1.2.2 Morphologie und Biomechanik des Ellenbogens

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Expertise Orthopädie und Unfallchirurgie
Ellenbogen
Herausgegeben von
Lars Peter Müller
Boris Hollinger
Klaus Burkhart
Unter Mitarbeit von
Bettina Baeßler
Gert-Peter Brüggemann
Ulrich Brunner
Julian Dexel
Alexander Ellwein
Kenneth John Faber
Francisco F. Fernandez
Stephanie Franke
Thomas Gausepohl
Christian Gerhardt
Michael Geyer
Michael Glanzmann
Stefan Greiner
Michael Hackl
Peter Hahn
Reinhard Hoffmann
Philip Kasten
Graham J. W. King
Andreas Lenich
Sven Lichtenberg
Helmut Lill
Christoph H. Lohmann
Konrad Mader
David C. Maintz
Ingo Marzi
Rainer H. Meffert
Fabrizio Moro
Dirk Müller
1206 Abbildungen
Empfohlen von der DVSE und der AGA
Georg Thieme Verlag
Stuttgart · New York
Marc Prud’homme-Foster
Christian Ries
Martin Röpke
Margit Rudolf
Markus Scheibel
Kay Schmidt-Horlohé
Christian Schoch
Sebastian Siebenlist
Ulrich Stöckle
Daniela Ulrich
Frank Unglaub
Christine Voigt
Kilian Wegmann
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Wichtiger Hinweis: Wie jede Wissenschaft ist die Medizin ständigen Entwicklungen unterworfen. Forschung und klinische Erfahrung erweitern
unsere Erkenntnisse, insbesondere was Behandlung und medikamentöse
Therapie anbelangt. Soweit in diesem Werk eine Dosierung oder eine Applikation erwähnt wird, darf der Leser zwar darauf vertrauen, dass Autoren, Herausgeber und Verlag große Sorgfalt darauf verwandt haben, dass
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Printed in Germany
Zeichnungen: Gay & Rothenburger, Sternenfels
Umschlaggestaltung: Thieme Verlagsgruppe
Umschlagfoto: © Wild Orchid – Fotolia.com
Redaktion: Michaela Mallwitz, Mühlhausen
Satz: Ziegler und Müller, Kirchentellinsfurt
Druck: Aumüller Druck, Regensburg
DOI 10.1055/b-004-129 686
ISBN 978-3-13-174981-9
Auch erhältlich als E-Book:
eISBN (PDF) 978-3-13-174991-8
eISBN (epub) 978-3-13-202011-5
1
2
3
4
5
6
Vorwort
Die deutschsprachigen Expertengruppen der DVSE (Deutsche
Vereinigung für Schulter- und Ellenbogenchirurgie) und der AGA
(Gesellschaft für Arthroskopie und Gelenkchirurgie) führen intensive Diskussionen zu geeigneten Indikationsverfahren und
Operationstechniken: Da aber nur wenige evidenzrelevante Daten existieren, besteht eine vergleichsweise inhomogene Situation bezüglich der eingeleiteten Therapien.
Dennoch haben wir mittlerweile standardisierte Diagnostikund Therapieziele erarbeitet, mit daraus resultierenden vorhersehbaren Ergebnissen. Es gilt nicht mehr, dass wir unkalkulierbare Resultate bei spezifischen Verletzungen und Pathologien des
Ellenbogengelenks akzeptieren müssen, wenn Diagnostik, Indikationsstellung und Therapie entsprechend dem aktuellen Wissensstandard durchgeführt werden. Die Autoren stehen trotz teilweise heftiger Diskussionen um diese potenziellen Standards
untereinander in freundschaftlicher, kontinuierlicher Kommunikation. Die Frage, wann die Selbstheilungskräfte auf Dauer die
jeweilige Problematik eventuell beheben oder eben nicht, wird
häufig kontrovers beantwortet. Unter diesem Aspekt werden insbesondere die potenziellen Stolpersteine der Behandlung dargestellt und die in vielen Sitzungen besprochenen Algorithmen
zu Diagnostik, Indikationsstellung und Therapie von Ellenbogengelenkspathologien beschrieben.
Die umfassende konservative und operative Behandlung der
Pathologien am Ellenbogengelenk stellt eine große Herausforderung dar, und alle Autorinnen und Autoren haben mit Begeisterung die Verantwortung für ihre Themen übernommen, um dem
Leser die bestmögliche Sicherheit zur Wahl der geeigneten Therapie für den individuellen Patienten zu vermitteln.
Köln, Pforzheim, im Sommer 2016
L. P. Müller
B. Hollinger
K. J. Burkhart
5
Abkürzungen
ACPA CCP-Antikörper (CCP = zyklisches citrulliniertes Peptid)
DASH-Score The Disability of the Arm, Shoulder and Hand Score
ACR American College of Rheumatology
DGRh Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie
AdL Activities of daily Living
DIP distales Interphalangealgelenk
ADORE-Prozedur arthroskopisches Débridement + offene Refixation
DJD Dynamic Joint Distractor
AHB Anschlussheilbehandlung
DMARD Disease modifying antirheumatic Drug
AL Lig. anulare
DOUN Delayed Onset ulnar Neurits
ALCL akzessorisches Bündel des Lig. collaterale laterale
EBTEP Ellenbogentotalendoprothese
AMCL Anterior medial collateral Ligament
(anteriores Bündel des medialen Kollateralbandkomplexes)
EBV Ebstein-Barr-Virus
ECMES Centro-medullary elastic Stabilising Wiring
AML anteriores Bündel des medialen Kollateralbandes
ECRB M. extensor carpi radialis brevis
AO Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthesefragen
ECRL M. extensor carpi radialis longus
aOCA arthroskopische osteokapsuläre Arthroplastik
EHR Epicondylus humeri radialis
ASES-Score American Shoulder and Elbow Surgeons Score
EHU Epicondylus humeri ulnaris
ASK Arthroskopie
EKST extrakorporale Stoßwellentherapie
BK Berufserkrankung
EMG Elektromyelografie
BMI Body-Mass-Index
ENT Elektroneurografie
BoNT Botulinumneurotoxin
ESIN elastisch-stabile intramedulläre Nagelung
BSG Blutsenkungsgeschwindigkeit
ESWT extrakorporale Stoßwellentherapie
BV Bildwandler
EULAR European League Against Rheumatism
CCP zyklisches citrulliniertes Peptid
FABS Elbow flexed, Shoulder abducted, Forearm supine
CEO Common Extensor Origin
FBL Funktionelle Bewegungslehre
CMS Centers for Medi-Services
FCU M. flexor carpi ulnaris
Co-Cr-Mo Zimaloy-Legierung (Kobalt/Chrom/Molybdenum)
FDG Fluorodoxyglukose
CPM Continuous passive Motion
FDP M. flexor digitorum profundus
CRAP Chronic radial arthrogenic Pain
FDS M. flexor digitorum superficialis
CRP C-reaktives Protein
FEA Flexions-Extensions-Achse
CRPS Chronic regional-Pain Syndrome
FOV Field of View
CTA CT-Arthrografie
FPL M. flexor pollicis longus
D Digitus
6
Abkürzungen
HEP Hemiprothese
MUCL Lig. collaterale ulnare mediale
HIV humanes Immundefizienzvirus
NLG Nervenleitungsgeschwindigkeit
HLA Human Leucocyte Antigen
NSAID Non-steroidal anti-inflammatory Drug
(nichtsteroidales Antiphlogistikum)
HMPAO Hexamethylpropyleneamine-Oxime
OATS osteochondrales autologes Transplantationssystem
HO heterotope Ossifikation
OCL osteochondrale Läsion
HRG Humeroradialgelenk
OD Osteochondrosis dissecans
HUG Humeroulnargelenk
OPS Operationen- und Prozedurenschlüssel
HWS Halswirbelsäule
ORIF offene Reposition und interne Fixierung
Hz Hertz
iBP Instrumented Bone Preserving
PD FSE FS/PD-FS-Sequenz Proton-Density fast Spin-Echo Fat saturated/
protonengewichtete Fast-Spin-Sequenz
ICRS International Cartilage Repair Society
PDS Polydioxanon
IGeL Individuelle Gesundheitsleistung
PEEK Polyetheretherketon
IP Interphalangealgelenk
PET Positronen-Emissionstomografie
ITN Intubationsnarkose
PIP proximales Interphalangealgelenk
K-Draht Kirschner-Draht
PIR postisometrische Relaxation
LC-DCP Limited Contact Dynamic Compression Plate
PLRI posteroradiale Rotationsinstabilität
LCL Lig. collaterale laterale
PMCL Posterior medial collateral Ligament
(posteriores anteriores Bündel des medialen Kollateralbandkomplexes)
LCP Locking Compression Plate
PNF Propriozeptive neuromuskuläre Fazilitation
LUCL Lig. ulnare collaterale laterale
PRP plättchenreiches Plasma
MCL mediales (ulnares) Kollateralband
PRUG proximales Radioulnargelenk
MCP Metakarpalgelenk
PT M. pronator teres
MCV mutiertes citrulliniertes Vimentin
RA rheumatoide Arthritis
MDCT Multidetektor-Computertomografie
RCA Radius-Kapitulum-Achse
MEPS bzw. MEP-Score Mayo Elbow Performance Score
RCL radiales Kollateralband
MHz Mega-Hertz
RF Rheumafaktor
MI Membrana interossea
RIAP Resektions-Interpositions-Arthroplastik
MRA MR-Arthrografie
ROI Region of Interest
MTP Metatarsalgelenk
ROM Range of Motion
MTX Metothrexat
RSO Radiosynoviorthese
7
Abkürzungen
RUG Radioulnargelenk
Ti-6Al-4V Tivanium-Legierung
SE Spin-Echo
TNF-α Tumornekrosefaktor α
SNUS Sulcus-nervi-ulnaris-Syndrom
TRAP Triceps reflecting Anconeus Pedicle Approach
SPECT Single Proton Emission computed Tomography
VHL vordere Humeruslängsachse
STIR Short Tau Inversion Recovery
VKB vorderes Kreuzband
TBW Tension Band Wire
VRT Volumen-Rendering-Technik
Tc Technetium
WHO World Health Organization
TENS transkutane elektrische Nervenstimulation
WHR Waist-to-Hip-Ratio
TEP Totalendoprothese
TGF-β1 transforming Growth Factor beta
8
Inhaltsverzeichnis
1
Anatomie und Biomechanik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
16
1.1
Chirurgische Anatomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
K. Wegmann, K. J. Burkhart, L. P. Müller
16
1.2
Biomechanik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
G.-P. Brüggemann
40
1.1.1
1.1.2
1.1.3
1.1.4
1.1.5
1.1.6
Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Knöcherne Struktur und Artikulation . . . . . . . . . . . . .
Kapsel-Band-Apparat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Neuroanatomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Arterielle Gefäßversorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Muskulatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
16
16
23
27
33
35
1.2.1
1.2.2
1.2.3
1.2.4
Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Morphologie und Biomechanik des Ellenbogens . . .
Kinematik und Bewegungsumfang . . . . . . . . . . . . . . . .
Kinetik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
40
41
44
46
2
Diagnostik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
55
2.1
Klinische Untersuchung des Ellenbogengelenks . . . .
M. Glanzmann
55
2.2
Bildgebung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
B. Baeßler, D. C. Maintz, D. Müller
63
2.1.1
2.1.2
2.1.3
Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Anamnese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Klinisches Bild . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
55
55
55
2.2.1
2.2.2
2.2.3
2.2.4
2.2.5
2.2.6
Konventionelles Röntgen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Sonografie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Computertomografie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Magnetresonanztomografie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Arthrografie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Charakteristische Befunde der wichtigsten
MRT-Diagnosen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
63
66
66
66
68
3
Zugänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
74
3.1
Offene Zugänge. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
K. Wegmann, K. J. Burkhart, L. P. Müller
74
3.2
Arthroskopie des Ellenbogengelenks . . . . . . . . . . . . . .
C. Ries, K. J. Burkhart, L. P. Müller, B. Hollinger
93
3.1.1
3.1.2
3.1.3
3.1.4
3.1.5
Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Laterale Zugänge zum Ellenbogengelenk . . . . . . . . . .
Mediale Zugänge. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Dorsale Zugänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Ventrale Zugänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
74
74
79
82
89
3.2.1
3.2.2
3.2.3
3.2.4
3.2.5
3.2.6
Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Indikationen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Präoperative Vorbereitung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Operatives Vorgehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Nachbehandlung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Komplikationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
93
93
93
94
103
104
4
Pathologien im Kindesalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107
4.1
Frakturen und Luxationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
D. Ulrich, I. Marzi
107
Suprakondyläre Humerusfrakturen . . . . . . . . . . . . . . .
Epikondyläre Humerusfrakturen
und Ellenbogenluxationen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Transkondyläre Humerusfrakturen. . . . . . . . . . . . . . . .
Proximale Radiusfrakturen und -luxationen . . . . . . .
Intraartikuläre Olekranonfraktur und
extraartikuläre proximale Ulnafraktur . . . . . . . . . . . .
107
Osteochondrosis dissecans und Osteonekrosen . . . .
A. Lenich, S. Greiner
140
Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Epidemiologie und Begriffsbestimmung . . . . . . . . . . .
Ätiologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Pathogenese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
140
140
140
140
4.1.1
4.1.2
4.1.3
4.1.4
4.1.5
4.2
4.2.1
4.2.2
4.2.3
4.2.4
116
122
127
135
4.2.5
4.2.6
4.2.7
4.2.8
Chirurgische und funktionelle Anatomie
und Biomechanik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Diagnostisches Vorgehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Klassifikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Therapeutisches Vorgehen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
69
141
141
143
143
4.3
Posttraumatische Pathologien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
F. F. Fernandez, K. Mader
151
4.3.1
4.3.2
Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Veraltete Monteggia-Läsionen –
chronische Radiuskopfluxationen . . . . . . . . . . . . . . . . .
Cubitus varus – Cubitus valgus. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Posttraumatische Ellenbogensteife
beim Kind und Adoleszenten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Chronisch instabiler Ellenbogen . . . . . . . . . . . . . . . . . .
151
4.3.3
4.3.4
4.3.5
151
157
159
166
9
Inhaltsverzeichnis
5
Trauma des Erwachsenen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172
5.1
Frakturen des distalen Humerus . . . . . . . . . . . . . . . . . .
A. Ellwein, C. Voigt, H. Lill
172
5.5
Ellenbogenluxation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
B. Hollinger, A. Lenich
256
5.1.1
5.1.2
5.1.3
5.1.4
5.1.5
5.1.6
5.1.7
5.1.8
Epidemiologie und Unfallmechanismus . . . . . . . . . . .
Frakturklassifikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Diagnostisches Vorgehen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Begleitverletzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Therapeutisches Vorgehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Versorgung des alten Patienten . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Postoperative Komplikationen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Postoperative Nachbehandlung
nach Osteosynthese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
172
172
172
175
175
184
185
5.5.1
5.5.2
5.5.3
5.5.4
5.5.5
Epidemiologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Ätiologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Stabilitätsmodelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Diagnostisches Vorgehen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Therapeutisches Vorgehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
256
257
258
258
262
5.6
Chronische Instabilität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
M. Geyer, B. Hollinger, C. Schoch
274
187
5.2
Radiuskopffraktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
K. J. Burkhart, K. Wegmann, M. Hackl, L. P. Müller
189
5.2.1
5.2.2
5.2.3
5.2.4
5.2.5
5.2.6
Einleitung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Klassifikation. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Diagnostisches Vorgehen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Begleitverletzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Therapeutisches Vorgehen und Ergebnisse . . . . . . . .
Komplikationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
189
190
191
192
194
202
5.6.1
5.6.2
5.6.3
5.6.4
5.6.5
5.6.6
Epidemiologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Ätiologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Chirurgische funktionelle Anatomie . . . . . . . . . . . . . .
Biomechanik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Diagnostisches Vorgehen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Therapeutisches Vorgehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
274
274
274
274
275
280
5.7
Ellenbogensteife. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
U. Brunner, S. Lichtenberg, T. Gausepohl, K. Mader
289
Proximale Ulnafraktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
R. H. Meffert
204
5.3.1
5.3.2
5.3.3
5.3.4
5.3.5
5.3.6
5.3.7
Epidemiologie und Ätiologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Pathogenese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Biomechanik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Chirurgische Anatomie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Diagnostisches Vorgehen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Klassifikation. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Therapeutisches Vorgehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
204
204
204
205
205
207
211
Ätiologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Beweglichkeit und Steife des Ellenbogens
(Definition und Bedeutung für den Einzelnen). . . . .
Inzidenz, Pathophysiologie und Ursachen . . . . . . . . .
Einteilung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Diagnostisches Vorgehen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Therapeutisches Vorgehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
289
5.3
5.7.1
5.7.2
5.4
Luxationsfrakturen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
S. Siebenlist, U. Stöckle
231
5.4.1
5.4.2
5.4.3
5.4.4
231
232
233
5.4.5
5.4.6
5.4.7
Einleitung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Stabilisatoren des Ellenbogengelenks . . . . . . . . . . . . .
Pathomechanismen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Reposition des Ellenbogengelenks und diagnostisches Vorgehen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Klassifikationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Therapeutisches Vorgehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
6
Sport und Overuse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 359
6.1
Läsionen des medialen Kollateralbandes des Sportlerellenbogens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
K. J. Burkhart, B. Hollinger
359
Einleitung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Pathophysiologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Diagnostisches Vorgehen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Therapeutisches Vorgehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
359
360
360
362
6.1.1
6.1.2
6.1.3
6.1.4
10
235
238
239
256
5.7.3
5.7.4
5.7.5
5.7.6
289
290
291
292
294
5.8
Distale Bizepssehnen- und Trizepssehnenruptur . . .
C. Gerhardt, M. Scheibel
318
5.8.1
5.8.2
Distale Bizepssehnenruptur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Trizepsrupturen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
318
329
5.9
Bewegungsfixateur – akut. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
K. Schmidt-Horlohé, R. Hoffmann
334
5.9.1
5.9.2
5.9.3
5.9.4
5.9.5
5.9.6
5.9.7
5.9.8
Einleitung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Epidemiologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Chirurgische und funktionelle Anatomie . . . . . . . . . .
Biomechanik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Fixateurmodelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Diagnostisches Vorgehen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Therapeutisches Vorgehen, operative Therapie . . . .
Zusammenfassung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
334
335
335
335
337
338
341
348
6.2
Mediale Epikondylitis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
J. Dexel, P. Kasten
370
6.2.1
6.2.2
6.2.3
6.2.4
6.2.5
6.2.6
6.2.7
6.2.8
Epidemiologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Begriffsbestimmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Ätiologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Pathogenese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Chirurgische und funktionelle Anatomie . . . . . . . . . .
Biomechanik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Diagnostisches Vorgehen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Therapeutisches Vorgehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
370
370
370
371
371
374
374
375
Inhaltsverzeichnis
6.3
Laterale Epikondylitis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
M. Geyer, C. Schoch
382
6.4
Plica . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
S. Franke, B. Hollinger
393
6.3.1
6.3.2
6.3.3
6.3.4
6.3.5
6.3.6
Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Epidemiologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Ätiologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Chirurgische funktionelle Anatomie . . . . . . . . . . . . . . .
Diagnostisches Vorgehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Therapeutisches Vorgehen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
382
382
382
382
383
386
6.4.1
6.4.2
6.4.3
6.4.4
6.4.5
6.4.6
6.4.7
Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Epidemiologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Ätiologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Pathogenese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Anatomie und Biomechanik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Diagnostisches Vorgehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Therapeutisches Vorgehen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
393
393
393
393
394
394
395
7
Endoprothetik des Ellenbogengelenks . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 399
7.1
Indikation und Technik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
399
7.1.1
Hemi- und Totalendoprothese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
C. Ries, K. Wegmann, K. J. Burkhart, L. P. Müller
399
7.1.2
Radiuskopfendoprothetik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
M. Hackl, K. J. Burkhart, K. Wegmann, L. P. Müller
417
Revisionsendoprothetik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
F. Moro
425
7.2.1
7.2.2
Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Präoperative Diagnostik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
425
425
8
Septic and Non-traumatic Conditions . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 463
8.1
Osteoarthrose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
S. Greiner, A. Lenich
463
8.1.1
8.1.2
8.1.3
8.1.4
8.1.5
8.1.6
8.1.7
Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Epidemiologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Ätiologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Pathogenese und Biomechanik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Chirurgische und funktionelle Anatomie . . . . . . . . . .
Diagnostisches Vorgehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Therapeutisches Vorgehen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
463
463
463
463
465
465
465
8.2
Rheumatoide Arthritis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
M. Röpke, M. Rudolf, C.H. Lohmann
470
8.2.1
8.2.2
Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Epidemiologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
470
470
7.2
7.2.3
7.2.4
7.2.5
7.2.6
Indikationsstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Spezifische Gefahren und Komplikationen. . . . . . . . .
Besondere technische Punkte bei der OP . . . . . . . . . .
Postoperative Nachbehandlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
426
434
436
444
7.3
Alternativen zur Endoprothetik . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
M. Prud’homme-Foster, G. J. W. King,
M. Hackl, K. J. Faber
445
7.3.1
7.3.2
7.3.3
Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Interpositionsarthroplastik des Ellenbogens . . . . . . .
Ellenbogenarthrodese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
445
445
453
8.2.3
8.2.4
8.2.5
8.2.6
Ätiologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Pathogenese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Diagnostisches Vorgehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Therapeutisches Vorgehen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
470
471
471
476
8.3
Nervenengpässe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
P. Hahn, F. Unglaub
490
8.3.1
8.3.2
8.3.3
8.3.4
8.3.5
8.3.6
Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Epidemiologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Ätiologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Pathogenese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Chirurgische und funktionelle Anatomie . . . . . . . . . .
Untergliederung nach Kompressionen. . . . . . . . . . . . .
490
490
490
490
491
492
Sachverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 508
11
Anschriften
Herausgeber
Univ.-Prof. Dr. med. Lars Peter Müller
Klinikum der Universität zu Köln
Schwerpunkt Unfall-, Hand- und Ellenbogenchirurgie
Kerpener Str. 62
50937 Köln
Dr. med. Boris Hollinger
Arcus Sportklinik
Orthopädie
Rastatter Str. 17–19
75179 Pforzheim
PD Dr. med. Klaus J. Burkhart
Arcus Sportklinik
Orthopädie
Rastatter Str. 17–19
75179 Pforzheim
Mitarbeiter
Dr. med. Bettina Baeßler
Universitätsklinikum Köln
Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie
Kerpener Str. 62
50937 Köln
Univ.-Prof. Dr. Gert-Peter Brüggemann
Institut für Biomechanik und Orthopädie
Deutsche Sporthochschule Köln
Am Sportpark Müngersdorf 6
50933 Köln
Prof. Dr. med. Ulrich Brunner
Krankenhaus Agatharied GmbH
Norbert-Kerkel-Platz
83734 Hausham
Dr. med. Julian Dexel
Forum Gesundheit Dresden MVZ
Leipziger Str. 40
01127 Dresden
Dr. med. Alexander Ellwein
Diakoniekrankenhaus Friederikenstift gGmbH
Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie
Humboldtstr. 5
30169 Hannover
Prof. Kenneth John Faber
Western University
St. Josephs Health Centre
Roth McFarlane Hand and Upper Limb Centre
268 Grosvenor St.
London ON
N6A 4L6
Kanada
12
PD Dr. med. Francisco F. Fernandez
Olgahospital
Orthopädische Klinik
Kriegsbergstr. 62
70174 Stuttgart
Dr. med. Stephanie Franke
Arcus Sportklinik
Orthopädie
Schulter- und Ellenbogenchirurgie
Rastatter Str. 17–19
75179 Pforzheim
PD Dr. med. Thomas Gausepohl
Lahn-Dill Kliniken
Zentrum für Unfallchirurgie und Orthopädie
Forsthausstr. 1
35578 Wetzlar
Dr. med. Christian Gerhardt
Charité – Universitätsmedizin Berlin
Centrum für Musculoskeletale Chirurgie (CMSC)
Schulter- und Ellenbogenchirurgie
Augustenburger Platz 1
13353 Berlin
Dr. med. Michael Geyer
St. Vinzenz Klinik GmbH
Orthopädische Chirurgie
Kirchenweg 15
87459 Pfronten
Dr. med. Michael Glanzmann
Schulthess Klinik
Muskulo-Skelettal Zentrum
Orthopädie Obere Extremitäten
Lengghalde 2
8008 Zürich
Schweiz
PD Dr. med. Stefan Greiner
sporthopaedicum Regensburg
Hildegard-von-Bingen-Str. 1
93053 Regensburg
Dr. med. Michael Hackl
Universitätsklinikum Köln
Schwerpunkt Unfall-, Hand- und Ellenbogenchirurgie
Kerpener Str. 62
50937 Köln
Prof. Dr. med. Peter Hahn
Vulpius-Klinik GmbH
Klinik für Handchirurgie
Vulpiusstr. 29
74906 Bad Rappenau
Anschriften
Prof. Dr. med. Reinhard Hoffmann
Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik
Zentrum für Unfallchirurgie und Orthopädische Chirurgie
Friedberger Landstr. 430
60389 Frankfurt
Prof. Dr. med. Philip Kasten
Orthopädisch Chirurgisches Centrum Tübingen
Wilhelmstr. 134
72074 Tübingen
Prof. Graham J. W. King
Western University
St. Joseph’s Health Centre
Roth McFarlane Hand and Upper Limb Centre
268 Grosvenor St.
London ON
N6A 4L6
Kanada
PD Dr. med. Andreas Lenich
Egenhofenstr. 33
82152 Planegg
Dr. med. Sven Lichtenberg
Deutsches Gelenkzentrum Heidelberg in der ATOS-Klinik
Bismarckstr. 9–15
69115 Heidelberg
Prof. Dr. med. Helmut Lill
Diakoniekrankenhaus Friederikenstift gGmbH
Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie
Humboldtstr. 5
30169 Hannover
Prof. Dr. med. Christoph H. Lohmann
Universitätsklinikum Magdeburg AöR
Orthopädische Universitätsklinik
Leipziger Str. 44
39120 Magdeburg
PD Dr. med. Konrad Mader
Sektion Obere Extremität
Zentrum für Orthopädie, Unfall- und Wirbelsäulenchirurgie
Asklepios Klinik Altona
Paul-Ehrlich-Str. 1
22763 Hamburg
Univ.-Prof. Dr. med. David C. Maintz
Universitätsklinikum Köln
Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie
Kerpener Str. 62
50937 Köln
Univ.-Prof. Dr. med. Ingo Marzi
Klinikum der J. W. Goethe-Universität
Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie
Theodor-Stern-Kai 7
60590 Frankfurt am Main
Univ.-Prof. Dr. med. Rainer H. Meffert
Universitätsklinik Würzburg
Klinik und Poliklinik für Unfall-, Hand-, Plastische
und Wiederherstellungschirurgie
Oberdürrbacher Str. 6
97080 Würzburg
Dr. med. Fabrizio Moro
Schulthess Klinik
Muskulo-Skelettal Zentrum
Orthopädie Obere Extremitäten
Lengghalde 2
8008 Zürich
Schweiz
Dr. med. Dirk Müller
Universitätsklinikum Köln
Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie
Kerpener Str. 62
50937 Köln
Dr. Marc Prud’homme-Foster
University of Ottawa
Hôpital Montfort
202-595 ch. Montréal Road
ON K1K 4L2 Ottawa
Kanada
Dr. med. Christian Ries
Klinikum der Universität zu Köln
Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie
Kerpener Str. 62
50937 Köln
Dr. med. Martin Röpke
Universitätsklinikum Magdeburg AöR
Orthopädische Universitätsklinik
Leipziger Str. 44
39120 Magdeburg
Dr. med. Margit Rudolf
Universitätsklinikum Magdeburg AöR
Orthopädische Universitätsklinik
Leipziger Str. 44
39120 Magdeburg
Univ.-Prof. Dr. med. Markus Scheibel
Charité – Universitätsmedizin Berlin
Centrum für Musculoskeletale Chirurgie (CMSC)
Augustenburger Platz 1
13353 Berlin
Dr. med. Kay Schmidt-Horlohé
Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik
Zentrum für Unfallchirurgie und Orthopädische Chirurgie
Friedberger Landstr. 430
60389 Frankfurt am Main
13
Anschriften
Dr. med. Christian Schoch
St. Vinzenz Klinik GmbH
Orthopädische Chirurgie
Kirchenweg 15
87459 Pfronten
Prof. Dr. med. Frank Unglaub
Vulpius-Klinik GmbH
Klinik für Handchirurgie
Vulpiusstr. 29
74906 Bad Rappenau
PD Dr. med. Sebastian Siebenlist
Klinikum rechts der Isar
Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie
Ismaninger Str. 22
81675 München
Prof. Dr. med. Christine Voigt
Diakoniekrankenhaus Friederikenstift gGmbH
Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie
Humboldtstr. 5
30169 Hannover
Univ.-Prof. Dr. med. Ulrich Stöckle
Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Tübingen
Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie
Schnarrenbergstr. 95
72076 Tübingen
PD Dr. med. Kilian Wegmann
Klinikum der Universität zu Köln
Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie
Kerpener Str. 62
50937 Köln
Dr. med. Daniela Ulrich
Klinikum der J. W. Goethe-Universität
Klinik für Unfall-, Hand- Wiederherstellungschirurgie
Theodor-Stern-Kai 7
60596 Frankfurt am Main
14
Kapitel 1
Anatomie und Biomechanik
1.1
Chirurgische Anatomie
16
1.2
Biomechanik
40
Anatomie und Biomechanik
1 Anatomie und Biomechanik
1.1 Chirurgische Anatomie
K. Wegmann, K. J. Burkhart, L. P. Müller
1.1.1 Einleitung
Die obere Extremität des Menschen stellt ein hoch effektives Instrument dar. Eine wichtige Voraussetzung für diese Funktionalität war im Rahmen der Evolution die Entwicklung der Rotationsfähigkeit im Unterarm. Die gelenkige Verbindung des Unterarms
mit der Schulter durch den Ellenbogen ermöglicht der Hand einen Aktionsradius von annähernd 360°.
Die komplexe Anatomie des Ellenbogens ist Ausdruck dieser
hohen Effektivität, stellt den Chirurgen jedoch wiederholt vor
große Herausforderungen bei der Therapie der erworbenen und
traumatischen Pathologien. Die genaue Kenntnis der knöchernen
und weichteiligen Strukturen ist unerlässlich, um den Ellenbogen
erfolgreich behandeln zu können. Anderenfalls besteht ein großes
Risiko von iatrogener Schädigung der neurovaskulären Strukturen sowie von Gelenkinstabilität und ausbleibender Knochenheilung.
Grundsätzlich sollte der Ellenbogen nicht als isolierte gelenkige
Struktur angesehen werden. Die funktionelle Zusammengehörigkeit mit dem Unterarm sollte in den Begrifflichkeiten und vor allem in der Therapie widergespiegelt werden. So sind in englischsprachigen Ländern Begriffe wie „forearm joint“ und „triarticular
complex“ in Verwendung, die dieser Zusammengehörigkeit Tribut zollen.
In Kap. 1.1 werden die chirurgisch relevanten Aspekte der Anatomie am Ellenbogen erläutert. Die biomechanischen Zusammenhänge werden im Folgekapitel (s. Kap. 1.2) behandelt.
Zwar begegnet der Chirurg dem Ellenbogen beginnend mit
dem Hautschnitt und somit erst den Weichteilen wie Haut und
Muskulatur, wir sind jedoch der Meinung, dass das Verständnis
für die Funktionalität des Gelenks auf dem grundlegenden Wissen der knöchernen Struktur und Artikulation basiert. Das Kapitel zur Anatomie ist entsprechend aufgebaut.
1.1.2 Knöcherne Struktur
und Artikulation
Das Relief des Ellenbogens wird durch die markante knöcherne
Konfiguration des distalen Humerus geprägt, dessen Schaft sich
im Verlauf nach distal weitet, um über die Cristae supracondylares medialis et lateralis auf Höhe der medialen und lateralen Kondylen seinen breitesten Durchmesser zu haben (▶ Abb. 1.1). Die
Prominenz der Epikondylen ist einer Optimierung des Hebelarms
der entspringenden Streck- und Beugemuskulatur geschuldet.
Des Weiteren bewirkt die in der Frontalebene dreieckige Form
des distalen Humerus eine Verstärkung der knöchernen Struktur
bei der Aufnahme axialer Lasten. Die Epikondylen dienen dem lateralen und medialen Kollateralband als Ursprung.
Ein Processus supracondylaris kann 5–6 cm proximal des medialen Epikondylus in etwa 2 % der Bevölkerung gefunden werden
(▶ Abb. 1.2). Von der Spitze des Processus supracondylaris entspringt das sogenannte Struthers-Ligament, das zum medialen
16
Epikondylus zieht [106]. Durch das so geformte Foramen ziehen
der N. medianus, die A. brachialis, aber auch – im Fall einer hohen
Trennung – die A. ulnaris. Beim Durchtritt der Strukturen kann es
zu deren Kompression mit entsprechender Symptomatik kommen.
Der Processus supracondylaris stellt ein Rudiment des Foramen
supracondylaris dar, das in verschiedenen vierbeinigen und kletternden Tierarten das neurovaskuläre Bündel vor Kompression
durch die Muskulatur schützt.
Praxistipp
Z
●
Die subkutan tastbare laterale und mediale Begrenzung der Epikondylen kann mittels einer gedachten Linie verbunden werden
und zur Orientierung, z. B. beim Anbringen chirurgischer Zugänge, verwendet werden. Zwei cm kaudal dieser Linie befindet sich
der Gelenkspalt (▶ Abb. 1.3). Die Epikondylen und die darüber
liegenden Cristae dienen als Ursprünge für die Extensoren und
Flexoren des Unterarms. Bei Pathologien des Muskel-SehnenÜbergangs wie den Epikondylitiden zeigt sich bei der Palpation
hier eine lokale Druckschmerzhaftigkeit.
Der gesamte Gelenkblock des distalen Humerus steht etwa 6° valgisch zur Humerusschaftachse und ist etwa 5° innenrotiert
(▶ Abb. 1.4).
Posterior am distalen Humerus findet sich eine Vertiefung, die
das Olekranon bei der endgradigen Streckung aufnimmt, die Fossa olecrani. Nach anterior wird sie durch eine dünne knöcherne
Membran von den Fossae radialis und coronoidea getrennt. Bei
etwa 7 % der Menschen fehlt diese Unterteilung jedoch, und die
Räume kommunizieren miteinander (▶ Abb. 1.5).
Cave
G
●
Bei der Ellenbogenarthroskopie muss die Möglichkeit einer fehlenden knöchernen Unterteilung zwischen den anterioren Fossae
und der Fossa olecrani bedacht werden. So kann es im Rahmen
des Débridements der Fossa olecrani unbeabsichtigt zum Vordringen des Instrumentariums nach ventral kommen und eine
Verletzung der ventralen neurovaskulären Strukturen resultieren.
Die Fossae radialis, coronidea und olecrani sind beim gesunden
Gelenk jeweils mit Fettgewebe ausgefüllt. Im Fall einer intraartikulären Blutung wie bei einer Fraktur werden die Fettpolster jeweils vom Knochen abgehoben und werden so im Röntgenbild
als sogenanntes Fat Pad Sign sichtbar und in der Sonografie als
hypodense Struktur darstellbar und gewinnen diagnostische Relevanz (▶ Abb. 1.6).
Distal der Epikondylen findet sich lateral das konvexe Capitulum (lat. „Köpfchen“) humeri. Das Kapitulum weist anterior eine
knorpelige Gelenkfläche auf, über welche es die gelenkige Verbindung mit der konkaven Fovea des Caput (lat. „Kopf“) radii bildet.
1.1 Chirurgische Anatomie
Tuberculum Sulcus intermajus tubercularis
Tuberculum
majus
Tuberculum
minus
Caput
humeri
Abb. 1.1 Rechter Humerus (links: Ansicht von
ventral, rechts: Ansicht von dorsal). (Schünke M,
Schulte E, Schumacher U. Prometheus LernAtlas
der Anatomie. Band Allgemeine Anatomie und
Bewegungssystem, 3. Aufl. Stuttgart: Thieme;
2012)
1
Collum
anatomicum
Collum
chirurgicum
Crista
tuberculi
minoris
Crista
tuberculi
majoris
Tuberositas
deltoidea
Corpus humeri,
Facies posterior
Crista
supracondylaris
lateralis
Sulcus nervi
radialis
Facies
Margo
anteromedialis medialis
Margo
lateralis
Facies
anterolateralis
Crista
supracondylaris
lateralis
Crista
supracondylaris
medialis
Fossa
radialis
Fossa
coronoidea
Epicondylus
medialis
Epicondylus Capitulum Trochlea
humeri
humeri
lateralis
Condylus humeri
Sulcus nervi
ulnaris
Fossa Trochlea
olecrani humeri
Epicondylus
lateralis
17
Anatomie und Biomechanik
Proc.
supracondylaris
Abb. 1.2 Processus supracondylaris. Am distalen Humerus oberhalb
des Epicondylus medialis kommt gelegentlich ein knöcherner Fortsatz
vor, ein sog. Processus supracondylaris. Diese beim Menschen seltene
atavistische Bildung entspricht dem bei einigen Wirbeltieren regelmäßig vorkommenden Canalis supracondylaris. (Schünke M, Schulte E,
Schumacher U. Prometheus LernAtlas der Anatomie. Band Allgemeine
Anatomie und Bewegungssystem, 3. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2012)
Abb. 1.3 Eine Verbindungslinie zwischen dem lateralen und medialen
Epikondylus kann als Orientierungshilfe dienen, um die Gelenklinie zu
identifizieren. Etwa 2 cm tiefer findet sich der Gelenkspalt.
a Röntgen mit Markierung.
b Klinisches korrelat zur Gelenklinie etwa 2 cm kaudal der Markierungslinie.
Abb. 1.4 Anteriore Flexion der Kondylen im
Verhältnis zur Schaftachse.
a Valgusstellung des distalen Humerus im
Verhältnis zur Schaftachse. (Wegmann K,
Burkhart KJ, Müller LP. Knöcherne Verletzungen des Ellenbogens. Orthop Unfallchir
up2date 2012; 7: 339–364)
b Ansicht von lateral mit Darstellung der
anterioren Rotation der Kondylen um 30° im
Verhältnis zur Schaftachse. (Wegmann K,
Burkhart KJ, Müller LP. Knöcherne Verletzungen des Ellenbogens. Orthop Unfallchir
up2date 2012; 7: 339–364)
c Innenrotation der Gelenkkondylen im Verhältnis zur Transversalachse. (Wegmann K,
Burkhart KJ, Müller LP. Knöcherne Verletzungen des Ellenbogens. Orthop Unfallchir
up2date 2012; 7: 339–364)
8°
a
b
5°
c
18
30°
1.1 Chirurgische Anatomie
1
Foramen
supratrochleare
Abb. 1.7 Enge Artikulation des Radiuskopfes in der Incisura radialis der
proximalen Ulna.
Abb. 1.5 Foramen supratrochleare. Ein Foramen supratrochleare ist
ebenfalls eine seltene Variante, bei der die beiden einander gegenüber
liegenden Fossae olecrani und coronoidea durch eine Öffnung
miteinander verbunden sind. (Schünke M, Schulte E, Schumacher U.
Prometheus LernAtlas der Anatomie. Band Allgemeine Anatomie und
Bewegungssystem, 3. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2012)
Humerus
hinteres
Fettpolster
vorderes
Fettpolster
abgehobenes
hinteres
Fettpolster
Ulna
Abb. 1.6 Fat Pad Sign (links: normale Situation; rechts: Fat Pad Sign).
Merke
H
●
Das Kapitulum ist in der Sagittalebene etwa 30°–37° von der
Längsachse des Humerus nach ventral flektiert (▶ Abb. 1.4) Dies
muss bei der Reposition von Frakturen des distalen Humerus –
insbesondere bei den kindlichen Frakturen – unbedingt beachtet
werden.
Der Radiuskopf taucht bei endgradiger Flexion mit seinem ventralen Anteil in die Fossa radialis ein, welche sich knapp proximal
des Kapitulum befindet.
Die strukturelle Integrität im radiokapitellaren Gelenk wird
zum einen durch die ligamentären Strukturen gewährleistet, der
knöcherne Kontakt zwischen Radius und Kapitulum trägt aber
auch insbesondere zur translatorischen Stabilität bei. Aufgrund
der Kugelform des Kapitulums kann der konkave Radiuskopf auf
ihm sowohl rotieren als auch bei Streckung und Beugung in anteroposteriorer Richtung gleiten.
Abb. 1.8 Anatomisches formalinfixiertes Präparat eines sphärischen
Radiuskopfes. (Wegmann K, Burkhart KJ, Müller LP. Knöcherne
Verletzungen des Ellenbogens. Orthop Unfallchir up2date 2012; 7:
339–364)
Der Radiuskopf weist eine entsprechende Konkavität von im
Schnitt 2,4 mm auf. Er artikuliert zusätzlich mit der lateralen
Kante der Trochlea humeri und der incisura radialis der proximalen Ulna, um das proximale Radioulnargelenk zu bilden
(▶ Abb. 1.7).
Cave
G
●
Die meisten der gängigen Radiuskopfprothesen weisen keine entsprechende Konkavität wie beim nativen Radiuskopf auf. Dies
kann theoretisch einen negativen Einfluss auf die Stabilität des
ersetzten Gelenks haben.
Der Radiuskopf weist eine ellipsoide Form auf [2] und artikuliert
mit seinem Rand in der proximalen Ulna (▶ Abb. 1.8) Hierfür sind
240° des Kopfes knorpelig überzogen. Die restlichen 120° sind
nur spärlich bzw. nicht mit Knorpel überzogen. Diese 120° bilden
somit eine Safe-Zone, in der Implantate angebracht werden können, die dann nicht mit der Incisura radialis in Konflikt geraten
(▶ Abb. 1.9).
19
Anatomie und Biomechanik
neutral
Abb. 1.9 Radiuskopf mit breiter knorpeliger Kontaktfläche, die im
proximalen Radioulnargelenk artikuliert (A), und schmaler, oft
knorpelfreier Zone (B), die nicht artikuliert und somit die unproblematische Applikation von Implantaten erlaubt. (Wegmann K,
Burkhart KJ, Müller LP. Knöcherne Verletzungen des Ellenbogens.
Orthop Unfallchir up2date 2012; 7: 339–364)
Praxistipp
Z
●
Die Safe-Zone muss intraoperativ präzise bestimmt werden, um
keine fehlerhafte Materialpositionierung zu erlauben. Liegt der
Arm in Neutralstellung auf dem OP-Tisch, findet man die SafeZone streng lateral am Radiuskopf.
Die verwendeten Schrauben dürfen jedoch nicht die Gegenkortikalis bzw. die dort befindliche Knorpelschicht durchdringen, um
eine Schädigung der Incisura radialis zu vermeiden (▶ Abb. 1.10).
Merke
●
●
H
●
Der Radiushals weist eine typische Angulation von etwa 7°–15°
auf [62], [112]. Dieser Winkel wird durch die gängigen Radiuskopfprothesen wiederhergestellt. Bei Rekonstruktionen des
proximalen Radius müssen diese Werte geläufig sein.
Der durchschnittliche Durchmesser des Radiuskopfs beträgt
ca. 22 mm. Dies gilt es bei der Schraubenwahl bei osteosynthetischer Versorgung zu beachten.
Die untere Grenze des Radiushalses wird durch die Tuberositas
radii markiert, die etwa 2,5 cm unterhalb der proximalen Begrenzung des Radiuskopfs beginnt [62]. Der ulnare Anteil der Tuberositas dient als Ansatz für die Bizepssehne, während der radiale
Anteil von einer Bursa bedeckt wird, die in voller Pronation die
Sehne gegen Knochenkontakt schützt.
Die Trochlea humeri stellt den medialen artikulierenden Pfeiler
des distalen Humerus dar. Sie befindet sich distal des Epicondylus
medialis und weist eine komplexe geschwungene Konfiguration
auf und gleicht mit ihrer Form am ehesten einer Spule. Die knorpelige Gelenkfläche überzieht die Trochlea anterior, inferior und
posterior und artikuliert über diese Strecke mit dem Olekranon.
Aufgrund der diffizilen Passform und damit engen knöchernen
20
Supination
Pronation
Abb. 1.10 Die Safe-Zone befindet sich am Radiuskopf streng lateral,
bei Lagerung des Arms in Neutralposition (links). Osteosynthesematerial, das in der Safe-Zone eingebracht wird, kommt bei Pro- und
Supination nicht in Konflikt mit dem proximalen radioulnaren Gelenk.
(Wegmann K, Burkhart KJ, Müller LP. Knöcherne Verletzungen des
Ellenbogens. Orthop Unfallchir up2date 2012; 7: 339–364)
Führung ist eine hohe primäre Stabilität gegeben. Durch den Zug
der Mm. triceps brachii und brachialis wird der Humerus in das
Olekranon gepresst.
Im ulnohumeralen Gelenk sind vornehmlich Extension und
Flexion möglich. In biomechanischen Arbeiten werden auch geringe Rotationsbewegungen beschrieben [111].
Direkt proximal der Trochlea findet sich ventral die Fossa coronoidea im Sinne einer knöchernen Vertiefung am distalen Humerus, in die der Processus coronoideus bei maximaler Flexion eintaucht.
Das Olekranon artikuliert mit dem distalen Humerus und dem
Radiuskopf und fungiert somit als Gelenkpartner sowohl in
einem Scharniergelenk als auch in einem Drehgelenk. Dies ist
eine anatomische Besonderheit und unterstreicht die Wichtigkeit
einer intakten knöchernen Struktur der proximalen Ulna. Durch
die hakenfömige Konfiguration des Processus coronoideus und
des Olekranons stabilisiert die proximale Ulna die anteroposteriore Dislokation des Humerus.
Die Facies semilunaris der Ulna weist eine physiologische Unterbrechung der Knorpelfläche auf (sogenannte Bare-Area), die
im Durchschnitt eine Breite von 5 mm hat (▶ Abb. 1.11) Dieses
zentrale Areal ist im Vergleich zur restlichen anterioren und posterioren Gelenkfläche nur geringer Druckspannung ausgesetzt,
wodurch das fehlende Knorpelwachstum resultiert. Die BareArea unterteilt die Facies semilunaris ulnae in einen anterioren
und einen posterioren Anteil und trennt damit das Olekranon
vom Processus coronoideus.
Der Processus coronoideus agiert als Stabilisator gegen axiale
und posteriore Subluxation der Ulna. Er dient verschiedenen stabilisierenden Bändern, aber auch den Mm. supinator et brachialis
als Ansatz (s. u.). Der M. brachialis inseriert etwa 11 mm distal
der Koronoidspitze auf einer Strecke von etwa 26 mm. Der Muskel zeigt am Ansatz eine Dreigliederung. Medial inserieren die
mediale Aponeurose des Muskels am Koronoid und zentral freie
Muskelfasern. Lateral wiederum inseriert die laterale Aponeurose
1.1 Chirurgische Anatomie
Spitze
1
anteromediale
Facette
Basis
Abb. 1.12 Klassifikation der Koronoidfrakturen nach O’Driscoll et al.
(Burkhart KJ, Hollinger B, Wegmann K et al. Luxationen und
Bandverletzungen am Ellenbogen und Unterarm. Orthop Unfallchir
up2date 2012; 7: 435–462)
a
Abb. 1.11 Proximale Ulna (Kreis = Olekranonspitze, Stern = Processus
coronoideus). Die rote Linie markiert die sogenannte Bare-Area, eine
physiologischerweise knorpelfreie Zone in der Artikulationsfläche der
proximalen Ulna.
am Koronoid [58]. Die Gelenkkapsel inseriert zwischen 2 und
6 mm distal der Koronoidspitze [19].
Am Koronoid werden die Spitze, die anteromediale Facette und
das Tuberculum subliminus unterschieden (▶ Abb. 1.12) Verletzungen der jeweiligen Strukturen werden hinsichtlich Fixationsmethode und Zugangswahl individuell angegangen.
Cave
Im Fall von Gelenkfrakturen der proximalen Ulna darf die
Bare-Area nicht fehlinterpretiert werden.
b
G
●
richtig
Sollte die Gelenkfläche des Olekranons mit bündigem Knorpelabschluss rekonstruiert werden, führt dies zu einer kompromittierten Artikulation bei einer zu schmalen Aufnahmefläche der
Ulna für den distalen Humerus (▶ Abb. 1.13).
Merke
zu eng
H
●
Ziel muss das Alignement der posterioren Ulnakortikalis sein, um
möglichst physiologische Verhältnisse intraartikulär zu erreichen.
Bei der Olekranonosteotomie empfiehlt es sich, den Sägeschnitt in diese knorpelfreie Zone auslaufen zu lassen, um nicht
unnötig Knorpelfläche zu schädigen.
Der Ulnaschaft weist einen nach radial geschlossenen Winkel –
den sogenannten Radial Bow – von etwa 17°–18° und eine dorsale Angulation von etwa 6° auf [91], [120] (▶ Abb. 1.14). Eine zunehmende dorsale Angulation korreliert negativ mit der Extensionsfähigkeit im Ellenbogen.
c
Abb. 1.13 Alignement der dorsalen Kortikalis des Olekranons.
a Präoperativ. (Wegmann K, Burkhart KJ, Müller LP. Knöcherne
Verletzungen des Ellenbogens. Orthop Unfallchir up2date 2012; 7:
339–364)
b Bei falschem Alignement der dorsalen Kortikalis kommt es zur
Einengung der Incisura semilunaris ulnae. (Wegmann K, Burkhart
KJ, Müller LP. Knöcherne Verletzungen des Ellenbogens. Orthop
Unfallchir up2date 2012; 7: 339–364)
c Das Alignement der dorsalen Kortikalis ist entscheidend für die
anatomische Reposition. (Wegmann K, Burkhart KJ, Müller LP.
Knöcherne Verletzungen des Ellenbogens. Orthop Unfallchir
up2date 2012; 7: 339–364)
21
Anatomie und Biomechanik
Abb. 1.14 Radial Bow der Ulna. Die Ulna weist physiologischerweise
eine nach radial konvexe Krümmung auf, die individuell variiert. Die
Passgenauigkeit gerader Osteosynteseplatten kann hierdurch kompromittiert werden.
Praxistipp
Z
●
Im Rahmen der Frakturversorgung der proximalen Ulna müssen
die genannten Winkel möglichst wiederhergestellt werden. Es ist
wichtig zu wissen, dass diese Winkel einer hohen interindividuellen Varianz unterliegen. Anatomisch vorgeformte Platten orientieren sich aber nur an den Mittelwerten und spiegeln nicht selten
eben nicht die individuelle Anatomie wider.
Die kontralaterale Extremität kann zur radiologischen Vermessung der entsprechenden Winkel herangezogen werden, falls
die traumatischen Veränderungen der verletzten Seite dies verhindern.
Die proximale Ulna spielt eine zentrale Rolle für die Gelenkstabilität. Nicht nur die enge knöcherne Führung im humeroulnaren
Gelenk unterstreicht diese Funktion, sondern darüber hinaus setzen wichtige ligamentäre Strukturen der proximalen Ulna an:
● Lig. anulare,
● ulnarer Schenkel des lateralen Kollateralbandes,
● mediales Kollateralband.
Als knöcherner Ansatzpunkt dient für den ulnaren Schenkel des
lateralen Kollateralbandes und für das Lig. anulare das Tuberkulum der Crista supinatoria, etwa 1 cm unterhalb der Incisura radialis ulnae (▶ Abb. 1.15).
Die Crista stellt die kaudale Verlängerung der dorsolateralen
Begrenzung der Incisura radialis ulnae dar. Sie fungiert ebenso als
Ansatz für den namensgebenden M. supinator. In seltenen Fällen
kann man an der Crista ein Foramen für die A. interossea recurrens finden.
22
Abb. 1.15 Mazeriertes Präparat einer linken Ulna. Die Crista supinatoria (Stern, der K-Draht markiert den kaudalen Rand) ist die kaudale
knöcherne Ausziehung der dorsalen Kante der Incisura radialis der
proximalen Ulna. An ihr inserieren der M. supinator sowie das
Ligamentum ulnare collaterale laterale (LUCL).
a Ansicht von lateral.
b Ansicht von dorsolateral.
c Ansicht von ventral.
1.1 Chirurgische Anatomie
1
Abb. 1.16 Fraktur der Crista supinatoria.
a Man beachte, dass die Verletzung auf der nativen Röntgenaufnahme nicht gut zu erkennen ist.
b Die Fraktur der Crista supinatoria ist in der 3D-Rekonstruktion
jedoch gut zu sehen (Stern).
Praxistipp
Z
●
Die Crista supinatoria kann bei Frakturen der proximalen Ulna im
Sinne eines knöchernen Bandausrisses des Lig. anulare oder des
ulnaren Schenkels des lateralen Kollateralbandes betroffen sein
und sollte bei der Therapieplanung miteinbezogen werden [99]
(▶ Abb. 1.16).
Das Tuberculum subliminus fungiert am medialen Aspekt des
Processus coronoideus als knöcherner Ansatzpunkt für das anteriore Bündel des medialen Kollateralbandes (▶ Abb. 1.17). Es
kann ebenfalls bei Frakturen der proximalen Ulna betroffen sein.
Merke
H
●
Insbesondere bei chronischer Valgusbelastung wie beim Überkopfsport und Wurfsport können sich neben der reinen Bandverletzung auch Avulsionsverletzungen des Tuberculum subliminus
finden lassen.
Abb. 1.17 Das Tuberculum subliminus stellt die mediale, kaudale
knöcherne Ausziehung des Processus coronoideus dar. An ihr inseriert
das anteriore Bündel des medialen Kollateralbandes. Die Ausprägung
ist individuell hoch variabel.
a Ansicht von ventral.
b Ansicht von medial.
c Ansicht von posteromedial.
1.1.3 Kapsel-Band-Apparat
Gelenkkapsel
Die Gelenkkapsel des Ellenbogens spielt eine wichtige Rolle sowohl beim nativen Gelenk als auch bei den pathologischen Veränderungen wie z. B. der Ellenbogensteife. Die Gelenkkapsel umschließt alle 3 Teilgelenke des Ellenbogens und ist gelenkseitig
von einer synovialen Schicht überzogen. Auf der Rückseite des
Gelenks beginnt die Kapsel proximal der Fossa olecrani und
reicht bis auf Höhe des Lig. anulare radii, mit dem es fusioniert.
Die Kapsel hat keine unmittelbare strukturelle Verbindung mit
dem Radius, sondern liegt dem Hals lediglich an. Ventral werden
die Fossae coronoidea und radii von der Kapsel überdeckt, die
dann bis zur Basis des Processus coronoideus reicht.
Wie alle Gelenkkapseln des menschlichen Körpers besteht auch
die Kapsel des Ellenbogens aus 2 Schichten:
● einer inneren Schicht aus lockerem Bindegewebe, die die
synoviale Schleimhaut enthält, und
●
einer äußeren Schicht, die aus einem dichten Geflecht von
Kollagenfasern besteht.
Aufgrund der Rigidität der Gelenkskapsel führt eine intraartikuläre Flüssigkeitsansammlung zur Bewegungseinschränkung.
Da das Ellenbogengelenk bei einer Flexionsstellung von etwa
80°das größte Volumen aufweist (beim Gesunden sind dies etwa
20 ml), wird diese Stellung nach einem Trauma häufig als Schonhaltung eingenommen [84]. Beim erkrankten Gelenk kann das
intraartikuläre Volumen jedoch deutlich herabgesetzt (z. B. Ellenbogensteife) oder auch erhöht sein. So weisen z. B. Rheumatiker
häufig eine weite Gelenkkapsel auf.
23
Anatomie und Biomechanik
Merke
H
●
Dieser Umstand wird z. B. bei Verletzungen mit intraartikulärem
Frakturhämatom im klinischen Alltag beobachtet. Die schmerzbedingte Schonhaltung – und im Verlauf dann auch die Einsteifung – erfolgt somit häufig in einer Flexionsstellung um 80°.
Praxistipp
Z
●
Bei der Auffüllung des Ellenbogengelenks vor der Arthroskopie
können beim gesunden Gelenk zwischen 20 und 25 ml injiziert
werden, bevor ein Einreißen der Kapsel provoziert wird. Beim Gelenk mit Ellenbogensteife kann dies jedoch schon bei 6–10 ml der
Fall sein [39].
Die Gelenkkapsel des Ellenbogens übt in Streckung eine stabiliserende Funktion auf das Gelenk aus. Insbesondere der ventrale
Kapselanteil übernimmt dann eine stabilisierende Funktion gegen Varus- und Valgusbelastungen.
Merke
Bei Frakturen des Koronoids kann das Tuberculum subliminus betroffen und von der proximalen Ulna gelöst sein. Insbesondere ein
sagittaler Frakturverlauf am Koronoid sollte auf diese potenzielle
Ursache für eine Valgusinstabilität aufmerksam machen
(▶ Abb. 1.20).
Der Ansatzbereich beginnt etwa 18 mm dorsal zur Koronoidspitze [19]. Das Ligament liegt der Koronoidbasis in seinem Verlauf
eng an [110].
Praxistipp
Z
●
Bei der MRT-Diagnostik von Verletzungen des anterioren Bündels
des medialen Kollateralbandes sollte kein Erguss/Kontrastmittel
zwischen das Band und das Koronoid gelangen. Anderenfalls
spricht dies für eine strukturelle Schädigung des Bandes.
Chorda obliqua
Posteriores Bündel
Die Chorda obliqua stellt ein kräftiges Band am Ellenbogen dar,
dem eine relevante Rolle im Rahmen der longitudinalen Stabilität
des Unterarms zugeschrieben wird. Es zieht von der lateralen Basis des Processus coronoideus zum medialen Aspekt des proximalen Radius und setzt knapp distal der Tuberositas radii an. Es hat
eine durchschnittliche Breite von 3,7 mm (▶ Abb. 1.18).
Das posteriore Bündel ist im Vergleich zum anterioren Bündel
weniger gut von den umliegenden Strukturen abzugrenzen. Es ist
in seinem Verlauf fächerförmig konfiguriert und inseriert am
mittleren Drittel der Incisura semilunaris, wobei es im Ansatzbereich eine Breite von etwa 7–8 mm aufweist.
Merke
Mediales Kollateralband
Das mediale Kollateralband (MCL) gliedert sich anatomisch in
3 Bestandteile (▶ Abb. 1.19):
● anteriores Bündel,
● posteriores Bündel,
● Lig. transversum.
Anteriores Bündel
Das anteriore Bündel stellt einen primären Stabilisator gegen Valguskräfte dar und wird weiter in 3 Untereinheiten (anteriore,
zentrale und posteriore Fasern) unterteilt, die sich funktionell
unterscheiden [64], [20]. Das anteriore Bündel entspringt am medialen Epikondylus breitflächig knapp posterior des Drehzentrums, etwas kranial der Gelenkkapsel und inferior des Flexorenursprungs. Am Ursprung und im mittleren Bereich hat das Band
eine Breite von etwa 6–7 mm, am Ansatzbereich verbreitert es
sich im Durchschnitt auf 9 mm [31]. Es zieht als gut definierbare
Struktur oberflächlich des anteromedialen Teils der Gelenkkapsel
nach distal, um über einen länglichen Bereich von etwa 2 cm am
Tuberculum subliminus und der nach dem Ligament benannten
Crista zu inserieren [36] (▶ Abb. 1.19).
24
H
●
H
●
Aufgrund des breiten Ursprungs des medialen Kollateralbandes
am inferioren medialen Epikondylus ist die Osteotomie desselben
nur im Bereich der medialen 20 % möglich, ohne Bandstrukturen
zu verletzen [83], [87].
Transverses Bündel
Das transverse Bündel verbindet die distalen Anteile des anterioren und posterioren Bündels zwischen den knöchernen Ansätzen. Ihm konnte bislang keine relevante Funktion nachgewiesen
werden.
1.1 Chirurgische Anatomie
Olecranon
Pro-/
Supinationsachse
Incisura
trochlearis
Lig. collaterale
radiale
Olecranon
1
Lig. collaterale
radiale
Proc. coronoideus
Fovea
articularis
(Fovea capitis
radii)
Lig. collaterale
ulnare
Lig. anulare
radii
Art. radioulnaris
proximalis
Collum radii
Lig. anulare
radii
Tuberositas
ulnae
Tuberositas
radii
Tuberositas
radii
Tuberositas
ulnae
Chorda obliqua
Pro-/Supinationsachse
Margo
anterior
Corpus ulnae
Margo
interosseus
Margo
interosseus
Margo
interosseus
Margo
interosseus
Membrana
interossea
antebrachii
Membrana
interossea
antebrachii
Facies
lateralis
Margo
posterior
Facies
posterior
Lig. radioulnare
dorsale
Caput ulnae
a
Proc. styloideus radii
Lig. radioulnare
palmare
Caput ulnae
Proc. styloideus
ulnae
Proc. styloideus
ulnae
b
Art. radioulnaris
distalis
Tuberculum
dorsale
Proc. styloideus
radii
Abb. 1.18 Bandapparat und Bewegungsachse für die Pro- und Supinationsbewegung im proximalen und distalen Radioulnargelenk. Zusammen mit
der A. radioulnaris distalis gestattet das proximale Radioulnargelenk eine Umwendbewegung der Hand (Pro- und Supination). Die Bewegungen
beider Gelenke sind durch die Membrana interossea funktionell miteinander gekoppelt und daher zwangsläufig miteinander kombiniert. Die
Bewegungsachse für die Pro- und Supination verläuft vom Zentrum des Capitulum humeri (nicht dargestellt) durch die Mitte der Fovea capitis radii
schräg nach distal zum Griffelfortsatz der Ulna (Processus styloideus ulnae).
a Supinationsstellung (Radius und Ulna stehen parallel zueinander). (Schünke M, Schulte E, Schumacher U. Prometheus LernAtlas der Anatomie.
Band Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem, 3. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2012)
b Pronationsstellung (der Radius überkreuzt die Ulna). (Schünke M, Schulte E, Schumacher U. Prometheus LernAtlas der Anatomie. Band Allgemeine
Anatomie und Bewegungssystem, 3. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2012)
25
Anatomie und Biomechanik
Humerus
Humerus
Crista supracondylaris
lateralis
Radius
Tuberositas
radii
Ulna
Lig. anulare
radii
Proc. coronoideus Olecranon
Epicondylus
lateralis
Lig. collaterale
ulnare, Pars
anterior
Epicondylus
medialis
Lig. collaterale
ulnare, Pars
posterior
Lig. collaterale
ulnare, Pars
transversa
Abb. 1.19 Medialer Kollateralbandapparat des Ellenbogens. (Wegmann K, Burkhart KJ, Müller LP. Knöcherne Verletzungen des
Ellenbogens. Orthop Unfallchir up2date 2012; 7: 339–364)
Recessus
sacciformis
Olecranon
Lig. collaterale
radiale
Lig. anulare
radii
Radius
Collum
radii
Ulna
Abb. 1.21 Lateraler Kollateralbandapparat des Ellenbogens. (Wegmann K, Burkhart KJ, Müller LP. Knöcherne Verletzungen des
Ellenbogens. Orthop Unfallchir up2date 2012; 7: 339–364)
anteriores Bündel
des MCL
LCL
Ligamentum anulare
a
b
Abb. 1.20 Hinter einem Spitzenfragment kann sich eine harmlose
Spitzenfraktur, aber auch eine instabile Ausrissfraktur des AML
(= anteriores Bündel des medialen Kollateralbandes) von der anteromedialen Facette verbergen.
a Spitzenfraktur. (Burkhart KJ, Hollinger B, Wegmann K et al.
Luxationen und Bandverletzungen am Ellenbogen und Unterarm.
Orthop Unfallchir up2date 2012; 7: 435–462)
b Ausrissfraktur des AML von der anteromedialen Facette. (Burkhart
KJ, Hollinger B, Wegmann K et al. Luxationen und Bandverletzungen
am Ellenbogen und Unterarm. Orthop Unfallchir up2date 2012; 7:
435–462)
Lateraler Kollateralbandkomplex
Der laterale Kollateral-Band-Komplex besteht aus 4 Anteilen, die
sich zu einer Y-Form vereinen, wobei die beiden Schenkel den
Radiuskopf umschließen (▶ Abb. 1.21). Die einzelnen Bestandteile sind:
● das Lig. anulare,
● das radiale Kollateralband (RCL),
● das laterale ulnare Kollateralband (LUCL),
● das akzessorische radiale Kollateralband.
Das Lig. anulare sichert die Artikulation im proximalen radioulnaren Gelenk. Es inseriert jeweils an der vorderen und hinteren
Kante der Incisura radialis, wo sein kranialer Anteil in den fibrokartilaginären Anteil der Incisura radialis übergeht (▶ Abb. 1.18
u. ▶ Abb. 1.21).
Cave
G
●
Der posteriore Ansatz des Lig. anulare an der Ulna kann als Normvariante 2 Schenkel aufweisen, was in der MR-Bildgebung nicht
als Pathologie interpretiert werden sollte.
Das Lig. anulare umspannt den Radiuskopf, indem es von der anterioren zur posterioren Begrenzung der Incisura radialis ulnae
verläuft. Das Band ist lediglich durch eine dünne membranartige
Schicht strukturell mit dem proximalen Radius verbunden, um
die freie Rotation im proximalen Radioulnargelenk zu erlauben.
Radiales Kollateralband
Das radiale Kollateralband (RCL) entspringt am lateralen Epikondylus im Bereich des Drehzentrums und zieht nach distal über
die laterale Kante des Radiuskopfs und verbindet sich dann mit
den Fasern des Lig. anulare.
Laterales ulnares Kollateralband
Das laterale ulnare Kollateralband (LUCL) ist in seiner Ausprägung
inkonstant und im Bereich des Ursprungs nur sehr schwer vom
umgebenden Gewebe zu differenzieren.
26
1.1 Chirurgische Anatomie
Es zieht vom Drehzentrum am lateralen Epikondylus leicht geschwungen über die posterolaterale Hälfte des Radiuskopfs nach
distal und inseriert am Tuberkulum der Crista supinatoria, distal
des Lig. anulare.
Im Ansatzbereich ist das Band vom umgebenden Weichgewebe
wiederum gut zu differenzieren.
Akzessorisches radiales Kollateralband
Das akzessorische radiale Kollateralband zieht über den lateralen
Abschnitt des Radiuskopfs und inseriert knapp distal an der posterioren Kante der Incisura radialis ulnae [16].
M. scalenus anterior
1
Fasciculus lateralis
Fasciculus medialis
A. axillaris
Medianusgabel,
Radix lateralis
Medianusgabel,
Radix medialis
1.1.4 Neuroanatomie
Im Rahmen der Diagnostik und Therapie von Ellenbogenpathologien ist die präzise Kenntnis der lokalen neuralen Strukturen notwendig. In diesem Abschnitt werden die wichtigen sensomotorischen Nervenäste des Plexus brachialis besprochen, die die obere
Extremität versorgen. Des Weiteren wird auf die relevanten subkutanen sensiblen Nerven eingegangen.
Die einzelnen Nervenkompressionssyndrome werden in den
entsprechenden Kapiteln abgehandelt (s. Kap. 8.3).
Nervus medianus
Epicondylus humeri
R. articularis
M. pronator teres,
Caput humerale
M. flexor carpi radialis
M. pronator teres,
Caput ulnare
Der N. medianus wird von den Segmenten C 5–Th 1 gespeist. Er
entspringt aus den Fasciculi medialis und lateralis der pars infraclavicularis des Plexus brachialis, die sich ventral der A. axillaris
zur Medianusgabel zusammenschließen (▶ Abb. 1.22). Aus der
Medianusgabel zieht der Nerv von der Achselhöhle in den medialen Oberarm im Sulcus bicipitalis medialis ventral des Septum intermusculare mediale.
Eine Faszie, die aus der Brachialis- und Bizepsfaszie hervorgeht,
umschließt den Nerv bis etwa 3 cm proximal des Lacertus fibrosus. Der Nerv läuft ab der Höhe des Lacertus medial der Bizepssehne und der A. brachialis und gibt sensible Rami articulares an
das Ellenbogengelenk ab.
Distal des Lacertus durchbohrt der N. medianus den M. pronator teres, nachdem er an diesen seinen ersten motorischen Ast
abgegeben hat, und verläuft dann zwischen dem M. flexor digitorum superficialis und dem M. flexor digitorum profundus [41].
Praxistipp
N. medianus
Z
●
Da der N. medianus seine Seitenäste nach medial abgibt, ist es
empfehlenswert, den Nerv beim Anlegen von offenen chirurgischen Zugängen nach medial wegzuhalten.
Im weiteren Verlauf gibt der N. medianus sensible Äste für die
dorsale und palmare Hand ab.
Auf Höhe des Gelenks liegt der N. medianus beim gestreckten
Ellenbogen etwa 4–7 mm ventral der Trochlea. In Beugung nimmt
dieser Wert auf etwa 12–18 mm zu [63] (▶ Abb. 1.23).
N. interosseus
antebrachii
anterior
M. flexor
pollicis longus
Thenarmuskulatur
M. palmaris longus
M. flexor digitorum
superficialis
M. flexor digitorum
profundus
M. pronator quadratus
R. palmaris n. mediani
Retinaculum
mm. flexorum
R. muscularis thenaris
Nn. digitales
palmares communes
Mm. lumbricales I und II
Nn. digitales
palmares proprii
Abb. 1.22 Verlauf des N. medianus nach Vereinigung seiner Radix
medialis aus dem Fasciculus medialis und seiner Radix lateralis aus
dem Fasciculus lateralis. (Schünke M, Schulte E, Schumacher U.
Prometheus LernAtlas der Anatomie. Band Allgemeine Anatomie und
Bewegungssystem, 3. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2012)
27
Anatomie und Biomechanik
Abb. 1.23 Der N. medianus (markiert im Schnittbild mittels Draht) unterliegt Lageveränderungen im Rahmen der Extension und Flexion. Wie zu
erkennen ist, nimmt der Abstand des Nervs zur Gelenkkapsel bzw. der Coronoidspitze in Extension im Vergleich zur Flexion ab.
a Extension.
b Flexion.
c Der Füllungszustand der Gelenkkapsel beeinflusst ebenfalls die Lage der Nerven am Ellenbogengelenk. Eine Injektion von steriler Kochsalzlösung
in das Gelenk führt zu einer Distension der Gelenkkapsel und somit zu einer Zunahme des Abstandes des N. medianus zu den knöchernen
Strukturen. Jedoch kommt es durch die Dehnung zu einer Kompression der Weichteile zwischen der Kapsel und den Nerven. Somit resultieren
eine Zunahme des Abstandes der Nerven zu den knöchernen Strukturen und eine Abnahme des Abstandes der Nerven zur Gelenkkapsel.
Cave
G
●
Wird bei der Ellenbogenarthroskopie das Gelenk mit steriler Kochsalzlösung aufgefüllt, erhöht sich der Abstand der umgebenden
Nerven zu den knöchernen Landmarken. Jedoch nimmt der Abstand der Gelenkkapsel zu den Nerven ab (▶ Abb. 1.23c) Bei der
arthroskopischen Resektion der Gelenkkapsel muss man sich dieses Umstandes bewusst sein, um nicht in fälschlicher Erwartung
eines Sicherheitsabstandes iatrogene Nervenschäden zu verursachen.
Merke
●
H
Beim Anlegen der Arthroskopieportale befinden sich die kritischen neurovaskulären Strukturen in unmittelbarer Umgebung
der Instrumente. Nach dem Eindringen in das Gelenk durch das
anteromediale Portal befindet sich der N. medianus nur etwa
4–7 mm ventral des Trokars.
Der N. medianus versorgt sämtliche Pronatoren und die meisten
Flexoren des Unterarms. Des Weiteren innerviert er den Großteil
des Thenars und die Mm. lumbricales I und II. Der rein motorische N. interosseus anterior gliedert sich auf Höhe des M. pronator teres oder aber auch schon weiter proximal vom N. medianus ab und verläuft in Begleitung der gleichnamigen Arterie ventral der Membrana interossea nach distal und innerviert den
M. flexor pollicis longus, M. pronator quadratus und den lateralen
Anteil des M. flexor digitorum profundus.
Merke
Wird der N. interosseus anterior komprimiert oder strukturell,
z. B. durch ein Trauma oder iatrogen, geschädigt, kommt es zum
gleichnamigen Ausfallssyndrom. Typisch ist die Schwäche des
M. flexor pollicis longus, der Beugung im distalen Interphalangealgelenk des Zeigefingers (selten auch des Mittelfingers) und
des M. pronator quadratus. Der Spitzgriff ist den Patienten nicht
mehr möglich, sensible Ausfälle bestehen jedoch nicht.
Die sensiblen Fasern des N. medianus versorgen die radialen ⅔
der Handfläche und D I–III sowie die radiale Hälfte des D IV. Des
Weiteren versorgt er die dorsalen Endglieder D II und III sowie
die radiale Hälfte des Endgliedes D IV (▶ Abb. 1.24).
Merke
H
●
Bei Läsionen des N. medianus auf Höhe des Ellenbogens kommt
es zur Ausprägung eines komplexen Ausfallssyndroms.
● Die Greiffunktion ist gestört, ebenso die Pronation des Unterarms.
● Aufgrund es Ausfalls des M. abductor pollicis ist es nicht mehr
möglich, voluminöse Gegenstände wie z. B. eine Flasche zu
umgreifen.
● Der Daumen kann ebenso nicht mehr adäquat opponiert
werden.
● Bei chronischem Zustand fällt die Thenaratrophie auf.
● Die radiale Handfläche weist eine Hypästhesie auf.
Im Vollbild zeigt sich das klassische Bild einer „Schwurhand“
(▶ Abb. 1.25).
28
H
●
1.1 Chirurgische Anatomie
Nn. supraclaviculares
Nn. supraclaviculares
N. axillaris
N. axillaris
N. radialis
N. musculocutaneus
N. cutaneus
brachii
medialis
N. cutaneus
antebrachii
medialis
N. cutaneus
brachii
medialis
N. radialis
N. cutaneus
antebrachii
medialis
Abb. 1.24 Sensibles Innervationsgebiet
des N. medianus.
a Ansicht von ventral. (Schünke M, Schulte E,
Schumacher U. Prometheus LernAtlas der
Anatomie. Band Allgemeine Anatomie und
Bewegungssystem, 3. Aufl. Stuttgart:
Thieme; 2012)
b Ansicht von dorsal. (Schünke M, Schulte E,
Schumacher U. Prometheus LernAtlas der
Anatomie. Band Allgemeine Anatomie und
Bewegungssystem, 3. Aufl. Stuttgart:
Thieme; 2012)
1
N. musculocutaneus
N. radialis
R. palmaris
n. mediani
a
N.ulnaris
N. radialis
N. ulnaris
Nn. digitales
palmares communes u. proprii
(N. medianus)
Nn. digitales
palmares proprii
(N. medianus)
„Schwurhand“
b
des Ellenbogens, um das laterale intermuskuläre Septum zu
durchbrechen und auf die ventrale Seite des Humerus zu treten.
Dort zieht er zwischen dem M. brachialis und dem M. brachioradialis durch den Radialistunnel in die Fossa cubitalis.
Auf Gelenkniveau befindet sich der Nerv etwa vor der medialen
Hälfte des Kapitulums. Auf dieser Höhe wird er noch durch den
M. brachialis von der Gelenkkapsel separiert. Unterhalb der Gelenklinie kann der Nerv der Gelenkkapsel bereits unmittelbar
aufliegen, ggf. nur noch durch eine schmale Schicht von Fettgewebe getrennt [86].
Cave
Abb. 1.25 Schwurhand nach proximaler N.-medianus-Läsion. Beim
Versuch, eine Faust zu machen, können lediglich die ulnaren Finger
gebeugt werden. Dadurch entsteht das Bild einer Schwurhand.
Gleichzeitig können Sensibilitätsstörungen, insbesondere in dem
Autonomgebiet (Fingerkuppen der radialen 3½ Finger) des Nervs
auftreten. (Schünke M, Schulte E, Schumacher U. Prometheus LernAtlas der Anatomie. Band Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem, 3. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2012)
Nervus radialis
Der N. radialis wird ebenfalls aus den Segmenten C 5–Th 1 gespeist. Er geht aus dem Fasciculus posterior hervor und schwingt
nach posterior um den Humerus, um dort etwa 18 cm proximal
des Ellenbogens in den Sulcus n. radialis an der posterioren Kortikalis des Humerus unterhalb des M. triceps brachii einzutauchen (▶ Abb. 1.26). Er folgt dem Sulkus liegend in seinem geschwungenen Verlauf und verlässt diesen etwa 13 cm proximal
G
●
Bei der Anlage des anterolateralen Arthroskopieportals ist der
N. radialis gefährdet. An dem Punkt, an dem der Trokar im Rahmen eines regulären Zugangs das Gelenk perforiert, ist der Nerv
nur etwa 5–7 mm entfernt.
Etwa 3,6 cm proximal des Oberrandes des M. supinator bzw. auf
Höhe des Epicondylus lateralis teilt sich der N. radialis in einen
oberflächlichen und einen tiefen Ast (▶ Abb. 1.27). Der oberflächliche Ast zieht unterhalb bzw. medial des M. brachioradialis nach
distal und schwingt dann etwa 9,0 cm proximal des Processus
styloideus radii nach dorsal, um dort den radialen Handrücken
und die Finger D I und II sowie D III radial bis auf Höhe des DIP
sensibel zu versorgen [1] (s. u.).
Der tiefe Ast zieht zwischen dem oberflächlichen und tiefen
Anteil des M. supinator nach distal. Der oberflächliche Supinatoranteil bildet die sogenannte Frohse-Arkade, durch die der Nerv in
den Supinator eintritt und nach etwa 4–5 cm wieder hervortritt
(▶ Abb. 1.28). Die A. recurrens radialis gibt an den Ramus profundus ein Netz von Kollateralgefäßen (Leash of Henry) ab, die den
Nerv am Eintritt in die Frohse-Arkade begleiten.
29
Anatomie und Biomechanik
Abb. 1.26 Verlauf des N. radialis nach Verlassen
des Fascikulus posterior des Plexus brachialis.
Rechter Arm, Ansicht von ventral; Unterarm in
Pronationsstellung. Der N. radialis stellt die
unmittelbare Fortsetzung des Fasciculus posterior dar und verläuft in Begleitung der A.
profunda brachii im Sulcus n. radialis schraubig
um die Rückseite des Humerus. Nach seinem
Durchtritt durch das Septum intermusculare
laterale (hier nicht dargestellt) etwa 10 cm
proximal des Epicondylus humeri radialis zieht
der N. radialis zwischen dem M. brachioradialis
und dem M. brachialis (Radialistunnel) nach
distal in die Ellenbeuge, wo er sich in den Ramus
profundus und den Ramus superficialis aufteilt.
Der Ramus profundus durchdringt den M. supinator zwischen seinem oberflächlichen und
seinem tiefen Teil (Supinatorkanal) und zieht als
dünner N. interosseus (antebrachii) posterior
weiter zum Handgelenk. Der Ramus superficialis
verläuft weiter am Unterarm zusammen mit der
A. radialis entlang des M. brachioradialis, gelangt im unteren Drittel zwischen Radius und
M. brachioradialis auf die Streckseite und endet
als sensibler Hautast auf dem radialen Handrücken sowie den dorsalen Rändern der radialen
2½ Finger (= Daumen, Zeigefinger und radiale
Hälfte des Mittelfingers). (Schünke M, Schulte E,
Schumacher U. Prometheus LernAtlas der Anatomie. Band Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem, 3. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2012)
N. phrenicus
M. scalenus anterior
Fasciculus
posterior
A. axillaris
N. radialis
N. cutaneus
brachii posterior
N. radialis
im Sulcus n. radialis
N. cutaneus
brachii lateralis inferior
M. triceps
brachii
Radialistunnel
Epicondylus medialis
N. cutaneus
antebrachii
posterior
M. supinator
N. interosseus
posterior
Radialisgruppe
M. brachialis
R. profundus im
Supinatorkanal
M. brachioradialis
R. superficialis
M. abductor
pollicis longus
M. extensor
digitorum
M. extensor
pollicis brevis
M. extensor
pollicis longus
Nn. digitales
dorsales
Cave
G
●
Die Leash of Henry kann Ursache für kräftige Blutungen sein,
wenn sie im Rahmen von operativen Eingriffen an der FrohseArkade verletzt wird.
Merke
H
●
Die Rotationsstellung des Unterarmes hat entscheidenden Einfluss auf die Lage des tiefen Astes des N. radialis. Da der Nerv in
Supination in einem Winkel von etwa 45° von proximal nach distal
lateral läuft, kreuzt er den proximalen Radius bereits auf Höhe
des Kollums. Er liegt mit 2,2 cm unterhalb des radiokapitellaren
Gelenks im Arbeitsbereich der anterioren und anterolateralen
30
Zugänge und ist somit gefährdet. Wird der Unterarm komplett
proniert, rotiert der Nerv mit dem M. supinator nach medial und
liegt somit in einem Winkel von nur noch 25° über dem proximalen Radius. Hierdurch erhöht sich der Abstand des Nervs auf dem
Radius zum Gelenk auf etwa 3,6 cm [29].
Der N. radialis ist der einzige motorische Nerv, der sowohl am
Ober- wie auch am Unterarm die Streckmuskulatur versorgt.
Sensibel werden von ihm der laterale Oberarm, die Rückseite des
Oberarms und die Rückseite des Unterarms versorgt
(▶ Abb. 1.29).
1.1 Chirurgische Anatomie
1
Abb. 1.27 Aufspaltung des N. radialis in die beiden Äste Ramus
superficialis (rechts) und profundus (links).
N. axillaris
Abb. 1.28 Der Ramus profundus (Stern) zieht in die Tiefe der
Ellenbeuge und durch die Frohse-Arkade in den M. supinator (Pfeil).
Nn. supraclaviculares
Nn. supraclaviculares
N. axillaris
N. cutaneus
brachii lateralis
inferior
(N. radialis)
N. musculocutaneus
R. superficialis
n. radialis
N. medianus
N. cutaneus
brachii posterior
(N. radialis)
N. cutaneus
brachii
medialis
N. cutaneus
antebrachii
medialis
N. cutaneus
brachii lateralis
inferior
(N. radialis)
N. cutaneus
brachii
medialis
N. cutaneus
antebrachii
posterior
(N. radialis)
Abb. 1.29 Sensibles Innervationsgebiet des
N. radialis.
a Ansicht von ventral. (Schünke M, Schulte E,
Schumacher U. Prometheus LernAtlas der
Anatomie. Band Allgemeine Anatomie und
Bewegungssystem, 3. Aufl. Stuttgart:
Thieme; 2012)
b Ansicht von dorsal. (Schünke M, Schulte E,
Schumacher U. Prometheus LernAtlas der
Anatomie. Band Allgemeine Anatomie und
Bewegungssystem, 3. Aufl. Stuttgart:
Thieme; 2012)
N. musculocutaneus
N. cutaneus
antebrachii
medialis
R. superficialis
n. radialis
N.ulnaris
N. ulnaris
a
b
N. medianus
31
Anatomie und Biomechanik
Praxistipp
Z
●
Die Klinik der N.-radialis-Schädigung variiert je nach Lokalisationshöhe. Bei einer Läsion des N. radialis oberhalb des Ellenbogens
zeigt sich das typische Bild einer Fallhand. Die Hand kann nicht
gegen die Schwerkraft gehoben werden, begleitend zeigen sich
entsprechende sensible Ausfallserscheinungen.
Proc.
Fasciculus
coracoideus lateralis
M. scalenus
anterior
Sulcus intertubercularis
A. axillaris
N. musculocutaneus
M. biceps brachii,
Caput breve
Nervus cutaneus antebrachii posterior
Der Nerv geht etwa 17 cm proximal des lateralen Epikondylus
aus dem N. radialis hervor und zieht posterior des lateralen intermuskulären Septums nach distal (▶ Abb. 1.30). Der Nerv durchbricht das Septum nicht, sondern tritt etwa 7 cm proximal des lateralen Epikondylus nach subkutan, um dann etwa 2 cm ventral
des lateralen Epikondylus in den lateralen Unterarm einzustrahlen.
Der N. cutaneus antebrachii posterior gibt im Verlauf mehrere
Äste nach ventral und posterior ab und versorgt somit ein relevantes Hautgebiet am lateralen und posterolateralen Unterarm
sensibel (▶ Abb. 1.31).
Cave
G
●
Bei der subkutanen Präparation am lateralen Gelenkabschnitt
kann der N. cutaneus antebrachii posterior verletzt werden.
Schmerzhafte Neurome resultierend aus der mechanischen Verletzung des Nervs wurden beschrieben [23], [30].
Nervus musculocutaneus
H
●
Der N. cutaneus antebrachii lateralis liegt unmittelbar epifaszial
am antero-lateralen Ellenbogen und Unterarm und sollte beim
Anbringen lateraler Zugänge geschont werden (▶ Abb. 1.32).
32
M. coracobrachialis
M. brachialis
Schnittrand des
M. biceps brachii
N. musculocutaneus
M. brachialis
N. cutaneus
antebrachii
lateralis
Ulna
Der N. musculocutaneus entspringt dem Fasciculus lateralis und
trägt Fasern aus den Segmenten C 5–7 (▶ Abb. 1.30) Sein Leitmuskel ist der M. coracobrachialis, den er versorgt und etwa 5–
7 cm distal des Processus coracoideus durchbricht [37]. Von dort
läuft der N. musculocutaneus dorsal des M. biceps brachii auf
dem M. brachialis nach distal. Der motorische Teil des N. musculocutaneus versorgt die Beuger des Oberarms. Lateral der Bizepssehne grenzt sich der sensible Ast ab und zieht als N. cutaneus
antebrachii lateralis in den Unterarm (▶ Abb. 1.30 und
▶ Abb. 1.31).
Merke
M. biceps brachii,
Caput longum
Radius
Abb. 1.30 Verlauf des N. musculocutaneus nach Verlassen des
Fasciculus lateralis des Plexus brachialis. Rechte obere Extremität,
Ansicht von ventral. Der N. musculocutaneus verlässt als gemischter
Nerv (= mit motorischen und sensiblen Ästen) den Fasciculus lateralis
in Höhe des lateralen Randes des M. pectoralis minor (hier nicht
dargestellt) und tritt nach kurzem Verlauf durch den M. coracobrachialis hindurch. Danach verläuft der Nerv zwischen dem M. biceps
brachii und dem M. brachialis bis zur Ellenbeuge und versorgt mit
seinem sensiblen Endast die Haut an der Radialseite des Unterarms.
(Schünke M, Schulte E, Schumacher U. Prometheus LernAtlas der
Anatomie. Band Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem, 3. Aufl.
Stuttgart: Thieme; 2012)
1.1 Chirurgische Anatomie
Nervus ulnaris
N. axillaris
N. radialis
N. cutaneus
antebrachii
lateralis
(N. musculocutaneus)
N. radialis
N. medianus
Nn. supraclaviculares
N. cutaneus
brachii
medialis
N. cutaneus
antebrachii
medialis
N. ulnaris
Abb. 1.31 Sensibles Innervationsgebiet des N. cutaneus antebrachii
lateralis (Ansicht von ventral). (Schünke M, Schulte E, Schumacher U.
Prometheus LernAtlas der Anatomie. Band Allgemeine Anatomie und
Bewegungssystem, 3. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2012)
1
Der N. ulnaris entspringt den Segmenten C 8–TH1 über den Fasciculus medialis (▶ Abb. 1.33). Der Nerv zieht im Sulcus bicipitalis
medialis oberhalb des Septum intermusculare mediale. Am Übergang des mittleren zum distalen Drittel des Oberarms – etwa
10 cm proximal des medialen Epkondylus – tritt der Nerv durch
das Septum hindurch und läuft dort ventral des M. triceps brachii
unmittelbar unterhalb des Septums [25] und zieht in den Sulcus
ulnaris, inferior des Epicondylus medialis (▶ Abb. 1.34). Im Sulkus
ist der Nerv mechanisch exponiert. Oberhalb der Gelenklinie gibt
der Nerv keine motorischen Äste ab.
Merke
H
●
Bei einem Großteil der Individuen findet sich eine Verstärkung
des Septum intermusculare mediale, das sich zum medialen Trizepskopf ausspannt. Die so gebildete Arkade wurde nach dem
schottischen Wal-Anatomen Sir John Struthers benannt, der diese
jedoch nicht konkret beschrieben hatte. Struthers beschrieb lediglich einen suprakondylären Prozessus, von dem das „Struthers
ligament“ entspringt.
Die nach Struthers benannte Arkade kann die Ursache eines
Kompressionssyndroms des N. ulnaris sein.
Nach dem Austritt aus dem Sulkus verläuft der N. ulnaris zwischen dem humeralen und ulnaren Kopf des M. flexor carpi ulnaris. An diese gibt er seine ersten motorischen Äste ab. Auf der
Rückseite des M. flexor carpi ulnaris verläuft der N. ulnaris zum
Handgelenk.
Praxistipp
Z
●
Bei der Neurolyse und Transposition des N. ulnaris sollte stets
versucht werden diese motorischen Äste zur Versorgung des
M. flexor carpi ulnaris zu erhalten.
1.1.5 Arterielle Gefäßversorgung
Abb. 1.32 Der N. cutaneus antebrachii lateralis (markiert durch
Pinzettenspitze) stellt den funktionellen Endast des N. musculocutaneus dar. Er verläuft auf dem M. brachialis (Pfeil), lateral des Biceps
brachii (Stern), nachdem er diesen von medial kommend unterkreuzt
hat.
Die obere Extremität wird über die A. brachialis versorgt, die zunächst im Sulcus bicipitalis medialis verläuft und dann nach anterior in die Fossa cubitalis kreuzt. Die Arterie wird über den gesamten Verlauf von Venenplexus begleitet. Von dort läuft sie medial der Bizepssehne und teilt sich dann auf Höhe der radiokapitellaren Gelenklinie mit den A. radialis und ulnaris in ihre funktionellen Endäste.
Der Humerus wird vornehmlich durch einen Seitenast der
A. brachialis versorgt, der durch das Foramen nutricium im oberen Drittel der Humerusdiaphyse in den Schaft eindringt und
nach distal zieht. Die laterale und mediale Säule des distalen Humerus werden durch ein komplexes Netz von Kollateralgefäßen
versorgt, die über die Epikondylen in den Knochen eindringen.
Somit entsteht 3–4 cm proximal der Fossa olecrani und zentral
zwischen den Epikondylen eine Wasserscheide [53]. Es kommt
somit zu einer relativen Unterversorgung mit arteriellen Gefäßen
[116].
33
Anatomie und Biomechanik
Fasciculus
medialis
A. axillaris
N. ulnaris
Epicondylus
medialis
Sulcus n. ulnaris
M. flexor
digitorum
profundus
Retinaculum
musculorum
flexorum
Abb. 1.34 Verlauf des N. ulnaris.
a Der N. ulnaris in seinem Verlauf aus der nach Struthers benannten
Arkade (Stern).
b Der N. ulnaris tritt in die Osbourne Arkade zwischen die Köpfe des
M. flexor carpi ulnaris (Stern) ein.
M. flexor
carpi ulnaris
R. dorsalis n. ulnaris
R. palmaris n. ulnaris
R. superficialis
R. profundus
N. digitalis palmaris
communis IV
Mm. interossei
Nn. digitales
palmares
proprii
Abb. 1.33 Verlauf des N. ulnaris als direkte Fortsetzung des Fasciculus
medialis. Rechter Arm, Ansicht von ventral. Nach Verlassen der
Achselhöhle folgt der N. ulnaris zunächst dem Sulcus bicipitalis
medialis, um in der Mitte des Oberarms durch das Septum
intermusculare mediale auf die Streckseite zu ziehen. Zwischen
Septum und medialem Trizepskopf erreicht er das Ellenbogengelenk,
das er auf der medialen Seite, eingebettet in einer Knochenrinne, dem
Sulcus n. ulnaris, unterhalb des Epicondylus medialis überquert. Der
Nerv tritt dann zwischen den beiden Köpfen des M. flexor carpi ulnaris
auf die Beugeseite des Unterarms und verläuft unter diesem Muskel
bis zum Handgelenk. Im weiteren Verlauf zieht der N. ulnaris auf dem
Retinaculum musculorum flexorum radial vom Os pisiforme durch die
Guyon-Loge zur Palmarfläche der Hand, wo er sich in einen Ramus
superficialis und einen rein motorischen Ramus profundus aufteilt.
(Schünke M, Schulte E, Schumacher U. Prometheus LernAtlas der
Anatomie. Band Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem, 3. Aufl.
Stuttgart: Thieme; 2012)
34
Abb. 1.35 Das Kapitulum artikuliert mit dem Radiuskopf (Pfeil). Am
Kapitulum (Stern) treten die arteriellen Blutgefäße vornehmlich von
dorsal in den Knochen ein.
Am lateralen Epikondylus dringen Gefäße vornehmlich von
posterior ein, die im Rahmen der chirurgischen Präparation und
beim Anbringen von Osteosynthesematerial möglichst geschont
werden sollten (▶ Abb. 1.35).
Praxistipp
Z
●
Nach Möglichkeit sollte die subperiostale Präparation des lateralen Epikondylus vermieden werden, um die prekäre Durchblutungssituation am distalen Humerus in der Fraktursituation nicht
zu verkomplizieren.
1.1 Chirurgische Anatomie
Die A. radialis überkreuzt die Bizepssehne nach lateral und verläuft dann unter dem M. brachioradialis nach distal. Die A. ulnaris
zieht unterhalb des M. flexor digtorum superficialis in Richtung
Handgelenk. Beide Gefäße geben proximal Kollateralen an das
Gelenk ab.
1.1.6 Muskulatur
Streckapparat des Ellenbogengelenks
Musculus triceps brachii
sprünge haben, jedoch gemeinsam an der proximalen Ulna ansetzen (▶ Abb. 1.36). Die Insertion ist nicht auf die knöcherne
Spitze des Olekranons beschränkt, sondern setzt vielmehr flächig
am Olekranon an und strahlt in die Unterarmfaszie ein. Die knöcherne Spitze des Olekranons ist durch eine Bursa von der Sehne
getrennt. Medial geht die Trizepssehne unmittelbar am Olekranon in die bindegewebige Verankerung über. Lateral steht die
Sehne in Verbindung mit der oberflächlichen Faszie des M. brachioradialis und geht nach distal in die Faszie des M. anconeus
und in die Unterarmfaszie über [52].
1
Das posteriore Relief des Oberarms wird gänzlich durch den
M. triceps brachii gebildet, der vom N. radialis innerviert wird.
Der Muskel ist in 3 Köpfe untergliedert, die unterschiedliche Ur-
M. rhomboideus minor
M. levator M. suprascapulae spinatus M. trapezius
M. rhomboideus minor
M. levator M. suprascapulae spinatus M. trapezius
M. deltoideus,
Pars clavicularis
M. deltoideus
M. deltoideus,
Pars acromialis
M. deltoideus,
Pars spinalis
M. teres minor
M. infraspinatus
M. teres
minor
M. infraspinatus
M. triceps
brachii,
Caput mediale
M. teres major
M. latissimus dorsi,
Pars scapularis
M. rhomboideus major
M. teres major
M. triceps
brachii,
Caput laterale
M. latissimus dorsi,
Pars scapularis
M. rhomboideus major
M. triceps brachii,
Caput longum
M. triceps brachii,
Caput longum
M. brachioradialis
M. extensor carpi
radialis brevis
M. extensor carpi
radialis longus
M. extensor carpi
radialis brevis
Olecranon
M. anconeus
M. flexor
carpi ulnaris
a
M. extensor
carpi ulnaris
M. extensor
digitorum
M. triceps
brachii,
Caput laterale
Caput commune
der Extensoren
Caput commune
der Flexoren
M. anconeus
M. flexor
carpi ulnaris
M. supinator
M. flexor digitorum profundus
b
Abb. 1.36 Muskeln der rechten Schulter und des rechten Oberarms in der Ansicht von dorsal. Ursprungs- und Ansatzflächen sind farblich
hervorgehoben: Ursprung rot, Ansatz blau.
a Ansicht nach Entfernung des M. trapezius. (Schünke M, Schulte E, Schumacher U. Prometheus LernAtlas der Anatomie. Band Allgemeine
Anatomie und Bewegungssystem, 3. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2012)
b Ansicht nach Entfernung des M. deltoideus sowie der Unterarmmuskeln. (Schünke M, Schulte E, Schumacher U. Prometheus LernAtlas der
Anatomie. Band Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem, 3. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2012)
35
Anatomie und Biomechanik
Praxistipp
Z
●
Die Trizepssehne stellt den Chirurgen insbesondere beim posterioren Zugang zum Gelenk vor multiple Herausforderungen. Durch
den flächigen Ansatz der Sehne ist es möglich, den Trizeps in seiner longitudinalen Integrität zu erhalten und den Ansatz an der
proximalen Ulna knochennah abzulösen und so den Muskel nach
medial bzw. radial umzuschlagen, um Zugang zum Ellenbogengelenk zu erhalten [74]. Dies ist als rein „subperiostale Präparation“
möglich oder kann durch das Abheben von Knochen-Chips erreicht werden.
Es ist darüber hinaus auch möglich, durch die Osteotomie des
Olekranons den Trizeps distal zu mobilisieren und nach proximal
umzuschlagen.
Cave
●
G
Der mediale Trizepskopf kann Ursache von Schnappphänomenen
an der Innenseite des Ellenbogens sein, die entsprechend den
Symptomen als N.-ulnaris-Syndrom fehlinterpretiert werden
können.
Strecknah streckt der M. anconeus, bei zunehmender Beugung
fungiert er als Beuger.
Musculus anconeus epitrochlearis
Der M. anconeus epitrochlearis stellt einen akzessorischen Muskel dar, der vom distalen Humerus zur proximalen medialen Olekranonkante oberhalb des Retinaculum n. ulnaris zieht. Er verläuft in paralleler Faserrichtung zum Retinakulum und kann Ursache eines N.-ulnaris-Kompressionssyndroms sein. Der Muskel
kommt in bis zu 11 % der Individuen vor [28].
Beuger
Musculus biceps brachii
Das ventrale Relief des distalen Oberarms wird vornehmlich vom
M. biceps brachii gebildet. Der kräftige Muskelbauch verjüngt
sich nach distal, wo die Sehne in die Fossa cubitalis taucht und an
der Tuberositas radii inseriert (▶ Abb. 1.38 u. ▶ Abb. 1.39).
Über den Lacertus fibrosus inseriert der Muskel in der Unterarmfaszie (▶ Abb. 1.39a). Die Innervation erfolgt über den
N. musculocutaneus.
Praxistipp
Musculus anconeus
Der M. anconeus ist ein dreieckförmiger Muskel, der untypischerweise mit einem sehnigen Anteil dorsal des Epicondylus lateralis
ansetzt. Somit entspringt er distal und inseriert an der posterolateralen Fläche der proximalen Ulna, auf einer Strecke von etwa
einem Drittel der Gesamtlänge der Ulna [47] (▶ Abb. 1.37).
Der anteriore Rand des Muskels verläuft in Faserrichtung des
lateralen Kollateralbandes. In Streckung verlaufen die Muskelfasern darüber hinaus parallel zu den Fasern des lateralen Trizepskopfs. Der inferiore Seitenast des N. radialis, der den medialen
Bauch des Trizeps versorgt, innerviert über einen Endast den
M. anconeus.
Z
●
Bei Verdacht auf Ruptur der distalen Bizepssehne sollte deren
Integrität durch direkten Zug mit dem untersuchenden Finger
überprüft werden. Der Zug sollte von lateral angebracht werden,
damit man nicht durch den intakten Lacertus fibrosus zu einem
falsch-negativen Untersuchungsergebnis verleitet wird.
Medial und lateral des M. biceps brachii bildet sich ein Sulkus, in
dem die neurovaskulären Bündel geschützt liegen. Der posterolaterale Anteil der Tuberositas radii wird durch die Sehne besetzt,
während weiter anterior eine Bursa die Sehne vom Knochen separiert. Hierdurch wird ein knöcherner Kontakt mit möglicher
mechanischer Reizung des Sehnenansatzes reduziert, wenn sich
die Sehne in voller Pronation um den Radiushals schlingt.
Merke
H
●
Die distale Sehne des M. biceps brachii dient insbesondere beim
ventralen Zugehen auf das Ellenbogengelenk als anatomische
Orientierungshilfe. Lateral der Sehne und medial des M. brachioradialis findet sich der N. radialis.
Unmittelbar lateral der Sehne, ventral des M. brachialis tritt der
N. cutaneus antebrachii lateralis hervor, der aus dem M. musculocutaneus hervorgeht. Medial der Sehne verläuft die A. brachialis
nach distal, die sich auf Höhe des Gelenks in die A. ulnaris und die
A. radialis aufteilt.
Die A. radialis wiederum überkreuzt dann die Bizepssehne und
zieht nach radial in den Unterarm (▶ Abb. 1.40).
Abb. 1.37 Der M. anconeus (Stern) verläuft dorsal zum M. extensor
carpi ulnaris (Kreis). Zwischen den beiden Muskeln liegt eine fettgewebige Trennschicht (Viereck). Diese Trennschicht markiert das
Intervall, das beim Zugehen auf das Ellenbogengelenk verwendet
werden kann.
36
1.1 Chirurgische Anatomie
M. deltoideus
M. subclavius
M. trapezius
M. supraspinatus
M. deltoideus
M. serratus
anterior
M. pectoralis
minor
M. coracobrachialis
M. pectoralis
major
M. pectoralis
major
M. latissimus
dorsi
M. latissimus
dorsi
M. biceps
brachii,
Caput breve
M. biceps
brachii,
Caput breve
M. biceps
brachii,
Ansatzsehne
1
M. pectoralis
minor
M. coracobrachialis
M. biceps
brachii,
Caput
longum
M. subclavius
M. supra- M. serratus
M. trapezius
spinatus anterior
M. teres M. submajor scapularis
M. biceps
brachii,
Caput
longum
M. teres
major
M. subscapularis
M. pronator teres
M. pronator teres
Caput commune
der Flexoren
Caput commune
der Flexoren
M. brachialis
M. brachialis
Aponeurosis musculi
bicipitis brachii,
Lacertus fibrosus
a
M. biceps
brachii,
Ansatzsehne
Aponeurosis musculi
bicipitis brachii,
Lacertus fibrosus
b
Abb. 1.38 Muskeln der rechten Schulter und des rechten Oberarms in der Ansicht von ventral. Ursprungs- und Ansatzflächen sind farblich
hervorgehoben: Ursprung rot, Ansatz blau.
a Ansicht nach Entfernung des knöchernen Brustkorbs. Die Mm. latissimus dorsi und serratus anterior sind bis auf ihre Ansätze entfernt. (Schünke
M, Schulte E, Schumacher U. Prometheus LernAtlas der Anatomie. Band Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem, 3. Aufl. Stuttgart: Thieme;
2012)
b Ansicht nach vollständiger Entfernung der Mm. latissimus dorsi und serratus anterior. (Schünke M, Schulte E, Schumacher U. Prometheus
LernAtlas der Anatomie. Band Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem, 3. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2012)
Musculus brachioradialis
Der M. brachioradialis liegt als oberflächlichster Muskel am radialen distalen Oberarm sowie am radialen Unterarm. Er bildet
das Relief der lateralen Begrenzung der Fossa cubitalis. Er dient
dem N. radialis als Leitmuskel und wird von diesem auch innerviert. Der Muskel entspringt etwa 9 cm proximal des Ellenbogengelenks von der Crista supracondylaris lateralis und zu Teilen
vom Septum intermusculare laterale [96]. Von dort zieht er zum
distalen Radius, um über eine breitflächige Sehne am Processus
styloideus radii zu inserieren.
Er fungiert als eingelenkiger Muskel vornehmlich als Beuger im
Ellenbogengelenk. Zudem kann er aber bei supiniertem Unterarm
pronierend wirken. Er dient dem N. radialis als Leitmuskel, der
zwischen M. brachioradialis und brachialis nach distal zieht
(▶ Abb. 1.41).
Praxistipp
Z
●
Aufgrund seiner Blutversorgung durch mehrere Äste der A. recurrens radialis, die etagenweise in den Muskel abgegeben werden,
ist es möglich, den M. brachioradialis zu mobilisieren und ihn
zur Deckung von Weichteildefekten nach posterolateral zu
schwenken.
37
Anatomie und Biomechanik
Abb. 1.39 M. biceps brachii.
a Der Bizeps brachii (Stern) zieht zentral durch den ventralen Aspekt des Ellenbogengelenks. Bei Verdacht auf Ruptur der distalen Bizepssehne sollte
deren Integrität durch direkten Zug mit dem untersuchenden Finger überprüft werden. Der Zug sollte von lateral angebracht werden, damit man
nicht durch den intakten Lacertus fibrosus (Pfeil) zu einem falsch-negativen Untersuchungsergebnis verleitet wird.
b Die Bizepssehne (Stern) liegt dem M. brachialis (Kreis) unmittelbar auf.
Musculus brachialis
Der M. brachialis entspringt breitflächig an den anterioren unteren zwei Dritteln des Humerus und Teilen des medialen und lateralen Septum intermusculare. Der M. brachialis wirkt als Beuger
im Ellenbogengelenk. Die Innervation erfolgt über den N. musculocutaneus. Auf der Vorderfläche des Muskels verläuft der funktionelle Endast des N. musculocuatenus nach distal in die Fossa
cubitalis, der N. cutaneus lateralis, der den lateralen Unterarm
sensibel versorgt. Lateral des M. brachialis und medial des M. brachioradialis verläuft der N. radialis in Richtung Unterarm. Unmittelbar medial des M. brachialis finden sich die A. brachialis und
der N. medianus im Sulcus bicipitalis medialis (▶ Abb. 1.39).
Cave
G
●
Der M. brachialis ist nach dem M. quadriceps femoris der zweithäufigste Muskel, der im Verlauf nach stumpfen Traumata droht,
eine Myositis ossificans zu entwickeln [27].
Weitere Muskeln mit Funktion
am Ellenbogen
Musculi extensor carpi radialis longus et brevis
Die beiden zweigelenkigen Muskeln entspringen am distalen radialen Humerus.
▶ M. extensor carpi radialis longus. Der M. extensor carpi radialis longus hat seinen Ursprung etwas distal und anterior des
M. brachioradialis an der Crista supracondylaris lateralis. Er inseriert streckseitig an der Basis des Os metacarpale II, nachdem die
Sehne durch das 2. Strecksehnenfach gelaufen ist. Im Handgelenk
fungiert er als Extensor, im Ellenbogen hingegen wirkt er als Beuger, da der von ihm ausgeübte Kraftvektor ventral der Extensions-Flexions-Achse liegt.
Der Muskel wird durch einen motorischen Ast des N. radialis
innerviert, dessen superfizieller Ast zwischen den M. extensor
carpi radialis longus und dem M. brachioradialis nach distal verläuft.
▶ M. extensor carpi radialis brevis. Der M. extensor carpi radialis brevis entspringt ebenfalls am lateralen Humerus, jedoch weiter distal als der M. extensor carpi radialis longus, am Epicondylus humeri lateralis, als der ventralste Muskel des common Ex-
38
1.1 Chirurgische Anatomie
1
Abb. 1.40 Überblick über den ventralen Gelenkaspekt nach Präparation des subkutanen Fettgewebes (Pfeil: N. cutaneus antebrachii
lateralis, Stern: distale Bizepssehne, Kreis: A. brachialis und Begleitvenen, Blitz: N. medianus).
tensor Origin. Der Ursprung wird durch den Muskelbauch der
Mm. brachioradialis und extensor carpi radialis longus überdeckt.
Unmittelbar dorsal entspringt der M. extensor digitorum. Unterhalb des M. extensor carpi radialis brevis findet sich der M. supinator bzw. auf Gelenkniveau die Gelenkkapsel. Der anteriore Anteil des Ursprunges des M. extensor carpi radialis brevis unterhält
sehnige Faserverbindungen zur darunter liegenden Gelenkkapsel
[78].
Abb. 1.41 Der N. radialis (Kreis) befindet sich zwischen dem
M. brachioradialis (Stern) und dem M. brachialis (Viereck) in der Tiefe.
Musculus extensor carpi ulnaris
Der zweiköpfige Muskel entspringt mit einem Anteil vom lateralen Epikondylus des Humerus und mit dem zweiten von der dorsalen Ulnakante. Dorsal des M. extensor ulnaris grenzt unmittelbar der M. anconeus an. Der M. extensor carpi ulnaris führt die
Hand nach ulnar. Die Innervation erfolgt durch den N. radialis.
Praxistipp
Musculus supinator
Der Supinator ist verglichen mit dem M. biceps brachii ein untergeordneter Rotator des Unterarms. Der Muskel weist eine Zweiteilung auf. Es finden sich ein superfizieller und ein profunder
Anteil. Der Muskel entspringt an der lateralen Ulnakante, dem lateralen Epikondylus des Humerus und dem lateralen Kollateralband. Die Insertion erfolgt am Radiushals.
Merke
H
●
Der proximale Rand des superfiziellen Anteils des M. supinator
kann Ursache eines Nervenkompressionssyndroms sein. In dieser
sogenannten Frohse-Arkade kommt es gelegentlich zur Kompression des Ramus profundus des N. radialis. Es kann jedoch auch
am distalen Rand des Muskels beim Austritt des Nervs aus der
Loge zur Irritation kommen.
Z
●
Das Intervall zwischen dem M. extensor carpis ulnaris und dem
M. anconeus kann im Rahmen des posterolateralen Zugangs zum
Ellenbogengelenk verwendet werden, das sogenannte KocherIntervall.
Auf den Punkt gebracht
Anatomie des Ellenbogens
X
●
Knöcherne Anatomie
● 3 Teilgelenke:
○ radiokapitellar,
○ radiohumeral,
○ ulnohumeral.
● Die knöcherne Kongruenz ist wichtig für Gelenkstabilität.
39
Anatomie und Biomechanik
●
●
●
●
●
Der Radiuskopf ist ellipsoid geformt, die lateralen 120° können
als Safe-Zone bezeichnet werden.
Der Processus coronoideus agiert als wichtiger Stabilisator
gegen axiale und posteriore Subluxation der Ulna, aber auch
gegen Varusbelastung.
Der Ulnaschaft weist eine hohe individuelle anatomische Varianz auf.
Die Crista supinatoris dient als knöcherner Ansatz für das LUCL
(→ wichtig bei der Frakturbeurteilung).
Das Tuberculum subliminus fungiert als knöcherner Ansatzpunkt für AML (→ ebenfalls wichtig bei Frakturbeurteilung).
1.2 Biomechanik
G.-P. Brüggemann
1.2.1 Einleitung
Die obere Extremität besteht aus einer kinematischen Kette von
gelenkig verbundenen Segmenten und stellt sich als ein verbundenes System zwischen Schulter, Ellenbogen, Handgelenk und
Hand dar.
Merke
Kapsel-Band-Apparat
● AML: primärer Valgusstabilisator.
● LUCL: nichtisometrisches Band.
● Lig. anulare: nach Möglichkeit immer refixieren/rekonstruieren.
Neuroanatomie
Die präzise Kenntnis ist bei der chirurgischen Therapie von Ellenbogenpathologien essenziell.
● Der N. medianus läuft medial der Bizepssehne und medial sowie
tief zur A. brachialis.
● Auf Gelenkniveau befindet sich der Nerv vor der medialen Hälfte der Trochlea.
● Durch Instillation von Kochsalz in das Ellenbogengelenk bei der
Arthroskopie steigt der Abstand der Nerven zum Knochen, der
Abstand der Nerven zur Gelenkkapsel nimmt aber ab.
● Der M. brachialis trennt die Nn. medianus et radialis auf Gelenkniveau von der Gelenkkapsel.
● Der Ramus profundus n. radialis verläuft zwischen dem tiefen
und oberflächlichen Anteil des M. supinator um den proximalen
Radius.
● Die Rotationsstellung des Unterarms hat Einfluss auf die Lagerverhältnisse des R. profundus.
● Der 1. motorische Ast des N. ulnaris sollte nach Möglickeit bei
Neurolyse bzw. Transposition erhalten bleiben.
●
Muskulatur
● Medial geht die Trizepssehne unmittelbar am Olekranon in die
bindegewebige Verankerung über. Lateral steht die Sehne in
Verbindung mit der oberflächlichen Faszie des M. brachioradialis und geht nach distal in die Faszie des M. anconeus und in die
Unterarmfaszie über.
● Der mediale Trizepskopf kann Ursache von Schnappphänomenen an der Innenseite des Ellenbogens sein, die entsprechend
den Symptomen als N.-ulnaris-Syndrom fehlinterpretiert werden können.
● Der M. anconeus verläuft dorsal zum M. extensor carpi ulnaris.
Zwischen den beiden Muskeln liegt eine fettgewebige Trennschicht. Diese Trennschicht markiert das Intervall, das beim Zugehen auf das Ellenbogengelenk verwendet werden kann.
40
H
●
Innerhalb der gesamten kinematischen Kette der oberen Extremität bildet der Ellenbogen die gelenkige Verbindung zwischen
Oberarm und Unterarm und ist biomechanisch das kritische
Element für die Funktionalität der oberen Extremität.
Anatomisch ist das Ellenbogengelenk ein Gelenk mit nur einer
Gelenkhöhle. Funktionell dagegen sind 2 Bewegungsmechanismen zu unterscheiden: Pronation und Supination im proximalen
Gelenk von Radius und Ulna sowie Flexion und Extension in den
Gelenken von Humerus und Ulna sowie Humerus und Radius.
Als gelenkiges Verbindungsglied koppelt der Ellenbogen 3 Knochen und besteht folglich aus 3 Einzelgelenken:
● dem Humeroulnargelenk (HUG),
● dem Humeroradialgelenk (HRG) und
● dem proximalen Radioulnargelenk (RUG).
Die primären Funktionen dieser 3 Gelenke bestehen in
der Positionierung der Hand im Raum,
● der Bildung eines Drehpols für den Unterarm,
● dem Gestatten eines kraftvollen Griffs und
● der Eröffnung feindosierter Bewegungen für Hand und Handgelenk.
●
Damit ist das Ellenbogengelenk in seiner Gesamtheit das Gelenk
für das Heran- und Wegführen der Hand und hat eine zentrale
Bedeutung für die biomechanische Funktionalität der oberen Extremität.
Eine intakte Mobilität bei gleichzeitiger Stabilität des Ellenbogengelenks stellt eine unbedingte Notwendigkeit für Bewegungsabläufe nicht nur des Alltags, sondern insbesondere bei Arbeit,
körperlicher Aktivität und Sport dar. Der Verlust des Ellenbogens
kann eine signifikante Behinderung verursachen, beeinflusst Aktivitäten des täglichen Lebens, beeinträchtigt Arbeitstätigkeiten
und Freizeitaktivitäten und führt zu einer erheblichen Einschränkung der individuellen Unabhängigkeit [109]. Ein verbessertes
Verständnis der Biomechanik des Ellenbogengelenks wird helfen,
das operative und konservative Management von Defiziten, funktionellen Einschränkungen und Verletzungen zu verbessern.
In dem 1. Teil dieses Kapitels wird knapp auf die Morphologie
und grundlegende Biomechanik des Ellenbogengelenks mit seinen passiven und aktiven Stabilisatoren eingegangen, um im 2.
Teil die Biomechanik des Ellenbogens mit seiner Kinematik, der
Ellenbogenstabilität und der Kraftübertragung durch das Ellenbogengelenk mit seinen 3 Teilgelenken zu diskutieren. Dabei
werden auch Überlegungen und Abschätzungen zu den Gelenk-
1.2 Biomechanik
reaktionskräften, die am Ellenbogengelenk in statischen, aber
auch dynamischen Situationen wirken, angestellt. Letztlich sollen
biomechanische Überbeanspruchungen und mögliche Versagensmechanismen aufbereitet werden.
1.2.2 Morphologie und Biomechanik
des Ellenbogens
Zum Ellenbogen (Cubitus) gehören das distale Ende des Oberarms und das proximale Drittel des Unterarms. Der Komplex des
Ellenbogengelenks umfasst 3 separate Synovialgelenke.
▶ Proximales Radioulnargelenk. Das proximale Radioulnargelenk (PRUG) stellt sich als Radgelenk oder besser als Zapfengelenk
mit zylindrischen Gelenkflächen und 1 Freiheitsgrad dar [50]
und wird durch den Radiuskopf mit einer zylindrischen, knorpelbedeckten Zirkumferenz, der konkaven Fovea articularis radii, die
mit dem Capitulum humeri artikuliert, der Incisura ulnae und
dem Lig. anulare radii gebildet. Biomechanisch ist dem PRUG 1
Freiheitsgrad zuzuordnen.
Passive Strukturen
Distaler Humerus
▶ Humeroulnargelenk. Das humeroulnare Gelenk (HUG) koppelt die Trochlea humeri und die reziprok geformte Incisura
trochlearis der proximalen Ulna. Das HUG stellt ein modifiziertes
Scharniergelenk mit 1 Freiheitsgrad dar.
Der distale Humerus zeigt 2 Kondylen (▶ Abb. 1.42b):
● das lateral angeordneten Capitulum humeri als kugelige Fläche
lateral von der Trochlea und
● die medial anstehende Trochlea humeri.
▶ Humeroradialgelenk. Im Humeroradialgelenk (HRG) artikulieren das Capitulum humeri des distalen Humerus und die Fovea
articularis radii als proximale Fläche des Radiuskopfs. Das HRG ist
biomechanisch ein Kugelgelenk zwischen Humerus und Radius
mit 3 Freiheitsgraden.
Das Capitulum humeri und die Trochlea humeri formen mit ihrer
spulenartigen Gestalt die Gelenkoberflächen für den Radius und
die Ulna. Die eher zentral gelegene Trochlea hat eine hyperbolische, sanduhrförmige Oberfläche, die mit der halbmondförmigen
Incisura trochlearis der Ulna das HUG bildet.
Trochlea
humeri
Humerus
Epicondylus
medialis
Epicondylus
lateralis
Capitulum
humeri
1
Olekranon
HUG
HRG
Caput radii
Trochlea humeri
RUG
Processus
coronoideus
Radius
6°
Capitulum
humeri
Fossa
coronoideus
b
Ulna
Olekranon
a
Incisura
trochlearis
Incisura
radialis
Humerus
Crista
supracondylaris
Collum
radii
Processus
coronoideus
Processus
coronoideus
Tuberositas
ulnae
Radius
HRG
Tuberositas
radii
HUG
Radius
c
Olekranon
Ulna
d
15°
Abb. 1.42 Die knöchernen Strukturen des Ellenbogens.
a Das Ellenbogengelenk von ventral.
b Der distale Aspekt des Humerus mit knöchernen Landmarken und Gleitflächen.
c Das Ellenbogengelenk von lateral.
d Der proximale Aspekt von Radius und Ulna mit knöchernen Landmarken und Gleitflächen.
41
Anatomie und Biomechanik
Die Inciscura trochlearis ist über einen Kreisabschnitt von ca.
300° mit hyalinem Knorpel bedeckt. Das Capitulum humeri ist
kugelartig ausgeformt und nur anterior mit einer dünnen Knorpelschicht abgedeckt [65].
Das Kapitulum ist in der Sagittalebene um 30° nach ventral gekippt (distaler lateraler Humeruswinkel), in der Transversalebene
um ca. 5° einwärts rotiert und in der Frontalebene etwa 6° valgisch geneigt (humeroulnare Gelenkachse) [98].
Der etwas prominentere Epicondylus medialis ist ein Ankerpunkt für die ulnaren Kollateralbänder sowie die Flexions- und
Pronationsmuskeln. Der weniger prominente laterale Epicondylus ist Befestigungspunkt für die lateralen Kollateralbänder und
die Extensoren-Muskelgruppe.
Die prominente Crista supracondylaris lateralis ist dorsalseitig
Ansatz des M. brachioradialis sowie des M. extensor carpi radialis
und dorsal des M. triceps brachii. Ventralseitig nimmt die Fossa
coronoidea den Processus coronoideus und lateral die Fossa radialis den Radiuskopf bei Ellenbogenbeugung auf. In Streckung
führt die Fossa olecrani die Spitze des Olekranons der Ulna.
H
●
Merke
Damit stellen Einlagerungen oder Rückstände in den anterioren
und posterioren Fossae eine nachhaltige Einschränkung der freien
Beweglichkeit des Gelenks dar.
Proximaler Radius
Der proximale Radius besteht aus dem walzenartigen Caput radii,
welches mit seiner mittleren Vertiefung mit dem Capitulum humeri artikuliert und mit der Circumferentia articularis in der Incisura radialis der Ulna rotiert. Distal schließt das Collum radii an,
das mit dem Radiusschaft einen Winkel von ca. 15° bildet [35].
Die Tuberositas radii am distalen Ende der Collum radii ist Ansatz
der Sehne des M. biceps brachii.
Proximale Ulna
Die proximale Ulna stellt die Hauptgelenkfläche des Ellenbogens
dar; dies ist für seine Primärstabilität maßgeblich [70]. Die Ulna
artikuliert mit dem distalen Humerus. Dabei umfasst die Incisura
trochlearis die Trochlea zangenartig mit einem elliptischen Bogen
c
42
Gelenkkapsel und Bänder
Alle 3 Einzelgelenke (HUG, HRG, RUG) des Ellenbogens sind von
einer gemeinsamen Gelenkkapsel umschlossen und besitzen damit eine gemeinsame Gelenkhöhle. Die Synovialhaut entspringt
am Humerus entlang der Knorpel-Knochen-Grenze an der Trochlea und dem Kapitulum. Sie liegt in der Fossa olecrani eng am
Knochen an und ist in der Fossa coronoidea von Bindegewebe unterfüttert. Ab dem Ursprung der Capsula fibrosa bildet sie deren
Innenauskleidung. Am Humerus entspringt die dünne fibröse
Kapsel proximal der beiden Fossae. Die beiden Epikondylen liegen außerhalb der Kapsel.
Das Ellenbogengelenk wird durch 3 straffe Bänder gesichert:
● Lig. collaterale ulnare,
● Lig. collaterale radiale,
● Lig. anulare.
Dabei haben die Kollateralbänder insbesondere die Aufgabe, den
Gelenkflächenkontakt aufrecht zu erhalten.
Merke
H
●
Die Kollateralbänder stellen biomechanisch ein Gurtsystem an
den Seiten des Ellenbogengelenks dar. Die Bänder sind fächerartig ausgebildet und proximal an den Epikondylen etwa in Höhe
der Gelenkdrehachse verankert. Distal inserieren sie an den
Kanten der Incisura trochlearis (▶ Abb. 1.44).
Abb. 1.43 Geometrie des Ellenbogengelenks in
der Ansicht von hinten (hier: linker Ellenbogen).
a In Streckstellung liegen Olekranon, Epicondylus medialis und Epicondylus lateralis auf
einer Geraden.
b In Beugestellung bilden die 3 Knochen ein
gleichschenkliges Dreieck, dessen Basis auf
der Verbindungslinie der beiden Epikondylen
liegt.
c In der Übersicht von medial liegen bei 90°
Beugung der Epicondylus medialis und das
Olekranon auf einer Geraden.
b
a
von etwa 190° [103]. In der Transversalebene ist die Incisura
trochlearis zur Ulnalängenachse um 30° nach posterior geöffnet.
Ventral ist die Ulnazange durch den Processus coronoideus und
dorsal durch das Olekranon limitiert. Dieses bietet zudem den
Ansatz für den M. triceps brachii.
Während bei Ellenbogenstreckung das Olekranon und beide Epikondylen auf einer Geraden liegen, bilden die 3 Knochen in Ellenbogenbeugestellung ein gleichschenkliges Dreieck (▶ Abb. 1.43).
Lateral an den Processus coronoideus schließt sich die Incisura radialis als Gelenkfläche für die Drehung des Radius an. Die in Verlängerung der Incisura radialis befindliche Crista supinatoris ist Ansatz des lateralen ulnaren Kollateralbandes, welches schon aufgrund seiner anatomischen Positionierung gegen Varusstress im
Humeroulnargelenk wirksam ist.
1.2 Biomechanik
Das ulnare Kollateralband (Lig. collaterale mediale) zeigt ein ventrales Hauptband sowie eine dorsale und eine zusätzliche quer
laufende Komponente. Das Band entspringt am Unterrand des
Epicondylus medialis des Oberarmknochens, verbreitet sich fächerartig nach distal und strahlt am Processus coronoideus in die
Ulna ein. Das transversale Band hat seinen Ansatz und seinen Ursprung am medialen Rand der Ulna, ist damit nicht gelenkübergreifend und kann keine stabilisierende Funktion haben.
H
●
Merke
Die Stabilisierung des Ellenbogengelenks erfolgt in maximaler
Beugung oder bei Valgusstress durch das ventrale und posteriore
Band, in Streckung ausschließlich durch die ventralen Anteile des
Ligamentes.
Nach Thomson et al. [109] können unterschiedliche Faseranordnungen zu Zugspannungen des Bandes und damit zu erhöhten
Kompressionskräften im Gelenk führen.
Das laterale Kollateralband (Lig. collaterale laterale) beinhaltet
● das radiale Seitenband,
● das Lig. anulare und
● das laterale ulnare Seitenband.
Das radiale Seitenband verbindet den Epicondylus lateralis und
das Lig. anulare radii. Es gestattet die Drehung des Radius und hat
kaum einen mechanischen Stabilisierungseffekt. Das Lig. anulare
radii zieht nach ventral ringförmig um den Radiuskopf und setzt
dorsal der Incisura trochlearis wieder an. Damit wird der Radiuskopf in der Incisura radialis der Ulna stabilisiert.
Das laterale ulnare Seitenband zieht vom Epicondylus radialis
zur Ulna und inseriert dort mit breiter Basis gemeinsam mit Fasern des Lig. anulare radii.
Das radiale Kollateralband stabilisiert den Ellenbogen gegen
Varusstress und Rotation.
Die passiven Stabilisatoren des Ellenbogens sind in ▶ Abb. 1.44
dargestellt.
Muskeln des Ellenbogengelenks
1
Das Ellenbogengelenk wird von 2 Muskelgruppen (Oberarm- und
Unterarmmuskeln) überspannt. Die Oberarmmuskeln entspringen weit proximal am Humerus oder am Schultergürtel und setzen nahe dem Ellenbogengelenk am Unterarmskelett an. Die gelenküberspannenden Unterarmmuskeln haben ihren Ursprung in
Gelenknähe am Humerus und ziehen bis zum distalen Unterarm
oder zur Hand.
Zu den das Ellenbogengelenk bewegenden Oberarmmuskeln
gehören der M. biceps brachii und der M. brachialis als Beuger sowie der M. triceps brachii als Strecker. Letzterer wird vom M. anconeus in seiner Ellenbogenstreckfunktion unterstützt. Von den
Beugern ist der M. brachialis ausschließlicher Ellenbogenbeuger,
während der M. biceps brachii zusätzlich zur Beugung die Supination des Unterarmskeletts unterstützt.
Eingelenkige Unterarmmuskeln, die eine Bewegung im Ellenbogengelenk generieren, sind der M. brachioradialis und der
M. pronator teres. Letzterer verursacht neben der Ellenbogenbeugung eine Umwendbewegung des Unterarmskeletts.
An der Dorsalseite des Epicondylus lateralis humeri entspringt
auch ein Teil des M. supinator. Er setzt proximal am Radius an,
hat aber nahezu keine mechanische Wirkung auf das Ellenbogengelenk.
Zusätzlich zu den eingelenkigen Unterarmmuskeln sind die
zweigelenkigen Muskeln aufzuführen, die im Ellenbogengelenk
beugen und dazu Bewegungen der Hand bewirken. Ihre biomechanische Wirksamkeit für das Ellenbogengelenk ist allerdings
begrenzt.
lateral
medial
Humerus
Lig. collaterale
ulnare anterior
Lig. anulare radii
Humerus
Lig. anulare radii
Radius
Radius
Lig. collaterale
ulnare posterior
Olekranon
a
Lig. collaterale radii
Olekranon
Ulna
Ulna
b
Lig. collaterale
ulnare transversus
Abb. 1.44 Passive Stabilisatoren des Ellenbogens (hier: rechter Ellenbogen).
a Ansicht von lateral.
b Ansicht von medial.
43
Anatomie und Biomechanik
1.2.3 Kinematik und
Bewegungsumfang
Merke
Das Ellenbogengelenk erlaubt grundsätzliche Bewegungen
mit 2 Freiheitsgraden:
● die Flexion-Extension und
● die Pronation-Supination.
Merke
H
●
Die humeroulnaren (HUG) und humeroradialen (HRG) Gelenke
gestatten gemeinsam die Flexion und Extension und machen den
Ellenbogen zu einem uniaxialen Scharniergelenk. Dieses Scharniergelenk folgt jedoch keiner festen Drehachse, wobei die humeroulnare Gelenkachse mit zunehmender Beugestellung nach
ventral wandert. Die Rotationsachse verläuft durch das Zentrum
eines Bogens, der von Capitulum humeri und Incisura humeri gebildet wird [70].
Das proximale radioulnare Gelenk erlaubt ausschließlich die
Unterarmrotation (Pronation und Supination) und ist als ein trochoidales Gelenk zu klassifizieren.
Merke
H
●
Damit stellt der Ellenbogen biomechanisch ein zusammengesetztes trochoidales Scharniergelenk dar.
Das humeroradiale Gelenk (HRG) ist anatomisch ein Kugelgelenk
wie etwa das Glenohumeralgelenk der Schulter. Es erlaubt aber
nicht die von dieser Konfiguration erwartete globale Bewegung;
durch die enge Verbindung mit den humeroulnaren und radioulnaren Gelenken ist die Bewegung auf Drehungen um 2 Achsen
und damit 2 Freiheitsgrade beschränkt.
Flexion und Extension
Flexion und Extension des Ellenbogens werden durch das humeroulnare (HUG) und das humeroradiale (HRG) Gelenk erreicht.
Der maximal mögliche Bewegungsumfang von Flexion und Extension kann über die geometrischen Charakteristika der beteiligten knöchernen Strukturen und den Anteil der Überdeckung
der Gelenkfläche abgeschätzt werden. Der Winkelbereich der Gelenkfläche der Trochlea des Humerus beträgt 330°, während der
der Incisura trochlearis der Ulna ca. 190° ausmacht. Die Differenz
von 140° bestimmt das Bewegungsausmaß des Ellenbogens für
die Flexion-Extension.
Gleichzeitig finden sich 140° Differenz zwischen dem Kreisabschnitt der Gelenkfläche des Capitulum humeri (180°) und
dem des proximalen Radiuskopfes (40°).
Biomechanische Untersuchungen bestätigen diese Abschätzung
des Bewegungsumfangs und berichten ein normales -Bewegungsausmaß für Flexion-Extension des Ellenbogens von 140°–
146° [55].
44
H
●
Das normale Bewegungsausmaß des Ellenbogens reicht danach
von 0° bei Extension bzw. leichter Überstreckung bis zu nahezu
150° Flexion, wobei für den alltäglichen Gebrauch ein Bewegungsausmaß zwischen 30° und 130° Flexion ausreichend ist.
Morrey [59] leitete daraus die sog. 100°-Regel des funktionellen
Bewegungsumfangs des Ellenbogengelenks ab.
Die Limitation des passiven Bewegungsausmaßes ist primär
durch den knöchernen Kontakt des Radiuskopfs in der Fossa radialis, den Processus coronoideus in der Fossa coronoidea, das
Olecranon in der Fossa olecrani sowie die Gelenkkapsel und den
M. triceps bachii gegeben.
Die aktive Flexion des Ellenbogens kann im Mittel mit einem
Bewegungsumfang von 0°–142° beschrieben werden. West [108]
demonstrierte an 517 Ellenbogen, dass 25 % der untersuchten Gelenke eine Hyperextension von 5° und mehr zeigen und mehr als
90 % eine maximale aktive Beugung zwischen 140 und 150° aufweisen. Die passive Ellenbogenbeugung vergrößert den Bewegungsumfang auf bis zu 146° [22]. Die aktive Bewegung wird
durch die Weichteile zwischen Humerus und Unterarm eingeschränkt, wodurch der Bewegungsumfang bei relaxierter Muskulatur größer zu erwarten ist.
Praxistipp
Z
●
In verschieden Studien konnte kein systematischer und signifikanter Unterschied im Bewegungsumfang im Seitenvergleich festgestellt werden, sodass Einschränkungen des Bewegungsumfangs
des verletzen Ellenbogens im Vergleich zum nicht verletzten Arm
bestimmt werden können.
Der Körperbau dagegen scheint einen Einfluss auf den Bewegungsumfang zu haben, wobei schlanke Personen einen um etwa
10° größeren Beugewinkel aufweisen als muskuläre oder auch
eher adipöse Individuen.
Übereinstimmend wird berichtet, dass der Bewegungsumfang
des Ellenbogengelenks mit zunehmendem Alter abnimmt, wobei
Kinder im Mittel eine Hyperextension von 5° zeigen. Nach der 4.
Lebensdekade findet sich eine Reduktion der Ellenbogenbeugung
um mehrere Grade; deutlich größere Einschränkungen der Extension werden nach der 6. Lebensdekade beschrieben. Schließlich hat das Geschlecht einen Einfluss auf die Beweglichkeit des
Ellenbogens. Frauen weisen eine um 5°–8° vergrößerte Hyperextension in Relation zu einem männlichen Vergleichskollektiv
auf [7].
Die Lage der Rotationsachse für die Flexion-Extension des Ellenbogens wurde von verschiedenen Gruppen mit unterschiedlichen methodischen Zugängen untersucht. Morrey und Chao [76]
berichten, dass die Drehachse durch die Mitte der Trochlea verläuft und den Winkel, der durch die Längenachsen von Humerus
und Ulna gebildet wird, halbiert.
Weiterhin wird eine Variation der momentanen Drehachse bei
Flexion und Extension von 2–3 mm beschrieben. London [56] beschreibt, dass die Flexions-Extensions-Achse des Ellenbogens das
Zentrum von konzentrischen Kreisen passiert, die durch den Boden bzw. die Basis des Sulcus trochlearis und die Peripherie des
1.2 Biomechanik
Flexion–Extension und Tragewinkel
Merke
H
●
Bei Erwachsenen beträgt der Tragewinkel 10°–15° bei Extension
und ist im Mittel bei Frauen um 4°–5° größer als bei Männern.
Die valgische Gelenkausrichtung ergibt sich durch die distale Extension der Trochlea. Diese geometrische Besonderheit wird
beim Capitulum humeri nicht beobachtet. Zudem ist die Trochlea
asymmetrisch mit einer nach distal ausgedehnten Außenlippe
und einer unauffälligen inneren Lippe. Morrey u. Chao [73] demonstrierten, dass sich als Resultat dieser Asymmetrie der Tragewinkel von 11° Valgus zu 6° Varus bei der Beugung des Ellenbogens von 0° auf 120° verändert.
Der Tragewinkel ist maximal bei Ellenbogenextension und
zeigt durch die in Bezug zum Humerus schräg angeordnete Drehachse des Humeroulnargelenks (HUG) etwa eine Halbierung von
Extension zur maximalen Beugung.
Van Roy et al. [113] finden eine strenge Abhängigkeit des Tragewinkels vom Flexionsausmaß mit bis zu einer 8-fachen Erhöhung des Tragewinkels von 120° Beugung bis maximaler Extension. Auch wird von signifikant größeren Tragewinkeln bei Extension bei Frauen berichtet (▶ Abb. 1.45).
Merke
15°
Frauen
Männer
10°
5°
H
●
Mit voll gestrecktem Ellenbogengelenk und vollständig supiniertem Unterarm schneiden sich die Längsachsen von Humerus und
Ulna im Normalfall mit einem Valguswinkel, der auch als Tragewinkel bezeichnet wird.
Merke
1
Tragewinkel
Capitulum humeri beschrieben werden. London bemerkt weiterhin, dass die Bewegung der Gelenkoberfläche bei Flexion-Extension prinzipiell eine Gleitbewegung darstellt; erst in den finalen
5°–10° wird sowohl bei Extension als auch bei Flexion das Gleiten
zum Rollen. Das Rollen am Ende der Flexion tritt auf, wenn der
Processus coronoideus der Ulna mit dem Boden der Fossa coronoidalis des Humerus in Kontakt kommt. Im finalen Stadium der
Extension findet das Olekranon der Ulna unmittelbaren Kontakt
mit dem Boden der Fossa olecrani des Humerus.
H
●
Bemerkenswerterweise konnte gezeigt werden, dass der Tragewinkel am dominanten Arm um 10°–15° größer sein kann als am
nicht dominanten Arm und dass sich der Tragewinkel beim Tragen schwerer Lasten vergrößert. Weiterhin scheint der Tragewinkel vom allgemeinen Körperbau abzuhängen, wobei schwere
Menschen einen vergrößerten Tragewinkel aufweisen.
Eine Zu- oder Abnahme des Tragewinkels über das genannte physiologische Maß hinaus kann mit einer zunehmenden Instabilität
in Verbindung gebracht werden [88].
Unter Verwendung der sogenannten momentanen Schraubenachse (instanteneous Screw Axis) zeigten Ericson et al. [34], dass
die momentanen Achsen von Humerus und Ulna nahezu parallel
0°
– 5°
30°
60°
90°
120°
Ellenbogen Flexion
Abb. 1.45 Tragewinkel als Funktion der Beugung.
sind und sich in einer kleinen Zone im Zentrum der Trochlea
schneiden.
Aus diesem Grunde kann aus pragmatischen Gründen (etwa
bei der Prothesenversorgung) angenommen werden, dass das Ellenbogengelenk als Scharniergelenk unter definierten Lasten
agiert. Die Orientierung der Gelenkachse ist jedoch nicht senkrecht zur Sagittalebene des Humerus; sie ist im Mittel um etwa
die Hälfte des Tragewinkels abduziert [6].
Pronation und Supination
Bei Pronation und Supination rotiert der Unterarm um seine Längenachse, die durch das Zentrum des Radiuskopfs und dem Mittelpunkt der distalen ulnaren Gelenkfläche verläuft. Damit liegt
diese Achse schräg zu der Längenachse von Radius und Ulna.
Pronation und Supination beziehen das humeroradiale Gelenk
(HRG) und das proximale radioulnare Gelenk (PRUG) mit ein.
● Bei Pronation zeigt die Handfläche nach posterior, wenn der Ellenbogen ausgestreckt ist, und abwärts, wenn der Ellenbogen
auf 90° gebeugt wird.
● In Supination zeigt die Handfläche nach anterior, wenn der Ellenbogen gestreckt ist, und aufwärts, wenn der Ellenbogen eine
Beugung von 90° aufweist.
Carret et al. [22] untersuchten das Rotationszentrum an den proximalen und distalen Radioulnargelenken bei unterschiedlichen
Pronations- und Supinationsstellungen des Unterarms. Die Ergebnisse zeigen eine hohe Individualität des momentanen proximalen Drehzentrums bei großen Differenzen in der geometrischen Form des Radiuskopfs.
Arbeiten zum Bewegungsumfang für Pronation und Supination
bei normalen Kontrollen finden extrem unterschiedliche Ergebnisse:
● Steindler [105] berichtet von einem Bewegungsumfang von
120°–140°.
● Wagner [114] spricht für die Supination von einer mittleren
Ausprägung von 88° und für die Pronation von 71°.
● Morrey et al. [76] konnten bei gesunden Normalpersonen die
Pronation im Mittel mit 68° und die Supination mit 74° messen.
45
Anatomie und Biomechanik
Funktionelle Bewegungsumfänge
des Ellenbogengelenks
Praxistipp
Merke
Z
●
Die meisten Aktivitäten des täglichen Lebens können mit einem
deutlich begrenzteren Umfang der Ellenbogenbewegung als
140°–146° für die Flexion–Extension und 142° Bewegungsumfang
für die Pronation–Supination absolviert werden.
Verschiedene Autoren berichten Gelenkwinkelbewegungen und
Bewegungsumfänge des Ellenbogengelenks bei Tätigkeiten des
täglichen Lebens. Die meisten Aktivitäten des täglichen Lebens,
wie etwa „das Ausgießen aus einer Kanne“, „das Schneiden mit
einem Messer“, „das Zum-Mund-Führen einer Gabel“, „die Benutzung des Telefons“ oder „das Öffnen einer Tür“ [72], zeigen Unterarmrotationen von < 100° (bei einem Bewegungsumfang von
50° Pronation bis 50° Supination) und etwa 100° Ellenbogenbeugung (mit einem Bewegungsausmaß von 30°–130°).
Praxistipp
Z
●
Patienten mit eingeschränkter Ellenbogenbewegung nutzen
kompensatorisch die Schulterabduktion und Rotation sowie die
Rumpfflexion und -drehung oder auch die Bewegungsmöglichkeiten des Kopfes [24], [48].
Im Sport, wie etwa bei Wurfbewegungen, können z. T. erheblich
vergrößerte Bewegungsausmaße beobachtet werden. Bei speziellen Formen des Werfens und des Schlagens mit einem Racket
(z. B. bei der Vorhand im Tennis) findet sich ein extremer Valgus
des Ellenbogens verbunden mit externen varisierenden Drehmomenten von bis zu 50 Nm [38]. Bei manchen Aktivitäten ist ein
extremes Bewegungsausmaß für die Rotation von bis zu 180°
(z. B. bei Riesenfelgen im Ellgriff beim Reckturnen) zur Bewegungsdurchführung zwingend notwendig.
Stabilisierung des Ellenbogens
Knöcherne Strukturen
Im Unterschied zur Schulter zeigt der Ellenbogenkomplex schon
an sich eine deutliche Stabilität aufgrund des Ineinandergreifens
der artikulierenden Gelenkpartner. Den größten Anteil der knöchernen Gelenkführung gestattet das Gelenk von Humerus und
der Incisura trochlearis der Ulna [101]. Der Processus coronoideus stellt dabei den wichtigsten Block gegen die posteriore Verschiebung bei Ellenbogenflexion dar. Das Humeroradialgelenk
(HRG) generiert deutlichen Widerstand gegen den Valgusstress
des Ellenbogens und verhindert die posteriore Dislokation bei
Beugewinkeln von mehr als 90°. Das proximale Radioulnargelenk
(RUG) vergrößert kaum die Ellenbogenstabilität, eröffnet jedoch
die Unterarmpronation und -supination.
Weichteile
Ligamentäre Strukturen
Die Weichteilstabilität ist durch die ligamentären Strukturen um
das Ellenbogengelenk gegeben.
46
H
●
Die wichtigsten Stabilisatoren sind dabei das mediale und laterale
Kollateralband (MCL, LCL). Das MCL stellt den stärksten Stabilisator gegen einen Valgusstress dar.
Das Band besteht aus 2 Teilen:
dem anterioren schrägen Band, das bei Extension straff ist, und
● dem posterioren Schrägband, das in Beugung gespannt ist; dabei stellt das anteriore Schrägband die wichtigere stabilisierende Komponente dar [101].
●
Das laterale Kollateralband setzt sich aus 3 Anteilen zusammen,
von denen keines am Radius ansetzt. Das Lig. anulare setzt an der
dorsalen und ventralen Incisura radialis ulnae an und umschließt
den Radiuskopf im PRUG. Das radiale Kollateralband /RCL) hat
seinen Ursprung an der lateralen Epikondyle des distalen Humerus, haftet am anularen Band und ist nicht unmittelbar mit dem
Knochen verbunden. Das laterale ulnare Kollateralband (LUCL) ist
inkonstant in seiner Ausprägung. Es entspringt ebenfalls dem lateralen Epikondylus und inseriert an der Crista supinatoria ulnae.
Dieses Band ist der wesentliche Stabilisator gegen eine posterolaterale Rotationsinstabilität.
Pauly et al. [89] konnten zeigen, dass der M. anconeus (am lateralen Aspekt des Ellenbogens) zusätzliche Stabilität gegen Varusstress gestattet.
▶ Grenzlasten. Das anteriore Band des MCL zeigt sich als das
stabilste Ligament mit einer Grenzlast von 261±71 N, während
das posteriore Band bis 159±40 N belastbar ist. Das laterale Kollateralband erreicht Grenzlasten von insgesamt ca. 233 ±116 N bei
einer relativ niedrigen Steifigkeit [93].
Membrana interossea
Einen zusätzlichen Weichteilstabilisator stellt die Membrana interossea zwischen den Schäften von Radius und Ulna dar. Die Fasern verlaufen schräg abwärts nach medial (vom Radius zur Ulna). Das interossäre Ligament schützt vor Separation oder Migration von Radius und Ulna und trägt damit auch zum Transfer von
Axialkräften vom Radius zur Ulna bei.
Auf die Stabilisierung des Ellenbogens wird in den Kapiteln 5.5
und 5.6 detailliert eingegangen.
1.2.4 Kinetik
Muskelkräfte
Die Ellenbogenbewegungen in Form von Flexion und Extension
sowie Pronation und Supination sind das Resultat der Gewichtsund Trägheitskräfte des Unterarms und der Hand sowie insbesondere der Kräfte der das Gelenk umgebenden Muskeln. Jede
Bewegung des Ellenbogengelenks ist dabei das Resultat der Kraftwirkung von mehr als einem Muskel. Zudem sind einige Muskeln
an mehr als einer spezifischen Bewegung beteiligt.
Die Mehrzahl der Muskeln, die in die Funktion und Stabilität
des Ellenbogengelenks involviert sind, hat ihren Ursprung am
Humerus und inseriert entweder an der Ulna oder am Radius.
1.2 Biomechanik
Zu den humeroradialen Muskeln gehören
● M. biceps brachii,
● M. brachoradialis und
● M. pronator teres.
Kraft bei Flexion
Die humeroulnaren Muskeln beinhalten
M. brachialis,
● M. triceps brachii und
● M. anconeus.
●
Zu einer radioulnaren Gruppe gehören
M. supinator und
● M. pronator quadratus.
Muskelaktion bei Extension
●
Zwei weitere, für die Ellenbogenbewegung wichtige Muskeln, inserieren an Hand und Handgelenk:
● Der M. extensor carpi radialis mit Ursprung am distalen Humerus inseriert dorsal an der Hand.
● Der M. flexor carpi radialis mit Ursprung an der proximalen Ulna inseriert volar am Handgelenk.
Muskelaktion bei Flexion
▶ Musculus brachialis. Der primäre Flexor des Ellenbogens ist
der M. brachialis, der am anterioren Aspekt des Humerus entspringt und zum anterioren Aspekt der proximalen Ulna zieht.
Bereits 1957 beschreiben Basmajan u. Lafif [15] seine Funktion
als Ellenbogenflexor unabhängig von der Position des Unterarms
und nennen ihn das „Arbeitstier“ des Ellenbogengelenks.
▶ Musculus biceps brachii. Der M. biceps brachii, welcher mit
seiner lange Sehne vom Tuberculum supraglenoidale und seiner
kurzen Kopfsehne vom Processus coracoideus der Skapula zur Tuberositas bicipitalis des Radius zieht, ist bei Flexion des Ellenbogengelenks nur bei supinierter oder neutraler Lage des Unterarms aktiv.
▶ Musculus brachioradialis. Der M. brachioradialis mit Ursprung am lateralen Humerus und Ansatz am distalen lateralen
Aspekt des Radius nahe des radialen Styloids konnte als aktiv bei
schnellen Beugebewegungen des Unterarms oder beim Heben
einer Last bei langsamer Flexion beobachtet werden.
An et al. [10] bestimmten die Muskelvolumen mittels serieller
Querschnittsbestimmungen der Muskelbäuche und leiten daraus
die Arbeitskapazität der einzelnen Muskeln ab.
Merke
1
Maximale Beugekräfte finden sich bei einem Beugewinkel des Ellenbogens von etwa 60°. Bei kleineren oder größeren Flexionswinkeln nimmt die Kraft ab.
Hunsicker [46] beschreibt isometrische Beugemomente am Ellenbogen von 55 Nm bei 0° Beugung, 80 Nm bei 60° und 65 Nm
bei 120° Flexion. Frauen erreichen etwa 55 % der Beugekräfte von
Männern. Bei Pronation des Unterarms reduziert sich die maximale Flexionskraft um ca. 22 % [90].
H
●
Die Mm. brachialis, biceps brachii, brachoradialis und extensor
carpi radialis zeigen sich als die Hauptflexoren des Ellenbogens,
wobei dem M. brachialis das größte Arbeits- bzw. Kraftpotenzial
für die Ellenbogenbeugung zugewiesen werden kann.
Aufgrund der optimalen Muskellänge erzeugen gesunde Probanden die maximale isometrische Beugekraft bei einem Flexionswinkel von etwa 65°, wobei die maximale Beugekraft in Supination oder Neutralstellung des Unterarms generiert wird. Die geringste Beugekraft findet sich in Pronation.
▶ Musculus triceps brachii. Der primäre Ellenbogenstrecker ist
der M. triceps brachii mit seinen 3 Köpfen. Der lange Kopf des
M. triceps brachii hat seinen Ursprung am inferioren Aspekt des
Glenoids der Skapula, der mediale und laterale Kopf sind am posterioren Humerus fixiert. Die 3 Köpfe formen eine gemeinsame
Sehne mit Insertion am Processus olecrani der Ulna. Der mediale
Kopf des M. triceps brachii erscheint als primärer Strecker des Ellenbogengelenks, während die beiden anderen Teile eine Art Reserve für die Extension darstellen [13]. Diese Hilfsfunktion kann
zumindest für den langen Kopf des Trizeps biomechanisch über
die Lage seines Ursprungs am Glenoid der Skapula begründet
werden.
▶ Musculus anconeus. Ebenfalls bei Extension des Ellenbogengelenks aktiv ist der M. anconeus, der vom posterolateralen
Aspekt des distalen Humerus zum posterolateralen Aspekt der
proximalen Ulna zieht. Der M. anconeus ist aktiv bei der Initiierung und Weiterführung der Ellenbogenextension und bei der
Stabilisierung des Ellenbogens bei Gesamtbewegungen der oberen Extremität, insbesondere zum Balancieren von externen Varuskräften (Drehmomenten).
Andere Muskeln am Ellenbogen wie etwa Mm. biceps brachii,
brachioradialis und triceps brachii nehmen an solchen Stabilisierungsaufgaben teil, auch wenn sie nicht für die primäre Aufgaben
benötigt werden. Aus diesen Beobachtungen ist abzuleiten, dass
der Ellenbogen zusätzliche Stabilisierung durch die Antagonisten
benötigt, wodurch aufgrund der zusätzlichen Muskelkräfte die
intraartikuläre Gelenkkraft deutlich zunimmt.
Merke
H
●
Der M. triceps hat das größte Arbeitspotential und damit Kraftpotenzial für die Ellenbogenextension. Die höchste Streckkraft
bzw. das höchste Muskelkraftmoment wird bei ca. 90° Ellenbogenbeugung generiert.
Kraft bei Extension
Die maximale Extensionskraft (Muskelkraftmoment) von etwa
75 Nm tritt bei 60° Ellenbogenbeugung auf. Die Pronations-Supination-Positionierung des Unterarms hat nur einen marginalen
Einfluss auf die Extensionskraft und das Extensionsmoment.
47
Anatomie und Biomechanik
Muskelaktion bei Pronation
▶ Musculi pronator quadratus und pronator teres. Die Mm.
pronator quadratus und pronator teres sind für die Pronation des
Unterarms verantwortlich. Der M. pronator quadratus hat seinen
Ursprung am volaren Aspekt der distalen Ulna und inseriert am
distalen und lateralen Aspekt des supinierten Radius. Der M. pronator teres ist eher proximal lokalisiert und zieht vom medialen
Epikondylus des Humerus zum lateralen Aspekt des supinierten
Radius und inseriert etwa in der Mitte des Radiusschaftes.
Elektromyografische Untersuchungen weisen den M. pronator
quadratus als den primären Pronator des Unterarms unabhängig
von der Lage des Unterarms oder der Ellenbogenflexion aus. Der
M. pronator teres wird als sekundärer Pronator verstanden und
zeigt insbesondere bei schneller und kraftvoller Pronation erhöhte Aktivität. Bemerkenswerterweise zeigt sich die Aktivität des
Pronator teres unabhängig von der Ellenbogenbeugung, obwohl
seine Muskellänge sehr wohl von der Flexion im Ellenbogengelenk abhängt.
Muskelaktion bei Supination
▶ Musculi supinator und biceps brachii. Für die Supination des
Unterarms sind der M. supinator und der M. biceps brachii verantwortlich. Der Supinator zieht vom lateralen Epikondylus des
Humerus und dem proximalem lateralen Aspekt der Ulna zum
anterioren Aspekt des supinierten proximalen Radius. Ursprung
und Ansatz des M. biceps brachii wurden bereits oben beschrieben.
Der M. supinator ist der primäre Supinator des Unterarms. Die
langsame Supination erscheint als eine unabhängige Aktion des
M. supinator und ist unabhängig von der Position des Ellenbogengelenks. Bei schneller und vor allem kräftiger Supination gegen Last wird unabhängig von der Ellenbogenflexion der M. biceps brachii zugeschaltet. Um seine Wirkung als Ellenbogenflexor
auszuschalten bzw. zu kompensieren, müssen die Ellenbogenextensoren (Mm. triceps und anconeus) aktiviert werden [13].
Kraft bei Unterarmrotation
Die größte Kraft bzw. das größte Muskelkraftmoment findet sich
sowohl für die Pronation als auch für die Supination bei einem
Ellenbogenbeugewinkel von 90°. Das Pronationsmoment ist aufgrund der Dehnung der Pronatoren bei Supination des Unterarms
am größten. Bei 60° Pronation ist das Muskelkraftmoment für die
Pronation nur etwa 2 Nm, bei 60° Supination dagegen beträgt
das Pronationsmoment nahezu 10 Nm.
Praxistipp
Z
●
Knochen und kraftübertragenden Gelenkflächen (▶ Tab. 1.1) bestimmt werden, zeigt sich, dass die Strukturen des Ellenbogengelenks in ähnlicher Höhe beansprucht werden wie die der unteren
Extremität.
Tab. 1.1 Die kraftübertragenden Gelenkflächen am Ellenbogen [92].
Gelenk
Kraftübertragende Gelenkfläche
Humeroradialgelenk (HRG)
< 100 mm2
Humeroulnargelenk (HUG)
100–200 mm2
Radioulnargelenk (PRUG)
< 50 mm2
Daraus leitet sich ab, dass die lastübernehmenden Strukturen
wie Sehnen und Bänder der oberen Extremität ähnliche Materialeigenschaften haben wie die der unteren Extremität. Wie bei der
unteren Extremität haben die am Ellenbogen angreifenden äußeren Kräfte große Hebelarme bei sehr kleinem Kraftarm der Muskulatur. Zwangsläufig müssen die Muskelkräfte um ein Vielfaches
größer sein als die wirkenden äußeren Kräfte.
Ein weiterer wichtiger Faktor ergibt sich aus der notwendigen
muskulären Stabilisation des Ellenbogengelenks durch Kokontraktion von Agonisten und Antagonisten. Beide Aspekte sind die
Ursache für die hohen resultierenden Gelenkkräfte im Ellenbogen.
Resultierende Gelenkkräfte bei Flexion
Da eine große Anzahl von Muskeln an der Generierung von Flexion und Extension des Ellenbogengelenks beteiligt sind, sind zumindest im ersten Schritt zur Bestimmung der intraartikulären
Kräfte oder der resultierenden Gelenkreaktionskräfte einige vereinfachende Annahmen zu machen.
Im statischen Lastfall erlaubt die zweidimensionale Analyse
der freigeschnittenen Segmente von Unterarm und Hand die vereinfachte Bestimmung der Gelenkreaktionskraft bei Ellenbogenbeugung mit und ohne Zusatzlast in der Hand. Die 3 wichtigsten
am Ellenbogengelenk wirkenden Kräfte können unter Verwendung der Kräfte- und Drehmomentengleichgewichte bestimmt
werden. Dazu sei der Ellenbogen 90° gebeugt. Es wird angenommen, dass die dominanten Ellenbogenflexoren die Mm. brachialis
FM
FJ
FGG
Als Anhaltspunkt für ein normales Supinations- und Pronationsmoment bei einem Ellenbogenwinkel von 90° sind Werte von
ca. 6 Nm festzuhalten.
FG
5 cm
13 cm
Gelenkkräfte
Obwohl die obere Extremität im Allgemeinen als nicht lasttragend eingestuft wird, bedeutet dies nicht, dass das Ellenbogengelenk nicht stark und intensiv belastet wird. Wenn die am Ellenbogen wirkenden Kräfte berechnet und ihre Effekte auf die kleinen
48
30 cm
Abb. 1.46 Reaktionskraft am Ellenbogengelenk bei Flexion mit
und ohne Last in der Hand (s. a. Text) (FG = Gewichtskraft,
FGG = Gewichtskraft eines in der Hand gehaltenen Gewichtes,
FJ = Gelenkreaktionskraft auf der Fossa trochlea, FM = Muskelkraft).
1.2 Biomechanik
Humerus
Ulna
Radius
145°
0°
120°
30°
Abb. 1.47 Lastverteilung im Ellenbogengelenk.
Angriffspunkt, Richtung und Größe der Gelenkkontaktkraft an Humerus, Ulna und Radius sind
abhängig vom Flexionswinkel des Ellenbogengelenks [3].
1
90° 60°
120°
145°
90°
60°
0°
5000 N
30°
und biceps brachii sind, und dass die von den Muskeln generierte
Kraft über deren Sehnen senkrecht zur Längenachse des Unterarms wirken.
Die Muskelkraft (FM) wirkt am Drehpol des Ellenbogengelenks
mit einem Hebelarm von etwa 5 cm. Die Masse des Unterarms
(inklusive Hand) beträgt etwa 2 kg, was einer Gewichtskraft (FG)
von ca. 20 N entspricht. Der Schwerpunkt des Unterarms hat einen angenommenen Abstand vom Rotationszentrum des Ellenbogengelenks von 13 cm. Die Gewichtskraft (FGG) eines in der
Hand gehaltenen Gewichtes wirkt am Ellenbogengelenk mit
einem Hebel von 30 cm ([79]; ▶ Abb. 1.46).
Die Muskelkraft, die notwendig ist, um das Ellenbogengelenk
in der Beugestellung zu belassen, berechnet sich über das Gleichgewicht der um das Ellenbogengelenk wirkenden Drehmomente.
Die Gleichgewichtsgleichung für die Kräfte wird dann verwendet,
um die Gelenkreaktionskraft auf der Incisura trochlearis (FJ) zu
berechnen. Befindet sich kein Gegenstand in der Hand und muss
nur die Gewichtskraft des Unterarms überwunden werden, beträgt die berechnete Muskelkraft 52 N, und die Gelenkkraft wird
mit 32 N (Kompression) bestimmt. Soll nun ein Körper mit einer
Masse von 2,5 kg (Gewichtskraft ca. 25 N) in der Hand (Abstand
zum Gelenkzentrum des Ellenbogengelenks 30 cm) gehalten werden, steigt die notwendige Muskelkraft auf 202 N, und die resultierende Gelenkreaktionskraft verfünffacht sich auf 157 N.
Merke
H
●
Kleine Zusatzgewichte oder Zusatzlasten erhöhen somit dramatisch die Gelenkreaktionskräfte im Ellenbogengelenk.
Die Muskelkräfte bei Flexion führen zu einer resultierenden Kraft
im Ellenbogen, die sich mit ihrem Kraftangriffspunkt um das
Ende des Humerus bewegt. Die resultierende Kraft wirkt bei Extension am distalen Aspekt des Humerus und bis ca. um 60° von
der Längenachse des Humerus versetzt bei 90° Flexion. Bei Berücksichtigung der antagonistischen Stabilisation des Ellenbogens bei Flexion können die resultierenden Gelenkkräfte beim
Anheben einer Last von 250 N Amplituden von bis zu 3.000 N
ausmachen und damit Werte des bis zu Vierfachen des Körpergewichts annehmen. Die am Humerus wirkenden Kräfte finden
ihre Reaktionskräfte an Radius und Ulna, und zwar in distaler
und posteriorer Richtung. Daraus ergibt sich ein Krafteintrag an
der Basis des Koronoids und an der posterioren Lippe des Radiuskopfs (▶ Abb. 1.47).
5 cm
13 cm
FG
FJ
FM
Abb. 1.48 Reaktionskraft am Ellenbogengelenk bei Extension mit und
ohne Last in der Hand (FG = Gewichtskraft, FJ = Gelenkreaktionskraft
auf der Fossa trochlea, FM = Muskelkraft) [79].
Dieses Kräftespiel, streng abhängig von der Ellenbogenflexionsstellung, ist für das Verständnis von Versagensmechanismen, aber auch für die Balancierung der Kräfte von Radius und
Ulna bei Radiuskopfersatz von zentraler Bedeutung.
Resultierende Gelenkkräfte bei Extension
Auch für die Ellenbogenextension können entsprechende Abschätzungen der resultierenden Gelenkreaktionskraft durchgeführt werden. Im Beispiel in ▶ Abb. 1.48 wird der Ellenbogen
auf 90° gebeugt und mit horizontalem Unterarm über dem Kopf
gehalten. In dieser Position ist eine Aktion der Ellenbogenextensoren notwendig, um die Gewichtskraft des Unterarms zu kompensieren, welche den Ellenbogen in die Flexion zwingt.
Es wird angenommen, dass der M. triceps der dominante Extensor ist und dass seine Kraft über die Sehne senkrecht zur Längenachse des Unterarms wirkt. Unter Nutzung der Gleichgewichtsbedingungen wird zunächst die notwendige Muskelkraft
des M. triceps brachii mit 67 N und die resultierende Gelenkreaktionskraft in der Incisura trochlearis mit 107 N bestimmt.
Die Muskelkraft des Extensormuskels ist deutlich höher als die
des Flexormuskels, was auf den kleineren Hebel der Extensoren
als den der Flexoren zurückgeführt werden kann. Die Gelenkkraft
zeigt sich bei Extension um das 3-Fache gegenüber der Flexion
erhöht. Auch dieses Resultat ist durch die verschiedenen Hebel
oder Kraftarme zu begründen.
49
Anatomie und Biomechanik
Die vereinfachenden Berechnungen haben die Abschätzung der
Gelenkreaktionskräfte bei dem Positionieren des Ellenbogens
und beim Heben kleiner Gewichte erlaubt. Nicol [77] legte systematische Belastungsabschätzungen bei Alltagsbewegungen vor:
● Beim Anziehen der Kleidung oder bei der Nahrungsaufnahme
wird von Kompressionskräften im Ellenbogengelenk von ca.
300 N berichtet.
● Beim Abstützen mit den Armen während des Aufstehens aus
einem Stuhl beträgt die Gelenkreaktionskraft im Ellenbogengelenk bereits 1.700 N auf dem medialen und 800 N auf dem lateralen Kompartiment.
H
●
Merke
Damit kann auch bei Alltagsbewegungen die Gelenkreaktionskraft im Ellenbogengelenk ein Mehrfaches der Gewichtskraft des
Menschen ausmachen.
Aufgrund der kleinen Kraftarme der Extensionsmuskeln kann die
resultierende Gelenkkraft mit Hauptwirkung am distalen Aspekt
der Trochlea die bis zu 20-fache Größe der an der Hand wirkenden externen Lasten erfahren [8].
Kräfte bei Adduktion und Abduktion
Die den Ellenbogen bei Adduktion und Abduktion belastenden
Kräfte können am besten bei 90° Flexion des Ellenbogengelenks
und intern oder extern rotierter Schulter demonstriert werden.
Die größte Belastung kann bei interner Rotation der Schulter und
Druck der Handfläche gegen ein Widerlager zentral vor dem
Oberkörper erzeugt werden (▶ Abb. 1.49). Hunsicker [46] beschreibt bei dieser durch Muskelkraft induzierten Krafteinleitung
am Widerlager eine maximale Kraft von 218±100 N, während die
Kraft bei externer Rotation mit nur 156±81 N festgemacht werden konnte.
Junge Erwachsene erreichen bei Innenrotation des Humerus
ein Drehmoment von bis zu 65 Nm [5], was am Ellenbogen ein
gleichgroßes Drehmoment mit entgegengesetztem Vorzeichen
generiert. Balanciert wird dieses Drehmoment durch Zug am
MCL (mediales Kollateralband) und Kompression am Kapitulum
Druckkraft
Zugkraft
externe Kraft an der Hand
Abb. 1.49 Belastung des Ellenbogengelenks bei Adduktion und
Abduktion.
50
des Radiuskopfs. Diese internen Kräfte sind aufgrund der langen
Hebel des Unterarms um ein Vielfaches größer als die angegebenen äußeren Kräfte und resultieren im etwa 6-Fachen der äußeren Kraft am MCL und dem etwa 8-Fachen der äußeren Kraft am
Radiuskopf.
Merke
H
●
Bei defektem oder verändertem Radiuskopf muss das Drehmoment durch Zug am MCL und Druck auf der lateralen Facette des
Processus coronoideus aufgenommen werden. Die nun wirkenden Kräfte werden deutlich größer als bei intaktem Ellenbogen
sein und können zu einem erhöhten Valgus des Ellenbogens nach
entsprechenden Trauma führen [107].
Kraftübertragung bei axialer Belastung
des Unterarms
Beim Sturz auf den ausgestreckten Arm mit primärem Kontakt
der Hand mit dem Widerlager muss die Stützreaktionskraft entlang des Unterarms zum Ellenbogengelenk transferiert werden.
Die klassischen Studien dieser Krafttransmission zeigen, dass
60 % der an der Hand wirkenden Kräfte zum Capitulum humeri
über den Radiuskopf übertragen werden. 40 % der an der Hand
eingeleiteten Kräfte werden von der Ulna übernommen und über
den Processus coronoideus zur Trochlea übermittelt [43].
Neuere Arbeiten ([33], [59], [60]) berichten, dass von den beim
Abstützen am Handgelenk wirkenden Kräften 80 % vom Radius
und nur 20 % unmittelbar von der Ulna übernommen werden.
Beim Krafttransfer zum Ellenbogen kommt es zu einer Umverteilung von bis zu 50 % vom Radius zur Ulna. Diese Ergebnisse können mit den anatomischen Beobachtungen einer Festigkeitszunahme der Ulna von distal nach proximal in einen logischen
Zusammenhang gebracht werden.
Der Radius wird im Gegensatz zur Ulna von distal nach proximal weniger robust. Somit muss die Membrana interossea die
Kraftübertragung bzw. Umverteilung vom Radius zur Ulna ermöglichen, was biomechanisch bei Berücksichtigung der Faseranordnung schlüssig erscheint (▶ Abb. 1.50). Belastbare quantitative Daten zu dieser Lastumverteilung durch die Radius und Ulna
mechanisch koppelnde Membran liegen nicht vor. Bemerkenswerterweise zeigen die Arbeiten von Markolf et al. [59], dass die
beschriebene proximale Kraftverteilung durch dicke und steife
Radiuskopfprothesen, die das Koronoid entlasten, maßgeblich gestört wird.
Experimentelle Arbeiten zu Stürzen auf die ausgestreckten
Hände (e. g. [21]) finden, dass der Bodenkontakt in der Regel mit
leicht proniertem Unterarm und moderater Ellenbogenbeugung
(ca. 15°) erfolgt. Gleichzeitig ist die Schulter gebeugt, abduziert
und innenrotiert. Die Ellenbogenbeugung und die Innenrotation
der Schulter erlauben es, Teile der Stoßenergie durch die exzentrische Beanspruchung des Trizeps und der Brustmuskeln zu absorbieren.
Wenn der Sturz jedoch auf den vollständig ausgestreckten Arm
erfolgt, verhält sich das System wie eine rigide Säule und kann
die Fallenergie nicht hinreichend absorbieren. Es muss zu einer
axialen Krafteinleitung und einem Valgusmoment am Unterarm
kommen, was zur Kompressionsfraktur des Radiuskopfs und zu
1.2 Biomechanik
Abb. 1.50 Modell der Stabilisierung Ellenbogengelenks und Lastumverteilung über den
Unterarm (in Anlehnung an [4]).
Humerus
Lig. collaterale
laterale
1
Lig. collaterale
mediale
Extensionsmuskeln
Flexionsmuskeln
Bewegungsbegrenzung
und Kraftkopplung
Membrana
interossea
Radius
Ulna
äußere Kräfte und Momente
Auf den Punkt gebracht
Druckkraft
resultierende
Gelenkkraft
Zugkraft
externe Kraft
Abb. 1.51 Belastung des Ellenbogengelenks beim Sturz auf die Hand.
einer erheblichen Zugspannung am MCL führen kann. Die Kraft
am Radiuskopf wird in einer solchen Situation aufgrund der Zugkraft am MCL größerer sein als die extern applizierte Kraft, die
Belastung des Processus coronoideus strebt gegen Null.
Belastung des Ellenbogengelenks beim Sturz auf die Hand zeigt
▶ Abb. 1.51.
X
●
Biomechanik des Ellenbogengelenks
Das Ellenbogengelenk ist nicht nur das am meisten kongruierende Gelenk, sondern aufgrund der knöchernen Führung auch eines
der stabilsten Gelenke des menschlichen Körpers.
Es ist als Gelenk zwischen zwei langen knöchernen Segmenten
positioniert und damit Kräften mit großen Kraftarmen mit Krafteinleitung an den Händen ausgesetzt. Die um das Ellenbogengelenk wirkenden Muskeln dagegen haben extrem kurze Hebel und
zeigen folglich erhebliche mechanische Nachteile gegenüber den
externen Kräften. Folglich müssen die Muskelkräfte um das Ellenbogengelenk und auch die Gelenkkräfte im Gelenk und seinen
3 Teilgelenken relativ groß ausfallen. Die Gelenkkräfte können ein
Vielfaches der extern wirkenden Kräfte ausmachen. Damit ist das
Ellenbogengelenk nachhaltig als lasttragendes Gelenk einzustufen
und entsprechend zu versorgen.
Bei distalem Eintrag radialer Kräfte werden diese zumindest
partiell vom Radius zur Ulna über die straffen Bindegewebe der
Membrana interossea umverteilt. Dieser Krafttransfer und die
Kraftumverteilung setzen die biomechanische Integrität dieser
Strukturen voraus. Daraus ist die Notwendigkeit einer sorgfältigen
funktionellen Rekonstruktion auch der Weichteilstrukturen nach
Verletzungen für die Biomechanik des Unterarms und des Ellenbogen abzuleiten.
51
Anatomie und Biomechanik
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