFehl‐SichtzumSchwinden undzumVerge‐
hen .
Dasei,Brüder,einunreinesbeflecktesGewand,dasderEigentümer
einemWäscherübergibt.Dieserweichtessodanngleichmäßigineiner
salzigenLaugeeinoderineinerLaugemitätzenderAscheoderineiner
vonKuhmist263durchtränktenLauge;underspültdasGewandsodannin
klaremWasseraus.Obgleichdiesesnunreinundsauberist,soduftetes
nochetwasnachSalzigemodernachAscheodernachKuhmist.DerWä‐
schergibtesnundemEigentümerzurück;unddieserlegtesineinemit
DuftstoffenversetzteTruhe.Inihrgelangtdanndiesergeringe–dieser
nochnichtbeseitigte–RestanDuftvonSalzigemodervonAscheoder
vonKuhmistzumSchwinden undzumVergehen .
Ja,genausoverhältessich, ... wenndieFehl‐Sichtvon„Ichbin“
zwar derRechteAnsichtgewichenist ,abereingeringes–einnochnicht
beseitigtes–AusmaßanFehl‐Sicht,das„Diesbinich“betreffend,noch
nichtzumSchwinden undzumVergehen gebrachtwordenist.“
NachdemsichdieseOrdens‐Älteren diesesAngehörthatten ,spra‐
chensiesozumEhrwürdigenKhemaka:„WirhabendenEhrwürdigen
KhemakakeineswegsinderAbsicht,ihnzubelästigen,sobefragt;viel‐
mehrtatenwirdies,weilerdazufähigist,dieWortedesBhagavansin
ausführlicherWeisedarzulegen,aufzuzeigen,anzugeben,ersichtlichzu
machen,zuerklären,zuverdeutlichen!UndebendieshatderEhrwürdi‐
geKhemakanungetan!“264
SosprachderEhrwürdigeKhemaka.Erfreutundbeglücktwarenje‐
neOrdens‐ÄlterenüberdessenWorte.UnddurchdasHörendieserWor‐
262SiehedieAnmerkungenim
Postskriptum.
263Ichkannnichtbeurteilen,wasindiesemKuhmistdieReinigungbewirkt:dasdarin
enthalteneMethan,oder...
264Diesistgeheuchelt!DiesisteineganzfadenscheinigeAusrede!
DennumeinederartigeUnterweisungzuerhalten,hättensiesichgefälligstzudiesem
schwerkrankenMannhinbegebenmüssen,stattandauerndeinenBotenhin‐undherzu‐
schickenundsoschließlichzuerwirken,dasssichdieserschwerkrankeMannselberzu
dengesundenOrdens‐Älterenhinschleppenmuss.
133
telöstesichbeisechzigdieserOrdens‐ÄlterendasGemütanhaftungsfrei
vomGetriebenseinunddesgleichenauchbeimEhrwürdigenKhemaka
selber.265
Postskriptum:
Erhat–vomVerstandher–einfehlerfreiesVerständnis,dasNicht‐
VorhandenseineinesIch’sbetreffend;abererhatdiesesVerständnis
zwarschonzueinemWissen,abernochnichtzueinerWeisheitgedeihen
lassenkönnen:zueinerWeisheit,dieinihmkeinunterschwelliges„Ich
bin“mehraufkommenlässt.
Dabeierachteterdaskonventionellerstellte„ich“keinesfallsalsver‐
kehrteAnsicht;dennhinsichtlich„Ich“und„ich“hälteranderRechten
Ansichtfest.
Sodann,denAusdruck„diefünfniederenFesseln“betreffend:
ZweifellosIstderAusdruck„Fessel“nichtnurvonBuddhaŚākyamu‐
ni,sondernbereitsvonphilosophisch‐soteriologischenVorzeiteninje‐
weilsschul‐eigenemSinnverwendetworden.UndauchBuddhaŚākya‐
muniverwendetihn,diesinloserAnlehnunganYājñavalkya’sBegriff
„Gegengreifen“.
Sehrzubezweifelnistallerdings,BuddhaŚākyamunihabevonge‐
nauzehnFesselngesprochen,unddabei:
•vondiesenfünfniederenFesseln:
⋆Persönlichkeits‐Ansicht P:sakkāya‐diṭṭhi ,
⋆Zweifel‐Sucht P:vicikicchā ,
⋆BeharrenanRegelnundRitualen P:sīlabbata‐parāmāsa ,
⋆Sinnlichkeits‐Leidenschaft P:kāma‐rāga ,
⋆Böswilligkeits‐Pfade P:vyāpāda ;
∘vondiesenfünfhöherenFesseln:
⋆‘Auf‐Formhaftes‐ausgerichtete‐Leidenschaft P:rūpa‐rāga ,
⋆‘Auf‐Formloses‐ausgerichtete‐Leidenschaft P:arūpa‐rāga ,
⋆‘Fehl‐Sicht P:māna,D:Dünkel ,
⋆‘Unruhe P:uddhacca,D:Rastlosigkeit ,
⋆‘Unwissenheit P:avijjā,D:Fehl‐Wissen .266
DasGanzewirktwenigsystematischundeheretwasstümperhaft.Soge‐
265LetzteresinsnichtsUngewöhnliches.Eskanneinemz.B.durchausgeschehen,dass
einemimVerlaufdesErklärensderHierarchiederReflexionsebenendieseselbererst
ganzdeutlicherscheinen.
ZuErsterem:Obdiesnunwirklich60oderhingegen nur 6waren,dasmagjederfür
sichbeurteilen.
266Daichannehme,dassessichdabeigenuinumeineBegrifflichkeitderScholastikder
Älteren P:Thera,S:Sthavīra handelt,such‘ichobennichtnachS‐Entsprechungen.
134
hörtUnruhejadochwohlnochzudenniederenFesseln;undbeiden
höherenFesselnwäreunmittelbarvorUnwissenheitdochGetrieben‐
seinzuerwartengewesen.
Eswirdindiesenfünf–angeblich–höherenFesselnsehrWichtiges
gleichrangigmitwenigerWichtigemaufgeführt;undeswirdbeiweitem
nichtallesdasaufgeführt,wasgemäßderLehrredenBuddhaŚākyamuni
mitGefesselt‐Werdenzutunhat.
Gehtmandavonaus,dassdiesesSūtraauthentischist,dannistanzu‐
nehmen,dassdiedaringeschilderteBegebenheiterstJahrzehntenach
demDahinscheidenBuddhaŚākyamuni’sstattgefundenhat.
Sūtra22.90:Channa
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweilteneinigeOrdens‐ÄlterebeiVārāṇasīimGazellen‐
HainamSehersteig.
DamalshattederEhrwürdigeChanna,267nachdemersichausder
Zurückgezogenheiterhobenhatte,denSchlüssel vonseinerKlausedes
Klosters,indemerweilte ,zusichgenommen;underbegabsichdann268
vonKlosterzuKlosterundbatdiedortjeweilsansässigenOrdens‐Älte‐
ren:„AnleitenundunterweisenmögenmichdieEhrwürdigenÄlteren!
MögensiemirdieZusammenhänge unterdenGegebenheitenso dar‐
legen,dassichsieverstehe!“
DiesenununterwiesenihnjeweilsinderArt:„Form–Empfindung–
Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusstseinsindallesamtvergänglich
267Wiewohl„Channa“keinsehrseltenerNamegewesenist,wird–auchvonmir–ver‐
mutet,dassessichbeidiesemChanna a umdenPferdeknecht Mar‐Schalk des
vormaligenPrinzenSiddhārthaGautamahandelt,wieauch b umjenemChanna,gegen
denBuddhaŚākyamunikurzvorseinemDahinscheidendieStrafedesNicht‐Beachtens
verhängthatte.
Warum b erfolgtist,darüberwirdgerätselt.UndichschließemichhierderVermu‐
tungderKommentatorenan:Dieserzwargutherzigeundtreue,jedochausniederen
VerhältnissenkommendeunddaherfürdiebesserenLeuteunterdenBhikṣusetwas
ungehobeltauftretendeundwirkendeBhikṣuChannaprahlte.Undichvermutezudem:
Erprahltemit–ansichrealitätskonformenaber–vonihmmitMirakelnbereicherteund
ausgeschmückteGeschichtenvomvormaligenPrinzenSiddhārtha,undtatansonsten
herzlichwenig,umzumindestdasZielder1‐tenKlassederGeistesschulunginSicht‐
weitezubekommen.
268...weilinseinembisherigenKlosterihnnunniemandmehrbeachteteundauchnie‐
mandmehrmitihmsprachundsomitauchniemandmehrihmhinsichtlichderZusam‐
menhängedesHeilswegesunterwies!
135
und269einNicht‐Selbst. UndauchallesinderAußenwelt Gestalteteist
vergänglich;überhauptistjedeErscheinungeinNicht‐Selbst.“270
UndjedesmalnachdemsoGehörten dachtesichderEhrwürdige
Channa:„Sodenkedochauchich,nämlich:„Form–Empfindung–Unter‐
scheidung–Gestaltungen–Bewusstseinsindallesamtvergänglichundein
Nicht‐Selbst. UndauchallesinderAußenwelt Gestalteteistvergäng‐
lich;überhauptistjedeErscheinungeinNicht‐Selbst.“.Unddennoch
drängtsichmeinGemütnichtnachdemZur‐Ruhe‐KommendesGestal‐
tetwerdens,nachdemAufgebenvonallemSich‐Aneignen,nachdem
ZerstörendesAnhaftens,nachderEntsüchtigung,nachdemNicht‐Bren‐
nen,demNirvāṇa.AucheignetsichmeinGemütnichtVertrauen aufdie
Lehre an,gewöhntsichnichtansie,entschließtsichnicht, sieauszu‐
üben .StattdessenentstehenimGemüt unentwegt AufregungundAn‐
haftung;unddasGemütfälltzurückineinDenkenderArt:„Wasistdenn
nunmeinIch?“:ineinDenken,dasjemandem,derdieZusammenhänge
unterdenGegebenheiten 271sieht,nichtwiderfährt.Wernurkönntemir
dieZusammenhänge unterdenGegebenheiten sodarlegendassichsie
verstehenundschließlichauchunvermittelt sehenkann?“
UndenttäuschtkehrteerwiederinseinKlosterzurück.Dortaber kamimdannderGedanke:„DerEhrwürdigeĀnandahältsichgegenwär‐
tigbeiKosambīimGhosita‐Klosterauf.VomMeisterselberistergeprie‐
senworden;undgeehrtwirdervonseinenMitbrüdernimOrden.272Ihm
vertraueich;dennerwirdfähigsein,mirdieZusammenhänge unterden
Gegebenheiten sozubeschreiben,dassichsiedannverstehe.Dahersoll‘
ichmichjetzt umgehend zuihmbegeben!“
SodannordnetederEhrwürdigeChannaseinenWohnraum,nahm
MantelundAlmosenschale,undbegabsichnachKosambīzumGhosita‐
269HierfehltderHinweisaufdieLeidhaftigkeit.
DieKommentatorenmeinen,ihmwärenichtnahezulegengewesen,dassAlleseinLei‐
den–inihrerSicht:einLeid,einePein,einSchmerz–sei.
Ichvermutejedoch,dasssieSchwierigkeitenmitdemVerständnisdesBegriffspaars
‹“Leiden“,„Erleiden“›gehabthaben.SiehemeineBemerkungeninPostskriptum.
270DieÄlterenhabendieUnterweisung,dieBuddhaŚākyamunidenerstenFünfJüngern
gegebenhatte,durchausnichtvollständigverstanden;undsiekonntendiesedaherauch
nichtdemgutenChannanichtinvollständigemVerständnisweitergeben.
271P:„dhamma“,S:„dharma“.
272Dasstimmtnichtganz.Denn:vonvielen:ja;abervonallen:nein!
VonMahākaśyapaundseinenGefolgsleutenisterganzbestimmtnichtgeehrtodergar
gepriesenworden;vielmehrhabendieseihmbeimAbschlussdesvonihnenorganisier‐
ten1‐ten–nicht‐allgemeinen–Konzilseiner–inmeinenAugen:dieAnklägerbeschä‐
menden!–Inquisitionunterzogen, dieerallerdingsaufrechtgemeisterthat .
SieheCNXYX.
136
Kloster.DortsuchteerdenEhrwürdigenĀnandaauf,tauschtemitihm
freundlicheundzuvorkommendeWortederBegrüßungaus,undsetzte
sichsodannihmzurSeitehin.Sodannberichteteerihmüberseine–bis‐
langerfolglosgebliebenen–Bemühungen,jemandenzufinden,derihm
die zumHeilszielleitenden Zusammenhängeineinerfürihnversteh‐
barenWeisedarlegenkönnte.UnderschlossmitdenWorten:„Anleiten
undunterweisenmögemichderEhrwürdigeĀnanda!Mög‘ermirdieZu‐
sammenhänge unterdenGegebenheitenso darlegen,dassichsiedann
verstehe!“
„Ebendarüber“, antworteteihmderEhrwürdigeĀnanda ,„freu‘ich
mich,nämlich:dassDuDichgeöffnethast,dassDuDeineVerhärtung
durchbrochenhat!Leih‘mirDeinOhr,BruderChanna!DennDubistfä‐
hig,dieseZusammenhängezuverstehen!“
HohesEntzückendurchwalltedadenEhrwürdigenChannaindem
Gedanken:„Alsobinichdochfähig,dieZusammenhänge unterdenGe‐
gebenheiten zuverstehen!“
„BruderChanna!“, begannnunderEhrwürdigeĀnanda .„Ausdes
Bhagavan’sMund,alserdemBhikṣuKatyānagotraanleiteteundunter‐
wies,hab‘ichdiesesvernommenundmirzuEigengemacht:273
„Katyāyana!Fürdiemeisten Leute beruhtdieseWelt274entweder
aufderVorstellungvomSein desEmpfundenen oderabervomNicht‐
Sein desEmpfundenen .Aberjemand,derdenUrsprungderWeltrichtig
undmitrechtemVerständnisbetrachtet,hegthinsichtlichderWeltnicht
dieVorstellungvonihremNicht‐Sein;undjemand,derdasBeendender
WeltrichtigundmitrechtemVerständnisbetrachtet,hegthinsichtlich
derWeltnichtdieVorstellungvonihremSein.
Katyāyana!DieseWeltistbeidenmeisten Leuten durchHinwen‐
dung–Anhaftung–Darinverbleiben verunstaltet .Hingegenjemand mit
RechterAnsicht wendetsich ihr nichtzu,haftet anihr nichtan,ver‐
bleibtnicht inihr ; denn erhatnichtdasWollendazuindemGedan‐
273EsfolgtnundieWiedergabedesKern‐TeilsvonSN12.15.Dieseraberenthältdie
vollständige12‐er‐KettederZusammenhängedesEntstehensausVorherigem.
DemnachwirdderEhrwürdigeChannahierdurchĀnandaindenUnterrichtsstoffder
3‐tenKlassederGeistesschulungeingeführt!!!
NB:ZuderZeit,alsdiesevonĀnandaberichtete–undinSN12.15wiedergegebene
Darlegung–erfolgtist,wardieserdannwohlschonderHelferBuddhaŚākyamuni’s.
274DerAusdruck„Welt“wirdhieridealistisch‐phänomenalistisch–undkeinesfalls
materialistisch‐realistisch–verwendet.DassdasalsWeltErscheinendeeinSeinhat,das
istdereineAbweg;unddassdasErscheinendeeinNicht‐Sein–unddamit,ohnekausale
AbläufeindenErscheinungen,gleichCalderón„Lavidaessueña“einTraum–ist,dasist
derandereAbweg.
AuchKantwendetdieKategoriederKausalitätausschließlichaufErscheinungenan.
137
ken:„ Dasist meinSelbst!“.275OhnejedeVerwirrungundohnejeden
ZweifelistseineAnsicht,dassalleswasentsteht,einErleidenist,und
dassalles,wasvergeht,einErleidenist276;undindieserAnsichtister
nichtvondenAnsichtenandererLeuteabhängig:Dies,Katyāyana,ist
RechteAnsicht!
„AlleshateinSein“,dasistdereineAbweg;und:„AlleshateinNicht‐
Sein“,dasistderandereAbweg.OhneineinendieserbeidenAbwegezu
geraten,lehrtderTathāgata277dieZusammenhänge278inderMitte zwi‐
schendiesenbeidenAbwegen :
„AusUnwissenheitalsBedingung:Gestaltetwerden;ausGestaltet‐
werden:Bewusstsein;usw.:DiesistderUrsprungderganzenMassedes
Erleidens.AbermitdemrestlosenZurücklassenundBeendenderUnwis‐
senheitentstehtdasBeendendesGestaltetwerden;ausdemBeendendes
GestaltetwerdensentstehtdasBeendendesBewusstseins;usw.:Diesist
dasBeendenderganzenMassedesErleidens.““279
AufdieseshinbekanntederEhrwürdigeChanna:„Ja,BruderĀnan‐
da:SoverhaltensichebenjeneEhrwürdigen,diesegütigenunderbar‐
menden,dieseErmahnerundBeraterihrerMitbrüder:Dennnachdem
ichnundieseDarlegungderZusammenhängevomEhrwürdigenĀnanda
vernommenhabe,ist durchdiese meinGemütanhaftungsfreivomGe‐
triebenseinbefreitworden!“
DiessprachderEhrwürdigeŚāriputrazumEhrwürdigenChanna.
ErfreutundbeglücktwarderEhrwürdigeChannaüberdesEhrwürdigen
Ānanda‘sWorte. Postskriptum:
BeiweitemnichtallesaufdemErdenrundiststetsschmerzberei‐
tendundindiesemSinneinLeiden.SosiehtdiesnatürlichauchBuddha
Śākyamuni;siehebeispielsweiseSN22.60.
275P:„attame“
D:„meinSelbst“.
NB:WasdieWeltmitdemSelbstzutunhabensoll,dasmussohneBlickaufdieEr‐
kenntnislehreYājñavalkya‘sgänzlichunverständlichseinundbleiben.
276Mit„Erleiden“istetwasanderesalsmit„Schmerzen,Leiden“gemeint;gemeintist
damit,wasimWortfeld„Kausalität,Fremdbestimmtheit,Heteronomie,Ausgeliefert‐
sein,…“liegt,gemäßderAussagedesPhysikers:„DieKugelerleideteinenStoß“.
ZurGleichsetzungvon„Welt“und„Erleiden“sieheu.a.:SN12.43undSN12.44.
277MitdemErkennenderbeidenZusammenhängeder12‐er‐KetteistderBuddhazum
Tathāgatageworden.
278S:“dharma“bzw.P:„dhamma“beziehtsichhierohnejedenZweifelgemäßSN12.3
aufdiebeidenZusammenhänge:aufdendesrichtigenWegs,undaufdendesverkehr‐
tenWegs.
279HierendetderBezugzuSN12.15.EsfolgteinBekenntnisgemäßSN22.85.
138
UndnichtjedeschmerzhafteEmpfindung–nichtjedesLeid–muss
fürjedesLebewesenleidhaftundindiesemSinneinErleidensein;denn
auchBuddhaŚākyamunihattedannundwannschmerzhafteEmpfindun‐
generlebt,ohnediesejedocherlittenzuhaben.
KurzwirddieserUnterschiedvon„Leid“und„Erleiden“ „Leidhaf‐
tigkeit“ gemäßDN33 Dreier‐Gruppe 27 vonŚāriputrasobeschrie‐
ben:
„DreiArtenvonErleiden gibtes :
desLeidsErleiden
P:Dukkha‐Dukkhatā,S:Duḥkha‐Duḥkhatā ,
desGestaltetwerdensErleiden
P:Sankhāra‐Dukkhatā,S:Saṃskāra‐Duḥkhatā ,
desVerändertwerdensErleiden
P:Vipariṇāma‐Dukkhatā,S:Vipariṇāma‐Duḥkhatā .“
Dassdieser–äußerstwichtige!–UnterschiednichtfürjedenÄlteren
einsichtigwar undist ,daswirdmanihnennachzusehenhaben.
NB:SeltenlassensichindenSūtrasdieZeiten,indenendasdarin
Berichtetesichzugetragenhat,sogenaubestimmenwiehier:
∘DasDahinscheidenBuddhaŚākyamuni’serfolgteimAnschlussan
eineRegenzeit.
∘DasvonMahākaśyapaorganisierteunddurchgeführte1‐teKonzil
fandinderdarauffolgendenRegenzeitstatt.
∘DiesesGesprächzwischenĀnandaundChannadürfteplus‐minus
einviertelJahrnachdemEndediesesKonzilsstattgefundenhaben.
Sūtra22.91:Rāhula 1
Sūtra22.92:Rāhula 2
280
281
Teil10:...vagga
Blumen‐Abschnitt
Sūtra22.93:DerFluss
280DiesisteinegenaueWiederholungvonSN18.21.
281DiesisteinegenaueWiederholungvonSN18.22.
139
Sūtra22.94:DieLotosblume
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSiegerhaingelegenist.
AneinemdieserTagewandteersichandie beiihmversammelten Bhikṣusundsprach:„IhrBhikṣus!“;unddieseantwortetenihmaufmerk‐
sam:„Ja,Herr!“.SodannsprachderBhagavanzuihnen:
„IhrBhikṣus! Dannundwannwirdeuchvorgehalten,ichwürde
michmitdenMenschenhierherumstreiten;dennzwischendurchsuchen
michdannundwannirgendwelcheŚramaṇaswieauchBrāhmaṇasauf
undwollenmichinStreitgesprächenwiderlegen.Sowiemaneucherneut
vorhält,ichwürdemitdenAnderenstreiten,dannantwortetihnenso,
wieessichwirklichverhält.Denn: „Ichstreitenichtmit denMenschenauf derWelt;aberdie Men‐
schenaufderWelt streitenmitmir!Jemand,derdieZusammenhänge
unterdenGegebenheiten 282beschreibt,derstreitetsichnichtmitir‐
gendjemandenherum.
Undwonichtgestritten,sonderngemeinsamdanachgesuchtwird,
wasbestehtundwasnichtbesteht,daverhältessichdannso: Vondem,worindieWeiseninderWeltübereinstimmengemäß:
„Dasgibtesnicht!“,davonsag‘auchich:„Dasgibtesnicht!“;undvon
dem,worindieWeiseninderWeltübereinstimmengemäß:„Dasgibt
es!“,davonsag‘auchich:„Dasgibtes!“.
DarinstimmendieWeiseninderWelt–undichmitihnen–überein
gemäß:„Dasgibtesnicht!“:dassesindenFünfGruppenForm–Empfin‐
dung–Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusstseinnichtsgibt,wasun‐
veränderlich–beständig–ewig–unvergänglichwäre.
DarinstimmendieWeiseninderWelt–undichmitihnen–überein
gemäß:„Dasgibtes!“:dassdieFünfGruppenForm–Empfindung–Unter‐
scheidung–Gestaltungen–Bewusstseinveränderlich–unbeständig–nicht‐
ewig–vergänglichsind.
UndesgibtinderWelteineGegebenheit,283diederTathāgatavoll‐
ständigerkanntunddurchdrungenhat,unddieer–sievollständiger‐
282Auchhier:S:“dharma“bzw.P:„dhamma“:
Nichtwird–wiejedochichdieshiermache–dieLehrebeschrieben,sonderndie in
derLehrebeschriebenen Zusammenhänge;inderSprechweisederLogikgesagt:Die
LehrewirdvomBuddhanichterwähnt,sondernverwendet,wiegesagt:andersalsich
dieshiermache.
283S:„loka‐dharma“,P:„loka‐dhamma“.SiehedieAnmerkungimPostskriptum.
140
kanntunddurchdrungenhabend–aufzeigt,darlegt,begründet,erklärt,
verdeutlicht,nämlich: die Gesamtheit der Fünf Gruppen, bestehend aus:
Form–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusstsein.Nach‐
demdieseFünfGruppenvomTathāgatasolchermaßenhab‘aufzeigt,dar‐
legt,begründet,erklärt,verdeutlichtwordensind,waskannerdannfür
jemanden, ... der aufdemAugedesGeistes blindist,dennnochtun,
umihnerkennendundsehendzumachen?!“
IhrBhikṣus!So,wieeineblaueoderroteoderweißeLotosblüteim
Wasserentstandenundgewachsenist,abernunüberdasWasserhinaus‐
gewachsenistundesüberwundenhatunddahernichtmehrvomWasser
beflecktwird,ebensoistderTathāgata indiesemjetzigenLeben inder
Weltentstandenund inihr gewachsen,abernunüberdieWelthinaus‐
gewachsenundhatsieüberwundenundwirddahernichtmehrvonder
Weltbefleckt.“284
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarendieBhikṣus
überdessenWorte. Postskriptum:
ZuS:„Dharma“bzw.P:„Dhamma“:
DannwennesreinumdieGegebenheiten–wiez.B.dieFünfGruppenund
ihreBeschaffenheiten–geht,nichthingegenumZusammenhänge,sei’s
zwischenihnenuntereinanderodersei’smitAnderem,geb‘ich„Dharma“
mit„Gegebenheit“wieder.WoerhingegenumsolcheZusammenhänge
geht–sei’ssolchedesKarmansoderseien’ssolcheder12‐er‐Ketteoder
seien‘sirgendwelcheandere–geb‘ich„Dharma“mit„Zusammenhänge
unterdenGegebenheiten “wieder.
ZuS:„Loka“:P:
DieserAusdruckistgenausovieldeutigwiederAusdruckD:„Welt“.In
jenenBereichendesPhilosophierens,indenensaubergearbeitetwerden
soll,istdannproKontextderjeweiligeSinndiesesAusdruckszuermit‐
telnundanzugeben.
a Hinsichtlich:„IchstreitenichtmitderWelt...“ist„Welt“natürlich
imSinnemeinerHinzufügungzuverstehen,gemäß:„ŚravakasundBrāh‐
maṇasaufdemErdenrundoderjedenfallsaufdemRosenapfel‐Erdteil“.
b Andersist„Welt“in„...ebensoistderTathāgatainderWeltent‐
standen“:MitBlickaufSN12.44sowieSN12.43wähl‘ichhierfür„Welt“
keineEntsprechung„Weltall“oder„Erde,Erdenrund“oder„philoso‐
phischunbedarfteMenschenwieauchPhilosophenvonnicht‐buddhisti‐
scherAusrichtung“oder...,sondern„durchDürstennachdemSeindes
284ZuP:„loka“:SsiehedieDeutungsversucheim
141
Postskriptum.
Empfundenenbzw.VorgestelltenunddarausdurchNāma‐Rūpa durch
Formen‐Begreifen durchAnschauung‐Begriff erstellteWelt“:285die‐
seepistemologischerstelltdurchdieersten7Gliederder12‐er‐Kettedes
EntstehensdurchVorheriges,dabeijedocherstelltaufdemmetaphýsi‐
schenFehlwissenüberdiesessoErstelltsein,welchessich–mitBlickauf
dasDürstenunddasAnhaften–ständigselbsterneuertdurchdasHand‐
in‐HandgehendeGetriebensein durchUnwissenheitzurUnwissenheit ,
diesesverstandengemäßMN9.
Dannaberistmit:„...ebensoistderTathāgata indiesemjetzigen
Leben inderWeltentstandenund inihr gewachsen,abernunüberdie
Welthinausgewachsenundhatsieüberwundenundwirddahernicht
mehrvonderWeltbefleckt“mit:„inderWeltentstandenund inihr ge‐
wachsen“nichtdieBanalitätgemeint,dassderLeibimMutterleibent‐
standenundsodannbiszurPubertätgewachsenist,sondernvielmehr,
dassseineWeltsichtdurchdievonderUmweltübernommeneBegriff‐
lichkeitentstandenistunddasssiesichviaeigenesNachdenkenweiter‐
entwickelthat.
Undebensoistmit:„...aber erist nunüberdieWelthinausge‐
wachsenundhatsieüberwundenundwirddahernichtmehrvonder
Weltbefleckt“nichtsozuverstehen,erhättesichgemäßderLehredes
JainismusandenoberenRanddesWeltallsbegeben odergarnochdar‐
überhinaus undhättedaherallesMaterielleabgestreift.
Vielmehristerüberjede–aufeinervorgegebenenEbenedesReflek‐
tierensimDürstennachdemSeindesEmpfundenenundVorgestellten
erstellte–Welthinausgegangenundwirdvonkeinervonihrmehrdurch
Dürstenund Anhaftenbefleckt.SiehehierzuSN2285undSN22.86.
DiessetztdasNicht‐AnhaftenandenWort‐Bedeutungenvoraus.
SiehehierzuDN9:
„AberdiessindbloßeWörter,bloßeAusdrücke,bloßeArtendesSpre‐
chens,bloßeBezeichnungeninderüblichenVerwendung,derersichder
TathāgataohnejeglichesFehl‐Verstehen solchenGebrauchenszum
ZweckderKommunikation bedient.“
SiehehierzuauchMN139:
„Mansolltenichtauf seinemeigenen lokalenDialektbestehen;und
mansolltesichnichtüberdennormalenSprachgebrauch indemGebiet,
indemmansichgeradeaufhält ,hinwegsetzen.
285Statt„EmpfundenenundVorgestellten“kannnatürlichauch–diesmitBlickaufdie
Naturwissenschaften–geschriebenwerden:„GemessenemundTheorie‐Gestaltetem“.
DasDürstenwürdesichdannimDenkenoderSprechenderfolgendenArtenausdrüc‐
ken:„DieUr‐ElementederMateriesindinWirklichkeitdieQuarks“sowie:„DieUr‐Ele‐
mentederMateriesindinWirklichkeitdieStrings“.
142
Sobestehtmanauf seinemeigenen lokalenDialekt;undsosetztman
sich indemGebiet,indemmansichgeradeaufhält ,überdendortnor‐
malenSprachgebrauchhinweg:DanennensieinverschiedenenGegen‐
dendenselbenGegenstandda„Teller“unddort„Tasse“,auchda„Schüs‐
sel“unddort„Gefäß“,auchda„Untertasse“unddort„Pfanne“,auchda
„Topf“unddort„Kanne“undnochanderswo„Becken“.Wiesieihnindie‐
seroderjenerGegend, ausdermanstammt ,auchimmernennen,so
sprichtman seither entsprechend,klammertsichandenbetreffenden
Ausdruck,undbestehtdarauf:„Nurdiese Bezeichnung istrichtig,jede
anderehingegenverkehrt!“
Dochsobestehtmannichtauf seinemeigenen lokalenDialekt;undso
setztmansich indemGebiet,indemmansichgeradeaufhält ,nicht
überdendortnormalenSprachgebrauchhinweg:Danennensieinver‐
schiedenenGegendendenselbenGegenstandda„Teller“unddort„Tas‐
se“,auchda„Schüssel“unddort„Gefäß“,auchda„Untertasse“unddort
„Pfanne“,auchda„Topf“unddort„Kanne“undnochanderswo„Becken“.
WiesieihnindieseroderjenerGegend, indiemankommt ,auchimmer
nennen,sosprichtman dem entsprechend,ohnesichanden inderGe‐
gend,ausdermanstammt,gebräuchlichen Ausdruckzuklammern;und
mandenktvielmehr:„DieseEhrwürdigen286sprechen,wieesscheint,auf
solcheArtvondiesemGegenstand!“.“
Sūtra22.95:Schaum
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiAyojjhāamUferdesGanges.
AneinemdieserTagewandteersichandie beiihmversammelten Bhikṣusundsprach:„IhrBhikṣus!“;unddieseantwortetenihmaufmerk‐
sam:„Ja,Herr!“.SodannsprachderBhagavanzuihnen:
„IhrBhikṣus!DaseieinegroßerSchaummasse,diedieserGanges
mitsichführt.287EinMannmitguterBeobachtungsgabeerblickesie,un‐
tersuchesiegründlich,unddenkegenaudarübernach;ihmwürdesie
sodannalskernloserscheinen,alshohl,alsleer.Wienursollt‘ineiner
Schaummasseein ihrWesenausmachender Kernenthaltensein?!
286Das„dieseEhrwürdigen“istvonBuddhaŚākyamuniaufgarkeinenFallironisch
gemeint;vielmehrpflegterHochachtungvorAllen,diedereinstinirgendeinemLeben
dieBefreiungerzielenwerden,undsomit:vorAllen!
IndemichandieserSichtfesthalte,verwerf‘ichallesanBerichtetem,dasdemzuwi‐
derläuft,underacht‘esalsnicht‐authentisch.
287DasVerschmutzenihrerUmweltistwohlimWesenszugderMenschenmitangelegt.
143
SoverhältessichauchmitderForm:„EinejedeForm,obsieeinmal
waroderjetztistodereinmalseinwird,obsiedieeigeneoderdievon
etwasAnderemist,obsiesichinderNäheoderinderFernebefindetob
sievongrob stofflich eroderhingegenvonfein ‐stofflich erArtist,ob
sievonniedereroderabervonhoherBeschaffenheitist:siebetrachtet
einBhikṣu,untersuchtsiegründlich,unddenktgenaudarübernach;ihm
wirdsiesodannalskernloserscheinen,alshohl,alsleer.Wienursollt‘in
derFormein ihrWesenausmachender Kernenthaltensein?!
DaseiHerbstzeit,wennRegeninschwerenTropfenaufeineWasser‐
oberflächefällt:dabildensichdannkleineBlasen,diesichabersogleich
wiederauflösen.EinMannmitguterBeobachtungsgabeerblickesie,un‐
tersuchesiegründlich,unddenkegenaudarübernach;ihmwürdensie
sodannalskernloserscheinen,alshohl,alsleer.Wienursollt‘ineiner
solchenBlaseein ihrWesenausmachender Kernenthaltensein?!
SoverhältessichauchmitderEmpfindung:„EinejedeEmpfindung,
obsieeinmalwaroderjetztistodereinmalseinwird,obsiedieeigene
oderdievonetwasAnderemist,obsieinderNäheoderinderFerneer‐
folgt,obsievongrob geistig eroderhingegenvonfein geistig erArtist,
obsievonniedereroderabervonhoherBeschaffenheitist:siebetrachtet
einBhikṣu,untersuchtsiegründlich,unddenktgenaudarübernach;ihm
wirdsiesodannalskernloserscheinen,alshohl,alsleer.Wienursollt‘in
derEmpfindungein ihrWesenausmachender Kernenthaltensein?!
DaseiderSommermonat,wennzurMittagszeiteineLuftspiegelung
erscheint.EinMannmitguterBeobachtungsgabeerblickesie,untersuche
siegründlich,unddenkegenaudarübernach;ihmwürdensiesodannals
kernloserscheinen,alshohl,alsleer.Wienursollt‘ineinersolchenLuft‐
spiegelungein ihrWesenausmachender Kernenthaltensein?!
SoverhältessichauchmitderUnterscheidung:„EinejedeUnter‐
scheidung,obsieeinmalwaroderjetztistodereinmalseinwird,obsie
dieeigeneoderdievonetwasAnderemist,obsieinderNäheoderinder
Ferneerfolgt,obsievongrob geistig eroderhingegenvonfein geistig er
Artist,obsievonniedereroderabervonhoherBeschaffenheitist:siebe‐
trachteteinBhikṣu,untersuchtsiegründlich,unddenktgenaudarüber
nach;ihmwirdsiesodannalskernloserscheinen,alshohl,alsleer.Wie
nursollt‘inderUnterscheidungein ihrWesenausmachender Kernent‐
haltensein?!288
DaseieinMann,deraufderSuchenachKernholzmiteinerscharfen
AxtinderHandeinenWaldbetritt;dortsäheereinenhochgewachsenen
288DiesistauchdieLehredesHerákleitos,zuderaberPlátọninseinerIdeenlehredie
gegensätzlicheAnsichtvertritt.
144
Bananenstamm,denersodannanderWurzelfälle,danndieSpitzeab‐
schneide,undschließlichvomStammnacheinanderdieBlattscheiden
ablöst:erwürdedabeinichteinmalaufGrünholzkommen,geschweige
dennaufKernholz.EinMannmitguterBeobachtungsgabeerblickedies,
untersuchediesgründlich,unddenkegenaudarübernach;ihmwürde
dieserBananenstammsodannalskernloserscheinen,alshohl,alsleer.
Wienursollt‘ineinemsolchenBananenstammein ihrWesenausma‐
chender Kernenthaltensein?!
SoverhältessichauchmitdenGestaltungen:„EinejedederGestal‐
tungen,obsieeinmalwaroderjetztistodereinmalseinwird,obsiedie
eigeneoderdievonetwasAnderemist,obsieinderNäheoderinder
Ferneerfolgt,obsievongrob geistig eroderhingegenvonfein geistig er
Artist,obsievonniedereroderabervonhoherBeschaffenheitist:siebe‐
trachteteinBhikṣu,untersuchtsiegründlich,unddenktgenaudarüber
nach;ihmwirdsiesodannalskernloserscheinen,alshohl,alsleer.Wie
nursollt‘indenGestaltungenein ihrWesenausmachender Kernent‐
haltensein?!
DaseieinZaubereroderseinGehilfe;unddieserzeigeseineZauber‐
kunststücke beispielsweise aneinerStraßenkreuzung.EinMannmit
guterBeobachtungsgabeerblickediese Zauber‐Vorführung ,untersuche
siegründlich,unddenkegenaudarübernach;ihmwürde dasVorgeführ‐
te sodannalskernloserscheinen,alshohl,alsleer.Wienursollt‘insol‐
chenZauberkunststückenein ihrWesenausmachender Kernenthalten
sein?!
SoverhältessichauchmitdemBewusstsein:„EinejedesBewusst‐
sein,289obereinmalwaroderjetztistodereinmalseinwird,oberder
eigeneoderdervonetwasAnderemist,oberinderNäheoderinder
Ferneerfolgt,obervongrob geistig eroderhingegenvonfein geistig er
Artist,obervonniedereroderabervonhoherBeschaffenheitist:diesen
betrachteteinBhikṣu,untersuchtsiegründlich,unddenktgenaudarüber
nach;ihmwirdsiesodannalskernloserscheinen,alshohl,alsleer.Wie
nursollt‘indemBewusstseinein ihrWesenausmachender Kernent‐
haltensein?!
IhrBhikṣus!IndemeinEdlerHörerdieserDarlegungendasGehörte
dannindieserWeiseuntersucht undschließlichdiesesUntersuchte
richtigerkennt ,ziehtersichvonderFormzurück,wieauchvonder
289EinBewusstseinistnichtirgendeinGegenstand,sonderneineAufeinanderfolgevon
auseinanderhervorgehendenAugenblicks‐Bewusstseinszuständen.
JenachKontextwird–wieobenebenfalls–mit„Bewusstsein“aberaucheineinzelner
derartigerBewusstseinszustandverstanden.
145
Empfindung,vonderUnterscheidung,vondenGestaltungen,vomBe‐
wusstsein.LöstersolchermaßenseinAnhaften andiesenFünfGrup‐
pen ,sowirderbefreit.DerBefreitewirddanngewahr:„ Dasist dieBe‐
freiung!“;undererkennt:„Versiegt ist dasGeborenwerden,vollendet
derReinheitswandel,erwirktdaszuErwirkende:Nichtmehrist ... die‐
seWelt!“:dasweißernun.“
DiessprachderBhagavan. ErfreutundbeglücktwarendieBhikṣus
überdessenWorte. UndderBhagavanfasstedasGesagtesodannindiesemMerkvers
zusammen:290
„DemSchaumball aufdemWasser gleichtdieForm.Und
derWasserblaseähneltdieEmpfindung.
DemLuftphantom istgleichdieUnterscheidung .
WiederBananenstammistkernlosdieGestaltung.
UndGaukelkünstenähneltdasBewusstsein.
DerSonnenheldhataufgezeigtdiesalles!
Wennmanesgründlichuntersuchtundnachdenkt,
erkenntalshohlundleermanesdannweise.291
DerLeib–wieihnderWeisheitsreinehatbeschrieben–
wirdfortgeworfendann,wenndreierleiihmmangelt:
WennLebenskraft,Bewusstsein,Wärmeausihmschwinden,
istereinLeichnam,ohneLeben,FraßfürAnd’re.
VonsolcherArtistdiesGebilde,diesesBündel;
EinGaukelwerkistes,vondemnurTorenschwätzen.
AlsMörderzeigtsich dasGebildederFünfGruppen ;
jedocheinWesenskernistdarinnichtzufinden.
SomögeaufmerksamnunTagundNachtdieGruppen
derkrafterfüllteBhikṣuachtsam–wachsamsehen!
DasFesselwerkzerreiß‘er,wirksichselberZuflucht!292
BedrohtvonFeuer,293mög‘nachTodlosemerstreben!“
290Dieserwirdaberhöchstwahrscheinlichnichtvonihm,sondernvoneinemseiner
Jüngerstammen,ichrate:vomBhikṣuVaṅgīsa,diesteilswegendesinnerenRhythmus‘
undteilswegenderWortwahlwie„Sonnenheld“.
291DiedreinachfolgendenStrophenhabeneinegeringfügig‐andereRhythmik;siesind
wohldervorangehendenspäterersthinzugefügtworden.
292DiesistzuverstehengemäßSN22.43,wieauchgemäßDN16.
293Zu„Feuer“sieheu.a.:SN22.61„DasBrennen“sowieSN35.28„Allesbrennt!“.
146
Postskriptum:
Ganzseltennurwird–jedenfallsdemÜberlieferungsstandnach–
vonBuddhaŚākyamunidieAnātman‐Lehresopointiertformuliertwiein
diesemSūtra,hiernatürlichgleichfallsnichtmiteinerdirektenAussage,
sondernmiteinerrhetorischenFrage;dennesisteineheikleSache,et‐
was,dassichdemDenkenundSprechenentzieht,zudenkenundzu
sprechen.
DenndieWortfolge:„EsgibtkeinĀtman“erscheintinmetaphýsi‐
scherHinsichtalseinefalscheBehauptung,istjedochinepistemologi‐
scherundinmétaphysischerHinsichteinsinnleeresGerede unddaher
insemantischerHinsichtkeinesinnvolleAussage .
Sūtra22.96:Kuhmist 1 Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSiegerhaingelegenist.
AneinemdieserTagebegabsicheinBhikṣuzumBhagavan,begrüß‐
teihnehrerbietig,setztesichihmzurSeitehin,undbegannmitihmdas
folgendeWechselgespräch:
„Herr!GibtesirgendeineFormoderirgendeineEmpfindungoder
irgendeineUnterscheidungoderirgendwelcheGestaltungenoderirgend‐
einBewusstsein,dasunvergänglichist,dasbeständigist,dasunverän‐
derlichist,dasewigist,dasewigdauerndindergleichenWeisebesteht?“
„Nein!EineFormodereineEmpfindungodereineUnterscheidung
oderirgendeinederGestaltungenodereinBewusstsein,dasunvergäng‐
lichist,dasbeständigist,dasunveränderlichist,dasewigist,dasewig
dauerndindergleichenWeisebesteht:soetwasgibtesnicht!“
DaraufhinhobderBhagavanmit demFingernagel ein winzig‐klei‐
nes StückKuhmistauf,294zeigteesdemBhikṣu,undstelltefest:
„Bhikṣu!NichteinmalsovielamBestehen einesLebewesens gibt
es,dasunvergänglichist,dasbeständigist,dasunveränderlichist,das
294DenKuhmisthatmansichnichtsovorzustellen,wieihnunsereStallküheproduzie‐
ren,sei’simStallodersei’seinpaarTageimJahrlangaufderWeide,sondernwieihn
beispielsweiseaufMayorcadie wenigendortnochstets freilaufendenRindervonsich
geben,derimAussehenwieauchindrphysikalischenBeschaffenheitdemderPferde‐
äpfelähnelt.
147
ewigist,dasewigdauerndindergleichenWeisebesteht!Würd‘esje‐
dochwenigstenssovielamBestehen einesLebewesens geben,dasun‐
vergänglichist,dasbeständigist,dasunveränderlichist,dasewigist,das
ewigdauerndindergleichenWeisebesteht,dannwärenichtauszuma‐
chen,wieeinHeilswandelzurvollständigenAuflösungdesErleidensfüh‐
renkönnte; dennwennesirgendeinewigUnveränderlichesgäbe,das
jetztdasErleidenmitbestimmt,dannwürdesichdiesesjadannbeimBe‐
gehendesHeilsnichtverändern;unddieseswürdedannunverändert
dasBestehendesErleidensweiterbewirken .295
WeilesjedochnichteinmalsovielamBestehen einesLebewesens gibtes,dasunvergänglichist,dasbeständigist,dasunveränderlichist,
dasewigist,dasewigdauerndindergleichenWeisebesteht,darumist
zuersehen,dassundwiedieserHeilswandelzurvollständigenAuflösung
desErleidensführt; dennweildiesesErleidendurcheineveränderliche
undvergänglicheUrsacheentstandenist–denndieUnwissenheitistent‐
standenunddaherveränderlichundvergänglich–,deswegenkanndie
UrsachedesErleidensbeseitigtwerden,undmitihrauchdasErleiden
selbst. 296 ... 297
Vergänglichundunbeständigsind Form–Empfindung–Unterschei‐
dung–Gestaltungen–Bewusstsein ;sounzuverlässigsindsie, undso
trostlos .Deswegenistesangebracht,die mitdemAnhaftenverbunde‐
ne Hinwendungzuihnenaufzugeben,sichsolchermaßenzuentsüchti‐
gen,dadurchfreivom Anhaftenan 298ihnenwerden!“
295IrgendeineErläuterungvonderArtdesobenvonmirHinzugefügten,diespäteraber
nichtmehrverstandenunddaherweggelassenwordenist,mussBuddhaŚākyamuni
diesemBhikṣugegebenhaben;dennsonstbleibtseineBehauptungunbegründetals
Behauptungstehen,was–wieandereSūtraszeigen–nichtseineArtist.
296IrgendeineErläuterungvonderArtdesobenvonmirHinzugefügten,diespäteraber
nichtmehrverstandenunddaherweggelassenwordenist,mussBuddhaŚākyamuni
diesemBhikṣugegebenhaben;dennsonstbleibtseineBehauptungunbegründetals
Behauptungstehen,was–wieandereSūtraszeigen–nichtseineArtist.
297Obenfolgteine–auchinDN17wiedergegebenespätererfundene–Geschichtemit
aberwitzigemInhalt:derBuddhaseiineinemseinerfrüherenLeben aufdemRosen‐
apfelkontinent eingekrönterKönigmit84.000Palästenund84.000Frauenund84.000
Elefantenund84.000...gewesen.
WelchezahlenmystischeBedeutungdieAnzahl84.000habenkönnte,istmirunklar.
Zwargilt:84.000 84⋅1.000 12⋅7⋅103 3⋅4⋅7 ⋅ 2⋅5 3 25⋅3⋅53⋅7;
aberdamitkannichnichtsanfangen.
298Danachzustreben,freivonder eigenen Formzuwerden,daskämedemBegehen
desWegeszumjainistisch‐katharischenBefreiungsziel–demzudiesemZweckbewusst
herbeigeführtenHungertod–gleich.AlsoistnichtdasZiel,vondenFünfGruppenselber
freizukommen,sondernvomAnhaftenandiesenFünfGruppen,verkürzt undnicht
ganzunmissverständlich gesagt:vondenFünfAnhaftungsgruppen.
148
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwardieserBhikṣus
überdesBhagavan‘sWorte. Sūtra22.97:EineFingernagelspitzeErde
Sūtra22.98:Kuhmist 2
299
Sūtra22.99:DerLederriemen 1 Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSiegerhaingelegenist.
AneinemdieserTagewandteersichandie beiihmversammelten Bhikṣusundsprach:„IhrBhikṣus!“;unddieseantwortetenihmaufmerk‐
sam:„Ja,Herr!“.SodannsprachderBhagavanzuihnen:
„IhrBhikṣus!Nichtzuermitteln300isteinAnfangdesSaṃsāras!Und
nichtfestzustellenisteinAusgangspunkt,vondemabdieLebewesen–
behindertdurchUnwissenheitundgefesselt301durchBegierde–herum‐
wandernundherumirren!
EswirdeineZeitkommen,inderdasgroßeWeltmeerseinWasser
verliertundaustrocknetundnichtmehrbesteht;abereinEndedesErlei‐
densfürdieLebewesen,solang‘siedurchUnwissenheitbehindertund
durchBegierdegefesseltsind,gibtesnicht:Dasseigesagt!
EswirdeineZeitkommen,inderdasgroßeErdenrundbrennt302
undzerstörtwirdundnichtmehrbesteht;abereinEndedesErleidens
fürdieLebewesen,solang‘siedurchUnwissenheitbehindertunddurch
Begierdegefesseltsind,gibtesnicht:Dasseigesagt!
DiesesBehindertseindurchUnwissenheitunddiesesGefesseltsein
durchBegierdehatmansichanfolgendemBeispielzuvergegenwärti‐
gen: DaseieinHund,dermiteinemLederriemenaneinenstarkenPfos‐
299DiesesSūtraenthältvonSN22.96dasbisobenzurFN296markierteAnfangsstück.
PostskriptumAusgesagte.
300Siehehierzudasim
301WernachdenUrsprüngenvonPlátọn’sHöhlengleichnissucht,dersolltediealtindi‐
schenPhilosophienimallgemeinenunddiePhilosophieBuddhaŚākyamuni’simbeson‐
derenaufgarkeinenFallaußerAchtlassen!
302Hierist„brennen“natürlichimalltäglichenSinnzuverstehen,oderauchimphysika‐
lischenSinndergegenwärtigenAstronomie,nämlichdann,wenndieSonneihreletzten
VorräteanWasserstoffverbrennt.
149
tenfestgebundenist,derdeshalbständigumdiesenPfostenherumläuft,
ihnumkreist.Ebensoverhältessichmiteinem Menschen ,derindieser
Lehrenichtgeschultist:ErerachteteinederGruppenForm–Empfin‐
dung–Unterscheidung–Gestaltungen–BewusstseinalsdasSelbstoderdas
SelbstineinersolchenGruppeoderdasSelbstalsdieseGruppenbesit‐
zendoderdasSelbstalsineinerdieserGruppen weilend .Erläuft–be‐
hindertdurchUnwissenheitundgefesseltdurchBegierde–ständigum
dieseGruppenherumundumkreistsie.Dadurchwirdernichtbefreit
vom Anhaftenan 303Form–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–
Bewusstsein;dadurchwirdernichtbefreitvonGeborenwerden,vonAl‐
tern‐in‐Todhaftigkeit,vonKummer–Schmerz–Leid–Betrübnis–Verzweif‐
lung:Diesseigesagt!
Daseihingegenein indieserLehre geschulterEdlerJünger:Dieser
erachtetnichteinederGruppenForm–Empfindung–Unterscheidung–
Gestaltungen–BewusstseinalsdasSelbstoderdasSelbstineinersolchen
GruppeoderdasSelbstalsdieseGruppenbesitzendoderdasSelbstalsin
einerdieserGruppen weilend .Erläuftdahernicht–behindertdurch
UnwissenheitundgefesseltdurchBegierde–ständigumdieseGruppen
herum;erumkreistsienichtmehr.Dadurchwirderbefreitvom Anhaf‐
tenan Form–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusstsein;
dadurchwirderbefreitvonGeborenwerden,vonAltern‐in‐Todhaftig‐
keit,304vonKummer–Schmerz–Leid–Betrübnis–Verzweiflung:diessei
gesagt!“
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarendieBhikṣus
überdessenWorte. Postskriptum:
DieseFormulierungen:„nichtzuermitteln“sowie:„nichtfestzustel‐
len“sindcharakteristischfürBuddhaŚākyamuni’sVermeidenjeglichen
AussagensüberUnendlicheswieauchüberalles,wasdasgrundsätzlich
Erfahrbareüberschreitet,kurzgesagt:jeglicherMetaphysík.
AuchbeiderBeschreibungdes–beiseinerErwachungerlangten–
DreifachenWissenshaternichtetwagesagt,ersehenunallevergange‐
nenLeben,sondernvielmehr,erkönnesiederReihenachzurückverfol‐
303LässtmandieseHinzufügungweg,danngleitetdieAussageineinegefährliche–weil
denHeilswegBuddhaŚākyamuni’sunterminierende–NähezurSoteriologieYājñavalk‐
ya’s.
304ErwirdwedervomAlternnachJahreszahlennochvomSterbennachAblaufder
Lebenszeit–nachdesBuddha’sWorten:wenn’shochkommt,dann120Jahre–befreit.
DenneinsolchesAlternundeinsolchesSterbenunterliegtdeneisernenGesetzender
Natur.
150
gen,solang‘erdieswolle undesihmdieZeitermögliche ,also:grund‐
sätzlichnurendlichlang,wielangediesesZurückverfolgenderKettevon
aufeinanderfolgendenvergangenenLebenauchseinmag.
NB:WieumfangreichdieÜbertreibungdessen,wasBuddhaŚākya‐
muniwohldiesbezüglichtatsächlichgesagthat,imVerlaufdernachfol‐
gendendreiJahrhundertedermündlichenTradierungbiszurschriftli‐
chenFixierunggewesenseinmag,wirdkaumnochzuermittelnsein.
NNB:ZurRechtfertigungderHinzufügung„ Anhaftenan “siehedie
entsprechendenStellenimnachfolgendenSN22.100.
Sūtra22.100:DerLederriemen 2
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSiegerhaingelegenist.
AneinemdieserTagewandteersichandie beiihmversammelten Bhikṣusundsprach:„IhrBhikṣus!“;unddieseantwortetenihmaufmerk‐
sam:„Ja,Herr!“.SodannsprachderBhagavanzuihnen:
„IhrBhikṣus!NichtzuermittelnisteinAnfangdesSaṃsāras!Und
nichtfestzustellenisteinAusgangspunkt,vondemabdieLebewesen–
behindertdurchUnwissenheitundgefesseltdurchBegierde–herum‐
wandernundherumirren!
DiesesBehindertseindurchUnwissenheitunddiesesGefesseltsein
durchBegierdehatmansichanfolgendemBeispielzuvergegenwärti‐
gen: DaseieinHund,dermiteinerLeineaneinenstarkenPfostenfestge‐
bundenist:Wennergeht,sogehterimBereichebendiesesPfostens;
wennersteht,sostehterimBereichebendiesesPfostens;wennersitzt,
sositzterimBereichebendiesesPfostens;wennerliegt,soliegterim
BereichebendiesesPfostens.
Ebensoverhältessichmiteinem Menschen ,derindieserLehre
nichtgeschultist:ErerachteteinederGruppenForm–Empfindung–Un‐
terscheidung–Gestaltungen–BewusstseininsolcherWeise:„Diesist
Mein;diesbinIch;diesistmeinSelbst!“:Wennergeht,sogehterim
BereichebendieserFünfGruppendesAnhaftens;wennersteht,sosteht
erimBereichebendieserFünfGruppendesAnhaftens;wennersitzt,so
sitzterimBereichebendieserFünfGruppendesAnhaftens;wenner
liegt,soliegterimBereichebendieserFünfGruppendesAnhaftens.
Daher,ihrBhikṣus,sollmanoftüberseineneigenenGeistnachden‐
ken:„LangeZeithindurchistdieserGeistdurchGier–Hass–Verblendung
151
beflecktundbeschmutztworden!“
DenndurchBefleckungenundBeschmutzungendesGeistessinddie
Lebewesenbeflecktundbeschmutztworden.AberdurchReinigungund
KlärungdesGeisteswerdendieLebewesengereinigtundgeklärt.
IhrBhikṣus!Habtihrschoneinmaleinmit„Wanderbild“305bezeich‐
netesGemäldegesehen?“
„Ja,Herr!“
„Wegendervielfältigen Zuständedes GeistesisteinsolchesGemäl‐
deinsovielfältigerWeisemalerischgestaltet.Vielfältigeraberalsdas
dortGemalteistderGeist inseinemZuständen .
Daher,ihrBhikṣus,sollmanoftüberseineneigenenGeistnachden‐
ken,überihnsoreflektieren:„LangeZeithindurchistdieserGeistdurch
Gier–Hass–Verblendungbeflecktundbeschmutztworden!“
DenndurchBefleckungenundBeschmutzungendesGeistessinddie
Lebewesenbeflecktundbeschmutztworden.AberdurchReinigungund
KlärungdesGeisteswerdendieLebewesengereinigtundgeklärt.
Nichtseh‘ichauchnureineandereGruppe vonGegenständen ,die
vielfältigerwärealsdie Gruppeder Tiere.Aufgrund derUnterschiede
derZustände des jeweiligen Geistessindsieinsounterschiedlicher
Weisegestaltet.Abernochvielfältigerals dieGruppe derTiereistder
Geist inseinenZuständen .“ ... 306 ... 307
Daher,ihrBhikṣus,sollmanoftüberseineneigenenGeistnachden‐
ken:„Ja!LangeZeithindurchistdieserGeistdurchGier–Hass–Verblen‐
dungbeflecktundbeschmutztworden!“
305BeieinemsolchenWanderbildhandeltessichumeinRollbildausLeinen,daseinige
Wander‐ŚramaṇasmitsichführtenunddassiedenumBelehrungBittendenzeigten
underklärten:AufdiesemBildwareinerseitsderWeginsUnheilundandererseitsder
WeginsHeildargestellt.
Ineinerderpseudo‐platonischenSchriftenwirdeinsolchesWanderbildbeschrieben;
siehe:KarlPfaff„AeschinesdesSokratikersGespräche,undCebesdesThebanersGe‐
mälde“1827,nacherzähltin:WilhelmK.Essler„SokratischeGesprächeundplatonische
Wandbilder“Frankfurt/M.22012,in:‹www.w‐k‐essler.de›.
306EsfolgteinweiteresGleichnis,dasherzlichwenigzurErhellungbeiträgtunddasich
daherobenweglasse;eslautet:
„DaseieinFärberodereinMaler,dermitdenFarbenGelb–Blau–Rotaufirgendeinen
gutgeglättetenUntergrund–sei’seineWandodereineHolztafelodereineLeinwand–
dasBildniseinerFrauodereinesMannesaufträgt.Ebenso,ihrBhikṣus,lässtderuner‐
fahreneWeltlingimmerwiederForm–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–Be‐
wusstseinentstehen.“
Ichvermute,dasshierinspätererZeitirgendeinAbtsichhathervortunwollen.
Interessantdaranistaber,dasshiernurdiedreiGrundfarbenGelb–Blau–Rotaufge‐
führtwerden,ohneWeißals–angebliche–vierteGrundfarbe.
307ZusammenhangloswerdenhiernochTeileausSN22.59angefügt.
152
DenndurchBefleckungenundBeschmutzungendesGeistessinddie
Lebewesenbeflecktundbeschmutztworden.AberdurchReinigungund
KlärungdesGeisteswerdendieLebewesengereinigtundgeklärt. DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarendieBhikṣus
überdessenWorte. Postskriptum:
DerSatz:„Vielfältigerals...istderGeist inseinenZuständen “er‐
scheinthieralsquasinebenbeieingeschoben.
MeinerSichtnachverdienterjedochallerhöchsteBeachtung;denn
ererinnertandas–einJahrhundertspätererfolgte–TheoremvonHẹrá‐
kleitosvonEphesos:„DerPsychẹ́ desGeistes Grenzenkannstdu
nichtausfindigmachen,auchwenndujeglichenWegdurchschreitest:so
tiefenGrundhatsie!“.UnddieserinnertauchanSọkrátẹs:Jemandhatte
ihmdasWerkdesHẹrákleitoszumLesenüberreicht;underhatihnso‐
dannTagespätergefragt,wieerdarüberdenke;daraufhatSọkrátẹsge‐
antwortet:„Wasichdavonverstandenhabe,daszeugtvoneinemhohen
Geist,und–wieichglaube–auchdas,wasichdavonnichtverstandenha‐
be;nurbedarfesdazueinesdelischenTauchers.“
IchwerdedieVermutungnichtlos,dassjenerSatz:„Vielfältiger...ist
derGeist“derRestbestandeinerdasParasaṃgatebetreffenden–unddie
HörerderbeidenunterenKlassenderGeistesschulungdaherüberfordert
habenden–DarlegungBuddhaŚākyamuni’sauchinBeziehungzumFloß‐
Gleichnisist,somitzumHöchstendessen,waszwarnichtmehrdenkbar
undaussagbarist,woraufaberdurchNegativ‐Beispielehingewiesen
werdenkann.
Sūtra22.101:DerBeilgriff oder:dasSchiff
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSieger‐Haingelegenist.
AneinemdieserTagewandteersichandie beiihmversammelten Bhikṣusundsprach:„IhrBhikṣus!“;unddieseantwortetenihmaufmerk‐
sam:„Ja,Herr!“.SodannsprachderBhagavanzuihnen:
„IhrBhikṣus!DieVernichtungdesGetriebenseinssprech‘ichdemzu,
der dieZusammenhängeunterdenGegebenheiten kenntund siedar‐
überhinausauchschließlichunvermittelt sieht,nichthingegendem,der
sienichtkenntund daher auchnichtsieht.
ZurVernichtungdesGetriebenseins durchUnwissenheitinUnwis‐
153
senheit gelangtmanimErkennenundimSehen derArtdesBestehens
derFünfGruppenForm–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–Be‐
wusstsein :
⋆„Soist dieBeschaffenheit derForm;soistdasEntstehender
Form;soistdasVergehenderForm.“
⋆„Soist dieBeschaffenheit derEmpfindung;soistdasEntstehen
derEmpfindung;soistdasVergehenderEmpfindung.“
⋆„Soist dieBeschaffenheit derUnterscheidung;soistdasEntste‐
henderUnterscheidung;soistdasVergehenderUnterscheidung.“
⋆„Soist dieBeschaffenheit derGestaltungen;soistdasEntstehen
derGestaltungen;soistdasVergehenderGestaltungen.“
⋆„Soist dieBeschaffenheit desBewusstseins;soistdasEntstehen
desBewusstseins;soistdasVergehendesBewusstseins.“
Im ErkennenundimSehenhiervon gelangt man zurVernichtung
desGetriebenseins durchUnwissenheitinUnwissenheit .308
DerWegzumVergehenderFünfArtendesAnhaftensanjededieser
GruppenbestehtimEdlenAchtfachenPfad,bestehendaus:RechterAn‐
sicht,RechterGesinnung,RechterRede,RechtemTun,RechterLebensge‐
staltung,RechterAnstrengung,RechterAchtsamkeit,RechterSammlung.
AufdiesemPfadistdieEntfaltungdesGeistesanzustreben. 309
EinemBhikṣu,dersichnichthingebungsvolldieserGeistesentfal‐
tungwidmet,magvielleichtdieserWunschaufsteigen:„Mögedochmein
GeistohneAnhaftenvomGetriebensein310befreitwerden!“;unddennoch
erfolgtdiesdannnicht.Willerwissen,warumdiesnichterfolgt,soist
ihmzuantworten:„WeildudichnichthingebungsvollderGeistesentfal‐
tunggewidmethast!“;erhatsienichtentfaltet:indenVierPfeilernder
Achtsamkeit, ... 311und insgesamt imEdlenAchtfachenPfad.
308SiehehierzudieBemerkungenim
Postskriptum.
309OhneeinensolchenÜbergangstehtderfolgendeAbsatzrechtzusammenhanglos
nachdemvorhergehenden.
Natürlichistdavonauszugehen,dassBuddhaŚākyamunivieldetaillierterüberdiesen
PfadderGeistesentfaltunggesprochenhat;aberdasistkaumnochrekonstruierbar.
310IndenbeidenunterenKlassenderGeistesschulung,dienochohneBezugnahmezur
vollständigen 12‐er‐KettedesEntstehensdurchVorherigesvonstattengeht,bezieht
sichAnhaftenprimäraufvorherigesGetriebenseinundDürstenprimäraufvorherige
Unwissenheit.
311Ichlass‘obenweg:„indenVierRechtenBemühungen,indenVierGrundlagengeistli‐
cherKräfte,indenFünfGeistlichenFähigkeiten,indenFünfGeistlichenKräften,inden
Sieben zur Erwachung leitenden Gliedern;dennsieerscheinenmiralsscholastische
Verfestigungenvon–gemäßDN33undDN34durchŚāriputrazuErinnerungszwecken
erstellten–Aufzählungen.
DassessichdabeiumdasErgebniseinerScholastikhandelt,erkenntmanbesonders
154
VergleichbaristdiesmiteinerHenne,dieihreEiernichtgutbebrü‐
tet,sienichtausbrütet,dieKükendarinsomitnichtzurvollständigen
Entwicklungbringt.Siemagsichdannwünschen:„DieseKükenmögen
dochihreEischaledurchbrechenundausihnenvollständigansTages‐
lichttreten!“.AbereswirddannebenbeidiesemWunschbleiben;denn
siehatdieseEiernichtgutbebrütet. 312
EinemBhikṣuhingegen,dersichhingebungsvolldieserGeistesent‐
faltungwidmet,dessenGeistwird–auchdann,wenninihmnichtdieser
Wunschaufsteigen:„MögedochmeinGeistohneAnhaftenvomGetrie‐
benseinbefreitwerden!“–dennochvomGetriebenseinbefreit.Willman
wissen,warumdiesdennocherfolgt,soistzuantworten:„Weilersich
hingebungsvollderGeistesentfaltunggewidmethat!“;erhatsieentfaltet:
indenVierPfeilernderAchtsamkeit, ... und insgesamt imEdlenAcht‐
fachenPfad.
VergleichbaristdiesmiteinerHenne,dieihreEiergutbebrütet,sie
ausbrütet,dieKükendarinsomitzurvollständigenEntwicklungbringt.
Auchwennsiesichdannnichtwünscht:„DieseKükenmögendochihre
EischaledurchbrechenundausihnenvollständigansTageslichttreten!“,
sowerdendieseschließlichdennochdieEierschalendurchbrechenund
ausihnenvollständigansTageslichttreten;dennsiehatdieseEiergut
bebrütet. 313
EinBhikṣu,derinsolcherWeiseseinenGeistentfaltet,wirddabei
sicherlichkaumdiewinzig‐kleinenFortschrittebemerken,dieerdabei
TagfürTagerzielt;wohlwirderirgendwannansichselberfeststellen,
dasserindieseroderjenerHinsichtderGeistesentfaltungeinenbemer‐
kenswertenFortschritterzielthat. DiesistvergleichbarmitdemBeileinesZimmermannsodereines
Zimmermann‐Gesellens:ImGriffdiesesBeilswerdensich wegender
ständigenBenützung irgendwannvondenFingernhervorgerufeneEin‐
buchtungenzeigen,ohnedassdieserweiß:„Sovielist andiesenStellen
desGriffsvomHolz heuteabgenütztworden,sovielgestern,undsoviel
deutlichdaran,dassmanfadenscheinigeInterpretationenheranzuziehenhat,umden
Unterschiedvon„geistlicheKräfte“und„geistlicheFähigkeiten“anzugeben.Entstanden
istdieseDoppelspurhöchstwahrscheinlichdadurch,dassdiebeidenBegriffeausunter‐
schiedlichennachfolgendenTeilschulenstammen,diesichnichtzueinergemeinsamen
Begrifflichkeithabeneinigenkönnen,sodassdieKompilatorenderSammlungendann
schließlichbeideBegrifflichkeiten–umdesliebenFriedenswillen–nebeneinander‐
gestellthaben.
312Sokürz‘ichobendiesen–inderTextvorlageinverdächtigerWeiseausgewalztdar‐
gestellten–Gleichnissozusammen,diesnichtohnedieBemerkung,dassichdieses
Gleich‐nisnichtalsAuthentischerachte.
313WiegemäßFN312gesagt.
155
vorgestern!“:ErerkenntundsiehtvielmehrnurAbgenütztesalsabge‐
nützt.
IngleicherWeise,ihrBhikṣus,weißdaeinBhikṣu,dersichhinge‐
bungsvollderGeistesentfaltungwidmet,durchausnicht:„Sovielistheu‐
tevomGetriebenseingeschwunden,sovielgestern,undsovielvorges‐
tern!“:ErerkenntundsiehtvielmehrnurGeschwundenesalsgeschwun‐
den.
Diesistzudemvergleichbarmiteinem zumBefahrender Meere
erstelltem Boot,dessenPlankenmitStrickenzusammengehaltenwer‐
den.MitdiesemseieinhalbesJahrlangdasWeltmeerbefahrenworden,
ohnedassdiedabeitäglichandenStrickenerfolgtengeringfügigenAb‐
nützungensichirgendwiebemerkbargemachthätten . 314Sodannjedoch
seiesanLandgezogenworden,wodieseStricke wechselweise von
WindundSonne ausgetrocknet undvomRegendurchnässtwerden:
Diesebeginnendannzufaulen;undsielassensichdaraufhinleichtablö‐
sen.
IngleicherWeise,ihrBhikṣus,lösensichdabeieinemBhikṣu,der
sichhingebungsvollderGeistesentfaltungwidmet, voneinembestimm‐
tenPunktdieserGeistesentfaltung ganzleichtdieFesselnundfaulen
ab.“
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarendieBhikṣus
überdessenWorte. Postskriptum:
Ichgehe–ohnediesanhandderTextvorlagengutundüberzeugend
begründenzukönnen–festdavonaus,dassBuddhaŚākyamunisehrklar
undeindeutighinsichtlichderFünfGruppen u.a. diesesunterschieden
hat:
1 :dasgrobevs.dasfeineEntstehen–Vergeheneinerjedensolchen
GruppeeinesjedenIndividuums;sowie
2 :dasamIndividuumanKörperlichemundGeistigemzuBeobach‐
tendevs.dasinihmanKörperlichemundGeistigemWirkende,unddass
erbeidemdarinjeweilsWirkenden–d.h.:bezüglichderkörperlichenEn‐
ergienunddergeistigenKräfte–unterschiedenhat:
a dieaktualwirkenden kinetischen Energienbzw.Kräfte,und
314AusbestimmtenPflanzenfasernhergestellteundgutgewundeneStrickefaulenin
Salzwassernichtundzerreißendanndarinauchnicht.
MitsolchermaßenhergestelltenBootenhabenTeilederFlottedervormaligenPharao‐
nenÄgyptensindenJahrhundertenvorderExplosionderInselSantorindenKontinent
Afrikaumrundetundwohlauch–diesmitBlickaufPlátọn’s„Timaios“gesagt“–vonTe‐
neriffaausdenWegnachAmerikahin‐undzurückgelegt.
156
b dielatentwirkenden potentiellen Energienbzw.Kräfte.
Zu 1 :DieseUnterscheidungwirdineinigenwenigenBodhisattva‐
yāna‐Schulenthematisiert;bekanntistmirdievonGescheTandimRab‐
tenunddessenHauptschülerLamaGonsarTulku.
DasaugenblicklicheEntstehen–VergehenderForm Gestalt –d.h.:
desbeiMenschenhauptsächlichmitSehenanMateriellemzuErmitteln‐
de–hateineDauervonungefähr5⋅10‐2s.
DasaugenblicklicheEntstehen–Vergehendes–jeweilsnachträglich
zubeobachtendenBewusstseinszustands kurzundmissverständlich
gesagt:desBewusstseins –istfürunsimVerinnerlichenUngeübtenicht
zuermitteln.Menschenhingegen,diedasBeobachtenihresBewusstseins
durchdenjeweilsnachfolgendenBewusstseinszustand zurVollendung
gebrachthaben,bestimmendessenDaueralsungefährden65‐tenTeil
derDauerdesLautesdesFingerschnalzenseineskräftigenErwachsenen.
Ichhabediesgemessen;undalsErgebnishatsichdabeialsDauerunge‐
fähr5⋅10‐6sergeben.315
WieeingrobesDeutenvon„VergehendesBewusstseins“ineiner
nichtaufderLehreYājñavalkya’s–oderaufeinersonstigenĀtman‐Leh‐
re–gegründetenWeiseerfolgensoll,istmirrätselhaft.
DenneinBewusstseins zustand istnachderLehreBuddhaŚākya‐
muni’snichteinfürsichselbstexistierenderGegenstand,sondernein
Bewusstsein‐von‐Etwas,unddiesnichtnurimZustanddestrübenund
erinnerungslosenTiefschlafs,sondernauchnochimZustanddesKlaren
Lichts,indemzwarderAufmerksamkeitkeinGegenstandgegebenist,
wohlaberderAchtsamkeiteiner,nämlich:ebenderdieserdagänzlich
ungerichtetenAufmerksamkeit.
AberdieswarsicherlichnochnichtderUnterrichts‐Gegenstandder
beidenunterenKlassenderGeistesschulung,sondernersteinsolcherder
3‐tenKlasse.DochsindhiervonindenmirzugänglichenTextennurSpu‐
renzuermitteln316
Zu 2 :ZudieserDoppel‐Unterscheidung,dieBuddhaŚākyamuni
sicherlichgekannthabenwird,sindaberindenmirzugänglichenTexten
nichteinmalSpurenvonHinweisenzufinden:DiedreiJahrhundertebis
zurschriftlichenFixierungdesGehörtenundBerichtetensindebendoch
einerechtlangeZeit;undindieserhatte–zwarnichtunbedingtdiePra‐
xiswohlaber–diePhilosophieBuddhaŚākyamuni’smehreresanAuf‐
undAb‐Bewegungenzuerleidengehabt.
315Siehehierzudasim
Anhang2Beschriebene.
316Siehehierzuu.a.SN12.61undSN12.62.
157
Sūtra22.102:Vergänglichkeit
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSieger‐Haingelegenist.
AneinemdieserTagewandteersichandie beiihmversammelten Bhikṣusundsprach:„IhrBhikṣus!“;unddieseantwortetenihmaufmerk‐
sam:„Ja,Herr!“.SodannsprachderBhagavanzuihnen:
„IhrBhikṣus!DashäufigausgeübteHervorbringenundAufrechter‐
haltenderVorstellungderVergänglichkeit vonallemEntstandenen vernichtetjedeSinnlichkeits‐Gier,vernichtetjedeWerdens‐Gier,317ver‐
nichtetjedeUnwissenheit,undentwurzeltjedeEinbildung derArt :„Ich
bin“.318 ... 319
Siebewirktdieszunächst durchdasErkennenund schließlich durchdasSehenderZusammenhängegemäß derEinsicht :
⋆„Soist dieBeschaffenheit derForm;soistdasEntstehender
Form;soistdasVergehenderForm.“
⋆„Soist dieBeschaffenheit derEmpfindung;soistdasEntstehen
derEmpfindung;soistdasVergehenderEmpfindung.“
⋆„Soist dieBeschaffenheit derUnterscheidung;soistdasEntste‐
henderUnterscheidung;soistdasVergehenderUnterscheidung.“
317DerAusdruckS:„bhava“:PhateinargweitesBedeutungsspektrum,zudemauch
a „sein“,„b „Dasein“ „Vorhandensein“ ? ,und c „Werden“ einschließlichdesun‐
freierfolgtenWerdens,desGewordenwerdens gehören.
Damitkann a „Sein“wohlnichtgemeintsein;dennmankannnurnachGewordenem
odernachTatsächlich‐WerdendemodernachVielleicht‐Werdendemgreifenunddaran
anhaftenkann;aufeinSeinhingegenkannmannichtdurchDanach‐GreifenundDaran‐
Anhaftengieren.EinesolcheSeins‐GiermagzwarinPlátọn’sLehre,nichtjedochin
Plátọn’sLebenvorhandensein.
Damitkann b Vorhandenseins‐Giereigentlichebenfallsnichtgemeintsein;dennihr
ÜberwindenkämeimkrassenFalldemSuizid‐WunschgleichundimmoderatenFall
demGleichgültigkeits‐Wunsch,keinesfallsjedochdemÜber‐alles‐Hinausgeheneines
Voll‐Erwachten.
Dannbleibtnoch c mitWerdens‐Gier.Unddiesvermut‘ichdanneben.
AbervollständigsicherbinichmirdarinandieserStellenicht.
318DieVorstellung:„Ichbin“
„Ichhab‘einSein“ gehtüberS:„moha“ D:„Verblen‐
dung,Irrung“ hinausundgehörtzumgrundsätzlicherenS:„avidyā“ D:„Unwissen‐
heit,Fehlwissen“ 319EsfolgendreiGleichnisse,dieallenfallseinfacheGemüterüberzeugenkönnen,und
dieichdaherweglasse.Vermutlichhatmansiehineingenommen,alsmanhierzunächst
vorhandeneanspruchsvolleArgumentenichtmehrverstandenundzunächstverstüm‐
meltweitergereichtundschließlichvollständiggetilgthat.
158
⋆„Soist dieBeschaffenheit derGestaltungen;soistdasEntstehen
derGestaltungen;soistdasVergehenderGestaltungen.“
⋆„Soist dieBeschaffenheit desBewusstseins;soistdasEntstehen
desBewusstseins;soistdasVergehendesBewusstseins.““
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarendieBhikṣus
überdessenWorte. Postskriptum:
DerAusdruckS:„Bhava“:PhateinargweitesBedeutungsspektrum,
zudemauch a „Sein“, b „Dasein“ „Vorhandensein“ ? ,und c „Werden“ einschließlichdesunfreierfolgtenWerdens,desGeworden‐
werdens gehören.
Mit„Bhava“kann a Seinwohlnichtgemeintsein;dennmankann
nurnachGewordenemodernachTatsächlich‐Werdendemodernach
Vielleicht‐Werdendemgreifenunddarananhaften;aufeinSeinhingegen
kannmannichtdurchDanach‐GreifenundDaran‐Anhaftengieren.
Damitkann b Vorhandenseineigentlichebenfallsnichtgemeint
sein;denndasÜberwindenderGiernachdemVorhandenseinkämeim
krassenFalldemSuizid‐WunschgleichundimwenigerkrassenFalldem
Gleichgültigkeits‐Wunsch,keinesfallsjedochdemWunschzumErreichen
desZustandsdesÜber‐alles‐HinausgeheneinesVoll‐Erwachten.
Dannbleibtnoch c Werdenübrig.Unddiesvermut‘ichdanneben.
Undichvermutezudem,dassdiesdieGierist:indenWirbelwindendes
Gewordenwerdensbzw.indenMeeresstrudelndesGewordenwerdens
dieangenehmstenSeitendieseseinemselberheteronomZukommenden
zuerhaschen.
AbervollständigsicherbinichmirdarinandieserStellenicht.
Teil11:...vagga
Anteile‐Abschnitt
Sūtra22.103:DieAnteile
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSiegerhaingelegenist.
AneinemdieserTagewandteersichandie beiihmversammelten Bhikṣusundsprach:„IhrBhikṣus!“;unddieseantwortetenihmaufmerk‐
sam:„Ja,Herr!“.SodannsprachderBhagavanzuihnen:
159
„IhrBhikṣus!DiesevierAnteilegibtes:
⟡derAnteildes BestehensderAnsichtvondereigenen Identität;
⟡derAnteildesEntstehens derAnsichtvondereigenen Identität;
⟡derAnteildesVergehens derAnsichtvondereigenen Identität;
⟡derAnteildesWeges,derzumZuendegehen derAnsichtvonder
eigenen Identitätleitet.320
DiesistderAnteilder BestehensderAnsichtvondereigenen Iden‐
tität,nämlich:diefünfGruppendesAnhaftens:desAnhaftensander ei‐
genen Form,desAnhaftensander eigenen EmpfindungsamtGefühl,
desAnhaftensander eigenen Unterscheidung,desAnhaftensanden
eigenen Gestaltungen desGeistes ,desAnhaftensam eigenen Be‐
wusstsein.
DiesistderAnteildesEntstehens derAnsichtvondereigenen Identität,nämlich:diesesBegehren,dasmitbeglückenderLusteinher‐
gehtundsichanDiesemundJenemerfreut,unddasdadurchweitere
Geborenwerdenhervorbringt,321undzwar:dasBegehrennachSinnlich‐
keit,dasBegehrennach Werden ,dasBegehrennach Verbleiben .322
DiesistderAnteildesVergehens derAnsichtvondereigenen Identität,nämlich:dasrestloseVerschwindensolchenBegehrens,dessen
Beenden,dessenZurücklassen,dessenMissachten,desSich‐Befreiens
davon.
DiesistderAnteildesWeges,derzumZuendegehen derAnsicht
vondereigenen Identitätleitet,nämlich:derEdleAchtfachePfad,be‐
stehendaus:RechterAnsicht,RechterGesinnung,RechterRede,Rech‐
temTun,RechterLebensgestaltung,RechterAnstrengung,RechterAcht‐
samkeit,Rechter Geistes‐ Sammlung.
320Mit„Identität“isthiernatürlichnichtdieaufdenVorgangdesErfassensbezogene
Identität,sonderndieunbezogene–die angeblich aussichselbstherausbestehende–
IdentitätdereigenenPersongemeint.
DassdiesdieReduzierungderVierEdlenWahrheitenaufdasAuffassungsvermögen
dererstenfünfJüngeristwieauchaufdasAuffassungsvermögenallerjenerJünger,für
diedasDarlegenzumindestvonTeilender12‐er‐KettedesEntstehensdurchVorheri‐
ges noch nichtangebrachtist,dasliegtaufderHand.
321Soschreib‘ichstattBBD:„thatleadstorenewedexistence“bzw.stattNPK:„dasWie‐
dergeburterzeugende“.
DassjeneJüngereinfacherenGemütsausdenbeidenunterenKlassenderGeistesschu‐
lung,denendasaugenblicklicherfolgendeEntstehen‐Vergehen noch nichtzuvermit‐
telngewesenist,diesnichtalseinenandauerndenVorgang,sondernalseinenproLe‐
bensendeeinmaligenVorganghabenverstehenmüssen,bedarfwohlkeinerweiteren
Begründung.
322Zudiesem–vondenStandard‐Übersetzungenäußerlichwieauchinhaltlichmerklich
abweichenden–WiedergebenvonS:„bhava“und„vibhava“siehedieAusführungenim
Postskriptum.
160
Dies,ihrBhikṣus,sinddievierAnteile!“
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarendieBhikṣus
überdessenWorte. Postkriptum:
DerAusdruckS:„Bhava“hat,wiegesagt,einargbreitesBedeutungs‐
spektrum,indiesemsowohldenSinngehaltvonD:„Sein“alsauchden
vonD:„Werden“.
NPKübersetzt„Bhava“mit„Dasein“und„Vibhava“mit„Nichtsein“.
BBDübersetzt„Bhava“mit„existence“und„vVibhava“mit„exterm‐
ination“.
Allediese–zugegeben:gängigen–Deutungengehendavonaus,es
gäb‘indenLebeweseneinenSelbstvernichtungstrieb,einBegehren,das
demTriebzurSinnlichkeitunddemzum Weiter‐ Bestehenwenigstens
annäherndanStärkegleicht.IchteiledieseAnsichtnicht.
MitBlickvorallemaufMN45geh‘ichhiervielmehrdavonaus,dass
allesderartigeBegehrenaufbestimmteArtendesnicht‐buddhistischen
linkshändigenTantrasbezogensind:„Bhava“aufdasEntstehenjenes
höchstensinnlichenEntzückens,und„Vibhava“aufdas„Nicht‐Verge‐
hen“jeneshöchstensinnlichenEntzückens,gemäßNietzsche:
„...dennalleLustwillEwigkeit,willtiefe,tiefeEwigkeit!“
Sūtra22.104:DasErleiden323
Sūtra22.105:DieIdentitätdesLebewesens324
Sūtra22.106:ZuDurchschauendes
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSiegerhaingelegenist.
AneinemdieserTagewandteersichandie beiihmversammelten Bhikṣusundsprach:„IhrBhikṣus!“;unddieseantwortetenihmaufmerk‐
sam:„Ja,Herr!“.SodannsprachderBhagavanzuihnen:
323DiesesSūtraentstehtausdemvorherigenSN22.103durchErsetzenvon„der An‐
sichtvondereigenen Identität“durch„Erleiden“,abgesehenvomEinleitungssatz.
324DiesesSūtraist–abgesehenvomEinleitungssatz–identischmitdemSN22.103.
161
„IhrBhikṣus!DaszuDurchschauendewillicheuchaufweisen,und
dieDurchschauung,sowiedenDurchschauenden.
DiesistdaszuDurchschauende:Form–Empfindung–Unterschei‐
dung–Gestaltungen–Bewusstsein.325
DiesistdasDurchschauen:dieVernichtungvonGier;dieVernich‐
tungvonHass,dieVernichtungvonVerblendung.
DiesistderDurchschauende:derArhat,326dieserEhrwürdigevon
solchemNamenundsolcherHerkunft.“
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarendieBhikṣus
überdessenWorte. Sūtra22.107:Śramaṇas 1 Sūtra22.108:Śramaṇas 2
Sūtra22.109:DerindenStromEingetretene
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSiegerhaingelegenist.
AneinemdieserTagewandteersichandie beiihmversammelten Bhikṣusundsprach:„IhrBhikṣus!“;unddieseantwortetenihmaufmerk‐
sam:„Ja,Herr!“.SodannsprachderBhagavanzuihnen:
„IhrBhikṣus!EinenEdlenJünger,derbeidiesenFünfGruppendes
AnhaftensdessenEntstehenunddessenVergehen,auchdessenGenuss
unddessenElend,undzudemauchdasEntkommenvondemAnhaften
daran wirklichkeitsgemäßversteht,denbezeichne ich mit„eininden
StromEingetretener“.DenneristnichtmehrdenniederenWeltenverfal‐
325MangehtganzgewissnichtfehlinderAnnahme,dassdieserInhaltsangabeeine
ausführliche–wenngleichebenimVerlaufdernachfolgendenJahrhunderteleider
verlorengegangene–DarlegungdieserFünfGruppengefolgtist.
326Zuvermutenist,dassinder1‐tenKlassederGeistesschulung–andersalsdannwohl
bereitsinder2‐tenKlasse–dieBegriffeS:„moha“undS:„avidyā“nochnichtgenauun‐
terschiedenunddahernochnichtstrengauseinandergehaltenwordensind.
UndwerindenTheravāda‐ÜberlieferungenRestevonUnterrichtsbestandteilender
höherenKlassenderGeistesschulungermittelnwill,dermusseben–miteinerVermu‐
tungdeswenigstensungefährenLehrplanssolcherhöherenKlassenimSinn–sichauf
Spurensuchebegeben.
162
len;erist durchdiesesVerstehen gesichert;ergehtdemZielderErwa‐
chungentgegen.“
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarendieBhikṣus
überdessenWorte. Sūtra22.110:DerArahant
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSiegerhaingelegenist.
AneinemdieserTagewandteersichandie beiihmversammelten Bhikṣusundsprach:„IhrBhikṣus!“;unddieseantwortetenihmaufmerk‐
sam:„Ja,Herr!“.SodannsprachderBhagavanzuihnen:
„IhrBhikṣus!EinBhikṣu,derbeidiesenFünfGruppendesAnhaftens
dessenEntstehenunddessenVergehen,auchdessenGenussunddessen
Elend,undzudemauchdasEntkommenvondemAnhaften daran wirk‐
lichkeitsgemäßerkannt unddiesesErkanntevollständigverinnerlicht hat,der aufdiesemWeg durchNicht‐Anhaftenbefreitist,denbezeichne
ich mit„Arhat“.DennseinGetriebenseinistvernichtet;seinHeilswan‐
delistvollendet;erhatgetan,waszutungewesenist;erhatdieBürde
abgelegt;erhatseinZielerreicht;erhatdieFesselndesGewordenwer‐
denszerstört;eristvollständigbefreitdurchHöchstesWissen.“327
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarendieBhikṣus
überdessenWorte. Sūtra22.111:DieBegierdezurücklassen 1 Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSiegerhaingelegenist.
AneinemdieserTagewandteersichandie beiihmversammelten Bhikṣusundsprach:„IhrBhikṣus!“;unddieseantwortetenihmaufmerk‐
sam:„Ja,Herr!“.SodannsprachderBhagavanzuihnen:
„IhrBhikṣus!WasimmerhinsichtlichForm–Empfindung–Unter‐
scheidung–Gestaltungen–BewusstseindabeiBegierde–Gier–Lustist,das
lasstzurück,dasgebtauf!WirdBegierde–Gier–LustnachForm–Empfin‐
327DaskannsonureinHörerberichten,derMN9nichtkennt,derSN12.2nichtkennt,
der...nichtkennt.
163
dung–Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusstseinaufgegebengleich
einerentwurzeltenPalmyra‐Palme,dannsindsiezumNicht‐Seinge‐
brachtworden;328unddannkönnensienichtwieder zumSein entste‐
hen!“
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarendieBhikṣus
überdessenWorte. Sūtra22.112:DieBegierdezurücklassen 2
329
Teil12:Dhamma...vagga
Dharma‐Berichter‐Abschnitt
Sūtra22.113:Unwissenheit
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSiegerhaingelegenist.
AneinemdieserTagebegabsicheinBhikṣuzumBhagavan,begrüß‐
teihnehrerbietig,setztesichihmzurSeitehin,undfragteihn:
„Herr!Gesagtwird unsvondenÄlterenunterdenBhikṣus :„Unwis‐
senheit“:WasistdabeidieUnwissenheit?UndinwiefernistmaninUn‐
wissenheitgesunken?“
„Bhikṣu!Daseiein indieserLehre ungeschulter Mensch :Dieser
verstehtnichtdas Bestehenvon Form–Empfindung–Unterscheidung–
Gestaltungen–Bewusstsein;erverstehtnichtdasEntstehenvonForm–
Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusstsein;erversteht
nichtdasBeendenvonForm–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltun‐
gen–Bewusstsein;underverstehtnichtdenzumBeendenvonForm–
Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–BewusstseinleitendenWeg.
Dasnenntman indieserLehre „Unwissenheit“;undaufdieseArt
istmaninUnwissenheitgesunken!“
328HierbeispielsweisekannmannochdieAbdrückeeinesvormaligenFundamentsder
vollständigen–unddasaugenblicklicherfolgendeEntstehen‐Vergehenbeinhaltende–
12‐er‐KettedesEntstehendurchVorheriges–hierbeivorallemdasDürstennachdem
SeindesEmpfundenen–erkennenoderzumindesterahnen.
329DiesesSūtraentstehtausdemvorherigenSN22.111,indemdenAusdrücken„Be‐
gierde–Gier–Lust“noch„Sich‐Anschließen,Anhaften,Sich‐Festlegen,Sich‐Eingewöhnen,
Sich‐geistig‐Hinneigen“hinzugefügtwird.
164
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwardieserBhikṣu
überdieseAntwortdesBhagavans. Postskriptum:
IchhabeganzerheblicheZweifelanderAnnahme,diewäredie
BeschreibungeinersotatsächlicherfolgtenBegebenheit:
DieseAusführungistdasInhaltsverzeichnisdesUnterrichtsstoffs
der1‐tenKlasse.DassdanndaeinBhikṣudiesenganzenLehrstoffver‐
pennthabe,unddassersichdeswegenzumBuddhabegebenhabe,um
sodanndiese–ohneeinschlägigeKenntnissenichtzuverstehende–In‐
haltsangabezuerhalten,dasmagglauben,werwill.
Verdächtigistzudem,dassdieserBhikṣunamenlosbleibt:DerAutor
diesesSūtrashatsichdamitderPflichtenthoben,hierRossundReiter
zunennen. FürsichalleinistdieseSacheallerdingsnochkeineausrei‐
chendeRechtfertigungzumZweifelnanderAuthentizitätdesSūtras. IchhabeinderAntwortdenAusdruck„Weltling“durch„Mensch“
ersetzt,diesinderAbsicht,diesesabfälligeWortnichtdemBuddhazu
unterstellen.FürmichistdieserAusdruckallerdingsGrundgenugfürdie
Annahme,dassdiesesanspruchsloseSūtrairgendwannnachdemDahin‐
scheidenBuddhaŚākyamuni’sineinemKlosterentstandenist,dasan
GeistesschulungnurüberdenUnterrichtsstoffder1‐tenSchulungsklasse
verfügthat.
Sūtra22.114:Wissen
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSiegerhaingelegenist.
Aneinemder nachfolgenden TagebegabsichdieserBhikṣu er‐
neut zumBhagavan,begrüßteihnehrerbietig,setztesichihmzurSeite
hin,undfragteihn:
„Herr!Gesagtwird unsvondenÄlterenunterdenBhikṣus :„Wis‐
sen“:WasistdabeidasWissen?UndinwiefernistmanzuWissenge‐
langt?“
„Bhikṣu!Daseiein indieserLehre geschulterEdlerJünger:Dieser
verstehtdas Bestehenvon Form–Empfindung–Unterscheidung–Gestal‐
tungen–Bewusstsein;erverstehtdasEntstehenvonForm–Empfindung–
Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusstsein;erverstehtdasBeenden
vonForm–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusstsein;
underverstehtdenzumBeendenvonForm–Empfindung–Unterschei‐
165
dung–Gestaltungen–BewusstseinleitendenWeg.
Dasnenntman indieserLehre „Wissen“;undaufdieseArtistman
zuWissengelangt!“
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwardieserBhikṣu
überdieseAntwortdesBhagavans. Postskriptum:
DengenauenUnterschiedzwischenWissenundWeisheit,denŚāri‐
putragemäßMN74beimMithöreneinesaufhöchsterEbenegeführten
Disputsverstandenhat,dersicheinemzudemauchbeimepistemolo‐
gischausgerichtetenUntersuchendesFloß‐GleichnissesvonMN22er‐
schließenkann:dieseristdemAutordieseswieauchdesvorangegange‐
nenSūtrasunbekanntgewesen,bzw.wennbekanntgewesen,dannje‐
denfallsverschlossengeblieben.
NB:Auchhiermüssteeigentlich„Beendenvon“durch„Beendendes
Anhaftensan“ersetztwerden.
DennbeispielsweiseBuddhaŚākyamunibesaßauchnachdemErrei‐
chenderErwachungweiterhineineForm;undauchdieKontinuitätder
viergeistigenGruppenhörtedakeinesfallszubestehenauf.
Sūtra22.115:DieZusammenhängedarlegen 1
Sūtra22.116:DieZusammenhängedarlegen 2
Sūtra22.117:DieStricke
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSiegerhaingelegenist.
AneinemdieserTagewandteersichandie beiihmversammelten Bhikṣusundsprach:„IhrBhikṣus!“;unddieseantwortetenihmaufmerk‐
sam:„Ja,Herr!“.SodannsprachderBhagavanzuihnen:
„IhrBhikṣus!Daseiein indieserLehre ungeschulter Mensch .
DiesererachtetdaseineoderanderevonForm–Empfindung–Unterschei‐
dung–Gestaltungen–BewusstseinalsdasSelbstoderdasSelbstalsdas
eineoderanderevondiesenFünfGruppenbesitzendoderdieeineoder
andereGruppedavonalsimSelbst vorhanden oderdasSelbstalsinder
166
einenoderanderenGruppedavonvorhanden.Einsolcher Mensch ... istgefesseltmitdenStrickenvonForm–Empfindung–Unterscheidung–
Gestaltungen–Bewusstsein,gefesseltinnenundaußen,330ohnedasnahe
UferodergardieferneKüstezusehen:Gefesseltwirdergeboren,gefes‐
seltereiltihnderTod;331undgefesseltgehtervondieserzuranderen
Welt.332
„IhrBhikṣus!Daseiein indieserLehre geschulterEdlerJünger.
DiesererachtetnichtdaseineoderanderevonForm–Empfindung–Un‐
terscheidung–Gestaltungen–BewusstseinalsdasSelbstoderdasSelbst
alsdaseineoderanderevondiesenFünfGruppenbesitzendoderdieei‐
neoderandereGruppedavonalsimSelbst vorhanden oderdasSelbst
alsindereinenoderanderenGruppedavonvorhanden.Einsolcherge‐
schulterEdleJünger ... istungefesseltmitdenStrickenvonForm–Emp‐
findung–Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusstsein,ungefesseltinnen
undaußen,dasnaheUferwie dannauch dieferneKüstefindend:Erist
vomErleidenbefreit;diesseigesagt!“
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarendieBhikṣus
überdessenWorte. Postskriptum:
DiesesSūtrabeziehtsichaufArtenderĀtman‐Lehren,wiesiewohl
erstindemviertelJahrtausendnachdemDahinscheidenBuddhaŚākya‐
muni’sindendiversenphilosophischenSchulenAlt‐Indiensgelehrtund
besprochenwordensind.
BuddhaŚākyamunihatsichnievonanderenLehrmeinungenabge‐
schirmt,sondernsichvielmehrmitdiesenauseinandergesetzt.Indiesem
SūtrahingegenfindetdasgenaueGegenteilstatt,nämlich:keinsolches
undaußen“indiesemZusammenhangheißenmag,istmir
gänzlichschleierhaft.VermutlichistesaussolchenSūtras,indenenauchdieFünfGrup‐
penandererLebeweseninBetrachtgezogenwerden,ohnejeglichesNachdenkenund
Überlegensinnwidrigübernommenworden.
NB:DasGefesselt‐WerdendurchdieFünfGruppendessen,wasmananeinemselber
alsKörperlichessowiealsGeistigesbemerkt,kommtYājñavalkya’sgegengreifengleich.
331HiersinddieAusdrücke„Geburt“und„Tod“natürlichimalltäglichenSinnzuver‐
stehen,zumalderKontextkeineSpurvoneinemBezugzur12‐er‐KettedesEntstehens
durchVorherigesaufweist.
332DieAutorendiesesSūtraswerdenzwardasWort„Welt“kaumimepistemologischen
Sinnverstandenhaben;aberfürPhilosophenistesangebracht,esineinemsolchenSinn
zuverstehen,gemäß:natürlichbleibensieindiesemUniversum;aberdieErlebnisse
sinddanngemäßderdann–zumindestgeringfügig–anderenArtvonNāma‐Rūpa vomBegreifendesGeformten unterschiedslosenGewogesvonErscheinungen eben
andere,nämlich:dieeineranderenWelt.
330Was„gefesseltinnen
167
argumentativeAuseinandersetzten,sondernvielmehrein–mitdrohen‐
demUntertonerfolgtes–AbschirmenvonsolchenLehren,unddiesoffen‐
sichtlichdeswegen,weilmansich–ganzandersalsderBuddha–ihnen
argumentativnichtgewachsengefühlthat.
DennochscheintmirdarineinauthentischerKernoderzumindest
derBezugaufeinensolchenzutagezuliegen,nämlich:deraufdasinMN
22wiedergegebenenFloß‐GleichnisBuddhaŚākyamuni’s.
WasdarinallerdingsmitderUnterscheidungvonnahemUferund
vonfernerKüstegemeintseinkann,darüberkannmanzwar–vonmei‐
nerAnnahmeder4KlassenderGeistesschulungausgehend–Vermutun‐
genanstellen,aberwohlkaumohneeinederartigeAnnahme:
DasnaheUferwäredemnachdasgänzlicheAusrodendes
Anhaftens,somit:dasErgebnisder1‐tenKlassederGeistesschulung.Und
dieferneKüstewäredannderZustand,densichBuddhaŚākyamuniund
Śāriputraund...undNāgārjunaund...zuEigengemachthaben,demnach:
dasErgebnisder4‐tenKlassederGeistesschulung.
Sūtra22.118:DieBefragung 1 Sūtra22.119:DieBefragung 2
Sūtra22.120:DieFesselung
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSiegerhaingelegenist.
AneinemdieserTagewandteersichandie beiihmversammelten Bhikṣusundsprach:„IhrBhikṣus!“;unddieseantwortetenihmaufmerk‐
sam:„Ja,Herr!“.SodannsprachderBhagavanzuihnen:
„IhrBhikṣus!IchwilleuchdiefesselndenDingedarlegenwieauch
hierzudieFesseln!
DiefesselndenDingesind:Form–Empfindung–Unterscheidung–Ge‐
staltungen–Bewusstsein.
DieFesselnhierzusinddie aufsieausgerichtete Begierdeund die
ausderBegierdehervorgehende Gier.“
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarendieBhikṣus
überdessenWorte. 168
Sūtra22.121:DasAnhaften
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSiegerhaingelegenist.
AneinemdieserTagewandteersichandie beiihmversammelten Bhikṣusundsprach:„IhrBhikṣus!“;unddieseantwortetenihmaufmerk‐
sam:„Ja,Herr!“.SodannsprachderBhagavanzuihnen:
„IhrBhikṣus!IchwilleuchdiezumAnhaftenverleitendenDingedar‐
legenwieauchhierzudasAnhaften!
DiezumAnhaftenverleitendenDingesind:Form–Empfindung–Un‐
terscheidung–Gestaltungen–Bewusstsein.
DieAnhaftendaranerfolgtdurchdie aufsieausgerichtete Begier‐
deund dieausderBegierdehervorgehende Gier.“
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarendieBhikṣus
überdessenWorte. Postskriptum:
DiesebeidenSūtrasSN22.120undSN22.121zeichnensichvorden
meistenanderendadurchaus,dasssieunzweideutigbesagen,dasses
nichtdasameigenenKörperundameigenenGeistBemerkteist,das
zumAnhaftenund dadurch zumGefesseltwerdenführt,sondernviel‐
mehrderdurchBegierdeundGiergestalteteGeistdesdiesesBemerkte
Bemerkenden.
Sūtra22.122:DieTugend
Postskriptum:
DieseslangatmigeSūtraistnichtBuddhaŚākyamuni,sondernŚāri‐
putraindenMundgelegtworden.WiederholtwirdderLehrinhaltder1‐
tenKlassederGeistesschulungfürfünfStufendesGeisteszustands:die
StufederTugendhaftigkeit,diedesStromeintritts,diederEinmalwieder‐
kehr;diederNichtwiederkehr,diederArhatschaft:Fürsieallegelten
demnach–derAnsichtderAutorendiesesSūtrasgemäß–diegleichen
LehrinhalteunddiegleichenAusübungswege.
Natürlichistesnichtgänzlichausgeschlossen,dasserdemMahā‐
KoṭṭhitadurchdasstereotyperfolgendeWiederholendesBetrachtens
169
vonVergänglichkeit–Leidhaftigkeit–Leerheit–UnselbsthaftigkeitderFünf
Gruppendieshateinhämmernwollen;aber...
Interessantdaranist,dassdieseinederrechtwenigenStellenvon
DN,MN,ANundSNist,andenenAusdrückewie„leer“und„Leerheit“ S:„śunya“und„śunyatā“ erscheinen.
WichtigdaranistderabschließendeHinweis,dassaucheinArhat
diesesBetrachtenweiterzuführenhat,dadiesihmzuAchtsamkeitund
klarerEinsichtleiten;dennohnedasunentwegterfolgendeAuffrischen
diesesZustandskönntediesersonstineinglückseligesDahindösenver‐
kümmern.
Sūtra22.123:Geschult333
Sūtra22.124:Kappa 1 Sūtra22.125:Kappa 2 Teil13:Avijjāvagga
Unwissenheit‐Abschnitt
Sūtra22.126:DemEntstehenunterworfen 1
Sūtra22.127:DemEntstehenunterworfen 2 Sūtra22.128:DemEntstehenunterworfen 3 Sūtra22.129:Genuss 1 333DiesesSūtraerhältmanausdemvorhergehendenSN22.122durchErsetzenvon„tu‐
gendhaft“durch„geschult“.
170
Sūtra22.130:Genuss 2 Sūtra22.131:DasEntstehen 1 Sūtra22.132:DasEntstehen 2 Sūtra22.133:Koṭṭhita 1 Sūtra22.134:Koṭṭhita 2 Sūtra22.135:Koṭṭhita 3 Teil14:...vagga
Heiße‐Glut‐Abschnitt
Sūtra22.136:HeißeGlut
Sūtra22.137–139:Vergänglich 1 – 3 Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSiegerhaingelegenist.
AneinemdieserTagewandteersichandie beiihmversammelten Bhikṣusundsprach:„IhrBhikṣus!“;unddieseantwortetenihmaufmerk‐
sam:„Ja,Herr!“.SodannsprachderBhagavanzuihnen:
„IhrBhikṣus!Nachdem,wasvergänglichist,solltetihrdasBegehren
unddasGierenaufgeben.Vergänglichsind:Form–Empfindung–Unter‐
scheidung–Gestaltungen–Bewusstsein;nachjederdieserGruppesolltet
ihrdasBegehrenunddasGierenaufgeben!“
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarendieBhikṣus
überdessenWorte. 171
Sūtra22.140–142:Leidhaft 1 – 3 Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSiegerhaingelegenist.
AneinemdieserTagewandteersichandie beiihmversammelten Bhikṣusundsprach:„IhrBhikṣus!“;unddieseantwortetenihmaufmerk‐
sam:„Ja,Herr!“.SodannsprachderBhagavanzuihnen:
„IhrBhikṣus!Nachdem,wasleidhaftist,solltetihrdasBegehren
unddasGierenaufgeben.Leidhaftsind:Form–Empfindung–Unterschei‐
dung–Gestaltungen–Bewusstsein;nachjederdieserGruppesolltetihr
dasBegehrenunddasGierenaufgeben!“
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarendieBhikṣus
überdessenWorte. Sūtra22.143–145:Nicht‐Selbst 1 – 3 Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSiegerhaingelegenist.
AneinemdieserTagewandteersichandie beiihmversammelten Bhikṣusundsprach:„IhrBhikṣus!“;unddieseantwortetenihmaufmerk‐
sam:„Ja,Herr!“.SodannsprachderBhagavanzuihnen:
„IhrBhikṣus!Nachdem,wasunselbsthaftist,solltetihrdasBegeh‐
renunddasGierenaufgeben.Unselbsthaftsind:Form–Empfindung–Un‐
terscheidung–Gestaltungen–Bewusstsein;nachjederdieserGruppesoll‐
tetihrdasBegehrenunddasGierenaufgeben!“
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarendieBhikṣus
überdessenWorte. Sūtra22.146–149:VerinnerlichenderAbwendung 1 – 4 Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSiegerhaingelegenist.
AneinemdieserTagewandteersichandie beiihmversammelten Bhikṣusundsprach:„IhrBhikṣus!“;unddieseantwortetenihmaufmerk‐
172
sam:„Ja,Herr!“.SodannsprachderBhagavanzuihnen:
„IhrBhikṣus!DiesistfüreinenEdlenSohn,derausVertrauenindie
Hauslosigkeitgezogenist,einderLehre334gemäßes Verhalten :dasser
beiForm–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusstseinin
derVertiefungdesSich‐Abwendens335hiervonweilt,wobeiersichderen
Vergänglichkeit,derenLeidhaftigkeit,derenUnselbsthaftigkeitvergegen‐
wärtigt.
IndemerbeiForm–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–Be‐
wusstseininVertiefungdesSich‐Abwendenshiervonweilt,wobeiersich
derenVergänglichkeit,derenLeidhaftigkeit,derenUnselbsthaftigkeit
vergegenwärtigt,verstehter sodanndieseFünfGruppen Form–Empfin‐
dung–Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusstsein.
IndemerForm–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–Be‐
wusstseinversteht,wirderbefreitvom Anhaftenan Form–Empfin‐
dung–Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusstsein unddamitvomGe‐
fesseltwerdenandiesesTodhafte ,wirddamitbefreitvonKummer–
Schmerz–Leid–Betrübnis–Verzweiflung,wirdbefreitvomErleiden;dies
seigesagt!“
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarendieBhikṣus
überdessenWorte. Teil15:Diṭṭhivagga
Ansichten‐Abschnitt
Sūtra22.150:ImInneren
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSiegerhaingelegenist.
AneinemdieserTagewandteersichandie beiihmversammelten Bhikṣusundsprach:„IhrBhikṣus!“;unddieseantwortetenihmaufmerk‐
HieristP:„dhamma“bzw.S:„dharma“sicherlichmit„Lehre vondenZusammen‐
hängen unterdenGegebenheiten “zuübersetzen.
335IndenbeidenunterenKlassenwirddasSich‐AbwendenzweifellosalsWiderwillen‐
Entwickelnverstandenwordensein,hingegenindenbeidenoberenKlassen a ein
Neutral‐BleibenundAusgewogen‐BleibendesGeistes, b verbundenmiteinemAb‐
stand‐NehmendurchReflektieren,washierheißt:durchBetrachtendesHingezogen‐
werdensunddesAnhaftensanAnteilendieserGruppen;dennsolchesBetrachtener‐
folgtvoneinemausreichendgroßenAbstandzumBetrachtetenaus.
334
173
sam:„Ja,Herr!“.SodannsprachderBhagavanzuihnen:
„IhrBhikṣus!Wennwas alsbestehendempfundenwird ,entstehen
durchAnhaftendaranFreudundLeid?“
„ImBhagavan,Herr,“ antwortetensieihm ,„habenunsereLehren
ihreWurzeln;denBhagavanhabenwirals Lehrer ;denBhagavanhaben
wiralsRückhalt.Gutwär‘esdaher,vomBhagavandenSinndieserWorte
dargelegtzuerhalten; denn dieBhikṣuswerdendasvomBhagavanGe‐
hörtebewahren!“
„Sohörtzu,ihrBhikṣus,undachtetaufdasdas,wasichnunsagen
werde!“
„Ja,Herr!“versprachensieihm.UndderBhagavanbegann:
„WennForm–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusst‐
sein als bestehend empfundenwerden–sei’seinedieserGruppenoder
seien‘salledieseGruppen– ,336dannentstehendurchdasAnhaftendar‐
animInnerenFreud‘undLeid, undzwar:Freud‘beimEntstehenvon
AngenehmemundbeimVergehenvonUnangenehmem,undLeidbeim
VergehenvonAngenehmemundbeimEntstehenvonUnangenehmem:
AnVergänglichementstehtvergänglicheFreud‘sowievergängliches
Leid.Vergänglichesaberistleidhaft,isteinErleiden. 337
Wiesehtihrdas,ihrBhikṣus:SindForm–Empfindung–Unterschei‐
dung–Gestaltungen–Bewusstseinbeständigoderabervergänglich?“
„Siesindvergänglich,Herr!“
„Das,wasvergänglichist:Istdasleidhaftoderfreudvoll?“338
„Esistleidhaft,Herr!“
„KannjedochohneAnhaftenandem,wasvergänglichundleidvoll
undderVeränderungunterworfenist,innerlichFreud‘wieauchLeid
entstehen?“
„Nein,Herr!“339
336Soversteh‘ichdieverkürzteAussage:„WennForm–Empfindung–Unterscheidung–
Gestaltungen–Bewusstseindaist...“;denndiesesindjazeitlebensimmerda,sodass
diesdannkeineechteeinschränkendeBedingungwäre.
HingegenistdieAufmerksamkeitnichtbeständigaufsiegereichtet;undwenndiese
nichtimBlickfelddesGeistessind,dawirktnaturgemäßauchkeinAnhaftenanihnen.
337EntwederistnachfolgendderzweiteTeilvonSN22.59übergangslosangehängtwor‐
den,oderesisteinzunächstsoodersoähnlichgearteterÜbergangimVerlaufderÜber‐
lieferungverlorengegangen;ichvermute:letzteres.
338Wiegesagt:Mit„freudvoll“isthiernichtdieweltliche–weilvonmancherleiäußeren
hier: weltlichen Bedingungenabhängige–Freudegemeint,sonderndieüberweltli‐
che–weilnurvoninnerenundzudemautonomen hier: überweltlichen Bedingun‐
genabhängig–Freude.
Undganzentsprechendistdas„leidhaft“aufdieHeteronomiebezogen.
339VonjetztabbiskurzvordemAbschlussklaffendieWiedergabenvonBBDundvon
174
„IhrBhikṣus!IndemeinEdlerHörerdies gründlichuntersucht,
dabeidasErgebnissolchenUntersuchensalsrichtigerkennt,unddasso
ErkanntedaraufhindurchVerinnerlichen einsieht,ziehtersichvonder
Formzurück,wieauchvonderEmpfindung,vonderUnterscheidung,
vondenGestaltungen,vomBewusstsein340.Löstersolchermaßensein
Anhaften andiesenFünfGruppen ,sowirderbefreit.DerBefreitewird
danngewahr:„ Dasist dieBefreiung!“;undererkennt:„Versiegt ist dasGeborenwerden,vollendetderReinheitswandel,erwirktdaszuEr‐
wirkende:Nichtmehrist ... dieseWelt!“:Dasweißernun.“
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarendieBhikṣus
überdessenWorte. Sūtra22.151:Mein‐Ich‐Selbst
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSiegerhaingelegenist.
AneinemdieserTagewandteersichandie beiihmversammelten Bhikṣusundsprach:„IhrBhikṣus!“;unddieseantwortetenihmaufmerk‐
sam:„Ja,Herr!“.SodannsprachderBhagavanzuihnen:
„IhrBhikṣus!Wennwas alsseiendempfundenwird ,erachtetman
durchAnhaftendaranunddurchFestklebendarandieDingegemäß:
„DiesistMein;diesbinIch;diesistmeinSelbst!“?“
„ImBhagavan,Herr,“ antwortetensieihm ,„habenunsereLehren
ihreWurzeln;denBhagavanhabenwirals Lehrer ;denBhagavanhaben
wiralsRückhalt.Gutwär‘esdaher,vomBhagavandenSinndieserWorte
dargelegtzuerhalten; denn dieBhikṣuswerdendasvomBhagavanGe‐
hörtebewahren!“
„Sohörtzu,ihrBhikṣus,undachtetaufdasdas,wasichnunsagen
werde!“
„Ja,Herr!“versprachensieihm.UndderBhagavanbegann:
„WennForm–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusst‐
sein als seiend empfundenwerden–sei’seinedieserGruppenodersei‐
en‘salledieseGruppen– ,dannerachtetmandurchdasAnhaftendaran
NPKetwasargweitauseinander.IchhaltemichdabeiandievonBBD.
DiesesAuseinanderklaffenwiederholtsichbisSN22.159.
340Wiegesagt:Die–äußerstwichtige–Fragehierzulautet,wiesichdenndasBewusst‐
seineinesMenschenvomBewusstseinlösenkann:Erkanndiesnatürlichnicht;aberer
kannsichvomAnhaftenamBewusstsein–vonderAufeinanderfolgederauseinander
hervor‐gehendenBewusstseinszustände–lösen,nämlich:durchiteriertesReflektieren.
175
unddurchFestklebendarandieDingegemäß:„DiesistMein;diesbin
Ich;diesistmeinSelbst!“; dennmanwillmananVergänglichemetwas
angeblichBeständigesermitteln .341
Wiesehtihrdas,ihrBhikṣus:SindForm–Empfindung–Unterschei‐
dung–Gestaltungen–Bewusstseinbeständigoderabervergänglich?“
„Siesindvergänglich,Herr!“
„Das,wasvergänglichist:Istdasleidhaftoderfreudvoll?“
„Esistleidhaft,Herr!“
„KannjedochohneAnhaftenandem,wasvergänglichundleidvoll
undderVeränderungunterworfenist,dieAnsicht:„DiesistMein;dies
binIch;diesistmeinSelbst!“aufkommen?“
„Nein,Herr!“
„IhrBhikṣus!IndemeinEdlerHörerdies gründlichuntersucht,
dabeidasErgebnissolchenUntersuchensalsrichtigerkennt,unddasso
ErkanntedaraufhindurchVerinnerlichen einsieht,ziehtersichvonder
Formzurück,wieauchvonderEmpfindung,vonderUnterscheidung,
vondenGestaltungen,vomBewusstsein.LöstersolchermaßenseinAn‐
haften andiesenFünfGruppen ,sowirderbefreit.DerBefreitewird
danngewahr:„ Dasist dieBefreiung!“;undererkennt:„Versiegt ist dasGeborenwerden,vollendetderReinheitswandel,erwirktdaszuEr‐
wirkende:Nichtmehrist ... dieseWelt!“:Dasweißernun.“
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarendieBhikṣus
überdessenWorte. Sūtra22.152:DasSelbstunddieWelt
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSiegerhaingelegenist.
AneinemdieserTagewandteersichandie beiihmversammelten Bhikṣusundsprach:„IhrBhikṣus!“;unddieseantwortetenihmaufmerk‐
sam:„Ja,Herr!“.SodannsprachderBhagavanzuihnen:
„IhrBhikṣus!Wennwas alsbestehendempfundenwird ,entsteht
durchAnhaftendaranunddurchFestklebendaraneinesolcheAnsicht:
„WasdasSelbstist,dasistdieWelt;nachmeinemDahinscheidenwerd‘
ichunvergänglichseinundbeständig,somitewigundnichtmehrder
341EntwederistnachfolgendderzweiteTeilvonSN22.59übergangslosangehängtwor‐
den,oderesisteinzunächstsoodersoähnlichgearteterÜbergangimVerlaufderÜber‐
lieferungverlorengegangen;ichvermute:letzteres.
176
Veränderungunterworfen!“?“342
„ImBhagavan,Herr,“ antwortetensieihm ,„habenunsereLehren
ihreWurzeln;denBhagavanhabenwirals Lehrer ;denBhagavanhaben
wiralsRückhalt.Gutwär‘esdaher,vomBhagavandenSinndieserWorte
dargelegtzuerhalten; denn dieBhikṣuswerdendasvomBhagavanGe‐
hörtebewahren!“
„Sohörtzu,ihrBhikṣus,undachtetaufdasdas,wasichnunsagen
werde!“
„Ja,Herr!“versprachensieihm.UndderBhagavanbegann:
„WennForm–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusst‐
sein als bestehend empfundenwerden–sei’seinedieserGruppenoder
seien‘salledieseGruppen– ,dannerachtetmandurchdasAnhaftendar‐
anunddurchFestklebendarandieDingegemäß:„DiesistMein;diesbin
Ich;diesistmeinSelbst!“;sowillmananVergänglichemetwasBeständi‐
gesermittelthaben,waseinUndingist. 343
Wiesehtihrdas,ihrBhikṣus:SindForm–Empfindung–Unterschei‐
dung–Gestaltungen–Bewusstseinbeständigoderabervergänglich?“
„Siesindvergänglich,Herr!“
„Das,wasvergänglichist:Istdasleidhaftoderfreudvoll?“
„Esistleidhaft,Herr!“
„KannjedochohneAnhaftenandem,wasvergänglichundleidvoll
undderVeränderungunterworfenist,dieAnsicht:„WasdasSelbstist,
dasistdieWelt;nachmeinemDahinscheidenwerd‘ichunvergänglich
seinundbeständig,somitewigundnichtmehrderVeränderungunter‐
worfen!“aufkommen?“
„Nein,Herr!“
„IhrBhikṣus!IndemeinEdlerHörerdies gründlichuntersucht,
dabeidasErgebnissolchenUntersuchensalsrichtigerkennt,unddasso
ErkanntedaraufhindurchVerinnerlichen einsieht,ziehtersichvonder
Formzurück,wieauchvonderEmpfindung,vonderUnterscheidung,
vondenGestaltungen,vomBewusstsein.Löstersolchermaßensein
Anhaften andiesenFünfGruppen ,sowirderbefreit.DerBefreitewird
danngewahr:„ Dasist dieBefreiung!“;undererkennt:„Versiegt ist dasGeborenwerden,vollendetderReinheitswandel,erwirktdaszuEr‐
wirkende:Nichtmehrist ... dieseWelt!“:Dasweißernun.“
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarendieBhikṣus
342MiristkeinÜbersetzerbekannt,derwenigstensandieserStelleaufdieSoteriologie
Yājñavalkya’sverweist.
343EntwederistnachfolgendderzweiteTeilvonSN22.59übergangslosangehängtwor‐
den,oderesisteinzunächstsoodersoähnlichgearteterÜbergangimVerlaufderÜber‐
lieferungverlorengegangen;ichvermute:letzteres.
177
überdessenWorte. Sūtra22.153:Würd‘ichnichtgewesensein344
Sūtra22.154–158:FalscheAnsicht
Sūtra22.159:Ānanda
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSiegerhaingelegenist.
AneinemdieserTagebegabsichderEhrwürdigeĀnandazumBha‐
gavan,345begrüßteihnehrerbietig,undsetztesichihmzurSeitehin.So‐
dannbaterihn:
„Herr!Gutwär‘es,wennmirderBhagavaneinekurzeDarlegungder
Zusammenhänge unterdenGegebenheitendesHeilswegs 346geben
würde!DasGehörtewürd‘ichdanneinsam–zurückgezogen–unermüd‐
lich–eifrig–entschlossen verinnerlichen !“
„Ānanda!“, begannsodannderBhagavan .„Wiesiehstdudas:Sind
Form–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusstseinbestän‐
digoderabervergänglich?“
„Siesindvergänglich,Herr!“
„Das,wasvergänglichist:Istdasleidhaftoderfreudvoll?“
„Esistleidhaft,Herr!“
„Istesangebracht,das,wasvergänglichundleidvollundderVerän‐
derungunterworfenist,zuerachtenals:„DiesistMein;diesbinIch;dies
istmeinSelbst!“?“
„Nein,Herr!“
„Ānanda!IndemeinEdlerHörerdies gründlichuntersucht,dabei
dasErgebnissolchenUntersuchensalsrichtigerkennt,unddassoEr‐
344DienachfolgendensechsSūtrassindgeringfügigeVariationenderhiervorausgegan‐
genendreiSūtras.
345DemnachwardergetreueĀnandazudieserZeitnochnichtderHelferBuddhaŚā‐
kyamuni’s.UndmitBlickaufdieerhalteneDarlegungdarfdavonausgegangenwerden,
dassessichumdieerstenMonatenachdemEintrittĀnanda’sindenOrdengehandelt
hat.
346Hiergeb‘ichP:„dhamma“bzw.S:„dharma“mitD:„Zusammenhänge unterden
GegebenheitendesHeilswegs wieder.
178
kanntedaraufhindurchVerinnerlichen einsieht,ziehtersichvonder
Formzurück,wieauchvonderEmpfindung,vonderUnterscheidung,
vondenGestaltungen,vomBewusstsein.LöstersolchermaßenseinAn‐
haften andiesenFünfGruppen ,sowirderbefreit.DerBefreitewird
danngewahr:„ Dasist dieBefreiung!“;undererkennt:„Versiegt ist dasGeborenwerden,vollendetderReinheitswandel,erwirktdaszuEr‐
wirkende:Nichtmehrist ... dieseWelt!“:Dasweißernun.“
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarderEhrwürdi‐
geĀnandaüberdessenWorte. 179
Inhaltsverzeichnis
desKapitels23
Rādhasaṃyutta
Rādha‐Gruppierung
Einzelnachweise
Sūtra23.01:Māra
Sūtra23.23:Māra
181
182
180
Sūtra23.01:Māra
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSiegerhaingelegenist.
AneinemdieserTagebegabsichderEhrwürdigeRādhazumBha‐
gavan,begrüßteihnehrerbietig,undsetztesichihmzurSeitehin.So‐
dannbegannerdasfolgendeWechselgespräch:
„Herr!Gesagtwird vondenÄlterenunterdenBhikṣus :„Māra“:In
welcherWeisebestehtdennnunMāra?“
„In denGruppen Form–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltun‐
gen–Bewusstseinkann347Māra vorhanden sein:sei’salsMörderoder
sei’salsErmordeter. IstnunMāratatsächlichineinerdieserGruppen
vorhanden,dann erachte diesenBefallderbetreffendenGruppe als
Krankheit:348sei’salsGeschwür,sei’salsStachel,sei’sals einsonstiges Übel,jedenfalls:alsdasGrund‐Übel.Werdiessosieht,dersiehtesrich‐
tig!“349
„DiesesRichtigeSehen,Herr,welchenZweckhates?“
„DasRichtigeSehen,Rādha,hatdieAbwendungzumZweck!“
„DieseAbwendung,Herr,welchenZweckhatsie?“
„DieAbwendung,Rādha,hatdieEntsüchtigungzumZweck!“
„DieEntsüchtigung,Herr,welchenZweckhatsie?“
„DieEntsüchtigung,Rādha,hatdieBefreiungzumZweck!“
„DieBefreiung,Herr,welchenZweckhatsie?“
„DieBefreiung,Rādha,hatdasNirvāṇazumZweck!“
„DasNirvāṇa,Herr,welchenZweckhates?“
„Rādha!Duhast jetzt denBereichdes sinnvollen Fragensüber‐
schritten!Denn indeiner FragekannmandenBegriff „Nirvāṇa“ nicht
347DaskleineWörtchen„kann“darfnichtübersehenwerden.Dennauchbeieinem
ErwachtensindForm–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusstseinvor‐
handen,abereben:ohneMāra!
348DasseinerzeitlicheärztlicheVorgehenbestandin:Anamnese–Diagnose–Prognose–
Therapie,dabeiwohlzumeistdiesomatischenKrankheitenbetreffend,undseltennur
diepsychischen,undniediementalen.
NunisteineKrankheitstetseineUnausgewogenheit,einUngleichgewicht;unddie
VierEdlenWahrheitenhandelnvonebendiesermentalenKrankheitundvonihrerBe‐
hebung.
349DasRichtigeSehenistinseinemvollenUmfangebendieRechteAnsicht,diesesZug‐
pferddesEdlenAchtfachenPfads.SiehehierzuANXXX.
181
fassen.350 Sovielnurkannman,diesenBegriffbetreffend,sagen: „Indas
NirvāṇamündeterHeilswandel;dasNirvāṇaistdessenZiel;dasNirvāṇa
istdessenBestimmung!“.“351
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarderEhrwürdi‐
geRādhaüberdessenWorte. Sūtra23.02:Lebewesen352
Sūtra23.03–22:DemMāraunterworfen
Sūtra23.23:Māra
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSiegerhaingelegenist.
AneinemdieserTagebegabsichderEhrwürdigeRādhazumBhaga‐
van,begrüßteihnehrerbietig,undsetztesichihmzurSeitehin.Sodann
baterihn:
„Herr!Gutwär‘es,wennmirderBhagavaneinekurzeDarlegungder
Zusammenhänge unterdenGegebenheitendesHeilswegs gebenwür‐
de!DasGehörtewürd‘ichdanneinsam–zurückgezogen–unermüdlich–
eifrig–entschlossen verinnerlichen !“
„Rādha!“, begannsodannderBhagavan .„DusolltestallesBegehren
undjeglicheGierhinsichtlichdem,waseinMāraist,hinterDirzurücklas‐
sen undesfürimmerundendgültigaufgeben !
DasnunistalleseinMāra,nämlich:Form–Empfindung–Unterschei‐
dung–Gestaltungen–Bewusstsein.353
350DasWortP:„nibbāna“bzw.S:„nir‐vāṇa“beschreibtmitD:„Nicht‐Brennen“nur
ei‐
nenTeildessen ,wasdieserZustanddesGeistesnichtist.
351SiehehierzuauchMN44;vgl.hierzuauchSN48.42.
352DiesesSūtraistbestimmtnichtauthentisch.
InseinerüberliefertenFormhatesmit:„ReißniederdieForm,...,reißniederdasBe‐
wusstsein!“dieAbgrenzungzurSoteriologieYājñavalkya’smerklichüberschritten.
ZwarkannmandiesenFehlermitHinzufügungenwie:„Reißniederdas Anhaftenan
der Form,...,reißniederdas Anhaftenam Bewusstsein!“korrigieren;abereinenson‐
derlichenTiefgangderDarlegungwirdmandarinauchdanachnochnichtermitteln
können.
353HieristMāra,kurzgesagt,dieKausalität,nämlich:dieVergänglichkeit desBeste‐
182
Rādha!Indemdudies gründlichuntersuchst,dabeidasErgebnis
solchenUntersuchensalsrichtigerkennst,unddassoErkanntedarauf‐
hindurchVerinnerlichen einsieht,ziehstdusichvonderFormzurück,
wieauchvonderEmpfindung,vonderUnterscheidung,vondenGestal‐
tungen,vomBewusstsein.LöstdusolchermaßendeinAnhaften andie‐
senFünfGruppen ,sowirstdubefreit.
DerBefreitewirddanngewahr:„ Dasist dieBefreiung!“;under
erkennt:„Versiegt ist dasGeborenwerden,vollendetderReinheitswan‐
del,erwirktdaszuErwirkende:Nichtmehrist ... dieseWelt!“:Dasweiß
ernun.“
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarderEhrwürdi‐
geRādhaüberdessenWorte. Sūtra23.24–46:DemErleidenunterworfen
henden ,dieLeidhaft desBestehenden ,dasder augenblicklichen VeränderungUn‐
terworfen‐Sein desBestehenden ,somit:dieSubstanzlosigkeit desBestehenden ,die
Kernlosigkeit desBestehenden ,dieLeerheit desBestehendenvoneigenständigem
Bestehen .
183
Inhaltsverzeichnis
desKapitels24
Diṭṭhisaṃyutta
Ansichten‐Gruppierung
Einzelnachweise
Teil01:Sotāpattivagga Stromeintritt‐Abschnitt Sūtra24.01:DieWinde
Teil02:Dutiyagamanavagga[ZweiterAbschnitt]
Sūtra24.19:DieWinde
Teil03:Tatiyagamanavagga[DritterAbschnitt]
Sūtra24.45:DieWinde
Teil04:Catutthagmanavagga[VierterAbschnitt]
Sūtra24.71:DieWinde
184
185
194
194
197
198
199
199
Teil01:Sotāpattivagga
Stromeintritt‐Abschnitt
Sūtra24.01:DieWinde
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSiegerhaingelegenist.
AneinemdieserTagewandteersichandie beiihmversammelten Bhikṣusundsprach:„IhrBhikṣus!“;unddieseantwortetenihmaufmerk‐
sam:„Ja,Herr!“.SodannsprachderBhagavanzuihnen:
„IhrBhikṣus!Wennwas als bestehend erachtetwird ,undbeim
Anhaftenworan,beimKlebenworanentstehteinederartigeAnsicht:
„DieWindewehennicht;dieFlüssefließennicht;dieSchwangerengebä‐
rennicht;SonneundMondgehenwederaufnochunter,sondernverhar‐
renunbeweglichwieeinPfeiler!“?“354
„ImBhagavan,Herr,“ antwortetensieihm ,„habenunsereLehren
ihreWurzeln;denBhagavanhabenwirals Lehrer ;denBhagavanhaben
wiralsRückhalt.Gutwär‘esdaher,vomBhagavandenSinndieserWorte
dargelegtzuerhalten; denn dieBhikṣuswerdendasvomBhagavanGe‐
hörtebewahren!“
„Sohörtzu,ihrBhikṣus,undachtetaufdasdas,wasichnunsagen
werde!“
„Ja,Herr!“versprachensieihm.UndderBhagavanbegann:
„WennForm–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusst‐
sein als bestehend erachtetwird ,undbeimAnhaftenworan,beim
KlebenworanentstehenentstehteinederartigeAnsicht:„DieWinde
wehennicht;dieFlüssefließennicht;dieSchwangerengebärennicht;
SonneundMondgehenwederaufnochunter,sondernverharrenunbe‐
weglichwieeinPfeiler!“!
IhrBhikṣus,wasmeintihr:SindForm–Empfindung–Unterschei‐
dung–Gestaltungen–Bewusstseinvergänglichoderunvergänglich?“
„Vergänglich,Herr!“
„Wasdavergänglichist,istdasleidhaftodererfreulich?“
„Leidhaft,Herr!“
„KannnunaberohneAnhaftenandem,wasvergänglich–leidhaft–
veränderlichist,einederartigeAnsichtentstehen:„DieWindewehen
354SiehehierzudieBemerkungenim
Postskriptum.
185
nicht;dieFlüssefließennicht;dieSchwangerengebärennicht;Sonne
undMondgehenwederaufnochunter,sondernverharrenunbeweglich
wieeinPfeiler!“?“
„Gewissnicht,Herr!“355
„Wasdagesehen,gehört,getastet,erkannt,ermittelt,untersucht,
überdachtwird,istdiesvergänglichoderunvergänglich?“
„Vergänglich,Herr!“
„Wasdavergänglichist,istdasleidhaftodererfreulich?“
„Leidhaft,Herr!“
„KannnunaberohneAnhaftenandem,wasvergänglich–leidhaft–
veränderlichist,einederartigeAnsichtentstehen:„DieWindewehen
nicht;dieFlüssefließennicht;dieSchwangerengebärennicht;Sonne
undMondgehenwederaufnochunter,sondernverharrenunbeweglich
wieeinPfeiler!“?“
„Ganzgewissnicht,Herr!“ „IhrBhikṣus!SowieeinemEdlenJüngerhinsichtlichdiesersechs
Fälle356derZweifelgeschwundenist,sosindbeiihmauchgeschwunden:
derZweifelam Bestehendes Erleidens,derZweifelamEntstehendes
Erleidens,derZweifelamVergehendesErleidens,derZweifelandem
zumVergehendesErleidensführendenPfad:DiesergiltalseinEdler
Jünger,derinden zurBefreiungführenden Stromeingetretenist;erist
nichtmehrandieniedereWelt357gebunden:Fest ister inseinerBe‐
stimmung hinausgerichtetzur Erwachung!“
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarendieBhikṣus
überdessenWorte. Postskriptum:
DiesesSūtramachteineninhomogenenEindruck;undeswirktwie
einText,derausBruchstückenandererTetezusammengefügtworden
ist.
VondereingangszitiertenThese:„DieWinde...Pfeiler!“undvom
abschließendenTeil:„IhrBhikṣus!Sowie...Erwachung!“abgesehen,ist
derverbleibendeHauptteilinallenweiterenSūtrasdieserAnsichten‐
355EsfolgtnuneinEinschub,dereineTeil‐Wiederholungist,vermutlichausderTradie‐
rungeineranderenOrdensniederlassungkommend.DerEinschubendetmit:„Ganzge‐
wissnicht,Herr!“
356DiesesechsFällesindwohl:
Gesehenes–Gehörtes–Gerochenes–Geschmecktes–Getastetes–Gedachtes.
357FüreinfacherGemüteristmit„niedereWelt“dasTripelTierwelt–Hungergeisterwelt
–Höllenwesenweltgemeint.FürandereGemüterist„niedere“einAdjektivzu„Welt“,
wobei„Welt“gemäß u.a. SN12.44zuverstehenist.
186
Gruppierungderselbe;undderabschließendeTeilistzudeminallenSū‐
trasdiesesStromeintritt‐Abschnittsderselbe.
GanzoffensichtlichgehenalleSūtrasdieserGruppierung24inihrer
überliefertenFormsonichtaufBuddhaŚākyamunizurück,sondernsind
nachihmwährendeinerZeitderphilosophischenDekadenzentstanden:
a EsfindetkeineintellektuelleAuseinandersetzungmitLehrmei‐
nungenandererSchulenstatt;vielmehrwerdendiesesoverzerrtund
verunstaltetdargestellt,dassauchdaseinfachsteGemütimOrdendie
SinnlosigkeitdessoDargestellten–undfürdiegegnerischeLehrmeinung
gehaltenen–einsehenkann.
b DamitdiesinderOrdensgemeinschaftstabilbleibt,isteserfor‐
derlich,dieMitgliederdahingehendeinzustimmen,sichphysischund
verbalvondenGegnernfernzuhalten,sichabzuschirmen,sichvonder
philosophischenUmweltzuisolieren.
c DieverzerrteundverunstalteteDarstellungwirdalsVerfahren
eingesetzt,umdieMitgliederdereigenenGemeinschaftpsychischdahin
zubringen,mitdenAnderenerstüberhauptnichtzureden.
DerartigesistauchgegenwärtiginargvielenbuddhistischenTradi‐
tionenzubeobachten.
AlsBeispielmagmansichvergegenwärtigen,wieeinerseitsimBud‐
dhismusdieLehredesJainismusdargestelltwird,undwieandererseits
imJainismusdieLehredesimJainismusdargestelltwird,sowieumge‐
kehrt,wieeinerseitsimJainismusdieLehredesBuddhismusdargestellt
wird,undwieandererseitsimBuddhismusdieLehredesBuddhismus
dargestelltwird.358
WenndemnachhierdieLehreeinergegnerischenSchuleunwohl‐
wollenddargestelltwirdmit:„DieWindewehennicht;dieFlüssefließen
nicht;dieSchwangerengebärennicht;SonneundMondgehenwederauf
nochunter,sondernverharrenunbeweglichwieeinPfeiler!“,dannwird
manmitkriminalistischemGespürsuchenmüssen,wasdawohlindie
RichtungdertatsächlichengegnerischenLehrmeinungweist.Hatman
dabeiPlátọn’sLehrevondenunveränderlichenewigenIdeen Unter‐
schieden nichtausdemBlickverloren,sogelangtmanzuderVermu‐
tung,dassdawohlsoetwasgelehrtwordenistwie:„Unveränderlichund
festwieeinPfeilersinddieIdeen„Wind“und„Nicht‐Wehen“wieauch
„Fluss“und„Nicht‐Fließen“sowie...“
WoeinesolcheLehreihrenAusgangspunktgehabthat–obinIndien
oderimPerserreichoderinÄgyptenoderbeidenEleaten,undwiesie
358DieseArtderverkürzendenEntstellungundVerunstaltunggegnerischerLehren
findetmanhaufenweiseauchbeiPlátọnundbeiAristotélẹs.
187
sichvonwoauswohinausgebreitethat,daswirdwohl–nachderVer‐
nichtungderpersisch‐babylonisch‐ägyptischenKulturdurchAlexander
denGroßen Barbaren niemehrzuermittelnsein.
Sūtra24.02:Mein–Ich–Selbst359
Sūtra24.03:DasSelbstunddieWelt360
Sūtra24.04:Wär‘ichnichtgewesen361
Sūtra24.05:Niemandemwirdetwasgegeben
Postskriptum:
DiesesSūtraentstehtausSN24.01durchErsetzungderThese:„Die
Winde...Pfeiler!“durchdieLehredesAjitaKeśakambakin:362
„Miteiner durcheinenBrāhmaṇavollzogenen Opferungwird nie‐
mandemetwas gegeben–verliehen–dargebracht.
GutewieauchschlechteHandlungenführennichtzuden ihnenent‐
sprechenden AuswirkungenundErgebnissen ineinemspäterenLeben;
denneinWandernvon dieserWelt zur nächstenWelt,363soetwasgibt
359DiesesSūtraentstehtausSN24.01durchErsetzungderThese:„DieWinde...Pfei‐
ler!“durchdie–anYājñavalkya’sLehreanklingende–These:
„Diesistmein;diesbinIch;diesistmeinSelbst!“
360DiesesSūtraentstehtausSN24.01durchErsetzungderThese:„DieWinde...Pfei‐
ler!“durchYājñavalkya’sHeilslehre,kurzgefasst:
„Diesistdas beständige Selbst; und diesist desSelbstsunbeständige Welt:Nach
demDahinscheidenwerd‘ichunvergänglich–beständig–ewig–unveränderlichsein!“
361DiesesSūtraentstehtausSN24.01durchErsetzungderThese:„DieWinde...Pfei‐
ler!“durchdieLehreeinerdamaligenSchule:
„Wär‘ichnichtgewesen,würd‘mirnichtswiederfahren.Ichwerde dereinst nicht
sein; somit wirdmir dann nichtswiderfahren.“
362SieheauchDN2.
Zudeutenversuchthab‘ichdieseunschönwiedergegebeneLehreinmeinemBuch
„BuddhaŚākyamuniI“,veröffentlichtin:‹www.w‐k‐essler.de›.
363DerAusdruck„Welt“ist–gemäßderandiehunderteinschlägigenStellenimSN–
auchhiernichtimrealistisch‐materialistischenSinn,sondernvielmehrimidealistisch‐
phänomenalistischenSinnzuverstehen:Manwandertnicht unbedingt voneinerGa‐
188
esnicht.
Unddeshalb gibtesauchnichteinenVaterodereineMutter aus
einemfrüherenLeben .
UndirgendwelcheLebewesenohne einenalsFormsehbarenoder
auchalsFormtastbaren Körper,soetwasgibtesebenfallsnicht.364
Darum kann esauchkeinenŚramaṇaoderBrāhmaṇageben,der
einhöchstesundfehlerfreiesWissen vomWandern vondieserWelt365
zurnächstenerlangthat.
DennderMenschist,wiejedesandereLebewesen,ausdenVierGro‐
ßenGrundstoffen Erde–Wasser–Feuer–Luft zusammengesetzt;undso‐
wieerstirbt,kehrtvonihmderErd‐AnteilzurErdezurück,derWasser‐
AnteilzumWasser,derFeuer‐AnteilzumFeuer,undderLuft‐Anteilzur
Luft:Sowirder–aufeinerBahrevonvierPersonenzumVerbrennungs‐
laxiezunächsten,sondernvonder selbsterstellten WeltdiesesLebenszur selbst‐er‐
stellten WeltdesnächstenLebens.
364AuchindieserWiedergabewerdenhauptsächlichfürBaudhasanstößigeAnsichten
dargestellt,unddiesezudemineinersichanAristotélẹsundanBismarckorientieren‐
denVerstümmelung.DaserschwerteineRekonstruktionungemein.
GemäßdieserBeschreibungstreitetAjitaKeśakambalinoffenkundignichtnurjegliche
ArtvonWiedergeburt,sondernauchjeglicheArtvonZwischenzustandzwischendie‐
semunddemnächstenLebenab.DannaberdarfdarausmiteinigemRechtangenom‐
menwerden,dassursprünglichauchimSüdlichenBuddhismusvondenHörern–Berich‐
terneinevonBuddhaŚākyamunigehörteLehrevomZwischenzustandweiterberichtet
wordenist,wenngleichdiesedann–vielleicht,wiemangemäßOSTvermutendarf:un‐
terdemEinflussdesjainistischenMaterialismus‐Realismus–dortindenzweibisdrei
JahrhundertennachdemTodBuddhaŚākyamuni‘sgrößtenteils–abernichtüberall!–
verlorengegangenist.
NB:So,wiederSüdlicheBuddhismusderGefahrausgesetztwar undist ,derAnsicht
desJainismuszuerliegen,sowar undist derNördlicheBuddhismusderGefahraus‐
gesetzt,derAnschauungYājñnavalkya‘szuerliegen,undindenchinesisch‐japanischen
AusrichtungendesNördlichenBuddhismuszudem,denLehrendesTaoismus,sowieim
tibetischenBuddhismus,denAusformungenderBön‐Religionanheimzufallen.
UndgelegentlichkanndieGefahrvonbeidenSeitendrohen,wieetwabeiAyyaKhe‐
ma,diedieNovizinnen‐WeihevomSüdlichenunddieVoll‐OrdinationvomChinesi‐
schenBuddhismuserhaltenhatunddieindenletztenTagenihresLebensnotierte,sie
werdejetztbaldindenUrgrundzurückkehren. 365IndenTextenderBrāhmaṇa‐Sammlungenstehtmehrheitlich„dieseWelt“für„irdi‐
scheWelt“,somitfür„aufoderunterderErdoberfläche,einschließlichderVögel“,und
„jeneWelt“für„himmlischeWelt“,somitfür„WeltderGöttersamtihrerGehilfen wie
etwadenGandharvas “.
BeiBuddhaŚākyamunihingegenstehtnahezuimmer„dieseWelt“für„indiesemLe‐
benerlebteWelt“,sodann„Zwischen‐Welt“für„imZwischenzustand alsGandharva
oderSaṃbhavesinodersonstwie erlebteWelt“,und„jeneWelt“für„imnächstenLeben
erlebteWelt“.
Siehez.B.:MN38sowie:SN2.12.11‐12.
189
platzgetragen–dortdenGrundstoffenzurückgegeben.
DieLehrevomWeiterlebennachdemTod,diesenärrischeAnsicht,
sieistfalsch.Undweransieglaubt,derhofftvergeblichaufdas,woraner
glaubt.DennobernuneinToroderabereinWeiserist:sowieseinKör‐
per nachdemTod zerfällt, wirder dadurchzerstört,wirderdadurch
vergehen,hatmitseinemTodseinWeiterbesteheneinEndeerlangt.“
Sūtra24.06:DasAusführeneinerHandlung
Postskriptum:
DiesesSūtraentstehtausSN24.01durchErsetzungderThese:„Die
Winde...Pfeiler!“durchdieLehredesPūraṇaKāśyapa:366
„DerAusführendeeinerHandlungwieauchderAnstiftendezueiner
Handlung–wer beispielsweiseAndere zerstückeltoder auchsie zer‐
stückelnlässt,wer Andere verbrenntoder sie verbrennenlässt,wer
beiAnderen KummerundSchmerzverursacht,werverursacht,dass
Anderen dasLebengenommenwird,wieauch,dass Anderen etwas
genommenwird,was diese nicht unbedrängt hergegebenhaben,wer
Einbruchbegeht,werBeuteeinsteckt,werRäubereienbegeht,werHin‐
terhaltlegt,werEhebruchbegeht,werLügenerfindetundsieweiter‐
reicht:derbegehtdamitnichtsZerstörerisches, nichtszumUnheilfüh‐
rendes,nichtsUnheilsames .
WürdejemandmiteinerrasiermesserscharfenDrehklingeaus allen
Bewohnern diesesganzenErdenrundseineformloseMassemachen,
nämlich:einen einzigenriesen‐ großenHaufenvon durchgemahlenem Fleisch,dannhättedas fürihn nichtsUnheilsameszurAuswirkung;
dannwürdeihmdarauskeinUnheilerwachsen.
WürdejemandvomsüdlichenGanges‐Uferab allesLebendige tö‐
ten,umbringen,zerstückeln,oderdasZerstückelnverursachen,würdeer
daallesniederbrennenoderdasNiederbrennenverursachen,dannhätte
das fürihn nichtsUnheilsameszurAuswirkung;dannwürdeihmdar‐
auskeinUnheilerwachsen.
WürdeumgekehrtjemandvomnördlichenGanges‐Uferab allen
MenschenNahrungundallesSonstige,dessensiebedürfen, gebenoder
solchesGebenveranlassen, allenGötternopfernodersolcheOpferungen
veranlassen, dannhättedas fürihn nichtsHeilsameszurAuswirkung;
366SieheauchDN2.
Zudeutenversuchthab‘ichdieseunschönwiedergegebeneLehreinmeinemBuch
„BuddhaŚākyamuniI“,veröffentlichtin:‹www.w‐k‐essler.de›.
190
dannwürdeihmdarauskeinHeilerwachsen.
DenndurchGeben,durchSelbstbeherrschung,durchEnthaltsam‐
keit,durchWahrhaftigkeit,durchallesdaswirdnichtsVerdienstvolles
erreicht;undaussolchemgehtdaherauchnichtsVerdienstvollesher‐
vor.“
Sūtra24.07:DieBeschmutzungderLebewesen
Postskriptum:
DiesesSūtraentstehtSN24.01durchErsetzungderThese:„Die
Winde...Pfeiler!“durcheinedamaligeLehrevonĀjivikas:367
„DieBeschmutzungderLebewesenhatkeineUrsachenundUmstän‐
de;ohneUrsachenundUmständewerdendieLebewesenbeschmutzt.
DieReinigungderLebewesenhatkeineUrsachenundUmstände;ohne
UrsachenundUmständewerdendieLebewesengereinigt.Esgibtkeine
Kraft;esgibtkeineEnergie.EsgibtkeinemannhafteKraft;esgibtkeine
mannhafteAnstrengung.AlleLebewesen,alles,wasdaatmet,alleGe‐
schöpfe,alles,wasdalebt:sieallesindohneKraft,ohneEnergie,ohne
Selbstkontrolle.GestaltetdurchdasSchicksal,durchUmstände,durch
FremdursachenerlebensieGlückwieauchLeidindensechsKlassen.“368
Sūtra24.08:SiebenArtenvonSachen
Postskriptum:
DiesesSūtraentstehtausSN24.01durchErsetzungderThese:„Die
Winde...Pfeiler!“durchdieLehredesPakudhaKātyāyan:369
„Diefolgendensieben Artenvon Dingensindungeschaffenund
können somit auchnichthergestelltwerden;siesindnichtausetwas
367SiewarmöglicherweiseeinenachdemToddesMaskarinGośālavonseinenJüngern
weiterentwickelteLehre,hierallerdingsverunstaltetwiedergegeben.
Zudeutenversuchthab‘ichdessenLehreinmeinemBuch„BuddhaŚākyamuniI“,
veröffentlichtin:‹www.w‐k‐essler.de›.
368DiesesechsKlassensindnichtdiederunterschiedlichenLebewesennachbuddhisti‐
scherKlassifizierung,sonderndiesechsEbenendesVollendungswegesgemäßderĀji‐
vika‐Lehre:Schwarz–Blau–Rot–Gelb–Weiß–Blütenweiß. WasdieseFarbenbesagen,
weißichnicht. 369SieheauchDN2.
Zudeutenversuchthab‘ichdieseunschönwiedergegebeneLehreinmeinemBuch
„BuddhaŚākyamuniI“,veröffentlichtin:‹www.w‐k‐essler.de›.
191
AnderemhervorgegangenundbringenauchselbernichtsAnderesher‐
vor;unveränderlichundfestsinddieseBestehenden,unerschütterlich
undunvergänglich,ohnesichwechselseitigirgendwiezubeeinflussen,
ohne dasVermehrenoder dasVerminderndesBestandsdesjeweils
Anderenzubewirken.Diesesiebensind:Erdkörper,Wasserkörper,
Feuerkörper,Luftkörper,370Freude,Schmerz,Lebenskraft. ... EsgibtkeinenErmordetenundkeinenMörder,keinenHörerund
keinenBerichter,371keinenErkennendenundkeinenzumErkennenFüh‐
renden.
UndwerauchimmereinemMenschendasHauptmiteinemschar‐
fenSchwertabschlägt,derraubtdiesemdadurchnichtetwadasLeben,
sondernführtlediglichdiescharfeSchneidedurchdieHohlräume,die
zwischen deneinzelnenTeilen diesersiebenGrundstoffebestehen. ... ... EsgibtsiebenArtenvonMenschen,siebenKlüfte. ... Esgibt
8.400.000GroßeWeltzeitalter.372Erst,nachdemdiesedurchwandertund
durchkreistsind,werdenTorenwieWeisedemErleideneinEndeberei‐
ten.
Diesjedochgibtesdabeinicht:„DurchsolcheTugend,durchsolche
Gelübde,durchsolcheBuße,durchsolchenReinheitswandelwerd‘ich
einnochnichtvölligausgereiftesKarmanzurReifebringenundalsvöllig
ausgereifteAuswirkungdurcherlebenderselbenendenlassen!“:Soet‐
wasgibtesnicht.
DerKreislaufistzeitlich durchdieseGroßenWeltzeitalter bemes‐
sen;einAbnehmeodereinzunehmendiesesDurchwanderns entspre‐
chenddererfolgtenHandlungen gibtesnicht.Wieeinhingeworfenes
Garnknäuelsichvorwärtsbewegendabrollt,ebensoerlebenTorenwie
WeiseimAbrollenihrerLebenLustundLeid.“
Sūtra24.09:EwigistdieWelt373
370Wiegesagt:DasWortS:„kāya“istzwarzumeistmit„Körper“zuübersetzen;doch
dannundwannistderAusdruck„Körper“inkontext‐abhängigerWeiseimübertrage‐
nenSinnzuverstehen.
Hierist„X‐Körper“zulesenals:„dieGesamtheitdessen,wasX‐artigist“,wobei„X“
dannfürirgendeinender7Grundbestandteilesteht.
371DasistimŚrāvakayānanatürlichalsFrontalangrifferachtetworden.
372Die7ArtenvonMenschensindwohlgemäßFN375zuverstehen.
DieZahl8.400.000 21⋅4⋅105 3⋅4⋅7⋅105 22⋅3⋅7⋅105 hattezweifelloseine
zahlenmystischeBedeutung;ichkannsiejedochnichtzahlenmystischdeuten.
373DiesesSūtraentstehtausSN24.01durchErsetzungderThese:„DieWinde...Pfei‐
ler!“durchdieLehreeinerdamaligenSchule:
„Wär‘ichnichtgewesen,würd‘mirnichtswiederfahren.Ichwerde dereinst nicht
192
Sūtra24.10:NichtewigistdieWelt374
Sūtra24.11:BegrenztistdieWelt375
Sūtra24.12:UnbegrenztistdieWelt376
Sūtra24.13:GeistundKörpersindEines377
Sūtra24.14:GeistundKörpersindVerschiedenes378
Sūtra24.15:DerTathāgatabesteht379
sein; somit wirdmir dann nichtswiderfahren.“
374DiesesSūtraentstehtausSN24.01durchErsetzungderThese:„DieWinde...Pfei‐
ler!“durchdieLehreeinerdamaligenSchule:
„NichtewigistdieWelt.“
NB:DenAutorendieserSūtrasisthierwieauchimFolgendenentgangen,dassnicht
einunddieselbeUrsache–siehedenTextvonSN24‐01!–gegensätzlicheWirkungen
habenkann.
375DiesesSūtraentstehtausSN24.01durchErsetzungderThese:„DieWinde...Pfei‐
ler!“durchdieLehreeinerdamaligenSchule:
„BegrenztistdieWelt.“
376DiesesSūtraentstehtausSN24.01durchErsetzungderThese:„DieWinde...Pfei‐
ler!“durchdieLehreeinerdamaligenSchule:
„UnbegrenztistdieWelt.“
377DiesesSūtraentstehtausSN24.01durchErsetzungderThese:„DieWinde...Pfei‐
ler!“durchdieLehreeinerdamaligenSchule:
„GeistundKörpersindeines.“
MitS:„kāya“ D:„Körper ‐kräfte “ isthiernatürlichnichtdiesehbareundtastbare
Formbzw.Gestalt S:„rūpa“ gemeint,sondernvielmehrdiefein‐undfeinststoffli‐
chenEnergien,diedieBewegungendesGeistesermöglichenundunterstützen.
378DiesesSūtraentstehtausSN24.01durchErsetzungderThese:„DieWinde...Pfei‐
ler!“durchdieLehreeinerdamaligenSchule:
„GeistundKörpersindVerschiedenes.“
379DiesesSūtraentstehtausSN24.01durchErsetzungderThese:„DieWinde...Pfei‐
ler!“durchdieLehreeinerdamaligenSchule:
„DerTathāgatabestehtnachdemTodweiter.“
193
Sūtra24.16:DerTathāgatabestehtnicht380
Sūtra24.17:DerTathāgatabestehtundbestehtnicht381
Sūtra24.18:DerTathāgatabestehtwedernochnicht382
Teil02:Dutiyagammanavagga
ZweiterAbschnitt
Sūtra24.19:DieWinde
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSiegerhaingelegenist.
AneinemdieserTagewandteersichandie beiihmversammelten Bhikṣusundsprach:„IhrBhikṣus!“;unddieseantwortetenihmaufmerk‐
380DiesesSūtraentstehtausSN24.01durchErsetzungderThese:„DieWinde...Pfei‐
ler!“durchdieLehreeinerdamaligenSchule:
„DerTathāgatabestehtnachdemTodnichtweiter.“
381DiesesSūtraentstehtausSN24.01durchErsetzungderThese:„DieWinde...Pfei‐
ler!“durchdieLehreeinerdamaligenSchule:
„DerTathāgatabestehtnachdemTodweiterundnichtweiter.“
NB:Die–vonmirgeteilte–üblicheDeutungdieserkontradiktorischanmutendenAus‐
sageistwohlalseineKonjunktionvonzweiunvollständigformuliertenSätzenzuver‐
stehen,gemäß:„ErbestehtindieserHinsichtweiter,underbestehtinjenerHinsicht
nichtweiter.“
382DiesesSūtraentstehtausSN24.01durchErsetzungderThese:„DieWinde...
Pfeiler!“durchdieLehreeinerdamaligenSchule:
„DerTathāgatabestehtnachdemTodwederweiternochnichtweiter.“
Die–vonmirgeteilte–üblicheDeutungdieserkontradiktorischanmutendenAussage
istwohlalseineKonjunktionzweierAussagenmiteinemfürdenGegenstandsbereich
unvollständigbestimmtenBegriff„lebtweiter“bzw.„lebtnichtweiter“aufzufassen.
GemäßBuddhaŚākyamunigilthingegennicht,dassdieseAussagenzwarsinnvoll,je‐
dochnichtentscheidbarsind,sonderndasssiesinnlossind,weilandieserStelledie
Grenzedessinnvollen–äußerenwieinneren–Redensüberschrittenwordenist.
Siehehierzuu.a.SNBuchIVGruppierung44.
194
sam:„Ja,Herr!“.SodannsprachderBhagavanzuihnen:
„IhrBhikṣus!Wennwas als bestehend erachtetwird ,undbeim
Anhaftenworan,beimKlebenworanentstehteinederartigeAnsicht:
„DieWindewehennicht;dieFlüssefließennicht;dieSchwangerengebä‐
rennicht;SonneundMondgehenwederaufnochunter,sondernver‐
harrenunbeweglichwieeinPfeiler!“?“
„ImBhagavan,Herr,“ antwortetensieihm ,„habenunsereLehren
ihreWurzeln;denBhagavanhabenwirals Lehrer ;denBhagavanhaben
wiralsRückhalt.Gutwär‘esdaher,vomBhagavandenSinndieserWorte
dargelegtzuerhalten; denn dieBhikṣuswerdendasvomBhagavanGe‐
hörtebewahren!“
„Sohörtzu,ihrBhikṣus,undachtetaufdasdas,wasichnunsagen
werde!“
„Ja,Herr!“versprachensieihm.UndderBhagavanbegann:
„WennForm–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusst‐
sein als bestehend erachtetwird ,undbeimAnhaftenworan,beim
KlebenworanentstehenentstehteinederartigeAnsicht:„DieWinde
wehennicht;dieFlüssefließennicht;dieSchwangerengebärennicht;
SonneundMondgehenwederaufnochunter,sondernverharrenunbe‐
weglichwieeinPfeiler!“!
IhrBhikṣus,wasmeintihr:SindForm–Empfindung–Unterschei‐
dung–Gestaltungen–Bewusstseinvergänglichoderunvergänglich?“
„Vergänglich,Herr!“
„Wasdavergänglichist,istdasleidhaftodererfreulich?“
„Leidhaft,Herr!“
„KannnunaberohneAnhaftenandem,wasvergänglich–leidhaft–
veränderlichist,einederartigeAnsichtentstehen:„DieWindewehen
nicht;dieFlüssefließennicht;dieSchwangerengebärennicht;Sonne
undMondgehenwederaufnochunter,sondernverharrenunbeweglich
wieeinPfeiler!“?“
„Gewissnicht,Herr!“
„Wasdagesehen,gehört,getastet,erkannt,ermittelt,untersucht,
überdachtwird,istdiesvergänglichoderunvergänglich?“
„Vergänglich,Herr!“
„Wasdavergänglichist,istdasleidhaftodererfreulich?“
„Leidhaft,Herr!“
„KannnunaberohneAnhaftenandem,wasvergänglich–leidhaft–
veränderlichist,einederartigeAnsichtentstehen:„DieWindewehen
nicht;dieFlüssefließennicht;dieSchwangerengebärennicht;Sonne
undMondgehenwederaufnochunter,sondernverharrenunbeweglich
wieeinPfeiler!“?“
195
„Ganzgewissnicht,Herr!“ „IhrBhikṣus!WoessomiteinErleidengibt,daentstehtdurchAnhaf‐
tenamErleiden383–durchKlebenamErleiden–einederartigeAnsicht:
„DieWindewehennicht;dieFlüssefließennicht;dieSchwangeren
gebärennicht;SonneundMondgehenwederaufnochunter,sondern
verharrenunbeweglichwieeinPfeiler!“!“
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarendieBhikṣus
überdessenWorte. Postskriptum:
DiesesSūtra–das,vomAbschlussabgesehen,einewortwörtliche
WiederholungdesSūtrasSN24.01ist,erwecktebenwegendiesesande‐
renAbschlussesdenEindruckeinergrößerenAncienität.
Dienächsten17SūtrassindeineWiederholungderSūtrasSN24.02‐
18mitdiesemanderenAbschluss.
Sūtra24.20–36:Mein–Ich–Selbstetc.384
Sūtra24.37:DasSelbstistformhaft385
Sūtra24.38:DasSelbstistformlos386
383Insbesonderehieristesunmissverständlich,dassnicht„Leiden“
„Schmerzenha‐
ben“ ,sondern„Erleiden“ „derHeteronomie Kausalität unterliegen“ gemeintist.
Denn–vonMasochistenabgesehen–haftetniemandaneingetretenenleiblichenoder
seelischenSchmerzen.SehrwohlaberhaftenfastalleLebewesenandemheteronomzu
Erhaschenden.
384DerAbschlussjedesdieser17SūtrasistidentischmitdemvonSN24.01;ansonsten
sindsiejeweilsidentischmitdenSūtrasSN24.02–18.
AuchhierwirdkeineRücksichtdaraufgenommen,dassesdocheigentlichnichtan‐
geht,dasseinZustand–angeblich–sowohleinebestimmteWirkungalsauchdiegegen‐
teiligeWirkunghiervonverursacht.
385DiesesSūtraentstehtausSN24.19durchErsetzungderThese:„DieWinde...Pfei‐
ler!“durchdieLehreeinerdamaligenSchule:
„DasSelbstistformhaft;undnachdemTodweiltesunbeeinträchtigt.“
386DiesesSūtraentstehtausSN24.19durchErsetzungderThese:„DieWinde...Pfei‐
ler!“durchdieLehreeinerdamaligenSchule:
„DasSelbstistformlos;undnachdemTodweiltesunbeeinträchtigt.“
196
Sūtra24.39:DasSelbstistformhaftundformlos387
Sūtra24.40:DasSelbstistwederformhaftnochformlos388
Sūtra24.41:DasSelbstistglücklich389
Sūtra24.42:DasSelbstisttraurig390
Sūtra24.43:DasSelbstistglücklichundtraurig391
Sūtra24.44:DasSelbstistwederglücklichnochtraurig392
Teil03:Tatiyagammanavagga
DritterAbschnitt
387DiesesSūtraentstehtausSN24.19durchErsetzungderThese:„DieWinde...Pfei‐
ler!“durchdieLehreeinerdamaligenSchule:
„DasSelbstistformhaftundformlos;undnachdemTodweiltesunbeeinträchtigt.“
388DiesesSūtraentstehtausSN24.19durchErsetzungderThese:„DieWinde...Pfei‐
ler!“durchdieLehreeinerdamaligenSchule:
„DasSelbstistwederformhaftnochformlos;undnachdemTodweiltesunbeein‐
trächtigt.“
389DiesesSūtraentstehtausSN24.19durchErsetzungderThese:„DieWinde...Pfei‐
ler!“durchdieLehreeinerdamaligenSchule:
„DasSelbstistausschließlichglücklich;undnachdemTodweiltesunbeeinträchtigt.“
390DiesesSūtraentstehtausSN24.19durchErsetzungderThese:„DieWinde...Pfei‐
ler!“durchdieLehreeinerdamaligenSchule:
„DasSelbstistausschließlichtraurig;undnachdemTodweiltesunbeeinträchtigt.“
391DiesesSūtraentstehtausSN24.19durchErsetzungderThese:„DieWinde...Pfei‐
ler!“durchdieLehreeinerdamaligenSchule:
„DasSelbstistsowohlglücklichalsauchtraurig;undnachdemTodweiltesunbeein‐
trächtigt.“
392DiesesSūtraentstehtausSN24.19durchErsetzungderThese:„DieWinde...Pfei‐
ler!“durchdieLehreeinerdamaligenSchule:
„DasSelbstistwederglücklichnochtraurig;undnachdemTodweiltesunbeeinträch‐
tigt.“
197
Sūtra24.45:DieWinde
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSiegerhaingelegenist.
AneinemdieserTagewandteersichandie beiihmversammelten Bhikṣusundsprach:„IhrBhikṣus!“;unddieseantwortetenihmaufmerk‐
sam:„Ja,Herr!“.SodannsprachderBhagavanzuihnen:
„IhrBhikṣus!Wennwas als bestehend erachtetwird ,undbeim
Anhaftenworan,beimKlebenworanentstehteinederartigeAnsicht:
„DieWindewehennicht;dieFlüssefließennicht;dieSchwangerengebä‐
rennicht;SonneundMondgehenwederaufnochunter,sondernver‐
harrenunbeweglichwieeinPfeiler!“?“
„ImBhagavan,Herr,“ antwortetensieihm ,„habenunsereLehren
ihreWurzeln;denBhagavanhabenwirals Lehrer ;denBhagavanhaben
wiralsRückhalt.Gutwär‘esdaher,vomBhagavandenSinndieserWorte
dargelegtzuerhalten; denn dieBhikṣuswerdendasvomBhagavanGe‐
hörtebewahren!“
„Sohörtzu,ihrBhikṣus,undachtetaufdasdas,wasichnunsagen
werde!“
„Ja,Herr!“versprachensieihm.UndderBhagavanbegann:
„WennForm–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusst‐
sein als bestehend erachtetwird ,undbeimAnhaftenworan,beim
KlebenworanentstehenentstehteinederartigeAnsicht:„DieWinde
wehennicht;dieFlüssefließennicht;dieSchwangerengebärennicht;
SonneundMondgehenwederaufnochunter,sondernverharrenunbe‐
weglichwieeinPfeiler!“!
IhrBhikṣus,wasmeintihr:SindForm–Empfindung–Unterschei‐
dung–Gestaltungen–Bewusstseinvergänglichoderunvergänglich?“
„Vergänglich,Herr!“
„Wasdavergänglichist,istdasleidhaftodererfreulich?“
„Leidhaft,Herr!“
„KannnunaberohneAnhaftenandem,wasvergänglich–leidhaft–
veränderlichist,einederartigeAnsichtentstehen:„DieWindewehen
nicht;dieFlüssefließennicht;dieSchwangerengebärennicht;Sonne
undMondgehenwederaufnochunter,sondernverharrenunbeweglich
wieeinPfeiler!“?“
„Gewissnicht,Herr!“
„Wasdagesehen,gehört,getastet,erkannt,ermittelt,untersucht,
überdachtwird,istdiesvergänglichoderunvergänglich?“
198
„Vergänglich,Herr!“
„Wasdavergänglichist,istdasleidhaftodererfreulich?“
„Leidhaft,Herr!“
„KannnunaberohneAnhaftenandem,wasvergänglich–leidhaft–
veränderlichist,einederartigeAnsichtentstehen:„DieWindewehen
nicht;dieFlüssefließennicht;dieSchwangerengebärennicht;Sonne
undMondgehenwederaufnochunter,sondernverharrenunbeweglich
wieeinPfeiler!“?“
„Ganzgewissnicht,Herr!“ „IhrBhikṣus!Wasdavergänglichist,dasistleidhaft, dasistein
Erleiden .WoeinsolchesErleidenvorhandenist,daentstehtbeimAn‐
haftendaranundbeimKlebendaraneinederartigeAnsicht:„DieWinde
wehennicht;dieFlüssefließennicht;dieSchwangerengebärennicht;
SonneundMondgehenwederaufnochunter,sondernverharrenunbe‐
weglichwieeinPfeiler!“!“
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarendieBhikṣus
überdessenWorte. Postskriptum:
DiesesSūtra–das,vomAbschlussabgesehen,einewortwörtliche
WiederholungdesSūtrasSN24.01ist,erwecktebenwegendiesesande‐
renAbschlussesdenEindruckeinergrößerenAncienität.
Dienächsten17SūtrassindeineWiederholungderSūtrasSN24.02‐
18mitdiesemanderenAbschluss.
Sūtra24.46–70:Mein–Ich–Selbstetc.393
Teil04:Catutthagammanavagga
VierterAbschnitt
Sūtra24.71:DieWinde
393DerAbschlussjedesdieserSūtrasistidentischmitdemvonSN24.45;ansonstensind
siejeweilsidentischmitdenSūtrasdesZweitenAbschnitts.
AuchhierwirdkeineRücksichtdaraufgenommen,dassesdocheigentlichnicht
angeht,dasseinZustandsowohleineBestimmteWirkungalsauchdiegegenteilige
Wirkunghiervon–angeblich–verursacht.
199
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSiegerhaingelegenist.
AneinemdieserTagewandteersichandie beiihmversammelten Bhikṣusundsprach:„IhrBhikṣus!“;unddieseantwortetenihmaufmerk‐
sam:„Ja,Herr!“.SodannsprachderBhagavanzuihnen:
„IhrBhikṣus!Wennwas als bestehend erachtetwird ,undbeim
Anhaftenworan,beimKlebenworanentstehteinederartigeAnsicht:
„DieWindewehennicht;dieFlüssefließennicht;dieSchwangerengebä‐
rennicht;SonneundMondgehenwederaufnochunter,sondernver‐
harrenunbeweglichwieeinPfeiler!“?“
„ImBhagavan,Herr,“ antwortetensieihm ,„habenunsereLehren
ihreWurzeln;denBhagavanhabenwirals Lehrer ;denBhagavanhaben
wiralsRückhalt.Gutwär‘esdaher,vomBhagavandenSinndieserWorte
dargelegtzuerhalten; denn dieBhikṣuswerdendasvomBhagavanGe‐
hörtebewahren!“
„Sohörtzu,ihrBhikṣus,undachtetaufdasdas,wasichnunsagen
werde!“
„Ja,Herr!“versprachensieihm.UndderBhagavanbegann:
„WennForm–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusst‐
sein als bestehend erachtetwird ,undbeimAnhaftenworan,beim
KlebenworanentstehenentstehteinederartigeAnsicht:„DieWinde
wehennicht;dieFlüssefließennicht;dieSchwangerengebärennicht;
SonneundMondgehenwederaufnochunter,sondernverharrenunbe‐
weglichwieeinPfeiler!“!
IhrBhikṣus,wasmeintihr:SindForm–Empfindung–Unterschei‐
dung–Gestaltungen–Bewusstseinvergänglichoderunvergänglich?“
„Vergänglich,Herr!“
„Wasdavergänglichist,istdasleidhaftodererfreulich?“
„Leidhaft,Herr!“
„KannnunaberohneAnhaftenandem,wasvergänglich–leidhaft–
veränderlichist,einederartigeAnsichtentstehen:„DieWindewehen
nicht;dieFlüssefließennicht;dieSchwangerengebärennicht;Sonne
undMondgehenwederaufnochunter,sondernverharrenunbeweglich
wieeinPfeiler!“?“
„Gewissnicht,Herr!“
„Wasdagesehen,gehört,getastet,erkannt,ermittelt,untersucht,
überdachtwird,istdiesvergänglichoderunvergänglich?“
„Vergänglich,Herr!“
„Wasdavergänglichist,istdasleidhaftodererfreulich?“
„Leidhaft,Herr!“
200
„KannnunaberohneAnhaftenandem,wasvergänglich–leidhaft–
veränderlichist,einederartigeAnsichtentstehen:„DieWindewehen
nicht;dieFlüssefließennicht;dieSchwangerengebärennicht;Sonne
undMondgehenwederaufnochunter,sondernverharrenunbeweglich
wieeinPfeiler!“?“
„Ganzgewissnicht,Herr!“ „IhrBhikṣus!DemnachistjedeArtvonForm–Empfindung–Unter‐
scheidung–Gestaltungen–Bewusstsein,obvergangenodergegenwärtig
oderkünftig,obvongroberodervonfeinerBeschaffenheit,obvonniede‐
rerodervonhoherArt, obvonanderenLebewesenodervoneinemsel‐
ber :allesdassolltewirklichkeitsgemäßmitfehlerfreierEinsichterach‐
tetwerdenentsprechend:„DiesistnichtMein;diesbinnichtIch;diesist
nichtmeinSelbst!“
„IhrBhikṣus!IndemeinEdlerHörerdies gründlichuntersucht,
dabeidasErgebnissolchenUntersuchensalsrichtigerkennt,unddasso
ErkanntedaraufhindurchVerinnerlichen einsieht,ziehtersichvonder
Formzurück,wieauchvonderEmpfindung,vonderUnterscheidung,
vondenGestaltungen,vomBewusstsein.LöstersolchermaßenseinAn‐
haften andiesenFünfGruppen ,sowirderbefreit.DerBefreitewird
danngewahr:„ Dasist dieBefreiung!“;undererkennt:„Versiegt ist dasGeborenwerden,vollendetderReinheitswandel,erwirktdaszuEr‐
wirkende:Nichtmehrist ... dieseWelt!“:Dasweißernun.“
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarendieBhikṣus
überdessenWorte. Sūtra24.72–96:Mein–Ich–Selbstetc.394
394DerAbschlussjedesdieserSūtrasistidentischmitdemvonSN24.71;ansonstensind
siejeweilsidentischmitdenSūtrasdesZweitenAbschnitts.
AuchhierwirdkeineRücksichtdaraufgenommen,dassesdocheigentlichnicht
angeht,dasseinZustandsowohleineBestimmteWirkungalsauchdiegegenteilige
Wirkunghiervon–angeblich–verursacht.
201
Inhaltsverzeichnis
desKapitels25
Okkantisaṃyutta
Eintritts‐Gruppierung
Einzelnachweise395
Sūtra25.01:DasAuge
203
Auch dieseGruppierungenthältgenau10Sūtras.DaheristdieVermutung,dasSN
seianfangsaufgenau50⋅10Sūtrasangelegtgewesen,dassesjedoch–andersalsbeiDN
34–irgendwanneinenDammbruchmitnachfolgenderErosiondesDammserlittenhat,
keineswegsabwegig.
395
202
Sūtra25.01:DasAuge
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSiegerhaingelegenist.
AneinemdieserTagewandteersichandie beiihmversammelten Bhikṣusundsprach:„IhrBhikṣus!“;unddieseantwortetenihmaufmerk‐
sam:„Ja,Herr!“.SodannsprachderBhagavanzuihnen:
„IhrBhikṣus!Sehsinn–Hörsinn–Riechsinn–Schmecksinn–Tastsinn–
Denksinn:396sieallesindvergänglich,unbeständig,veränderlich.
WerdiesemsoDargelegtenaufentschlosseneArtVertrauenentge‐
genbringt,deristmit„im‐Vertrauen‐Ergebener“zubezeichnen:Erhat
diesichereBahndesRichtigenbetreten;eristeingetretenindieEbene
derHohenMenschen;erhathintersichgelassendenBereichderweltlich
ausgerichtetenMenschen.Eristnichtmehrdazu geneigt ,eineHand‐
lung vonKörper–Rede–Geist durchzuführen,dieihninBereichedes
Höllischen,desGespenstischen,desTierischenlenkenwürde.397Erkann
nichtdahinscheiden,ohnedieFruchtdiesesStromeintrittsverwirklicht
zuhaben.
WerdiesessoDargelegtennachausreichendemÜberlegenaufeine
Artverstandenhat,dasssieihmhinreichendklargewordensind,derist
mit„der‐Lehre‐Ergebener“zubezeichnen:398ErhatdiesichereBahndes
Richtigenbetreten;eristeingetretenindieEbenederHohenMenschen;
erhathintersichgelassendenBereichderWeltlinge.Eristnichtmehr
dazu geneigt ,eineHandlung vonKörper–Rede–Geist durchzuführen,
dieihninBereichedesHöllischen,desGespenstischen,desTierischen
lenkenwürde.Erkannnichtdahinscheiden,ohnedieFruchtdieses
Stromeintrittsverwirklichtzuhaben.
396IchfolgeHHKdarin,dassich„Auge–Ohr–Nase–Zunge–Körper–Geist“gemäß„Seh‐
sinn–Hörsinn–Riechsinn–Schmecksinn–Tastsinn–Denksinn“verstehe,somitalsSinnes‐
fähigkeitundnichtalsphysischesOrgan.Denndassdie äußeren Organeveränderlich
sind,daseinzusehenistkeinKunststück.
397FürdieEinfach‐VertrauensergebenensinddieszweifellosäußereErscheinungswei‐
sen.FürdieNicht‐Einfach‐VertrauensergebenensinddiesinnereZustände.
398P:„saddānusāri“istzweifellosmitD:„Vertrauen‐Ergebener“wiederzugeben.Wie
hingegenP:„dhammānusāri“hinsichtlichderVielfaltderBedeutungenvonP:„dham‐
ma“ bzw.S:„dharma“ zuübersetzenist,darübergehendiemeinungenauseinander.
Ichentscheidemich–hiermitderWiedergabe„Lehre“für„dhamma“–für„der‐Lehre‐
Ergebener“.
203
IhrBhikṣus!WerdiesessoDargelegteerkenntundeinsieht,derist
mit„In‐den‐Strom‐Eingetretener“zubezeichnen:AnniedereWelten399
isternichtmehrgebunden;gesichertisteraufseinemWeghinzurEr‐
wachung.“
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarendieBhikṣus
überdessenWorte. Sūtra25.02:DieFormen400
Sūtra25.03:DasBewusstsein401
Sūtra25.04:DieBerührung402
Sūtra25.05:DieEmpfindung403
399ZumVerständnisdesFachbegriffs„Welt“sieheSN12.44hinsichtlichSN12.43.
400DiesesSūtraentstehtausSN25.01durchErsetzungvon:„Sehsinn–Hörsinn–Riech‐
sinn–Schmecksinn–Tastsinn–Denksinn“durch:„Form–Schall–Geruch–Geschmack–
Tastung–Gedanken“ Gesehenes–Gehörtes–Gerochenes–Geschmecktes–Getastetes–
Gedachtes“ .
401DiesesSūtraentstehtausSN25.01durchErsetzungvon:„Sehsinn–Hörsinn–Riech‐
sinn–Schmecksinn–Tastsinn–Denksinn“durch:„Seh‐Bewusstsein–Hör‐Bewusstsein–
Riech‐Bewusstsein–Schmeck‐Bewusstsein–Tast‐Bewusstsein–Denk‐Bewusstsein“.
NB:Nochnichtdieganze,12‐er‐KettedesEntstehensausVorherigem,aberimmerhin
derepistemologischeTeilhiervonwirdhierinsSpielgebracht,wenngleichüberdiverse
Sūtrasverstreut.UndebendiesnährtdieVermutung,dassdieBerichterzwarinStich‐
punktendavonvernommen,jedochnichtdiebetreffendeLehreselbererhaltenhaben. 402DiesesSūtraentstehtausSN25.01durchErsetzungvon:„Sehsinn–Hörsinn–Riech‐
sinn–Schmecksinn–Tastsinn–Denksinn“durch:„Seh‐Berührung–Hör‐Berührung–Riech‐
Berührung–Schmeck‐Berührung–Tast‐Berührung–Denk‐Berührung“.
EineBerührungistdasZusammenkommendesvonderSinneskrafterfasstenSinnes‐
gegenstandmitdementsprechendenSinnesbewusstsein.DasErgebnishiervonist–ge‐
mäßder12‐er‐KettedesEntstehensdurchVorausgegangenes–eineSinnesempfindung
samtderdamiteinhergehendenGefühls‐Bewertung,kurz:demGefühl .
403DiesesSūtraentstehtausSN25.01durchErsetzungvon:„Sehsinn–Hörsinn–Riech‐
sinn–Schmecksinn–Tastsinn–Denksinn“durch:
„Seh‐Empfindung–Hör‐Empfindung–Riech‐Empfindung–Schmeck‐Empfindung–Tast‐
Empfindung–Denk‐Empfindung“.
DieEmpfindunggeht–wiegesagt–stetsmiteinerGefühls‐Bewertungeinher:Istdiese
negativ,soistdasEmpfundeneunangenehm;istsie ungefähr Null,soistsie
204
Sūtra25.06:DieWahrnehmung404
Sūtra25.07:DasWollen405
Sūtra25.08:DasErgreifen406
Sūtra25.09:DieGegebenheiten407
Sūtra25.10:DieGruppen408
unerheblich;istsiepositiv,soistsieangenehm.
DieEmpfindung unterAußerachtlassungdesGefühls führtzurWahrnehmungund
damit–dasWahrgenommenealsSeiendesmissverstehend–zumDürsten nachdem
So‐SeindesSo‐Wahrgenommenen .
DasGefühl unterAußerachtlassungderEmpfindung führtzumWollen.unddamit
zumAnhaften amBestehenbleibendesalsangenehmEmpfundenensowieamVerge‐
hendesalsunangenehmEmpfundenen .
404DiesesSūtraentstehtausSN25.01durchErsetzungvon:„Sehsinn–Hörsinn–Riech‐
sinn–Schmecksinn–Tastsinn–Denksinn“durch:
„Seh‐Wahrnehmung–Hör‐Wahrnehmung–Riech‐Wahrnehmung–Schmeck‐Wahrneh‐
mung–Tast‐Wahrnehmung–Denk‐Wahrnehmung“.
EineWahrnehmung–hieralsFachbegriffverstanden–istdannoffensichtlicheinezeit‐
lich undggf.auchräumlich sowiebegrifflichgeordneteEmpfindung,geordnetgemäß
KENdurchS:„nāma‐rūpa“.
405DiesesSūtraentstehtausSN25.01durchErsetzungvon:„Sehsinn–Hörsinn–Riech‐
sinn–Schmecksinn–Tastsinn–Denksinn“durch:
„Gesehenes‐Wollen–Gehörtes‐Wollen–Gerochenes‐Wollen–Geschmecktes‐Wollen–
Getastetes‐Wollen–Gedachtes‐Wollen“.
406DiesesSūtraentstehtausSN25.01durchErsetzungvon:„Sehsinn–Hörsinn–Riech‐
sinn–Schmecksinn–Tastsinn–Denksinn“durch:
„Seh‐Ergreifen–Hör‐Ergreifen–Geruch‐Ergreifen–Geschmack‐Ergreifen–Tastung‐Er‐
greifen–Gedanken‐Ergreifen“.
407DiesesSūtraentstehtausSN25.01durchErsetzungvon:„Sehsinn–Hörsinn–Riech‐
sinn–Schmecksinn–Tastsinn–Denksinn“durch:
„Erd‐Grundstoff–Wasser‐Grundstoff–Feuer‐Grundstoff–Luft‐Grundstoff–Raum‐Gege‐
benheit–Bewusstseins‐Gegebenheit“.
408DiesesSūtraentstehtausSN25.01durchErsetzungvon:„Sehsinn–Hörsinn–Riech‐
sinn–Schmecksinn–Tastsinn–Denksinn“durch:
„Form–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusstsein“.
205
Inhaltsverzeichnis
desKapitels26
Uppādasaṃyutta
Entstehung‐Gruppierung
Einzelnachweise
Sūtra26.01:DasAuge
207
206
Sūtra26.01:DasAuge
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSiegerhaingelegenist.
AneinemdieserTagewandteersichandie beiihmversammelten Bhikṣusundsprach:„IhrBhikṣus!“;unddieseantwortetenihmaufmerk‐
sam:„Ja,Herr!“.SodannsprachderBhagavanzuihnen:
„IhrBhikṣus!WasdadesSehsinns–Hörsinns–Riechsinns–Schmeck‐
sinns–Tastsinns–DenksinnsEntstehenist,dessenBestehen,dessenHer‐
vorgehen,dessenOffenbarwerden:dasallesistdesErleidensEntstehen–
Bestehen–Hervorgehen–Offenbarwerden,desKrankseinsEntstehen–Be‐
stehen–Hervorgehen–Offenbarwerden,desAlterns‐in‐TodhaftigkeitEnt‐
stehen–Bestehen–Hervorgehen–Offenbarwerden.
WasjedochdadesSehsinns–Hörsinns–Riechsinns–Schmecksinns–
Tastsinns–DenksinnsVergehenist,dessenBeenden,dessenAbsterben:
dasallesistdesErleidensVergehen–Beenden–Absterben,desKrankseins
Vergehen–Beenden–Absterben,desAlterns‐in‐Todhaftigkeit‐Vergehen–
Beenden–Absterben.“
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarendieBhikṣus
überdessenWorte. Postskriptum:
VerfasstistdiesesSūtrainderSprechweiseYājñavalkya’s;undviel‐
leichthatseinAutorauchBuddhaŚākyamunialsjemanden miss‐ ver‐
standen,derdieverunstalteteLehreYājñavalkya’swiederaufrichtet.
ImSinneBuddhaŚākyamuni‘sistdiesesSūtrajedochsozuverste‐
hen,dassnichtdasEntstehen–Bestehen–Hervorgehen–Offenbarwerden
dereinzelnenSinneskräfte,sonderndasEntstehen–Bestehen–Hervorge‐
hen–OffenbarwerdendesGlaubensaneineigenständigesEntstehen–Be‐
stehen–Hervorgehen–OffenbarwerdendereinzelnenSinneskräfteeinEr‐
leidenist,einKranksein,eintodhaftesAltern,kurzundungut:eindem
MāraVerfallensein.UnddasentsprechendegiltfürdasVergehen–Been‐
den–Absterben:nichtdasAufhörendieserKräfteistdamitgemeint,son‐
dernvielmehrdasAufhörendesGlaubensaneineigenständigesEntste‐
hen–Bestehen–Hervorgehen–OffenbarwerdendereinzelnenSinneskräf‐
te.
DasTodhafteandiesemGlaubenistdiemitihmeinhergehendeHe‐
teronomiedesGeistes,dessenFremdbestimmtheit,dessenderKausali‐
207
tät,unddessenindiesemSinndemTodUnterworfensein.
Sūtra25.02–10:DieFormenetc.409
409DieStrukturdieserSūtrasinsdievomvorangehendenSN25.01.DieThemenjedes
derSūtrasSN25.01–10sindjeweilsdievonSN24.02–10.
208
Inhaltsverzeichnis
desKapitels27
Kilesasaṃyutta
Beschmutzung‐Gruppierung
Einzelnachweise
Sūtra27.01:DasAuge
210
209
Sūtra26.01:DasAuge
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSiegerhaingelegenist.
AneinemdieserTagewandteersichandie beiihmversammelten Bhikṣusundsprach:„IhrBhikṣus!“;unddieseantwortetenihmaufmerk‐
sam:„Ja,Herr!“.SodannsprachderBhagavanzuihnen:
„IhrBhikṣus!DieaufdenSehsinn–Hörsinn–Riechsinn–Schmeck‐
sinn–Tastsinn–DenksinnhinausgerichteteBegierdeundLustisteineBe‐
schmutzungdesGeistes.
HatnunabereinBhikṣudiesesechsfacheBeschmutzungdesGeistes
hintersichgelassen,dannneigtsichseinGeistzurEntsagung.
Eindurch vollständige EntsagunggefestigterGeististeiner,der
dasunvermittelteSehendereinzusehendenSachenausübt.“
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarendieBhikṣus
überdessenWorte. Sūtra25.02–10:DieFormenetc.410
410DieStrukturdieserSūtrasinsdievomvorangehendenSN25.01.DieThemenjedes
derSūtrasSN25.01–10sindjeweilsdievonSN24.02–10.
210
Inhaltsverzeichnis
desKapitels28
Sāriputtasaṃyutta
Śāriputra‐Gruppierung
Einzelnachweise
Sūtra28.01:DieErsteVertiefung
Sūtra28.10:Sucimukhī
211
212
217
Sūtra28.01:DieErsteVertiefung
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederEhrwürdigeŚāriputrabeiŚrāvastīinAnā‐
thapiṇḍada’sKloster,dasimSiegerhaingelegenist.
AneinemdieserTagebegabsichdieser,nachdemersichamMorgen
angekleidethatte,mitMantelundSchaleversehennachŚrāvastīumAl‐
mosenspeise.NachdiesemAlmosengangbegabersichindenBlinden‐
waldundsetztesichdortandenFußeinesBaumesnieder,umdortden
Tagzuverbringen.GegenAbenderhobersichausdieserZurückgezogen‐
heit411undbegabsich zurück zuAnāthapiṇḍada’sKlosterimSieger‐
hain.
DorterblicktederEhrwürdigeĀnandadenihmsichnahendenŚāri‐
putra,gingaufihnzu,undbegann:412
„Heiter413sindDeineGesichtszüge,BruderŚāriputra;undreinund
hellscheintDeinAntlitz!AufwelcherEbene derSammlungdesGeistes weiltedennheutederEhrwürdigeŚāriputra?“
„Bruder!GanzgetrenntvondenVergnügungenandenGegenstän‐
denderSinneundvondenunheilsamenZuständendesGeistesweilteich
da,nachdenkendunduntersuchend,indervonderZurückgezogenheit
gezeugtenruhegeborenenFreudeundGlückseligkeit;soerreichteichda
dieErsteVertiefungdesGeistes;undichweiltedarin.Dochdabeiwar
mirnichtgegenwärtig:„IcherreichenundieErsteVertiefung!“oder:„Ich
weilenuninderErstenVertiefung!“oder:„IchverlassenundieErste
Vertiefung!“.“
„SicherlichdeswegensinddabeiimGeistdesEhrwürdigenŚāriput‐
ra’skeine dieVertiefungenstörendeundzerstörende Gedankenaufge‐
treten,weilerdieEinbildungenvonIchundMeinunddieNeigungenzu
solchenEinbildungenschonseitlangerZeitgänzlichentwurzelthat!“
ErfreutundbeglücktwarderEhrwürdigeĀnandaüberdesEhrwür‐
digenŚāriputra’sWorte. 411DieZurückgezogenheitisthier–zwaraucheineäußereaber–hauptsächlicheinein‐
nere,wiediesauchananderenStellendeutlichgemachtwird.
412ĀnandawurdenachseinemOrdenseintrittŚāriputra’sSchülerundirgendwannauch
seinHelfer,seinSekretär.DieletztenzweiJahrzehntedesWirkensBuddhaŚākyamuni’s
warerdanndessenHelferundSekretär.
413DasWort„heiter“istnichtimweinseligenSinnzuverstehen,sondern–wiebeim
HinaufblickenzumHimmel–gemäß„unbewölkt,ungetrübt“.
212
Postskriptum:
Dassdie10SūtrasdiesesKapitels28nichtalsauthentischzuerach‐
tensind,bedarfwohlkeinereingehendenBegründung.
Siesindaberdeswegeninteressantundwichtig,weilsieanzeigen,
dassŚāriputra a dievierzurErwachungleitendenVertiefungenbe‐
herrschthat,zudem b diemitdenVertiefungenderRaum‐Unendlich‐
keitundderBewusstseins‐UnendlichkeitverbundenenGeistes‐Zustände
derGrenzenlosigkeitvonFormenundBegriffen,ferner c diezweiVer‐
tiefungendesGeistes,diedervormaligePrinzSiddhārthaGautamanach
demAuszugindieHauslosigkeitbeizweiLehrerngelernthatte,und d schließlichnochdieYājñavalkya‐VertiefungdesZustandsdesKlaren
Lichts,inderdiegeistigenTätigkeiten–hierallerdingsnichtauskarmi‐
schenGründensondern–durchWachenaufdieAufmerksamkeitaufeine
nicht‐gerichtetehellwacheAufmerksamkeitweitestgehendzumRuhen
gelangen.
NB:DasNachdenkenüberdieseVertiefungbewirktunmittelbardas
VerlassendieserVertiefung.
Sūtra28.02:DieZweiteVertiefung
Postskriptum:
DiesesSūtraentstehtausSN26.01durchErsetzungderErstenVer‐
tiefungdurchdieZweiteVertiefung,diedalautet:
„Bruder!NachdemVollendendesNachdenkensundUntersuchens
ließichdiesesausklingen;undichhieltnunmitfestemSelbstvertrauen
meinenjetzteinigunddaherauchruhiggewordenenGeist gesammelt
aufdasErgebnisjenesNachdenkensundUntersuchensgerichtet .Da‐
durchgewannichdie–vonNachdenkenundUntersuchennunmehrfreie
undausderSammlungdesGeistesgeborene–FreudeundGlückseligkeit;
undicherreichteaufdiesemWegdieZweiteVertiefungdesGeistes;und
ichweiltedarin.Dochdabeiwarmirnichtgegenwärtig:„Icherreichenun
dieZweiteVertiefung!“oder:„IchweilenuninderZweitenVertiefung!“
oder:„IchverlassenundieZweiteVertiefung!“.“
Sūtra28.03:DieDritteVertiefung
Postskriptum:
DiesesSūtraentstehtausSN26.01durchErsetzungderErstenVer‐
213
tiefungdurchdieDritteVertiefung,diedalautet:
„Bruder! Auch dieseGlückseligkeitdaraufhinausklingenlassend,
weilteichnuninHeiterkeit,inderStilledesausgewogenenundgleich‐
mütigen414Geistes,deseinsichtigenundgeistesgegenwärtigenBewusst‐
seins,underlebtedabeiimKörper415jeneGlückseligkeit,welchedieEd‐
lenbeschreibenmit:„glückseligweilendinGleichmutundAchtsamkeit“.
AufsolcheWeiseerreichteich nunauch dieDritteVertiefungdesGeis‐
tes;undichweiltedarin.Dochdabeiwarmirnichtgegenwärtig:„Icher‐
reichenundieDritteVertiefung!“oder:„IchweilenuninderDrittenVer‐
tiefung!“oder:„IchverlassenundieDritteVertiefung!“.“
Sūtra28.04:DieVierteVertiefung
Postskriptum:
DiesesSūtraentstehtausSN26.01durchErsetzungderErstenVer‐
tiefungdurchdieVierteVertiefung,diedalautet:
„Bruder!NachdemZurücklassenvonGlückundPein –beidesauch
vondiesersehrfeinenArt– unddembereitszuvorerfolgtenendgültigen
VersiegenvonallemFrohsinnundTrübsinngewannichdurchdendar‐
auserwachsenden vollendeten GleichmutdasFreudlos‐Leidlose,und
mitdiesemdieReinheitderAchtsamkeit.SoerreichteichdieVierteVer‐
tiefungdesGeistes;undichweiltedarin.Dochdabeiwarmirnichtgegen‐
wärtig:„IcherreichenundieVierteVertiefung!“oder:„Ichweilenunin
derViertenVertiefung!“oder:„IchverlassenundieVierteVertiefung!“.“
Sūtra28.05:DasRaum‐Unendlichkeits‐Gebiet
Postskriptum:
DiesesSūtraentstehtausSN26.01durchErsetzungderErstenVer‐
tiefungdurchdiedesRaum‐Unendlichkeits‐Gebiets,diedalautet:
„Bruder!NachgänzlichemÜberschreitenallerForm‐Wahrnehmun‐
414DerAusdruck„Gleichmut“wird–umesderWichtigkeitwegenzuwiederholen–hier
stetssinngleichmit„Geistesausgewogenheit“unddahersinnentgegengesetztzu
„Gleichgültigkeit“verwendet.
415Mit„Körper“[:D,S:„kāya“]isthierzweifellosdas–dieTätigkeitendesGeistesaus‐
führendeundnunmehrzumEinklangmitsichselbstgelangte–feinstofflicheund
feinststofflicheEnergiesystemgemeint,nichthingegender–vergleichsweisegrobe–
VerbandderElementarteilchenmitihrenelektromagnetischenFeldernoderdernoch
gröberedesNervengeflechts.
214
gen,416nachdemEndenallenWahrnehmensvonBeschränkungenvon
Sinnes‐Gegebenheiten,nachdemNicht‐BeachtenallerVielheits‐Wahr‐
nehmungen:dagewahrteichdasGebietderRaum‐Unendlichkeit.Ich
betrates;undichverweilteaufdieserGrundlagederRaum‐Unendlich‐
keit.Dochdabeiwarmirnichtgegenwärtig:„IcherreichenundasGebiet
derRaum‐Unendlichkeit!“oder:„IchweilenunimGebietderRaum‐Un‐
endlichkeit!“oder:„IchverlassenundasGebietderRaum‐Unendlich‐
keit!“.“
Sūtra28.06:DasBewusstseins‐Unendlichkeits‐Gebiet
Postskriptum:
DiesesSūtraentstehtausSN26.01durchErsetzungderErstenVer‐
tiefungdurchdiedesBewusstseins‐Unendlichkeits‐Gebiets,diedalau‐
tet:
„Bruder!NachgänzlichemÜberschreitendesGebietsderRaum‐Un‐
endlichkeitweilteichsoimGebietderBewusstseins‐Unendlichkeit:„Un‐
endlichistdasBewusstsein!“.417Dochdabeiwarmirnichtgegenwärtig:
„IcherreichenundasGebietderBewusstseins‐Unendlichkeit!“oder:„Ich
weilenunimGebietderBewusstseins‐Unendlichkeit!“oder:„Ichverlasse
nundasGebietderBewusstseins‐Unendlichkeit!“.“418
Sūtra28.07:DasNichtetwasheits‐Gebiet
Postskriptum:
DiesesSūtraentstehtausSN26.01durchErsetzungderErstenVer‐
tiefungdurchdiedesNichtetwasheits‐Gebiets,diedalautet:
„Bruder!NachgänzlichemÜberschreitendesGebietsderBewusst‐
seins‐UnendlichkeitweilteichsoimGebietderNichtetwasheit:„Nicht
hatdaetwaseinSein!“.419Dochdabeiwarmirnichtgegenwärtig:„Ich
416D:„Form“
S:„rūpa“ stehthiernichtfürGesehenes,sondernallgemeinfürSinn‐
lich‐Wahrnehmbares.
417SosahdiesspäterauchHẹrákleitosvonEphesos:„DerPsychẹ́ Grenzenkannstdu
nichtauffinden,obduauchjeglichenWegabschreitenwürdest:sotiefenGrundhatsie!“
418MöglicherweisewarendasErreichendesRaum‐Unendlichkeits‐Gebietsunddes
Bewusstseins‐UnendlichkeitsgebietsbereitsbeiĀrāḍāKālāmadieVorstufenzum
ErreichendesNichtetwasheits‐Gebiets.
419DieüblichenÜbersetzungenlauten:„Nichtsist“bzw.:„Nichtistdairgendetwas“
bzw.:„Thereisnothing“.MitsolchenWiedergabenzeigendiebetreffendenÜbersetzer
215
erreichenundasGebietderNichtetwasheit!“oder:„IchweilenunimGe‐
bietderNichtetwasheit!“oder:„IchverlassenundasGebietderNichtet‐
washeit!“.“
Sūtra28.08:DasGebietderWeder‐Unterscheidung‐noch‐
Nichtunterscheidung
Postskriptum:
DiesesSūtraentstehtausSN26.01durchErsetzungderErstenVer‐
tiefungdurchdiedesGebietsderWeder‐Unterscheidung‐noch‐Nichtun‐
terscheidung,420diedalautet:
„Bruder!NachgänzlichemÜberschreitendesGebietsderNichtet‐
washeitweilteichimGebietderWeder‐Unterscheidung‐noch‐Nichtun‐
terscheidung.Dochdabeiwarmirnichtgegenwärtig:„Icherreichenun
dasGebietderWeder‐Unterscheidung‐noch‐Nichtunterscheidung!“oder:
„IchweilenunimGebietderWeder‐Unterscheidung‐noch‐Nichtunter‐
scheidung!“oder:„IchverlassenundasGebietderWeder‐Unterschei‐
dung‐noch‐Nichtunterscheidung!“.“
NB:DerZustanddesWeder‐Unterscheidens‐noch‐Nichtunterschei‐
densistvonheiklerArt.Ersehenkannmandiesso:
DasNicht‐Unterscheiden aufderReflexionsebene1vonUnterschie‐
denaufderEbene0 bestehtdarin, aufderEbene0 keineUnterschei‐
dungenzumachen;diessetztjedoch aufderEbene1 das Ebene‐2‐ Un‐
terscheidenvon Ebene‐1‐ Unterscheidungund Ebene‐1‐ Nichtunter‐
scheidungvoraus,sodass aufder Reflexions‐ Ebene2 immerhinein
Unterscheidenstattfindet.UmauchaufderEbene2zurNichtunterschei‐
dungzugelangen,muss aufder Reflexions‐ Ebene3 immerhineinUn‐
terscheidenstattfinden...;undfüreinenausdemTraumderUnwissen‐
heitvollständigErwachtenhörtaufkeinerEbenedesReflektierensauf:
Vielmehristerüberdiesalleshinausgegangen S:„Parasaṃgate“ .
DiesesÜber‐Alles‐Hinausgehenkannzwar–imSinnedespragmati‐
schenFundamentalunterschiedsvonVerwendenundErwähnenzwar
getan,abernichtgedacht/gesagtwerden;dennjedesDenken/Reden
an,dasssienichtnurvonderalt‐griechischenSeins‐PhilosophiekeineKenntnishaben,
sondernauch,dasssiedasSūtraSN24.01entwedernichtkennenoder,fallssieesken‐
nen,esnichtverstehen.
420WiesodieÜbersetzerdasWortP:„saññā“bzw.S:„saṃ‐jñā“
„Zusammen‐Wissen“ durchE:„perception“undD:„Wahrnehmung“wiedergeben,dasistundbleibtfürmich
unergründlich.IchwählemitHelmutGassnerD:„Unterscheidung“.
216
darüberfindetaufeinerderReflexionsebenenstattundsomitnichtim
ZustanddesÜber‐Alles‐Hinausgegangen‐Sein,sondernzuvor,weitzuvor.
Sūtra28.09:DasGebietdesAufhörensvonUnterscheidung
undEmpfindung
Postskriptum:
DiesesSūtraentstehtausSN26.01durchErsetzungderErstenVer‐
tiefungdurchdiedesGebietsdesAufhörensvonUnterscheidungund
Empfindung,421diedalautet:
„Bruder!NachgänzlichemÜberschreitendesGebietsderWeder‐Un‐
terscheidung‐noch‐NichtunterscheidungweilteichimGebietdesAufhö‐
rensvonUnterscheidungundEmpfindung.Dochdabeiwarmirnichtge‐
genwärtig:„IcherreichenundasGebietdesAufhörensvonUnterschei‐
dungundEmpfindung!“oder:„IchweilenunimGebietdesAufhörens
vonUnterscheidungundEmpfindung!“oder:„IchverlassenundasGebiet
desAufhörensvonUnterscheidungundEmpfindung!“.“
NB:DersoerreichteZustandist–meinerSichtdeDingenach–eben
der,denYājñavalkyaalsdenBefreiungszustandausderkausalenDeter‐
minationerachtethat.ZweifelloshatnichtnurŚāriputradiesenZustand
gekanntundseinErreichengekonnt,sondernauchBuddhaŚākyamuni.
Beidejedochhabenzweifellosgewusst,dassdieserZustand–derdem
desKlarenLichtsdesTodesgleicht–einderVergänglichkeitunterliegen‐
derunddamiteinleidhafterZustandist:SiehabendessenAusübenda‐
herzwarnichtverboten,aberauchnichtempfohlen.
Sūtra28.10:Sucimukhī
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederEhrwürdigeŚāriputrabeiRājagṛhaimBam‐
bus‐HainamBuntvogel‐Futterplatz.
AneinemdieserTagebegabsichdieser,nachdemersichamMorgen
angekleidethatte,mitMantelundSchaleversehennachRājagṛha;und
dortgingerumAlmosenspeisevonHauszuHaus.422NachdiesemAlmo‐
421WiesodieÜbersetzerdasWortP:„saññā“bzw.S:„saṃ‐jñā“
„Zusammen‐Wissen“ durchE:„perception“undD:„Wahrnehmung“wiedergeben,dasistundbleibtfürmich
unergründlich.IchwählemitHelmutGassnerD:„Unterscheidung“.
422DerAbschlussdiesesSūtraslegtdieVermutungnahe,dassdieMitgliederdesOrdens
217
sengangverzehrteerdassoerhalteneBrockenmahlaneinerMauerge‐
lehnt.
ZuihmbegabsichdadieWander‐ŚramaṇīSucimukhī423undbegann
mitihmdiesesWechselgespräch:
„Śramaṇa!IsstDunachuntengewandt?“
„Ichessenichtnachuntengewandt,Schwester!“
„Dann,Śramaṇa,isstDualsonachobengewandt?“
„Ichessenichtnachobengewandt,Schwester!“
„Dann,Śramaṇa,isstDuwohlnachdenHaupthimmelsrichtungen
derEbene gewandt?“
„IchessenichtnachdenHaupt‐Himmelsrichtungen derEbene ge‐
wandt,Schwester!“
„Dann,Śramaṇa,isstDualsonachdenZwischen‐Himmelsrichtungen
derEbene gewandt?“
„IchessenichtnachdenZwischen‐Himmelsrichtungen derEbene gewandt,Schwester!“
„Śramaṇa!AufjedemeinerFragen ... hastDumirgeantwortet:„Ich
essenichtso,Schwester!“:Wie,Śramaṇa,isstDudenndann?“
„Schwester!VondenjenigenBrāhmaṇasundŚramaṇas,diedurch
dieniedereKunstderGeomantie424–dieseverkehrteArtdesLebens‐
wandels–ihrenLebensunterhaltbestreiten,sagtman,dasssienachun‐
tengewandtessen.
VondenjenigenBrāhmaṇasundŚramaṇas,diedurchdieniedere
KunstderAstrologie–dieseverkehrteArtdesLebenswandels–ihrenLe‐
bensunterhaltbestreiten,sagtman,dasssienachobengewandtessen.
VondenjenigenBrāhmaṇasundŚramaṇas,dieBotengängeundAuf‐
trags‐Durchführungen425–dieseverkehrteArtdesLebenswandels–ihren
Lebensunterhaltbestreiten,sagtman,dasssienachdenHaupt‐Himmels‐
richtungen derEbene gewandtessen.
VondenjenigenBrāhmaṇasundŚramaṇas,diedurchdieniedere
KunstdesWahrsagensausHand‐LesenundÄhnlichem–dieseverkehrte
BuddhaŚākyamuni’sumdieseZeitherumbeidenmeistenHäusernnichteinmaleinen
kleinenBrockenanSpeiseerhaltenhaben.
423IhrNameistmit„GutesGesicht“bzw.„ReinesGesicht“wiederzugeben.
424DieGeomantieistdie–derGeometriezugeordnete–KunstderBestimmungderQua‐
litätvonLandstrichen:sei’szumZweckderErrichtungeinerneuenResidenzvoneinem
durchVatermordzumRājagewordenenSohn,derdannverständlicherweisedenOrt
seiner Un‐ Tathatmeidenwollen,sei’sfürmilitärischeZwecke,sei’sfürZweckeder
Landwirtschaft,sei’sfürZweckeder....
DieGeomantiehatzurGeometrieinRaum‐HinsichteinähnlichesVerhältniswiedie
AstrologiezurAstronomieinZeit‐Hinsicht.
425NichtseltenhatdazudieSpionageimbenachbartenKönigreichgehört.
218
ArtdesLebenswandels–ihrenLebensunterhaltbestreiten,sagtman,
dasssienachdenZwischen‐Himmelsrichtungen derEbene gewandt
essen.
Schwester!IchbestreitemeinenLebensunterhaltnichtdurcheine
solcheverkehrteArtdesLebenswandel,wie:Geomantie,Astrologie,Bo‐
tengängeundAuftrags‐Durchführungen,Wahrsagerei!InrechterWeise
geh‘ichaufdieSuchenachdemAlmosenmahl;unddasinrechteWeise
erhaltene Almosenmahlverzehr‘ich!“
DaraufhinbegabsichdieWander‐ŚramaṇīSucimukhīinRājagṛha
vonStraßezuStraßeundvonPlatzzuPlatzundverkündete:„Rechtmä‐
ßigundtadelsfreiessendieŚramaṇasdesŚākyaputra’sdieSpeisen!Gebt
ihnendaherAlmosen‐Speisen!“
Postskriptum:
ObdiesesSūtraauthentischist,darandürfenZweifelangemeldet
werden.Dennessiehtsehrdanachaus,dasseszuspäterenZeitender
Degenerationerstelltwordenist,zuderdieBürgeres–mitnichtvonder
HandzuweisendenGründen–bevorzugten,nichtmehrdemOrdender
Baudhas,sonderndenMitgliedernandererOrdendieAlmosenspeisen
zukommenzulassen.
DaherwirbtdieŚramaṇerīeines–wohlalsmoralischeinwandfrei
erachteten–anderenOrdensfürdieMitgliederdesOrdensdes–bereits
verstorbenen–Buddhas,unddeswegenwerdenebendieseMitglieder
desBaudha‐Ordens–ebensoindirektwieunmissverständlich–aufgefor‐
dert,sichsolchenArtendesFehlverhaltenstunlichstzuenthalten.
219
Inhaltsverzeichnis
desKapitels29
Nāgasaṃyutta
Nāga‐Gruppierung
Einzelnachweise
Sūtra29.01:WasdasHöhereist
220
221
Sūtra29.01:DerGrundtext
Sūtra29.02:WasdasHöhereist
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSiegerhaingelegenist.
AneinemdieserTagewandteersichandie beiihmversammelten Bhikṣusundsprach:„IhrBhikṣus!“;unddieseantwortetenihmaufmerk‐
sam:„Ja,Herr!“.SodannsprachderBhagavanzuihnen:
„IhrBhikṣus!DiesevierArtenderGeburtvonNāgas426gibtes,näm‐
lich:
⟡ausdemEigeboreneNāgas,
⟡ausderGebärmuttergeboreneNāgas,
⟡ausderFeuchtigkeitgeboreneNāgas,sowie
⟡ leiblich‐ unvermitteltgeboreneNāgas.
HöheralsdieausdemEigeborenenNāgassinddieausderGebär‐
muttergeborenensowiedieausderFeuchtigkeitgeborenensowiedie
leiblich‐ unvermitteltgeborenenNāgas.
HöheralsdieausdemEigeborenensowiedieausderGebärmutter
geborenenNāgassinddieausderFeuchtigkeitgeborenensowiedie
leiblich‐ unvermitteltgeborenenNāgas.
HöheralsdieausdemEigeborenensowiedieausderGebärmutter
geborenensowiedieausderFeuchtigkeitgeborenenNāgassinddie
leiblich‐ unvermitteltgeborenenNāgas.
Dies,ihrBhikṣus,sinddievierArtenderGeburtvonNāgas.“
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarendieBhikṣus
überdessenWorte. 426Unklaristmir,wasindiesemSūtraunterS:„nāga“:Pzuverstehenist:
NYPgibtdiesesWortmitD:„Schlangen‐Dämon“wieder;dasistjedochnurschwermit
demTextdesSūtrasinEinklangzubringen.
BBDverzichtetaufeineÜbersetzung–d.h.:ergibtP:„nāga“mit„E:„nāga“wieder–,
weistjedochinseinerFN284daraufhin,dassdamitdieGesamtheitderLebewesen–
einschließlichderHimmels‐Wesen–gemeintseinkann;dieserscheintmirhieralsdas
Wahrscheinlichere.
InMN24steht„nāga“für„MenschvonhoherWeisheitinvollendetemGleichmut Geistesausgewogenheit Gleichgültigkeit “.
221
Postskriptum:
Demnachscheinendie leiblich‐ unvermitteltgeborenenNāgasjene
zusein,dieinformloserWeisewiedergeborenwerden.
DieausderFeuchtigkeitgeborenenNāgassinddannwohlteilsdie
himmlischenLebewesen–d.h.:dieAsuras,DevasundBrahmās–undteils
dieniederenLebewesen–diePretasundHöllenbewohner–,wobeieinfa‐
cheGemüterdiesalsKörper‐ZuständeundwenigereinfacheGemüter
diesalsGeist‐Zuständeverstehenwerden,etwa:wennjemandphysisch
oderpsychischinhöllischenZuständenseinLebenfristet.
NB:WerdenZweifelanderAuthentizitätderSūtrasdieserGruppie‐
rungnichttilgenkann,demseiversichert,dasseinsolcherZweifelauch
michplagt.
Sūtra29.03–50:DieHandlungs‐Ursachen427
427InnirgendwotiefgreifenderWeisewerdenHandlungenalsUrsachenfürdassooder
anderserfolgendenachtodlicheWiedererscheinenaufgeführt.
222
Inhaltsverzeichnis
desKapitels30
Supaṇṇasaṃyutta
Supaṇṇa‐Gruppierung
Einzelnachweise
Sūtra30.02:Werwastragenkann
223
224
Sūtra29.01:DerGrundtext
Sūtra29.02:Werwastragenkann
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSiegerhaingelegenist.
AneinemdieserTagewandteersichandie beiihmversammelten Bhikṣusundsprach:„IhrBhikṣus!“;unddieseantwortetenihmaufmerk‐
sam:„Ja,Herr!“.SodannsprachderBhagavanzuihnen:
„IhrBhikṣus!DiesevierArtenderGeburtvonSupaṇṇas428gibtes,
nämlich:
⟡ausdemEigeboreneSupaṇṇas,
⟡ausderGebärmuttergeboreneSupaṇṇas,
⟡ausderFeuchtigkeitgeboreneSupaṇṇas,sowie
⟡ leiblich‐ unvermitteltgeboreneSupaṇṇas.
DieausdemEigeborenenSupaṇṇastragen429dieausdemEigebo‐
renenNāgas,nichtjedochdieausderGebärmuttergeborenensowiedie
ausderFeuchtigkeitgeborenensowiedie leiblich‐ unvermitteltgebore‐
nenNāgas.
DieausderGebärmuttergeborenenSupaṇṇastragendieausdemEi
geborenensowiedieausdemMutterschoßgeborenenNāgas,nichtje‐
dochdieausderFeuchtigkeitgeborenensowiedie leiblich‐ unvermit‐
teltgeborenenNāgas.
DieausderFeuchtigkeitgeborenenSupaṇṇastragendieausdemEi
428Unklaristmir,wasindiesemSūtraunterS:„supaṇṇa“:Pzuverstehenist:
NPKgibtdiesesWortmitD:„Greif“wieder,dasinderAnsicht,diesesWortseisinn‐
gleichmitS:„garuḍa“ P:„garuḷa“ ;dasistjedochnurschwermitS:„su‐“:P D:
„gut,heilbringend,...“ inEinklangzubringen.
BBDverzichtetauchhieraufeineÜbersetzung;d.h.:ergibtP:„supaṇṇa“mit„E:„su‐
paṇṇa“wieder.
Ichkannnichtermitteln,inwelcheRichtungichblickensollte,umdashierRichtigezu
erraten.
InMN24steht„nāga“für„MenschvonhoherWeisheitinvollendetemGleichmut Geistesausgewogenheit Gleichgültigkeit “.
429IchkannkeinehalbwegssichereAuskunftdarübergeben,washierwohlmit„tragen“
gemeintseinkönnte.Fallsmit„supaṇṇa“einSchutzengelo.ä.gemeintist,dannkönnte
„tragen“irgendwieverstandenwerden;aberdieseDeutungistausdemÄrmelgeschüt‐
telt.
224
geborenensowiedieausderGebärmuttergeborenensowiedieausder
FeuchtigkeitgeborenenNāgas,nichtjedochdie leiblich‐ unvermittelt
geborenenNāgas.
Die leiblich‐ unvermitteltgeborenenSupaṇṇastragendieausdem
EigeborenensowiedieausderGebärmuttergeborenensowiedieaus
derFeuchtigkeitgeborenensowiedie leiblich‐ unvermitteltgebore‐nen
Nāgas.
Dies,ihrBhikṣus,sinddievierArtenderGeburtvonSupaṇṇas.“
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarendieBhikṣus
überdessenWorte. Sūtra30.03–46:DieHandlungs‐Ursachen430
430DieSūtrasSN30.03–46entsprechendenSūtrasSN29.07–50.
225
Inhaltsverzeichnis
desKapitels31
Gandhabbasaṃyutta
Gandharva‐Gruppierung
Einzelnachweise
Teil01:Sotāpattivagga Stromeintritt‐Abschnitt Sūtra31.01:DerGrundtext
Sūtra31.02:DasguteVerhalten
226
227
227
24
Sūtra31.01:DerGrundtext
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSiegerhaingelegenist.
AneinemdieserTagewandteersichandie beiihmversammelten Bhikṣusundsprach:„IhrBhikṣus!“;unddieseantwortetenihmaufmerk‐
sam:„Ja,Herr!“.SodannsprachderBhagavanzuihnen:
„IhrBhikṣus!DiesezurGandharva‐KörperschaftgehörendenDevas
willicheuchzeigen!Hörtzuundachtetaufdas,wasichsagenwerde!“
„Ja,Herr!“,antwortetensieihm.UndderBhagavanbegann:
„IhrBhikṣus!DiessinddiezudenGandharvas431gehörendenDevas,
nämlich:
•dieimWurzel‐DuftwohnendenDevas,
•dieimKernholz‐DuftwohnendenDevas,
•dieimGrün‐DuftwohnendenDevas,
•dieimBaumrinden‐DuftwohnendenDevas,
•dieimBorken‐DuftwohnendenDevas,
•dieimBlätter‐DuftwohnendenDevas,
•dieimBlüten‐DuftwohnendenDevas,
•dieimFrüchte‐DuftwohnendenDevas,
•dieimSaft‐DuftwohnendenDevas,sowie
•dieimsonstigenDuftwohnendenDevas.
Dies,ihrBhikṣus,sinddieunterdieGandharva‐Körperschaftfallen‐
denDevas.“
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarendieBhikṣus
überdessenWorte. Sūtra31.02:DasguteVerhalten
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSiegerhaingelegenist.
AneinemdieserTagebegabsicheinBhikṣuzuihm,begrüßteihn
ehrerbietig,undsetztesichihmzurSeitehin.
431ÜblicherweisesinddieGandharvasdieniederenDevas,welchedenoberenDevasals
Musikantendienen.HierjedocherscheinensiealsortsgebundeneDuft‐Götter.
227
„Herr!“,fragteerihnsodann.„WasistdieUrsacheundderGrund
dafür,dassdajemandmitdemAuseinanderbrechendesKöpersnach
demTod432inderGemeinschaftderDevasderGandharva‐Körperschaft
wiedergeborenwird?“
„Bhikṣu!“, antworteteihmdaderBhagavan. „Daübtsichjemandin
GedankenundWortenundWerkeningutemVerhalten.433Unddieserha‐
benunvernommen:„DieDevasausderGandharva‐Körperschaftsind
langlebig,schönundglücklich!“;underwünschtsich nunmehrvollerIn‐
brunst :„Mög‘ichdochmitdemAuseinanderbrechendesKöpersnach
demTodinderGemeinschaftderDevasderGandharva‐Körperschaft
wiedergeborenwerden!“:
ErwirddannmitdemAuseinanderbrechendesKöpersnachdem
TodinderGemeinschaftderDevasderGandharva‐Körperschaftwieder‐
geborenwerden. DennmitseinemheilsamenLebenundmitseinem
sehnendenAusrichtenaufdiesenBereichdesBestehenshater dieUrsa‐
cheunddenGrunddafürerstellt,dassernachdemTodbeimAuseinan‐
derbrechendesKöpersinderGemeinschaftderDevasderGandharva‐
Körperschaftwiedergeborenwird.“
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarendieBhikṣus
überdessenWorte. Sūtra31.03–112:DieAuswirkungendesGebens
432DenAusdruck:„mitdemAuseinanderbrechendesKörpersnachdemTod“versteh‘
ichgemäßderBodhisattvayāna‐SchulevonGescheTandimRabtenso:Mit„Tod“istder
ZustanddesKlarenLichtsdesTodesgemeint;hiersindfeinststofflicherundnicht‐
feinststofflicherKörpernochvereint;unddasEndediesesZustandsistdanndasEnde
desTodes.Dennmit:„AuseinanderbrechendesKörpers“istdasAuseinanderbrechen
dergeist‐verbundenenfeinststofflichenEnergienmitdennicht‐feinststofflichenEner‐
giengemeint;dienicht‐feinststofflichenEnergienverbleibenbeiderForm,dernun‐
mehreinLeichnamist.
DenngemäßKZWgilt:S:„kāya“ D:„Körper,körperlichesEnergiensystem,Körper‐
schaft“ S:„rūpa“ „Form,Gestalt,Sehbares‐Tastbares“ .
433InderNāga‐Körperschaftwieauch–scheinbarzumindestteilweise–inderSupaṇṇa‐
Körperschaftkann’seineminunterschiedlicherWeiseergehen.
VielleichtisteinSupaṇṇaeineArtvonGenius,dereinLebewesenindessenLebenszeit
begleitet;undabhängigdavon,wieesdemBegleitetenergeht,erlebtdannder–ansich
gute–BegleiterpsychischgelegentlichFreudeunddannundwannauchLeid.
InderGandharva‐KörperschaftwiderfährteinemhingegenwährendderganzenLe‐
benszeit–vonderZeitdesSterbensalseinsolcherDevanatürlichabgesehen–aus‐
schließlichFreudvolles.
228
Inhaltsverzeichnis
desKapitels32
Valāhasaṃyutta
Wolkengötter‐Gruppierung
Einzelnachweise
Sūtra32.01:DerGrundtext
230
229
Sūtra32.01:DerGrundtext
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSiegerhaingelegenist.
AneinemdieserTagewandteersichandie beiihmversammelten Bhikṣusundsprach:„IhrBhikṣus!“;unddieseantwortetenihmaufmerk‐
sam:„Ja,Herr!“.SodannsprachderBhagavanzuihnen:
„IhrBhikṣus!DiesezurWolkengötter‐KörperschaftgehörendenDe‐
vas434willicheuchzeigen!Hörtzuundachtetaufdas,wasichsagenwer‐
de!“
„Ja,Herr!“,antwortetensieihm.UndderBhagavanbegann:
„IhrBhikṣus!DiessinddiezudenWolkengötterngehörendenDevas,
nämlich:
⋆dieinkaltenWolkenwohnendenDevas,
⋆dieinwarmenWolkenwohnendenDevas,
⋆dieinSturmwolkenwohnendenDevas,
⋆dieinWindwolkenwohnendenDevas,sowie
⋆dieinRegenwolkenwohnendenDevas,.
Dies,ihrBhikṣus,sinddieunterdieWolkengötter‐Körperschaftfal‐
lendenDevas.“
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarendieBhikṣus
überdessenWorte. Postskriptum:
GemäßSN32.03giltfürkalteTage:„EsgibtdaDevasmitdemNa‐
men„inkaltenWolkenwohnendeDevas“.Wenndieseneinmalsozu‐
muteist:„Jetztwollenwiruns wieder einmalindieserunseigenen
Weisevergnügen!“,dannwirdes,ihremWünschengemäß, auchunter‐
halbihrerWolken kalt.“
Manmög’smirbittenachsehen,dassich auch dieseganzeGruppie‐
rung32nichtalsauthentischerachte.
Sūtra31.02–57:DieWolken
434InwelcheretymologischenBeziehungP:„valāha“
S:„XXX“ zuD:„Walhalla“
steht,weißichnicht.AberesliegtaufderHand,dassdieHimmlischen–soweitsietem‐
poräreinesWohnsitzesbedürfen–dieseningeeignetenWolkennehmen.
230
Inhaltsverzeichnis
desKapitels33
Vacchagottasaṃyutta
Vacchagotra‐Gruppierung
Einzelnachweise
Sūtra33.01–05:Unkenntnis
232
231
Sūtra33.01–05:Unkenntnis
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSiegerhaingelegenist.
AneinemdieserTagebegabsichderWander‐ŚramaṇaVacchagotra
zumBhagavan,tauschtemitihmfreundlicheundzuvorkommendeWorte
derBegrüßungaus,undsetztesichihmzurSeitehin.
„Was,Herr,“fragteerdenBhagavansodann,„istdenndiedieUrsache
undderGrunddafür,dassaufdemErdenrundsovieleunterschiedliche
Ansichtenentstehen undbestehen ,wie:
•„EwigistdasWeltall“,
•„Nicht‐ewigistdasWeltall“,
•„EndlichistdasWeltall“,
•„UnendlichistdasWeltall“,
•„GeistundKörpersinddasselbe“,
•„GeistundKörpersindvoneinanderverschieden“,
•„DerTathāgatabestehtnachdemTod noch “,
•„DerTathāgatabestehtnachdemTodnicht“,
•„DerTathāgatabestehtnachdemTod nochweiter ,underbesteht
nachdemTodnicht weiter “,sowie
•„WederbestehtTathāgatabestehtnachdemTod nochweiter ,noch
bestehternachdemTodnicht weiter “?“
„Vaccha!“, antworteteihmderBhagavan .
⟡„WegenderUnwissenheithinsichtlich derArt desBestehens
1 derForm desdurchdiesechsSinneErfassten ,
2 derEmpfindung alsErgebnisdesErfassens,samtGefühlswert ,
3 derUnterscheidung desEmpfundenenimZusammenfassendes
darunterzueinanderGehörenden,samtderGefühlsbewertungen ,
4 derGestaltungen dessoUnterschiedenendurchdieBegleitkräfte
desBewusstseinsimGeist ,und
5 desBewusstseins inseinersechsfachenGliederung ,ferner
⟡wegenderUnwissenheithinsichtlichderArtdesEntstehensvon der
durchUnwissenheitgeprägtenAnsichtdesBestehensvon Form–Emp‐
findung–Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusstsein,
⟡wegenderUnwissenheithinsichtlichderArtdesVergehensvon der
durchUnwissenheitgeprägtenAnsichtdesBestehensvon Form–Emp‐
findung–Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusstsein,und
232
⟡wegenderUnwissenheithinsichtlichdesPfadesderzumVergehen
von derdurchUnwissenheitgeprägtenAnsichtdesBestehensvon Form–Empfindung–Unterscheidung–Gestaltungen–Bewusstseinführt:
diesistUrsacheundGrunddafür,dassaufdemErdenrundsoviele
unterschiedlicheAnsichtenentstehen undbestehen .“435
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarendieBhikṣus
überdessenWorte. Sūtra33.06–55:DieHandlungs‐Ursachen436
Postskriptum:
DieseSūtrasentstehenausdenSūtrasSN33.01–05,dadurchdassin
ihnen„Unwissenheit“ersetztwirddurch:
SN33.06–10:„Nicht‐Sehen“,
SN33.11–15:„Nicht‐Durchschauen“,
SN33.16–20:„Nicht‐Verstehen“,
SN33.21–25:„Nicht‐Durchdringen“,
SN33.26–30:„Nicht‐Ermitteln“,
SN33.36–40:„Nicht‐Beurteilen“,
SN33.41–45:„Nicht‐Unterscheiden“,
SN33.46–50:„Nicht‐Untersuchen“,
SN33.51–55:„Nicht‐unvermittelt‐Sehen“.
435DieskannsoundifferenziertnichtdieLehreBuddhaŚākyamuni’sgewesensein,
nämlich:dassdiegleicheUrsachegegensätzlicheAnsichtenbewirkt,wie:„Endlichist
dasWeltall“und„UnendlichistdasWeltall“.
IchnehmediesdaheralsdieSchablonederspäterenbuddhistischenScholastik.
436DieSūtrasSN30.03–46entsprechendenSūtrasSN29.07–50.
233
Inhaltsverzeichnis
desKapitels34
Jhānasaṃyutta
Dhyāna‐Gruppierung
Einzelnachweise
Sūtra34.01:EintretenindieVertiefungdesGeistes
234
235
Sūtra34.01:DasEintretenindieVertiefungdesGeistes
Sohab’ichesgehört:
ZueinerZeitweiltederBhagavanbeiŚrāvastīinAnāthapiṇḍada’s
Kloster,dasimSiegerhaingelegenist.
AneinemdieserTagewandteersichandie beiihmversammelten Bhikṣusundsprach:„IhrBhikṣus!“;unddieseantwortetenihmaufmerk‐
sam:„Ja,Herr!“.SodannsprachderBhagavanzuihnen:
„IhrBhikṣus!DiesevierArtendesSich‐Vertiefensgibtes,nämlich:
⟡DerSich‐Vertiefendeist,dieVertiefungbetreffend,geschicktim Auf‐
rechterhalten derVertiefung,abernichtgeschicktimEintretenindie
Vertiefung.
⟡DerSich‐Vertiefendeist,dieVertiefungbetreffend,geschicktimEin‐
tretenindieVertiefung,abernichtgeschicktim Aufrechterhalten der
Vertiefung.
⟡DerSich‐Vertiefendeist,dieVertiefungbetreffend,wedergeschickt
im Aufrechterhalten derVertiefung,nochgeschicktimEintretenindie
Vertiefung.
⟡DerSich‐Vertiefendeist,dieVertiefungbetreffend,sowohlgeschickt
imEintretenindieVertiefungalsauchim Aufrechterhalten derVertie‐
fung.“
DiessprachderBhagavan.ErfreutundbeglücktwarendieBhikṣus
überdessenWorte. Sūtra34.02–55:DasVerweileninderVertiefung
Postskriptum:
DieseSūtrasentstehenausdenSūtrasSN33.01–05,dadurchdassin
ihnen„dieVertiefungbetreffend,geschicktim Aufrechterhalten der
Vertiefung,abernichtgeschicktimEintretenindieVertiefung“ersetzt
wirddurchAusdrückewie:„kundigdesVerweilensin“,„kundigdesSich‐
Erhebensin“,„kundigdesGegenstandsder“,usw.
DiesistdasEndedesBuchsderGruppen
235
Photo 236
Anhänge
Anhang1:
Zur–aufeineVorlesungvonLamaGonsarTulkuzurückgehende–
GliederungdesGeistessiehemeine–vonvornhereinverkehrten–Versu‐
chedesräumlichenDarstellensdesunräumlichenGeistesimMayagüez‐
Seminar,veröffentlichtin:
www.w‐k‐essler.de .
InKurzfassungkanndiessowiedergegebenwerden:
1 VergleichbarmitdenAufeinanderfolgenvonauseinanderhervor‐
gehendenelektromagnetischenZuständen,dieZuständeohneZustands‐
trägersind,ebensobestehtderGeisteinerPersonauseinerAufeinander‐
folgenvonauseinanderhervorgehendengeistigenZuständen,dieZu‐
ständeohneZustandsträgersind.JedereinzelnedieserZuständehateine
Dauervonungefähr5⋅10‐6Sekunden.
2 JedereinzelnedieserZuständeistunterteilbarineinenBewusst‐
seinszustandundineinenBegleitzustand.DerBegleitzustandistunter‐
teilbarindiebewusstseinsverbundenenBegleitzuständeundindiesons‐
tigen–indasBewusstseineinströmendenundeseinfärbenden–geistigen
Begleitumstände,vondenensicheinigeunheilsamauswirken,andere
unbedeutsam,undwiederumandereheilsam.DerBewusstseinszustand
wiederumkannunterschiedenwerdenineinenaufdiefünfäußerenSin‐
nebezogenenundaufeinenderdreiinnerenSinnebezogenen,wobei
dieseinnerenSinneallerdings–andersalsineinigenvorbuddhistischen
Philosophien–inderTheravāda‐Überlieferungerstaunlicherweisenicht
unterschiedenwerden.
3 JedereinzelnedieserZuständekanneingröbereroderfeinerer
oderfeinsterZustandsein.VergröberungenerfolgendurchZusammen‐
fassung Klassenbildung vonfeinerenZuständenviaFormundBegriff
viaRūpaundNāma wobeidengröberenZuständendannnurdasin‐
haltlichGeformteundbegrifflichUnterschiedenegegenwärtigist.
237
Anhang2:
Die12‐er‐KettedesEntstehensdurchVorherigeswirdnahezuim‐
mer–mitAusnahmeeinervonLamaGonsarTulkuinFrankfurtvorge‐
stelltenVarianteeinesVerständnissesdesaugenblicklicherfolgenden
Entstehens–VergehensjedesdieserGlieder–imgrobenVerständnisge‐
deutetundvorgetragen,sei’saufzweiLebenverteilt,odersei’sgarauf
dreiLebenbezogen.
NacheinemerneutenStudiumvonDN15–verbundenmitderAn‐
nahme,dassdiesesSūtrainseinemKernvielleichtschonaufdem1–ten
Konzilformuliert,wenngleichvomAbtdesKlostersdieserKonzilsstätte
nichtakzeptiertwordenist–binichzuderAnsichtgelangt,dassbereits
damalsdiesesMissverständnisderMehrere‐Lebens‐Theorieunterden
AbsolventenderbeidenunterenSchulen–soweitdiesealsLauscherwe‐
nigstensdieStichpunktedieser12‐er‐Ketteerhaschthaben–aufgetreten
istundvorherrschendgewordenist,dassalsoBuddhaghosahiernichts
grundsätzlichNeueserfundenhat.
NB:InDN15wirddie12‐er‐Kettezueiner9‐er‐Kettereduziert:Es
fehlendaanGliedern:Unwissenheit,Gestaltungen,Sechser‐Bereich.
DassderSechser‐Bereichfehlt,zeigtan,dassdieAutorendiesen
MittelteilderKettenichtepistemologischverstandenhaben,wasdie
Vermutungstärkt,dasssienichtinEpistemologiegeschultwarenund
daherausder–wieichmeine:nichtunterderHöhederPhilosophieYāj‐
ñavalkya‘anzusiedelnde–PhilosophieBuddhaŚākyamuni’seinehaus‐
backeneVolksphilosophiezusammengestellthaben.
Dagegenist–fürMenschen,dienichtdieMöglichkeiteinerintensiv
erfolgtenAusbildunginTheoretischerPhilosophiegehabthaben–über‐
hauptnichtseinzuwenden;undfürsieistdiesdanngenausowenigetwas
Verkehrtes,wiediesfürdieerstenFünfJünger–undauchdanachfür
überneunZehntelderOrdensmitglieder–etwasVerkehrtesgewesenist.
DieFrage,diemansich–eigentlich!–zustellenhat,lautet:„Istdies,
wasmanbisinunsereTageindenüblichenBüchernzurbuddhistischen
Philosophieliest,wirklichdasNon‐plus‐UltraderPhilosophieBuddha
Śākyamuni’sgewesen,undistseinePhilosophiedemnachweitunterhalb
derHöhenderalt‐indischenPhilosophieanzusiedeln?“
WeresbeidenüblichenDarstellungenbelässt,derbeantwortetdie‐
seFrage–sicherlichungewollt–mit„Ja!“
Ichhingegenbeantwortesiedezidiertmit„Nein!“
238
Anhang3:
DerSechser‐BereichwirdindenSūtrasmehrheitlichimSinneeines
Sechser‐Kāyasverstanden:alsinsechsTeilegegliederteKāyas kör‐
perlichenKräftenbzw.Fähigkeiten desErfassensvon–äußerensowie
auchinneren–GegenständensamtderenHinführenzumihnengemäßen
Bewusstsein.IneinigenFällenerweckenKurzfassungenvonSūtrasden
Eindruck,dassdamitnichtdieKraft desErfassenseinesGegenstands ,
sondernzudemauchder durchdieseKrafterfasste Gegenstandmitge‐
meintist.
DasseshierbeikeineswegsumwahrnehmbareOrganewieAuge,
Ohr,...undsomitnichtumRūpasgeht,sondernvielmehrumKāyas,dies
scheintm.W.erstmalsHeckerklargesehenzuhaben.
IchmöchtedeswegenseinewichtigeAusführungzudieserFrageun‐
gekürztwiedergeben:437
437Natürlichbrauch‘ichdeswegennichtinjederHinsichtmitihmübereinzustimmen.
Ichweigermichinsbesondere,seineÜbersetzungvonP:„upādāna“mitD:„Ergreifen“
mitzumachen,sonderverwende–inAnlehnunganNPK’sWort„Anhangen“dieWieder‐
gabe„Anhaften“,inAnlehnungan„Kleben“.
239
240
241
242
243
244
245
246
Nachwort
AuffallendistindieserGruppierungvonGruppen,dassinderüber‐
wiegendenAnzahlvonAbschnittengenau10Sūtrasenthaltensind.Ver‐
gegenwärtigtmansichDN34,sodrängtsicheinemdieVermutungauf,
dasshier–wiedort–derGruppierungeinfestesSchemavorgegebenwor‐
denist,dasjedochhier–andersalsdort–allennachträglicherfolgten
Aufblähungsversuchennichthatstandhaltenkönnen,wieauch,dass
nichtfürjedeGruppedasZehner‐Schemaunverletztgebliebenist.
AberichersparemirimHinblickaufmeinAlterdaszeitaufwendige
JahreverschlingendediesbezüglichevergleichendeUntersuchendieser–
größtenteilssehrwertvollen–Texte;undichüberlasseeinsolchesNach‐
forschenkünftigenGenerationen.
SelbstBBDundNPKverzichtenzumeistdarauf,blankeWieder‐
holungenzuwiederholen,sondernbeschränkensichdanndarauf,zu
notieren,dassdawaswovonwiederholtwird.
NB:AuchMNist–allemAnscheinnach–soangelegtworden,dass
spätereHinzufügungennichtmöglichseinsollten,nämlich:in3Kapitel
zujeweils5Abschnittenmitjeweils10Sūtras.DasletzteKapitelaberhat
einernachträglichenHinzufügung–ichvermute:von2Sūtras,Rāhulabe‐
treffend,dieschlechtabgewiesenwerdenkonnten–dannnichtstandhal‐
tenkönnen.
NNB:MitBlickaufeinalt‐griechischesDramawärezuerwartenge‐
wesen,dassdiesesBuchIIIderKulminationspunktdesSNist.Aberledig‐
lichdasKapitel22kanninhaltlichmitdenBüchernIundIImithalten.438
Wiesoesnichtgelungenist,einigederwichtigenInhalteausKapitel22in
dienachfolgendenKapitelzuverfrachten,wirdwohlnichtmehrzuer‐
mittelnsein.
Goethe‐UniversitätzuFrankfurtamMain
04April2017
WilhelmK.Essler
438EineVolks‐PhilosophienebenderUniversitäts‐Philosophiehat–fürdieüberwie‐
gen‐deMehrheitderBürger–durchausihrengroßenWert.
ObdeswegenaucheineVolks‐PhilosophieanstellederUniversitäts‐Philosophieein
erheblicherWertzuEigenist,dasisteineganzandereFrage.
247
248
BuddhaŚākyamuni
249
250
Herunterladen