12.-13. Sept. 2014

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Sonderdruck der »Onkologischen Pharmazie«
13. NZW-SÜD
Onkologisch-Pharmazeutischer Fachkongress
12.-13. Sept. 2014
München
1. Fachtagung
Orale Krebstherapie
Programm & Abstracts
1
Neben Berlin und Hamburg zählt München zu den drei
nationaler Sportveranstaltungen, Messen und Kongresse
größten und bedeutendsten Städten Deutschlands.
sowie das Oktoberfest ist München ein Anziehungspunkt
München wurde 1158 erstmals urkundlich erwähnt und
für Besucher. München ist eine der wirtschaftlich erfolg-
wurde 1506 alleinige Hauptstadt Bayerns. München ist Sitz
reichsten und am schnellsten wachsenden Großstädte
zahlreicher nationaler und internationaler Behörden sowie
Deutschlands und Sitz zahlreicher Konzerne.
wichtiger Hochschulen, bedeutender Museen und Theater. Durch eine große Anzahl sehenswerter Bauten, inter-
2
VORWORT
Liebe Kolleginnen & Kollegen,
Ich freue mich sehr, Sie gemeinsam
mit dem Chairman der Veranstaltung,
Herrn Prof. Dr. Günther Wiedemann von der
Oberschwabenklinik Ravensburg, zum mittlerweile
13. NZW-Süd in München begrüßen zu dürfen.
Neben einem abwechslungsreichen Vortragsprogramm an beiden Kongresstagen, das wie
gewohnt auf onkologisch-pharmazeutisch tätige Apotheker aus Klinik und niedergelassener
Apotheke ausgerichtet ist, haben wir den NZW-Süd
am Samstag erstmals um ein Parallelprogramm
erweitert.
Die Fachtagung „Orale Krebstherapie“, richtet sich
an Kollegen aus der Offizin und stellt in Vorträgen
und Workshops die Beratung von Patienten unter
oraler Zytostatikatherapie in den Fokus. Diesem
zukunftsträchtigen Thema haben wir uns im
Rahmen der „Oralia-Kampagne der DGOP“ bereits
seit mehreren Jahren erfolgreich verschrieben. Wir
freuen uns, dass der Präsident der Bayrischen
Landesapothekerkammer, Herr Thomas Benkert,
ein Grußwort zur Fachtagung sprechen wird.
Im NZW-Programm werden in bekannter Manier die aktuellen Entwicklungen
in den verschiedenen Fachbereichen von
erfahrenen Referenten kurz und prägnant
zusammengefasst und interpretiert. Zum
Kongresseinstieg erwartet Sie in unserer interdisziplinären Session eine umfassende
Betrachtung der Therapieoptionen bei Kopf-HalsTumoren.
Der NZW-Süd wird Ihnen aber auch Denkanstöße
abseits der harten, klinischen Fakten liefern, freuen Sie sich auf einen Beitrag zur Ethik klinischer
Studien in der Onkologie sowie den diesjährigen
Festvortrag „Zwischen Diesseits und Jenseits –
Kurzprosa aus der Sicht von Krebspatienten“.
Wir wünschen Ihnen ein interessantes Fortbildungswochende in der bayrischen Landeshauptstadt.
Ihr
Klaus Meier
Präsident der DGOP e.V.
6.
Ihre Teilnahmebestätigung wird Ihnen am Kongressende
persönlich an der Registratur ausgehändigt.
3
13. NZW-SÜD
12.-13. 9. 2014
Freitag, 12. September 2014
Hauptprogramm
10.00
Eröffnung
Klaus Meier, Soltau
Prof. Dr. Günther Wiedemann, Ravensburg
Chair: Prof. Dr. Wolfgang Wagner, Osnabrück
10.30-11.00 Kopf-Hals-Tumoren – Operative Therapie
Prof. Dr. Konrad Sommer, Osnabrück
11.00-11.30 Kopf-Hals-Tumoren - Strahlentherapie
Dr. Bernhard Berger, Ravensburg
11.30-12.00 Kopf-Hals-Tumoren - Medikamentöse Therapien
Prof. Dr. Günther Wiedemann, Ravensburg
12.00-12.15 Meet the Professor
12.15-13.30 Mittagessen
Chair: Prof. Dr. Günther Wiedemann, Ravenburg
13.30-14.00 Individualisierte Behandlung des
nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms
Prof. Dr. Wolfgang Berdel, Münster
14.00-14.30 Neue Therapieverfahren in der Onkologie
4
PD Dr. Jürgen Krauss, Heidelberg
14.30-15.00 Strahlentherapie bei Morbus Hodgkin
unter besonderer Berücksichtigung
des PET-CT
Prof. Dr. Wolfgang Wagner, Osnabrück
15.00-15.45 Pause & Meet the Professor
Chair: Dr. Sabine Thor-Wiedemann, Ravensburg
15.45-16.15 Das Fatigue-Syndrom – neue Ansätze zur Therapie
Dr. Hans-Peter Lipp, Tübingen
16.15-16.45 Krebspatienten in klinischen Studien – auch eine Frage der Ethik
Prof. Dr. Johannes Meran, Wien
16.45-17.15 Pause & Meet the Professor
Chair: Dr. Tanja Vollmer, Rotterdam
Festvortrag
17.15-18.00 Zwischen Diesseits und Jenseits –
Kurzprosa aus der Sicht von Krebspatienten
Antje Kayser, Angermünde &
Frank Schwarzer, Köthen
18.00
Programmschluss
Samstag, 13. September 2014
Chair: Dr. Wolfgang Kropp, Ravensburg Dr. Sabine Thor-Wiedemann, Ravensburg
9.00-9.30
Die Therapiesequenz des fortgeschrittenen Prostatakarzinom – Update 2014
Prof. Dr. Thomas Otto, Neuss
12.45-14.00 Mittagessen
Chair: Dr. Martina Gropp-Meier, Ravensburg Dr. Sabine Thor-Wiedemann, Ravensburg
14.00-14.30 Mammakarzinom: Update 2014
Dr. Franz Edler von Koch, München
9.30-10.00 Harnblasenkarzinom – Update 2014
Prof. Dr. Joachim Hartlapp, Düsseldorf
10.00-10.30 Psychoonkologie Online. Die Beratungs-
plattform für Krebsbetroffene
Prof. Dr. Volker Beck, Darmstadt &
Dr. Tanja Vollmer, Rotterdam
14.30-15.00 Antiangiogenese und PARP-Inhibitoren beim Ovarialkarzinom
Prof. Dr. Werner Meier, Düsseldorf
15.00-15.30 Möglichkeiten der Organerhaltung in der gynäkologischen Onkologie
Dr. Martina Gropp-Meier, Ravensburg
10.30-11.15 Pause & Meet the Professor
15.30-16.00 Pause & Meet the Professor
Chair: Klaus Meier, Soltau
11.15-11.45 Kann/Soll ich zu meiner Tumortherapie Vitamine oder Antioxidanzien nehmen? Jürgen Barth, Gießen
16.00-16.30 Multiples Myelom: Eine Erkrankung im Wandel
Prof. Dr. Donald Bunjes, Ulm
11.45-12.15 Was erwarten Krebspatienten vom Apotheker?
Prof. Dr. Martin Trepel, Augsburg
Doris C. Schmitt, Konstanz
12.15-12.45 Beratung zu UAWs:
Aufklärung oder Verunsicherung?
Steffi Künne, Dortmund
Chair: Klaus Meier, Soltau
9.00-9.15 Grußwort Bayrische Landesapothekerkammer Thomas Benkert, München
Einleitung
Chair: Prof. Dr. Günther Wiedemann, Ravenburg
16.30-17.00 Aktuelle Systemtherapie von Sarkomen
17.00 Kongressende
12.15-12.45
Beratung zu UAWs:
Aufklärung oder Verunsicherung?
Steffi Künne, Dortmund
12.45-13.45 Mittagessen
Klaus Meier, Soltau
Workshops
Kerstin Bornemann, Göttingen
13.45-15.15
„Meet the Experts“ - Erfahrungsaustausch und Anwendung der DGOP Oralia-Datenbank an vier verschiedenen Fallbeispielen
10.15-10.45 Adhärenz in der oralen Krebstherapie
Dr. Annette Freidank, Fulda
Kerstin Bornemann, Göttingen
Dr. Mario Kager, Landshut
Dr. Jutta Redlin, München
9.15-9.45 Einführung in die orale Krebstherapie
Dr. Tilman Schöning, Heidelberg
9.45-10.15
Risiken und Nebenwirkungen in der oralen Krebstherapie
10.45-11.15 Kaffeepause
13.45-15.15 Burnout-Prophylaxe und Stressabbau
Susanne Bertels, Hamburg
Chair: Klaus Meier, Soltau
11.15-11.45 Kann/Soll ich zu meiner Tumortherapie Vitamine oder Antioxidanzien nehmen?
Jürgen Barth, Gießen
11.45-12.15 Was erwarten Krebspatienten vom Apotheker?
Doris C. Schmitt, Konstanz
15.15-15.30
Kaffeepause
15.30-17.00 Nebenwirkungen der oralen Krebstherapie
Dr. Annette Freidank, Fulda
Vorträge Hauptprogramm
5
13. NZW-SÜD
12.-13. 9. 2014
Aussteller und Sponsoren:
Actavis Deutschland GmbH & Co. KG Member of Aurobindo Pharma Ltd. · Astellas Pharma
GmbH · AvP Service AG · B. Braun Melsungen AG* · axios-Pharma GmbH· basan - the cleanroom division of VWR · Baxter Deutschland GmbH** · Becton Dickinson GmbH · Briem Steuerungstechnik GmbH · Bristol-Myers Squibb GmbH & Co. KGaA** · CareFusion Germany 318
GmbH · Celgene GmbH* · ck-pharma-grosshandel · cytos medical services GmbH · Dastex
Reinraumzubehör GmbH & Co. KG · Ecolab Contamination Control · EUSA Pharma GmbH
Haemato Pharm GmbH · Hexal AG · Hospira Deutschland GmbH · IAB Reinraum Produkte GmbH
KWP Kunststoff-Werk-Plur GmbH & Co. KG · Maco Pharma International GmbH · Max Pharma
GmbH · medac GmbH · megapharm GmbH · Merck Serono GmbH · Mundipharma Vertriebsgesellschaft mbH & Co. KG* · NEO CARE GmbH / ICU Medical · Onkovis GmbH · pure11 GmbH
ratiopharm GmbH* · Roche Pharma AG*** · Sandoz GmbH · Sanofi-Aventis Deutschland GmbH
SUN Pharmaceuticals Germany GmbH · Weiss Klimatechnik GmbH
* 3.264,00 € Ausstellungsstand ** 3.414,00 € Ausstellungsstand
13. 9. 2014
Hauptsponsor:
Sponsoren:
Sponsoringbetrag: 980,- €
*** Sponsoringbetrag: 4.450,- €
6
RAMADA
Hotel & Conference Center
München Messe
Konrad-Zuse-Platz 14
81829 München
Vortragssaal I
Vortragssaal II
Workshopräume
Industrieausstellung
7
REFERENTEN
13. NZW-SÜD
Prof. Dr. Konrad Sommer
Jürgen Barth
Universitätsklinikum Gießen
Prof. Dr. Volker Beck
Hochschule Darmstadt
Prof. Dr. Wolfgang Berdel
Universitätsklinikum Münster
Dr. Bernhard Berger
Oberschwabenklinik GmbH, Ravensburg
Prof. Dr. Donald Bunjes
Universitätsklinikum Ulm
Dr. Franz Edler von Koch
Klinikum Dritter Orden, München
Marienhospital Osnabrück GmbH
Dr. Sabine Thor-Wiedemann
Freie Medizinjournalistin, Weingarten
Prof. Dr. Martin Trepel
Klinikum Augsburg
Dr. Tanja C. Vollmer
KOPVOL ARCHITECTURE & PSYCHOLOGY, Rotterdam,
Niederlande
Prof. Dr. Wolfgang Wagner
Paracelsus-Klinik Osnabrück
Prof. Dr. Günther Wiedemann
Oberschwabenklinik GmbH, Ravensburg
Dr. Martina Gropp-Meier
Oberschwabenklinik GmbH, Ravensburg
Prof. Dr. Joachim Hartlapp
Paracelsus-Klinik Golzheim, Düsseldorf
Antje Kayser, Angermünde
PD Dr. Jürgen Krauss
Nationales Centrum für Tumorerkrankungen
(NCT), Heidelberg
Dr. Wolfgang Kropp
Jürgen Barth
Universitätsklinikum Gießen
Thomas Benkert
Präsident Bayrische Landesapothekerkammer, München
Susanne Bertels
Krankenhausseelsorgerin KKVHH, Hamburg
Oberschwabenklinik GmbH, Ravensburg
Kerstin Bornemann
Steffi Künne
Marien-Apotheke, Göttingen
Zentral-Apotheke des St. Johannes Hospitals, Dortmund
Dr. Hans-Peter Lipp
Apotheke des Universitätsklinikums Tübingen
Klaus Meier
Zentralapotheke der Heidekreis-Klinikum GmbH, Soltau
Prof. Dr. Werner Meier
Evangelisches Krankenhaus Düsseldorf
Prof. Dr. Johannes Meran
Krankenhaus der Barmherzigen Brüder, Wien, Österreich
Prof. Dr. Thomas Otto
Städtische Kliniken Neuss, Lukaskrankenhaus GmbH
8
Fachtagung Orale Krebstherapie:
Dr. Annette Freidank
Apotheke des Klinikums Fulda gAG
Dr. MarioKager
Apotheke des Klinikums Landshut
Steffi Künne
Zentral-Apotheke des St. Johannes Hospitals, Dortmund
Klaus Meier
Zentralapotheke der Heidekreis-Klinikum GmbH, Soltau
Dr. Jutta Redlin
Apotheke des Klinikums rechts der Isar
Dr. Tilman Schöning
Frank Schwarzer, Köthen
Apotheke des Universitätsklinikums, Heidelberg
Doris C. Schmitt,
Doris C. Schmitt,
Consulting + Coaching, Arzt-Patienten-Gespräch, Konstanz
Consulting + Coaching, Arzt-Patienten-Gespräch, Konstanz
13. NZW-SÜD
12.-13. 9. 2014
Informationen
Uhr
Der 13. NZW-Süd / die 1. Fachtagung
Orale Krebstherapie wurden bei der
Bayrischen Landesapothekerkammer akkreditiert.
Veritaskai 6 · 21079 Hamburg
fon 0 40 . 7 90 33 56 · fax 0 40 . 79 14 36 01
[email protected] · www.conevent.de
9
Inhalt
ABSTRACTS
Chirurgische Therapieoptionen im
Behandlungskonzept von Kopf-Halskarzinomen
12
Grundlagen der oralen Krebstherapie
Kopf-Hals-Tumoren – Strahlentherapie
12
Risiken und Nebenwirkungen in der oralen Krebstherapie 23
Kopf-Hals-Tumoren: Medikamentöse Therapien
14
Adhärenz in der oralen Krebstherapie
23
Neue Therapieverfahren in der Onkologie
14
Kann/Soll ich zu meiner Tumortherapie Vitamine
oder Antioxidanzien nehmen?
24
Strahlentherapie bei Morbus Hodgkin unter
besonderer Berücksichtigung des PET-CT
16
Was erwarten Krebspatienten vom Apotheker? 24
Das Fatigue-Syndrom – neue Ansätze zur Therapie
16
Beratung zu UAWs: Aufklärung oder Verunsicherung?
25
17
„Meet the Experts“
Erfahrungsaustausch und Anwendung
der DGOP Oralia-Datenbank an vier
verschiedenen Fallbeispielen
25
Burnout-Prophylaxe und Stressabbau
25
Nebenwirkungen der oralen Krebstherapie
26
Die Therapiesequenz des fortgeschrittenen
Prostatakarzinoms - UPDATE 2014
Harnblasenkarzinom – Update 2014
Psychoonkologie Online.
Die Beratungsplattform für Krebsbetroffene
18
18
Kann/Soll ich zu meiner Tumortherapie Vitamine
oder Antioxidanzien nehmen?
19
Was erwarten Krebspatienten vom Apotheker? 19
Beratung zu UAWs: Aufklärung oder Verunsicherung?
20
Antiangiogenese und PARP-Inhibitoren
beim Ovarialkarzinom
20
Möglichkeiten der Organerhaltung in
der gynäkologischen Onkologie
21
Multiples Myelom: Eine Erkrankung im Wandel
21
Aktuelle Systemtherapie von Sarkomen
21
10
23
ABSTRACTS
11
ABSTRACTS
Chirurgische Therapieoptionen
im Behandlungskonzept von
Kopf-Halskarzinomen
Kopf-Hals-Tumoren – Strahlentherapie
Prof. Dr. Konrad Sommer, Klinik für HNO-Heilkunde, Marienhospital Osnabrück GmbH, Osnabrück
Dr. Bernhard Berger, Klinik für Radioonkologie
mit Gemeinschaftspraxis für Strahlentherapie
und Radioonkologie, Oberschwabenklinik GmbH,
Ravensburg
Bei Kopf- und Halskarzinomen handelt es sich in der
Die Strahlentherapie ist die zentrale Therapiemodalität
Regel um Plattenepithelkarzinome des oberen Aerodi-
in der Behandlung lokal fortgeschrittener Kopf-Hals-
gestivtraktes. In den meisten Fällen werden diese Kar-
Tumore (locally advanced head-and-neck squamous
zinome mit einem chirurgischen Eingriff häufig in Kom-
cell cancer, LA HNSCC). Durch sie ist im Zusammenspiel
bination mit einer Strahlentherapie evtl. in Verbindung
mit der systemischen Therapie eine Heilung selbst im
mit einer Chemotherapie oder einer Antikörpertherapie
Stadium IV A/B möglich, und zwar insbesondere unter
in Abhängigkeit von der Tumorgröße und den Begleiter-
Funktions- und Strukturerhalt des betroffenen Gewebes.
krankungen der Patienten behandelt. Zur chirurgischen
Therapiebedingte Akut- und Spättoxizitäten konnten
Therapie der malignen Tumore des Kopf- und Halsbe-
vorwiegend durch technische Neuerungen in der Strah-
reiches stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung.
lentherapieplanung in den letzten Jahren deutlich redu-
Sie unterscheiden sich in der Wahl des schneidenden
ziert werden.
Instruments wie Skalpell oder CO2-Laser und in ihrem
Zugangsweg, transoral oder zervikal.
Das Ziel der chirurgischen Therapie ist eine vollständige
Entfernung des Tumors mit einem Sicherheitsabstand.
Im Falle einer ausgedehnten Tumorresektion können
Neben einem propädeutischen Überblick über die gegenwärtigen
strahlentherapeutischen
Behandlungs-
indikationen und -algorithmen werden hier folgende
Entwicklungen und „Highlights“ der jüngeren HNSCCRadioonkologie beleuchtet:
funktionell beeinträchtigende Defekte entstehen, die
- die klinische Implementierung und Optimierung inten-
mit Hilfe verschiedener Verfahren rekonstruiert wer-
sitätsmodulierter volumetrischer Strahlentherapietech-
den können. Dazu steht eine Vielzahl unterschiedlicher
niken zur Normalgewebsschonung
Transplantate und Rekonstruktionsmethoden zur Verfü-
- die Identifikation optimaler Fraktionierungsschemata
gung.
- die Optimierung der simultanen systemischen Therapie unter Effektivitäts- und Toxizitätsgesichtspunkten
Bei der Operation des Primärtumors ist häufig die Aus-
(Radiochemo-/Radioimmuntherapie)
räumung verschiedener zervikaler Lymphknotengrup-
- die Charakterisierung induktiver Therapiestrategien
pen erforderlich. Die Art und das Ausmaß der Neck diss-
(Induktionschemotherapie) in ihrem Verhältnis zur si-
ection sind abhängig von der Anzahl, der Lokalisation
multanen Radiochemotherapie
und der Größe der Lymphknotenmetastasen.
- die Identifikation des HPV-Status als Prädiktor und Voraussetzung für eine toxizitätsreduzierende therapeuti-
Bei der Behandlung von Residualtumoren nach neoadjuvanten oder Organ erhaltenden Therapieansätzen spielt
die Chirurgie im Sinne einer Salvage Operation ebenfalls
eine große Rolle.
sche Deeskalation.
In der Zusammenschau trägt die Strahlentherapie dazu
bei, eine weiter individualisierte und um Toxizitätsreduktion bemühte multimodale Behandlungsstrategie
des in vielerlei Hinsicht problematischen Krankheitsbildes LA HNSCC zu entwickeln.
12
ABSTRACTS
Der Vollversorger
für den Reinraum
Reinigung und
Desinfektion
Technische
Ausstattung
MehrwegBekleidung
Tücher und
Tupfer
EinwegBekleidung
Handschuhe
und Fingerlinge
Kundenspezifische
Dienstleistungen
Matten und
Bodenbeläge
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ß Erfahrene Spezialisten entwickeln maßgeschneiderte Produkt- und Versorgungskonzepte
ß Supply chain excellence: 100%ige Liefersicherheit und Just-in-Time-Lieferungen
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13
ABSTRACTS
Kopf-Hals-Tumoren: Medikamentöse
Therapien
virusinduzierten Kopf- und Hals-Malignomen zukünftig
möglicherweise Chemotherapeutika teilweise ersetzen
können.
Prof. Dr. Günther J. Wiedemann, Abteilung für
Innere Medizin, Gastroenterologie, Hämatologie und Onkologie, Oberschwabenklinik GmbH,
Ravensburg
Der Vortrag wird Therapiestandards und neue Therapieansätze darstellen; ein Schwerpunkt ist die neu entdeck-
Neue Therapieverfahren in der Onkologie
PD Dr. Jürgen Krauss, Nationales Centrum für
Tumorerkrankungen, Heidelberg
te Virusgenese der meisten Nasenrachen-Malignome.
Viren, wie das humane Papillomavirus (HPV) oder das
Epstein-Barr-Virus (EBV) können nach der primären Infektion von Nasopharynxzellen in diesen verbleiben.
Oncogene HPV Proteine und EBV DNA/Proteine interagieren mit den wichtigsten Kontrollgenen der infizierten Zellen und bewirken inadäquate Zellproliferation
und eine Hemmung der Apoptose.
So können das HPV-16-Virus Nasen-Rachen-Karzinome
und das EBV-Virus undifferenzierte lymphoepitheliale
Karzinome (sog. Schmincke-Regaud-Tumoren) induzieren. Die Virusinduktion von Hals-und Kopf-Karzinomen
ist nicht die Ausnahme, sondern eher die Regel (70%
aller Kopf- und Halstumoren sind HPV induziert und nahezu alle Schmincke-Tumoren sind EBV induziert). Es ist
also an der Zeit, die Virusgenese diagnostisch, therapeutisch und präventiv ernst zu nehmen.
Die zukünftige Routinediagnostik muss die Bestimmung
der HPV-Antikörper und EBV-DNA einschließen, sowohl
als prognostischer Faktor (HPV-positive Karzinome sind
prognostisch günstiger), als auch im Sinne von Tumormarkern zur Früherkennung.
Derzeit werden zwei große Strategien in der Onkologie
verfolgt: Zum einen wird versucht, die Tumorbiologie
individuell maximal gut zu charakterisieren und zu verstehen
(Genomsequenzierung,
Expressionprofiling,
Methylom, etc.) und aus dieser Information individuelle
zielgerichtete Therapiestrategien ableiten zu können.
Auf der anderen Seite zeigen Immuntherapiestrategien
derzeit überraschend gute Wirksamkeit bei verschiedenen Tumorerkrankungen. Wir erwarten in Kürze die
Zulassung verschiedener Checkpointinhibitoren (PD1,
PDL1), die zu einer T- Zellaktivierung führen. In Phase
III Studien beim metastasierten Melanom, dem NSCLC
und dem Nierenzellkarzinom zeigen diese Substanzen
sehr hohe Ansprechraten mit anhaltenden kompletten
Remissionen bei einigen Patienten.
Ferner werden neue, zellbasierte Therapien entwickelt.
Der Einsatz von genveränderten autologen T-Zellen bei
refraktären B-Zellneoplasien (v.a. CLL, ALL) führt bei
einem signifikanten Anteil der Patienten zu Heilungen.
Bei dieser Strategie werden T-Zellen mit einem künstlichen Rezeptor gegen CD19, einem Fusionsprodukt aus
Antikörper und T-Zellrezeptor versehen, der dazu führt,
Beim ASCO 2014 wurde eine Studie vorgestellt, bei der
dass T-Zellen ihr Zielantigen unabhängig von Antigen-
bei HPV-positiven Karzinomen die Dosis der Strahlen-
prozessierung und Präsentation erkennen können und
therapie reduziert werden konnte, da diese Patienten
unabhängig von kostimulatorischen Signalen die Ziel-
besonders gut auf die Standard-Induktionschemothera-
zelle erkennen und attackieren können. Diese Verfahren
pie mit Paclitaxel, Cisplatin und Cetuximab ansprachen.
sind extrem effektiv, aber abhängig von der gewählten
Dies bedeutet einen Zuwachs an Lebensqualität ohne
Zielstruktur nicht ungefährlich. Die Möglichkeiten einer
Senkung der Heilungsrate.
gezielten Modulation von Immunantworten im Patienten
eröffnet ein völlig neues Gebiet in der Onkologie mit bis-
Neu sind auch immuntherapeutische Konzepte, die bei
14
her erstaunlichen klinischen Resultaten.
ABSTRACTS
15
ABSTRACTS
Strahlentherapie bei Morbus Hodgkin unter
besonderer Berücksichtigung des PET-CT
Die Häufigkeit von Bestrahlungen ist insgesamt zurückgegangen von 71% in HD9 auf 11% in HD15. Während für
fortgeschrittene Tumore (HD15) eine Strahlentherapie
Prof. Dr. Wolfgang Wagner, Medizinisches Versorgungszentrum für Strahlentherapie, Radiologie
und Innere Medizin der Paracelsus-Klinik, Osnabrück
nicht mehr unbedingt erforderlich ist, ist dies für das
Frühstadium nicht nachgewiesen und wird zurzeit randomisiert überprüft.
Eine große Hilfe für die Therapieplanung ist das PET-
Die Strahlentherapie ist nach wie vor die effektivste Ein-
CT, welches für eine Involved-Strategie unabdingbar
zelmethode in der Behandlung des Morbus Hodgkin,
ist. Durch den Einsatz des PET-CT´s wird der Tumor in
wobei heutzutage ein kombiniertes Vorgehen mit Che-
15-25% upgestagt, in 5% downgestagt. Der Einsatz des
mo- und Strahlentherapie Standard ist.
PET-CT´s in der Behandlung des Morbus Hodgkin ist
nicht international einheitlich geregelt. Während die
Während früher -in den 70-er und 80-er Jahren- der
Amerikaner den Einsatz von PET-CT empfehlen, gibt es
Morbus Hodgkin in Großfeldtechnik mit hohen Dosen
im deutschen Sprachraum keine einheitliche Meinung.
bestrahlt wurde, wird heute eine Involved-Therapie ge-
Die Gründe gegen den Einsatz des PET-CT´s liegen darin,
wählt und in Einzelfällen ganz auf die Radiatio verzich-
dass die Ergebnisse nicht randomisiert überprüft und in
tet. Der Hintergrund liegt in der erheblichen Früh- und
aller Regel nicht histologisch kontrolliert wurden.
Spättoxizität, insbesondere was Zweitneoplasien anbelangt.
Nichts desto trotz wird in einigen Studien bereits heute
auf die Knochenmarkspunktion bei negativem PET-CT
Bereits Hoppe hatte 1997 geäußert, dass die Behand-
vor Beginn der Behandlung verzichtet.
lung des Morbus Hodgkin mehr Todesfälle fordert als
die Erkrankung selbst. In einer retrospektiven Auswertung der deutsch-österreichischen Hodgkin-Studie für
Kinder und Jugendliche wurde aktuell eine kumulative
Inzidenz für das Auftreten von Zweitneoplasien (Brust-
Das Fatigue-Syndrom – neue Ansätze zur
Therapie
krebsen) von 19% nach 30 Jahren ermittelt, so dass das
Normalbevölkerung ca. 24-fach erhöht ist.
Dr. Hans-Peter Lipp, Apotheke des Universitätsklinikums Tübingen
Korrelierend hierzu wurde von Smita Bhatia auf dem
In den letzten Jahren ist das Fatigue-Syndrom zu einem
ASH in New Orleans 2013 ein Zweitneoplasierisiko für
dominierenden Begleiteffekt verschiedener Tumorthera-
Lunge, Brust und Schilddrüsenkrebse ermittelt, welches
pien geworden. Die Patienten klagen dabei häufig über
ebenfalls im Vergleich zur Normalpopulation um den
völlige Erschöpfung, Antriebsarmut, Kraftlosigkeit und
Faktor 20-24 erhöht ist. Zweittumore entwickeln sich
große Schwierigkeiten bei der Bewältigung alltäglicher
bis zu 40 Jahre nach der Exposition, ohne dass es ein
Aufgabenstellungen. Mit etablierten Fragebögen (z. B.
Plateau gibt – das heißt, dass in Analogie zum Alter das
FACT) lässt sich der Schweregrad und die Verlaufsform
Auftreten von Zweitneoplasien mit der Zeit immer grö-
dokumentieren.
Brustkrebsrisiko im Vergleich zur altersentsprechenden
ßer wird. Die Strahlentherapie hat reagiert. Heute wird
risikoadaptiert behandelt mit geringen Dosen von 20-30
Neben allgemeinen Maßnahmen (psycho-onkologische
Gy, in geringeren Feldgrößen und einer Involved-field-
Beratung, sportliche Aktivitäten) gilt es, Begleitfakto-
Strategie.
ren, die das Fatigue-Syndrom ungünstig beeinflussen,
16
ABSTRACTS
wie z. B. der Einsatz von Betablockern, Antidepressiva
Sweeney C Adding chemotherapy to hormone therapy in men
o. ä., auf den Prüfstand zu stellen.
with newly metastatic proste cancer leads to unprecedented
improvement in median survival. J Clin Oncol LBA2, 2014.
In den letzten Jahren wurden darüber hinaus vielfältige
therapeutische Möglichkeiten angeboten, die sich von
Basierend auf den Daten empfehlen wir die Docetaxel
Carnitin über Ginseng, L-Thyroxin, Methylphenidat, Mo-
Therapie als 4. Stufe im Rahmen der Sequenztherapie
dafinil und Melatonin erstrecken.
des noch hormonsensitiven Prostatakarzinoms. Damit
entfällt die first und second line Unterscheidungen für
Inzwischen haben viele Studienergebnisse gezeigt,
das kastrationsresistente Prostatakarzinom.
dass deren unspezifischer Einsatz oft zu völlig unbefriedigenden Ergebnissen führt, so dass Ansätze der
personalisierten Medizin (z. B. Testosteronsubstitution
Therapiesequenz
bei Mangelzuständen unter Crizotinib) bei weitem erfolgversprechender sind. Ähnliches zeichnet sich auch
Prostatakarzinom M1 Hormonsensitiv
für Anwendungen mit Carnitin, L-Thyroxin oder Vitamin
D ab. Bei der Anwendung von Ginseng-Extrakten (z. B.
1. Stufe: sofortige LHRH-Therapie
2000 mg/Tag) sind hingegen noch Fragen zum möglichen Interaktionspotential offen, da ein längerer Einsatz
2. Stufe: IAD/intermittierende Androgendeprivation
wahrscheinlich subtherapeutische Konzentrationen einer Komedikation hervorrufen kann.
3. Stufe: LHRH + Antiandrogen
4. Stufe: LHRH + Docetaxel
Die Therapiesequenz des fortgeschrittenen Prostatakarzinoms - UPDATE 2014
Prof. Dr. Thomas Otto, Urologische Klinik, Städtische Kliniken - Lukaskrankenhaus - GmbH, Neuss
Eine der meist beachteten Studien auf dem diesjährigen
ASCO ist die randomisierte Untersuchung zur alleinigen
ADT (Androgendeprivation) im Vergleich zur Kombination mit Docetaxel. Auf der Basis von 790 randomisierten
Patienten mit metastasiertem, hormonsensitivem Prostatakarzinom zeigt sich ein signifikanter Vorteil für die
Docetaxelbehandlung. Das mediane Gesamtüberleben
ist mit 57.6 vs 44.0 Monaten, p=0.0003 signifikant verlängert. Besonders Patienten mit hohem Tumorvolumen
Stufen unabhängig: im Falle von ossären
Metastasen: Zoledronsäure; alternativ Denosumab
Prostatakarzinom M1, CRPC
Stufen unabhängig: im Falle von ossären
Metastasen: LHRH + Radium 223 Cl oder
LHRH + Samarium
5. Stufe: LHRH + Abiraterone, alternativ Enzalutamid
6. Stufe: LHRH + Enzalutamid, alternativ Abiraterone
7. Stufe: LHRH + Cabazitaxel
8. Stufe: LHRH + alleinig „ Best supportive care“
profitieren bei insgesamt schlechterer Gesamtprognose
von der frühzeitigen Docetaxelbehandlung (49.2 Monate vs 32.2 Monate, p=0.0006, Sweeney 2014).
17
ABSTRACTS
Harnblasenkarzinom – Update 2014
Prof. Dr. Joachim Hartlapp, Urologie, ParacelsusKlinik Golzheim, Düsseldorf
Mit 16.000 Neuerkrankungen/ Jahr gehört das Harnblasenkarzinom zu den häufigen Tumoren. Bei Männern
tritt es mit 30 pro 100.000/ Jahr deutlich öfter auf als
Psychoonkologie Online. Die Beratungsplattform für Krebsbetroffene
Prof. Dr. Volker Beck, Fachbereich Gesellschaftswissenschaften und Soziale Arbeit der Hochschule
Darmstadt
Dr. Tanja Vollmer, Institute of Applied Psychology
in Architecture and Health, Rotterdam
bei Frauen und rangiert bereits an 4. Stelle. Hauptrisikofaktor ist das Tabakrauchen, mit Abstand gefolgt
Von allen psychisch belasteten Patienten mobilisieren
von aromatischen Aminen, chronischen Entzündungen,
rund zwei Drittel eigene Ressourcen, um im Zuge einer
Strahlentherapie der Beckenregion, Medikamenten und
positiven Krankheitsverarbeitung eine gesunde An-
chloriertem Wasser.
passung an ihre Erkrankung zu entwickeln. Rund dreißig Prozent gelingt dies allerdings nicht aus eigenen
Zur Therapie im metastasierten Stadium wurde bereits
Kräften! Diese große Gruppe Betroffener bedarf einer
vor 30 Jahren die Kombination Methotrexat-Vinblas-
schnellen und adäquaten psychoonkologischen Versor-
tin-Adriamycin-Cisplatin (MVAC) eingeführt und vor 15
gung. Leider ist in Deutschland noch immer Bedarf und
Jahren auf Grund von geringerer Toxizität bei gleicher
Nachfrage nach qualifizierten Psychoonkologen um ein
Wirksamkeit von Cisplatin-Gemcitabin (Cis-Gem) ab-
Vielfaches größer als die Behandlungsmöglichkeiten.
gelöst. Vor 5 Jahren wurde als Zweitlinientherapie das
Vinca-Alkaloid Vinflunin zugelassen. Auch zur adjuvan-
Sehr häufig müssen Krebspatienten inakzeptabel lange
ten Therapie in den Stadien T3-T4 N1 wird inzwischen
Wartezeiten in Kauf nehmen, bevor sie eine psychoon-
vorwiegend Cis-Gem eingesetzt, obwohl Daten der noch
kologische Behandlung erhalten. In einigen Regionen
mit MVAC durchgeführt Studien keine signifikante Ver-
in Deutschland sind psychoonkologische Angebote rar
besserung des Überlebens belegen. In den Stadien grö-
oder überhaupt nicht verfügbar. Aufgrund unzureichen-
ßer T2 wird in den Leitlinien dagegen die neoadjuvante
der Finanzierungsmodelle wird sich dieser Zustand in
Therapie empfohlen, da hierdurch eine signifikante Ver-
den nächsten Jahren noch verschlechtern. Zudem ist die
besserung des Überlebens in 5-7% erreicht wird. Diese
Motivation, neben der Krebsbehandlung eine psycho-
wird aber bisher nur zurückhaltend eingesetzt.
therapeutische Therapie anzugehen leider oft gering,
obgleich psychische Belastungen zum Teil sehr hoch
Aufgrund der sehr hohen genetischen Mutationsraten
sind und den Charakter einer Zusatzerkrankung anneh-
bei Blasenkarzinomen wird begründete Hoffnung in die
men.
Definition von Untergruppen und in zielgerichtete Therapien gesetzt. So können einerseits durch molekulare
Das Projekt Psychoonkologie Online befasst sich seit
Prädiktoren Untergruppen selektioniert
werden, die
fünf Jahren mit dieser Problematik und untersucht, ob
von einer Chemotherapie nicht profitieren, anderseits
und in welcher Weise eine internetgestützte psychoon-
kann die Wirksamkeit einer Chemotherapie durch Inhi-
kologische Beratung die Versorgungssituation lang-
bitoren und Antikörper erhöht werden.
fristig verbessern und ergänzen kann. Ergebnis der
wissenschaftlich fundierten Entwicklungsarbeit ist ein
kostenloses Internetportal, das auf eine ganz neuartige
Weise Betroffene unterstützt, sich psycho-soziale Belastungen einzugestehen und über das Internet fachliche
18
ABSTRACTS
Hilfe zu erhalten. Darüber hinaus bietet die Online Beratung (www.psycho-onkologie.net) dem Nutzer eine
Was erwarten Krebspatienten vom Apotheker?
Orientierungshilfe im Sinne einer Lotsenfunktion und
macht ihn zu einem informierten Partner in der Arzt-Patienten Beziehung.
Doris C. Schmitt, Consulting + Coaching, Arzt-Patienten-Gespräch, Konstanz
Krebspatienten benötigen umfassende Information über
ihre Erkrankung und deren Behandlung. Nach dem Diagnosegespräch stehen die meisten Patienten noch unter
Kann/Soll ich zu meiner Tumortherapie
Vitamine oder Antioxidanzien nehmen?
Schock und können oft den Empfehlungen ihrer Ärzte
nicht folgen. Auch fehlt den meisten die Kenntnis über
ihre spezielle Krebserkrankung und mögliche Behand-
Jürgen Barth, StiL-Studienzentrale, Medizinische
Klinik IV, Universitätsklinikum Gießen
lungsoptionen.
Viele sogenannte zielgerichtete Therapien werden oral
Vitamine und Antioxidanzien gelten generell als „ge-
verabreicht. Tabletten können jedoch nur wirken, wenn
sund“. Verschiedentlich wird auch der Eindruck vermit-
sie wie verordnet eingenommen werden. Haben Pati-
telt, je mehr, umso besser – viel hilft viel. Ist das so? Gibt
enten Zweifel über die Wirksamkeit ihrer Medikamente
es überhaupt antioxidative Vitamine? Können sie uner-
und Angst vor möglichen Nebenwirkungen, besteht die
wünschte Nebenwirkungen von Zytostatika vermindern
Gefahr, dass der Empfehlung des Arztes nicht gefolgt
oder gar vermeiden?
wird (Compliance/Adherence). In einigen Jahren wird
Zweifelsohne JA!
jeder dritte Patient ein Krebspatient sein – eine Heraus-
Klare Sache ist, ein nachgewiesenes Vitamindefizit sollte
ausgeglichen werden. Wie sieht es aber aus mit „Übersupplementierung“? Speziell in der Onkologie? Was
ist mit Langzeitoutcome Daten wie progressionsfreies
oder Gesamtüberleben? Gehen von diesen Substanzen vielleicht auch Gefahren aus? Gibt es Interaktionen
im Sinne unerwünschter Wirkungen? Was genau sind
Haut-Haar-und-Nagelvitamine und wie gefährlich sind
bestimmte Kaubonbons? Dieser Vortrag gibt Eindrücke
und versucht viele dieser Fragen zu beantworten.
forderung für onkologisch tätige Ärzte in der Beratung
der Patienten.
Apotheker und Apothekerinnen sind deshalb gefordert,
sich wieder stärker auf die Arzneimittelberatung zu konzentrieren. Krebspatienten müssen das Gefühl haben,
dass sie nicht nur behandelt sondern auch betreut werden. Manche Fragen sind sehr persönlich, deshalb sollten Gespräche mit Patienten in einem abgegrenzten Bereich erfolgen. Umfassend informieren und empathisch
beraten ist ein wichtiger Beitrag der Apotheker im Umgang mit Krebspatienten.
- Information
- zielgerichtete Therapie
- Compliance/Adherence
- Herausforderung Arzt-Patienten-Gespräch
- persönliche Beratung
- empathische Gesprächsführung
19
ABSTRACTS
Beratung zu UAWs: Aufklärung oder Verunsicherung?
Antiangiogenese und PARP-Inhibitoren
beim Ovarialkarzinom
Steffi Künne, Zentrale Zytostatika-Abteilung der
Zentral-Apotheke des St.-Johannes-Hospitals
Dortmund
Prof. Dr. Werner Meier, Frauenklinik, Evangelisches
Krankenhaus, Düsseldorf
Bisher wird bevorzugt die Kombination von Carboplatin
Die Zahl der zugelassenen und verordneten oralen Zy-
und Paclitaxel beim Ovarialkarzinom eingesetzt. Durch
tostatika hat in den letzen Jahren stetig zugenommen.
die Umsetzung translationaler Ansätze ist es gelungen,
Da es sich hierbei in der Regel um nebenwirkungs- und
sowohl in der Primärtherapie als auch beim platinsen-
wechselwirkungsreiche Therapien handelt, sind auch
siblen Rezidiv eine Verlängerung zumindest der progres-
die Anforderungen an die Beratung durch den abgeben-
sionsfreien Zeit zu erzielen. So führt die Hinzunahme
den Apotheker gestiegen.
des Angiogeneseinhibitors Bevacizumab zu einer signifikanten Verlängerung der progressionsfreien Zeit und bei
Doch wie weit sollte eine Beratung zu oralen Zytostatika
High Risk Gruppen auch zu einer Verlängerung der Über-
gehen? Während Informationen zur Art und Häufigkeit
lebenszeit. Diese Ergebnisse wurden in mehreren rando-
der Einnahme selbstverständlich sein sollten, stellt sich
misierten Studien für die First line und auch Second line
die Frage, ob UAWs und deren Management ebenfalls
Therapie ermittelt, so dass die Angiogeneseinhibitoren
erläutert werden sollen. Möchte der Patient eine solche
aus der Therapie nicht mehr wegzudenken sind.
Beratung überhaupt haben, nachdem er vom Arzt bereits meist umfassend aufgeklärt wurde?
Für Patientinnen mit platinsensiblem Rezidiv und gutem
Ansprechen auf die Chemotherapie konnte mittels an-
Wird durch die Beratung die Adhärenz verbessert oder
schließender oraler Erhaltungstherapie mit PARP-Inhi-
der Patient verunsichert?
bitoren die progressionsfreie Zeit ebenfalls signifikant
verlängert werden. Ein besonders positiver Effekt zeig-
Entscheidet sich der Apotheker für eine solche Bera-
te sich bei BRCA1/2 positiven Frauen. Um die künftigen
tung, so muss er differenzieren, welche UAWs relevant
Einsatzbereiche besser definieren zu können, werden
sind und wie sie dem Patienten verständlich erläutert
momentan prospektiv randomisierte Studien mit den
werden können ohne ihn zu beunruhigen und zu verun-
PARP-Inhibitoren Olaparib und Niraparib beim Rezidiv
sichern. Sinnvoll ist es hier Maßnahmen zur Vermeidung
durchgeführt. Auch eine Studie mit Bevacizumab und
oder Linderung dieser UAWs zu nennen.
Olaparib in der Primärtherapie ist geplant und wird Anfang 2015 starten.
Wie eine solche Beratung aussehen kann und wo man
Informationen dazu findet, wird ebenfalls im Vortrag erläutert.
20
ABSTRACTS
Möglichkeiten der Organerhaltung in der
gynäkologischen Onkologie
Multiples Myelom: Eine Erkrankung im
Wandel
Dr. Martina Gropp-Meier, Frauenklinik, Oberschwabenklinik GmbH, Ravensburg
Prof. Dr. Donald Bunjes, Klinik für Innere Medizin
III, Universitätsklinikum Ulm
Die operative Behandlung der gynäkologischen Ma-
Das multiple Myelom ist nach den malignen Lymphomen
lignome geht in der Regel mit der Entfernung der be-
die zweithäufigste maligne Systemerkrankung. Über
fallenen Organe einher. Dies bedeutet den Verlust der
mehr als 30 Jahre wurde die Erkrankung palliativ mit Al-
Fertilität und/oder der endokrinen Funktion. Da diese
kylantien und Steroiden behandelt, die mittlere Lebens-
Tumoren auch bei jungen Frauen auftreten, wird der
erwartung lag bei 2,5 bis 3,5 Jahren. In den letzten Jahren
Gynäkologe zunehmend mit dem Wunsch nach Organer-
hat sich die Therapie und die Prognose der Erkrankung
haltung konfrontiert.
dramatisch verändert. Die wesentlichen Veränderungen
waren die Einführung der Proteasomeninhibitoren und
Voraussetzung für den Organerhalt ist das lokalisierte
der Imide in die Induktionstherapie sowie der systema-
Tumorwachstum, der Tumor muss in toto entfernbar
tische Einsatz der Hochdosischemotherapie mit autolo-
sein.
gem Stammzellersatz als Konsolidationstherapie.
In der Behandlung des frühen Zervixkarzinoms bei jungen Frauen hat sich in den letzten Jahren zunehmend
die radikale Trachelektomie mit endoskopischer pelviner Lymphonodektomie etabliert. Hier sind auch die
Schwangerschaftsraten publiziert.
Das frühe Corpuskazinom kann nach histologischer Sicherung über Abrasio mit einer Gestagentherapie be-
Für transplantationsfähige Patienten liegt die 5-JahresÜberlebensrate inzwischen bei > 70%, für nicht transplantationsfähige Patienten bei > 50%. Bei den prognostisch günstigen Subgruppen von Patienten ist das
multiple Myelom inzwischen zu einer chronischen Erkrankung geworden und bei einer sehr kleinen Subgruppe möglicherweise zu einer kurablen Erkrankung.
handelt werden. Zur Überwachung des Therapieerfolges
sind Kontrollabrasiones in regelmäßigen Abständen erforderlich.
Aktuelle Systemtherapie von Sarkomen
Beim Ovarialkarzinom und den sogenannten BorderlineTumoren des Ovars kann eine Organerhaltung erfolgen,
wenn das Tumorwachstum auf ein Ovar beschränkt ist.
Allerdings setzt die Organerhaltung ein adäquates operatives Staging voraus. Findet sich kein Tumor, so kann
bei einem low-grade Karzinom der Erhalt des kontralateralen Ovars und des Uterus erwogen werden.
Prof. Dr. Martin Trepel, II. Med. Klinik, Hämatolgie
und Onkologie, Klinikum Augsburg und Universitäres Cancer Center Hamburg, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Die State-of-the-Art-Behandlung von Sarkomen erfährt
in den letzten Jahren eine Wandlung hin zu immer indi-
In jedem Fall müssen der Patientin die Risiken des Orga-
vidualisierteren Therapien. Dies erfordert detaillierte
nerhaltes, die in einer erhöhten Rezidivrate bestehen,
Kenntnis der Datenlage zu den zahlreichen Studien mit
sowie der Nutzen der Organerhaltung erklärt werden.
mehrheitlich kleinen Patientenzahlen sowie bei Thera-
Spätestens nach abgeschlossener Familienplanung wird
pieentscheidung und -durchführung einen besonders
man der Patientin zur Entfernung des belassenen Orga-
hohen Grad der interdisziplinären Vernetzung.
nes raten.
21
ABSTRACTS
Die beiden immer noch am häufigsten eingesetzten Zy-
Ein Beispiel hierfür ist die Therapie gastrointestinaler
tostatika für Weichteilsarkome sind Doxorubicin und
Stromatumoren (GIST) mit c-Kit-Inhibitoren wie Imati-
Ifosfamid. Als sehr wichtige Neuerung in der Chemothe-
nib, oder mit anderen Signalkaskaden-Inhibitoren wie
rapie von Weichteilsarkomen wurde vor wenigen Jahren
Sunitinib und Sorafenib. Andere entitätenspezifisch ein-
Trabectedin eingeführt.
setzbare und z.T. hochwirksame Therapien sind Kinaseinhibitoren für inflammatorische myofibroblastische
Allerdings wird diese „One size fits all“-Strategie in der
Sarkome (ALK-Inhibition), oder für Dermatofibrosarco-
Behandlung von Weichteilsarkomen zunehmend verlas-
ma protuberans und das alveolare Weichteilsarkom (je-
sen, weil man erkannt hat, dass die jeweiligen Subentitä-
weils PDGFR-Inhibition).
ten von Sarkomen nicht nur hinsichtlich der morphologischen Erscheinungsform und dem Markerprofil, sondern
Zudem wurden neue molekulare Therapien auch Entitä-
auch hinsichtlich des klinischen Verlaufs, der Pathophy-
ten-übergeordnet eingeführt. So steht mit dem Multitar-
siologie und des Ansprechens auf bestimmte Therapien
get-Angiogenesehemmer Pazopanib ein Biologikum für
sehr unterschiedlich sind. In den letzten Jahren wächst
die Zweitlinientherapie von Sarkomen zur Verfügung,
die Zahl der Entitäten, die auf bestimmte Zytostatika
von dem außer Liposarkome fast alle bisher untersuch-
besonders gut oder sogar nur auf diese ansprechen. So
ten Weichteilsarkome deutlich profitieren.
ist z.B. das Angiosarkom besonders sensitiv auf eine
Monotherapie mit Paclitaxel, die bei der Mehrzahl der
Die therapeutischen Möglichkeiten bei fortgeschritte-
anderen Sarkomtypen kaum einen Stellenwert hat. Hin-
nen WTS sind also in den letzten Jahren deutlich reich-
gegen sprechen uterine Leiomyosarkome besonders
haltiger und differenzierter geworden - ein Trend, der
gut auf die Kombination Docetaxel und Gemcitabine an,
sich in den nächsten Jahren sicher fortsetzen wird.
während andere Sarkome hier deutlich schlechter oder
gar nicht respondieren. Zudem findet eine zunehmende
Zahl zielgerichteter Substanzen, bisher mehrheitlich Kinaseinhibitoren, Einzug in die Sarkomtherapie.
22
ABSTRACTS
Grundlagen der oralen Krebstherapie
ambulanten Führung der Patienten handelt es sich um
sehr beratungsaktive Arzneimittel, die einen hohen An-
Dr. Tilman Schöning, Apotheke des Universitätsklinikums Heidelberg
spruch an eine interprofessionelle Patientenführung
stellt.
Neben klassischen zytotoxischen Substanzen stellen
„small-molecule Tyrosinkinasehemmer“ (smTKI) die
Option der oralen Krebstherapie dar. Dabei handelt es
sich im Wesentlichen um Substanzen, welche intrazel-
Risiken und Nebenwirkungen in der oralen Krebstherapie
lulär an der Tyrosinkinasedomäne bestimmter Rezeptoren (z.B. epidermaler Wachstumsfaktor-Rezeptor, EGFR;
Kerstin Bornemann, Marien-Apotheke, Göttingen
vaskulärer, endothelialer Wachstumsfaktor-Rezeptor,
VEGF) angreifen. Die jeweils spezifischen Signalübertra-
Wenn man den Titel des Vortrags ergänzt mit „…aus
gungswege und somit die wesentlichen Prozesse der Tu-
Sicht des betreuenden Apothekers“, dann werden auch
morprogression sollen so unterbunden werden. Für die
folgende Themen angesprochen:
Wirksamkeit ist in bestimmten Fällen von Bedeutung, ob
der Tumor eine Mutation gegen eine spezifische Kinase
aufweist, wie im Falle des neu zugelassenen Vemurafenib (BRAF-V600-Mutation) zur Behandlung des metastasierten malignen Melanoms. Eine Kombination mit klassischen Zytostatika kann in bestimmten Fällen sinnvoll
sein, um Synergien zu nutzen.
smTKI werden meist nicht wie klassische Zytostatika
bezogen auf die Körperoberfläche dosiert, sondern als
- Welche Probleme zeigen sich in der Praxis mit der
oralen Krebs-Therapie?
- Welche Hürden muss der Patient nehmen?
- Wo wird die Unterstützung des Apothekers benötigt,
nicht nur aus Sicht des Patienten, sondern vielleicht auch aus Sicht des behandelnden Arztes?
- Inwieweit kann der Apotheker durch seine Betreuung die Therapie und Verträglichkeit für den Patienten
optimieren?
Absolutdosis verabreicht. Sie besitzen zudem ein abwei-
Anhand von Fallbeispielen wird die Rolle des Apothekers
chendes Nebenwirkungsprofil. Welche Nebenwirkungen
gezeigt und auch Hilfestellung zur Umsetzung gegeben.
auftreten können, hängt auch von der Lokalisation der
Ziel-Tyrosinkinase ab. Ist diese in ihrer Normalvariante
noch in anderen Geweben vorhanden und erfüllt dort
physiologische Aufgaben des gesunden Gewebes, so
kann die Hemmung charakteristische Nebenwirkungen
hervorrufen. Ein Beispiel stellt das Vorhandensein des
EGFR-Rezeptors auf Keratinozyten in der Epidermis dar.
Die Hemmung der Signaltransduktion führt zur abnormalen Reifung und Differenzierung, welche sich in
Austrocknung und Juckreiz, sowie in der Folge in papulo-pustulösem Hautausschlag äußert. Aufgrund der
charakteristischen Nebenwirkungen, die sich von der
klassischen Zytostatika-Therapie teils erheblich unterscheiden, dem hohen Wechselwirkungsprofil und der
Adhärenz in der oralen Krebstherapie
Dr. Annette Freidank, Apotheke des Klinikums
Fulda gAG
Der Patient mit einer oralen Krebstherapie ist unabhängig von der regelmäßigen Anwendung der Tumortherapie
in der Arztpraxis oder in der Klinik und dem engmaschigen Arztkontakt, die in der parenteralen Krebstherapie
gegeben sind. Damit übernimmt er mehr Verantwortung
für seine Therapie und die regelmäßige Gabe der verord-
23
ABSTRACTS
neten Arzneimittel. Der Erfolg der oralen Tumortherapie,
sind Haut-Haar-und-Nagelvitamine und wie gefährlich
die zum Beispiel bei einer chronisch myeloischen Leuk-
sind bestimmte Kaubonbons? Dieser Vortrag gibt Ein-
ämie (CML) über mehrere Jahre notwendig ist, hängt je-
drücke und versucht viele dieser Fragen zu beantworten.
doch entscheidend von der Adhärenz des Patienten ab.
Bisher liegen nur wenige Studien zur Adhärenz in der
oralen Krebstherapie vor. Die Daten aus Adhärenzstudien zu anderen Arzneimitteln geben jedoch Hinweise,
Was erwarten Krebspatienten vom Apotheker?
welche Faktoren, wie zum Beispiel Alter, Anzahl der Arzneimittel, Komorbiditäten, die Adhärenz beeinflussen
können. Gerade zu Fragen der Arzneimittelgabe und
Doris C. Schmitt, Consulting + Coaching, Arzt-Patienten-Gespräch, Konstanz
Möglichkeiten diese zu vereinfachen ist der Apotheker
gefragt. Im Rahmen der pharmazeutischen Betreuung
Krebspatienten benötigen umfassende Information über
spielt der Apotheker eine wichtige Rolle, indem er den
ihre Erkrankung und deren Behandlung. Nach dem Diag-
Patienten kontinuierlich während seiner Krebstherapie
nosegespräch stehen die meisten Patienten noch unter
begleitet.
Schock und können oft den Empfehlungen ihrer Ärzte
nicht folgen. Auch fehlt den meisten die Kenntnis über
Diese Möglichkeiten des Apothekers werden näher be-
ihre spezielle Krebserkrankung und mögliche Behand-
trachtet.
lungsoptionen.
Viele sogenannte zielgerichtete Therapien werden oral
verabreicht. Tabletten können jedoch nur wirken, wenn
Kann/Soll ich zu meiner Tumortherapie
Vitamine oder Antioxidanzien nehmen?
sie wie verordnet eingenommen werden. Haben Patienten Zweifel über die Wirksamkeit ihrer Medikamente
und Angst vor möglichen Nebenwirkungen, besteht die
Jürgen Barth, StiL-Studienzentrale, Medizinische
Klinik IV, Universitätsklinikum Gießen
Gefahr, dass der Empfehlung des Arztes nicht gefolgt
wird (Compliance/Adherence). In einigen Jahren wird
jeder dritte Patient ein Krebspatient sein – eine Heraus-
Vitamine und Antioxidanzien gelten generell als „ge-
forderung für onkologisch tätige Ärzte in der Beratung
sund“. Verschiedentlich wird auch der Eindruck vermit-
der Patienten.
telt, je mehr, umso besser – viel hilft viel. Ist das so? Gibt
es überhaupt antioxidative Vitamine? Können sie uner-
Apotheker und Apothekerinnen sind deshalb gefordert,
wünschte Nebenwirkungen von Zytostatika vermindern
sich wieder stärker auf die Arzneimittelberatung zu kon-
oder gar vermeiden?
zentrieren. Krebspatienten müssen das Gefühl haben,
Zweifelsohne JA!
dass sie nicht nur behandelt sondern auch betreut wer-
Klare Sache ist, ein nachgewiesenes Vitamindefizit
sollte ausgeglichen werden. Wie sieht es aber aus mit
„Übersupplementierung“? Speziell in der Onkologie?
Was ist mit Langzeitoutcome Daten wie progressionsfreies oder Gesamtüberleben? Gehen von diesen Substanzen vielleicht auch Gefahren aus? Gibt es Interaktionen im Sinne unerwünschter Wirkungen? Was genau
24
den. Manche Fragen sind sehr persönlich, deshalb sollten Gespräche mit Patienten in einem abgegrenzten Bereich erfolgen. Umfassend informieren und empathisch
beraten ist ein wichtiger Beitrag der Apotheker im Umgang mit Krebspatienten.
- Information
- zielgerichtete Therapie
ABSTRACTS
- Compliance/Adherence
WORKSHOPS
- Herausforderung Arzt-Patienten-Gespräch
- persönliche Beratung
- empathische Gesprächsführung
Beratung zu UAWs: Aufklärung oder Verunsicherung?
Steffi Künne, Zentrale Zytostatika-Abteilung der
Zentral-Apotheke des St.-Johannes-Hospitals
Dortmund
Die Zahl der zugelassenen und verordneten oralen Zytostatika hat in den letzen Jahren stetig zugenommen.
Da es sich hierbei in der Regel um nebenwirkungs- und
wechselwirkungsreiche Therapien handelt, sind auch
die Anforderungen an die Beratung durch den abgebenden Apotheker gestiegen.
Doch wie weit sollte eine Beratung zu oralen Zytostatika
gehen? Während Informationen zur Art und Häufigkeit
„Meet the Experts“
Erfahrungsaustausch und Anwendung
der DGOP Oralia-Datenbank an vier
verschiedenen Fallbeispielen
Kerstin Bornemann, Marien-Apotheke, Göttingen
Umsetzung der Theorie aus den Vorträgen in die Praxis:
An 4 verschiedenen Fallbeispielen erarbeiten die Teilnehmer in einer kleinen Gruppe unter der Leitung eines
erfahrenen Moderators die beratungsrelevanten Aspekte der Fälle und diskutieren praxisorientierte Herangehensweisen an die Beratung.
Dabei können sie sich auf die Oralia-Datenbank der
DGOP stützen und sich mit der Bedienung dieses kostenfreien Hilfsmittels vertraut machen, so dass sie sie
später auch in ihrer Apotheke einsetzen können. Für
jeden Fall erhalten die Teilnehmer am Ende eine Musterlösung.
der Einnahme selbstverständlich sein sollten, stellt sich
die Frage, ob UAWs und deren Management ebenfalls
erläutert werden sollen. Möchte der Patient eine solche
Beratung überhaupt haben, nachdem er vom Arzt bereits meist umfassend aufgeklärt wurde?
Wird durch die Beratung die Adhärenz verbessert oder
der Patient verunsichert?
Entscheidet sich der Apotheker für eine solche Beratung, so muss er differenzieren, welche UAWs relevant
sind und wie sie dem Patienten verständlich erläutert
werden können ohne ihn zu beunruhigen und zu verunsichern. Sinnvoll ist es hier Maßnahmen zur Vermeidung
oder Linderung dieser UAWs zu nennen.
Wie eine solche Beratung aussehen kann und wo man
Informationen dazu findet, wird ebenfalls im Vortrag erläutert.
Burnout-Prophylaxe und Stressabbau
Susanne Bertels, Krankenhausseelsorgerin KKVHH, Hamburg
Um einem Burn-Out vorzubeugen, müssen die dafür zuständigen Faktoren erkannt werden.
In diesem Workshop wird es darum gehen, Ursachen
und Symptome eines Burn-Out zu verstehen, objektive
und subjektive Stressoren in den Blick zu nehmen, den
eigenen Stresstyp herauszufinden und dafür geeignete
Entlastungsverfahren kennen zu lernen.
Insgesamt soll damit eine Stresskompetenz entwickelt
bzw. erhöht werden.
25
ABSTRACTS
Nebenwirkungen der oralen Krebstherapie
Dr. Annette Freidank, Apotheke des Klinikums
Fulda gAG
In der Tumortherapie werden zunehmend orale Arzneimittel eingesetzt, so wird etwa die Hälfte der neuen
Zytostatika für die orale Applikation zugelassen. Da
bei diesen Arzneimitteln die Nebenwirkungen der klassischen Zytostatika, wie Alopezie, schwere Emesis und
Knochenmarkdepression seltener vorkommen, wird die
Bedeutung der Nebenwirkungen dieser Substanzklassen häufig unterschätzt.
Nebenwirkungen an der Haut oder gastro-intestinale
Störungen treten jedoch als Klassenphänomen bei allen Tyrosin-Kinase-Inhibitoren (TKI) mehr oder weniger
ausgeprägt auf. Andere Toxizitäten wie eine Kardio- oder
Neurotoxizität, Störungen der Schilddrüsenfunktion, Leberfunktionsstörungen oder Entwicklung von Tumoren
sind einzelnen Arzneimitteln zuzuschreiben.
Für eine optimale Therapie ist es jedoch notwendig
diese Nebenwirkungen rechtzeitig zu erkennen, zu bewerten und zu behandeln. In einigen Fällen kann eine
Prophylaxe das Auftraten verhindern oder zumindest die
Schwere reduzieren.
Anhand von Patientenfällen werden die wichtigsten Nebenwirkungen der oralen Tumortherapeutika sowie die
Rolle des Apothekers in der Klinik und in der öffentlichen Apotheke bei der Prophylaxe und Therapie der Nebenwirkungen besprochen.
26
ABSTRACTS
27
ABSTRACTS
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